Wolfswege von Inuyasha22 (- Follow your destiny -) ================================================================================ Kapitel 3: The dream ends ------------------------- Kapitel 3: The dream ends Was für eine Art, den Tag zu beginnen! Erst musste sie erfahren, dass ihr eigener Bruder ein gesuchter Schwerverbrecher war, dann genau diese Erkenntnis vor der Stadtwache verbergen und jetzt taten ihr auch noch die Arme vom Schleppen des schweren Einkaufskorbes weh! Großartig. Na wenigstens war sie nicht allein. Dass sie ausgerechnet mit dem zusammen war, den sie eigentlich melden sollte, war ihr zudem egal, schließlich würde es schon niemand bemerken. Gerade saßen sie im Hof, genossen die frische Luft und das leise Gezwitscher der Vögel in den Bäumen.Seite an Seite saßen sie da auf der Veranda, wie ein frisch verliebtes Päärchen. “Sag mal, Kari-ne-chan, du wirkst so abwesend. Hast du irgendwas?“ Hiten sah seine Schwester besorgt an, welche schon der Suffix ‚ne-chan’ völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Wie lange war es her, dass er sie so genannt hatte? Dem war seit schon Ewigkeiten nicht mehr so. Und doch.. plötzlich.. “Nein, es ist nichts..“ Es war natürlich gelogen, innerlich zerfraß sie ihr schlechtes Gewissen fast. Klar, niemand würde es bemerken, doch wenn es jemand sah, waren sie und er erledigt. Die Wachen würden ihn als Mörder und sie als seine Komplizin verhaften und wahrscheinlich töten. Das durfte nicht geschehen, fand sie und stand daher so plötzlich auf, dass ihr Bruder verdutzt zurückzuckte und sie nur aus großen Augen anschauen konnte. „Kari-ne-chan?“ “Geh.“ Dieses eine Wort, es tat ihr mehr weh als ihm. Doch sie wollte es so. Es war besser für alle Beteiligten, ihm selbst eingeschlossen. „Aber.. warum..?“ Er verstand sie nicht, warum sollte er plötzlich nicht mehr bei ihr sein? Eine üble Vorahnung durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag. Da war jemand, eine Aura, Mordlust. Alles in einer einzigen, nein es waren mehrere Personen. Jetzt konnte er es deutlich spüren, vor dem Tor stand wohl eine ganze Horde, welche nichts Gutes ahnen ließen. Nun war er es, der durch sein plötzliches Aufstehen Kari aus dem Konzept brachte, der an ihr vorbeiging, der das Tor öffnete, der wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt vor den Wachmännern stand. “Hallo.“, begrüßte der, dem Hiten am nächsten stand, diesen mit einer gespielten Freundlichkeit, dass es jedem Zuhörenden fast übel wurde. Hiten seinerseits erwiderte nichts, konnte gar nichts erwidern sondern schluckte nur. Doch langsam kehrte seine Selbstsicherheit zurück und er konnte wieder einigermaßen klar denken. “Hey, lange nicht gesehen!“, erwiderte er schließlich den Gruß mit demselben aufgesetzten Pokerface, das der Wachmann vor ihm jetzt verlor. “Hiten Kageyami, Ihr werdet des Mordes in 200 Fällen angeklagt, schwerer Körperverletzung in 131 Fällen und Raubmordes in mehr als 20 Fällen. Auf was plädiert Ihr?“ „Plädieren? Selbst wenn ich sagte, ich wäre unschuldig, würdet ihr mir ja doch nicht glauben, richtig?“ “Richtig.“, antwortete der Anführer grinsend, packte sein Opfer am Kragen und wollte ihn gerade mit sich zerren, da spürte er, dass sich etwas sehr Spitzes in seinen Magen gebohrt hatte. An sich herunterschauend bemerkte er, dass Hiten ihm schlicht die Faust in den Bauch drückte.. und in dieser Faust... “EIN DOLCH..!