When the gods fell in love von Ayame-chan (Seto x Yami oder Seth x Yami Bakura x Marik) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Autor: Ayame-chan Fandom: Yu-Gi-Oh Disclaimer: Die Charas gehören nicht mir und die Götter entstammen auch nicht meiner Feder. Pairings: Seto x Yami, Seth x ???, Bakura x Marik Joah....mal wieder was neues von mir. *Nicht tot zu kriegen ist* Die Idee kam mir, als ich mir dachte, wenn Setos Alterego doch oft als Seth bezeichnet wird, warum ihn dann nicht mal den gleichnamigen Gott spielen lassen? Wobei ich auch hoffe, dass es diese Idee noch nicht soooo oft gab. Tja und dann kommt seit langem auch mal wieder BakuxMarik vor. Na mal sehen, ob ich das noch hinkriege... SO! Genug der Vorrede! Viel Spaß mit When the gods fell in love!!! When the gods fell in love 1. Prolog Die Wüste….eine kage Einöde, in der das Leben für die Menschen nahezu unmöglich schien, wenn sie nicht genau wussten, wo sich die nächste Oase befand. Und dennoch gelang es den Menschen sich dort niederzulassen und eine der größten und fortschrittlichsten Zivilisationen zu erschaffen: das alte Ägypten. Und dies alles ermöglichte ihnen ein einziger Fluss: Der Nil, ein Geschenk der Götter.... Wir befinden uns in der 18. Dynastie, vor den Toren der damaligen Hauptstadt Theben. Ein klarer Sternenhimmel, zusammen mit dem runden vollem Mond warf ein fahles Licht auf den nun dunkeln Wüstensand und machte es so schwer für Räuber und Diebe ihr Werk zu verrichten. Und obwohl die Nacht so hell war, konnte man eine ganz gewisse Person nicht sehen. Zumindest nicht, wenn man von der sanften Windböe absah und den Wüstensand, welchen sie mit sich trug, sich stetig dem Palast näherte, in welchem zur Zeit Pharao Atemu regierte. Das königliche Gemach wurde vom schwachen Schein einer Öllampe erhellt und ließ die Schatten an den Wänden tanzen. In einer Ecke des Raumes stand ein großer Schreibtisch, übersäht mit dutzenden von Papyri. Ihm schräg gegenüber befand sich eine Sitzecke, die mit ihren Kissenbergen ein wenig an die Araber des Orients erinnerten. Und gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes, stand ein großes Bett, dessen Vorhänge aus blauer Seide, den Blick auf den darin Liegenden verwehrten. Einzig einen Vorhang hatte man offen gelassen, denn dort saß ein hoch gewachsener Mann. Seine mit Gold geschmückte weiße Robe ließ auf einen hohen Stand schließen und ein merkwürdiger goldener Ring um seinen Hals, an dem fünf Pendel hingen, kennzeichneten ihn deutlich als einen der fünf Richter des Pharaos. Mahado, Hofmagier, aber auch Heilkundiger verarbeitete in einer Mörserschale verschiedene Kräuter zu einem Brei und verdünnte diesen mit Wasser, um es seinem Patienten leichter zu machen die Medizin zu sich zu nehmen. Als er fertig war hob er den Blick, strich sich die schulterlangen braunen Haare zurück und betrachtete mit Sorge das Gesicht seines Königs. Atemu war ungewohnt blass, bis auf die von Fieber geröteten Wangen. Kalter Schweiß bedeckte die Stirn, die eigentümliche Frisur war noch verwuschelter als sonst und die Arme lagen kraftlos auf der Bettdecke, in welche ihr Besitzer noch einige Nächte zuvor die Hände gekrallt und sich unter Schmerzen gewunden hatte. Nun jedoch schien der Pharao nicht mal mehr Kraft zu haben, um sich zu winden und seine Atmung schien auch immer flacher zu werden. Mahado wusste es schon längst, es ging zu Ende mit ihrem jungen König. Keine Medizin hatte Atemu geholfen und nun konnte er seine Qualen nur noch ein wenig lindern, indem er ihm etwas gab, um die Schmerzen zu betäuben. Jemand musste ihn verflucht haben, das schien Mahado die einzig mögliche Erklärung zu sein, warum sich der Zustand des Jüngeren nicht bessern wollte. Dabei hatte das Volk ihn verehrt, denn nachdem bereits sein Vater, König Akunumkanon, für Frieden gesorgt hatte, hatte sein Sohn dessen Werk fortgesetzt und Ägypten Reichtum und Wohlstand verschafft. Wer nur konnte einen Groll gegen ihn hegen? Oder hatte er wohlmöglich die Götter erzürnt? Doch wie? Er kannte Atemu schon seit Kindesalter und nie schien er sich gegen die Götter aufgelehnt zu haben. Ja, es kursierten sogar die Gerüchte, dieser junge Mann habe sich die Güte der Gottheit Seth verschafft. Man erzählte sich von merkwürdigen Schauermärchen, in denen Nomaden, die eine Handelskarawane überfallen wollten von Sandstürmen vernichtet worden waren. Sogar einige Sklaven, ehemalige Krieger feindlicher Länder, berichteten, dass der Zorn der Wüste sie heimgesucht hätte. Mahado stellten sich nur bei dem Gedanken an diese Berichte, sämtliche Nackenhärchen auf und weckten in ihm den Wunsch in den nächsten Tempel zu stürzen und ehrfürchtig zu beten. Er nahm den Mörser aus der Schale und hob vorsichtig den Oberkörper des Königs an. „Bitte trinkt, Pharao“, sagte er leise und hielt dem jungen Mann die Schale an die Lippen, welche sie langsam ein Stück öffneten und Mahado flößte dem trockenen Mund, Schluck für Schluck die Flüssigkeit ein, damit sich Atemu nicht verschlucken konnte. Und wenn er doch irgendein Spiel mit den Göttern getrieben hatte und diese deshalb nun auf Rache auswaren? Mahado zuckte zusammen, als ein plötzlicher Windstoß die seidenen Vorhänge in seine Richtung wölbte, ebenso wie die, die vor den Balkon gezogen waren, doch nun waren sie wie von Geisterhand auseinander gezogen worden. Feiner Wüstensand rieselte ins Innere des königlichen Gemachs und der Magier beeilte sich den Körper seines Königs wieder in die Kissen zu betten, ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen und das Zimmer zu verlassen. Diese plötzlichen Windböen, welche Sand mitbrachten waren keine Seltenheit in der Nähe des Pharaos, vor allem nicht nachts. Leise schloss Mahado die Tür zu dem Gemach hinter sich und rieb sich über die Unterarme, auf denen sich eine Gänsehaut gebildet hatte, während er den langen Gang entlang ging. Auch wenn ihm dieser merkwürdige Wind Unbehagen bereitete, so hatte ihm Atemu versichert, dass keine Gefahr von ihm ausging und was konnte er schon tun, außer seinem Herrscher zu vertrauen? Immer mehr Sand rieselte in das Zimmer und bildete so eine Spur bis zum Bett. Die Fußspuren eines Unsichtbaren zogen sich durch den Sand, welches wie Wasser zu einem Punkt floss und dort in die Höhe wuchs und eine menschenähnliche Gestalt annahm, welche sich immer mehr und mehr zu verfeinern begann. Der Sand schien im Nichts zu verschwinden und was er an seiner Stelle zurückließ war ein hoch gewachsener Mann, gehüllt in edle Roben aus mit zahlreichen Mustern an den Säumen bestickten feinsten Leinen. Goldene Armreife und zahlreicher anderer Schmuck, ließen auf einen hohen Stand schließen. Die braunen Haare reichten ihm bis zur Hüfte und seine für Ägypten ungewöhnlich blauen Augen gaben seinem jugendhaften Gesicht einen ungewöhnlichen Ausdruck. Überhaupt strahlte dieser Fremde eine erhabene und beängstigende Aura aus. Es schien als würden stetig heiße Flammen um seinem Körper lodern, jederzeit dazu bereit sich auf ihren Feind zu stürzen. Dagegen war der Blick aus den blauen Augen so kalt, dass es tödlicher schien in sie zu sehen, als eine Nacht ohne jegliche Wärmequellen in der Wüste verbringen zu müssen. Als der Mann näher an das Bett herantrat und sich auf den Stuhl setzte, auf den wenige Sekunden zuvor noch Mahado gesessen hatte, waren seine Schritte lautlos. Stattdessen schien jede seiner Bewegungen von einem merkwürdigen Rauschen begleitet zu werden, welches an einem Sandsturm erinnerte, nur leiser. Das flackernde Licht der Öllampe warf keinen Schatten dieses Mannes an die Wand. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dieser Fremde kein Sterblicher war. Doch was war er dann? Ein rachsüchtiger Geist? Ein Dämon? Ein Fluch in menschlicher Gestalt? Der Braunhaarige streckte einer seiner Hände aus. Es schien so, als ob ein Künstler sie geschaffen hätte, so schön und makellos waren sie. Die langen schlanken Fingern berührten sachte die schlaff auf der Decke liegende Hand des ägyptischen Königs, ehe sie sie komplett umschlossen und hoch zu den vollen und edel geschwungenen Lippen des Fremden führte, welche der, durch die Krankheit, blassen Haut einen Kuss aufhauchten. Es schien ganz so, als hätte dieser Kuss einen Zauber ausgelöst, denn Atemu sog plötzlich bebend die Luft ein und wandte den Kopf in die Richtung seines nächtlichen Besuchers. Es fiel ihm schwer die Augen zu öffnen und noch schwerer ein klares Bild zu erkennen, dabei musste ihr Besitzer gar nicht sehen, um zu wissen, wer bei ihm war. Die ungewöhnlichen amethystfarbenen Augen des Herrschers blickten müde und erschöpft drein, schienen jedoch für einen kurzen Moment aufzuleuchten, als sie den Braunhaarigen erblickten. „Müsstest du nicht eigentlich Re auf seiner Reise helfen, Seth?“ Re und Seth. Zwei der bekanntesten Götter Ägyptens. Glaubte der Pharao wirklich Seth säße neben ihm? Die Gottheit von allem Bösen, der Vernichtung, der Stürme und der Wüste? „Re ist nicht schwach, er wird diese Nacht auch ohne meine Hilfe überstehen,“ zischte Seth in einem kalten und auch ein wenig verächtlichen Ton, während seine sonst so kalten Augen sanft auf dem jungen Pharao ruhten und sogar Anzeichen von tiefer Trauer und Schmerz boten. „Heute Nacht will ich bei dem sein, den ich liebe.“ Atemu schwieg einen Moment, ehe er darauf antwortete. „Dann...ist es jetzt soweit?“ fragte er und seine Stimme war leise. Jedoch weniger auf Grund dessen, was mit ihm geschehen würde, als viel mehr aus Erschöpfung, weshalb er auch nach dem Nicken des Älteren die Augen wieder schloss. Beruhigend strich dieser ihm über dem Handrücken, ehe er jegliche Förmlichkeiten beiseite warf und zu dem König ins Bett stieg. Dort setzte er sich so hin, dass er mit dem Rücken an der Wand lehnte und schob dann die Arme unter den Achseln Atemus hindurch, legte sie um dessen Oberkörper und zog ihn so nach oben, auf seinen Schoß. Ein wohliges Seufzen verließ die Lippen des Schwarzhaarigen und ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als der Duft und die Wärme der Wüste ihn umgab. „Fürchte dich nicht vor dem, was dir bevorsteht“, sagte Seth. „Dein Herz ist zu rein, als das es schwerer sein könnte, als Maats Feder und deine Seele ist stark genug, um die Reise durch die Unterwelt zu bestehen.“ „Du irrst Seth“, erwiderte Atemu mit einem neckenden Unterton in der Stimme. „Es ist nicht das Gericht des Osiris, vor das ich mich fürchte. Es ist viel mehr die Tatsache, dass ich ohne dich leben muss, wenn ich in die andere Welt übergehe...“ Seth biss sich hart auf die Unterlippe und vergrub dann sein Gesicht in dem dichten Haarschopf des Jüngeren. „Verzeih, dass ich dir nicht helfen kann. Es fühlt sich so erbärmlich an! Ich bin der Herr der Wüste! Es braucht nicht mal eine Handbewegung, um Zerstörung und Chaos zu verursachen und dennoch kann ich dich nicht von deinem Schicksal erlösen.“ Atemu hob eine zitternde Hand und legte sie auf die Wange des Älteren, welche sich sogleich an seine Haut schmiegte. „Hör auf dich deswegen zu grämen. Du bist Gott von Chaos und Zerstörung. Nicht der der Krankheiten, der Heilung oder der Magiekunst.“ „Aber ich sitze am nächsten zu der Heilquelle, doch kein anderer Gott will seine Kraft nutzen, um dein Leben zu retten. Keiner von ihnen will akzeptieren, dass ein Gott einen Menschen liebt, dabei ist jeder Pharao ein sterblicher Gott. Aber zugeben tun sie dies natürlich nicht!“ seine Stimme wurde lauter und gleichzeitig zog ein starker Windstoß durch das Gemach, brachte die Papyri zum Rascheln und ließ sie zu Boden fallen. „Stattdessen reden sie sich heraus! Chons und Sachmet sagen sie könnten nur bei Krankheiten helfen, dich habe aber ein Fluch getroffen! Und meine Schwester Isis stellt mir ihre Heil- und Magiekünste nicht zur Verfügung, weil ich Osiris ermordet habe!“ Ein lautes Grollen, wie bei einem Gewitter, dicke Wolken zogen am Himmel auf, eine schwere Vase wackelte, stürzte von ihrem Sockel und zerbrach in tausende von Scherben. Die Hand Atemus glitt von der Wange des Gottes und die Fingerkuppen legten sich stattdessen auf die vollen Lippen. „Es ist gut, Geliebter,“ sagte er sanft und sogleich erstarb das Stürmen, auch wenn der Himmel weiterhin dunkel blieb. Der Violettäugige ließ die Hand sinken und öffnete stattdessen die Augen wieder und drehte den Kopf so weit, dass er in die blauen Augen sehen konnte. Zorn hatte sie wenige Augenblicke zuvor noch verzehrt, jetzt zeigte sich in ihnen nur noch unendlicher Schmerz. „Nicht alle Götter sind gegen dich. Vor einigen Tagen hatte ich einen Traum. Darin kam ein mächtiger weißer Stier mit goldenen Hörnern und Hufen vor. Er führte mich auf einen Berg, von dem aus ich sehen konnte, wie die Sonne unterging und alles in Dunkelheit tauchte. Dann jedoch ging die Sonne wieder auf. Es hat eine ganze Weile gedauert, ehe ich die Bedeutung dieses Traumes verstanden habe, aber ich denke du kennst sie bereits, nicht wahr?“ Liebevoll blickten die Amethyste hinauf in die Saphire, deren Besitzer nickte. Ja, er hatte verstanden, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Zum einem war da der Stier, die Naturgestalt von Api, dem Gott der Stärke, Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Und dann die untergehende Sonne und die aufgehende. „Api schenkt dir die Wiedergeburt,“ beantwortete Seth leise die ihm gestellte Frage und ein freundliches Gefühl für den Stiergott machte sich in ihm breit. Doch wehe ihm, wenn er sein Versprechen nicht hielt. „Wirst du...auf mich warten, Seth?“ fragte Atemu leise und vorsichtig, als fürchte er sich vor einem ‚Nein’, gleichzeitig jedoch sahen seine Augen flehend und bittend zu dem Älteren auf. „Zweifelst du an meiner Liebe?“ fragte der Gott neckend und griff mit einer Hand nach dem Tuch, welches in einer Wasserschale schwamm. Kurz drückte er es aus und strich Atemu damit dann über die Stirn und die Arme, um dessen heißen Körper ein wenig Kühlung zu verschaffen und um den Fieberschweiß abzuwaschen. „Nein, das ist es nicht,“ erwiderte der junge Pharao und ihm fielen die Augen zu. „Es ist...du bist ein Gott....ich kann nichts von dir verlangen....“ der Körper begann zu zittern, ehe Atmung und Herzschlag langsamer wurden. Ein kalter Windhauch bauschte die Vorhänge und Seth hob ruckartig den Kopf. Seine blauen Augen suchten den Raum ab und hefteten sich schließlich mit finsteren Blick auf einen pechschwarzen Schakal mit goldgelben Augen. Eindeutig ein Diener von Anubis. /Noch nicht!/ zischte Seth per Gedankenübertragung und um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen veränderte sich sein Kopf, wurde zu dem eines merkwürdigen Fabeltieres, mit langer Schnauze und eckigen Ohren. Doch der Schakal zeigte keinerlei Angst, sondern sprang mit einem Satz auf das Bett, wo er reglos am Fußende sitzen blieb. Für die Menschen war er unsichtbar, doch die Kälte des Todes, welche er mit sich brachte war für sie spürbar. /Es ist Zeit für ihn./ erwiderte der Diener ebenfalls per Gedankenübertragung. /Sein Körper wird schwächer. Atemu muss jetzt gehen./ /Ich sagte NOCH NICHT!/ erneut begann ein Sturm zu rauschen, doch auch diesmal blieb der Schakal ruhig und bleckte stattdessen seine weißen Zähne. /Willst du ihn noch länger leiden lassen?? Denk dran, dass seine Seele Schaden nehmen wird, wenn ich sie nicht mitnehme./ Seths Hand krampfte sich um das Tuch und sein fremdartiger Kopf wandte sich wieder dem sterbenden Pharao zu. Ja, er wusste was geschah, wenn die Seele zu lange in diesem Körper blieb. /Dann lass mir bitte nur noch einen winzigen Moment./ bat Seth und sein Kopf wurde wieder zu dem eines Menschen. Der Schakal knurrte. /Halt dich kurz!/ Keuchend schnappte Atemu nach Luft. Es schien als hätte sich der Knoten eines Seils gelöst, welches sich bis eben noch um seine Lungen geschlungen hatte. Zittrig und offensichtlich auch verwirrt blickte er hoch in die Saphire, welche feucht wirkten und der Griff der göttlichen Arme um seinen geschwächten Körper wurde fester. Atemu verstand und sah sanft und liebevoll zu dem Herrn der Wüste hinauf. Jetzt war es also so weit. Er würde gehen, doch Angst bereitete ihm diese Tatsache nicht. Er würde die Reise durch die Unterwelt auf sich nehmen und meistern. Er würde wiedergeboren werden und Seth wieder sehen. Der Pharao lächelte und seine Hand legte sich in den Nacken des Gottes, wo sie ihm sanft den Haaransatz kraulte. „Kein Zeitpunkt zum Sterben wäre schöner, als in den Armen desjenigen, den man liebt. Ich liebe Euch Seth, Gott der Zerstörung und der Wüste.“ „Und ich liebe Euch, Atemu. Sohn von König Akunumkanon. Und wann auch immer deine Seele wiedergeboren werden soll, ich werde auf dich warten.“ Der Braunhaarige lächelte, als auch sein Geliebter lächelte und schob dessen Körper sanft ein wenig höher, während seine Hand sich auf die blasse Wange legte und das Gesicht des Königs so sanft nahe dem seinem hielt. „Küss mich. Ein letztes Mal in diesem Leben,“ hauchte Atemu und schloss die Augen. Seth dachte gar nicht daran ihm diesen Wunsch zu verwehren und verschloss die weichen rosigen Lippen mit den seinen. Sie beide legten all ihre Liebe in den Kuss, während ihre Körper sich aneinander drängten, um ein letztes Mal die Wärme des Anderen zu spüren. Die goldgelben Augen des Schakals begannen aufzuglühen. Wenn die Seele Atemus keinen Schaden nehmen sollte, musste er nun schnell handeln, vor allem auch da er wusste, dass den Menschen zu lange Abschiede schwer fielen. Ein Zittern ging durch Seths Körper, als der Druck gegen seine Lippen erschlaffte und nur widerwillig löste er sich von ihnen. Bei dieser Bewegung sank der Arm Atemus, der bis eben noch in seinem Nacken geruht hatte, leblos auf das Laken, wie der einer Puppe, deren Fäden man durchtrennt hatte. Der geliebte Körper hing matt in den Armen des Gottes, dessen sonst so kalten Augen von Trauer und Schmerz heimgesucht wurden. Eine zitternde Hand legte sich auf die Wange des Violettäugigen, spürte wie die Wärme aus ihr wich. Liebevoll schloss er die nun glanzlosen Amethyste, seine ganze Art wirkte noch gefasst, doch dies war sie nur, weil Seth sich in Gegenwart des Schakals dazu zwang. /Ich warte auf dich./ sagte er dem Toten per Gedankenübertragung, aus dessen Körper sich nun ein kleiner Lichtfunke löste, welcher sich formte, bis er die Form eines kleinen Vogels angenommen hatte, der vor Seths Gesichts flatterte, ehe der Schakal den Vogel, welcher das Ba Atemus war, zu sich rief, woraufhin er nun neben dem Kopf des Tieres flatterte. /Seine Seele ist rein. Ammut wird ihn nicht verschlingen./ teilte ihm der Schakal mit. /Natürlich wird sie das nicht./ erwiderte Seth daraufhin nur, die Augen weiterhin wie hypnotisiert auf Atemu ruhend. Der Diener Anubis’ nickte ihm noch einmal zu, ehe er sich zusammen mit Atemus Seele in schwarzem Rauch auflöste. Einen Moment lang geschah nichts, doch dann formte sich erneut der fremdartige Tierkopf auf dem Hals Seths und ein lauter Schrei des Schmerzes und der Trauer verließ seine Kehle, während er Atemu weiterhin an sich presste und nun auch Tränen den Weg aus seinen blauen Augen fanden und auf Wangen und Lider seines Geliebten tropften. Seth schwor, sollte er herausfinden, wer Atemu diesen Fluch aufgehalst hatte, er würde denjenigen oder diejenige schlimmer zurichten, als er es mit Osiris getan hatte! Der gesamte Palast war in heller Aufruhr, als der Schrei seine Bewohner aus den Schlaf gerissen hatte. Die Wachen stürmten sogleich in die Gemächer des Pharaos, wo sie ihren jungen Herrscher tot auf dem Bett vorfanden. Somit schien auch für jeden das plötzliche Unwetter klar zu sein. Niemand glaubte mehr daran, dass der Pharao die Götter erzürnt hatte. Nein, nun hieß es jemand anderes hätte die Götter erzürnt, indem er den König vergiftet hatte. Denn warum sonst sollte erst nach dem Tod der Zorn des Seth über sie kommen, wo er ihnen zuvor jedoch immer friedlich gestimmt zu sein schien? „Seth nimmt unsere Opfergaben nicht an! Wenn wir ihn besänftigen wollen müssen wir ihn den Mörder unseres Pharaos bringen!“ ließ einer der Priester verlauten und besiegelte somit das Schicksal des Hofmagiers Mahado. Denn wer sonst hätte Atemu verfluchen können? Mahado war zudem die ganze Zeit über bei ihm gewesen und selbst dessen Beteuerungen, dass er seinen König niemals hintergehen würde, konnten ihn nicht retten. Chaos und Zerstörung ließen zwar tatsächlich nach, woraufhin sich die Priester in ihrer Annahme bestätigt fühlten, doch lag dies nur daran, dass Seth die Vorbereitungen den Körper seines Liebsten für die Reise ins Jenseits zu präparieren, nicht stören wollte. Laut Anubis hatte Atemu die Aufgaben, die ihm in der Unterwelt gestellt worden waren gemeistert und sein Herz sei leichter, als Maats Feder gewesen. Doch wie lange würde es dauern, bis seine Seele wiedergeboren wurde? Wie viele Jahre würde er in Einsamkeit verbringen müssen, bis Api sie beide wieder vereinte? Was hätte er wohl getan wenn er gewusst hätte, dass es ganze 3000 Jahre werden würden? Sooo, das war also der Prolog. Hat’s euch gefallen? Hat’s euch nicht gefallen? Um Lob, Kritik etc. wird gebeten. Immerhin wollt ihr ja auch was Gutes zu lesen kriegen und deshalb brauch ich feedback, um besser werden zu können. Die Story wird voraussichtlich alle drei Wochen on gehen, vielleicht aber auch nur alle vier Wochen. Das kommt ganz darauf an, wie viel Zeit ich zukünftig zum Schreiben habe, da ich mit meiner Ausbildung anfange. Ansonsten, wenn jemand eine ensbenachrichtigung bei neuen Kappis haben will sagt mir über ens oder kommi bescheid, dann trag ich euch in die Liste ein. Kapitel 1: Die Vergangenheit lebt --------------------------------- Hallo ihr Lieben! Schön, dass euch der Anfang schon mal gefallen hat. Hoffentlich gefällt euch auch das zweite Kapitel. Falls ihr Rechtscheibfehler findet, das liegt daran, dass das Kapitel noch nicht beta gelesen wurde. Aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen. Ach ja, mir ist im letzten Kapitel übrigens ein Fehler unterlaufen. Der Stiergott heißt Apis und nicht Api. Also nicht wundern, wenn diesmal ein ’s’ dranhängt. Und jetzt will ich euch auch gar nicht mehr länger vom Lesen abhalten. Viel Vergnügen. 2. Die Vergangenheit lebt 3000 Jahre später: Ägypten hatte sich sehr verändert. Von dem einstigen Prunk waren nur noch Ruinen übrig geblieben, deren Bedeutung nur noch wenige zu schätzen wussten und von Touristen entweiht wurden. Die Gräber im Tal der Könige waren geschändet. Die Waffen, Möbel, Früchte und alle anderen Dinge, die für das Weiterleben im Jenseits von Bedeutung gewesen wären, hatte man fortgebracht und stellte sie in Museen aus, wo sie hinter dicken Glasscheiben aufbewahrt und von Leuten begafft wurden. Ja sogar die Mumien hatte man aus ihren Gräbern genommen, sie mit Messgeräten untersucht, Proben ihrer DNA genommen und sie anschließend ebenfalls in diesen Schaukästen der Öffentlichkeit repräsentativ gemacht. Oh wie gerne Seth und auch die anderen Götter die Menschen dafür bestraft hätten! Die grausamsten Folterungen schwebten ihnen im Kopf, wenn sie an die widerwärtigen Schändungen ihres Landes dachten! Doch eine Rache war ihnen nicht möglich, denn auf übelste Art und Weise waren sie mit der Sterblichkeit der Götter konfrontiert worden. So wie es schien besaßen Götter nur Macht, solange die Menschen an sie glaubten. Und bereits viele der eher unbekannten Gottheiten waren verschwunden, hatten sich von einem Tag auf den anderen in Luft aufgelöst und Seth wusste, dass er jederzeit der nächste sein konnte. Dabei war es nicht wirklich das, wovor er sich fürchtete, sondern beunruhigte ihn viel mehr die Tatsache, dass er sterben würde, ohne Atemu noch einmal begegnet zu sein. Seth hatte sich ziemlich heftig mit Apis zerstritten, da dieser zwar behauptet hatte, dass Atemu wiedergeboren werde, er aber den Ort nicht wüsste. Der Gott der Wüste hatte ihm vorgeworfen Atemu schon viel eher hätte wiedererwecken können, bevor seine Macht zu sehr geschwächt war! Apis hatte ihm daraufhin Unkenntnis vorgeworfen. Ihn angefaucht, wie er es wagen könnte seine Handlungen zu hinterfragen, ihn eines besseren belehren zu wollen, wo er doch keine Ahnung von diesem Gebiet hatte! Den Worten des Stiergottes zu Folge hatte er Atemus Seele erst in dieser Zeit ins Leben zurückholen können und er solle froh sein, dass er ihn überhaupt mit seiner verlorenen Liebe wieder vereint hätte! Ja, Seth konnte froh sein, dass Apis als einziger auf seiner Seite zu stehen schien. Doch was brachte ihm die Wiedergeburt Atemus, wenn er nicht bei ihm sein konnte? Allein schon Ägypten war riesig und besaß um die 80.000 Einwohner! Atemu konnte einer von ihnen sein, oder irgendwo anders auf der Welt, weil irgendein Ägypter mal ausgewandert war! Und fast so schlimm wie die Tatsache nicht zu wissen, wo sein Geliebter war, war es, dass er auf Grund seiner schwindenden Macht noch nicht mal dessen Grab hatte schützen können! So oft hatten Grabräuber versucht Atemus Ruhe zu stören und jedes Mal war es Seth gelungen sie zu töten oder zumindest davon zu jagen. Bis zu jenem Tag vor fünf Jahren. Ein Team von Archäologen hatte den Sand, welchen Seth vor dem Eingang platziert hatte, weggeschafft und das Grab betreten. So oft wie möglich hatte er versucht sie in Angst und Schrecken zu versetzten, denn töten konnte er schon längst nicht mehr und schon gar nicht, wenn die Menschen keine Ägypter waren. DAS war nämlich auch so eine Sache. Als ägyptischer Gott konnte er nur über seine eigenen Landsleute befehligen. War der Grabschänder allerdings Araber, oder auch Engländer oder irgendein anderer Ausländer, so konnte Seht ihm gar nichts, ja der Mensch nahm seine Anwesenheit noch nicht mal wahr! Die Archäologen waren bis in die Grabkammer vorgedrungen, in der der Sarkophag mit Atemus Mumie aufgebart worden war. Als sie auch noch so dreist waren und die Deckel beiseite schoben, um den Zustand der Mumie zu begutachten, hatte Seth vor Wut alle Kräfte gesammelt, die er noch besaß und hatte es Stürmen lassen. Fast hätte er sogar ein Gewitter in dem Grab heraufbeschworen, wenn nicht einer der Männer auf Atemus Körper geschossen hätte. Diese Handlung hatte den Gott vor Schreck erstarren lassen und noch deutlich hatte er den Satz des Mannes in den Ohren, der, so weit er wusste später gekündigt worden war und eine hohe Geldstrafe hatte zahlen müssen. Doch das konnte die Tat auch nicht mehr rückgängig machen. „Du vermaledeites Bandagengestrüpp! Dir werde ich lehren uns deinen Fluch aufzuhalsen!“ hatte der Archäologe gebrüllt und weiterhin auf den Leichnam geschossen, bis seine Kollegen ihn weggezogen hatten. Auch wenn Seth diese Männer am liebsten alle verflucht hätte, es war ihm nicht möglich gewesen und lieber hatte er seine Stürme eingestellt, als zu riskieren, dass Atemus Mumie noch schlimmer zugerichtet wurde. Er ließ sogar zu, dass sie ihn in einem Museum ausstellten und hasste sich selbst dafür, dass er ihn nicht hatte schützen können. Wieder einmal fühlte er sich völlig machtlos und dabei war er ein Gott der Chaos und Zerstörung heraufbeschwören konnte! Man fürchtete seinen Zorn im ganzen Land, oder eher, man hatte ihn gefürchtet! Und dennoch konnte er seinen Liebsten nicht schützen. Konnte nicht bei ihm sein und sich ihm wahrscheinlich noch nicht mal zeigen. „....Atemu könnt ihr auch mitnehmen.“ Seth horchte auf, als er die Stimme des Museumsdirektors wahrnahm und trat in seiner unsichtbaren Gestalt näher an das Geschehen heran. Einzig eine feine Sandspur verriet seine Anwesenheit. Der alte faltige Mann stand vor dem Schaukasten, in dem Atemu lag und führte zwei Menschen herum, von denen Seht wusste, dass sie ägyptische Ausstellungen im Ausland betreuten. Die eine Person war männlichen Geschlechts, hatte sandblonde Haare und lavendelfarbene Augen. In der Hand hielt der junge Mann ein Klemmbrett, auf das er Zahlen in eine Liste eintrug. Die Kennziffern der Ausstellungsstücke, welche sie anscheinend nehmen durften. Die zweite Person war seine ältere Schwester, die schulterlange schwarze Haare und blaue Augen besaß. Sie fachsimpelte mit dem Direktor und versuchte ihm das Millenniumspuzzle abzuschwatzen oder zumindest einen der anderen Millenniumsgegenstände, doch laut des alten Mannes waren diese in die derzeitige Führung mit eingebaut und konnten nicht entbehrt werden. Seth bebte innerlich. Nicht nur, dass sie Atemus Ruhe gestört und seinen Körper misshandelt hatten, nein jetzt rissen sie ihn auch noch aus seiner Heimat, um ihn noch mehr Gaffern zu präsentieren, die nicht mal zu würdigen wussten, was sie da sahen und sich oftmals mit einem ‚Ihhh’ oder einem Lachen abwandten! Oh, wie gerne würde er sie für all das bestrafen! Wenn er doch nur die Macht dazu hätte.....wenn doch nur mehr Menschen an seine Existenz glauben würden....wenn er doch nur wüsste, wo sich Atemus Seele nun befand.... Doch zumindest eins wusste Seth. Ganz egal, wohin man Atemu auch bringen würde, er würde ihm dorthin folgen. Einige Tage später: Einige Kilometer von Ägypten liegt die eher unscheinbare Stadt Domino. Dennoch ist ihr Name vielen ein Begriff, denn hier befindet sich der Standort der KaibaCorporation. Dieses weltweit größte Spielunternehmen erhebt sich wie ein unfällbarer Baum im Zentrum der Stadt und überragt die anderen Häuser um einige Stockwerke. Doch der momentane Angelpunkt ist nicht diese Firma, sondern die DominoHigh, etwas außerhalb der Stadtmitte, wo die Schulglocke soeben den Beginn der Pause angekündigt hatte. Doch anstatt dass die Schüler nach draußen laufen, froh darüber dem stickigen Klassenzimmer zu entkommen, blieben die meisten lieber drinnen, denn draußen regnete es in Strömen. Ein leichter Sommerregen, laut Wetterbericht, der am Nachmittag nachlassen und die Sonne wieder durchlassen würde. „Bahhh! Ich hasse Regen!!“ Tat einer der Schüler lauthals seinen Frust kund und kippelte mit seinem Stuhl. Er hatte blonde Haare und braune Augen und sein Name gehörte zu denen, die regelmäßig in der Liste der verspäteten Schüler auftauchten: Joey Wheeler. „Ach, jetzt stell dich doch nicht so an,“ sagte Tristan, ein Junge mit braunen Haaren, die zu einer Spitze geformt waren und an das letzte Einhorn erinnerte. Er hatte wie Joey braune Augen, wenn auch ein wenig dunkler und trat nun mit dem Fuß vor die Rückenlehne des Blonden, um dessen Stuhl wieder in eine gerade Position zu bringen. „Hat doch auch Vorteile. Zum Beispiel fallen die letzten beiden Stunden aus, weil es in die Sporthalle geregnet hat,“ merkte Tristan an, schien seinen Freund dadurch jedoch nicht aufmuntern zu können. „Schoooon,“ maulte dieser. „Aber das heißt auch, dass ich die Zeitungen im Regen austragen muss und wenn die nass werden wollen die Blödmänner nicht zahlen.“ „Wie? Du arbeitest?“ mischte sich der Schüler vor Joey ein, der seinen Stuhl so herumgedreht hatte, dass er ihn ansehen konnte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, um eine lästige weiße Haarsträhne aus seinen braunen Augen zu streichen. Bakura Ryou, ein aufgekratzter Junge, den man des Nachts besser nicht über den Weg lief, denn zu Menschen, die nicht zu seinen Freunden zählten war er alles andere als freundlich, geschweige denn nett. Nun zierte ein hämisches Grinsen seine Lippen und seine Augen funkelten schalkhaft auf. „Bist du auf den Kopf gefallen? Sonst machst du doch auch keinen Finger krumm.“ Joey funkelte ihn finster an. „Kriegt eben nicht jeder so viel Taschengeld, wie du,“ zischte der Blonde und bewarf Bakura mit einem Papierkügelchen, doch dieser ließ sich davon nicht in geringster Weise beeindrucken und vergrub nur lässig die Hände in den Hosentaschen. „Was heißt hier viel? Ich werde nicht mit einer Limousine zur Schule gefahren, wie unser Schnuckelchen, hier.“ Er deutete mit einem Kopfnicken zu seinem Sitznachbar, der ebenfalls zu ihrem kleinen Freundeskreis gehörte, doch momentan schien er mit den Gedanken woanders zu sein. Der Junge mit der seltsamen, dreigefärbten Frisur hatte den Kopf auf seine Unterarme gebettet und violette Augen starrten abwesend aus dem Fenster. Yami Mutos Laune schien mit dem Wetter auf selber Wellenlänge zu sein. „Hey, was ist los Kumpel?“ fragte Joey, als er die deprimierte Stimmung des Schwarzhaarigen bemerkte und tippte ihn von hinten auf die Schulter, als dieser nicht reagierte. „Schlecht geschlafen? So trübsinnig kennt man dich ja gar nicht.“ „Hm?“ verwirrt hob Yami den Kopf und wand sich auf seinem Stuhl zu seinem Freund um. „Tschuldige, ich war in Gedanken. Was hast du gesagt?“ fragte er und setzte ein Lächeln auf, dessen Echtheit ihm keiner abkaufen wollte. Bakura neben ihm schnaubte verächtlich auf. „Ich kann mir schon denken, in was für Gedanken du warst,“ verkündete er und Yami schwante Übles, denn er wusste nur zu gut, auf was für ein Thema der Weißhaarige jetzt anspielen würde. „Du sehnst dich in Setos Arme. Willst, dass er dich küsst...dich unsittlich berührt....Wolken und Regen mit dir macht....“ er klimperte übertrieben mit den Lidern und Yami lief knallrot an. „Will ich gar nicht!“ verteidigte er sich, wurde unter dem wissenden Blick jedoch nur noch dunkler. „Und warum bist du dann so rot?“ wollte Bakura unbeeindruckt wissen. „Ich bin nicht rot!“ „Wolken und Regen?“ fragte Joey und runzelte die Stirn. „Was ist denn das? Sag bloß dein Eisdrache steht auf Kamasutra!“ rief er und zeigte mit seinen Finger fast schon anklagend auf Yami, während ein schmutziges Grinsen auf seinen Lippen erschien. Alle Achtung, so was hatte er dem Firmenbesitzer gar nicht zugetraut. Der Schwarzhaarige unterbrach seine Kabbelei mit Bakura und warf ihm einen letzten warnenden Blick zu, ehe er sich Joeys ‚Anschuldigung’ zuwandte. „Wolken und Regen haben nichts mit Kamasutra zu tun. Weißt du nicht mehr, als wir über dieses historische Buch in Geschichte gesprochen haben? Wolken und Regen machen war in China die Bezeichnung für....na du weißt schon was.“ Er endete ein wenig kleinlaut und wurde erneut rot, während Joey erst nicht zu verstehen schien, was er meinte und die Stirn erneut in tiefe Falten legte. Er musste doch jetzt nicht wirklich ausführlicher werden? Reichten seine roten Wangen und Bakuras süffisantes Grinsen nicht bereits aus? Gerade wollte er sich zu einer ausführlicheren Antwort durchringen, als Joey anscheinend einen Geistesblitz bekam und seine Miene sich aufhellte. „Aha! Du meinst fi....ich meine das böse Wort mit F!“ verbesserte der Blonde sich hastig, als ihn ein Schlag auf den Hinterkopf traf und zwar von Tea, dem einzigen weiblichen Mitglied ihres kleinen Chaotenhaufens. Das braunhaarige Mädchen gehörte erst seit wenigen Wochen zu ihrem Freundeskreis und zwar seit zu Beginn des nächsten Schuljahres die Klassen neu gemischt worden waren. Nun versuchte sie vor allem Joey ein paar bessere Manieren einzutrichtern, was jedoch nur bedingt Erfolg hatte. „Deine Wortwahl ist grauenhaft,“ sagte sie und verdrehte gespielt die Augen, woraufhin der Blonde ihr die Zunge rausstreckte. Tea ignorierte ihn jedoch gekonnt und sah stattdessen nachdenklich zu Yami herüber. „Vermisst du ihn sehr?“ fragte sie. Zwar hatte sie Seto Kaiba noch nicht kennen gelernt, da er sich seit den letzten Wochen auf Geschäftsreise befand doch wusste sie von den Jungs, dass Yami mit diesem zusammen war. Der Schwarzhaarige schwieg einen Moment, doch als er den Mund öffnete um zu antworten, kam Bakura ihm zuvor. „Pahh! Natürlich vermisst er ihn nicht! Warum sollte er ihn schließlich vermissen, wenn er stattdessen mich hat?“ wollte er wissen, warf sich ein Stück in die Brust und schlang einen Arm um Yami, der jedoch nur genervt die Augen verdrehte, die Arme vor der Brust verschränkte und die Beine übereinander schlug. /Jetzt geht das schon wieder los./ Tea blickte den Weißhaarigen verständnislos an, während Joey und Tristan Yamis Beispiel folgten und die Augen zur Decke verdrehten. „Aber du bist doch nur sein Freund. Wie willst du ihm da die Trennung zwischen ihm und seiner Liebe ersetzen?“ fragte sie, woraufhin Bakura zu schnauben begann. „Was heißt hier nur ein Freund und von Liebe getrennt? Wir beide sind schließlich verlobt!“ Tea lächelte. Es war ein Lächeln, wie bei einem Kind, welches ihr etwas erzählte, was nicht sein konnte, doch als sie Bakuras todernstes Gesicht sah, verschwand das Lächeln. „Wie?? Sag bloß du meinst das ernst?!?!?!“ erschrocken und ungläubig wanderte ihr Blick zwischen Yami und Bakura hin und her. „Ich dachte immer, dass wäre nur ein Scherz!“ Yami lachte trocken auf und wand sein Gesicht aus dem Fenster. „Ist es ja auch. Aber das versuche ich ihm schon seit 12 Jahren ohne Erfolg klar zu machen.“ „Ähh, was?“ nun war das Mädchen völlig verwirrt und fixierte nun Bakura, der Yami beleidigt anfunkelte, den Arm zurück zog, welchen er um dessen Hüften gelegt hatte und vergrub die Hand wieder in seiner Hosentasche. „Würde mir das jetzt mal bitte jemand erklären?“ verlangte sie und da der Weißhaarige sich beharrlich, auf Grund der eben erteilten Abfuhr, ausschwieg setzte Yami mit einem Seufzen zu einer Antwort an. „Bakura und ich sind gewissermaßen wie Geschwister aufgewachsen,“ begann er und warf dem Weißhaarigen einen Seitenblick zu, nicht sicher, ob er Tea über dessen Familienverhältnisse aufklären durfte. Zwischen seinen Eltern hatte es andauernd Streit gegeben, weshalb Bakura die meiste Zeit seines Lebens außerhalb der Wohnung verbracht und Yami auf dem Spielplatz getroffen hatte. Sie hatten gemeinsam gespielt und waren seitdem so gut wie unzertrennlich gewesen. „Jedenfalls hat er mich irgendwann mal gefragt, was verheiratet sein bedeutet....“ „Jaha! Und du hast mir erzählt, dass man heiratet, wenn man sich ganz doll lieb hat und hast eingewilligt mich zu heiraten.“ Sagte Bakura nun und blickte den ein Jahr Jüngeren vorwurfsvoll an, der sich davon jedoch keineswegs einschüchtern ließ. „Und du scheinst zu vergessen, dass man die Worte eines Vierjährigen nicht allzu ernst nehmen sollte.“ Konterte Yami und blickte Bakura finster an. „Du bist mein bester Freund und wirst es auch bleiben, aber...“ „Ja, ja, ich weiß schon.“ Bakura blockte jegliche weitere Erklärungsversuche ab, da er sie eh schon alle auswendig kannte und funkelte Joey finster an, der ihn belustigt angrinste. Für den Blonden war diese Heiratsangelegenheit immer noch besser, als jede Soap. „Bahh, ich weiß gar nicht, was du an Seto findest!“ beschwerte sich der Weißhaarige und rutschte missmutig tiefer in seinem Stuhl. „Lass mich für dich antworten, Yami-chan,“ mischte Joey sich ein und begann an den Fingern die Vorteile des Eisdrachens, wie sie Seto gerne nannten, aufzulisten. „Er sieht gut aus, hat Geld, ist intelligent, der begehrteste Hecht der Schule, gepflegter Wortschatz, hat einen ganz Pulk von Sicherheitsleuten die ihn beschützen..“ „Trotzdem bin ich tausendmal besser, als Seto!“ unterbrach der Weißhaarige ihn. „Nicht nur, dass Seto einen miesen und selbstsüchtigen Charakter hat, jemand mit Geld kann Yami zwar alles bieten, aber nur auf materiellen Weg! Ich glaube kaum, dass er sonderlich gefühlsbewusst ist und auf Yami eingeht. Zudem beschäftigt er sich doch die ganze Zeit über nur mit seiner Firma. Wie jetzt auch! Er ist seit Wochen auf dieser Geschäftsreise und lässt seinen Liebsten allein hier zurück. Telefoniert mit ihm, wenn er denn mal Zeit für ihn hat! Wahrscheinlich macht er dort mit irgendeiner dürren Sekretärin rum! Würde zu seinem Niveau passen!“ Bakuras Kopf flog zur Seite, als Yami ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Der Weißhaarige blickte etwas verwirrt drein und seine Hand wanderte zu seiner pochenden Wange, während er seinen Blick wieder Yami zuwandte, der ihn aus zornfunkelnden Amethysten ansah. „Hör auf so über ihn zu reden! Was bildest du dir eigentlich ein zu wissen, wer gut für mich ist und wer nicht?? Ich liebe Seto und er liebt mich! Er würde mich niemals betrügen! Wie kommst du überhaupt darauf so etwas zu behaupten?? Du kennst ihn doch gar nicht! Ich habe deine dämliche Eifersucht und dein Gehabe echt satt! Du bist mein bester Freund und das seit Jahren und daran wird sich auch nichts ändern! Aber wenn das nicht in deinen hohlen Schädel will, dann ist das dein Problem! Aber lass mich und vor allem lass Seto endlich damit in Ruhe!“ Damit stand Yami von seinem Stuhl auf, warf sich seine Schultasche über die Schulter und marschierte Richtung Tür. „Yami, wohin gehst du?“ rief Tea ihm nach und war drauf und dran ihn aufzuhalten. „Nach hause!“ kam es kalt zurück und der Schwarzhaarige riss die Tür zum Flur auf ehe er sie hinter sich laut ins Schloss fallen ließ. „Aber wir haben noch Unterricht!“ rief das Mädchen ihm noch nach, doch Joey hielt sie am Arm zurück. „Lass ihn,“ sagte er leise und sah Bakura dann finster an. „Das hast du ja mal wieder toll hingekriegt, Baka-Baku!“ Bakura blickte erst ebenso finster zurück, jedoch weniger wegen Yami, sondern mehr wegen des Spitznamens, den Joey ihm verpasst hatte, senkte dann jedoch schuldbewusst den Blick. „Gomen,“ sagte er leise, nahm die Hand von seiner Wange und starrte auf die Tischplatte vor sich, als ob sie etwas sehr interessantes wäre. „Entschuldige dich nicht bei uns, sondern bei Yami,“ warf nun Tristan ein. „Echt, ich versteh dich nicht! Du und Yami kennt euch doch schon seit dem Sandkasten und spätestens seit der Mittelstufe müsste dir doch klar sein, dass aus euch beiden nichts wird. Sei doch froh, dass ihr Freunde seit.“ Joey nickte bestätigend und ergriff dann ebenfalls das Wort. „Da draußen gibt es so viele andere hübsche Kerle, warum sagst du dich nicht von Yami los und nimmst einen von denen?“ „Wenn ich die Antwort wüsste hätte ich längst was dagegen unternommen,“ knurrte Bakura und schnappte sich nun ebenfalls seine Tasche, um zu gehen. „Momentchen mal!“ versuchte Tea nun wenigstens Bakura vom Schwänzen abzuhalten. „Du willst doch jetzt wohl nicht auch nach Hause?“ Ausdruckslos wurde sie aus braunen Augen angestarrt, ehe ihr Besitzer ein trockenes ‚Doch’ formulierte und aus dem Klassenzimmer verschwand. Yami schlich durch die überfüllten Straßen Dominos und hielt den Blick dabei auf den Boden gerichtet, weshalb er hin und wieder jemanden anrempelte, doch er ignorierte es einfach und ging ohne ein Wort der Entschuldigung weiter. Er verstand Bakura einfach nicht mehr. Yami hatte ihm nie Hoffnungen darauf gemacht, dass sie mal zusammenkamen. Selbst damals im Sandkasten hatte er dem Weißhaarigen keine Zusage gegeben. Zuerst hatte er ja geglaubt das Bakuras Verhalten lediglich Beschützerinstinkte waren, weil er seinen einzigen Freund nicht verlieren wollte, doch seit Yami begonnen hatte sich für andere Jungs zu interessieren und dann letztendlich mit Seto zusammengekommen war, was auch bereits ein halbes Jahr her war, war die Sache nur noch schlimmer geworden. Zwar hatte sich Yami damit abgefunden, doch heute war Bakura einfach zu weit gegangen! Es gab überhaupt keinen Grund Seto so zu beleidigen. Ja, sie mochten zwar weniger Zeit miteinander verbringen, wie normale Paare, da der Braunhaarige sich um seine Firma kümmern musste, doch dafür genossen sie die Stunden in denen sie zusammen waren, nur umso mehr. Zudem hatte Seto ihn mit Absicht nicht auf die Geschäftsreise genommen. ‚Ich werde dort keine Zeit für dich haben und ich hätte ein zu schlechtes Gewissen, wenn ich wüsste, dass du den ganzen Tag auf dem Zimmer hockst und dich langweilst. Verbring die Ferien lieber mit deinen Freunden,’ das hatte der Braunhaarige gesagt und deshalb war Yami hier geblieben. Wenn Seto Zeit hatte und es noch nicht zu spät am Tag war, hatten sie miteinander telefoniert und eigentlich hatte er zu Schulbeginn wieder hier sein wollen, doch angeblich stand ein großer Vertrag aus und deshalb konnte er noch nicht wieder zurück und Yami hatte das verstanden. ‚Wahrscheinlich macht er dort mit irgendeiner dürren Sekretärin rum!’ Bakuras Worte spukten in seinem Kopf herum und hastig schüttelte er den Kopf, um sie wieder loszuwerden. Nein, Seto betrog ihn ganz sicher nicht! Dazu war er nicht der Typ! Yami hob den Kopf, als er den Stadtpark erreicht hatte und sah sich nach einer freien Bank um. Als er keine fand, steuerte er den See an und hockte sich an das Ufer, ignorierte dabei, dass das Gras noch nass war. Und obwohl er Seto vertraute, versetzten ihm Bakuras Worte einen harten Stich. Seto besaß eben genau das, was Joey aufgezählt hatte. Er war reich, sah gut aus, war intelligent... welche Frau wollte nicht seine Freundin sein? Seto konnte doch jeden haben, den er wollte und er war schließlich auch nur ein Mann. Einer der sicherlich nicht freiwillig mehrere Wochen enthaltsam lebte. Erneut schüttelte Yami den Kopf und hätte am liebsten geschrieen, beschränkte sich jedoch darauf einen Stein zu packen und in den See zu werfen, woraufhin eine Ente schnatternd die Flucht ergriff. /Verdammt ich sollte nicht so misstrauisch sein, nur weil mir Bakura irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt hat!/ Das Vibrieren seines Handys holte ihn aus seinen Gedanken. Hastig holte Yami es aus seiner Jackentasche, hoffte er doch, wie jedes mal, wenn irgendein Telefon klingelte, dass es Seto war. Sein Blick huschte zum Display, auf dem der Name des Anrufers angezeigt wurde und im ersten Moment verspürte er den Drang einfach nicht dranzugehen, überwand sich dann schließlich doch und nahm mit einem trockenen ‚Ja?’ ab. „Hey,“ kam die ebenso knappe Antwort Bakuras aus der Hörmuschel und eine Weile herrschte Schweigen, da Yami nichts sagte und so räusperte der Weißhaarige sich kurz, ehe er begann. „Tea, Joey und Tristan wollen heute Nachmittag ins Museum, um sich die neue ägyptische Ausstellung anzusehen und fragen, ob du mitkommen willst.“ Yami runzelte die Stirn. Das war doch nicht der wirkliche Grund für Bakuras Anruf, oder? „Gerne,“ sagte er nur knapp und wartete darauf, dass Bakura endlich auf das zu Sprechen kam, was er ihm eigentlich sagen wollte, denn das da noch mehr war, wusste Yami nur zu gut. Schließlich kannte er den Älteren. „Ist sonst noch was? Mein Akku ist gleich leer,“ log er, um den Weißhaarigen aus der Reserve zu locken. „Ich wollte mich entschuldigen. Für das, was ich gesagt habe. Ich hab übertrieben.“ „Übertrieben ist ziemlich sanft ausgedrückt,“ grummelte Yami, woraufhin wieder für einen Moment betretenes Schweigen eintrat. „Ich will versuchen es dir zu erklären. Nach dem Museumsbesuch....wenn du willst.“ Yami wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch die Worte blieben ihm auf halben Wege im Hals stecken. Er hatte seinen Blick über seine Umgebung schweifen lassen, da er sich beobachtet fühlte. Seine Augen blieben an einer Frau hängen, die sich auf der gegenüberliegenden Uferseite befand. Unbeweglich stand sie dort und starrte genau zu ihm herüber. Sie hatte gebräunte Haut und die schwarzen Haare reichten ihr bis zu den Knöcheln. Obwohl es windstill war, bewegten und wanden sich die Haare, als ob sie lebendig wären. Doch das war nicht das auffälligste an ihr, sondern ihr merkwürdiges Gewand. Ein langes Kleid aus Leinen, am Saum mit grünen Mustern verziert und zahlreicher anderer Schmuck aus Gold, Perlen und Edelsteinen zierten sie. Dazu trug sie einen merkwürdigen Kopfschmuck. Es sah aus, wie eine längliche Röhre, auf der eine Schale stand. Doch obwohl sie so seltsam aussah, schenkte ihr niemand Beachtung. Ja, es schien sogar so, als ob nur Yami sie bemerken würde. „Yami? Bist du noch dran?“ kam Bakuras verwirrte und leicht besorgte Stimme aus dem Handy. „Ich....“ Yami hielt inne, da er nicht mehr wusste, was er hatte sagen wollen. Zudem war er noch immer viel zu sehr von der Frau gefesselt. Ein kleiner Junge, zusammen mit einem Hund kam angerannt und warf einen Tennisball, dem das Tier sogleich hinterherlief. Gleich würde er mit der Frau zusammenprallen. Doch sowohl Hund, als auch sein Herrchen liefen einfach durch die Frau hindurch, so als würde sie gar nicht existieren. Yamis Augen weiteten sich und das Handy fiel mit einem dumpfen Aufprall ins Gras. Fast im selben Moment hörte er wie jemand laut ‚Vorsicht’ rief und ein Ball ihn am Hinterkopf traf. Kurz darauf wurde ihm schwarz vor Augen und bewusstlos fiel der Schwarzhaarige auf den Boden. Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zu dem Kapitel: Bei zwei Dingen hab ich mich ein wenig inspirieren lassen und damit es hinterher keinen Ärger gibt schreibe ich es vorsichtshalber noch hier rein. Also, die Idee, dass Götter sterben und ihre Macht verlieren, wenn die Menschen aufhören an sie zu glauben hab ich ein wenig von dem Buch ‚Das Museum der gestohlen Erinnerungen’ abgeleitet. Ist für den Storyverlauf auch ganz praktisch, wenn die Götter nicht allmächtig sind. Ebenso, dass sie nur ihre Landsleute ‚angreifen’ können. Das hab ich von dem PC-Spiel ‚Ankh’ übernommen. Kennt das einer von euch? Ist wirklich zu empfehlen. Hat wirklich guten Humor. Und jetzt noch eine Anmerkung zu Bakura. Es bleibt natürlich bei den Pairings, die ich zu Beginn angegeben habe, auch wenn es momentan noch nicht so aussehen mag. Aber Bakus Verhalten hat schon seinen Grund. Das war’s von meiner Seite aus. Jetzt könnt ihr eure Meinung wieder abgeben. Und freut euch auf das nächste Kapitel, wenn Seth auf Yami trifft. Kapitel 2: Noch mehr merkwürdige Ereignisse ------------------------------------------- Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich hab tatsächlich die drei Wochen an Schreibzeit einhalten können. Schon seltsam, kaum hab ich weniger Zeit kommt die Kreativität zurück. Und euer Feedback motiviert natürlich noch zusätzlich. Was mich frustriert ist, dass die Identität der Frau von einem Leser bereits richtig erkannt worden ist. Dabei wollte ich sie doch so lang wie möglich geheim halten. Deshalb verrate ich hier auch natürlich nicht, wer es war. So und nun viel Spaß beim Lesen. Hoffe das Kapitel gefällt euch auch. 3. Noch mehr merkwürdige Ereignisse Stimmen.... So viele Stimmen....und ein pochender Schmerz am Hinterkopf. Stöhnend kam Yami wieder zu sich und blinzelte in das Sonnenlicht, welches durch die dichte Blätterkrone über ihn brach. „Er wird wach!“ rief eine, für seinen Geschmack viel zu laute Stimme, zu seiner Rechten. „Wie fühlst du dich?“ „Geht schon,“ murmelte der Schwarzhaarige vor sich hin und setzte sich auf, um seine Umgebung besser wahrnehmen zu können. Er hatte auf einer Parkbank gelegen und neben ihm stand ein bereits in die Jahre gekommener Familienvater, mit seinen beiden Söhnen neben sich. Der größere von beiden hielt etwas schuldbewusst einen großen Rugbyball in den Händen. Wenn Yami diesen Ball, wie er vermutete, an den Kopf bekommen hatte, dann war es kein Wunder, dass er bewusstlos geworden war. „Bist du sicher? Vielleicht solltest du lieber einen Arzt aufsuchen. Ich kann dich hinfahren,“ bot der Mann an, dem es anscheinend ziemlich unangenehm war, dass der Ball Yami getroffen hatte. Schließlich war er es auch noch gewesen, der den Ball geworfen hatte. Wahrscheinlich war er irgendwie ausgerutscht oder so, denn das Leder hatte einen merkwürdigen Bogen gemacht. Sonst hätte der Ball Yami gar nicht erwischt. Dieser lächelte nun zwar freundlich, doch nahm er das Angebot nicht an. „Danke, aber so schlimm ist es gar nicht. Außerdem ist es eh nicht mehr lang, bis ich zu Hause bin.“ Der Familienvater nickte daraufhin und nahm dann die Schultasche und das Handy hoch, welches er zuvor neben die Bank gelegt hatte. „Hier, deine Sachen.“ „Danke,“ erwiderte Yami und nahm beides entgegen. Er wünschte den Dreien noch einen schönen Tag und machte sich dann auf den Nachhauseweg. Vielleicht sollte er Bakura anrufen. Dieser machte sich sicherlich Sorgen, weil er ihm nicht geantwortet hatte. Yami öffnete also das Telefonbuch und stutzte. Setos Nummer war verschwunden. Nicht, dass er sie nicht auswendig konnte, doch hatte er sie unter der ersten Stelle eingespeichert, um sie im Notfall schneller wählen zu können. Ob er sie aus Versehen gelöscht hatte? Das konnte schon sein, doch wie Yami später feststellen musste, war die Nummer nicht das Einzige, was gelöscht worden war. Auch sämtliche gespeicherte SMSs von Seto waren verschwunden. Auch das hätte er versehentlich machen können, doch Nachrichten, die nicht von Seto waren, waren noch immer vorhanden. Vielleicht hatte ja auch der Mann an seinem Handy herumgespielt, auch wenn ihm Yami dies nicht wirklich zutraute. /Der Tag fängt ja wirklich toll an!/ grummelte er sarkastisch vor sich hin. Am Nachmittag trafen sich die Freunde vor dem Museum, wo sie im Schatten des riesigen Gebäudes auf Joey wartete. Wie immer war er mal wieder der Letzte. Der Blonde brauchte dringend einen elektronischen Terminkalender, der ihm Bescheid sagte, wann er loszugehen hatte, um noch pünktlich zu erscheinen. Yami stieß hörbar die Luft aus und lehnte seinen Kopf an den kühlen Stein der Säule. Das war hundertprozentig der heißeste Tag seit Beginn des Sommers. Dabei hatte es laut Wetterbericht gar nicht so heiß werden sollen. Immerhin hatte es den ganzen Vormittag lang noch geregnet, weshalb sich die Freunde ja für einen Museumsbesuch verabredet hatten. Ein unnatürlich heißer Wind wehte ihnen in die Gesichter und versprach somit keinerlei Kühlung. „Wenn er nicht in den nächsten zehn Sekunden um die Ecke kommt, dreh ich ihm den Hals um,“ knurrte Bakura vor sich hin und spuckte auf den Boden, woraufhin ihn Tea entrüstet ansah. „Das ist noch lange kein Grund hier auf den Boden zu spucken,“ ermahnte sie ihn, was ihr einen finsteren Blick aus braunen Augen einbrachte. „Ich mach es aber trotzdem,“ zischte er. „Ich hab keine Lust wegen seines zu spät Kommens einen Sonnebrand zu kriegen.“ Bakura knirschte mit den Zähnen, denn auf Grund seiner ziemlich hellen Haut war er um einiges anfälliger für die Sonnenstrahlen, weshalb er auch trotz der Hitze ein langärmeliges Shirt trug. „Schon mal was von Sonnencreme gehört?“ verteidigte Tea sich. Tristan schlug sich daraufhin mit der Hand vor die Stirn und gestikulierte wie wild mit den Händen hinter Bakuras Rücken, um das Mädchen darauf aufmerksam zu machen, dass es dieses Thema nicht weiter behandeln sollte. Tea schien davon jedoch nichts zu bemerken, weshalb Tristan Yami auffordernd ansah. Dieser gab daraufhin ein Seufzen von sich und griff nach Bakuras Handgelenk, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Kura? Kannst du....“ Yami hielt inne, nicht wissend, was er von Bakura verlangen sollte. Der Weißhaarige schien jedoch bereits bemerkt zu haben, auf was es hinaus lief und entzog sich mit einem Schnauben Yamis Griff. „Schon gut! Ich sag ja gar nichts mehr! Aber dann soll sie auch endlich still sein!“ mit einem Kopfnicken wies er in Richtung Tea und verschränkte wie ein trotziges Kind die Arme vor dem Oberkörper. Tea schnappte nach Luft und wollte zu einem Widerspruch ansetzten, doch die warnenden Blicke seitens Yami und Tristan brachten sie dazu, es sich noch mal anders zu überlegen. „Hey, Leute!“ ein abgehetzter Joey durchbrach das entstandene Schweigen und kam vor der Gruppe zum Stehen. Die Hände auf den Knien abgestützt versuchte er allmählich wieder zu Atem zu kommen, während er sich zu erklären versuchte. „Sorry....ich hab....die haben mir noch ne....das Gebiet von Duke...zugeteilt....deshalb hat’s länger...gedauert.“ „Gebiet?“ fragte Tristan ratlos. „Na vom Zeitschriftenaustragen.“ „Ach so!“ der Braunhaarige schlug sich erneut mit der flachen Hand vor die Stirn. „Können wir jetzt endlich mal rein?“ wollte Bakura genervt wissen und drehte sich zur Tür um. Tristan und Joey folgten ihm, nur Tea und Yami blieben noch einen Moment draußen, da der Schwarzhaarige das Mädchen aufgehalten hatte. „Hör mal, ich weiß ja, dass du es nur gut meinst, aber sei Bakura gegenüber vorsichtiger,“ sagte Yami und sah Tea dabei eindringlich an. „Du hast ja in der Schule schon gemerkt, dass er etwas....schwierig ist.“ Unverständnis stand in den blauen Augen geschrieben. „Was hat das mit der Benutzung von Sonnencreme zu tun?“ wollte sie wissen. „Bakura ist ein Albino. Und das weißt du nicht von mir!“ bei seinem letzten Satz blickte er Tea ernst an. „Es gibt Dinge, über die Bakura nicht gerne spricht. Sprich ihn auf nichts privates an, wenn er nicht von selbst damit herausrückt.“ Tea legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. „Hat er Familienprobleme? Ist er oft gehänselt worden, weil er ein Albino ist?“ Yami verdrehte die Augen. „Genau DAS sind die Dinge, über die du nicht reden sollst! Ich meine es ernst, ok? Es hat in der Vergangenheit schon genug Auseinandersetzungen mit Tristan und Joey gegeben. Lass Bakura einfach.“ Endlich gab die Braunhaarige ein Nicken von sich. Auch, wenn es ihr schwer fallen würde nicht irgendwie zu helfen, so wollte sie nicht, dass ihretwegen Streitereien entstanden. „Kommt ihr Beiden auch endlich mal?“ fragte Joey, als Tea und Yami ebenfalls ihre Karten gekauft hatten und nun auf den Beginn der nächsten Führung warteten. „Das sagt ja mal wieder der Richtige!“ neckte Tristan ihn daraufhin, woraufhin der Blonde unschuldig pfiff und zur Decke blickte. Bakura blickte Yami finster an und zog ihn ein Stück von ihrer Gruppe weg, um ihn zur Rede zu stellen. Denn das der Schwarzhaarige mit Tea über ihn gesprochen hatte, war ihm klar. „Was hast du ihr erzählt?“ fragte er sogleich und hielt Yamis Oberarm so fest umklammert, dass es fast schon schmerzte. „Gar nichts,“ sagte Yami schlicht. „Warum sollte ich ihr etwas über dich erzählen?“ fügte er hinzu, da Bakura seinen Worten nicht glaubte. „Warum sonst seit ihr erst so spät rein gekommen?“ stellte der Weißhaarige die Gegenfrage. Nun verfinsterten sich auch die Amethyste Yamis ein Stück und er schob Bakuras Hand von seinem Arm. „So wenig Vertrauen hast du in mich? Hab ich jemals irgendetwas von deinen Problemen ausgeplaudert? Nein! Ich lüg sie alle sogar für dich an,“ zischte er und drehte sich ohne ein weiteres Wort seitens des Älteren abzuwarten um, um zu seinen Freunden zurückzugehen. Bakura blickte ihm einen Moment lang missmutig nach, ehe auch er zu ihrer Gruppe zurückging. Finster ruhten seine Augen auf Tea, ehe eine laute Stimme sämtliche Aufmerksamkeit auf ihren Besitzer lenkte. „Bitte treten Sie alle etwas näher!“ sagte der Junge, der sie anscheinend durch das Museum führen würde, denn um den Hals trug er ein Band mit Namensschild. Der Junge hatte sandblonde schulterlange Haare und lavendelfarbenen Augen. Seine Haut war ungewohnt dunkel, anscheinend kam er aus einem ziemlich warmen Land. „Können mich alle hören?“ vergewisserte sich der Sandblonde, ehe er begann sich vorzustellen. „Mein Name ist Marik Ishtar und ich werde Sie heute durch unsere neue ägyptische Ausstellung führen. Den Mittelpunkt werden dabei die Schätze aus einem Pharaonengrab der 18. Dynastie einnehmen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?“ Damit setzte der Junge namens Marik sich in Bewegung und die Gruppe folgte ihm. Yami war erleichtert festzustellen, dass Bakura sich anscheinend wieder zu beruhigen schien, denn interessiert betrachtete er die Schaukästen mit den antiken Waffen. Marik führte die Gruppe durch die Hallen, blieb dabei hin und wieder stehen, um etwas zu erklären und allmählich neigte sich die Führung ihrem Ende zu. „Wir kommen nun zur vorletzten Halle,“ erklärte er. „Hier sind zahlreiche Grabbeigaben des Pharaos ausgestellt, von dem ich Ihnen zu Beginn unserer Führung bereits erzählt habe. Wir haben außerdem das Glück seine Mumie betrachten zu können.“ „Die haben sogar eine echte Mumie hier?“ fragte Tristan erstaunt und neugierig versuchte er über den Köpfen der anderen hinweg in die Halle zu schielen. „Wusstest du das nicht?“ fragte Joey neckend. „Die haben damit doch ganz groß Werbung gemacht.“ Tristan blickte ihn daraufhin gespielt beleidigt an. „Woher weißt du denn das? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du Zeitung liest, oder?“ „Doch. Aber nur, während ich sie austrage.“ Sie betraten die Halle und bildeten einen Halbkreis um ein Podest, welches mitten im Raum aufgebaut worden war. Auf diesem Podest befand sich ein schwerer Sarkophag aus Alabasterstein, der mit zahlreichen Hieroglyphen verziert worden war. In diesem Sarg lag die Mumie, eingewickelt in ergraute Bandagen, die sich an vielen Stellen bereits auflösten. Tea war nicht die Einzige, die ein ‚Üha’ von sich gab. Die Totenmaske hatte man dem einstigen Regenten abgenommen und in einem separaten Glasschrank neben dem Sarkophag aufgestellt. Zusammen mit Krummstab, Wedel und unterschiedlichen Talismanen, die man den Toten zwischen die Mumienbinden schob. „Das hier sind die sterblichen Überreste eines Pharaos der 18. Dynastie,“ begann Marik zu erklären. „Pharao Atemu bestieg im Alter von 12 Jahren den Thron und regierte vier Jahre lang, ehe er starb. Die alten Ägypter glaubten, dass Atemu einen Pakt mit Seth, dem Gott der Wüste, abgeschlossen hatte. Deshalb soll Seth während Atemus Regentschaft Ägypten beschützt haben. Viele Menschen kamen deshalb in schlimmen Zeiten immer wieder zum Grab Atemus und brachten ihm Opfergaben, damit er den Gott Seth besänftigte.“ „Woran ist er gestorben?“ wollte einer der Museumsbesucher wissen. „Das kann ich nicht sagen. Man geht zwar davon aus, dass er vergiftet worden ist, schließlich war es ein beliebtes Mittel, um jemanden zu töten. Aber das kann man nach knapp 3000 Jahren nicht mehr feststellen. Einzig körperliche Schäden wären feststellbar, aber die sind nicht vorhanden.“ (1) Ein kleines Mädchen hob die Hand. „Warum sind da Löcher in der Mumie?“ „Als man das Grab öffnete und die Mumie mitnehmen wollte gab es einen Sandsturm, der ins Grab wehte. Einer der Archäologen dachte daraufhin, der Pharao wolle sie verfluchen, weshalb er auf die Mumie geschossen hat. Hat sonst noch jemand eine Frage?“ Bakuras Blick hing schon eine ganze Weile über an der goldenen Totenmaske, deren Gesichtszüge ihm ziemlich bekannt vorkamen. Doch das konnte nicht sein! Seine braunen Augen wanderten zu Yami herüber, der neben ihm stand, doch hatte dieser der Maske nur einen flüchtigen Blick geschenkt und musterte stattdessen die Mumie. Nein, es gab keinerlei Zweifel. Die Gesichtszüge der Totenmaske stimmten bis ins kleinste Detail mit denen Yamis überein!! Als der Violettäugige die starrenden Blicke Bakuras bemerkte, drehte sich fragend zu ihm um. „Was ist?“ wollte er im leisen Flüsterton wissen. „Die Totenmaske sieht aus wie du,“ platzte Bakura sogleich heraus. Stirnrunzelnd wandte ihr Yami sein Gesicht zu. „Du spinnst doch,“ meinte er, betrachtete die Gesichtszüge jedoch nun genauer und ein eiskalter Schauer rann ihm über den Rücken, als er begriff, dass der Weißhaarige recht zu haben schien. „Das....das kann nicht sein!“ beharrte er und rieb sich über die Oberarme, denn es war plötzlich seltsam kalt geworden. Oder bildete er sich das nur ein? Er ähnelte doch nicht ernsthaft einem antiken Pharao!! „War da eine Frage?“ wollte Marik wissen, als er das Gemurmel wahrnahm, woraufhin Bakura Yami mit sich nach vorne schob. „Mein Freund hier hat das selbe Gesicht, wie die Mumie!“ rief er deutlich, sodass alle es hören konnten und Yami lief unter dem Gekicher der Umstehenden rot an. Das hatte der Weißhaarige ja mal wieder toll hingekriegt. „Tatsächlich?“ Marik zwang sich zu einem Lächeln, welches jedoch drohte in ein breites Grinsen überzugehen. Es erstarb jedoch schnell, nachdem er erst Yamis Gesicht betrachtet hatte und anschließend zur Totenmaske geblickt hatte. „Bei Ra!“ entfuhr es ihm, als er erkannte, dass dieser junge Mann tatsächlich die selben Gesichtszüge hatte, wie Atemu. Ja, wenn er genau war, dann waren sie sogar gleichgroß! „So etwas hab ich noch nie erlebt,“ brachte Marik mit trockener Stimme hervor und veranlasste Yami somit noch dunkler um die Nase zu werden. Ihm war es nämlich nicht sonderlich geheuer von allen so angestarrt zu werden. „Du hast nicht zufällig Verwandte in Ägypten?“ wollte der Sandblonde wissen, denn vielleicht war der Junge ja ein Nachfahre des Pharaos, obwohl das nach dem bisherigen Wissensstand nicht möglich war. Schließlich war Atemu in jungen Jahren gestorben und laut den Papyri die man gefunden hatte, hatte er weder Frau noch Kinder besessen, weshalb sein Cousin Sethos die Thronfolge angetreten war. Yami schüttelte auf die Frage hin den Kopf und blickte dann mit einem unwohligen Gefühl in den Sarkophag. Die Mumie darin war ihm nun ziemlich unheimlich geworden. Seth hatte bis eben noch missbilligend auf die Menschengruppe gestarrt, die den Körper seines Atemus begafften. Dann jedoch war seine Aufmerksamkeit auf einen weißhaarigen Jungen gelenkt worden, der eine weitere Person mit sich vor den Schaukasten mit der Mumie zog und Seth erstarrte. „Atemu....“ Der Wüstengott traute seinen Augen kam und hielt es für ein Hirngespinst. Dabei gab es so gut wie nichts, was den Verstand eines Gottes hätte beeinflussen können. Wahrscheinlich war seine Sehnsucht nach dem einstigen Regenten so groß, dass er ihn nun einfach mit irgendeinen anderen verwechselte.... Doch je länger er den jungen Mann betrachtete, umso mehr wurde er sich der Identität bewusst. Die selbe Frisur, Haar- und Augenfarbe, ja selbst die Statur und Stimme war völlig gleich. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Haut des Jungen blasser als die Atemus war. Doch das war in diesem Land ja auch kein Wunder. Konnte es etwa sein? War dies Atemu? War seine Seele tatsächlich in diesem jungen Mann wiedergeboren worden? Ungläubig schüttelte Seth den Kopf. Zwar hatte Apis ihm gesagt, dass dem so war, doch hätte er den ehemaligen Pharao niemals so weit weg von Ägypten vermutet. Doch ob nun große Distanz oder nicht, das war Seth im Moment vollkommen egal! Das einzige was zählte war, dass er seinen Atemu endlich, nach drei Jahrtausenden, wieder gefunden hatte. In seiner für Menschen unsichtbaren Form trat er näher an die Gruppe heran und schlang die Arme um den Körper des Jüngeren, konnte so die Wärme seines Körpers wahrnehmen und seinen Atem hören. Doch wie nur sollte er Kontakt zu seinem Geliebten aufnehmen, wenn seine Kräfte über die Jahre geschwunden waren? Yami zuckte zusammen und wirbelte so erschrocken herum, dass Bakura ihn verwirrt ansah. „Alles ok?“ fragte der Weißhaarige, erhielt jedoch keine Antwort. Stattdessen starrte sein Freund in die Halle, als würde er nach etwas suchen. „Yami?“ Der Angesprochene zuckte zusammen, als ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und wirbelte erneut herum. Erleichtert atmete er aus, als er feststellte, dass es nur Bakura gewesen war. „Ja, alles in Ordnung,“ sagte er und als sie weitergingen achtete er darauf mittig in der Gruppe zu gehen, da er sich in der Menge sicherer fühlte. Yami hatte es eben deutlich gespürt. Jemand hatte ihn umarmt. Und das Gefühl dieser Umarmung war ihm so vertraut gewesen, hatte ihm ein Gefühl von Geborgenheit gegeben, dass er automatisch gedacht hatte Seto stände hinter ihm. Umso unheimlicher fand der Schwarzhaarige, dass sich niemand hinter ihm befunden hatte. Allmählich reichte es ihm mit den merkwürdigen Ereignissen und sonderlich darauf erpicht noch die letzte Halle zu besichtigen, war er auch nicht mehr. Alles was Yami wollte war zurück in seine eigenen vier Wände. „Komisch....“ entfuhr es Joey neben ihm, welcher nachdenklich den Boden betrachtete. Und Yami war dieses ‚komisch’ überhaupt nicht geheuer! Was konnte denn jetzt bloß noch kommen? Hieroglyphen, die seinen Namen darstellten? „Was denn?“ fragte er trotz der Tatsache, dass er es eigentlich gar nicht wissen wollte. „Na der Sand,“ gab der Blonde von sich, woraufhin Yami ihn verwirrt ansah. „Was für Sand?“ „Ist dir das noch nicht aufgefallen? In der Halle mit der Mumie war überall Sand auf dem Boden und hier ist jetzt auch welcher.“ Die violetten Augen richteten sich daraufhin auf die weißen Steinfliesen. Und tatsächlich. Überall befanden sich Sandkörner. „Vielleicht soll die ägyptische Ausstellung dadurch authentischer wirken,“ überlegte Yami laut. Doch Joey schüttelte nur den Kopf. „Dann wäre in den anderen Hallen auch Sand. Außerdem: dann wäre dies das erste Museum, welches nicht piksauber ist. Hey, Marik!“ rief er und machte ihren Gruppenführer somit auf sie aufmerksam. Dieser machte ihnen mit einem Handzeichen deutlich, dass sie noch einen kleinen Moment warten sollten und sprach in hastigen Worten mit einem ergrauten Mann im Anzug, ehe er zu ihnen herüber kam. „Habt ihr eine Frage?“ wollte der Sandblonde wissen und strich sich einer seiner Haarsträhnen aus den Augen. „Ja,“ kam es auch sogleich von Joey. „Warum ist hier überall Sand auf dem Boden?“ /Na wunderbar. Die Nächsten!/ fuhr es Marik durch den Kopf, denn auch der Museumsdirektor hatte ihn bereits darauf angesprochen, dass im Raum mit der Mumie ständig Sand zu finden war. Zwar hatte er ihm erzählt, was er nun auch Joey und Yami erzählen würde, doch der Mann hielt nichts von diesen ägyptischen Ammenmärchen, wie er sie nannte. „Nun, wie ich ja erzählt habe stand Atemu angeblich unter dem Schutz des Seth, dem Wüstengott. Das hier ständig Sand auftaucht soll daran liegen, dass sich Seth noch immer in der Nähe Atemus aufhält um ihn zu schützen,“ sagte er, doch eine nachdenkliche Falte bildete sich auf seiner Stirn. Wieso nur war nun auch in dieser Halle Sand zu finden? Bisher war er nie sonderlich weit von dem Sarkophag zu finden. /Ob es mit diesem Jungen zusammenhängt?/ fragte er sich und bedachte Yami mit einem nachdenklichen Blick, unter dem sich dieser jedoch nicht sonderlich wohl zu fühlen schien. „Aha, alles klar,“ war Joeys ungläubiger Kommentar daraufhin. „Nun lass die Publicity mal außen vor und sag, was Sache ist.“ Marik zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Das weiß ich selber nicht. Seit die Mumie aus ihrem Grab geholt wurde befindet sich in ihrer Nähe immer Sand....und du bist sicher, dass du keine ägyptischen Verwandten hast?“ wand er sich nun wieder Yami zu, dem nun nur noch unwohler wurde. „Irgendeinen Urahnen oder so.“ „Hundertprozentig nicht,“ bestätigte der Schwarzhaarige. „Alle in meiner Familie waren und sind Japaner. Ich hab garantiert nicht mit irgendeinem antiken Pharao zu tun. Außerdem hast du doch gesagt, dass seine Blutlinie mit ihm gestorben sei, oder?“ ein wenig Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. Hoffnung, dass diese ganzen seltsamen Ereignisse nichts mit dieser Mumie zu tun hatten. Marik wollte schon den Mund öffnen um zu antworten, doch Joey kam ihm zuvor. „So weit ich weiß gab es damals auch schon Lustviertel. Also kann es durchaus sein, dass er einen Erben hatte,“ sagte er und grinste breit, woraufhin Yami ihn finster anfunkelte. „Wie schön zu wissen, dass du dich DARIN auskennst!“ fauchte er schnippisch und ließ seinen Freund einfach mit Marik stehen, um sich einen der Schaukästen mit Schmuck zuzuwenden. „Einen empfindlichen Punkt erwischt?“ fragte Marik interessiert. Normalerweise war er nicht so neugierig, doch durch die Ähnlichkeit mit Atemu hatte dieser Junge sein Interesse geweckt. „Ach, iwo!“ winkte Joey ab. „Der hat nur den Schock mit der Mumie nicht verdaut, das ist alles.“ Er erschauerte. „Ist aber wirklich schon ein wenig unheimlich...“ Der Sandblonde nickte bestätigend, ehe ihm noch etwas anderes einfiel. „Sag mal. Der weißhaarige Junge, der gehört doch auch zu eurem Freundeskreis, oder?“ wollte er wissen. „Bakura? Ja klar.“ „Ist er vergeben?“ Marik wurde ein wenig rot bei seiner Frage und hoffte, dass der Blonde ihn dafür nicht auslachte. Joey hatte bereits den Mund geöffnet um zu antworten, schloss ihn jedoch wieder und drehte den Kopf nachdenklich in Richtung Yami und dann zu Bakura, ehe er wieder Marik ansah und schließlich mit den Schultern zuckte. „Das ist gar nicht so leicht zu sagen.,“ erklärte er und musste sich bei Mariks irritierten Gesichtsausdruck ein Grinsen verkneifen. „Frag ihn am besten selbst,“ schlug er vor. /Ich wüsste zu gern, was Bakura wohl auf so eine Frage antwortet./ „ISHTAR!!! HIER HER!!“ Der Angesprochene verdrehte die Augen, als er das laute Organ des Museumsdirektors vernahm. „Nicht schon wieder,“ seufzte er gequält, woraufhin Joey nun doch grinste. „Viel Spaß noch, ich muss weg.“ Damit verabschiedete der junge Ägypter sich und beeilte sich zu dem vor Wut schnaubenden Direktor zu gelangen. Yami stand unterdessen vor einem der Schaukästen und betrachtete scheinbar interessiert den darin ausgelegten Schmuck. Doch seine angespannte Haltung verriet, dass es nicht die antiken Schätze waren, auf die er sich konzentrierte. Denn es war schon wieder da. Dieses seltsame Gefühl, dass ihn jemand umarmte. Und auch diesmal strahlte sie Wärme und Geborgenheit einer Art aus, die er normalerweise nur fühlte, wenn er bei Seto war. Ob dem Konzernchef etwas passiert war und dessen Geist nun bei ihm war? Sämtliche Nackenhaare stellten sich bei diesem Gedanken auf. /Nein!/ hastig schüttelte er den Kopf. /Wenn ihm etwas passiert wäre hätte das doch in allen Zeitungen gestanden. Immerhin besitzt er das größte Spielunternehmen./ Doch was war dann los? Wurde er vielleicht krank und litt daher den ganzen Tag über bereits an Halluzinationen? Vielleicht war er ja krank. Prüfend legte sich Yami die Hand auf die Stirn. Die Temperatur fühlte sich zwar normal an, doch vielleicht täuschte er sich auch. Seufzend drehte er sich um, um zu seinen Freunden zurückzukehren, doch auf halbem Weg erstarrte er. Da war sie schon wieder! Diese merkwürdige Frau und auch diesmal schien ihr niemand Beachtung zu schenken. Eiskalte Schauer rannen dem Schwarzhaarigen über den Rücken und er musste sich zusammenreißen, um die Halle nicht fluchtartig zu verlassen. Die Frau starrte ihn an und ihr Blick war alles andere als beruhigend. Yami schluckte und setzte sich dann mit mechanischen Schritten in Bewegung, um auf die Frau zuzugehen. Vielleicht war sie ja wirklich nur Einbildung und verschwand, wenn er ihr zu nahe kam. Oder sie bewegte sich immer weiter von ihm fort, weil sie eine Fata Morgana oder etwas ähnliches war. Doch von alledem geschah nichts. Sie blieb an Ort und Stelle stehen und sah ihn weiterhin mit ihren dunkelgrünen Augen an. Sie war eigentlich eine sehr schöne Frau. Eine, die man eher als freundlich bezeichnen würde, so unheimlich sie auch sein mochte. Nur noch zwei Meter trennten sie beide von einander doch Yami wagte es nicht näher an sie heran zu gehen. Statt dessen blieb er stehen und starrte in diese funkelnden Smaragde. Dann ging alles sehr schnell. Ein Knacken, erschrockene Schreie, seine Freunde die nach ihm riefen und etwas seltsam sandiges, dass ihn zur Seite stieß. Unsanft stürzte Yami zu Boden, neben ihm ein lautes Scheppern und ein Schmerz, der durch seine Hand schoss. Dann war es wieder vorbei und die verwirrten Amethyste entdeckten eine Lampe, die nun an der Stelle lag, an der er bis eben noch gestanden hatte. Doch noch etwas fiel Yami auf. Die Frau war verschwunden und stattdessen sah er ein merkwürdiges Flimmern vor seinen Augen. Blinzelt versuchte er etwas zu erkennen und erkannte die Umrisse eines Mannes mit blauen Augen und braunen Haaren. „Seto?“ fragte Yami leise, doch das Bild löste sich bereits in Luft auf. (1) Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so stimmt. Es könnte sein, dass möglich ist festzustellen, ob die mumifizierten Pharaonen durch Gift starben oder nicht, das hab ich nicht recherchiert. Ich glaub aber, dass es durch die Mumifizierung des Körpers und der Organe nicht möglich ist. Tja, eigentlich hatte ich das Kapitel nicht schon wieder mit einem Unfall enden lassen wollen. Aber da ich schon sieben Seiten geschrieben hatte, musste ich allmählich zu Ende kommen. Und ohne Clffy geht es nun mal nicht XD Kapitel 3: Was ist mit Seto? ---------------------------- Soooo…..ich hab es geschafft ein weiteres Kapitel auf die Reihe zu bekommen. Zwar erst nach acht Wochen, aber dafür ist es auch etwas länger geworden. Ich hoffe, dass euch das ein wenig für die Wartezeit entschädigen kann. Vier Kommis für das letzte Kapitel, das ist für mich ja schon richtig gut! Ich finde eure Vermutungen wirklich immer sehr interessant. Vor allem, da ich ja weiß warum was passiert und wer was getan hat XD. Außerdem kann ich so auch nichts vergessen und motivieren tut es sowieso. Also macht weiter so :-) Und nun viel Vergnügen mit Kapitel Nummer 4! 4. Was ist mit Seto? „Macht euch keine Sorgen, dem geht’s bestens“, schnaubte Bakura, der wie auch der Rest der Besucher auf Yami zugegangen war. „Wenn der nur an Seto denken kann hat er sich nichts getan!“ „Beherrsch dich doch mal“, zischte Tristan ihm daraufhin ins Ohr und half den noch immer verwirrt drein blickenden Jungen auf die Beine. Yami war sich sicher, dass er soeben Setos Gesicht gesehen hatte. Schließlich kannte er ihn gut genug und es würde auch dieses merkwürdige Gefühl umarmt zu werden erklären. Was, wenn wirklich etwas mit Seto passiert war? Zwar glaubte er nicht an Geister oder ähnliches, doch hieß es nicht, dass manche Menschen spürten, wenn einer geliebten Person etwas zustieß? /Ich muss nach Hause! Ich muss ihn anrufen und wissen, ob es ihm gut geht!/ die Menschen um sich herum ignorierend wollte er aus dem Museum stürmen, doch Joey hielt ihn zurück. „Hey, wo willst du hin?“ fragte der Blonde und klopfte seinem Freund sachte vor die Wange, damit dieser wieder zur Besinnung kam, denn ganz bei sich schien er nicht zu sein. Yami war ungewohnt blass. „Ich muss nach Hause, mit Seto stimmt was nicht. Ich muss ihn anrufen!“ erklärte der Schwarzhaarige und versuchte sich aus Joeys Griff zu befreien, doch so leicht machte dieser es ihm nicht. „Du wirst wohl besser ins Krankenhaus gehen. Du stehst ja völlig unter Schock.“ „Nein!“ Die Amethyste begannen zu funkeln und ihr Besitzer riss sich nun energisch aus dem Griff. „Seto ist was passiert, verdammt!“ fauchte er und stürmte davon. /Hoffentlich ist deine Vermutung wahr!/ zischte Bakura in Gedanken und die haselnussbraunen Augen funkelten, gefüllt mit Hass und Eifersucht auf den jungen CEO der KaibaCorp. Yami gehörte zu IHM! Zu IHM und nicht zu diesen Seto!! Hastig schüttelte Bakura den Kopf und das Funkeln in seinen Augen verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. Yami war sein Freund und wenn Seto etwas passiert war, dann musste er ihm beistehen! „Ich geh ihm nach“, rief er Joey noch zu, ehe auch er aus dem Museum lief. Aufgeregtes Getuschel entstand, während die übrig gebliebenen Freunde unschlüssig an Ort und Stelle verweilten. „War das nicht der Junge, der der Mumie so ähnlich sah?“ diese Frage tauchte immer wieder in den Gesprächen der Umstehenden auf, oder sie beschwerten sich über die scheinbar schlampige Konstruktion der Deckenlampen. Seth hingegen hatte dass Geschehen bereits verlassen und lief, ebenso wie Bakura, Yami hinterher. Er durfte Atemu nicht wieder verlieren! Nicht jetzt, wo er ihn endlich gefunden hatte. Zudem war sein Liebster verletzt, dass spürte er. Doch wie sehr, dass konnte er nicht feststellen. Die Gottheit hatte bereits geglaubt ihre Liebe erneut zu verlieren, als die Lampe heruntergefallen war und hatte gerade eben noch seinen Körper materialisieren und Atemu zur Seite stoßen können. Dadurch hatte er Kraft verwendet, die er längst nicht mehr besaß und nun war sie nur noch schwächer, als sie ohne hin schon gewesen war. Seht wusste, dass er sich ausruhen und neue Kräfte sammeln musste, doch nicht bevor er wusste, welches das Ziel Atemus war. Yami rannte durch die Straßen, der Bus war ihm soeben vor der Nase weggefahren und der nächste würde erst in einer halben Stunde kommen. Doch so lange würde er nicht warten. Da er war er zu Fuß schneller. Sein Atem rasselte, als er endlich im Villenviertel ankam. Was musste er auch ausgerechnet heute sein Handy vergessen?? Normalerweise hatte er es immer bei sich, doch da heute Morgen die SMS’ verschwunden waren hatte er es aus der Tasche genommen und später vergessen wieder einzupacken. Roland, Setos ‚Mädchen’ für alles, blickte ziemlich verwundert drein, als er Yami durch die Tür kommen sah. „Oh, sind Sie schon wieder...“ während er sprach folgte er dem Schwarzhaarigen mit seinem Blick, der ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken die Treppen nach oben stürmte. „...zurück...“ nachdenklich sah er dem Jungen nach. /Was ist denn in Mr. Muto gefahren?/ fragte er sich noch, als es an der Tür klingelte und als er diese öffnete stürmte eine weitere Person, die sich auf dem zweiten Blick als Bakura entpuppte, in die Halle und ebenfalls die Treppen hoch, so als wisse sie genau, wo ihr gesuchtes Ziel sich befand. Auch diesmal runzelte Roland die Stirn und warf sicherheitshalber noch mal einen Blick nach draußen, um sicher zu gehen, dass niemand mehr ins Haus wollte. Ein heißer Wind, zusammen mit einer Priese Sand wehte ihm entgegen und schnell schloss er die Tür, ehe er sich wieder um seine Pflichten kümmerte. Die Tür flog krachend gegen die Wand und hinterließ eine kleine Delle in der blassblauen Tapete, als Yami das gemeinsame Schlafzimmer betrat. Doch momentan war diese Macke ihm ziemlich egal und wahrscheinlich hätte es ihn nicht einmal gekümmert, wenn ein Steinschlag die großen Fenster zerstört hätte. Die Amethyste waren einzig auf die Zahlen gerichtet, welche die Finger eintippten und hielt sich ungeduldig den Hörer ans Ohr, um nach dem Freizeichen zu lauschen. Nach nur kurzer Zeit trat das gleichmäßige Tuten ein und Yami spürte, wie sein Herz erneut einen Marathon zu laufen schien. Er wusste, dass Seto immer an sein Handy ging, da es etwas Wichtiges oder Geschäftliches sein konnte. Nach endlich langen Minuten, so schien es ihm, klickte es endlich in der Leitung. „Seto!“ rief der Schwarzhaarige aufgebracht, doch wurde er sogleich von einer weiblichen Stimme unterbrochen. „Dies ist die Mailbox von Seto Kaiba. Bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Signal...“ „Nein!!“ Yami taumelte zurück, ließ den Hörer zu Boden und sich selbst aufs Bett fallen, ehe er das Gesicht in den Händen vergrub. Seto war nicht an sein Handy gegangen. Ihm war etwas passiert, da war er sich sicher und schluchzte trocken auf. Bei Yamis Schrei zuckte Bakura zusammen und betrat besorgt den Raum. Als er seinen aufgelösten Freund auf dem Bett hocken sah ging er auf ihn zu und legte einen Arm um ihn, woraufhin dieser erschrocken zusammenzuckte. „Erschreck mich nicht so!