Fesseln der Liebe (?) von Animegirl_07 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ein normalschrecklicher Mittwoch in Ayas Leben erwartete das Mädchen. Die Sonnenstrahlen krochen durch ihr Zimmer und erhellten den Raum. Fest in der Bettdecke eingehüllt lag Aya schlummernd auf dem Holzgestell, das sich direkt gegenüber der Tür befand. Aya hing in einem festen Schlaf und träumte von wundervollen Zeiten. Der Wecker, der zu ihrer Rechten auf dem Nachtkästchen stand, piepte bereits laut vor sich hin, verfehlte jedoch seine Wirkung, denn Aya schien keine Anstalten zu machen, aufzustehen. Sie kuschelte sich in ihre Decke und schwebte in einer Welt, weit weg von der Gegenwart. Doch irgendwann war jeder Traum einmal zu Ende und ihrer hörte auf, als eine zweite Melodie an ihr Ohr drang. Ihr Handy, das laut schellte und vibrierte, nahm den Platz direkt neben ihrem Wecker ein und zeigte mehr Wirkung, als es der alte Schwerenöter je tun würde. Ohne aufzublicken begann ihre Hand durch das Zimmer zu tasten, ihrem Nachtkästchen entgegen. Sie meinte den Wecker zu erwischen, als sie ihn plötzlich falsch erfasste und ihn hinab warf. Mit ihm landete auch sie auf dem Boden, da sie sich zu weit herausgelehnt hatte. Sie betrachtete den nun schon 7. Wecker in diesem Monat, der in seine Einzelteile zersprungen war. Schon wieder hatte einer ihrer Weckdienste sein Leben auf diese Art verwirkt. “Immer dasselbe mit diesen Dingern!”, fluchte sie laut. Währenddessen klaubte sie die Kleinteile auf. Sie fragte sich, ob es an ihr lag, ob sie vielleicht zu ungeschickt war, oder hatte das Schicksal seine Finger im Spiel? Ihr war es egal, denn sie hatte jetzt ein schwerwiegenderes Problem. Sie hatte verschlafen! Ihr Handydisplay zeigte ihr eine Nachricht an und die Uhrzeit, acht Uhr fünfzig. Diese Wecker erfüllten nie ihren Zweck. Sie hatte deren Rufe überhört und weiterhin tief und fest geschlafen. Schnell las sie noch die SMS, doch wusste sie bereits, wer ihr geschrieben hatte. “Guten Morgen, Aya. Wo bleibst du? Der Unterricht hat bereits angefangen. Gruß, Jack.” Aya lächelte kurz. Typisch, dachte sie und richtete sich dann schnell her. Es machte keinen Sinn ihm jetzt zu schreiben, denn sie würden sich früh genug wieder sehen, auch wenn sie zu spät zur Schule kam. Nachdem sie sich beruhigt hatte, sprang sie endlich auf und zog sich um. Sie nahm, wie immer, überhaupt nichts zu sich. Die Zeit war viel zu knapp dafür. Eilig rannte sie in Richtung Haustür, schnappte sich beim Vorbeigehen noch ihren Schlüssel von der Ablage im Flur und zog sich bereits die Schuhe und die Jacke an. Aus einer weit entfernten Ecke zog sie ihre Schultasche hervor und verschwand dann im Treppenhaus. Sie sprang eine Treppe nach der anderen hinab und fetzte durch den Ausgang. Die Stadt und ein reges Leben erwarteten sie, da viele der Bewohner sich ebenfalls um diese Zeit auf den Weg durch die Stadt machten. Aya ignorierte jeden einzelnen, denn sie hatte es eilig. Ohne einen Blick auf sie zu werfen, rannte sie durch die Menschenmengen. Der Weg war noch weit und sie wollte nicht ganz so spät kommen, denn je später, desto länger musste sie in der Schule bleiben. Sie konnte sich bereits vorstellen, wie ihr Lehrer sie wieder schimpfte und ihr eine sehr bekannte Strafe auferlegte. Nachsitzen! Dies tat er des Öfteren. Er schien einen Narren an ihr gefressen zu haben, wobei es ja wirklich ihre eigene Schuld war. Kein anderer Schüler kam fast jeden Tag zu spät, nur sie. Herr Heulsu vergab ungern Strafen, doch war es in Ayas