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Ka-chans Prosa

von

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Vanitas

Das Leben geht seltsame Wege… Man lernt Leute kennen, man vergisst Menschen. Einige ändern sich so grundlegend, dass es das ganze Umfeld erschrickt. Du hast dich auch geändert. Früher habe ich zu dir aufgesehen, wollte immer nur bei dir sein. Früher konnte mich nichts gegen dich aufbringen, wir waren ein Herz und eine Seele. Früher haben wir zusammen fantasiert und unsere Träume bunt gemalt. Früher…

Was ist davon geblieben?

Heute streiten wir ständig. Schweigen uns an. Oder schreien. Meist am Telefon. Und wenn du keine Argumente mehr hast, legst du einfach auf. Und bombardierst mich dann mit SMS. Weil du weißt, dass ich sie mehr als ein Mal lese. Weil du weißt, dass du mich mit Worten zu Grunde richtest.

Und seitdem du gemerkt hast, dass ich kontere, dass ich nicht mehr das schwache, kleine Mädchen bin, sondern einen starken Rückhalt habe, zeigst du mir die kalte Schulter. Tust so, als sei nichts gewesen. Aber schweigst. Wo sind unsere angeregten Gespräche? Wo ist der Zauber der Vergangenheit hin?

Früher habe ich es geliebt, mit dir im Auto durch die Gegend zu fahren. Heut ist das Einzige, was ich mit dem Auto verbinde, der Gestank von deinem Schweiß und der Zigarettenqualm. Zwei Gerüche, die immer ineinander verschwimmen.

Das Sofa, auf dem du tagelang liegst – schweißdurchtränkt. Das Büro, in dem ich dir damals so gern bei deinen Proben zugehört habe – es steht vor Zigarettengestank.

Alles ist kalt und trist geworden.

Wo ist die Zeit hin, die ich so gern mit dir verbracht habe? Wo ist der Mann, den ich über alles liebte? Der mir die Welt bedeutete? Für den ich meine Mutter verleugnet hatte? Für den ich alles getan habe? Mit dem ich um die Häuser gezogen bin?

Wir waren ein Team. Es gab eine Zeit, da waren wir mehr als zwei Menschen, die sich gut verstehen… Wir waren eins. Und als ich begann, meinen eigenen Weg zu gehen, bist du nicht mehr damit klar gekommen. Dein kleines Mädchen war plötzlich weg. Und du konntest die junge Frau, die aus ihr geworden war, nicht verstehen. Kannst es immer noch nicht. Bist eifersüchtig auf alle, die mit ihr zu tun haben. Redest ihr ein, dass du ihr egal seiest. Dass alle anderen wichtiger sind als du. Dass sie lieber mit anderen zusammen wäre als mit dir. Immer noch eins drauf. Immer noch eins schärfer.

Was ist aus dir geworden, dass du so etwas sagst?

Was ist aus mir geworden, dass du so etwas von mir denken kannst?
 

Mit deinem grenzenlosen Egoismus… Mit deiner Eifersucht – besonders in der letzten Zeit – hast du mehr zerstört, als du ahnst. Gerade du, der du doch immer mit deinen Frauen geprahlt hast, solltest wissen, was Eifersucht für eine Macht hat. Du hast nicht nur die letzten Fäden zertrennt, die mich an dir hielten. Du hast dich entfremdet.

Du hast es geschafft, dass ich in dir nichts mehr sehe. Nicht mehr in dir sehen kann, als einen Fremden. Einen Bekannten, mit dem man mal einen Kaffee trinken geht und der dann wieder aus dem eigenen Leben tritt. Du bist mittlerweile nicht mehr der große, strahlende Held meiner Kindheit. Du bist ein egoistischer, selbstherrlicher Mann geworden, der zu viel vom Leben bekommen hat und zu wenig frei geben will. Und das, was sich von ihm lossagt, wird mit Hohn quittiert. Oder Streit. Oder Kontaktabbruch. Wie schon das dritte Mal in diesem Jahr.
 

Du hast mich verloren. Und ich habe auch verloren.

Ich habe die Person verloren, der ich alles geglaubt hatte.

Ich habe die Person verloren, mit der ich durchs Feuer gehen wollte.

Ich habe die Person verloren, zu der ich jahrelang aufgeblickt habe.
 

Ich habe dich verloren…
 

….Papa.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FroZnShiva
2011-11-10T16:16:41+00:00 10.11.2011 17:16
Wenn man den Sachverhalt nicht vorher kennt (wie ich es tat) dann ist die Wendung am Ende sicher für Einige sehr unerwartet. Wenn man dich und die Situation kennt, ist einem eigentlich sofort klar, wer gemeint ist.

Das Einzige was mich etwas stört:
"[...]konntest die junge Frau, die aus ihm geworden war[...]"
Da sollte wohl lieber ein "ihr" stehen.


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