When the gods fell in love von Ayame-chan (Seto x Yami oder Seth x Yami Bakura x Marik) ================================================================================ Kapitel 21: Fatamorgana ----------------------- Eigentlich hatte ich schon letzte Woche das neue Kapitel hoch laden wollen…und uneigentlich ist es dann erst heute soweit ^^. Meine schriftliche Prüfung ist soweit gut verlaufen, fehlt nur noch am 27.06. die mündliche und dann hab ich es endlich hinter mir und ganz viel Zeit zum Schreiben. Mir schwebt ja schon einiges für mein nächstes Werk vor (das Cover dazu verstaubt schon ne Weile auf meinem Rechner), aber zunächst wird das hier beendet und ich muss endlich mal Pathfinder fertig kriegen. Nun gut, genug geredet, viel Spaß beim Lesen. Der nächste Teil dürfte dann auch wieder pünktlich kommen. 22. Fatamorgana Eine weiße Decke sowie Wände und ein Tropf in seinem linken Gesichtsfeld. Es reichte aus, um Seto klar zu machen, dass er in einem Krankenhaus war. Man konnte es wohl als Glück bezeichnen, dass jemand nach dem Unwetter so geistreich gewesen war auf dem Dach nach Verletzten oder Schäden zu sehen. Seto spürte die straffen Verbände an seinem Körper, doch zum Glück keine Schmerzen. Die Ärzte hier waren demnach zuverlässig genug, ihm die richtige Dosis Schmerzmittel zu verabreichen. Er hörte jemanden Sprechen, vermochte das Gesagte jedoch noch nicht in einen Sinnzusammenhang zu packen. Stattdessen drehte der Braunhaarige den Kopf, um die Geräuschsquelle auszumachen. Am Fußende des Bettes stand Yami in einer eigenartigen Position, als ob er an jemanden lehnen würde. Kurz wurde Seto schwarz vor Augen und er musste blinzeln, um wieder etwas zu erkennen. Yami war verschwunden und stattdessen saß Mokuba an seinem Bett. Wahrscheinlich hatte er sich Yami wegen der Nachwirkung der Medikamente und seines Zustandes nur eingebildet. „Ni-sama, wie geht es dir?“, fragte Mokuba aufgeregt und ein erstes erleichtertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ging mir schon mal besser.“, sagte der Ältere schlicht und seine Stirn legte sich in Falten, als er weitere Stimmen vernahm. An der Stelle, wo er zuvor Yami gesehen hatte stand ein braungebranntes Pärchen, das leise in einer fremden Sprache redete. „Wer sind die?“, verlangte Seto gewohnt herrisch zu wissen und wies mit einer knappen Handbewegung in ihre Richtung. Mokuba sah zu den beiden hinüber, ehe er seinem Bruder gestand, dass er keine Ahnung hatte. „Ich hab sie unten am Eingang getroffen und gehört, dass sie nach Yami gefragt haben. Wo ist er überhaupt hin?“ Seto antwortete nicht. Er war sich sicher, sich Yami nur eingebildet zu haben. Andererseits, wenn er scheinbar vorher hier gewesen war, wäre es untypisch für Yami einfach zu verschwinden. Doch er musste vorher gegangen sein, sonst wäre er mit Mokuba zusammen gestoßen. „Ich werde mal nach einem Arzt sehen.“, sagte Mokuba, nachdem er einsah, von Seto keine Antwort mehr zu bekommen. Marik konnte es nicht glauben. Die Legende…es schien alles zu stimmen. Seths Worte hatten es nur noch zusätzlich bestätigt und nun war er erneut mit Atemu vereint. „Verstehst du nun, in welcher Gefahr Yami und wir alle uns befinden?