Your Song von LumenSpei ================================================================================ Kapitel 11: Do You Tell The Truth...? - Sagst Du Die Wahrheit...? ----------------------------------------------------------------- Chapter 11: Do You Tell The Truth...? – Sagst Du Die Wahrheit…? "W… was?" Taichi kam es vor als fiele er. Als würde man ihm den sicheren Erdboden unter den Füßen wegziehen und in eine endlose, schwarze Tiefe stürzen. Er fiel und fiel und fiel. Aus Oben wurde Unten und aus Unten Oben. Links wechselte mit Rechts und alle Farben mischten sich zu einem dunklen, alles schluckenden Schwarz. Geräusche, Bilder und Gefühle. Zurück blieb nur Schmerz. Plötzlich fand Taichi sich in Tokio wieder. In seinem Kopf drehte sich alles. "Ihr seid was?" Mizael und Yamato waren ihm die Antwort noch schuldig. Taichi schluckte. Er hatte die Antwort doch schon erfahren! Warum musste er sie jetzt noch einmal hören?? Um sich noch mehr Schmerz zuzufügen? Schmerz, von dem er nicht einmal wusste, warum er ihn genau hatte? Oder war es deshalb, weil er sich verzweifelt an den winzigen, dünnen Strohhalm der Hoffnung klammerte, dass er sich doch verhört hatte? Diese Hoffnung... warum hatte er sie? Was machte sie aus? Eine Hoffnung, dass Yamato und Mizael kein Paar waren? Warum empfand er so eine Hoffnung? Er durfte sie doch eigentlich gar nicht haben, oder? "Wir sind zusammen. Ein Paar. In der Boutique vor ein paar Tagen fühlten wir uns unbeobachtet. Wir sind schwach geworden und man hat uns fotografiert. Nun ja. Jetzt bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als auch noch zusagen, dass wir in einer Woche zusammenziehen werden." Mizael ratterte diesen Text herunter, als hätte sie ihn auswendig gelernt. Sie sah den Schmerz in Taichis Augen nicht, der mit jedem Laut, jeder Silbe und jedem Wort größer wurde. Er wuchs ins Unermessliche und schnürte Tai die Kehle zu. Langsam nickte er. Zu nichts anderem fähig. Eine Hand, eine Klaue, heißkalt, mit Dornen übersät und scharfen Klingen als Krallen umschloss sein Herz und drückte zu. Das Blut, vorher noch ein lebendiger, reißender Strom war nur noch träges, trübes Brackwasser, das sich mühsam durch Venen und Arterien zwängte. Nach einigen Sekunden wurde es besser, doch die Klaue blieb und umgab weiterhin sein Herz, bereit wieder zuzuschnappen. Taichi nickte erneut. *Nächste Woche also...* Bis dahin würde er wohl entweder nach Hause zurückkehren oder sich in einem Hotel einmieten. Denn Taichi erschien es logisch, dass Mizael von zu Hause aus und bei Matt einziehen würde. Er seufzte. Plötzlich schien es ihm, als läge er wieder im Krankenhaus. Gerade war er aufgewacht. Seine Vergangenheit war dunkel und von düsteren Nebelschwaden umgeben. Tais Blut floss langsam und träge durch seinen Körper. Seine Gliedmaßen waren gelähmt und fühlten sich an wie unnötiger Ballast, der einen Heißluftballon beim Aufstieg in den weiten blauen Himmel behinderte. Das Einzige was Tai noch fühlte, fühlen konnte, war der tiefe dumpfe Schmerz in ihm, der sich allmählich in seinem Leib ausbreitete und von seinem Körper und seiner Seele langsam Besitz ergriff. "Tai? Geht´s dir gut?" Mühsam hielt Taichi Tränen zurück, aber es gelang ihm nicht ganz. Zwei kleine Wassertropfen benetzten seine Wangen. Er schluckte. "Natürlich geht´s mir gut! Warum sollte es mir denn schlecht gehen?" Das Grinsen um seinen Mund wirkte aufgesetzt, künstlich und falsch. Yamato sah seinen besten Freund mit glasigen, sorgenvollen Augen an. Bei Gott, Taichi war bei weitem der schlechteste Lügner dem er je begegnet war. Matt sah, wie sehr er eben Taichi verletzt hatte. Das Leid, das sich im ganzen