Nach dem Ende
Epilog: Nach dem Ende
Abschied lese ich in deinen Augen.
Nimm ein Lächeln mit in deine neue Welt.
Mein Traum ist längst vorbei.
Die Stunde der Wahrheit naht.
Rita Reuter
Es hatte tagelang geregnet, als wuerde selbst der Himmel weinen. Schwere Tropfen waren auf die Erde gefallen und hatten die Welt in ein tristes Schlaflied gehuellt. Letztendlich war es die Stille nach dem Sturm, die ihn aufweckte. Er war zuerst verwirrt, aus einem Traum erwacht, an den er sich nicht erinnern konnte.
Ob er aufwachen wollte, wusste er nicht. Doch irgendetwas hinderte ihn am aufwachen, wie ein Omen, eine Warnung, dass es besser waere, die Augen nicht mehr zu oeffnen.
Luca regte sich und blinzelte die Sonne aus seinem Gesicht. Es war tatsaechlich sehr still um ihn herum, aber es roch auch nach frischen Laken und Blumen. Alles war friedlich.
Er fuehlte sich, als haette er ewig geschlafen. Warum war er denn nur so muede?
Schliesslich brachte er die Kraft auf, seine Augen einen Spaltbreit zu oeffnen. Die gleissende Sonne fiel durchs Zimmerfenster und blendete ihn zuerst. Dann fing er an Umrisse des Raumes zu erkennen.
Alles war weiss. Ein Krankenhaus?
Dann fiel es ihm wieder ein. Das Hafengelaende. Elise und Chris. Mattheo.
Ach ja, der Schuetze…und er war in die Schussbahn gesprungen, um Mattheo zu retten.
Er hatte gedacht, er wuerde dort in seinen Armen sterben.
Doch warum war er hier? Und wo war…?
Dann nahm er die Umrisse der Person wahr, die neben seinem Bett sass und laechelte leicht. “Mattheo?”, fluesterte er. Sein Besucher zuckte zusammen, wie aus einen Halbschlaf hochgeschreckt und beugte sich dann naeher zu ihm.
Lucas Herz hoerte auf schneller zu schlagen. Es war Amadeo.
Er laechelte gluecklich und lachte freudig: “Luca, endlich! Du bist wieder wach, warte ich hole einen Doktor.”
Er wollte schon aufspringen, doch Luca bat: “Nein, bleib hier. Was ist passiert? Wie lange hab ich geschlafen? Und wo ist…?” Er setzte sich wieder und strich vorsichtig seine Bettdecke glatt. “Du warst ueber eine Woche bewusstlos, Luca. Du bist schwer verletzt. Die Aerzte dachten erst, du wuerdest es nicht…schaffen. Aber jetzt wird alles gut.”
Nun sah er gar nicht mehr so gluecklich aus, eher um zehn Jahre gealtert. Instinktiv wollte Luca die Stelle beruehren, an der er getroffen worden war, doch seine Hand schien Zentner zu wiegen. Er fragte sich, unter wievielen verschieden Schmerzmitteln er im Moment stand.
“So lange, hmm?”, fragte er leise: “Was ist in der Zwischenzeit passiert? Und warum ist Mattheo nicht hier? Er ist doch ok, oder?” Amadeo nickte nur ungluecklich: “Ja, dank dir ist er nicht tot. Du hast sein Leben gerettet. Aber…” Luca runzelte die Stirn bei dem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht seines Onkels.
Doch bevor er fragen konnte, oeffnete sich die Tuer und eine junge Frau mit rotem Haar kam herein. Als sie Luca sah, hellte sich ihr Gesicht auf: “Er ist aufgewacht.”
Verwirrt sah Luca von ihr zu Amadeo. War das nicht diese Polizistin, die Mattheo nicht ausstehen konnte? Das brachte ihn wieder zu seiner urspruenglichen Frage zurueck. “Amadeo, wo ist Mattheo?”, fragte er erneut. Mireille kam auf sie zu und legte ihre Hand unterstuetzend auf Amadeos Schulter. Hatte er da etwas verpasst?
