Your Song von LumenSpei ================================================================================ Kapitel 4: I Feel Sadness... - Ich Fühle Traurigkeit... ------------------------------------------------------- Chapter 4: I Feel Sadness... – Ich Fühle Traurigkeit… Dear Ishida Yamato, Ich habe heute ein Poster und eine CD von dir geschenkt bekommen. Von wem... Daran möchte ich jetzt nicht mehr denken. Außerdem habe ich Briefe gefunden, die von dir stammen und an mich adressiert sind. Anscheinend kenne ich dich. Aber ich weiß nicht mehr, woher. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was ich mit einem Musiker wie dir zu schaffen hätte. Vor allem aus Japan. Ich selbst bin japanischer Abstammung, war aber selbst noch niemals in diesem Land. (Das ist eines der Dinge, die ich irgendwann in meinem Leben tun möchte.) Gerade höre ich die CD. Deine Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. Als hätte ich sie schon mal gehört. Auch kommt es mir so vor, als könnte ich den Text verstehen, obwohl ich kein japanisch spreche. Bilder tauchen vor meinen Augen auf, an die ich mich nicht erinnern kann. Orte, Personen.... Alle kommen mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht richtig zuordnen. Warum schreibe ich dir das eigentlich alles? Du bist sicherlich sehr beschäftigt mit Lieder machen und singen, dass du wahrscheinlich keine Zeit hast, meinen Brief zu lesen. Naja. Egal. Ich hatte einfach das Bedürfnis Dir zu schreiben. Frag mich nicht warum. Es ist einfach so. Ich habe mir wie bereits geschrieben, Briefe von dir an mich durchgelesen. Weißt du, dass du mich an jemanden erinnerst? Mir fällt nur nicht ein, an wen. Auf alle Fälle bist du anscheinend sehr traurig und einsam. Ich hoffe, dass es dir inzwischen besser geht. Gruß, Yagami Taichi *Er... er kann sich nicht mehr erinnern...* Yamato saß vor seiner Haustür. Sofort hatte er den Brief gepackt und ihn gelesen. Nun stützte er seinen Kopf in seine Hände. Sein ganzer Optimismus war wie weggefegt. Als wäre er in einen Sturm geraten, der alle guten Gedanken und Gefühle weggeblasen hatte. Matt fühlte sich einsam, leer und unendlich traurig. Wo vorher noch so etwas wie Entschlossenheit, Mut und irgendwas, das Yamato nicht definieren konnte gewesen war, war jetzt nur noch ein großes, schwarzes, dunkles Loch. Langsam wurde es kalt um ihn herum. Die Nacht senkte sich über Tokio. Der Mond blinzelte ab und zu zwischen den Wolkenfetzen hervor. Wie kleine Edelsteine auf einer dunklen Decke stachen die Sterne vom nachtblauen Firmament. Yamato kam es so vor, als würden sie heute etwas anders scheinen als sonst. Ihr Licht war nicht fröhlich zwinkernd und blinzelnd, sondern kühl glitzernd und funkelnd. Schön waren sie auch. Darin bestand kein Zweifel. Aber Matt mochte die fröhlichen Sterne mehr. Das Licht der kühlen Sterne brach sich in einer Träne, die seine Wange hinab lief. *Warum nur? Was ist denn nur passiert? Warum ausgerechnet ich? Warum ausgerechnet jetzt? Immer dann, wenn ich mal nicht depri bin, passiert so ein gottverdammter Scheiß...