Gebärden von Taichi zeigte nicht wenig war und das diese Verletzung tiefer ging, als Tai selber ahnte. Dennoch nickte Matt. Wenn er jetzt nachhakte würde Taichi endgültig die Fassung verlieren. "Gehen wir." Mizael unterbrach das Schweigen. Ihre Augen glänzten und es war das erste Mal seit Jahren so. Normalerweise war sie ein gefasstes, kühles Mädchen. Aber dieser ganze Tag ging ihr gegen den Strich. Sie hasste Situationen wie diese. Sie hasste Tai dafür, dass er für Yamato solche Gefühle hatte, auch wenn er sich diese nicht eingestand und Yamato sie nicht sehen wollte. Sie hasste Matt dafür, dass er Tai angelogen hatte. Sie hasste den Fotografen dafür, dass er sie abgelichtet hatte. Und sie hasste sich selbst dafür, dass sie Matts Freundin war. *Ich hasse diesen ganzen beschissenen Tag! Verdammt!* Sie betrachtete die beiden Jungen, die noch immer keinerlei Reaktion zeigten. Die Sorgen und Entschuldigungen in Yamatos Saphiren schienen nicht von den von Schmerz und Enttäuschung beherrschten Augen Taichis gesehen zu werden. Völlig lethargisch blickten sie um sich. Vollkommen unabhängig von Tais Gedanken und Wahrnehmungen huschten sie ruhelos über die trostlose Umgebung. Es brach Mizael das Herz die beiden so zu sehen. Verstohlen wischte sie sich mit der freien Hand über die Augen. Die Finger der anderen waren mit Yamatos Fingern ineinander verschränkt. Verkettet. Zusammengeschweißt. Mizael fühlte, wie sehr Matt mit sich kämpfte, denn der Druck seiner Hand nahm immer weiter zu, bis sich die Hand fast verkrampfte. Mizael meinte, jeden Augenblick müssten ihre Handknochen brechen. Doch sie sagte nicht, dass der Schmerz langsam ihren Arm hinaufkroch und ihn fast lähmte. "Hey Leute, lasst uns doch irgendwo hingehen.! *Eine blödere Bemerkung ist dir wohl nicht eingefallen, was? Idiot!* Doch es wirkte. Schlagartig waren Yamato und Taichi wieder geistig anwesend. Mizael fühlte ihre Finger wieder und sah einen entschuldigenden Blick in Matts Augen, der für kurze Zeit ihr galt und dann wieder zu Taichi wanderte. Tai schloss kurz die Augen und schluckte. *Haltung bewahren Yagami. Haltung bewahren. Es war doch klar, dass Yamato nichts für dich empfindet. Hör auf, darüber traurig zu sein. Freu dich für Yamato und Mizael, dass sie zusammen sind! Sie sind ein Paar und du wirst nichts daran ändern können! Mach kein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter! Schlechte Laune passt nicht zu dir! Du bist Taichi Yagami. Du bist der beste Freund von Matt. Und als solcher hast du gut drauf zu sein und sich für die beiden zu freuen! Also! Lächle! Lächle Taichi!* Tatsächlich gelang es ihm ein Lächeln auf dem Mund zu haben, als er die Augen wieder öffnete. Aber deren Ausdruck wollte nicht zu den nach oben gezogenen Mundwinkeln passen. Es wirkte wie eine groteske Verzerrung seiner selbst. Ein trauriges Abbild seines alten Ichs. Vielleicht war es das Beste, sich jetzt abzulenken. "Ja. Lasst uns irgendwo hingehen. Es ist zwar erst Mittag, aber wie wär's mit einem Eis? Das Eis in Amerika ist zwar auch gut, aber zu Hause schmeckt es hunderttausendmal besser." Einer unerwarteten Eingebung folgend schob er Mizael und Yamato vor sicher. Tai wusste auf einmal, dass nicht weit von hier eine Eisdiele war. "Das 'Il' gibt´s doch noch, oder?" Wasser sammelte sich auf Tais Zunge, als er an das kleine Eiscafé dachte. Die 28 Eissorten des 'Il Gelato' waren seinen Geschmacksnerven plötzlich wieder in bester Erinnerung. "Natürlich. Obwohl sie in den letzten Jahren erhebliche Verluste eingefahren haben, weil ein gewisser Taichi nicht mehr gekommen ist. Der hat nämlich immer soviel Eis gegessen, dass sie eigentlich sonst nichts verkaufen