De Marauders von Friedi (Die Gryffindor-Ravenclawsche Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 13: Elina`s Talent -------------------------- James und Sirius hatten sich an diesem Abend ziemlich lange mit Remus und Peter unterhalten. Was so in den Ferien alles pasiert war, was sie alles so gekriegt hatten und andere Kleinigkeiten. Sirius hatte ausführlichst den kleinen Jason beschrieben. Der hatte es ihm so richtig angetan und James konnte es ihm nicht verübeln, denn auch wenn Jason es zu Weilen faust dick hinter den Ohren hatte, er war einfach nur zum Knuddeln. Remus machte seiner schweigsamen Art mal wieder alle Ehre, denn außer ein paar mal Lächeln und ein paar knappe Antworten gab er nicht sehr viel von sich, was James und Sirius etwas sehr merkwürdig fanden. Jaydon, der eben in diesem Moment in den Schlafsaal kam, ging direkt ins Bett, ohne ein Wort zu sagen. "Hey, Jaydon!", rief Sirius. "Was`n dir für ne Laus über die Leber gelaufen?" "Sorry, Leute", entschuldigte sich Jaydon. "Aber meine Weihnachtsferien waren einfach nur Sch***e und ich bin jetzt mit meinen Nerven fix und fertig und am Ende. Ich will einfach nur noch schlafen." Mit diesen Worten zog er den Vorhang seines Himmelbettes zu. Die vier Freunde starrten auf seinen zugezogenen Vorhang, entschieden dann aber weiter zu quatschen und so ging das noch einige Stunden lang. --------------------------------------------------------------------------------- Es war viertel 6 (5:15 Uhr). Zarah Bristow saß in einem Sessel vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs und las. Sie konnte nicht mehr schlafen. Seit einer Weile schon war das irgendwie wie verhext. Aber Zarah war einiges gewöhnt. Sie war den voherigen Abend erst von zu Hause wieder gekommen. Ihre Familie hatte wie jedes Jahr das Weihnachtsfest zusammen verbracht. Wie das nun einmal so ist bei 11 Kindern, irgendie geht es dann immer drunter und drüber. Evelina hatte etwas geschafft ausgesehen, aber sie war ein starkes Mädchen, dachte Zarah sich, wobei sie sich allerdings etwas irrte. "Zari?", ertönte eine leise Stimme. Zarah wandte sich um. Vor ihr stand Elina. "Hey, Evelina", wunderte sie sich. "Was ist los? Kannst du nicht schlafen?" Elina schüttelte den Kopf. "Mein Kopf ist irgendwie so voll von Dingen, die mich beschäftigen, dass ich gar nichts mehr richtig denken kann", erzählte das kleine schüchterne Mädchen und setzte sich ihrer großen Schwester gegenüber. "Geh doch mal zu Madam Pomfrey", schlug Zarah Elina vor. Madam Pomfrey war die Krankenschwester von Hogwarts und sie war allgemein dafür bekannt, dass sie sehr gewissenhaft und liebevoll Schülern und Lehrern mit kleinen und großen Problemchen half. (wobei sich die Problemchen natürlich auf Krankheiten und dergleichen bezogen) "Mir geht`s gut", meinte Elina sekte allerdings ihr Gesicht. Sie bedrückte etwas. Das merkte Zarah. "Evelina?", fragte sie nach. "Hast du was?" "An Weihnachten..." "Ja?" "Da hat sich Mika doch mit Laura gestritten." "Ja, und?" "Nun ja, Mum war mit den Nerven mal wieder am Ende und Dad war noch nicht von der Arbeit zurück ... Und ... da hab ich halt versucht sie auseinander zu bringen. Aber sie haben nicht auf mich gehört. Und dann hat Kay eingegriffen. Und auf ihn haben sie gehört. Bin ich für Mika, Laura und Mara eigentlich eine schlechte große Schwester?" "Wie kommst du darauf? Nur weil Mika und Laura vor Kay mehr Respekt haben? Das ist kein Grund zur Sorge. Ich kann mich bei den beiden auch nicht durchsetzen." "Aber ich habe das Gefühl, dass sie mich überhaupt nicht ernst nehmen. Nicht einmal Mara. Und ihr habt dafür überhaupt keine Schwierigkeiten." "Hey, du