“ fauchte der Schwarzhaarige ihn an und sah zur Seite. Er weinte nicht, doch Bakura kannte ihn gut genug um zu wissen, dass Yami genau das am liebsten tun würde. „Was ist los? Warum hast du so geschrieen?“ fragte Bakura im ruhigen Ton und überging Yamis Beschwerde über den Schreck einfach. „Du bist weggerannt, weil Seto was passiert sein soll, oder?“ seine Stimme blieb weiterhin sanft, obwohl es hier um seinen ‚Rivalen’ ging, doch Yami schien dadurch keineswegs gesprächiger zu werden. „Ach! Bist du mir deshalb nachgelaufen?“ wollte er wissen und die violetten Augen funkelten finster. „Um dich zu vergewissern, dass mit Seto was nicht stimmt? Jetzt freust du dich sicherlich, weil er mich nicht mehr flachlegen kann, nicht wahr?!“ Bakuras Miene verfinsterte sich bei diesen Worten und nur zu gerne hätte er Yami eine Backpfeife verpasst, wie er sie heute Morgen selbst erhalten hatte. Doch hielt er sich zurück und packte seinen Freund stattdessen nur an den Oberarmen, versuchte ihn durch leichtes Schütteln wieder zur Vernunft zu bringen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich durch diese brüllende Hitze renne, nur um sicher zu gehen, dass deine Ahnung wahr ist! Ich bin dir nach gelaufen, weil ich mir Sorgen um dich mache! Denkst du ernsthaft, ich will dass Kaiba einen Unfall oder ähnliches hat?“ wollte er wissen, denn auch wenn er Seto nicht wirklich leiden konnte, so wollte er dennoch nicht, dass diesem etwas geschah. Denn dann würde es auch Yami schlecht gehen und das war das Letzte, was Bakura wollte. Nach seinen Worten war die Härte wieder aus den Amethysten gewichen und auch Yamis Stimme wurde wieder ruhiger. „Manchmal macht es aber den Eindruck, als ob du ihm am liebsten den Hals umdrehen würdest“, sagte Yami und blickte Bakura dabei in die Augen, um dessen Reaktion genau mitzubekommen. Bakura schwieg einen Moment, ehe er antwortete. Er dachte an seinen Ausbruch in der Schule und dann an seinen kurzen Moment bösartiger Freude im Museum, als er hörte, dass Seto etwas zugestoßen sein könnte. „Ich weiß ich...übertreibe es in letzter Zeit...,“ sagte er leise. „Ich hab nichts gegen Seto.....nicht wirklich zumindest, solange du glücklich bei ihm bist. Aber...wenn ich sehe, wie du in der Schule vor dich hinstarrt, weil er dir fehlt. Wenn du den ganzen Tag über in dem golden Käfig hockst und wartest, dass er spät nachts nach Hause kommt. Wenn ich seinen kalten Charakter sehe, dann...hasse ich ihn. Ich hasse ihn, weil er dich dadurch leiden lässt, in welchem Ausmaß auch immer.“ Er hielt für einen Moment inne und sein Griff um Yamis Oberarme lockerte sich. „Aber ich leide doch nicht,“ widersprach der Schwarzhaarige, welcher sich allmählich wieder entspannte. War es das also? War das der Grund, warum Bakura Seto nicht leiden konnte? Oder steckte vielleicht noch mehr dahinter? „Ich liebe Seto und ich weiß, dass er wegen seiner Firma viel beschäftigt ist. Außerdem nimmt er sich doch immer viel Zeit für mich. Sogar mehr, als er eigentlich übrig hätte,“ versuchte er Bakura zu beruhigen, in dessen Augen ein merkwürdiger Ausdruck platz nahm. Fremdartig und bannend. „Bist du dir sicher?“ fragte Bakura und beugte sich ein Stück zu Yami vor. „Woher willst du wissen, dass er sich wirklich Zeit für dich nimmt? Wenn er das wirklich tun würde, warum hat er dich dann nicht öfters angerufen, während er auf dieser komischen Geschäftsreise ist?“ „Weil...,“ Yami hielt inne und biss sich auf die Unterlippe. Seto hatte viel zu tun, dass hatte dieser ihm gesagt. Doch nahm er sich wirklich so viel Zeit ihn anzurufen, wie er konnte? Yami dachte an die Mailboxfrauenstimme. Was, wenn es jemand anderes in Setos Leben gab? Jemanden, der ihm wichtiger war, als Yami? „Du hast etwas viel besseres verdient, als ihn,“ fuhr Bakura fort. „Und wen zum Beispiel?“ wagte Yami zu fragen und realisierte erst jetzt, wie nah ihm Bakuras Gesicht gekommen war. Was hatte der Weißhaarige vor? Wollte er ihn etwa...küssen? Yami versteifte sich, konnte sich jedoch noch immer nicht aus diesem seltsamen Blick lösen. Bakuras Lippen kamen bedrohlich nahe, er konnte sogar den warmen Atem bereits auf seiner Haut spüren. Dann jedoch blinzelte der Weißhaarige, als wäre er über sein Tun verwirrt und ging wieder auf größeren Abstand. „Was ist denn jetzt mit Seto?“ fragte er so beiläufig, als hätten sie zuvor übers Wetter gesprochen und Yami brauchte einen Moment um zu verstehen, was sein Freund denn nun von ihm wollte. „Ihm ist was zugestoßen, da bin ich mir sicher,“ sagte der Schwarzhaarige leise und seine Augen begannen feucht zu schimmern, nun wo die Sorge wieder wuchs. „Und wie kommst du zu dieser Annahme?“ fragte Bakura weiter. „Er ist nicht an sein Handy gegangen! Seto verpasst nie einen Anruf, weil es etwas Wichtiges sein könnte!“ „Aha,“ meinte der Weißhaarige daraufhin unbeeindruckt. „Könnte es nicht auch sein, dass er gerade nicht an sein Handy konnte? Wenn man auf Geschäftsreise fährt ist es doch logisch, dass man dort viele Meetings hat. Und während man in einem Meeting ist geht man für gewöhnlich nicht an sein Handy, oder?“ Falls diese Worte Yami beruhigen sollten, so taten sie dies in keinster Weise. „Es ist ja nicht nur allein, dass er nicht an sein Handy gegangen ist.“ Nun wurde Bakura aufmerksamer. „Als wir im Museum waren, hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, als ob mich jemand umarmen würde. Und ich fühlte mich in dieser Umarmung so geborgen, wie ich es sonst nur von Seto kenne.“ Yami wurde bei seinen Worten ein wenig rot um die Nase, da er über solche Dinge normalerweise nicht sprach. „Und dann, als die Lampe von der Decke fiel hat mich jemand zur Seite gestoßen und ich bin mir sicher, dass ich Setos Gesicht gesehen habe.“ „Jemand hat dich zur Seite gestoßen?“ wollte Bakura stirnrunzelnd wissen. Niemand war in Yamis Nähe gewesen, als die Lampe heruntergestürzt war. Hatte das wirklich etwas mit Seto zu tun? „Meinst du Setos Geist hat dich gerettet?“ „Deshalb mach ich mir doch solche Sorgen,“ erwiderte der Schwarzhaarige und ein deutliches Zittern begleitete seine Stimme, welches er bis eben noch unterdrückt hatte. „Es ist ja nicht so, als ob ich an Geister oder so glauben würde, aber jemand hat mich zur Seite gestoßen, jemand hat mich umarmt und ich habe Setos Gesicht gesehen und dann ist er auch nicht an sein Handy gegangen.“ „Jetzt beruhig dich doch erst mal,“ unterbrach Bakura den Redeschwall des Jüngeren und strich ihm über den Rücken. „Nur weil er nicht an sein Handy gegangen ist heißt das noch lange nicht, dass ihm was passiert ist. Er wird bestimmt heute Abend zurückrufen. Außerdem, wenn er wirklich einen Unfall oder ähnliches gehabt hätte wüsste Roland längst darüber bescheid und hätte dir das mitgeteilt, oder?“ „Schon...aber...du verstehst nicht,“ beharrte Yami. „Ich bin doch nicht bescheuert und bilde mir ein Setos Gesicht zu sehen! Und das mit der Umarmung....! Es war ja nicht nur einmal, sondern mehrmals!“ „Hör mal,“ begann Bakura in einem sachlichen Ton. „Du hast einen Ruckbyball vor den Kopf bekommen, hast sicherlich einen ziemlichen Schock erlebt, als die Mumie dir so ähnlich sah und die Lampe fast auf dich fiel und zudem war es auch noch ziemlich heiß heute. Wahrscheinlich war was mit deinem Kreislauf nicht in Ordnung und das Gesicht hast du sicherlich nur gesehen, weil durch die flimmernde Hitze eine Luftspiegelung entstanden ist,“ schloss er logisch und sah Yami abwartend in die Augen. Dieser seufzte leise auf. „Wahrscheinlich hast du Recht und ich sollte mir nicht so viele Sorgen machen. Wenn Seto was passiert wäre, hätte Roland es mir gesagt,“ wiederholte er Bakuras Worte und rieb sich über sein schmerzendes Handgelenk, welches er sich scheinbar verstaucht hatte, nachdem ihn die Lampe beinahe erschlagen hätte. Am besten ging er gleich zum Arzt. Dann konnte dieser auch gleich prüfen, ob er nun verrückt geworden war, weil ihn der Ball am Kopf getroffen hatte. „Ich glaub dir nicht, dass du mir recht gibst,“ sagte Bakura und verengte seine Augen ein Stück, ehe er aufstand. „Aber egal. Wenn Seto heute Abend anruft wirst du dich schon bei mir entschuldigen.“ Er grinste frech und streckte sich. „Tz, als ob ich mich bei einem Clown entschuldigen würde,“ erwiderte Yami trotzig und auch er grinste nun, wenn auch Bakura nicht ganz verstand warum. „Bei einem Clown?“ fragte er verwirrt und dass Yami daraufhin mit dem Finger auf sein Gesicht deutete half ihm nicht wirklich zu verstehen. „Vielleicht solltest du mal in einen Spiegel sehen,“ schlug der Schwarzhaarige vor, noch immer grinsend, obwohl ihm momentan nicht wirklich zu Lachen zu Mute war. Doch Bakuras Anblick war einfach zu komisch und abwartend starrte er die Badezimmertür an, hinter welcher sein Freund soeben verschwunden war. Bakura betrachtete sein Gesicht im Spiegel, welcher über dem Waschbecken hing. Zwar erkannte er sofort, was Yami so witzig fand, doch ihn freute das in keinster Weise. Er hatte sich nämlich einen Sonnenbrand zugezogen. Dabei wäre der Sonnenbrand allein nicht wirklich lustig gewesen, wenn er sich nicht genau auf der Nasenspitze befinden würde. Und da Bakura eh ziemlich blasse Haut hatte konnte man ihn, mit ein wenig Fantasie, tatsächlich für einen Clown halten. „Na ganz toll,“ grummelte er und ging wieder ins Schlafzimmer zurück. Dabei ließ er die Tür laut ins Schloss fallen, um seinen Missmut kund zu tun. „Ha, ha, wie witzig,“ zischte er und funkelte Yami finster an, der noch immer breit grinste. „Du kannst wirklich froh sein, dass wir befreundet sind,“ warnte Bakura. Er hasste es, wenn andere über ihn lachten, vor allem wenn es um seine helle Haut ging. „Jetzt sei doch nicht so,“ versuchte Yami ihn zu beschwichtigen und unterdrückte sein Grinsen. „Hast du denn nicht Lust mich ein wenig aufzumuntern?“ fragte er lieb, doch Bakura schien dies für keine gute Idee zu halten. „Wieso? Dir scheint es doch wieder bestens zu gehen, wozu brauchst du dann mich noch?“ er fluchte laut und sein Blick wurde hart, was Yami sogleich verstummen ließ. Er hatte Bakura selten wirklich wütend erlebt und war nicht wirklich daran interessiert einen Wutanfall heraufzubeschwören, vor allem nicht da er wusste, zu was Bakura dann fähig war. „Das war doch nicht böse gemeint,“ versuchte Yami ihn zu beruhigen und stand vom Bett auf, um auf den Älteren zuzugehen. „Ich hasse diese verdammte Sonne!“ fauchte Bakura und funkelte noch immer wütend vor sich hin. „Am liebsten würde ich nach Nebraska oder sonst wohin auswandern! Hauptsache es scheint dort nie die Sonne!!“ „Bakura...,“ versuchte Yami es erneut und legte eine Hand auf den Arm seines Freundes. „Ein Sonnenbrand ist doch nichts schlimmes, dass kann jedem passieren. Tut mir Leid, dass ich gelacht habe.“ Doch auch dieser Beschwichtigungsversuch schien nichts zu bringen. Stattdessen riss sich Bakura nur wortlos los und verließ das Zimmer. Yami hörte, wie er den Flur entlang stapfte und kurz darauf etwas klirrend zu Bruch ging. Mit einem Seufzen fuhr sich Yami durch die Haare und ließ sich wieder zurück aufs Bett fallen. Er wusste, dass Bakuras Hauttyp ein heikles Thema war und er nicht hätte lachen sollen, so komisch es auch ausgesehen hatte. Doch normalerweise ließ Bakura ihn fiel mehr durchgehen und normalerweise wuchs der Sturm nicht gleich zu einem solch heftigen Orkan an. Doch war das bei Bakuras merkwürdigen Verhalten, welches dieser in letzter Zeit an den Tag legte, noch verwunderlich? Es war ja nicht so, als ob er immer ein einfacher Charakter gewesen wäre, doch in den letzten Tagen schien er von Stimmungsschwankungen - ungewöhnlichen Stimmungsschwankungen - heimgesucht zu werden. /Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass er in die Pubertät kommt./ Ein gleichmäßiges Tuten erweckte schließlich Yamis Aufmerksamkeit und sein Blick fiel auf den Telefonhörer, welcher noch immer auf dem Boden lag. Sogleich kehrte die Sorge um Seto wieder zurück. Es waren so viele merkwürdige Dinge heute passiert und auch wenn sich Yami sicher war keine Luftspiegelung gesehen zu haben und auch keinen Hirnschaden durch den Ball erlitten hatte, so musste er Bakura in einem Punkt Recht geben: wenn Seto wirklich etwas passiert wäre, dann wüsste Roland es und hätte ihm dies längst mitgeteilt. „Bitte...ruf heute Abend an. Und komm bitte bald wieder zurück. Du fehlst mir,“ sagte Yami gedankenverloren vor sich hin, während er das Telefon zurück auf die Gabel legte. Anschließend verließ er das Zimmer, stieg im Flur über den Scherbenhaufen eines Porzellandrachens – Seto würde ausrasten, wenn er das sah – und ging zum Arzt, um sein Handgelenk untersuchen zu lassen. „WAS???“ Mariks Stimme hallte in der menschenleeren Museumshalle wider, während er selbst in den Telefonhörer rief. „Das ist ja wohl nicht dein Ernst!“ „Und wie das mein Ernst ist!“ kam die nicht weniger trotzige Stimme seiner Schwester aus der Hörmuschel. „Dein Japanisch ist schlecht und so lernst du es wenigstens und kannst neue Freunde kennen lernen.“ „Was bringen mir japanische Freunde, wenn ich eh wieder nach Ägypten zurückgehe? Ich hab nicht vor hierher zu ziehen, nur wegen dir!“ „Wieso denn nicht? Ich denke Japan gefällt dir.“ „Nein! Dir gefällt Japan, nicht mir! Das Wetter ist kalt, die Menschen selbstsüchtig und unfreundlich, ohne das Geringste Gefühl von Ehrerbietung für die Vergangenheit!“ „Das musst du gerade sagen, der noch immer kein Altägyptisch kann!“ „Jetzt komm nicht wieder mit der Nummer! Wie soll ich das auch bitteschön lernen, wenn ich ständig dieses dämliche Japanisch lernen soll??“ „Du hast dich ja noch gar nicht richtig eingelebt. Besuch doch mal ein paar Kultstätten Japans. Mach dich mit dem Land vertraut, dann wirst du es schon mögen.“ „Nein! Ich bleibe nicht hier!!“ „Doch das wirst du!!“ „Nein!! Ich mache diese dämlichen Führungen für dich, damit du dich deinen Forschungen widmen kannst und danach werde ich nie wieder einen Fuß in dieses Land setzen!!“ ohne eine weitere Antwort abzuwarten beendete Marik die hitzige Unterhaltung, indem er den Hörer auf die Gabel knallte. Wütend schnaubte er und stiefelte an der scheu dreinguckenen Putzfrau vorbei, um das Museum zu verlassen. Das war ja nun wirklich das Letzte, dass Ishizu schon wieder damit ankam! Nur weil sie einen Narren an diesem Land gefressen hatte musste er klein bei geben! Dabei war doch schon längst alles geklärt gewesen. Odion hatte ihm schließlich angeboten zu ihm zu ziehen, wenn Ishizu ins Ausland ging. Wo war also bitteschön das Problem?? Ein paar unschöne Flüche vor sich hin murmelnd stapfte er durch die Hallen, bis ein Knirschen unter seinen Füßen, seine Aufmerksamkeit erweckte. Sand, wie Marik sofort feststellte. Eigentlich nicht wirklich etwas Ungewöhnliches, schon allein wegen Atemu nicht und dennoch hielt der Sandblonde inne, um auf den hellen Boden zu starren. Eine feine Sandspur hatte sich auf dem Boden gebildet, ausgehend von dem Sarkophag, hinüber zur Halle mit den Grabbeigaben. /Komisch./ Marik runzelte die Stirn. Es sah aus, als ob jemand den Sand in einer Linie ausgestreut hätte. Zwar war wie sonst auch überall in der Halle Sand verteilt, jedoch nicht in dieser starken Konzentration. Eine leichte Gänsehaut kroch den Rücken des Ägypters hinauf, der nicht wirklich auf Grusel stand. Die merkwürdigen Rituale und Geschichten seiner älteren Schwester reichten ihm da vollkommen aus. Dennoch ging er weiter, spielte dabei nervös mit dem Anhänger, welchen er um den Hals trug. Die Sandspur führte nicht weit. In der nächsten Halle hörte sie plötzlich vor einem der Schaukästen auf. /Vielleicht hat auch nur die Putzfrau gefegt./ dachte Marik, auf der Suche nach einer logischen Erklärung. Er wollte schon wieder gehen, als ihm etwas auffiel. Ein Paar Ohrringe waren verschwunden. Zwar wusste Marik nicht genau welche, doch waren die Vertiefungen ihres Liegeplatzes auf dem Kissen, noch deutlich zu sehen. „Ishtar!“ erschrocken fuhr der Angesprochene herum, als das laute Organ des Direktors durch den Saal hallte. „Was tun Sie noch hier? Haben Sie nicht schon längst Feierabend??“ „Eigentlich schon,“ begann Marik. „Aber meine Schwester hat noch angerufen. Sie wollte wissen, wie die Ausstellung bisher gelaufen ist.“ „Nun, wir können uns nicht beklagen. Die Leute stehen Schlange, um die Mumie zu bewundern.“ „Eher um zu gaffen,“ widersprach er leise, jedoch so, dass der Direktor ihn nicht verstehen konnte. „Was haben Sie gesagt?“ „Nichts,“ wich Marik aus und drehte sich wieder zu dem Schaukasten um. „Haben Sie das Paar Ohrringe aus der Ausstellung entfernt?“ fragte er stattdessen, um von sich abzulenken. „Warum sollte ich so etwas tun?“ verwirrt trat der Mann näher. „Weil sie fehlen,“ war die schlichte Antwort des Sandblonden und deutete auf das rote Kissen. Murrend funkelte Yami sein Handy an, welches einfach Setos Handynummer nicht mehr einspeichern wollte. Er hatte es sicherlich schon zum siebten Mal versucht und jedes Mal war die Nummer danach wieder gelöscht worden. „Dämliche Technik,“ fluchte er, doch auch davon ließ sich das Mobiltelefon nicht zum lieb sein umstimmen. Mit einem resignierten Seufzen legte er es schließlich zur Seite und starrte stattdessen aus dem Fenster. Seine Augen folgten dem Mond, der langsam am Firmament aufstieg und zählten dabei abwesend die Sterne. Allerdings zählte er gerade mal elf Stück. Die vielen Großstadtlichter waren zu hell, um wirklich mal eine sternenklare Nacht zu erleben. Sehnsüchtig erinnerte sich Yami an die Winterferien, als Seto sich von seiner geliebten Firma getrennt hatte, um mit Yami in den Urlaub zu fahren. Eine ruhige Insel in der Karibik, wo die Sterne jede Nacht zum Greifen nahe schienen und der Ort, an der er zum ersten Mal mit Seto Wolken und Regen machte. So würde es Bakura wahrscheinlich ausdrücken und danach irgendeine höhnische Bemerkung von sich geben. ‚Mit was hast du ihn denn erpresst, dass er sich zu dieser Reise gezwungen hat?’ So oder ähnlich, hätte Bakuras Antwort sicherlich gelautet, wenn er damals auch schon so eifersüchtig auf Seto gewesen wäre. Nicht, dass er den CEO jemals hätte leiden können, das nicht. Doch zumindest hatte er nicht dieses merkwürdige Verhalten an den Tag gelegt, wie es in letzter Zeit der Fall war. Erneut seufzte Yami auf und schloss die violetten Augen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass Seto bereits so lange weg war. Ein weiterer Grund für den Eisdrachen seine Geschäftsreise endlich zu beenden. Yami zuckte zusammen, als ihn erneut das seltsame Gefühl umgab umarmt zu werden. Von Seto umarmt zu werden. Zögerlich versuchte er sich zu entspannen und das doch angenehme, wenn auch unheimliche, Gefühl zu genießen. Unsichtbare Arme schienen sich um seine Taille geschlungen zu haben und eine Hand streichelte über seinen Bauch. Genau so fühlte es sich an. Und wenn Yami ganz leise war, dann glaubte er jemanden zu hören. Eine leise Stimme, welche sinnliche Worte in sein Ohr flüsterte.... Ruckartig stand Yami auf und wirbelte herum, doch wie nicht anders zu erwarten war, stand niemand hinter ihm. Sein Atem beschleunigte sich leicht, während er sich nach hinten an die Wand drängte und suchend umsah. Yami fühlte sich wie der Hauptdarsteller in einem Horrorfilm und diese Art von flimmernder Unterhaltung hatte er noch nie leiden können. Sein Herz schlug erneut schneller und er selbst presste sich näher an die Wand, als er etwas auf dem Schreibtisch liegen sah. Etwas, dass sicherlich vor wenigen Minuten noch nicht dort gelegen hatte, da war sich Yami sicher. Auf dem polierten Holz lagen ein Brief und ein Paar goldener Ohrringe. Kapitel 4: Geraubter Schmuck ---------------------------- Sooo, Fortsetzung ist angesagt! Schade, dass es diesmal nur ein Review gegeben hat. Muss ich jetzt daraus schließen, dass das letzte Kapitel grottenschlecht war? Wenn ja, ihr hättet es ruhig schreiben können, damit ich auch weiß, was so mies war. oder ob es langweilig war, nichts passiert ist etc. Na ja, aber ich kann euch ja nicht zwingen. (was eigentlich schade ist) So, ich höre besser gleich auf mit dem Thema, wurde ja auch schon oft genug durchgekaut. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen des Kapitels. 5. Geraubter Schmuck Noch immer starrte Yami auf den Brief und den goldenen Schmuck. Wie war das dahin gekommen? Bis eben noch hatte da nichts gelegen und es konnte auch niemand hereingekommen sein, denn das hätte Yami sonst gehört. Dieser Tag wurde allmählich immer verrückter und obwohl es ihm nicht wirklich eine gute Idee zu sein schien, so trat Yami dennoch an den Schreibtisch heran, um die ‚Eindringlinge’ in Augenschein zu nehmen. Die Ohrringe waren nicht gerade etwas, was man täglich tragen konnte, schon gar nicht als Mann. Nicht mal Tea würde sich dieses seltsame Gebammel anhängen und das, wo sie auffälligen Schmuck mochte. Dem Gewicht und der Farbe nach zu urteilen waren die Ohrringe aus echtem Gold und hatten zwei merkwürdig geformte Anhänger. Sie sahen aus, wie die Köpfe eines Tieres. Lange Schnauze, eckige Ohren und Yami kam dieser Tierkopf schrecklich bekannt vor. Bei ihrem Museumsbesuch war dieser Tierkopf auf zig Schmuckstücken zu sehen gewesen. Zwar war Yami kein Ägyptenkenner, doch war er sich sicher, dass es sich um das Sethtier handelte. /Na ganz toll! Hat das jetzt wieder was mit der Mumie zu tun?/ die Augen verengend sah er sich suchend im Raum um. Vielleicht hatte er ja doch die Tür überhört und Bakura oder einer seiner Freunde würde gleich aus dem Schrank springen und sich riesig über dem Schrecken freuen, den er Yami fast eingejagt hätte. „Oh ja, wirklich witzig!“ rief Yami in die Stille hinein und sah sich noch immer suchend um. „Du kannst jetzt raus kommen. So blöd bin ich nun auch wieder nicht!“ Doch niemand schien sich angesprochen zu fühlen. Die Amethyste fielen wieder auf den Brief. Vielleicht fand er darin ein paar Antworten über das, was die Ohrringe zu bedeuten hatten. Mit wachsendem Interesse faltete der Schwarzhaarige das Blatt, welches sich als Papyrus entpuppte, auseinander, nur um noch verwirrt drein zu blicken. Der gesamte Text war in Hieroglyphen verfasst worden. Allmählich kam die Gänsehaut in Yami wieder nach oben. Wenn das alles irgendein verrückter Traum war, dann sollte jetzt schnellsten der Moment kommen, indem sein Wecker klingelte und ihn aus dem Schlaf riss. Machte er sonst schließlich auch immer, wenn auch nur bei schönen Träumen. Nur leider war das hier kein Traum, sondern die Realität und je mehr sich Yami dessen bewusst wurde, desto unheimlicher und beängstigender wurde es ihm. Vor allem, da die Präsenz einer anderen Person schon wieder zu spüren war. Zwar umarmte ihn diesmal niemand, dennoch reichte es aus. Der Schwarzhaarige ließ den Brief zu Boden fallen und stürmte aus dem Zimmer. Niemals würde er allein in diesem Raum schlafen! Er lief bis zum anderen Ende des Flurs und riss die Tür zu einem Zimmer auf, an welcher ein weißer Drache als Comicfigur klebte. Seto und sein jüngerer Bruder waren nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich so verschieden, wie Tag und Nacht. Wenn man es nicht wüsste könnte man sogar annehmen, dass die beiden gar nicht verwandt wären. Während Seto braunhaarigen und blauäugigen war, so hatte Mokuba eine schwarze zottelige Mähne, ähnlich der Bakuras, welche ihm bis zu den Hüften reichte. Seine Augen waren von einem warmen lila und strahlten eine Freundlichkeit aus, die man in Setos Eisblick so gut wie nie fand. Erschrocken fuhr Mokuba herum, als die Zimmertür so plötzlich aufgerissen wurde, woraufhin eine Unheil verkündende Melodie aus dem Fernseher erklang. „Och nö!“ jammerte der Jüngere, dem sein Playstationspiel scheinbar wichtiger war, als die Angst in Yamis Augen zu sehen. „Musstest du mich so erschrecken? Jetzt darf ich das ganze Level noch mal von vorne machen und ich hab endlich mal den Endgegner erreicht!!“ beschwerte er sich. „Tschuldige...“ Yami fuhr sich durch die Haare und heftete seinen Blick nun ebenfalls auf den Fernseher. Er hoffte sich so ein wenig ablenken zu können und wenn er Mokuba bei seinem ‚Problemchen’ half ließ dieser ihn sicherlich bei sich schlafen. Der Violettäugige schämte sich vor dieser Frage. Aber es ging nicht anders. Allein schon wenn er daran dachte, wie er allein in dem riesigen Bett einzuschlafen versuchte und dabei von einem Geist umarmt wurde stellten sich ihm sämtliche Haare zu Berge. Hastig schüttelte er sich und konzentrierte sich stattdessen auf das kleine Männchen, welches mit Schild und Schwert bewaffnet über eine blaue Wiese hüpfte. Yami runzelte die Stirn. Wenn Mokuba die Figur da lang laufen ließ würde sie gleich in die Fallgrube stürzen und er konnte wieder von vorne anfangen. „Ähm, da würde ich ni...“ doch es war bereits zu spät. Erneut ertönte die Melodie des Todes und Mokuba grummelte ein paar unschöne Flüche vor sich hin. „Du musst der Elfe dein Schwert geben,“ versuchte er dem Jüngeren zu helfen. Entsetzt blickte dieser ihn an. „Bist du verrückt?? Dann hab ich ja gar keine Waffe mehr, um mich gegen dieses komische Fledermausviech zu verteidigen!“ „Wieso nicht? Du hast dann doch noch dein Schild.“ „Davon geht das Monster ab nicht kaputt!“ „Vertrau mir doch einfach. Ich hab das Spiel schließlich schon durch.“ Mokuba murrte. „Ist ja auch keine große Kunst, wenn man sich die Komplettlösung aus dem Internet runter lädt!“ „Ich hab mir noch nie eine Komplettlösung herunter geladen!“ verteidigte Yami sich und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. „Neihhhhhhhhn, natürlich nicht!“ Mokuba verdrehte die Augen und warf kurz darauf den Controller murrend auf den Boden. „Blödes Spiel! Man merkt, dass es nicht von Setos Firma hergestellt wurde!“ „Du irrst dich. Es wurde von der KaibaCorp hergestellt,“ widersprach Yami und griff nach dem Controller, um Mokuba zu helfen. „Hast du das Logo nicht gesehen?“ „Als ob Seto ein so frustrierendes Spiel auf den Markt bringen würde!“ „Ist ja auch ein Strategiespiel, mein kleiner Ich-baller-alle-ab-Spiel-Liebhaber,“ neckte er. „Es ist doch gar nicht so schwer. Guck mal, wenn du dir die Nachricht genau durchliest, die der Weise dir gegeben hat, dann weißt du bereits, dass du der Elfe dein Schwert geben musst, um ihren Schutz zu erlangen.....“ Seth stand vor der verschlossen Zimmertür, auf welcher der Cartoondrache klebte. Sehnsüchtig fuhr seine Hand über die Klinke ohne sie zu wirklich berühren. Natürlich hätte er den Raum einfach durch die verschlossene Tür betreten können, wenn er es gewollt hätte. Doch die Wellen, welche die elektronischen Geräte in dem Zimmer aussandten, hielten ihn davon ab. Nicht, dass sie ihn behinderten, doch er mochte sie nicht. Zudem verwirrte und verletzte ihn Atemus letzte Tat zu sehr, als das er nun dessen Nähe suchen wollte. Seth hatte in dem Brief geschrieben, wie froh er war seinen Geliebten endlich wieder gefunden zu haben. Wie sehr er ihm gefehlt hatte und wie groß seine Liebe zu ihm noch immer war. Sogar dessen Lieblingsohrringe hatte er ihm beschafft, welche Atemu stets mit Stolz getragen hatte. *+*+*+*Flashback, 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Trotz der Papyriberge, welche seinen Schreibtisch fast vollständig einnahmen, war Atemu guter Laune. Es war das erste Mal, dass er seit dem Tod seines Vaters wieder wirklich lachte. Und der Grund dafür war niemand anderes, als die Wüstengottheit. Der junge Pharao fiel Seth um den Hals, als ob dieser ein einfacher Bürger wäre und wagte es sogar ihn zu küssen. Doch der Blauäugige ließ dies unbekümmert geschehen. Atemus Verhalten störte ihn in keinster Weise, eher im Gegenteil. „Hm?“ verwundert ließ Seth eine Hand zu den Ohrringen des Jüngeren wandern. „Du schmückst deine Ohren mit mir?“ fragte er anklagend, doch seine sanfte Stimme war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass diese Tatsache ihn nicht böse stimmte. „So bist du immer bei mir,“ erwiderte Atemu sanft und legte dann den Kopf leicht schief. „Gefällt es dir nicht?“ „Ich finde der Künstler hat mich nicht wirklich getroffen. Ich sehe eher aus wie Anubis!“ „Wirklich?“ das Lächeln wich aus dem Gesicht des Jungen und er löste einen der Ohrringe, um dessen Anhänger genauer zu betrachten. „Du hast Recht. Die Schnauze ist zu kurz und die Ohren zu rund. Es hätte mir sofort auffallen müssen.“ Enttäuscht sah er auf den Schmuck in seiner Hand, welche er kurz darauf zur Faust ballte. Atemu hatte Seth damit eine Freude machen wollen. Die Ohrringe hatten seine Verbundenheit zu dem Gott darstellen sollen, doch das war ihm nun gänzlich misslungen. „Warum so traurig?“ wollte Seth sanft wissen und hob Atemus Kinn mit seiner Hand an, damit dieser ihm wieder in die Augen sah. „Weil es nichts gibt, was ich dir geben kann. Womit kann ich schon einem Gott eine Freude machen?!“ Verzweiflung war in seinen Augen zu sehen. Ja, er mochte Pharao sein und ganz Ägypten ihm zu Füßen liegen. Und dennoch war er nur ein Mensch. Ein Sterblicher, der niemals ewig bei seinem Geliebten bleiben konnte. Einem Geliebten, für den nichts unerreichbar war. „Es gibt nichts, was du mir geben kannst?“ fragte Seth in einem ungläubigen Ton und schüttelte entschieden den Kopf. „Du gibst mir etwas, was ich mir selbst nie hätte nehmen können. Deine Liebe. Und sie ist tausendmal mehr wert, als irgendwelche materiellen Dinge.“ Er beendete seine Worte mit einem Kuss und entnahm Atemus Hand den Ohrring, um ihm diesen wieder anzustecken. „Trag sie, wenn sie dir so viel bedeuten. Es freut mich, wenn du sie als Symbol unserer Liebe trägst.“ „Auch wenn sie wie Anubis aussehen?“ „Na und? Hauptsache wir beide wissen, wen sie wirklich darstellen.“ *+*+*+*Flashback end*+*+*+* Atemu hatte diesen Schmuck so gut wie nie abgelegt und nun.....nun hatte er ihm kaum eines Blickes gewürdigt. Was war bloß mit seinem Geliebten los? Hatte er sich etwa so sehr verändert, in diesem merkwürdigen Land? Wenn Seth doch nur wüsste, was Atemu gesagt hatte, nachdem er die Ohrringe entdeckt hatte, doch er hatte kein Wort dieser fremden Sprache verstehen können. /Wenn Atemu kein Ägyptisch mehr spricht, konnte er dann etwa auch die Hieroglyphen nicht lesen?/ wütend biss sich Seth auf die Unterlippe. Denn wenn dem tatsächlich so war, dann würde er irgendwie die Sprache dieses Landes und ihre Schrift erlernen müssen. ER! Ein Gott!! Er musste wie ein niedriger Sterblicher eine fremde Kultur erlernen, nur weil die Menschen den Glauben an ihn verloren hatten! Tief seufzte die Gottheit auf und wand sich von der Tür ab. Fürs erste würde er sich wieder ins Museum zurückziehen. Wenn Atemu seine Botschaften nicht verstand hatte es eh keinen Zweck hier zu bleiben. Stattdessen galt es einen Plan auszuarbeiten und der beste Ort dafür war eben das Museum. An diesem Ort fühlte Seth sich besser und seine Kräfte konnten sich zumindest von der Rettungsaktion Atemus regenerieren. Als Seth das Anwesen der Kaibas verließ ging einer heißer Wind durch die Flure des Anwesens, welcher das Zimmermädchen erschrocken aufschreien ließ, ehe sie mit Unglauben auf die Sandkörner starrte, welche nun den teuren Teppich bedeckten. Finster starrte sie vor sich hin, während sie den Staubsauger holte. Wo zum Henker war Mokuba schon wieder gewesen, dass er haufenweise Sand im Haus verteilte?? Und wie sollte sie das alles wieder aus dem Teppich bekommen?? Ein Glück, dass der Herr des Hauses noch immer nicht zurück wahr, wodurch die Reinigung entspannter würde von statten gehen. „Leute kommt her, ich muss euch unbedingt was erzählen!“ rief Tea am nächsten Morgen aufgeregt und begann sogleich in ihrer Tasche zu kramen. „Lass gut sein, wir wissen schon, dass wir einen neuen Schüler kriegen,“ versuchte Tristan ihren nahenden Redeschwall zu ersticken, doch scheinbar war die Tatsache, dass ihre Klasse Zuwachs bekam nicht der Grund dafür, dass das Mädchen so aus dem Häuschen war. „Ja, ja, aber das mein ich nicht. Passt auf....,“ versuchte sie es erneut, während sie weiter ihre Tasche durchsuchte „....huch, den hab ich schon gesucht...“ mit überraschter Miene förderte sie einen knallroten Lippenstift zu tage und wühlte dann weiter. „Also...“ „Wir wissen bereits, dass Bakura heute blau macht,“ fügte Joey nun seinen Senf dazu, was ihn ein verstimmtes Funkeln aus blauen Augen einbrachte. „Das ist sein Problem und nicht das, was ich euch sagen will! Würdet ihr mich jetzt vielleicht mal ausreden lassen??“ „Bakura macht blau?“ mischte Yami sich nun ein und hörte endlich auf vor sich hin zu starren. Seto hatte sich auch gestern Abend nicht gemeldet. Sorgen plagten ihn, ob dem Konzernchef nicht vielleicht doch etwas passiert sein könnte und die Tatsache, dass Bakura heute nicht kam rief ein schlechtes Gewissen hervor. Hatte er es gestern etwa doch zu sehr übertrieben? Aber normalerweise war das doch kein Grund für Bakura zu schwänzen! „Woher weißt du das?“ „Weil ich Yugi heute Morgen getroffen habe. Er sagte, dass dein Großvater und Bakura sich den ganzen Morgen über gezofft hatten, weil Bakura nicht gehen wollte. Aber den Grund weiß ich nicht.“ „Ist er dir gestern nicht nachgelaufen?“ fragte nun Tristan, als er Yamis beklommenen Blick bemerkte und spielte somit darauf an, dass zwischen ihnen etwas vorgefallen war. Was ja eigentlich – je nachdem wie man es sah – auch stimmte. „Ja...na ja, ich hab einen Scherz gemacht, den ich wahrscheinlich auch hätte lassen können. Aber normalerweise ist das kein Grund für Bakura zu schwänzen.“ „Normalerweise,“ bemerkte Joey. „Aber verhält er sich momentan denn noch normal? Zum Beispiel was Seto betrifft. Irgendwie dreht er zurzeit total durch.“ „Auch schon gemerkt?“ neckte Tristan ihn, während Tea nur schweigend zuhörte, in der Hand die Morgenzeitung. Zwar brannte sie noch immer darauf ihren Freunden endlich ihren Fund zu zeigen, doch was mit Bakura war interessierte sie ebenfalls. „Dann ist er eigentlich gar nicht so eifersüchtig?“ fragte das Mädchen, schließlich kannte sie den Weißhaarigen noch nicht so lange, wie die anderen drei. „Nicht in dem Ausmaß,“ sagte Yami und seufzte. „Ich geh ihn nach der Schule mal besuchen und versuch das zu klären. Yugi hat sich eh schon beschwert, dass ich zu selten komme.“ „Würde ich auch, wenn man mich einfach mit einer tickenden Zeitbombe allein gelassen hätte,“ scherzte Joey und grinste breit, woraufhin Yami ihm die Zunge rausstreckte. „Yugi hat keine Probleme mit Bakura,“ bemerkte er, um seinen besten Freund in Schutz zu nehmen. Nur weil er etwas schwierig war, war er ja nicht gleich gefährlich. „Warum sind die beiden eigentlich nicht zusammen?“ „Wen meinst du Tristan?“ wollte Joey stirnrunzelnd wissen. „Na Yugi und Bakura.“ „Bist verrückt??“ eingeschnappt und mit finsterer Miene starrte Yami ihn auf diese Bemerkung hin an. „Mein armer Bruder! Da kann er sich ja gleich vom Berg stürzen!“ Der Blonde grinste. „Eifersüchtig? Oder ist Baku doch gefährlich?“ „Weder noch. Kura ist nicht gefährlich, aber sein Freund muss jemand sein, der sich ihm auch mal widersetzen und mit seinem eigenwilligen Charakter umgehen kann.“ Yami wurde aus drei Paar Augen überrascht angesehen. „Tja, daran merkt man, wie gut du ihn durch eure lange Freundschaft kennst,“ meldete sich nun auch Tea mal wieder zur Wort. „Darf ich dann jetzt auch endlich mal sagen, was ich euch schon die ganze Zeit über mitteilen will?“ „Na schieß schon los. Es schellt nämlich gleich.“ Auf seine Bemerkung hin erntete Joey nur einen finsteren Blick aus blauen Augen, ehe Tea die Zeitung aufschlug und mit dem Finger auf einen Artikel deutete. „Im Museum ist gestern Abend eingebrochen worden. Und merkwürdigerweise sind nur ein Paar Ohrringe gestohlen worden. Hier unten ist ein Bild von ihnen.“ Yamis Augen weiteten sich erschrocken, als er den Schmuck auf dem Bild sah. Das waren ohne Zweifel dieselben, die gestern Abend so plötzlich auf dem Schreibtisch aufgetaucht waren!! Wollte ihm jemand den Diebstahl anhängen? Aber wozu? Yami kannte niemanden, der einen solchen Hass gegen ihn hegen konnte, außerdem war er sich noch immer sicher niemanden gehört zu haben, der das Zimmer hätte betreten können. Das war doch alles nicht mehr normal! Und nur wenige Minuten später sollte Yami einen weiteren Schock erleben. Denn der neue Schüler stellte sich als niemand anderes als Marik Ishtar, ihren Museumsführer heraus. „Ich hätte nicht gedacht, dass der noch zur Schule geht,“ hörte er Joey hinter sich mit Tristan tuscheln. „Ist das nicht verboten neben der Schule her zu arbeiten?“ „Shht, willst du, dass er auffliegt?“ zischte Tristan ihm zu, ehe ein eindringliches Räuspern seitens ihres Lehrers sie zum Schweigen brachte. „Ich hoffe, dass ihr Marik gut aufnehmen werdet. So, wo setzen wir dich denn hin...?“ Man sah Marik an, dass es ihm überhaupt nicht gefiel hier zur Schule gehen zu müssen. Doch Ishizu hatte ihn quasi dazu erpresst. Wie die Mädchen ihn alle angafften...hatte er was im Gesicht, oder was?? „Setz dich doch am besten neben Tea,“ beschloss der Lehrer schließlich und nun war es die Braunhaarige, die von ihren Klassenkameradinnen mit Blicken quasi aufgefressen wurde. Eifersucht hoch 3! Marik folgte dem ausgestreckten Arm des Lehrers und trottete zu dem Tisch hinüber, um sich neben Tea zu setzen. „Hi, Marik,“ rief diese fröhlich und lächelte den Sandblonden an, wofür dieser jedoch nur ein Murren übrig hatte, was Tea scheinbar sofort zuzuordnen wusste. „Du, mach dir keine Sorgen, weder ich noch einer meiner Freunde wird verraten, dass du im Museum arbeitest.“ „Warum sollte ich mir darum Sorgen machen?“ fragte Marik irritiert. Was sollte denn schon so schlimm daran sein, wenn er im Museum aushalf? Doch für eine Antwort schien er wohl bis zur Pause warten zu müssen, denn der Klassenlehrer erforderte von neuem seine Aufmerksamkeit. „Ruhe! Nur, weil du neu bist heißt das nicht, dass du mit deiner Nachbarin quatschen darfst!“ „Tschuldigung,“ nuschelte der junge Ägypter und kramte nach seinem Etui, welches er unsanft auf den Tisch beförderte. /Na ganz toll. Einen Stinkstiefel zum Klassenlehrer, warum sollte ich auch mal Glück haben?/ „Geht Bakura nicht mit euch zusammen in eine Klasse?“ fragte Marik seine neu gewonnen Freunde in der Pause. Unwohl sah er sich dabei immer wieder um, denn die Mädchen lauerten bereits, schienen nur darauf zu warten, ihn auf dem Weg zum Jungenklo abfangen zu können. Momentan schienen sie sich noch nicht zu ihm zu trauen, solange er in der Gruppe stand, doch ewig würde dieser Schutz sicherlich nicht halten. „Doch ist er, aber heute ist er leider verhindert,“ klärte Tristan ihn auf, während er sich gleichzeitig ein Reisbällchen in den Mund schob, woraufhin er von Tea einen verärgerten Blick erntete. „Dich hat es ja richtig erwischt,“ neckte Joey ihn und stieß Marik in die Rippen, was dieser jedoch sogleich abzustreiten versuchte. „Yami wollte ihn nach der Schule besuchen gehen, dann kannst du ihn ja gleich begleiten, oder Kumpel?“ wandte sich der Blonde nun an Yami, Mariks Protestversuche dabei völlig ignorierend. „Was?“ Abrupt wurde Yami aus seinen Gedanken gerissen und sah verwirrt in die Runde. Seit Marik in ihrer Klasse aufgetaucht war, war der Violettäugige nur noch nervöser gewesen. Es konnte genauso gut auch eine Falle sein! Was, wenn Marik ihn gleich auf die Ohrringe ansprach? Oder Tea das Thema erwähnte? Er konnte doch schlecht sagen, dass der Schmuck wie aus dem Nichts auf seinem Schreibtisch zusammen mit einem Hieroglyphentext aufgetaucht war! Man würde ihn doch sofort für den Dieb halten!! „Hängst du schon wieder mit dem Kopf in den Wolken?“ neckte der Blondschopf ihn. „Ich hab gesagt, dass Marik mitkommen kann, wenn du Bakura besuchen gehst. Er steht nämlich auf ihn.“ „Gar nicht wahr!“ verteidigte der Sandblonde sich erneut. „Ich hab doch nur gefragt, ob er solo ist, ist das ein Verbrechen?“ „Nein....aber eine sehr eindeutige Aussage.“ Er streckte ihrem neuen Freund die Zunge raus und drehte sich dann wieder zu Yami um. „Also, was hältst du davon?“ „Na ja...,“ begann der Angesprochene zögerlich. „Ich halte das für keine so gute Idee. Wahrscheinlich ist es besser, wenn sie sich erst morgen in der Schule treffen,“ sagte Yami und hoffte, dass Joey nicht noch weiter nachbohrte. Denn das Marik nicht mitkam lag nicht nur an Bakura, sondern auch an den Ohrringen. Er kam sich ja jetzt schon wie ein Verbrecher vor, wo er dem ‚Bestohlenen’ direkt gegenüber stand, da musste er ihn nicht auch noch mit zu sich nach Hause nehmen. Zu seinem alten Zuhause natürlich. Doch Joey schien seine stumme Bitte nicht mitbekommen zu haben. „Wieso nicht? Er freut sich bestimmt jemanden kennen zu lernen, der Interesse an ihm hat.“ „Lass gut sein, Joey. Du weißt doch wie Bakura ist,“ wand nun Tristan ein und Yami dankte ihm in Gedanken dafür. Marik war über diese Aussage mehr als verwirrt. Was war dieser Bakura eigentlich für einer? Im Museum hatte Joey ihm auch so komisch geantwortet, als er wissen wollte, ob Bakura vergeben war, oder nicht. Vielleicht sollte er es besser bleiben lassen. Immerhin wollte er eh nur seinen Japanaufenthalt ein wenig versüßen und das konnte er auch mit einem wesentlich unkomplizierteren Kerl machen. „Ist schon gut. Wenn er krank ist will er sicherlich keine Fremden zu besuch haben, da kann ich auch bis Morgen warten,“ winkte Marik ab. „Ich kann ihm ja sagen, dass unser neuer Mitschüler was von ihm will,“ sagte nun Yami mit einem breiten Grinsen, woraufhin Marik eine Schnute zog. „Jetzt du also auch, ja? Seit ihr zu Fremden immer so freundlich?“ „Keineswegs! Normalerweise sind wir viel gemeiner!“ Keiner in der kleinen Gruppe, von der nun beherztes Lachen erklang, bemerkte die Person, die sie beobachtete. Doch ein Paar grüner Augen hatte jede ihrer Bewegungen verfolgt und fremde Ohren jedes Wort gehört. /Was verbirgt seine Seele vor mir?/ fragte die Frau sich und auf der glatten Stirn erschien eine Sorgenfalte. Eigentlich konnte es ihr ja egal sein, wenn sie keinen Zugriff auf diesen jungen Ägypter würde haben könne. Doch die Tatsache, dass er scheinbar Interesse an Bakura hatte und ihrem Plan somit in die Quere kommen konnte, bereitete ihr Sorgen. Schnell jedoch verschwand die Sorgenfalte wieder und entschlossen funkelten die Augen auf, während das schwarze Haar im Eifer des Tatendrangs zu wogen begann. /Nein! Du wirst nicht verhindern, worauf ich schon so lange hingearbeitet habe!! Du wirst nichts ausrichten können!! Nicht das allergeringste!/ schwor sie, ehe sie sich zurückzog. Gleichzeitig brachte ein kalter Schauer Marik für einen kurzen Moment zum Frösteln. Kapitel 5: Lang ersehnter Anruf ------------------------------- Hallöchen ihr lieben Leser. Ich hoffe ihr hattet schone Weihnachten und seit gut ins neue Jahr gekommen. @Saedy: Klar kommt Seto noch vor. Ich glaub der Kapiteltitel verrät schon ein wenig. Und ja, Seto und Seth sehe beide gleich aus. Seth hat nur längere Haare. Danke, dass du mich auf den Fehler hingewiesen hast. Den werd ich dann gleich mal auslöschen. Und nun wünsch ich euch allen viel Vergnügen beim Lesen und das sich alles erfüllt, was ihr euch fürs neue Jahr vorgenommen habt! 6. Lang ersehnter Anruf Laut und deutlich hallte das Leuten der Glocke durch den kleinen Spielladen, als Yami diesen betrat. „Ich komme!“ hörte er eine dumpfe Stimme, anscheinend befand sich ihr Besitzer in dem kleinen Lagerraum hinter der Kasse. Kurz darauf war auch schon ein Poltern und Rumsen zu hören, ehe sich hastige Schritte näherten und ein für sein Alter kleiner Junge den Verkaufsraum betrat. Auf dem ersten Blick sah er haargenau so aus, wie Yami, doch besaß er einen etwas andere Frisur, ein rundlicheres Gesicht und große Unschuldsaugen. „Wie siehst du denn aus, Yugi?“ fragte Yami und grinste breit, denn sein jüngerer Bruder war übersäht mit kleinen Styroporkügelchen. „Mir ist gerade eine Kiste heruntergefallen. Was machst du eigentlich hier? Ich dachte schon du würdest uns gar nicht mehr besuchen kommen.“ Beleidigt zog der Jüngere eine Schnute und begann sich die weißen Kügelchen aus den Haaren und der Kleidung zu streichen. „Wo ist Ji-chan?“ fragte Yami, um von dem Vorwurf ihm gegenüber abzulenken. Normalerweise führte nämlich ihr Großvater den Laden. „Einkaufen. Bist du wegen Bakura gekommen?“ als Yami nickte fuhr er fort. „Keine Ahnung, worüber genau sie gestritten haben, aber Bakura ist schon seit gestern Abend so komisch.“ /Na großartig! Soll das etwa heißen, dass ich doch daran Schuld bin, dass er sich jetzt verkriecht?/ grummelte Yami stumm vor sich hin. „Gut, ich guck mal, was ich machen kann.“ „Bleibst du danach noch ein bisschen?“ fragte Yugi und sein Bruder, der sich bereits zur Treppe in den ersten Stock gedreht hatte drehte sich noch einmal zu ihm um. „Du kommst so selten in letzter Zeit. Magst du uns nicht mehr?“ „Och Yugi, nun lass doch den Dackelblick! Das ist unfair und das weißt du ganz genau.“ „Falsch! Wenn du dadurch bleibst ist er durchaus fair!“ „Ist ja gut ich bleibe. Aber denk mal darüber nach wer mich beim letzten Mal rausgeschmissen hat!“ Yugis Ohren färbten sich daraufhin dunkelrot. „Ich wollte lernen! Und das kann ich nicht, wenn du und Bakura andauernd so einen Lärm veranstalten! Manchmal hatte ich echt das Gefühlt, als ob du der kleine Bruder wärst!“ Yami grinste daraufhin und wuschelte Yugi durch die Haare. „Ach Yugilein, du bist so niedlich,“ neckte er ihn und stieg dann hastig die Stufen der Treppe hinauf, bekam somit von dem Widerworten des Jüngeren nichts mehr mit. Yami wusste genau, wo Bakuras Zimmer lag, nämlich in seinem alten. Seit fast drei Jahren hatte er sich mit dem Weißhaarigen ein Zimmer geteilt, nachdem dieser eines Nachts einfach vor ihrer Tür gestanden hatte. Über der Schulter hatte er eine Sporttasche hängen gehabt, indem sich seine wichtigsten Sachen befanden. So wie damals hatte Yami Bakura noch nie gesehen und das Bild welches der Ältere geboten hatte würde er wohl nie vergessen. Die Körperhaltung wie die eines geprügelten Hundes, die Augen gerötet, an der Schläfe eine Platzwunde und die aufgeplatzten Lippen teilten sich zu einem kurzen Satz: „Ich halt es einfach nicht mehr aus.“ Yami hatte nie erfahren, was in dieser Nacht genau vorgefallen war. Bakura hatte es ihm wie viele andere Dinge nicht gesagt und dennoch spürte er genau, was in dem Weißhaarigen gerade vorging. Was jedoch mehr daran liegen konnte, dass er Bakura schon so lange kannte. Außerdem konnte sich Yami eh denken, dass Bakuras Flucht mit seinen Eltern zu tun hatte. Sie hatten sich ständig gestritten. Vielleicht war sogar Bakura selbst der Grund für ihre Streitereien gewesen, denn niemand schien Bakura vermisst zu haben, nachdem er abgehauen war. Hastig schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. Er dachte schon wieder zu viel! Lieber sollte er sich darauf konzentrieren Bakura jetzt zu beruhigen. Ein ruppiges ‚Lass mich in Ruhe!’ schlug Yami durch die verschlossene Holztür entgegen, als er an eben diese geklopft hatte. „Baku, bitte mach die Tür auf,“ versuchte es Yami, hoffte auf ein Entgegenkommen seitens des Weißhaarigen, wenn er seine Stimme erkannte. „Nein!“ Doch scheinbar hoffte er vergebens. War er also etwa wirklich der Grund, warum Bakura sich verbarrikadierte? „Sturer Esel,“ schimpfte Yami leise die Tür an, ehe er in seine Tasche griff und seinen Schlüsselbund hervorkramte, an dem er noch immer seinen Zimmerschlüssel befestigt hatte. Yami wurde auch sogleich auf freundlichste Weise von einem anfliegenden Kissen begrüßt und verriet damit auch sofort den Aufenthaltsort des Älteren. Bakura lag im Bett, hatte sich zur Wand gedreht und die Decke so weit nach oben gezogen, dass nur noch sein weißer Wuschelkopf zu erkennen war. „Willst du mir nicht sagen, was los ist?“ versuchte es Yami mit sanfter Stimme und ließ sich auf der Bettkante nieder. „Nein!“ „Ist es meine Schuld?“ „Nein!“ „Ist es wegen dem Sonnenbrand? Weil ich mich darüber lustig gemacht habe?“ „Nein!!“ „Haben Ji-chan oder Yugi irgendwas gesagt?“ „Nein, verdammt!“ „Was ist dann los?“ „Nichts und jetzt verschwinde endlich!“ fauchte Bakura wütend und setzte sich ruckartig auf und drehte sich zu Yami um, welchen er finster anfunkelte. „Mir geht es ausgezeichnet! Ich wüsste nicht, was es dich oder deinem Großvater anginge, ob ich zur Schule gehe oder nicht!“ Doch der Schwarzhaarige ließ sich von diesen ruppigen Worten weder beeindrucken, noch fühlte er sich angegriffen. Stattdessen studierten seine Augen ganz genau Bakuras gerötetes Gesicht. „Hast du geweint?“ fragte er leise. „Bist du jetzt total bescheuert? Warum zum Henker soll ich geweint haben??“ fauchte Bakura und begriff dabei zu spät, dass er Yami, der ihn besser kannte als jeder andere, damit seine Frage bestätigt hatte. Mit einem Knurren starrte er aus dem Fenster, während er die Arme vor der Brust verschränkte und mit dem Rücken an der Wand hinter sich lehnte. Schweigen hüllte sie beide ein, denn Yami ging nicht mehr näher auf Bakura ein und dieser versuchte nicht mehr seinen Freund raus zu werfen. Scheinbar war das Problem doch größer, als Yami zu Beginn geglaubt hatte und innerlich seufzte er auf. Er hatte doch schon genug eigene Probleme, musste da jetzt auch noch Bakura kommen? „Wir haben einen neuen Schüler,“ sagte Yami nach einer Weile, um das Schweigen zu durchbrechen und Bakura ein wenig abzulenken. „Wen denn?“ lautete die knappe, weniger interessierte Antwort. Was hätte Yami auch anderes erwarten können? „Rate,“ sagte Yami jedoch nur und grinste breit. „Du kennst ihn. Denk mal an Gestern.“ Doch sein Versuch Bakura aus der Reserve zu locken scheiterte kläglich. Wenn der Weißhaarige einmal beschlossen hatte zickig zu sein, dann ließ er sich auch nicht so schnell wieder davon abbringen. „Ich hab jetzt keinen Nerv für so was! Entweder du sagst mir, wer es ist, oder lässt es bleiben!“ „Jetzt lass deinen Frust doch nicht an mir aus!“ beschwerte Yami sich und seine Miene verfinsterte sich. „Ich bin hier, um dich aufzumuntern.“ „Und das tust du, indem du mir von eurem neuem Mitschüler erzählst, oder was?“ fauchte Bakura. „Warum sollte er mich interessieren??“ „Weil er auf dich steht, Baka!“ platzte Yami nun heraus und stand vom Bett auf, um zu gehen. Wenn Bakura sich nicht helfen lassen wollte, dann konnte er es auch sein lassen. Er hatte besseres zu tun, als sich hier angiften zu lassen. „Warum sollte jemand auf mich stehen?“ fragte Bakura schnippisch. „Jetzt tu doch nicht so, als ob du so unausstehlich wärst, dass dich niemand leiden kann! Kannst Marik ja danach fragen, sobald du dich wieder zur Schule begibst.“ Yami holte Luft und wollte zu einem erneuten Redeschwall ansetzen, doch Bakuras Blick ließ ihn inne halten. Der Weißhaarige starrte ins Leere, schien von Yamis letztem Satz kein einziges Wort mehr mitbekommen zu haben. Yami seufzte und wandte sich wieder der Tür zu. „Falls du deine Meinung ändern solltest und doch noch reden willst kannst du mich ja anrufen,“ sagte er noch leise, einen letzten Versuch startend Bakura seine Hilfe anzubieten. Dieser schien sich jedoch gar nicht mehr mit ihm im selben Raum zu sein, sondern war seltsam abwesend. Der Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe. So kannte er Bakura gar nicht und dieses fremdartige Verhalten machte ihm Angst. Was zum Henker war gestern Abend noch passiert, dass sich sein Freund so seltsam benahm? Doch weiter nach dem Grund zu bohren würde nichts bringen, wenn Bakura ihm nichts sagen wollte. Da würde Yami warten müssen, bis Bakura von selbst zu ihm kam. „Ich geh dann jetzt,“ sagte Yami noch zum Abschied, ehe er in den Flur trat und die Tür leise hinter sich schloss. „Keinen Erfolg gehabt?“ fragte Yugi seinen Bruder, als er dessen nachdenklichen Blick auffing. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Er stellt auf Stur. Keine Ahnung, was mit ihm los ist.“ Yugi seufzte daraufhin, ehe er verstehend nickte. „Das wird Ji-chan überhaupt nicht freuen. Schon gar nicht, wenn Bakura morgen wieder schwänzen sollte.“ Der Ausdruck in den großen kindlichen Augen änderte sich mit einem Schlag von nachdenklich auf verspielt. „Wenn Bakura nicht reden will, dann hast du doch jetzt Zeit oder?“ Yami grinste, als er den Blick seines jüngeren Bruders auffing und zog sein DuelMonsters Deck aus seiner Hosentasche. „Lust auf ein kleines Duell?“ „Auf eins?? Mindestens zehn!“ verkündete Yugi grinsend und rannte in sein Zimmer, um sein Deck zu holen. Wenn Yami schon mal zu Besuch kam, dann würde er das auch sogleich ausnutzen. Bakura wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte wieder allein zu sein. Yami war es gelungen ihn ein wenig abzulenken, nun jedoch kehrten die Erinnerungen zurück und in ihm zog sich alles schmerzlich zusammen. Bakura mochte zwar äußerlich wirken, als ob ihn nichts etwas anhaben konnte, doch alles konnte auch er nicht wegstecken. Es gab vieles, was er lieber für sich behalten wollte, auch wenn es schmerzhafte Dinge waren, doch Bakura hatte gelernt mit ihnen zu leben. Niemand brauchte etwas davon zu erfahren, schon gar nicht Yami! Dieser wusste sowieso schon zu viel über Bakura, weil er zu viel geredet hatte, als er noch klein gewesen war. Die haselnussbraunen Augen wandten sich der Decke zu und Bakura sah die gestrige Szene nun wieder deutlich vor sich. Sie ging die Straße entlang, neben sich dieser Mistkerl, der seinen Arm um ihre Hüften geschlungen hatte. Gemeinsam schoben sie einen Kinderwagen vor sich her, in dem ein kleiner Junge mit weißem Haarschopf saß. In der Hand hielt er einen Schokoriegel und hatte sein komplettes Gesicht mit der braunen Masse beschmiert. Als der Mann darauf aufmerksam wurde lachte er herzhaft und hielt an. Sie schloss sich seinem Lachen an, holte ein Taschentuch hervor um den Jungen, zumindest ließ der blaue Kinderwagen darauf deuten, das Gesichtchen zu säubern. Der Kleine gluckste vergnügt und versuchte nach dem Taschentuch zu greifen, doch sie steckte es ein und die kleine Familie setzte sich wieder in Bewegung, ging an Bakura vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Wütend griff Bakura nach dem Kissen neben sich und schleuderte es durch den Raum. Warum nahm ihn diese Szene eigentlich so mit? Hatte er nicht schon längst mit ihr abgeschlossen? Konnte es ihm nicht egal sein, wie sie sich verhielt? Warum sie sich plötzlich so benahm? Knurrend zog sich Bakura die Decke über den Kopf. ‚Wir haben einen neuen Schüler.....er steht auf dich.’ /Ich sollte mir mal ansehen, was das für einer ist. Tiefer als jetzt kann ich eh nicht mehr sinken./ er seufzte und schob eine Hand unter der Bettdecke hervor, ließ sie nach der Tube tasten, welche er auf dem Nachttisch abgelegt hatte. Als er sie gefunden hatte schraubte er sie auf und schmierte sich eine dicke Schicht der ‚After Sun’ auf seine Nasenspitze, wie er es seit gestern Abend fast stündlich tat. Daher war die Tube zwar schon fast leer, doch zumindest schien es zu wirken, denn der Sonnenbrand verschwand allmählich. Gelangweilt blickte Yami auf die Funkuhr neben sich, während er auf dem Ende seines Stiftes kaute. Schon 16:30 Uhr und er war mit seinem Japanischaufsatz noch immer nicht weiter, als über den ersten Satz gekommen. Doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ständig wanderten seine violetten Augen zu den Ohrringen hinüber, welche auf dem Hieroglyphenbrief lagen. Noch immer wusste Yami nicht, was er mit den Sachen anfangen sollte. Es war Diebesgut, welches er schlecht Marik mit der Antwort überreichen konnte, dass sie plötzlich auf seinem Schreibtisch lagen. Der Kerl würde ihn doch für völlig dämlich halten. Irgendwie musste es ihm gelingen die Sachen unbemerkt ins Museum zu schmuggeln. Yami könnte sie zum Beispiel auf der Toilette verstecken. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte wurden die nicht Videoüberwacht. Niemand würde wissen, dass er es gewesen war. Und wenn doch? Wenn sie mit so etwas rechneten? Hastig schüttelte Yami den Kopf. Warum sollte irgendjemand damit rechnen? Immerhin war der Schmuck gestohlen worden und dann ging man schließlich davon aus, dass der Dieb die Sachen nicht wieder zurückbrachte, sondern sie zu verkaufen versuchte. Andererseits, wenn ihm die Ohrringe jemand untergeschoben hatte um ihm zu schaden, dann hatte derjenige der Polizei sicherlich einen Tipp gegeben. Höchstwahrscheinlich warteten sie nur darauf, dass er die Sachen heimlich zurückbrachte. /Vielleicht werfe ich sie doch lieber in den Fluss. Dann können sie zumindest nicht bei mir gefunden werden./ Erneut seufzte Yami und blätterte in seinem Schulbuch, auf der Suche nach einer Idee, die ihm half seinen Aufsatz endlich zu vollenden. Zumindest hatte er den Trost, dass er schon den ganzen Tag über nicht mehr von irgendwelchen unsichtbaren Geistern umarmt worden war. Wahrscheinlich war Yami von Atemus Mumie doch zu sehr geschockt gewesen und der Treffer des Balls hatte sein Übriges dazu beigetragen. Schließlich konnte der Violettäugige nicht wissen, dass Seth ihn mied, weil er sich in seinem Stolz gekränkt fühlte. Murrend schlug Yami das Schulbuch zu und warf den Stift auf den Tisch. Wo blieb bloß die Göttin der Muse, wenn man sie mal brauchte?? War sie etwa auch gegen ihn? /Was muss diese Pseudopädagogin auch so ein dämliches Thema wählen? ‚Die Geschichte des Drahts’! Ja geht’s denn noch? Nur weil die Jungs sich beschwert haben, dass wir ständig Themen mit Geishas und Tanz haben! Ok, ich hab mich auch beschwert, aber muss sie deshalb auf sein krankes Thema ausweichen? Die will uns doch nur ärgern! Wir sollen sie anflehen wieder zur alten Thematik zurückzukehren!/ Yami tat es gut ein wenig Dampf ablassen zu können, auch wenn es nur im Rahmen eines Selbstgespräches war. Er war sogar so sehr in seinen Monolog vertieft, dass er das Telefon fast überhörte. Dann jedoch klebten seine Augen auf dem Display, welches die Nummer anzeigte und krachend rollte der Schreibtischstuhl gegen die Wand, als Yami aufsprang. Viel zu hastig, sodass er versehentlich fast schon wieder aufgelegt hätte, nahm der Schwarzhaarige den Hörer von der Gabel und presste ihn sich ans Ohr. „Seto???“ seine Stimme war ungewohnt schrill und bei dem Versuch sich wieder auf den Stuhl zu setzen plumpste er auf den Boden, da der Stuhl ja weggerollt war. „Na wer wohl sonst?“ Yamis Herz überschlug sich fast vor Freude die geliebte Stimme des Firmeninhabers zu hören. Ihr Klang war wie immer. Kalt, teilnahmslos, distanziert. Doch das musste nicht heißen, dass es Seto gut ging, denn niemand vermochte es besser sein Innerstes hinter einer eisernen Maske zu verbergen. „Hast du deinen Laptop?“ verlangte Yami zu wissen, ohne auf die ihm gestellte Frage einzugehen. „....Ja.“ „Dann fahr ihn hoch, ich will dich über die Webcam sehen!“ befahl der Violettäugige und schaltete seinen eigenen Computer an. Er musste einfach Setos Gesicht sehen. Es würde ihn beruhigen, wenn Yami auch sehen konnte, dass es seinem Freund gut ging. Außerdem konnte Seto ihm so nicht so einfach etwas vormachen. Der Computer schien heute ungewöhnlich lange zu brauchen, bis er endlich hochgefahren war und noch länger, schien er dafür zu brauchen, um ihn mit Seto zu verbinden. Dann jedoch erschien endlich das ihm so vertraute Gesicht auf dem Monitor. Seto Kaiba hatte braunes Haar, dessen Ponyfransen ihm ein wenig in die eisblauen Augen fielen. Diese Augen konnten jeden mit Leichtigkeit eine ordentliche Portion Respekt einflößen. Nur ganz selten gelang es den Gefühlen durch sie hindurch zu dringen. Und Yami liebte diese seltenen Momente, vor allem, wenn sie ihm galten. Es schien so, als ob es Seto tatsächlich gut ging. In seiner Panik, seit ‚Setos Geist’ im Museum aufgetaucht war, hatte sich Yami bereits auf einen dicken Kopfverband, blaue Flecken oder irgendein anderes Indiz für einen Unfall eingestellt. Doch nichts davon schien der Fall zu sein. „Ist alles in Ordnung mit dir? Geht es dir gut?“ vergewisserte er sich dann aber doch noch. Nur weil man es ihm äußerlich nicht ansah, musste es dem Älteren ja nicht gleich gut gehen. „Klar geht es mir gut. Warum sollte es nicht so sein?“ erleichtert atmete Yami auf, als er das hörte und strich sich durch die Haare. „Aber müsste nicht eher ich derjenige sein, der das fragt?“ Nun blickte Yami verwirrt in das prüfende Gesicht seines Freundes. Warum sollte Seto denken, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war? Von dem Diebstahl der Ohrringe konnte er doch schließlich nichts wissen......oder etwa doch? „Wieso solltest du das fragen?“ Die blauen Augen verfinsterten sich. „Wenn alles in Ordnung ist, warum hast du dann auf meine Mailbox geschrieen?“ Im ersten Moment runzelte Yami nur verwirrt die Stirn, doch dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich, er hatte verzweifelt aufgeschrieen, weil Seto nicht an sein Handy gegangen war. Hatte die Mailbox wirklich seinen Schrei aufgezeichnet? Vor Scham liefen Yamis Wangen rot an. Wie sollte er dem Älteren die Sache jetzt nur erklären, ohne dass er ihn für bescheuert hielt? Seto war so durch und durch Realist, dass er an nichts glaubte, was nicht auch wissenschaftlich bewiesen worden war. „Es...es sind einige merkwürdige Dinge passiert...“ „Merkwürdig, ja?“ da war sie auch schon: Die Tonlage, die da sagte: „Merkwürdigkeiten gibt es nicht.“ „An dem Tag ist einfach so viel passiert und...“ Yami brach mit einem Seufzen ab. Er wollte Seto jetzt nicht von dem Unfall, der Frau, dem Geist und der Mumie erzählen. Er wollte nur eins.... „Wann kommst du wieder zurück?“ schon fast flehentlich sah er Setos Projektion auf dem Bildschirm an, suchte nach einer Regung in den blauen Augen. „Die Geschäfte laufen nicht sehr gut. Mal sagt er ja zu dem Vorschlag und dann findet er am nächsten Tag wieder einen neuen Einwand.“ „Dann lass es doch sein. Hat er eben Pech gehabt!“ Yami grummelte finster vor sich hin. „Dein Unternehmen ist doch schon das Erfolgreichste, du kannst auf diesen Vertrag sehr gut verzichten!“ „Yami, hör zu. Eine Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen ist...“ „Ich vermisse dich!“ unterbrach Yami den Älteren. „Wir fahren zusammen in den Urlaub, wenn ich wieder da bin,“ schlug Seto vor, doch Yami schien damit alles andere als einverstanden zu sein, wie sein finsterer und vorwurfsvoller Blick verriet. „Glaubst du damit ist wieder alles in Ordnung?? Du kannst nicht wochenlang weg bleiben, so gut wie nie anrufen und es dann mit einem Urlaub wieder gut machen! Du kannst dir eine Versöhnung nicht einfach so erkaufen!“ für einen kurzen Moment schloss Yami die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Hatte nicht so laut werden wollen, doch irgendwie musste er Seto doch wach rütteln. „Vermisst du mich denn gar nicht?“ fragte er nun mit wesentlich leiserer und trauriger Stimme. Diesmal schien Yami tatsächlich etwas bewirkt zu haben, denn etwas schien sich in den kühlen blauen Tiefen zu regen. Doch der Schwarzhaarige ermahnte sich nicht zu viel hinein zu interpretieren. Die Bildübertragung war nicht gerade die beste und er konnte sich auch einfach getäuscht haben. „Yami...“ Setos Stimme war ungewohnt sanft, als er den Namen seines Freundes aussprach. Diesem wurde dadurch ganz warm ums Herz und die Wut, die eben noch nach oben gekrochen war, wurde zurück in ihren Käfig verbannt. Yami brannte darauf zu wissen, was Seto jetzt sagen würde, doch er sollte es nie erfahren. „Seto! Wo bleibst du denn so lange?“ jemand rief nach dem Braunhaarigen, war er etwa nicht allein gewesen? Doch was Yami noch viel mehr schockte war, dass es eine Frau gewesen war, die nach dem Firmenchef gerufen hatte! Und sie hatte ihn mit seinem Vornamen angesprochen! Warum duzte sie einfach Yamis Freund? Was machte sie scheinbar allein mit ihm in seinem Hotelzimmer? ‚Wahrscheinlich macht er dort mit irgendeiner dürren Sekretärin rum.’ Kapitel 6: Wer bin ich und wer bist du? --------------------------------------- Und schon wieder sind acht Wochen vergangen, bevor es hier weitergeht. Schuld daran waren mehrere Gründe und ich brauchte mal eine kleine Auszeit von YGO. Hab mir mal ein paar DBZ-Folgen angesehen und kann euch jetzt wieder mit neuen Kapitel beglücken. Damit es nicht zu Verwirrungen kommt: Der Flashback in diesem Kapitel ist keine Erinnerung von Yami. Er war nur so ein schöner Übergang von der Bewusstlosigkeit, fand ich. (irgendwie kippt Yami bei mir ziemlich oft um) Die Flashbacks erzählen aus Atemus Leben und ich werde zwischendurch immer mal welche einbauen. Und nun viel Spaß beim Lesen. 7. Wer bin ich und wer bist du? „Seto, wer ist das?“ kam es nervös und zittrig über Yamis Lippen, während er den Telefonhörer umklammerte, als würde er daran Halt suchen. Eine fremde Frau, die Seto duzte. IHN DUZTE!! Seto erlaubte nicht einfach so irgendjemanden ihn zu duzen, sie mussten sich näher kennen. Außerdem spukten nun auch Bakuras Worte, die Yami schon längst verdrängt hatte, wieder in seinem Kopf rum. Was, wenn der Weißhaarige wirklich recht hatte? Wenn Seto ihn mit einer Frau betrog? Nein, das würde Yami nicht ertragen können und Setos Verhalten verstärkte seinen Verdacht nur noch unnötig. Anstatt auf die ihm gestellte Frage zu antworten wandte er den Kopf schräg nach hinten und rief seinem Gast ein ‚Ich komme’ zu. „Wer ist das??“ wiederholte Yami seine Frage, diesmal mit deutlichem Nachdruck. „Ein Geschäftspartner. Ich muss jetzt auflegen,“ kam es kurz angebunden und im nächsten Moment wurde auch schon die Webcam abgeschaltet. „Seto warte!“ Yami startete einen letzten Versuch weitere Informationen zu erhalten, doch ebenso, wie die Kamera ausgeschalten worden war, hatte Seto auch ihr Gespräch beendet. Noch nicht mal vernünftig verabschiedet hatte er sich von ihm. Yami wusste nicht, was er denken sollte, als er den Hörer zurück auf die Gabel legte. Enttäuschung, Wut, Angst und Eifersucht tobten in seinem Kopf und kämpften um die Oberhand. Wieso nur lief momentan einfach alles schief? Er hatte sich so sehr gefreut, als Seto ihn angerufen und versichert hatte, dass mit ihm alles in Ordnung war. Es war wie ein Lichtblick in dem Chaos gewesen, welches zurzeit herrschte. Doch jetzt war das Chaos nur unnötig größer und Yami wusste nicht, wie er es wieder ordnen sollte. Der Gedanke Seto könnte sich einer Frau zuwenden ließ ihn einfach nicht mehr los. /Vielleicht war es wirklich nur ein Geschäftspartner, wie es Seto gesagt hat. Vielleicht hatte dieser einfach nur eine helle Stimme. Aber es erklärt trotzdem nicht die Tatsache, dass sie zusammen auf Setos Zimmer waren und sich duzen./ Yami zuckte zusammen, als er die Berührung einer Hand auf seiner Wange spürte. /Bitte nicht jetzt!/ fuhr es ihm nur doch den Kopf. Das letzte was er gebrauchen konnte war dieser merkwürdige Geist. Aber zumindest schien dieser nichts mit Seto zu tun zu haben, was das Gefühl der Geborgenheit in dessen Armen jedoch nicht erklärte. Yami hielt eigentlich nicht viel von Zauberei und glaubte schon gar nicht an Geister. Eine Einstellung, die er wohl Setos Einfluss zu verdanken hatte. Und selbst wenn er annahm, dass es wirklich Geister geben könnte, so erklärte es nicht, was dieser Geist von ihm wollte und wer er war! Keiner von Yamis ehemaligen Freunden war verstorben, noch hatte jemand Seto so ähnlich gesehen, wie die Luftspiegelung im Museum. Vorsichtig schmiegte sich Yami ein Stück an die unsichtbare Hand, die weiterhin seine Wange liebkoste. Es war ein durchaus angenehmes, wenn auch unheimliches Gefühl. Etwas, was er jetzt irgendwie doch gebrauchen konnte, nachdem Seto ihm den Schock verpasst hatte. Seth hatte es einfach nicht ausgehalten, noch länger von seinem Geliebten getrennt zu sein. Zwar war er mit der Erlernung der Landessprache nicht sehr viel weiter gekommen – wie auch, wenn er keine Gegenstände anfassen konnte – dennoch wollte er in der Nähe Atemus sein. Seth konnte nicht verstehen, warum Atemu die Ohrringe noch immer nicht trug, doch dass er sie scheinbar in seiner Nähe aufbewahrte, gab ihm ein klein wenig Hoffnung. Doch die Ohrringe waren nicht das Einzige, was Seth beschäftigten. Atemu sah verzweifelt aus und der Gott wünschte er könnte den Grund dafür erfahren. Doch er würde nichts tun können, war nutzloser als eine Mücke! „Was hast du nur Atemu?“ fragte er, doch ob der ehemalige Herrscher ihn gehört hatte, konnte er nicht sagen. Eine ganze Weile über blieb er so neben Yami stehen und streichelte ihm über die Wange, war froh, dass dieser diesmal nicht aufsprang und davon lief, wie beim letzten Mal. Dann jedoch tat sein Geliebter etwas, was Seth im ersten Moment vollkommen verwirrte. Yami war eine Idee gekommen, wie er herausfinden könnte, wer der Geist war und was er von ihm wollte. Dazu zog er sich ein Blattpapier aus dem Drucker und griff nach einem Stift. ‚Wer bist du?’ schrieb er in möglichst ordentlicher Schrift auf das Papier, denn normalerweise schmierte er Worte und Sätze nur schnell nieder, sodass Außenstehende später Mühe hatten zu entziffern, was er geschrieben hatte. Das hatte jedoch den entscheidenden Vorteil, dass Joey ihn nie darum bat die Hausaufgaben bei ihm abschreiben zu dürfen. Yami beneidete Seto um seine schöne Handschrift. Zwar schrieb dieser hauptsächlich auf dem Computer, doch wenn er gezwungen war mit der Hand zu schreiben, so tat er dies zügig und mit geschwungenen Buchstaben. Doch Yami wollte jetzt nicht an Seto denken. Er wartete darauf, dass der Geist ihm antwortete, indem er seine Hand führte, oder der Stift von allein zu schreiben begann. Doch nichts von beidem geschah. Seth starrte zwar interessiert auf die Buchstaben, doch konnte er beim besten Willen ihre Bedeutung nicht verstehen. /Vielleicht spricht er kein Japanisch./ fuhr es Yami durch den Kopf und seine anfängliche Motivation sank. Die einzige Fremdsprache, die er konnte war Englisch. Aber andererseits, wer konnte das heutzutage nicht? Wenn der Geist noch nicht allzu lange tot war, dann würde er sicherlich englisch verstehen. ‚Who are you?’ Doch auch diesmal geschah nichts und Yami legte mit einem Seufzen den Stift ab. /Na ganz toll! Warum auch noch ein ausländischer Geist? Wie soll ich denn bitteschön herausfinden welche Sprache er spricht??/ frustriert fuhr sich Yami durch die Haare und wäre beinahe vom Stuhl gefallen, als er sah, wie sich auf dem Blatt Buchstaben zu bilden begannen. Nein, keine Buchstaben! Symbole. Ein Vogel, ein halbrunder Stein, etwas das wie eine Fahne aussah und zwei weitere Vögel schienen das erste Wort zu bilden. Der Geist schien mit ihm kommunizieren zu wollen und Yami war sich ziemlich sicher diese Zeichen schon einmal gesehen zu haben. Die violetten Augen fielen auf die Ohrringe, unter denen die beiden Briefe lagen. Hastig zog er sie hervor und faltete sie auseinander. Lange musste Yami nicht suchen, um dieselben Symbole, oder eher Hieroglyphen, wieder zu finden. In beiden Briefen standen sie direkt am Anfang der Spalte rechts außen. Yami schauderte es. Zwar war er erleichtert, dass die Briefe kein Diebesgut wie die Ohrringe waren, sondern Botschaften des Geistes, doch genau das jagte ihm eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Obwohl er irgendwo versuchte das alles als Blödsinn abzutun und nach einer logischen Erklärung zu suchen, so sagte ihm dennoch sein Gefühl, dass das etwas mit seiner Ähnlichkeit zu Atemu zu tun hatte. Verfolgte ihn etwa die Seele des Pharaos? Oder konnte es sein das.....NEIN! Das war absolut unmöglich! Nie und nimmer verfolgte ihn der Wüstengott und berührte ihn so vertraut! Wie war noch mal sein Name? Ach ja, Seth! Yami hatte sich nicht mal an dessen Namen mehr erinnert! Die ganze Sache war doch lächerlich und nur irgendein dummer Streich! Mit den Technologien war doch heutzutage alles möglich! /Ich brauche eine Dusche. Eine kalte Dusche!/ Es knirschte unter den Rollen des Drehstuhls, als Yami ihn zurückrollen ließ. Mit der Annahme, dass wahrscheinlich irgendetwas unter dem Rad klemmte beugte er sich hinab, doch was er dort fand half ihm nicht wirklich dabei sich zu beruhigen. Rund um den Stuhl hing Sand im Teppich. Yami schluckte und sprang hastig wieder auf die Beine. Zitternd stand er eine ganze Weile an Ort und Stelle und kämpfte mit sich selbst. Sand.... Was hatte Marik gesagt? Sand befand sich im Museum, weil Seth sich noch immer in Atemus Nähe aufhielt? /Das war doch alles nur Blödsinn! Alles Legenden und Ammenmärchen, weil die Museumsbesucher so etwas gerne hören wollen! Mokuba wird den Sand angeschleppt haben!/ Hastig schüttelte Yami sich und ging ins Bad hinüber, versuchte dabei wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er war doch sonst auch nicht so verängstigt! Er musste sich endlich wieder beruhigen und sich dann überlegen, wie es weiter gehen sollte. Der Geist, wer immer er jetzt auch sein mochte schien keine bösen Absichten zu haben. Zumindest ließen die sanften Umarmungen darauf schließen. Alles, was Yami tun musste war herauszufinden, was dieser Geist von ihm wollte. Wie gut, dass Marik jetzt in ihrer Klasse war. Er kannte sich sicherlich mit Hieroglyphen aus und konnte ihm die Briefe übersetzen. Außerdem könnte Yami dem Geist dann auch eine Antwort formulieren und die Sache wäre gegessen. Yami lächelte, zufrieden mit seiner Lösung und entledigte sich seiner Kleidung, ehe er unter die Dusche sprang. Wenn alles gut ging hatte er ein Problem weniger. Blieben also nur noch drei: Bakura, Seto und die Ohrringe. Aber Yami wäre nicht Yami, wenn er nicht auch hierfür eine Lösung finden würde. Er hatte wohl einfach nur überreagiert, weil alles auf einmal gekommen war. Nun jedoch war er zuversichtlich es schaffen zu können, denn pessimistisch zu sein und aufzugeben, das war so gar nicht seine Art. Die Augen Seths konnten sich nicht von dem Anblick lösen, den Yami ihm ungewollt bot. Es war, als hätte man einen starken Zauber über ihm gelegt und Atemu wirkte in diesem Moment lebendiger, als jeden Augenblick zuvor, seit er ihn in diesem jungen Mann wieder erkannt hatte. Bis auf die blasse Hautfarbe hatte sich Atemus Körper kein Stück verändert. Schlank, aber nicht schlaksig und leicht muskulös. Schmale Hüften und lange Beine, welche ihn größer wirken ließen, als er eigentlich war. Ja, man sah dem Jungen deutlich an, dass er einst Pharao gewesen war. Seth trat näher und verfolgte den Lauf eines Wassertropfens, wie er über Atemus Wirbelsäule glitt und sich mit weiteren Tropfen zu einem kleinen Bach vereinte. Seth spürte es in seinen Lenden kribbeln. Das ein Gott solch niederen menschlichen Lastern wie der Lust nicht widerstehen konnte, war ihm ein Rätsel. Doch wie ihre verworrenen Geschichten bewiesen, so waren selbst die Götter menschlicher, als man es je hätte ahnen können. Auch sie wurden zerfressen von Neid, Wut und Trauer. Seth waren diese Empfindungen alles andere als fremd, wenn er da an seinen Disput mit Osiris dachte…und von Horus wollte er gar nicht erst anfangen! Was Seth jedoch fremd war, dass er diese Empfindungen auch gegenüber einem Sterblichen spüren konnte. Götter waren überirdische Wesen und das sollten sie auch bleiben!! Und genau das war sicherlich auch einer der Gründe, warum man seine Liebe zu Atemu nicht billigte. Mittlerweile jedoch war Seth das längst egal geworden! Er würde Atemu nicht verleugnen, nur weil es so richtig wäre! Langsam trat er näher und streckte eine Hand aus, um Yami über den Oberarm zu streicheln. Dieser zuckte diesmal nicht zusammen, schien sich nun daran gewöhnt zu haben, von einem Unsichtbaren umarmt zu werden. Doch diesmal ging Seth weiter. Die Nacktheit seines Geliebten ließ ihn alles andere als kalt und so beließ er es nicht bei einer bloßen Umarmung, sondern tat mehr.... Genüsslich trank Marik aus seiner Wasserflasche. Er hatte soeben eine Führung, die letzte für heute, beendet und schwor sich für den Rest des Tages kein Wort mehr zu sagen. Seine Stimmbänder waren das viele und laute Reden einfach nicht gewohnt und dementsprechend rau und kratzig war sein Hals bereits. /Und das ist alles nur Ishizus Schuld! Wehe ihr, wenn sie nicht bald hier aufkreuzt./ Marik setzte die Flasche ein letztes Mal an und steckte sie dann in seinen Rucksack, ehe er sich diesen schulterte und den kleinen Aufenthaltsraum verließ. Doch wirklich Feierabend hatte der Ägypter noch nicht. Zuhause galt es noch ein paar Aufgaben zu bewältigen: Essen kochen, Hausaufgaben machen und seine Schuluniform musste er auch noch waschen. Hoffentlich lief sie ihm nicht ein. Um nach Draußen zu kommen musste Marik durch die Räume mit der ägyptischen Ausstellung gehen und verwundert hielt er inne, als er an Atemus Mumie vorbei ging. Etwas hatte sich verändert. Die Luft, sonst immer heiß und trocken, hatte sich abgekühlt. Zwar passiert dies öfters, seit Yami hier aufgetaucht war, doch noch etwas anderes hatte sich verändert. Ein eigenartiges Gefühl kroch in Marik hoch. Es war keine wirkliche Kälte, aber ebenso eisig und bedrückend. So musste es sich anfühlen, wenn man vom Tod geholt wurde. Die lavendelfarbenen Augen starrten in das mumifizierte Gesicht Atemus. Ging diese Kälte etwa von ihm aus? War es der Fluch des Pharaos? Marik versuchte sich zur Ordnung zu rufen. An diesen Märchen war rein gar nichts Wahres dran! Und dennoch schien dieser antike Herrscher das Gegenteil beweisen zu wollen. Ein ziepen an seinen Handgelenken ließ Marik den Blick auf eben diese richten. Er musste ein paar Mal blinzeln, um wirklich sicher zu sein, dass er sich das nicht einbildete. Lange schwarze Haare wanden sich wie Schlangen um seine Handgelenke, schienen Halt zu suchen, den sie jedoch nicht fanden. Marik war unfähig sich zu rühren. Wie gebannt starrte er nur auf die sich windenden Haare. Dann, als hätte jemand den Zauber gelöst zuckte Marik zurück und schüttelte wild seine Handgelenke, sodass ihm einige Museumsbesucher merkwürdige Blicke zuwarfen. Die Haare fielen dabei zu Boden, zuckten dort noch einen Moment und blieben dann still liegen. Der Ägypter atmete ein paar Mal tief durch, ehe er sich bückte und die Haare vorsichtig mit einem Finger berührte. Sie bewegten sich jedoch nicht noch einmal, machten den Eindruck ganz gewöhnlicher Haare, die jemanden ausgefallen waren. „Ok...das war eindeutig unheimlich,“ murmelte Marik vor sich hin und stand auf. Schnellen Schrittes machte er sich nun auf dem Weg nach Hause. Hauptsache so weit weg wie möglich von dieser komischen Mumie. /Ob es wirklich so etwas wie Götter gibt? Und wenn ja, ist dann wirklich etwas an der Legende von Atemu und Seth dran?/ Marik war viel zu beschäftigt, um zu bemerken, dass er beobachtet wurde. Hätte er sich angestrengt, so hätte er die grabähnliche Kälte gespürt, welche ihn zu umklammern versuchte. Doch unbewusst entwand er sich immer wieder ihrem eisernen Griff, was sein Verfolger nicht verstehen konnte. Es war die Frau, welche Marik mit ihren grünen Augen beobachtete, doch verfolgte sie ihn nicht länger, sondern sah ihm nur nach, als er in der Menge verschwand. Es war ihr ein Rätsel, wie der Ägypter immer wieder ihrem Griff entkommen konnte. Nicht mal ein mächtiger Priester hätte sich ihrem Zauber mit einer solchen Leichtigkeit unwirksam machen können. Und das beruhigte die Schwarzhaarige überhaupt nicht! Sie wusste, dass dieser Mann mit seinem Interesse für Bakura alles zerstören konnte! Um jeden Preis musste sie dies verhindern! Ein neuer, besserer Plan musste her, bevor es zu spät war. Yami keuchte auf und stolperte rückwärts, sodass er an der Duschwand lehnte. Amethyste blickten verwirrt umher, auf der Suche nach der Person, die ihn berührte. Doch natürlich konnte er Seth nicht sehen und für den Sand, der sich um dem Abfluss gesammelt hatte er keinen Blick übrig. Der Schwarzhaarige wusste nicht was er denken, was er fühlen sollte. Einerseits erregte es ihn und andererseits gruselte er sich vor den Küssen auf seinem Hals und den Händen auf seinem Po. Wie konnte es sein, dass er alles spürte, aber den Geist selber nicht sehen konnte? Warum versteckte sich dieser vor ihm? Wer war er? Und, was viel wichtiger war: Betrog er nicht Seto, wenn Yami den Geist weitermachen ließ? „Hör auf,“ bat Yami und streckte die Hände aus, als wolle er seinen Gegenüber von sich schieben, doch alles was seine Haut berührte war Wasser, sonst nichts. „Aufhören!“ versuchte er es erneut, auch wenn der Geist ihn eh nicht zu verstehen schien. Aber irgendwie musste Yami ihn doch daran hindern weiter zu machen! „Du sollst aufhören!!“ Zittrig drängte er sich näher an die Wand und sank schließlich an ihr zu Boden. Wie sollte er den Geist denn aufhalten? Er würde einfach weiter machen und sein Körper würde auf jede Berührung reagieren. „HÖR ENDLICH AUF!!“ Seth wich zurück. Zwar hatte er nicht verstanden, was Yami gesagt hatte, doch konnte er es sich denken. Der eindringliche und abneigende Blick und der herrische Befehl sagten mehr aus, als die Worte es jemals hätten tun können. Atemu wollte ihn nicht bei sich haben. Er verachtete ihn, hatte nach 3000 Jahren ihre Liebe einfach weggeworfen. Der Wüstengott war überfordert. Er spürte Trauer, Schmerz und Enttäuschung in sich, Gefühle, die er nie gekannt hatte, ehe er Atemu kennen lernte. Mit dieser Art von Empfindungen wusste Seth nicht umzugehen und so ließ er einfach einem Gefühl seinen Lauf, welches er nur zu gut kannte. Wut und Hass! Die Temperatur im Zimmer erhöhte sich so drastisch, dass das Wasser verdampfte und die wenigen, die noch ihren Weg hinab fanden, verbrannten Yami die Haut. Dieser jedoch war unfähig sich zu rühren, sondern starrte einfach nur in den Wasserdampf, in welchem sich die Umrisse einer Gestalt abzeichneten. Ein Mann in einem Kleid mit dem Kopf eines langschnäuzigen Tieres. Doch Yami blieb nicht genug Zeit genauer hinzusehen, denn schon war der gekränkte Wüstengott verschwunden. Die Temperatur wurde wieder normal und das Wasser rauschte wieder weiter. Noch immer starrte Yami auf die Stelle, an der Seth verschwunden war, rutschte dann zur Seite, schlug mit dem Kopf hart auf den Fliesen auf und stand nicht wieder auf. *+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Dicht an dicht drängten sich die Menschen in den Straßen Thebens, denn heute war Markt. Überall waren Händler zu finden, die die unterschiedlichsten Waren anboten. Tiere, Stoffe, Schüsseln, Obst, Gemüse und Gewürze waren hier zu finden. Aber auch außergewöhnliche Dinge wurden angeboten, welche sich die Mehrzahl der Menschen jedoch nicht leisten konnte. Stattdessen betrachteten sie nur sehnsüchtig die fein gearbeiteten Figuren und die Fässchen mit Weihrauch. Hin und wieder versuchte jemand eines dieser Luxusgüter durch runterhandeln zu erwerben, doch der Händler zeigte kein Erbarmen. Stattdessen ruhten seine Augen auf einer scheinbar reichen Gestalt, die sich ihren Weg durch die Menge bahnte. Die Person war klein und die kindlichen Gesichtszüge verrieten ihr junges Alter. Obwohl er nur einen einfachen Wickelrock trug verrieten zwei Dinge, dass dieser Junge mindestens zur Mittelschicht gehörte. Ein aufrechter stolzer Gang, die Schultern waren gestraft und der Kopf hoch erhoben. Außerdem hing einer schwerer Lederbeutel am Gürtel des Jungen. Vielleicht hatte er ihn geklaut, denn ein Kind lief sicherlich nicht mit einem Haufen Deben durch die Straßen, doch das war dem Händler egal. Ihn interessiere nur diese Deben so schnell wie möglich in seinen Besitz zu bringen. „He, mein Herr! Kommt näher! Seht, welch herrliche Waren ich euch anbieten kann!