mussten." Für diese Bemerkung bekam Matt Tais Zunge zu sehen. "Ihr wollt doch nicht allen Ernstes mitten im Winter zum Eis Essen gehen, oder? Es ist doch schon kalt genug!" "Warum sollten wir denn nicht?", fragten beide gleichzeitig. "Es ist doch so kalt. Aber mir ist's ja gleich. Ich bestell mir dann halt einen Kakao, damit ich mir nicht sämtliche Gliedmaßen abfriere. Müssen wir wirklich Eis essen? Es ist doch so kalt." Mizael seufzte. Man konnte nicht oft genug sagen, dass es kalt war. "Ja. Wir müssen Eis essen! Für Eis ist es nie zu kalt!" Fast war es wieder wie früher. Eine kleine Streitigkeit zwischen Matt und Tai. Eine Auseinandersetzung die beiden Spaß machte, weil das was sie sagten niemals wirklich ernst gemeint war. Kleine Sticheleien von Yamato und Tais manchmal etwas unbeholfenen Antworten waren das, was ihre Freundschaft so einzigartig machte. Früher waren sie der Anlass zu regelrechten Prügeleien gewesen, heute lachten sie beide darüber. *Fast so wie früher...* dachte Yamato. Aber eben doch nur fast... Behutsam und darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen öffnete die Gestalt die Hintertür. Die Innenstadt war belebt, aber der kleine Hinterhof dunkel und verlassen. Hier sammelte sich Abfall und Kisten stapelten sich an den Wänden. Der Karton war nass und leichter Schimmelgeruch drang zu der Gestalt herüber. Sie rümpfte die Nase und schlüpfte im Schatten der Häuser in das Treppenhaus des Gebäudes. Die Schatten der Wände verbargen ihr Gesicht und rasch stieg sie die Treppen hinauf. Die Absätze ihrer Schuhe klickten leise und ihr Widerhall drang von allen Seiten auf sie zurück. Man könnte meinen, dass jemand ihr folgte, doch die Gestalt wusste, dass niemand im hinteren und oberen Teil dieses Gebäudes hauste. Im vorderen Teil hatte ein kleines Geschäft Platz gefunden. Der Schatten beschleunigte seine Schritte und trat durch eine weitere Tür im ersten Stock. Spinnweben, Staub und Schmutz empfingen sie hier. Durch die verschmutzten Fenster warf die Wintersonne schwache Strahlen herein und malte Muster auf den Boden. Hier war schon länger keiner mehr gewesen. Und es würde vermutlich auch so bald keiner mehr herkommen. *Ideal für mich...* Die Person trat näher ans Fenster und spähte hinaus. Auf der Straße unter dem Fenster tummelten sich die Menschen. Keiner warf auch nur zufällig einen Blick herauf. Ein eisiges, schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Mit einem unterdrücktem Seufzen ließ sie die schwere dunkle Tasche auf den Boden gleiten. Staub wirbelte auf und tanzte im Sonnenlicht. Die Gestalt nahm ihren Schal ab und zog sich die Mütze vom Kopf. Dichte, rote Haare kamen zum Vorschein und fielen kinnlang bis in das Gesicht der jungen Frau. Sie bückte sich und zog ein schwarzes Kopftuch aus der Tasche und versteckte die Haare wieder darunter. Dann ließ sie sich in den Staub sinken und bezog Stellung vor dem Fenster, immer eine kleine Seitenstraße im Visier. Bald musste es soweit sein. Ein sanftes Vibrieren in ihrer Hosentasche signalisierte ihr einen Anruf. Sie ließ eine Hand zur Hose gleiten und zog das kleine Handy heraus. Sie drückte einen Knopf und hielt das Mobiltelefon an ihr Ohr. Sie sprach nur sehr gedämpft, denn es bestand die Möglichkeit, dass jemand sie unten im Geschäft hörte. " ... Ja, ich bin bereits da. ... Ja. Verstanden. ... Selbstverständlich. Bezahlung wie immer? ... Natürlich. ... Auf Wiederhören." Ihr unbekannter Geldgeber. Sie selbst hatte ihn noch nie gesehen geschweige denn getroffen. Sie machte diesen Job und erhielt im Gegenzug dazu einen Scheck per Post. Je nach Arbeit mit einer entsprechenden Zahl darauf. Sie schob ihr Handy