Aneinander Vorbeigelebt von abgemeldet (Wenn man sich nach langer Zeit wiedersieht...) ================================================================================ Krankenhausbesuch ----------------- Neji wartete auf eine Reaktion der beiden, doch nichts geschah. Beide schienen ihren eigenen Gedanken nach zuhängen. „Was ist denn nun mit Gai-sensei?“, fragte er etwas ungeduldig. „Er-“, begann Lee, brach aber ab. „Er liegt im Krankenhaus“, half Tenten ihm. Ihre Stimme zitterte etwas, doch sie sah Neji fest in die Augen. „Er hat sich etwas verändert nach all der Zeit.“ „Was ist denn passiert?“ „Er hatte einen schweren Angriff auf einer Mission und deswegen ist er nicht mehr ganz der Alte.“ „Ich sollten ihn besuchen gehen“, sagte Neji nachdenklich. „Kommt ihr mit?“ Lee nickte schweigend und Tenten stimmte murmelnt zu. Gemeinsam gingen sie durch Konoha. Lee hatte seine drei Schüler nach Hause geschickt und Miyu saß ruhig im Kinderwagen, den Lee mit einer Hand schob. Sie war immer sehr brav, wenn ihr Vater in der Näge war. Immerhin sah sie ihn kaum und war wollte, dass er sie von der besten Seite sah. Tenten wunderte es immer wieder, wie klug und aufmerksam ihre dreijährige Tochter doch war. In der anderen Hand hielt er die Tentens Hand. Neji ging schweigend neben Tenten her und beobachte sie aus dem Augenwinkel. Ihm fiel schnell auf, dass Lee und sie sich nicht in der Öffentlichkeit küssten. Auch sonst machen sie kaum bemerkbar das sie ein Paar waren. Sie hielte nur ihre Hände und das zeigte schon genug wie sehr sie einander vertrauten und schätzten. Neji kannte so eine tiefe Bindung nicht. Sie sprachen kein Wort, nur Miyu plapperte vor sich hin, und doch schienen sie sich blind zu verstehen. Schließlich waren sie auch über vier Jahre verheiratet, da muss man doch den anderen kennen und vertrauen für ihn haben. Innerlich tobte Neji vor Wut und Neid, aber nach außen hin war er der Desinteressierte. Er sah zu Miyu und stellte sich augenblicklich vor wie Tenten und Lee sich liebten, so wie Neji und sie sich gestern Mittag geliebt hatten. Ihm wurde bei dem Gedanken leicht übel und er verdrängte diesen Gedanken schnell. Man sollte sich lieber nicht vorstellen wie zwei andere Personen Sex haben. Er sah wieder unauffällig zu Tenten. Sie hatte sich wirklich verändert. Sie war faszinierend hübsch und eine freundliche, fröhliche junge Frau. Und Lee war viel reifer als früher. Was mit Gai geschehen war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er sich auf das schlimmste einstellen musste... Sie erreichten das Krankenhaus und fuhren in den dritten Stock. Es hatte den Anschein das die beiden wussten wo sie hin mussten, denn keiner der beiden zögerte oder sah sich um. Mit sichereren und bestimmten Schritten erreichten sie Gais Krankenzimmer. Lee öffnete die Tür und die vier traten ein. Neji hatte sich schon die schlimmsten Vorstellungen gemacht. Das Gai eingegipst dort lag, das er offene Wunden oder verkohle Haut hatte, aber nichts. Er lag bloß im Bett und schlief. Er sah aus wie früher, nur seine Haut war etwas gealtert, was wahrscheinlich eher am Alter selbst als an einem Angriff lag, und er trug statt seinen üblichen grünen Anzug ein weißes Krankenhaushemd, was aber auch nicht sonderlich unüblich war. „Gai-sensei?“, fragte Tenten sachte. Dieser öffnete träge die Augen, wahrscheinlich hatte er gar nicht geschlafen sondern sich nur ausruhte, und erblickte seine Schülerin. „Meine Liebe“, sagte er leise und streckte schwach die Hand aus. Tenten trat näher, nahm seine Hand und setzte sich auf die Bettkante. „Wie geht es Ihnen?