“, wollte der Wachmann gerade ausrufen, doch sein Versuch endete in einem blutigen Würgen und seinem Zusammenbruch am Boden, was Hiten genug Zeit und Freiraum ließ, an den übrigen Wachen vorbeizulaufen und sich aus dem Staub zu machen. Immer schneller rannte er, ließ die Wachen bald hinter sich zurück und kam dem Wald näher. Sehr gut, hier würde er sich eine Weile verstecken können. Zu Kari-chan konnte er schließlich nicht mehr zurück, er würde sie nur in Schwierigkeiten bringen, die sie nicht verdient hatte. Noch immer folgte er dem Weg, gelangte immer tiefer in den Wald hinein und stieß schließlich durch eine Hecke ins Unterholz. Er würde nicht mehr stehen bleiben, bis ans Ende seiner Tage würde er laufen.. Oder zumindest, bis er außer Reichweite seiner Feinde war. Ein schneller Blick nach hinten, noch während dem Laufen, verriet ihm, dass er nicht verfolgt wurde und er zumindest langsamer werden konnte. Was war bloß los? Woher wussten diese Regierungshunde, wo er war? Verdammt.. Ob Kari-chan..? Nein. Er wehrte den Gedanken kopfschüttelnd ab. Das konnte nicht sein. Sie hatte ihn sicher nicht verraten.. Das würde sie.. nicht.. Mit seinen immer unsicherer werdenden Gedanken wurden auch seine Schritte zögerlicher, dann hielt er gänzlich inne. Ob sie ihn doch an die Wachen verkauft hatte? Aus Angst womöglich? Angst veränderte Menschen, wusste Hiten. Sie machte aus Kriegern Deserteure, aus treuen Mitarbeitern kleine Kinder und ließ vertraute Leute andere verraten. War genau das hier geschehen? Er wusste es nicht, wollte es nicht wissen. Wenn Kari jetzt keinen Ärger bekam, war das die Flucht wert. Und wenn doch...? Wenn die Wachen nur von ihm abgelassen hatten, um Kari statt ihm zu hetzen? Er wollte umkehren, wollte nachsehen, aber seine innere Stimme riet ihm dringend davon ab. Dort hinten, hinter ihm war jemand. Zwar noch entfernt, aber dieser Jemand näherte sich recht geschwind, weshalb Hiten es dann doch vorzog, wieder das Weite zu suchen. Wieder raste er durchs Unterholz, wieder streifte er scharfe Zweige und riss sich blutige Striemen beim Versuch, im selben Tempo weiterzueilen. Nach nur wenigen weiteren Minuten Flucht sah er aus, als hätte er sich mit einer ganzen Horde Schläger geprügelt und war dementsprechend erschöpft. Rennen war ganz klar nicht sein Spezialgebiet, schon als Kind hatte er nie große Ausdauer besessen.. Nein, er beendete krampfhaft den Gedanken, jetzt war nicht die Zeit, um an früher zu denken. Er musste erstmal die Gegenwart überleben, in Zukunft hatte er vielleicht Zeit für Gedankenspiele... Eine Wurzel, ungesehen aber hoch genug, ließ sein Rennen ein abruptes Ende nehmen und Hiten Bekanntschaft mit Mutter Erde machen. Eigentlich hatte er sich etwas abfangen, ja den Sturz sogar vermeiden wollen. Das Problem: Seine Arme reagierten langsamer, als sein Verstand es wollte. So küsste er beim Versuch, sich aufzurappeln, erneut den Boden und blieb frustriert und müde liegen. Klar, wenn jetzt der, der hinter ihm her war, hier ankäme, könnte Hiten nichts dagegen machen, wäre schlicht ausgeliefert. Aber er konnte einfach nicht mehr und schon bald fielen dem unvorsichtigen Schwarzhaarigen die Augen zu. Kari schaute auf. Nicht, dass sie sich sorgte, nicht um ihren Bruder. Der konnte gewiss auf sich selbst aufpassen. Um was machte sie sich dann eigentlich Sorgen? Die Wachen waren auf und davon, vielleicht Hiten hinterhergeeilt, hatten ihren toten Hauptmann mitgenommen und würden bestimmt nicht so schnell wiederkommen. Was also beunruhigte sie so dermaßen? Die Sonne war bereits halb am Horizont verschwunden, bald