No Chance von Lady_Gina (feelings revolution) ================================================================================ Kapitel 1: No Chance ~ feelings revolution ------------------------------------------ Langsam gleitet das Messer an ihrem rechten Oberschenkel entlang. Rauf und runter. Immer wieder. Ganz sanft berührt es ihre helle Haut. Ihr Blick ist klar, innerlich jedoch von Tränen verschleiert. Die Seele in ihr schreit immer wieder auf. Ganz laut. Doch kein Ton dringt nach außen. NO CHANCE. Ihre Hand beginnt sich schneller zu bewegen. Sie spürt keinen Schmerz. Die Welt ist für sie zusammengebrochen. Nur noch ein Scherbenmeer. Zu schwach, um aufzuhalten, dass sie weiter zerbricht versinkt sie in der Dunkelheit ihrer selbst. Sie ist nur noch ein Schatten. Einsam und alleine. NO CHANCE. Das Herz schlägt langsam. Der Atem ist flach. Doch in ihr kocht es. Sie zittert leicht, doch das macht nichts. Ihre Augen sind auf ihren Oberschenkel fixiert. Immer und immer schneller wird ihre Bewegung. In ihr dieses… Gefühl. Sie kann es nicht ertragen. Nicht mehr. Fest beißt sie ihre Zähnen zusammen und Wut durchfährt sie. NO CHANCE. Wieso kann sie nicht sein, wie alle anderen? Warum kann Sie nicht endlich leben? Warum sind ihre Gefühle in ihr eingesperrt, unfähig nach außen zu treten? Warum ist ihre Seele nicht frei sondern gefangen von allen möglichen Pflichten? Warum schreit ihr Herz so laut, doch keine Silbe dringt nach außen? Warum versinkt sie immer in Gedanken und verwechselt Realität mit Traum? NO CHANCE. Immer noch empfindet sie keinen Schmerz, obwohl an ihren Fingerspitzen Blut haftet. Ihre Gedanken kreisen immer nur um ihre eigene Unfähigkeit. Warum hat sie nicht verhindert, dass sie nur benutzt wird? Sie hatts doch kommen sehen. Wusste es. Und doch hatt sie nichts getan um es zu verhindern. Warum ist sie nicht glücklich? War sie es je? Ist es überhaupt ihr Ziel? So viele Gedanken sind in ihrem Kopf, die sie nicht verstehen kann. Sie kann nicht entkommen. NO CHANCE. Hat sie so etwas wie die Liebe überhaupt verdient? Für was wird sie so sehr bestraft? Sie versteht`s einfach nicht. Wieso sind ihre Emotionen zu stark, als dass sie sie kontrollieren könnte? Versucht sie das überhaupt? Oder ist es der Schmerz, nach dem sie sich sehnt? Ist der Schmerz ihre… wahre Liebe? Wieso kann sie nicht ohne ihn? Ihr Atem wird schneller. Schneller. Schneller…! NO CHANCE. Die Wut hebt sich langsam von ihr ab. Sie zittert heftig und das Messer gleitet aus ihrer Hand. Ihr Blick verweilt immer noch an ihrem Oberschenkel. Sachte streicht sie das Blut, das an ihrem Bein langsam seinen Weg findet zur Seite. Ganz vorsichtig beginnt sie über die Wunde, die sie sich gerade selbst zugefügt hat zu streichen. NO CHANCE ergeben die Schnitte auf ihrer Haut. NO CHANCE. Ihr Gefühl. NO CHANCE. Ihre Situation. NO CHANCE. Ihr Weg. In ihr beginnt etwas aufzusteigen. Sie fühlt sich gut… sehr gut! Beginnt zu lächeln. Ein bisschen. Immer breiter. Tränen beginnen sich in ihren Augen zu sammeln. Erleichterung kristallisiert sich aus dem Gefühl heraus. Immer wieder fährt sie über die Worte in ihrem Bein. Sieht dem Blut zu, wie es seinen Weg auf der Haut nimmt. Ganz langsam. Ihre linke Hand verweilt auf ihrem Herz. Es schlägt wieder langsamer als zuvor. DODOM Erneut durchfährt sie etwas und sie zuckt zusammen. DODOM Sie streicht schneller über die Wunde. DODOM Sie schüttelt den Kopf. DODOM Was hat sie getan… DODOM Zweifel DODOM Wieso bereut sie, was ihr gerade so gut getan hat? NO CHANCE. Ihr Finger verweilen einen Moment auf der Wunde. Dann umkrallt sie die Wunde mit festem Griff. Ein jäher Schmerz durchzuckt sie. Fest presst sie ihre Augen zusammen. Sie atmet schwer. Einen Moment. Noch einen. Schließlich