zurück in ihre Hosentasche und öffnete ihre Tasche. Immer noch behielt sie die kleine Seitenstraße im Auge. Gleich musste es soweit sein. Bald würden ihre Opfer sehen. Und dann würde sie gnadenlos schießen. So wie immer. Mit einem Mal waren Taichi, Yamato und Mizael aus der Seitenstraße heraus. Eine leichte, kalte Brise blies um ihre Nasen. "Hier ist es ja noch kälter!" Mizael vergrub ihr Gesicht im Kragen ihrer Jacke. Sie beschleunigten ihre Schritte, denn ein Stück weiter entfernt und auf der anderen Straßenseite war bereits das 'Il' zu sehen. Taichi lief ein paar Schritte voraus. Zum einen, weil er sich schon auf sein Eis freute, zum anderen weil er es nicht ansehen konnte, wie Yamato und Mizael sich an den Händen hielten und so nahe beieinander gingen. "Ich kann dich ja wärmen, wenn dir so kalt ist. Mir fiele da schon was ein, was deine Temperatur in die Höhe treiben würde..." Tai war fast, als konnte er das Grinsen, das Matts Mund umspielte sehen. Er wollte das nicht hören, er wollte es nicht sehen. Aufmerksam betrachtete er deshalb seine Umgebung, versuchte sich an Gebäude und Geschäfte zu erinnern. Trotzdem hörte er, wie Mizael lachte und sagte: "So? Und was?" Angestrengt tastete Taichi seine Umwelt ab. Verbissen versuchte er sich zu erinnern. An irgendwas, irgendjemanden. Er brauchte nur eine Nichtigkeit einer Erinnerung um Mizael und Matt zu unterbrechen. Oder etwas anderes. Hauptsache Mizael und sein bester Freund hörten auf, miteinander zu flirten. Plötzlich sah er hinter einem geschlossenen Fenster etwas im schwachen Sonnenlicht aufblitzen. Er wusste nicht genau, was es war. Tai kniff die Augen zusammen um etwas genaueres zu erkennen. Die Reflexion war nur kurz da gewesen. Aber relativ groß und kreisrund. Fast so wie ein Spiegel oder eine Glassscheibe. Oder aber wie... *Ein Fotoapparat! Eine Linse! Natürlich!* Taichi drehte sich um damit er seine Freunde auf seine Entdeckung aufmerksam machte. In diesem Moment sagte Yamato "Das zum Beispiel." Und zog Mizael an sich. Tai meinte, dass sich ihre Augen für kurze Zeit erschrocken weiteten. Aber so unmerklich, dass er sich nicht sicher war. Dann fielen ihre Augenlider und sie erwiderte sanft Matts Kuss. Seine Hände schmiegten sich um ihre Taille und pressten sie an sich. Ihre Hände legten sich auf seine Schultern und die beiden schienen die Welt um sich herum zu vergessen, während sie sich diesen Kuss teilten. Ruckartig wandte Tai sich wieder um. Was er da gesehen hatte konnte unmöglich stimmen! Es durfte nicht so sein! Es konnte nicht so sein! Alles in ihm sträubte sich gegen diesen Kuss. Die Klauenhand um sein Herz drückte wieder zu. Diesmal fester. Es schien, als wollte sie sein Innerstes zerquetschen. Tais Lungen wollten nicht mehr arbeiten und sein Magen drehte sich um. Das, was er gesehen hatte, war der Beweis gewesen. Yamato liebte Mizael und Mizael ihn. Sie waren glücklich zusammen. Bei diesem Gedanken traten Tränen in Tais Augen. Seine Eingeweide spielten verrückt und mit einem gebrochenem "Da ist ja das 'Il'!" rannte Taichi los. Er wollte weg. Weg von hier. Weg von dieser Wahrheit. Er wollte nichts sehen und nichts hören. Er wollte nichts mehr fühlen. Trotzdem wich er geschmeidig wie eine Antilope den Menschen aus die ihm entgegentraten. Taichi erhöhte noch einmal sein Tempo und verschwand im rettenden Café. Unendlich vorsichtig nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. So sanft und zärtlich, als wäre sie aus Glas und könnte jeden Augenblick unter seinen Fingern in tausend kleine Scherben zerbrechen. "Das solltest du nicht tun, ich stecke dich doch sonst nur an." Sakura lächelte müde. "Ach Quatsch! Wie geht´s