* "Scheiße, Taichi... Was ist nur passiert?" hauchte Matt in die kalte Nacht hinaus. Seine Lippen waren blau und sein Gesicht blass und kalt. Sollte er nicht langsam reingehen? Er würde noch krank werden. Aber machte das denn überhaupt einen Unterschied? Ob er nun krank war oder nicht? Ob er nun lebte oder nicht? Wen interessierte es denn? Warum war er denn auf dieser gottverdammten, beschissenen, grausamen Welt, die nichts für ihn bereithielt außer Schmerz und nochmals Schmerz? War es ihm denn nicht vergönnt, einmal glücklich zu sein? Konnte denn nicht auch er wenigstens einmal ein bisschen Glück haben? Yamato stand auf und schaute über die nächtliche Stadt. Bis zum Boden hinunter... War es tief genug um unter seinem Leben einen Schlussstrich zu ziehen? Würde er etwas spüren? Würde er fühlen können, wenn sein Körper auf dem harten Asphalt aufschlagen und seine Knochen zersplittern würden? Aber es wären nur geringe Schmerzen gegenüber dem, was in Matts Herz war. Er lehnte sich tief über die Brüstung und sah hinab. Würde sich etwas ändern, wenn er spränge? Vermutlich nicht. Warum also nicht? Warum nicht hier und jetzt alles beenden? Es war doch so einfach... Yamato kletterte über das Geländer und lehnte sich hinaus. Der Wind durchwirbelte seine goldblonden Haare. Er brauchte nur noch loszulassen. Loslassen vom Geländer, das ihn noch am Leben hielt. Loslassen von dem Gerüst das sein Leben ausmachte und das nun langsam zu bröckeln begann. *Scheiße... Verdammte Scheiße...* Yamatos Lippen zitterten vor Kälte. Wie tausende von kleinen Nadeln piesackte die Kälte seinen Körper. "Yamato..." "Wer...wer ist da?" Über Matts Wangen liefen Tränen. "Yama..." "Taichi?" Matt sah sich nicht um. Ihm war klar, dass hinter ihm niemand stehen würde. "Taichi..." Aber doch... War es keine schöne Vorstellung? Wäre es nicht wundervoll sich einfach umzudrehen und in die Arme von Taichi zu fallen? Wäre es nicht wundervoll, wenn... *Wenn was?* "Matt..." "Taichi..." Er würde nie erfahren, was so wundervoll wäre, wenn er jetzt sprang. Yamato sah einer Träne nach, die von seiner Wange hinabtropfte und sich in der Dunkelheit verlor. Wenn er losließe würde er den einfachen Weg wählen. Davonlaufen vor allen Problemen. Wenn er sich aber anders entschiede. Das Leben wählte... Yamato würde sich dem Kampf stellen müssen. "Yama..." *Schon wieder diese Stimme... Höre ich sie oder murmelt sie in meinem Kopf?* Yamato konnte nicht mehr unterscheiden. Konnte Traum und Realität nicht auseinanderhalten. Es war doch unmöglich, dass Tai hinter ihm stand. Aber wenn es doch so war...? Ohne sich umzublicken kletterte Yamato wieder über das Geländer. Seine Beine zitterten, als er wieder auf sicherem Boden stand. "Yamato..." Matt drehte sich um und es war ihm, als könnte er Taichis Gestalt für einen kurzen Augenblick im Mondlicht lächeln sehen. "Taichi..." Dann schloss Matt die Tür zu seiner Wohnung auf. "Tai? Bringst du das für mich bitte zur Post?" Tais Mutter hatte die Tür einen Spalt geöffnet und hielt ihm einen kleinen Stapel Briefe hin. "Klar Mom." Taichi sprang vom Bett und schaltete die Stereoanlage aus. "Seit wann hörst du wieder J-Pop?" "J was?" "J-Pop. Japanische Musik. Sag mal Tai weißt du das nicht mehr?" "Nein, was?" "Dass du 14 Jahre in Japan gelebt hast." "WAS?? Und warum reden wir dann die ganze Zeit auf englisch?" "Vor zwei Jahren haben wir hier neu angefangen. Und damit du und Kari mehr Übung in Englisch bekommt, haben wir von Anfang an versucht nur noch auf englisch zu reden." "Aha. Deshalb also..." "Was hast du gesagt?" "Ach nichts. Ich hab mich nur gewundert. Ich geh dann. Tschüß!" Tai nahm seiner Mutter die Briefe aus der Hand und lief hinaus. *Deshalb dachte ich also, dass ich die Lieder verstehe... Ich kann japanisch! Oder konnte es. Ob ich es mal versuchen sollte?