“ rief er dem Jungen nach, doch dieser beachtete ihn gar nicht. Das Kind schien sich für alles, nur nicht für die angebotenen Waren zu interessieren. Interessiert lauschte er eine Zeit lang dem Konkurrenzkampf zweier Töpferleute, die ihre Waren passender Weise nebeneinander verkauften. Sie übertrumpften einander gegenseitig mit der vortrefflichen Qualität ihrer Krüge und bemängelten die Talentlosigkeit ihres Rivalen. Die Passanten nutzten dies natürlich aus, indem sie die beiden Männer beim Preis gegeneinander ausstachen. Grinsend wandte sich der Junge ab, um sich einer zweiten lauten Ecke zuzuwenden. Eine hungrige Katze hatte sich einen der fetten Vögel schnappen wollen. Dabei hatte sie jedoch sämtliche Käfige umgestoßen und der Händler rannte nun durch die Straßen, versuchte verzweifelt die Vögel wieder einzufangen. Murmelte dabei immer wieder flehende Worte vor sich hin: „Oh Bastet, wieso bestrafst du mich so? Warum schickst du mir einen Boten, um meine Vögel zu töten? Ich war doch immer selbstlos...hab nie an mich als erstes gedacht...,“ beteuerte er immer wieder. Natürlich ging es nicht überall so drunter und drüber. Die meisten Ägypter waren durchaus in der Lage ihre Geschäfte in Ruhe zu regeln. Da wurden zwei Schweine gegen fünf Liter Wein und einem halben Liter Öl getauscht, während es eine junge Frau vorzog ihren Spiegel mit Deben zu bezahlen. Sie zog die mühsam zusammengesparten, unterschiedlich geformten Kupfermünzen aus einem kleinen Leinenbeutel und reichte sie dem Händler. Der Beutel des Jungen war noch randvoll gefüllt. Er benötige keine der hier angebotenen Waren und selbst wenn er sie gebraucht hätte, so wäre er nicht persönlich auf den Markt gegangen, um sie zu erwerben. Doch hielten es einige zwielichtige Gestalten nicht für gut, wenn der Junge seine Deben nicht loswurde. Das Kind in eine Seitengasse zu zerren war ein leichtes für die Taschendiebe. Schließlich hatte es nur Augen für die Tauschgeschäfte der Mitbürger und achtete nicht eine Sekunde lang auf seinen Weg oder seinen Lederbeutel. „Was fällt euch eigentlich ein??“ fragte der Junge, als er gegen die Wand einer Seitengasse gedrückt wurde. Man hörte deutlich aus seiner Stimme, dass er das Geben von Befehlen gewohnt war. Ganz im Gegensatz zu so einer rüpelhaften Behandlung. „Na was könnten wir wohl von dir wollen?“ stellte einer der Diebe die Gegenfrage und grinste, entblößte dabei seine schlechten Zähne. Einer seiner Helfer reichte ihm einen Dolch, doch der Junge zeigte keine Angst. „Ich befehle euch mich loszulassen,“ zischte das Kind, scheinbar überzeugt, dass man seinen Worten folgen würde. Doch er erhielt dafür nur einen Schlag in den Magen, was ihn zusammensacken ließ. „Lasst den Jungen los, im Namen des großen Pharao!!“ brüllte eine herrische Stimme, welche die Diebe herumwirbeln ließ. Links und rechts versperrten ihm Stadtwachen mit gezogenen Schwertern den Weg. „Er hat uns bestohlen!“ versuchte einer der drei Diebe ihre Situation zu retten. „Der Beutel an seinem Gürtel gehört uns.“ „Schweigt besser!!“ sagte nun eine weitere Person, die kaum zwei Jahre älter als der Junge selbst zu sein schein. „Ammit wird euch diese dreisten Lügen nicht verzeihen!“ „Mahado! Wie könnt Ihr es wagen??“ fauchte der Junge ungehalten, schien seine Situation noch immer nicht begriffen zu haben. Mit festem Schritt trat er auf den Braunhaarigen zu und stemmte die Hände in die Hüften. „Ihr habt mich verfolgt!“ „Mein Prinz,“ zischte der sonst so sanftmütige Mahado, „Habt Ihr die geringste Ahnung in welcher Gefahr ihr geschwebt habt? Es war äußerst dumm und gedankenlos von Euch den Palast heimlich und ohne jeglichen Schutz zu verlassen! Ich werde den Pharao von Eurem törichten Verhalten berichten. Und nun kommt mit. Wir werden zum Palast zurückkehren!“ „Ich verbiete dir so mit mir zu sprechen,“ sagte der junge Prinz herrisch, doch sein Aufpasser ließ sich davon keineswegs einschüchtern, sondern packte den Jungen nur grob am Oberarm und zog ihn hinter sich her. „Ich rede mit Euch, wie ich es für angemessen halte,“ sagte Mahado fest. Er wusste, dass man ihn für diese Dreistigkeit töten lassen könnte. Doch es war an der Zeit, dass Atemu die Aufgabe zu begreifen lernte, welche ihm die Götter zugedacht hatten. Aus dem Kind, welches bisher gewohnt war verwöhnt zu werden und dass jeder seiner Befehle ausgeführt wurde, musste ein verantwortungsvoller Mann werden. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Dunkelheit und Leere herrschte in Domino. Nur hier und da tauchte eine Gestalt im Licht einer Straßenlaterne auf oder ein Auto fuhr die am Tag so überfüllte Straße entlang. Die Uhr, welche über dem Eingang einer Apotheke hing, verkündete Bakura, dass es eine halbe Stunde vor Mitternacht war. Das würde sicherlich wieder Ärger geben. Salomon Muto sah es überhaupt nicht gerne, wenn Bakura sich bis spät in die Nacht draußen rum trieb. Schon gar nicht, wenn am nächsten Tag Schule war. Dem Weißhaarigen war das momentan jedoch vollkommen egal. Wenn er Glück hatte, dann schlief der Ladenbesitzer bereits und Bakura brauchte sich den Vortrag erst morgen Früh anzuhören. Er hatte sie allmählich satt; die Versuche Salomons ihn zu erziehen und sich als dessen Vormund aufzuspielen. Es hatte ihm rein gar nichts anzugehen, was Bakura tat und wo er war. Es hatte noch nie jemanden interessiert und so sollte es auch bleiben! Na ja, abgesehen von Yami hatte es niemanden interessiert, doch der hatte ja Seto. Seto...Bei dem Gedanken an ihn verzog Bakura das Gesicht. Wie er diesen widerlichen Geldsack doch hasste! Wie konnte nur jemand wie er Yami bekommen?? Lag es denn nur daran, dass der Eisdrache reich war und Bakura nicht? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Yami gehörte nicht zu der Sorte Mensch, die auf so etwas achteten. Aber was war es dann? Wieso hatte er diese Frage Yami nicht schon längst selbst gestellt? Fürchtete er sich etwa zu sehr vor der Antwort? Bakura wusste in letzter Zeit eh nicht mehr, was er denken und was er tun sollte. In manchen Momenten begehrte er Yami so sehr, dass er bereit dazu wäre Seto umzubringen, um den Violettäugigen zu bekommen. Seufzend fuhr sich Bakura durch die Haare und schloss die Tür zum Laden auf, ehe er sie leise wieder hinter sich verschloss. So lautlos wie möglich schlich er im Dunkeln die Treppen nach oben in die Wohnung, um Salomon nicht aufzuwecken, doch das war gar nicht nötig. Yamis Großvater saß im Wohnzimmer auf der Couch, die Tür im Blick, an welcher Bakura unweigerlich vorbei musste. „Wo bist du gewesen?“ fragte er auch sogleich streng, doch Bakura tat als hätte er nichts gehört und ging einfach weiter. „Hey, ich hab dich etwas gefragt,“ rief Salomon ihm nach und stand auf, um Bakura festzuhalten. „Warum kommst du erst jetzt? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Wieso hast du nicht angerufen oder gesagt, wo du hingehst? Wieso bist du ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwunden?“ „Das geht dich nichts an,“ fauchte Bakura schlecht gelaunt und befreite sich aus dem Griff des Mannes. „Lass mich in Ruhe, klar?!“ „Jetzt reicht es aber! So lass ich nicht länger mit mir reden, hörst du? Bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede! So lange du in meinem Haus wohnst hörst du auch auf das, was ich dir sage, ist das klar??“ Der Versuch seine Autorität durchzusetzen scheiterte kläglich, brachte ihm lediglich einen finsteren Blick ein. „Hättest mich ja nicht aufzunehmen brauchen,“ zischte Bakura ihm einfach nur zu und knallte dann die Zimmertür hinter sich zu. „Scheiß Erwachsene,“ grummelte Bakura vor sich hin und ging durch die Dunkelheit des Zimmers zu seinem Bett. Er kannte den Raum gut genug, um sein Ziel auch ohne Licht zu finden. Nie hatte es jemanden interessiert, was Bakura machte oder wo er war. Salomons Fürsorge war dem Weißhaarigen zwar fremd, dennoch hörte er in Regel auf ihn. Vorausgesetzt er war guter Laune. „Wer ist da?“ Bakura zuckte zusammen, als er plötzlich eine Stimme hörte und schaltete daraufhin das Licht an. Lange suchen musste er nicht, um herauszufinden, wo der Eindringling sich befand. Er lag ihm gegenüber, in dem Bett, in welchem früher Yami immer geschlafen hatte, ehe er zu Seto gezogen war. Kapitel 7: Was du in dir spürst ------------------------------- Tada, das erste Kapitel, welches in den Genuss des Rechtschreibupdates gekommen ist. Bisher war Word noch auf die alte eingestellt. Fehler müssten dadurch eigentlich seltener geworden sein. Wenn ihr trotzdem noch welche findet macht mich ruhig drauf aufmerksam, damit ich verbessern kann. Und nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! 8. Was du in dir spürst „Yami?“ verwirrt blickte Bakura den Schwarzhaarigen an, als sich dieser schläfrig aufsetzte. Dabei wischte er sich den Pony aus der Stirn, an welcher eine dicke Beule prangte. „Was machst du hier?“ „Ja, es freut mich auch dich zu sehen“, grummelte Yami, denn er war alles andere als begeistert davon aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. „Ich bin hier, weil mein Kreislauf instabil ist“, sagte der Schwarzhaarige und symbolisierte dabei mit den Händen Gänsefüßchen. Ein Zeichen dafür, dass er mit dieser Bezeichnung alles andere als einverstanden war. „Instabil? Was hast du denn getrieben? Marathonlauf?“ Bakuras Stimme war ruhiger, als noch wenige Minuten zuvor bei Salomon. Es lag wohl daran, dass es um ein Thema ging, welches nicht mit ihm zu tun hatte. Dennoch konnte man nicht sagen, dass er wieder der Alte war. Oh nein! Yami sah dem Weißhaarigen deutlich an, dass ihn noch immer etwas beschäftigte. Etwas, was er wohl lieber in sich rein fraß, anstatt darüber zu reden. Etwas, was Bakura schon immer getan hatte. „Ich hab geduscht und bin dabei umgekippt deshalb auch dieses hübsche Hörnchen an meinem Kopf.“ Yami deutete dabei auf seine Beule. „Der Arzt meinte daraufhin ich hätte wohl zu heiß geduscht, was für meinen schon zuvor abgeschwächten Kreislauf zu viel gewesen wäre.“ Dass sein Zusammenbruch vielleicht etwas mit dem Geist zu tun haben könnte erwähnte Yami nicht, hatte es schließlich auch dem Arzt gegenüber nicht erwähnt. Der hätte ihn sonst nur eingewiesen. „Und warum bist du dann hier? Hat Seto in seiner winzig kleinen Villa keinen Platz? Oder ist er sich zu fein dazu eine Krankenstation einzurichten?“ für seine verächtliche Frage erntete Bakura nur einen wütenden Blick. „Man Bakura, lass Seto doch einfach mal in Ruhe, ok? Der Arzt meinte ich bräuchte Ruhe und da Mokuba auf Klassenfahrt ist bin ich hier. Da man umgeben von geliebten Personen wohl schneller gesund wird.“ Damit ließ Yami sich wieder in die Kissen zurücksinken und drehte sich auf die andere Seite. „Machst du das Licht bitte wieder aus?“ bat er Bakura noch, ehe er die Augen schloss. Es war nicht so, dass es ihm wirklich schlecht oder so ging. Er fühlte sich auch nicht körperlich schwach oder ausgelaugt. Aber irgendeine Diagnose hatte der Arzt wohl stellen müssen. „Ja, ja“, murrte Bakura und ging hinüber zum Lichtschalter. Auf halben Weg hielt er jedoch inne und hob einen von Yamis Armen an, um sich die Haut darauf näher anzusehen. Fragend drehte der Schwarzhaarige sich wieder auf den Rücken. „Was ist?“ „Hast du dich verbrannt?“ wollte Bakura wissen und deutete dabei auf einen der zahlreichen roten Flecken auf Yamis Armen. Sie waren nicht sonderlich groß, hatten vielleicht einen Durchmesser von zwei Zentimetern, doch dafür waren es viele von ihnen. „Ausschlag. Bis Morgen ist der weg, “ log Yami und zog den Arm weg. Er log Bakura zwar nicht gerne an, aber konnte er ihm von seinem Verdacht erzählen? Von dem Geist mit dem Tierkopf? Von der plötzlich aufgestiegenen Hitze, welche das Wasser hatte verdampfen lassen? So leicht jedoch ließ Bakura sich nicht abwürgen. „Du verheimlichst mir was“, sagte er zwar, ließ jedoch von Yami ab, um das Licht zu löschen. „Du hast doch auch Geheimnisse vor mir oder etwa nicht?“ Yami erhielt auf die Frage hin keine Antwort. Nicht mal ein Grummeln oder eine patzig formulierte Ausrede. Hatte er Bakura damit jetzt getroffen? Neugierig drehte sich Yami wieder auf die andere Seite und versuchte in der Dunkelheit Bakuras Silhouette auszumachen. Oh ja, den Weißhaarigen bedrückte etwas! Etwas Großes, denn als Yami seinen besten Freund das letzte Mal so gesehen hatte, war dieser von zu Hause abgehauen. Ob es wirklich etwas mit dessen Familie zu tun hatte? Doch so weit Yami wusste pflegten sie doch keinen Kontakt mehr zueinander, oder etwa doch? So viele Fragen und der einzige der ihm Antwort würde geben können schwieg sich beharrlich aus. /Da sind wir nun schon so lange befreundet, sogar ’verlobt’ und dennoch erzählt er mir nicht alles./ Ein Knarren, als Bakura in sein Bett ging, gefolgt vom Rascheln der Decke, ehe alles still war. Irgendwie enttäuschte es Yami, dass Bakura ihm nicht vollkommen vertraute. Doch andererseits...hatte nicht sogar Seto Geheimnisse vor ihm? Wenn er da so an die Frau in dessen Hotelzimmer dachte. Hastig stoppte Yami seinen Gedankengang. Er wollte nicht schon wieder daran denken. Seto betrog ihn nicht. Er hatte schon seine Gründe und.....Bakura hatte sie sicherlich auch. Genauso wie auch Yami seine Gründe hatte nichts von dem Geist, den Briefen und den Ohrringen zu erzählen. Und dennoch: War es richtig vor den Personen die man liebte Geheimnisse zu haben? Müssten sie nicht Verständnis für einen aufbringen, selbst wenn das Problem noch so unglaubwürdig und albern war? Über diesen Gedanken schlief Yami schließlich ein. Bakura jedoch blieb noch lange wach, bis es ihm endlich gelang die für ihn so grauenhaften Bilder endlich für einen Moment auszublenden. „Hand vorm Mund“, beschwerte Tea sich, als Yami herzhaft gähnte. „’Tschuldige. Aber ich hab nicht so gut geschlafen.“ „Ist das jetzt etwa meine Schuld?“ mischte Bakura sich ein, dessen Laune noch immer im Keller schien. Doch wenigstens war er wieder zur Schule gekommen und das war für Yami Anlass genug die Bemerkung des Weißhaarigen zu überhören. Stattdessen warf er erst einen Blick auf die Uhr, welche über der Tafel hing und dann zur Tür, durch die hin und wieder Schüler eintrudelten. Marik war bisher noch nicht aufgetaucht. Dabei sollten er und Bakura sich doch endlich kennen lernen! Nicht, dass Yami wirklich darauf aus war die beiden zu verkuppeln. Bei Bakuras Einstellung würde das sowieso nichts werden. Es ging ihm viel mehr darum, dass Bakura einsah, dass es auch noch andere Jungs gab. Jungs, die Bakura mochten wie er war und mit denen er sich nicht ständig prügeln musste. Vielleicht war Yami etwas voreilig, immerhin kannten sich die beiden noch nicht und wer wusste schon, ob sie sich überhaupt mochten? Doch es wäre schön, wenn die beiden zumindest Freunde werden könnten. Und abgesehen von Bakura konnte Yami Mariks Ankunft auch aus einem anderen Grund nicht länger abwarten. Er hatte die Briefe von dem Geist mitgenommen, in der Hoffnung, dass Marik sie ihm übersetzen konnte. Der Violettäugige wollte endlich wissen, was der Geist von ihm wollte. Nun besaß er bereits drei dieser bemalten Papyrusseiten. Als er gestern Abend aus der Dusche gekommen war hatte ein weiterer auf dem Bett gelegen. „Wo bleibt er denn?“ stellte Yami die Frage diesmal laut. „Vielleicht macht er blau“, überlegte Joey. „Von wem redet ihr?“ wollte Tristan wissen, welcher kurz den Blick von Joeys Matheheft hob. Man mochte es kaum glauben, doch der Blondschopf hatte sich die Ehre gegeben seine Hausaufgaben mal selbst zu machen. Doch dafür hatte sie Tristan nicht. „Von dem der gerade durch die Tür kommt!“ klärte Joey auf und deutete auf die Tür, durch die soeben der junge Ägypter trat. Marik wirkte leicht gehetzt, als er den Raum betrat. Er hatte schon befürchtet es nicht mehr pünktlich zu schaffen. Nicht, dass er wirklich Lust auf Schule gehabt hätte, aber wenn er schon hinging, dann wollte er es auch ordentlich machen. Nicht, dass seine Schwester noch einen Grund dafür hatte ihn länger als möglich hier zur Schule gehen zu lassen, da seine Leistungen zu schlecht waren. Das wäre ja noch schöner!! Oh nein, Marik würde so schnell wie möglich wieder nach Hause fliegen und dieses abscheuliche Land nie wieder betreten. /Andererseits....so schlecht ist es hier gar nicht./ Fuhr es ihm durch den Kopf, als er Bakura entdeckte. Mit einem schüchternen Lächeln ging Marik auf die Gruppe zu. Was ihn an Bakura reizte? Sein ungewöhnliches Aussehen, also die weißen Haare und die helle Haut. Durch sie stachen die haselnussbraunen Augen nur noch mehr hervor, denen ein verwegenes Funkeln inne wohnte. Doch gutes Aussehen hin oder her...Bakura konnte noch so gut aussehen, wenn Marik seinen Charakter nicht würde ausstehen können, dann würde er sich auf keine Beziehung einlassen. /Moment mal! Was denke ich denn da?? Wozu eine Beziehung, wenn ich doch bald wieder in Ägypten bin? Ich will nur ein wenig Ablenkung. Mich ein wenig vergnügen das ist alles. Mehr nicht!! Andererseits...irgendwie hat er was...Oh man ich muss bescheuert sein! Ich kenn ihn doch noch nicht mal!!/ „Morgen, Marik!“ rief Joey vergnügt und unterbrach damit den inneren Monolog des Sandblonden. „Morgen Leute, “ erwiderte Marik und blickte dann etwas verlegen drein, als ihn drei Leute mit den unterschiedlichsten Gesichtsausdrücken anstarrten. Joey, der nur wissend grinste und immer wieder auffordernde Gesten zu Bakura machte. Yami, der unruhig auf seinem Stuhl umherrutschte und nur darauf wartete Marik etwas mitzuteilen, doch nicht sofort damit herausplatzen wollte. Und dann Bakura, auf dessen Reaktion alle am meisten warteten. Der Blick aus den braunen Augen war abschätzend. Sie musterten Marik von oben bis unten, ehe sich ihr Besitzer zu einer ‚Begrüßung’ herab ließ. „Du bist also der Neue, ja?“ ok, nicht gerade die netteste Begrüßung, doch verglichen mit seiner vorherigen Laune sprach Bakura ziemlich ruhig und freundlich. Ein guter Anfang, wie Yami fand. „J-ja“, kam es von Marik ein wenig schüchtern und er ohrfeigte sich gedanklich dafür. /Man warum stell ich mir nur so an?/ „Ich bin Ma-„ „Marik Ishtar, ich weiß“, beendete Bakura für ihn den Satz. „Und du kommst aus Ägypten.“ „Du erinnerst dich noch daran?“ fragte Marik, während er sich auf seinen Platz setzte. „So eine Begegnung vergisst man schließlich nicht.“ Es war einer dieser Momente, in denen die gesamte Gruppe, bestehend aus Tea, Yami, Joey, Tristan und Marik einfach nur sprachlos war. Wie hatte Bakura das jetzt gemeint?? Die beiden kannten sich doch nur aus dem Museum und da war nichts zwischen ihnen passiert! Oder etwa doch? Hatten sie was verpasst? Scheinbar nicht, denn Marik schien genauso überrascht zu sein, wie sie. /Moment mal!/ Yamis Augen wurden groß, als ihm ein Gedanke kam. War das hier etwa ein Versuch Bakuras mit Marik zu flirten?????????? Wenn ja, dann war der Kerl wirklich unbeholfen darin! Und davon mal ganz abgesehen: Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel Bakuras? /Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber manchmal hab ich nicht die geringste Ahnung, was in Bakuras Kopf vor sich geht./ „Guten Morgen, Klasse!“ die laute Stimme des Lehrers beendete schließlich die ungewohnte Situation. Die letzten Schüler fanden zu ihren Plätzen und allmählich kehrte Ruhe ein. Eins war klar: Wenn es zwischen Baku und Marik bereits jetzt schon ‚knisterte’, dann dürfte die Pause seeeeeeehhhhhr interessant werden. Einige Kilometer von Japan entfernt bedachten dunkelblaue, aber kühle Augen die Wanduhr mit einem mürrischen Blick. Seit zwei Stunden wartete der junge Mann bereits in diesem pikfeinen Gourmetrestaurant, was wohl bedeutete, dass man ihn versetzt hatte. Das war nun schon das dritte Mal, dass ihn diese Jenny O’Relly einfach sitzen ließ. Wenn das so weiter ging würde er seinen Vertrag niemals bekommen. Grummelnd strich der junge Mann sich den braunen Pony aus den Augen und stand von seinem Tisch auf. Es hatte keinen Sinn noch länger zu warten. Das er sich so etwas überhaupt gefallen ließ war wirklich unglaublich. Seto Kaiba stieg in seinen Wagen und ließ sich zum Hotel zurückfahren, warf dabei einen Blick in seinen elektronischen Terminkalender. 24. August... seit zwei Wochen waren in Japan die Sommerferien vorbei. Gut, dass er Yami nicht mitgenommen hatte. Der Junge hätte sonst ziemlich viel an Unterricht verpasst. Etwas Ungewohntes schnürte dem Konzernchef die Kehle zu, als er an seinen Freund dachte. ‚Vermisst du mich denn gar nicht?’ seit Yami ihm diese Frage gestellt hatte, spukte sie rund um die Uhr in Setos Kopf umher. Wenn er ehrlich war, dann hatte er den Jungen in letzter Zeit wirklich vernachlässigt. Seto war schon immer in seine Firma vernarrt gewesen und sie stand für ihn an erster Stelle. Er wusste nicht, wann er Yami das letzte Mal angerufen hatte. Gestern hatte er es auch nur getan, weil dieser auf seine Mailbox geschrien hatte. Und obwohl es dem Schwarzhaarigen scheinbar gut zu gehen schien hatte er nicht sonderlich glücklich ausgesehen. Seto seufzte, während er mit zwei Fingern auf die Stelle zwischen den Augen drückte, in der Hoffnung so seinen dröhnenden Kopfschmerzen zu entkommen. Schon immer hatte er Gefühlsduseleien gehasst. Nicht selten hatte der Konzernchef das Gefühl eine Beziehung wäre anstrengender und schwieriger, als sein Unternehmen erfolgreich zu leiten. Wieso nur hatte er sich auf etwas eingelassen, von dem er rein gar nichts verstand? ‚ Du kannst dir eine Versöhnung nicht einfach so erkaufen!’ /Ich werde wohl etwas dagegen tun müssen…/ bei dem Gedanken daran ein weiteres Problem lösen zu müssen schloss Seto gequält die Augen, musste sie jedoch wieder öffnen, da sein Handy zu klingeln begann. Das Display zeigte ihm die Nummer von Jenny O’Relly an. Die Freunde hatten es sich auf der kleinen Rasenfläche, welche zum Schulhof gehörte, bequem gemacht, um die Sonne zu genießen. Und zur Abwechslung beschwerte sich Bakura kein einziges Mal über die Hitze, oder darüber, dass er sich einen Sonnenbrand einfangen würde. Überhaupt war Bakura heute anders, viel ruhiger als gestern noch und als er es sonst je gewesen war. Für Tea war sein Verhalten sicherlich eindeutig. Für sie lag es an Marik und dessen Gefühlen – falls er bereits schon welche haben sollte – zu Bakura. Aber Yami glaubte nicht, dass es nur daran lag. Den Weißhaarigen beschäftigte etwas und Marik schien damit etwas zu tun zu haben, sonst wäre Bakura nicht heute schon wieder zur Schule gekommen, da war er sich sicher. /Ich frag mich, was schlimmer wäre: Festzustellen, dass Bakura nur mit Marik spielt, oder Marik mit Bakura./ seufzend wandte er das Gesicht der Sonne zu und schloss die Augen. Noch hatte er Marik die Briefe nicht gezeigt, da er Bakura den Vortritt hatte lassen wollen. Und schon kehrten seine Gedanken wieder zu dem Geist zurück. „Sag mal Marik…hast du heute schon was vor?“ fragte Bakura, nachdem die Gespräche bisher nur über Belanglosigkeiten gehandelt hatten. Marik wirkte erst ein wenig überrascht, denn eigentlich hatte er eine Verabredung längst abgeschrieben. Seit dem mehr oder weniger geglückten Flirtversuch vor Beginn des Unterrichtes, hatte Bakura ihm gar keine Beachtung mehr geschenkt. /Ob er schüchtern ist? Nein, danach sieht er nicht aus./ „Na ja….“ Begann Marik, während er überlegte. „Wenn dann erst ab 17 Uhr. Vorher muss ich noch im Museum arbeiten. Schwebt dir etwas Bestimmtes vor?“ Bakura zuckte ratlos mit den Schultern. „Du hast freie Wahl. Wir können ins Kino, ins Cafe, Spazierengehen, Schwimmen…,“ er zählte die Möglichkeiten an den Fingern ab und sah Marik dabei mit einem intensiven Blick in die Augen, dass dieser, leicht rot um die Nase, den Blick auf seinen Schnürsenkel richtete, um diesen neu zu binden. „Wir….wir könnten uns ja in ein Cafe setzen und anschließend ins Kino gehen“, nuschelte Marik seinem Schuh zu und ohrfeigte sich gedanklich selbst. Wieso zum Henker machte er jetzt einen auf Schüchtern? Es war doch nicht sein erstes Date! /Man, hat der einen Blick drauf! Der saugt einem ja den Verstand aus!/ „Und du Yami? Hast du heute schon was vor?“ wandte Joey sich nun an den Schwarzhaarigen, der ihn verwirrt anblickte. „Warum fragst du?“ „Ich dachte mir wir könnten dann vielleicht mal unser Referat fertig machen.“ Yami schwieg einen Moment, während er sich zu erinnern versuchte, von was für einen Referat der Blondschopf sprach, ehe es ihm mit einem Schrecken wieder einfiel. „Oh! Oh nein! Das hab ich völlig vergessen! Wir haben doch Montag schon wieder Geschichte! Wir haben noch gar nichts vorbereitet!!“ „Na und? Ist doch noch das Wochenende zwischen, “ meinte Joey schulterzuckend. Für ihn war Zeitnot etwas völlig anderes, als bei Yami oder sonst irgendwen. Für ihn war Zeitnot, wenn er morgens aufstand und nur noch 5 Minuten hatte, um pünktlich zur Schule zu kommen. Wobei…..mittlerweile war es dem Braunäugigen sicherlich egal geworden, ob er es pünktlich schaffte oder nicht. „Also? Was sagst du?“ „Ja, heute Nachmittag klingt gut“, sagte Yami und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Na wunderbar!“ rief Joey begeistert und klatschte in die Hände. „Jetzt verrat mir nur noch eins: Was war unser Thema?“ Stille „Das ist jetzt nicht dein Ernst!!“ beharrte der Schwarzhaarige. „Was denn? Alles kann ich mir nun auch nicht merken.“ „Stimmt, “ mischte Tristan sich ein, „ein Wunder, dass du dich überhaupt an das Referat erinnern konntest!“ Einige Stunden später befanden sich Yami und Joey im Zimmer von Ersterem. Sie hockten auf dem Boden und wälzten Bücher und das Internet, um ein gutes Referat zusammenzubekommen. Als Nervennahrung diente ihnen ein Teller Kekse, denn seit Yugi den Hauswirtschaftskurs belegt hatte, verbrachte er die Hauptzeit des Tages in der Küche. Obwohl sie schon seit halb drei zusammen saßen hatten sie Bakura nur kurz gesehen. Um halb fünf war er hier oben aufgetaucht, um sich umzuziehen. Die Schuluniform, die aussah, als ob er ein Querfeldeinrennen hinter sich gebracht hätte, hatte er nur in eine Ecke geschleudert und scheinbar wahllos in den Schrank gegriffen, um sich etwas zum Anziehen rauszusuchen. Anschließend war er so wortlos zu seinem Date gegangen, wie er gekommen war. „Wenn ich nur wüsste, was ihn beschäftigt“, seufzte Yami laut, obwohl er das eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. „Von wem redest du?“ fragte Joey sogleich, in der Hoffnung eine kleine Arbeitspause zu erreichen. Lernen oder Referate vorbereiten war nicht wirklich etwas, womit er sich lange beschäftigen konnte. „Na von Bakura. Findest du nicht auch, dass er sich in letzter Zeit komisch verhält?“ „Also irgendwie….schon…“ gab der Blonde zu und griff nach einem der Kekse. „Er ist eifersüchtiger als sonst. Die ganzen letzten Wochen schon.“ „Das meine ich nicht!“ Yami verdrehte die Augen. „Bakura war gestern völlig am Boden und nun tut er so, als ob nichts gewesen wäre! Außerdem war er so merkwürdig ruhig und schweigsam! So kenne ich ihn gar nicht! Und…in letzter Zeit habe ich das Gefühl ihn überhaupt nicht zu kennen.“ Überrascht und neugierig wanderte eine von Joeys Augenbrauen nach oben. „Wie meinst du das denn jetzt? Ihr kennt euch doch schon seit dem Sandkasten.“ „Schon….ich weiß ja auch, wann er sich wie verhält und was er meint und so, aber….“ Yami seufzte tief, „…in letzter Zeit habe ich so das Gefühl, dass ich zwar seine Gewohnheiten kenne aber nicht seinen Charakter und was in ihm vorgeht. Klar kenne ich ungefähr seine Vergangenheit, auch wenn er so gut wie nie von seiner Familie erzählt hat, aber er spricht nie über Gefühle. Ich weiß, dass etwas passiert sein muss, was ihn sehr mitgenommen hat und….“ „Willst du mir sagen, du weißt nicht, wie er in Wirklichkeit ist?“ versuchte Joey ihm zu helfen, doch Yami schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Es ist nicht so einfach zu erklären… Sagen wir es mal so: Marik ist nicht unbedingt der erste, der sich für Bakura interessiert. Aber er ist der erste, mit dem Bakura sich ernsthaft verabredet hat!“ „Du machst dir zu viele Gedanken“, winkte der Blondschopf ab und griff nach einem weiteren Plätzchen. „Ich denke Bakura kapiert endlich, dass er dich nicht haben kann und versucht nun jemand anderes zu finden.“ „Das glaube ich“, wand Yami kopfschüttelend ein. „Ich glaube, es gibt einen anderen Grund, warum er mit Marik ausgeht. Es muss etwas damit zu tun haben, warum Bakura gestern so fertig war! Aber er spricht ja nicht! Er lässt sich nie helfen, sondern frisst immer alles in sich hinein! So etwas kann man doch nicht auf Dauer aushalten! Wir kennen uns seit Jahren und wenn mit ihm etwas nicht stimmte, musste ich immer selbst drauf kommen! Außerdem will ich nicht, dass es nur noch schlimmer wird, wenn aus ihm und Marik nichts wird! Was, wenn sie sich nicht verstehen? Oder wenn jemand von ihnen nur ein Spiel sucht?“ besorgt brach Yami ab und ließ sich zurücksinken, sodass er mit dem Rücken am Gestell des Bettes lehnte. Hilfe suchend blickte er Joey an. „So gern ich es auch tun würde, aber ich fürchte, dass ich dir nicht helfen kann“, erwiderte der Blonde. „Ich kenn Bakura eindeutig weniger, als du, aber ich kann dir nur eins sagen: Wenn man verletzt wurde, dann behält man es lieber für sich. Aus Angst auf Abwehr zu stoßen, oder ausgelacht zu werden und schwach zu wirken. Menschen verweigern die Hilfe, bis es zu spät für sie ist. Man weiß nicht, wem man sein Geheimnis anvertrauen kann, wer Freund oder Feind ist. Sieh das jetzt nicht falsch. Das soll nicht heißen, dass Bakura dir nicht vertraut, denn das wird er denke ich schon tun. Manchmal behält der Mensch auch Dinge für sich, um andere nicht mit seinen Problemen belasten zu müssen. Versuch Bakura nicht zu drängen. Zeig ihm, dass du für ihn da bist, sollte er zu dir kommen wollen, aber fordere ihn nicht von selbst auf zu reden.“ Yami hörte seinem Freund aufmerksam zu und nickte schließlich. Er wusste, dass Joey wusste, wovon er sprach. Auch in seiner Familie war es nicht rosig zugegangen. Als Kind hatten sich seine Eltern scheiden lassen und Mutter und Schwester waren weit weg gezogen. Joey hatten sie bei seinem Vater gelassen, der zu Trinken begann und ab und an handgreiflich wurde. Doch Joey hatte zumindest die Vernunft, oder auch den Mut, zum Reden gehabt! Das Jugendamt hatte ihn von seinem Vater weggeholt. Joey war in einer Pflegefamilie groß geworden, denn zu seiner Mutter hatte er keinen Kontakt mehr gehabt und man hatte sie nicht ausfindig machen können. Joey kam gut mit seiner neuen Familie klar. Er bereute seine Tat nicht. Yami wusste, dass es auch Bakura in seiner Familie nicht gut gehabt hatte. Seine Eltern hatten wohl ständig gestritten. Und um ihrer Wut zu entkommen hatte er die meiste Zeit außerhalb der Wohnung verbracht. Und hier endete die Informationsquelle eigentlich auch schon. „Du hast wahrscheinlich recht“, sagte Yami schließlich und griff nun auch nach den Keksen. „Dennoch: Wenn es Bakura wegen Marik noch schlechter gehen wird, dann werde ich nicht tatenlos rum sitzen! Bei allem Abstand, den er gern hätte: Er ist nun mal mein bester Freund und als solcher werde ich nicht tatenlos zusehen, wie er vor sich hinvegetiert!“ „Daran hab ich keinen Zweifel“, grinste Joey. Die beiden griffen ihre Arbeit wieder auf, bis Yugi ins Zimmer trat und aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpfte. „Yami, komm schnell! Das musst du dir ansehen!!“ „Was ist denn los?“ wollte Yami wissen, nicht sehr davon begeistert, dass sie ihr Referat schon wieder unterbrechen mussten, doch Yugis Verhalten ließ ihn aufmerksam werden. „Nun komm schon! Das glaubst du sonst nicht!“ Der Schwarzhaarige warf Joey noch einen entschuldigenden Blick zu und lief seinem jüngeren Bruder dann hinterher in den Laden, wo sein Großvater ihn bereits zu erwarten schien. „Das hier ist so eben für dich gekommen“, klärte er die Situation auf und wies mit seiner Hand zur Verkaufstheke…. Kapitel 8: Rose ohne Dornen --------------------------- Guten Abend! Und herzlich Willkommen zum nun schon neunten Kapitel! Ich hoffe auch hier wieder auf mindestens 20 zu kommen, es kommt also noch einiges auf euch zu. Soeben hab ich festgestellt, dass ich eine Kapitelfunktion bisher immer falsch verwendet habe. Ich dachte die Angabe 'Fortschritt in Prozent' beziehe sich auf die komplette Fanfic und nicht auf das einzelne Kapitel. Zumindest dem zu Folge, dass andere Autoren immer abgeschlossen bei ihren Kapitel stehen haben. In diesem Kapitel tauchen übrigens einige Hinweise über die Identität der unbekannten Göttin auf. Bin ja mal gespannt, ob ich euch in die gewünschte Richtung locken kann. Die Auflösung gibt es aber erst im übernächsten Kapitel. Noch ein wenig Geduld also. 9. Rose ohne Dornen Yamis Augen wurden so groß, dass sie denen Yugis locker Konkurrenz machten. Die Verkaufstheke wurde von einem gewaltigen Strauß blutroter Rosen eingenommen. „Die…sind für mich?“ fragte der Schwarzhaarige ungläubig und trat näher an das duftende Bündel heran. „Sind sie“, bejahte Salomon mit einem Nicken. „Der Postbote sagte die Adresse stand auf einer Karte drauf, die müsste noch irgendwo zwischen den Rosen stecken.“ „A-achso.“ Verlegen wurde Yami rot. Die erwartenden Blicke von Yugi und seinem Großvater waren ihn unangenehm. Sie sahen ihn an, als ob er einen neuen Verehrer hätte. Dabei war es doch klar, von dem die Rosen nur stammen könnten!! Oder etwa nicht? Nachdenklich heftete sich Yamis Blick auf die Rosen. Nachdem, was bei ihrem letzten Telefonat passiert war, war es da nicht fraglich, ob die Blumen überhaupt wirklich von Seto stammten? Immerhin bekam er sehr selten Geschenke von dem Eisdrachen. Die Frage würde er wohl nur beantworten können, wenn Yami die Karte öffnete, welche sein Großvater erwähnt hatte. „Kannst du mir eine Vase raussuchen?“ fragte Yami seinen Bruder lieb, während er selbst vorsichtig nach den Rosen griff, schließlich wollte er sich nicht an den spitzen Dornen verletzten. War es nicht irgendwie Ironie, dass die Blume der Liebe mit spitzen Dornen gespickt war? Oder waren sie einfach ein Zeichen dafür, dass alles Schöne seine Nachteile hatte? Oder sagten sie – wenn man optimistisch war – dass jede Schwierigkeit, die man gemeinsam meisterte, die Liebe nur umso kostbarer machte? „Will Bakura sich bei dir entschuldigen?“ fragte Joey, als Yami mit dem gewaltigen Strauß ins Zimmer trat und diesen dann in die Vase stellte, welche Yugi ihm gebracht hatte. „Warum sollte Baku mir Rosen schenken?“ „Von wem sollten sie denn sonst sein? Außer von Seto natürlich!“ den letzten Satz hatte Joey auf Yamis Blick hin nachträglich angehangen. „Ohne ihn angreifen zu wollen, aber kann es sein, dass er wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen hat?“ Der Schwarzhaarige zuckte nur ratlos mit den Schultern. „Vielleicht. Und wenn ja, dann kann er mich mal!“ Überrascht wanderte eine von Joeys Augenbrauen nach oben. „Hab ich was verpasst? Es kommt selten vor, dass du so von ihm sprichst.“ „Wir haben gestern zusammen telefoniert“, begann Yami leise, während er zwischen den Rosen nach der Karte suchte, von der der Postbote erzählt hatte. „Er war nicht sonderlich von dem Vorschlag begeistert wieder zurückzukommen. Er will unbedingt diesen dämlichen Vertrag haben!!“ „Hört sich an, als ob ihr gestritten hättet.“ „Ja…..vielleicht, “ murmelte Yami nur vor sich hin. „Er fehlt mir so sehr, aber ich bezweifle, dass ich auch ihm fehle.“ Joey antwortete darauf nichts. Yami hätte ihm eh nicht zugehört, denn soeben hatte er einen blassrosa Briefumschlag zwischen den Rosen gefunden und öffnete diesen nun. Auf einem einfachen weißen Kärtchen war eine knappe Nachricht verfasst worden. Daher war es für Yami nicht sonderlich tröstlich, dass Seto sie der Schrift zu Folge persönlich verfasst hatte. ‚Hallo Yami, der Vertrag nimmt viel Zeit in Anspruch, deshalb kann ich mich weniger um dich kümmern. Die Blumen sind eine kleine Entschädigung. Wann ich zurückkomme kann ich noch nicht sagen.’ Yami starrte die Karte an und je länger seine Augen die Buchstaben fixierten, desto wütender machte ihre Bedeutung ihn. Viel hätte wohl nicht gefehlt und er hätte die Karte einfach in den Papierkorb gepfeffert und die Rosen gleich hinterher. „Er tut es schon wieder“, murmelte er verärgert vor sich hin. „Was tut er schon wieder?“ „Sich eine Streitschlichtung erkaufen! Seto kapiert nicht, dass es mir egal ist, wie viele Rosen es sind oder wie viel Geld sie gekostet haben! Eine einzelne Rose hätte es auch getan! Was zählt ist die Bedeutung!“ „Dann sag es ihm doch!“ forderte Joey ihn auf. „Weiß du was ich glaube?“ als Yami den Kopf schüttelte fuhr der Blondschopf fort. „Du fühlst dich in Wahrheit von Seto vollkommen vernachlässigt. Aber du hast Angst davor ihn zu verlieren, wenn du es ihm sagst.“ „Denkst du, dass Bakura recht hat?“ fragte Yami leise. „Liebt Seto mich nicht?“ „So hat sich Bakura nie ausgedrückt. Er sagte lediglich, dass du etwas Besseres verdient hast. Und meiner Meinung hat Bakura in sofern Recht, dass Seto dir zu wenig Aufmerksamkeit schenkst. Klar macht einen die Liebe blind, aber jeder von uns hat längst gemerkt, dass du schon lange nicht mehr wirklich glücklich bist. Du lachst zwar und tust so wie immer, aber deine Augen strahlen nicht mehr so wie sonst. Vor allem Bakura merkt das, weil er dich so gut kennt und ich denke, dass er deshalb auch in letzter Zeit so eine ungewöhnliche Eifersucht an den Tag legt. Ich glaube, dass er dich doch nur glücklich sehen will.“ Yami blickte Joey einen Moment lang überrascht an. Solche Worte waren selten für den Blonden. Dann setzte er jedoch ein Lächeln auf. „Aber ich bin doch glücklich mit Seto.“ „Das hat sich aber eben noch anders angehört.“ Widersprach Joey ernst. „Wir haben nur eine kleine Krise“, versicherte Yami, doch sein Freund schüttelte entschieden den Kopf. „Mach dir nicht selbst etwas vor. Mag sein, dass du mit Seto glücklich bist. Aber wenn er auch mal auf dich eingehen würde, dann wärst du wieder viel fröhlicher.“ Die violetten Augen richteten sich gen Boden, während ihr Besitzer die Karte auf den Tisch legte. Wenn er ehrlich war, dann hatte Joey tatsächlich Recht. Für einen Moment zuckte Yami zusammen, als er eine Berührung an seinen Hüften spürte und er sich im nächsten Moment in der Wärme einer Umarmung wieder fand. Der Geist schien zurückgekehrt zu sein. /Wie seltsam es doch ist. Diese Zuwendung, die der Geist mir gibt, diese einfachen Umarmungen, sie sind genau das, was mir an Seto fehlt./ Verwirrt blickte der Blondschopf drein, als Yami plötzlich die Augen schloss und sich sein Körper vollkommen entspannte. /Ich weiß nicht, was der Geist will und wer er ist. Damals in der Dusche schien er meinen Körper zu wollen, aber es war die einzige Situation, in welcher er mich bisher unsittlich berührt hat./ Wann hatte ihn eigentlich Seto zuletzt einfach nur so in den Arm genommen und gehalten, wie es der Geist jetzt tat? *+*+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+*+* Der inzwischen Elfjährige Atemu stolperte hastig durch die Gänge des Palastes und hinauf in seine Gemächer. Er hatte nicht nur völlig die Zeit vergessen, sondern auch noch seinen teuren Rock mit Lehm beschmiert. In aller Eile riss der junge Prinz die Tür zu seinen Gemächern auf und fauchte dort seinen Diener an, er solle ihm ein sauberes Gewand bringen. Wie von der Tarantel gestochen sprang der verschüchterte Junge auf die Beine und machte sich an der Kleidertruhe zu schaffen, um seinem Herrn das gewünschte Objekt zu bringen. Atemu unterdessen suchte den Schmuck zusammen, um sich diesen anzulegen. „Es ist nicht länger nötig sich zu beeilen, mein Prinz“, ertönte Mahaados klare Stimme. „Zum Unterricht braucht Ihr nun nicht mehr zu kommen, aber der Pharao will Euch sprechen“, fügte er mit ernster Miene hinzu. „Bist du mir etwa schon wieder gefolgt?“ fauchte Atemu den Braunhaarigen wütend an, während sein Diener ihn anzukleiden versuchte. „Es ist meine Aufgabe auf Euch acht zu geben und meine Pflicht den Pharao in Kenntnis zu setzen, wenn ihr ohne Begleitung den Palast verlasst. Was treibt Ihr nur Tag für Tag auf den Straßen? Ihr wisst selbst, wie gefährlich es dort für Euch sein kann! Oder habt schon wieder die Männer vergessen, die versucht haben Euch umzubringen, nachdem sie Euch erkannten??“ „Hab ich nicht und jetzt geh bei Seite. Der Pharao erwartet mich!“ zischte Atemu und stolzierte an Mahaado vorbei, welcher ihm hinterher sah und anschließend mit einem Seufzen durch die Haare fuhr. /Atemu, es wird höchste Zeit für dich die Kurve zu kriegen, denn schon sehr bald fürchte ich, wird es dafür zu spät sein./ König Akunamkanon saß an seinem überladenen Schreibtisch. Dicht über einem Papyrus gebeugt, versuchte er mit zusammengekniffenen Augen die Zeichen zu entziffern. Seine Sicht hatte stark nachgelassen und oft brannten ihm die Augen. Ein kleiner Hustenanfall brachte ihn kurz dazu seine Arbeit zu unterbrechen, ehe er sich wieder auf die Schrift konzentrierte. Ein respektvolles Klopfen ging dem Hereintreten einer der Wachen vor des Pharaos Tür voraus. „Verzeiht die Störung, mein Pharao. Euer Sohn ist nun hier, “ sagte der bullige Mann, den Blick dabei auf den Boden gerichtet, da es ihm nicht vergönnt war in die Augen des Königs zu sehen. „Lasst ihn ein“, verlangte Akunamkanon und wand sich ein weiteres Mal zur Seite, als er zu husten begann. Feine Blutströpfchen besprenkelten dabei seine Hand, welche er kurz darauf zur Faust ballte. /So früh wollt ihr mich schon bei euch haben, ihr Götter? Mein Sohn…es gibt noch so viel, was er lernen muss, bevor er den Thron besteigen kann./ „Du wolltest mich sehen?“ machte Atemu auf sich aufmerksam, woraufhin Akunamkanon hastig seine Hand am Stoff seines Rocks abwischte und sich dann zu dem Jungen umdrehte. Das erste was ihm auffiel, als er seinen Sohn ansah war, wie ähnlich er doch seiner Mutter war, welche wenige Tage nach seiner Geburt verstarb. Doch schien Atemu wenig von ihrer Sanftmut geerbt zu haben, denn Stolz und Hochmut funkelten in den Augen. Der Blick eines Kindes, welches nie Leid kennen gelernt hatte oder sich einem anderen gegenüber zu beugen. Ein verwöhnter Junge, welche den Frieden Ägyptens gefährden konnte und der Pharao bedauerte sehr, dass es sich um seinen Sohn handeln könnte, welcher den Frieden Ägyptens riskierte, der nach dem Einfall der Hyksos so mühsam wieder hergestellt worden war. „So ist es“, bestätigte Akunamkanon nickend. „Ich hörte, dass du dich wieder außerhalb des Palastes aufgehalten hast.“ „Dem war so“, sagte Atemu ruhig, ohne irgendeinen Anflug von Reue oder Abstreitung. Nun, da sein Vater darüber bescheid wusste, hatte es eh keinen Sinn mehr es zu leugnen. „Hatte ich dir diese Ausflüge nicht untersagt?“ „Darf ich dich dann daran erinnern, lieber Vater, dass du derjenige warst, der mir sagte, ich solle mein Volk besser kennen lernen? Da ich es nur so als gerechter Pharao regieren kann?“ „Mag sein, aber nicht ohne Begleitung!“ wütend schlug der König mit der Hand auf die Tischplatte, dass die Öllampe wackelte. „Du gehst vollkommen verantwortungslos mit deiner Stellung um! Hast du eigentlich eine Ahnung, wie oft du schon hättest tot sein können, wenn Mahaado nicht auf dich aufpassen würde?? Dein Verhalten ist dem eines Kronprinzen unwürdig! Du bist ein verzogener Bengel, Atemu! Und so jemand sollte nicht über das Schicksal unseres Landes entscheiden dürfen!!“ es war mehr, als Akunamkanon eigentlich hatte sagen wollen, doch hatte er seinen Zorn nicht länger zurückhalten können. Doch zumindest hatte dies eins gezeigt: Kritik, oder Anschuldigungen, wie man es eher nennen konnte, gingen nicht ungeachtet an dem jungen Prinzen vorbei. Stolz und Hochnäsigkeit wichen aus dem Blick der violetten Augen, wirkten dadurch kindlicher und ihr Besitzer verletzlicher. Atemu blinzelte mit den Augen, um die Tränen aufzuhalten. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und stürmte aus dem Zimmer, den Rückruf seines Vaters ignorierend. Akunamkanon fuhr sich durchs angegraute Haar und ließ sich auf den Stuhl zurücksinken, von welchem er sich eben erhoben hatte. „Holt Mahaado her“, befahl er und nur kurz darauf betrat der Jungmagier den Raum und verbeugte sich höflich. „Ist das Treffen nicht so verlaufen, wie Ihr es gewünscht habt?“ erkundigte der Braunhaarige sich, woraufhin der Pharao den Kopf schüttelte. „Nein, ist es nicht. Ich hab ihn angeschrien und dies muss Atemu sehr mitgenommen haben.“ „Aber denkt Ihr nicht, dass dies auch ein gutes Zeichen ist?“ fragte Mahaado und fuhr auf den fragenden Blick des Königs fort. „Kritik lässt den Prinzen nicht kalt. Er ist sich seiner Fehler bewusst und das ist ein guter erster Schritt.“ Ein trockenes Lachen, gefolgt von einem Husten verließ die Kehle Akunamkanons. „Wenn dies der erste Schritt war, wann wird dann der zweite folgen? Ich habe heute mit den Priestern und den Heilern gesprochen. Eine Nilschwemme noch, Mahaado! Dann werden mich die Götter zu sich holen, wenn nicht sogar schon eher.“ Besorgt blickte Mahaado ihn an. „Gibt es kein Heilmittel?“ „Selbst wenn, ich bin es müde weiterhin danach zu suchen. Atemu wird schon sehr bald den Thron besteigen müssen und wenn er nicht bis dahin gelernt hat, worauf es ankommt, dann…wird er jemanden an seiner Seite brauchen, dem er vertrauen kann und der ihn führt.“ Dabei blickte er Mahaado durchdringend an, welcher daraufhin die Luft einzog. „Ihr meint doch nicht etwa…!“ „Doch, genau das meine ich. An deinem nächsten Geburtstag wirst du den Millenniumsring erhalten und somit ein Mitglied des königlichen Gerichts werden.“ Mahaado verneigte sich tief. „Ihr ehrt mich sehr, mein König.“ „Nein, mir ist es eine Ehre, jemanden wie Euch unter meinen Beratern zu wissen. Und nun geht zu Atemu. Helft ihm den richtigen Weg zu finden.“ *+*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*+* Er ging durch das Innere einer dunklen Höhle, die lediglich von einigen Fackeln und dem Leuchten der eintreffenden Bas erhellt wurde. Das Flattern ihrer Flügel hallte von den Wänden wieder, ebenso wie die Krallen der Schakale, die durch die Gänge huschten. Der hochgewachsene Mann schob einen roten Vorhang zur Seite und trat in den sich dahinter befindlichen Raum. Er war rund angelegt worden und vier Säulen markierten einen inneren Kreis, indem auf einem Sockel ein steinernes Wasserbecken stand. Es war die schwarzhaarige Frau, die vor dem Becken stand und hineinstarrte. Was sie von dem hielt, was sie in dem Wasser sah, verriet sie mit keiner Miene, doch ihr Haar, tat ihren Ärger kund. Die schwarzen Strähnen waren aktiver als sonst, bäumten sich in Wellen auf und wuselten durcheinander, wie ein Korb wütender Schlangen. Seufzend fuhr der Mann sich durch sein Haar, welches ebenfalls schwarz war, ehe er die Stimme erhob. „Bei allem Respekt Mutter, aber ich brauche das Becken nun. Osiris hat mich beauftragt jemanden für ihn zu finden.“ „Das gefällt mir nicht“, brachte die Angesprochene zwischen zusammengebissen Zähnen hervor. „Dieser Ägypter mischt sich nicht nur in Dinge ein, die ihm nichts angehen, er entzieht sich auch noch meinen Kontrollversuchen!“ Der Mann trat näher und warf nun selbst einen Blick in das Becken. Auf der schimmernden Oberfläche tanzte das Bild von Bakura, wie er auf Marik zuging, welcher scheinbar vor dem Springbrunnen auf ihn gewartet hatte. „Ich versteh nicht, warum dich das kümmert. Wozu willst du Bakura denn eigentlich benutzen? Atemu kann nicht zurückkehren, es ist unmöglich für ihn! Seine Seele…“ er brach ab, denn seine Mutter brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihm mit ihren Nägeln durchs Gesicht fuhr. „Und warum sieht ihm dieser Junge dann so ähnlich??“ fragte sie wütend und wies mit der Hand auf das Becken, dessen Bild sich verändert hatte und nun Yami zeigte. „Ob Atemu nun in ihm wiedergeboren wurde oder nicht, ich werde nicht zulassen, dass Seth ihn bekommt!“ „Mutter“, sagte der Schwarzhaarige mit sanfter Stimme und griff nach der Hand der Frau. „Selbst wenn es Seth gelingen sollte den Jungen in seine Gewalt zu bringen, er wird schnell feststellen, dass er und Atemu niemals wieder vereint sein werden. Oder zweifelst du an meinen Fähigkeiten.“ Sogleich schüttelte die Frau den Kopf. „Nicht doch, mein Sohn. Ich weiß um deine Kräfte und dass du deine Aufgabe gut gemacht hast. Doch wenn ich eins gelernt habe, dann dass es wichtig ist sich immer eine Hintertür offen zu halten.“ Sie nahm das Gesicht des Mannes zwischen ihre Hände und küsste ihm die Stirn, dann griff sie nach einem Tuch, um vorsichtig die Kratzspuren abzutupfen. „Komm mein Sohn, wir wollen deine Wunde versorgen.“ „Das geht nicht“, winkte der Schwarzhaarige ab. „Osiris hat mich beauftragt…“ „Wenn dein Vater bisher warten konnte, so wird er es auch noch die paar Minuten mehr aushalten können. Ich möchte nicht, dass dein schönes Gesicht durch Narben entstellt wird.“ „Und? Irgendeine Ahnung, wo wir hingehen könnten?“ fragte Bakura, nachdem er und Marik eine Weile schweigend die Straße entlang gegangen waren. „Uhm…ich kenne mich in Domino noch nicht so gut aus“, sagte Marik ratlos, woraufhin er einen fragenden Blick seitens Bakura erntete. „Wolltest du damit andeuten, dass ich dich durch die Stadt führen soll?“ Hastig schüttelte Marik den Kopf. „Bloß nicht! Ich hab den ganzen Tag Führung durchs Museum gemacht, da muss das jetzt nicht auch noch so weiter gehen. Obwohl….es wäre schon praktisch. Außer dem nächsten Supermarkt um die Ecke kenne ich hier nämlich noch rein gar nichts.“ Bei dieser Bemerkung zuckten Bakuras Mundwinkel kurz, fast so, als wären sie der Ansatz eines Lächelns. „Domino selbst hat nicht viel zu bieten. Außer die KaibaCorporation und die ist dir bestimmt schon aufgefallen.“ Marik nickte. „Das riesige Gebäude ist auch kaum zu übersehen.“ „Gut, dann würde ich vorschlagen wir gehen irgendwo hin, wo keine Sonne scheint und es nicht so heiß ist.“ Eine der Augenbrauen des Ägypters wanderte daraufhin nach oben und seine Augen musterten Bakura von der Seite, fixierten dabei hauptsächlich die porzellangleiche Haut. Zumindest das, was von ihr noch zu sehen war, denn Bakura trug ein ähnliches Outfit, wie auch schon wenige Tage zuvor im Museum: Ein langärmeliges Shirt, diesmal jedoch in dunkelrot und eine Baseballcape, welche er sich tief in die Stirn gezogen hatte. Hatte er ihn damals noch für verrückt gehalten bei einer solchen Hitze nicht im T-Shirt rum zu laufen, so schien er den Grund dafür nun in Bakuras heller Hautfarbe zu finden. „Wir könnten ja in die Eishalle gehen“, schlug Marik vor, der sich durch ein Prospekt daran erinnerte, dass Domino über so etwas verfügte. „Du willst im Sommer Schlittschuhlaufen?“ „Da wäre es zumindest kühl. Außerdem…wollte ich das…irgendwie schon immer mal gerne machen.“ Verlegen lächelte er Bakura an, welcher für einen Moment die Augen schloss und den Kopf schüttelte, ehe er Marik in die Augen sah. „Du bist wirklich niedlich.“ Abrupt blieb der Sandblonde stehen und blinzelte ein paar Mal. /Niedlich? Ich und niedlich?! Will der mich verarschen??/ „Was ist?“ Bakura war stehen geblieben, als er merkte, dass Marik ihm nicht mehr folgte und hatte sich zu ihm umgedreht. „Nichts“, brachte der Ägypter hastig hervor und holte zu Bakura auf, sodass sie ihren Weg fortsetzen konnten. Den Rest des Weges über hatte er an der Aussage des Weißhaarigen zu knabbern. Ob er das eben ernst gemeint hatte? Es hatte zwar mehr danach geklungen, als ob Bakura es eher beiläufig erwähnt hätte, doch schien er auch nicht der Typ Mensch zu sein, der Dinge sagte, ohne sie auch so zu meinen. Zumindest so weit Marik den Älteren beurteilen konnte. Wirklich kennen taten sie sich ja noch nicht. Doch das würde sich sicherlich schon sehr bald ändern. „Waha!“ wackelig auf den schmalen Kufen klammerte sich Marik an die Bande der Eisfläche. Das hatte er sich doch wirklich etwas einfacher vorgestellt. Bakura stand da schon deutlich sicherer auf seinen Kufen, was auch nicht verwunderlich war, immerhin war dies nicht das erste Mal für ihn, dass er Schlittschuh lief. Jedoch das erste Mal um diese Jahreszeit. „Du musst schon loslassen, wenn du laufen willst“, bemerkte Bakura schmunzelnd, woraufhin Marik ihn entsetzt ansah. „Bist du verrückt?! Ich fall doch sofort auf die Nase, wenn ich loslasse.“ „Nun, mal ganz davon abgesehen, dass es Schlittschuhlaufen so an sich hat, dass man sich nicht an eine Bande klammert, denkst du ich würde dich fallen lassen?“ Bei diesen Worten streckte Bakura seine Arme aus und hielt Marik so auffordernd die Hände entgegen. Einen Moment lang zögerte Marik und bedachte die Hände mit einem kritischen Blick, ehe er vorsichtig seine Hände von der Bande löste und stattdessen Bakuras Handgelenke umfasste, welcher bei ihm das Selbe tat. Dann setzte der Weißhaarige sich langsam in Bewegung, indem er rückwärts lief und Marik dabei mit sich zog. Dieser wurde auf den schmalen Kufen allmählich etwas sicherer und richtete sich vorsichtig auf. Bakuras Griff war sicher und fest, sodass Marik keine Angst zu haben brauchte auf dem harten Eis zu landen, sollte er wirklich wegrutschen. „Stoß dich immer abwechselnd mit den Füßen ab. Ja, genau so.“ Die nächsten Stunden vergingen für den Ägypter wie im Fluge und ein enttäuschtes Seufzen entkam seiner Kehle, als die Durchsage verkündete, dass man in einer halben Stunde schließen würde. Das Eislaufen machte ihm spaß, auch wenn er sich immer noch fragte, wie er bremsen sollte. Mittlerweile reichte es ihm sogar aus, dass Bakura ihn nur noch an einer Hand festhielt, sodass sie nebeneinander herlaufen konnten. Durch seine dunkle Hautfarbe sah man den Rotton auf Mariks Wangen nicht so deutlich, ganz im Gegensatz zu Bakura. Obwohl die Halle doch recht kühl war, damit das Eis nicht schmolz und sie beiden ziemlich dünn angezogen waren, so waren sie doch ins Schwitzen gekommen. Gesprochen hatte sie nicht viel miteinander, auch wenn Marik so gerne mehr über Bakura erfahren hätte. Zwar wollte der Sandblonde es sich noch nicht wirklich eingestehen – nicht beim ersten Date – doch aus dem anfänglichen Vergnügungsinteresse war ernsteres Interesse geworden. Ob Bakura ähnlich fühlte? Immerhin hatte er ihm zwar vor einigen Stunden vorgeschlagen den Versuch zu wagen nur an einer Hand zu laufen, doch es freihändig zu probieren, diese Worten waren bisher noch nicht gefallen. Aus den Augenwinkeln huschte Mariks Blick zu ihren Händen. Bakuras fast weiße stand im starken Kontrast zu seiner doch deutlich dunkleren. Ein sicherer, schützender Griff. Wie mochte es sich wohl anfühlen, von den Armen dieses jungen Mannes gehalten zu werden? Das er die Antwort auf diese Frage jedoch schneller bekommen würde als ihm lieb war, damit hätte Marik nicht gerechnet. Es geschah urplötzlich. Jemand rauschte an Marik vorbei und rempelte ihn dabei an. Dieser, immer noch vollkommen in seinen Gedanken vertieft stolperte und drohte zu fallen. Innerlich bereitete er sich bereits auf einen harten Sturz vor, doch stattdessen ging lediglich ein Ruck durch seinen Arm. Bakura hielt ihn fest, hatte den einen Arm mit Mariks Hand in die Höhe gezogen und die andere stützend um dessen Hüften gelegt. „Danke“, brauchte der Sandblonde hervor und hielt sich an Bakuras Schulter fest, während es in seinem Körper zu prickeln begann. Der Weißhaarige ließ ihn nicht los, schien in dieser Situation wohl ähnlich gefangen zu sein, wie Marik selbst. /Wenn wir Darsteller in einem Film wären…/ fuhr es dem Ägypter durch den Kopf. /..dann würde jetzt irgendein kitschiges Lied zu spielen beginnen und Bakura….Bakura würde mich….würde mich…/ Er hielt die Luft an, war völlig in dem tiefen Braun von Bakuras Augen gefangen und sein Ohr nahm am Rande wahr, wie durch die Lautsprecher die ersten Takte des Titanic-Songs erklangen. Sein Herz schlug schneller, als Bakura sich ein Stück vorbeugte. /Im Film würde er mich jetzt küssen…/ Kapitel 9: Der, dem mein Herz gehört ------------------------------------ So, meine lieben Leser es geht weiter und diesmal ohne langer Vorrede meinerseits. Viel Spaß beim Lesen und danke für die Kommis. 10. Der, dem mein Herz gehört Bakuras Kopf war von einer ungewöhnlichen Leere eingenommen, während er Marik einfach nur in die Augen sah. Das Paar lavendelfarbener Seen, sprach deutlich eine Sprache, deren Sinn auch Bakura nicht entging. Und dennoch zögerte er. Natürlich sehnte er sich nach nichts mehr, als einem Menschen, der ihn so akzeptieren konnte, wie Yami es getan hatte, aber er kannte Marik doch gar nicht! Warum also sollte er ihn küssen, wo er noch nicht mal Yami geküsst hatte? Gut, das mit Yami hatte sicherlich noch einen etwas anderen Grund, doch bezweckte Bakura mit keiner Art und Weise, sich eine Blöße zu geben, ohne die sichere Gewissheit, dass sie nicht zu seinem Nachteil ausgenutzt wurde. Doch gerade, als Bakura Marik wieder auf die Beine stellen wollte, entstand ein fester Druck um seine Handgelenke, als hätten sich die dünnen Nylonfäden eines Puppenspielers um diese geschlungen, und er stieß Marik kräftig von sich. Ein erschrockener Aufschrei, entwich Mariks Kehle und für einen Moment blieb ihm die Luft weg, als er mit seinem Allerwertesten auf dem harten Eis landete. Seine Augen blickten erst verwirrt auf, dann jedoch funkelten sie wütend. „Was sollte das?!“, wollte er wissen, doch Bakura antwortete nicht. Der Weißhaarige stierte mit leerem Blick auf ihn herab und über seine Lippen kam ein Gemurmel, welches zwar nach einer fremden Sprache klang, doch der Tonlage zufolge, waren es eindeutig Beschimpfungen. Marik hatte nicht die geringste Ahnung, was er davon halten, was er denken sollte, doch im nächsten Moment blinzelte Bakura einmal und in seine Augen trat wieder Leben ein. „Hast du dir weh getan?“, war die Frage des Weißhaarigen und er beugte sich ein Stück vor, um Marik die Hand entgegenzuhalten und ihm aufzuhelfen. Dieser schlug sie jedoch wütend weg. „Sag mal spinnst du? Was soll der Unsinn?“ Seine Wut stieg sogar noch weiter an, denn Bakura antwortete nicht. Erst als Marik versuchte wieder auf die Beine zu kommen und dabei immer wieder auf den Kufen wegrutschte, zog Bakura ihn an der Taille nach oben. „Das war keine Absicht-“, war die kaum hörbare Antwort des Weißhaarigen, dessen Augen zur Uhr wanderten, welche unter der Decke hing. „Wir sollten jetzt langsam mal vom Eis runter. Immerhin schließt die Halle gleich.“ Marik nickte nur monoton und ließ sich zum Ausgang ziehen. Bakuras Antwort hatte ihn nicht gerade zufrieden gestellt. Warum hatte dieser ihn geschubst, wenn es angeblich keine Absicht war? Warum hatte er auf einmal so leer dreingeblickt? /Ich versteh diesen Kerl einfach nicht. Am besten ich frag Yami noch mal, was genau ich mir da eingebrockt habe./ Wieder einmal schwiegen die beiden sich an. Und Marik war wohl eher klar als Bakura, dass das so auf Dauer nicht funktionieren würde. Als sie sich ihre normalen Schuhe wieder anzogen, griff Bakura jedoch plötzlich nach seiner Hand. Verwundert wand Marik ihm den Kopf zu und sah direkt in zwei ihn flehentlich ansehende Augen. Eine Entschuldigung? „Sch-schon gut.“, murmelte Marik leise, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum er das sagte. Immerhin hatte Bakura nicht erwähnt, dass er sich für das Schubsen entschuldigen wollte. Doch irgendwas sagte dem Ägypter, dass dem so war. „Weißt du, du bist wirklich ein komischer Kerl.“, offenbarte Marik und wandte sich dann wieder seinen Schuhen zu. Aus den Augenwinkeln nahm er war, wie Bakura es ihm gleich tat, dabei löste sich etwas von seinem Handgelenk und fiel langsam zu Boden, wo es liegen blieb. Beim Aufstehen erkannte der Ägypter, was es gewesen war: Ein ungewöhnlich langes schwarzes Haar. Bakura hatte beschlossen Marik noch nach Hause zu begleiten. Dabei hätte es nicht wirklich einen Unterschied gemacht, ob sie sich bereits an der Eishalle oder erst vor Mariks Haustür verabschiedet hätten, denn mal wieder fiel so gut wie gar kein Wort zwischen ihnen. Innerlich versuchte Bakura sich dazu zu zwingen, etwas zu sagen und wenn es nur ein Kommentar über das grässlich heiße Wetter war! Denn momentan fühlte er sich in seiner Haut wie Seto, der hochnäsig vor sich hin schwieg, während Yami ihm wie ein Hund stumm hinterher trottete. Oh, pardon! Wie konnte er nur so etwas sagen? So etwas würde Seto doch nie tun. Er ging ja schließlich nie mit Yami raus! Verächtlich schnaubte Bakura durch die Nase, was ihm einen verwirrten Blick seitens Marik einbrachte. „Was ist?“, fragte der Ägypter. „Du guckst so grimmig.“ Bakura schüttelte jedoch nur den Kopf. „Es hatte nichts mit dir zu tun, aber… wo wir gerade bei dir sind.“, begann er und blieb stehen, um besser in die lavendelfarbenen Augen zu sehen. „Was findest du bitteschön an mir, dass du mit mir ausgehen willst?“ Für einen Moment erwiderte Marik Bakuras stechenden Blick, sah dann jedoch zur Seite und beobachtete scheinbar interessiert das Springen der Fontänen im nahe stehenden Brunnen. „Ist es ein Verbrechen mit einem Jungen auszugehen, den man nett findet?“ „Du findest mich also nett, ja?“, höhnte Bakura. „Du kennst mich doch so gut wie gar nicht!“ Ruckartig drehte Marik ihm den Kopf wieder zu und funkelte ihn nun wütend an. „Na und? Muss man jemanden erst kennen lernen, um mit ihm auszugehen? Und wenn ich dich unausstehlich gefunden hätte, dann hätte ich kein Grund für ein Date gehabt oder dich überhaupt besser kennen zu lernen!“ „Dann findest du mich also nicht unausstehlich, ja?“ „Nein! Warum sollte ich auch? Aber wo wir gerade dabei sind; du scheinst wohl vergessen zu haben, wer hier wen zum Date eingeladen hat! Wieso also gehst du mit mir aus, wenn du mich nicht kennst??“ „Weil…“ Bakura hielt inne, dann funkelte er Marik stur und trotzig an. „Was geht dich das?“ „Eine Menge! Immerhin geht es hier doch um mich, oder etwa nicht?“ „Natürlich geht es um dich, um wen denn sonst??“ „Dann hab ich auch ein Recht darauf, zu erfahren, warum du mich zum Date eingeladen hast!“ „Ich hab dich eingeladen, weil du doch angeblich auf mich stehst!“ Allmählich hatte sich um die beiden Jungen eine kleine Traube neugieriger Passanten gebildet, denn ihr Gespräch fand nicht gerade in gedämpfter Lautstärke statt. Doch die beiden funkelten nur einander an und würdigten ihre Umgebung keines Blickes. „Also datest du mich aus Mitleid, oder was?“, wollte Marik wissen, in dessen Stimme nun deutlich die Verbitterung herauszuhören war. Bakura schwieg einen Moment lang, bevor er ein ‚Nein’ herauspresste. „Ach? Und warum dann bitte schön??“ „Das kann ich dir noch nicht sagen-“, sagte Bakura kopfschüttelnd. „Was soll das denn jetzt heißen?“ „Das wir uns zu wenig kennen, als das ich dir vertrauen könnte-“, offenbarte Bakura mit ruhiger Stimme. Marik öffnete den Mund, scheinbar um den Streit fortzuführen, doch schloss er ihn dann mit einem Seufzen wieder. „Da hast du wohl recht-“, sagte er leise und seine Wangen bekamen einen sachten Rosastich, als er sich der gaffenden Menge bewusst wurde, welche sich nun allmählich zerstreute. „Gehen wir weiter?“, fragte Marik schließlich zögerlich und war erleichtert, als Bakura nickte. „Bist du es schon wieder?“, fragte Yami leise, als er eine Berührung auf seiner Hand spürte. Die Hand, welche gerade die Ohrringe zwischen den Fingern drehte. Ein Teil von Yami sagte ihm, dass er verrückt sein musste mit einem Geist zu reden und sich an dessen Zärtlichkeiten zu laben, doch die andere und momentan auch stärkere Hälfte wollte – und wenn auch nur für diesen Augenblick – Zärtlichkeiten bekommen, die sie sonst nie bekam. Wenn Yami ehrlich war, dann fühlte er sich noch nicht mal so, als ob er Seto betrog. Genau erklären konnte er sich diese Tatsache zwar nicht, doch vielleicht lag es einfach nur daran, dass dieser Geist so viel Ähnlichkeit mit Seto hatte. Zumindest, was das Gefühl von Geborgenheit und das Aussehen betraf. Der Geist war eindeutig sehr viel zärtlicher, als der Eisdrache. /Wenn ich doch nur wüsste, wer er ist. Ich will wissen, was in den Briefen steht!/, ärgerte er sich. Morgen würde er Marik die Briefe zeigen. Den Vortritt hatte Bakura schließlich bereits gehabt, nun war er an der Reihe! Doch was dann? Was auch immer der Geist in dem Brief geschrieben hatte, er würde gewiss eine Antwort erwarten. Aber was sollte er ihm sagen? Das war zwar in Prinzip noch unwichtig, immerhin hatte Yami keine Ahnung, auf was er würde antworten müssen, doch zumindest konnte er sich sicher sein, dass dieser Geist Gefühle für ihn hegte, aus welchem Grund und in welchem Ausmaß auch immer. /Was zweifle ich denn eigentlich? Ich bin mit Seto zusammen! Ich liebe ihn und nicht diesen Geist!/ Fest biss sich Yami auf die Unterlippe. Wenn er da an die Worte von Bakura und Joey dachte und daran, wie Seto ihn am Telefon abgefertigt hatte… da war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt noch mit Seto zusammen sein wollte. Vielleicht war es wirklich besser und er sollte sich jemanden suchen, der ihm mehr Gefühle entgegenbrachte. Andererseits wiederum wusste Yami nur zu gut, dass Seto oftmals kälter als sonst war, wenn er gereizt oder im Stress war. „Ach was rede ich mir eigentlich ein“, murmelte er vor sich hin, „wenn Seto da ist, dann bin ich mit meiner rosaroten Brille vollkommen blind und wenn er weg ist, dann sorgen Bakuras Worte nur dafür, dass ich an unserer Beziehung zweifle.“ Kellertief seufzte der Schwarzhaarige auf und drehte dann ein Stück den Kopf nach hinten. Der Geist musste eigentlich genau hier stehen, denn seine Hand wurde noch immer berührt. /Wenn er auch genauso groß ist wie Seto, dann müsste sein Wange…/ zuerst zögerte Yami, doch dann hob er vorsichtig die Hand an, ließ sie durch die Luft gleiten, dort wo er das Gesicht des Fremden vermutete. Seth erstarrte und hätte er es tun müssen, so hätte er wohl für einen Moment das Atmen vergessen. Konnte Atemu ihn nun etwa doch sehen? Seine Gegenwart spüren? Doch wie er im nächsten Moment feststellen musste schien dem nicht so zu sein und die Starre fiel von ihm ab. Atemus Hand legte sich nicht wie erwartet auf seine Wange, sondern glitt einfach hindurch und dennoch glaubte Seth für eine Sekunde eine Berührung gespürt zu haben. Er drückte die Hand des ehemaligen Pharaos stärker und Yami runzelte die Stirn, als kleine Körnchen seine Haut berührten. Erneut fuhr er mit seiner Hand über die Stelle der Luft, an welcher er den Sand gespürt hatte. Und tatsächlich; Die Luft schien hier zu vibrieren und Sand zu enthalten, so fühlte es sich zumindest an. Eher unbewusst krampfte Yami seine andere Hand fester um den Ohrring und mochte es Zufall sein, oder an etwas Altem liegen, was in dem Schmuck gefangen war, mit einem Mal waren die Konturen eines Menschen in der Luft zu erkennen. Zwar waren sie schemenhaft und längst nicht so klar und deutlich, wie in der Dusche, doch das mochte an dem Wasserdampf gelegen haben. Und Yami zuckte mit einem Mal zusammen, als sein Verstand ihm eine Möglichkeit für die Identität des Geistes offenbarte! Damals mochte er es vergessen oder auch verdrängt haben, doch nun erinnerte Yami sich wieder an den Kopf des Geistes, als er ihn in der Dusche gesehen hatte. Dieser längliche Tierkopf damals… er hatte Ähnlichkeit mit dem, welcher die Ohrringe schmückte! Das Sethtier! Konnte das denn sein? War wirklich an der Geschichte mit der Mumie und dem Wüstengott etwas dran? Und selbst wenn dem so war, warum sollte ihn ein Gott so berühren? Warum nach Jahrtausenden zu ihm kommen? Und wer glaubte schon an so einen Unsinn? /Selbst, wenn es sich wirklich um Seth handeln sollte, warum lässt er mich Dinge fühlen, die mich sonst nur Seto spüren lässt? Müsste ich nicht eher so etwas wie Ehrfurcht verspüren?/ Es war wirklich alle höchste Zeit Marik die Briefe übersetzen zu lassen! Anders konnte es einfach nicht weiter gehen! Er konnte schlecht eine Beziehung mit einem Geist führen, schon gar nicht, weil er noch immer mit Seto zusammen war! Zu Seths Enttäuschung zog Yami seine Hand zurück und stand von seinem Stuhl auf. Stattdessen ging er zum Bett hinüber, wo auf dem Bettkasten der Rosenstrauß stand. Er kannte zwar nicht die Bedeutung dieser zwar schönen und dennoch stacheligen Blumen, doch ärgerte ihn die Gewissheit, dass Atemu ihnen scheinbar zugetan war. Wer in Anubis Namen versuchte seinen Geliebten auf eine solche Art und Weise zu betören?? Nun, wer auch immer es sein mochte, Seth würde Atemu freiwillig nicht noch einmal hergeben! Eher würde er jeden umbringen, der sich in dessen Nähe wagte!! Nachdenklich ruhte Yamis Blick auf den dunkelroten Blüten, bevor er sich auf die Dornen heftete. Einen Moment zögerte Yami noch, dann streckte er einen Finger aus und berührte damit eine der Dornen. Sie stach ihn nicht sofort, doch nachdem er ein wenig Druck ausgeübt hatte, trat der erste Blutstropfen hervor, welchen Yami sich hastig vom Finger leckte. /Ich weiß, ich bin ein Narr! Aber ich kann einfach nicht anders. Ich liebe Seto und so leicht werde ich das auch nicht ändern können./ Ein Dichter, fuhr es Yami durch den Kopf, würde es wahrscheinlich so formulieren: Seien die Dornen auch noch so spitz und mag ich mich auch noch so oft von ihnen stechen und zerkratzen lassen, was zählt ist, die satten roten Blüten zu genießen, bevor sie im Antlitz des Todes verwelken… Und als Seth diesmal die Hand nach seinem Geliebten ausstreckte, wich dieser ihm erneut aus, indem er aufstand und zum Telefon hinüber ging. In aller Seelenruhe wählte Yami die Nummer seines Freundes und lauschte dann dem gleichmäßigen Tuten des Freizeichens. Unschlüssig stand Marik auf der Schwelle der Haustür, welche ihn von seiner Mietwohnung trennte. Es war erst halb zehn, sollte er Bakura also noch mit hinein bitten? „Wir sehen uns dann wohl Montag in der Schule.“, sagte der Weißhaarige nach einer Weile, was Marik innerlich fluchen ließ. Bakura hatte sich noch nicht zu verabschieden! Zumindest nicht bevor er wusste, ob sich ihre Wege nun trennen sollten. „Warum? Hast du am Wochenende schon was vor?“, wollte Marik dann wissen, um Bakura noch ein Wenig hinzuhalten. „Nein.“, lautete die schlichte Antwort und braune Augen sahen zum Himmel hinauf. „Aber du hast dann sicherlich viel zu tun, oder? Das Museum ist am Wochenende doch sicherlich überfüllt.“ „Wahrscheinlich, aber… wenn du möchtest ließe sich bestimmt etwas Freizeit finden.“, zog Marik in Erwägung. Zwar war ihr erstes Date nicht wirklich traumhaft verlaufen, dennoch wollte er Bakura besser kennen lernen. Seine eigenartigen Stimmungsschwankungen und die seltsamen Fragen bezüglich des Dates und seinem Interesse an ihm machten ihn neugierig darauf, ihren Grund herauszufinden. „Gut, dann ruf mich an, wenn du Zeit hast.“, sagte Bakura dann und nachdem die Handynummern ausgetauscht waren und es eigentlich nichts mehr zu sagen gab, zögerte Marik noch immer, in die Wohnung zu gehen. Fliederfarbene Seelenspiegel glitten über Bakuras helle Haut und die weißen Haare. Langsam hob Marik die Hand und zog dem Älteren dann die Kappe vom Kopf, um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Jetzt, wo die Sonne nicht mehr scheint kannst du sie doch ruhig abnehmen, oder?“ „Und warum?“, fragte Bakura ruhig und Marik biss sich auf die Unterlippe. Schon wieder so eine Frage! „Weil ich dir gerne in die Augen sehen möchte.“ „Zu welchem Zweck musst du meine Augen sehen?“ Der Ägypter seufzte. „Nun, zum einem ist es nur höflich, wenn man jemand ins Gesicht sehen kann, wenn man mit ihm spricht und zum anderen…find ich sie zu hübsch, als das du sie ständig verstecken müsstest.“ Eine von Bakuras Augenbrauen wanderte nach oben. „Hübsch?“, vergewisserte er sich kritisch und brachte Marik dazu, verlegen rot zu werden. „Was ist an braunen Augen hübsch?“ „Musst du denn immer alles hinterfragen?“, fragte Marik leise und richtete den Blick zu Boden. „Sie… du… man nimmt ein Kompliment an und hinterfragt es nicht!“ Bakura sah Marik eine ganze Weile über ruhig an, bevor seine Augen – zum ersten Mal seit dem er blau gemacht hatte – wieder kurz im alten neckenden Glanz auffunkelten. Sanft legte er eine Hand unter Mariks Kinn, damit dieser ihm wieder in die Augen sah und schenkte ihm dabei ein Grinsen, welches den Ägypter völlig verwirrte. /Schon wieder ein Stimmungswandel?/ „Ich fühle mich geschmeichelt.“, sagte er mit dunklem Unterton in der Stimme. „Wenn ich mich revanchieren dürfte?“ Ohne eine Antwort abzuwarten hatte Bakura dem Sandblonden einen sachten Kuss auf die Lippen gehaucht und als dieser ihn anschließend völlig perplex ansah, wurde sein Grinsen nur noch breiter. „So beendet man doch ein gelungenes Date, oder?“ „Äh, ja…ich denke schon.“, brachte Marik verlegen hervor und sah Bakura verdutzt nach. Dieser grinste jedoch nur weiterhin, ebenso wie seine Augen nicht aufhörten lebhaft zu funkeln. „Also, Süßer, vergiss nicht mich anzurufen.“, sagte Bakura noch zum Abschied, bevor er sich umdrehte und den Nachhauseweg antrat. /Der Kerl macht mich noch fertig./, dachte Marik und berührte mit den Fingern seine Lippen, bevor er sich umdrehte und den Schlüssel ins Schloss steckte. Jaulend sprangen die Schakale davon, als das steinerne Becken mit einem Knall zu Boden ging, der immer wieder an den Wänden widerhallte und sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm hochschaukelte, ehe er in den Gängen verhallte. Sein Wasserähnliches Inneres bildete eine große Pfütze auf dem Boden und direkt vor ihr stand die Göttin. Ihr Haar wand sich stärker denn je, bäumte sich immer wieder auf und gab ihr so ein ungeheuerliches Aussehen. Die sonst so edlen Züge waren vollkommen verzehrt und Zorn hatte die grünen Augen dunkel gefärbt. Wie konnte es dieser freche Ägypter nur wagen ihr ihren Mittelmann zu nehmen?! Finster funkelten ihre Augen den weißhaarigen Jungen an, dessen Bild sich in der Pfütze spiegelte. Seine gute Laune und seine neu erwachende Selbstliebe – sie durften einfach nicht sein! Sie würden seinen Geist stärken und somit ihrer Kontrolle entziehen! Doch das durfte sie einfach nicht zulassen! /Ich sehe… es wird Zeit meinen treuen Priester aufzusuchen, damit er Bakura wieder zur Vernunft bringt. Ich brauche ihn, um Seth entgegenzuwirken./ „Du wirst ihn niemals wiederbekommen.“, versprach sie mit zischender Stimme und stob dann aus dem Raum. Scheu duckten sich die Schakale, bevor sie sich vorsichtig dem umgestoßenen Becken näherten. Anubis würde es sicherlich nicht gefallen, wenn er erfuhr, dass man die kostbare Flüssigkeit verschüttet hatte. Doch andererseits waren seine Diener froh darüber, dass es das Becken gewesen war, welches den Unmut der Göttin einstecken musste und nicht einer von ihnen. Der Morgen war in LA noch nicht völlig erwacht, als Seto Kaiba aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen wurde. Instinktiv tastete er als erstes nach dem Wecker und wandte sich, nachdem er merkte, dass die Geräuschquelle woanders her kam, seinem Handy zu. Seto runzelte die Stirn, als er Yamis Nummer erkannte und ging schließlich dran. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“, begrüßte er seinen Freund, was diesen für einen Moment schweigen ließ, da er sich wie ein Störenfried fühlte. „Wenn ich richtig gerechnet habe halb fünf, deine gewöhnliche Aufstehzeit, oder etwa nicht?“ Als Antwort erhielt Yami nur ein trockenes Brummen, doch versuchte er, sich davon nicht beirren zu lassen. „Hätte ich dich später angerufen, hättest du nur wieder keine Zeit für mich gehabt.“, fügte er hinzu und ein deutlich anklagender Ton schwang in seiner Stimme mit. „Ich bin eben viel beschäftigt.“, begann Seto, doch Yami unterbrach ihn sofort. „Komm mir nicht schon wieder mit der Ausrede, klar? So viel zu tun kannst du nun auch wieder nicht haben, dass du nie eine freie Minute findest, um mich anzurufen! Ich verlange doch nicht, dass du stundenlang mit mir redest! Aber du könntest dich wenigstens mal danach erkunden, wie es mir geht!“ Der Schwarzhaarige holte Luft, wollte eigentlich zu einer weiteren Orgie an Anschuldigungen ansetzen, besann sich dann jedoch eines besseren. Immerhin hatte er nicht angerufen, um zu streiten. Davon abgesehen waren das alles Dinge, die man besser von Angesicht zu Angesicht besprach. „Eigentlich hatte ich mich ja für die Blumen bedanken wollen.“ „Du hast sie schon bekommen?“, erkundigte Seto sich und quälte sich aus dem Bett und in die kleine Küche hinüber, wo er die Kaffeemaschine einschaltete, nachdem er die vierfache Menge an Kaffeepulver hineingetan hatte. „Ja.“, kam es knapp vom anderen Ende der Leitung her. „Aber glaub bloß nicht, dass du mich dadurch wieder friedlich gestimmt hast! Weißt du, in manchen Dingen hat Bakura nämlich wirklich recht, was dich betrifft.“ Bei diesen Worten krampfte sich Setos Hand wütend um das Handy und er trommelte mit den Fingern der anderen Hand auf die Küchentheke. „Ach ja?“ „Hör mir jetzt zu! Ich kann verstehen, dass du viel beschäftigt bist, dass deine Firma viel Zeit in Anspruch nimmt, aber wenn ich dir wichtig bin, dann solltest du sie auch mal zurückstellen. Mal ganz davon abgesehen, dass wie kaum miteinander gesprochen haben, seit du in Amerika bist, wann haben wir denn das letzte Mal etwas zusammen unternommen? Wie lange ist es her, seit wir zusammen eingeschlafen und gemeinsam aufgewacht sind?“ „Willst du damit sagen, dass dir der Sex nicht gut genug ist?“ „Idiot!“, fauchte Yami wütend. „Es geht mir nicht um Sex! Es geht mir darum, dass du mir zeigst, dass du mich liebst!“ „Hab ich das nicht getan? Ich denk die Rosen haben dir gefallen!“ „Was soll ich denn mit Rosen? Klar, sie sind schön, aber nach ein paar Tagen werden sie verwelken! Du versuchst immer nur auf materiellem Weg mich von deiner Zuneigung zu überzeugen! Warum fällt es dir so schwer, Gefühle zu zeigen? Wir sind doch schon seit einem Jahr zusammen, warum vertraust du mir dann nicht? Wieso musstest du mich bei unserem letzten Gespräch zu abwürgen? Hättest du nicht in einem kleinen Satz erwähnen können, dass du mich vermisst oder so? Das es dir leid tut, dass du mich nicht hattest anrufen zu können? Aber scheinbar tat es dir ja gar nicht leid! Anscheinend ist es dir ja egal, wie ich mich fühle, während ich alleine Zuhause rumsitze, vor Sehnsucht vergehe und mir von meinen Freunden anhören muss, dass ich mir jemand besseres suchen soll!“ Nun war es doch passiert. Yami hatte Seto alles an den Kopf geworfen, was ihn nun schon so lange beschäftigte. Zu spät begriff er seinen Fehler. Jetzt würde Seto erst recht sauer auf ihn sein. Die Hand, die den Hörer hielt begann zu zittern. „Tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich leg jetzt besser auf, damit du deine Ruhe hast.“, presste Yami noch hervor, bevor er hastig auflegte und sich auf das Bett fallen ließ, dabei das Gesicht im Kissen vergrub. Das ‚Yami’. welches, Seto hastig in den Hörer rief, hatte er schon gar nicht mehr mitbekommen. Für einen Moment starrte Seto das Handy fassungslos an. Dann betätigte er die Rückruftaste, zu schnell, wie er jedoch zu spät feststellte, denn erst jetzt drangen Yamis Anschuldigungen langsam zu ihm durch. Und er begriff, dass sie gar nicht so unberechtigt waren. Eine volle Minute tutete das Freizeichen in Setos Ohr, bevor schließlich Yugi abnahm. „Ich will mit Yami sprechen.“, machte Seto ihm klar. „Gib ihn mir, egal ob er mit mir reden will, oder nicht.“ „O-Okay.“, kam es eingeschüchtert von dem jüngeren Muto und er hörte, wie Yugi scheinbar mit Yami sprach, der nicht ans Telefon gehen wollte. Im nächsten Moment war ein Klacken zu hören, scheinbar hatte Yugi auf Lautsprecher umgestellt, denn die Geräuschkulisse hatte sich verändert. „Yami, geh ran!“, forderte Seto, doch er bekam keine Antwort. „Yami, ich weiß, dass du mich hören kannst. Antworte mir jetzt gefälligst!“ Ein Rauschen, dann wurde der Lautsprecher abgestellt und Yamis Stimme erklang. „In so einem Ton rede ich schon mal gar nicht mit dir!“, fauchte Yami in einem Ton, den Seto nur selten bei dem Jungen mitbekommen hatte. Im nächsten Moment erklang erneut das monotone Tuten, als Yami wieder aufgelegt hatte. Der Konzernchef konnte es kaum glauben. Was war nur in seinen Freund gefahren? Sonst hatte er sich nie beschwert, sondern immer Verständnis geheuchelt. Was hatte Bakura ihm nur eingeredet?? Oder war es vielleicht gar nicht Bakuras Schuld? Wenn Seto ehrlich war, dann hatte er sich wirklich nicht sehr umfangreich um Yami gekümmert. Doch bisher hatte der Junge nie etwas gesagt! Scheinbar hatte Yami alles in sich aufgestaut und dies schien sich in eben diesen Moment entladen zu haben. Blaue Augen ruhten eine ganze Weile noch auf dem Display des Handys. Der Kaffee war inzwischen durchgelaufen, doch dafür hatte Seto nun keinen Blick übrig. Stattdessen kramte er seinen Terminkalender hervor und ging die Seiten durch. Wenn er ehrlich war, dann hielt ihn bis auf O’Relly nichts mehr in Los Angels. /Eigentlich könnte ich in spätestens drei Tagen zurück nach Japan fliegen./ Seto biss sich auf die Unterlippe. Der Vertrag mit O’Relly, nur deshalb war er doch noch hier. Sollte er jetzt einfach aufgeben, nur weil sein Freund scheinbar eine psychische Krise hatte? Was wäre wohl das größere Übel: Yami wohlmöglich zu verlieren, oder den Vertrag nicht unterzeichnet zu bekommen? Der Rest des Abends hätte angenehm ruhig verlaufen können. Yami wäre überrascht darüber gewesen Bakura so gut gelaunt zu sehen und hätte wohl versucht ihn über den Verlauf des Dates auszuquetschen. Bakura wäre dem ausgewichen, hätte Yami freundschaftlich geneckt und wahrscheinlich hätten sie die Zeit vor dem Zubettgehen damit zugebracht sich irgendeinen Film anzusehen. Doch leider sollte Yamis Zustand einen solchen Ablauf nicht ermöglichen. Überrascht wanderte eine von Bakuras Augenbrauen nach oben, als er seinen Sandkastenfreund entdeckte. Yami lag ausgestreckt auf dem Bett und hatte die Arme um das Kopfkissen geschlungen, in welchem er sein Gesicht vergraben hatte. Hatten Bakuras Gedanken sich bis eben noch mit Marik beschäftigt, jetzt taten sie es nicht mehr. Stattdessen setzte er sich auf die Bettkante und berührte Yami sachte an der Schulter. „Hey, ist was passiert?