Fall von größter Notwendigkeit. Somit kannte sie auch den Grund, weswegen sie nachsitzen musste. Nur leider schaffte sie es trotz allem nicht, pünktlich zu kommen. Das Spiel wiederholte sich fast jeden Tag und nahm bereits den Anfang am ersten Tage in diesem Schuljahr. Sie kam zu spät und er ließ sie diese Zeit im Klassenzimmer nachholen. Ein Blick in den Himmel verkündete Aya einen Regentag. Die Wolken sammelten sich bereits und verdunkelten die Straßen der Stadt. Das kleine Mädchen mit den braunen Haaren und den Rehbraunen Augen betrachtete diese Ansammlung der großen Wolken misstrauisch. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde es sogar anfangen zu Donnern und sie trug für dieses Wetter nicht einmal einen Regenschirm bei sich. Uninteressiert rannte sie weiter. Ein so anfangender Tag konnte ja nur schlechter werden. Vor sich erblickte sie schon bald die Schule. Als es gerade anfing zu donnern, erreichte sie das Gebäude und bevor noch die ersten Regentropfen den Boden berührten betrat sie die Eingangshalle im schnellen Tempo. Der Steinboden, der eben noch gewischt worden war, gab ihr keinen festen Halt und sie schlitterte durch die große Halle. Schon bald verlor sie die Balance und fiel vornüber dem Grund entgegen. Fluchend rappelte sie sich wieder auf. “Ein wundervoller Tag”, schimpfte sie ironisch. Begonnen mit einer Verspätung durch misslungene Weckrufe und das Nachsitzen wäre wohl dann das wohlverdiente Ende. Auf einmal drang ein Stimmengewirr an ihr Ohr und ein Blick auf die Uhr an der großen, grauen Wand verriet ihr, dass die Pause eben begann. Sie fragte sich, für was sie sich nun beeilt hatte. Natürlich blieb die Antwort aus. Heute erwartete sie, wie bereits erwähnt, ein normaler Tag, wie jeder andere. Sie verließ das Schulgebäude und suchte einen Jungen mit blond gebleichten Haaren auf, der sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Glücklich umarmte Aya ihn. Der Junge musterte das brünette Mädchen durch sein Paar dunkelblauer Augen. Jackin, wie dieser hieß, war ihr bester, aber auch einziger, Freund. Sie verstanden sich sehr gut und hingen aneinander. Nur seine Anwesenheit hielt sie noch an diesen Ort, ansonsten wäre sie bereits weit fort gegangen. Nachdem Jackin ihr erzählt hatte, dass sie bald zwei neue Mitschüler bekommen würden, endete die Pause auch schon, denn Aya benötigte einige Zeit um sich zu beruhigen, da sie wusste, dass diese beiden direkt hinter ihnen sitzen würden. Wie erwartet hielt Herr Heulsu, von allen Schülern auch Herr Heulsuse genannt, da Kleinigkeiten bereits seine Nerven arg belasteten, eine Standpauke. Aya hörte ihn schuldbewusst dreinblickend zu und genoss nach einigen weiteren Schulstunden langweiligen Unterrichts ihr Nachsitzen mit minderem Vergnügen. Jackin stand von dem Platz neben ihr auf und verabschiedete sich. Er wünschte ihr noch einen schönen Nachmittag, sollte sie einen haben. Sie wusste, er hätte gewartet, müsste er jetzt nicht auf die Arbeit. Jack lebte, wie auch sie, alleine und musste sein Unterhalt selber verdienen. Er besaß keine Eltern mehr. Aya wusste nicht, ob sie ihn beneiden sollte oder mit ihm leiden, schließlich hatte sie noch ihre Eltern, lebte trotz allem ebenfalls alleine. Ihr wurde jeden Monat genug Geld für die Wohnung und für alles weitere gezahlt, obwohl ihr das nicht reichte. Sie wollte keine Eltern, die ihr mit Geld den Weg des Lebens erleichterten, sondern sie benötigte solche, die für sie da waren, ihr zuhörten und ihr die Einsamkeit nahmen. Diese hatte sie aber nicht. Sie