dir?" Yukiro strich seiner Freundin ein paar Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht. "Nicht gerade berauschend." Sie hustete. "Ich hab zuerst total verschlafen. Als ich aufstehen wollte, wär ich fast zusammengeklappt. In meinem Kopf ist ein Presslufthammer und alles andere fühlt sich an, als hätte man mich durch einen Fleischwolf gedreht. Und das Fieber macht es auch nicht gerade besser. Ich hasse es dermaßen, wenn ich mit einer Grippe ans Bett gefesselt bin." "Wenn etwas anderes dich fesselt, stört es dich anscheinend nicht, oder?" Ein freches Grinsen ergriff von Yukiros Gesicht Besitz. Die Röte im Gesicht seiner Freundin ersparte dieser die Antwort. "Spaß beiseite. Es tut mir leid. Ich wollte unbedingt, dass du dieses Kleid anziehst. Bin ja echt ein toller Freund. Lass meine Liebste in der größten Kälter ein Kleid anziehen, von dem man nicht grade sagen kann, es wäre warm. Da wär es eigentlich nur gerecht, wenn ich mich auch bei dir anstecken würde." Noch immer grinste Yukiro. Für einen Augenblick waren seine Sorgen vergessen. "Hat es dir wenigstens gefallen, das Kleid?" "Natürlich. du weißt genau, wie sehr ich es liebe, wenn du so tolle Teile anhast." Noch während er dies sagte, streckte Sakura ihre Hände nach ihm aus und Yukiro folgte nur zu gerne ihrem Ruf und ließ sich neben dem Bett auf die Knie sinken. Sakuras Finger fuhren durch sein schwarzes glänzendes Haar. Dann unter den Kragen seines Pullovers und wieder heraus. Er küsste ihre Halsbeuge, während er seine Hand unter die Bettdecke schob und auf Sakuras Bauch legte. Ein Lächeln umspielte ihren Mund. "Ich liebe dich Sakura." Sie liebte es, wenn er das zu ihr sagte. Egal wie. Sie liebte es, wenn dieser Satz nur ein leiser Hauch in ihrem Ohr war. Aber auch, wenn er es quer über die Straße schrie. Jedes Mal klopfte ihr Herz dabei aufs neue und sie konnte es immer noch kaum glauben, dass dieser Satz tatsächlich ihr galt. Wenn er es sagte, schwang seine Stimme dabei und wenn sie ihre Finger auf seinen Hals legte, konnte sie spüren wie seine Stimmbänder unter der Haut vibrierten. "Du weißt, dass ich das auch für dich empfinde?" Als Antwort wanderte die Hand auf ihrem Bauch ein Stückchen höher. "Ja. Das weiß ich." Yukiro lächelte. Langsam schob er seine Hand weiter. Solange, bis er den Rand ihres BHs unter seinen Fingerspitzen fühlte. Während er dies tat, blieb Sakura ganz ruhig liegen und beobachtete ihn. Vorsichtig glitten seine Finger zur Seite ihrer Brust. Um ihr Einverständnis zu zeigen, hob Sakura ihren Oberkörper an. Sie spürte, wie Yukiros Hand unter ihren Rücken glitt und dabei eine heiße Spur hinterließ. Er löste die Haken und Sakura merkte, wie sich der Stoff unter ihrem Shirt zusammenzog. "Du böser Junge! Du hast mir den BH aufgemacht! Komm nur her! Du wirst deine gerechte Strafe dafür erhalten! Du ungezogener, frecher Bengel!" Fordernd schob sie ihre Hände seine Arme hinauf um sie auf seiner Schulter liegen zu lassen. "Vielleicht ist es ja genau das, was ich wollte!" Yukiro grinste. "Oh, ich werde ganz furchtbar grausam sein." Sakura zog ihn über sich auf das Bett. Er konnte spüren, dass ihr Atem bereits schneller ging, als es normalerweise der Fall war. "So?" "Ja." "Hmm..." Er schmunzelte. "Es wird fürchterlich sein für dich. Du wirst wimmern und stöhnen und schreien." Das wiederum glaubte er gern. Er konnte sich schon vorstellen, wie seine "Bestrafung" aussehen würde. Und wenn er ganz ehrlich war, hätte er auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Sakura ihn öfter "bestrafen" würde. Taichi setzte sich auf den Deckel der Toilette. Seine wiederkommende Erinnerung bestätigte ihm, dass sich nur wenig verändert