Der rote Faden von Leira ================================================================================ Kapitel 8: Kooperationsbereitschaft ----------------------------------- So... Guten Tag! Hier also Kapitel acht... was und ob mit Ran etwas passiert, da müsst ihr schon noch warten. ;) Nunja- ansonsten begrüße ich an der Stelle noch Martini und sonoko: Herzlich willkommen und Danke für eure Kommentare zu Kapitel 7! Ein großes Dankeschön selbstverständlich auch an alle anderen Kommentarschreiber. :) Ansonsten... bleibt mir an dieser Stelle nichts mehr zu sagen, außer- setzt euch, lehnt euch zurück... viel Vergnügen! Ich verzieh mich, bis nächste Woche... MfG, eure Leira ________________________________________________________________________________ Der Professor stand ein wenig abseits vom Trubel des Jahrmarkbetriebes, hatte sich ein etwas stilleres Plätzchen gesucht. Die Detektive Boys hatten sich um ihn versammelt und warteten schweigend, schauten ihn nur ernst an. In ihren Augen spiegelte sich Sorge und Furcht. Sie hatten schon viele Fälle mit Conan gelöst, aber dieser hier- das hier war etwas ganz anderes. Und zum ersten Mal begriffen sie, was er gemeint hatte, wenn er diesen Satz gesagt hatte. Ihr seid noch Kinder... ihr solltet nicht hier sein...! Ja, sie waren noch Kinder. Zehn, immerhin, aber doch noch Kinder- Kinder sollten nicht in Mordfälle und Entführungen verwickelt werden. Kinder sollten sich nicht Sorgen machen müssen, dass ein Freund ermordet werden könnte. Er hatte sie raushalten wollen, hatte allein bleiben wollen- sie hatten das nicht zugelassen. Sie wollten seine Freunde werden. Und deswegen waren sie hier, genau dieser Grund war es, der sie trotz ihrer Furcht nicht nach Hause gehen ließ- ihre Freundschaft zu Conan. Oder Shinichi. Wie auch immer. Also standen sie da, Genta und Mitsuhiko hatten Ayumi in die Mitte genommen, und warteten still, regungslos, um Professor Agasa nicht zu stören. Ihr Großvater-Ersatz telefonierte- mit seinen Eltern. Anhand seines bleichen, besorgten und auch schuldvoll dreinblickenden Gesichtes konnten sie ablesen, dass dieses Telefonat kein leichtes war. Gerade eben hatte er Shinichis Mutter gesagt, was ihr Sohn getan hatte- und in welcher Gefahr er sich befand. Dann hatte er lange geschwiegen, einzig und allein die gedämpft herüberwehende Rummelplatzmusik und gelegentliche laute Schluchzer aus dem Hörer waren zu hören. Ayumi schaute auf, beobachtete die Mimik des Professors genau. „Yukiko…“, begann er nun, seine Stimme klang hilflos, strafte die Worte, die er sagen würde, Lügen. „Ich bin mir sicher, alles wird wieder gut. Es wird sich bestimmt wieder einrenken…“ Er schwieg, als sie ihm antwortete, aber der Versuch, sie zu beruhigen, war offensichtlich fehlgeschlagen, da sich die Falten in seinem Gesicht nur noch weiter vertieften. „Yukiko… Yukiko! Beruhige dich doch bitte. Du kennst deinen Sohn doch, ich bin mir sicher... Yukiko? Hörst du mir zu? Yukiko?!" Er atmete tief durch. „Yukiko? Ist… ist Yusaku daheim? Kann ich ihn sprechen, holst du ihn? Bitte?“ Wenige Sekunden später erzählte der Professor die jüngsten Ereignisse erneut. Nach ein paar Minuten legte er schließlich auf, blickte in die fragenden Gesichter seiner jungen Begleiter. „Sie nehmen den nächsten Flieger. Mein Gott… ich hoffe nur, er kommt da heil wieder raus. Nicht auszudenken, was passiert, wenn nicht. Die arme Yukiko ist fast zusammengebrochen… Was hat er sich dabei auch bloß gedacht...?“, murmelte er beunruhigt. Dann schweifte sein Blick hinüber zum Riesenrad, das mittlerweile aufgehört hatte, sich zu drehen. „Also… ihr solltet wirklich nach Hause gehen… eure Eltern machen sich doch bestimmt Sorgen, es ist schon spät und...“ „Wir haben sie bereits von Rans Zuhause aus angerufen und ihnen mitgeteilt, dass wir bei Ihnen übernachten, Professor.“, unterbrach in Mitsuhiko bestimmt. „Und habt ihr ihnen auch gesagt, was ihr hier macht?