bist doch immerhin auch ihre große Schwester. Wieso sollten sie dich denn nicht ernst nehmen? Sie sind halt noch klein und sehr aufgeweckt und deswegen sehen sie dich trotzdem als ihre große Schwester." Elina senkte erneut ihren Kopf. Zarah verstand sie nicht wirklich. Aber das war nicht verwunderlich, denn Elina traute sich nicht zu sagen, dass sie sich allgemein als Nichts fühlte. Meist war sie es, die sich darum kümmern sollte, wenn die Kleinen sich gerade mal wieder in die Haare kriegten, denn ihre großen Geschwister hatten meist im Haushalt die anderen Aufgaben zu erledigen. Doch Mika, Laura und Mara hörten nicht auf Elina. Nie konnte sie irgendetwas bei den dreien bewirken, außer, dass sie sich eventuell noch über sie lustig machten. Und dann war da ihre Mutter, die immer ziemlich abgespannt war, weil es in einem 13-Mann-Haushalt nun einmal viel zu tun gab. Häufig musste sie eingreifen, wenn Elina sich mal wieder verzweifelt mit den Kleinen abmühte und immer, hatte sie Elina hinterher etwas enttäuscht angeseh`n. Bisher hatte nur Remus ihr je gesagt, wie viel sie ihm bedeutete. Auch Lily, Haily und Francy waren immer nett zu ihr und sie hatten sie immer sehrrespectvoll behandelt. Doch ihre großen Geschwister waren immer zu beschäftigt im Haushalt zu helfen und sie hatten Elina noch nie wirklch nach ihren Gefühlen gefragt. War sie ihrer Familie denn eigentlich egal? Elina erhob sich. "Danke, Zari", sagte sie, auch wenn sie sich nicht wirklich besser fühlte. "Ich versuch noch einmal einzuschlafen." Mit diesen Worten ging sie wieder zurück in ihren Schlafsaal und Zarah blickte ihr leicht irritiert hinterher. Sie ahnte nicht, was für ein innerer Konflikt in ihrer kleinen Schwester tobte. Und so machte sie sich nicht alzu viele Gedanken darüber und wandte sich wieder ihrem Buch zu. In ihrem Schlafsaal hatte Elina sich bäuchlinks auf ihr Himmelbett gelegt und den Vorhang zugezogen. Im Licht einer kleinen Leselampe hatte sie ihren Zeichenblock und Bleistift herasgeholt und angefangen zu zeichnen, was ihr gerade im Kopf herum geisterte. --------------------------------------------------------------------------------- Der erste Januar im neuen Jahr war ein Samstag. Somit hatte Elina es nicht eilig aus dem Bett zu kommen. Irgendwann, so gegen kurz vor 10 Uhr stand sie dann jedoch auf und zog sich an. Sie würde noch für die Schule lernen müssen, denn sie hatte es nicht geschafft sich über die Ferien irgendetwas anzugucken. Dafür hatten ihre kleinen Geschwister ihr viel zu viel Brot gegeben. Als sie also fertig angezogen war, ging sie in die Bibliothek, wo sie hoffte auch Remus zu treffen, denn sie hatte ihn vermisst. Als sie jedoch in der Bibliothek ankam, saß niemand von ihren Freunden hier. Sie lies einen kaum hörbaren Seufzer vernehmen und setzte sich dann aber auf einen Platz im hinteren Teil der Bibliothek. Hier konnte man sich prima aufhalten, ohne dass man alzuviel gestört wurde. "Hey", sagte eine sanfte Stimme nach ein paar Minuten. Elina blickte auf. Lily war dazugekommen. "Schöne Ferien gehabt?", erkundigte sie sich. Elina schüttelte den Kopf. "Meine kleinen Geschwister haben sich gestritten", erzählte sie. Und dann fiel ihr gesamter innerer Konflikt irgendwie aus ihr heraus. Sie wusste nicht, warum sie sich gerade jetzt öffnete, oder ob Lily das alles überhaupt interessierte, doch sie redete einfach darauf los. Als sie zu Ende geredet hatte, hatte sie das Gefühl, dass Lily sie jetzt sicher gleich auslachen würde, doch Lily lachte sie nicht aus. "Hast du mit deinen Geschwistern je schon einmal darüber gesprochen?", fragte sie ernst. "Ich hab versucht mich mit meiner Schwester Zarah darüber zu unterhalten", antwortete Elina betrübt. "Aber ich habe mich nicht getraut ihr die ganze Geschichte zu erzählen." Mittlerweile kam sich Elina schon richtig dämlich vor. "Ich glaube nicht, dass du ihnen egal bist", meinte Lily. "Das wäre schrecklich. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlen musst, aber vielleicht solltest du dich deinen Geschwistern wirklich einfach mal öffnen." Elina blickte zur Seite. "Wenn du Hilfe brauchst, ich bin auch gerne für dich da", bot Lily an. Elina antwortete nicht. Sie war zu schüchtern, um irgendetwas in dieser Situation zu sagen. Nun setzte sich auch Remus endlich zu ihnen und er setzte sich neben Elina. "Hey!", grüßte er offensichtlich glücklich darüber, sie wieder zu sehen. "Wie waren eure Ferien?" Lily erzählte ihm zuerst von ihren Ferien, wandte sich dann aber Elina`s Geschichte zu und Remus wurde ernst. Er blickte seine Freundin an. "Elina?", fragte er besorgt. Sie erwiderte seinen Blick und irgendwie schien er ihren Schmerz zu spüren. "Du bist ihnen nicht egal. Da bin ich mir sicher." Dann nahm er da kleine Mädchen zärtlich in den Arm. Elina wurde rot, doch es tat gut von Remus so in den Armen gehalten zu werden. Nachdem sie sich irgendwann wieder aus der Umarmung gelöst hatte, verlief sich das Thema für eine Weile wieder, denn Elina musste lernen und Remus und Lily halfen ihr dabei. Es war einfacher zu verstehen, wenn Lily oder Remus es ihr erklärten, alls im Unterricht. Am Nachmittag trafen sich die drei erneut in der Bibliothek. Jedoch waren diesmal auch Frany und Haily dabei. Die Bibliothek war im Allgemeinen zum beliebten Treffpunkt der fünf geworden, weill es hier nicht so laut war und man nebenbei imme noch ein wenig lernen konnte, wenn man wollte. Momentan waren sie aber nicht zum Lernen hier. Elina hatte wieder angefangen zu zeichnen, Remus beobachtete sie dabei, Lily las ihr Buch weiter, während Haily und Francy sich unterhielten. "Remus", sah Lily plötzlich von ihrem Buch auf. Er blickte sie erwartungsvoll an. "Du wolltest dir doch meinen "Herrn der Ringe" ausleihen. Ich hab das erste Buch über die Ferien durchgelesen. Wenn du willst kann ich es dir nachher geben." "Danke", freute sich Remus. "Sehr gern." "Was ist der "Herr der Ringe"?", wollte Francy interessiert wissen. "Ein Fantasy-Roman", erzählte Lily. Ist eher ein Muggelbuch, aber es ist sehr spannend." "Ehrlich?", fragte Francy noch immer interessiert. "Ich würd es dann gerne auch mal lesen." "Kein Problem", stimmte Lily zu. "Aber ich hab es, wie gesagt erst einmal Remus versprochen. Aber ich habe zu Weihnachten außer dem zweiten Band von "Herr der Ringe" noch "die unendliche Geschichte" geschenkt bekommen. Das Buch soll auch sehr schön sein. Solange ich hieran lese kannst du gerne die unendliche Geschichte lesen, wenn du willst." "Gerne", freute sich Francy. "Ich geh dann nur kurz die beiden Bücher holen, okay?", meinte Lily, legte ein Lesezeichen in ihr Buch und legte es auf den Tisch. Dann ging sie aus der Bibliothek. Elina währenddessen zeichnete ohne sich dabei stören zu lassen. Sie las zwar auch ab und zu gerne und sie hatte natürlich auch zugehört, aber sie brachte sich eher selten in Gespräche ein, was größtenteils ihrer Schüchternheit geschuldet war. Remus sah sich das Bild an, das sie gerade fertig bekommen hatte. Es zeigte eine Elfenfamilie auf einer Waldlichtung. Auf den ersten Blick war es einfach wunderschön. Elina konnte sehr gut mit Bleistiften und Farbstiften umgehen und die Farbauswahl war sehr schön gewählt. Auf dn zweiten Blick jedoch war Elina`s innerer Konflikt deutlich zu sehen. Die meisten der Elfenfamilie wirkten