blieb noch ungefähr bis viertel nach drei. Dann entließ Herr Heulsu sie endlich. Seufzend räumte sie ihre Sachen ein und verabschiedete sich. Im Schulgebäude hatte sich die Menge der Schüler gewaltig reduziert und als eine der wenigen schritt sie durch die langen, hellen Gänge. Heute hatte sie nicht mehr viel vor. Sie durchquerte die Stadt und auf den Weg nach Hause machte sie noch einen Abstecher in den Supermarkt. Ihr Kühlschrank zeigte ihr bereits eine gähnende Leere, gegen die Aya vorgehen wollte. Sie kaufte sich einige Sachen und schleppte zusätzlich zu ihrer Schultasche auch noch zwei Tüten durch die Stadt. Langsam trottete sie dahin. Zuhause erwartete sie eine Einsamkeit und der Nachmittag und der darauf folgende Abend spielten sich im gewohnten Rhythmus ab. Das Mädchen verbrachte ihre Zeit in ihrem vertrauten, langweiligen Heim. Sie betrat den kleinen Flur, schloss die Tür hinter sich ab. Gleich zu ihrer linken stand ein offener Schrank. Sie hing ihre Jacke an einen der Hacken und stellte die Schuhe auf das schmale Holzbrett, das weit unten befestigt war. Nur ein kurzen Blick auf das alte Schnurtelefon, das auf einer Hüfthohen Kommode neben dem Schrank stand, werfend, überquerte sie den dunklen Teppich und musste sich für eine der vier Türen entscheiden. Gleich ihr gegenüber befand sich das Wohnzimmer zu ihrer rechten hatte sie das Bad und daneben die Küche und auf der anderen Seite erschien ihr das Schlafzimmer. Zu allererst betrat sie ihr spärlich eingeräumtes Wohnzimmer. Eine weiße, lange Couch und ein Sessel in derselben Farbe umringten den dunklen Wohnzimmertisch. Ein kleiner, veralteter Fernseher stand dicht neben dem Fenster und ansonsten erwarteten sie ein Bücherregal und ein Schreibtisch. Sie pfefferte die Schultasche in eine der Ecken und verließ den Raum wieder. Noch nicht einmal einen Computer war hier zu finden. Nur, für was benötigte sie diesen auch? Als nächstes suchte sie die Küche auf. Sie musste aufpassen, denn ihre Socken ließen sie auf dem Fliesenboden fast ausrutschen. In der rechten Hälfte standen ein kleiner Tisch und drei Stühle, die sie fast nie gebrauchte. Auf der anderen Seite stand die Küche selber. Ein alter Herd, zwei Schränke mitsamt den Hängeschränken und eine nicht wirklich dazugehörende Waschmaschine. Der Kühlschrank, der in eine der Ecken stand, war ihr nächstes Ziel. Sie räumte das Eingekaufte ein und nutzte jedes Fleckchen, das sich ihr bot, denn der Innenraum bot kaum genug Platz für alles. Als nächstes stellte sie sich unter die Dusche und ließ das kühle Nass über ihren Köper wandern. Das Bad zeigte auch nur die Sachen, die man wirklich benötigte. Eine Toilette, ein Waschbecken, darüber ein kleines Spiegelschränkchen und diese Dusche. Während Aya in der Kabine stand, dachte sie über ihr Leben nach. Wie sollte dies alles weiter gehen? Was erwartete sie noch? Gerade einmal 18 Jahre und immer noch kein Ziel vor Augen. Jeder Tag langweilte sie schrecklich zu Tode und sie wusste nichts dagegen zu tun. Jackin musste arbeiten, er hatte keine Zeit für sie. Manchmal dachte sie sich, wie schön es wäre, wieder mit den Eltern auf Reisen zu sein. Schnell schob sie diesen Gedanken bei Seite. Mit solchen Eltern wollte sie bestimmt nicht verreisen! Sie wusch sich ab und verließ die Kabine. Den Rest des Tages verbrachte sie, wie jeden anderen zuvor. Sie aß zu Mittag, sah sich eine Dokumentation an und nahm zu guter Letzt noch ein gutes Buch zur Hand, das sie erst gestern angefangen hatte zu lesen. In ihrem trostlosen Leben blieb