“, seufzte Agasa geschlagen. Der Grundschüler schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, wo denken Sie hin. Die würden sich doch Sorgen machen und es uns am Ende noch verbieten. Aber wir müssen doch helfen, ihn zu finden…“ Ayumi und Genta nickten zustimmend. Agasa seufzte erneut. „Hmmm..." Er schob sich seine Brille wieder weiter auf die Nase. "Also eines würde mich jetzt mal interessieren. Shinichi hatte nie viele Freunde, und das lag wohl durchaus auch an ihm, er war gern ein Einzelgänger. Außer Heiji und Ran kenn ich keinen, der wirklich mit ihm befreundet ist. Bekannte hatte er viele, aber Freunde... Jetzt sagt mir mal, was hat er diesmal anders gemacht, dass ihr so loyal zu ihm haltet?“ „Was heißt loyal?“, fragte Genta. „Treu.“, antwortete Mitsuhiko. „Du solltest wirklich weniger Zeit mit Essen verbringen und dafür mehr lesen. Lesen bildet, Genta.“ Genta murmelte etwas Unverständliches und warf Mitsuhiko einen finsteren Blick zu. Der jedoch beachtete seinen dicken Freund gar nicht mehr, sondern hatte sich wieder dem Professor zugewandt. „Er hat uns ernst genommen, Professor.“ Ayumi nickte. „Und er war immer nett zu uns. Hat uns geholfen, uns Dinge erklärt…“ „Außerdem war diese Detektivnummer mächtig cool.“, meinte Genta. „Er war schon richtig schlau, Conan.“ „Conan…“, begann Mitsuhiko erneut, „… hat uns nie im Stich gelassen. Und wir werden ihn auch nicht hängen lassen.“ Der Professor kratzte sich am Hinterkopf. „So ist das also.“, murmelte er. Dann schob er sein Mobiltelefon wieder in seine Jackentasche. „Also kann ich euch nicht davon abbringen, bei der Suche zu helfen?“ Die Detective Boys schüttelten den Kopf. Agasa räusperte sich. „Gut… dann gehen wir am besten zu den anderen und sehen mal, was wir tun können.“ Die drei Kinder nickten nur. Ayumi streckte ihre Hand aus und griff nach den Fingern des Professors. Sie fürchtete, dass etwas Schlimmes passiert war. Am anderen Ende der Welt war Yukiko Kudô an der Wand entlang zu Boden gerutscht und weinte. Sie zitterte am ganzen Körper, fühlte sich schlecht, schwach und einer Ohnmacht nahe. Ihr Sohn… Ihr einziger Sohn… … war in diesem Moment vielleicht schon tot… Sie schrie auf, krallte ihre Hände in den Teppich, der den größten Teil der Eingangshalle bedeckte. Yusaku schluckte, starrte an die Wand. Seine Hände waren kalt geworden während der letzten paar Minuten, seine Finger taub und gefühllos… Shinichi… sein Sohn… Nein, das durfte nicht sein. Nicht doch. Nicht er… Er war doch so intelligent, wie konnte er… Wieso hatte er… Es klapperte, als er den Hörer des Telefons fallen ließ, den er immer noch in der Hand gehalten hatte. Das Geräusch riss seine Frau, die in Selbstvorwürfen, Angst und Sorge zu ertrinken drohte, in die Realität zurück. Sie hob ihr tränenüberströmtes Gesicht, blickte hoch zu ihrem Mann, der ihr gegenüberstand, kreidebleich im Gesicht war und sich nun nervös durch die Haare fuhr. Das war ein Alptraum. Ganz sicher. Das hier war doch nie passiert. Oder? „Wie konnte das soweit kommen, Yusaku?“, schluchzte sie. Yusaku blinzelte, fixierte seine Frau mit seinen Augen, und nahm seine Brille ab, wischte sich über die Augen. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, nahm sie wortlos in die Arme. Er wusste die Antwort, aber sie auszusprechen… Er fühlte sich im Stich gelassen… wir waren doch fast nie für ihn da, seit wir aus Tokio weggezogen sind... Das konnte er seiner Frau nicht sagen, das konnte er ihr nicht antun. Nein. „Warum hat er uns nicht gesagt, dass es ihm schlecht ging? Warum hat er sich nie an uns gewandt? Er hat uns damals, als er geschrumpft wurde, ja nicht mal gesagt, was mit ihm passiert war! Was sind wir für Eltern, dass uns unser Sohn seine Probleme nicht erzählt…?“ Yusaku zog seine Frau noch weiter an sich, streichelte ihr wortlos über den Rücken. „Warum hat er sich uns nicht anvertraut?“ Yukiko- Er stand auf, zog sie mit sich hoch. „Hör jetzt auf zu weinen, Yukiko, das hilft ihm auch nicht weiter. Geh du unsere Sachen packen, ich buche den Flug.“, sagte er ruhig. Sie starrte ihn zuerst nur ungläubig an, schluckte schwer. Dann hickste sie. Sie bekam immer Schluckauf, wenn sie geheult hatte. „Du hast Recht. So helfen wir ihm nicht...“, murmelte sie, schluckte schwer. Dann wischte sie sich die Tränenspuren vom Gesicht, nickte, begann die Treppe hoch zu laufen. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er wieder zu sich kam. Jemand kniete neben ihm. Etwas Nasses, Kaltes bewegte sich über sein Gesicht. Shinichi öffnete stöhnend die Augen. Es war Vermouth. Sie starrte ihn an, nahm den nassen Lappen hoch, mit dem sie ihm das Gesicht gesäubert hatte. Er wollte sich aufrichten, von ihr wegrutschen, aber sie drückte ihn mit sanfter Gewalt wieder runter. „Bleib liegen und halt still, ich werd’ dir schon nichts tun, vertrau mir. Ich schaue nur nach, was von dir noch übrig ist.“ Sie versuchte ein Lächeln und fuhr fort, ihm das Blut aus dem Gesicht zu wischen. „Du hattest Glück, deine Nase scheint nicht gebrochen zu sein. Normalerweise ist Gin gründlicher. Aber du hast einige Blutergüsse, Prellungen, Kratz- und Schürfwunden, eine Platzwunde hier an der Lippe…” Sie tupfte hin und ignorierte, als er scharf Luft holte, weil sie ihm wehtat damit. „Da musst du jetzt durch, mein Kleiner.“ Shinichi warf ihr einen düsteren Blick zu und seufzte dann. „Glück gehabt?“, murmelte er ironisch. „Wie sieht die Welt denn aus, wenn ich mal Pech hab?“ Er starrte die weiße Decke über sich an, ehe er die Frage stellte, die ihm schon lange auf der Zunge brannte. „Bist du nicht eine von den Bösen, Sharon? Wie kommt’s, dass du die Seite gewechselt hast? Was tust du hier, warum hast du das Tablett getreten, so dass die Injektionen zerbrochen sind? Und warum, zum Teufel, sollte ich dir vertrauen, du bist eine Mörderin…“ Er wollte von ihr wegrücken, ließ davon allerdings ab, als sich Schmerz vom Kopf aus wie eine Welle in seinem Körper ausbreitete. Ihm tat alles weh. Sie schaute ihn nachdenklich an. „Du hast Recht, für dich gibt es keinerlei Gründe, mir zu vertrauen, allerdings... gibt es für mich jede Menge Argumente, warum ich die ‚Seite wechsle’, wie du es ausdrückst. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so standhaft war wie du… die meisten knicken schon ein, wenn der Boss nur den Raum betritt, der Rest, sobald er den Mund aufmacht. Du bist anders. Du warst unglaublich tapfer, du bist dir treu geblieben, auch wenn du weißt, dass es zwecklos ist. Sie werden dich töten, egal ob du nun auspackst oder nicht. Warum tust du dir das an? Es gibt keinen Grund für dich, das auszuhalten, mehr zu leiden, als du unbedingt musst… Du könntest es sofort beenden… sag ihnen, was sie wissen wollen, und es ist vorbei.“ Der junge Detektiv stöhnte und richtete sich nun doch auf. In seinen Schläfen pochte es. Er starrte sie wütend an. „Ich verrate meine Freunde nicht. Und ich lass mich nicht klein kriegen, ich bettle nicht um Gnade und ich werde ganz bestimmt keinem die Befriedigung geben, mich gebrochen zu haben. Ganz egal, was kommt.” Er hielt sich die Hand an die Stirn, schloss die Augen, wartend, dass der Schmerz wieder abebbte. Sie schaute ihn merkwürdig an, nickte dann zufrieden und tupfte weiter an seiner Lippen herum. „Ich wollte nie, dass sie dir so wehtun. Deshalb hab ich mich mit ihm angelegt, ihr die Spritze aus der Hand geschlagen - womit ich, unter uns gesagt, ihr wohl einen großen Gefallen getan habe- und dem Tablett einen Tritt gegeben. Weil ich dir das Serum ersparen wollte- und damit er dich mal kurz vergisst. Mit Erfolg, wie du weißt.” Unwillkürlich griff sie sich an die Wange. Er blickte sie irritiert an. Dann grinste er zynisch. „Warum dass denn? Bei meiner Mutter warst du nicht so zimperlich, weißt du eigentlich, wie sehr sie um dich getrauert hat? Und… wie entsetzt sie war, als ich ihr die Wahrheit über dich erzählt habe? Du hast ihr Gesicht nicht gesehen, Sharon… als sie erkannte, dass ihre beste Freundin eine Mörderin ist, beinahe ohne mit der Wimper zu zucken ihren Sohn und dessen Freundin umgelegt hätte…“ „Du hast es also herausgefunden... dass ich der Serienmörder war, damals, in New York…?