“, fragte Ishizu ruhig, während Marik nur stumm nickte. Ja, er verstand. Seine Schwester hatte es ihm auf den Weg hierher erklärt. Die Liebe zwischen Atemu und Seth war nicht erwünscht, weshalb man dem Pharao einen Fluch anhing. Trotz dieser Missbilligung wurde Atemu wiedergeboren und Seth hatte ihn trotz der Entfernung zu Ägypten gefunden. Jedoch, was für einen Geliebten so einfach gewesen war, war für den Feind sicherlich nicht sonderlich schwerer. Noch gut erinnerte Marik sich daran, wie im Museum die Lampe von der Decke gefallen war. Und das Unwetter war sicherlich ein erster Kampf der rivalisierenden Gottheiten gewesen. Zu ihrer aller Sicherheit musste Yami von Seth wieder getrennt werden. „Ich unterbreche euch ja nur ungern.“, rief Seto ihnen sarkastisch zu, „aber was wollt ihr hier? Und warum sucht ihr nach Yami?“ „Yami ist in Seths Gewalt und wir müssen ihn von dieser gefährlichen Liebe befreien.“, sagte Marik mehr aus einem Reflex heraus, ehe er begriff, dass ein Außenstehender mit seinen Worten wohl nichts anfangen konnte. Außerdem durften sie ihn nicht mit in die Sache hinein ziehen. Doch Seto schien da anderer Meinung zu sein. Seth war, laut Yamis Aussage, der Name des Mannes, der es gewagt hatte ihm den Kopf zu verdrehen. Und Yamis Worte, vorerst von ihnen beiden Abstand zu wollen, schien er genauso wenig zu akzeptieren, wie Seto. Doch im Gegensatz zu dem Konzernchef setzte sein Rivale wohl aggressivere Kampfmaßnahmen ein. Das aber ließ ein Seto Kaiba sich nicht gefallen. „Ihr haltet euch gefälligst da raus.“, befahl er und versuchte sich aufzusetzen, was ihm einiges an Kraft kostete. Er hoffte, dass das Schmerzmittel noch eine ganze Weile anhielt. „Das ist meine Angelegenheit.“ „Wie bitte?“, begehrte Ishizu nun auf und baute sich am Fußende des Bettes auf. „Bist du wahnsinnig? Du kannst nichts ausrichten. Du weißt doch gar nicht, um was es hier geht.“ „Jemand bildet sich ein, sich nehmen zu können, was mir gehört. Ich werde nicht hier abwarten und Yami in seinen Klauen lassen.“ Seine blauen Augen schienen im Gegensatz zu ihrer sonstigen Kälte regelrecht zu brennen und sprachen aus, was ihr Besitzer nicht konnte. Ishizu ließ dies für einen Moment schweigen, weshalb Marik das Reden übernahm. „Warum sollte er nicht mitkommen? Er scheint kein Ägypter zu sein, damit wäre Seth gegen ihn machtlos. Es könnte…“ „Er kann sich kaum bewegen!“, unterbrach Ishizu ihn. „Und wenn wir in Seths Exil eindringen müssen ist er eher eine Behinderung, als eine Hilfe.“ „Ich arbeite nicht im Team!“, mischte Seto sich nun wieder ein, der gegen den aufkommenden Schwindel ankämpfte und die Bettdecke zurückschlug. Er traute seinen Augen kaum, als er den plumpen Krankenhausschlüpfer sah, sein einziges Kleidungsstück. „Raus hier.“, verlangte er wütend darüber, dass zwei Fremde ihn in diesem Zustand gesehen hatten. „Sagt mir, wo dieser Seth ist, um den Rest kümmere ich mich selbst!“ Ishizu öffnete den Mund für eine Erwiderung, als die Tür geöffnet wurde und Mokuba in Begleitung des Oberarztes erschien. Angesichts des halb aufgestandenen Patienten geriet dieser fast außer sich. „Kaiba-sama! Sie dürfen in ihrem Zustand auf keinen Fall aufstehen!