majestätisch und glücklich. Nur eine war klein und zerbrechlich und saß ein wenig abseits von den anderen an einem kleinen Bach und spielte mit Blumen. Sie wirkte eher etwas traurig. Die anderen Elfen beachteten sie nicht. Auffallend war auch, dass Elina genau 13 Elfen gezeichnet hatte und sie wahrscheinlich ihrer Familie entsprechen sollten. Remus blickte die Zeichnung ernst an. "Darf ich auch mal seh`n", fragte Haily. Remus reichte ihr das Bild. "Oh mann, das ist ja wunderschön", lobte Haily und Francy blickte ihr über die Schulter. "Ganz deiner Meinung", stimmte Francy zu. "Elina, wo hast du so gut zeichnen gelernt?" "Ich beobachte viel", erzählte Elina schüchtern. "Ich hab es mir selbst beigebracht." "Soll die Stimmung ein wenig traurig wirken?", fragte Haily plötzlich. "Die eine Elfe wirkt etwas bedrückt, weil sie nicht bei den anderen ist." "Hast recht", meinte Francy. "Und im Gegensatz zu den anderen auch sehr zerbrechlich und sensibel. Es wirkt etwas einsam, aus Sicht der kleinen Elfe. Was sagst du dazu, Remus?" Remus erzählte den beiden, was Elina an diesem Vormittag zu Lily gesagt hatte, und davon, dass er das Bild als eine Art Spiegel ihres inneren Konfliktes interpretierte. Haily und Francy sahen Elina, die ihr Gesicht bereits wieder gesenkt hatte, besorgt an. Lily kam zurück und reichte Remus und Francy die Bücher, die sie sich ausleihen wollten. Das Gesprächsthema wandte sich allerdings Elina zu. Sie war etwas peinlich berührt so im Mittelpunkt zu stehen, aber irgendwie war es auch angenehm. --------------------------------------------------------------------------------- Die ersten Wochen im neuen Jahr kamen und gingen. Elina war häufig mit Remus und ihren Freundinnen zu sehen. Zu Weilen konnte sie sogar ganz fröhlich sein in ihrer Gegenwart. Dann konnte sie sich sogar aktiv an Gesprächen beteiligen. Der Unterricht lief besser. Sie bekam viel von ihren Freunden erklärt. Manchmal kam sie sich verglichen mit ihren Freunden richtig dämlich vor, aber Remus währte jeden Gedankengang in diesem Punkt ab und er erklärte Elina immer wieder, dass sie alles andere sei, als dämlich. Doch auch der Unterricht konnte seine Schattenseiten haben. In den meisten Fächern waren ihre Freunde natürlich nicht dabei und so hatte sie auch nicht immer Rückendeckung. In Verwandlungen verglich Gonnie sie häufig mit Ken und Kay, die ihre besten Schüler waren. Sie sagte immer, dass die beiden ihr, Elina, gut helfen konnten. Es war eher konstruktive Kritik und Gonnie hatte natürlich nie beabsichtigt Elina damit einzuschüchtern, doch Elina fühlte sich dadurch ihren Brüdern nur noch mehr unterlegen. Noch schlimmer war Zaubertränke. Auch hier waren Ken und Kay einsame Spitze und wenn Sluggy nicht sie als Vorzeigebeispiel nahm, dann zumindest Adriana oder Tino, wobei aber trotzdem meist die Zwillinge erwähnt wurden. Elina beachtete er wenig. Er vergaß sogar ab und zu ihren Namen, was Elina noch mehr einschüchterte. Zwei Wochen nach Neujahr, an einem Freitag Nachmittag, saß Elina alleine in der Bibliothek und zeichnete. Sie war heute sehr kreativ und sie hatte innerhalb weniger Stunden bereits zwei Meisterwerke fertiggestellt und zeichnete nun an dem dritten. Die Bilder schlossen sich nach und nach zu einer Geschichte zusammen. Es ging immer wieder um die kleine Elfe und ihre Familie. Man sah einige Elfensprösslinge in der Schule, wo sie sehr beliebt waren und von Lehrern geschätzt. Nur die kleine Elfe stand immer etwas abseits ubd sah auf manchen Bildern leicht neidisch zu den anderen hinüber. Einmal hatte Elina auch Remus, Lily, Haily und Francy schon mit eingearbeitet, als Engel, die auf die kleine