“ Sharon blinzelte erstaunt. Shinichi nickte nur. „Du hättest Ran ermordet, wenn ich nicht gekommen wäre. Das verzeihe ich dir nie…“ Seine Stimme klang leise und drohend. Sie schaute ihm ins Gesicht und erkannte, dass er meinte, was er sagte. Sharon setzte sich auf. „Nun… da du das Thema gerade anschneidest- das war der Moment, als mir jemand Respekt beigebracht hat. Derjenige warst du - ich respektiere dich. Und Angel… Ran. Ein bemerkenswertes Mädchen. Ihr hättet keinen Grund gehabt, mich zu retten, und hättest du mich nicht gewarnt, dass mich die Polizei schnappen würde, hätte ich dich hinterrücks erschossen, als du mit Ran die Treppe hinuntergegangen bist. Was du gesagt und getan hast, hat mich Respekt gelehrt… ich würde ihr und dir niemals etwas antun, und genauso wenig dir, seit jenem Augenblick. Das weißt du, ich hätte dich schon mal töten können, aber ich hab es nicht getan. Außerdem brauchst du mir keine Moralpredigt halten, das hast du erstens schon mal getan und zweitens- ich weiß selber, dass ich… dass ich kein Engel bin. Dass das, was ich hier tue, falsch ist. Dass diese Organisation wie ein verrottender Apfel ist… und ich habe beschlossen, den Laden hier hochgehen zu lassen. Ich hatte dabei eigentlich auf deine Hilfe gehofft...“ „Ja. Sicher.“ Shinichi betastete vorsichtig sein Gesicht und schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch an. „Hör zu, soweit ich weiß, werden sie dich ins alte Lagerhaus am Hafen bringen. In das Leerstehende, das Dritte in der Reihe. Leider weiß ich nicht, warum er dich da drin verfaulen lassen will, aber uns kann es nur Recht sein. Von da könnte ich dich wegbringen-” „Hä?!“ Er blinzelte, starrte sie ungläubig an. „Du willst mir bei der Flucht helfen?“ Vermouth nickte. „Ganz richtig. Und dann werden wir uns zusammen tun und dieser Organisation das Genick brechen…“ Er schaute sie misstrauisch an. Sie konnte den Kampf in seinem Inneren richtiggehend sehen. Allerdings schien er doch recht schnell zu erfassen, dass er ohnehin keine Wahl hatte, als ihr einfach mal zu glauben. „Also schön. Allerdings-” „Ja?” „Allerdings solltest du dir im Klaren sein, dass ich hinter meinen Worten stehe, die ich damals gesagt hab. Ich werd dich in den Knast bringen, egal ob du mir hier raushilfst oder nicht.” „Und nichts anderes habe ich von dir erwartet. Ich wäre enttäuscht, hättest du deinen Meinung geändert, mein Lieber.” Sie lächelte. „Allerdings rechne ich mir gewisse Fluchtchancen aus, wenn ich dich so ansehe...” Er wollte ihr eine schnippische Antwort geben, als ihm jedoch eine andere Sache in den Sinn kam. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. „Sag mal, Sharon, vermissen die dich denn nicht? Wirkt das nicht verdächtig, wenn du solange hier drin bist?” Sie lächelte gewinnend. „Was der Boss nicht weiß, macht den Boss nicht heiß. Sie du lieber zu, dass du am Leben bleibst, den Rest überlass ruhig Tante Sharon…“ Dann ging die Tür auf. Herein kam Gin. Und er sah sie… mit dem Lappen in ihrer Hand. Den Lappen, an dem jetzt sein Blut klebte. „Bitch!“, zischte er und griff nach seiner Waffe. Seine Gesichtszüge waren vor Zorn verzerrt. Auch Vermouth zog instinktiv ihren Revolver, sprang auf, geschmeidig wie eine Katze. „Du dreckige Schlampe! Verräterin! Wenn das der Boss…“ „Ah, Gin, you’ll go blabbing? Wirst du petzen, du kleiner Feigling? Ihr zwei wart immer schon ein geniales Paar, Vodka, die Matschbirne und du… die Männer fürs Grobe, die Prügelknaben vom Boss… für etwas anderes wart ihr eh nie zu gebrauchen.” Sie warf ihm einen düsteren Blick zu. Dann grinste sie ihn provozierend an und zielte mit ihrer Waffe auf sein Herz. "Na, komm schon- geh zum Boss, erzähl ihm was... wir werden ja sehen, wem er glaubt. Ich stehe immer noch eine Stufe über dir, trozt meines kleinen Ausrasters vorhin im Salon..." „Halt die Klappe, oder…!“, fauchte Gin ungehalten. „Oder was? Darling? What? Wirst du mich töten? Mach doch, wenn du dich traust… glaubst du etwa, du machst mir Angst?” Gin war kreideweiß im Gesicht geworden. Dann fielen zwei Schüsse, kurz hintereinander. Was dann geschah, passierte innerhalb von Sekundenbruchteilen. Shinichi sah, wie Gin sich an die Brust griff, röchelte, hörte einen dumpfen Schlag, als er auf dem Boden aufprallte. Gin rührte sich nicht mehr. Er wahr wohl tot. Vermouths Kugel hatte ihn in die Brust getroffen. Das metallische Pling, das zu vernehmen war, ging in dem Geschehen fast unter. Shinichi schrie nicht. Er griff sich nur an die Seite, wo der Querschläger ihn getroffen hatte. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Die zweite Kugel, die aus Gins Waffe abgefeuert worden war, war vom Türrahmen abgeprallt. Er hatte erst im Fallen abgedrückt und deswegen sein eigentliches Ziel verfehlt. Der große Blonde war zu langsam gewesen. Ihm wurde schwindelig. Er schaute zu Sharon auf, die neben ihm stand - in ihren Augen standen Sorge und Entsetzen. „Okay, dann also Plan b. Wir hauen sofort hier ab.