“ Yami drehte den Kopf und gab Bakura somit freie Sicht auf seine verheulten Augen. „Baku“, schniefte der Schwarzhaarige und warf sich dem Älteren um den Hals, bevor er laut aufschluchzte. „Ich hab es vermasselt! Er wird nie wieder mit mir reden wollen!“, schniefte er, auch wenn Bakura mit diesen Worten nicht wirklich viel anzufangen wusste, doch die Lösung würde sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Sanft legte Bakura die Arme um Yami und ein wollüstiges Gefühl stieg in ihm auf, als sich Yamis Körper so eng an den seinen presste. Doch das galt es nun zu ignorieren. „Von wem redest du?“ „Von Seto!“, schluchzte Yami. „Ich hab ihn vorhin angerufen, ich hatte mich nur für die Blumen bedanken wollen und fragen, wann er wieder kommt und dann…“ Bakuras Blick wanderte kurz zu dem Rosenstrauß hinüber, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder Yami zuwandte. „Ich hab ihm gesagt, dass er nicht glauben soll, dass er mir nur die Blumen zu schicken braucht, damit wieder alles gut ist. Ich hab ihm alles an den Kopf geworfen! Das er glaubt, mich mit Geschenken besänftigen zu können, dass er sich kaum um mich kümmert, nie angerufen hat! Jetzt wird er mich hassen Baku!“ „Hör auf so einen Unsinn zu reden!“, verlangte Bakura mit entschlossener Miene und sah Yami dabei fest in die Augen. „Es war richtig von dir Seto das alles Mal klar zu machen. Er muss lernen, dass er mit dir nicht einfach so spielen kann!“ „Aber….“ „Nichts aber!“, knurrte der Weißhaarige finster. „Wenn Seto dich wirklich liebt, dann wird er sich zu Herzen nehmen, was du gesagt hast und daran etwas ändern.“ „Und wenn er mich nicht genug dafür liebt? Seine Firma ist für ihn das Wichtigste im Leben. Was wenn ich dort jetzt gar keinen Platz mehr habe?“ „Dann solltest du ihn vergessen.“, verlangte Bakura. „Du hast deine eigenen Interessen lang genug zurückgestellt. Es gibt Menschen, die du viel eher verdient hast, als ihn.“ „Ja, wahrscheinlich.“, sagte Yami leise, denn er erinnerte sich sogleich an den Geist. Bakura jedoch zog nur überrascht eine Augenbraue nach oben, denn so hatte er Yami noch nie reden hören. Konnte es etwa sein, dass er allmählich in die Realität zurückfand? /Das ist deine Chance!/, sagte Bakura eine Stimme aus seinem Inneren, doch sein Verstand winkte dies ab. Seine Chance war schon lange vorbei gewesen. Langsam aber sicher begriff Bakura, dass er zwar Yamis Herz nicht gewinnen konnte, doch ihre Freundschaft, die würde ihm erhalten bleiben. Und ihr Verlobungsversprechen, dachte er und grinste innerlich darüber. „Wie war dein Date eigentlich?“, fragte Yami, nachdem er sich die Tränen weggewischt hatte und bemühte sich um ein Lächeln, was ihm sogar ansatzweise gelang. Doch wahrscheinlich rührte es eher daher, dass ihn noch andere Arme außer die Bakuras hielten. Oh ja, es gab einen Mann, der es sicherlich wert war, dass Yami ihm anstatt Seto sein Herz schenkte. Doch allzu leicht würde Yami seine Liebe nicht einfach auf jemand anderes – schon gar nicht auf einen Geist – lenken können. Dazu liebte er Seto dann doch zu sehr. Bakura zuckte mit den Schultern. „Ich denke ganz gut.“, sagte er schlicht. Mehr würde er nicht erzählen. Das war privat, wie er fand, doch Yami grinste ihn nur an. „Ganz gut? Das ist das erste Mal, dass ich so etwas höre. Sonst waren Dates immer nur nervig, anstrengend oder Zeitverschwendung. Du scheinst Marik ja sehr zu mögen.“ „Vielleicht.“, sagte Bakura trocken und entließ Yami aus seiner Umarmung. Es fiel ihm ungewohnt leicht. Mariks Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Die, über seine Augen. „Ich geh duschen.“, fügte Bakura seiner knappen Aussage hinzu und stand auf, um aus dem Zimmer zu gehen. Yami war ihm nicht böse darüber, er war froh nun allein zu sein und seine Gedanken sortieren zu können. Sein Blick glitt durch den Raum und kurz krampfte sich sein Magen zusammen, als er einen Brief auf dem Schreibtisch liegen sah, welcher zuvor noch nicht dort gewesen war. /Eine neue Nachricht von dem Geist?/ Der Schwarzhaarige stand auf und ging zum Tisch hinüber, um den Brief an sich zu nehmen. Hieroglyphen bedeckten die Papyrusseiten und Yami schloss für einen Moment die Augen, um Nachzudenken. Selbst wenn er sich entschließen würde, dass es mit Seto nicht weitergehen konnte und selbst wenn dieser Geist wirklich mehr, als körperliches Interesse an ihn haben würde, konnte er denn wirklich eine Beziehung mit jemanden führen, denn er weder sehen noch berühren konnte? /Ich muss die Briefe übersetzen lassen. Und ich kann dafür nicht bis Montag warten!/ Yami schlug die Augen wieder auf und Entschlossenheit funkelte in ihnen. Gleich morgen früh würde er ins Museum gehen und Marik dazu überreden, in einer Pause herauszufinden, was der Geist ihm schrieb. „Und dann… werde ich mich wohl… entscheiden müssen…“, seufzend trat Yami ans Fenster und blickte zum Sternenhimmel hinauf. Zig Kilometer von ihm entfernt tat Seto das Gleiche. Mit dem Unterschied, dass er die Wolken, anstatt die Sterne beobachtete. Seto oder der Geist? Yami oder der Vertrag? Fragen, auf die beide so schnell wie möglich eine Antwort würden finden müssen. Doch wofür sie sich auch entschieden, es würde nichts an den Ereignissen ändern, in die sie sich mehr und mehr verstrickten. Kapitel 10: Wahrheit -------------------- So, da bin ich wieder. Der Kapiteltitel sagt es wahrscheinlich schon, die Identität der Frau wird nun endlich aufgedeckt. Die Szene mit den Göttern sollte eigentlich gar nicht so lang werden, aber mal wieder hat sich alles verselbstständigt. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch trotzdem. Und nun viel Spaß beim Lesen! 11. Wahrheit Isis und Hathor saßen zusammen in der großen Halle des göttlichen Pantheons. Dieser Raum diente als Aufenthaltsraum für die Götter, weshalb sie fast den gesamten Tag über hier saßen. Hathor erzählte ihrer Freundin Geschichten über eine Familie, die sie aus Langeweile beobachtet hatte und ließ sich von ihr die braunen Locken kämmen. Es war eine angenehme Stimmung, die den Raum erfüllte, doch der Geruch von Blut machte sie auf der Stelle zunichte. Alle Augen wandten sich der weit geöffneten Flügeltür zu, durch die nun eine Gestalt trat, die seit Ewigkeiten nicht mehr im Pantheon gewesen war. Seth hatte seine lange Robe gegen die Kleidung eines Kriegers eingetauscht, bestehend aus einem kurzen Rock und einer einfachen Lederrüstung. An seinem Gürtel hing ein Rundschild und unter dem rechtem Arm hatte er sich einen mit blauen Federn geschmückten Helm geklemmt, während die Linke eine Lanze hinter sich herzog. Das Geräusch, welches das Metall verursachte, während es über den Alabasterboden geschliffen wurde, hallte von den Wänden wieder. Blut klebte an der Waffe und hatte sich in Sprenkeln auch auf Haut und Kleidung des Gottes abgesetzt. Scheinbar hatte dieser soeben den Schlangendämon Aphopis im allnächtlich wiederkehrenden Prozess getötet, welcher die Barke des Res bedrohte. Obwohl es eine ehrenhafte Aufgabe war, grenzte es jedoch an eine Unverschämtheit, in diesem befleckten Aufzug das Pantheon zu betreten. Niemand freute sich sonderlich den Gott hier vorzufinden, welcher durch seine schrecklichen Taten in der Vergangenheit unbeliebter geworden war, als ein Schwarm Malariaübertragender Moskitos. Vor allem Isis war alles andere als begeistert davon ihren Bruder zu sehen. Sie legte die Bürste beiseite, warf sich mit eleganter Bewegung das Haar über die Schulter und ging zu Seth herüber, um sich vor ihm aufzubauen. „Nach mehreren Jahrtausenden wagst du dich wieder hier her und dann auch noch in solch einem Aufzug?? Du entweihst diesen heiligen Boden mit Aphopis Blut!“, zischte sie, doch Seth schien sich daran gar nicht zu stören. „Glaub mir, ich wäre nicht hier, wenn es nicht sein müsste“, erwiderte der Blauäugige kalt und sein Blick ruhte kurz auf den schwarzen Haaren und den grünen Augen seiner Schwester. Sie hatte dasselbe Aussehen, wie auch seine andere Schwester Nephtis und sein Bruder Osiris. Nur er, Seth, war anders. „Wo ist dein Sohn, dieser Schwachkopf?“, fragte er, während er sich bereits an Isis vorbeigedrängt hatte und in die Mitte des Raumes trat, wo ein gewaltiger Obelisk aufgebaut worden war. Die mit zahlreichen Hieroglyphen verzierte Säule strahlte in einem warmen Licht, denn sie enthielt die Kraft, die den Göttern noch durch ihre Anhänger zukam. „Wag es nicht die Säule zu berühren!“, spie Hathor und hatte sich nun ebenfalls von ihrem Platz erhoben. „Diese Kraft steht jemanden wir dir, der nur Unglück und Chaos verursacht nicht zu.“ „Sieh hat recht.“ Alle Blicke wandten sich einer Katze zu, welche auf einem weichem Kissen lag, Bastet. „Und lass Horus in Ruhe. Das Pantheon ist kein Ort des Kampfes.“ „Warum kannst du nicht wieder verschwinden? Du gehörst nicht mehr hier her, Mörder!“, wandte Hathor nun wieder ein. Mit einem Mal wurde es in dem Raum eiskalt und Res Licht, welches durch die hohen Fenster fiel, schien schwächer zu werden, während sich Seths Kopf gleichzeitig zu dem des fremdartigen Tiers verformte. „Sagt mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe“, zischte er und obwohl seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern war, so hallte sie lautstark von den Wänden wider. Dann streckte Seth die Hand aus, das gekeuchte ‚Nein’ von Isis überhörte er schlicht. Ein kribbeln breitete sich in seinem Körper, von dem Punkt aus, an welcher seine Haut das Licht der Säule durchdrang. Und als er die Hand schließlich auf den mächtigen Stein legte leuchtete sein gesamter Körper im selben Licht. Bastet fauchte und ihr Fell sträubte sich, als sie einen Buckel machte. „Horus! Ruft Horus!“, sprach eine Stimme aufgebracht, in dem Wissen, dass nur er in der Lage sein würde Seth davon abzuhalten der Säule sämtliche Energie abzusaugen. Ihr Licht wurde eine Spur schwächer, doch widererwartend zog Seth die Hand bereits zurück. „Krieg euch wieder ein“, sagte der Wüstengott ruhig, „ich habe mir lediglich die Macht genommen, die mir auch zusteht.“ „Diese Macht steht dir längst nicht mehr zu!“, donnerte nun eine weitere, diesmal männliche, Stimme. Der Schrei eines Falken kündete ihren Besitzer an. Horus flog so dicht über den Kopf seines Onkels hinweg, dass er mit seinen Klauen ein paar der braunen Haarsträhnen mitriss. Dann landete er elegant auf dem Boden und nahm seine menschliche Gestalt an. Horus war für einen Gott ungewohnt schmucklos gekleidet. Sein nackter Oberkörper war mit den unterschiedlichsten Symbolen tätowiert worden, die wohl schützen, als auch einschüchtern sollten. Das schwarze Haar trug er sehr kurz und hatte es mit Falkenfedern geschmückt. Doch der erste Blick würde wohl stets auf die Augen des Gottes fallen. Während das rechte vollkommen normal und dieselbe grüne Farbe, wie die seiner Eltern hatte, so war das linke milchigweiß, wie das Licht des Mondes. Es war das Auge, welches Seth ihm einst während eines Kampfes ausgerissen hatte. Zwar hatte Thoth es geheilt, doch ob Horus links noch genauso gut sehen konnte wie rechts, dass wusste wohl nur er selbst. „Deine Anwesenheit hier ist nicht erwünscht, Onkel“, sagte Horus, während er auf Seth zuging und sprach das letzte Wort besonders verächtlich aus. „Gib die Kraft zurück, die du gestohlen hast und dann geh zurück in dein Exil.“ „Oh glaub mir, ich werde mit Freuden dorthin zurückgehen aber die Kraft werde ich mitnehmen. Es ist mein gutes Recht mich an der gebliebenen Macht zu bedienen. Ihr wart es doch, die mir damals die Hilfe verwehrt haben Atemu zu retten, nun werde ich es eben allein tun.“ „Atemu…“ Horus sprach diesen Namen nicht weniger verächtlich aus, als den ‚Onkel’, woraufhin Sehts Griff um den Speer fester wurde. „Du hast Schande über uns alle gebracht, indem du dich in einen Sterblichen verliebt hast! Und nun vergeudest du die uns noch verbliebenen Reserven, um deiner verloren Liebe nachtrauern zu können? Ich hätte ja nicht gedacht, dass du noch tiefer sinken könntest.“ „Es reicht! Hört auf!“, rief Isis von ihrem Platz aus, als Horus seinem Onkel provokant vor die Füße spuckte. Doch keiner der beiden achtete auf sie. Die Temperatur im Raum erreichten ruckartig wüstengleiche Temperaturen, während Seths blaue Augen um einiges Kälter wurden, als sie es sonst waren. „Beleidige mich so viel du willst, aber lass Atemu da raus!“, befahl er mit bebender Stimme. „Du behauptest ich würde die verbliebene Kraft verschwenden? Wann hat sie nicht jeder von euch schon mal verschwendet?! Davon abgesehen, denkst du nicht ich habe mal eine Entschädigung dafür verdient, dass ich Re jede Nacht beschütze?!“ „Entschädigung!“ Horus lachte auf. „Re zu schützen sollte eine Ehre für dich sein, die keinerlei Entschädigung bedarf. Und selbst wenn, so wäre es Entschädigung für dich genug, dass wir dich weiterhin im Pantheon der Götter behalten haben, nach allem, was du getan hast!“, fauchte Horus und sein rechtes Auge blitze provokant auf, während das geheilte reglos blieb. „Ich versteh sowieso nicht, warum Re dich noch immer diese Aufgabe übernehmen lässt und sie nicht in vertrauensvollere Hände übergibt. Mich würde es ja nicht verwundern, wenn du ihn eines Tages im Stich lässt, damit er vernichtet wird und du an seine Stelle treten kannst.“ Donnergrollen erklang, als Seths Zorn noch stärker wurde. „Dann kämpf du doch gegen Aphopis. Hier hast du schon mal was zum Üben!“ grollte Seth und schleuderte daraufhin seinen Helm durch den Raum. Als er auf den Boden aufschlug tropfte dunkles, fast schwarzes Blut auf den Boden und nach zwei weiteren Aufticken offenbarte der Helm seinen wahren Inhalt. Aphopis Kopf rollte über den Boden. Dunkelgrüne Schuppen, ein Paar mächtiger gelber Fangzähne und rot glühende Augen, die sich nun belustigt im Raum umsahen, während der Schlangendämon zischend gluckste. „Die Götterlein werden sich doch nicht streiten.“, lispelte er. Während die weiblichen Göttinnen angesichts des Feindes aufschrieen und Bastet aus der Halle huschte, verdunkelte sich Horus Miene im Zorn. „Nur ein Dämon könnte das Pantheon auf so schändliche Art und Weise entweihen“, beleidigte er Seth und zog sein Schwert aus dem Gürtel, welches der Form eines Falkenschnabels nachempfunden war. Mit geübtem Griff zielte er auf Seths Brustkorb, doch dieser hatte bereits schnell reagiert und hielt der Waffe sein Schild entgegen. Es war ein stummes Kräfteringen, indem es scheinbar mehr darum zu gehen schien wer von ihnen als Erster blinzelte, während sie sich mit unendlichem Hass in die Augen starrten. „Seit wann ist das hier eine Kampfarena?“, eine Frage ohne jeglichen Groll für das, was Seth und Horus taten. Ganz im Gegenteil. Sie war ruhig und väterlich. Bei ihrem Klang stoben die beiden Kontrahenten so ruckartig auseinander, als ob sie sich aneinander verbrannt hätten. Kurz sahen sie sich noch an, dann wandten sie ihre Blicke dem Neuankömmling zu. Re, der ‚Vater’ der Götter, wirkte sichtlich erschöpft von der Reise durch die Unterwelt. Dennoch strahlten Haut, Haare und Augen in ihrem unverkennbaren goldenen Licht, sodass es schien, als hätte die Sonne persönlich soeben den Raum betreten. Was ja im Prinzip auch der Wahrheit entsprach. Um Res Beine strich Bastet, scheinbar war sie gegangen, um ihn zu holen und während sie nun nicht nur Seht, sondern auch Horus missbilligend betrachtete, blickte Re noch immer sanft drein. „Puh, was für eine Hitze hier!“, sagte er, anstelle einer Standpauke. „Seth, sei doch so nett und fahr die Temperatur wieder ein wenig herunter.“ „Ja, natürlich“, erwiderte der Wüstengott leise, fast schon unterwürfig, während die Temperatur allmählich wieder fiel. „Re, Re“, gluckste Aphopis vergnügt in seiner Blutlache, „ich krieg dich, Re. Morgen werde ich dich kriegen, Re. Und wenn nicht Morgen, dann Übermorgen und wenn nicht übermorgen…“, sang er, bevor er sich in dunklem Rauch auflöste und verschwand. Der Sonnengott hatte ihm lediglich einen kurzen Blick geschenkt und sich dann Horus zugewandt. „Horus, mein Junge, sag welchen Grund du darin sahst hier einen Kampf auszutragen.“ Die Wangen Horus verfärbten sich leicht vor Scham, doch schnell fasste er sich wieder. „Seth erdreistet sich unsere letzten Kraftreserven zu stehlen! Er jammert noch immer diesem Atemu nach!“ „Ah, Atemu. Ich erinnere mich“, sagte Re und faltete die Hände vor dem Bauch. „Ich habe ihn noch nie bei meinen Besuchen bei Osiris gesehen. Hatte Ammit ihn gefressen?“ „Wird er wohl“, sagte Horus leise. /War doch klar, dass jemand der sich in Seth verliebt nicht würdig ist ins Jenseits einzutreten./ Dies hätte er am liebsten noch hinzugefügt, doch hielt er sich vor Re zurück. Seth selbst schwieg. Er wusste es zwar besser, doch würde er niemanden von Atemus Widergeburt erzählen, sonst kam noch wieder jemand auf die Idee ihn erneut zu verfluchen. „Seth.“ Der Angesprochene fuhr aus seinen Gedanken, als der Sonnengott ihn rief. „Du solltest Aphopis nicht noch einmal ins Pantheon bringen. Das gehört sich nicht, das weißt du doch.“ Der Braunhaarige senkte den Blick. „Ja, das weiß ich. Ich wollte nicht unnötig lange warten müssen.“ Zu Überraschung aller nickte Re, so als würde er den Wüstengott verstehen. „Nun geh denn und reinige deinen Körper. Und bedenke: nutze die uns verbliebene Macht weise.“ „Das werde ich“, versicherte Seth, dann ging er durch den Raum, um seinen Helm aufzuheben und verließ das Pantheon. Doch unterwegs warf er Re noch kurz einen dankbaren Blick zu. Er war wohl einer der wenigen Gottheiten, die Seth für seine Taten nicht nur verziehen hatte, sondern dessen Groll auch scheinbar zu verstehen schienen. Seth war schon von Geburt an anders gewesen. Schon immer ein wenig finsterer als die anderen Götter. Doch so hatte er sein müssen. Denn hätte es niemanden gegeben, der Dunkelheit verbreitet, so hätten die Menschen niemals erkannt, was Licht ist. Doch wann nur und warum war Seth tatsächlich zum Symbol des Bösen geworden? „Wie konntest du ihn nur gehen lassen?“, wollte Horus entrüstet wissen. „Hast du dir mal die Säule angesehen? Von Tag zu Tag wird ihr Licht schwächer!“ „Oh, das ist mir nicht entgangen“, erwiderte Re ruhig und trat an die hohen Fenster heran, um auf die Erde hinab zu blicken. „Aber sag mir, was macht es noch für einen Unterschied ob Seth sich einen Teil der Kraft nimmt? Es ändert nichts daran, dass wir schon sehr bald alle verschwinden werden. Erst gestern ist eine weitere Gottheit in der Vollständigen Vergessenheit versunken.“ „Trotzdem, er denkt stets nur an sich. Er wäre bereit uns alle zu töten, wenn er dadurch sein Ziel erreichen könnte!“ „Du irrst Horus.“ „Ich soll mich in ihm irren?!“ Re nickte. „Ja, das tust du. Obwohl ich zugeben muss, dass ich einst ebenfalls meine Zweifel daran hatte. Es war zu dem Zeitpunkt, da Seth ins Exil verbannt wurde. Doch Nacht für Nacht kam er zu mir auf die Barke, um mich vor dem Schlangendämon zu schützen. Und hat die Tatsache, dass er geliebt hat, selbst wenn es nur ein Sterblicher war, nicht gezeigt, dass auch er fühlen kann?“ „Atemus Seele ist vernichtet“, knurrte Horus, „ich habe des Öfteren Osiris nach ihm gefragt und er sagte mir jedes Mal, dass Atemu nicht in seinem Reich sei! Wozu will er dann die Macht haben? Er kann eine vernichtete Seele nicht zurückholen!“ Re seufzte. „Sag Horus, liebst du deine Frau, Hathor?“ Bei der Frage warf Horus kurz einen Blick zu besagter Göttin, welche sich angeregt mit Isis unterhielt, ehe er mit fester Stimme antwortete: „Natürlich liebe ich sie!“ „Und wenn sie in Gefahr wäre, würdest du dann nicht auch alles tun, um sie zu retten? Selbst dann, wenn es noch so unmöglich wäre?“ „Wenn sie in Gefahr wäre schon, aber wenn ich wüsste, dass sie bereits vernichtet ist, dann würde ich versuchen zu vergessen und ohne sie weiterzuleben.“ Horus Stimme wurde leiser. „Früher oder später wird es sowieso passieren. Nämlich dann, wenn sämtlicher Glaube an uns erloschen ist.“ „Nur Seth hatte niemanden außer Atemu, der ihn wirklich geliebt hat“, erwiderte Re und wandte sich zum Gehen, hielt jedoch inne, als Horus die Stimme erhob. „Was willst du damit sagen? Er hat es sich doch selbst zu verschulden, dass ihn jeder verachtet.“ „Ist das so?“, fragte Re ihn ruhig. „Seths Schicksal war es von Anfang an die dunkle Seite der Götterwelt zu verkörpern. Und du weißt, dass die Welt ein Gleichgewicht aus Gut und Böse stets benötigt. Ich denke, alles was Seth tun wollte war sich seinem Schicksal entgegenzustellen. Doch stattdessen hatte er es besiegelt.“ Der Blick des Sonnengottes wanderte zur Decke. „Seine Taten entzogen ihn immer mehr der Liebe. Die Tatsache, dass Atemu ihn geliebt hat muss wie ein Schimmer der Hoffnung für ihn gewesen sein. Denk ein wenig über meine Worte nach, Horus. Bedenke, ob alte Feindschaft noch immer angebracht ist“, sagte Re, bevor er die Halle verließ und Horus mit seinen Gedanken allein ließ. /Seht verzeihen?/ mit einer Mischung aus Unglauben und Nachdenklichkeit sah er dem Göttervater nach. Wie sollte er Seth vergeben können, was dieser getan hatte? Immerhin hatte er doch den meisten Schaden vom Wüstengott erhalten! Warum sollte also ausgerechnet er ihm vergeben? /Andererseits hat Re gar nicht so unrecht. Von Geburt an war Seth anders und stand in Osiris Schatten. Selbst Nephtys, die ihm als Schwestergemahlin zur Seite gestellt wurde hatte nicht ihn geliebt, sondern Osiris. Diese Tatsache muss ihn wirklich rasend gemacht haben und…mich hätte es das wahrscheinlich auch./ „Trotzdem“, zischte Horus so leise, dass niemand aus ihm selbst es hören könnte. „Ich hätte nie getan, was er verbrochen hat“, versicherte er und verwandelte sich dann in einen Falken, um hinaus in den Sonnenaufgang zu fliegen. „Die Passagiere des Fluges A379 nach Domino werden gebeten sich zum Gate B zu begeben. Das Flugzeug wird in wenigen Minuten bereit sein, um sie an Bord zu nehmen. Ich wiederhole: Die Passagiere des Fluges A379…“ Seto faltete seine Zeitung zusammen, als die Lautsprecherdurchsage erklang und öffnete seinen Aktenkoffer. Dort legte er die Zeitung hinein und nahm stattdessen sein Flugticket heraus, um es gleich direkt vorzeigen zu können. Der Braunhaarige hätte nicht gedacht, dass er so schnell einen Flug zurück in die Heimat bekommen würde, doch eigentlich war ihm das nur recht. Yamis ungewohnte Verhalten am Telefon bereitete ihm Sorgen und innerlich verfluchte er sich dafür jemals einer so verhängnisvollen Schwäche, wie der Liebe, nachgegeben zu haben. Vor allem in Zeiten wie der momentanen, wenn Seto sich verstärkt seiner Firma widmete, war ihm seine Beziehung mit Yami nur im Weg und scheinbar war seine lange Geschäftsreise nicht der einzige Punkt gewesen, welcher Yami zu stören schien. /Ich wette, dass Bakura dahinter steckt! Sonst hat sich Yami auch nicht beschwert./ Mit finsterer Miene grummelte Seto vor sich hin und sah erst auf, als jemand seinen Namen rief…seinen Vornamen! Ein Mann kam auf dem Konzernchef zugelaufen und blieb vor ihm stehen. Die Hände auf die Knie gestützt rang er um Atem. „Ein Glück, dass ich dich noch erwischt habe“, sagte der 31jährige und bemühte sich um ein Lächeln, welches jedoch nicht erwidert wurde. „O’Relly-san,“ sagte Seto nur kühl. „Was wollen Sie?“ „Ich wollte dir, ich meine Ihnen, nur das hier geben….der Vertrag.“ Und tatsächlich. Auf dem Dokument hatte Tom O’Relly, Chef von O’RellyCompany, endlich seine Unterschrift gesetzt. „Woher der plötzliche Sinneswandel, wenn ich fragen darf?“, verlangte Seto zu wissen, auch wenn er bereits den Verdacht hatte, dass seine Bekanntmachung bald zurück nach Japan zu fliegen, den Mann zum Handeln bewegt hatte. „Nun, ich denke, dass meine verehrte Mutter mit ihren Zweifeln übertreibt. Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch mache, wenn ich den Vertrag unterschreibe.“ „Das war eine kluge Entscheidung“, sagte Seto und seine Augen funkelten zufrieden. Endlich war er diese widerliche Jenny los! Jenny O’Relly war die Mutter von Tom und hatte ihren Sohn fest unter ihrem Pantoffel. Obwohl Tom die Firma gehörte hatte Jenny immer mitzureden und an dem Vertrag mit Seto hatte sie ständig etwas auszusetzen gehabt, oder hatte die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Seto bezweifelte, dass Jenny sonderlich erfreut über Toms Alleingang sein würde, doch das war ihm egal. Er hatte was er wollte und die Unterschrift war nicht rückgängig zu machen. „Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit, O’Relly-san“, verkündete Seto möglichst freundlich und hielt seinem neuem Geschäftspartner die Hand entgegen, welche dieser lächelnd schüttelte. „Ich mich auch, Seto. Ach und bevor ich es vergesse, lassen sie doch bitte das –san weg. Diese übertriebene Höflichkeit ist doch nun wirklich nicht nötig.“ Der Braunhaarige schwieg. Lediglich seine Mundwinkel zuckten gefährlich. Das Höflichkeit für einen O’Relly ein Fremdwort war, hatte er ja bereits mitbekommen. Wegen seines jungen Alters hatten sie ihn wie ein Kind behandelt. Vor allem natürlich Jenny. Sie hatte ihn nicht nur geduzt – was ihr Sohn auch getan hatte – nein, sie hatte ihm einmal sogar eine Tüte mit Süßigkeiten mitgebracht und ihm dabei durch die Haare gewuschelt. Hätte Seto diesen Vertrag nicht unbedingt abschließen wollen, er hätte ihnen wohl für ihre Dreistigkeiten die Hölle heiß gemacht. „Nun denn“, sagte er schlicht, „wenn Sie mich nun entschuldigen würden? Mein Flug geht in wenigen Minuten.“ „Ja natürlich,“ erwiderte Tom hastig. „Eine angenehme Reise wünsche ich dir, Seto.“ Er winkte zum Abschied und verließ dann die Abflugshalle. Seto sah ihm nur kurz nach, dann verstaute er den Vertrag in seinem Aktenkoffer und machte sich auf den Weg zum Gate. Damit war nun schon mal ein Problem gelöst. Blieb nur noch zu überlegen, was er nun mit Yami anfing. Marik lehnte mit dem Rücken an dem wackeligen Tisch im Pausenraum und genehmigte sich einen tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche. Vom vielen Erzählen war sein Mund schon ganz ausgedörrt. Wenigstens hatte er bis zum Beginn der nächsten Führung eine kleine Pause, in der er sich erholen konnte. Daraus würde jedoch nichts werden, denn im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet und Vivian, die eigentlich den Eintritt kassierte, schob ihren Kopf in den Pausenraum. „Wusste ich doch, dass ich dich hier treffe“, sagte sie und öffnete die Tür nun ganz. „Ich hab Besuch für dich. Zumindest behauptet er dich zu kennen.“ Sie trat beiseite und ermöglichte Marik dadurch einen Blick auf seinen Besucher zu werfen und überrascht weiteten sich seine Augen ein Stück. „Yami“, rief er und ging ein paar Schritte auf ihn zu, winkte ihn gleichzeitig in den Pausenraum. „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Hättest du kurz Zeit?“ Marik warf einen kurzen Blick zur Uhr hinüber, welche an der Wand hing, bevor er antwortete: „Wenn es nicht lange dauert, dann ja. Ich muss gleich wieder an die Arbeit.“ „Das reicht aus. Ich hab nur ein paar….altägyptische Briefe gefunden. Ich dachte du könntest sie mir vielleicht übersetzen.“ Eine von Mariks Augenbrauen wanderte nach oben. „Altägyptische Briefe? Also hast du doch Verwandte in Ägypten gehabt?“ „Na ja…vielleicht“, murmelte Yami leise. „Ich enttäusche dich zwar nur ungern, aber ich werde dir den Brief wohl nicht übersetzen können.“ Nun war es an Yami überrascht dreinzublicken. „Nicht? Ich dachte du kennst dich damit aus.“ Der Ägypter schüttelte den Kopf. „Für den Schriftverkehr benutzte man damals Hieratisch. Aber ich kann ja trotzdem mal einen Blick drauf werfen. Ich könnte dir zum Beispiel sagen, ob es sich um Fälschungen handelt.“ Yami zögerte kurz, reichte Marik dann jedoch die Briefe, die ihm der Geist hinterlassen hatte. Marik runzelte nachdenklich die Stirn. „Also das ist eigenartig. Ich glaub nämlich nicht, dass es sich um Briefe handelt.“ „Und warum nicht?“ „Sieh mal, die Symbole. Das sind Hieroglyphen und sie wurden nicht für den Schriftverkehr benutzt, da es heilige Symbole waren. Man nutzte sie nur zur Verschönerung von Tempeln und in den Totengräbern.“ „Kannst du es denn trotzdem übersetzen?“, wollte Yami ungeduldig wissen, denn um welche Schriftart es sich handelte war ihm völlig egal. Ihn interessierte nur, was der Geist ihm zu sagen hatte und wer er nun wirklich war. „Nicht alles“, murmelte der Ägypter, während er die Zeichen überflog. „Es gibt so viele Symbole, ich kenn gerade mal die wichtigsten….“ Zum Schluss hin war er immer leiser geworden, während seine Augen an zwei Worten hängen geblieben waren. Dann hielt er Yami erregt den Brief entgegen und deutete auf eines der Worte. „Hast du diese Zeichenfolge schon mal gesehen?“ Es war das erste Wort auf den Papyrus. Es war Yami bereits aufgefallen und er wusste auch, dass er es schon mal irgendwo gesehen hatte. „Ja. Zumindest kommt es mir bekannt vor.“ „Atemu“, erwiderte Marik. „Die Symbole stellen zusammen Atemus Namen dar! Und….“, er suchte das zweite Wort, „…ah, hier unten! Das hier ist das Zeichen für Seth. Halt mich für verrückt, aber ich glaube es ist doch ein Brief. Sie sind zwar mit Hieroglyphen geschrieben, aber es waren die Zeichen der Götter und wenn scheinbar Seth einen Brief geschrieben hat…einen Brief an Atemu...“ Marik brach ab und sah Yami an, mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und stiller Erkenntnis. Yami war einen Schritt zurück gestolpert und umklammerte mit einer Hand die Kante des Sideboards, um an ihr Halt zu suchen. Dann hatte er sich damals in der Dusche also doch nicht getäuscht, als er die Silhouette des tierköpfigen Mannes gesehen hatte. Und seine Ähnlichkeit mit dem Gesicht auf der Totenmaske…war das etwa auch kein Zufall? Was hatte Marik noch mal gesagt? Atemu sollte damals unter Seths Schutz gestanden haben? Aber…wie nah hatten sie sich wirklich gestanden? /Ein Gott, der einen Menschen liebt? Und der ihn nach Jahrtausenden in jemand anderen wieder findet?/ „Kannst du auch lesen, was in dem Brief drin steht?“, fragte Yami mit ungewohnt kratziger Stimme und eigentlich war er sich nicht mal sicher, ob er die Antwort überhaupt wissen wollte. Das wurde ihm allmählich zu unheimlich. „Nur einzelne Wörter“, murmelte Marik, während er die Augen wieder auf die Papyri heftete. „Das hier steht, glaube ich, für Liebe. Warte mal….Ewigkeit….Ewigkeit dauern…ich glaub das hier heißt: ’meine Liebe hat die Ewigkeit überdauert und wird es auch künftig tun.’ In dem Brief hier kommt oft das Zeichen für Schmuck vor.“ Yami lief es eiskalt den Rücken hinab, als Marik die Ohrringe erwähnte. /Gleich findet er es heraus. Gleich weiß er, dass ich die Ohrringe habe. Er wird mich für den Dieb halten!/ Hastig sah er sich im Raum um, um sich abzulenken und auch um etwas zu finden, um Marik von den Brief ablenken zu können, auch wenn das wohl nicht möglich sein würde. Doch was die violetten Augen bei ihrer Rundreise entdeckten verpasste Yami einen weiteren Schock. Auf dem Sideboard standen einige Kartons mit Artefakten, die man wohl aus Ägypten mitgebracht, sie jedoch nicht aufgestellt hatte. Unter diesen zahlreichen Stücken befand sich auch die kleine Statur einer Frau. Eine Frau, mit einer art länglicher Kopfbedeckung, auf der eine Schale stand. Es war derselbe…Hut, den auch diese eine Frau getragen hatte. Die schwarzhaarige Frau, die immer dann auftauchte, bevor irgendein Unfall geschah. „Marik? Marik!“ „Hm? Was ist denn?“, fragte der Ägypter, der sich nur ungern von den Briefen löste. „Diese Frau, wer ist sie?“ „Das ist die Göttin Nephtys.“ Nephtys…Yami hatte noch nie von ihr gehört. „Was war sie für eine Göttin?“ Marik seufzte und legte die Papyri beiseite, bevor er antwortete: „Nephtys war die Göttin der Toten. Sie war eine der vier Göttinnen, die die Kanopen, also die Gefäße in denen die Organe aufbewahrt wurden, bewachte und geleitete mit ihnen die Verstorben ins Reich der Toten. Es heißt man solle sich vor ihren Haaren in Acht nehmen, die Mumienbinden sind. Sie schützen zwar den balsamierten Körper, im Totenreich jedoch gelten sie als hinderlich. Außerdem ist sie die Schwestergemahlin des Seth. Aber warum willst du das wissen?“ „Ach….nur so“, winkte Yami ab, dessen Herz nun raste, als wäre er soeben einen Marathon gelaufen und genauso stockend ging auch sein Atem. Er fragte sich, wie viele Gottheiten wohl noch auf ihn aufmerksam geworden waren. Marik zuckte nur mit den Schultern und nahm die Briefe wieder an sich. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich die Briefe meiner Schwester zufaxe? Sie kennt sich mit Hieroglyphen sehr viel besser aus als ich und wird sie dir bestimmt übersetzen können.“ Yami nickte abwesend. „Ja, mach ruhig. Ich muss dann jetzt auch los“, sagte er hastig und drehte sich zur Tür um, hatte die Hand bereits auf die Klinke gelegt, als Marik ihn zurückrief. „Warte! Willst du die Briefe denn gar nicht wieder mitnehmen? Ich schieb sie nur kurz ins Fax und dann kriegst du sie wieder.“ „Nein, nein, behalt sie ruhig!“, sagte Yami und verließ den Pausenraum. Der Junge floh geradezu aus dem Museum und hinaus auf die Straße, wo die Sonne auf ihn hinab prallte. Er musste nun nach Hause und das Erfahrene erst mal verdauen. Yami hatte ja schon mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass altägyptische Götter ihn verfolgten. Er hatte bereits die Hauptstraße erreicht und auf halben Weg überquert, als er plötzlich inne hielt. Vor ihm, auf der anderen Straßenseite stand sie, die schwarzhaarige Frau. Oder auch Nephtys, wie Yami mittlerweile erfahren hatte. Wie immer schien nur er sie sehen zu können, denn die Passanten gingen durch sie hindurch, als würde sie nicht existierten. Sie starrte ihn an, ihre grünen Augen brannten sich geradezu in ihn und mit einem Mal begriff Yami. Nephtys war Seths Gemahlin! Klar, dass sie es missbilligte, wenn Seth ihn wie einen Geliebten behandelte. /Die Unfälle…sie hat jedes Mal versucht mich umzubringen!/ Als Yami das klar wurde schien die Welt für ihn still zu stehen. Es schien nur ihn zu geben und die Göttin, die ihn – so sah es zumindest für Yami aus – mit unendlichen Hass anstarrte. Doch um den jungen Mann herum lief die Welt in ihren gewohnten Bahnen weiter. Die Fußgängerampel war längst auf rot umgesprungen, dafür jedoch hatten die Autos grün bekommen. Ein Lastwagen kam herangefahren, als er Yami sah trat der Fahrer auf die Bremse und ließ die Hupe laut dröhnen. Menschen schrieen auf, riefen Yami zu sich doch endlich zu bewegen. Doch der Junge war noch immer nicht in seine Zeit zurückgekehrt. Dann jedoch wandte er den Kopf in Richtung des Fahrzeuges, seine Augen weiteten sich, als er sich seiner Situation bewusst wurde. /Sie will mich tot sehen!/ Kapitel 11: Wille der Göttin ---------------------------- Hallo zusammen. Nein, meine Hochladzeiten werden nicht immer länger, ich musste nur für meine Zwischenprüfung lernen. Ab sofort habe ich aber wieder mehr Zeit und kann somit fleißig weiter tippen. Viel Spaß beim Lesen. 12. Wille der Göttin Die Reifen quietschten erbärmlich und das Heck des Kleinlasters schlingerte zur Seite, bevor der Wagen zum Stillstand kam. Nur noch wenige Zentimeter waren zwischen Yami und der Motorhaube geblieben. „Mein Gott Junge, ist alles in Ordnung bei dir? Du kannst doch nicht einfach auf der Straße stehen bleiben!“ rief der Fahrer, doch Yami hörte ihn gar nicht. Sein Blick wandte sich wieder Nephtys zu, die nicht wie sonst verschwunden war, sondern ihn noch immer anstarrte. /Sie wird es noch einmal versuchen. Sie wird es immer wieder versuchen!/ panisch drehte Yami sich um und stürmte zurück über die Kreuzung. Wohin war ihm egal, Hauptsache er kam von der Göttin weg. Yami rannte kreuz und quer durch versteckte Seitenstraßen und durch Menschenmengen durch, doch diesmal schien Nephtys es nicht bei einem Tötungsversuch belassen zu wollen. Diesmal wollte sie es wohl zu Ende bringen. Während seines ganzen Weges über konnte Yami die eisige Kälte des Todes im Nacken spüren und es kam was kommen musste: er landete in einer Sackgasse. „Nein, nein, nein!“ fluchte der Violettäugige und suchte die Mauer vor sich nach einem Vorsprung oder ähnlichem ab, um auf die andere Seite klettern zu können. „Atemu!“ die wütende Stimme einer Frau ließ ihn herumwirbeln. Nephtys stand am anderen Ende der Gasse und ging auf ihn zu, während Yami so weit zurückwich, dass er die harten Ziegel im Rücken spüren konnte. /Ich muss sie beruhigen./ fuhr es ihm durch den Kopf. „Nephtys, hört mir zu! Seth verwechselt mich. Ich bin nicht Atemu.“ Doch die Göttin lachte nur trocken auf und ihr Haar wog dabei im Takt. Die dunklen Strähnen waberten um ihren Kopf und versperrten einem finsteren Vorhang gleich die Sicht auf die Straße. „Red dich nicht heraus, Yami“, sagte sie mit kühler Ruhe. „Ich weiß besser als jeder Andere, dass du Atemus Wiedergeburt in dir trägst! Und Seth wird dich niemals bekommen!“ Den letzten Satz spie sie geradezu heraus. Gleichzeitig stoben ihre Haare auf Yami zu. Dieser wollte ausweichen, doch die Strähnen schlangen sich erbarmungslos um seine Handgelenke, Knöchel und den Hals. Yami wollte die Hände heben, die Haare von seiner Kehle lösen, die stetig weiter zugedrückt wurde, doch die anderen Strähnen hinderten ihn daran, drückte seine Arme fest an den Stein. „Nicht!“, röchelte Yami. Er bemühte sich flach zu atmen, hoffte, dass auch weiterhin genügend Luft in seine Lungen dringen würde. „Bitte, ich liebe Seth nicht. Ich nehme ihn dir nicht weg“, versicherte er keuchend, doch die Miene der Göttin blieb kalt. „Du denkst es ginge mir darum?“, fragte Nephtys ruhig. „Du dummer kleiner Narr! Du hast nicht die geringste Ahnung, um was es geht! Seth bekommt dich nicht! Niemals wird er seine verstorbene Liebe wieder sehen, hörst du?! NIEMALS!“, schrie sie und drückte Yamis Kehle fester zu. Dem Jungen fiel es schwer noch länger die Augen offen zu halten. Ihm wurde schwindelig und seine Umgebung raste, als ob er auf einem Karussell sitzen würde. Eine weitere Haarsträhne stob vor, zielte auf Yamis Brustkorb, doch kurz davor blieb sie zitternd in der Luft stehen. „Was?“ Nephtys Gesicht wurde rot vor Zorn. Sie brachte all ihre Kraft auf, doch ihr Haar gehorchte nicht. Was sie auch versuchte, die Spitze drang nicht durch Yamis Haut hindurch. Zornfunkelnd blickte sie Yami in das leicht bläulich angelaufene Gesicht. Obwohl sie noch immer zudrückte, schien Luft weiterhin in seine Lungen dringen zu können und mit einem Knurren begriff sie. „Es gilt also noch immer? Obwohl ich über all die Jahrtausende Macht gesammelt habe, bleibt mir die Fähigkeit zu töten weiterhin verwehrt?“ Nephtys schrie auf. Es war ein unmenschlicher, bestialischer Schrei, der so gar nicht zu der anmutigen Frau passen wollte. Sie pfiff ihre Waffen zurück und hustend und keuchend rutschte Yami an der Mauer hinunter. Mit drei Schritten war Nephtys bei ihm. Sie packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu sehen. „Es ist noch nicht vorbei Atemu. Noch lange nicht“, zischte sie, bevor sie verschwand, indem sie sich einfach in Luft auflöste. *+*+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+*+* Atemu seufzte auf und das nun sicherlich schon zum zehnten Mal binnen weniger Minuten. Mit der rechten Hand, welche das Schreibrohr hielt rührte er gelangweilt in dem kleinen Tintenfässchen herum. Vor ihm lag eine zur Hälfte beschriebene Tonscherbe. Eigentlich hätte der junge Prinz längst mit seinem Aufsatz fertig sein können, doch hatte er keine Lust weiter zu schreiben. Die violetten Augen verfolgten die Sonnenscheibe, welche an den hohen Fenstern vorbeizog. Heute war Markt in Theben und nichts hätte Atemu lieber getan, als mal wieder heimlich auf die Straße zu gehen und die Menschen zu beobachten. Doch stattdessen saß er in seinem goldenen Käfig, um zu lernen. Er hatte seinem Lehrer versprochen brav zu sein und nicht wieder wegzulaufen. Doch das hatte mehr als nur den scheinbaren Grund Atemus endlich die Kurve zu kriegen. Obwohl der Pharao und Mahaado es vor ihm zu verbergen versuchten, hatte Atemu mittlerweile sehr wohl mitbekommen, dass sein Vater krank war. Todkrank. Jeder Tag konnte der letzte sein und das machte dem jungen Prinzen allmählich seine Stellung bewusst. Sobald Akunamkanon starb würde er auf dem Thron sitzen und über Ägypten regieren. Das Schicksal so Vieler würde in den Händen eines dummen kleinen Kindes liegen. Wenn Atemu nun daran dachte, wie unvorsichtig er bei seinen Ausflügen gewesen war, dann standen ihm vor Grauen alle Haare zu Berge. Er war die Zukunft dieses Landes und diese hatte er gedankenlos gefährdet. Erneut verließ ein Seufzen die jungen Lippen und Atemu richtete seinen Blick wieder auf die Tonscherbe. Gerade wollte er das Schreibrohr aufsetzen, als die Tür zu seinen Räumen aufgestoßen wurde, ohne anzuklopfen. Der Prinz drehte sich mit empörter Miene um, doch sein Ärger viel sogleich von ihm ab, als er den persönlichen Diener des Pharaos erkannte. „Mein Prinz, verzeiht, ich…“, begann der Mann aufgelöst, „König Akunamkanon wünscht euch zu sehen. Beeilt euch, Anubis hat bereits seine Hände nach ihm ausgestreckt.“ Sogleich sprang Atemu auf und stürmte durch die Gänge, hinüber in den Ostteil des Palastes, wo die Gemächer des Pharaos lagen. Die Wachen vor dem Raum traten zur Seite, als Atemu ankam. Kurz zögerte er, bevor er hinein trat. Es war lange her, seit Atemu das letzte Mal hier gewesen war. Viel hatte sich nicht verändert, bis auf die Tatsache, dass eine bedrückende und düstere Atmosphäre den Raum zu beherrschen schien. In der Luft lag der beißende Geruch verschiedener Heilkräuter und Tränke, doch von den Ärzten war nichts zu sehen. Scheinbar hatten sie sich auf Wunsch des Königs zurückgezogen. Einzig Mahaado war da. Als er Atemu entdeckte beugte er sich zu Akunamkanon vor, um ihm zu sagen, dass sein Sohn gekommen war. „Atemu, da bist du ja“, sagte er und bemühte sich, sich aufzusetzen, unterließ diesen Versuch jedoch, als ihn ein kräftiger Hustenanfall schüttelte. Blut trat dabei aus seinem Mund und die dunkelroten Sprenkel auf seinem Handrücken ließen darauf schließen, dass es nicht der erste in letzter Zeit war. „Vater“, brachte Atemu hervor und lief zum Bett hinüber. Sein Vater sah alles andere als gut aus. Das Gesicht hatte eine gräuliche Färbung, die Wangen waren eingesunken, die Augen rot unterlaufen. „Vater du kannst noch nicht gehen!“ „Ich muss. Ich habe Anubis gesehen. Er ist hier um mich mitzunehmen. Aber ich bat ihn zu warten“, sagte der Herrscher und wieder hustete er, wenn auch diesmal nicht so stark, wie anfangs. „Denn ich wollte dich noch einmal sehen. Atemu, mein lieber Sohn.“ Er lächelte sanft, während dem Jungen die Tränen in den Augen standen. „Du darfst noch nicht gehen!“, protestierte Atemu erneut, „ich kann noch nicht Pharao werden! Ich bin doch noch viel zu jung! Und ich habe nie ordentlich gelernt! Ich werde ein schlechter Herrscher sein! Du musst noch weiter regieren! Solange, bis ich so weit bin!“ Akunamkanon schüttelte jedoch nur den Kopf. „Die Götter warten nicht, bis wir so weit sind. Außerdem bin ich mir sicher, dass du ein guter Herrscher sein wirst. Du hast viel über die Menschen gelernt, wenn du dich außerhalb des Palastes rumgetrieben hast. Es hat wohl selten einen Herrscher gegeben, der so viel über sein Volk wusste, wie du. Und was dein Alter betrifft, darum mach dir keine Sorgen. Ich hab dir einen hervorragenden Beraterstab zusammengestellt.“ Der Pharao musste unterbrechen, da er erneut hustete, fuhr dann jedoch mit schwerer schleppender Stimme fort. „Da ist Isis, ihre Familie gehört zu den Grabwächtern, sie wird dir treu zur Seite stehen. Karim und Shada, sie sind ehemalige Richter, mein Bruder Akunadin, Sethos, ein wenig jung und ungestüm zwar, aber Verstand hat er. Und natürlich Mahaado. Du kannst ihnen vertrauen, Atemu.“ Warm lächelte Akunamkanon, dann schüttelte ihn ein erneuter Hustenanfall. „Nein, Vater!“, rief Atemu panisch und umfasste die Schultern des Mannes, versuchte ihn leicht aufzusetzen, damit er besser Luft bekam, doch hatte er nicht die Kraft, um das Gewicht eines Ausgewachsenen zu halten. „Mahaado! Mahaado hilf mir, er kriegt keine Luft mehr! Tu was! Du kennst dich doch auch mit Heilkunst aus! Hilf ihm!“, rief er und zog an der Robe des Jungmagiers. „Atemu“, begann Mahaado, versuchte den Prinzen irgendwie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Atemu hatte sich bereits wieder seinem Vater zugewandt, redete auf ihn ein, während dicke Krokodilstränen an seinem Kinn hinab liefen und sich mit dem Blut vermischten. Noch einmal hustete Akunamkanon, dann schien er sich zu beruhigen. Sein Blick wurde entspannt, sein Körper lockerer. Atemu glaubte, dass es ihm besser ging und ein erleichtertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Doch es erstarb, als im nächsten Moment das Licht aus den dunklen Augen des nun ehemaligen Herrschers wich. „Nein…nein, NEIN! Komm zurück! Komm zurück!“ „Atemu!“, rief Mahaado entsetzt, als der Junge an der Robe seines Vaters zerrte und ihn immer lauter anschrie. „Beruhig dich doch! Atemu!“ Er legte die Arme um Atemu und zog ihn von seinem Vater weg, obwohl er sich mit aller Kraft dagegen zu wehren versuchte. „Atemu! Es hat keinen Sinn. Versteh doch, er ist zu Osiris gegangen. Es war an der Zeit für ihn.“ Atemu wurde ruhiger, hörte auf sich zu wehren und vergrub stattdessen hilflos sein Gesicht im Stoff von Mahaados Gewand. „Das ist meine Schuld“, schluchzte Atemu leise. „Weil ich nie getan habe, was man mir gesagt hat. Weil ich nie gelernt habe. Jetzt bestrafen mich die Götter dafür und deshalb musste mein Vater sterben!“ „Red nicht so einen Unsinn“, widersprach der Braunhaarige ihm entsetzt. „Es ist nicht deine Schuld. Hast du nicht gehört, was dein Vater dir sagte? Kaum ein Pharao wusste jemals so viel über sein Volk, wie du es weißt. Es war der Wunsch der Götter Akunamkanon heute zu sich zu holen.“ /Aber ich bin nur ein Kind! Niemand wird mich ernst nehmen und ich weiß nicht, wem ich vertrauen kann./ diese und noch zahlreiche andere Zweifel spukten in Atemus Kopf herum, doch sprach er sie nicht laut aus. Noch eine Weile, bis die letzten Tränen vergossen waren, ließ er sich von Mahaado trösten. Dann löste der Violettäugige sich von ihm und wischte die letzten feuchten Spuren von seinen Wangen. Mahaado war überrascht über den auf einmal ernsten und entschlossenen Ausdruck in den Augen des jungen Prinzen. „Mahaado?“ Atemus Stimme war zittrig als er sprach, doch wer konnte ihm das schon verübeln? Immerhin hatte er soeben sein letztes Familienmitglied verloren. So ganz stimmte das zwar nicht, denn es gab noch immer Akunadin, den Bruder des einstigen Herrschers, doch zu ihm hatte Atemu kein so enges Band wie zu seinem Vater. „Ja, mein König?“ Atemus Miene nahm einen verbitterten Ausdruck an. „Nenn mich nicht so. Noch bin ich nicht gekrönt worden.“ „Mag sein, aber als einziger Sohn Akunamkanons gebührt euch der Thron und somit der Platz des Pharaos.“ „Lassen wir das. Schick bitte die Ärzte herein. Der Körper meines Vaters soll schnell für die bevorstehende Reise hergerichtet werden.“ „Wie ihr wünscht,“ sagte Mahaado und deutete eine Verbeugung an. „Und…Mahaado?“ „Ja?“ Atemu sah den Jungmagier mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen in die Augen. „Ich hab mich bisher noch nie bei dir bedankt. Das war unhöflich von mir und einem Prinzen nicht würdig. Danke, ich danke dir mein Freund und ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Mahaado war im ersten Moment sprachlos. Noch nie hatte er den Prinzen so reden gehört. „Ich…“ Er räusperte sich und bemühte sich dann ebenfalls um ein Lächeln. „Ich weiß, welche Fähigkeiten in euch stecken und deshalb war es mir stets eine Freude euch zu dienen.“ Atemu nickte leicht, dann straffte er die Schultern und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Mit nachdenklicher Miene sah Mahaado ihm nach. /Atemu ist stärker, als ich gedacht habe. Aber das Schlimmste steht ihm noch bevor. Er muss nicht nur das Vertrauen des Hofstaats gewinnen, sondern auch seine Kindheit ablegen. Aus einem Zwölfjährigen muss binnen weniger Zeit ein Erwachsener werden./ *+*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*+* Marik wollte gerade den Pausenraum verlassen, um die nächste Führung zu beginnen, als das Telefon schellte. Kurz zögerte er. Sollte er dran gehen oder pünktlich im Foyer erscheinen? Ein kurzer Blick auf das Display nahm ihm die Entscheidung sogleich ab, denn es wurde die Vorwahl Ägyptens angezeigt und das konnte nur eins heißen: Ishizu musste die Faxe bereits erhalten und die Zeilen übersetzt haben. „Hallo Schwesterchen“, begrüßte er die junge Frau. „Du bist es doch, oder?“ „Natürlich bin ich es“, kam es aufgeregt aus dem Hörer. „Wo hast du diese Briefe her?“ „Von einem Jungen aus meiner Klasse. Yami heißt er. Weißt du was verrückt ist? Er sieht genauso aus wie Atemu.“ „Klar, dass er wie Atemu aussieht, sonst würde Seth ihn nicht verfolgen! Sag mir nicht, dass dir das nicht klar war!“ Marik lachte trocken auf. „Ich kann Hieroglyphen kaum lesen, dass weißt du doch.“ „Wenn du dich mehr anstrengen würdest, dann wüsstest du es.“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich hast du ihn auch einfach so gehen lassen, nachdem du die Briefe gefaxt hast?“ „Öhm…ja. Er schien es eilig zu haben.“ „Natürlich hatte er es eilig! Scheinbar hat er nämlich begriffen, worauf dein Spatzenhirn nicht gekommen ist!“ „Hey!“, rief der Ägypter entrüstet. „Kein Grund ausfallend zu werden.“ „Oh doch! Ich kann es nicht glauben. Ist dir eigentlich klar, in welcher Gefahr Yami schwebt?“ „Gefahr? In was für einer Gefahr?“ „Jetzt sag mir nicht, dass du schon vergessen hast, wie Atemu starb!!“ „Willst du mir jetzt wieder die Geschichte von dem angeblichen Fluch erzählen? Mag sein, dass es früher Hexenmeister gab, aber in der heutigen Zeit existiert so etwas doch nicht mehr.“ „Und wie erklärst du dir dann die Briefe? Ach vergiss es, ich nehme das selbst in die Hand. Pack du nur deine Sachen zusammen, du bist doch eh froh, wenn du wieder nach Ägypten zurückkehren kannst. Ich nehme den nächsten Flug nach Japan.“ Ohne auch nur eine weitere Antwort abzuwarten legte Ishizu auf und ließ einen für den Moment sprachlosen Marik zurück. Langsam legte dieser den Hörer wieder auf die Gabel. Er verstand nicht ganz, warum seine Schwester sich so aufregte. Na gut, er gab zu, dass es schon außergewöhnlich war, dass Seth auf Yami gestoßen und in ihm Atemu erkannt hatte, den er scheinbar geliebt hatte. Aber hieß das denn gleich auch, dass Yami derselbe Fluch treffen würde, wie den einstigen Pharao? Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass es nicht bewiesen worden war, dass wirklich ein Fluch Atemu dahingerafft hatte, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass der ‚Flucher’ noch lebte und Yami ebenfalls fand? Und welchen Grund hätte er Yami zu verfluchen? Er hatte doch keine Machtposition inne. Seufzend fuhr Marik sich durch die Haare und griff nach den Briefen, um sie in seinem Rucksack zu verstauen, bevor sie noch jemand anderes fand. „Marik Ishtar! Wo zum Donner bleibst du?!“ Erschrocken wirbelte Marik herum, als die Tür zum Pausenraum aufgerissen wurde. „Oh Schei…. Die Führung!“ „Ja genau, die Führung! Sieh zu, dass du in die Halle kommst!“, rief die Frau, an der Marik kurz darauf vorbeieilte, um die Besucher mit einer Entschuldigung zu empfangen. Yami hustete ein letztes Mal und löste dann die Hand von seinem schmerzenden Hals. Das Atmen ging zwar wieder, doch der Schock saß noch immer tief. Nephtys…sie hatte ihn umbringen wollen, aber irgendetwas hatte sie daran gehindert. Doch das beruhigte Yami in keinster Weise, denn er war sich sicher, dass sie es noch einmal versuchen würde. Immer und immer wieder würde sie kommen, bis er tatsächlich tot war. /Aber was will sie nur von mir?/, fragte Yami sich, während er ein paar zurückgebliebene schwarzer Haare von seinen geröteten Handgelenken zupfte. /Wenn es nicht darum geht, dass ich ihr Seth wegnehme, warum ist sie dann hinter mir her? Was zum Henker hat Atemu damals verbrochen, dass sie mich vernichten will? Bin ich denn wirklich er? Seine Wiedergeburt?/ Grübelnd setzte Yami seinen Nachhauseweg fort. Er erinnerte sich an kein früheres Leben, hatte sich nie sonderlich für Ägypten interessiert und war sich sicher dort auch keine Verwandten zu haben. Die einzige scheinbare Verbindung zu Atemu, der er sich bewusst war, war dieses vertraute Gefühl, welches er in Seths Gegenwart empfand. Aber hieß das nun, dass er Atemus Gefühle fühlte, wenn Seth bei ihm war? Oder war er, Yami es, der dies fühlte? Aber wenn er so bei jemandem fühlte, den er eigentlich nicht kannte, was war dann mit Seto? Er liebte ihn doch! Oder etwa nicht? Liebte er Seth? Liebte er ihn mehr als Seto und betrog diesen, wenn er so empfand? Und… Der Junge musste sich zwingen hier abzubrechen. Diese Diskussionen führten zu nichts und verwirrten ihn nur noch unnötig. Als wenn er nicht schon verwirrt genug wäre. /Ich muss mich jemandem anvertrauen. Jemand der mir auch glaubt./ Damit schied Seto schon mal aus. Mit einem solchen Thema konnte man ihm nun wirklich nicht kommen. Außerdem hatte Yami keine Lust darüber per Telefon zu reden. Bakura war da wohl die beste Wahl. Der Weißhaarige hatte ihm noch immer zugehört und selbst wenn er ihm die Geschichte nicht glauben würde, er würde ihm dennoch mit Rat und Tat zur Seite stehen. In einem hübschen Mehrfamilienhaus wohnte eine kleine Familie, die den Anschein weckte, als wäre sie durch und durch perfekt. Eine schöne kluge Frau, die ganz im Haushalt und in der Erziehung ihres kleinen Sohnes aufging. Ein Mann, der mit Leidenschaft für seine Familie arbeitete und seiner Geliebten stets einen Strauß Rosen oder eine Schachtel Pralinen mitbrachte. Ein reizendes Kind, das nie schrie oder quengelte und jeder sofort in sein Herz schloss. Doch so perfekt wie es den Anschein machte war diese Familie nicht. Nun, vielleicht war sie es jetzt, doch ihre Vergangenheit war so düster, wie es kaum einer ihren Nachbarn für wahr halten würde. Es war kurz vor Zwölf, als eine eigenartige Kälte durch das Wohnzimmer kroch, in welcher die Familie saß und der kleine Junge, der auf dem Schoß seiner Mutter hockte, begann zu wimmern. Der Vater jedoch stand auf und ging schnurstracks durch die Wohnung, hinüber ins Schlafzimmer. Dort verschloss er die Tür und kaum, dass er sich umgedreht hatte stand sie vor ihm. „Herrin“, hauchte der Mann kaum hörbar, als Nephtys vor ihm stand und warf sich vor ihr auf den Boden. Dabei presste er seine Stirn so fest wie möglich an den Teppich. Kühl blickte die Göttin auf ihn hinab. „Sa-sesch“, begann sie schließlich, woraufhin der Angesprochene den Kopf wenige Zentimeter vom Boden hob. „Ich benötige deine Dienste.“ Ruckartig setzte der Mann namens Sa-sesch sich auf und blickte die Göttin erschrocken an. „Aber ich hab meine Aufgabe doch schon ausgeführt! Ich will diesen Bastard nicht noch einmal sehen. Es reicht schon, dass ich dieses Weib jeden Tag ertragen muss.“ „Sei still!!“, donnerte Nephtys und hastig drückte Sa-sesch sein Gesicht wieder auf den Boden. „Für deine Aufgabe habe ich dich bereits entlohnt. Aber du hast sie nicht zufrieden stellend erfüllt. Bakuras Geist ist noch immer zu stark.“ „Aber dafür kann ich nichts“, kam es kleinlaut von der zitternden Gestalt am Boden. „Ich hab alles versucht, um ihn euch untertan zu machen. Bis zu dem Tag, an dem er zu Atemu geflohen ist und ihr verbatet mir ihn zurückzuholen.“ „Ja, weil ich dachte du hättest deine Aufgabe gut genug erledigt, aber da hab ich mich wohl in dir getäuscht“, Nephtys Stimme klang nun lieblich und falsch. Ihre Haare tanzten über Sa-seschs Rücken und schlossen sich immer wieder sachte um dessen Hals. „Geh nach Domino und quäl ihn“, zischte sie. „Zeig ihm deinen Hass, zeig ihm welcher Abschaum er ist. Mach ihn mir gefügig! Und wenn du das geschafft hast, dann werde ich dir die Erlaubnis geben dich von dieser Frau zu trennen.“ Langsam setzte der Mann sich auf und sah nun mit mehr Entschlossenheit als zuvor in ihr Gesicht. „Ich werde tun, was Ihr verlangt, Herrin. Aber bitte erlaubt mir eine Frage.“ Ein knappes Nicken diente ihm als Bestätigung. „Warum braucht ihre eine Marionette um eure Ziele auszuführen? Nennt mir euren Befehl und ich werde tun, was auch immer ihr verlangt.“ „Weil Seth einen Fremden, bei dem der Verdacht besteht er könnte mein Anhänger sein, niemals bis zu Atemu vorlassen würde. Aber einen Freund, den lässt er gewähren. So war es nämlich schon einmal.“ „Gewiss, Herrin.“ Sa-sesch stand auf und wollte das Schlafzimmer verlassen, doch Nephtys hielt ihn noch einmal zurück. „Eins noch. Pass auf deinen Landsmann auf, der Bakura von Atemu zu entfernen scheint. Finde heraus was er hier will und warum er sich meinem Willen widersetzt.“ Ohne eine Bestätigung abzuwarten verschwand die Göttin so plötzlich, wie sie erschienen war. Sa-sesch stand noch einen Moment im Raum, bevor er in den Flur zurück trat. /Ich muss Nephtys gehorchen. Muss es tun, um wieder ein freies Leben führen zu können./ Innerlich wusste Sa-sesch, dass er wohl kaum jemals wieder frei sein würde. Doch was hatte er schon für eine Wahl? Er hatte sich auf die Göttin eingelassen und nun musste er den Preis dafür zahlen. Als Yami in sein Zimmer kam und feststellen musste, dass Bakura nicht dort war, konnte er eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen. Da hatte er sich nun endlich vorgenommen ihm sämtliche Erlebnisse anzuvertrauen und dann war er nicht zu Hause. Murrend ließ sich Yami aufs Bett fallen und starrte zu den Rosen hinüber. /Eigentlich hätte ich ja eher überrascht sein müssen, wenn Bakura hier gewesen wäre/, fuhr es Yami durch den Kopf. Denn Bakura war und blieb einfach ein Straßenkind. Aber wo trieb er sich eigentlich den ganzen Tag über rum? Der Weißhaarige war in keiner Gang, da er Einzelgänger war und war auch nicht Mitglied in irgendeinem Verein oder Club. /Er ist und bleibt einfach ein Rätsel…genau wie Seto./ Seufzend rollte der Junge sich auf den Rücken. Eigentlich waren Seto und Bakura sich gar nicht so unähnlich. Sie waren beide lieber für sich, schwiegen über ihre Vergangenheit und ließen so gut wie keine Gefühle zu. Wobei Bakura da noch empfänglicher war als der Eisdrache. Wenn man Bakuras Vertrauen hatte, dann hatte man es auch für immer. Und auch wenn seine Laune oft stark zwischen aufgedreht und kratzbürstig schwankte, so war er doch eigentlich ein ganz Lieber. Aber wenn man sein Vertrauen missbrauchte, dann flickte auch keine Entschuldigung die zerstörte Freundschaft wieder zusammen. Und Seto….der hatte sich in all der Zeit, die Yami schon mit ihm verbracht hatte, kaum verändert. Immer noch kühl, immer noch reserviert, immer noch besessen von seiner Firma. Das waren die Dinge, die, so wie jetzt, ab und an in Yami Zweifel an der Echtheit ihrer Liebe aufkommen ließen. Doch andererseits konnte Seto so liebevoll sein…wenn seine Augen keine Kälte, sondern Gefühl versprühten, dann war Yami sich sicher, dass Seto ihn liebte. Und diese kurzen Momente reichten ihm aus, um sich von den Befürchtungen seiner Freunde loszusagen. Ja, Bakura war wirklich nicht der Einzige, der Yami schon mal darauf hingewiesen hatte, dass ihre Liebe wohlmöglich nur einseitig war. Doch hatten sie es mittlerweile aufgegeben. Nur Bakura nicht. Und wenn er nicht irgendwann selbst einmal einen so liebevollen Moment Setos miterlebte, so würde er wohl auch niemals ruhe geben. Müde schloss Yami die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder, um das Gesicht der Göttin nicht zu sehen. Es waberte vor seinem inneren Auge und würde ihn heute Nacht sicherlich nicht schlafen lassen. „Man Bakura, wo bleibst du denn?“ „Hast du mich so vermisst?“ Erschrocken fuhr Yami hoch und schenkte dem Weißhaarigen ein gespielt böses Funkeln. „Kannst du dich nicht lauter anschleichen? Selbst ein Ninja wäre lauter gewesen.“ Bakura grinste jedoch nur, zog sich sein Shirt über den Kopf, da ihm darin wohl zu warm war und machte es sich auf dem Schreibtischstuhl bequem. „Ist auch keine große Kunst, wenn du so abwesend vor dich hin starrst“, sagte er grinsend und seine Augen funkelten fröhlich, was Yami die Stirn runzeln ließ. „Geht es dir gut?“ „Warum sollte es nicht?“ „Weil es draußen heiß ist und du strahlst als hätten wir Minustemperaturen.“ „So heiß ist es eigentlich gar nicht.“ Nach diesen Worten war es endgültig vorbei. Irgendwas musste ihm entgangen sein, dass er solche Worte aus Bakuras Mund hörte. In der Schule war er doch noch am Boden gewesen und jetzt beschwerte er sich nicht mal mehr über die Hitze?!?!? Dann schien Yami jedoch zu begreifen und auch er grinste leicht. „Dein Date mit Marik hat dir wohl gut getan.“ „Wie kommst du darauf?“ „Du bist so gut gelaunt.“ „Ach, bin ich das?“ „Jetzt sei doch nicht gleich wieder garstig.“ „Bin ich doch gar nicht.“ „Doch, bist du.“ „Nein.“ „Doch!“ Bakura fuhr sich seufzend durch die Haare und verlegte dann seinen Sitzplatz an Yamis Seite. „Du bist doch nicht enttäuscht, oder eifersüchtig?“ Verwirrt blinzelte Yami. „Enttäuscht? Eifer….ich soll auf Marik eifersüchtig sein?“ „Also würde mich mein Verlobter betrügen, ich wäre das wohl.“ Yami verdrehte die Augen. „Kura! Wie oft denn noch? Wir sind nicht…“ „…verlobt“, beendete der Weißhaarige den Satz. „Und du willst daran wirklich nichts ändern?“ „Nein, Bakura. Du bist mein bester Freund und das genügt doch.“ „Dir vielleicht“, murmelte Bakura leise und fixierte den dunkelblauen Teppich. „Was macht Seto so viel besser als mich? Was kann er dir geben, was ich nicht auch könnte?“ „Bakura!“ rief Yami erschrocken und packte seinen Freund an den Schultern um zu verhindern, dass dieser in ein altes Loch hinab stürzte. „Nun ist aber gut. Nur weil ich mit Seto zusammen bin, heißt das doch nicht, dass ich nicht auch dich liebe. Es ist nur eine andere Art von Liebe. Wie von Bruder zu Bruder.“ Doch Yamis Worte schienen den Älteren kaum zu erreichen. Mit einem eigenartigen Lächeln auf den Lippen starrte er noch immer den Teppich an. „Weißt du, Marik ist wirklich nett. Oder einfach nur dumm sich auf mich einzulassen.“ „Bakura…“ „Vielleicht lässt er sich aber auch gar nicht auf mich ein….sondern will, dass ich mich auf ihn einlasse.“ „Hör auf damit Bakura!“ Yami schrie schon fast und schüttelte den Weißhaarigen an den Schultern. Dennoch drang er nicht zu ihm durch. „Diese verstaubten Ägypter….sollen sie doch alle in der Wüste verrotten! Muss schön sein zuzusehen, wie die Geier ihnen die Augen aushacken.“ „Hör auf!“ Diesmal schlang der Violettäugige die Arme um Bakuras Hals und drückte ihn so an sich. Erste Tränen liefen an seinen Wangen hinab. „Ich hab dich doch lieb, Bakura….ich hab dich doch lieb“, versicherte er immer wieder und dann…regte Bakura sich endlich wieder, schien aus seiner Starre erwacht zu sein. Yami zog den Kopf ein Stück zurück, um dem Älteren in die Augen sehen zu können, welche dunkel waren und es Yami unmöglich machten in ihnen zu lesen. Wie elektrisiert zuckte er zusammen, als sich eine Hand auf seinen Rücken legte. „Kura?“, fragte Yami vorsichtig, da er nicht wusste, was dieser nun vorhatte. Zudem spürte er ein vertrautes Gefühl in seiner Nähe. Es musste Seth sein. Aus den Augenwinkeln suchte Yami den Raum ab, in der Hoffnung zu erahnen, woher das Gefühl der Anwesenheit kam und diese Abgelenktheit war sein Fehler. Ehe der Schwarzhaarige überhaupt registrierte, was passiert war, lag er auch schon auf dem Rücken, Bakura über sich. Er öffnete den Mund um zu fragen, was das sollte, doch dazu kam er gar nicht mehr. Bakura küsste ihn. Ein kalter Kuss, barsch und grob, wie die Finger, die unter sein Oberteil krochen. Erschrocken weiteten sich Yamis Augen. /Das tut er nicht wirklich….ich träume! Er würde so etwas nie tun!/ Verzweifelt stemmte er die Hände gegen die Brust des Älteren, doch dieser rührte sich keinen Millimeter, löste lediglich den Kuss, um anstatt der Lippen den Hals in Beschlag zu nehmen. „Lass das“, forderte Yami, versuchte nun die Hand wegzuschieben, die drauf und dran war ihn seiner Hose zu entledigen. „Verdammt Bakura, lass den Scheiß! Das ist nicht lustig!“ Aus dem Augenwinkel nahm Yami eine Bewegung war und kurz fing er einen Blick aus blauen Augen auf, bevor im nächsten Moment Bakura von ihm runtergezerrt wurde. Kapitel 12: Liebe? ------------------ Weiter geht's! Zurzeit bin ich richtig schreibmotiviert. Ist mal ne nette Abwechslung, wo ich vorher so lustlos war. Ich hab echt überlegt nach dieser ff mit dem Schreiben aufzuhören. Aber nun, wo zur Zeit in meinen rpgs kaum noch was los ist und alle meine Elektrogeräte nach einander krepieren, habe ich wieder Zeit und Lust zum Schreiben gefunden. Heißt also, ich werde noch eine ganze Weile hier rum spuken ^^ Ich hab übrigens, nun wo Nephtys Identität geklärt ist, vergessen zu erwähnen, dass die ganze Zeit in der Charakterbeschreibung ein Hinweis auf sie versteckt war. Das Bild, das ich für die ENS-Liste genommen habe ist eine Duel Monsters Karte, die sich Nephthys Butlerin nennt. So weit ich weiß tauchte sie aber im Anime nicht auf, zumindest nicht in YGO. Vielleicht aber bei GX oder 5D, aber das weiß ich nicht. Und nun viel Spaß beim Lesen. 13. Liebe? Bakura schlug hart auf dem Boden auf und blinzelte einen Moment verwirrt, während er den Raum nach der Person absuchte, die ihn weggezerrt hatte. Doch niemand außer ihm und Yami schien hier zu sein. Zumindest aus seiner Sicht, denn Yami nahm etwas vollkommen anderes wahr. Violette Seelenspiegel trafen auf dunkelblaue. Ein Gesicht ohne Makel, fast schon zu perfekt, und langes braunes Haar. Yami war wie gebannt von diesem Anblick und er begriff, wen er hier vor sich hatte. Das musste Seth sein! Seine Ähnlichkeit mit Seto war wirklich erstaunlich. Also war er es, der ihn im Museum vor der Lampe gerettet hatte. Yami öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dazu kam er nicht, denn Bakura machte so eben auf sich aufmerksam. Der Weißhaarige sah seinen Freund schuldbewusst an. „Yami…ich..“, begann er und streckte die Arme nach ihm aus, doch ein Kopfschütteln ließ ihn abbrechen. „Bitte geh.“, bat Yami und schlang die Arme um sich. „Lass mich in ruhe.“ „Aber-„ „Kein Aber! Verschwinde jetzt!“ „Yami, ich wollte das nicht.“, versuchte Bakura es erneut und setzte sich neben den Jüngeren. Dieser sah ihn jedoch nur wütend an. „Du hast es aber getan.“, zischte Yami. „Und falls das lustig sein sollte, das war es nicht! Hast du sie eigentlich noch alle, mich flachlegen zu wollen??“ „Ich wollte dich nicht…“ „Ach nein? Und was war das dann, bitteschön?“ „Ich weiß nicht, was ich getan habe!“ „Dann denk mal darüber nach. Und wenn du wieder bei Verstand bist, kannst du wieder kommen.“ fauchte Yami. Neben ihm baute Seth sich drohend auf, die Augen zu Schlitzen verengt. Niemand vergriff sich an seinen Geliebten! Schon gar nicht gegen dessen Willen. Bakura streckte die Hand nach Yami aus, zog sie dann aber wieder zurück und wandte den Blick gen Boden. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch ließ er es dann. Stattdessen stand Bakura auf und verließ das Zimmer. Laut fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Yami sah ihm nach und rutschte dann zittrig weiter nach hinten aufs Bett. „Warum muss mir der ganze Mist passieren? Nicht nur, dass ich wahrscheinlich Seto verliere, jetzt auch noch Bakura!“ Yami schluchzte auf und zuckte im nächsten Moment zusammen, als ihn etwas an der Wange streifte. Erschrocken riss er die Augen auf, beruhigte sich jedoch wieder, als er Seth erkannte. Zumindest schien er es zu sein. Die Energie, die Seth aus dem Panteon gestohlen hatte, erlaubte ihm seinen Körper halbwegs zu materialisieren. „Seth?“ fragte Yami leise, woraufhin die Gottheit nickte. „Atemu.“, erwiderte Seth so liebevoll, dass der Schwarzhaarige erschauerte, doch wurde er wieder misstrauisch, als der Ältere sich zu ihm setzte. Er hatte keine Lust schon wieder begrabscht zu werden. Doch das geschah auch gar nicht. Alles was Seth tat war, ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Es war ein eigenartiges Gefühl. Es war kein wirklicher Körper, den Yami spüren konnte, doch war es mehr als bloße Luft. Es schien ein Gebilde aus Sand zu sein, zumindest fühlte es sich sandig an. Dort, wo seine Wange an der Schulter Seths lehnte. /Es ist so herrlich warm, so…vertraut./ Wie schön es doch wäre, wenn Seto so etwas auch mal tun würde. Ihn einfach im Arm zu halten, wenn er Trost brauchte. Und nicht nur, um mit ihm zu schlafen. Langsam drehte Yami den Kopf ein Stück nach hinten, um in Seths Gesicht sehen zu können. Sein Blick wurde erwidertet, aus blauen Augen, die so viel Wärme und Liebe ausstrahlten, dass Yamis Herz schneller klopfte und er schenkte Seth ein ehrliches Lächeln. /Wenn ich wirklich Atemu bin, wie wundervoll muss es damals gewesen sein von ihm geliebt zu werden?/ Für den Schwarzhaarigen stand in diesem Moment die Zeit still. Für ihn war es klar: er liebte Seth und hatte Seto nur wegen ihrer Ähnlichkeit zu einander geliebt. Nur deshalb hatte er sich alles von Seto gefallen lassen, weil er ihn mit Seth gleichgesetzt hatte. /Soll Nephtys mich doch jagen. Seth hat mich schon einmal vor ihr beschützt und er wird es wieder tun. Er wird mich schützen, weil er mich liebt./ „Ich liebe dich.“, hauchte Yami, dabei war es ihm gleich, ob Seth seine Sprache verstand, oder nicht. Die Bedeutung dieser drei Worte, konnte man auch verstehen, ohne die richtige Sprache zu sprechen. Er konnte hören, wie Seth seinen altägyptischen Namen murmelte und ihm weitere Worte anhing. Die Antwort, auf seine Liebeserklärung, da war Yami sich sicher. Wärme breitete sich in seinem gesamten Körper aus und er legte eine Hand auf Seths Schulter, um sich abzustützen, als er sich vorbeugte und den Gott küsste. Es war ein eigenartiges Gefühl, immerhin war Seths Körper nicht wirklich echt, doch das änderte sich zu Yamis Überraschung schnell. Eine Hand legte sich in seinen Nacken, der Kuss wurde vertieft und die Lippen, die sich an die seinen pressten, wurden lebendiger, fleischiger. „Atemu, endlich.“, hauchte Seth zu Yamis Überraschung. „Du sprichst ja doch Japanisch.“, stellte er überrascht fest, doch Seth schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich kann deine Sprache noch immer nicht. Es ist der uralte Zauber, der nun wieder erwacht ist, und mir erlaubt dich zu verstehen und zu berühren.“ „Ein Zauber?“, fragte Yami, während er durch das braune Haar strich. „Was für ein Zauber?“ Seth lächelte amüsiert. „Der stärkste aller Zauber.“, erwiderte er nur und zog Yami dann in einen weiteren sehnsuchtsvollen Kuss, den der Jüngere nur zu gerne erwiderte. „Bakura?“ verwundert hob Marik den Kopf, als er den Weißhaarigen unter den Museumsbesuchern entdeckte und ging zielstrebig auf ihn zu. „Was machst du hier?“ Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und lehnte sich an die Wand in seinem Rücken. Seufzend fuhr sich Marik durch die Haare und warf einen kurzen Blick zu der wartenden Gruppe. „Bakura, ich muss arbeiten. Nun sag schon was los ist.“ „Wenn ich nur störe-“ „So war das doch nicht gemeint!“ unterbrach Marik ihn hastig. „Du störst nicht, aber der Direktor reist mir den Kopf ab, wenn ich die Besucher zu lange warten lasse.“ „Ich will ja auch nicht reden, oder so.“, murmelte der Weißhaarige leise, den Blick zu Boden gerichtet, sodass die Haare Marik sämtliche Sicht auf sein Gesicht verwehrten. „Du machst es mir wirklich nicht einfach.“, seufzte der Ägypter und griff dann nach Bakuras Ärmel, was diesen dazu brachte den Blick doch ein Stück zu heben. „Gib mir eine Stunde. Danach kann ich Kyo sicher überreden für mich weiter zu machen. Kannst du so lange warten?“ Wieder nur ein Schulterzucken. „Ich warte hier doch eh schon seit einer Stunde. Auf eine mehr oder weniger kommt es auch nicht an.“ „Du wartest schon seit einer Stunde hier?“ ungläubig weiteten sich Mariks Augen ein Stück, ehe er nur den Kopf schüttelte und nach Bakuras Hand griff, um ihn mit sich zu ziehen. „Na los! Wenn du schon Eintritt bezahlt hast, dann kannst du auch die Führung mit machen.“ Ohne den geringsten Widerstand zu leisten ließ Bakura sich zur Gruppe führen und trottete der Menge hinterher durch die Hallen. Doch wirklich zuhören, was Marik erzählte, das tat er nicht. Stattdessen hing er schweigsam seinen Gedanken nach. Dieses Verhalten änderte er auch nicht, nachdem sie später durch die antik gestaltete Parkanlage des Museums gingen. Marik schwieg ebenfalls. Bakura würde sicherlich von selbst anfangen zu reden, wenn er sagen wollte, was in ihm vorging. Und damit sollte er Recht behalten. Sie hatten eine steinerne Brücke erreicht, die über einen künstlich angelegten See ging. An das Geländer gelegt beobachteten sie die Goldfische unter der Wasseroberfläche…oder ihr verzerrtes Spiegelbild. „Magst du mich?“ Überrascht blinzelte Marik und drehte den Kopf ein Stück, um den Älteren anzusehen. „Warum fragst du mich immer solche Sachen?“ „Und warum antwortest du mir nicht einfach? Was ist so schlimm daran?“ Ein Seufzen. „Kann es sein, dass du unter Minderwertigkeitskomplexen leidest?“, fragte Marik halb im Scherz und er schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Zumindest sah Bakura ihn nun an. „Wie kommst du darauf?“ „Ach, einfach nur so.“, winkte der Ägypter ab und sah wieder aufs Wasser. „Du willst also wissen, was ich von dir denke?“, fragte Marik und fuhr ohne eine Antwort abzuwarten fort. „Ich kenne dich noch nicht sehr lange und kann dich daher sicherlich weniger gut beurteilen, als deine Freunde. Aber was ich mit Gewissheit sagen kann ist, dass du mir bisher sehr sympathisch bist. Du bist nett, aber dennoch glaube ich, dass du bisher nicht so bist, wie du eigentlich sein solltest. Irgendwas bedrückt dich. Etwas, was du nicht sagen möchtest.“ Ein kurzes trockenes Auflachen folgte. „Es gibt viel, über das ich nicht rede. Mit niemanden.“ Er betonte das letzte Wort besonders und drehte sich herum, sodass er nun mit dem Rücken an der Brüstung lehnte. „Und dass du heute zu mir gekommen bist gehört dazu?“, fragte Marik und drehte Bakura den Kopf zu. „Auch.“ „Wenn du darüber nicht reden möchtest, warum bist du dann zu mir gekommen?“ „Ich bin nicht zu dir gekommen.“, bestritt Bakura sofort. „Ich bin ins Museum gekommen.“ „In dem ich zufällig arbeite.“, konterte Marik und streckte die Hand nach Bakuras Wange aus, um über sie zu streicheln. „Na sag schon; was wolltest du von mir, wenn du nicht über dein Problem reden wolltest?“ „Bei der Führung…du hast von Legenden erzählt. Von Göttern, Flüchen…Magie. Glaubst du so etwas gibt es wirklich?“ als Marik ihn fragend ansah fuhr er fort. „Manchmal habe ich das Gefühl als würde jemand Fremdes mich lenken. Und ich tu und sage Dinge, die ich eigentlich nicht will…Warum lachst du nicht?“ „Warum sollte ich lachen?“ „Weil es bescheuert ist so was zu denken. Sich einzureden, was man tut hätte man nicht aus freien Stücken getan.“, fauchte Bakura wütend auf sich selbst und entzog sich Mariks Hand, indem er sich wieder zum Teich umdrehte. „Für mich ist das nicht bescheuert.“, sagte Marik besänftigend und strich sich seufzend durchs Haar. „Meine Schwester predigt mir tagein, tagaus, dass es Magie und Flüche gibt. Irgendwie hat das wohl auf mich abgefärbt, sonst würde ich nicht hiermit rumlaufen.“, erklärte er und zog dabei ein Lederband aus dem Kragen seines T-Shirts, an welchem mehrere Anhänger hingen. „Was ist das? Sieht aus, als hättest du es beim Glücksradspielen auf dem Rummel gewonnen.“, grummelte Bakura. „Altägyptische Glücksbringer, um das Unheil abzuwenden. Oder auch Flüche.“, erklärte Marik und löste einen der Anhänger von dem Lederband, um ihn Bakura hinzuhalten. „Hier.“ „Was soll ich damit?“, fragte Bakura mit einem Knurren und schenkte dem aus dunklem Holz geschnitzten Skarabäus nur einen abwertenden Blick. „Wenn du glaubst, dass dich jemand beeinflusst, dann beschützt er dich vielleicht davor.“, sagte Marik und hielt dem Weißhaarigen den Anhänger auffordernd entgegen. „Nun nimm schon. Ein Geschenk lehnt man nicht ab. Da will man mal nett sein und helfen und…“ „Ist ja gut!“, unterbrach Bakura ihn ruppig. „Ich nehme ihn ja!“ Er nahm Marik den Käfer aus der Hand und betrachtete ihn, bevor er ihn in seine Hosentasche schob. „Danke.“, murmelte er leise und sah dann wieder auf das Wasser, konnte so Mariks Lächeln nicht sehen. „Du musst ihn um den Hals tragen. Am besten auf Herzhöhe, dann wirkt der Zauber am stärksten. So hat es mir zumindest meine Schwester erzählt. Wollen wir nicht in den Schatten gehen? Sonst kriegst du mir noch einen Sonnenbrand.“ Das Marik damit das falsche Thema angesprochen hatte, bemerkte er erst, als Bakura ihn finster anfunkelte. „Ich kann sehr gut alleine auf mich aufpassen.“, zischte er und drehte sich bedrohlich zu Marik um. „Als ob ich nur fünf Minuten in die Sonne zu gehen bräuchte, um krebsrot zu werden!“ „Jetzt sieh das doch nicht wieder als Angriff. Wie soll das denn mit uns was werden, wenn du immer gleich in die Luft gehst?“ „Dann wird es eben nichts mit uns.“, giftete Bakura zurück und wandte sich ab, um zu gehen. Auf halbem Weg jedoch hielt er inne und ging zu Marik zurück. Sanft legte er beide Hände auf Mariks Wangen und brachte ihre Gesichter nahe zusammen. „Würdest du denn wirklich mit mir gehen wollen?“, fragte er so leise, als hätte er Angst vor der Antwort. „Ich…ja.“, hauchte Marik und legte seine Arme auf Bakuras Oberkörper ab. „Das würde ich sehr gerne. Lachst du dann auch wieder für mich? Ich meine, so wie du am Abend nach unserem Date warst. Da warst du so lebensfroh. Bist du das auch wieder, wenn wir jetzt zusammen sind?“ Einen Moment schwieg Bakura, bevor er nickte. „Ich will es versuchen, Marik.“, sagte er leise und küsste den Ägypter dann. Ein kleines Glücksgefühl machte sich in ihm breit. Doch konnte er die Realität kaum glauben. Jemanden gefunden zu haben, der ihn vielleicht lieben konnte. Jemand, für den er nicht wertlos war, keine Missgeburt. Ein letztes schwarzes Haar löste sich vom Hals des Weißhaarigen und wurde vom Wind davongetragen, doch niemand schenkte ihm Beachtung. Marik beobachtete, wie Bakura seine rechte Hand auf Brusthöhe hob und dort mit den Fingern von Mariks Linker verhakte. „Dann ziehen sich Gegensätze also doch an?“ seine Feststellung klang fragend und es dauerte eine Weile, bis der Ägypter begriff, wie Bakura das meinte. Er folgte dessen Blick zu ihren verhakten Händen. Die Porzellanhaut hob sich deutlich von der sonnenbraunen ab. Hell und dunkel. Marik schmunzelte. Auf was für eigenartige Vergleiche der Ältere kam war wirklich unglaublich. „Ja.“, sagte Marik schließlich und lächelte. „Gegensätze ziehen sich an.“ Kaum, dass er es ausgesprochen hatte spürte er auch schon eine Hand an seiner Hüfte, die ihn näher an Bakura zog und erneut trafen sich ihre Lippen. Inniger, als zuvor noch und Marik errötete. Zwar waren sie hier an einem relativ unbesuchten Ort, aber dennoch in der Öffentlichkeit. Und wenn zwei Männer sich küssten war das sicherlich noch etwas anderes, als wenn es ein normales Pärchen tat. /Schon komisch. Wegen seiner Haut- und Haarfarbe schämt er sich, doch mich hier zu küssen scheint ihn nicht zu stören./ fuhr es Marik durch den Kopf und verlegen lächelte er, als sich ihre Lippen von einander lösten. „Genau so will ich dich sehen.“, sagte der Ägypter, als ein Leuchten in die braunen Tiefen zurückkehrte und er hoffte, dass es diesmal länger anhielt, als lediglich einige Stunden. „Bitte bring sie zurück.“, bat Yami leise und hielt Seth die Ohrringe entgegen, woraufhin dieser nur fest die Lippen aufeinander presste. „Sie gehören dem Museum.“ „Sie gehören dir.“, widersprach der Gott ihm sofort. „Damals vielleicht, aber jetzt nicht mehr. Das ist Kultureigentum.“ „Warum willst du sie nicht tragen?“, fragte Seth bockig, wie ein kleines Kind. „Du hast sie sonst nie abgelegt!“ „Ich bin kein Pharao mehr.“, erklärte Yami ruhig, „Ich kann mit solch auffälligem Goldschmuck nicht rumlaufen, er darf sich noch nicht mal in meinem Besitz befinden. Er gehört dem ägyptischen Museum und wenn die Polizei herausfindet, dass ich im Besitz der Ohrringe bin nehmen sie mich fest.“ „Eure Welt ist sehr komisch.“, murrte Seth, „Wie können gewöhnliche Polizisten den Pharao gefangen nehmen? Als ein Sohn der Götter ist er unfehlbar!“ „Du müsstest doch eigentlich wissen, dass selbst Götter Fehler machen.“, widersprach der Schwarzhaarige und drückte Seth nun bestimmend die Ohrringe in die Hand. „Meine Welt unterliegt anderen Regeln.“ „Dann komm in meine Welt.“ „Was?“ Yami sah den Älteren an, als wäre dieser verrückt geworden, während Seth sich über ihn beugte und auffordernd anblickte. „Ich mag zwar aus dem Panteon verbannt worden sein, aber das heißt nicht, dass ich dir nicht trotzdem etwas bieten kann. Ich könnte den schönsten Palast für dich erschaffen, die prunkvollsten Gewänder, alles was du willst.“ Entschieden schüttelte Yami den Kopf. „Hier ist mein Zuhause, hier fühle ich mich wohl Seth. Reiß mich nicht aus meiner Welt.“ Die Gottheit schwieg für einen Moment und schien in den funkelnden Amethysten nach etwas zu suchen, was sie nicht fand. Seth setzte sich wieder zurück und sein Blick heftete sich kurz auf den Rosenstrauß, den Yami noch immer nicht entsorgt hatte. Zwar wusste der Braunhaarige nicht, von wem die Blumen stammten, doch dass sie nur von einer Konkurrenz stammen konnten war ihm klar. „Früher hättest du anders geantwortet.“, sagte er vorwurfsvoll, „Du hattest gesagt, wenn du als Pharao gegenüber deinem Volk nicht verpflichtet wärst, wärst du sofort mit mir gegangen.