würde die Nacht hereinbrechen und mit ihr die vielen Sterne.. Sterne, unter denen jetzt bestimmt auch Mutter war, wie sie immer erzählt hatte. Wer stirbt wird zu einem leuchtenden Stern! Wenn ich eines Tages sterbe, passe ich vom Himmel auf dich auf, Kind!, hatte Mutter immer gesagt und dabei gelächelt. Tja, nun war sie tot. Ob sie tatsächlich da oben saß und auf die Welt herabschaute? Ob sie wusste, wo ihr Sohn gerade war? Was der gemacht hatte? All die Jahre? Kari ertappte sich dabei, wie sie einem vorbeiziehenden Raben nachschaute, der einmal laut krächzte um dann in einem Baum zu verschwinden. Und plötzlich, ganz plötzlich überfiel Kari ein starkes Gefühl der Einsamkeit und ebenso wünschte sie sich auf einmal, dass Hiten gesund wiederkam. Dass ihm nichts zugestoßen war. Dass die Wachen ihn nicht erwischt hatten. Dass... *KRACH* Ein lautes Scheppern unterbrach derart penetrant ihre Gedanken, dass sie aufschaute und zum Tor lief. Was, wenn das wieder die Wachen waren? Sie hielt inne, öffnete das Tor nicht. Erst das Maunzen einer Katze gab ihr die Entwarnung, nicht die Wachen, nur ein streunendes Tier, das vielleicht eine Mülltonne umgekippt hatte. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr, für einen Moment hatte sie wirklich Angst gehabt. Dass sie jemand holen kam, oder noch schlimmer, dass die Wachen sie gleich hier töteten.. Sie wusste wieso und sie konnte auch nicht leugnen, Hiten geholfen zu haben. Ihr Herz versuchte scheinbar, einen Rekord im Schnellschlagen aufzustellen, Kari spürte, wie ihr das Blut durch die Adern jagte. Die eiskalte Angst legte sich über jedes Glied, durchzog es wie frostiger Nebel und tropfte herab wie der Schweiß, der auf ihrer Stirn perlte. Ehe sie sich versah, kniete sie auch schon auf dem Boden, hatte das Gesicht in den Händen verborgen und schluchzte leise vor sich hin, von Panik und Sorge überrollt. Kari verweilte noch eine Weile in dieser Haltung, lauschte auf ihr wild pochendes Herz und spürte ganz deutlich einen plötzlichen Stich, der sie einmal komplett durchfuhr. Doch da kein Blut aus auch keiner Wunde spritzte, zumal sie noch immer allein war, wusste sie, dass etwas passiert sein musste. So sprang sie auf, knickte im ersten Moment nochmal ein bevor sie aufrecht stand und voller Elan das Tor aufriss. So schnell sie konnte lief sie die Straße entlang, lief in die Richtung, in die sie ihren Bruder hatte verschwinden sehen. ~Ich muss es wissen.. Da kann ich es noch so leugnen, ich muss wissen, wie es ihm geht!!~ Es war der einzige Gedanke, der ihr Kraft gab, weiterzulaufen. Nicht stehen zu bleiben. Immerzu zu rennen, die ganze Strecke, bis zum Ende des Weges, an dem auch ihr Bruder gewesen war, was Kari natürlich nicht wissen konnte. Das Mädchen sah nur eins; ein unnatürlich groß wirkendes Loch in einer Hecke, wohl von mehreren Personen durchschritten. Dahinter die abgebrochenen Zweige am Boden und teilweise noch an den Büschen und Bäumen baumelnd. Vereinzelt fand Kari auch kleinere Blutspuren, die aber unmöglich aus großen Wunden stammen konnten, dafür waren ihre Mengen doch zu gering. Tröpfchenweise, höchstens. Sie lief weiter, wich im Laufen einer Wurzel aus und übersah dabei die Spuren, die nach dieser Wurzel im Boden zu finden waren, wichtige Hinweise, die sie vielleicht ans Ziel gebracht hätten. Aber dafür war sie zu sehr in Eile, schade für sie, denn dann hätte sie auch rausgefunden, was Hiten schon bald erfahren würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)