“ Sie packte ihn am Arm, knapp unterhalb der Schulter und zog ihn hoch. Er keuchte schmerzerfüllt auf, brauchte ein paar Sekunden, um seine Atmung wieder unter Kontrolle zu kriegen. Dann starrte er sie an. „Wir können noch nicht verschwinden.“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sharon blinzelte. „Warum nicht?“ „Wir haben keine Beweise, und unsere Aussage allein bringt nichts, sonst hätten Shiho und ich doch schon längst etwas unternommen. Ihre Aussage gegen unsere, und wenn wir durch nichts belegen können, dass wir im Recht sind… können wir, die Polizei oder die Staatsanwaltschaft gar nichts tun. Wir kriegen sie höchstens für Körperverletzung dran.“ Er hob müde lächelnd die Arme. „Wenn wir jetzt flüchten, bringt uns das nicht einen Schritt weiter. Sie werden, sobald sie Gins Leiche gefunden haben, den Laden hier dicht machen, die Polizei wird nicht einen Krümel mehr finden. Und wir… sie werden uns jagen, bis sie uns zur Strecke gebracht haben. Gnadenlos.“ Sie verzog das Gesicht. Er hatte Recht. „Also schön.“, murmelte sie. Sharon atmete tief ein. Der Gedanke, mit ihrem verletzten Begleiter hier noch länger zu bleiben, gefiel ihr überhaupt nicht. Allerdings war nicht abzusreiten, dass seine Argumente durchaus für sich sprachen. „Was schwebt dir vor?“ „Wir müssen irgendwie in das Zimmer von vorhin. Du weißt schon…“ „In Cognacs Salon. Ja, ich weiß schon. Nun… wenigstens da scheint uns das Glück hold zu sein. Der Boss…“, sie schluckte. „Nun, er hat gesagt, er müsse weg, wisse nicht wie lange. Also sollte er nicht in seinem Trophäenraum sein, nicht wahr? Aber bevor wir gehen…“ Sie zerrte Gins Leiche in die Zelle, zog ihm seinen Mantel aus und nahm ihm außerdem Hut und Sonnenbrille ab, hielt sie ihrem Mitstreiter hin. Shinichi starrte die Sachen voller Abscheu an. Sharon warf ihm einen strengen Blick zu. „Ich kann mir denken, dass du das nicht anziehen willst, aber das ist hier halt mal Uniform. Du fällst viel weniger auf damit.“ Als er immer noch keine Anstalten machte, die Sachen entgegenzunehmen, setzte sie ihm Sonnenbrille und Hut kurzerhand auf. „Jetzt stell dich nicht so an!“ Sie drückte ihm den Mantel gegen die Brust, woraufhin er ihn, wenn auch äußerst widerwillig und mit einem Ausdruck höchsten Ekels auf dem Gesicht, anzog. Dann sperrte sie die Tür zu seinem ehemaligen Verließ ab. Ihr Glück war, dass es bis zu dem Zimmer nicht weit war. Shinichi ging äußerst langsam hinter ihr her, um nicht außer Atem zu kommen, was jedem, der ihnen begegnen würde, verraten würde, das mit ihm etwas nicht stimmte. Aber noch lächelte ihnen Fortuna- sie begegneten keiner Menschenseele. An der Tür angekommen, hielt Sharon ihren Kopf an die Tür und horchte intensiv. Als sie nichts hören konnte, zog sie einen Schlüssel aus ihrem Mantel und sperrte auf, winkte Shinichi ungeduldig hinein. Er starrte auf den Schlüssel, warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie lächelte nur. „Du weißt doch, ich bin der Liebling vom Boss. Frag besser nicht weiter, cool guy…“ Der junge Detektiv verdrehte nur die Augen. Wahrscheinlich wollte er wirklich nicht wissen, wie sie in die Position gekommen war, einen Schlüssel für dieses Zimmer zu kriegen. Er blinzelte. Nein, wirklich nicht. „Pass auf, dass keiner kommt.“, meinte er nur noch, wandte sich ab und ging nach hinten, zu dem Regal mit den Alben. Er wählte eines aus, zog es heraus, legte es auf den großen Glastisch und schlug es auf. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Ganz wie er es erwartet hatte. Es hätte ihn auch gewundert, wenn ein Mensch, der so versessen war, seine Siege zur Schau zu stellen, seine ‚Heldentaten’ nicht auch minutiös dokumentiert hatte. Shinichi ließ die Seiten durch seine Finger gleiten. Fall reihte sich an Fall, jeder davon ausführlichst beschrieben und bebildert, belegt durch Fotos, Zeitungsauschnitte und handgeschriebenen Notizen. Er blätterte einen Fall auf und begann, die entsprechenden Seiten sorgfältig herauszutrennen. Sharon warf ihm einen fragenden Blick zu. „Warum nimmst du nicht einfach eines mit?