“, fragte sie behutsam. „Bestens“, murmelte Gai und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Stimme war schwächer als früher und doch hatte sie den gleichen Charme. „Gai-sensei. Neji ist da“, sagte sie in einer angenehmen Lautstärke und deutete auf Neji, der etwas abseits im Zimmer stand. Lee stellte den Kinderwagen ans Fenster und hob Miyu hoch. „Neji?“, murmelte Gai und drehte den Kopf. Ihre Blicke trafen sich und einen kurzen Moment herrschte Schweigen. „Tut mir leid“, sagte Gai und sah Tenten an. „Ich kenne diesen Mann nicht.“ Sie nickte verständnisvoll und stand auf. „Ich hol Ihnen einen Tee, ja?“ Sie drückte kurz Gais Hand und ließ ihn dann los. „Komm eben mit, Neji“, murmelte sie und dieser nickte. Lee setzte Miyu aufs Bett und diese umklammerte sofort fröhlich Gais Hand. Tenten lächelte Lee kurz zu und ging dann mit Neji nach draußen. Sie schloss sachte die Tür und sah Neji an. „Ich hoffe es ist kein zu großer Schock für dich“, sagte sie mit einer Stimme, die keine Spur des Zaubers hatte wie gerade. „Ehrlich gesagt versteh ich nicht ganz“, gab Neji offen zu. „Lass es mich so ausdrücken: Gai-sensei hat sein Gedächtnis verloren. Er erinnert sich nur noch an einzelne Personen und Schauplätze. Lee hat er auch vergessen, also ist es nicht so schlimm das er dich auch vergessen hat“, sagte sie tonlos und spulte es runter als ob sie es schon einigen Leuten erklären musste. „Verstehe.“ „Und er kann sich nicht mehr richtig bewegen. Er ist sozusagen steif. Er kann nur noch seine Hände, Arme und sein Gesichtsmuskeln bewegen. Der Rest ist gelähmt und man weiß noch nicht ob das bleibend ist oder schon morgen verheilt ist. Die Ärzte wissen es einfach nicht“, fügte sie kaum hörbar hinzu. „Trotzdem ist er noch nicht aus der Lebensgefahr raus. Sein Stand ist noch sehr kritisch und auch sonst ist es ein Wunder das er überhaupt noch lebt.“ „Aber er sah doch okay aus“, sagte Neji irritiert. „Er hat schwere innere Verletzungen und die Ärzte können sie nicht schließen. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit bist er... stirbt“, murmelte sie und ihre Stimme drohte zu brechen. Neji nickte. Eine Krankenschwester kam durch den Gang und begrüßte Tenten freundlich. Sie ging in Gais Zimmer und schickte Lee und Miyu kurz raus um die Kontrolluntersuchung durchzuführen. „Wieso kann sich Gai nur an dich erinnern?“, fragte Neji Tenten. Diese zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht ob es dafür einen Grund gibt. Ich glaub nicht“, gab sie unsicher zurück. Plötzlich kam die Krankenschwester aus Gais Zimmer gestürmt. „Ein Arzt! Wir brauchen hier einen Arzt!“, schrie sie und rannte den Gang entlang. Tenten, Neji und Lee, mit Miyu auf dem Arm, stürmten ins Zimmer und aus Gais Mund floss Blut. „Tenten“, sagte Gai und noch mehr Blut floss raus. Er streckte die Hand nach ihr aus. Lee drückte Miyu mit dem Gesicht sachte an seine Brust um ihr diesen Anblick zu ersparen. Tenten ging zu Gai und nahm seine Hand. „Gai-sensei“, sagte sie schwach. „Tenten. Meine Kleine“, sagte er kaum hörbar. „Du musst auf dein Herz hören. Egal wie unsinnig es ist, du musst drauf hören. Sonst bereust du es irgendwann noch.“ Tenten nickte und ihr schossen Tränen in die Augen. „Hör auf dein Herz“, wiederholte er noch einmal, bevor sein Herz das letzte Mal schlug und er für immer seine Augen schloss... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)