* Tai blieb am Straßenrand stehen und versuchte etwas auf japanisch zu sagen. Doch kein Laut drang über seine Lippen. *Ich... ich kann es nicht mehr. Ich spreche meine eigene Sprache nicht mehr... ich kann nicht mehr japanisch...* Wie in Trance ging Tai weiter. Menschen hasteten an ihm vorbei, die ihn nicht beachteten. Und er beachtete sie nicht. Völlig in Gedanken betrat er das Postamt. "Hey! Tai! Lange nicht gesehen. Wo warst du denn die ganze Zeit?" Ein Angestellter begrüßte ihn fröhlich. "Guten Tag, Mr Corlett." *Woher weiß ich plötzlich wie er heißt? Hat er etwas mit meiner Vergangenheit zu tun?* "Ich soll das hier für meine Mutter abgeben." Taichi reichte ihm die Briefe. "Danke. Übrigens hast du wieder einen Brief bekommen. Er ist gestern angekommen." Mr Corlett sortierte die Briefe seiner Mutter irgendwo ein und holte einen Brief hervor. "Oh. Domo arigatou!" "Bitte was?" "Domo arigatou. Das heißt "Vielen Dank"." "Ist das japanisch?" "Ja. Ist es." Tai strahlte. Anscheinend war doch noch nicht alles verschwunden. "Auf wiedersehen." Taichi verbeugte sich und lief aus dem Postamt. "Was hat der Junge nur?" Mr Corlett sah Taichi nach und zuckte dann mit den Schultern. Taichi lief und lief. Immer weiter und weiter in die Stadt hinein. *Ich kann es wieder!!* Er bog in eine kleine Seitenstrasse ein und kam dort keuchend zum Stehen. Erschöpft lehnte er sich gegen die kühle Hauswand und zog den Brief aus der Tasche. Durch die ganze Rennerei war er etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Es stand eindeutig sein Name darauf. Taichi betrachtete den Absender. *Der Schnulzensängerfuzzi...* Eine gewisse Unruhe erfasste Tai. Warum nur? Es war doch nur ein Brief. Ungeduldig riss er den Umschlag auf. Lieber Yagami Taichi, tatsächlich geht es mir inzwischen besser. Ich habe meine Probleme zum Teil bewältigt und fühle mich wieder stärker. Woher du mich kennst weiß ich allerdings nicht. Du hast mir eines Tages geschrieben, dass du meine CD in die Hände bekommen hättest. Allerdings war dein Brief japanisch, also denke ich doch, dass du es irgendwo doch kannst. Falls nicht, habe ich versucht den Brief ins Englische zu übersetzen und dir diese Übersetzung mitgeschickt. Jetzt weiß ich endlich auch, wie du heißt. In deinen vorherigen Briefen hast du immer nur mit "XXX" unterzeichnet. Ich kann dir diese Briefe bzw. Kopien davon senden, falls du sie haben möchtest. Kann es sein, dass du einen Unfall hattest? Entschuldige, dass ich so direkt frage, aber es interessiert mich brennend, weil Du Dich danach anhörst, als hättest du eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Ich frage mich, wie alt du bist. Ich bin 16, aber vielleicht weißt du das ja. Wie siehst du aus? Was machst du so den ganzen Tag? Ich weiß, ich bin ziemlich neugierig, aber es interessiert mich brennend, was jemand in Amerika so den ganzen Tag tut. Ich will alles wissen!! Sooo beschäftigt bin ich dann nun auch wieder nicht, dass ich meine Post nicht beantworten könnte! Du hattest dich vor gut 2 Monaten mit dem letzten Brief bei mir gemeldet. Es ist der einzige den ich nicht beantwortet habe, weil er einfach aufhörte. Nach dem letzten Satz war Schluss. Kein Gruß, keine Unterschrift, nichts! Ich hab mich, ehrlich gesagt, nicht getraut zu schreiben. Bis vor kurzem. Aber als ich mit dem Plan dir zu schreiben nach Hause kam, war bereits dein Brief bei mir angekommen. Ich habe mir massig Sorgen um dich gemacht, mein lieber Taichi! Ich meine, du schreibst, dass du jemanden aus tiefstem Herzen, aber anscheinend einseitig liebst. So wie ich. Ich weiß wie beschissen man sich fühlt und dachte, du hättest dir was angetan, oder sonst was! Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Der Gedanke einfach aufzuhören liegt immer verdammt nahe. Jeden Tag habe ich auf einen Brief gewartet. Du ahnst ja nicht, was für ein Stein mir vom Herzen fiel, als dein Brief im Briefschlitz steckte! Schreibst du inzwischen Gedichte? Nur mal so ´ne Frage. Ich brenne darauf, eines von Dir zu lesen! Ich bombardiere dich ja regelrecht mir Fragen. Aber ich könnte den ganzen Tag bzw. Nacht so weiter machen. Aber ich hör jetzt auf. Hab Morgen einen langen Tag! Also, viele Grüße, Yamato P.S.: Ich hoffe, du kannst inzwischen wieder etwas japanisch und schreibst mir zurück. Die Türklingel läutete. Als Yamato öffnete schlüpfte Mizael in seine Wohnung. "Hi Yamato." "Hi..." Verwundert sah Yamato das Mädchen an. Bisher hatte sie ihn noch nie besucht. Und er auch sie nicht. Verwundert nahm er ihr die Jacke ab. "Danke." Mizael strich sich unsicher einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Kann ich mit dir reden, Yamato?" "Klar. Gehen wir ins Wohnzimmer." Dieses Mädchen erstaunte Matt immer mehr. Er führte sie ins Wohnzimmer und wies auf die Couch. "Willst du etwas zu trinken? Heiße Schokolade vielleicht?" "Ja, sehr gern." *Tai und ich haben auch immer Schokolade getrunken...* Yamato setzte die Milch auf. "Möchtest du ein Stück Kuchen?" "Nein danke." Ein Tablett mit zwei dampfenden Kakaotassen balancierend kam Yamato zurück. "Bitte." Er reichte Mizael eine Tasse und ließ sich ebenfalls auf der Couch nieder. "Also. Was ist los?" Ihre dunklen Haare umrahmten ihr blasses Gesicht. "Weißt du, Yamato... es ist doch bald der Abschlussball von unserem Tanzkurs..." "Ja. Den aus der Schule, oder? Schade, dass wir in getrennten Gruppen sind." "Ja. Den meine ich. Also... ich bin gefragt worden, ob ich hin gehen möchte..." "Und? Willst du denn nicht hingehen?" "Doch schon. Natürlich! Aber es ist nur..." Mizael wandte ihren Blick ab und starrte in ihre Tasse. "Du willst nicht mit dem hingehen, der dich gefragt hat, oder?" Sie nickte. "Hast du jemand anderes?" "Das ist es ja gerade. Er hat noch nicht gefragt. Ich weiß, dass er hingehen will, aber nicht mit wem. Und jetzt..." "Jetzt hoffst du, dass er mit dir hingeht, oder?" Wieder ein Nicken. "Und wo liegt das Problem?" Mizael schluchzte auf. Tränen tropften ihre Wangen hinab. "Was ist denn?? Hab ich was falsches gesagt?" "Nein, schon gut. Aber... aber wer... wer will schon mit mir zum Ball gehen? Ich... ich meine... Ich höre genau, wie sie hinter meinem Rücken über mich tuscheln und mit dem Finger auf mich zeigen. Er fragt mich sicher nicht... Du... du weißt ja, was sie alle sagen..." "Du nimmst die doch nicht ernst, oder? Es ist doch alles Lüge, was sie erzählen. Das weißt du. Das weiß ich. Die ganze Band weiß es." "Ja schon... Aber es ist ein Unterschied zwischen es wissen und mit mir auszugehen." Mizael stellte ihre Tasse ab und ließ sich zur Seite auf das Sofa fallen. Ihre Arme hingen über dem Boden in der Luft. "Sie erzählen ich würde auf den Strich gehen um mir Drogen zu kaufen. Ich würde mir die Arme aufritzen und alle 2 Monate versuchen mich umzubringen." Mizael redete jetzt mehr mit sich selbst als mit Yamato. Ihr Blick war wieder irgendwo weit