“ Er überbrückte den Abstand und legte seine Hände auf den Oberkörper des Braunhaarigen, um ihn zurück ins Bett zu drücken. Zwischen den Beiden entstand eine Diskussion, die auch der Klingelton von Mariks Handy nicht stoppen konnte. Es war Bakuras Nummer, die auf dem Display angezeigt wurde. Nephtys hatte den Kopf in den Nacken gelegt und stieß einen Wutschrei aus, der eher zu einer Bestie gepasst hätte. Die Finger hatte sie in ihr Haar gekrallt und wären es gewöhnliche Strähnen gewesen, hätte sie sich diese wohl längst heraus gerissen. „Mutter, bitte.“, begann Anubis leise und legte der Göttin eine Hand auf die Schulter. „Noch hat Seth nicht gewonnen, im Gegenteil. Wenn du Bakura zu ihm schickst…“ „Das weiß ich selber!“, blaffte sie, woraufhin der Schakalgott zurückzuckte. Es ließ Nephtys seufzen und gab ihrem Gesicht die alte Grazie zurück. Sie löste die Hände aus den Haaren und zog stattdessen ihren Sohn an sich. „Du bist alles, was mir geblieben ist, mein Liebling.“, murmelte sie und trat dann einen Schritt zurück, um ihm in die Augen zu sehen. „Du hast recht. Wenn wir den richtigen Moment abpassen können wir noch immer siegen.“ „Und noch mal wird sich Apis keinen Fehltritt erlauben.“, stimmte der Totengott zu. Nephtys nickte lächelnd und fuhr über Anubis’ Wange. Ihre Gedanken drohten in die falsche Richtung zu gehen, weshalb sie sich eilig abwandte und in das steinerne Becken blickte, welches ihr die Sicht auf Bakura gewährte. „Dein Bote ist unterwegs?“ „Noch zwei Straßen von der Marionette entfernt.“ „Gut. Hörst du, mein Püppchen? Es ist Zeit zu tanzen.“ Nephtys schnippte mit den Fingern, woraufhin Bakura sein Handy ergriff. Sie hatten die anderen beiden Ägypter beobachtet und wussten daher von deren Plan, ebenfalls ins Exil zu wollen. Wenn Bakura mit Geleit auftrat würde es leichter werden, Atemu ein weiteres Mal den tödlichen Fluch anzuhängen. Marik gab seiner Schwester ein kurzes Zeichen, ehe er aus dem Zimmer ging, um in Ruhe telefonieren zu können. Dies war für Bakura der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um scheinbar eine Versöhnung anzubahnen, doch wollte Marik ihn auch nicht abwimmeln. Es schien eh so, als würde die Diskussion mit diesem Seto noch etwas länger dauern. Der Ägypter empfand eindeutig zu viel für diesen weißhaarigen Sonderling, dafür, dass sie sich erst wenige Tage kannten. „Hallo Kura.“, begrüßte Marik den Anderen unsicher, nachdem er abgehoben hatte. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du nicht in der Schule warst.“ „Wenn du mit mir zu Atemu willst komm in den Museumsgarten.“, sagte Bakura monoton, ohne auf Mariks vorherige Worte zu reagieren. Der Ägypter war sichtlich überrumpelt und benötigte einen Moment, um den Faden wieder aufzunehmen. „Woher weißt du, dass er bei Seth ist? Seid wann nennst du Yami überhaupt so?“ „Ich habe einen Verbündeten.“, ließ Nephtys ihre Puppe geradeheraus sagen. „Dadurch kommen wir direkt ins Exil. Wenn du und deine Schwester eine Katastrophe riskieren wollen, fliegt meinetwegen erst nach Ägypten zurück und versucht den Eingang selbst zu finden.“ „Bakura!“ Mariks Ausruf wurde vom monotonen Tuten übertönt. Bakura hatte aufgelegt. „Verdammt, was ist mit ihm los? Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“, murmelte Marik und lief unruhig ans Flurende. Es stimmte, dass Ishizu nur Vermutungen darüber kannte, wo Seths Exil lag. Woher sollte also Bakura es wissen? Wer sollte sein Verbündeter sein? Und wenn es wirklich ein Verbündeter war, würde er dann Atemu und Seth überhaupt trennen wollen? Was es auch sein mochte, ihnen blieb so oder so keine andere Wahl. Wenn sie nicht gingen ging Bakura wohlmöglich alleine und das konnten sie nicht verantworten. Eilig schrieb er Bakura eine Nachricht, dass er warten sollte, ehe er zu seiner Schwester zurückkehrte. Langsam hoben sich Yamis Lider. Er fühlte sich entspannt, als hätte er lange geschlafen. Nach der Helligkeit zu schließen war es wohl auch so. Der nächste Tag musste bereits angebrochen sein. Ein Wunder, dass er bei den ganzen Ereignissen so ruhig hatte schlafen können. /Was zum…?/ Erst jetzt registrierte Yami seine Umgebung und saß ruckartig aufrecht. Das hier war weder das Krankenhaus, noch sein Zimmer, noch irgendein anderer Ort, den er kannte. Wände und Säulen aus gelbem Sandstein bildeten ein orientalisch anmutendes Gebäude. Dünne Tücher in den unterschiedlichsten Farbtönen hingen von den Wänden und zwischen Durchgängen, wölbten sich unter einer nicht vorhandenen Brise, was Yami einen Schauer über den Rücken jagte. Das Gebäude besaß kein Dach, bis auf vereinzelte Stoffbahnen, die sich hier und dort spannten und gewährte somit einen Blick auf einen hellblauen Himmel sowie der Sonne. War das etwa Seths Exil? Es konnte kein anderer Ort sein, schließlich war es der Preis, den Yami für die Sicherheit seiner Freunde hatte zahlen müssen. Doch für ein Exil war es hier viel zu…freundlich. Der Violettäugige schlug die Bettdecke zurück und erlebte dadurch seine nächste Überraschung. Seth hatte ihn scheinbar umgezogen und die Schuluniform gegen einen ägyptischen kurzen Wickelrock getauscht. Sein Oberkörper war nackt, sah man einmal von dem schweren Goldkragen ab, der Yami bis auf die Brust hing. Seth schien noch immer darin bestrebt irgendwie Atemu aus ihm hervorzulocken. „Seth?“, rief Yami in den Raum und blickte sich suchend nach der Gottheit um, doch anscheinend war er allein. Um Seth nicht gleich wieder vor den Kopf zu stoßen behielt der Schwarzhaarige Schmuck und Kleidung vorerst an und stieg in die Sandalen, die vor seinem Bett standen. Seth musste einsehen, dass er Atemu nicht würde ersetzen können. Yami wollte nicht als Abbild leben und für jedes falsche Verhalten gerügt werden müssen. Auf der Suche nach Seth, durchquerte Yami die Räume des Exils, die alle ähnlich gestaltet waren, wie der erste. Hin und wieder tauchten Regale mit Schriftrollen auf und auch ein Bad war zu finden, doch nirgends befand sich eine Küche oder auch nur eine Obstschale. Ein Gott mochte vielleicht nicht essen müssen, doch hoffentlich vergaß er nicht, dass Yami ein Mensch war und somit gewisse Bedürfnisse hatte. Ein weiterer Vorhang wurde zur Seite geschoben und Yami befand sich diesmal in einem Garten. Dattelpalmen, grünes Gras, leuchtende Blumen und dennoch wirkte es so unnatürlich wie die Zimmer. Ein Steg führte über einen Bach, der zwar floss, aber nicht plätscherte. Zögerlich ging Yami auf die andere Seite und warf erneut einen Blick zum Himmel. Azurblau, eine strahlende Sonne. Strahlend, aber nicht wärmend. Alles hier schien unecht, als wäre es lediglich aufgemalt. Zum Test streckte Yami die Hand nach einer Blume aus. Zwar fasste er nicht wie erwartet ins Leere, doch fühlte es sich nicht richtig