“ Er antwortete ihr, ohne aufzuschauen, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. „Weil es sofort auffallen würde, wenn eins fehlt. Reiße ich von ein paar dieser Dokumentationen ein paar Seiten heraus, wird er wesentlich länger brauchen, um es zu bemerken… um zu bemerken, dass wir hier waren, und daraus seine Schlüsse zieht. So bleibt uns mehr Zeit für die Flucht. Das klappt wahrscheinlich nur, wenn sie Gins Leiche nicht vorher finden, aber ein wenig Glück gehört wohl auch dazu…“ Die Profikillerin pfiff leise anerkennend durch die Zähne. Ein wirklich schlaues Kerlchen. „Ist das hier der einzige Raum, wo man Beweise für eure Taten finden kann?“, fragte er irgendwann, seine Worte begleitet von einem leisen, ratschenden Geräusch, als er eine Seite herausriss. „Ja. Der Boss war immer sehr erpicht darauf, dass nirgendwo anders etwas zu finden ist. So kann man im Fall der Fälle…“ „Alles schnell vernichten lassen.“ „So ist es. Nicht einmal in seiner Residenz in Tottori hat er belastendes Material, nur hier, aus persönlichen Gründen.“ „Weil er stolz drauf ist. Alles schön auf einen Haufen, geordnet und ausgestellt...“ Shinichi schaute kurz auf. Sie konnte den Ekel in seinen Augen deutlich sehen. Dann wandte er sich wieder ab. So ging es eine Weile. Er holte sich ein Buch nach dem anderen, trennte Seiten heraus und stellte es wieder zurück, wobei er darauf achtete, weder auf dem Tisch noch an den Büchern Fingerabdrücke zu hinterlassen. Er fasste die Sachen mit den Handschuhen an, die er in einer Seitentasche von Gins Mantel gefunden hatte und widerstrebend angezogen hatte. Man konnte ja nie wissen. „Shinichi…“, drängte Sharon. „Jaja. Gleich… ist das letzte…“, wiegelte er ab, stellte ein weiteres Album zurück an seinen Platz und zog das benachbarte heraus, schlug es auf und erstarrte. Da war er… Ein Bericht über Shihos Eltern. Atsushi und Elena Miyano In großer geschwungener Schrift prangten die Namen auf dem Pergamentpapier. Und auf den folgenden Seiten wurde in aller Ausführlichkeit die Arbeit von Atsushi Miyano und der Unfall, bei dem sie ums Leben gekommen waren, geschildert. Und die Formel für APTX 8496. Er biss sich auf die Lippen. Dann begann er, Seite für Seite herauszutrennen. Als er fertig war, stellte er das Buch zurück. „Können wir jetzt?“ In Sharons Stimme schwang Ungeduld. Shinichi seufzte. Sehnsüchtig starrte er auf sein Foto und die Eheringe, von denen er nun sicher war, dass sie die Ringe der Miyanos waren, in der Vitrine und warf dem Beutel mit seinen Sachen einen traurigen Blick zu. „Vergiss es. Es würde auffallen, wenn sie weg sind.“ Er nickte nur. Dass sie Recht hatte, wusste er auch ohne dass sie ihn daran erinnern musste. Aber nichtsdestotrotz hätte er diese Dinge gern mitgenommen. Also rollte er nur die Blätter zusammen, stopfte sie in seinen Ärmel und lief hinter ihr her. Sharon legte ein zügiges Tempo vor. Sie wollte hier raus, so schnell wie möglich. Ein sehr ungutes Gefühl hatte sie beschlichen, deswegen ließ sie alle Vorsicht fahren, wollte ihn nur einfach so schnell wie es eben ging hier rausbringen. Er merkte, wie es in seiner Seite wieder zu stechen begann, knöpfte seinen Mantel ein wenig auf und befingerte die Schusswunde vorsichtig. Als er seine Hand wieder herauszog, waren seine Finger rot. Blut… Die Verletzung blutete noch. Während den Minuten, in denen er nichts weiter getan hatte, als Seiten heraustrennen, war es erträglich gewesen, aber jetzt- sie lief so schnell. Er geriet außer Atem, ihm wurde schwindelig… Kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie er stolperte, hielt ihn gerade noch fest, bevor er die Treppe hinabstürzen konnte, die sie gerade hinunterrannten. Er lehnte sich gegen die Wand. Sie starrte ihn an. Shinichi war kalkweiß im Gesicht. „Mach den Mantel auf.“ Shinichi schüttelte matt den Kopf. „Wir sollten…“ „Halt die Klappe.“, unterbrach sie ihn mürrisch und machte sich daran, den schwarzen Ledermantel selbst zu öffnen, schlug seine Hände unwirsch beiseite, als er sie wegdrücken wollte. „Hab dich nicht so. Halt endlich still!