Elfe ein wenig aufpassten. Ihr Trost spendeten, aber Die traurige Stimmung zog sich durch alle Bilder hindurch. Remus machte sich große Sorgen um seine Freundin, denn sie wirkte immer sehr bedrückt, wenn sie zeichnete. Irgendwann, als Elina bereits eine Ganze Bandbreite gezeichnet hatte, fragte Remus sie, ob er die Bilder haben dürfte und sie eventuell mal rumzeigen dürfte. Elina wurde rot. Waren ihre Bilder denn so gut, dass man sie allen präsentieren konnte? Remus bestetigte ihr immer wieder, dass sie ein einzigartiges Talent besaß und schließlich erlaubte sie ihm die Bilder zu präsentieren. Er hatte ihr allerdings versprochen sie dadurch nicht alzusehr in den Mittelpunkt zu rücken, denn er wusste inzwischen, dass sich Elina im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit nicht wohl fühlte. Tatsächlich wollte er eigentlich auch nur ihren Geschwistern einmal die Augen öffnen, denn da sich Elina nicht traute, übernahm er es für sie. Er wollte und konnte einfach nicht warten bis Elina an ihrem inneren Konflikt zerbrach. So nahm Remus die Bilder in einer Mappe mit zu sich in den Gryffindorturm und band die Bilder in ein Bilderbuch ein, um die Bildergeschichte zu unterstreichen, was er noch einmal verseutlichte, in dem er die kleine Elfe Aline taufte und die Geschichte so nannte. Niemand wäre aber von allein darauf gekommen, dass er im Grunde nur Elina`s Namen umgestellt hatte. Well, als er es am nächsten Morgen den Gryffindors gezeigt hatte, war Lily natürlich darauf gekommen. Aber sie war auch die einzige, die wusste, dass Elina die Bilder gezeichnet hatte. Remus veranstaltete eine Umfrage. Wie wirkt die Bildergeschichte auf den Betrachter? Was könnte der/die Zeichner/in dabei empfunden haben? In welcher Rolle sieht er/sie sich selbst? Angenommen, ein Familienmitglied des Betrachters wäre der/die Zeichner/in. Wer wäre es? Was schließt der Betrachter aus den Bildern für seine eigene Familiensituation? Remus` Plan ging auf. Da er ihren Namen nicht erwähnte und jedem die gleichen Fragen stellte, vermutete wirklich niemand Elina hinter diesen Bildern. Im Falle von Liza, Ken und Kay hätte Remus sich das allerdings gewünscht. Leider betrachteten die drei die Geschichte nur aus der Sicht der Familie, was Remus vorerst erst mal so hinnahm. Vor dem Frühstück befragte Remus noch die Ravenclaws und Hufflepuffs zu der Geschichte. Zu seiner Freude waren Liza, Ken und Kay dabei, als die anderen Bristows die Bilder interpretieren sollten, weil sie die Meinung ihrer Geschwister wissen wollten. "Hast du diese Bilder gezeichnet?", wollte Adriana Bristow von Remus wissen. "Nein", antwortete dieser. "Ich verrate vorerst auch nicht, wer sie gezeichnet hat, weil ich mir nicht sicher bin, inwiefern es die Interpretation beeinflusst. Darf ich euch dazu ein paar Fragen stellen?" "Schieß los!", erwiderte Adriana. "Also", begann Remus. "Das zeichnerische Talent steht außer Frage. Es geht rein um die Interpretation. Was empfindest du, wenn du dir die Bildgeschichte ansiehst?" Adriana blätterte das Buch nachdenklich durch. Ihre Geschwister blickten ihr über die Schulter. "Aus Sicht der kleinen Elfe da, ist es eine eher traurige Geschichte", antwortete sie schließlich. "Sie ist immer etwas abseits von den anderen und auf mich wirkt es, als würde sie gerne dazu gehören." Remus grinste in sich hinein. Die erste von Elina`s Geschwistern hatte schonmal einen Punkt richtig erkannt. "Was könnte der/die Zeichner/in dabei empfunden haben?", fuhr er fort. "Und: In welcher Rolle sieht er/sie sich selbst?" "Wenn das Bild aus Sicht der kleinen Elfe gezeichnet ist, dann wird der/ die Zeichner/in wahrscheinlich