an. War vielleicht das die dunkle Seite des Exils? Eine scheinbar schöne Welt, die mit ihrer Falschheit die Einsamkeit nährte? Keine Gerüche, keine Geräusche, außer den eigenen, kein Leben…nur Tod. Fröstelnd rieb sich Yami die Oberarme und trat auf die nächste Wand aus Vorhängen zu. Diesmal waren keine Wände aufgebaut, lediglich Säulen waren im Halbbogen um den Garten herum platziert und der Stoff bauschte sich hier nicht, sondern hing steif herab, als wolle er verhindern, dass jemand hindurch trat. Es hätte den Schwarzhaarigen nicht verwundert, wenn die Vorhänge standfest wie Mauern gewesen wären, doch sie ließen sich ganz normal anheben. Das, was dahinter kam, gefiel Yami nicht wirklich besser, als das tote Gebäude. Dieser Ort war eine karge Einöde. Graues Sandgestein bildete den Grund, der sich bis zum Horizont erstreckte. Hier und dort befanden sich die Überreste von verfallenen Bauten. Der Himmel war so grau, wie der Boden, obwohl keine Wolke am Himmel hing. Die Sonne, lediglich ein kleiner blass leuchtender Punkt. „Was ist das nur für ein Ort? Wo bist du nur, Seth?“ Yami wich zurück, spürte die Säule des toten Gartens im Rücken und trat wieder einen Schritt nach vorne. Er wollte genauso wenig wieder dorthin zurück, wie er hier bleiben wollte. „Plitsch, platsch.“ Der Kopf des Violettäugigen ruckte nach rechts, als er die zischelnde Stimme hörte. Sein Blick fiel auf einen Brunnen, nicht minder verfallen, wie der Rest hier, doch schien er noch Wasser zu führen. „Da war doch wer?“, ertönte erneut die Stimme. „Sicher war da jemand, Seth würde doch nie nach sich selbst suchen. Plitsch, platsch…plitsch…komm näher…platsch…“ Bei jedem ‚Plitsch’ und ‚Platsch’ hüpften schwarzrote Tropfen aus dem Brunnen. Sie fielen auf den Boden, welcher das Blut, denn was sollte es anderes sein, gierig aufsog. Obwohl Yami es alles andere als für eine gute Idee hielt sich dem Brunnen zu nähern, tat er es doch. Schlimmer konnte es schließlich kaum noch werden und vielleicht fand er so Seth. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte. Auf der silbrig schimmernden Wasseroberfläche wirbelten schwarzrote Schlieren. „Wer bist du?“, wagte Yami zu fragen. Ein Kichern erklang. „Du weißt nicht, wer ich bin?“ Die Wirbel vergrößerten sich, bis aus der Wasseroberfläche ein schuppiger Kopf auftauchte, der einer Schlange glich. Mit einem Zischen sog Yami die Luft ein und wich einen Schritt zurück, während er unverwandt in die glutroten Augen starrte. Von den Fangzähen tropfte eine schwere Flüssigkeit, bei der es sich wohl um Gift handelte. Der Kopf stieg weiter auf, bis er auf Augenhöhe mit Yami war, der Mühe hatte, seinen Blick von dem blutigen Stumpf abzuwenden, wo einst der Rest des Schlangenkörpers hätte sein müssen. „Ich bin Apophis.“, stellte sich das Wesen vor. „Und du willst sicherlich nichts Gutes von mir.“, erwiderte Yami sarkastisch und wich noch einen weiteren Schritt zurück. Wieder kicherte Apophis, dann beugte er sich vor und öffnete sein Maul. Die gespaltene Zunge schnellte hervor, als wäre sie eine selbstständige Schlange und schnellte auf Yami zu, der abwehrend die Arme hob. Doch unerwartet eilte ihm jemand zur Hilfe. Ein leises Fauchen war zu hören, im nächsten Moment hing eine Ratte an der Zunge des Schlangendämons, der sich zischend wand. Drei weitere der Ratten sprangen herbei, stürzten sich auf das geschuppte Haupt, schlugen ihre Zähne in das Fleisch, bis Apophis sich unter die Wasseroberfläche zurückzog. „Ich danke euch.