hatte und dass der kleine Stern im roten Lack der Toilettentür von ihm dort eingeritzt worden war. Damals hatte er die Angewohnheit gehabt in jedem Klo, dass er öfters besuchte sein "Zeichen" zu verewigen. Sein Zeichen, das waren zwei Kreise um die sich 8 schmale, gleichschenklige Dreiecke reihten. Ein Stern oder eine Sonne. Extra um es in die Türe zu ritzen hatte Taichi an diesem Tag ein kleines Taschenmesser dabei gehabt. Matt hatte ihm den Vogel gezeigt und ihn einen Verrückten genannt, als sie gemeinsam in der Kabine gestanden hatten. Das war im Sommer gewesen. Der heißeste Tag des ganzen Jahres. Taichi grinste. Nach getaner "Arbeit" waren sie aus der Türe getreten und sich plötzlich neben einem anderen Besucher wiedergefunden. Dem wären fast die Augen rausgefallen als er sie, schweißnass wegen der brütenden Schwüle, gesehen hatte. Beide hatten die Situation sofort erfasst, hatten gegrinst und ihr Spiel mit dem völlig verwirrten Mann gespielt. Tai erinnerte sich daran, dass Matt seine Hand in seine gelegt hatte und ihn von hinten ganz sanft in den Nacken geküsst hatte. Taichi hatte ganz leise, kaum merklich geseufzt und seinen Kopf geneigt um seinem Freund mehr Spielraum zu geben. Seine zweite Hand war nach hinten gewandert und Matt sanft den Nacken gekrault. Als Yamato dann auch noch "Koibito..., Geliebter..." in sein Ohr mehr gestöhnt als geflüstert hatte, hatte der Mann gänzlich seine Fassung verloren und war fluchtartig verschwunden. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, hatte Tai gespürt, dass Matt, noch immer in seinem Nacken vergraben gewesen, zu kichern begonnen hatte. Die kurzen Atemstöße und die kitzeligen Haare hatten ihm dabei mehr zugesagt, als er es zuzugeben gewagt hatte. "Um Gottes Willen, Tai. Hat der blöd geschaut..." Und plötzlich waren sie beide in schallendes Gelächter ausgebrochen. Tai schloss die Augen und spürte, dass sein Herz genauso schnell klopfte wie damals. Das gleiche Schwindelgefühl und Pulsrasen schnürten ihm die Luft ab. Um sich zu beruhigen steckte Tai seine Hände in die Hosentaschen. Als er sie wieder zurückzog befand sich in einer Hand ein Foto, ein Briefumschlag und ein gefalteter Papierbogen. Tai dachte daran, dass er diese Dinge erst vor knapp 22 Stunden eingesteckt hatte. *Verdammt viel passiert in diesen 22 Stunden...* Taichi betrachtete das Foto. Noch immer saß Yamato unverändert verträumt und die Musik versunken am Klavier und streckte sein Gesicht in das rötliche Licht der Sonne. Es sah aber etwas mitgenommen aus. Die Ecken waren verbogen oder leicht geknickt. Um es vor noch mehr Schaden zu bewahren, schob Tai es in den Umschlag zu Yamatos Brief. Danach faltete er vorsichtig das andere Papier auseinander. Seine Augen flogen wieder und wieder über die kurzen Zeilen und Verse. Tai sah kurz auf und sein Blick fing einen Kugelschreiber auf, den anscheinend jemand hier verloren hatte. Es war noch etwas Farbe in der Mine, denn als Taichi Kreise auf sein Blatt malte zeichneten sich diese nach einiger Zeit leuchtend blau ab. Schnell setzte Tai noch einige Zeilen unter das bisherige Gedicht. Vielleicht würde er es später einmal richtig zusammen schreiben und es dann Yamato schenken. Schließlich ließ er ihn bei sich wohnen. Er hatte ihm etwas zu Essen gegeben und Kleidung ausgeliehen. Natürlich, er hätte ihm auch etwas kaufen können, aber er wusste nicht genau was. Matt besaß schon alles, was Tai sinnvoll erschienen wäre zu schenken. Sein erster künstlerischer Erguss war zwar auch nicht gerade das, was er berauschend fand, aber hatte Yamato nicht selbst gesagt, er würde es gern haben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)