sehr einsam und von allen ausgegrenzt sein", antwortete Adriana etwas zögerlich. "Ich hab es eher aus der Sicht der anderen betrachtet", warf Ken plötzlich ein. "Aus der Sicht der anderen wirkt es weniger traurig, das stimmt", überlegte Adriana. Remus, der nicht wollte, dass Adriana ihre bisherige Interpretation noch einmal änderte, fuhr mit seinen Fragen fort. "Wenn es einer deiner Geschwister gezeichnet hätte. An wen würdest du dann denken?" Adriana war nachdenklich geworden. "Ich glaube nicht, dass einer meiner Geschwister so etwas zeichnen würde", erwiderte sie dann. "Wir haten eigentlich immer zusammen." "Und würdest du trotzdem etwas für deine Familie entnehmen?" "Zumindest würde ich den Zusammenhalt noch mehr schätzen", erklärte Adriana. Remus machte sich Notizen. Zumindest war Adriana teilweise in Elina`s Richtung vorgerückt. Tino und Felicia Bristow interpretierten die Bilder nur unwesendlich anders als Adriana. Felicia führte die Überlegung von oben betrachtet, dass eine außenstehende Person die Szenerie betrachten würde. Und somit asoziierte sie Zarah als hypothetische Zeichnerin. Inzwischen hatte Elina sich dazu gesetzt, beobachtete ihre Geschwister allerdings nur, ohne sich bemerkbar zu machen. Zarah war nun an der Reihe und sie betrachtete das Geschehen wieder aus Sicht der kleinen Elfe, setzte die Intention allerdings mit Gefühlen und Ängsten gleich, wobei sie hier bereits von Adriana abwich. "Es muss im realen Geschehen ja nicht direkt so sein, wie dargestellt, oder?", meinte sie. "Wenn es rein um Gefühle und Ängste geht, dann ist es mehr eine leicht übertriebene, aber ernstzunehmende Darstellung." "Und welcher deiner Geschwister könnte das gezeichnet haben?", wollte Remus wissen. "Ich bin mir nicht sicher", antwortete Zarah. "Am ehesten Evelina, aber auf der anderen Seite..." "Wieso Evelina?", wunderte sich Adriana. "Sie wird doch in keinster Weise von uns ausgegrenzt." "Das habe ich auch nicht gesagt", erwiderte Zarah. "Ich habe gesagt, dass es um Gefühle und Ängste geht und das muss nicht mit der Realität gleichgesetzt sein. Wenn man es hingegen wieder nur auf Ängste bezieht, kann man es auch so sehen, dass sie vielleicht Angst hat, dass es so kommen könnte." "Und was würdest du machen, wenn Elina es gezeichnet hätte?", fragte Remus und er machte sich langsam Hoffnungen. "Ich würde wissen wollen, warum sie solche Ängste hätte", erklärte Zarah. "Ich will nicht, dass meine kleine Schwester sich so fühlen muss. Überhaupt: Niemand meiner Geschwister sollte sich so fühlen müssen." "Vertausch mal den ersten und den letzten Buchstaben des Namens auf dem Buchumschlag", fordete Remus sie auf. Zarah klappte das Buch zu. Sie schlug die Hand vor den Mund. Auch die anderen Bristows rissen erschrocken die Augen auf. "Sie hat das wirklich gezeichnet?", wollte Liza wissen und aus ihr war deutliche Besorgnis herauszuhören. Remus nickte. Felicia bemerkte nun Elina, die ihre Geschwister schüchtern anblickte, als wäre sie nicht sicher, ob sie jetzt weglaufen sollte oder ob sie sich bemerkbar machen sollte. "Evy", wandte Felicia sich an Elina. "Warum hast du nie mit uns darüber gesprochen?" Doch Elina senkte nur leicht den Blick zu Boden. Remus beobachtete eine kurze Weile, wie Elina`s Geschwister sich Elina nun mehr zuwandten. Er lächelte. Er hatte erreicht, was er wollte. Und Elina würde nun hoffentlich nicht mehr so traurig sein. Mit einem leichten Lächeln in ihre Richtung (und sie lächelte zurück) packte er seine Notizen zusammen und die Bildgeschichte und ging schon einmal vor zum Frühstück. Er hatte jetzt irgendwie Kohldampf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)