“, murmelte Yami leise und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. Er war nicht sicher, ob die Wesen ihn verstanden, doch hier war wohl alles möglich. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm zudem auf, dass es gar keine Ratten zu sein schienen. Zumindest keine, wie er sie bisher gesehen hatte. Ihre Körper waren schlank, die Beine für ihre Größe ungewöhnlich lang. Ein pfeilartiger Schwanz zeigte senkrecht nach oben. Die nach unten gebogene Schnauze erinnerte ein wenig an einen Rüssel. Die Ohren waren lang und rechteckig. „Die Sethtiere.“, murmelte Yami leise, dem die Ähnlichkeit zu den Wanddarstellungen auffiel. „Ich persönlich würde die Bezeichnung Scha bevorzugen.“ Die vertraute Stimme zauberte ein Lächeln in Yamis Gesicht. Nach all den Merkwürdigkeiten dieses Ortes war er erleichtert, endlich auf Seth getroffen zu sein. „Seth!“ Erleichtert drückte sich Yami an die Gottheit und ließ sich von ihrer vertrauten Gegenwart beruhigen. „Ich hab nicht damit gerechnet, dass du so schnell aufwachst und dann auch noch umherstreifst.“, erklärte Seth sein spätes Erscheinen, der Yami zärtlich an sich drückte. Sein Blick war so sanft wie selten, denn endlich waren sie beide vereint. Und nichts würde sie mehr trennen können. Auch die Überreste von Apophis würden nichts ausrichten können. Die Scha waren gute Wächter und zur Not würde er Atemu ein Schutzamulett geben. „Was ist das hier überhaupt für ein Ort?“, durchbrach Yami die Stille und drehte den Kopf, um die Umgebung zu betrachten, dabei blieb sein Blick an den Scha hängen. „Und was sind die Scha?“ „Die Scha sind mein animalisches Ich. So wie Anubis der Schakal ist. Mit meiner Verbannung ins Exil verschwanden die Scha ebenfalls aus der Wüste. Da sie niemand mehr kannte, wurden sie nur noch Sethtier genannt.“ „Also…ist das hier tatsächlich dein Exil?“, erkundigte Yami sich und richtete seinen Blick nun wieder auf die blauen Seelenspiegel. Sie vermochten diesmal nicht dasselbe Herzklopfen auszulösen, wie zuvor. Die Tatsache, wie weit Seth zu gehen bereit gewesen war, schmerzte ihn dafür noch immer zu sehr. „Ein trostloser Ort.“, bestätigte Seth mit einem Nicken. „Doch droht dir hier keine Gefahr, wenn gleich du dich zukünftig von der Quelle fernhalten solltest. Apophis ist nicht gut für dich. Außerdem habe ich extra das für dich geschaffen, um es dir hier angenehmer zu gestalten.“ Damit drehte die Gottheit sich um und wies auf das tote Gebäude. „Ich habe es offen gehalten, damit du dich nicht eingesperrt fühlst. Im Garten blühen deine Lieblingsblumen und…“ „Seth.“, unterbrach Yami die Rede. Die Gottheit wandte ihm ihr Gesicht zu und lächelte freudig, schien einen Dank zu erwarten, doch als Seth den Ausdruck in den Augen seines Geliebten sah, verblasste es. „Es gefällt dir nicht?“ Unverständnis schwang in Seths Frage mit. „Es ist tot.“, sagte Yami, der sich für den direkten Weg entschlossen hatte. „Und ich denke Atemu hätte es genauso wenig gefallen.“ „Atemu wollte immer hier her!