“ „Ich bin aber kein Pharao.“, wiederholte Yami, diesmal jedoch energischer, als zuvor. „Ich bin zwar Atemus Wiedergeburt, aber ich bin dennoch ich! Ich bin nicht so erzogen wie er, ich hab nicht so gelebt wie er. Vielleicht wäre er mit dir gegangen, um seinem Leben zu entfliehen, aber ich bin glücklich mit dem, was ich habe. Ich hab Familie hier, ich hab Freunde.“ „Und die sind dir wichtiger als ich?“, fragte Seth anschuldigend und sein Körper verlor etwas von seiner festen Materie, da der zuvor noch herrschende Zauber nachließ. „Ich liebe auch sie. Und sie zu verlassen kann ich ihnen nicht antun. Denk doch mal an deine Familie, an deine Freunde. Würden sie nicht auch leiden, wenn du einfach verschwindest?“ Seth sprang auf und eisige Kälte trat in seine Augen, während seine körperliche Gestalt sich mehr und mehr verflüchtigte. „Meine Familie hat mich verbannt.“, zischte er, „Ich lebe im Exil und du!“ er spie das Wort geradezu aus und deutete dabei mit seinem ausgestrecktem Zeigefinger auf Yami. „Du bist nichts weiter als eine billige Kopie. Du bist nicht mein Atemu! Du bist nicht würdig seine Wiedergeburt zu sein!“, schrie er schnappte die Ohrringe von der Bettdecke, auf welche er sie hatte fallen lassen und löste er sich in einem letzten Wirbeln von Sand auf. Yami spürte einen scharfen Stich in seinem Herzen und biss sich auf die Unterlippe. Nun ließ ihn auch noch Seth allein. Seto, Bakura, Seth….was machte er nur falsch, dass alles schief ging? /Seth sagt ich wäre nicht wie Atemu. Aber ist das denn verwunderlich? Zwischen uns liegen 5000 Jahre! Er wuchs als Pharao auf, war sicherlich verwöhnt worden, wie kein zweiter. Und ich bin nur ein gewöhnlicher Mensch. Das wir vollkommen gleich sind ist deshalb gar nicht möglich./ Die Bettdecke raschelte leise, als Yami die Beine anzog, um seine Arme um sie zu schlingen. „Ich wünschte, dass alles hier wäre nur ein Alptraum, aus dem ich gleich erwachen könnte.“, murmelte er leise und erschöpft schloss er die Augen. Sein Handy begann zu klingeln und mit einem Ächzen langte Yami nach dem Gerät, dass ihm noch immer lautstark den Eingang einer SMS verkündete. ‚Mein Flieger landet in einer Stunde. Kommst du zum Flughafen? Seto’ Yami erstarrte. Seto kam zurück? Warum ausgerechnet jetzt? Er wusste doch noch gar nicht, wie er ihm erklären konnte, dass er die ganze Zeit über einen anderen geliebt hatte! Doch wenn Seto wirklich jemand anderen kennen gelernt hatte, dann brauchte er sich darum eigentlich keine Gedanken zu machen. Worum er sich Gedanken machen musste, war etwas ganz anderes. Nämlich die Tatsache, dass sein Herz vor Freude Seto wieder zu sehen schneller schlug. Warum dachte er so? Er liebte doch Seth! Darüber war er sich doch nun auch klar. Aber warum sehnte er sich dann trotzdem noch danach seinen geliebten Eisdrachen wieder zu sehen? Die Gefühle zu ihm waren doch nie echt gewesen. „Seto…“, murmelte Yami leise und strich mit den Fingern sanft über die Rosenblüten, „Wie soll ich mich dir gegenüber verhalten? Liebe ich Seth? Oder gilt meine Liebe doch dir?“ Kapitel 13: Bruchstücke ----------------------- Diesmal ohne großen Kommentar: Viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel. 14. Bruchstücke Mariks Zunge schnellte vor, fing geschickt den weißen Tropfen auf, bevor dieser seine Finger erreicht hatte und ließ ihn hinter seinen Lippen verschwinden. Genüsslich leckte er sich über diese, ehe er sich wieder dem Objekt in seiner Hand widmete. Ausgiebig fuhr er die Rundung entlang, stülpte schließlich seinen Mund darüber und saugte fest, bevor er sich wieder löste. Bakura gab ein Keuchen von sich und legte den Kopf in den Nacken. „Heiß,“ hauchte er und schloss für einen Moment die Augen. Dann ließ auch er seine Zunge wieder arbeiten und schluckte einen Teil der hellen Flüssigkeit hinunter. „Wollen wir in den Schatten gehen?“ erkundigte Marik sich. „Dann läuft uns auch nicht ständig das Eis davon.“ Bakura nickte und beide erhoben sich von dem Rand des Brunnens, an dem sie eben noch gesessen hatten um sich stattdessen unter dem dichten Blätterdach eines Baumes niederzulassen. Die Blätter waren längst nicht mehr so sattgrün, wie zu Beginn der Woche. Die ungewöhnliche Hitze machte den Pflanzen zu schaffen und vor allem auch Bakura. „Halt mal.“, forderte er Marik auf und drückte ihm kurzerhand sein Eis in die Hand, um sich seines Shirts zu entledigen. Solange er im Schatten blieb, würde er sich schon keinen Sonnenbrand einfangen. „So ist’s besser.“, sagte er noch und nahm Marik dann sein Eis ab, welches schon wieder dabei war, sich zu verflüssigen. Bei Marik war es nicht anders, doch lief das Eis bei ihm unbemerkt über seinen Handrücken. Denn der Ägypter war damit beschäftigt Bakura anzustarren. Nie und nimmer hätte er unter dem dunklen Stoff einen so gut gebauten Körper vermutet. Seine Augen glitten immer wieder über den flachen Bauch, zum kräftigen Brustkorb, über die Schultern, zum Gesicht, in welchem sich die Hitze durch eine sachte Röte auf den Wangen abzeichnete, und wieder zurück. Unweigerlich musste Marik schlucken. Als Bakura die Blicke spürte drehte er ihm den Kopf zu und legte leicht die Stirn in Falten. „Was ist?“ fragte er und Marik schüttelte energisch den Kopf. „Nichts, gar nichts.“, behauptete er und wich mit dem Rücken an den Stamm zurück, als Bakura sich weiter zu ihm beugte. „Das glaub ich dir aber nicht. Warum starrst du mich so an?“, fragte er und das alte Misstrauen trat in seine Stimme zurück. „Es ist nichts Negatives.“, sagte Marik daher sofort und versuchte nicht in die forschenden braunen Tiefen zu sehen. „Ich hab nur…festgestellt, dass…das…“ /Verdammt Marik, reiß dich zusammen! Mach doch nicht auf schüchtern!/ „Ich höre?“, bohrte der Weißhaarige weiter und er griff Mariks Hand, die das Hörnchen hielt, um ihm das Eis vom Handrücken zu lecken. Erschrocken zuckte der Ägypter zusammen, lief rot an und versuchte sich aus dem Griff des Weißhaarigen zu befreien. Dieser schien damit jedoch gerechnet zu haben und dementsprechend fest war sein Griff auch, während er Marik frech anfunkelte. „Bakura, hier sehen uns doch ständig Leute.“ „Na und?“, kam es desinteressiert und Marik wurde einmal mehr darin bestätigt, dass Bakura wohl nur Hemmungen zu haben schien, wenn es um sein Äußeres ging. „Darf ich meinen Freund etwa nicht berühren?“ Hastig wandte Marik den Blick ab, da Bakura fortfuhr ihm über den Handrücken zu lecken, obwohl längst kein Eis mehr an der Haut klebte. Zudem erwischte Marik sich dabei, wie seine Gedanken in nicht völlig jugendfreie Sphären abglitten. „Schon gut, ich sag’s ja! Aber lass bitte meine Hand wieder los.“ „Warum? Gefällt dir das nicht?“ „Doch, natürlich!“, widersprach Marik sogleich und das wohl etwas zu hastig, wie Bakuras breites Grinsen ihm verriet. „Aber nicht hier, wo alle zusehen können.“ „Also wäre es dir recht, wenn ich weiter mache, wenn wir bei dir sind?“ Marik wollte schon zustimmen, doch hielt er sich im letzten Moment zurück und misstrauisch blickte er Bakura an. „Momentchen mal! Was hast du vor? Willst du mich in die Kiste kriegen?“ Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter, dämonenhafter. „Vielleicht.“, sagte Bakura nur und ließ von Mariks Hand ab, wandte sich stattdessen wieder seinem Eis zu. „Also? Was hast du festgestellt?“ „Das du einen geilen Body hast.“, sagte Marik und hatte sein Kompliment somit etwas anders ausgedrückt, als er eigentlich hatte sagen wollen. Doch das war nun die Strafe und er schluckte den letzten Rest seiner Kugel hinunter, um das Hörnchen essen zu können. Der Weißhaarige zuckte nur schlicht mit den Schultern. „Ich mache Kampfsport.“, erklärte er seinen körperlichen Zustand einfach und brachte Marik somit zum Seufzen. /Und das sicherlich nicht nur, weil dir das Training Spaß macht./ er ließ diesen Gedanken unausgesprochen und stattdessen aß er das Hörnchen auf und legte die Hände auf Bakuras Schultern, wodurch er sich ein wenig über den Älteren beugen musste und ihre Gesichter nahe zueinander brachte. „Ich finde, dass du schön bist.“, sagte er geradeheraus und mit neuer Röte auf den Wangen. „Nur weil du durch dein Aussehen äußerlich anders bist macht dich das doch nicht zu einem schlechten Menschen. Sieh mich doch mal an. Mit meinen blonden Haaren falle ich in Ägypten auch überall auf.“ Marik wollte das noch weiter ausführen, doch Bakura hielt ihn mit einem Kopfschütteln davon ab. „Du verstehst nicht worum es geht.“, sagte er kühl und zog sich sein Shirt wieder über. „Also hör auf solche Dinge zu sagen.“ Der Weißhaarige stand auf und klopfte sich das Gras von der Hose, bevor er sein Eis auf aß. „Gehen wir.“ Langsam stand Marik von der Wiese auf und folgte Bakura, jedoch mit ein paar Schritten Abstand. „Bist du böse auf mich?“, fragte er zögerlich. Der Weißhaarige blieb stehen und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein.“ Er drehte sich um und hielt Marik seine Hand entgegen. „Und jetzt komm her.“ Seine Mundwinkel zuckten in dem krampfhaften Versuch ihnen ein Lächeln abzuringen. Marik lächelte zurück, ergriff Bakuras Hand und ließ sie nicht mehr los. Es rumpelte. Einmal, zweimal, dann war das Flugzeug sicher auf der Bahn gelandet und rollte langsam aus. Während einige Fluggäste an der alten Tradition festhielten dem Kapitän mit Applaus dafür zu danken, dass er sie lebend auf die Erde zurückgeholt hatte, faltete Seto seine Zeitung zusammen und steckte sie in seine Tasche zurück. Er frage sich, ob Yami wohl noch immer sauer auf ihn war, denn auf seine SMS, die er nach der Zwischenlandung geschickt hatte, hatte dieser nicht mehr geantwortet. /Wenn er will kann er ganz schön anstrengend sein./ dachte Seto, während er über die kleine Treppe den Flieger verließ und sich zum Shuttlebus begab. /Was mache ich eigentlich hier?/ diese Frage stellte Yami sich bereits zum zehnten Mal und zwar seit genau dem Zeitpunkt, an dem er den Spielladen verlassen hatte, um zum Flughafen zu gehen. Was er tat kam ihm falsch und Seto gegenüber nicht fair vor. Während sein Herz ihm sagte, dass er dem Älteren um den Hals fallen sollte, wehrte sein Kopf sich entschieden dagegen. Wenn seine Gefühle in Wahrheit Seth galten, dann konnte er unmöglich so mit Seto umgehen. Yami musste ihm die Wahrheit sagen. Zumindest einen Teil der Wahrheit, denn von Göttern und Magie würde der Braunhaarige nichts wissen wollen. Erschrocken fuhr Yamis Kopf in die Höhe, als ihm jemand eine Hand von hinten auf die Schulter legte. Er drehte sich um und sah direkt in zwei blaue Augen, in denen es für einen kurzen Moment funkelte. Dieses Funkeln bewies mehr, als Worte es jemals gekonnt hätten. Seto freute sich, ihn wieder zu sehen. Zwar konnte dieses kurze Zeichen die Erinnerungen an das Verhalten des Älteren nicht auslöschen, doch ließ es zumindest darauf schließen, dass Seto doch keine Andere hatte. „Erschreck mich doch nicht so.“, sagte Yami tadelnd und lächelte glücklich. Seine Hände zuckten kurz nach vorne, hatten den Konzernchef umarmen wollen, doch hielt Yami sich im letzten Moment zurück. Zum einen konnte sie hier jeder sehen und Seto hatte einen Ruf zu verlieren, zum anderen wollte Yami nicht mit seinen Gefühlen spielen. „Wie war dein Flug?“ fragte er stattdessen nur förmlich. „Lang.“, kam es ebenso trocken zurück. „Bist du immer noch sauer, oder warum guckst du so deprimiert.“ „Es hat etwas damit zu tun.“, sagte Yami leise und versuchte in den blauen Augen zu lesen. Doch die Maske des Älteren verwehrte ihm dies. „Ich muss mit dir über einiges reden, Seto.“ „Aber nicht hier.“, kam es abrupt von dem Älteren und mit einer Hand auf Yamis Rücken bugsierte er ihn vor sich her aus dem Flughafen. „Das hatte ich auch nicht vor.,“ kam es leise von dem Schwarzhaarigen zurück. Die Fahrt zur Kaibavilla kam Yami ungewöhnlich schnell vor. Doch lag es wohl daran, dass er überlegte, wie er Seto ihre momentane Situation deutlich machen konnte. Zudem machte ihn Setos Anspannung nur noch nervöser. Der Konzernchef schien tatsächlich beunruhigt darüber zu sein, was Yami von ihm wollen könnte. /Ich bin ihm also doch nicht egal, wenn er so unruhig ist. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen./ Doch Yami konnte sich nicht wirklich freuen. Es wäre leichter gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass er Seto nichts mehr bedeutete. Auch wenn ihm das wohl das Herz gebrochen hätte. Ein Herz, welches Seth sicherlich bereit war zu heilen. „Also? Worüber willst du jetzt mit mir reden?“ kam es kühl von dem Konzernchef. Er und sein fester Freund waren in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer, um nicht gestört zu werden. Während Yami auf dem Bett platz genommen hatte, stand Seto mit dem Rücken zu ihm am Fenster. Die Arme vor dem Oberkörper verschränkt starrten seine blauen Augen stur in den Garten. Es ließ Yami seufzen. „Es würde mir leichter fallen, wenn du mich ansehen würdest.“ „Nein!“, kam es eisig zurück und Yami fühlte sich unweigerlich an Bakura erinnert. Wenn dieser auf stur stellte, konnte man auch aus ihm kein Wort herausbekommen. „Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will!“ „Das bei dem Satz ‚wir müssen reden’ nichts Gutes bei raus kommt weiß jeder!“ ‚Und das verwundert dich?’ Diese Frage hätte Yami ihm wohl am liebsten gestellt, doch hielt er sich im letzten Moment zurück. Mit Seto zu streiten war das Letzte, was er wollte. Außerdem wusste dieser eh, dass er sich vernachlässigt fühlte. Immerhin hatte er ihn schon am Telefon angeschrien. Nun galt es sich um andere Dinge zu kümmern. „Du weißt, dass es nicht gerade einfach mit dir ist.“, begann Yami leise und blickte dabei auf den flauschigen Teppichboden, während sich seine Hände um die Bettkante klammerten. „Das ich immer bei dir an zweiter Stelle sein würde war mir schon lange klar, ebenso dass ich kaum Gefühle von dir gezeigt bekommen würde.“ Weiter kam er gar nicht, denn Seto drehte sich um und fiel ihm ins Wort. „Du musstest dich ja nicht mit einer nervtötenden Frau abgeben, die meint ihren Sohn immer wieder gegen den Vertrag aufwiegeln zu müssen!“ „Und du musstest dich 24 Stunden lang um sie kümmern?“, fragte Yami verbissen und hob den Blick, um in das Gesicht des Älteren zu sehen. „Wann hast du eigentlich vor wieder in deine Firma zu gehen, nun da du wieder hier bist? Morgen? Oder heute schon? Wahrscheinlich bringt unser Gespräch hier deinen Zeitplan völlig durcheinander!“ „Ich hab eben eine Firma zu leiten. Ich musste ihre Leitung lang genug anderen überlassen.“ „Und was ist mit mir? Du warst so lange nicht hier, da kann deine Firma doch ruhig noch einen Tag warten.“ „Du könntest auch warten.“, widersprach Seto störrisch wodurch Yami seinen letzten Rest an Selbstbeherrschung verlor. „Ich warte immer!“, rief er und vergrub das Gesicht in den Händen, damit Seto die aufkommenden Tränen nicht sah. „Ist es denn zu viel verlangt einmal deine Aufmerksamkeit nur für mich zu beanspruchen?“ Die Frage klang dumpf durch die Hände hindurch, die sich der Schwarzhaarige noch immer fest auf die Haut presste. „Gemeinsam mit dir einzuschlafen und zusammen mit dir wieder aufzuwachen?“ Der Jüngere rutschte vom Bett auf den Boden und sein gesamter Körper zitterte. Er hatte Angst vor Setos Antwort. Angst, dass dieser ihn abwies, ihn nicht mehr liebte. Und in seiner Not griff er nach der letzten Waffe, die ihm noch blieb. Die Finger rutschten von seinem Gesicht, fuhren stattdessen über den Teppichboden. „Ich hab jemanden kennen gelernt.“ Setos gesamter Körper spannte sich an, während der Satz von den Wänden wiederzuhallen schien und dabei immer lauter und dröhnender wurde. „Soll ich jetzt Angst haben, dass du Schluss machst?“ Mit einem trockenen Lachen versuchte er die Situation zu überspielen, doch es klappte nicht. Yami hob langsam den Kopf und sah den Älteren mit einem traurigen Blick an, der deutlich machte, dass er nicht scherzte. „Sein Name ist Seth und er ist dir ein wenig ähnlich. In einem gewissen Punkt ist er jedoch anders. Mit jedem Blick, jedem Wort zeigt er, dass er mich liebt.“ „Sei still.“, zischte Seto und ballte die Hände zu Fäusten, doch Yami fuhr unbekümmert fort. „Er kümmert sich um mich, ist immer vorsichtig, will nicht zu aufdringlich sein. Ich denke sogar Bakura wäre mit ihm zufrieden.“ „Du sollst still sein!“, schrie Seto. Seine Stimme bebte und in seinen Augen glühten Wut und Eifersucht. „Ich fass es nicht! Kaum bin ich nicht da, wirfst du dich dem Erstbesten an den Hals!“, beschuldigte er den Jüngeren und bedrohlich näherte er sich ihm, was Yami jedoch nicht aus der Ruhe bringen konnte. „Erstens: Du bist nie da Seto. Und zweitens hab ich mich ihm nicht an den Hals geworfen. Er kam zu mir und er war nett.“ „Nett!“ Verächtlich spie Seto das Wort aus. „Wer in deinen Augen ist denn nicht nett? Schon mal daran gedacht was er mit dir vorhat? Vergewaltiger und Mörder lauern an jeder Ecke!“ „Oh, ich bitte dich!“ Yami stand auf, wischte sich die letzten Tränenspuren von den Wangen und drehte sich bereits halb zur Tür. „Ganz plötzlich interessiert es dich, ob mir was passieren könnte. Man könnte meinen du hättest mir einen Spionageroboter angeklebt, der in den letzten Wochen überprüft hat, ob es mir gut geht, damit du mich nicht anzurufen brauchtest! Ich gehe jetzt. Und da du es von selbst wahrscheinlich eh nicht bemerken wirst, so selten wie du hier bist, ich wohne zurzeit wieder bei meinem Großvater.“ „Nein!“, schrie Seto und griff nach Yamis Oberarm, damit dieser das Zimmer nicht verlassen konnte. „Du wirst nicht zu ihm gehen! Du bist mit mir zusammen!“ „Das hast du nicht zu entscheiden.“, widersprach Yami ihm und er versuchte sich loszureißen, doch Setos Griff war zu fest. Er schleuderte ihn nach hinten und die Matratze quietschte, als Yami auf ihr fiel, während Seto sich über ihn beugte. „Du wirst mich nicht verlassen!“ Die Stimme des Braunhaarigen bebte wieder, doch nun schwang Verzweiflung in ihr mit, die Angst Yami tatsächlich an einen anderen zu verlieren. Kurz flackerte es in seinen Augen und Yami spürte, wie sein Widerstand verebbte. Seto machte ihn einfach schwach. Als er ergeben die Augen schloss spürte er die Lippen des Älteren auf seinen, wie sie zu seinem Hals glitten und Hände unter sein Shirt fuhren. „Nicht jetzt, bitte.“, bat Yami mit sanfter Stimme und schlug die Augen wieder auf, um den Älteren in die Saphire zu blicken. „Ich liebe dich, Seto. Und daran wird sich auch vorerst nichts ändern.“ „Was meinst du mit vorerst?“ „Ich meine damit, dass ich mich auch zu Seth hingezogen fühle. Warum und in welchem Ausmaß muss ich noch herausfinden, deshalb bleibe ich auch vorerst noch bei meinem Großvater wohnen.“ „Also könnte es doch passieren, dass du mich verlässt?“ Yami nickte und spürte wie die alte Kälte in die blauen Augen zurückkehrte. „Seth gibt mir das, wonach ich mich sehne. Wie es weiter geht komm drauf an, was ich will. Also tu bitte nichts, was deine Chancen schon von Anfang an schlecht aussehen lässt.“ Zuerst zögerte Seto, dann setzte er sich jedoch auf, sodass Yami aufstehen konnte. Kurz ordnete dieser seine Kleidung und ging dann zur Tür. „Wir sehen uns dann in der Schule. Falls du es nicht vorziehen solltest deine Firma zu beglücken.“ Er war schon halb zur Tür raus, als Seto noch einmal seinen Namen rief. „Wenn ich dich besser behandeln würde, würdest du dann bei mir bleiben?“, fragte er leise und man hörte ihm an, dass er nicht gerne über dieses Thema sprach. „Ich will keine weiteren Geschenke. Dass ich nicht käuflich bin hab ich dir vor ein paar Tagen schon mal gesagt.“ „Jede Frau würde sich darüber freuen.“ „Nicht jede Seto. Es gibt auch welche, die sich nicht durch Markenklamotten und Diamanten aushalten lassen. Ihnen geht es allein um das, was sich hier abspielt.“ Er legte dabei die Hand auf sein Herz. „Denk mal darüber nach und dann entscheide, was zu tun ist.“ Traurig lächelte Yami, dann drehte er sich um und ging den Flur entlang, zur Treppe, durch die Eingangshalle. Jeder Schritt fühlte sich schwerer an, als der Vorherige und schnell bereute Yami seine Entscheidung Seto auf die Probe zu stellen. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre zurück in Setos Arme gelaufen. Ganz egal, wie sehr er ihn vernachlässigte, Hauptsache sie waren weiterhin zusammen. Andererseits freute er sich darüber, dass Seto das ‚Spiel’ sicherlich verlieren würde und er sich Seth zuwenden konnte. Es kam Yami so vor, als ob seine Persönlichkeit gespalten wäre. Während es die eine Hälfte zu Seto zog, zog es die andere mit derselben Kraft zu Seth. /Ich muss mir schleunigst darüber klar werden, was ich eigentlich will und wer ich denn nun bin./ War er nun Atemus Wiedergeburt oder doch völlig unabhängig von dessen Charakter? Besaß er mehr, als nur das Aussehen des ehemaligen Pharaos? Waren auch ihre Seelen identisch? Oder basierte doch nur alles auf einen dummen Zufall? „Vorsicht, pass auf die Kartons auf!“, rief Marik und Bakura hielt sich an der Wand fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete er die halb ausgepackten Kartons und die beiden Koffer, die den kleinen Flur fast komplett versperrten. „Scheint nicht so, als ob du Zeit zum Einräumen gehabt hättest.“, murmelte Bakura trocken und zog das Bein nach oben, um sich über den schmerzenden Zeh zu reiben. „Nicht wirklich.“, wich Marik aus. Immerhin konnte er Bakura schlecht sagen, dass er davon ausging bald wieder nach Ägypten zu können und sein Hab und Gut deshalb nicht ausgepackt hatte. Doch war es genau das, was er ihm eigentlich nicht vorenthalten durfte. Nicht bei einem Charakter wie Bakura. „Tut dein Zeh sehr weh?“, erkundigte er sich, um abzulenken und erntete dafür ein eingeschnapptes Funkeln aus braunen Augen. „Ich bin nur gestolpert.“, schnaubte Bakura entrüstet, stellte seinen Fuß wieder ab und stolzierte an Marik vorbei. „Na und? Ich kenne jemanden, der sich an einem Karton mit Altpapier den Zeh gebrochen hat.“ „Was’n Idiot!“ Der Ägypter seufzte und zog Bakura hinter sich her in die Küche. „Möchtest du was zu trinken? Und vielleicht auch was essen?“ „Trinken ja, aber nichts zu essen. Bei der Hitze vergeht mir der Appetit.“ „Es ist nicht gut, wenn man nichts isst.,“ belehrte Marik ihn und stellte ihm dann ein Glas Sprudel auf den Tisch. „Wer bist du meine Mutter?“, kam es angriffslustig zurück. „Pass auf, du! Sonst komm ich dir mit dem Kochlöffel.“, drohte Marik ihm grinsend und der Ältere grinste zurück. „Ich wette der liegt noch in irgendeiner Kiste und bist du den gefunden hast…“ Er sprach nicht weiter, sondern griff nach Mariks Handgelenk und zog ihn mit einem kräftigen Ruck auf seinen Schoß. Der Sandblonde quiekte erschrocken auf und hielt sich an Bakuras Schultern fest. „Ich glaub ich hab doch ein wenig Hunger.“, raunte Bakura ihm ins Ohr und Mariks Nackenhärchen stellten sich auf. „Nachtisch gibt es aber erst nach dem Hauptgang.“, wand der Ägypter ein, um sich zu retten, doch davon ließ Bakura sich alles andere als beeindrucken. Stattdessen knabberte er sanft an Mariks Hals, brachte diesen dazu zum Keuchen. Beschämt darüber, dass man ihn so leicht erregen konnte, färbten sich Mariks Wangen rot. „Oh nein, ich bin dein Hauptgang?“, fragte er und biss fest die Zähne aufeinander, als Bakuras feuchte Zunge über seine Haut glitt. „100 Punkte.,“ flüsterte Bakura ihm ins Ohr. Er genoss jede von Mariks Reaktionen. Wie leicht er ihn zum Erschauern brachte machte ihn ein wenig stolz. Zwar besaß er Erfahrungen, doch beruhten diese nicht gerade auf Liebe, sondern waren rein körperlicher Natur gewesen. Es war für ihn wie ein Pflichtgefühl gewesen, sein Herz für Yami zu verwahren, sollte sich dieser jemals für ihn entscheiden. Diesmal jedoch berührte er einen Mann aus Sympathie für ihn, vielleicht sogar wirklich aus Liebe. In der Nähe des Ägypters fühlte Bakura sich ungewohnt frei. Be ihm konnte er sich von Yami lösen. „Ich mag dich, Marik.“, gestand er leise und blickte dabei in die lavendelfarbenen Augen. „Sogar sehr.“ Er griff nach Mariks Hand und legte sie auf Herzhöhe an seine Brust. Marik spürte den schnellen Herzschlag und lächelte. Willig ließ er sich nach vorne ziehen. Ihre Lippen legten sich aufeinander, liebkosten sich, als gebe es kein Morgen. Mariks eigenes Herz schien einen Marathon zu laufen, so schnell schlug es. Trocken schluckte er, vertiefte den Kuss und schlang die Arme um Bakuras Nacken. Gleichzeitig jedoch rebellierte sein Gewissen heftigst gegen seine Tat. Er machte Bakura nur unnötig Hoffnung. Immerhin würde er in den nächsten Tagen, oder auch schon heute, zurück nach Ägypten fliegen. Doch die Tatsache, dass Bakura sich ihm nun so öffnete hielt ihn davon ab die Wahrheit zu sagen. Er wollte ihre Zweisamkeit noch weiter genießen und erschrocken über seine Selbstsucht klammerte er sich enger an Bakura. /Ich weiß, dass ich es muss, aber ich kann es nicht. Wahrscheinlich werde ich mich später dafür hassen, aber ich will es ihm nicht sagen und das Bisschen an Vertrauen zerstören, was er mir geschenkt hat./ Das Schlafzimmer wirkte größer als sonst, die dunkel- und hellblauen Töne kälter, als vor seiner Abreise. Seto versuchte diesen Umstand darauf zu schließen, dass er wochenlang in einem Apartment gelebt hatte, doch eine kleine, scheinbar unscheinbare Stimme sagte ihm, dass er sich nur belog. Sein Blick wanderte zurück zu seinem Laptop und weiter ans andere Ende des Schreibtisches, wo sich die Schubladen befanden. Vergraben unter mehreren Akten und Heftern lag ein silberner Fotorahmen. Hinter der gesplitterten Glasscheibe befand sich eines der wenigen Fotos, die ihn mit Yami zeigten. Es war entstanden, als Yami ihn dazu überredet hatte mit ihm in den Urlaub zu fliegen und die Tatsache, dass Seto auf dem Bild den Ansatz eines Lächelns zeigte – zumindest ließen die leicht angehobenen Mundwinkel darauf schließen – hatten ihn dazu gebracht es einzurahmen und aufzustellen. Lange hatte es jedoch nicht auf dem Schreibtisch gestanden. Vielleicht zwei Wochen, dann hatte Seto es zusammen mit einem Ordner, der nicht mehr auf den überfüllten Tisch gepackt hatte, auf den Boden befördert. Dabei war das Glas zu Bruch gegangen. Der Braunhaarige konnte sich sogar daran erinnern seinem Freund versprochen zu haben das Glas zu ersetzen. Nun, was aus seinem Versprechen geworden, das hielt er nun in Händen. In die Schublade hatte er es verdonnert, da ihm andere Dinge wichtiger waren. Selbst Yamis enttäuschte Blicke, wenn dieser die Stelle fixierte, an dem das Foto einst gestanden hatte, hatten ihn kaum gekümmert. Wenn Yami bedrückt war, es ihm mies ging, war Seto ihm stets aus dem Weg gegangen – wenn sie sich überhaupt noch mal gesehen hatten. Und wenn sie sich dann mal sahen, dann lächelte Yami zwar, doch wirkte es stets gezwungen und traurig. Leise Fragen, Bitten, ob er nicht mal einen Abend früher nach Hause kommen wollte, hatte Seto bereits im Keim erstickt. Sein Freund war unglücklich mit ihrer Beziehung und das schon seit längerem. Doch all die Zeichen, die auf diesen Zustand hingewiesen hatten, schienen es erst jetzt zu schaffen, sich durch die Wand aus Eis zu brennen. Erst jetzt, wo Seto diesen jungen Mann bereits so gut wie verloren hatte. Wer war dieser Seth überhaupt, dass er sich anmaßte einem Seto Kaiba sein Eigentum stehlen zu können? Yami hatte nie an andere Männer gedacht. Bisher war er ihm immer treu gewesen! Also was zum Henker hatte Seth getan, dass Yami nicht mehr wusste, wo sein Platz war? „So leicht verlässt man einen Seto Kaiba nicht!“ zischte Seto und klappte er in einer für ihn fremdartigen liebevollen Weise den kleinen Ständer an der Rückseite des Bilderrahmens auf. Das Foto wanderte an seinen eigentlichen Platz zurück; mit zerbrochenem Glas. Nicht länger fähig sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, schaltete Seto den Laptop aus und ging zum Bett hinüber, um der Abwechslung halber mal früher Schlafen zu gehen. Er zog sich seinen Anzug aus, um ihn gegen den dunkelblauen Pyjama einzutauschen. Bevor er jedoch unter die Bettdecke stieg, hefteten sich seine Augen auf die andere Hälfte des Bettes. Wann immer er abends nach Hause gekommen war und auch wenn er morgens aufgestanden war, hatte Yami dort gelegen und geschlafen. Es war ein eigenartiges Gefühl nun wieder allein zu sein und Setos Hände ballten sich zu Fäusten. Damals, als er und Mokuba ins Waisenhaus gekommen waren, war er auch allein gewesen, verraten von der eigenen Verwandtschaft. Für Seto war damals klar gewesen, dass man niemanden, nicht einmal seinem eigenen Fleisch und Blut trauen konnte. Der einzige, den man hatte, war man selbst. Und um sich selbst vor weiteren Angriffen schützen zu können hatte der Eisdrache seine eigene Festung errichtet. Eine Festung, die Yami Jahre später einfach einzureißen begonnen hatte. Er war ein Teil der Festung geworden, der einzige warme Fleck, in einem Meer aus Schnee und Eis. Und nun, wo dieser Fleck verschwinden wollte, schmolz er auf seinem Weg einen großen Teil der Wallmauer einfach weg. Seto wusste, dass er es sicherlich schaffen könnte ohne Yami weiter zu leben, dass er ihn vergessen konnte. Andererseits jedoch wollte er das nicht. Denn auch ein einsamer Drache braucht den Trost, um nicht zu vergehen. Vor allem nun, wo Mokuba nicht mehr so besessen von seinem Bruder war, sondern begann seine eigenen Wege zu gehen. Entschlossenheit trat in die Saphire und kurz blitzten sie zu dem Foto auf dem Schreibtisch hinüber. Seth würde es nicht schaffen, ihm Yami zu nehmen! Nicht, wenn es Seto gelang den Riss in ihrem gemeinsamen Leben wieder zu flicken. Kapitel 14: Wahrheitszweifel ---------------------------- Diesmal ohne große Vorrede: Viel Vergnügen, mit 9 Word-Seiten Lesespaß. 15. Wahrheitszweifel Mit einem missmutigen Gemurmel tauchte Horus die Scheuerbürste in den Wassereimer und schrubbte dann erneut über den ehemals weißen Alabasterboden, um endlich das Blut des Schlangendämons abzubekommen. Einige Meter von ihm entfernt tat Seth das Gleiche, wenn auch schweigsam. Seine Gedanken waren mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als sich über ihre Strafe aufzuregen. „Das ist genug.“, hallte Res Stimme durch den leeren Raum und Horus zuckte erschrocken zusammen, während sein Gesicht rot wurde. Dass Re seine Flüche gehört hatte war ihm unangenehm, doch der Sonnengott schien es vorzuziehen ihn darauf nicht anzusprechen. „Ich denke, dass ihr eure Lektion gelernt habt. Das Pantheon ist kein Schlachtfeld. Außerdem seit ihr alt genug, um zu wissen, wie Probleme von Erwachsenen gelöst werden.“ „Ja, Re.“, sagte Horus artig und stand auf, drückte dabei seine schmerzenden Knie durch. Anschließend griff er nach dem Wassereimer und der Scheuerbürste, um beides wegzubringen. Seth wollte seinem Bespiel folgen, doch Res Hand auf seiner Schulter zwang ihn noch in der Halle zu bleiben. „Ich würde mich gerne mit dir unterhalten.“, begann der Sonnengott in seinem väterlichen Ton, doch hatte dies auf Seth keinerlei Wirkung. Der Braunhaarige wandte sich lediglich von ihm ab und trat an die hohen glaslosen Fenster, um scheinbar die Erde zu beobachten. Doch eigentlich schenkte er ihr keine Beachtung. „Ich wüsste nicht worüber.“, antwortete Seth gereizt, doch Re war nicht so dumm zu glauben, dass dies an der aufgebrummten Strafe lag, wie es bei Horus der Fall gewesen war. „Seth, mein Junge, du warst für mehrere Stunden mit Horus allein in einem Raum, ohne ihn anzusprechen oder ihn mit Hass anzusehen. Es muss dich also etwas bedrücken und ich verwette meine Macht dagegen, dass es etwas mit deiner angeblich toten Liebe zu tun hat.“ Seth wirbelte herum. Zwar versuchte er sich seinen Schreck nicht anmerken zu lassen, doch seine ruckartige Bewegung und die aufeinander gepressten Lippen verrieten ihn. „Woher willst du wissen, was los ist?“ „Hast du vergessen, wer ich bin?“, fragte Re schmunzelnd, „Ich bin die Sonne. Alles, was ihre Strahlen erreichen, kann ich sehen. Mach dir keine Sorgen. Ich habe nicht vor dir Atemu wegzunehmen. Freust du dich nicht, dass doch nicht alle Götter gegen dich sind? Dass Apis die Wiedergeburt deines Geliebten eingeleitet hat? Sprich mit mir.“ Die blauen Augen verengten sich zu Schlitzen und stur starrte Seth zur Seite. Doch Re ließ sich nicht so einfach abwimmeln und schließlich gab Seth mit einem Seufzen nach. Den letzten Gott zu vergraulen, der ihm noch wohlgesonnen war, war keine gute Idee. „Dieser blasse Junge mag zwar wie Atemu aussehen, aber er verhält sich nicht wie er. Er lehnt Dinge ab, denen Atemu ohne zu zögern zugestimmt hätte!“ „Das hier ist auch nicht Ägypten und Atemu ist diesmal kein Pharao. Sein Leben ist völlig anders, als sein altes. Es ist also kein Wunder, dass er sich anders verhält.“ Fest biss Seth sich auf die Unterlippe und er starrte wieder auf die Erde hinab. „Wenn er nicht mehr er selbst ist, dann habe ich die Jahrtausende umsonst auf ihn gewartet.“, sprach er bitter, doch Re schüttelte nur den Kopf. „Du verstehst nicht. Die Grundzüge sind identisch, immerhin sind es dieselben Seelen. Aber der Charakter wird von der Umgebung geformt. Wenn du mir nicht glaubst frag Thot. Er hat oft genug das Ba eines Menschen nach seinen speziellen Vorstellungen geformt, nur um später feststellen zu müssen, wie die Menschen es verzerrten.“ „Wenn das so ist kann ich auf ihn verzichten!“, zischte Seth eisig. „Ich will ihn so, wie er damals war!“ Mit einem Seufzen fuhr Re sich durch die goldenen Haare und ging ein paar Schritte in der Halle auf und ab, während er überlegte, wie er Seth die Wiedergeburt genauerer erklären konnte. Denn momentan driftete der Wüstengott zu sehr ins Extreme ab. „Stell dir bitte einmal folgende Situation vor: Angenommen es gäbe zwei Seelen, die einander identisch wären. Selbe Struktur, selbe Gedankengänge, selber Handlungsvorgang. Während die eine Seele wohlbehütet in einem Palast aufwächst, lebt die andere im Amutsviertel der Stadt. Verstehst du, worauf ich hinaus will? Die Umstände, unter denen sie leben, werden ihre identischen Grundzüge in gewissen Maße verzerren.“ Seth wirkte, als ob er davon nichts hören wollte, dann jedoch nickte er leicht. „Du denkst also, wenn ich mehr Zeit mit seiner Wiedergeburt verbringe stelle ich Gemeinsamkeiten fest?“ „Hast du das nicht schon längst?“ Der Braunhaarige überlegte einen Moment. Er erinnerte sich an die verliebten Blicke, die Art, wie Atemu ihn berührte und die Reaktion auf unheimliche Dinge. Ja, es gab Gemeinsamkeiten; Gemeinsamkeiten die ihn beweisen konnte, dass Atemu doch wieder bei ihm war. /Und wenn er jetzt noch nicht mit mir kommen will, so werde ich ihn davon überzeugen es doch zu tun./ Mit neuer Entschlossenheit in den Augen drehte Seth sich zu dem Sonnengott um. „Wir sehen uns dann auf deiner Unterweltsreise.“, sagte er knapp und hob Scheuerbürste und Eimer auf, um damit zu verschwinden. Re sah ihm erleichtert hinterher. Anscheinend war es ihm tatsächlich gelungen Seth neuen Mut zu machen. Die anderen Götter würden seinen Wunsch wohl nicht verstehen, doch er hoffte, dass ihre Liebe diesmal für längere Zeit erblühen konnte. Als Bakura am Abend nach Hause kam, war er mal wieder zu spät. Salomon Muto saß wie immer im Wohnzimmer, die Haustür im Blick und wollte wie immer Luft holen um Bakura einen Vortrag über Pünktlichkeit zu halten, doch daraus sollte diesmal nichts werden. Bakuras Augen waren beim Eintreten sofort auf den alten Mann gerichtet und er ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Ich weiß, ich bin wieder zu spät.“, begann der Weißhaarige in einem so ruhigen und sachlichen Ton, dass Salomon für einen Moment der Mund offen stand vor Staunen, „Ich war bei Marik und hab dabei wohl die Zeit vergessen.“ „Also…das…ich.“ Der Rentner räusperte sich und versuchte dann einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen. „Marik? Ein Freund von dir?“ zu seiner Überraschung nickte Bakura kurz. „Na, das ist doch nicht schlimm.“, fuhr er fort und sagte damit das genaue Gegenteil von dem, was sein Schützling sonst zu hören bekam. „Ruf nur das nächste Mal an, wenn es später wird, damit ich mir keine Sorgen machen muss.“ „Mach ich.“, erwiderte Bakura knapp und ging dann die Treppe nach oben zu seinem und Yamis Zimmer. „Hobsch ‚schad rischtisch j’hört?“, fragte Yugi undeutlich, den Mund voller Zahnpasta inklusive Bürste, der das Gespräch vom Bad aus mitgehört hatte. Sein Großvater nickte nur knapp und ließ sich in seinen Sessel fallen, den Blick auf die Treppe gerichtet. „Ich weiß auch nicht. Meinst du ich muss mir jetzt ernsthaft Sorgen um ihn machen?“ Yugi zuckte nur mit den Schultern. „Och, lasch Chami erscht mit I’m reschen.“, nuschelte er und verschwand dann wieder im Bad. Yami lag auf dem Bauch ausgestreckt auf seinem Bett, vor sich das Buch, welches sie für Philosophie lesen mussten und einen Textmarker zwischen die Zähne geklemmt. Als er Bakura bemerkte nahm er den Stift aus dem Mund und ein kurzes ‚Hi’ kam ihm über die Lippen. Bakuras Blick war auf den Boden gerichtet und die Hände hatte er zu Fäusten geballt, ein Zeichen dafür, dass er ebenso angespannt war, wie Yami. „Bist du sehr sauer?“, fragte er leise und mit einem kindlichen Ton, den man sonst gar nicht von ihm kannte. „Du wolltest mir an die Wäsche.“, erwiderte Yami trocken und klappte sein Buch zu, bevor er den Oberkörper soweit aufrichtete, dass er knien konnte. „Das wollte ich nicht.“, stritt Bakura sofort ab und hob nun den Kopf, um Yami anzusehen. „Ich weiß nicht, warum ich es getan habe, aber ich wollte es nicht. Ich weiß, dass es sich bescheuert anhört, aber es war so, als ob mich irgendjemand steuern würde. Glaub mir, ich würde so etwas nie gegen deinen Willen machen!“ Yami blickte dem Älteren lange in die Augen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass der Weißhaarige log, auch wenn seine Erklärung noch so unglaubwürdig wirkte. Aber tat Yamis Geschichte dies nicht auch? Er dachte an Nephtys, die ihn vor Eifersucht umbringen wollte. Vielleicht war sie nun darauf aus ihm seine Freunde zu nehmen. Leise seufzend senkte der Schwarzhaarige den Blick. „Ich glaube, wenn ich dir nicht mehr vertrauen könnte, dann müsste ich mir wirklich Sorgen machen.“ „Heißt das du glaubst mir?“ Zaghaft nickte Yami. „Ich wüsste nicht, warum du mich belügen solltest. Außerdem…ist meine Geschichte um ein Vielfaches unglaubwürdiger.“ „Deine Geschichte?“ Bakura stand die Verwirrtheit ins Gesicht geschrieben. Dann jedoch setzte er sich im Schneidersitz Yami gegenüber aufs Bett und sah seinen Freund interessiert an. Kurz schlossen sich die violetten Seelenspiegel, bevor ihr Besitzer zu erzählen begann. „Erinnerst du dich noch an die Mumie von Atemu?“ Als Bakura nickte fuhr er fort. „Das bin ich gewesen…“ *+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Unruhig tänzelte Sches unter dem Gewicht seines Reiters. Atemus Pferd war noch jung und somit war es die erste Schlacht die das Tier miterleben würde. Zudem übertrug sich auch noch die Nervosität des Pharaos auf Sches, sodass dieser mehr Angst davor hatte abgeworfen und niedergetrampelt zu werden, als im Kampf verletzt. „Ho…“, murmelte Atemu leise, zog die Zügel an und strich dem Tier dann beruhigend über den weißen Hals. Schnaubend senkte dieses den Kopf. „Sie haben noch immer nicht angegriffen.“, murmelte Odion, Hauptmann der Armee und selbsternannter Leibwächter Atemus. „Wir werden trotzdem warten.,“ erklärte der junge König ruhig und beobachtete mit zusammengekniffen Augen die dunklen Punkte oberhalb der Dünen, welche zur feindlichen Armee gehörten. „Sie wollen, dass wir zuerst angreifen, aber darauf können sie lange warten.“ „Die Soldaten werden unruhig.“, wandte Odion ein, „wenn sie nervös werden und zweifeln ist das unser Untergang.“ Atemu schloss daraufhin die Augen und senkte dann mit leisem Seufzen den Blick auf den Hals seines Pferdes. Er besaß keinerlei Kriegserfahrung, auf die er hätte zurückgreifen können. Odion hingegen hatte sein Leben lang nie etwas anderes getan. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er dessen Rat annahm und selbst zum Angriff überging. Seine Strategie jedoch wäre dann im Eimer. Sches begann von Neuem zu Schnauben und stampfte nun auch mit dem Vorderhuf im Sand, woraufhin Odion in die Zügel des Tieres Griff, um es ruhig zu halten. „Warten wir noch ein Wenig. Wenn Res Licht sich gen Westen neigt sind unsere Bogenschützen eh nutzlos.“ Fragend sah er Odion an, eine Tat, die er sich eigentlich nicht leisten durfte. Ein Pharao war unfehlbar in seinen Entscheidungen. Doch Atemu wusste, dass er dem Hünen neben sich vertrauen konnte. Nachdem er ihn eher zufällig vor dem Tod bewahrt hatte, hatte dieser ihm die bedingungslose Treue geschworen. Odion gehörte zu seinen engsten Vertrauten und besaß sein vollstes Vertrauen. Kurz überlegte Odion, dann nickte er zum Zeichen, dass er einverstanden war. Doch Atemu wusste, dass der Ältere noch immer nicht ganz zufrieden war. Ginge es nach dem Hauptmann würde Atemu nun im sicheren Palast sitzen und sich von dort aus durch Boten auf den Laufenden halten. Allerdings schämte er sich, wenn er sich hinter Mauern verkroch, während hier draußen Männer für ihn starben und sich fragen würden, warum er nicht wie alle vorherigen Pharaonen auch mit ihnen kämpfte. Außerdem war er gar nicht so ein schlechter Kämpfer. Odion selbst hatte ihm einiges beigebracht. Zudem würde dieser es nie zulassen, dass Atemu auch nur eine Schramme im Kampf zugefügt wurde. Das Raunen, welches durch die Reihen der Soldaten ging ließ Atemu aus seinen Gedanken schrecken. Die Mauer der Feinde hatte sich in Bewegung besetzt. „Bogenschützen bereit machen!“, rief er und nahm die Zügel in die rechte Hand, um den linken Arm heben zu können. „Ruhig jetzt.“, zischte er Sches zu, welcher die Ohren spitzte und seine Nüstern blähten sich. Sobald Atemu den linken Arm senkte war dies das Zeichen für die Schützen die Pfeile abzuschießen. Deshalb musste sein Pferd auch endlich ruhiger werden, damit nichts Falsches verstanden wurde. /Ich darf mir jetzt keinen Fehler erlauben./ Fest biss Atemu sich auf die Unterlippe, während er beobachtete, wie die Horden auf sie zustürmten. Noch ein bisschen näher, ein kleines Stück noch, dann waren sie nah genug. Gerade, als Atemu den Arm senken wollte tauchte wie aus dem Nichts ein Sandsturm auf. Wie eine gewaltige Wand drängte er sich zwischen ihnen und dem feindlichen Heer. Atemu musste sich nicht umsehen, um zu wissen, wie seine Soldaten erschrocken zurückwichen. „Mein König, wir sollten schnellstmöglich umkehren.“, zischte Odion an seinem Ohr und zog an Sches Zügeln, um das Pferd zum Umkehren zu bewegen, doch Atemu schüttelte seine Hand ab. „Das ist kein gewöhnlicher Sandsturm. Ohne jede Vorwarnung kann der nicht aufgetaucht sein. Und so lange die Pferde so ruhig bleiben brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“, belehrte Atemu seinen Hauptmann. Denn wenn er auch nicht viel von der Kriegskunst verstand, über die Wüste wusste er mittlerweile mehr, als jeder andere. Es war eine unheimliche Situation. Der Sturm tobte nur wenige Meter vor ihnen, ohne sich ihnen weiter zu nähern. Anfangs waren noch die Schreie der Feinde zu ihnen durchgedrungen, nun jedoch konnte man nichts mehr außer dem Rauschen des Sandes hören. „Der Sturm legt sich.“, hauchte Odion nach einer Ewigkeit, unfähig die Erleichterung aus seiner Stimme zu vertreiben. Immer weniger Sand hielt die Wand aufrecht, bis sie vollkommen in sich zusammen brach. Von ihren Feinden war nichts mehr zu sehen. Einzig ein abgebrochener Fahnenwimpel lugte noch unter dem Sand hervor. Ein Raunen ging durch die Reihen der bis eben noch verstummten Soldaten und immer wieder viel ein und derselbe Name. Seth Der Wüstengott hatte sie beschützt. Ehrfürchtig vielen zahlreiche Männer auf die Knie und murmelten leise Gebete vor sich hin, während Odion seinem König kurz die Hand auf die Schulter legte. „Meinen Respekt, Pharao.“ „Was?“ Verwundert wandte Atemu ihm den Kopf zu und zog erneut an den Zügeln, da Sches bereits wieder zu tänzeln begonnen hatte. Das Tier bekam eindeutig zu wenig Auslauf. „Niemanden außer Euch ist es bisher gelungen den schrecklichen Todbringer zu zähmen.“ „Seth ist kein Todbringer!“, widersprach Atemu ihm sofort entrüstet und blitzte den Älteren dabei so finster an, dass dieser erschrocken zusammen zuckte. „Und ich habe ihn auch nicht gezähmt.“ Doch wenn Atemu ehrlich war, dann war er sich seiner letzten Aussage gar nicht so sicher. Es mochte stimmen, dass Seth sicherlich vieles für ihn tun würde, wenn er ihn drum bat. Aber würde er sich auch in einen Krieg einmischen? /Auf die Antwort werde ich wohl warten müssen, bis ich allein bin./ Sanft drückte der Herrscher seinem Pferd die Fersen in die Flanken, damit es ein paar Schritte vorwärts ging, dann ließ er es vor den Soldaten anhalten und zu ihnen umdrehen. „Männer!“, rief er mit lauter und fester Stimme. „Heute hat Ägypten einen großen Sieg zu verzeichnen! Doch nicht etwa, weil es uns gelungen ist den Feind in die Flucht zu schlagen, sondern weil einer der höchsten Gottheiten auf unserer Seite stand! Ehre gebühre Seth! Dem mächtigen Herrscher der Wüste!“ „Ehre gebühre Seth!“, wiederholte die Soldaten im Chor und laute Jubelrufe tönten durch die Luft. „Schenkt den Männern heute Abend Bier aus.“, sagte Atemu nun an Asil, seinem zweiten Hauptmann gewandt. Ein gutes hatte es zumindest, dass nicht wirklich gekämpft worden war. So blieb Atemu der Ärger erspart auswählen zu müssen, welche Männer die mutigsten gewesen waren und somit einen Krug Wein verdienten. „Vorwärts! Zurück ins Lager! Wenn wir sofort aufbrechen, werden wir noch heute Abend wieder in Theben sein.“ Angesichts dieser Nachricht brach erneut der Jubel los und Atemu musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. Soldaten waren für seinen Geschmack zu einfach gestrickt. Alles was sie im Kopf hatten waren Bier und Frauen. Es war wirklich erstaunlich, dass eine so primitive Bevölkerungsgruppe die Grenzen beschützte. Doch so fand wohl jeder zu der ihm passenden Aufgabe. Wer Muskeln hatte ging entweder in den Steinbruch, ins Tal der Könige oder zur Armee. Und wer sich lieber auf das Denken konzentrierte, der versuchte innerhalb der Grenzen zu möglichst hohem Ansehen zu gelangen. Atemu hob den Kopf und beobachtete einen Geier, der am Himmel seine Bahnen zog. /Wenn ich nicht als Pharao geboren worden wäre, wer wäre ich dann jetzt?/ Es war nicht das erste Mal, dass Atemu sich diese Frage stellte. Er wollte nichts mehr, als die Freiheiten eines gewöhnlichen Menschen zu genießen. Doch dieser Wunsch würde wohl ewig unerfüllt bleiben. Er war als Pharao geboren worden und nun musste er diesen Weg gehen. Die einzige Person, bei der sich fallen lassen und bei der er er selbst sein konnte, war Seth. Einer von zahlreichen Gründen, warum er den Wüstengott so sehr liebte. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* „Du glaubst mir nicht.“, stellte Yami mit einem Seufzen fest, denn Bakuras Miene war eindeutig. „Entschuldige mal!“, wandte dieser entrüstet ein, „deine Geschichte klingt wie der Plot eines Kinofilms und nicht wie die Realität.“ „Das weiß ich auch! Aber ich bilde mir das nicht ein! Und warum sollte ich dir so ein Märchen auftischen, wenn ich dich schon belügen wollte? Ich…“ Yami brach ab. Es würde nichts bringen, wenn er Bakura keine Beweise würde zeigen können. Er drehte sich auf dem Bett herum und hob die untere Matratzenecke ein Stück an, um ans Lattenrost zu gelangen. „Kennst du den hier noch?“, fragte er und hielt dem Älteren den Ohrring hin, den Seth bei ihm hatte liegen lassen. Bakuras Augen wurden groß. „Ist er und sein Gegenstück nicht aus dem Museum gestohlen worden?“ „Ich hoffe du hältst mich jetzt nicht für den Dieb.“, wandte Yami direkt ein und seine Augen verengten sich ein Stück, doch zu seiner Überraschung gab der Weißhaarige nur ein Prusten von sich. „Dafür bist du viel zu schusselig.“ „Na vielen Dank auch.“ Yami streckte ihm die Zunge raus und lehnte sich dann wieder an das Kissen in seinem Rücken. „Reicht es dir denn als Beweis?“ Bakura antwortete nicht sofort, sondern nahm Yami den Ohrring ab, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. „Na ja, sehr viel besser hört sich deine Geschichte immer noch nicht an.“, sagte er und legte den Schmuck dann wieder auf dem Bett ab. „Warum sollte Seth dir die Ohrringe geben?“ „Sie gehörten mal Atemu und laut Seth waren sie ein Liebesbeweis des Pharaos an ihn. Er dachte wohl mit dem Schmuck könnte er meine Erinnerungen wecken, oder etwas in der Art.“ „Du solltest mal mit Marik darüber reden. In der Hinsicht hat er ein Rad ab.“ „Ich habe schon mit ihm gesprochen. Da fällt mir ein, dass er auch noch Seths Briefe hat. Aber um auf dich zurückzukommen, sagtest du nicht, dass auch du dich manchmal kontrolliert fühlst?“ „So hab ich das nie gesagt!“, wandte Bakura sofort ein und schloss dann für einen Moment nachdenklich die Augen. „Na ja, vielleicht hab ich es schon. Aber es ist nicht nur so, dass ich Dinge tu, die ich nicht will, sondern sie auch denke.“ Unweigerlich wich Yami ein Stück zurück und seine Augen wurden groß. „Soll das heißen du wolltest mich wirklich, als du…“ „Nein!“, unterbrach der Ältere sofort und sah Yami nun wieder bittend an. „Ich wollte dich….ich wollte…ich…ich weiß nicht. Ich weiß nicht welche wirklich meine Gedanken sind und welche nicht. Und dieses Gefühl wird immer schlimmer.“ Nachdenklich blickte Yami seinen besten Freund an, der den Kopf gesenkt hatte. Er hätte nicht erwartet, dass Bakura ihm doch so viel erzählen würde. Und wenn Yami ehrlich war, dann bereitete ihm das die meiste Sorge. Er wusste nicht, ob diese Offenheit bedeutete, dass es dem Weißhaarigen mies ging, oder gut. Doch was er wusste war, dass es an der Zeit war das Thema zu wechseln. Vorerst zumindest. Yami wollte wissen, wie es nun zwischen Bakura und Marik aussah, bevor er sich ihm bezüglich seines eigenen Liebesproblems anvertraute. „Weißt du, was ich dich eigentlich schon die ganze Zeit über fragen wollte?“, fragte Yami und schmunzelte, als Bakura ihn misstrauisch ansah. „Seit wann trägst du Schmuck?“ „Schmuck? Von was für Schmuck redest du?“ „Hiervon.“ Yami hob die Hand und zog das Lederband unter Bakuras Shirt hervor. Neugierig nahm er den daran baumelnden Anhänger näher unter die Lupe. „Ein Skarabäus?“ „Von Marik.“, stimmte Bakura ihm knapp zu und nahm ihm den Käfer aus der Hand, um ihn wieder unter seinem Oberteil verschwinden zu lassen. „Dann läuft es also gut zwischen euch?“, erkundigte der Schwarzhaarige sich, woraufhin Bakura nur ein Schnauben von sich gab. „Der hatte mindestens Zwanzig von den Dingern bei sich. War also kein Verlust für ihn einen abzugeben. Soll angeblich vor bösen Geistern schützen.“ „Kura…“, murmelte Yami kopfschüttelnd und verpasste dem Älteren eine leichte Kopfnuss. „Sei doch nicht immer so abweisend. Ich will dich nicht ständig mit meinen Problemen nerven müssen. Ich will auch dir helfen können.“ „Ich brauch aber keine Hilfe.“, kam es trotzig zurück. Als hätte Yami ihn mit seinem Satz dazu aufgefordert stand Bakura auf und ging zu seinem Bett hinüber, wo er die Decke zurückschlug, um an seinen Pyjama zu gelangen. Oberteil und die Hose pfefferte er achtlos in eine Ecke des Zimmers. „Ich dachte wir wären Freunde.“, kam es enttäuscht von Yami. Traurig starrte er auf die Bettdecke und zog die Knie an. Warum nur verschloss Bakura sich schon wieder? Warum konnten sie nie darüber sprechen? /Warum kannst du mir nicht vertrauen?/ Die Hände, die gerade dabei gewesen waren die Knöpfe des Pyjamas zu schließen, hielten mitten in der Bewegung inne. „Sind wir doch auch.“, sagte Bakura, doch klang er zögerlich. Worauf wollte Yami nur hinaus, dass er ihre Freundschaft anzweifelte? „Und wieso geht es dann immer nur um mich? Warum erzählst du mir es nie, wenn du Probleme hast oder dich nicht gut fühlst? Warum sagst du mir nicht, warum du bei uns eingezogen bist? Wir kennen uns seit dem Sandkasten und trotzdem weiß ich gar nichts über dich! Warum willst du dir nie helfen lassen? Was wäre denn so schlimm daran?“ „Du.“ „Was?“ Verwirrt hob Yami den Kopf. „Du, wärst schlimm daran.“, sagte Bakura leise und drehte sich zu dem Jüngeren um. Der nur halb geschlossene Schlafanzug bot freie Aussicht auf die weiße Haut, von der sich deutlich der Skarabäus abhob. Er hatte ihn nicht abgelegt, eine Tatsache, die Yamis Mundwinkel trotz allem kurz nach oben zucken ließ. Also mochte er Marik doch. /Und wieder einmal erfahre ich die Wahrheit nur auf Umwegen./ „Was mache ich denn falsch?“, fragte Yami und seine Stimme war ebenso leise, wie die des Anderen. „Wenn jemand ein Problem hat, dann stellst du dies an erster Stelle, während du deine eigenen Bedürfnisse ans Ende stellst. Und ich will nicht so ein Arsch wie Kaiba sein und deine Gutmütigkeit ausnutzen.“ „Warum ziehst du schon wieder Seto mit hinein? Ich hab mit ihm gesprochen, er weiß woran er ist, also lass ihn in Ruhe! Weißt du eigentlich wie sehr ich deine verdammte Eifersucht hasse??“ Yami wurde lauter und Tränen der Wut standen ihm in den Augen. Allmählich war er mit den Nerven am Ende. Erst Seto, dann Bakura und noch immer war keines seiner Probleme gelöst. „Als ob ich es nicht wüsste.“, zischte der Weißhaarige zurück und seine Augen verengten sich. „Sie ist die einzige Sache, bei der du sagst, dass es dich stört. Alles andere akzeptierst du lächelnd und das kotzt mich an!“ „Hör auf mich so anzuschreien!“ „Du bist doch derjenige, der schreit!“ „Ja! Weil ich auf normaler Weise nicht mit dir reden kann!“ „Ach, jetzt ist es auch noch meine Schuld, dass ich über meine Sachen nicht reden will? Schnüffelst du so gerne in anderer Leute Privatleben rum? Hörst du dir nur deshalb ihre Probleme an?“ Verbittert blickte Yami zu dem Älteren auf, der schnaubend vor ihm stand. „So denkst du also über mich, ja?“, fragte er leise und die ersten Tränen lösten sich aus seinen Augen. „Gut zu wissen.“ Der Anblick der Tränen schien einen Schalter in Bakura umzulegen. Die Wut verschwand aus seinen Augen und er machte einen Schritt auf Yami zu, blieb dann jedoch wieder stehen. „Nein. Nein, so denke ich nicht.“, sagte er leise. „Das ist mir nur rausgerutscht.“ „Schade.“ Ein gekünzeltes Lächeln erschien auf Yamis Lippen. „Wäre es die Wahrheit gewesen, hätte ich zumindest mal gewusst, was du von mir denkst. Ich kenne ja nicht mal den Grund für deine Eifersucht. Ob es nur ist, weil Seto mich in deinen Augen schlecht behandelt, weil du mich liebst, oder weil du mich nicht verlieren willst…nicht mal das verrätst du mir. Geht mich nicht mal das etwas an?“ „Nicht weinen.“, brachte Bakura hervor. Wenn es einen Schwachpunkt in seinem Leben gab, dann war dies ein weinender Yami. Er hasste es, wenn dieser weinte und noch mehr hasste er es, dass es diesmal nicht Setos Schuld sein würde, wenn Yami sich in den Schlaf weinte, sondern seine eigene. „Nicht weinen.“, wiederholte er leise. Energisch wischte Yami sich über die Wangen. „Dann sag mir, was ich für dich bin.“ Bakura zögerte kurz, bevor er den Blick senkte. „Das kann ich nicht, selbst wenn ich es wollte.“ Eigentlich hatte er dem Satz noch etwas hinzufügen wollen, doch gab Yami ihm nicht die Zeit sich zu erklären. „Schön.“, fauchte der Jüngere und sprang vom Bett auf. „Schön, dass wir wie gute Freunde über alles reden können.“ „Was? Nein, Yami warte!“, rief der Weißhaarige und wollte seinen Freund zurückhalten, doch die Tür war bereits ins Schloss gefallen. Die ausgestreckte Hand sackte kraftlos herunter und die braunen Augen, die bis eben noch auf die Tür gerichtet waren, betrachteten nun den dunklen Teppich. „Ich weiß es doch selbst nicht. Wie soll ich es denn wissen, wenn ich nicht weiß, wann es meine Gedanken sind und wann…sie mir vorgegeben werden.“ Langsam ging er rückwärts, bis er die Kante seines Bettes in den Kniekehlen spürte und ließ sich der Länge nach auf die Matratze fallen. Der Anhänger knallte dabei leicht gegen seine Brust. Mit der freien Hand tastete er nach dem Skarabäus und hielt ihn sich vor die Augen. Er konnte Marik nicht schon wieder belästigen. Es war zu spät, bestimmt schlief der Ägypter schon. Dennoch sehnte Bakura sich nach ihm. Er wusste nicht warum, er ihm mehr vertraute, als seinem langjährigen Freund. Vielleicht, weil er bei Marik stets einen klaren Gedanken fassen konnte. Bei Yami jedoch konnte er es nicht. Manchmal glaubte er sich seiner Einstellung zu dem Violettäugigen klar zu sein. Doch dann, wenn er kurz davor war sich ihm anzuvertrauen, überkam ihm mit einem mal Begierde und diese verletzte den Jüngeren nur. Außerdem wollte Bakura nicht, dass Yami ihn dann mit Samthandschuhen anfasste oder meinte ihm helfen zu müssen. Wenn Yami gefragt wurde, dann sprang er stets sofort und vergaß dabei seine eigenen Interessen. Und würde man ihn bitten einem auf ewig die Schuhe nachzutragen, Yami würde es tun, wenn die aufgetischte Geschichte nur tragisch genug war. Fest kniff Bakura die Augen zusammen und die Faust umklammerte den Käfer. Er wollte diese Bilder nicht mehr sehen und seine Stimme nie wieder hören. Doch wenn Yami von ihnen wusste, so würde er sie nie vergessen können. Apophis verfluchtes Blut verrauchte, kaum dass es mit dem Wasser in Berührung kam. Das silbrig schimmernde Lebenselixier war geweiht und somit reines Gift für den Dämon. Außerdem war diese kleine Quelle die einzige, die es hier im Exil gab. Der Rest der Landschaft bestand aus Sand und kargen Felsen. Selbst das Licht der Sonne drang nur dumpf bis auf den Boden. Doch für Seth war dieser Ort längst keine Strafe mehr. Er hatte sich an das Bild der Verwüstung gewöhnt – es war erträglich. Gerade hatte er den Arm mit der Lanze gehoben, um ihre Klinge vom Blut zu befreien, als er instinktiv inne hielt. Zu deutlich konnte er sie spüren, die Tränen, das Leiden seines Geliebten, als das er es hätte ignorieren können. „Atemu…“, flüsterte er leise und sein Blick heftete sich auf die spiegelgleiche Wasseroberfläche. Obwohl kein Luftzug wehte bildeten sich kleine Wellen auf der ihr und das verzerrte Gesicht des Wüstengottes machte einem anderen Bild platz. Dem Bild eines jungen Mann, allein in einem sonst dunklen Raum. Atemu war also zuhause. Er musste zu ihm. Achtlos ließ Seth die Lanze zu Boden fallen, tauschte lediglich die blutbefleckte Kleidung gegen ein einfaches Gewand ein. Apophis Blut durfte die Erde nicht berühren, doch wollte er keine Zeit damit verlieren sich ordentlich anzukleiden. Sein Geliebter brauchte ihn und er würde für ihn da sein. Ein heißer Wind, der Sand mit sich trug fegte durch die dunklen Gassen Dominos, doch niemand schenkte ihm Beachtung. Selbst Yami bemerkte die Anwesenheit einer weiteren Person erst, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Erschrocken fuhr der Schwarzhaarige herum, atmete dann jedoch erleichtert auf, als er Seth erkannte. „Seth, du bist hier?“ fragte er überflüssigerweise und wandte das Gesicht zur Seite, um sich unauffällig die Tränen von den Wangen zu wischen. Doch war es dazu bereits zu spät. Seth hatte es bemerkt. „Was ist geschehen?“ fragte die Gottheit sanft, während sie neben Yami platz nahm und diesen dann bestimmt an sich zog. Yami erschauerte unweigerlich. Diese Nähe war alles andere als gut. Er wollte doch Abstand von ihm und Seto haben, um sich nicht beeinflussen zu lassen. Andererseits war das Angebot einer Umarmung genau das, was er nun gebrauchen konnte. „Ich verliere meinen besten Freund,“ murmelte Yami leise, während er sein Gesicht an die warme Brust drückte. Es war so angenehm in diesen Armen, so beruhigend, so warm, so tröstend…“Alles gerät außer Kontrolle, einfach alles!“ Sanft fuhr Seths Hand über den Rücken seines Geliebten, während er ihn mit der anderen den Haaransatz kraulte. „Wein ruhig,“ bot er ihm ruhig an. „Dann wird es dir besser gehen. Ich pass so lange auf dich auf.“ „Aber ich will ni-„ „Doch, du willst, Atemu. Ich kenne dich. Mach dir keine Sorgen. Wir sind allein. Niemand kann uns sehen.“ Dieses Gespräch, es jagte Seth einen Schauer über den Rücken. Es lief noch immer genauso ab, wie vor 5000 Jahren. Atemu hatte nie Pharao werden wollen, doch als einziger Nachkomme hatte er diesen Weg wählen müssen. Und er war ihm stets eine Last gewesen. Nach außen hin mochte Atemu stark gewirkt haben, doch Seth hatte gelernt die Anzeichen zu erkennen, wenn sein Geliebter eine Pause brauchte. Dann nahm er ihn, wie auch jetzt, in den Arm und ermunterte ihn dazu seinen Schmerz loszulassen. Im Gegenzug hatte Seth von ihm lernen dürfen, was es hieß geliebt zu werden. Wie schön das Gefühl war zu wissen, dass einem verzeihen werden konnte. Auch wenn es sich dabei nur um einen Sterblichen handelte, Seth war ihm dafür unendlich dankbar gewesen. Seitdem glaubte er auch Re verstehen zu können. Der Göttervater hatte ihn damals noch nicht aufgegeben, sondern an ihn geglaubt und er tat es auch heute noch. In seinen Gedanken vertieft bemerkte Seht erst, dass es Atemu wieder besser ging, als sich eine Hand auf seine Wange legte. In den klaren Amethysten lagen Scheu und die Bitte nicht wütend zu werden. „Es gibt etwas, was ich dir erzählen muss,“ sagte Yami leise, obwohl er Angst davor hatte Seth von Seto zu erzählen. Er fürchtete, dass dieser seinem Rivalen etwas antun könnte. Außerdem hatte er Angst auch noch die letzte Person zu verlieren, der er sich anvertrauen konnte. Doch wollte er den Gott nicht länger in einer Lüge leben lassen. „Ich hab einen Freund.“, gestand Yami und als Seth ihn mit Unverständnis ansah, fügte er noch ein Wort hinzu: „Einen Geliebten.“ Kapitel 15: Dunkle Nacht ------------------------ Sooo, Fortsetzung. Und diesmal ein Kapitel, in dem Yami mal nicht weint. Hab die Tage mal meine alte ff Breaking Free grob überlesen. Man was war Yami darin selbstbewusst, ganz anders als hier. Aber ist ja auch ne andere Situation…oder ich ver-uke ihn zu sehr. Viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel. 16. Dunkle Nacht Seths Verhalten machte Yami Angst. Der Gott schrie nicht, schimpfte nicht, wurde weder wütend noch traurig, sondern blickte Yami einfach weiterhin an. Ganz so, als erwarte er eine ausführlichere Erklärung, bevor er reagierte. Die Amethyste senkten sich zu Boden, es gelang ihnen nicht länger in die blauen Gegenstücke zu blicken. „Dein Herz gehört also einem Anderen?“, erkundigte Seth sich schließlich. Seine Stimme war ruhig, doch der verstärkte Griff um Yamis Taille verriet seine innere Unruhe. Atemu hatte nicht gewartet…er hatte nicht auf ihn gewartet. „Vor zwei Jahren lernte ich ihn kennen. Ich hab geglaubt, dass ich ihn lieben würde, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“ Langsam hob Yami nun doch den Kopf und suchte Kontakt mit den blauen Augen seines Gegenübers. Täuschte er sich oder glänzten sie tatsächlich feucht? Kämpfte Seth mit den Tränen? Aus Angst, den zu verlieren, auf den er 5000 Jahre gewartet hatte? Der Gedanke ließ Yami schwer schlucken. „Du hast gesagt, dass ich mich nicht wie Atemu verhalten würde…“ „Was hat das jetzt damit zu tun?“, unterbrach Seth ihn und die Temperatur im Zimmer stieg steil um einige Grad an. „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin! Ich weiß nicht, ob ich Yami bin, der Seto liebt und sich bei dir nur holt, was Seto mir nicht geben kann. Oder ob ich Atemu bin, der dich liebt und Seto als Ersatz sah, weil ihr euch ein wenig ähnelt.“ Die Hände des Schwarzhaarigen krallten sich in den weichen Stoff von Seths Gewandt, welches zu Sand zu werden drohte. Seth wollte fort. „Bitte geh nicht weg.“, flehte Yami leise. Er wollte nicht allein sein, er wollte nicht noch eine Person verlieren. „Hass mich nicht auch!“ Erneut presste Yami sein Gesicht gegen die warme Brust, doch diesmal kraulte keine Hand seinen Nacken. Mit einem erschrockenen Laut fiel Yami der Länge nach auf die Couch, als Seth sich unter seinen Händen in Sand auflöste. Die Hitze stieg so weit im Wohnzimmer, dass die Klimaanlage sich einschaltete. Der Sand wirbelte zwischen den Wänden und aus dem Kern des kleinen Sturms klang ein gewitterähnliches Grollen. Seth war außer sich vor Zorn und Enttäuschung. Wie konnte es dieser niedere Sterbliche nur wagen ihn auszunutzen?? Wie konnte Atemu nur so etwas tun? Musste er nicht spüren, wen er wirklich liebte? War die Liebe nicht die Stärkste aller Mächte? Warum nur versagte sie dann aber, wenn es galt ein paar Jahrtausende zu überwinden??? „Hör auf damit!“ Yamis Ruf kam nur dumpf bei Seth an. Der Jüngere hatte sich aufgesetzt und suchte in dem dichten Treiben nach einem Punkt, der ihm verraten konnte, wo Seth war. „Wäre es dir etwa lieber gewesen, wenn ich es verschwiegen hätte? Denkst du wenn ich mich an dich erinnern könnte hätte ich dich betrogen?“ Abrupt brach der Sturm ab und der Sand rieselte zu Boden, zog dann auf einen Punkt hinter dem Sofa zu, wo er wieder zu einem Körper wurde. Tief atmete Yami aus, als er Schritte hinter sich hörte und kurz darauf eine Hand spürte, die sich auf seine Wange legte. „Du hast recht.“, sagte Seth leise und dem Klang seiner Stimme und der sanften Berührung war zu entnehmen, dass ihm sein Wutanfall leid tat. „Es war unrecht von mir wütend zu werden. Du kannst dich nicht an dein vorheriges Leben erinnern, deshalb verhältst du dich auch in gewissen Punkten anders, als damals. Dennoch…“ Während Seth sprach löste sein Körper sich erneut auf, um sich stattdessen neben Yami wieder zusammenzusetzen. Der gequälte Blick aus den Saphiren ließ Yami frösteln und weckte den Wunsch, den Gott tröstend zu umarmen. „…Dennoch hätte ich gedacht, dass die Liebe stark genug wäre, um deinen wahren Geist zu erwecken.“ „Aber das war sie doch.“, wandte Yami ein und er legte nun doch eine Hand auf Seths Wange und sein Herz schlug einen Takt schneller, als er spürte wie sich die Wange an seine Hand schmiegte. „Als du mich im Museum umarmt hast, da hab ich mich geborgen gefühlt. Es fühlte sich so vertraut und richtig an. Meine…Atemus Gefühle für dich existieren noch und hätte ich gewusst, dass du derjenige bist, auf den ich hätte warten müssen, hätte ich es getan. Stattdessen traf ich auf Seto und…“ Seth schüttelte den Kopf, damit Yami nicht weiter sprach. „Ich weiß, was du sagen willst. Es war falsch von mir darüber wütend zu werden. Hathor wird dir den richtigen Weg weisen und solange werde ich warten.“ Erstaunt wanderten die dunklen Augenbrauen nach oben. Nie hätte Yami mit so einer Reaktion gerechnet. Seth war ganz und gar nicht der jähzornige Gott, der nur Chaos und Zerstörung mit sich brachte. Er war jemand, den das Leben gezeichnet hatte und der, um überleben zu können, nur Schutz bekommen konnte, wenn er eine Mauer aus Ablehnung um sich baute. /Wie ähnlich er in dieser Hinsicht Seto doch ist…und auch Bakura./ „Was ist?“, fragte der Wüstengott verwirrt, als sich die Lippen seines Geliebten zu einem Lächeln verzogen. „Mir ist nur gerade aufgefallen, was die drei wichtigsten Personen in meinem Leben gemeinsam haben.“ Yami war klar, dass Seth mit dieser Aussage wohl nicht sehr viel würde anfangen können, doch ging er nicht weiter ins Detail. „Ich bin müde.“, sagte er leise und lehnte sich an die warme Brust des Älteren. Ein leises Klacken verkündete, dass die Klimaanlage sich wieder ausgestellt hatte. „Dann schlaft, mein Pharao.“ Ein Kuss wurde auf den schwarzen Schopf gehaucht, ehe sich Arme fest um den schmalen Körper legten. Atemu sollte in seinen Armen einschlafen, so wie er es früher stets getan hatte. Schäfchen zählend ging Mokuba den dunklen Flur entlang, um sich in der Küche ein Glas warmer Milch zu holen. Vor wenigen Stunden war er von der Klassenfahrt nach Hause gekommen und obwohl er eigentlich todmüde war, konnte er einfach nicht einschlafen. Doch scheinbar war er nicht der Einzige. Überrascht blieb Mokuba stehen, als er den hellen Lichtschein wahrnahm, der unter der Tür zum Kaminzimmer in den Flur fiel. War Seto etwa noch auf? Und saß nicht an seinem Laptop? Besorgt trat Mokuba näher und schob die Tür einen Spalt auf, um in den dahinterliegenden Raum zu lugen. Tatsächlich; der Konzernchef saß in dem mittleren der drei Sessel, die direkt vor dem großen Kamin aufgestellt waren, indem nun jedoch kein Feuer brannte. Das einzige Licht ging von dem Kronleuchter aus, der von der Decke hing. Auf einem kleinen Beistelltischen stand eine nur noch halbvolle Flasche Whisky, das dazugehörige Glas hob Seto soeben an seine Lippen. Als er sah, wie der Ältere das Gesicht ein wenig verzog hätte Mokuba fast gekichert. Whisky war eben etwas anderes als Kaffee. Allerdings war er zu besorgt, um darüber lachen zu können. Als er sah, wie das Glas erneut gefüllt wurde betrat Mokuba entschlossen den Raum. „Kannst du nicht schlafen?“ Seto, dessen Blick bis eben noch ins Leere gegangen war, drehte nun überrascht den Kopf zu seinem Bruder. „Warum bist du noch auf? Du solltest längst schlafen.“, sagte der Blauäugige, ohne auf die ihm gestellte Frage einzugehen, doch so schnell ließ Mokuba sich nicht austricksen. „Ich hab auf der Rückfahrt im Bus geschlafen. Schämst du dich eigentlich nicht so viel zu trinken?“ Mokubas Ton war zu dem einer besorgten Mutter umgeschwungen und energisch nahm er Seto die Flasche ab, was dieser ohne Gegenwehr geschehen ließ. „Darf ich mir nicht einen gemütlichen Abend machen?“ „Wenn er darin besteht, dass du dich betrinkst, nein! Was ist los mit dir? Hast du Streit mit Yami?“ „Wie kommst du darauf?“ „Ganz einfach. Du bist von deiner Geschäftsreise wieder zurück, aber Yami bleibt weiterhin bei seinem Großvater.“ Seto schnaubte durch die Nase und warf kurz einen Blick auf die Flasche in Mokubas Händen, bevor er in die kalte Asche im Kamin starrte. „Yami hat einen anderen.“ „Yami würde dich nie betrügen!“, rief Mokuba sofort, doch Setos kalter Blick ließ die Wut aus seinem Gesicht verschwinden. „Warum?“ „Mokuba, lass die Finger von meinem Beziehungsleben, klar?“ Verletzt senkte sich der Blick des Jüngeren auf das Flaschenetikett, welches er scheinbar interessiert las, doch eigentlich registrierte er es gar nicht. „Wenn du ihn auch immer allein lässt…“, murmelte der Schwarzhaarige leise und drehte sich um, um zu gehen. „Mokuba! Was hast du gerade gesagt?“ „Nichts, ich soll mich ja nicht einmischen.“ „Wie war das gerade, dass ich Yami ständig allein lasse? Vernachlässige ich dich etwa auch?“ Der Jüngere war zwar stehen geblieben, doch drehte er sich nicht um. „Ich kenn dich ja nicht anders.“, meinte Mokuba schlicht. „Aber ich liebe dich ja auch nicht auf die Weise, wie Yami es tut. Er hat mal gesagt, dass er dich nicht beim Arbeiten stören möchte und dir keine Last sein will. Und wenn du seine Einstellung ausnutzt brauchst du dich nicht zu wundern, wenn er sich von einem anderen um den Finger wickeln lässt.“ „Wie bitte?“ Seto erhob sich aus seinem Sessel. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass sogar sein eigener Bruder der Ansicht war! „Meine Firma leitet sich nicht von allein!“, wandte er ein, doch Mokuba reagierte darauf gar nicht. Es war das einzige Argument, welches Seto stets anbrachte, wenn er irgendetwas nicht machen wollte. „Wenn du mit deiner Firma verheiratet bist, dann solltest du keine Beziehung führen. Ich geh zurück ins Bett. Gute Nacht.“ Mit einem leisen Klong stellte Mokuba die Flasche auf einem Regal ab und verließ das Zimmer. Seto starrte ihm nach, konnte nicht fassen, dass sein Bruder seine Meinung nicht teilte. Mokuba stimmte ihm so gut wie immer zu. Warum dann nicht auch jetzt? Müde ließ der Braunhaarige sich zurück in seinen Sessel fallen und fuhr sich durch die Haare. Ein Jahr! Ein Jahr waren sie zusammen und was war nun? Nun kam irgend so ein dahergelaufener Penner an und machte Yami schöne Augen und somit alles kaputt! Zugegeben, vielleicht hatte Seto seinem Freund wirklich etwas zu oft eine Abfuhr erteilt, wenn dieser ihn gefragt hatte, ob er sich den Abend nicht mal frei nehmen würde. Vielleicht war es ein Fehler die traurigen Amethyste stets zu ignorieren. Liebe….Seto hatte zu lang nicht mehr geliebt, um sicher zu sein, ob er Yami gegenüber solche Gefühle empfinden konnte, auch wenn er es ihm schon einmal gesagt hatte. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie Yamis Augen in diesem Moment gestrahlt hatten. Dieser Zauber hatte wohl eine ganze Weile über angehalten. Bis die Einsamkeit zu groß, die Anschuldigungen von Bakura zu wirklich geworden waren. Als Yami ihm offenbart hatte, dass es einen anderen in seinem Leben gab, war Seto wütend gewesen, dass sich jemand anschickte ihm sein Eigentum wegzunehmen. Dann war er der Überzeugung gewesen, dass wenn er sich eh schon so wenig um Yami gekümmert hatte, es ihm sicherlich egal sein würde, sollte dieser ihn verlassen. Das jedoch war nicht der Fall gewesen. Wenn er abends das Schlafzimmer betrat und das Bett leer vorfand, dann fehlte einfach etwas. Niemand würde an seiner Taille hängen, wenn er morgens aufwachen würde, niemand würde ihm raten, dass er nicht so viel arbeiten sollte, da er krank davon werden würde. Niemand würde ihm sagen, dass er ihn mochte. Unablässig schwirrten diese Tatsachen in Setos Kopf hin und her und wollten ihn einfach nicht schlafen lassen. Würde Yami nicht mehr da sein, ihm würde etwas fehlen. Nicht die Gewohnheit seiner Anwesenheit, nein. Das wäre Seto gleichgültig gewesen. Ein Stück von ihm selbst würde fehlen. Er konnte es selbst kaum glauben, einmal so etwas zu denken, doch wie er es sonst beschreiben sollte wusste er nicht. Wenn er Yami verlor, würde es seine eigene Schuld sein, dessen war Seto sich bewusst. Er sah hinab auf seine Hand und starrte sie an, als wäre sie die eines Fremden. Yami hatte gewusst wie er war, Mokuba hatte es ihm erzählt. ‚Seto lacht seit dem Tag nicht und er ist nur noch kalt und abweisend. Manchmal glaube ich er lebt ausschließlich für seine Firma’, hatte Mokuba gesagt. Und Yamis Antwort war einfach nur typisch für den Jungen gewesen, der scheinbar selbst noch an das Gute in jemanden glauben würde, wenn dieser ein Massenmörder war. ‚Seto ist eben Seto und ich liebe ihn, wie er ist.’ Liebe, an der er zerbrechen würde, wenn Seto ihm nie etwas zurückgeben würde. Vielleicht war es wirklich besser, wenn Yami mit diesem Seth ging. Dieser würde sicherlich besser für den Violettäugigen sorgen können. Und Seto….er hatte ja noch immer seine Firma. Er würde ungestört arbeiten können, müsste sich kein Gejammer anhören, Bakuras Drohungen nicht mehr ertragen. Nie mehr das Leuchten in den Augen sehen, wenn es ihm galt, Die Hand an seiner Wange nicht mehr spüren, nicht mehr seine Wärme, seinen Duft, der schwer im Schlafzimmer hing und ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Er würde wieder allein sein…so allein…wie er jetzt gerade war…verwahrlost, in einem leeren Zimmer, neben sich eine Flasche Whisky, die sich immer schneller leeren würde. Schneller…und schneller… Bis kein Tropfen mehr da war…ganz allein… Bakura nagte an seiner Unterlippe, ein Zeichen dafür, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Es war schon fast eine Stunde her, seit Yami aus dem Zimmer gegangen war und allmählich machte Bakura sich Sorgen. Der Schwarzhaarige zog sich sicherlich nicht zum Schmollen zurück. Wenn er ihn wenigstens hätte ausreden lassen, anstatt gleich davon zu laufen. Stirnrunzelnd betrachtete er den Skarabäusanhänger. Ober er Marik bitten konnte ihm noch mehr von diesen Schutzamuletten zu geben? Immerhin fühlte er sich deutlich besser, seit er diesen trug; falls es denn wirklich auf dieses Stück Holz zurückzuführen war. Aber es war Tatsache, dass er weniger an Yami dachte und sich keine tödlichen Unfälle mehr für Seto überlegte. /Yami hat mir eine völlig unlogische Geschichte erzählt. Warum sollte er mir dann nicht glauben, wenn ich ihm sage, dass jemand in meinem Kopf rumpfuscht? Wenn er schwört, mich nicht zu bemuttern, wenn er die Wahrheit kennt…/ mit schweren Seufzen setzte er sich auf und versuchte kurz mit den Händen Ordnung in seinen Zottelkopf zu bekommen, scheiterte jedoch kläglich dabei. Das er sich dazu überwand Yami nun doch alles zu erzählen hatte auch einen weiteren Grund. Sollte aus ihm und Marik tatsächlich mehr werden, so würde dieser sicherlich auch bald Fragen stellen. Dann war er darauf zumindest vorbereitet. Langsam ging Bakura die Treppe nach unten und wollte gerade das Wohnzimmer betreten, hielt dann jedoch erschrocken inne. Yami war nicht allein, ein Mann war bei ihm. Zumindest glaubte Bakura, dass es ein Mann war, denn dessen Konturen wirkten irgendwie verschwommen. Bakura hätte es auf seine Müdigkeit geschoben, doch das Problem war, dass hingegen Yamis Züge klar und deutlich zu erkennen waren. Er saß auf dem Schoß des Fremden, den Kopf an dessen Brust gelehnt, schien er tief und fest zu schlafen. Unfähig sich zu rühren blieb der Weißhaarige an Ort und Stelle stehen. Von dem Mann ging eine Aura aus die ihm einen Schauer über den Rücken jagte und ihn zwang sich umzudrehen und davonzulaufen. Gleichzeitig jedoch drängte alles in ihm danach diesen Mistkerl von Yami zu reißen. Nicht aus Eifersucht, oh nein! Sondern weil niemand seinen Freund gegen dessen Willen einfach so anfassen durfte! Und Bakura bezweifelte, dass Yami freiwillig in den Armen des Fremden hing. Dieser hingegen schien ihn nun endlich zu bemerken. Seth brauchte nicht lange, um den Weißhaarigen zu erkennen, der im Türrahmen aufgetaucht war. Es war der Mistkerl, der über seinen Geliebten hergefallen war! Und eine weitere Tatsache, ließ die Wut in ihm fast bis ins unermessliche steigen! Dieser Mann konnte ihn sehen, er war also Ägypter und wenn er Atemu zu verführen versucht hatte konnte das nur eins bedeuten: Man hatte ihn geschickt, um ihn und Atemu erneut voneinander zu trennen! Umsichtig, um ihn nicht zu wecken, legte er den einstigen Pharao auf dem Sofa ab, dann erhob er sich und als er Bakura wieder anblickte lag in seinen Augen nichts mehr, als blanker Hass. Die Gottheit musste nicht viel von der geraubten Macht einsetzen, um seine Gestalt für Bakura vollends sichtbar zu machen. Als dieser nun das komplette Aussehen erfassen konnte sog er hörbar die Luft ein. Braunes Haar und blaue Augen. „Seth.“, stotterte er überrascht und ungläubig. Dann war Yamis Geschichte also tatsächlich war? Aber das hier war doch die Realität und keine Fanfic, die sich irgendeine durchgeknallte Autorin ausgedacht hatte! Oder etwa doch? So unauffällig wie möglich kniff Bakura sich ins Bein, immerhin konnte er ja auch träumen. Doch der drauffolgende Schmerz belehrte ihn eines Besseren. Die Tatsache, dass Bakura scheinbar seinen Namen wusste, bestätigte Seth hingegen nur in der Annahme, dass sein Gegenüber für den Feind arbeitete. „So ist es.“, sagte er mit eisig kalter Stimme und wie schon einige Minuten zuvor, stieg auch nun wieder die Zimmertemperatur an. Obwohl die Worte des Gottes in ägyptischer Sprache in Bakuras Ohren drangen, so übersetzten in seinem Kopf die ägyptischen Wurzeln jeden Laut ins Japanische. Und wenn Bakura zu Seth sprechen würde, wäre es der umgekehrte Fall. Abschätzend musterte Seth seinen Rivalen. „Ich hätte ja gedacht, dass man jemanden benutzen würde, der nicht ganz so auffällig ist, wie du. Außerdem scheinst du nur zur Hälfte ein Ägypter zu sein, deshalb konntest du mich auch bis eben noch nicht deutlich sehen.“ Ägypter…das Wort hallte in Bakuras Kopf wider und fest ballte er die Hände zu Fäusten. Das also war sein Vater. Er hatte zwar schon immer vermutet, dass dieser aus einem arabischen Land kam, doch hätte er nie vermutet, dass es Ägypten war…so wie Marik. Nein, er wollte keine Parallelen ziehen! Aus welchem Land man stammte hatte doch nichts mit der Einstellung zu tun. Gut, die Kultur prägte sie anders, aber Marik hatte doch gesagt, dass ihn sein Äußeres nicht störte. Er mochte ihn doch! Oder war das nur eine Lüge gewesen? Bakura versuchte nicht mehr darüber nachzudenken. Er wollte nicht schlecht über die Person denken, die ihn, abgesehen von Yami, als einzige so zu mögen schien, wie er wahr. Mit seinem störrisches Charakter und seinem Albinismus. Stattdessen versuchte Bakura sich wieder auf Seths Worte zu konzentrieren, denn der Gott sprach bereits weiter. „Aber ob nun Halbblut oder nicht, das wird dich nicht vor mir schützen! Ich lasse nicht zu, dass sich erneut jemand zwischen mir und Atemu stellt!“ Seths Kopf verformte sich, wurde zu dem des langschnäuzigen Tieres. Er hob die Hand, bereit sie in Bakuras Brust zu rammen. Er wusste, dass er den Weißhaarigen nicht töten konnte, doch verletzen, dass würde ihm gelingen und das würde er sich auch nicht nehmen lassen! Doch entgegen jeglichen Erwartung wurde es Seth genommen. Seine Hand war noch nicht mal wirklich in die Nähe von Bakuras Haut gekommen, als sie zu Sand zerfiel. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Gott auf seinen Armstumpf und zog ihn ruckartig zurück. Kaum, dass dies geschehen war regenerierte sich sein Körper zwar wieder, doch in die Nähe des Weißhaarigen kam er dennoch nicht. Seth konnte das nicht verstehen. Ein Gott konnte nicht von einem gewöhnlichen Sterblichen aufgehalten werden! Nur Nichtägypter waren sicher, doch durch Bakuras Adern floss ägyptisches Blut! „Sag es! Welcher Gott hetzt dich gegen mich auf, dass er dir solch mächtige Magie verliehen hat? Ist es Horus??“ „Magie?“ Bakuras wiederholte das Wort langsam und versuchte seine Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen. Als sich die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, hatte er Angst verspürt. Doch konnte man es ihm verdenken? Immerhin wusste niemand, über was für Kräfte so ein Gott verfügte. /Er kann mich nicht anfassen, obwohl es eigentlich möglich wäre?/ Schlagartig wurde es Bakura klar. Der Anhänger, den er von Marik hatte. Den, um böse Geister und Flüche fernzuhalten! Ohne lange zu zögern griff Bakura nach dem Lederband um seinen Hals und zog den Skarabäus hervor. Seth wich einen Schritt zurück und gab ein wütendes Zischen von sich. Ein so schlichtes Schutzamulett sollte ihn abgewehrt haben? So weit waren die Götter also schon gesunken. So sehr waren sie ihrer Stärke beraubt worden, dass man sie mit etwas aufhalten konnte, wovor einst finstere Dämonen höchstens nur kurz zurückgeschreckt waren. Ein wütender Schrei entwich Seths Kehle und er beugte sich nah zu Bakura vor, ignorierte dabei die Tatsache, dass sein Gesicht zu Sand zerfiel. „Eins garantiere ich dir; solltest du auch nur den Versuch wagen Atemu ein Haar zu krümmen, ich werde einen Weg finden dein Schutzamulett zu umgehen und dich so lange leiden lassen, bis du mich um deinen Tod anbettelst!