“ Dann hatte sie das Kleidungsstück aufgeknöpft. Ein zutiefst besorgter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Das schwarze Hemd, dass er trug, glitzerte nass im Neonlicht. Sie zog ein wenig daran rum, drückte an einer Stelle, hörte allerdings sofort auf, als er vor Schmerz leise aufschrie. Sie holte ein Taschentuch aus ihrem Mantel und wischte ihm damit den Schweiß aus dem Gesicht, drückte es ihm dann in die Hand. „Du musst sofort ins Krankenhaus.“, wisperte sie. Er schaute sie an. Ganz kurz sah er sie. Angst in ihren Augen. Und wenn sie schon Angst hatte… Zu weiteren Überlegungen kam er nicht, weil sie ihn am Handgelenk packte und mit sich zog. Sharon war zutiefst beunruhigt. Shinichi war ziemlich schwer verletzt. Er verlor zuviel Blut, wurde zusehends schwächer. Er musste sofort in eine Klinik, umgehend operiert werden… Irgendwann waren sie dann in der Garage angekommen. Sie hatten während der ganzen Zeit geschwiegen, und auch jetzt sagte keiner ein Wort, als sie ihn zu ihrem Wagen führte und in ihren Manteltaschen nach dem Autoschlüssel suchte. Shinichi lehnte sich gegen das Fahrzeug und merkte, wie seine Beine nachgaben. Er versuchte gar nicht erst, stehen zu bleiben, sondern ließ sich am Wagen entlang nach unten gleiten und kam auf dem kalten Betonboden zu sitzen, lehnte seinen Kopf an das kalte, schwarz lackierte Metall des Wagens. Es tat gut, wieder zu sitzen. Er war so müde… Sharon warf ihm einen Blick zu. „Schlaf nicht ein.“, flüsterte sie leise. Er schüttelte nur den Kopf. Sie fluchte leise, als sie ihre Wagenschlüssel immer noch nicht gefunden hatte. Sie ertastete ihr Handy, zog es heraus und ließ es in Shinichis Schoß fallen, damit es sie nicht ständig beim Durchwühlen ihrer Tasche störte. „Halt das mal.“ Der junge Detektiv murmelte etwas Unidentifizierbares und steckte das Telefon in eine seiner Manteltaschen. Langsam wurde sie nervös. Dann hörte er es. Stimmen. Viele Stimmen und Schritte, die schnell näher kamen. „Sharon?“, flüsterte er. Instinktiv holte er seine Beweisblätter hervor und stopfte sie hinter den Autoreifen, vor dem er saß, klemmte sie fest. So wie’s aussah, kamen sie hier und heute nicht weg. Da sollten sie nicht auch noch diese Sachen bei ihm finden… Sie hörte nicht hin, suchte weiter nach ihren Schlüsseln. Dann wurde die erste Tür augestoßen, krachte gegen die Wand, und Rufe wurden laut. Chaos brach aus. Sharon wandte sich um. Man hatte sie gefunden. Mindestens dreißig Mitglieder der Organisation rannten auf sie zu, von allen Seiten, schnitten ihnen den Fluchtweg ab. Schulter an Schulter rückten sie näher, bildeten einen dichten Kreis um ihre Beute. „Sieh mal an, wen wir da haben. Die Verräterin…“ Chianti trat hervor aus der Masse aus schwarz verhüllten Gestalten, den Kopf hoch erhoben blickte sie Sharon verächtlich an. „Vermouth.“ Sie spuckte das Wort förmlich aus. Dann zog sie ihren Revolver, richtete ihn auf ihre Erzrivalin. „Jetzt wirst du sehen, was du davon hast… selbst, wenn du der Liebling vom Boss bist, das kannst nicht mal du dir herausnehmen… Gin zu erschießen und mit dem Gefangenen fliehen zu wollen…“ Sie grinste schadenfroh. „Jetzt wirst du büßen, dafür, das Calvados sterben musste. Fahr zur Hölle!, rief sie triumphierend. Dann fiel der Schuss. Überlaut echote der Knall von den Wänden. Shinichi schluckte. Vor ihm lag Chianti auf dem Boden, ein roter See bildete sich um ihren in schwarz gekleideten Körper, Ungläubigkeit stand in ihren Augen. „Du vor mir.“, sagte Sharon kühl. Sie hatte innerhalb eines Wimpernschlages reagiert. „Na, na, na…“ Eine weitere Figur löste sich aus der schwarzen Wand ihrer Verfolger. Es war der Boss höchstpersönlich. „Vermouth, Vermouth, Vermouth… wer wird denn hier gleich Kollegen erschießen…“ Er schaute sie aus kalten Augen an. „Oder sind sie am Ende etwa gar keine Kollegen mehr…?“ Er warf ihr einen gespielt enttäuschten Blick zu. Seine Augen wanderten zu Shinichi, der immer noch am Boden saß und sich die Seite hielt, und wieder zurück zu seiner Ex-Untergebenen. „Warum… ausgerechnet du? Von allen hier, die mir untergeben sind, verrätst ausgerechnet du mich. Ich hätte es vielen zugetraut, vielen, aber nicht dir, meine Liebe…“ Sie schnaubte gelangweilt, dann zeichnete sich ein zynisches Lächeln auf ihren Lippen ab. „Gerade ich, Cognac. Gerade ich. Du hättest wissen müssen, dass ich immer nur einer Person treu ergeben war… mir selbst.