Mireille seuftze schwer: “Er wird es frueher oder spaeter ohnehin erfahren, Amadeo. Sagen wir es ihm lieber selbst.”
Amadeo nickte und wandte sich Luca zu: “Luca…Sandro wurde inhaftiert, weil er einen Polizisten angegriffen hat. Seine Gerichtsverhandlung war gestern – er wurde zu drei Monaten Gefaengnis verurteilt.” Luca glaubte seinen Ohren nicht trauen zu koennen.
“Was? Aber das….er hat mich doch gerettet! Zaehlt das denn nicht?” Anklagend fiel sein Blick auf Mireille: “Das ist ihre Schuld, nicht wahr? Sie hat ihn hinter Gittern sehen wollen und nun hat sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt.” Mireille bewgte sich unbehaglich, doch Amadeo sagte nur ruhig: “Warum wartest du nicht draussen auf mich?” Als sie fort war, meinte Amadeo: “Schau mal, Luca. Es ist nicht ihre Schuld. Sandro hat einen Fehler gemacht, aber es haette schlimmer kommen koennen. Bald ist er wieder draussen, ok? Du bist noch zu schwach, du solltest jetzt schlafen. Ich komme dich morgen wieder besuchen.” Damit drueckte er Lucas Hand und stand auf.
Bevor er ging deutete er noch auf den Nachttisch. “Deine Freunde haben Karten und Blumen geschickt. Ich habe sie noch nicht getroffen, aber die Krankenschwester sagte sie wuerden sicher morgen wiederkommen. Oh…und das hier…” Er zog ein weisses Blatt Papier aus dem Geschenkestapel: “…habe ich vor einigen Tagen gefunden. Ich glaube es ist ein Gedicht, aber ich kann es nicht lesen, weil es in franzoesisch ist.” Er legte den Brief in Lucas Blickweite und verschwand dann aus dem Raum.
Als er fort war, lag Luca fuer eine lange Zeit einfach nur still da.
Seine Freunde. Chris und Isabella ging es gut.
Und ein Gedicht in franzoesisch? Dann hatte Elise es wohl auch geschafft.
Er selbst lebte auch. Alles Gruende um gluecklich zu sein.
Der Alptraum war vorbei. Jetzt konnte er sein normales Leben endlich wieder aufnehmen. Ohne Mattheo.
Luca starrte aus dem Fenster. Irgendwo wusste er, dass Mireille Recht hatte. Mattheo war ein Verbrecher und Moerder. Und nun musste er fuer seine Taten bezahlen, wenn auch nur fuer kurze Zeit.
Niemand hatte etwas von dem Mord an Cole gesagt. Dann stimmte es also wirklich, dass Mafiosi nie fuer ihre wahren Verbrechen hinter Gitter kamen.
Luca seuftze und schloss die Augen. Drei Monate.
Er wuerde ihn drei Monate nicht sehen koennen. Aber vielleicht war das nicht das schlechteste, vielleicht brauchte er Zeit um ueber alles was passiert nachzudenken und sich ueber seine zukuenftige Rolle in Mattheos Leben klarzuwerden.
Es tat jetzt schon weh, das Wissen von ihm getrennt zu sein. Mehr als es normal sein sollte. Luca seufzte. Sein ganzes Leben hatte sich geandert. Gefuehle hatten sich veraendert.
Er brauchte Zeit um nachzudeken. Viel Zeit.
Und, dachte er als er wierder in einen leichten Schlaf abdriftete, diese Zeit hatte er jetzt.
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Ok, das wars jetzt aber wirklich. Niemand wichtiges ist tot. Teil zwei kommt wahrscheinlich ende August irgendwann, ich wuerde mich freuen wenn ihr weiter treue Leser bleibt. Danke fuer alles, es hat super viel Spass gemacht!