ihr nichts anderes übrig, als etwas zu lesen. Wenigstens brachte es sie auf andere Gedanken. Erst zur späten Stunde erinnerte sie sich an ihre Hausaufgaben, die in einer weit entfernten Ecke lagen, mitsamt der Tasche. Sie setzte sich an den Schreibtisch und begann mit Mathematik. Sie konnte sich aber, wie immer, kaum auf ihre Arbeit konzentrieren und schon bald gab sie es auf. Unverrichteter Dingen verließ sie dieses Zimmer. Sie zog sich um, legte sich in ihr weiches Bett und versuchte einen geruhsamen Schlaf zu finden. Dieser holte sie aber erst viel später ein, denn sie vermochte es nicht, ihre trübsinnigen Gedanken und die Angst vor der Einsamkeit abzustellen. Der darauf folgende Tag verlief ebenso, wie der gestrige. Sie schreckte viel zu spät aus ihren Träumen auf und erreichte zu Pausenbeginn das Schulgebäude. Jackin war wie immer pünktlicher und wartete bereits geduldig auf seine Mitschülerin. Als sie am Schulgebäude ankam, erblickte sie ihn sofort. Sie rief ihm zu und beschleunigte ihre Schritte. Zwischen ihnen lag eine Hecke und sie hatte keine Lust einen Umweg in Kauf zu nehmen. Sie sprintete los und sprang über das Grüngewächs. Zum Glück erreichte sie die genaue Höhe, um nicht hängen zu bleiben. Hätte sie aber die Person dahinter früher bemerkt, wäre das darauf folgende nie geschehen, denn sie riss den jungen Mann, der mit dem Rücken zu ihr auf einer Bank saß, herunter und mit sich auf den Boden. Schwarze Augen, mehr nahm sie in diesem Moment nicht wahr, aber dieses Schwarz hinterließ eine Erinnerung. Jackin, der alles miterlebte, eilte sofort herbei. Sorgevoll trat er näher. Doch Ayas Gedanken kreisten nicht, wie sonst immer, um ihren besten Freund, den sie verdammt lieb gewonnen hatte, sondern um den schwarzhaarigen Jungen unter ihr. Er sah sie genervt an. “Könntest du vielleicht von mir herunter gehen?”, erklang es säuerlich und keineswegs freundlich aus seinem Mund. Aya musterte ihn kurz, versuchte die Röte der Peinlichkeit zu bekämpfen und stand auf. Innerlich entfachte aber eine Flamme des Zornes. Dachte er, sie könnte etwas dafür, dass sie ihn zu Boden gerissen hatte? Wieso saß er auch so verdammt ungünstig auf dieser Bank?! Der Fremde erhob sich nun ebenfalls. Er klopfte sich den Dreck von der Hose. Aya betrachtete ihn nun genauer. Sie musste zugeben, er sah verdammt gut aus. Pechschwarze, schulterlange Haare, die ihm etwas Ungewöhnliches verliehen, denn niemandem standen sie besser, als ihm. Die schwarzen Augen aber faszinierten sie um einiges mehr. Schwarz, wie die Nacht. Unheimlich und eigenartig. Nie hatte sie solch eine Augenfarbe gesehen. “Du musst Aya sein”, bemerkte der junge Mann und klang dabei nun mehr interessiert, als genervt. Sein unfreundliches Verhalten wich einem Liebenswürdigen, Zuvorkommenden. Das Mädchen schien aber desinteressiert. “Na und?!”, entgegnete sie ihm und streckte die Zunge heraus. Egal, wie gut er aussehen möge, sie hatte keine Lust mit ihm zu sprechen. Sein hinterlistig lächelndes Gesicht steigerte ihre Wut um einiges. Das ließ den Jungen aber nur noch mehr grinsen: “Ich heiße Shinri. Merke dir meinen Namen gut.” Aya entgegnete ihm sarkastisch: “Nein, danke! Dein Name interessiert mich genauso wenig, wie du es tust!” “Du gehörst aber mir”, konterte er dem. Irritiert musterte Aya ihn. So etwas hatte noch nie jemand ihr gegenüber gesagt. Schnell schüttelte das Mädchen den Kopf und schrie ihn an: “Ich gehöre niemanden, verstanden?!” Zornig funkelte sie ihn an. Am liebsten wäre sie ihm an den Hals gesprungen. Sein