“ Der Boss trat näher, sah sie an, ohne zu blinzeln. „Warum tust du das? Warum verrätst du mich? Warum… hilfst du ihm?“ Er warf einen kurzen Blick auf Shinichi. „A secret makes a woman woman, my dear.“, meinte sie flüsternd, verschwörerisch. Sie stand immer noch da, aufrecht, ihre blonden Haare flossen in sanften Wellen über ihre Schultern, ein Ausdruck von Hochmut und Stolz auf ihrem Gesicht. „Das weißt du doch…“ Der Boss hob scheinbar bedauernd die Hände. „Da kann man wohl nichts machen. So sehr kann ich mich täuschen. Aber wie auch immer… dein Spiel ist hiermit vorbei. Wirf die Waffe weg.“ Er zog seinen Revoler und zielte damit auf Shinichi. Sharon wandte ihren Kopf, schaute zu ihm hinunter, ihre Hände, die ihre Pistole umklammerten, begannen zu zittern. Plötzlich war sie weg, diese Aura von Unbesiegbarkeit. Von einem Wimpernschlag auf den anderen war auch sie nur eine Frau, die Angst hatte. Angst hatte um das Leben eines Menschen, der ihr am Herzen lag. „Tu’s nicht.“, murmelte Shinichi nur, schaute zu ihr hoch. Sein Gesicht war ernst, seine Miene abgeklärt. „Wenn du sie wegwirfst, sind wir beide tot… versuch doch wenigstens du zu entkommen…“ Er lächelte müde. „Und wenn du auch nur ein wenig Anstand in dir hast, gehst du dann zur Polizei und stellst dich... wenn ich dich selbst schon nicht hinbringen kann.“ Shinichi hatte leise gesprochen, aber sie hatte dennoch jedes seiner Worte gehört. Das mechanische Klicken, als der Boss der Organisation seine Waffe entsicherte, war das einzige Geräusch, dass in der Tiefgarage zu hören war. Ein sonst so leises Geräusch klang nun unerträglich laut in ihr Ohr. „Genug geplaudert. Vermouth, die Waffe-“ „Sharon…!“ Sie schluckte. Sie konnte das nicht. Vielleicht gelänge es ihr ja tatsächlich, eine Geisel zu nehmen, den Boss zu töten, ins Auto zu springen, dessen Schlüssel sie ironischerweise in dem Moment gefunden hatte, als man sie umstellt hatte... irgendwie zu entkommen… aber sein Leben hätte sie damit verwirkt. Sie konnte das nicht. Sie konnte nicht mit ansehen, wie der Sohn ihrer besten Freundin ermordet wurde. Zu sehen, wie er geschlagen wurde, hatte schon gereicht. Sie musste ihm die Chance lassen, hier noch heil rauszukommen, und wenn sie auch noch so verschwindend gering war. Sharon seufzte tief. Sie wollte nicht schuld an seinem Tod sein. Shinichi atmete scharf aus - er sah ihre Entscheidung in ihrem Gesicht. Er zog an ihrem Mantel, starrte sie flehend an. „Tu das nicht! Mach keinen Blödsinn, seit wann hast du Skrupel…“ Sharon wandte den Kopf, schaute auf ihn hinab, sicherte ihre Waffe. „Seit deinen Worten, damals in New York. Ab hier musst du allein weitermachen… silver bullet.“, flüsterte sie leise, lächelte ihn traurig an. „Farewell…“ Damit ließ sie die Waffe fallen. Ein zweiter Schuss hallte zwischen den Betonpfeilern wieder, gepaart mit Shinichis entsetztem Schrei. Er wimmerte auf, schlug sich die Hand vor den Mund. Sie sackte neben ihn, ihre Augen weit geöffnet… und leer. Er brauchte nicht ihren Puls zu fühlen, um zu wissen, dass sie tot war. Und doch… lag immer noch dieses Lächeln auf ihrem Gesicht. Schuldgefühle machten sich in ihm breit. Sie wollte ihn retten; und nun war sie tot. Er merkte, wie eine Welle des Mitleids ihn übermannte. Und Verbundenheit… „Lebwohl…“, flüsterte er, wohl wissend, dass sie es nicht mehr hörte. Aber es fühlte sich richtig an, es dennoch zu sagen. Er beugte sich zu ihr und schloss ihr sanft die Augen. Dann brach die Hölle los. Zwei Mitglieder der Organisation stürmten auf ihn zu, er wurde auf die Beine gezogen, seine Hände gefesselt und zu einem anderen Auto gezerrt, grob hineingestoßen. Als das Auto aus der Halle fuhr, warf er einen letzten Blick auf Sharon Vineyard. Danke… _________________________________________________________________________________ So- Sharon. Das, denke ich, sind ihre Motive. Weiß der Geier, was Gosho sich für sie (und uns) ausgedacht hat *g* Nicht vergessen- das hier ist eine Fanfic. Ich halte mich zwar nah am Manga, aber ab irgendwann muss man spekulativ werden *g* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)