lässt sie los. Für Sekunden verstärkt sich der Schmerz um ein vielfaches und sie stöhnt leicht auf. Immer wieder spürt sie einen leichten Stich in ihrem Bein. Es zieht… Blut tritt immer noch nach außen und sie kann den Blick nicht abwenden. Kann nicht aufhören, auf die Wunde… das Wort… zu fassen… als würde ihr das helfen, es zu begreifen… NO CHANCE. Warum eigentlich? Ihr steht doch die Welt offen. Sie kann doch alles erreichen. Warum wirft sie alles weg? Nur wegen diesem Arschloch? Nur wegen diesen Gefühlen, die sie sich einbildet? Immer wieder malt sie sich aus, wie er gerade eine andere küsst. Immer wieder flackern die Bilder vor ihren Augen auf. Sie weiß, dass er sie nicht liebt. Sie weiß, dass er jedes Mädchen nimmt, die nur halbwegs gut aussieht und Sex mit ihm haben will. Sie weiß, dass er ein Egoist ist. Von seinem Trieb angestachelt rennt er durchs Leben. Seine Drogen sind die einzigste Liebe, die er hat. Die Wohnung, in der er lebt sieht schlimm aus. Überall liegt etwas herum. Altes Essen, Zeitungen, Fotos, Kleidung,… alles Mögliche einfach. Ihm ist es egal. Es stört ihn nicht. Nicht mehr. Es ist, als ob er in einer anderen Welt leben würde. In einer anderen Realität. Es ist, als ob alles nicht mehr wichtig wäre. Als ob alles egal wäre. Von den Eltern nie so geliebt, wie der Bruder, verlassen von der Freundin, die ihm ein Kind gebar… Doch all das weiß sie nicht genau, denn er redete nie wirklich über sich… Sie reimt es sich nur zusammen… immer wieder diese Bilder… in ihren Gedanken… Bilder, die sie so verletzen. Jetzt sitzt sie hier alleine am Boden. Das Bein voller Blut. Das Herz so leer. Den Kopf voller Gedanken. Die Zeit rast dahin. Sie hat jedes Gefühl dafür verloren. Alles hat sich verändert. Das gute schöne Gefühl der Erleichterung ist gegangen und kommt auch nicht wieder. Sie hasst sich dafür, was sie getan hat. Hasst den Grund WARUM sie es getan hat. Er ist es nicht wert. Das weiß sie. Und doch… beherrscht er ihre Gefühle so sehr. Und das, obwohl er in ihr nur einen Gegenstand sieht. Für nichts anderes gut als für schnellen Sex. Langsam steht sie auf und verweilt ein bisschen nach vorne gebückt, die Finger immer noch auf der Wunde haltend. Wann war sie nur so freudlos geworden? So ganz ohne Motivation und Glück? Wie tief war sie gefallen? Immer mehr Fragen tauchen in ihrem Kopf auf. Die Zeit rast dahin, immer schneller. Ihre Hand lässt von dem Schritzug ab und sie stützt sich mit beiden Händen auf das Waschbecken. Mit einem seufzen auf den Lippen sieht sie in den Spiegel direkt vor sich. Ihr Make-up ist verwischt. Ihr Haar zerzaust. Sie hebt ihre rechte Hand und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ein bisschen Blut färbt den Weg, der die Strähne zurück hinter ihr Ohr bringt rot. Die Hand wieder aufs Waschbecken sinken lassend sieht sie sich an. Wer war sie nur? Was war aus ihr geworden? Sie fühlt, wie ihre Knie schwächer werden und sie lässt sich langsam nach unten gleiten, die Hände immer noch am Waschbecken verweilend. Einen Moment harrt sie so aus. Dann steht sie wieder auf, öffnet langsam den Spiegelschrank, in den sie gerade zuvor hineingesehen hatte und holte einen Verband und eine Mullbinde heraus. Langsam wischt sie sich mit Hilfe eines angefeuchteten Klopapiers das Blut rund um den Schriftzug weg. Dann legt sie die Mullbinde auf die Wunde und wickelt den Verband herum. Solange, bis die Rolle zu Ende ist. Dann schnappt sie sich ein paar Blätter der Klopapierrolle und wischt die Spuren der roten Erinnerung von den Fliesen und dem Waschbecken auf. Niemand würde bemerken, was sie getan hatte. Niemand würde danach fragen. Niemand würde erkennen, was sie für ein Mensch war. Niemand… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)