weg. Matt fiel auf, wie einsam sie, trotz der Band, sein musste. Sie lebte fast allein. Aber nicht, weil sie es so wollte. Ihre Eltern arbeiteten lange und jeden Tag. Sie wurde seit ihrem Herzug von den anderen abgelehnt. Warum konnte keiner so recht beantworten. Mizael war nicht hässlich und ihre Noten lagen leicht über dem Durchschnitt. Klar war es etwas seltsam, wenn sie total abwesend aussah und plötzlich irgendeine schnippische Bemerkung von sich gab. Aber trotzdem. So richtige andere Freunde hatte Mizael nicht. Und langsam waren über die Jahre hinweg irgendwelche Gerüchte über ihr seltsames Verhalten entstanden. Wenn irgendwer eine Schulregel brach, wurde immer zuerst sie verdächtigt. Man traute ihr alles zu. Bis auf das, was sie eigentlich war. Ein normales Mädchen. Vorsichtig berührte Yamato sie am Arm. Ihre Augen wandten sich ihm zu. "Das kriegen wir hin. Ich verspreche es." "Danke." Sie lächelte gequält. "Weißt du, was mich interessiert?" "Nein. Was?" "Warum du immer so abwesend schaust. Du scheinst immer unendlich weit weg. Irgendwo, wo es viel schöner ist als hier." Yamato lächelte. In Mizaels blassblaue Augen trat ein Schimmern. Fast so, als würde etwas in ihr erwachen, dass Matt noch nie gesehen hatte. "Tut mir leid. Aber das darf ich dir nicht erzählen. Ich habe es versprochen. Aber ich kann dir eine ungefähre Vorstellung davon geben. Setz dich entspannt hin und schließ deine Augen. Gut. Und jetzt... Stell dir eine Welt die ganz genauso aussieht wie unsere. Aber ohne die Gebäude, Straßen und Brücken. Eine Welt nur aus Natur. Früchte wachsen an den Bäumen. Sie schmecken süß und saftig. Jeder Mensch der dort hinkommt hat einen Freund. Ein Wesen, dass ihn durch sein ganzes Leben hindurch begleitet. Alle dort sind glücklich. Nur ab und zu schafft es das Böse etwas an Macht zu gewinnen. Aber dann wird es mit Hilfe von Träumen, Wünschen und Gefühlen besiegt..." "Redest du vom Paradies?" "So ähnlich." Mizael lächelte. "Dorthin gehe ich immer. Die Welt hier ist viel zu grausam und zu kalt. Du darfst niemandem davon erzählen, ja? Es ist jetzt ein Geheimnis nur zwischen uns beiden. Ein Bestandteil unserer Freundschaft. Freundschaft spielt dort eine wichtige Rolle. Freundschaft und Mut regieren diese Welt. Beschützt vor dieser Welt von acht Rittern..." Irgendetwas begann zu piepen. "Sorry, Yamato. Ich muss jetzt gehen. Bis bald. Danke für die Schokolade und das Gespräch." Und schon war Mizael aus der Wohnung. *Etwas seltsam ist sie schon...* Matt räumte die beiden Kakaotassen weg. *Shinji ist ein solcher Feigling! Hat sich noch immer nicht getraut sie zu fragen. Es ist zum Verzweifeln mit ihm...* Yamato schüttelte den Kopf, wie um diese Gedanken zu verscheuchen. *Was Tai wohl gerade macht?* Bei dem Gedanken an Tai begann es in Yamatos Bauch zu kribbeln und sein Herz schlug eine Spur schneller. *Es beginnt wieder. Verdammt, ich hab das vor 2-3 Jahren schon durchmachen müssen! Irgendwie hasse ich dieses Gefühl...* Matt klopfte sich auf den Bauch. Erfolg hatte er damit keinen. "Ich hasse es, ich hasse es!! Andauernd dieses Gekribbele! Hmpf!" Die beiden Kakaotassen waren inzwischen wieder sauber und trocken. Yamato stellte sie in den Küchenschrank zurück. *Hoffentlich kannst du dich bald an mich erinnern, Taichi. Aber ich glaube, im Moment ist es besser, wenn du nicht weißt, was geschehen ist...