“ Kaum, dass Seth zu Ende gesprochen hatte, zerfiel sein Körper zu Sand, der kurz darauf vom Wind aus dem Haus getragen wurde. Einen Moment blickte Bakura den letzten Sandwehen nach, bevor er sich an die Wand in seinem Rücken lehnte. Entweder er war völlig durchgeknallt, oder es gab doch Dinge, die sich nicht allein durch Physik erklären ließen. Sanft ruhte sein Blick auf dem Skarabäus in seiner Hand und schob ihn dann wieder behutsam unter seinen Pyjama. Marik hatte bisher mehr für ihn getan, als Bakura anfangs für möglich gehalten hätte. „Uhm…Baku?“ Der Angesprochene erwachte aus seinen Gedanken und blickte zur Couch hinüber, von welcher aus ihn ein verschlafen dreinblickender Yami ansah. Langsam stieß Bakura sich von der Wand ab und trat näher an den Jüngeren heran, um sich neben ihn zu setzen. „Haben wir dich geweckt?“ „Wir?“ fragte Yami verwirrt. „Du meinst…du hast Seth gesehen?“ Ein Nicken. „Sagen wir eher, er hat dich wohl geweckt. Ich hab nämlich nicht so rumgeschrien, wie er.“ „Er hat dich angeschrien? Warum? Was ist passiert?“ Besorgt ruhten die violetten Seelenspiegel auf dem Gesicht des Älteren, welcher ihrem Besitzer beruhigend auf die Schulter klopfte. „Halb so wild. Ich glaub er war nur sauer, weil ich heute Morgen über dich hergefallen bin. Er glaubt wohl ein anderer Gott hätte mich geschickt. Und um ehrlich zu sein ist das wahrscheinlich gar nicht so abwegig.“ „Ein anderer Gott soll dich geschickt haben? Wovon redest du denn da?“ „Das wirst du gleich wissen, wenn ich dir alles erzählt habe.“ „Hm?“ Verwirrt legte sich Yamis Stirn in Falten, doch sie glättete sich sofort wieder, als er Bakuras ernstes Gesicht sah. „Baku?“, fragte er vorsichtig und rutschte eher unterbewusst, als dass es ihm wirklich klar war, ein Stück von Bakura weg. „Was willst du mir erzählen? Was hat Seth zu dir gesagt?“ „Was Seth gesagt hat ist jetzt unwichtig.“, sagte der Weißhaarige herrisch und seine Hand umfasste Yamis Unterarm so fest, dass es fast schmerzte. „Schwörst du mir, dass du nicht versuchen wirst meine Probleme zu lösen, wenn du sie kennst? Mich nicht wie einen Todkranken behandeln wirst?“ Yami antwortete nicht sofort, sondern blickte auf die Hand, die sich immer fester in seine Haut krallte. „Lass bitte meinen Arm los. Du tust mir weh.“ Es dauerte einen Moment, dann jedoch löste Bakura seinen Griff und sah zur Seite. Leise rutschte Yami wieder näher an seinen besten Freund heran und beugte sich ein wenig vor, um hinter der Wand aus Haaren das Gesicht des Älteren sehen zu können. „Du musst mir deine Geschichte nicht erzählen, wenn du es nicht willst.“ Ein Ausdruck von Wut traf Yami und ließ ihn für einen Moment zusammenzucken. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du das lassen sollst?! Hör auf jeden mit Samthandschuhen anzufassen und jeden über dich selbst zu stellen! Willst es nun hören oder nicht?“ „Schrei doch nicht so. Du weckst ja das ganze Haus auf.“ „Ich rede so laut wie ich will!“, rief Bakura und angriffslustig funkelte er Yami an, der sich jedoch ungerührt zeigte. Sein Blick wanderte kurz zu der großen Wanduhr. Die Nacht neigte sich allmählich ihrem Ende zu, doch Morgen war immerhin Sonntag. Also genügend Zeit um den verlorenen Schlaf aufholen zu können. „Ich will nichts lieber, als erfahren, was dir passiert ist. Und ich schwöre dir, auch wenn es mir sicherlich schwer fallen wird, dich anschließend nicht anders zu behandeln.“ Fest blickte Bakura dem Jüngeren in die Augen, um vielleicht an einem Wegzucken oder Lidersenken feststellen zu können, ob Yami seine Worte auch ernst meinte. Doch dieser hielt mühelos stand. Ruhig atmete Bakura aus und rutschte tiefer in das Sofa. „Dann hör gut zu und unterbrich mich nicht. Ich erzähl es dir nur einmal.“ Yami nickte und griff nach der Wolldecke, die am anderen Ecke der Couch lag, um sie über sie beide auszubreiten. Dann lehnte er sich ein wenig an Bakuras Schulter. „Wie früher.“, meinte er mit einem Lächeln, doch Bakura schüttelte verneinend den Kopf. „Nicht ganz. Früher haben wir nebeneinander auf der Couch gelegen, den jeweils anderen als Teddybär missbraucht.“ „Bakura!“ Wandte Yami mit einem genervten Seufzen ein. Ging das Theater etwa schon wieder los? „Reg dich nicht so auf. Ich bin bei klarem Verstand. Ich tu das nicht, um dich von Seto loszubekommen. Das hast du ja schon ganz gut allein hinbekommen – vergiss den letzten Satz einfach!“ Die letzten Worte hatte Bakura hastig hinzugefügt und sah Yami dann mit einem bittenden Ausdruck in den Augen an. „Dürfen gute Freunde nicht miteinander schmusen, wenn sie Sorgen haben?“ „Natürlich dürfen sie das. Vorausgesetzt es bleibt auch bei guten Freunden.“ „Das wird es.“ Nickend gab Yami sich geschlagen und kuschelte sich näher an Bakura. Arm in Arm saßen sie nun dort in dem dunklen Wohnzimmer, die Augen ziellos auf den dunklen Fernsehbildschirm gerichtet. Während Bakura nach dem richtigen Ansatz suchte war in der Stille um sie herum nichts außer dem Ticken der Wanduhr zu hören. Ein monotones Ticken, was die leisen Worte fast übertönte, als Bakura endlich zu erzählen begann. Yami spitzte die Ohren und verbannte die Uhr aus seinen Gedanken. Diese Chance, die Bakura ihm nun endlich zu geben bereit war, wollte er nicht vergeuden. Kapitel 16: Seelenschmerz ------------------------- Hach ja, Halloween…schön, wenn man Eier ans Fenster geschmissen bekommt. Meine Katze steht so unter Schock von dem Knall, die schleicht mit riesen Augen um die Fensterbank herum. Und endlich muss ich nicht mehr bei jedem zweiten Satz speichern, aus Angst, dass mein Netbook wieder abstürzt. Hab es und meinen PC jetzt gegen einen Laptop eingetauscht, wenn ich dann noch Office irgendwo her bekomme, bevor die Testversion ausläuft, bin ich glücklich. Nun fast, beim Verschieben meiner Dateien auf den Laptop wurden meine Bakura und Dartz Ordner leer rüber kopiert. Und ich dumme Nuss hab natürlich alles über Ausschneiden gemacht, anstatt mit Kopieren, damit es schneller geht. Also Datensicherung von 2007 rausgekramt und versucht übers Rescuecenter ein paar Bilder zu retten. Zum Glück waren es „nur“ die Bilder und nicht meine Fanfics. Also, viel Spaß nun mit dem Flashback in Bakuras Vergangenheit. Ich mag das Kapitel nicht wirklich, so von der Aufteilung her. Aber einen reinen Monolog fand ich auch doof. Na ja, vielleicht gefällt es euch besser, als mir. 17. Seelenschmerz *+*+*+*Flashback Bakuras Kindheit*+*+*+* Seine Mutter hatte ihren Mann während einer Urlaubsreise kennen gelernt. In Ägypten, wie Bakura erst Jahre später erfuhr. Dabei war ihm die Herkunft seines Vaters relativ egal, denn es hätte nichts an dessen Hass ihm gegenüber geändert. Dass seine Eltern ihn nicht mochten, war Bakura nicht von Anfang an klar gewesen. Ihr Hass und Ihre Ablehnung waren für ihn so normal gewesen, wie das Zähneputzen vorm Zubettgehen. Erst, als er andere Kinder mit ihren Eltern sah, bemerkte er den Unterschied. Bakura hockte an der Ecke des Supermarktes, wo er fast schon wie ein angebundener Hund darauf wartete, dass seine Mutter mit dem Einkauf fertig wurde. Sie könne nicht in Ruhe einkaufen, wenn er ständig zwischen Regal und Einkaufswagen umherwuselte, hatte sie gesagt. Deshalb wartete er einfach hier und malte mit einem Stock unsichtbare Bilder auf den Boden. Hier zu sitzen machte ihm nicht wirklich etwas aus. Bakura wusste, dass er anders war, als die anderen Kinder. Keines von ihnen hatte so heller Haut wie er. Und außer alten Leuten hatte er auch noch nie jemanden mit weißen Haaren gesehen. Im Kindergarten spielte er stets alleine und solange er keinem der anderen Kinder zu nahe kam, ließen sie ihn auch in Ruhe. Das Hexenkind, wie sie ihn nannten. Tat eines der Kinder sich weh, so war es stets seine Schuld. Weil er sie verhexte. /Es stört mich nicht, was sie sagen. Sie haben ja recht. Ich bin anders, ich bin schlecht./ „Kleiner? Würdest du bitte platz machen?“ Erschrocken sah Bakura auf und sprang so ruckartig auf die Füße, dass er gegen die Schaufensterscheibe in seinem Rücken schlug. „Oh, entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Ein seltenes freundliches Lächeln traf den Weißhaarigen und scheu blickte er in das Gesicht der Frau mittleren Alters. Vor sich her schob sie einen Rollstuhl, in welchem ein sabberndes Kind saß. Bakura kannte es vom Sehen her. ‚Spasti!’ brüllten die anderen Kinder immer, wenn sie es sahen. Eigentlich freute sich der Junge immer, wenn er das behinderte Mädchen sah. Nicht, um sich über sie lustig zu machen, sondern weil es ihn erleichterte zu wissen, dass es noch andere Menschen gab, die nicht normal waren. Die genauso wie er unerwünscht waren. Heute jedoch freute Bakura sich nicht. Heute machte es ihn traurig, denn zum ersten Mal konnte er das Gesicht der Mutter des Mädchens genauer betrachten. In ihrem Blick lag so viel Wärme, so viel Liebe. Und diese Gefühle verschwanden nicht, wenn sie ihr Kind betrachtete. Sie wurden sogar noch stärker. Mit ungläubigem Blick sah Bakura der kleinen Familie nach. Umständlich schob die Frau den Rollstuhl durch das Geschäft. Das konnte er nicht verstehen. Warum nur konnte ein Mensch jemanden lieben, der kaum dazu fähig war, sich mit Worten zu verständigen, aber jemanden ablehnen, der sich nur durch sein Äußeres unterschied? Oder gab es auch für ihn jemanden, der ihn lieben konnte? Unsanft wurde Bakura aus seinen Gedanken gerissen, als an seinem Arm gezerrt wurde. Er hat nicht bemerkt, dass seine Mutter ihre Einkäufe inzwischen beendet hatte. „Herrgott, musst du ständig träumen und mich aufhalten? Du machst mir nichts als Arbeit!“, schimpfte sie, doch Bakura war längst taub für ihre Worte. Er versuchte nicht einmal mehr sich zu entschuldigen. Es würde eh nichts nützen. Als er in die Grundschule kam wurde es für Bakura nur noch schlimmer. Ihnen reichte es nicht aus, wenn der Weißhaarige ihnen einfach nur aus dem Weg ging. Sie beschimpften ihn, wann immer sie eine Gelegenheit dazu bekamen, bewarfen ihn mit Stöcken und auch schon mal mit Steinen. Es war die Zeit, in der Bakura kaum noch zur Schule ging. Selbst die Schimpftriaden seiner Mutter hielten ihn nicht davon ab. Als sie dazu überging ihn persönlich in der Schule abzuliefern, blieb er höchstens bis zur ersten großen Pause, bevor er sich davon stahl. Und wenn er mal doch nicht davon lief, ging er zum Gegenangriff über. Er stürzte sich auf jeden, der ihn beleidigte, auf jeden der etwas nach ihm geworfen hatte. Der Direktor zog bereits einen Schulverweis in Betracht und die Eltern des Weißhaarigen gingen an die Decke. Doch Bakura veränderte sein Verhalten nicht. Lieber ließ er sich anschreien und drohen, als sich wie ein Tier über den Schulhof hetzen zu lassen. Derjenige, dem es gelang den Schikanen ein Ende zu setzen, war Yami. Das neue Schuljahr hatte seit zwei Wochen begonnen und für Bakura hatte sich rein gar nichts geändert. Die Hoffnung, dass so etwas jemals passieren würde, hatte er längst aufgegeben. Bakura war wieder vor seinen Mitschülern geflohen. Die Zeit auf dem Spielplatz zu verbringen schien ihm an ungefährlichsten zu sein. Denn in seiner Schuluniform wäre er in der Stadt sofort aufgefallen. Und die Familien, die mit ihren Kleinkindern hier waren, scherten sich nicht um einen weiteren Jungen. Dennoch warf Bakura erst einen misstrauischen Blick in Richtung der Familie, bevor er es wagte den Sandkasten zu betreten. Auf einer Bank saß eine Frau und las in einem Buch, während sie mit dem Fuß den Kinderwagen neben sich vor und zurück schob. Unweit von ihr entfernt saß ein Junge, der ungefähr Bakuras Alter hatte, im Sand und buddelte mit seiner Schüppe ein Loch. Dem Neuankömmling schenkte er keine Beachtung, wofür Bakura dankbar war. Der Weißhaarige setzte sich wie so oft auf die Schaukel und beobachtete von dort aus das Ziffernblatt der öffentlichen Uhr, um zu wissen wann er nach Hause gehen konnte. Eine ganze Weile über blieb er dabei auch ungestört und konnte seinen Gedanken nachgehen, dann jedoch tauchte plötzlich das Gesicht des Jungen vor ihm auf. Reflexartig wich Bakura zurück und plumpste dabei von der Schaukel. Was zum Henker wollte dieser Wicht denn jetzt von ihm? Der Junge mit den violetten Augen ging vor der Schaukel in die Hocke, um mit Bakura auf Augenhöhe zu sein und legte den Kopf leicht auf die Seite. „Hab ich dich erschreckt?“, fragte er in einem Ton, als hätte er deswegen ein schlechtes Gewissen. Sofort schüttelte Bakura den Kopf und setzte sich auf. „Was willst du?“, fragte er ruppig, während er sich den Sand von seiner Hose klopfte. „Fragen ob du mit mir spielst.“ Verwundert hob Bakura den Kopf. Sollte das ein Scherz sein? Doch im Gesicht des Jüngeren waren dafür keinerlei Anzeichen zu erkennen. „Meinst du das ernst?“ „Klar! Komm schon!“ Ohne weiter auf eine Antwort zu warten hatte der Schwarzhaarige ihn schon am Arm geschnappt und zog ihn hinter sich her zu seinen Schaufeln und Förmchen. „Wie bauen eine Burg, ja?“ Bakura nickte daraufhin lediglich und setzte sich neben den Jungen in den Sand. Das war absurd. Sah er denn nicht, wie anders er war? „Wie heißt du eigentlich?“, wurde der Weißhaarige nach einer Weile gefragt. „Bakura.“ „Ich bin Yami. Bist du ein Engel, Bakura?“ „Was soll ich sein??“ Ungläubig sah er seinen Gegenüber an. „Deine Haare. Sie sehen aus wie bei Mamas Engelfigur, zu Hause.“ „Ich bin ganz sicher kein Engel!“ „Oh, ok.“ „Ich bin wohl eher der Teufel.“ „Das glaub ich dir nicht!“ „Und warum das nicht?“ „Weil der Teufel nicht so traurig auf einer Schaukel gesessen hätte.“ Warm lächelte Yami ihn an und griff nach einer der Schüppen, um an seiner Burg weiter zu bauen, während Bakura ihn einfach nur anstarren konnte. Die Sichtweise in allem erst mal etwas Gutes zu sehen, war typisch für Yami, wie Bakura später feststellen sollte. Im ersten Moment jedoch hielt Bakura ihn deswegen für verrückt. Alle behandelten ihn wie einen Aussätzigen und dann hielt Yami ihn für einen Engel? „Auf welche Schule gehst du?“, fragte Bakura leise. „Auf deine.“, rief Yami vergnügt. „Jedenfalls haben wir die gleiche Schuluniform.“ Wieder lächelte er. „Aber erst ab Morgen. Wir sind erst heute hier her gezogen.“ „Ich muss jetzt nach Hause.“, sagte Bakura hastig und stand auf. Er wollte nicht länger mit dem Jungen spielen, auch wenn er noch so nett zu ihm war. Wenn er Morgen erst mal auf seine Klassenkameraden traf, würde er ihn auch hassen, wie alle anderen. Yami wollte protestieren, doch Bakura hörte ihm gar nicht mehr zu. Er war aufgesprungen und rannte so schnell davon, wie seine kurzen Beine ihn tragen konnten. Hastig wischte er sich unterwegs über die Augen, um die Tränen zu vertreiben. Wie hätte er denn auch glauben können, dass es doch jemanden gab, der ihn mochte? Am nächsten Tag jedoch zeigte sich, dass seine Hoffnung nicht gänzlich verloren gewesen war. Yami stieg zwar schnell zum Klassenliebling auf, doch beeindrucken von den Worten der anderen Kinder, ließ er sich nicht sonderlich. Seiner Meinung nach gab es nichts an Bakura, was ihn zu einem Teufel machte und von nichts und niemanden ließ er sich von seiner Meinung abbringen. Zwischen den beiden Jungen wuchs ein dickes Band der Freundschaft und zum ersten Mal begann Bakura das Leben wirklich zu genießen. Yamis Freunde, wurden zu seinen Freunden und je älter diese wurden, desto weniger gab es auch, die meinten in Bakura sei der Teufel gefahren. Dennoch verschwand für Bakura das Gefühl nicht trotz allem anders zu sein. Er erzählte nie von zu Hause oder von seinen Problemen. Für seine Eltern blieb Bakura ein Monster und zu oft lehnte er Einladungen von anderen ab, sie zu besuchen. Denn ihre Familien waren perfekt, zwischen ihnen war Liebe. Und Bakura fühlte sich wie eine Ziege unter einer Herde von Schafen. Irgendwie nicht dazugehörend. „Ich hab ein Date mit Seto-san.“, verkündete Yami einige Jahre später mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen. Mit gerunzelter Stirn hob Bakura den Kopf von seinen Matheaufgaben und blickte Yami prüfend an. „Meinst du Seto Kaiba?“ Als der Schwarzhaarige nickte wurde Bakuras Blick noch missbilligender. „Ich will nicht, dass du mich mit ihm betrügst.“ „Betrügen…? Man Bakura! Das mit der Verlobung kriegst du aber auch nie aus deinem Kopf.“ „Na und? Wenn ich schon hintergangen werde, dann zumindest mit einem, der dich auch verdient hat!“ „Was soll das denn heißen?“ „Der meint das doch hundertprozentig nicht ernst mit dir! Sieh ihn dir doch nur mal an! Wie herablassend er immer alle anstarrt, als ob er was Besseres wäre, nur weil er eine Firma leitet! Im Vergleich zu ihm hat sogar ein Floh mehr Taktgefühl!“ „Du kennst ihn doch gar nicht, also kannst du ihn auch nicht beurteilen. Du bist übrigens auch nicht gerade einfühlsam.“, konterte Yami trotzig. „Ich hab auch nie von mir behauptet deine Freundschaft wert zu sein. Aber dieser Eisklotz ist es genauso wenig!“ „Können wir die Diskussion nicht lassen?“, fragte Yami, der scheinbar hin und her gerissen war zwischen der Möglichkeit Bakura davon zu überzeugen seiner Freundschaft doch wert zu sein, oder ihn zu überzeugen, dass Kaiba sehr wohl ein Date wert war. „Nein. Aber wahrscheinlich wirst du eh tun, was du willst.“, knurrte der Weißhaarige und griff nach dem Taschenrechner, um die Aufgabe zu Ende zu bringen. „Warum gehst du eigentlich nicht mal aus? Und erzähl mir nicht wieder, dass mit dir eh niemand ausgehen würde!“, versuchte Yami den Spieß umzudrehen. „Es gibt genügend Mädchen und auch Jungen die sicherlich nicht nein sagen würden. Wenn du vielleicht nur nicht immer so ruppig wärst.“ Yami traf ein eisiger Blick. „Ich bin verlobt.“, zischte Bakura nur, woraufhin sein Gegenüber erneut die Augen verdrehte. „Dir ist nicht mehr zu helfen. Ich muss jetzt los. Mach keine Blödsinn, ja?“ Einen Moment lang wartete Yami noch auf eine Antwort, dann stand er auf, um den Sitzenden einmal kurz zu umarmen. „Ich hab dich lieb, Baku-chan.“, sagte er, in der Annahme, dass es das war, was der Weißhaarige hören wollte. Dann drehte er sich um und verließ den Raum. Kurze Zeit später konnte man die Haustür ins Schloss fallen hören. Bakura hatte nicht ein einziges Mal mehr den Blick gehoben, sondern versuchte sich abzulenken, indem er sich auf die Hausaufgaben konzentrierte. Eigentlich war er nach der Schule mit zu Yami gegangen, um nicht nach Hause zu müssen. Seit seine Mutter schwanger war, hielt er es dort noch weniger aus als sonst. Doch hier zu sein machte es für Bakura nicht besser. In dieser Familie lief es zu gut. Sie verziehen einander ihre Fehler, sie hielten zusammen. Und Yami schien sich immer mehr von ihm zu entfernen. Seit dieser begonnen hatte sich für potenzielle Partner zu interessieren, baute Yami sich seine eigene Welt auf. Eine Welt, in der Bakura einfach nur ein Freund von vielen war. Natürlich wollte Bakura, dass es Yami gut ging und seinetwegen konnte sich dieser mit so vielen Jungs treffen, wie er wollte. Aber nicht, wenn es solche Mistkerle wie dieser Kaiba waren! So jemand passte nicht zu Yami! Für diese Welt war Yami eh viel zu gut. Bakura war sich sicher, würde er Yami von seinen Problemen erzählen, der Schwarzhaarige würde sicherlich alles für ihn tun. Doch genau das wollte Bakura nicht. Er wollte nicht gehasst werden, weil er anders war, aber genauso wenig wollte er mit Samthandschuhen angefasst werden. Und weil er ein Mittelmaß haben wollte, würde Yami ihm entgleiten. /Wenn ich ihm die Wahrheit sage, er würde bestimmt an dem Versprechen festhalten, wenn ich ihn darum bitte. Ich könnte ihn für mich haben, ich könnte…/ Er zwang sich seine Gedanken zu unterbrechen. Das war nicht der richtige Weg. Hastig sprang Bakura auf, packte seine Sachen zusammen und verließ ohne ein Wort des Abschieds das Haus. Er hielt es nicht länger an diesem Ort aus. Der Regen trommelte in einem gleichmäßigen Rhythmus an die heruntergelassenen Rollläden, während Bakura es sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher bequem gemacht hatte. Ein Luxus den er sich leisten konnte, weil seine Eltern nicht da waren. Sie waren noch im Krankenhaus. Gleich würde es hier sein, sein neues Geschwisterchen. Bakura wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Er hatte die letzten Wochen zwar gut genug beobachten können um zu wissen, wie sehr sich beide auf das Kind freuten, doch wenn es auch so wurde wie er…vielleicht hatte er dann einen Leidensgenossen. Als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, schaltete Bakura den Fernseher aus und schlich durch den Flur in Richtung seines Zimmers. Die große Willkommensfeier wollte er nicht stören. „So, nun bist du endlich im Trockenen, Ryou-chan.“, flötete die Stimme seiner Mutter, was Bakura seine Schritte beschleunigen ließ. Doch noch bevor er sein Zimmer erreichen konnte versperrte ihm bereits ein Kinderwagen den Weg. „Musst du denn ständig im Weg rum stehen?“, schnauzte sein Vater und sah Bakura mit einem abwertenden Blick an. „Ja.“, gab Bakura nur mit einem trockenen Knurren zurück und versuchte sich an dem Wagen vorbei zu quetschen. „Wie redest du mit deinem Vater?!“, regte seine Mutter sich auf. „Undankbares Ding! Und starr gefälligst Ryou nicht so an! Willst du ihn auffressen??“ Bakura reagierte auf ihre Frage nicht. Sein Blick war mit Entsetzen auf das Kind in dem Wagen gerichtet. Blasse Haut und schlohweiße Haare. Geschockt blickte der Braunäugige zwischen seinen Eltern hin und her, wie sie liebevoll den neuen Zuwachs umsorgten. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Dieses Kind war wie er! Und dennoch konnten sie es lieben?? Aber warum hassten sie ihn dann, wenn es nicht an seinem Äußeren lag? Was hatte er denn verbrochen? Unfähig sich zu rühren starrten Bakura den Dreien nach, wie sie im Wohnzimmer verschwanden. Er hörte ihr Lachen, die liebevollen Worte, das leise Summen eines Schlafliedes. Und jeder Ton traf ihn wie ein Stich. Sie hassten ihn, verachteten ihn und das ohne Grund. Einfach nur, weil er, er war! Bakuras Blick richtete sich auf seine leeren Hände. „Warum?“, fragte er leise und ballte die Hände zu zittrigen Fäusten. Sein Blick heftete sich auf die angelehnte Wohnzimmertür. Er musste nicht hineingehen, um die Liebe in ihren Gesichtern zu sehen. Er hatte sie oft genug während der Schwangerschaft beobachten können. Und er wollte sie auch nicht sehen! Bakura wollte nur noch fort von hier. Und diesmal für immer! In seinem Zimmer zog Bakura die Sporttasche unter dem Bett hervor und füllte sie mit dem Nötigsten. Für die restlichen Sachen würde er später noch einmal wieder kommen. Dann, wenn er wusste, dass niemand zu Hause war. Wie Schlangen traten sie aus dem Schatten, die dunklen Schlingen, die Mumienbinden. Sie schlangen sich um seine Gelenke und lenkten ihn nach dem Willen seines Puppenspielers. ‚Zu Yami…zu deinem Geliebten’, säuselte ihm die vertraute Stimme ins Ohr. Es war nicht das erste Mal, dass eine scheinbar fremde Stimme Bakuras Gedanken beeinflusste, nicht das erste Mal, dass ihn jemand lenkte. Doch so deutlich wie jetzt war sie noch nie gewesen, ganz so als befürchtete sie, dass Bakura bei dem Falschen Unterschlupf suchte. Bakuras Blick war leer, als er durch die leeren Straßen ging. Gleichmäßig tropfte der Regen auf seine Haut und vermischte sich mit den stumm fließenden Tränen. Der Weißhaarige wollte nicht weinen. Schon gar nicht wegen dieser Unmenschen! Das hatten sie gar nicht verdient. Dennoch ließ es sich nicht zurückhalten. Aber wenn er doch so ein Ungeheuer war, warum konnte er dann überhaupt weinen? Waren Monster nicht unfähig zu fühlen? Warum machte ihm ihr Hass dann trotzdem etwas aus? Aber er war eben kein Monster. Er war ein Mensch, mit allen Stärken und Schwächen dieser Lebewesen. Und dennoch behandelten sie ihn nicht wie einen. Sie verachteten ihn…alle außer Yami. Die Schritte Bakuras wurden langsamer, je näher er dem Wohnhaus der Mutos kam. Etwa zehn Meter vor der Tür blieb er stehen. Konnte er das hier überhaupt machen? Konnte er so selbstsüchtig sein Yami zu belästigen? Laut Aussage des Violettäugigen konnte er das schon, aber hatte er das auch ernst gemeint? Er würde sich in eine Familie drängen, die ganz war. Die lachte und einander verzieh, die sogar bereit wäre jemanden wie Bakura aufzunehmen. Sie würden niemals auf den Gedanken kommen ihn wegzuschicken. Selbst dann nicht, wenn er wirklich unerwünscht war. Aber…wo sollte er denn sonst hin? Wer außer Yami wäre denn überhaupt bereit ihn aufzunehmen? Die Frage konnte Bakura sich selbst beantworten: Niemand. Und obwohl das für den Weißhaarigen nichts Neues war, packte ihn wie jedes Mal die Wut. Er bückte sich, griff den Stein auf dem Boden so fest, als könne er diesen dadurch zerquetschen, und schleuderte ihn mit einem wütenden Schrei gegen einen Baum. Der Stein prallte von der Rinde ab und traf Bakura an der Schläfe. Doch der Schmerz war im Vergleich zu seiner zerrissenen Seele nicht mehr als der Piecks einer Nadel. Dennoch schaffte der Schlag es, Bakura noch tiefer in sein Loch zu stoßen. Es schien in diesem Moment so, als ob wahrhaftig die ganze Welt gegen ihn wäre. Der Körper des Weißhaarigen bebte, als der erste Schluchzer seine Kehle verließ und hastig presste er sich die Hand auf den Mund. Er konnte sich nicht so gehen lassen, durfte es nicht. Wenn sie ihn so sahen, dann hatten sie doch genau das erreicht, was sie wollten. Wenn sie glaubten, dass er so schwach war, dann hatten sie sich getäuscht! Lieber biss Bakura sich die Lippen blutig, als das er sich seinem Schmerz hingab. Er stützte den Unterarm am Stamm des Baumes ab und lehnte die Stirn dagegen. Lange stand er einfach so da, bis er sich wieder einigermaßen im Griff hatte. Dumpf registrierte Bakura, dass es aufgehört hatte zu regnen und der mondlose Himmel die Nacht in dunkle Finsternis tauchte. Langsam, als fürchtete er die Beherrschung wieder zu verlieren, wenn er schneller ging, näherte er sich dem Haus der Mutos. Sein Blick war auf das einzig helle Fenster im Erdgeschoss gerichtet. Das Wohnzimmer; sicherlich lief irgendetwas Spannendes im Fernsehen. Sicherlich störte der Braunäugige sie, doch das war ihm nun egal. Alles war egal. Wenn sie wütend waren, dann konnte er wenigstens sicher sein, dass ihn wirklich keiner mochte. Es waren die gewohnten Fäden des Puppenspielers der seine Figur lenkte, als Bakuras Finger den Klingelknopf betätigte. Das Geräusch war kaum verhallt, als die Tür sich auch schon öffnete. Es war für den Weißhaarigen keine Überraschung, dass Yami als Erster an der Tür gewesen war. Dies war nicht der erste nächtliche Besuch seitens Bakura, doch der erste in diesem Ausmaß. Die violetten Seelenspiegel weiteten sich erschrocken bei dem Anblick seines besten Freundes. Durch die Platzwunde war sein Gesicht blutverschmiert, die Augen noch immer rot von den Tränen die nicht hätten fließen sollen, die Haltung geknickt. „Ich…halt’s nicht länger aus.“, murmelte Bakura leise, wohl wissend, dass das Yami ausreichte, um zu verstehen. Der Jüngere nickte stumm und umarmte den Weißhaarigen dann fest, während er ihn langsam ins Haus zog, um die Tür wieder schließen zu können. Ohne Gegenwehr ließ der Weißhaarige sich von Yamis Armen halb zerquetschen. Normalerweise mochte er das nicht – gab es zumindest nicht offen zu – doch nun sehnte er sich nach dieser Liebkosung, die Zuneigung versprach. /Kein Monster./ versicherte er sich selbst. /Nur ein Mängelexemplar./ Stumm ließ Bakura alles über sich ergehen. Yami bat seinen Bruder heute Nacht im Gästezimmer zu schlafen, damit er in Bakuras Nähe war. Anschließend kümmerte er sich um die Platzwunde und verfrachtete ihn dann in Yugis Bett. Nicht einmal fragte Yami ihn nach der Ursache für sein Handeln. Sagte nicht ‚Kopf hoch’ oder ‚alles wird gut’. So taktlos war der Jüngere nicht, diese sinnlosen Standartsprüche von sich zu geben. Er kniete lediglich auf dem Boden vor dem Kopfende des Bettes und streichelte Bakura in den Schlaf. ‚Bist du ein Engel?’ hatte Yami ihn damals gefragt. Nun, wenn es wirklich welche gab, dann war es wohl eher wahrscheinlicher, dass Yami einer war und Bakura ein Dämon, der aus der Hölle geschmissen wurde, weil er zu nichts taugte. Es war so falsch, dass Yami sich um jemanden wie ihn kümmerte. Genauso wie es falsch war, dass er sich um Seto kümmerte. So gutherzige und reine Engel sollten ihre Seele nicht zerstören, in dem sie die der anderen zu flicken versuchten. Denn die gefallenen Monster hatten nichts, was sie Yami hätten zurückgeben können. Nur einem noch höheren Wesen konnte Bakuras Meinung nach deren Liebe wirklich zustehen. Nur Götter hatten die Möglichkeiten ihren Engeln das zu geben, was sie wirklich glücklich machte. Bakura griff nach Yamis Hand, die ihm gerade über die Wange strich und hielt sie fest. „Seto wird dich niemals wert sein.“, sagte er fest und obwohl Yami sich zusammenriss entging dem Weißhaarigen das kurze Aufblitzen in den Amethysten nicht. „Er wird dich nie so behandeln, wie du es verdienen würdest. Ein Blinder sieht, dass er dich unglücklich macht. Such dir jemand besseres.“ Yami sagte kein Wort und als Bakura seine Hand wieder los ließ, streichelte er ihn einfach weiter, als ob nichts gewesen wäre. „Und ich hab dich auch nicht verdient.“, fügte er leise hinzu, sah ein letztes Mal in die Augen seines Gegenübers, bevor er die eigenen schloss. Nichts mehr war im Raum zu hören, bis auf ihren Atem. Das gleichmäßige Geräusch machte Bakura allmählich schläfrig doch so schnell konnte er nach dem Erlebten nicht einschlafen. Eine Tatsache, von der Yami nichts mitzubekommen schien, sonst hätte er seinen nächsten Satz wohl nie laut ausgesprochen, denn Yami verlangte nur selten etwas von seinen Freunden oder Lebensabschnittsgefährten und wenn er es doch tat, dann war es nie etwas Größeres. Yami war einfach zu leicht auszunutzen, weshalb seine vorherige Beziehung zu Kay ja mehr und mehr den Bach runter gegangen war. Der Schwarzhaarige schien einfach ein Talent dafür zu besitzen, sich immer in die falschen Partner zu verlieben. „Ich wünsche mir nichts mehr, als das du mir irgendwann einmal die ganze Geschichte erzählen kannst.“ Nur eines schien Yami richtig gemacht zu haben: Er hatte sich nicht in Bakura verliebt. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Kapitel 17: schmerzhafte Wahrheit --------------------------------- Das Kapitel hieß ursprünglich ‚Nephtys Stunde‘, es sollte also eigentlich mehr passieren, aber dann hätte ich wohlmöglich die 10-Seiten-Marke gesprengt. Wem geb ich da am besten die Schuld? Ich glaub Yami, der mir mal wieder Amokgelaufen ist. Jetzt wo er mit den Nerven am Ende ist weint er noch mehr, dabei soll er doch wieder etwas selbstbewusster werden. Viel Spaß mit dem nächsten Teil. 18. schmerzhafte Wahrheit Bakura blickte Yami nicht an. Musste es auch nicht, um zu wissen, dass dieser weinte. „Ich…weiß ich hab es dir versprochen, aber…“, murmelte Yami noch, dann hatte er auch schon die Arme um den Weißhaarigen geschlungen und drückte ihn so fest an sich, dass es weh tat. Doch Bakura ließ ihn gewähren. Zu sehr noch war er in seinen Erinnerungen gefangen, als das er ihn zurechtweisen konnte. „Schon gut.“, murmelte er leise und schloss für einen Moment die braunen Augen. „Ich hab meine Eltern seit dem erst einmal wiedergesehen.“ „Als du blau gemacht hast?“, fragte Yami leise und löste seinen Klammergriff ein wenig, um den Älteren von der Seite ansehen zu können. Stumm nickte Bakura, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ich hab sie den Abend vorher in der Stadt getroffen…zusammen mit Ryou. Ich bin ihnen ein Stück gefolgt, ich hatte gehofft zu sehen, wie sie auch ihn beschimpften. Aber es fiel nicht ein böses Wort. Egal was er tat, was er sagte…ständig diese Liebe…“ Schlagartig drückte Yami ihn wieder fester und versuchte das Zittern von Bakuras Körper so zu unterbinden. „Ist das auch der Grund, warum du Marik eine Chance gegeben hast?“ Yami hatte eigentlich nicht fragen wollen. Lieber hätte er Bakura eine Pause gegönnt, als noch weiter zu bohren. Doch wenn er jetzt nicht fragte, würde er es wohl nie erfahren. „Ich wollte nur wissen, ob es auch andere Menschen außer dir gibt, die mich mögen.“ „Tristan und Joey mögen dich doch.“, wandte Yami sofort ein, doch Bakura reagierte nur mit einem Schnauben. „Du weißt ganz genau, dass das nur so ist, weil sie deine Freunde sind! Und Tea versucht sich nur mit allen gut zu stellen!“ Der Schwarzhaarige ging nicht näher darauf ein. „Sag schon, magst du Marik?“ „Ich weiß es nicht.“, gestand Bakura ehrlich. „Ja, ich glaub schon, dass ich ihn mag, aber dir ging es bei deiner Frage doch sicherlich um mehr, als um reines Mögen, oder? Bevor ich darauf antworten kann muss ich mir wohl erst mal darüber klar werden, was ich eigentlich von dir will. Liebe ich dich, will ich dich nur beschützen, bist du nur ein Bruder für mich, ein guter Freund…ich weiß nicht, was derjenige bezwecken will, der mich ständig in deiner Nähe zu lenken versucht.“ „Glaubst du wirklich, dass jemand dich kontrolliert?“, fragte Yami leise. „Glaubst du, ich denk mir so was aus?“ Zum ersten Mal seit Stunden wandte Bakura ihm wieder den Kopf zu und Wut stand in seinen Augen. „Selbst dein ach so toller Seth glaubt das! Frag ihn, wenn du mir nicht glaubst!!“ „Entschuldige, so war das nicht gemeint.“, wandte der Violettäugige ein, doch er wurde sogleich unterbrochen. „Und ob du es so gemeint hast! Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich nicht jedes Mal entschuldigen sollst, wenn jemand dich im Unrecht glaubt?!“ Bakura sprang auf, drehte sich zur Couch herum und funkelte den Jüngeren finster an. „Nur deshalb wirst du nämlich ständig von Seto ausgenutzt! E kann mit dir machen was er will, siehst du das immer noch nicht ein???“ Yami zuckte zusammen und er wich Bakuras Blick aus. „Als ob du der Erste wärst, der mir das sagt.“, murmelte er leise, zog die Beine an und schlang die Arme um sie, während er die Stirn gegen die Knie drückte. „Wenn du es weißt, warum spielst du dann trotzdem den Schoßhund?!“ „Weil ich so dämlich war mich in Seto zu verlieben!“, schrie Yami zurück und erneut rannen Tränen über seine Wangen. „Von Kay konnte ich mich trennen, aber ihn habe ich nie wirklich geliebt. Das mit Seto ist etwas völlig anderes. Ich hab Angst in zu verlieren, ich hab Angst, dass er mich verlassen könnte! Lieber bin ich den ganzen Tag allein, als seinen Zorn auf mich zu ziehen!“ „Ach wirklich?“, fragte Bakura skeptisch und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Gestern konntest du ihm aber scheinbar doch die Meinung sagen.“ „Aber auch nur wegen Seth! Weil ich Seto nicht verletzten will, wenn sich herausstellen sollte, dass ich die ganze Zeit über eigentlich Seth geliebt habe! Herrgott, ich weiß selbst, dass ich ein Idiot bin, ok?! Reib mir das nicht ständig unter die Nase, das macht es auch nicht besser! Wie lang hast du denn gebraucht, bist du mit der Sprache herausgerückt bist?? Du bist auch nicht besser als ich!“ Eine Zeit lang sagte niemand mehr etwas und sie beschränkten sich darauf, sich einfach nur wütend anzustarren. Bis Yami den Blick wieder senkte und sich über die Augen wischte. „Ich werde Seth fragen, ob es möglich ist andere zu kontrollieren.“, wechselte Yami das Thema und zupfte am Saum seines Schlafanzuges. „Wenn jemand weiß, was man mit dir vor hat, dann sicherlich er.“ Bakura erwiderte nichts. Langsam beruhigte er sich wieder und ging auf Yami zu. Kurz zuckte es in seiner Hand, als ob er seinen Freund berühren wollte, ließ es dann jedoch bleiben. „Aber warum so ein Mistkerl?“ In Yamis Mundwinkeln zuckte es kurz, als versuche er ein Lächeln zu verbergen. „Es bringt wohl nichts das Thema zu wechseln.“ „Ich will doch nur verstehen können, warum du ausschließlich Leute um dich scharrst, die dich nur verletzen.“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Vielleicht in der Hoffnung ihnen helfen zu können? Dass niemand ohne Grund kalt und abweisend ist, müsstest du doch am besten wissen, oder nicht?“ „Du weißt, dass das keine Entschuldigung dafür ist, jemanden den er angeblich liebt so zu behandeln!“ Langsam schüttelte Yami den Kopf, während er den Blick senkte und seine Hände betrachtete. „Manchmal lässt Seto mich hinter seine Fassade blicken. Und das was ich dann sehe, macht es mir unmöglich ihm für irgendetwas böse zu sein, ganz egal ob es mir weh tut. Klar könnte mir jemand Anderes mehr geben, öfter liebevoll sein. Aber…“ Yami hielt inne, suchte nach den richtigen Worten, um sich erklären zu können, ehe er ein passendes Beispiel fand. „Mit dir ist es genauso. Du kannst ganz schön grantig und fies sein, wenn du willst und aus deinem Mund mal ein nettes Wort zu hören ist ziemlich selten. Und trotzdem kann man als Freund immer auf dich zählen.“ „Willst du damit sagen, dass Seto seine Firma für dich links liegen lässt?“ fragte Bakura sarkastisch. „Nein. Diese Firma ist Setos Lebenswerk, sie wird immer an erster Stelle stehen, selbst wenn draußen die Welt unter geht und ihre Rettung von ihm abhängen würde, zuerst würde er sich seiner Firma widmen. Aber er hat mich noch nie zurückgewiesen, wenn es mir mies ging.“ Seelig lächelte Yami vor sich hin. Seto liebte ihn, da war er sich sicher. Für ihn hatte die Liebe nur eine andere Bedeutung, als für die meisten Menschen… „Aber vielleicht rede ich mir auch alles nur schön.“ Sogleich war die Stimme des Schwarzhaarigen wieder traurig. Wie sollte er sich denn sicher sein? Das Seto ihn zu Beginn ihrer Beziehung geliebt hatte, darüber konnte Yami sich sicher sein, doch jetzt? Und wen liebte er selbst denn nun überhaupt? Den distanzierten Firmeninhaber? Oder den sanften Gott? Auf ihre eigene Art und Weise liebte Yami sie beide. Der Pharao in ihm drängte zu Seth, während seine andere Hälfte an Seto klammerte. „Ich liebe ihn!“, rief Yami nun wieder an Bakura gewandt und presste sein Gesicht wieder gegen seine Knie. „Nenn mich ruhig weiterhin bescheuert, aber das lässt sich nicht ändern. Solange, wie Seto mir nicht offen ins Gesicht sagt, dass er mich hasst, dass ich ihm egal bin und dass ich verschwinden soll…solange werde ich ihn auch weiterhin lieben. Ich kann einfach nicht anders. Kannst du das denn nicht ein bisschen verstehen?“ Fest biss Bakura sich auf die Unterlippe. Das war es, was er so hasste. Zu sehen, wie Yami wegen des Eisklotzes litt. Verstehen…wie sollte er denn so was verstehen? War Yami Masochist? Wie konnte man jemanden nur so sehr lieben? „Nein, ich kann es nicht verstehen.“, antwortete er schließlich leise. „Aber ich habe auch noch nie geliebt.“, fügte er noch hinzu, ehe Yami etwas sagen konnte. „Vielleicht…wenn Marik es mit mir aushalten sollte…vielleicht werde ich dann verstehen können.“ Bakuras Blick war auf die Wand geheftet, jedoch ohne sie wirklich zu sehen, während er seinen Gedanken nachhing. Yami hob langsam den Kopf und blinzelte mehrmals, um seine Sicht zu klären. Nachdenklich ließ er sich Bakuras Satz durch den Kopf gehen und misstrauisch runzelte er die Stirn. Wusste der Weißhaarige mittlerweile eigentlich, dass Marik nur für begrenzte Zeit hier war? Nur so lange, bis seine Schwester ihn im Museum ablöste? Schon wollte Yami den Mund öffnen, um ihn zu fragen, ließ es dann jedoch bleiben. Lieber sprach er erst mit Marik darüber. Wenn Bakura davon wirklich noch nichts wusste, dann war es besser, wenn der Ägypter es ihm selber sagte. Das Vertrauen des Weißhaarigen war eh schon gering genug, jetzt musste er nicht unbedingt einen Keil zwischen ihn und Marik treiben. „Trefft ihr euch heute wieder?“, fragte Yami stattdessen nur und wischte sich zum hoffentlich letzten Mal über die Augen. „Kleben wir aneinander?“, schnaubte Bakura und setzte sich wieder neben Yami. „Und du? Kriechst du zurück zu Seto und bittest ihn um Verzeihung?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe gesagt, dass ich erst zurückkomme, wenn ich mir darüber im Klaren bin, wen ich wirklich liebe und daran halte ich mich auch.“ „Ich mag Seth nicht.“ Yami kicherte. „Das war mir fast schon klar.“ Immer wieder spritzte Marik sich kaltes Wasser ins Gesicht und blickte dann prüfend in den Spiegel. Es war sinnlos. Die Augenringe würden wohl den ganzen Tag über bleiben. Der Ägypter hatte die Nacht über kaum geschlafen. Am Abend noch hatte seine Schwester ihm eine SMS geschickt, dass sie am Montagmorgen in Domino ankommen würde und ihm sogar schon den Rückflug gebucht, der eine Stunde später gehen würde. Das war jedoch nicht der wirkliche Grund, für Mariks Schlaflosigkeit. Im Gegenteil! Er war froh wieder in seine Heimat zu können. Die Hitze, der ständig blaue Himmel, der Sand, die alten ägyptischen Legenden… Das war nichts im Vergleich zu dieser widerlichen Kälte hier! Und die so blind geworden Menschen. Selbstsüchtig, kein Gedanke mehr an ihre Götter verschwendend. Nichts hielt ihn an diesen Ort. Zumindest sollte es so sein. Was den Ägypter nicht los ließ, war Bakura. Der Weißhaarige war immer so distanziert, nahm vieles gleich als Angriff auf sich. Doch Marik hatte in den wenigen Tagen hier oft genug das traurige Kind hinter der Fassade gesehen. Als Bakura stumm in der Museumshalle gewartet hatte oder als er sich so eng an ihn gepresst hatte…Marik konnte nicht sagen, ob es Verliebtheit oder ein schlechtes Gewissen gegenüber Bakura war, dafür kannte er ihn noch zu wenig, doch war es offensichtlich, dass es scheinbar zwischen ihnen ein Band gab. Seufzend drehte Marik den Wasserhahn zu und schloss für einen Moment die Augen. Was hatten sich die Götter nur dabei gedacht, ihn an diesen Albino zu binden? Und wie sollte er ihm beibringen, dass er abreisen würde? Dass das bei Bakura sonderlich einfach werden würde, bezweifelte Marik stark. Dem Weißhaarigen wäre es sogar sicherlich zuzutrauen, dass er aus Wut handgreiflich wurde. Aber einfach kommentarlos verschwinden? Marik würde sein Leben lang ein schlechtes Gewissen haben. Andererseits, er würde Bakura doch eh nie wieder sehen. Er konnte sich also nicht rächen. /Kaum zu glauben, was für ein Feigling ich sein kann./ Alles andere als zufrieden mit seiner Entscheidung verließ Marik den Raum und trat in den Flur. Als sein Blick auf den Schuhschrank fiel wurde seine Aufmerksamkeit auf die Papyri gerichtet, die dort lagen. Es waren Seths Briefe. Ishizu würde die Originale sicherlich noch mal einsehen wollen, also war es wohl besser er gab sie Yami zurück. Dieser war ja ziemlich schnell aus dem Museum verschwunden. Ganz so, als ob er ebenso abergläubisch wäre, wie Mariks Schwester. Seiner Meinung nach übertrieben sie Beide. Atemu mochte ein mächtiger Pharao gewesen sein, der unter Seths Schutz gestanden hatte, aber er war tot! Und selbst wenn er wirklich in Yami wiedergeboren wäre, wer sollte noch Interesse an seinem Tod haben? Er besaß keinerlei Macht mehr! Nachdenklich kratzte Marik sich am Hinterkopf, griff dann nach dem obersten der Briefe und bemühte sich die Hieroglyphen zu entziffern. Seth und Atemu…ein Liebespaar? Nun, wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass sich ein Gott in einen Sterblichen verliebte. Viel verwunderlicher war, dass es dem Wüstengott gelungen war, Yami hier zu finden. /Nein kein Wunder! Schicksal!/ kam es Marik in den Sinn. Natürlich! Die Legende, dass Seth das Grab seines Geliebten beschützt hatte, dass er nie von der Seite der Mumie gewichen war! Deshalb kam Seth nach Japan und deshalb fand er ihn hier Japan! Und Yami musste doch irgendwo in den tiefen seines Stammbaums ägyptische Vorfahren haben, sonst hätte Atemu nicht in ihm wiedergeboren werden können. /Das erklärt aber trotzdem nicht Ishizus Verhalten./ Seth wollte dem Jungen ja nichts Böses. Und Atemus Mörder waren längst zu Staub zerfallen. Und hätten sie Nachfahren gehabt so wäre es für sie noch schwerer gewesen Atemu zu finden. Außer sie waren selbst Götter. Marik schauderte. Apis, der Gott der Wiedergeburt, er wusste natürlich wo Atemu wieder auftauchen würde. Aber wer hatte Interesse daran Seth von seinem Geliebten zu trennen? Zettelte Horus einen neuen Krieg zwischen ihnen an? Oder handelte es sich um jemanden, der sich bisher immer still verhalten hatte? Ahnte Ishizu etwas? Die Wahrscheinlichkeit war zumindest höher, als bei Marik. Seine Schwester kannte sich immerhin viel besser mit den Legenden aus. „Ich wusste, ich würde es bereuen nach Japan zu kommen.“, murmelte Marik, schob die Papyri in seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Spieleladen der Mutos. Seto Kaiba war in der wohl übelsten Laune seit Jahren. Niemand, nicht einmal Roland wagte es ihn zu stören, aus Furcht Ziel eines alles verzehrenden Wutanfalls zu werden. Doch konnte man es den Konzernchef verdenken, wenn man den Grund kannte? Er schien wohl oder übel akzeptieren zu müssen, dass Yami seine Worte durch und durch ernst gemeint hatte, denn er wohnte noch immer bei seinem Großvater. Dem Whisky hatte er zudem einen dicken Kater zu verdanken und letzte Nacht zu wenig geschlafen. Seinen wievielten Kaffee er soeben runterstürzte konnte Seto nicht sagen, das Aspirin wollte nicht anschlagen, im Büro war es unnatürlich heiß und er fühlte sich beobachtet. Zum sicherlich zehnten Mal in den letzten Minuten glitt Setos Blick zu der Sitzecke auf der rechten Büroseite hinüber. Er könnte schwören, dass dort jemand saß und ihn anstarrte. Aber das war völliger Quatsch! Immerhin konnte er selbst sehen, dass der Platz leer war. Diese Einbildung kam wohl von seinem geschunden Körper, doch dafür schien sie ihm zu intensiv. „Alles Yamis Schuld.“, zischte Seto und hackte wütend auf seine Tastatur ein. Was Seto jedoch nicht sehen konnte, da in seinen Adern kein ägyptisches Blut floss, war, dass er durchaus beobachtet wurde. Seth hatte sich auf die Suche nach seinem Rivalen gemacht. Zwar kannte er von Atemu nur den Vornamen dieses Mannes, doch die Anzahl der Personen, die seiner menschlichen Gestalt ähnelten war deutlich geringer. Der Wüstengott fühlte sich beleidigt. Na gut, dieser Mann mochte zwar äußerlich gewisse Ähnlichkeit mit ihm haben, doch Atemu schien unter Geschmacksverirrung zu leiden, wenn er sich in diesen abscheulichen Charakter verliebt hatte! Seth konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Kerl jemals ein nettes Wort Atemu gegenüber gesagt hatte, geschweige denn, dass er ihn liebte. Und eins war für die Gottheit klar: Wenn ihr Geliebter ihr keinen vernünftigen Grund dafür liefern würde, sollte er sich gegen sie und für diesen Eisklotz entscheiden, so würde sie ihn Seto nicht freiwillig überlassen! /Ich hab genug gesehen!/ in einer fließenden Bewegung erhob Seth sich von seinem Sitzplatz, wurde zu Sand, achtete darauf noch möglichst viel der kleinen Körnchen auf dem teuren Teppich zu verteilen und entschwand dann durch das Schlüsselloch und den ebenerdigen Türspalt. Yami lag halb auf dem Küchentisch, die Arme bis über die Platte hinaus ausgestreckt und gähnte, ehe er das Kinn aufstützte, um etwas sehen zu können. Bakura war um seinen Tiefschlaf, der schon fast an einen klinischen Tod grenzte, echt zu beneiden. Er hatte keine Probleme damit, sein Schlafdefizit trotz eines musikhörenden Yugis nachzuholen. Ganz im Gegensatz zu Yami, für den es unmöglich war ein Auge zuzubekommen. „’tschuldige.“, murmelte er in Richtung Marik, setzte sich aufrecht hin und verzog angewidert das Gesicht, nachdem er sich gezwungen hatte einen Schluck Kaffee zu trinken. Wie Seto dieses Zeug pur und in gewaltigen Massen runter bekam war ihm echt ein Rätsel. „Ich hab letzte Nacht nicht geschlafen.“ „Ach, macht doch nichts.“, winkte Marik ab. „Ich wollt eh nicht lange stören, sondern dir nur Seths Briefe wiedergeben.“ Während er sprach hatte der Ägypter sich zu seiner Tasche gebeugt und schob nun die Papyri über den Tisch. „Oh.“, murmelte der Schwarzhaarige schläfrig, „Die hatte ich wohl vergessen.“ „Am Montag kommt meine Schwester aus Ägypten an. Sie kann dir dann genauer sagen, was in den Briefen steht. Außerdem will sie noch wegen Atemu mit dir reden. Sie glaubt du könntest in Gefahr sein.“ Marik ließ seine Stimme so klingen, als würde er das für verrückt halten, doch war seine Show nicht sehr überzeugend, ebenso wenig wie Yamis Lachen. Er war Nephtys oft genug begegnet, um sich über seine Situation im Klaren zu sein. Viel mehr wunderte ihn, dass sie es noch nicht wieder versucht hatte. „Dann fliegst du am Montag also in deine Heimat zurück?“, fragte Yami und das nicht nur, um nicht an die Göttin denken zu müssen, sondern auch um Bakuras Willen. „Ähm…“ der Sandblonde strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ja…also…ist Bakura gar nicht da?“ Jegliche Müdigkeit schien verschwunden zu sein, als sich Yamis Augen zu zwei gefährlichen Schlitzen verengten. „Er schläft noch und wenn du seinen Ärger nicht auf dich ziehen willst weckst du ihn besser nicht auf. Davon abgesehen glaube ich nicht, dass er dich sehen sollte!“ Marik zuckte zusammen, überrascht von dem ungewöhnlichen Verhalten des Violettäugigen. So konnte er ihm ja fast Angst machen! „Was bildest du dir eigentlich ein ihm nicht zu sagen, dass du nur für wenige Tage hier bist?!?!“ „Ich…“, begann Marik leise und kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen. „Eigentlich hatte ich es ihm ja schon längst sagen wollen. Aber…wann immer er bei mir ist sieht er so traurig aus, dass ich ihn nicht noch mehr verletzen will und wenn er abweisend ist kann ich es auch nicht sagen, weil ich weiß, dass er nicht so stark ist, wie er tut.“ Überrascht blickten violette Augen ihren Gegenüber an. Er hätte wirklich nicht vermutet, dass Marik den Weißhaarigen schon so gut durchschauen konnte. Für Joey und Tristan war es selbst heute noch schwierig zu erkennen, dass Bakuras Angriffe sich nicht wirklich gegen sie richteten. /Wie schnell er sich Marik gegenüber geöffnet hat…ich könnte mir gut vorstellen, dass Marik deutlich weniger warten müsste, bis Bakura ihm seine Geschichte erzählt./ Yamis Wut machte der Traurigkeit platz. Kein Wort hatte er von Seto erfahren. Alles wusste er von Mokuba. War er denn wirklich so aufdringlich bei dem Versuch zu Helfen dass man ihn nicht einweihen wollte? Hatte Bakura etwa auch damit recht gehabt? Fest biss Yami sich auf die Unterlippe und wischte sich über die Augen um mögliche Tränen zu verbergen. Nein, das wollte er nicht wahr haben! Er hatte es doch nur gut gemeint. Er hatte nur helfen wollen…nur helfen…wollen…nur… „Ya-yami? Yami!“ Marik sprang halb von seinem Platz auf, als Yami plötzlich die Arme auf den Tisch warf, seinen Kopf zwischen sie legte und lauthals zu Schluchzen begann. „Hab ich was Falsches gesagt?“ Keine Antwort. Nun stand Marik doch gänzlich von seinem Platz auf, um zu Yami herumzugehen, doch noch bevor er ihn erreichte, kam ihm jemand zuvor. Ohne irgendetwas zu sagen hob Bakura Yami von seinem Stuhl, setzte sich selbst auf diesen und den Jüngeren auf seinen Schoß. „Kura!“, wimmerte Yami, schlang die Arme um den Hals des Älteren und drückte sein Gesicht an dessen Schulter. „Es tut mir so leid! Ich hatte dich doch nur lieb! Hab dich immer noch lieb!“, schluchzte er, womit niemand etwas anzufangen wusste. Doch Bakura fragte nicht was los war, sondern drückte Yami nur fest an sich und strich ihm über den Rücken. Er vermutete Marik als Übeltäter und schenkte ihm einen finsteren Blick. „Ich bin unschuldig.“, rief Marik sofort und hob abwährend die Hände. Der Weißhaarige musterte ihn einen Moment lang noch kritisch, dann richtete sich sein Blick wieder auf das zitternde Bündel in seinen Armen. *+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Mit kräftigen Zügen durchschwamm Atemu das Becken und hievte sich am Ende über den Rand. Kein Sklave oder Diener stand bereit, um dem Regenten ein Handtuch zu reichen und ihn abzutrocknen, keine Musikerinnen saßen in der Ecke, um für Unterhaltung zu sorgen. Atemu versuchte stets so oft wie möglich allein zu sein, denn nur dann konnte Seth seine Nähe suchen. Außerdem störte es Atemu nicht wirklich sich allein herrichten zu müssen, denn dann konnte er sich zumindest für einen Moment wie ein normaler Mensch fühlen. Als er zu seinem Handtuch hinüber ging spürte er Sand unter seinen nassen Füßen. „Bespannst du mich schon lange?“, fragte Atemu, während er sich mit dem Handtuch das Gesicht trocknete. „Seid du das Bad betreten hast.“, raunte eine Stimme dicht an Atemus Ohr und heißer Atem löste einen Schauer auf seiner Haut aus. Das Handtuch wurde ihm aus den Händen genommen und achtlos fallen gelassen. „Was machst du denn?“, fragte der Schwarzhaarige und lehnte sich an den warmen Körper in seinem Rücken. Seth war ebenso nackt wie er selbst, wie er feststellen musste und die Finger, die sich um seinen Bauch legten fuhren begierig über seinen Körper. Atemu konnte nicht verhindern, dass ein Keuchen über seine Lippen drang. Das Verlangen seines Geliebten übertrug sich auf ihn selbst, brachte ihn dazu die Hände nach hinten zu strecken, um somit ebenfalls den geliebten Körper berühren zu können. „Du bist wunderschön, wenn das Wasser die Konturen deines Körpers nachzeichnet.“, beantwortete Seth schließlich die Frage und liebkoste den schlanken Hals des Regenten mit seinen Lippen. „Hast du eine Ahnung welche Anstrengung es mich gekostet hat dich nicht schon vorher zu überfallen?“ „Mich hätte es nicht gestört, wenn du die Kontrolle verloren hättest.“ „Auch nicht wenn ich dich dann vergewaltigt hätte, wie einst Hathor?“ Atemu zögerte daraufhin und hasste sich selbst dafür. „Du liebst mich Seth. Außerdem hast du bisher noch nie die Kontrolle verloren.“ „Und wenn ich es doch getan hätte?“, bohrte der Gott weiter. Tief atmete der Pharao durch und drehte sich in der Umarmung um. „Geliebter.“, hauchte er sanft und legte Hände und Stirn an die makellose Brust der Gottheit. „Ich…ich weiß nicht, was ich dann täte. Vielleicht würde ich dir verzeihen, vielleicht auch nicht.“ Langsam hob er den Kopf, um in die blauen Saphire zu sehen. „Warum müssen wir über so ein Thema sprechen?“ Seth zuckte nur mit den Schultern und wandte sich von seinem Geliebten ab. Während er zu einer der bemalten Säulen ging, um diese scheinbar interessiert zu betrachten, stob Sand an seinem Körper empor und verfestigte sich zu einem Gewand. Atemu ließ dieses Verhalten nur Seufzen. Er nahm das Handtuch wieder vom Boden auf, um sich zu trocknen und trat dann an das kleine Tischchen heran, um seinen Körper mit Öl einzureiben. „Lauscht du ihren Gebeten?“ fragte Atemu, ohne sich umzudrehen. „Von welchen Gebeten redest du?“ „Die meiner Soldaten. Sie danken dir dafür, dass du unsere Feinde im Sand erstickt hast. Obwohl du meiner Meinung nach ruhig etwas unauffälliger hättest eingreifen können.“ „Ich brauche keine Gebete aus Mitleid. Außerdem stören sie mich nur. Ohne sie war es sehr ruhig in meinem Kopf.“, sagte Seth ruhig, doch die stark steigende Temperatur verriet seinen Unmut. Mit geübtem Griff wickelte Atemu sich seinen Rock um die Hüften, dann trat er auf Seth zu und berührte sachte den Rücken seines Geliebten, wo der Stoff ihn vor der erhitzten Haut schützte. „Willst du mich verbrennen?“, fragte er sanft nach und spürte daraufhin, wie sich der Körper des Größeren wieder abkühlte. Es schien einem Gott wohl schwer zu fallen zu fühlen, ohne dass seine Kräfte dabei Amok liefen. „Was erzählen sie dir?“, erkundigte Atemu sich nun und schmiegte sich näher an Seth. „Bösartigste aller Gottheiten, Herrscher über böse Geister und Dämonen, sei bitte auch so gütig und bringe meinem nervenden Weib ebenfalls den Tod!“ sagte Seth nach kurzem Zögern völlig gefühllos. „Idiot, seit wann bin ich Anubis?!“ Atemu erstarrte und war froh, dass Seth davon nichts mitbekam. „Sind das…normale Gebete?“ „Das ist noch harmlos.“, meinte der Braunhaarige schulterzuckend und drehte sich nun zu seinem Geliebten um. „Egal was es ist, alle bösen Taten schreiben sie mir zu. Dabei bin ich lediglich ein Gott der Wüste!“ „Scht…“ Der junge Pharao hob die Hand und legte zwei Finger an Seths Lippen. „Wir beide wissen es besser, nicht wahr? Aber das genügt dir nicht.“ Seths Augen weiteten sich, als der Blick aus den schönen Amethysten traurig wurde. Fest zog er den Jüngeren an sich. „Du bist das Einzige, was mir wirklich wicht…“ „Lüg nicht.“, unterbrach Atemu leise, „Ich weiß, dass es nicht so ist. Wir beide haben unsere Liebe zueinander, die uns Kraft gibt zu überstehen. Aber zum Überleben reicht sie nicht. Liebe ist wunderbar, ja…aber sie allein kann nicht glücklich machen, wenn das restliche Leben nur eine Qual ist.“ „Ich weiß…ich hab es auch nicht vergessen…aber es ist nicht fair…“ „Nichts ist fair. Und jetzt küss mich endlich. Küss mich, lieb mich…lass uns für diesen Moment vergessen, dass es nie ausreichen wird.“ Ein Flehen lag in den violetten Seelenspiegeln, als ihr Besitzer sich fest an den Gott presste. Ihre Lippen fanden einander, liebkosten sich wie nur zwei einsame Seelen es konnten, die ihren letzten noch verbliebenen Überlebenswillen in ihrer Liebe zueinander gefunden hatten. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Nach und nach ebbte das Schluchzen ab, ebenso wie das Zittern nachließ. Und schließlich löste Yami seinen Klammergriff und wischte sich über die Augen. „Sorry, dass ich hier so eine Szene veranstalte.“, murmelte er und bemühte sich um ein klägliches Lächeln. „Irgendwie bin ich in letzter Zeit ziemlich nah am Wasser gebaut.“ Yami versuchte sein Verhalten ins Lächerliche zu ziehen, doch Bakura runzelte nur die Stirn. „Yami…“, begann er, doch wurde mit einem Kopfschütteln davon abgehalten weiter zu sprechen. „Lass nur. Es ist die Wahrheit und die muss ich eben verkraften.“ „Von welcher Wahrheit redest du?“ Der Weißhaarige sah nun wieder zu Marik herüber, der nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Ich…“, begann Yami leise, seufzte dann, schüttelte den Kopf und rutschte von Bakuras Schoß. Griff stattdessen nach dem inzwischen kalten Kaffee und kippte ihn weg. /Alles was ich je wollte war der Vertrauen der Menschen in meiner Nähe, das Vertrauen derer, die mir wichtig waren. Doch bei den Wichtigsten unter ihnen habe ich mir dadurch nur mein eigenes Grab geschaufelt. Ohne es zu merken haben ich ihnen meine Hilfe so sehr aufgezwungen, dass…./ Die Erkenntnis traf den Schwarzhaarigen wie ein Schlag und die Tasse rutschte ihm aus der Hand, zersprang mit lautem Scheppern auf dem Boden. /Ich hab selbst dafür gesorgt, dass Seto auf Abstand ging. Am Anfang lief es so gut zwischen uns, bis ich anfing zu bohren, bis ich Mokuba so weit hatte, dass er mir alles erzählte./ Fest presste er sich die Hand auf Lippen, um ein erneut aufkommendes Schluchzen zu unterdrücken. Bakura hatte sich von seinem Stuhl erhoben, als die Tasse zerfallen war und machte einen Schritt auf Yami zu, doch der hob abwehrend die Hand. „Ich gehe zu Seto.“, murmelte er leise, aber entschlossen. „Du tust was?“, fragte Bakura entsetzt, durchquerte mit zwei Schritten die Küche und packte Yami an den Schultern um ihn zu schütteln. „Yami! Was ist los mit dir?! Du wolltest doch Abstand von ihm nehmen!“ „Mir ist soeben etwas klar geworden.“, sagte Yami nur und versuchte Bakuras festen Griff um seine Schultern zu lösen, doch hatte er dabei keinen Erfolg. „Was ist dir klar geworden? Das du Seto anstelle von Seth liebst?“ Die violetten Augen weiteten sich. /Seth!/ „Nein ich…ich weiß nicht….wollte nur…hatte doch…“ „Hey! Fang nicht schon wieder an loszuheulen!“ „Ich heule doch gar nicht!“, widersprach Yami mit schriller Stimme und musste selbst stark mit sich ringen, um seine Worte nicht zu einer Lüge werden zu lassen. „Lass mich bitte los.“ Bakura zögerte noch einen Moment, dann ließ er die Arme sinken. „Danke. Ich…ich glaub ich geh wieder ins Bett. Der Schlafmangel scheint mir nicht zu bekommen.“ Kurz warf er noch Marik einen vielsagenden Blick zu, dann schlich er sich die Treppen nach oben in sein Zimmer. Aus Yugis Zimmer kam kein Mucks mehr. Vielleicht war Bakura doch von der Musik aufgewacht und hatte daraufhin die Anlage zerschlagen. Zuzutrauen wäre es ihm zumindest. Doch Yami hatte keine Lust dazu, das nun herauszufinden. Er ließ sich auf sein Bett fallen, zog sich die Decke über den Kopf und kniff fest die Augen zusammen, bis bunte Lichter hinter seinen geschlossenen Lidern aufblitzten. Obwohl ihm durchaus zum Weinen zu Mute gewesen wäre, schien keine Träne mehr übrig zu sein. /Ich will nicht mehr daran denken. Weder an Seto noch an Seth…und auch nicht an Bakura. Ich will schlafen…nur noch schlafen…/ Nervös kaute Marik auf seiner Unterlippe und fuhr sich zum sicherlich fünfzehnten Mal durchs Haar, wodurch von seiner Frisur nicht mehr viel übrig war. Musste Yami ausgerechnet jetzt so einen seltsamen Ausbruch kriegen? So konnte er doch nie mit Bakura darüber sprechen, dass er am Montag, also morgen, zurück nach Ägypten fliegen würde! Na ja eigentlich könnte er es schon, immerhin schien Bakura diesmal nicht wirklich deprimiert zu sein, wie er sonst vielleicht gewesen wäre. Er wirkte eher nachdenklich auf Grund Yamis Verhalten. Doch wer wäre das nicht? „Bakura?“, fragte Marik schließlich leise und zwirbelte nun eine Haarsträhne zwischen den Fingern, um seine Nervosität abzubauen, während er Bakura ansah. Der Angesprochene löste den Blick von den Scherben, die er gerade aufsammelte und richtete ihn stattdessen auf den Ägypter. „Was ist?“ „Ich…muss dir etwas sagen.“ Wieder begann Marik an seiner Unterlippe zu nagen, während sich die weißen Augenbrauen misstrauisch zusammen zogen. „Was willst du mir sagen?“ Kapitel 18: Kleines Püppchen ---------------------------- Hallo meine lieben Leser. Ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachtstage und wurdet mit dem beschenkt, was ihr haben wolltet. Meine Mutter dachte sie könnte mir ne Freude mit einem Wandkalender von YGO machen….hätte sie auch, wenn es nicht 5D’s gewesen wäre. Jetzt hängt der Yuusei halt an meiner Wand, da es nett gemeint war und lieber er, als Jaden. Kommen wir lieber zu den schönen Sachen: dem neuen Kapitel. Ich würd es nicht unbedingt als Übergangskapitel bezeichnen, sondern eher als Vorbereitung für das Finale. Aber das ist noch ein paar Kapitel entfernt. Viel Spaß damit und kommt gut ins neue Jahr. 19. Kleines Püppchen „Etwas, was ich dir schon längst hätte sagen sollen.“, murmelte Marik und betrachtete die Platzdeckchen, um nicht in Bakuras forschendes Gesicht sehen zu müssen. „Du weißt, eigentlich komme ich aus Ägypten und…“ „Verdammt Marik, komm endlich zum Punkt!“ Da war ein Kakaofleck auf der hellen Decke und schien bereits mehreren Waschgängen getrotzt zu haben. „…meine Schwester liebt Japan, aber mir gefällt dieses Land nicht.“, fuhr der Sandblonde fort, als hätte Bakuras Unterbrechung nicht stattgefunden. Hart schlug die Hand des Weißhaarigen nun auf die Tischplatte und ließ seinen Gegenüber zusammenzucken. „WAS?“ Marik kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen, als hätte er Angst, dass der andere ihn schlagen könnte. „Ich bin nur nach Japan gekommen, um meiner Schwester einen Gefallen zu tun. Morgen landet ihr Flieger in Domino…und ich werde morgen nach Ägypten zurückfliegen.“ Die Zeit schien still zu stehen, so kam es Marik zumindest vor, als er darauf wartete, dass Bakura irgendetwas tat, etwas sagte, ihn anschrie, ihn aus der Wohnung warf, irgendetwas halt. Doch nichts dergleichen geschah. Langsam hob Marik den Blick von dem Platzdeckchen, zu Bakuras Füßen. Seine Augen glitten höher, die Beine hinauf, über den Oberkörper, bis sie schließlich das Gesicht des Älteren erreichten. Die Miene des Weißhaarigen verriet rein gar nichts, sie war eine vollkommen starre Maske. Der Ägypter nahm seinen Mut zusammen, öffnete den Mund, um etwas zu sagen: „Kura…“ Weiter kam er jedoch gar nicht, denn Bakura machte auf dem Absatz kehrt und floh aus der Küche, nur kurze Zeit später war die Haustür zu hören.“ „Yami wird mich umbringen.“, murmelte Marik leise und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Ob er dem Schwarzhaarigen bescheid sagen sollte? Besser nicht, dieser schien momentan genügend eigene Probleme zu haben. Doch Bakura nachzulaufen schien genauso wenig in Frage zu kommen. Marik war nun sicherlich der Letzte, den der Weißhaarige zu sehen wünschte. Aber ihn allein lassen? Nur zu gut erinnerte Marik sich an den Tag, als Bakura zu ihm ins Museum gekommen war. Er konnte ihn jetzt nicht einfach sich selbst überlassen! /Vielleicht kann ich es ihm erklären. Vielleicht kann er mich verstehen./ Hastig, bevor er es sich doch noch anders überlegen konnte, sprang Marik von seinem Platz auf und stürmte Bakura hinterher. Die Sonne knallte heiß auf die Pflastersteine der Straße und der Weißhaarige war ihr in seinem dünnen T-Shirt vollkommen schutzlos ausgeliefert. Doch das kümmerte ihn jetzt nicht. Sollte seine Haut doch verbrennen, was machte es schon für einen Unterschied? So oder so begafften ihn die Leute wie ein seltenes Tier. Aber was war er denn auch schon anderes, als ein Tier? Eine exotische Art, die man musterte und mit der man nach Lust und Laune ein wenig spielte, um sie anschließend auszusetzen. Bakura konnte es nicht fassen. War er tatsächlich so dumm gewesen und hatte sich auf Marik eingelassen? „Bakura!“ Wie aufs Stichwort tauchte der Ägypter auf, holte zu dem Älteren auf und griff nach dessen Arm. „Jetzt warte doch, bitte. Ich muss mit dir reden.“ Grob entzog Bakura ihm den Arm wieder. „Ich wüsste nicht, was wir noch bereden könnten.“ „Nun hör mir doch erst mal zu!“ „Lass gut sein!“, fauchte der Weißhaarige und blieb nun doch stehen, blitzte Marik aus seinen Augen wütend an. „Ich weiß schon was du sagen willst. Das ich ein netter Zeitvertreib war. Ist doch so, oder?“ „Das ist nicht…“ Marik brach ab. Die Frage mit einem deutlichen ‚Nein’ zu beantworten wäre eine Lüge und belügen wollte er Bakura nicht. „Am Anfang mag es so gewesen sein, aber…“, Bakura unterbrach ihn. „So, du gibst es also zu!“ „Lass mich doch erst mal ausreden.“ „Nein!“ Wie auch schon beim letzten Mal, als sie sich gestritten hatten blieben viele Passanten stehen, um ihnen mit Interesse zuhören zu können. So ein Schauspiel bekam man schließlich nicht alle Tage zu sehen. Marik stieg die Schamesröte ins Gesicht, als er sich der starrenden Menge bewusst wurde. „Können wir woanders hingehen?“ „Nein. Ich sagte doch, dass ich dir nichts mehr zu sagen habe.“ „Du verfluchter Egoist!“ Marik war der Kragen geplatzt. „Hast du eigentlich schon mal daran gedacht wie es mir dabei geht? Ich hab es dir doch nicht verheimlicht um dich zu ärgern. Kannst du denn nicht verstehen, dass ich Angst vor deiner Reaktion hatte? Die Momente, in denen du mir vertraut hast, in denen du fröhlich warst…ich wollte sie nicht dadurch zerstören!“ „Knutscht euch doch ihr Tunten!“, rief jemand aus den Reihen der Zuschauer. Der Ägypter konnte es nur zu deutlich sehen, wie die zuvor schon deutlich zuckende Sicherung Bakuras endgültig durchknallte. Langsam, sehr langsam drehe Bakura sich in die Richtung, aus welcher der Ruf kam und fasste eine Person ins Visier. Es war zu hundert Prozent klar, dass dieser Jemand nicht Gerufen hatte, doch Bakura schien es egal zu sein. Alles was er wollte war seinem Zorn Luft zu machen. „Bakura, nicht!“, rief Marik, doch der Weißhaarige reagierte nicht. Wortlos hatte er sich auf den Mann gestürzt und begann blind auf ihn einzuschlagen. Kreischend wich die Menge in seiner Umgebung zurück, löste sich jedoch nicht von der Szene. /Diese verfluchten Gaffer! Sie könnten zumindest versuchen ihn aufzuhalten./ Marik selbst würde sicherlich kaum die Kraft haben um Bakura alleine von der Person am Boden los zu bekommen. Aber was sollte er sonst tun? Warten bis jemand so geistreich war die Polizei zu rufen? Entschlossen ballte er die Hände zu Fäusten und trat dann auf Bakura zu. „Bakura, hey, Bakura hör auf.“, sagte er, doch drang er nicht zu dem Weißhaarigen durch, auch nicht, als er die Hände in dessen Schultern krallte und versuchte ihn wegzuzerren. Stattdessen fing er sich noch einen Schlag ein. „Verflucht, Bakura!“ Irgendwie gelang es dem Ägypter schließlich zwischen Bakura und dessen Opfer zu kommen. Er stemmte die Hände gegen dessen Schultern und schaffte es so ihn von dem Anderen weg zu bekommen. „Bakura, Bakura es ist gut.“, versuchte Marik es diesmal mit einem beruhigenden Tonfall und es schien zu klappen. Der Weißhaarige hörte auf wie wild um sich zu schlagen und der Sandblonde legte die Arme um ihn, fuhr sanft über dessen Rücken. „Es ist alles in Ordnung.“ /Gar nichts ist in Ordnung./ Sagte Bakura im Stillen. Er legte die Arme auf Mariks Schultern und stieß ihn dann von sich. Der Ägypter stolperte erst ein paar Schritte zurück, ehe er das Gleichgewicht gänzlich verlor und auf seinem Hintern landete. Marik öffnete den Mund, um Bakura anzufahren warum er das getan hatte, doch als er in das Gesicht des Älteren sah, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Dabei blieb Bakuras Gesicht an sich ausdruckslos. Lediglich die Augen zeigten, was in ihm vorging. Marik konnte Hass in ihnen erkennen. Aber auch Enttäuschung, Verrat, sowie den Wunsch ihm alle Knochen zu brechen. „Bakura…“, begann Marik leise, brach dann jedoch ab. Irgendwie musste er den Weißhaarigen beruhigen, doch wie sollte er das schaffen? „Fahr zur Hölle.“ Bakuras Stimme war monoton und langsam drehte er sich um, um davon zu gehen. /Ich muss ihn aufhalten…aber wie?/ Hilflos blieb Marik am Boden sitzen, während sich die Zuschauergruppe endlich auflöste. Das glockenhelle Lachen einer Frau erklang dicht neben Mariks Ohr und die beklemmende Kälte des Todes griff nach ihm. Hastig drehte Marik sich herum, doch konnte er nichts ungewöhnliches entdeckte. Zumindest wenn er von diesem, ihn anstarrenden, braungebrannten Mann absah, der die Straße hinunter ging. Doch von ihm konnte das Lachen unmöglich gekommen sein. „Japan ist ein echt beschissenes Land.“ Verzweifelt fuhr sich Yami durchs Haar und drehte sich auf den Rücken. Er hatte keine Ahnung, was er noch machen sollte, was er denken sollte. Seto, Bakura, Seth, Marik, Nephtys…sie alle hatte in seinem Kopf ein Chaos angerichtet, welches er nicht mehr zu ordnen wusste. Yami wusste nicht mehr länger, wem sein Herz gehörte, er wusste nicht ob Marik mit Bakura ein Spiel trieb, wusste nicht wann Nephtys das nächste Mal zuschlagen würde. „Man, ich hasse mein Leben.“, fluchte er leise und drehte sich nun wieder auf die Seite. Was der Violettäugige brauchte war Ablenkung von alldem. Eine normale Tätigkeit, die keine Probleme mit sich brachte. Es war, als ob jemand dort oben ihn doch noch mögen würde und seinen Hilfeschrei gehört hätte, denn in diesem Moment klingelte das Telefon und als Yami die Nummer erkannte, war er sogleich aufgesprungen, um abzunehmen. „Hallo Joey!“ „Hey, Alter.“, lautete die ein wenig beklommene Begrüßung am anderen Ende der Leitung. Yami kannte diesen Ton nur zu gut. Joey wollte Hausaufgaben abschreiben, doch seinetwegen würde er dem Blonden die Erlaubnis erteilen sämtliche kommenden Hausarbeiten abschreiben zu dürfen, wenn er ihn nur ablenkte. „Ja, ja, verschieben wir das auf später.“, würgte Yami ihn auch sogleich ab und lief aufgedreht in seinem Zimmer auf und ab, „hast du Zeit? Wir könnten Basketball spielen. Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht.“ Joey schwieg einen Moment, ehe er zögerlich fragte: „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Nein, ist es nicht. Aber ich will einfach mal nicht daran denken müssen. Einfach Spaß haben.“ „Hm, ich glaube ich verstehe was du meinst. In Ordnung, treffen wir uns in einer halben Stunde am Sportplatz.“ „Super, danke Joey.“ „Kein Problem…gib mir als Gegenleistung einfach deine Hausaufgaben.“ „Also das überlege ich mir noch.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen legte Yami auf und suchte eilig seine Sachen zusammen, damit er nicht zu spät kam. Er war sich sicher: die Ablenkung würde ihm gewiss gut tun. Dass ihm jemand folgte bemerkte Bakura erst, als es zu spät war. Zu sehr war er damit beschäftigt, wie Marik ihn hintergangen hatte. Erst als jemand seinen Namen rief zuckte er wie elektrisiert zusammen und wirbelte herum. „Du!“, würgte Bakura hervor, als er den Mann vor sich erkannte. Eher hätte er sich die Zunge abgebissen, als diesen Mann ‚Vater’ zu nennen. „Du lebst ja immer noch du Missgeburt“, sagte Sa-sesch und baute sich vor seinen Sohn auf. Wenn man es nicht wusste, man würde nicht auf den Gedanken kommen, dass die beiden miteinander verwandt waren. Sa-sesch war groß und breitschultrig, hatte kaffeebraune Haut und schwarze lockige Haare. Einzig die braunen Augen und die Wangenknochen, waren auch bei Bakura wieder zu finden. Dieser zuckte nun zusammen und wich ungewollt einen Schritt zurück. „Was willst du von mir?“ „Deine Existenz zerstören, wie ich es schon immer vorhatte. Eine nette Szene übrigens, die du da vorhin abgegeben hast. Er ist Ägypter, nicht wahr?“ „Das geht dich einen Scheiß an!“, giftete Bakura und fluchte, als er die Wand in seinem Rücken spürte. „Schrei mich nicht an“, sagte Sa-sesch mit gefährlicher Ruhe und baute sich nun vor seinem Sohn auf, um ihm jeglichen Fluchtweg abzuschneiden. „So gut werde ich dich ja wohl erzogen haben.“ „Verdammt, was willst du?! Lass mich in Ruhe du Bastard!“ Wütend befreite Bakura sich aus der Enge und versuchte zu entkommen, doch fest schloss sich die Hand des Mannes um seinen Arm. „Ich soll der Bastard sein? Du bist die Ratte. Seit wann trägst du überhaupt Schmuck?“ Der Ägypter griff nach dem Lederband, welches um Bakuras Hals lag und zog es ihm über den Kopf. Erkenntnis trat in seine dunklen Augen, als er den Skarabäus entdeckte. /Ein Schutzamulett, deshalb konnte Nephtys ihn nicht mehr erreichen./ „Hat dir das dieser Blondschopf geschenkt? Tz, ein blonder Ägypter, wohl genauso eine Missgeburt wie du.“ Spöttisch lachte er und ließ Bakura los. „Schön, dass du dich endlich zu deinesgleichen gesellt hast.“ Während er sprach ließ er die Kette zu Boden fallen und mit einem kräftigen Tritt seiner Stiefel zerstört er den Holzanhänger. So war sichergestellt, dass Nephtys ungestört würde arbeiten können. Bakura starrte auf die Überreste, fassungslos und verzweifelt. Seine Schutzhülle zerbarst in diesem Moment und er war nur noch der kleine Junge, der aus Angst vor den Anderen die Vorschule schwänzte. Langsam hob sich sein Blick wieder und voller Hass blickte er seinen Vater an. „Das ist alles deine Schuld.“, zischte er und ehe Sa-sesch wusste, wie ihm geschah, spürte er einen stechenden Schmerz, gefolgt von einem Knacken, als seine Nase brach. Perplex stolperte er zurück, als auch schon der nächste Schlag folgte. Nie hatte Bakura die Hand gegen ihn erhoben, doch nun schien all der Zorn aus ihm herauszufließen. Marik, sein Vater…sie allen trieben nur ihr Spiel mit ihm. Langsam trat Nephtys aus den Schatten hervor, die Lippen zu einem zufriedenen Lächeln verzogen. Endlich, Bakuras Seele war genug gequält worden, um ihm ihre Kontrolle wieder aufzwingen zu können. Fast schon liebevoll schlossen sich ihre Haare um die Gelenke des Jungen und brachten ihn so dazu von seinem Vater abzulassen. „So ein braver Sklave.“, säuselte sie und strich über Bakuras Kopf. Sa-sesch röchelte und krümmte sich vor Schmerz, ehe er zu Nephtys aufsah. „Herrin, helft mir.“, flehte er und tastete vorsichtig nach seiner Nase, sowie seinen pochenden Rippen. Die Göttin jedoch lächelte kalt. „Wieso? Du hast deinen Dienst erfüllt und bist nun von deinen Pflichten entlassen. Das war es, was du wolltest und was wir abgemacht hatten. Das Leben jedoch sollte ich dir nicht retten.“ Sie drehte ihrem ehemaligen Diener den Rücken zu und blickte dann Bakura mit Wohlwollen an. „Und du gehst nun zur alten Lagerhalle und versteckst dich dort, bis ich deine Dienste einfordere.“ Nichts rührte sich in Bakuras Gesicht, sämtliches Leben war aus seinen Augen verschwunden, sein Geist irgendwo unter den schwarzen Fesseln der Göttin verscharrt. Wie eine Marionette, die jemand ungeschickt lenkte, drehte er sich um und ging die Straße hinunter. Glockenhell lachte Nephtys auf und schloss für einen Moment triumphierend die Augen. „Seth, mein lieber Gemahl. Du hast verloren, ohne es zu wissen.“ Keuchend rannte Yami über das Feld, den Basketball gleichmäßig auf den Boden tickend. Gleich war der Korb in Reichweite. Wenn er traf ging er in Führung. Als Joey von der Seite kam, um ihm den Ball abzunehmen, packte Yami diesen, drehte sich einmal um die eigene Achsel und sprang hoch, um Joeys Größe zu überbieten. Der Ball flog und blieb auf der Kante des Rings kurz hängen, ehe er durch den Korb fiel. „Ja!“ Triumphierend reckte Yami die Arme in die Höhe und blitzte Joey herausfordernd an. „Warte…ich gebe auf…“, keuchte der Blonde und stützte die Hände auf den Knien ab, um Luft zu schnappen. „Du bist ganz schön flink.“ „Danke.“, sagte Yami grinsend und ging dann zum Zaun hinüber, um aus der bereitstehenden Wasserflasche zu trinken. Nachdem er seinen Durst gelöscht hatte reichte er die Flasche an Joey weiter, der sie dankbar entgegen nahm. „So und nun schieß los.“, verlangte der Blondschopf, als sie eine Weile schweigend auf dem Boden gesessen hatten. Verwirrt blickte Yami ihn an. „Mit was?“ „Na, was dich bedrückt. Ich mein, ist zwar schön und gut, dass wir mal wieder was zusammen gemacht haben, aber dich bedrückt was, dass sieht sogar ein Blinder, so gekünzelt, wie du die erste halbe Stunde warst.“ Yami seufzte und betrachtete seine Turnschuhe. „Eigentlich hatte ich gehofft davon nichts mehr hören zu müssen. Zumindest für heute.“ „Nun tu doch nicht so, spätestens auf dem Nachhauseweg hättest du wieder daran gedacht. Was ist los? Noch immer wegen Seto?“ „Wenn es nur das wäre, wäre ich froh“, murmelte Yami und lachte bitter auf. „Es wächst mir einfach alles über den Kopf hinaus…Marik, Bakura, Seto, Seth und…“ „Wer ist Seth?“, unterbrach Joey, doch Yami schüttelte nur den Kopf. „Bitte, ich will jetzt nicht darüber reden.“ Eine Weile musterte Joey seinen Freund, dann legte er tröstend einen Arm um ihn. Es war nicht selten, dass Yami sich etwas zu Herzen nahm, doch noch nie hatte er ihn so erlebt wie jetzt. „Na gut, aber wenn was ist, du kannst jederzeit zu mir kommen. Meinetwegen auch einfach nur um wieder Basketball zu spielen.“ „Danke. Es ist schön zu wissen, dass jemand da ist, sollte man ihn brauchen. Der einem Zeit gibt, ihn nicht drängt….ich…“ „Yami?“ „Bin ich zu aufdringlich?“ „Was? Wie kommst du jetzt auf so was?“ „Bitte, sag es mir einfach.“, bat Yami leise und drehte dann seinen Kopf ein Stück, sodass er Joeys Gesicht sehen konnte. „Na ja, sobald es irgendein Problem gibt willst du helfen. Vielleicht meinst du es ja wirklich nur gut, aber nicht jeder will sofort seine Schwierigkeiten ausbreiten.“ „Also doch, es ist meine Schuld.“ Yamis Blick heftete sich auf seine Schuhe zurück und fest umklammerte er seine Knie. „Was ist deine Schuld? Das mit Seto?“ „Ja. Ich dachte ihm immer helfen zu müssen vertrauen zu fassen, bohrte nach seiner Vergangenheit, bis Mokuba mir alles erzählte. Nur deshalb ging Seto auf Abstand, damit ich mich ihm nicht ständig aufdrängte. Und Bakura, erst vorgestern hat er mir erzählt, was wirklich mit ihm passiert ist, während er zu Marik sofort Vertrauen gefasst hat, ich…“ „Hey, hey, hey!“, rief Joey, um Yami davon abzuhalten weiter zu sprechen. „Du steigerst dich zu sehr in was rein. Das ist nicht allein deine Schuld. Seto hat auch Schuld, dass weißt du genau.“ „Ich wünschte, wir wären nie in dieses Museum gegangen.“, schluchzte Yami. Er hasste sich dafür so schwach zu sein, doch wusste einfach nicht mehr weiter. „Dann hätte ich Seth nie getroffen, Nephtys bräuchte mich nicht umzubringen, Marik könnte Bakura nicht hintergehen und ich würde jetzt nicht so erbärmlich rumheulen!“ Joey hatte zwar nur die Hälfte von dem verstanden, was Yami da geschluchzt hatte, doch wollte er nicht noch weiter in der Wunde bohren. „Komm, ich bring dich nach Hause.“, bot er an und wollte Yami auf die Füße ziehen, doch dieser schlug seine Hand wütend weg. „Nein! Lass mich in Ruhe, ich will allein sein.“ „Ich glaube kaum, dass du in deinem Zustand alleine hier sitzen solltest.“ „Seth holt mich gleich ab.“, schniefte Yami und wischte sich über die Augen. Zwar konnte er sich dessen gar nicht sicher sein, doch als es ihm das letzte Mal so schlecht gegangen war, war Seth auch aufgetaucht. Joey schien kurz zu zögern, dann aber tätschelte er Yami kurz die Schulter und stand dann auf. „Wir sehen uns dann morgen.“, sagte er und ging ohne eine Antwort abzuwarten. Zitternd presste Yami sein Gesicht gegen seine Knie, bis er einen warmen Wind spürte und nur kurz darauf eine Hand auf seinem Rücken. Sein Blick hob sich, er musste die Tränen wegblinzeln, doch dann sah er ihn. „Seth…“ Hilflos warf sich Yami in dessen Arme und von neuem brach das Schluchzen aus ihm heraus. „Ich halt das nicht mehr aus.“ Yami wusste, dass dies garantiert nicht der richtige Weg war. Alles was Seth in ihm sehen konnte war Atemu. Er benutzte ihn als Ersatz. Doch das war Yami nun egal. Lieber wurde er benutzt und erhielt dafür die wahre Liebe, als weiterhin in dieser Tragödie zu leben. Die Arme des Gottes schlossen sich schützend um ihn, schienen alles Böse fernhalten zu können. „Warum nur sind deine Augen immer voller Tränen?“, war Seths sanfte Frage. Langsam hob Yami den Kopf und blickte in die blauen Augen. So viel Liebe, so viel Gefühl…und all das gehörte ganz allein ihm. „Seth, du sagtest du wolltest mich mit in dein Exil nehmen. Willst du es noch immer?“ Überraschung lag in Seths Blick, so schnell hätte er nicht mit einer Antwort gerechnet. „Was ist mit Seto?“, fragte er und bereute sogleich es getan zu haben. Endlich würde Atemu wieder ihm gehören und nun zweifelte er dessen Entscheidung an? „Ich will nicht Seto.“, die Stimme seines Geliebten war zu einem Flüstern geworden, während sich dessen Hände weiterhin in das Gewand klammerten. „Ich will dich. Deine Nähe, deine Wärme, deine Liebe. Seth…lass mich dein sein. Lass mich alles vergessen.