Mimiko no Miko von Jarmina (Mimiko die Priesterin) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es war ein kühler Frühlingsmorgen. Die Vögel begannen allmählich zu erwachen und leise ihr Morgenlied zu singen, während die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Laubdach des Waldes drangen und komplexe Schattenmuster auf der feuchten, moosbedeckten Erde erscheinen ließen, die sich im Rhythmus der leichten Windstöße, die das Laub zum Rascheln brachten, bewegten. Schritte, so leise, dass nur die Bewohner des Erdbodens sie spüren konnten, wenn sie über ihnen auftrafen, bewegten sich langsam entlang des ungekennzeichneten Pfades zu einer der großen Siedlungen außerhalb des heiligen Waldes. Hellblauer Stoff streichelte im Vorbeiwehen die kleinen Blumen und Sträucher, an denen die Verursacherin der Schritte vorüber kam, ohne auch nur einen Halm oder ein Blatt zu verletzen. Dort, wo ihre nackten Füße den Boden berührten, sprossen neue Keime aus dem Erdreich, erweckt durch die wundersame Macht der Gazara-Priesterin, deren Berührung die Lebenskraft aller Lebewesen zu verstärken vermochte. Die rotblonde Priesterin blieb andächtig auf einer kleinen Lichtung stehen, als die Sonne langsam hinter den Bergen auftauchte und der Himmel sich in ihrem Umkreis hellorange färbte. Wie alle Schwestern des Gazara-Ordens ehrte sie den Moment vom Aufgang der Sonne, ohne deren Licht kein Leben bestehen konnte. Um sie herum wurden die Geräusche von erwachten Tieren immer zahlreicher und lächelnd betrachtete sie eine Familie von Füchsen, deren Junge vorwitzig aus ihrem Bau herausschauten, um die seltsame blaugewandete Gestalt zu betrachten. Ihre Eltern hielten sie nicht zurück, da sie instinktiv wussten, dass die Priesterin keine Gefahr für sie darstellte. Die kleinen Füchse pirschten sich neugierig an die lächelnde Frau heran und beschnüffelten interessiert den blauen Stoff, der neben deren nackten Füßen herabhing. In Gedanken segnete sie die Jungen, als sie sich herabbeugte, um ihr samtiges Fell zu streicheln, damit sie gesund und kräftig heranwachsen würden. Dann setzte sie in schwebendem Gang ihren Weg fort. Gegen Mittag erreichte die junge Frau endlich ihr Ziel: Die Stadt. Es war ungewöhnlich für die Gazara-Priesterinnen den heiligen Wald zu verlassen, da sie schnell krank wurden, wenn sie nicht von genügend Leben umgeben waren. Denn soviel Leben sie schenkten, soviel Lebenskraft mussten sie aus der Natur wieder aufnehmen, um nicht selbst zu sterben. Es war ein ewiger Kreislauf, in dem die Ordensmitglieder dem Leben halfen sich zu verbreiten und bestehen zu bleiben, und dafür die Energie aus sterbenden Wesen absorbierten, um daraus Neues entstehen zu lassen. Die Priesterin blieb in einiger Entfernung vor den Stadttoren stehen und zog sich aus Weidenzweigen geflochtene Schuhe an, da es sie schmerzte, wenn die Pflanzen, die sie passiv durch ihre Berührung beschwor, von den Menschen in der Stadt achtlos zertreten wurden. Das Gefühl der Schuhe an ihren Füßen war furchtbar beklemmend. Dennoch tauschte sie auch ihr seidiges blaues Kleid gegen eine kratzige graue Kutte mit Kapuze ein, um nicht zuviel Aufmerksamkeit unter den Stadtbewohnern zu erregen. Dann schritt sie, durch das einengende Gefühl der Schuhe an ihren Füßen etwas unbeholfen zu den zwei Stadtwachen, die dafür sorgten, dass kein normaler Bürger den heiligen Wald betrat, der nur den Priesterinnen vorbehalten war. Als die zwei Männer die Gestalt näher kommen sahen, zückten sie ihre Schwerter und bauten sich möglichst bedrohlich auf, um der näherkommende Erscheinung zu demonstrieren, wie ernst es den Stadtbewohnern mit dem Schutz des Waldes war. Und auch, um sich selbst etwas Mut zu machen. Als die Frau bei den beiden Wachmännern angelangt war, blieb sie einen Meter vor ihnen stehen und verneigte sich leicht, zum Zeichen ihrer friedlichen Absichten. Dann folgte angespannte Stille. Die beiden Männer versuchten mit Blicken untereinander auszumachen, wer den Test über sich ergehen lassen musste, ob es sich bei der Frau um eine Gazanerin handelte. Einem der beiden stand vor Angst der Schweiß auf der Stirn, deshalb entschied sich die Priesterin für seinen Partner, um ihre Identität zu bestätigen. Als sie einen Schritt auf die ausgewählte Person zu machte, stellte diese sich kerzengerade vor ihr auf und biss die Zähne zusammen. Selbst von dem Abstand aus, der zwischen ihnen bestand, konnte die Frau seinen heftigen Herzschlag spüren. Sie bemühte sich, es rasch hinter sich zu bringen und schob den Ärmel ihrer weiten Kutte zurück um ihn mit der bloßen Hand an der Stirn zu berühren. In dem Moment, als ihre Fingerspitzen auf die Haut des Mannes trafen, brach eine Flut von Empfindungen über ihn herein; Er fühlte die zarte Berührung von Grashalmen, kaltem Wasser, warmen Sonnenstrahlen, sanftem Wind, die trippelnden Schritte von Insekten auf seiner Haut, dazu den Geruch von Blumen, Erde, modrigem Holz, Tannennadeln und die Geräusche von Tieren, Blättern und prasselndem Regen, die einer Art summendem Herzschlag gleichkamen und sein Bewusstsein vollkommen überfluteten. Nach zwei Sekunden zog die Priesterin ihre Hand wieder zurück und der Mann sackte überwältigt auf die Knie vor ihr. Da sie in Gegenwart der Priesterin nicht zu sprechen wagten, bedeutete die andere Wache ihr mit einer Handbewegung, dass sie passieren durfte und öffnete für sie das Tor. Die ehrfürchtigen Blicke der zwei Männer im Rücken, betrat die junge Frau nervös das dreckige Kopfsteinpflaster der Stadt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)