* Matt betrachtete den klaren Sternenhimmel durch das geschlossene Küchenfenster. Er selbst spiegelte sich darin. Die Küche und die erleuchtete Stadt überschnitten sich zu einem Szenario, über das Yamatos Gestalt zu wachen schien. "Bin wieder zu Hause..." Taichi lies die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er sah noch immer auf den Brief. "Hi. Hast du die Briefe aufgegeben?" "Hmhm... Hab ich... Ich geh in mein Zimmer." Mit diesen Worten verschwand lies Tai seine Mutter einfach stehen. Verwundert sah sie ihm nach. Seit einiger Zeit war ihr Taichi sehr seltsam. So ruhig kannte sie ihren Sohn gar nicht. Tai setzte sich auf sein Bett. Der Brief von Yamato brachte ihn ins Grübeln. Er musste ihn kennen. Irgendwoher... *Wenn ich mich doch nur erinnern könnte... Verdammter Mist... Warum ausgerechnet ich?* Aus irgendeinem Grund traten in Taichis Augen Tränen. Plötzlich fühlte er sich einsam und allein. Er schlang die Arme um seine Knie und sah aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne und die Vögel zwitscherten. Entfernt hörte er, wie die Autos auf dem Highway hupten. Er schien wie in Zeitlupe umzufallen. Die Matratze federte seinen Körper ganz sanft, als er aufschlug. In derselben Pose wie zuvor verharrte er so und seine leisen Tränen nässten den Bettbezug. *Warum vermisse ich dich nur so?? Warum nur?? Ich kenne dich doch nicht einmal. Ich wünschte, du wärest hier und würdest mich trösten. Oder einfach nur mit mir reden. Ich wünschte, ich könnte dich berühren, spüren, wie du mit deinen zarten Fingern über meine Haut fährst. Ich wünschte, du würdest mich küssen. Warum bist du soweit weg?? Verdammte scheiße...* Taichis Körper entspannte sich. Seine Tränen waren versiegt. "Warum weine ich denn überhaupt?? Es bringt doch eh nichts. Was hab´ ich eigentlich für einen Scheiß gedacht?" Er setzte sich wieder auf und zog, um sich abzulenken, Block und Stift zu sich. Dann krakelte er ein bisschen darauf rum, bis er schließlich seine Gedanken aufzuschreiben begann. Es tat einfach nur gut, sich etwas von der Seele zu schreiben. Es war zwar nicht viel, noch nicht einmal ein richtiges Gedicht, wie Tai fand, aber es nahm ihm dann doch einen Teil der Last, die er auf seinen Schultern lasten fühlte. *Ich wünsche mir wirklich, dass du da wärst...* Taichi betrachtete noch einmal den Brief von Yamato und seufzte dann. Seine Mutter klopfte an die Tür. "Ja bitte?" "Tai? Wir fahren dann. Bist du sicher, dass du allein zurecht kommst? Du kannst immer noch gerne mitkommen." "Nein, aber ich hab wirklich keine Lust, mir das ganze Getratsche anzuhören." Er grinste. "Na gut. Kari fährt aber jetzt doch mit." "Hast du sie überreden können? Mich kriegen da keine 10 Pferde hin." Seine Mutter seufzte. "Wenn du meinst. Also... mach `s gut." "Ja. Viel Spaß!!" Erleichtert ließ Tai sich wieder auf sein Bett fallen. Bis jetzt hatte er befürchtet doch zu irgendwelchen weitschichtigen Verwandten aufs Land fahren zu müssen. Endlich gehörte das Haus für 2 Wochen ihm ganz allein. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Und als erstes würde er sich jetzt was zu Essen machen. Lässig warf Yamato sich die Jacke über. Sie baumelte an einem Finger seinen Rücken hinunter. Die Sonne schien es noch einmal gut zu meinen, bevor der Winter endgültig einbrach. Matt zückte seine Sonnenbrille und setze sie auf. Dann schlenderte er die Einkaufspassage entlang. Er brauchte unbedingt noch einen Anzug für den Abschlussball des Tanzkurses. Er betrat die nächstbeste Boutique. "Guten Tag. Kann ich ihnen behilflich sein?" Sofort kam eine aufgetakelte Verkäuferin zu ihm. "Ich brauche einen Anzug." "Schön, schön. Welcher Anlass? Gehen sie allein hin oder in Begleitung? Was trägt die Begleitperson?" Die aufdringlich piepsige Stimme der Verkäuferin ging ihm schon jetzt auf die Nerven. "Hören sie zu: Ich brauche einfach nur einen Anzug. Okay?" Die Verkäuferin schien leicht eingeschnappt. "Wie sie meinen. Folgen sie mir bitte." Matt seufzte und folgte ihr tiefer in die Boutique hinein. Dabei fiel ihm auf, dass sie sich wohl nur mit Mühe in den Minirock gezwängt hatte, den sie trug. Sie zog einen Anzug von einem Kleiderständer und drehte sich um. Yamato fiel das Schild an ihrer Bluse auf, auf dem ihr Name stand. "Wie gefällt ihnen dieses Modell? Einfach und schlicht. Und dazu das passende Hemd. Sie drehte an einem Hemdenständer und zog ein Hemd vom Bügel. "Bitte. Dort hinten sind die Kabinen." "Danke." Er ließ sich von ihr die Sachen reichen. Unterm Gehen begutachtete er den Anzug und das Hemd. *Geschmack hat sie ja. Das muss man ihr lassen.* Der Stoff des Anzugs war einfach und in einem dunklem blau gehalten, das fast schon schwarz war. Auch das weiße Hemd mit dem breiten Kragen und den langen Ärmeln gefiel ihm. Fast wäre er in ein Mädchen hineingerannt, dass sich in einem Abendkleid vor einem Spiegel misstrauisch drehte. "Oh! Entschuldigung!" "Macht doch nix." Matt betrachtete sie genauer. "Mizael?" "Hi Matt. Hab dich mit der Sonnenbrille gar nicht erkannt. Kaufst du dir einen Anzug?" Er nickte. "Du hast dir die Haare abschneiden lassen.", bemerkte Yamato unnötigerweise. Mizaels lange Haare waren einem frechen Kurzhaarschnitt gewichen. "Ja. Aber ich bin mir nicht sicher, ob 's gut aussieht..." Nervös fuhr das Mädchen sich durch die Haare. "Natürlich sieht das gut aus. Kaufst du dir ein Kleid?" "Nun ja... Irgendwie finde ich nichts passendes... Außerdem... er hat mich noch immer nicht gefragt." Sie seufzte und sah enttäuscht zu Boden. "Keine Sorge. Das wird schon noch." Matt lächelte sie aufmunternd an. Mizael sah genauso traurig aus, wie er sich fühlte. "Na komm. Ich probier nur das hier schnell an und dann suchen wir für dich eine passende Abendgarderobe." Yamato strich ihr die aufkommenden Tränen aus den Augen. "Danke, Matt." Überschwänglich fiel sie ihm um den Hals. Zuerst wusste Matt nicht, wie ihm geschah, dann aber schloss auch er die Arme um ihren zierlichen Körper. "Du tust soviel für mich... Ich kann dir das sicher nie alles zurückzahlen.", schluchzte sie. "Hey, für was sind Freunde denn da? Jetzt hör auf zu weinen." Ein seltsames Klicken ließ Yamato aufhorchen. Durch seine blonden Haaren, die ihm strähnig ins Gesicht hingen sah er sich suchend um. Doch er konnte niemanden entdecken. Da! Schon wieder. Yamato wurde nervös. Wenn er etwas hasste, dann war es dieses hektischen Klicken, dass von den Fotoaperraten kam, welche die Reporter immer mit sich trugen. Mit sanfter Gewalt drückte er Mizael von sich weg. Ihre Augen waren noch immer tränenverhangen und er reichte ihr ein Taschentuch. Anscheinend hatte sie das Klicken nicht gehört. *Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein. Ich sollte dringend mal wieder durchschlafen. Diese ganze Geschichte bringt mich noch um den Verstand.* Und mit "dieser Geschichte" meinte er nichts anderes als die Briefe, die er und Taichi sich schrieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)