“, brauste Seth auf. „Wusste er denn auch, wie es hier aussieht? Wusste er, dass er die Wahl haben würde zwischen einer Einöde mit Riesenschlange und dieser…Fatamorgana?“ Nun, da Yami es ausgesprochen hatte erschien ihm der Vergleich passend. Die Wüste, die Illusionen erschuf, der Wüstengott, der das Abbild eines lebendigen Ortes hervorbrachte. „So groß die Liebe zwischen euch beiden auch gewesen sein mag, hier hätte er nicht glücklich sein können, auch mit dir nicht. Und ich kann es auch nicht.“ Einen Moment lang herrschte Stille, dann schlug Seth dem Jüngeren so unvermittelt ins Gesicht, dass Yami zur Seite stolperte und auf dem unebenen Boden das Gleichgewicht verlor. Hart schlug er auf und er spürte, wie der Fels ihm die Haut aufschürfte. „Wie. Kannst. Du. Es. Wagen?!“ In diesem Moment klang Seth mehr denn je, wie ein Gott, der Chaos und Verderben brachte. Mit einer Miene, die hätte töten können, starrte er auf Yami herab, der sich auf den Rücke gerollt hatte. „Nach allem, was ich für dich getan habe? Was ich dir geboten habe? Ich habe dein Leben beschützt, habe die Einsamkeit ausgehalten, ich habe diesen Widerling verschont, der Hand an dich legte. Ich habe dir Trost gegeben, wann immer du weintest. Und dennoch…“ Seth bemerkte die Tränen nicht, die sein Gesicht hinab liefen, lediglich den Kloß im Hals, der ihm das Weitersprechen unmöglich machte. Warum nur? Wieso verlor er Atemu ein weiteres Mal, noch bevor er ihn gänzlich wieder für sich gewonnen hatte? Dabei war er sich so sicher gewesen, dass Atemu sich besonnen hätte, in der Nacht, als sie miteinander schliefen. „Mit welchem Zauber, haben sie dich verhext?“ Yami schluckte. Pure Hilflosigkeit sprach aus Seths Worten, weil er die einfachste Antwort nicht verstehen wollte. „Seth.“ Vorsichtig stand Yami auf und suchte erneut Blickkontakt. „Bitte versteh doch. Ich bin nicht Atemu. Du steckst mich in diese Kleidung, du nennst mich bei seinem Namen, um mich in diese Rolle zu zwingen. Aber ich kann deine verlorene Liebe nicht ersetzen, weil ich nicht er bin.“ „Und warum ähnelst du ihn dann bis aufs Haar? Warum sind so viele Charakterzüge gleich? Warum hegst du Gefühle für mich und das seid wir uns im Museum trafen?“ Yami seufzte. „Vielleicht, weil ich wirklich seine Wiedergeburt bin. Aber ich bin kein Pharao. Verstehst du? Ich drängte nie nach Freiheit, weil ich sie stets hatte. Ich wollte nie mit meinem Geliebten weg, weil ich mich an meinem jetzigen Ort wohl fühle. Ich kann für dich Yami sein aber nicht Atemu. Bevor du das nicht verstehst hat Liebe zwischen uns keine Chance.“ Seth konnte nichts erwidern. Innerlich wusste er, dass diese Worte stimmten. Yami hatte es schon öfters gesagt und auch Re hatte sich ähnlich geäußert, doch das wollte Seth nicht wahr haben. Es würde mit Yami nicht das Selbe sein. Er wollte nicht irgendeine Wiedergeburt Atemus. Er wollte die EINE Wiedergeburt. Langsam öffnete Seth den Mund. Die Worte kamen stockend und mit einer Traurigkeit in der Stimme, die Yami die Kehle zuschnürte. „5000 Jahre habe ich auf dich gewartet…ich wollte niemals etwas anderes, als ein letztes Mal einen Teil der Unendlichkeit mit dir zu verbringen.“ Die Konturen von Seths Körper verschwammen und lösten sich schließlich in Sand auf, der davon geweht wurde, einen einsamen Pharao zurücklassend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)