widerliches Grinsen würde ihm dann schneller vergehen, als es ihm lieb war. Jackin bemerkte die Situation. “Aya, komm lass uns reingehen”, bat er und versuchte das Mädchen etwas zu beruhigen. Zu seinem Glück stimmte sie dem zu. Sie wollte nicht länger in der Nähe dieses seltsamen Jungen bleiben. Shinri folgte ihnen nicht. Als sie einen erheblichen Abstand zwischen ihn gewonnen hatten, schimpfe Aya laut los: “Wer war das eigentlich?! Was für ein Idiot!” Sie war außer sich vor Wut. Am liebsten hätte sie noch viel lauter geschrien, damit ihr Zorn verflog. Jackin, der neben ihr stand, blieb ruhig. “Also, das ist unser neuer Klassenkamerad, von dem ich dir gestern erzählt habe. Er und Ria.” Leider wusste auch er nicht, was der Junge mit diesen seltsamen Worten gemeint hatte. Diese Information beruhige Aya nicht wirklich. Mit Shinri in einer Klasse? Das war eine sehr schlechte Neuigkeit, die das brünette Mädchen am liebsten verdrängt hätte. Vor allem dieser Satz! “Als ob ich irgendjemandem gehören würde! Ich werde bestimmt nicht sein Sklave werden! Ich gehöre nur mir, mir ganz alleine!” Aya nickte entschieden. Ihr bester Freund stimmte dem mit einem stummen Nicken bei. Schon bald endete die Pause. Gemeinsam betraten sie das Klassenzimmer. Herr Heulsu wartete bereits ungeduldig auf Aya. “Schon wieder zu spät!”, schimpfte er aufgebracht. Es raubte ihn den letzten Nerv. Er glaubte, als Lehrer versagt zu haben. Aya blickte schuldbewusst auf den Boden und entgegnete ihm entschuldigend: “Es tut mir wirklich sehr leid! Ich habe verschlafen. Es wird ganz bestimmt nie wieder vorkommen.” “Das sagst du jedes Mal. Und noch immer hat sich nichts geändert”, jammerte der Lehrer. Seine Klasse übte sich im Schweigen und betrachtete das Geschehen gelangweilt. Nur wenige schienen Vergnügen daran zu finden. Wie gewohnt verhängte der Lehrer seine Strafe, die aus zwei Schulstunden Nachsitzen bestand. Er seufzte betrübt. Langsam schwand die Hoffnung, die noch Anfangs des Schuljahres gekeimt hatte. Aya war ein trostloser Fall. Es schien ihm ernsthaft wichtig zu sein. Die Zukunft einer seiner Schülerinnen stand auf dem Spiel. Nach kurzer Zeit beruhigte er sich wieder, denn es stand ein noch viel wichtigeres Thema an. “Ich hätte eine Bitte an dich, Aya. Könntest du dich vielleicht um Ria, deine neue Mitschülerin, kümmern? Sie sind erst vor kurzem in diese Stadt gekommen.” Erst als der Lehrer sie darauf ansprach, fiel ihr das Mädchen auf. Sie saß auf dem Platz direkt hinter ihr. Ein hübsches Mädchen mit seidigblonden Haaren. Aus dieser Klasse stach sie besonders hervor. Schockiert betrachtete Aya die Person neben Ria. Ein schwarzhaariger Junge mit geheimnisvollen, dunklen Augen. Shinri! Für sie war es schon Strafe genug ihn in der Klasse zu haben! Wieso musste er denn ausgerechnet auch noch an der Bank direkt hinter ihr sitzen?! Ein Grinsen huschte über die schmalen Lippen des schwarzhaarigen Jungen, der sich anscheinend darüber freute, dass er von Aya wahrgenommen wurde. Aya wand sich von ihm ab und lächelte Ria an. “Natürlich kümmere ich mich um unsere neue Mitschülerin! Kein Problem.” “Okay. Jackin, könntest du Shinri alles zeigen?”, sprach nun Herr Heulsu an den blonden Mann gewand. Plötzlich ertönte Rias entsetzte Stimme: “Ich möchte aber nicht von dieser Aya herumgeführt werden!”, motzte sie. “Könnte Jackin sich vielleicht um mich kümmern? Ihm vertraue ich viel mehr!” Ein verführerisches Lächeln sollte ihn überzeugen. Das andere Mädchen erstarrte. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen! Böse funkelte sie die Blondine an. Was wollte sie von ihrem Jackin?! “Nein! Ich würde mich doch so gerne um dich kümmern”, gab sie freundlich zu verstehen. Vielleicht könnte sie den Lehrer damit umstimmen. Schließlich war Jackin ihr bester Freund und sie müsste sich dann um Shinri kümmern. Dazu hatte sie echt keine Lust. Doch Ria schien keineswegs das Problem auf Ayas Art lösen zu wollen. “Herr Heulsu! Sie sind doch so ein hervorragender Lehrer und treffen immer perfekte Entscheidungen. Daher würden sie doch viel lieber wollen, dass mich Jackin herumführt, nicht?”, versuchte sie ihn umzustimmen. Mit großen Hundeaugen bat die Blondine ihren neuen Lehrer sich für ihren Vorschlag zu entscheiden. Wut stieg in Aya auf. Mit solch einer billigen Masche wollte sie also die Macht an sich reißen? Die kann was erleben! “Aber … ich wollte Ria doch so gerne alles zeigen”, jammerte das dunkelhaarige Mädchen. Es war natürlich nur gespielt, aber gegen diese Ria wollte sie einfach nicht verlieren. Nein, nicht gegen sie. Doch Ria wollte das ebenso wenig. Beide starrten sich böse an. “Wie regeln wir das jetzt?”, fragte Ria etwas hochnäsig. Aya antwortete ihr: “Wir werden Jack die Wahl lassen. Schließlich geht es um ihn.” Genau zu ihm wollte sie dann auch hingehen, ohne aber Ria aus den Augen zu lassen. Plötzlich fühlte sie etwas, dass sich gegen ihren Fuß stellte. Sie wusste, es war ihr nichts im Weg. Keine Tasche, kein Ordner, nichts! Dennoch verlor sie den Halt und mit einem erstickenden Aufschrei fiel sie vornüber. Erschrocken betrachtete sie den näherkommenden Boden. Sie hielt ihre Arme schützend vor sich, wollte sich noch abfangen, als jemand anderes ihr zuvor kam. Starke Arme hielten Aya fest und halfen ihr wieder auf. Sie blickte hinauf, wollte erkennen, wer ihr geholfen hatte. Entsetzt betrachtete sie ihren neuen Mitschüler Shinri. Mit ernsten Augen entgegnete er ihren Blick. “Du solltest besser aufpassen, wo du hintrittst”, sagte er mir ruhiger Stimme. Schnell riss sich Aya von der Hand los, die sich sanft um ihren Arm schloss. “Danke …”, nuschelte sie. “Aber ich brauche keinen Aufpasser.” Wie war er nur so schnell aufgestanden? Wie hatte er das fertig gebracht? Es war unmöglich, in dieser kurzen Zeit so schnell zu reagieren. Shinri wand sich nun an den Lehrer und unterbrach somit den Streit zwischen den beiden Mädchen. “Herr Heulsu, ich bin dafür, von Aya begleitet zu werden. Sie müssen sich also nicht mehr den Kopf zerbrechen.” Er lächelte und etwas hinterlistiges funkelte in seinen Augen. Dann wechselte er einen Blick mit Ria, die ihm dankend zunickte. Es schien, als hielten sie zusammen, um alles zu bekommen, was sie sich wünschten. Aya wollte das aber nicht. Sie sah den Lehrer flehend an, der dies aber falsch verstand. “Okay, wenn euch so viel daran liegt, dann verteilen wir das neu. Jackin, kümmere dich bitte um Ria, und Aya, zeige bitte Shinri alles.” Er beschloss es und erwartete keine Widerrede oder Bestätigung. Dankend nickten Shinri und Ria ihm zu und setzten sich wieder auf ihre Plätze. Als Shinri an Aya vorbei ging, funkelte sie ihn zornig an. Das hämische Grinsen, dass um seine Lippen spielte, machte sie nur noch wütender. Wie sie ihn hasste! Sein Grinsen würde ihm schon noch im Halse stecken bleiben! Genervt setzte sie sich wieder hin und der Unterricht begann endlich. Die Schüler murrten, denn sie hätten viel lieber dem Streit gelauscht, als nun wieder langweiligen Stoff an sich vorüber ziehen zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)