“ Die Gottheit blickte eine ganze Weile in die violetten Seelenspiegel. Atemu war verzweifelt, würde er die Situation jetzt ausnutzen und etwas tun, wovor Atemu eigentlich zögern würde, einer von ihnen würde es hinterher sicherlich bereuen. Doch die Sehnsucht war größer, als sein Verstand. Zu lange hatte er entbehren müssen. „Geliebter.“, hauchte Seth leise und beugte sich zu Yamis Gesicht hinab. „Ich bin dein…und du bist mein.“ Ihre Lippen trafen sich und die Welt um sie herum schien nicht länger zu existieren, als sie sich ganz ihren Gefühlen hingaben. Kapitel 19: Gotteszorn ---------------------- So Leute, hier kommt ein neues Kapitel. Diesmal jedoch kein sonderlich schönes, geht man von dem aus, was darin passieren wird. Genießt den Teil, denn ich weiß nicht, ob der nächste pünktlich kommt. Anfang Mai habe ich nämlich meine Abschlussprüfung und dafür muss ich langsam mal zu lernen anfangen. Was jetzt nicht heißt, dass ihr bis Mai warten müsst, so viel Lernen geht dann doch nicht ^^. Viel Spaß beim Lesen. 20. Gotteszorn Das nervtötende Geräusch seines Weckers holte Yami aus seinem Schlaf. Gähnend tastete seine Hand nach dem Apparat und schaltete ihn aus. „So früh musst du schon aufstehen?“, erklang die warme Stimme Seths nahe Yamis Ohr. „Hmhm…“, murmelte der Jüngere und drehte sich dann in der Umarmung um, sodass er in das Gesicht der Gottheit sehen konnte. „Warst du die ganze Nacht über hier?“ Als Seth nickte drehte Yami sein Gesicht hastig zu Bakuras Bett hinüber. Das mäßige Licht, das durch die Jalousien fiel, erhellte das Zimmer nur leicht, doch es reichte um zu erkennen, dass das Bett unberührt war. „Ich wäre verschwunden, wenn er gekommen wäre.“, erklärte Seth, als dieser dem Blick gefolgt war. „Bakura war die ganze Nacht nicht hier?“ Sorge lag in Yamis Blick. Was war gestern nur alles geschehen? Was hatte Marik ihm alles gesagt? „Bakura, ist das der Name dieses Weißhaarigen?“ Als Yami nickte fuhr Kälte in Seths Augen. „Dann hat er Glück, dass er weggeblieben ist. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er dir alles hätte antun können!“ Der Schwarzhaarige konnte nicht anders, er musste grinsen. „Seth, Bakura ist mein bester Freund. Er wäre der Letzte, der mir weh tun würde.“ „Dieser Bakura ist mit dem Feind im Bunde. Er hat dich überfallen, er will uns trennen.“ Yami öffnete den Mund, um erneut etwas zu erwidern, schloss ihn dann jedoch wieder. Bakura hatte etwas in der Art erwähnt. Manchmal hätte er das Gefühl kontrolliert zu werden. Aber das bisher war harmlos gewesen. „Wenn ich nicht mal mehr Bakura vertrauen kann, wem dann?“, fragte Yami leise. „Er mag über mich hergefallen sein, aber er hat nie ernsthaft versucht mir zu schaden. Er ist mein Freund und wird es auch immer sein. Ich ruf ihn jetzt an und frag was los ist.“ Seth schien keinerlei Einwände mehr zu haben. Stumm beobachtete er, wie sein Geliebter aufstand und sich eine Hose überzog, bevor er nach dem Telefon griff. Dann jedoch streckte er doch noch seine Hand aus und zog Yami wieder zu sich heran. „Ich will dich nicht noch einmal verlieren.“, murmelte Seth leise und als der Jüngere sich zu bewegen versuchte, schloss er seine Umarmung noch enger. „Aber dann müsstest du mich doch verstehen.“, flüsterte Yami sanft und lehnte sich an den warmen Körper, der ihm in der letzten Nacht so vertraut geworden war. Es war so gänzlich anders gewesen. Seth hatte weniger mit ihm geschlafen, um seine Lust zu befriedigen, als seine Gefühle auszudrücken. Er hatte so viel Zärtlichkeit, so viel Liebe in jede Berührung gelegt, dass es Yami gänzlich den Verstand geraubt hatte und letztendlich gar nicht registriert hatte, dass sie zu weit gegangen waren. Es war etwas gewesen, wozu Seto wohl niemals würde fähig sein können. Doch bedeutete dies auch, dass Seth nie so leidenschaftlich wie Seto würde sein können? Doch kam es jetzt überhaupt auf so etwas an? Die Art und Weise wie sie mit ihm schliefen sollte wirklich an letzter Stelle stehen. Und dennoch ließ es Yami nicht mehr los. Er hatte sich einfach nur geliebt gefühlt und dass ein Gott, der eigentlich Chaos und Zerstörung verkörperte, zu so etwas fähig war, ließ dieses Gefühl nur noch weiter steigen. „Ich habe auch jemanden, den ich nicht verlieren will.“, beendete Yami nun seinen Satz und drehte den Kopf zur Seite, um in Seths Augen sehen zu können, was ihm bei dem Stahlgriff jedoch unmöglich war. Der Gott seufzte und ließ Yami dann los. „Du machst mir wirklich nur Sorgen.“ Ein sanfter Kuss wurde Seth als Belohung aufgehaucht. „Danke.“, murmelte Yami und griff dann nach dem Telefon, um Bakuras Handynummer zu wählen. Das Gerät schien eine Ewigkeit zu tuten, bis endlich abgenommen wurde, aber niemand meldete sich. „Bakura?“, fragte Yami besorgt und nervös umklammerte er den Hörer fester. „Wo bist du? Warum bist du nicht nach Hause gekommen?“ Es dauerte eine Weile, ehe ihm Bakura mit monotoner Stimme antwortete. „Ich war bei Marik…nicht dran gedacht….anzurufen.“ „Bei Marik? Dann ist alles in Ordnung zwischen euch?“ Wieder blieb es lange still, ehe ein kurzes ‚Ja’ kam und anschließend aufgelegt wurde. Perplex starrte Yami das Telefon an. Warum benahm Bakura sich so merkwürdig? Er konnte doch unmöglich bei Marik sein! /Warum lügt er? Verdammt, was ist jetzt schon wieder los?/ Ein Teil von ihm drängte danach aufzustehen und sich auf die Suche nach Bakura zu machen, doch der Rest hatte nicht die Kraft dazu. Erschöpft ließ er sich zurück in Seths Arme ziehen und presste sein Gesicht gegen dessen Brust. Seth war der Einzige, an den er sich noch halten konnte. Alles andere schien um ihn herum in Scherben zu liegen. Die Scherben verschiedenster Spiegel, die sich vermischten, unfähig sie einander wieder richtig zuzuordnen. Und jede Scherbe spiegelte Yamis Gesicht wieder. Konnte es sein? War das hier wirklich seine Schuld? Weil er Atemu war? Trieb es seine Seele zu Seth zurück und tat er unbewusst alles, damit ihn in dieser Welt nichts mehr hielt? „Musstest du nicht weg?“, erklang irgendwann Seths Stimme neben ihm. „Schon…“, murmelte Yami, doch er fühlte sich nicht in der Verfassung aufzustehen, klammerte sich stattdessen noch fester an den Älteren. „…aber ich will noch nicht. Ich möchte bei dir bleiben.“ „Wie könnte ich dir nur diese Bitte abschlagen?“ Er tat es sicherlich zum zehnten Mal in den letzten vergangenen Minuten. Marik holte sein Handy hervor, durchsuchte das Telefonbuch nach Bakuras Nummer, wählte und landete schließlich auf der Mailbox. Sein Unterfangen war wohl so sinnlos, wie Staubsaugen in der Wüste. Aber er wollte es so einfach nicht enden lassen. „Nun gib mir doch zumindest eine Chance mit dir zu reden.“, sprach Marik auf das Band, während er das Zahlenschloss seines Koffers verdrehte. „Ich weiß doch selbst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber ich mag dich doch auch…und ich denke deshalb…“ Ein monotones Tuten unterbrach Mariks Satz, seine Sprechzeit war bereits wieder beendet. Wütend starrte er auf sein Handy und hätte es am liebsten gegen die Wand geworfen. „Blöder Sturkopf.“, giftete der Ägypter, schob das Handy in seine Hosentasche zurück und hievte seinen Koffer vom Bett. /Und was nun?/ Resigniert seufzte Marik und stellte den Koffer unschlüssig neben der Haustür ab. Seine Schwester würde in einer halben Stunde landen. Es war geplant, dass er ihr die Wohnungsschlüssel und Seths Briefe übergab und dann nach Ägypten flog. Erneut griff Marik nach seinem Handy, doch diesmal war es Ishizu, für die er eine SMS verfasste. So musste er ihr zumindest nicht lange Rede und Antwort stehen. „Tut mir leid, Schwesterherz.“, murmelte er vor sich hin, „aber ich möchte ein letztes Mal versuchen mit ihm zu sprechen.“ Er drückte auf Senden und machte sich auf den Weg zur Schule. „Sieh mal einer an, wer da mal wieder allein aufkreuzt!“, rief Joey, als er den Violettäugigen erblickte und rutschte zur Seite, um seinem Freund auf der Hochbeetkante Platz zu machen. „Was ist Kuralein denn diesmal für eine Laus über die Leber gelaufen?“ „Keine Ahnung.“, sagte Yami nur und setzte sich neben Joey auf den Stein. „Er ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Wahrscheinlich ist er bei Marik und was sie da treiben will ich nicht wissen.“ Er sandte seinen Freunden einen deutlichen Blick, dass er das Thema nicht weiter vertiefen wollte. Bakura wollte ihm nicht sagen, was mit ihm los war und dieser war auch alt genug allein klar zu kommen. Yami wollte heute eine Auszeit haben…sich wieder in Seths Umarmung schmiegen können, seiner sicheren Insel. „Na ja, wahrscheinlich ist es sogar besser, wenn Bakura heute nicht da ist.“, sagte Tea, was Yami wieder aus seinen Gedanken holte. „Jetzt, wo dein Lover gerade wieder hier ist.“ „Hä?“ Verdattert starrte der Violettäugige das Mädchen an. Woher wusste es von Seth? Wer konnte es Tea verraten haben? Diese legte nun verwundert den Kopf zur Seite. „So wie du guckst scheinst du noch gar nicht zu wissen, dass Seto wieder da ist? Hab ich ihm jetzt die Überraschung versaut?“ Der Seufzer der von Yami darauf folgte war eine Mischung aus Erleichterung und Gequältheit. „Hast du nicht, ich weiß, dass er wieder hier ist.“, murmelte er und schloss die Augen. „Sehr begeistert klingst du aber nicht. Habt ihr euch gestritten?“, fragte Joey, woraufhin er sich einen Ellenbogenstoß von Tea einfing. „Hört mal Leute.“, begann Yami und bemühte sich um einen freundlichen Blick, „ich möchte kurz allein sein, ist das okay?“ Das Nicken der beiden wartete er schon gar nicht mehr ab, sondern schnappte seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Schulgebäude. Wenn er Glück hatte, dann war die Tür aufs Dach nicht verschlossen. Die Wahrscheinlichkeit ungestört zu sein war dort am Größten. Obwohl Yami gesagt hatte, dass er ihm nicht in die Schule folgen sollte, hatte Seth es doch getan. Er wollte nicht mehr länger fern von seinem Geliebten sein. Schon gar nicht jetzt, wo es diesem so schlecht zu gehen schien. So würde er zumindest sofort zur Stelle sein, sollte Atemu ihn brauchen. Er folgte dem einstigen Regenten durch die Korridore, doch dann ließ ihn ein Fremder inne halten. Ein junger Mann hielt direkt auf Atemu zu. Ein Mann, der Seth durch seine blauen Augen und dem braunen Haar auf gewisse Weise ähnlich sah. Er erkannte seine Konkurrenz sofort wieder. Der Gott verfluchte die lauten Schüler um sich herum, denn so konnte er nicht verstehen, was sein Rivale mit Yami besprach. Dem Gesicht des Violettäugigen nach zu urteilen war es kein erfreuliches Thema. Dann schließlich drehten beide sich um und verschwanden im Treppenhaus. Seth beeilte sich ihnen zu folgen, dabei so viel Abstand lassend, dass Atemu seine Anwesenheit nicht wahrnahm. Yami öffnete die Tür zum Schuldach und trat ins Sonnenlicht, bevor er sich zu dem Älteren umdrehte. Seine Hand umklammerte fest den Griff seiner Schultasche, als suche er daran halt. „Also? Was ist nun?“, fragte Yami ruhig, während Seto auf ihn zukam. „Ich will, dass du zu mir zurückkommst.“, sagte der Braunhaarige und umfasste Yamis Oberarme. „Seto, hast du mir nicht zugehört? Ich sagte, dass ich Abstand zwischen uns will. Solange, bis ich mir über meine Gefühle wieder im Klarem bin. Ich muss herausfinden, zu wem ich wirklich gehöre.“ „Zu mir!“, zischte Seto. „Das hast du nicht zu bestimmen. Ich…“ Yami hielt inne, nahm sich die Zeit Setos Augen genauer zu mustern. Die ihm altbekannte Kälte lag in ihnen. Doch zwischendurch flackerten sie kurz, ein Hauch von Gefühl, welches es an die Oberfläche schaffte. „Warum?“, fragte Yami mit einer Spur von Verzweiflung in der Stimme. „Wenn dir wirklich etwas an mir liegt, warum zeigst du es dann nie? Wir sind allein hier oben, verdammt!“ „Was soll ich denn machen?“, fragte Seto. „Ich bat dich zurückzukommen. Was willst du denn noch?“ Bitten…das eben hatte Seto eine Bitte genannt? Was er noch wollte? Langsam hob Yami die Arme, um den Griff des Älteren zu lösen. „Mit jemanden, der mir nicht zeigen kann, dass er mich liebt, kann ich nicht zusammen sein.“, erklärte er leise, den Blick gesenkt. Diese Bemerkung schien irgendetwas in Seto auszulösen, denn im nächsten Moment spürte Yami eine Hand an seiner Taille, die ihn an den Größeren zog. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss, der für Setos Verhältnisse ungewohnt sanft war. Mit einem dumpfen Geräusch landete die Schultasche auf dem Boden, als Yami seine Arme um den Firmeninhaber schlang. Fast im selben Moment jedoch wurde ihm bewusst, dass er schon wieder schwach geworden war. Seto konnte ihn viel zu leicht um den Finger wickeln, ganz gleich wie kalt er war. Und wenn Yami an die gestrige Nacht dachte, dann war klar, dass er auch Seth gegenüber nicht willensstark war. Hastig stieß Yami den Größeren von sich und stolperte zurück, unfähig Seto länger in die Augen zu sehen. Er hatte seinen Freund betrogen…und es war so einfach gewesen… verdammt einfach. Bis eben hatte er nicht mal ein schlechtes Gewissen gehabt. Und Seth…indem er Seto küsste hinterging er diesen genauso. Yami blinzelte, als seine Sicht wieder zu verschwimmen drohte. Er wollte nicht schon wieder weinen. Eine Berührung an seiner Wange ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken, doch als er den Kopf hob, war ihm nur noch mehr zum Weinen zu mute. Sie standen beide da, sowohl Seth, als auch Seto und ihre Hände lagen auf Yamis Wange. „Ihr macht es euch so einfach.“, murmelte der Schwarzhaarige, Setos Stirnrunzeln dabei nicht beachtend, der wohl darüber nachdachte, wen Yami nun mit ‚euch’ meinte. „Ihr müsst euch ja nicht entscheiden. Ich hab keine Ahnung, ob ich Yami oder Atemu bin! Ich bin einfach nur ich und ich liebe euch beide. Ich kann mich nicht entscheiden, ich kann es nicht!“ Yami war zum Ende hin immer lauter geworden und sah nun zwischen den beiden anderen hin und her. Seth wirkte traurig, doch zugleich spiegelte sich eine Wut in dessen Augen, die Yami nicht zuzuordnen wusste. Und Seto…der verbarg sein Wesen wie immer hinter einer Maske. „Was meinst du damit, dass du beide liebst? Meinst du damit etwa diesen Seth? Wer ist das überhaupt? Und was soll der Schwachsinn mit Atemu?“, fragte der Geschäftsmann und Yami fühlte sich mit einem Mal unglaublich müde. „Ja.“, murmelte der Violettäugige matt, „Ja, ich meine Seth damit. Ihr beide habt Seiten, die ich liebe oder die Teile von mir lieben. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto unsicherer werde ich mir. Gestern noch dachte ich Seth wäre der Richtige und nun glaube ich, dass du doch noch etwas für mich empfindest und dass macht meinen Gefühlen wieder Hoffnung, die ich eigentlich vergessen müsste, um mit Seth leben zu können.“ In seinen Blick kehrte die Festigkeit zurück und er sah beide, Seth und Seto entschlossen an. „Drum bitte, lasst mich vorerst einfach in Ruhe. Mir fehlt momentan einfach die Kraft eine vernünftige Entscheidung zu treffen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten hob Yami seine Tasche vom Boden auf, ging an seinen Liebhabern vorbei, verwundert, dass Seto ihn nicht aufzuhalten versuchte, und hastete die Treppen hinunter. Der Unterricht hatte bereits begonnen. Hoffentlich brachte ihn dieser auf andere Gedanken. Einsamkeit…ein Gefühl, welches Seth nur zu gut kannte. All die Jahrtausende hatte es an ihm genagt. Vielleicht wäre er sogar verrückt geworden, wenn die Hoffnung ihm nicht ein Ziel geboten hätte. Nun aber schien die Hoffnung dahin und die Einsamkeit drohte erneut die Gottheit zu übermannen. Seth wandte seinen Blick von der Tür zum Treppenhaus ab und richtete ihn stattdessen auf seinen Rivalen. Das alles war nur wegen ihm geschehen. Warum hatte dieser Mistkerl seine Finger nicht von Atemu lassen können? Wie hatte er es wagen können einem Gott zu nehmen, was ihm gehörte? Stirnrunzelnd hob Seto den Blick zum Himmel, wo sich soeben ein gewaltiges Unwetter zusammenzubrauen schien. Noch bevor Seto sich fragen konnte, wo dieses so plötzlich hergekommen war, zischten auch schon die ersten Blitze über den Himmel und krachten nur wenige Zentimeter von ihm entfernt in das Dach. Seto riss die Augen auf. Er befand sich auf einem Dach, das würde hundertprozentig nicht gut gehen. Mit schnellen Schritten lief der Braunhaarige auf die Stahltür zu und griff nach der Klinke, bevor er sie mit einem schmerzhaften Aufschrei wieder los ließ. Ungläubig starrte er auf seine Handinnenfläche, welche die heiße Tür verbrannt hatte. „Was zum Teufel geht hier vor?“, fragte Seto sich selbst, den Blick nun wieder zum Himmel gerichtet. Teufel mochte es zwar nicht ganz treffen, doch war ein vor Eifersucht wütender Chaosgott diesem Ungeheuer sicherlich nicht unähnlich. Seto konnte nur zusehen, wie der Maschendrahtzaun aus seinen Halterungen gerissen und auf ihn zugeschleudert wurde. Das ebenfalls heiße Metall traf ihn mit voller Wucht, ließ ihn zurückstolpern. Er blinzelte, schmeckte Blut, dann traf ihn ein weiterer Schlag. Und noch einer und noch einer, bis die Bewusstlosigkeit ihn übermannte. Seths Schrei hallte durch die Luft in Form eines gewaltigen Blitzes, der die große Eiche im Park spaltete und in Brand setzte. Stürme entwurzelten weitere Bäume, spielten mit den Tischen vor den Cafes. Überall schallten die Schreie der Menschen durch die Straßen. „HÖR AUF DAMIT SETH!“ Diese Stimme, sie hatte nicht wirklich gesprochen, dass wusste Seth. Es war lediglich ein Erinnerungsfetzen. Doch es brachte Seth augenblicklich zur Ruhe. Die schwarzen Wolken, der Sturm, alles verschwand so plötzlich, wie es gekommen war, eine gewaltige Zerstörung zurücklassend. Die Macht, die Seth dem Pantheon entzogen hatte war sinnlos verschwendet worden, doch das war für die Gottheit vorerst zweitrangig. Zu dem Satz, der in seinem Kopf widergehallt hatte, gesellte sich nun auch ein Gesicht. Atemu, sein Gesicht eine Mischung aus Zorn, Trauer und Enttäuschung. Es war das erste Mal, dass der Pharao entsetzt über die Taten seines Geliebten gewesen war. *+*+*+*+* Flashback 3000 Jahre zuvor *+*+*+*+* „Wie konntest du nur all diese Leute umbringen?“ „Du wolltest sie doch auch töten.“, rechtfertigte Seth seine Tat, als er Ägyptens Feinde von einem Sandsturm hatte begraben lassen. „Wollen tat ich es bestimmt nicht. Ich wollte mein Land beschützen und dafür hätte ich in dieser Schlacht töten müssen, ja. Aber das was du getan hast ist unmenschlich!“ „Aber ich bin auch kein Mensch.“ „Du fühlst aber wie einer.“ Schmerz trat in Atemus Augen, ein Blick, der Seth sofort schwach werden ließ. „Wie kannst du behaupten mich zu lieben und gleichzeitig zu solchen Taten fähig sein?“ Seth überwand den Abstand zwischen ihnen und schloss Atemu in seine Arme. „Ich werde es nie wieder tun.“, versprach Seth leise. „Versprochen.“ *+*+*+*+* Flashback ende *+*+*+*+* Aber er hatte sein Versprechen gebrochen. Genauso wie Atemu das Seine auf ihn zu warten. Damit waren sie wohl quitt. Seths Blick glitt über die Welt unter sich. Ein Mädchen schrie verzweifelt nach seinen Eltern, Rettungsdienste waren damit beschäftigt Verletzte aus ihren Autos zu holen. Unschuldige Geschöpfe, die rein gar nichts für Seths Schmerz konnten. Der Gott blickte auf seine Hände. Er war wahrlich ein Monstrum. „Atemu…warum verlässt du mich? Wieso lässt du zu, dass ich wieder zu dem Ungeheuer werde, dass ich für die Menschen verkörpere?“ Für die Lehrer war es ein Ding der Unmöglichkeit die aufgeregten Schüler wieder zu beruhigen und gaben schließlich auf, als überall Handys zu klingeln begannen. Eltern, die wissen wollten, ob ihre Kinder in Sicherheit waren, doch auch die Schüler begannen mit Sorge in der Stimme nach ihren Verwandten zu fragen. „Bei Ra.“, brachte Marik hervor und schob sein Handy in die Tasche zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, dass seiner Schwester am Flughafen nichts geschehen war. „Was war denn das?“ „Es war Seth.“, erklärte Yami so leise, dass nur der Ägypter es hören konnte. Mariks Augen weiteten sich ungläubig. „Das kann überhaupt nicht sein. Warum sollte er das tun? Und…Moment mal. Du meinst tatsächlich die Gottheit?“ Yami nickte, sein Blick war mit Entsetzen auf die Zerstörung gerichtet. „Als er das letzte Mal wütend war hat er einen Sandsturm in unserem Wohnzimmer verursacht. Wie kann jemand, der eine so sanfte Seite von sich zeigen kann gleichzeitig so grausam sein? Das ist abartig!“ Der Sandblonde beobachtete, wie sich Yamis Finger um die Fensterbank klammerten. Es schien so, als wäre die Legende tatsächlich wahr. Seth und der junge Pharao. „Weißt du, was ihn so wütend gemacht hat?“, erkundigte er sich leise. „Ja. Aber es ist zu kompliziert dir das jetzt zu erklären.“ „Meine Schwester ist gerade am Domino Flughafen gelandet. Sie weiß alles, über Atemu und wird dir sicherlich helfen können.“ „Nein.“ Yami schüttelte den Kopf, als hätte er längst die Hoffnung aufgegeben. „Ich denke nicht mal sie kann mir aus der Sache raus helfen.“ Die violetten Seelenspiegel wandten sich vom Fenster ab und schenkten Marik einen kurzen dankbaren Blick. „Aber wenn deine Schwester hier ist, warum sitzt du dann nicht bereits im Flieger?“, wechselte Yami das Thema und brachte Marik gleich dazu unwohl mit den Füßen zu wippen. „Na ja… Bakura war gestern ziemlich wütend und ich dachte ich könnte heute vielleicht noch mal mit ihm reden, um ihn zu beruhigen. Es wäre schade, wenn wir im Streit auseinander gingen.“ Die Reaktion des Schwarzhaarigen war ein trockenes Lachen. „Und ich dachte, du würdest Bakura inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass er nicht so leicht verzeiht. Seit er mit dir weg gegangen ist habe ich ihn nicht mehr gesehen. Als ich ihn heute Morgen auf dem Handy anrief wirkte er ziemlich monoton und hat kaum etwas gesagt.“ Kurz stockte Yami, dann fixierte er Marik wie ein Fuchs seine Beute. „Er sagte, dass er bei dir zu Hause wäre.“ Gerade wollte der Ägypter erwidern, dass das nicht stimmte, als Joey ins den Raum gestürmt kam und Yamis Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. „Yami! Komm nach draußen, schnell!“ „Warum? Was ist passiert?“ Joeys Blick nach zu urteilen musste es etwas Schreckliches sein, doch was? Was konnte noch schlimmer sein, als seine momentane Situation? Da der Blonde ihm nicht antwortete war er gezwungen im Ungewissen zu bleiben, während er seinem Freund nach draußen folgte. Auf dem Schulhof stand ein Krankenwagen und Helfer trugen eilig eine Trage zu den Hintertüren. Ein Schüler lag auf dieser, blutüberströmt und scheinbar bewusstlos, doch Yami erkannte ihn sofort. Er wollte schreien, doch aus seiner Kehle kam nur ein heiseres Krächzen. Seto…sein Seto… Das war es also, was Seth wirklich mit dem Sturm bezweckt hatte. Es war kein einfacher Wutausbruch gewesen. Er hatte versucht seinen Rivalen umzubringen. „Monster.“, hauchte Yami leise und schlang die Arme um sich. „Das er so weit geht… Seto!“ Ohne länger auf seine Umgebung zu achten stolperte der einstige Regent auf den Krankenwagen zu. Kapitel 20: Das Herz eines Gottes --------------------------------- So Leute, hier kommt ein neues langes Kapitel. Diesmal passiert zwar nicht allzu viel, dafür aber dürft ihr nun erfahren, wie Seth und Atemu sich kennen lernten. Das sollte dann ursprünglich der letzte Flashback sein, aber mir ist dann doch noch ein erzählenswertes Erlebnis eingefallen, das euch zukünftig erwarten wird. Das nächste Kapitel wird wohl erst Ende Mai oder Juni hier auftauchen. Viel Spaß beim Lesen. 21. Das Herz eines Gottes „Yami?“, leicht rüttelte Mokuba den Älteren an der Schulter, um diesen aus seinen Gedanken zu holen. „Kakao?“ Er hielt ihm einen dampfenden Pappbecher hin, doch Yami schüttelte nur den Kopf. „Ich krieg nichts runter.“, erklärte Yami und richtete seinen Blick wieder auf die schlafende Gestalt Setos. Er war fast vollständig in Bandagen gewickelt. Über einen Tropf wurden ihm Schmerzmittel zugeführt, während ihn gleichzeitig ein Schlafmittel davon abhielt weder Yami noch Mokuba zu sehen. „Es ist gleich 17:00 Uhr!“, begehrte der jüngere Kaiba auf, der, nachdem er sich ausgeweint hatte, sehr viel besser mit der Situation umging, als Yami. „Du hast den ganzen Tag weder gegessen noch getrunken. Willst du umkippen?“ „Es wäre zumindest gerecht. Immerhin ist es meine Schuld gewesen.“, murmelte Yami und seine Finger krallten sich in die Jacke auf seinem Schoß. Verbrennungen, zwei Rippen gebrochen der rechte Arm angebrochen, zahlreiche Prellungen… Unablässig hallte der Bericht des Arztes in Yamis Kopf wider. „Es war das Unwetter. Wie willst du daran Schuld haben?“ Der Violettäugige erwiderte auf die Frage hin nichts. Was hätte er auch sagen sollen? Die Wahrheit? Mokuba würde ihn doch für völlig wahnsinnig erklären. „Ich hol jetzt eine Schwester. Du brauchst ein Beruhigungsmittel.“, beschloss der Jüngere und ging mit den zwei Pappbechern aus dem Raum. Kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war verkrampfte Yami sich. Er war sich sicher, dass Seth ihm hierher gefolgt war. Doch die Gottheit schien auf den richtigen Moment zu warten, um mit ihm allein reden zu können. „Ich weiß, dass du hier bist.“, sagte Yami und ließ seinen Blick durch den Raum streifen. „Nun hab auch den Mut dich zu zeigen, du Ungeheuer!“ Als sich die violetten Augen auf den Boden hefteten, sah ihr Besitzer Seths Spuren. Sand rieselte über den Boden, als ob Wind mit den Körnern spielen würde und dann formte sich vor Yami eine Gestalt. Seths Form war weniger fest, als bei ihrer letzten Begegnung, da sein Wutausbruch seine Kräfte aufgezehrt hatte, doch dafür hatte der einstige Regent nun keinen Gedanken übrig. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während die Gottheit scheinbar entschuldigend die Arme öffnete. „Ich weiß, du magst es nicht, wenn ich dergleichen tue, jedoch…“, begann Seth, doch weiter kam er nicht mehr. Kaum, dass er sich materialisiert hatte, war Yami aufgestanden und mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, verpasste er der Gottheit eine Ohrfeige. Die blauen Augen weiteten sich und Unglaube spiegelte sich in ihnen. Noch nie hatte es ein Sterblicher gewagt die Hand gegen ihn zu erheben. In dem Vorhaben Atemu zur Rechenschaft zu ziehen öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, doch das vor Wut und Enttäuschung verzerrte Gesicht des Kleineren ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Du nennst dich einen Gott?“, fragte Yami, die Stimme vor Wut zitternd. „Du hast dich aufgeführt, wie ein niederer Dämon! Wie kannst du es wagen all diese Menschen in Gefahr zu bringen?! Und Seto! Kannst du mir verraten, was das sollte? Du hast versucht ihn umzubringen!“ „Ich kann niemanden mehr töten.“, wandte Seth ein, für den der Zorn seines Geliebten, schlimmer als alles andere war. Sollte er es zerstört haben? Hatte er Atemus Liebe nun verloren? „Soll das etwa deine Taten entschuldigen?“, fragte Yami, der sich für die Trauer in Seths Gesicht nicht im Geringsten interessierte. „Willst du leugnen, dass du ihn am leben gelassen hättest, selbst wenn du noch hättest töten können?“ „Nein, ich leugne es nicht.“, gestand Seth und als Yami erneut den Mund öffnete, legte er ihm eine Hand darauf. „Sei still jetzt.“, verlangte er und die alte Autorität kehrte in seine Stimme zurück. „Als du mir sagtest, dass du einen Geliebten hättest, da war ich bereit jede deiner Entscheidungen zu akzeptieren, denn dein Glück steht für mich an oberster Stelle. Aber genau deshalb kann und werde ich deine Entscheidung nicht akzeptieren.“ Kurz hielt Seth inne, um die Hand von Yamis Mund zu nehmen und fuhr ihm stattdessen über die Wange. „Du sagst, du brauchst Abstand, um dich zu entscheiden. Das mag zwar in Ordnung sein, aber nachdem ich den Charakter meines Rivalen kennen lernen konnte, werde ich nicht zulassen, dass er dich bekommt.“ „Was erlaubst du dir?“, fragte Yami aufgebracht und schob herrisch Seths Hand zur Seite. „Hältst du dich für gerechter, als er? Besser? Mächtiger?“ „Vielleicht mögen wir uns ähnlich sein, denn einen anderen Grund, wie du dich in diesen Unmenschen verlieben konntest, fällt mir nicht ein. Doch uns unterscheidet etwas Gewaltiges. Ich liebe dich und könnte dir nie so weh tun, wie er es tut. Ich würde dich nie so kaltherzig behandeln.“ „Deine Taten strafen dich lügen. Würdest du mich lieben, dann hättest du einen Menschen, der mir wichtig ist, nicht so zugerichtet!“, begehrte der Schwarzhaarige auf, doch etwas in Seths Miene veränderte sich und es jagte Yami einen kalten Schauer über den Rücken, als er begriff. Seth war nicht gewillt, ihn frei entscheiden zu lassen. Er hatte Seto verletzt, so wie er jeden verletzen würde, der sich zwischen sie stellte. Seine Gedanken glitten zu Bakura. Seth musste auch ihn als Bedrohung sehen, da er das eine Mal über Yami hergefallen war. War der Weißhaarige deshalb nicht nach Hause gekommen? Hatte Seth sich auch ihn geschnappt? „Was hast du mit Bakura gemacht?“, fragte Yami, die Stimme zittrig. „Antworte gefälligst!“ Seine Hand schlug gegen die Brust der Gottheit, doch diese zog den Kleineren nur unbeeindruckt an sich. „Komm mit mir, Atemu. Dorthin, wo du hingehörst. Dahin, wo uns nichts mehr trennen kann.“ „Wirst du sie in Ruhe lassen, wenn ich mit dir komme?“ Alles in dem ehemaligen Pharao sträubte sich dagegen der Forderung nachzukommen. Diese blutrünstige Seite an Seth gefiel ihm nicht und er wollte nicht bei ihm sein. Aber was hatte er schon für eine Wahl? Lieber gab er dessen Willen nach, als zu riskieren, dass noch mehr Leute verletzt wurden. „Wenn du bei mir bist, gibt es für mich keinen Grund ihnen irgendetwas zu tun.“ Ergeben lehnte Yami sich an den Älteren, der ihm einen Kuss auf den Kopf hauchte. „Endlich, Geliebter.“, seufzte er leise, die Stimme nun wieder so sanft, wie sie den Jüngeren bis vor wenigen Stunden noch völlig in ihren Bann gezogen hätte. Jetzt aber war es für ihn nur noch falscher Schein. Die Amethyste ruhten auf Seto, der in diesem Moment blinzelnd die Augen öffnete. Er wandte den Kopf in ihre Richtung, wirkte noch leicht verwirrt, während sich auf Yamis Miene Erleichterung und Freude breit machte. „Seto.“, hauchte er und wollte los, um zu sehen, ob es ihm gut ging, doch Seths Griff wurde schmerzhaft fest. „Nein.“, zischte es kalt an Yamis Ohr, „ich gebe dich jetzt nicht mehr her.“ Durch die Zimmertür drangen laute Stimmen und als sie im nächsten Moment geöffnet wurde, traten Mokuba, Ishizu und Marik in den Raum. Während Mokuba, der als Nichtägypter Seth nicht sehen konnte, direkt auf Seto zusteuerte, waren Ishizu und Marik wie erstarrt. „Bei Ra.“, flüsterte Marik ungläubig. „NEIN!“, brüllte Seth und er presste Atemu so fest an seinen Körper, dass dieser schmerzhaft die Luft einsog. „Ich werde ihn nicht mehr gehen lassen! Ich habe mir Atemu zum letzten Mal nehmen lassen!“ Sand wirbelte empor und die Umgebung verschwamm vor Yamis Augen, ehe Schwärze nach seinem Geist griff und mit sich zog. *+*+*+* Flashback 3000 Jahre zuvor *+*+*+* Die Nüstern des Pferdes waren gebläht und sein Fell schweißdurchtränkt. Dennoch trieb sein Reiter es unbarmherzig weiter vorwärts. Eigentlich wusste Atemu, dass es töricht war das Tier so sehr zu erschöpfen, doch schenkte er dem keine Beachtung, denn er wollte einfach nur so viel Abstand zwischen sich und Theben bringen, wie nur irgendwie möglich. Atemu wandte den Kopf nach hinten und als er seinen goldenen Käfig nicht mehr sehen konnte zügelte er sein Pferd, was dieses ihm mit einem Schnauben dankte. Der Schwarzhaarige seufzte und wollte instinktiv nach dem Millenniumspuzzle greifen. Er war froh, dass seine Finger ins Leere griffen, da das Puzzle im Palast lag. Warum nur musste er als Prinz geboren worden sein? Und warum hatte er keine weiteren Geschwister? Dann hätte er ihnen die Krone überlassen können. Atemu vermisste es durch die Gassen von Theben zu streifen, doch sah er selbst ein, dass dies nun zu gefährlich war. Alles, was ihm an Freiheit geblieben war, waren diese heimlichen Ausritte in die Wüste und selbst diese versuchte Mahado ihm auszureden. Der Pharao hatte es aufgegeben mit dem Magier darüber zu streiten und ließ ihn in dem Glauben, dass er nicht allein in die Wüste ging. Es war weniger die Tatsache, dass Atemu einen Streit mit Mahado fürchtete, sondern viel mehr seinen letzten Vertrauten zu verlieren. Sein Vater hatte zwar recht behalten, als er sagte, dass er Atemu einen fähigen Beraterstab zusammengestellt hatte, doch im Grunde dachten sie alle nur an sich selbst. Wenn sie mit schmeichelnden Worten versuchten seine Gunst zu erhalten, wenn sie andere Berater schlechter stellten, ihn wegen seines jungen Alters zu manipulieren suchten. Sie waren wie Maden, die versuchten sich an seinem Fleisch zu bereichern. Doch war er nicht tot und somit durchaus noch in der Lage sie abzuschütteln, eine Tatsache, die den Zorn in ihnen schürte und Atemu Angst machte. Er wollte gar nicht wissen, wie viele Attentäter schon versucht hatten zu ihm zu gelangen, wie viele Giftversuche bisher fehlgeschlagen waren. Er konnte nur hoffen, dass Isis, die Seherin, auch weiterhin von allem erfuhr und ihn und Mahado warnen konnte. Was sie betraf… Das unruhige Verhalten der Stute riss Atemu aus seinen Gedanken. Das Tier warf schnaubend den Kopf hoch und tänzelte zur Seite. Dass die sonst so ruhige Stute sich so verhielt konnte nichts Gutes bedeuten. „Ho.“, murmelte Atemu und strich über den noch immer feuchten Hals, während er sich aufmerksam umsah. Es dauerte eine Weile, bis er den Grund fand, denn während der Mensch stumpf geworden war, spürten Tiere noch immer die drohende Gefahr, bevor sie einsetzte. Scheu wieherte die Stute und ihre Hufe stampften unruhig, schließlich stieg sie auf die Hinterhand, als sich unmittelbar vor ihnen Sand in die Luft erhob. Der Sand bildete eine Art Säule, die, bei genauerer Betrachtung, die Formen eines Mannes hatte. Atemus Augen weiteten sich und er sog erschrocken die Luft ein, als ihn die Erkenntnis traf. Es gab nur eine männliche Gottheit, welche die Wüste befehligen konnte. „Seth.“, murmelte er und spürte, wie die Flanken des Pferdes zu zittern begannen, als sich seine Nervosität auf das Tier übertrug. Es schien dem Pharao, als würde ein Lachen aus dem Inneren des Sandgebildes kommen. Kurz blitzten blaue Augen in dem Sand auf, dann fiel die Säule in sich zusammen, nur um im nächsten Moment eine Sandhose um Atemu zu bilden. Dem Pharao entwich ein Fluch und er zog sich das Turbantuch vors Gesicht, um weiterhin Atmen zu können. Wenn er nicht sterben wollte, dann musste er schnell handeln und Seth irgendwie besänftigen. Doch wie beruhigte man das Chaos? Seth hatte sofort erkannt, wen er vor sich hatte und war gespannt, ob Horus seinen Schützling wohl rechtzeitig retten würde, bevor Seth ihn lebendig begraben hatte. Ja, er tat dies nur, um seinem Rivalen eins auszuwischen. Das Pferd, dessen Geist wohl so weit gebrochen war, dass es seinem Fluchtinstinkt entsagte, war bereits bis zu den Fesseln im Sand verschwunden und mit einem zufriedenen Lachen verstärkte Seth den Sturm. „Seth!“ Der Angesprochene richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf den Pharao. Er war gespannt, wie sehr der Regent, der mehr Kind als Mann war, um sein Leben betteln würde. Umso verwundeter war er, als er in das junge Gesicht sah. In den violetten Augen stand keine Angst, sondern Entschlossenheit und Kampfeswille. Und als er weiter sprach, da war seine Stimme fest. „Ich habe nicht vor, um mein Leben zu betteln.“, erklärte Atemu ruhig. „Denn es würde mir nichts nützen.“ Er löste seine Hände von den Zügeln und kraulte seiner Stute beruhigen den Widerrist. „Weißt du, wenn ich nicht wüsste, dass mein Nachfolger mit Grausamkeit herrschen würde, wäre ich dir hierfür vielleicht sogar dankbar.“ Ein bitteres Lächeln umspielte Atemus Lippen, welches jedoch von dem Tuch verdeckt wurde. „Ich wollte nie Pharao werden…Aber sein Schicksal kann man sich wohl nicht aussuchen, nicht wahr? Sag Seth, wolltest du zu dem werden, was du jetzt bist? Eine Kreatur, die von allen gehasst wird? Deren Pflicht, die sie Nacht für Nacht noch immer erfüllt, vergessen wird?“ Atemu wählte den falschen Weg, denn seine Worte schürten Seths Wut und der Sturm wurde mit einem Mal so stark, dass es den Schwarzhaarigen fast aus dem Sattel riss. „Deine Reaktion sagt mir nur, dass ich richtig liege!“, rief Atemu gegen das Heulen an und hielt sich den Arm über die Augen, damit er keinen Sand in sie bekam. „Aber nicht unser vorbestimmter Weg formt uns, sondern wie wir mit unserem Schicksal umgehen! Du musst nicht böse sein, wenn du es nicht willst, Seth! Du musst deine Kräfte des Chaos nicht zu etwas Schlechtem einsetzen!“ „Ach nein?“, fragte Seth und brachte Atemu dazu erschrocken zusammenzuzucken, denn das die Gottheit ihm antwortete, damit schien er nicht gerechnet zu haben. „Was ist mit dir? Du wolltest kein Pharao sein? Warum bist du es dann jetzt? Warum hast du dich nicht gegen dein Schicksal aufgelehnt?“ „Am Anfang habe ich es versucht.“, sagte Atemu nun deutlich leiser, als zuvor. Das Seth den Spieß nun umdrehte war nicht geplant gewesen. „Vielleicht war ich nur zu schwach.“ Seth entlockte die Bemerkung ein belustigtes Glucksen. „Eine schlechtere Ausrede fiel dir wohl nicht ein. Niemand kann seinem Schicksal entfliehen.“ „Nur, weil wir schneller aufgeben, als das Schicksalsrad. Wer die Ausdauer hat Kiesel für Kiesel in den Radlauf zu werfen, der kann es zu Fall bringen, dessen bin ich mir sicher. Und ich zweifle nicht daran, dass ich die Ausdauer dafür gehabt hätte. Aber ich hab eine Verantwortung gegenüber diesen Menschen.“ Seth bemerkte nicht, wie der Sandsturm allmählich nach ließ, jedoch Atemu und es ließ seine Stimme wieder fester werden. „Ich hätte meinem Schicksal entkommen können. Wenn ich wollte könnte ich weiter in die Wüste hinaus reiten und mich einer Karawane anschließen. Kaum einer, der nicht stets im Palast ein- und ausgeht, kennt mein Gesicht, sodass selbst ein Suchtrupp mich nicht finden würde. Genauso einfach wäre es in Theben selbst unterzutauchen.“ Wieder senkte Atemu den Kopf und erneut wurde seine Stimme leiser. „Früher habe ich es oft getan und für wenige Stunden das Leben eines normalen Menschen gelebt. Ich weiß, wie die Menschen leben, ich weiß, was ich als Herrscher tun muss, damit sie glücklich sind. Während ich regiere verlängere ich ihre Zeit der Freude und werde es weiter tun können, wenn ich einen würdigen Nachfolger finden kann. Aus diesem Grund kann ich meinem Schicksal nicht entsagen.“ Den Blick ins Leere gerichtet, den Körper zusammen gesunken, saß Atemu auf dem Rücken der Stute, welche leise Schnaubte. Die Sandhose war schlagartig versiegt. Zurück blieb ein junger, großgewachsener Mann, dessen Schmuck und Gewänder kostbarer waren, als die der mächtigsten Könige. Braunes Haar fiel ihm in die Stirn und die kühlen blauen Seelenspiegel musterten den fast schon hoffnungslos wirkenden Pharao. Dieser junge Mann hätte seinem Schicksal entkommen können, doch er tat es nicht, um andere zu schützen. Wie ehrenhaft! Eigentlich war dies für Seth kein Grund, Atemu am Leben zu lassen. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum der Sturm nachgelassen hatte. „Steig ab.“, verlangte er. Seine Worte rissen Atemu aus seinen Gedanken. Er wandte den Kopf zur Seite und riss verwundert seine Augen auf, als er Seth entdeckte, dann lächelte er. „Dass du dich mir so zeigst ist entweder gut, oder schlecht.“, meinte der Pharao und stieg aus dem Sattel. Langsam trat er auf die Gottheit zu und blickte ihr ohne Furcht in die Augen. „Was denn? Keine Angst?“, erkundigte Seth sich und um bedrohlicher zu wirken, verzerrte sein Gesicht sich zu dem Kopf des Seth-Tieres. „Ich könnte dich immer noch töten.“ „Nein.“, sagte Atemu ruhig und trat noch etwas näher an Seth heran. Er zweifelte nicht daran, dass er Seth bald so weit hatte, dass dieser ihn gehen ließ. „Du bist nicht Anubis, willentlich kannst du mich also nicht töten. Dazu müsstest du schon wieder den Sandsturm beschwören, um mich zu begraben.“ „Du bist ganz schön frech. Ich sollte dir eine Lektion erteilen.“, sagte Seth, doch die Drohung schwang in seinem Ton nicht mit. Irgendwie gefiel es ihm, dass der Jüngere so normal mit ihm sprach. Vor allem aber, dass er weder den Hass noch die Furcht zeigte, wie es sonst Götter und Menschen taten, wenn sie ihn sahen. Die Kälte wich aus den Augen der Gottheit und machten der Einsamkeit platz. Okay, er mochte Osiris umgebracht haben, Hathor vergewaltigt haben und sich steht mit Horus anlegen. Aber warum auch nicht? Man hatte es von ihm erwartet und wenn er Gutes getan hätte, hätte man es für eine Falle gehalten. Atemu aber schien dies nicht zu erwarten. Er sah zu Seth auf, als wartete er nur noch darauf, dass Seth endlich sagte, dass er gehen könnte. Als Atemu die Einsamkeit in den Saphiren sah, da bekam auch seine Fassade erneut Risse. Zwei Seelen hatten sich gefunden und dass sie einander eigentlich nicht nahe sein durften, war ihnen gleichgültig. Dazu hatten sie ihren Schmerz einfach zu lange allein tragen müssen. Langsam hob der Pharao eine Hand und legte sie auf die ebenmäßige Wange der Gottheit. „Wir sind nicht länger allein.“, sagte Atemu leise. Seths Antwort bestand aus einer innigen Umarmung, die Atemu auf die gleiche Weise erwiderte. „Was Ihr sagt ist ungeheuerlich! Wo soll das Gold für eine solche Aktion herkommen?“ „Vielleicht von euren Gilden? Die nehmen sich ja in letzter Zeit Einiges heraus!“ Atemu seufzte und rieb sich über die schmerzende Stirn, während seine Berater ungestört ihren Kleinkrieg austrugen. Vier Tage waren vergangen, seit er Seth in der Wüste getroffen hatte. Vier Tage, in denen der Käfig noch kleiner geworden zu sein schien. Der Pharao wollte nichts lieber, als erneut in die Wüste zu reiten, um nach Seth suchen zu können. Doch bisher hatte es dazu keine weitere Gelegenheit gegeben. Zu viele Termine stopften seinen Tag, außerdem war Mahado wohl die versandete Stute aufgefallen, denn er kontrollierte verstärkt Atemus Anwesenheit. „Das reicht jetzt.“, rief Atemu herrisch, woraufhin die Männer so abrupt verstummten, als hätte er sie bei einer Dummheit erwischt. Sie schienen gänzlich vergessen zu haben, dass sie in Gegenwart des Pharaos waren. „Das hier ist immer noch ein Palast und kein Marktplatz.“, erklärte Atemu streng und ehrfurchtgebietend, was man ihm wohl nie zugetraut hätte. „Und wenn ihr schon pflegt euch über das ‚gewöhnliche’ Volk zu stellen, so solltet ihr zumindest in der Lage sein eine zivilisierte Diskussion zu führen.“ Seine Ansprache traf auf viel Missmut. Vor allem die älteren Ratsmitglieder schätzten es nicht von einem Jüngling zurechtgewiesen zu werden, ganz gleich, ob dieser Pharao war oder nicht. „Wir werden das Thema auf Morgen verschieben, also denkt bis dahin über vernünftigere Argumente nach, als Anschuldigungen ohne Beweise. Ist noch etwas zu klären?“ Mit der letzten Frage hatte Atemu sich an Mahado gewandt, der die Liste mit den Tagespunkten in der Hand hielt. „Nein, mein König. Dies war der letzte Punkt.“ „Gut, dann seid ihr hiermit entlassen.“ Während einige Berater bereits den Saal verließen schlossen sich andere zu Gruppen zusammen, um weiter zu diskutieren. Wieder Andere gingen auf den Pharao zu, um ihn auf ihre Seite zu ziehen, zu manipulieren. Dazu jedoch gab Atemu ihnen keine Gelegenheit. Er erhob sich, sah die Männer mahnend an und ging dann schnellen Schrittes in seine Gemächer. Erschöpft atmete Atemu aus und lehnte sich an die dunkle Holztür in seinem Rücken, welche seine Räume vom Rest des Palastes trennte. Endlich war er allein. „Hm?“ Verwundert betrachtete Atemu den Fußboden, auf dem Sand lag. Hatte jemand seinen Diener umgebracht, oder warum war hier nicht aufgeräumt? Der Sand an sich war Atemu egal, er befürchtete jedoch, dass man erneut ein Attentat auf ihn versucht haben könnte. Misstrauisch ging er auf die Obstschale zu, die neben seinem Bett stand. „Gehst du immer so blind durchs Zimmer?“ Erschrocken fuhr Atemu herum. „Da ist es echt verwunderlich, dass du noch lebst.“ „Seth.“, stieß Atemu erleichtert aus, als er den Gott entdeckte, der neben einem Regal an der Wand lehnte. „Was tust du hier?“ „Seit wann ist ein Gott einem Sterblichen Rechenschaft schuldig?“ „Nun, es wäre zumindest höflich.“, erwiderte Atemu und trat auf den Größeren zu, in Erwartung, dieselben Gefühle wie vor vier Tagen in seinen Augen zu sehen, doch er wurde enttäuscht. Die kalte Gleichgültigkeit lag in ihnen und betrübt wandte der Pharao sich von ihm ab. Was hatte er denn auch erwartet? Seth war noch immer ein Gott. Was kümmerten ihn die Sorgen eines Menschen? „Jetzt sag schon, was du von mir willst.“, verlangte Atemu schnippisch. Seths Miene verfinsterte sich, brachte die Papyri auf dem Schreibtisch zum Zittern. „Die fehlt es an Respekt.“, stellte er zischend klar, woraufhin Atemu sich wütend umdrehte. „Was ist dein Problem? Wenn du dich doch dazu entschlossen hast mich umzubringen, dann tue es einfach, aber lass diese Spielchen!“ „Spielchen?“ „Als du mich umarmt hast…“, erklärte Atemu, „…ich hab doch ernsthaft geglaubt, wir würden einander verstehen, dass wir denselben Schmerz teilen…Nun, hast mich ja gut reingelegt.“ Seth erwiderte nichts, doch als Atemu sich zum Gehen wandte griff er nach dessen Arm. „So ist es nicht.“, erklärte die Gottheit ruhig, „aber was ich empfinde kann ich nicht mit Worten ausdrücken.“ Eine solche Schwäche zu gestehen, Seth hasste sich dafür. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass Atemu es akzeptieren würde. Dieser hatte sich wieder zu dem Gott umgewandt, sein Blick blieb jedoch zweifelnd. „Könntest du es mir denn zeigen?“ Einen Moment zögerte Seth, dann jedoch beugte er sich vor und legte seine Lippen auf die Atemus, dessen Augen sich vor Verwunderung weiteten. Dies war durchaus nicht sein erster Kuss. Als Pharao war er natürlich auch verheiratet und hatte noch zwei Nebenfrauen. Doch wohl fühlte er sich nie, wenn er mit ihnen das Bett teilte. Er verstand nicht, wie man ohne Liebe so intim mit einander werden konnte. Vor allem Al-Kilah hatte ihn oft genug spüren lassen, dass sie nicht freiwillig an seiner Seite war. Und darüber, ob die anderen beiden ihm nur etwas vorspielten, konnte er auch nicht sicher sein. Deshalb hatte er sie immer seltener besucht und bekam sie nun nur noch bei Feierlichkeiten zu Gesicht. Sie alle hatten ihre eigenen Liebhaber, davon wusste Atemu von der Dienerschaft. Wenn er Glück hatte, dann wurde eine von ihnen schwanger und brachte einen Sohn zur Welt, dann konnte er ihn als den seinen ausgeben. Doch nun stand er hier und wurde von einem Mann geküsst, der Chaos erschuf und die Wüste befehligte. Allerdings waren, im Gegensatz zu seinem Wesen, seine Lippen sanft und es lag Gefühl in ihrer Berührung. Zumindest war mehr Gefühl in diesem Kuss, als in dem seiner Frauen. Langsam zog Seth sich zurück und sah Atemu abwartend an. Die Kälte in seinen Augen war abgeschwächt. Fahrig berührte Atemu seine Lippen, bevor er wieder Blickkontakt zu dem Größeren suchte. „Ist dir klar, was so ein Kuss zu bedeuten hat?“, fragte Atemu, in der Hoffnung, es könnte unter Göttern einen anderen Sinn haben. „Begierde.“, erklärte Seth, ohne überlegen zu müssen, was Atemu schlucken ließ. „Aber diesen meinte ich nicht so.“ „Trifft es vielleicht eher Liebe?“, versuchte der Schwarzhaarige zu helfen, auch wenn er bezweifelte, dass es das war, was Seth meinte. „Ich kann nicht lieben.“, erwiderte der Größere knapp. „Natürlich kannst du es! Jeder kann es lernen. Willst du es denn nicht lernen?“ „Dich zu lieben?“ Seths Stirn legte sich in Falten. „Nicht zwingend mich. Ich meine überhaupt zu lieben.“ „Würdest du denn lernen wollen mich zu lieben?“ „Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte.“ Seth begann zu lachen, als hätte Atemu einen Witz gemacht. „Du bist verrückt.“ „Warum? Weil wir Männer sind? Weil du ein Gott und ich ein Mensch bin?“ Entschlossenheit blitzte in den violetten Seelenspiegeln. „Welch Grund auch immer dich stören mag, ich bin jedenfalls nicht länger bereit den Schmerz allein zu tragen. Und du Seth? Willst du nur wegen eines solch unwichtigen Hindernisses deine Chance verstreichen lassen?“ „Du bist verrückt.“, wiederholte Seth nur und schüttelte den Kopf. Atemu sah zu dem Älteren auf und sein Blick wurde fast schon flehend. „Bitte, Seth… lass mich nicht allein.“ Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um Seths Lippen zu erreichen, doch kaum, dass er sie berührte, wurde er von diesem hochgehoben und an sich gezogen. „Das kann nichts Gutes bedeuten.“, murmelte Seth gegen die Lippen des Pharaos und trug ihn zum Bett hinüber. „Aber was soll’s.“ Atemu ließ zu, dass der Größere ihn auf den Rücken drückte und ließ sich auch gerne erneut küssen, doch als sich eine Hand unter seinen Rock schob wurde er unsicher und griff nach der Hand, um sie aufzuhalten. „Hast du wirklich vor, schon so weit zu gehen?“, fragte der Schwarzhaarige leise und sah in die blauen Seelenspiegel. „Du zierst dich, wie eine alte Jungfer.“, wandte Seth ein, der nicht verstand, warum Atemu nicht mit ihm schlafen wollte, wo er sich so bereitwillig hatte küssen lassen. „Was wäre so schlimm daran?“ Atemu wandte den Kopf zur Seite, ehe er antwortete. „Zum einem…du hattest einst Hathor vergewaltigt und mit Horus teiltest du das Bett, um ihn zu demütigen. Ich will nicht als eine Trophäe oder als deine Hure enden. Das Bett miteinander zu teilen ist etwas Intimes und sicherlich wundervolles, wenn man es mit jemanden tut, den man aufrichtig liebt.“ Der Gott lachte auf. „Vereinigung aus Liebe? Wo gibt es so etwas denn noch? Nachdem, was du erzählt hast, hätte ich nicht gedacht, dass du so ein Träumer bist.“ „Vielleicht ist es ein Traum…“, gestand Atemu leise und seine Wangen röteten sich, auf Grund seines Scharmes über diese Peinlichkeit. „…aber es ist einer, den ich nicht in Scherben sehen will. Wenn ich schon leben muss als jemand, der ich nicht sein will, will ich zumindest diesen Traum noch haben.“ Atemu wagte es den Größeren wieder anzusehen und war verwundert, dass in dessen Gesicht keine Belustigung mehr lag. „Ich verstehe, was du meinst.“, sagte Seth ruhig und nahm die Hand von Atemus Oberschenkel, um ihm stattdessen über die Wange zu streichen. „Auch ich habe so einen Traum.“ Den Traum jemanden an seiner Seite zu haben, der in sein Herz sehen und die guten und schlechten Dinge, die er darin fand, akzeptieren konnte. „Verrätst du ihn mir?“, fragte Atemu fast schon schüchtern nach. Seth schüttelte den Kopf. „Noch ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt gekommen.“ Atemu wirkte im ersten Moment zwar enttäuscht, dann nickte er aber verständlich. Er würde warten, bis der Braunhaarige den Moment für richtig hielt. So schmiegten sich im oranggoldenen Licht, welches die untergehende Sonne erschuf, ein Gott und ein König aneinander. Hielten sich und öffneten nach und nach ihre Herzen für einander. Eine Liebe erblühte, die ihnen einerseits die Missgunst der anderen Gottheiten einbrachte. Andererseits jedoch verschaffte sie Atemu unter seinesgleichen endlich den Respekt, der ihm zustand. Kein weiteres Attentat wurde mehr auf ihn verübt, seit man einen der Schuldigen schreiend durch den Palast hatte flüchten sehen, das Zeichen des Seth auf der Brust eingebrannt und von einem Sandwirbel gejagt. Sogar die Berater hielten sich fortan zurück, brachten nur noch vorsichtig Einwände ein, wenn sie begründet waren. Denn ein Pharao, dem ein Gott gehorchte, musste wahrhaft mächtig sein. Es schien, als ob alles perfekt wäre. Zwei einsame Seelen hatten sich gefunden und einander das Höchste geschenkt, was es auf Erden gab. Dann aber bekam Atemu dieses Fieber, welches ihn ans Bett fesselte. Kein Kraut, keine Mixtur der Menschen verschaffte ihm Linderung und die Bitten wurden von den Gottheiten ignoriert. Seth war der Verzweiflung nahe. Endlich, wo er gelernt hatte, was Dinge wie Vertrauen und Liebe bedeuteten, wurde ihm sein Geliebter genommen und ließ ihn in der Kälte der Ewigkeit allein zurück. Natürlich hatte er gewusst, dass Atemu eines Tages sterben würde, doch sie beide hatten kaum ein Jahr miteinander teilen dürfen. Doch nun gab es eine zweite Chance. Wenn Yami endlich erkannte, an wessen Seite er gehörte, dann würden sie beide erneut glücklich sein können. *+*+*+* Flashback ende *+*+*+* Kapitel 21: Fatamorgana ----------------------- Eigentlich hatte ich schon letzte Woche das neue Kapitel hoch laden wollen…und uneigentlich ist es dann erst heute soweit ^^. Meine schriftliche Prüfung ist soweit gut verlaufen, fehlt nur noch am 27.06. die mündliche und dann hab ich es endlich hinter mir und ganz viel Zeit zum Schreiben. Mir schwebt ja schon einiges für mein nächstes Werk vor (das Cover dazu verstaubt schon ne Weile auf meinem Rechner), aber zunächst wird das hier beendet und ich muss endlich mal Pathfinder fertig kriegen. Nun gut, genug geredet, viel Spaß beim Lesen. Der nächste Teil dürfte dann auch wieder pünktlich kommen. 22. Fatamorgana Eine weiße Decke sowie Wände und ein Tropf in seinem linken Gesichtsfeld. Es reichte aus, um Seto klar zu machen, dass er in einem Krankenhaus war. Man konnte es wohl als Glück bezeichnen, dass jemand nach dem Unwetter so geistreich gewesen war auf dem Dach nach Verletzten oder Schäden zu sehen. Seto spürte die straffen Verbände an seinem Körper, doch zum Glück keine Schmerzen. Die Ärzte hier waren demnach zuverlässig genug, ihm die richtige Dosis Schmerzmittel zu verabreichen. Er hörte jemanden Sprechen, vermochte das Gesagte jedoch noch nicht in einen Sinnzusammenhang zu packen. Stattdessen drehte der Braunhaarige den Kopf, um die Geräuschsquelle auszumachen. Am Fußende des Bettes stand Yami in einer eigenartigen Position, als ob er an jemanden lehnen würde. Kurz wurde Seto schwarz vor Augen und er musste blinzeln, um wieder etwas zu erkennen. Yami war verschwunden und stattdessen saß Mokuba an seinem Bett. Wahrscheinlich hatte er sich Yami wegen der Nachwirkung der Medikamente und seines Zustandes nur eingebildet. „Ni-sama, wie geht es dir?“, fragte Mokuba aufgeregt und ein erstes erleichtertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ging mir schon mal besser.“, sagte der Ältere schlicht und seine Stirn legte sich in Falten, als er weitere Stimmen vernahm. An der Stelle, wo er zuvor Yami gesehen hatte stand ein braungebranntes Pärchen, das leise in einer fremden Sprache redete. „Wer sind die?“, verlangte Seto gewohnt herrisch zu wissen und wies mit einer knappen Handbewegung in ihre Richtung. Mokuba sah zu den beiden hinüber, ehe er seinem Bruder gestand, dass er keine Ahnung hatte. „Ich hab sie unten am Eingang getroffen und gehört, dass sie nach Yami gefragt haben. Wo ist er überhaupt hin?“ Seto antwortete nicht. Er war sich sicher, sich Yami nur eingebildet zu haben. Andererseits, wenn er scheinbar vorher hier gewesen war, wäre es untypisch für Yami einfach zu verschwinden. Doch er musste vorher gegangen sein, sonst wäre er mit Mokuba zusammen gestoßen. „Ich werde mal nach einem Arzt sehen.“, sagte Mokuba, nachdem er einsah, von Seto keine Antwort mehr zu bekommen. Marik konnte es nicht glauben. Die Legende…es schien alles zu stimmen. Seths Worte hatten es nur noch zusätzlich bestätigt und nun war er erneut mit Atemu vereint. „Verstehst du nun, in welcher Gefahr Yami und wir alle uns befinden?“, fragte Ishizu ruhig, während Marik nur stumm nickte. Ja, er verstand. Seine Schwester hatte es ihm auf den Weg hierher erklärt. Die Liebe zwischen Atemu und Seth war nicht erwünscht, weshalb man dem Pharao einen Fluch anhing. Trotz dieser Missbilligung wurde Atemu wiedergeboren und Seth hatte ihn trotz der Entfernung zu Ägypten gefunden. Jedoch, was für einen Geliebten so einfach gewesen war, war für den Feind sicherlich nicht sonderlich schwerer. Noch gut erinnerte Marik sich daran, wie im Museum die Lampe von der Decke gefallen war. Und das Unwetter war sicherlich ein erster Kampf der rivalisierenden Gottheiten gewesen. Zu ihrer aller Sicherheit musste Yami von Seth wieder getrennt werden. „Ich unterbreche euch ja nur ungern.“, rief Seto ihnen sarkastisch zu, „aber was wollt ihr hier? Und warum sucht ihr nach Yami?“ „Yami ist in Seths Gewalt und wir müssen ihn von dieser gefährlichen Liebe befreien.“, sagte Marik mehr aus einem Reflex heraus, ehe er begriff, dass ein Außenstehender mit seinen Worten wohl nichts anfangen konnte. Außerdem durften sie ihn nicht mit in die Sache hinein ziehen. Doch Seto schien da anderer Meinung zu sein. Seth war, laut Yamis Aussage, der Name des Mannes, der es gewagt hatte ihm den Kopf zu verdrehen. Und Yamis Worte, vorerst von ihnen beiden Abstand zu wollen, schien er genauso wenig zu akzeptieren, wie Seto. Doch im Gegensatz zu dem Konzernchef setzte sein Rivale wohl aggressivere Kampfmaßnahmen ein. Das aber ließ ein Seto Kaiba sich nicht gefallen. „Ihr haltet euch gefälligst da raus.“, befahl er und versuchte sich aufzusetzen, was ihm einiges an Kraft kostete. Er hoffte, dass das Schmerzmittel noch eine ganze Weile anhielt. „Das ist meine Angelegenheit.“ „Wie bitte?“, begehrte Ishizu nun auf und baute sich am Fußende des Bettes auf. „Bist du wahnsinnig? Du kannst nichts ausrichten. Du weißt doch gar nicht, um was es hier geht.“ „Jemand bildet sich ein, sich nehmen zu können, was mir gehört. Ich werde nicht hier abwarten und Yami in seinen Klauen lassen.“ Seine blauen Augen schienen im Gegensatz zu ihrer sonstigen Kälte regelrecht zu brennen und sprachen aus, was ihr Besitzer nicht konnte. Ishizu ließ dies für einen Moment schweigen, weshalb Marik das Reden übernahm. „Warum sollte er nicht mitkommen? Er scheint kein Ägypter zu sein, damit wäre Seth gegen ihn machtlos. Es könnte…“ „Er kann sich kaum bewegen!“, unterbrach Ishizu ihn. „Und wenn wir in Seths Exil eindringen müssen ist er eher eine Behinderung, als eine Hilfe.“ „Ich arbeite nicht im Team!“, mischte Seto sich nun wieder ein, der gegen den aufkommenden Schwindel ankämpfte und die Bettdecke zurückschlug. Er traute seinen Augen kaum, als er den plumpen Krankenhausschlüpfer sah, sein einziges Kleidungsstück. „Raus hier.“, verlangte er wütend darüber, dass zwei Fremde ihn in diesem Zustand gesehen hatten. „Sagt mir, wo dieser Seth ist, um den Rest kümmere ich mich selbst!“ Ishizu öffnete den Mund für eine Erwiderung, als die Tür geöffnet wurde und Mokuba in Begleitung des Oberarztes erschien. Angesichts des halb aufgestandenen Patienten geriet dieser fast außer sich. „Kaiba-sama! Sie dürfen in ihrem Zustand auf keinen Fall aufstehen!“ Er überbrückte den Abstand und legte seine Hände auf den Oberkörper des Braunhaarigen, um ihn zurück ins Bett zu drücken. Zwischen den Beiden entstand eine Diskussion, die auch der Klingelton von Mariks Handy nicht stoppen konnte. Es war Bakuras Nummer, die auf dem Display angezeigt wurde. Nephtys hatte den Kopf in den Nacken gelegt und stieß einen Wutschrei aus, der eher zu einer Bestie gepasst hätte. Die Finger hatte sie in ihr Haar gekrallt und wären es gewöhnliche Strähnen gewesen, hätte sie sich diese wohl längst heraus gerissen. „Mutter, bitte.“, begann Anubis leise und legte der Göttin eine Hand auf die Schulter. „Noch hat Seth nicht gewonnen, im Gegenteil. Wenn du Bakura zu ihm schickst…“ „Das weiß ich selber!“, blaffte sie, woraufhin der Schakalgott zurückzuckte. Es ließ Nephtys seufzen und gab ihrem Gesicht die alte Grazie zurück. Sie löste die Hände aus den Haaren und zog stattdessen ihren Sohn an sich. „Du bist alles, was mir geblieben ist, mein Liebling.“, murmelte sie und trat dann einen Schritt zurück, um ihm in die Augen zu sehen. „Du hast recht. Wenn wir den richtigen Moment abpassen können wir noch immer siegen.“ „Und noch mal wird sich Apis keinen Fehltritt erlauben.“, stimmte der Totengott zu. Nephtys nickte lächelnd und fuhr über Anubis’ Wange. Ihre Gedanken drohten in die falsche Richtung zu gehen, weshalb sie sich eilig abwandte und in das steinerne Becken blickte, welches ihr die Sicht auf Bakura gewährte. „Dein Bote ist unterwegs?“ „Noch zwei Straßen von der Marionette entfernt.“ „Gut. Hörst du, mein Püppchen? Es ist Zeit zu tanzen.“ Nephtys schnippte mit den Fingern, woraufhin Bakura sein Handy ergriff. Sie hatten die anderen beiden Ägypter beobachtet und wussten daher von deren Plan, ebenfalls ins Exil zu wollen. Wenn Bakura mit Geleit auftrat würde es leichter werden, Atemu ein weiteres Mal den tödlichen Fluch anzuhängen. Marik gab seiner Schwester ein kurzes Zeichen, ehe er aus dem Zimmer ging, um in Ruhe telefonieren zu können. Dies war für Bakura der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um scheinbar eine Versöhnung anzubahnen, doch wollte Marik ihn auch nicht abwimmeln. Es schien eh so, als würde die Diskussion mit diesem Seto noch etwas länger dauern. Der Ägypter empfand eindeutig zu viel für diesen weißhaarigen Sonderling, dafür, dass sie sich erst wenige Tage kannten. „Hallo Kura.“, begrüßte Marik den Anderen unsicher, nachdem er abgehoben hatte. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du nicht in der Schule warst.“ „Wenn du mit mir zu Atemu willst komm in den Museumsgarten.“, sagte Bakura monoton, ohne auf Mariks vorherige Worte zu reagieren. Der Ägypter war sichtlich überrumpelt und benötigte einen Moment, um den Faden wieder aufzunehmen. „Woher weißt du, dass er bei Seth ist? Seid wann nennst du Yami überhaupt so?“ „Ich habe einen Verbündeten.“, ließ Nephtys ihre Puppe geradeheraus sagen. „Dadurch kommen wir direkt ins Exil. Wenn du und deine Schwester eine Katastrophe riskieren wollen, fliegt meinetwegen erst nach Ägypten zurück und versucht den Eingang selbst zu finden.“ „Bakura!“ Mariks Ausruf wurde vom monotonen Tuten übertönt. Bakura hatte aufgelegt. „Verdammt, was ist mit ihm los? Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“, murmelte Marik und lief unruhig ans Flurende. Es stimmte, dass Ishizu nur Vermutungen darüber kannte, wo Seths Exil lag. Woher sollte also Bakura es wissen? Wer sollte sein Verbündeter sein? Und wenn es wirklich ein Verbündeter war, würde er dann Atemu und Seth überhaupt trennen wollen? Was es auch sein mochte, ihnen blieb so oder so keine andere Wahl. Wenn sie nicht gingen ging Bakura wohlmöglich alleine und das konnten sie nicht verantworten. Eilig schrieb er Bakura eine Nachricht, dass er warten sollte, ehe er zu seiner Schwester zurückkehrte. Langsam hoben sich Yamis Lider. Er fühlte sich entspannt, als hätte er lange geschlafen. Nach der Helligkeit zu schließen war es wohl auch so. Der nächste Tag musste bereits angebrochen sein. Ein Wunder, dass er bei den ganzen Ereignissen so ruhig hatte schlafen können. /Was zum…?/ Erst jetzt registrierte Yami seine Umgebung und saß ruckartig aufrecht. Das hier war weder das Krankenhaus, noch sein Zimmer, noch irgendein anderer Ort, den er kannte. Wände und Säulen aus gelbem Sandstein bildeten ein orientalisch anmutendes Gebäude. Dünne Tücher in den unterschiedlichsten Farbtönen hingen von den Wänden und zwischen Durchgängen, wölbten sich unter einer nicht vorhandenen Brise, was Yami einen Schauer über den Rücken jagte. Das Gebäude besaß kein Dach, bis auf vereinzelte Stoffbahnen, die sich hier und dort spannten und gewährte somit einen Blick auf einen hellblauen Himmel sowie der Sonne. War das etwa Seths Exil? Es konnte kein anderer Ort sein, schließlich war es der Preis, den Yami für die Sicherheit seiner Freunde hatte zahlen müssen. Doch für ein Exil war es hier viel zu…freundlich. Der Violettäugige schlug die Bettdecke zurück und erlebte dadurch seine nächste Überraschung. Seth hatte ihn scheinbar umgezogen und die Schuluniform gegen einen ägyptischen kurzen Wickelrock getauscht. Sein Oberkörper war nackt, sah man einmal von dem schweren Goldkragen ab, der Yami bis auf die Brust hing. Seth schien noch immer darin bestrebt irgendwie Atemu aus ihm hervorzulocken. „Seth?“, rief Yami in den Raum und blickte sich suchend nach der Gottheit um, doch anscheinend war er allein. Um Seth nicht gleich wieder vor den Kopf zu stoßen behielt der Schwarzhaarige Schmuck und Kleidung vorerst an und stieg in die Sandalen, die vor seinem Bett standen. Seth musste einsehen, dass er Atemu nicht würde ersetzen können. Yami wollte nicht als Abbild leben und für jedes falsche Verhalten gerügt werden müssen. Auf der Suche nach Seth, durchquerte Yami die Räume des Exils, die alle ähnlich gestaltet waren, wie der erste. Hin und wieder tauchten Regale mit Schriftrollen auf und auch ein Bad war zu finden, doch nirgends befand sich eine Küche oder auch nur eine Obstschale. Ein Gott mochte vielleicht nicht essen müssen, doch hoffentlich vergaß er nicht, dass Yami ein Mensch war und somit gewisse Bedürfnisse hatte. Ein weiterer Vorhang wurde zur Seite geschoben und Yami befand sich diesmal in einem Garten. Dattelpalmen, grünes Gras, leuchtende Blumen und dennoch wirkte es so unnatürlich wie die Zimmer. Ein Steg führte über einen Bach, der zwar floss, aber nicht plätscherte. Zögerlich ging Yami auf die andere Seite und warf erneut einen Blick zum Himmel. Azurblau, eine strahlende Sonne. Strahlend, aber nicht wärmend. Alles hier schien unecht, als wäre es lediglich aufgemalt. Zum Test streckte Yami die Hand nach einer Blume aus. Zwar fasste er nicht wie erwartet ins Leere, doch fühlte es sich nicht richtig an. War vielleicht das die dunkle Seite des Exils? Eine scheinbar schöne Welt, die mit ihrer Falschheit die Einsamkeit nährte? Keine Gerüche, keine Geräusche, außer den eigenen, kein Leben…nur Tod. Fröstelnd rieb sich Yami die Oberarme und trat auf die nächste Wand aus Vorhängen zu. Diesmal waren keine Wände aufgebaut, lediglich Säulen waren im Halbbogen um den Garten herum platziert und der Stoff bauschte sich hier nicht, sondern hing steif herab, als wolle er verhindern, dass jemand hindurch trat. Es hätte den Schwarzhaarigen nicht verwundert, wenn die Vorhänge standfest wie Mauern gewesen wären, doch sie ließen sich ganz normal anheben. Das, was dahinter kam, gefiel Yami nicht wirklich besser, als das tote Gebäude. Dieser Ort war eine karge Einöde. Graues Sandgestein bildete den Grund, der sich bis zum Horizont erstreckte. Hier und dort befanden sich die Überreste von verfallenen Bauten. Der Himmel war so grau, wie der Boden, obwohl keine Wolke am Himmel hing. Die Sonne, lediglich ein kleiner blass leuchtender Punkt. „Was ist das nur für ein Ort? Wo bist du nur, Seth?“ Yami wich zurück, spürte die Säule des toten Gartens im Rücken und trat wieder einen Schritt nach vorne. Er wollte genauso wenig wieder dorthin zurück, wie er hier bleiben wollte. „Plitsch, platsch.“ Der Kopf des Violettäugigen ruckte nach rechts, als er die zischelnde Stimme hörte. Sein Blick fiel auf einen Brunnen, nicht minder verfallen, wie der Rest hier, doch schien er noch Wasser zu führen. „Da war doch wer?“, ertönte erneut die Stimme. „Sicher war da jemand, Seth würde doch nie nach sich selbst suchen. Plitsch, platsch…plitsch…komm näher…platsch…“ Bei jedem ‚Plitsch’ und ‚Platsch’ hüpften schwarzrote Tropfen aus dem Brunnen. Sie fielen auf den Boden, welcher das Blut, denn was sollte es anderes sein, gierig aufsog. Obwohl Yami es alles andere als für eine gute Idee hielt sich dem Brunnen zu nähern, tat er es doch. Schlimmer konnte es schließlich kaum noch werden und vielleicht fand er so Seth. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte. Auf der silbrig schimmernden Wasseroberfläche wirbelten schwarzrote Schlieren. „Wer bist du?“, wagte Yami zu fragen. Ein Kichern erklang. „Du weißt nicht, wer ich bin?“ Die Wirbel vergrößerten sich, bis aus der Wasseroberfläche ein schuppiger Kopf auftauchte, der einer Schlange glich. Mit einem Zischen sog Yami die Luft ein und wich einen Schritt zurück, während er unverwandt in die glutroten Augen starrte. Von den Fangzähen tropfte eine schwere Flüssigkeit, bei der es sich wohl um Gift handelte. Der Kopf stieg weiter auf, bis er auf Augenhöhe mit Yami war, der Mühe hatte, seinen Blick von dem blutigen Stumpf abzuwenden, wo einst der Rest des Schlangenkörpers hätte sein müssen. „Ich bin Apophis.“, stellte sich das Wesen vor. „Und du willst sicherlich nichts Gutes von mir.“, erwiderte Yami sarkastisch und wich noch einen weiteren Schritt zurück. Wieder kicherte Apophis, dann beugte er sich vor und öffnete sein Maul. Die gespaltene Zunge schnellte hervor, als wäre sie eine selbstständige Schlange und schnellte auf Yami zu, der abwehrend die Arme hob. Doch unerwartet eilte ihm jemand zur Hilfe. Ein leises Fauchen war zu hören, im nächsten Moment hing eine Ratte an der Zunge des Schlangendämons, der sich zischend wand. Drei weitere der Ratten sprangen herbei, stürzten sich auf das geschuppte Haupt, schlugen ihre Zähne in das Fleisch, bis Apophis sich unter die Wasseroberfläche zurückzog. „Ich danke euch.“, murmelte Yami leise und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. Er war nicht sicher, ob die Wesen ihn verstanden, doch hier war wohl alles möglich. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm zudem auf, dass es gar keine Ratten zu sein schienen. Zumindest keine, wie er sie bisher gesehen hatte. Ihre Körper waren schlank, die Beine für ihre Größe ungewöhnlich lang. Ein pfeilartiger Schwanz zeigte senkrecht nach oben. Die nach unten gebogene Schnauze erinnerte ein wenig an einen Rüssel. Die Ohren waren lang und rechteckig. „Die Sethtiere.“, murmelte Yami leise, dem die Ähnlichkeit zu den Wanddarstellungen auffiel. „Ich persönlich würde die Bezeichnung Scha bevorzugen.“ Die vertraute Stimme zauberte ein Lächeln in Yamis Gesicht. Nach all den Merkwürdigkeiten dieses Ortes war er erleichtert, endlich auf Seth getroffen zu sein. „Seth!“ Erleichtert drückte sich Yami an die Gottheit und ließ sich von ihrer vertrauten Gegenwart beruhigen. „Ich hab nicht damit gerechnet, dass du so schnell aufwachst und dann auch noch umherstreifst.“, erklärte Seth sein spätes Erscheinen, der Yami zärtlich an sich drückte. Sein Blick war so sanft wie selten, denn endlich waren sie beide vereint. Und nichts würde sie mehr trennen können. Auch die Überreste von Apophis würden nichts ausrichten können. Die Scha waren gute Wächter und zur Not würde er Atemu ein Schutzamulett geben. „Was ist das hier überhaupt für ein Ort?“, durchbrach Yami die Stille und drehte den Kopf, um die Umgebung zu betrachten, dabei blieb sein Blick an den Scha hängen. „Und was sind die Scha?“ „Die Scha sind mein animalisches Ich. So wie Anubis der Schakal ist. Mit meiner Verbannung ins Exil verschwanden die Scha ebenfalls aus der Wüste. Da sie niemand mehr kannte, wurden sie nur noch Sethtier genannt.“ „Also…ist das hier tatsächlich dein Exil?“, erkundigte Yami sich und richtete seinen Blick nun wieder auf die blauen Seelenspiegel. Sie vermochten diesmal nicht dasselbe Herzklopfen auszulösen, wie zuvor. Die Tatsache, wie weit Seth zu gehen bereit gewesen war, schmerzte ihn dafür noch immer zu sehr. „Ein trostloser Ort.“, bestätigte Seth mit einem Nicken. „Doch droht dir hier keine Gefahr, wenn gleich du dich zukünftig von der Quelle fernhalten solltest. Apophis ist nicht gut für dich. Außerdem habe ich extra das für dich geschaffen, um es dir hier angenehmer zu gestalten.“ Damit drehte die Gottheit sich um und wies auf das tote Gebäude. „Ich habe es offen gehalten, damit du dich nicht eingesperrt fühlst. Im Garten blühen deine Lieblingsblumen und…“ „Seth.“, unterbrach Yami die Rede. Die Gottheit wandte ihm ihr Gesicht zu und lächelte freudig, schien einen Dank zu erwarten, doch als Seth den Ausdruck in den Augen seines Geliebten sah, verblasste es. „Es gefällt dir nicht?“ Unverständnis schwang in Seths Frage mit. „Es ist tot.“, sagte Yami, der sich für den direkten Weg entschlossen hatte. „Und ich denke Atemu hätte es genauso wenig gefallen.“ „Atemu wollte immer hier her!“, brauste Seth auf. „Wusste er denn auch, wie es hier aussieht? Wusste er, dass er die Wahl haben würde zwischen einer Einöde mit Riesenschlange und dieser…Fatamorgana?“ Nun, da Yami es ausgesprochen hatte erschien ihm der Vergleich passend. Die Wüste, die Illusionen erschuf, der Wüstengott, der das Abbild eines lebendigen Ortes hervorbrachte. „So groß die Liebe zwischen euch beiden auch gewesen sein mag, hier hätte er nicht glücklich sein können, auch mit dir nicht. Und ich kann es auch nicht.“ Einen Moment lang herrschte Stille, dann schlug Seth dem Jüngeren so unvermittelt ins Gesicht, dass Yami zur Seite stolperte und auf dem unebenen Boden das Gleichgewicht verlor. Hart schlug er auf und er spürte, wie der Fels ihm die Haut aufschürfte. „Wie. Kannst. Du. Es. Wagen?!“ In diesem Moment klang Seth mehr denn je, wie ein Gott, der Chaos und Verderben brachte. Mit einer Miene, die hätte töten können, starrte er auf Yami herab, der sich auf den Rücke gerollt hatte. „Nach allem, was ich für dich getan habe? Was ich dir geboten habe? Ich habe dein Leben beschützt, habe die Einsamkeit ausgehalten, ich habe diesen Widerling verschont, der Hand an dich legte. Ich habe dir Trost gegeben, wann immer du weintest. Und dennoch…“ Seth bemerkte die Tränen nicht, die sein Gesicht hinab liefen, lediglich den Kloß im Hals, der ihm das Weitersprechen unmöglich machte. Warum nur? Wieso verlor er Atemu ein weiteres Mal, noch bevor er ihn gänzlich wieder für sich gewonnen hatte? Dabei war er sich so sicher gewesen, dass Atemu sich besonnen hätte, in der Nacht, als sie miteinander schliefen. „Mit welchem Zauber, haben sie dich verhext?“ Yami schluckte. Pure Hilflosigkeit sprach aus Seths Worten, weil er die einfachste Antwort nicht verstehen wollte. „Seth.“ Vorsichtig stand Yami auf und suchte erneut Blickkontakt. „Bitte versteh doch. Ich bin nicht Atemu. Du steckst mich in diese Kleidung, du nennst mich bei seinem Namen, um mich in diese Rolle zu zwingen. Aber ich kann deine verlorene Liebe nicht ersetzen, weil ich nicht er bin.“ „Und warum ähnelst du ihn dann bis aufs Haar? Warum sind so viele Charakterzüge gleich? Warum hegst du Gefühle für mich und das seid wir uns im Museum trafen?“ Yami seufzte. „Vielleicht, weil ich wirklich seine Wiedergeburt bin. Aber ich bin kein Pharao. Verstehst du? Ich drängte nie nach Freiheit, weil ich sie stets hatte. Ich wollte nie mit meinem Geliebten weg, weil ich mich an meinem jetzigen Ort wohl fühle. Ich kann für dich Yami sein aber nicht Atemu. Bevor du das nicht verstehst hat Liebe zwischen uns keine Chance.“ Seth konnte nichts erwidern. Innerlich wusste er, dass diese Worte stimmten. Yami hatte es schon öfters gesagt und auch Re hatte sich ähnlich geäußert, doch das wollte Seth nicht wahr haben. Es würde mit Yami nicht das Selbe sein. Er wollte nicht irgendeine Wiedergeburt Atemus. Er wollte die EINE Wiedergeburt. Langsam öffnete Seth den Mund. Die Worte kamen stockend und mit einer Traurigkeit in der Stimme, die Yami die Kehle zuschnürte. „5000 Jahre habe ich auf dich gewartet…ich wollte niemals etwas anderes, als ein letztes Mal einen Teil der Unendlichkeit mit dir zu verbringen.“ Die Konturen von Seths Körper verschwammen und lösten sich schließlich in Sand auf, der davon geweht wurde, einen einsamen Pharao zurücklassend. Kapitel 22: Reise ins Exil -------------------------- So...heute kommt ihr in den Genuss des letzten Flashbacks. Ich hab sie gerne geschrieben, doch jetzt sind eigentlich alle wichtigen Erlebnisse aus Atemus Vergangenheit erzählt. Die drei Sätze, die hier in der ‚Sprache der Götter’ auftauchen findet ihr hier oben übersetzt. Ich wollte sie eigentlich an Ende packen, aber wenn wer runterscrollt sieht er ja schon den Cliffhanger. Bei der Sprache der Götter handelt es sich natürlich nicht um Altägyptisch. Warum? Google-Übersetzer bot nur Arabisch an. Damit hätte ich zwar auch leben können, aber nicht mit den arabischen Schriftzeichen. Wenn schon sollten die Worte auch ‚lesbar’ sein. Viel Spaß beim Lesen. *1 Die Gesandten von Nephtys, der Göttin der Toten, erbitten Einlass in das Reich, in welches der Brudermörder verbannt wurde. *² Wir sind Botschafter von Nephtys! bringt uns zu Seth! *³ Ich weiß, warum ihr hier seid. Geht, eure Anwesenheit ist hier nicht erwünscht! 23. Reise zum Exil Mariks Augen waren auf Bakura geheftet, der starr wie eine Statur zwischen den Bäumen stand. Sein Gesichts war ausdruckslos, sein Blick ohne Glanz, als wäre das Leben daraus entwichen. Es ließ den Ägypter schlucken. Er konnte unmöglich glauben, dass Bakuras Zustand allein seine Schuld war. Aber selbst in Verbindung mit Yamis Verschwinden…der Weißhaarige war nicht der Typ Mensch, der sich so schnell aufgab. „Bei den Göttern.“, hörte er Ishizu neben sich aufkeuchen, „Ist das ein Schakal?“ Die Frage wurde mit einem Schnauben seitens Seto kommentiert, der sich letztendlich gegen den Arzt durchgesetzt und sich selbst entlassen hatte. Mit Schmerzmittel vollgepumpt, einen Arm um die Seite gelegt, folgte er ihnen mit einem Schritt Abstand. „Aber natürlich, in einer japanischen Innenstadt trifft man täglich auf Schakale.“, sagte er, da er als Nicht-Ägypter den Boten gar nicht sehen konnte. „Ein Hund ist es aber auch nicht.“, gab nun Marik seinen Kommentar ab, der seinen Blick von Bakura gelöst und stattdessen auf das Tier zu seinen Füßen gelenkt hatte. Von den Proportionen her handelte es sich eindeutig um einen Schakal, doch war es für Marik das erste Mal einen völlig schwarzen zu sehen. Für gewöhnlich war nur der Rücken dunkel, während der Rest eine bräunliche Färbung hatte. „Anubis muss ihn geschickt haben. Aber ist er auch ernsthaft auf unserer Seite?“ Mit der Frage hatte sich der Sandblonde an seine Schwester gewandt, die jedoch nur ratlos den Kopf schüttelte. „Wir haben keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen.“, erwiderte sie, doch bevor jemand von ihnen noch etwas sagen oder tun konnte, war Seto an den beiden vorbeigegangen und baute sich vor Bakura auf. Er kannte den Weißhaarigen lang genug um zu wissen, dass dieser stets versucht hatte, Yami von ihm zu trennen. Deshalb vermutete er in ihm den Grund dafür, dass Yami zu einem anderen gegangen war. „Wo ist Yami?“, fragte der Konzernchef ohne Umschweife, doch Bakura zeigte keine Reaktion, schien durch Seto hindurch zu blicken, was diesen nur noch wütender machte. Er packte den Kragen des Weißhaarigen und zerrte ihn zu sich heran. „Ich weiß, dass die ganze Situation deine Schuld ist, weil du Yami ständig irgendetwas eingeredet hast. Und nun sag mir gefälligst, wo dieser Seth ist. Den Rest erledige ich allein!“ „Stellt euch in den Kreis.“, kam es nach kurzer Stille monoton von Bakura. „Was für ein Kreis?“, herrschte Seto ihn an. „Hey, wie wäre es, wenn du ihn mal loslassen würdest?“, wandte Marik ein und griff nach Setos Hand, um sie von Bakura zu lösen, doch der Größere schob ihn einfach zur Seite. „Siehst du denn nicht, dass er nicht er selbst ist? Ihn umzubringen wird uns nicht näher an Yami heran bringen.“ „Oh bitte, übertreib nicht.“ Seto verdrehte die Augen. „Eine barsche Behandlung ist bei diesem Albinokopf notwendig, sonst wird er nur frech.“ Bei der Bezeichnung blitzte es für einen Moment in Bakuras Augen auf, doch dann kehrte die Ausdruckslosigkeit zurück. Marik bebte und obwohl er wusste, dass es kindisch war, machte er seinem Ärger Luft, in dem er Seto vors Schienbein trat. „Nenn ihn nicht so!“ „Wer bist du? Sein Babysitter? Ich hab keine Zeit für so ein Theater.“ „Dann wäre es besser, wenn du still bist und in den Kreis gehst.“, mischte Ishizu sich ein, griff nach Mariks Arm und zog ihn weg, bevor er erneut auf Seto losgehen konnte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren, zumindest darin sollten wir uns alle einig sein.“ Seto beobachtete, wie die Ägypter sich einige Meter von ihnen entfernten, bis dorthin, wo der Schakal gegangen war. Auf den Boden war mit dunklem Pulver ein Kreis ausgestreut worden, in dessen Mitte eine unbekannte Hieroglyphe matt funkelte. Doch all das konnte Seto nicht sehen. Für ihn sah der Boden genauso aus wie der, auf welchem er gerade stand. „Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist es kein guter.“, sagte er schnippisch und sein Griff um Bakuras Kragen verstärkte sich, bevor ihn ein erschrockener Schrei zum loslassen bewegte. Der Konzernchef konnte nur sehen, wie die beiden Ägypter sich wanden. Aus dem Inneren des Kreises waren dicke schwarze Haarsträhnen empor geschossen und hatten sich um die Gelenke der Geschwister gewickelt. Instinktiv versuchten sie sich von den Fesseln zu befreien, bevor sie sich in Luft auflösten. „Was ist das für ein Trick?“ Seto hatte Bakuras T-Shirt losgelassen und starrte auf die Stelle, an der eben noch Marik und Ishizu gestanden hatten. Sie hatten sich einfach in Luft aufgelöst…genau wie Yami. /Halluzinationen./, fuhr es Seto als einzige Möglichkeit durch den Kopf. Was auch immer man ihm im Krankenhaus gegeben hatte, es schien seine Träume sehr lebhaft zu gestalten. „Jetzt wir.“ Mit diesen Worten schlang Bakura beide Arme um die Taille des noch immer perplexen Setos. Als Japaner konnte Seto weder die Magie der ägyptischen Gottheiten nutzen, noch ihre Welt betreten. Es sei denn, ein Mensch wie Bakura, in dessen Adern das Blut von beiden Seiten floss, gewährte ihm Einlass. Nephtys Haare, die Bakura lenkten, streckten sich nun nach Seto aus und umwickelten ihn fest. Dann begann sich ihre Umgebung zu drehen, bis sie in einen bunten Farbwirbel überging. /Ich halluziniere./ Das war für Seto die einzig logische Erklärung und während er sich noch fragte, was die Ärzte ihm gegeben haben mochten, dass seine Träume so merkwürdig lebendig waren, ließ das Wirbeln nach und die Haarsträhnen zogen sich wieder zurück. /Was für ein verrückter Traum./ Anstelle des Gartens war die scheinbar endlose Weite der Wüste getreten. „Hier bist du.“ Seth zuckte leicht zusammen, als er so plötzlich angesprochen wurde und drehte sich um. Er war so tief in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er Yami nicht hatte kommen hören. „Ich dachte, du wärst wieder ganz abgehauen.“ „Abgehauen?“ Seth schnaubte. „Das ist mein Exil, wo sollte ich sonst sein?“ Yami zuckte mit den Schultern und nahm auf einem der großen Sitzkissen platz, auch wenn dies bedeutete, dass er nun zu Seth aufsehen musste. „Keine Ahnung. Und es ist ja nicht so, als ob dein Exil nur aus dieser Fata Morgana bestehen würde.“ „Du hast dich umgezogen.“, wechselte die Gottheit das Thema und musterte die Schuluniform, die Yami sich wieder angezogen hatte. „Ich fühl mich darin wohler. Und es hilft dir zu unterscheiden. Ich habe keine Erinn…“ „Sei still.“, unterbrach Seth ihn harsch und drehte ihm den Rücken zu. „Ich weiß das alles selbst.“ „Und warum zwingst du mich dann immer noch zu sein, was ich nicht bin?“ „Um mehr von Atemu in dir zu wecken. Deine Gefühle für mich waren sofort vorhanden.“ „Ja…das waren sie.“ Yami senkte den Blick und zog die Beine an, bevor er die Arme um diese schlang. „Bis auf ein paar Ausnahmen habe ich nur Gutes von dir bekommen. Ich könnte mir daher gut vorstellen, es mit dir zu versuchen. Aber nicht als Gefangener und auch nicht als Atemu.“ „Es liegt an diesem Seto.“ Langsam drehte Seth sich wieder um und blickte auf Yami hinab, der seinem Blick auswich. „Wenn er nicht wäre…“ „Das würde nichts ändern.“ Diesmal war es Yami, der unterbrach. „Trotzdem würde ich nur ich sein wollen und mich nicht verbiegen müssen. Aber wenn es das ist, was du erwartest, dann gibt es für uns keine Chance.“ Seth lachte auf. „Du würdest einem Gott tatsächlich einen Korb geben? Siehst du es denn nicht? Du bist ebenso unverschämt, wie Atemu es einst war. Du bist er!“ Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen und zog Yami am Arm nach oben, bevor er ihn an sich presste und küsste. „Atemu…“, flüsterte er leise und küsste sich über dessen Hals, dass Yami sich zu befreien versuchte, ignorierte er gänzlich. „Ich weiß, dass du in diesem Körper steckst. Ein Fluch nahm dich mir und ein weiterer verhindert nun deine vollständige Wiedergeburt.“ „Ja, vielleicht.“, murmelte Yami ergeben und schloss die Augen, ehe er seinen Widerstand aufgab. Es hatte keinen Sinn, weiter mit Seth darüber zu diskutieren, denn er wollte es nicht akzeptieren. /Kann ich unter diesem Gesichtspunkt überhaupt mit ihm glücklich werden?/, fragte Yami sich stumm und ließ geschehen, dass Seth ihn hochhob und durch die Zimmer trug. Seht gab sich gar nicht erst die Mühe, Yami als eigenständige Person zu sehen. Er wollte nur Atemu und wenn es nur sein Abbild war, schien es ihm auch recht zu sein. /Es sieht ganz so aus, als könnte ich mit keinem von ihnen glücklich werden. Alles was ich wählen kann, ist jemand der mich liebt aber vernachlässigt oder jemanden, der meinen Schatten liebt mir jedoch Aufmerksamkeit und Zärtlichkeiten gibt./ Im ersten Moment schien es für Yami so, als könne er besser mit jemanden leben, der ihn nicht als Ersatz betrachtete…doch das bedeutete Kälte. „Bitte lass das.“, murmelte Yami, als Seth ihn auf das Bett drückte und sich über ihn beugte. „Das letzte Mal schlief ich auch nur mit dir, weil ich mit den Nerven am Ende war. Es war nicht richtig dich dadurch auszunutzen und ich habe nicht vor, es wieder zu tun.“ Der Wüstengott jedoch schüttelte den Kopf und strich über Yamis Bauch. „Benutz mich ruhig, Atemu.“, bot er ihm an, was Yami ein trauriges Lächeln entlockte. „Du würdest alles tun, nur damit ich Atemu für dich bin, nicht wahr? Bitte lass mich los. Noch habe ich mich nicht für dich entschieden.“ Verwirrt blickten die blauen Seelenspiegel bei diesen Worten auf den Jüngeren hinab. „Aber du bist mit mir hierher gekommen!“, wandte er ein. Seth konnte eine gewisse Angst nicht unterdrücken, seinen Geliebten noch immer nicht für sich bekommen zu haben. „Nur, um meine Freunde zu beschützen.“ Seth wollte gerade etwas erwidern, als der Ruf der Scha ihn innehalten ließ. Fremde waren in sein Exil eingedrungen. Sogleich erkaltete seine Miene und er sprang auf. „Unwürdige.“, zischte er. „Was?!“ Aufgebracht richtete Yami sich auf, da er glaubte, dass Seth mit der Bemerkung seine Freunde gemeint hatte. „Du hast kein Recht so über sie zu reden.“ Seth runzelte die Stirn und winkte dann ab. „Jemand ist in mein Exil eingedrungen.“, erklärte er und machte sich auf den Weg zu der Stelle, von welcher die Scha ihn riefen. Sogleich sprang Yami auf, um ihn zu folgen. „Wer könnte das sein?“ „Jemand, den die Scha nicht kennen. Du wirst hierblieben.“ „Nein.“ „Atemu.“ Seths Stimme bekam einen bemutternden Ton, als würde er zu einem Kind sprechen. „Nur weil es kein Gott ist, heißt es nicht, dass keine Gefahr von ihm ausgeht.“ „Apophis konnte mir auch nichts anhaben.“, argumentierte Yami und ohne ein weiteres Wort abzuwarten ging er weiter und durchquerte den Garten. Eine leise Stimme fragte ihn, ob es nicht doch besser wäre, hier zu bleiben, doch der Trotz war stärker. Zudem sagte ihm sein Gefühl, dass er mitgehen sollte und auf dieses vertraute er. *+*+*+*Flashback, 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Atemu verlagerte sein Gewicht und hielt sein Schwert in einer verteidigenden Geste vor sich, während er darauf wartete, dass Odion angriff. Zwar gab es seit Seths regelmäßigem Eingreifen eigentlich keinen Grund mehr für ihn, weiterhin das Kämpfen zu lernen, doch er wollte nicht abhängig sein und sich im Notfall verteidigen können. Davon abgesehen trainierte Odion ihn gerne; Atemu hatte sogar das Gefühl, dass dieser sich sonst nutzlos vorkam. Der Hüne ließ sich Zeit und umkreiste Atemu langsam, auf der Suche, nach einer Lücke in dessen Deckung. Als Atemu gezwungen war in die Sonne zu blicken begannen dessen Augen zu tränen, bei dem Versuch sie offen zu halten. Es war mit eine der ersten Lektionen gewesen, die Odion ihm beigebracht hatte. Wenn dich die Sonne blendet, so lass es deinen Feind nicht ahnen. Ein anerkennendes Nicken bestätigte Atemu, dass er sich gut hielt und Odion schritt weiter. Nachdem er ihn fast ein drittes Mal umrundet hatte griff Odion schließlich an. Für jemanden seiner Größe war Odion ungewöhnlich schnell und wendig, was es Atemu zusätzlich erschwerte. Zwar kannte der Pharao mittlerweile die Kampfweise seines Feldherrn, doch wenn dieser alle Kraft in seine Schläge legte, war es so gut wie unmöglich diesen aufzuhalten. Dem ersten Schlag wich der Violettäugige aus, die nächsten konnte er abblocken, doch mit bloßer Verteidigung war ein Kampf nicht zu gewinnen. Durch einen Trick gelang es Atemu hinter Odion zu gelangen, doch sein kleiner Triumph währte nicht lange. Zuerst drehte Odion nur den Kopf und sein Schwert nach hinten, um den Schlag zu blocken, dann wirbelte er komplett herum. Als der Hüne sein Bein wieder in die richtige Stellung brachte spritzte Dreck hoch und seine freie Hand öffnete sich, als wolle er etwas in Atemus Richtung werfen. Dieser kniff kurz sein rechtes Auge zu, damit ihm der Sand nicht ins Auge gelang und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Odions Schwert, als ein stechender Schmerz durch sein Bein jagte. „Halt! Sofort aufhören, der Pharao wurde verletzt!“, rief einer der Wachen vom Rand des Übungsplatzes, welche den Kampf beobachtet hatte. Sogleich hielten die Kämpfenden inne und während Odion entsetzt sein Schwert nach Blut absuchte, da er glaubte Atemu damit erwischt zu haben, richtete sich die Aufmerksamkeit des Regenten auf sein pochendes Bein. Es war nur eine kleine Wunde an seiner Wade, dennoch floss das Blut stromartig in den Sand. „Hm?“ Atemus Augen verengten sich ein Stück, als er etwas in der Wunde stecken sah. Gelblich, fast wie ein länglicher Stein. Doch als sich Atemu bücken wollte, löste sich dieser aus der Wunde und vermischte sich mit den Steinchen auf den Boden, unmöglich ihn wieder zu finden. „Der hochgespritzte Dreck.“, hörte er Odion murmeln, der die Wunde nun auch entdeckt hatte. „Aber…ein so großer Stein hätte unmöglich…die Schärfe…und die Kraft…“ Er griff sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. Der Hüne schien die Situation genauso wenig zu begreifen wie Atemu, der sich zu einem Lächeln zwang. „Es ist nur eine kleine Wunde, nicht der Rede wert. So was passiert halt, wenn man trainiert.“ Sein Lächeln verzog sich leicht, denn die Wunde brannte wie Feuer, doch zumindest blutete es nicht mehr so stark. „Unterbrechen wir das Training für heute. Ich werde damit lieber zu Mahado gehen.“ Kurz legte er eine Hand auf die Schulter des irgendwie neben sich stehenden Feldherrn und machte sich dann auf die Suche nach seinem Hofmagier, dem er mehr zutraute, als den Ärzten. Die Wunde verheilte schnell und bereits nach dem ersten Tag schmerzte sie auch nicht mehr. Nicht mal eine Narbe blieb zurück und so geriet die Verletzung schnell in Vergessenheit. Niemand, selbst Seth nicht, wäre darauf gekommen die Wunde mit dem Fieber in Verbindung zu bringen, welches bald darauf einsetzte und Atemu in den Tod trieb. Vielleicht…wenn das Mordwerkzeug nicht im Staub des Übungsplatzes verloren gegangen wäre…vielleicht hätten sie die Antwort dann gewusst und Atemu hätte nicht sterben müssen. *+*+*+* Flashback ende*+*+*+* Zum sicherlich vierten Mal in den letzten Minuten kniff Seto die Augen zusammen und öffnete sie langsam wieder, nur um festzustellen, dass sie noch immer in der Wüste standen. Aber das war unmöglich! Sie konnten nicht einfach so von Domino nach Ägypten! Die einzige logische Erklärung, die dem Konzernchef blieb war, dass er träumte. Etwas anderes konnte es schleicht sein. Die Medikamente, die er gerade bekam waren sicherlich daran schuld. Und das Schlafmittel, welches sie ihm wahrscheinlich noch zusätzlich verpasst hatten, schien ihn am Aufwachen zu hindern. Wahrscheinlich träumte er bereits, seit er glaubte Yami verschwinden sehen zu haben. Wahrlich ein verrückter Traum. Zwei fremde Ägypter, die ihn besuchten und ein Bakura, der ihn nicht anpöbelte. Wobei Letzteres etwas durchaus Angenehmes hatte. Und da er wohl so schnell nicht wieder aufwachen würde, konnte er auch diese komische Jagd auf Yami mitspielen. Bakura gab weiterhin vor, was sie zu tun hatten. Er war ein paar Schritte weiter in Richtung Westen gegangen, wobei niemand außer ihm einen Unterschied zwischen den Sandhügeln erkannte. „Er ist wie hypnotisiert.“, murmelte Ishizu, was Marik dazu veranlasste sich zu verkrampfen, denn er selbst hatte bereits dieselbe Vermutung. Gerade wollte Marik seiner Schwester antworten, als Bakura die Stimme erhob, den Blick dabei auf eine Stelle auf dem Boden fokussiert. „Naipadala na sa pamamagitan ng Nephthys, diyosa ng mga patay, hilingin ko para sa pagpasok sa kaharian, kung saan kapatid ang mamamatay-tao's ay desterado.“*1 „Seit wann kann er Altägyptisch?!“, fragte Marik überrascht, doch als er versuchte die Worte zu übersetzen runzelte er verwirrt die Stirn. „Seltsam, es klingt wie Altägyptisch aber…“ „Er kennt die Sprache der Götter!“, rief Ishizu neben ihm und sah dann entsetzt ihren Bruder an. „Wer ist dieser Junge? Bist du sicher, dass wir ihm vertrauen können?“, verlangte sie zu wissen, doch der Sandblonde konnte ihr darauf keine richtige Antwort geben. „Bakura schon. Aber nicht dem, das ihn kontrolliert.“, urteilte er. „Sieh doch.“ Die Aufmerksamkeit der Gruppe richtete sich nun wieder nach vorne. Unmittelbar vor Bakuras Füßen schob sich der Sand zur Seite und zwang somit die Wüste preiszugeben, was sie seit Jahrtausenden vor den Menschen verborgen hatte. Vor ihnen erhob sich ein Torbogen aus schwarzem Alabaster. Zwei Meter hoch, einen Meter breit und mit Hieroglyphen verziert. „Brudermörder, der du uns alle verrietst.“, lasen die Geschwister gleichzeitig die Inschrift vor, „gebannt unter die Erde, auf das nur noch die Einöde unter deinem Gräuel zu leiden habe.“ „Seths Exil. Dahin muss er auch Atemu gebracht haben.“, murmelte Ishizu, doch außer Bakura rührte sich niemand vom Fleck. Der Weißhaarige hatte Setos Arm ergriffen, damit dieser in der Lage war das Götterreich zu betreten, was dieser widerstandslos geschehen ließ. Immerhin glaubte er noch immer daran nur zur träumen. Kaum, dass sie beide durch den Bogen getreten waren, hatten sie sich in Luft aufgelöst. „Nein, Bakura!“, rief Marik erschrocken und wollte ihnen nacheilen, doch Ishizu hielt ihn fest. „Marik, es könnte eine Falle sein. Wir wissen nicht, zu wem Bakura gehört und wir werden sicherlich nicht einfach so durch das Exil spazieren können. Es könnte gefährlich werden.“ Wütend entriss der Jüngere sich dem Griff seiner Schwester. „Ob nun Falle oder nicht. Wenn wir Yami da raus holen wollen, dann müssen wir das Risiko eingehen. Außerdem…“ Marik drehte sich wieder zu dem Torbogen um, „…ich bin es zumindest Bakura schuldig ihm zu folgen und dafür zu sorgen, dass er von dieser Kontrolle befreit wird. Er führt uns nicht aus freien Stücken ins Exil.“ „Bist du dir sicher, dass er nicht von Anfang an, auf der Seite einer Gottheit stand?“ Die Frage konnte Marik bejahen und das ohne lange überlegen zu müssen. „Er hatte schon vorher das Gefühl, als würde man ihn kontrollieren und fremde Gedanken einpflanzen. Deshalb hab ich ihm den Skarabäus gegeben…“ Mariks Stirn legte sich in Falten. Seit er ihm den Anhänger gegeben hatte, hatte Bakura ihn stets getragen….und heute? Der Ägypter konnte sich nicht daran erinnern, das Lederband um dessen Hals gesehen zu haben, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein. „Wir haben keine Zeit länger zu reden, beeilen wir uns!“, forderte Marik, dessen Sorge um Bakura sich nun zusätzlich verstärkte und rannte, gefolgt von seiner Schwester, durch den Torbogen. Kaum, dass sie durch den Bogen getreten waren, veränderte sich ihre Umgebung schlagartig und wurde zu dem kargen grauen Exil. „Welch nette Abwechslung.“, befand Seto, der das ganze mittlerweile wie einen Ausflug betrachtete. „Was kommt als nächstes, ein Wald? Der Mount Everest?“ Niemand antwortete ihm. Bakura sowieso nicht und die Ishtars kamen jetzt erst herbei gelaufen. „Wir müssen vorsichtig sein.“, warnte Ishizu noch, doch dazu war es bereits zu spät. Ein Fauchen aus hunderten Kehlen ließ die Gruppe abrupt anhalten und sich angespannt umsehen. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen, die Scha. Zu Tausenden, drängten sie sich um die Gruppe, ihre kleinen scharfen Zähne waren gefletscht und es schien, als würden sie jeden Moment angreifen wollen. „Bakura, mach doch was!“, rief Marik panisch, denn er hoffte, wenn dieser noch immer kontrolliert wurde, würde man sie hier sicherlich nicht sterben lassen wollen. Und tatsächlich, gebieterisch hob Bakura seinen Arm und begann wieder in der Sprache der Götter zu sprechen. „Kami ay ambassadors ng Nephtys! Seth magbibigay sa amin!“*² „Alam ko kung bakit ikaw ay dito. Go, dahil ang iyong presence ay hindi welcome!”*³ Die Gruppe zuckte zusammen, denn niemand hatte mit einer Antwort gerechnet und schon gar nicht mit einer, die wie ein Donnergrollen klang. Die Scha wichen ehrfürchtig zur Seite, als eine Sandhose auf sie zuhielt. Unmittelbar vor der Gruppe stoppte sie und verfestigte sich zu den Körpern zweier Menschen. Seth war erschienen und mit dem rechten Arm an sich gedrückt hielt er… „Yami!“ rief Marik und der Ruf brachte auch Seto dazu seinen Blick von Seth zu lösen. Der Fremde fesselte ihn. Schon seltsam, wie seine Fantasie dem Rivalen dieselbe Haar- und Augenfarbe verpasst hatte. Doch wirkte es bei ihm erhabener, makellos. Als wollte seine Verstand ihm im Traum warnen, dass Seth eine ernstzunehmende Konkurrenz sein würde. „Bakura…Seto!“ Yami entzog sich dem Griff der Gottheit und lief auf den Konzernchef zu. Er war erleichtert zu sehen, dass es diesem scheinbar wieder besser ging und dann war er auch noch hierher gekommen, um ihn zu retten. Seto sog scharf die Luft ein, als sich Yami so stürmisch in seine Arme warf. Seinen verletzten Rippen bekam die Behandlung gar nicht gut. „Verflucht, kannst du nicht einmal vorsichtig sein?“, beschwerte er sich, legte dann aber seine Arme um den Kleineren. Auch wenn er es offen nie zugeben würde, er hatte es vermisst Yami bei sich zu haben. Es mochte zwar nur ein Traum sein, doch wenn er schon hier gegen seinen Rivalen gewann, dann konnte das nur etwas Gutes für das reale Leben bedeuten. „Tut mir leid.“, entschuldigte Yami sich hastig und streichelte nun vorsichtig über Setos Rippen. „Hast du große Schmerzen?“ „Mit dem Schmerzmittel geht es.“ „Tut mir leid.“, wiederholte Yami leise. „Das ist nur wegen mir passiert.“ „Es ist jetzt vorbei, Atemu.“ Die Stimme gehörte zu Bakura und der Violettäugige wandte leicht den Kopf, als dieser ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Kura, ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ „ATEMU! GEH WEG VON IHM!“ Yami war so erleichtert in diesem Moment seine Freunde wohlauf zu sehen, dass ihm nicht mal auffiel, dass Bakura ihn mit ‚Atemu’ angesprochen hatte. Er ignorierte Seths Ruf, tat ihn als eifersüchtiges Gehabe ab. Yami sah die Gefahr nicht, in welcher er sich befand, erkannte den Gegenstand nicht, den Bakura in seiner Hand hielt. „YAMI, KOMM DA WEG!“ Es war das erste Mal, dass Seth ihn bei diesem Namen nannte. Er tat dies aus Verzweiflung, in der Hoffnung, dass sein Geliebter diesmal auf ihn hörte. Er stürmte los, den Blick auf das kleine gelbliche Ding in Bakuras Hand geheftet, dessen Spitze nun an Yamis Hals lag, nur darauf wartend, durch die Haut gebohrt zu werden. Kapitel 23: Weil auch ich nicht glücklich sein durfte... -------------------------------------------------------- Ohne lange Vorrede, da ich gleich ins Bettchen gehe, euch aber nicht länger warten lassen wollte: Hier das vorletzte Kapitel mit der großen Auflösung. Endlich mal eine Kapitel mit einer Überschrift, die mir gefällt^^ Der erste Teil des Kapitels gefällt mir selbst nicht so. Die Sätze wirken auf mich so abgehackt. Bin es nicht gewohnt Szenen zu schreiben, wo so viele Personen gleichzeitig etwas tun. Kommis werde ich morgen Abend beantworten. Viel Spaß beim Lesen. 24. Weil auch ich nicht glücklich sein durfte… „YAMI, KOMM DA WEG!“ Das Seth erstmals seinen richtigen Namen nannte, ließ den Angesprochenen nun doch den Kopf zu der Gottheit wenden, doch noch immer rührte er sich nicht vom Fleck. Etwas drückte gegen seine Haut am Hals und die Scha fauchten laut, als sie sich in Massen auf Bakura stürzten, dabei stießen sie ihre Zähne in den Arm, der den Gegenstand hielt. Bakura stolperte durch die Wucht der zahlreichen Sethtiere leicht zurück, doch den Schmerz in seinem Arm schien er gar nicht zu spüren. Als ob nichts wäre hob er erneut den Arm, für einen zweiten Angriff. Seth hatte die Gruppe schließlich erreicht und drängte sich zwischen Atemu und Bakura, nahm dann das Gesicht seines Geliebten zwischen die Hände, um sich von dessen Unversehrtheit zu überzeugen. Die Waffe hatte den Violettäugigen noch nicht verletzt. „Fass ihn nicht an!“, fauchte Seto, der Seths Hände wegstieß und Yami mit sich zog, als er ein paar Schritte zurück trat. Bakura, der inzwischen zusätzlich von Marik und Ishizu in Schach gehalten wurde, schienen sie nicht mehr wahr zu nehmen. Seto und Seth stierten einander an, als könnten sie mit ihren Blicken den jeweils anderen töten. Yami, gefangen in Setos Klammergriff, spürte, dass er sich jetzt würde entscheiden müssen, ob er es nun konnte oder nicht. Andernfalls würde wohl noch Blut fließen. Gleichzeitig verhinderte Bakura jedoch, dass er sich nun auf sein Liebesleben konzentrieren konnte. Er sah die Scha, wie sie noch immer ihre Zähne in Bakuras Körper schlugen, sah das tiefrote Blut, das zu der sonst hellen Haut einen starken Kontrast bot. „Pfeif sie zurück Seth, sie tun ihm weh!“, rief er aufgebracht, er wusste ja noch nicht mal, warum der Wüstengott die Scha überhaupt auf Bakura gehetzt hatte, der sich immer noch bar jeden Schmerzes zeigte und sich langsam vorwärts bewegte. Doch diesmal reagierte Seth nicht auf sein Bitten. Der Weißhaarige war ihm im Moment egal. Er wollte seinen Rivalen vernichten. Yami murmelte eine leise Entschuldigung und trat Seto dann so fest wie möglich auf den Fuß. Tatsächlich lockerte der Konzernchef so für einen Moment seine Umklammerung und Yami nutzte diesen um sich zu befreien und Bakura entgegen zu gehen. Marik hing mit seinem gesamten Gewicht an Bakuras Taille und bemühte sich ihn dadurch an Ort und Stelle zu halten, doch eine unsichtbare Kraft schien diesen trotz allem weiter vorwärts gehen zu lassen. „Yami, bleib zurück!“, rief er, als er den Violettäugigen näher kommen sah. „Bakura ist nicht er selbst.“ Er löste einen Arm und zog sich die Kette mit den Amuletten über den Kopf. Marik hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde, doch es war die einzige Chance, die ihnen blieb. Yami, der Mariks Warnung gänzlich ignorierte, hatte den Weißhaarigen erreicht und begann die Scha von dessen Körper zu wischen. Bakuras Hand schnellte vor und klammerte sich um den Hals seines Freundes, hob ihn dann langsam ein Stück in die Höhe. Yami würgte und versuchte die Hand von seinem Hals zu lösen, doch ohne Erfolg. Aus dem Augenwinkel nahm er war, wie sich ihnen nun auch Seto und Seth wieder zugewandt hatten und näher kamen. Die Sethtiere sprangen hoch, versuchten nach dem noch freien Arm Bakuras zu schnappen, mit welchem er den kleinen Gegenstand wie ein Schwert schwang und auf Yami zielte. Im selben Moment zog Marik die Kette über Bakuras Kopf und was vorher verborgen gewesen war, wurde sichtbar. Die schwarzen Haare – die Mumienbinden – lösten sich von Bakuras Gelenken und fielen zu Boden, wo sie sich wanden, ehe er sie sich zu einer Welle auftürmten. In Marik, der nun keinen Schutz mehr bei sich trug, fanden sie ein weiteres williges Opfer und wollten sich auf stürzen. Die Sethtiere jedoch hatten nun von Bakura abgelassen, denn sie erkannten, wer ihr wirklicher Feind war. Wütend fauchend warfen sie sich auf die Haare und fetzten sie, als wären es Schlangen. Kaum, dass die Kontrolle über ihn verschwunden war, hatte Bakura den Jüngeren losgelassen und hielt sich mit schmerzverzerrten Gesicht die blutenden Arme. „Verdammte Viecher.“, fluchte er leise. „Bakura.“ Yami sah verwirrt und besorgt auf seinen Freund. Er hatte die Arme ausgestreckt, als wollte er den Älteren umarmen, zögerte jedoch. „Ich verstehe nicht…warum…?“ „Er wurde gelenkt, durch das da.“, klärte Marik ihn auf und deutete auf die Überreste der Haare. Er beugte sich leicht vor, um in Bakuras Gesicht sehen zu können. Eine Vielzahl von Gefühlen kämpfte dort um die Oberhand. „Verdammt.“, murmelte er wieder leise und trotz der Tatsache, dass sie im Streit auseinander gegangen waren, ließ er zu, dass Marik ihn umarmte, der sein Gespräch mit Yami fortsetzte. „Allerdings weiß ich nicht, wer dafür verantwortlich ist. Aber das wird uns sicherlich Seth beantworten können.“ Er wandte, wie alle anderen auch, sein Gesicht der Gottheit zu, die in diesem Moment nur stumm nicken konnte. All die Jahrtausende lang hatte er nicht gewusst, wer es gewesen war, der Atemu getötet hatte und nun, da er die Lösung wusste erschien es so offensichtlich wie es ihm unverständlich blieb. „Die Haare gehören Nephtys, meiner Gemahlin.“, sagte er leise, dabei niemanden wirklich fokussierend. „Wir ihr vielleicht wisst, symbolisieren diese die Mumienbinden, die zwar den toten Körper schützen, in der Unterwelt jedoch behindern. Damit hatte sie eine Vertrauensperson Atemus gelenkt und ihm die nötige Waffe gegeben.“ Er hielt inne und betrachtete den kleinen Gegenstand in seiner Hand, welchen ihm die Scha gebracht hatten, nachdem Bakura ihn fallen gelassen hatte. Es war ein Eckzahn. „Wer von Anubis gebissen wird, ist des Todes.“ „Hast du es also endlich herausgefunden?“ Die Gruppe wirbelte herum, als die klare kalte Frauenstimme erklang. Yami sog hörbar die Luft ein, als er sie erkannte. Die knöchellangen schwarzen Haare waberten und umschmeichelten ihren Körper, der in einem edlen Gewand steckte. Im Gegensatz zu Seth trug sie kein Gold als Schmuck, sondern ausschließlich das schwarze Onyx und Obsidian. Eine Aura von Kälte und Tod schien sie zu umgeben und kroch in die Knochen ihrer sterblichen Beobachter, vor allem Bakura zuckte zusammen, hatte ihn diese Aura doch die letzten Stunden über umgeben. Auf ihrem Haupt saß die merkwürdige Kopfbedeckung, von der Yami inzwischen wusste, dass es die Hieroglyphe ihres Namens war: Eine art Röhre mit einer Schale oben auf. „Nephtys…“, murmelte er und wich unbewusst einen Schritt zurück, die Göttin der Toten. Als sie ihren Namen hörte, setzte die Göttin ein überlegenes Lächeln auf und ihre schwarzen Augen richteten sich auf Yami. „Bravo, mein Kleiner, du hast alle Tötungsversuche überstanden. Aber wenn du glaubst, dass du mich besiegen kannst, dann irrst du dich.“ „DU MISTSTÜCK!“, schrie Seth, er bebte vor Zorn und ballte die Fäuste so fest zusammen, dass die Nägel blutige Spuren hinterließen. „Wie konntest du es wagen? WARUM HAST DU MIR ATEMU GENOMMEN?? WARUM VERSUCHST DU ES JETZT NOCHMAL??“ Gelassen wandte sich Nephtys nun ihrem Gemahl zu, doch das zuvor überlegene Lächeln schien nun bitter, erhaben reckte sie das Kinn in die Höhe. „Du ahnst es nicht? In keinster Weise? Entweder warst du schon immer so dumm, oder diese sterbliche Ratte hat dir das letzte bisschen Verstand aus deinem Hirn gevögelt!“ Das war zu viel. Animalisch brüllte Seth auf, sein Kopf verformte sich zu dem Tier und die Temperatur um ihn stieg so rapide an, dass die Gruppe zurückwich, um nicht gegrillt zu werden. Keiner von ihnen wagte es sich einzumischen. Wenn zwei Götter stritten, dann konnte es nur tödlich für den enden, der sich dazwischen warf. „Ja, ich wage es!“, erwiderte Nephtys alles andere als eingeschüchtert. Sie straffte die Schultern und ging langsam auf ihren Bruder zu. Sie fürchtete ihn nicht, hatte sie doch über ihn triumphiert. „Denn ich habe gegen dich gewonnen. Ich habe dir Atemu für immer genommen.“ Im ersten Moment hielt Seth verwirrt inne, die Temperatur schwankte, passte sich perfekt seinen Empfindungen an. Er blickte zu Yami hinüber, bevor er die Schwarzhaarige wieder fixierte. „Du lügst.“, korrigierte er sie. „Da drüben steht Atemus Wiedergeburt.“ „Der da?“ Die Göttin lachte glockenhell auf. „Das ist nicht der Atemu, den du kanntest und wird es auch nie sein können. Er ist nur ein Schatten von Atemus Seele.“ „Wovon sprichst du? Antworte! Was hast du Atemu angetan?!“ Nun war das überlegene Lächeln zurückgekehrt. In einer beiläufigen Geste warf sie ihr Haar über die Schulter. „Bist du sicher, dass du die Wahrheit überhaupt verkraften könntest? Aber gut. Lass mich dir erzählen, was vor 3000 Jahren wirklich geschah.“ Es entstand eine Pause, in der Seth vor Ungeduld fast erneut außer sich gefahren wäre. Yami stand unsicher bei seinen Freunden. Er wollte Seth berühren, ihn durch seine Anwesenheit beruhigen, aber wenn es stimmte und er nicht der wahre Atemu sein konnte, dann würde er Seth damit wohl nur noch mehr weh tun. Doch auch von Seto hielt er sich weiterhin fern, der wie Bakura neben ihm stand, wobei letzterer sein T-Shirt ausgezogen hatte und es auf die noch immer blutende Wunde an seinem Arm hielt. Mit Marik hatte er bisher noch kein Wort gesprochen, doch dafür war jetzt auch nicht der richtige Moment. Gebannt blickten sie auf Nephtys und warteten darauf, dass diese endlich die damalige Geschichte erzählte. „Den Plan, Atemu mit Anubis’ Zahn den Tod zu bringen, hatte ich schon lange.“, begann die Göttin schließlich. „Doch war das gar nicht so einfach, immerhin musste ich jeglichen Verdacht von mir ablenken. Es gab kaum einen Moment, wo Atemu nicht von Seth beobachtet wurde und noch seltener war die Möglichkeit dann jemanden zu kontrollieren. Schließlich musste es eine Vertrauensperson sein, damit kein Verdacht aufkam und sie durfte keine Schutzamulette tragen, damit ich sie auch kontrollieren konnte. Wie du dir denken kannst, mein lieber Gemahl, fand ich die Gelegenheit. Du warst in der Wüste damit beschäftigt irgendwelche Halbstarken mit deinen Stürmen zu jagen und Atemu hatte seinen Feldherrn, diesen Hünen, um einen Übungskampf gebeten. Ich hatte Odion den Zahn bereits zuvor zugespielt, da er als einziges Opfer in Frage gekommen war. In einem günstigen Moment übernahm ich die Kontrolle und ließ ihn Atemu mit dem Zahn verletzten und somit den Fluch anhängen. Oh, es war so perfekt gelaufen. Atemu würde binnen einen Monats sterben und du würdest ihn nie wieder sehen. Tja, leider stand jemand auf deiner Seite.“ „Apis.“, nannte Seth den Namen. Er hatte wieder vollständig seine menschliche Gestalt angenommen. Nephtys nickte. „Dieser Idiot. Das Re auf deiner Seite stand, war ja weithin bekannt, aber das sich ausgerechnet der Gott der Wiedergeburt zu dir bekannte… Wie auch immer. Mein Sohn, Anubis, erfuhr von seinem Verrat, während Atemu sich noch auf seiner Reise durch die Unterwelt befand, wir mussten also schnell handeln. Die einzige Möglichkeit die blieb, war es die Waage zu manipulieren, die Atemus Herz aufwiegen würde. Ma’at, gegen deren Feder das Herz gewogen wird, und die eigentlich überprüfen sollte, dass die Waage korrekt ausgerichtet war, war an dem Tag wohl…etwas benebelt…“ Sie lächelte boshaft. „Sie bemerkte nicht, dass Anubis die Waage manipuliert hatte, sodass Atemus Herz schwerer war und sich somit Ammit auf es stürzte, um es zu verschlingen.“ „DU VERDAMMTE HEXE!“, unterbrach Seth sie und schien sich auf sie stürzen zu wollen, doch diesmal hielt Yami sich nicht zurück, sondern überwand den Abstand zwischen ihnen und stellte sich vor Seth, legte beschwichtigend die Hände auf dessen Brustkorb. „Nicht, Seth, beruhige dich bitte. Ich bin doch schließlich hier. Also muss irgendetwas schief gelaufen sein.“ Nephtys lachte. „Sieh an, du besitzt mehr Verstand, als so mancher Gott.“, sagte sie verächtlich. „Es stimmt, es ging tatsächlich etwas schief. Ammit hatte stets ‚böse’ Herzen verschlungen, nie ein gutes. Atemu schlug ihr wohl auf den Magen und ein Teil seiner Seele wurde wieder freigelassen, bereit Osiris gegenüber zu treten. Es war nur ein kleiner Teil, der jedoch Bereiche seines Charakters und seiner Gefühle enthielt…leider. Es wurde also Zeit, für ein kleines Gespräch mit Apis.“ „Apis hatte ein Versprechen gegeben und das musste er halten, doch wann und wo es einzulösen war, das war offen geblieben. Es kostete mich eine ganze Menge an Kraft, die richtigen Familien zu verfolgen. Sie musste so weit weg von Ägypten wie möglich sein und nichts von ihren alten Wurzeln ahnen. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass ich auch hier meine Kräfte einsetzte, denn von Atemus Familie waren nicht mehr viele Verwandten übrig geblieben und meine Kräfte schwanden, wie der aller Götter. Um sie beizubehalten und weiterhin Menschen kontrollieren zu können, zeigte ich mich einigen Menschen immer wieder und ließ sie meine Macht spüren. So konnte ich sicherstellen, dass noch immer genügend Leute zu mir beteten und ich somit stark blieb. Aber zurück zum Thema. Ich wusste, dass ich wieder jemanden brauchen würde, der die Mordwaffe führte, und da ich schwächer wurde, musste es jemand mit einem schwachen Charakter sein. Bakura, mein Liebling.“ Der Angesprochene zuckte zusammen und seine Augen verengten sich. „Wovon redest du?“, fragte er mit bebender Stimme. Er ahnte, dass es über das Einflüstern von Gedanken hinaus ging, aber was genau hatte die Göttin getan? „Sa-sesch war einer meiner treuesten Anhänger und hätte alles getan, um mein Wohlwollen zu erregen. Auf mein Geheiß hin machte er sich auf die Suche nach der richtigen Frau, dass sie keine Ägypterin war, war nur ein unbedeutender Nachteil im Vergleich zu ihrem so leicht zu manipulierenden Wesen. Sie hasste dich, weil Sa-sesch ihr einredete dich zu hassen, dass du unter Albinismus littst, kam uns dabei sehr entgegen.“ Wieder lächelte die Totengöttin boshaft und Bakura schien es den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ihr Hass, darauf, dass ein Gott einen Sterblichen liebte, sollte der Grund dafür sein, dass sie sein Leben ruiniert hatte? Er wandte den Blick von ihr ab und fand den Yamis, was ihn schlucken ließ. War auch das nur eine Lüge gewesen? Bakura dachte an das alberne Heiratsversprechen, an welches er so festgehalten hatte. War das auch nur gewesen, weil Nephtys es gewollt hatte? Was empfand er wirklich für den Violettäugigen? Mochte er ihn wohlmöglich gar nicht? „Erst schien es so, als würde sich das Problem Atemu auch ohne weiteres Eingreifen erledigen.“, fuhr Nephtys fort, doch Bakura nahm ihre Stimme nur noch wie durch Watte war. Das seine Beine nachgegeben hatten und er nun auf dem Boden kniete, merkte er erst, als Marik seinen zitternden Körper umarmte, doch wütend stieß er ihn von sich. Auch wenn die Amulette des Ägypters ihn beschützt hatten, er wollte ihn nicht mehr um sich haben. Die Göttin lenkte die Aufmerksamkeit auf sich zurück. „Vielleicht weißt du es, kleiner Atemu, bei deiner Geburt gab es reichliche Probleme. Du kamst zu früh auf die Welt und hättest fast nicht überlebt. Leider nur fast. Andere Götter mischten sich ein, du warst ja kein wirklicher Ägypter mehr, da auch japanisches Blut durch deine Adern floss. Diese anderen Götter setzten ihre Kraft ein, um den vorhandenen Seelenteil zu ergänzen und dir somit ein Leben zu ermöglichen. Ich ließ Bakura auf dich treffen und wie erwartet fand er in dir den rettenden Anker. Ich dachte dies, und ein paar Gedanken würden ausreichen, dass er dich dazu bringt, dich ihm hinzugeben. Ich zog mich zurück, kam erst wieder hierher, als Seth mit Atemus Mumie nach Domino kam, nur um feststellen zu müssen, dass dieser Trottel es nicht auf die Reihe bekommen hatte, dich um den Verstand zu wickeln.“ Ein abfälliger Blick traf Bakura, den dieser jedoch kalt erwiderte. „Atemus Überbleibsel schien doch mehr Einfluss zu haben, als erwartet. Man schaue sich nur einmal den Mann an, den Atemu sich anstelle von Seth ausgesucht hat.“ „Dann ist es wahr?“ Yamis Blick glitt kurz schmerzhaft zu Seto hinüber, bevor er sich wieder an Nephtys wandte. „Ich habe Seto nur geliebt weil er Seth geähnelt hat?“ Nephtys zuckte mit den Schultern. „Wer kann das schon klar sagen. Vielleicht übertrug sich Atemus Eingebung auf dich, sodass du ihn wirklich liebtest, aber zugleich magst du auch noch immer Seth, nicht wahr? Nun, vielleicht ist das also doch noch mein Trumpf. Solange er sich im Unklaren über seine Gefühle ist wird sich Atemu nicht für dich entscheiden Seth.“ „Ich verstehe.“, meldete sich Ishizu zu Wort und sämtliche Augen wandten sich nun ihr zu. „Durch den Zahn des Anubis hättest du das vernichten können, was von Atemu noch übrig geblieben ist. Und wenn Yami nur noch er selbst gewesen wäre…“ „…hätte er sich für Seto entschieden.“, beendete Nephtys den Satz. „Aber warum?“ Es war Seth, der nach langem Schweigen nun wieder das Wort erhob. „Du warst nicht die Einzige, die meine Liebe missbilligte, aber niemand sprach darüber Atemu deswegen zu töten, weil er ein großer Pharao war und dem Land Frieden und Wohlstand bescherte. Warum hast du es dann getan?“ Der Schmerz, der zu Beginn des Gespräches kurz in Nephtys’ Gesicht zu erkennen gewesen war, zeigte sich nun offen und auf abstrakte Weise schmeichelte es ihrer Schönheit umso mehr. „Ich mag nicht glauben, dass du wirklich so blind bist. Aber wenn doch, warum sollte ich dich dann aufklären? Meine Gefühle hatten dich nie interessiert, warum sollte ich sie dir jetzt offenbaren?“ Der Schein des Göttlichen brach zusammen, als Nephtys die Arme vor der Brust verschränkte und die Hände in die Oberarme krallte. Das Haar waberte nicht mehr, sondern hing schlaff herunter, verbarg ihr Gesicht vor Blicken. „Du glaubst, ich würde den Schmerz nicht kennen, denn du durchlebt hast.“, fuhr sie mit deutlich leiserer Stimme fort. „Aber ich kenne ihn nur zu gut. Und das du ihn auch spüren musstest habe ich zutiefst genossen.“ Yami, der sich nicht sonderlich mit der ägyptischen Mythologie auskannte, verstand nicht, warum Seth jetzt nicht auf seine Gemahlin zuging und sie tröstend in den Arm nahm. Gut, sie mochte zwar Atemu getötet haben, doch sie hatten doch einen gemeinsamen Sohn gehabt. „Hattest du Atemu getötet, weil Seth dich mit ihm betrogen hatte?“, äußerte er seinen Verdacht laut. „Oder gönntest du ihm nicht die Liebe, nach der du dich sehntest?“ Es war wieder Ishizu, die gesprochen hatte und Nephtys’ schwarze Augen wandten sich in ihre Richtung. Die Blicke, die sie austauschten, ein stummes Gespräch zwischen zwei Frauen, die einander verstanden. Nun, wo seine Schwester den Verdacht geäußert hatte, schien es auch Marik allmählich zu dämmern. „Warte mal, du meinst, weil Anubis der Sohn von Osiris ist? Du denkst, dass Nephtys ihn…“ „Sei still!“, fuhr Nephtys den jungen Mann an. Sie wollte ihren Schmerz nicht ausgeplaudert wissen. Seth lachte, weshalb seine Gemahlin sich nun ihm zuwandte, sie wirkte gehetzt. „Du hast tatsächlich etwas für ihn übrig gehabt?“ Ergeben senkte die Göttin den Kopf. „Da ihr ja eh alles zu wissen scheint…vier Geschwister, zwei Paare. Isis war Osiris versprochen worden und ich Seth, aber ich konnte ihn nicht lieben, obwohl ich mir Mühe gab. Aber wie sollte ich auch jemanden lieben können, der seine Familie verriet und seinen eigenen Bruder umbrachte?“ Hasserfüllte Blicke wurden zwischen den beiden Gottheiten ausgetauscht. „Stattdessen verliebte ich mich in Osiris. Er und Isis wussten davon und blieben mir dennoch gute Freunde. Aber du Seth, du hast mich nicht einmal angesehen. Du standest wohl schon immer auf die Unzucht! Leugne es nicht, warum sonst hättest du versucht Horus den Beischlaf aufzuzwingen.“ Sie schlang die Arme enger um sich. „Eines Abends kamen Isis und Osiris zu mir, um mir ein Geschenk zu machen. Eine Nacht durfte ich mit Osiris verbringen und als Ergebnis wurde Anubis geboren. Jetzt ist er alles, was mir geblieben ist, aber meine wahre Liebe ist und bleibt unerreichbar. Und du Seth, du der du uns alles so viel Leid zugefügt hattest, du erdreistetest dich einfach so mit Atemu zusammen zu sein, obwohl es nicht gestattet war. Ich hasse dich aus tiefsten Herzen dafür! Deshalb nahm ich ihn dir. Denn ich konnte nicht ertragen, dass du glücklich werden durftest. Yami!“ Der Angesprochene zuckte zusammen. „Du bist klug, nicht wahr? Du hast verstanden, was ich vorhin sagte? Solange beide Seelen in dir leben wirst du dich nicht entscheiden können.“ Nephtys löste eine der Ketten von ihrem Hals und deutete auf den sich daran befestigten Anhänger. „Ich habe hier einen weiteren Zahn von Anubis. Wenn er direkt ins Herz geht, würde es auch schneller gehen, als bei Atemu damals. Es wäre nur ein kurzer Augenblick des Schmerzes, dann wäre Atemu in dir tot. Du wärst frei, Yami. Das willst du doch sein, nicht wahr?“ Yami schluckte. Ja, die Göttin hatte recht. Er wollte einfach nur noch Yami sein können und die Möglichkeit Atemu einfach zu vernichten war reizvoll. Das Chaos würde vorbei sein. Sein Leben würde wieder normal werden. Er machte einen winzigen Schritt auf die Göttin zu. „Nein! Wag es bloß nicht!“ Bakura war aufgesprungen, packte Yami trotz seiner eigenen Schmerzen fest an den Schultern und schüttelte ihn kurz aber grob durch. „Ist es das, was du willst? Vor deiner Verantwortung fliehen?“, wollte der Weißhaarige wissen und seine Augen bohrten sich in denen Yamis. „Hast du überhaupt mal daran gedacht, was mit dir passiert, wenn ein Teil deiner Seele stirbt? Denkst du nicht, dass das auch auf dich Auswirkungen haben wird? Und erinnere dich: Bei deiner Geburt wärst du gestorben, wäre die Seele nicht ergänz worden! Willst du darauf hoffen, dass das wieder passiert?“ „Aber…“ Unsicher wanderte Yamis Blick zu Seth, der ihn nicht ansah, sodass er nun Nephtys Augen traf, die fast schon lieblich lächelte. „Atemus Seele war ein kleines Bruchstück, deine ist größer, sie würde überleben. Und denk doch an Seth. Er würde sich sicherlich freuen, dass Ba, die Seele, seines Geliebten noch einmal sehen zu dürfen.“ Bei diesen Worten schreckte Seth auf, der bis eben seinen Gedanken nachgehangen war. „Nein, ich…Atemu.“ Seth stockte und suchte verzweifelt Yamis Blick, bevor er seinen zu Boden senkte. /Es ist Zeit zu gehen./, rief eine Stimme in ihm und widerwillig musste Seth zugeben, dass sie recht hatte. Sie hatte sich so oft in den letzten Tagen gemeldet, doch immer wieder hatte er sie unterdrückt. Seth hatte die Wahrheit nicht akzeptieren wollen. Die Wahrheit, dass Atemu verloren war. Eigentlich war es ihm ab dem Moment klar gewesen, als Yami ihm eröffnet hatte, er würde einen anderen lieben. Doch anstatt es zu akzeptieren, wie es einem Gott gebührte, hatte er sich umso mehr dagegen gewehrt. Bis zu diesem Moment. Atemus Ba…natürlich würde er es gerne sehen wollen, denn es war das einzige, was ihm von Atemu noch blieb. Aber das hätte Atemu nicht gewollt. Er hätte nicht gewollt, dass seinetwegen das Leben eines anderen zerstört werden würde. Außerdem würde dieser Seelensplitter niemals die Reise durch die Unterwelt überleben. Es gab keine Chance Atemu erneut zu begegnen und ganz allen für sich zu beanspruchen. Es war endgültig vorbei. Langsam hob Seth den Kopf wieder. Und es war Yami gegenüber nicht fair, ihn länger zu benutzen. Das hatte er nicht verdient. Yami schluckte, als er sah, wie Seth in sich zusammensackte. Er wirkte vollkommen verlassen. Wie einen Hund, den man ausgesetzt hatte. „Yami…Ich hab dich genug mit meinen Erwartungen gequält. Lass deine Seele so wie sie ist. Du könntest vielleicht überleben, aber du wärst nicht mehr der, der du jetzt bist. Immerhin prägte Atemu auch deinen Charakter. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit dir hatte. Das genügt mir, muss mir genügen.“ Sein Blick heftete sich auf Seto. „Ich hoffe für dich, dass du diesmal besser auf ihn achtgibst.“ Eine Spannung fiel von Yami ab, als er Begriff, dass Seth ihn ziehen lassen würde. Auch, wenn es ihm selbst weh tun würde. Er dachte an die Moment, die ihn Seth gegeben hatte. Vielleicht würde es Tage geben, an denen er sie vermisste, doch schnell würde ihm wieder klar werden, dass alles nie ihm selbst gegolten hatte, sondern ganz allein Atemu. Dem Pharao Atemu, nicht dem Seelensplitter. Yami löste sich aus Bakuras Griff und ging auf Seth zu. Mit den Händen stützte er sich an den Schultern ab, bevor er sich auf die Zehenspitzen reckte und dem Gott einen kurzen Kuss aufhauchte. „Danke.“, sagte er leise. Seth hatte weder den Kuss erwidert, noch rührte er sich. Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und floss über seine Wange. „Du hattest sowieso von Anfang an recht. Meinen Atemu kannst du nicht ersetzen und nun, da ich weiß warum…lebe, Yami. Du hast die Freiheiten, die Atemu nie haben durfte. Lebe sie.“ Blaue Augen blickten zu Nephtys hinüber, welche triumphierend dastand. Sie hatte gesiegt. „Nephtys, hättest du nicht aus Seths vorherigen Taten lernen sollen?“, fragte Yami, der von Seth abgelassen hatte. „Man kann ein Unrecht nicht mit einem anderen wett machen. Du glaubst Seth hätte verloren, aber das hat er nicht. Er hat die Stärke bewiesen, die du nicht aufbringen konntest.“ Obwohl er zu einer Göttin sprach, verspürte Yami keine Angst und sein Blick hatte etwas herrschaftliches, als wäre er ein König. „Auch wenn es gedauert hat, Seth hat akzeptiert, dass er nicht zu Atemu zurück kann. Er hätte mich zwingen können hierzubleiben, aber er tat es nicht.“ „Wie…“ Nephtys schien sprachlos, dann aber fauchte sie ihn an: „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?! Ich werde…“ „Gar nichts wirst du.“, unterbrach Seth sie. „Es ist vorbei, verstehst du? Sie haben nichts mehr mit der Sache zu tun.“ Ein letztes Mal trafen sich die Blicke von Seth und Yami. Ein letztes Mal sah er in diese tiefgründigen Amethyste. Das erste Mal, seit sie aufeinander getroffen waren, strahlten sie, als wäre eine untragbare Last von ihrem Besitzer abgefallen. Das war Seth Bestätigung genug, das Richtige getan zu haben. Er hob einen Arm und murmelte den Spruch, der die Gruppe zurück nach Domino befördern würde. Nachdem sie verschwunden waren löste sich auch Seth auf, denn da es inzwischen Abend geworden war, musste er erneut gegen Apophis bestehen. Eine Weile stand Nephtys noch alleine in dem Exil. Die Scha waren verschwunden. Stimmte es, was Yami gesagt hatte? War sie wirklich nicht besser, als der Brudermörder? Sie wollte das nicht wahrhaben, doch das Wissen war bereits in ihr festgebrannt und mit einem Schluchzen verschwand auch sie, um zu ihrem Sohn zurückzukehren. Kapitel 24: Zweite Chance ------------------------- So und bevor der Rest des Jahres an mir vorbeirauscht, will ich doch mal schnell die ff zu Ende bringen. Ich muss ja gestehen, dass das Kapitel schon ne Weile fertig ist. Allerdings fiel mir beim nochmaligen Lesen auf, dass ich eine Stelle noch mal umschreiben musste. Tja, da fehlte dann die Motivation zu. Aber jetzt erst mal viel Vergnügen mit dem letzten Kapitel, dessen Ende sicherlich einigen nicht gefallen wird^^ 25. Zweite Chance? Entgegen der Vermutung war die Zeit nicht stehen geblieben, während sich die Gruppe im Exil aufgehalten hatte. Die Nacht hatte ihren dunklen Schleier über Domino ausgebreitet und die Straßenlaternen reichten nicht aus, um den Museumsgarten zu erhellen. Doch niemand machte Anstalten die Finsternis zu verlassen, in der sie sich und die Umgebung nur als dunkle Schemen wahrnahmen. Zu frisch war das Erlebte in Seths Exil, als dass sie nun zum Handeln fähig waren. Den Anstoß gab dann schließlich Seto, der im ganzen Körper spüren konnte, dass das Schmerzmittel nachließ und als er die Hand unter seinen Mantel schob, um nach den Rippen zu tasten, bemerkte er nur zu deutlich die Nässe an seinem Hemd. Es war wohl doch nicht so gut gewesen, nicht auf den Arzt zu hören und bereits aufzustehen. Doch die Mühe war es wert gewesen, immerhin hatte er Yami zurückbekommen und obwohl er es öffentlich wohl nie zugeben würde, so glaubte er allmählich doch, dass das eben Erlebte keine Halluzination gewesen war. Dafür war es einfach zu real gewesen. „Ich weiß ja nicht, wie es mit euch ist, aber ich habe besseres zu tun, als hier nur doof rumzustehen.“, erklärte der Braunhaarige und wandte sich in die Richtung, in welcher er den Ausgang vermutete. Bewegung kam in die Gruppe, als wäre ein Bann von ihr gefallen. „Seto, warte.“, rief Yami und von irgendwo war ein Schmerzenslaut zu hören, als jemandes Fuß getreten wurde. Bakuras Feuerzeug flammte auf und sie blieben wieder stehen, als der schwache Lichtschimmer sie beleuchtete. „Vielleicht sollte Marik uns den Weg nach Draußen zeigen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.“ Seine Worte klangen nicht ernst gemeint, wirkten eher höhnisch und er schenkte Marik einen solch finsteren Blick, dass dieser unwillkürlich zusammenzuckte. Was er erfahren hatte, konnte Bakura nicht so einfach schlucken. Sein ganzes Leben war manipuliert worden und er wusste nicht was er schlimmer fand. Die Manipulation oder lediglich das Wissen von seinen Eltern als Missgeburt bezeichnet zu werden. „Wir müssen hier lang.“, sagte Marik, der Bakuras Blick eilig auswich und deutete in die Finsternis, bevor er sich in Bewegung setzte. Das Feuerzeug beleuchtete seinen Rücken, zeigte den anderen so, wo sie lang mussten. Es war Zufall, dass der Ägypter den Schlüssel für das Tor dabei hatte. Er hatte wohl vergessen, diesen im Museum wieder abzugeben, doch so mussten sie zumindest nicht über den Zaun klettern, was vor allem für Seto nicht gut gewesen wäre. Als sie endlich auf der Straße und somit wieder im Licht waren, machte Seto auch hier den ersten Schritt und wandte sich zum Gehen, doch Yami schloss zu ihm auf. „Seto, bitte warte.“, rief er und griff nach dessen Arm. „Denkst du nicht, dass wir vielleicht reden sollten?“ Angst flackerte in den Amethysten, Angst, dass es wieder so war, wie vorher. „Morgen.“, sagte der Braunhaarige nur und ließ Yami für einen kurzen Moment seine blutverschmierte Hand erkennen, damit dieser wusste, warum. Hörbar sog der Kleinere die Luft ein. „Ein Krankenwagen, wir müssen…“ „Nein.“, unterbrach Seto ihn. „Mein Wagen steht da vorne. Ich fahre nach Hause. Meinem Hausarzt traue ich mehr zu, als denen im Krankenhaus.“ Die Limousine parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Am Nachmittag hatte der Fahrer Seto und die beiden Ägypter vom Krankenhaus zum Museum gebracht, da es so schneller gegangen war. Den Fahrer hatte der Konzernchef aufgefordert dort zu warten, bis er weitere Anweisungen erhielt. „Okay.“, murmelte Yami leise und beobachtete, wie die Hand wieder stützend unter den Mantel geschoben wurde. „Bis morgen, dann…“ Er zögerte. Eigentlich hatte er ihm einen kurzen Kuss geben wollen, doch kam ihm das zugleich auch falsch vor. Noch war nicht geklärt, ob sie wieder zusammen sein würden. Und Yami wollte nicht wie jemand wirken, der jedem sofort wieder ansprang. „Bis morgen.“, erwiderte Seto und wandte sich dann ab. Als er die Straße überquerte ließ der Fahrer bereits den Motor an. Marik trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während er Bakuras Rücken anstarrte. /Verflucht, ich kann das doch nicht so enden lassen! Los Marik, sei nicht so verklemmt!/ Ein letztes Mal holte er tief Luft und ging auf den Weißhaarigen zu. „Ähm…Bakura?“ Der Angesprochene reagierte nicht, weshalb Marik fast schon schüchtern den Arm nach ihm ausstrechte. Ruckartig drehte Bakura sich um und entriss ihm dabei seinen Arm. „Fass mich nicht an!“, zischte er und in seinem Blick schien nichts als Hass zu liegen. „Können wir reden?“, startete der Ägypter einen zweiten Versuch, doch auch dieser sollte scheitern. „Es gibt nichts mehr zu bereden.“ Damit wandte der Weißhaarige sich ab und ging zu dem mittlerweile alleine stehenden Yami hinüber, griff dessen Arm, um ihn mit sich zu ziehen. „Komm endlich, es ist spät und ich will nach Hause.“, beschwerte er sich ruppig. Yami war leicht zusammengezuckt, ließ sich aber bereitwillig mitziehen, wobei er einen kurzen Blick über die Schulter warf, wo ein geknickter Marik stand. Leise seufzte er und sah dann wieder nach vorne. Yami wand seinen Arm aus Bakuras Griff und griff stattdessen nach dessen Hand, die er sanft drückte. Das mit Seto hatte wirklich bis Morgen Zeit, allein schon deshalb, weil dieser verletzt war. Heute Nacht würde sein bester Freund ihn brauchen und Yami schalt sich einen Narr, da nicht sofort dran gedacht zu haben. „Was war zwischen dir und diesem Bakura?“, fragte Ishizu ihrem Bruder, nun da sie allein waren. „Wie kommst du darauf, dass etwas gewesen ist?“ Marik fühlte sich ertappt und konnte nicht verhindern, dass er leicht rot um die Nase wurde. „Mir scheint, ihr hattet einen üblen Streit. Außerdem, in den wenigen Stunden, seit ich hier bin, hast du ziemlich oft von ihm geredet.“ „Misch dich da bitte nicht ein!“ „Ich könnte dir helfen.“ „Glaub mir, wenn du dich auch noch einmischst machst du das nur noch schlimmer.“ Stur stopfte Marik die Hände in die Hosentaschen und wich dem Blick seiner Schwester aus. „Du kamst seinetwegen nicht zum Flughafen, nicht wahr? Hattet ihr was miteinander?“ „Nein!“, rief Marik und lief zugleich dunkelrot an. „Wieso sollte ich? Du interpretierst wie immer zu viel.“ „Nun, die letzten Ereignisse sollten dich davon überzeugt haben, dass ich es nicht tue. Also?“ „Ich mag ihn.“, gab Marik schließlich leise zu, da Ishizu vorher ja doch keine Ruhe geben würde. „Und er mag mich wohl auch, wusste aber nicht, dass ich nur für begrenzte Zeit hier bin. Als ich es ihm gestern schließlich sagte, nun… du hast es ja gerade gesehen.“ Er wandte sich von der Älteren ab und richtete seinen Blick schließlich zu der blassen Mondsichel am Himmel. „Solange er nicht selbst mit mir reden will hat es keinen Sinn. Vielleicht kann Yami etwas ausrichten…jedenfalls werde ich mir wohl entscheiden müssen, ob ich darauf warte, dass er sich entschließt mich anzuhören, oder zurück nach Ägypten fliege.“ Leise schloss Yami die Laden- und anschließend die Wohnungstür auf. Sein erster Blick vom Flur huschte ins Wohnzimmer, doch zu seiner Erleichterung hatte sein Großvater sich bereits schlafen gelegt. Wusste er doch zumindest von Yami, dass dieser im Krankenhaus gewesen war. Noch immer vorsichtig, um niemanden aufzuwecken, gingen er und Bakura nach oben in ihr gemeinsames Zimmer. Kein Wort fiel zwischen ihnen, als wüsste sie beide nicht, wie sie ein Gespräch beginnen sollten. Schweigend holte Yami den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Flur und versorgte die Bisswunden an Bakuras Armen, bevor sie sich ihre Pyjamas überzogen. Doch anstatt in sein eigenes Bett zu gehen, kroch Bakura mit in das von Yami und legte einen Arm um ihn, was der Jüngere dieses Mal geschehen ließ. „Willst du reden?“, fragte der Schwarzhaarige leise und blickte in die braunen Augen, die ins Leere zu starren schienen. Eine Zeitlang blieb es still, dann aber öffnete Bakura doch den Mund. „Es ist seltsam…“, begann er leise. „Zum ersten Mal kann ich sicher sein, dass niemand mehr in meinem Kopf rumspukt. Alle meine Gedanken entspringen wirklich meinem Verstand.“ „Und was sagt dir dein Verstand?“, erkundigte Yami sich weiter. „Dass ich dich mag.“ Der Weißhaarige lachte leise auf, als er merkte, wie sein Gegenüber sich bei der Aussage verkrampfte. „Aber nur, wie einen Bruder. Wenn du mir also den Ring wiedergeben würdest?“ Auffordernd hielt er Yami seine Hand hin, was diesem ein kleines Lächeln entlockte. „Rechte Schublade unterm Bett, in dem roten Karton.“ „Du hast den doch nicht ernsthaft aufgehoben?“ „Klar, ist immerhin ein Erinnerungsstück. Bis vor ein paar Stunden hättest du dich noch aufgeregt, wenn ich ihn weggeworfen hätte.“ Der Weißhaarige erwiderte darauf nichts, sondern drehte sich lediglich auf den Rücken. „Ich weiß, du willst diese Dinge nicht von mir hören, aber…es tut mir leid. Mir ist klar, dass es meine Schuld ist. Dass du von deinen Eltern so schlecht behandelt wurdest, dass die Göttin dich benutzte…“ „Halt die Klappe!“, fauchte Bakura und ließ Yami schlagartig verstummen. „Hör auf ständig so einen Müll zu reden, in der Hoffnung, dass sich jemand anderes dadurch besser fühlt. Selbst wenn es deine Schuld wäre, was soll ich deiner Meinung nach machen, um es zu sühnen? Den einzigen hassen, der zu mir gehalten hat? Auf deinen Bruder losgehen?“ Yami senkte den Blick, da er den funkelnden Seelenspiegeln Bakuras nichts entgegenbringen konnte. „Ich mach mir halt nur Sorgen um dich.“ „Warum machst du es dir dann nicht mal einfach und fragst mich einfach, was du tun kannst, damit es mir besser geht?“ „Was könnte ich denn tun?“, wiederholte Yami artig, hielt den Blick jedoch weiterhin auf die Matratze gerichtet. „Mich diese Nacht bei dir schlafen lassen.“ „Mehr nicht?“ „Nein!“ Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen, in denen Bakura seinen Gedanken nachhing. Mit dem Gedanken wegen der Intrigen einer Göttin geächtet worden zu sein, hatte er sich schneller abgefunden, als anfangs vermutet. Vielleicht lag es daran, dass die Göttin für eine Bestrafung nicht greifbar war, vielleicht daran, dass es nichts änderte. Selbst, wenn seine Eltern ihn gemocht hätten, in der Schule hätten sie ihn trotzdem gemieden. Er wollte nichts mehr mit den Menschen zu tun haben, die ihn wegen seines Äußeren komisch ansahen oder ihn ausnutzten. Genau deshalb würde er auch Marik nicht anrufen, oder mit ihm sprechen. Auch wenn dieser gesagt hatte, dass ihm Bakuras Äußeres gefiel, es änderte nichts an der Tatsache, dass er ihm bis zum letzten Moment verschwiegen hatte, dass er sich nur hatte amüsieren wollen. Langsam wandte er sein Gesicht wieder Yami zu. Der Schwarzhaarige hätte Marik sicherlich noch eine Chance gegeben, aber Bakura war niemand, der neue Chancen verteilte. Vielleicht war es die Angst, erneut enttäuscht zu werden, etwas was Bakura sich nie eingestehen würde, doch zugleich ein Schmerz, den er nicht noch einmal fühlen wollte. Er musterte Yami nun intensiver und wickelte sich eine der blonden Strähnen um den Finger, was den Besitzer dazu veranlasste die Augen wieder zu öffnen. Was, wenn Yami ihn irgendwann enttäuschte? Würde er für ihn eine Ausnahme machen? „Du gehst zu Seto zurück, nicht wahr?“, fragte er den Jüngeren, um sich auf andere Gedanken zu bringen. „Na ja, er ist gekommen, um mich von Seth zurückzuholen, nicht wahr? Ihm muss etwas an mir liegen, also werde ich noch einmal mit ihm reden.“ Bakura ließ die Strähne los. „Wenn Seth dich als eigenständige Person und nicht als Wiedergeburt gesehen hätte, wärst du bei ihm geblieben.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung und an Yamis Miene konnte er ablesen, dass er richtig lag. „Um ehrlich zu sein, hätte Seth mich nicht fortgeschickt, ich wäre noch immer unsicher. Er konnte mir so viel geben, was ich von Seto nie hätte bekommen können. Aber seine Liebe galt allein Atemu und obwohl er innerlich wusste, dass ich ihn niemals würde ersetzen können, versuchte er mich in diese Rolle zu zwingen. Das ist es, was immer zwischen uns gestanden und eine glückliche Beziehung verhindert hätte.“ „Wirst du das auch Seto gegenüber erwähnen?“ Yami zögerte einen Moment, dann nickte er. „Es ist ihm gegenüber nur fair. Wir werden beide arbeiten müssen, damit unsere Beziehung wieder so wird, wie sie zu Beginn war. Ich verlange ja gar nicht, dass Seto sich ändert und mehr wie Seth wird. Wie weh das tut habe ich ja selbst erfahren. Es soll nur so sein, wie zu dem Zeitpunkt, als wir uns kennen lernten.“ Bakura nickte leicht und strich dann über Yamis Wange. „Und, wenn es nicht klappen sollte…“ Er sprach nicht weiter sondern beugte sich vor und verschloss die weichen Lippen Yamis mit einem Kuss. Der Schwarzhaarige erwiderte nicht, doch stieß er Bakura auch nicht zurück. Er verstand die Botschaft, die hinter dem Kuss stand. Bakura gestand seine Niederlage ein, würde Yami fortan wie einen Bruder behandeln, es zumindest versuchen. Denn Gefühle für mehr, als bloße Freundschaft, waren trotz allem vorhanden. Bakura wurde sich darüber klar, dass er sich von Yami würde benutzen lassen, würde dieser es versuchen. Widerwillig löste er sich von dessen Lippen und ließ sich in die Kissen zurücksinken. „Danke.“, murmelte Yami leise und kuschelte sich an den Größeren. „Ich hab dich lieb.“ „Ich weiß“, flüsterte Bakura und starrte hinauf zur Decke, während der Schlaf sie beide langsam übermannte. /Aber lieben wie Seto wirst du mich nie./ Der nächste Morgen war für Mariks Geschmack viel zu schnell angebrochen. Ishizu hatte sich in der Nacht noch darum gekümmert, dass Atemus Mumie und die Schätze noch heute zurück nach Ägypten geflogen werden würden. Angeblich, weil Zweifel an ihrer Echtheit aufgetaucht wären. Doch in Wirklichkeit wollten sie Seth damit einen Gefallen tun. Der Rückflug würde am Nachmittag stattfinden, genügend Zeit also für Marik ein letztes Mal in Domino zur Schule zu gehen und Bakura doch noch einmal anzusprechen. Doch ob dieser nun mit sich reden ließ oder nicht, Marik würde auf jeden Fall zurück nach Ägypten fliegen. Er liebte seine Heimat nun einmal und hatte Ishizu zumindest dazu überreden können, die Schule in Ägypten beenden zu können, bevor er mit nach Japan kam. Dann konnte er noch ein weiteres Mal versuchen, mit ihr darüber zu diskutieren. Vorausgesetzt, Bakura gab ihm keine weitere Chance, sonst käme er vielleicht gerne wieder hierher zurück. Genau das schien jedoch einzutreffen. Marik stand zusammen mit Joey, Tea und Tristan auf dem Schulhof, als Bakura in Begleitung von Yami auf das Schulgelände trat. Letzterer wirkte einigermaßen entspannt, jetzt da sein Leben langsam wieder in gewohnten Bahnen verlief. Er hatte nach dem Aufstehen bei Seto angerufen und dort von Roland erfahren, dass dieser schliefe und es ihm den Umständen entsprechend gut ging. Eine Nachricht, durch die es Yami aushalten konnte, bis nach der Schule abzuwarten, bevor er zu dem Braunhaarigen ging. Bakuras Miene war gewohnt finster und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Marik entdeckte. „Na Alter, mal wieder blau gemacht?“, rief Joey grüßend und schlug den beiden Neuankömmlingen auf die Schultern. „Alles in Ordnung, Yami? Wie geht es Kaiba?“ „Den Umständen entsprechend.“, sagte Yami und lächelte leicht, als er seine Freunde sah. Der Gedanke sie vielleicht nicht wiedersehen zu können, hatte sich tiefer festgesetzt, als erwartet. „Aber er ist schon wieder bei Bewusstsein und hat sich selbst entlassen.“ „Was?“, kam es entsetzt von Tea. „In dem Zustand arbeitet er wieder?“ „Nein, er liegt Zuhause im Bett. Er mag wohl einfach nur keine Krankenhäuser.“, winkte der Schwarzhaarige ab. Während sich ihre Gespräche Belanglosigkeiten zuwandten, waren Marik und Bakura noch immer nicht über das Anstarren hinausgekommen. „Ging nicht gestern dein Rückflug?“, beendete Bakura schließlich das Schweigen und verschränkte ablehnend die Arme vor dem Oberkörper. „Ich hab ihn nicht genommen, weil ich noch einmal mit dir reden wollte.“, begann Marik. „Ich aber nicht mit dir.“ „Aber…“ „Ich lass mich nicht länger von irgendjemanden verarschen!“ „Das hatte ich doch auch gar nicht vor. Bakura…“, doch der Weißhaarige gab ihm keine Möglichkeit für irgendwelche Erklärungen. „Verpiss dich.“, knurrte Bakura und stieß Marik zur Seite, als er sich an ihm vorbei zum Schuleingang drängte. Hilfesuchend wandte der Ägypter sich an Yami, der jedoch nur den Kopf schüttelte. Aus seiner Sicht bestand keine Chance, Bakuras Vertrauen wieder zu erlangen. Und nach dem Erlebten konnte er Bakura auch irgendwie verstehen. Gut, vielleicht hätte er sich an seiner Stelle angehört, was Marik zu sagen hatte, doch so war Bakuras Art eben. Ein letztes Mal drehte sich Marik zu dem Weißhaarigen um, der den Eingang nun schon fast erreicht hatte, und fasste einen Entschluss. Wenn Bakura schon nicht reden wollte, so würde der Ägypter sich zumindest vernünftig verabschieden. Er lief los und holte Bakura im Flur ein, wo er sich ihm in den Weg stellte. Noch bevor der Weißhaarige irgendetwas machen konnte, hatte Marik sich auch schon vorgebeugt und einen sanften scheuen Kuss aufgehaucht. „Es tut mir leid.“, sagte er und blickte dabei in die braunen Augen, in der Hoffnung, dass seinen Worten so mehr Glauben geschenkt wurde. Bakura sagte nichts und rührte sich keinen Zentimeter, sodass Marik mit gesenktem Kopf an ihm vorbei nach draußen ging. Er hatte nicht länger vor, am Unterricht teilzunehmen, sondern würde ins Museum gehen um seiner Schwester beim Verpacken der Objekte helfen. Fast, aber nur fast, hätte Bakura sich umgedreht und Marik aufgehalten, doch er hielt sich zurück. Zugegeben, die Entschuldigung mochte ehrlich geklungen und somit seinen kurzen Sinneswandel bewirkt haben. Doch Bakura wollte keine zweite Chance vergeben. Er riss sich zusammen und ging weiter, als ob nichts gewesen wäre. Es war früher Nachmittag und Seto saß halb aufrecht in seinem Bett. Dicke Kissen stützten ihn, während er mit der freien rechten Hand umständlich die Tastatur seines Laptops bearbeitete. Im Handrücken der anderen steckte die Nadel für den Zufluss aus dem Tropf, durch welchem ihm noch immer Schmerzmittel zugeführt wurden, wenn auch in einer geringeren Dosis. Neben dem Bett stand der Apparat für das EKG, auf welches sein Hausarzt bestanden hatte. Seto hatte es schließlich mit dem Kompromiss akzeptiert arbeiten zu können. „Herein.“, rief er, als es klopfte und sah erst auf, als jemand auf der Bettkante platz nahm. Wen er anfangs fürs Personal gehalten hatte, entpuppte sich als ein besorgter Yami. „Bist du sicher, dass du schon wieder arbeiten kannst?“, fragte der Schwarzhaarige und holte eine Packung Eiskonfekt hervor, die er neben sich ablegte. Durch die Zeit, in der sie zusammengewesen waren, hatte er herausgefunden, dass dies Setos liebstes Naschzeug war, was er jedoch offen nie zugeben würde. „Es ist umständlich, aber möglich.“, erwiderte Seto schlicht, der das Konfekt zu den Tabletten auf den Nachtschrank legte. „Du solltest dich besser noch ausruhen.“ „Und mich zu Tode langweilen? Nein, danke.“, kam es kühl zurück und die blauen Augen hefteten sich bereits wieder auf den Bildschirm. Yami biss sich auf die Unterlippe. Er hatte gehofft, dass Seto etwas an seinem Verhalten geändert hätte, doch dem schien bisher nicht so zu sein. Es war wie immer. Seine Arbeit war ihm wichtiger als Yami, selbst jetzt, wo er wegen Seth doch scheinbar eifersüchtig gewesen war. War es deshalb? War es nur der Besitz, der für Seto zählte? Wut packte Yami und er krallte die Finger in die Bettdecke, um ruhig zu bleiben. „Aber jetzt bin ich doch hier.“, versuchte er es weiter. „Tippst du da lieber mit einer Hand rum, als dich mit mir zu beschäftigen?“ „Ich muss das hier noch beenden.“ Nun konnte der Schwarzhaarige nicht länger an sich halten. Mit einem Wutschrei packte er den Laptop und warf ihn durch den Raum. „Sag mal bist du verrückt geworden?!“ Seto konnte nicht glauben, was Yami gerade getan hatte und versuchte sich weiter aufzurichten, um den Schaden des Geräts zu begutachten, das aus seinem Blickwinkel verschwunden war. „Du hast gesagt wir würden reden!“, warf Yami ihm vor, die Augen standen voll mit Tränen. Dabei hatte er gehofft nicht noch einmal weinen zu müssen, doch die nahende Enttäuschung war zu groß, als dass er es verhindern konnte. „Gestern habe ich für dein Ausweichen noch Verständnis gehabt, weil du verletzt warst, aber jetzt? Warum überhaupt das ganze Theater, wenn du mich nicht mehr willst? Warum die Szene auf dem Schuldach? Warum bist du gekommen, um mich von Seth wegzuholen? Wenn ich dir eh egal bin, hättest du mich auch dalassen können!“ Die ersten Tränen lösten sich aus den dunklen Wimpern und hinterließen nasse Spuren auf Yamis Gesicht. „Lieber hätte ich jemanden gespielt, der ich nicht sein kann…wenn ich dafür zumindest Liebe bekommen hätte…“ Es war gelogen. Yami wäre mit Liebe, die nicht ihm galt, nicht weniger unglücklich geworden als jetzt, doch wenn Eifersucht die einzige Möglichkeit war, um Setos Aufmerksamkeit zu bekommen, so würde er sie wohl nutzen müssen. Seto schwieg, dann aber hob er den Arm, um Yami an sich zu drücken. „Ich will aber nicht, dass ein anderer dich bekommt.“, sagte er, wenn auch noch immer unterkühlt. „Das dich Seth hat schwach werden lassen, macht mich rasend.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Yamis Stimme war dumpf, da sein Gesicht gegen den Stoff von Setos Pyjama gedrückt wurde. „Ich bin für dich doch nur ein Sammlerstück.“ „Du bist mehr.“ „Dann beweis mir das.“ Langsam drehte Yami den Kopf, sodass er in Setos Augen sehen konnte. Die Kälte hatte nachgelassen, doch Gefühle ließen sie noch immer nicht wirklich durch. „Du hast mir gefehlt.“, gestand Seto, der nun doch mit der Sprache herausrückte, wenn auch widerwillig. Dabei wusste er nicht mal wirklich, wie er sich ausdrücken sollte. „Es fehlt einfach etwas, wenn du nicht da bist.“ „Das beweist gar nichts.“ Yamis Stimme zitterte leicht und er schob Setos Hand zur Seite, als diese die Tränen fort streichen wollte. „Ich war die letzten Monate ständig alleine, weil du dich lieber in deiner Firma aufgehalten hast. Dieses Argument hätte vielleicht bis vor ein paar Tagen noch ausgereicht, aber ich bin schlauer geworden.“ Auch wenn es ihm schwer fiel, der Schwarzhaarige löste sich aus der Umarmung und fuhr sich durchs Haar, um es zu ordnen. „Was auch immer du jetzt sagst, es wird nichts daran ändern, dass ich dich liebe. Aber dich endgültig zu verlassen wird mich weniger quälen, als weiterhin deiner Scheinliebe ausgesetzt zu sein.“ Yami schwieg einen Moment, denn er fürchtete sich vor der nächsten Frage, die er Seto stellen wollte, doch schließlich nahm er den Mut zusammen. „In all der Zeit hast du mir nur einmal gesagt, dass du mich liebst…Liebst du mich noch?“ Eine fast schon drückende Stille senkte sich auf die Beiden, denn nun war es Seto, der zögerte. „Ich weiß es nicht.“, gestand er schließlich ehrlich. „Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich sagte es dir damals, weil du sonst gegangen wärst. Es ist schwierig…“ Kurz schwieg Seto, da er nach den richtigen Worten suchte. „Ich wollte dich bei mir haben, will es immer noch. Aber du lässt Dinge aufleben, die mir völlig unbekannt sind, ich weiß mit ihnen nicht umzugehen.“ Kurz wurden die blauen Seelenspiegel wieder kalt, eine Warnung an Yami bloß nicht zu lachen, was dem Kleineren jedoch nie in den Sinn gekommen wäre. „Um ihnen und dir aus dem Weg zu gehen arbeitete ich noch mehr als sonst. Du akzeptiertest das und da diese Strategie erfolgreich war, änderte ich sie nicht.“ „Also…“, begann Yami leise, „…sind wir beide Schuld daran, dass unsere Beziehung kaputt ging. Ich wusste ja, dass deine Firma viel Arbeit in Anspruch nimmt, also akzeptierte ich deine Ausflüchte. Aber ich wusste ja auch, dass du das Fühlen verlernt hattest…ich hätte besser darauf eingehen sollen.“ Als der Konzernchef diesmal seine Hand hob, um die Tränen wegzustreichen, ließ Yami ihn gewähren und ließ sich zurück an die Brust des Älteren sinken. Es waren keine weiteren Worte mehr nötig. Sie gaben ihrer Beziehung eine zweite Chance, die beide nicht ungenützt würden verstreichen lassen. Seth war in sein Exil zurückgekehrt. Re, der seine Bedrücktheit bemerkt hatte, hatte ihn aufhalten wollen, um mit ihm zu reden, doch es war ihm nicht gelungen. Der Wüstengott wollte mit niemanden reden. Auch wenn er nicht vorhatte sich dem Rest seiner Unendlichkeit der Trauer hinzugeben, vorerst wollte er mit dieser allein sein. Mit müdem Blick betrachtete Seth die Fata Morgana, welche er für Atemu erschaffen hatte. Leise seufzte er, dann hob er die Hand, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. Zeitgleich löste sich die Illusion auf und zurück blieb ein zerfallenes Gebäude aus schwarzem Granit, welches an einen Tempel erinnerte. Es war die wahre Gestalt von Seths Wohnstätte. Wie gewohnt ließ er den Kopf von Apophis in dem Brunnen verschwinden und reinigte Waffe und Rüstung in dem heiligen Wasser. Anschließend ging er in seine Räume, um sich auszuruhen. Als er das Schlafzimmer betrat glitt sein Blick über den Boden und entdeckte dabei etwas, was hier eigentlich nicht hingehörte. An der Stelle, wo er Yamis Schuluniform abgelegt hatte, war dessen Halsband zurückgeblieben. Der Jüngere musste es dort vergessen haben. Erst zögerte Seth, dann aber bückte er sich, um das Schmuckstück aufzuheben. Er wusste ganz genau, was er damit würde anfangen können. Im Museum herrschte Hochbetrieb. Alle waren damit beschäftigt, die Schätze, sowie die Mumie reisefertig zu machen. „Unglaublich! Hey seht mal!“, rief einer der Arbeiter und hielt eine Schachtel hoch. „Die Ohrringe sind gar nicht gestohlen worden. Jemand hatte sie wohl nur einfach wieder aus der Ausstellung genommen.“ „Oder ein schlechtes Gewissen gehabt und deshalb zurückgebracht.“, meinte ein Zweiter. „Wie auch immer, wenn es sich wirklich um Fälschungen handelt wäre ein Diebstahl kein Verlust gewesen. Mach weiter, wir müssen fertig werden.“ In dem geschäftigen Treiben bemerkte keiner den Sand, der sich ein letztes Mal seinen Weg durch die Hallen des Museums suchte. Atemus Mumie lagerte in einem separaten Raum. Langsam schob Seth den Deckel der Kiste zurück, in welcher dieser lag. „Geliebter…“, hauchte er leise und strich mit zwei Fingern über die Bandagen, auf denen sich nasse Flecken bildeten, als Seths Tränen hinab tropften. „Nephtys mag verhindert haben, dass du deinen Weg zu mir zurück findest…aber sie kann nicht verhindern, dass ich zu dir gehe.“ Vorsichtig hob die Gottheit die zerbrechliche Mumie aus ihrem Strohbett und umarmte sie zärtlich. Aus der Tasche seines Gewands holte Seth das Halsband und legte es um den Hals des Toten. Yami war Atemu, wenn auch nur zum Teil. Deshalb sollte ein Teil Yamis mit in Atemus Grab zurückkehren. Die beiden Ägypter, die Yami ins Exil gefolgt und nun die Rückreise organisierten, würden sicherlich auch dafür sorgen, dass das Halsband bei ihm blieb. Ein weiteres Mal griff Seth in seine Tasche und holte diesmal Anubis’ Zahn hervor, der eigentlich Yami hatte töten sollen. Wenn er direkt das Herz traf, dann war seinem Opfer ein sofortiger Tod gegönnt und er würde sogar die Macht haben einen Gott zu töten. Nie zuvor hatte Seth darüber nachgedacht sich umzubringen. Doch erschien ihm sein Leben vorher auch nie sinnloser, wie in diesem Moment. Wozu denn noch leben? Für die übrigen Götter, die ihn verabscheuten? Für die Menschen, die nicht mehr an ihn glaubten? Und wenn sie ihren Glauben noch weiter verlören, dann würde Seth sowieso verschwinden. Das letzte Gericht würde der Wüstengott eh nicht überstehen, dafür waren seine Taten zu schändlich gewesen. Doch das wollte Seth auch gar nicht. Wozu sollte ein ewiges Leben in Osiris Welt denn schon gut sein? Nein, Ammit würde ihn verschlingen, so wie es mit Atemu geschehen war. Seth wusste nicht, was mit den vernichteten Seelen geschah, doch vielleicht würde er ja Atemu wiedersehen. Ein letztes Mal strich die Gottheit über Atemus Wange, dann riss er sein Gewand an der Stelle auf, wo sein Herz saß. „Es heißt Liebe überwindet alles. Doch mir scheint, dass es Dinge gibt, die selbst für die Liebe unüberwindbar sind. Uns beiden, Atemu, gab sie Hoffnung, eine kurze Zeit des Glücks. Mehr durften wir wohl nicht erwarten…“ Ohne länger zu zögern stieß Seth den Zahn in seinen Körper, trieb ihn tiefer, bis sein Herz durchstoßen wurde. Er spürte keinen wirklichen Schmerz. Es war nichts im Vergleich zu dem, was seine Seele durchlitt. Die Gottheit ließ sich auf die Seite sinken, während sie Atemu noch immer im Arm hielt, die Binden mit dem roten Blut tränkte. Langsam ließ Seth seine Augen zufallen. In Gedanken durchschritt er den Bogen, der von Atemus Balkon in dessen Gemächer führte. Als er die Gottheit erblickte, sprang der Pharao von seinem Bett auf und freudestrahlend lief er auf den Größeren zu, um ihn in einen innigen Kuss zu ziehen. „Seth, endlich bist du da.“ „Es ist keine 24 Stunden her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“, erinnerte Seth mit einem Schmunzeln, dabei kam ihm die Trennung ebenso endlos vor, wie Atemu sie empfunden hatte. „Es wäre auch schrecklich, wenn mehr Zeit vergangen wäre.“ Wieder küssten sie einander, während ihre Körper einander eng umschlangen. Seht spürte die Wärme, atmete den vertrauten Geruch ein, schmeckte die weichen Lippen. Hände fuhren fahrig über den Körper des jeweils anderen, als könnten sie nicht genug von einander bekommen. Die Erinnerung drohte Seth zu entgleiten, doch er kniff die Augen fest zusammen und zwang sich Atemus Gesicht vor sein geistiges Auge. Der Pharao lächelte. Es war die Mischung aus Glück über ihre Liebe und Trauer, dass sie unter keinem guten Stern stand. Das Blut hörte auf zu fließen, stattdessen rieselte Sand aus der Wunde. Der Gott der Wüste wurde zu dem, über das er gebot. Ein Haufen Sand, verteilte um Atemus Körper. Mittig auf dessen Brust lag ein Tier. Etwas größer als eine Ratte, der Körper schlank, die Schnauze lang und gebogen wie ein Rüssel, die Ohren rechteckig. Leblos wie Staturen standen Nephtys und Anubis einige Minuten später vor der Mumie Atemus. „Was denkst du? Habe ich verloren oder gewonnen?“, fragte die Göttin ihren Sohn. „Das kommt darauf an, wie du es sehen willst. Wir haben ihm Atemu für immer genommen, also hast du gewonnen. Doch mit dem Tod floh er vor der Seelenqual die du für ihn vorbereitet hast. Also hast du verloren.“, erwiderte Anubis. Er hatte kein Mitleid mit Seth. Doch Re hatte es. Sie alle hatten den Tod des Gottes gespürt und Re hatte daraufhin Nephtys und Anubis losgeschickt, damit sie ihre Arbeit erledigten. Auf ein Nicken seitens der Göttin hin, hob Anubis die Hand über Seth und ließ durch seine Macht dessen Körper konservieren. Nephtys Haare bewegten sich auf den Toten zu und wickelten sich um ihn, nahmen dabei ihre eigentliche Gestalt an: die von Mumienbinden. Zu dem nächsten Schritt konnte sie sich nicht durchringen, weshalb Anubis die von Re auferlegte Pflicht auf sich nahm. Er bettete Atemu wieder in dessen Kiste und legte Seth in die Kuhle, welche die Überkreuzten Arme der Mumie, oberhalb der Brust, bildeten. Leise murmelte Anubis die rituellen Worte und wandte sich dann wieder Nephtys zu, auf deren Gesicht ein entrücktes Lächeln stand. „Ich denke, dass ich gewonnen habe.“, sagte sie, öffnete den Beutel, den sie bei sich getragen hatte und ließ die sich darin befindlichen Tonscherben in die Kisten fallen. Es waren die Splitter von Atemus Seele, die Ammit verschlungen hatte. Wenn Chnum die Seelen der Menschen auf seiner Tonscheibe formte, erweckte er sie dadurch zum Leben. Verstarb der Mensch, wurde die Seele wieder zu Ton. „Wenn Yami stirbt werden sich die Reste von Atemus Seele von ihm abspalten, um erneut vor das Totengericht zu treten. Chnum, der wie Apis die Macht der Wiedergeburt in sich trägt, hätte die Scherben wieder zusammensetzen können.“, sagte Nephtys und ihre ganze Haltung drückte ihre Überlegenheit aus. „Du hättest nur warten müssen, mein lieber Gemahl. Dann hättest du Atemu zurückbekommen und ich hätte verloren. Mit deinem Tod hast du mir den Sieg ermöglicht.“ Ein letztes Mal streifte der Blick der Göttin den Körper ihres Gemahls. Dann wandte sie sich ab, um Domino hinter sich zu lassen. Gegen Abend startete der Flieger nach Ägypten. Die unnatürliche Hitze war in dem Moment gewichen, in welchem Seth sein Leben ausgehaucht hatte. Die Wolken, die Domino bisher nicht hatten erreichen können, bedeckten nun den Himmel und nährten den ausgedörrten Boden mit Wasser. Bakura kümmerte sich nicht darum, dass seine Kleidung bereits völlig durchnässt war. Er genoss es eher, da nun nicht die Gefahr bestand, dass sich seine helle Haut verbrannte. Außerdem war Bakura von einer Ruhelosigkeit gepackt, die es ihn im Haus nicht hatte aushalten lassen. Yami war schon seit Stunden bei Seto es schien also so, als würden die beiden tatsächlich wieder zusammen kommen. Ein Gedanke, der Zeit in Anspruch nehmen würde, bis Bakura sich mit ihm würde abfinden können. Er machte sich keine Hoffnungen mehr, dass Yami in ihm mehr sehen könnte, als einen Freund. Doch damit würde Bakura zu leben lernen und nun da seine Gedanken endlich frei waren, würden die Gefühle vielleicht sogar mit der Zeit nachlassen. „Mama! Mama, sieh mal, ist das ein Engel?“ Es war ein Mädchen, das rief, doch die Frage war Bakura so vertraut, dass er sich sogleich suchend umsah. „Katori, bist du still. Das ist ein ganz normaler Mensch.“, sprach diesmal eine Frau und nun hatte auch Bakura sie entdeckt. Sie liefen auf der anderen Straßenseite und das Mädchen, das vielleicht fünf oder sechs Jahre alt war, löste seine Augen nicht von Bakura, während seine Mutter es weiter zog. „Aber die Haare…“ „Dafür kann er nichts. Es gibt eben Menschen, die auch anders aussehen und nun benimm dich anständig, du bist ihm gegenüber unhöflich.“ Die unschuldigen Augen von Katori verfolgten Bakura, bis das Mädchen hinter der nächsten Kurve verschwunden war. „Hey! Du da, hey!“ Der Ruf holte Bakura aus seinen Gedanken und brachte ihn dazu den Kopf zur Seite zu drehen, wo eine Gruppe von Jungs auf dem Basketballplatz stand. Scheinbar war Bakura nicht der Einzige, dem der Regen nichts ausmachte, sondern dankbar für die Kühlung war. „Gibst du uns mal den Ball rüber?“ Der Weißhaarige erwiderte nichts, sondern sah sich nach dem Ball um, der unweit von ihm von einem Baum aufgehalten worden war. Er hob ihn auf und warf ihn über den Zaun, zurück zu den Spielern. „Danke, man. Sag mal, willst du nicht mitspielen? Wir brauchen noch nen Spieler.“, bot der Junge an. Abschätzend musterte Bakura ihn und den Rest der Gruppe. Keiner wirkte abgeneigt. Im Gegenteil, sie schienen sich zu freuen, nun zwei gleichgroße Mannschaften bilden zu können. „Von mir aus, hab eh nichts besseres zu tun.“, sagte Bakura und trat auf den Platz, wo ihm erklärt wurde, wer zu seinen Teammitgliedern gehören würde. Nein, er war ganz sicher kein Engel. Aber ein Monster war er auch nicht…er war ein Mensch dessen Makel vielleicht auffälliger war, als der Anderer, doch das machte ihn nicht schlechter. Wo Schatten war, gab es auch immer Licht und Bakura würde es wiederfinden. Einige Tage später „Und diese Geschichte soll ich dir glauben?“, fragte Odion kopfschüttelnd, während er half die neue Grabkammer von Atemu und Seth zu versiegeln. „Glaub es oder nicht, es spielt eh keine Rolle.“, sagte Marik nur, der spüren konnte, wie die Kanten des Briefes durch den Hosenstoff in sein Bein stachen. Der Sonnengott Re hatte ihn verfasst und beschrieb darin den Weg zu einem versteckten Grab, welches noch leer war und deshalb Atemu und Seth als neue Heimat dienen sollte. Es war schmucklos, nicht mehr, als ein dunkles Loch. Aber der einzige Ort, an welchem ihre Körper wohlbehütet die Ewigkeit würden verbringen können. „Es ist ungerecht.“, murmelte Marik und spürte die Hand seiner Schwester auf der Schulter. „Aber es ist sicherlich mehr, als die beiden erwartet haben.“, sagte Ishizu und verneigte sich vor dem nun verschlossenen Grab, welches Odion noch mit Sand zuschaufelte. „Auf ewig vereint…“, stimmte Marik zu, wenn auch widerwillig. Die drei Ishtars standen nebeneinander und starrten noch eine ganze Weile auf den Sandhügel, bevor sie sich abwandten, um zurück in die Stadt zu fahren. Das Geheimnis einer verbotenen Liebe war der Wüste anvertraut worden in dem Wissen, dass sie es besser würde schützen können, als alles andere. THE END Ja, das war es also. Das Ende meiner ersten Fanfic, bei der ich von Anfang an vorhatte kein komplettes Happy End einzubauen. Für gewöhnlich gehen ja nur meine Oneshots böse aus. Dass es so endet war allerdings nicht geplant. Ursprünglich sollten z. B. Kura und Marik am Ende zusammen kommen, fand dann aber, dass es nicht zu Kura passen würde einfach so zu vergeben. Und bevor die Morddrohungen kommen, für Seths Tod kann ich nichts, dass war er selbst *in Graben spring* Kennt ihr das, wenn die Charas Amok laufen? Seth sollte nur das Halsband zu Atemu bringen und dann hatte er auf einmal den Zahn in der Hand. Ich hoffe es wird mir verziehen ihn nicht aufgehalten zu haben… Und jetzt? Tja…wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt bin ich nicht mehr so schreibmotiviert, wie ich mal war. Schuld daran ist eine einfach klasse geschriebene Fanfic eines anderen Autors und mein Vorsatz mal genauso gut schreiben zu wollen. Riesen Fehler, den ich nicht noch mal machen werde. Anders gesagt, ich werde mich jetzt erst mal daran machen Pathfinder zu beenden (das neue Kapitel steht zur Hälfte) und dann darf vielleicht noch mal auf ne neue ff gehofft werden, aber das weiß ich noch nicht. Ne Idee wäre jedenfalls da. Man liest sich. Eure Aya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)