Treasure Hunters - Die Schatzjäger von KateFromHighburyPark (- Die Jagd nach Michel's Helm -) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Eine halbe Stunde später hatten wir uns aus den Irrungen und Wirrungen unserer wilden Flucht soweit herausgeworren, dass wir uns wieder auskannten. Wir liefen eine Weile einen Weg entlang, von dem wir Blick auf das Meer hatten und kamen dann wieder an den Platz, wo wir Dan zurückgelassen hatten. Das Problem war nur, Dan war nicht da. Keine Spur von ihm, keine Kaugummipapierchen, nichts. Ich sah Paul an. „Das ist irgendwie ungut.“ „Was du nicht sagst“, gab er zurück. Wir warfen uns einen Blick zu. Und hatten beide den gleichen Gedanken. „Oh, oh, “ machte Paul. Wir rannten los. Kopflos in irgendeine Richtung, dann hielten wir an und dachten kurz nach. Wo sollten wir denn anfangen zu suchen? Dan hatte wahrscheinlich Rodriguez und Pears erspäht und war ihnen gefolgt. „Da gibt’s jetzt eine richtige Schweinerei“, sagte Paul, der wohl den gleichen Gedanken hatte, wie ich. Ich nickte gedankenverloren. Wo war Dan bloß hin? Aber wir mussten zuerst Catherine aus den Abtswohnungen holen, bevor wir uns um ihn kümmern konnten. Dan konnte eine Weile ganz gut auf sich selbst aufpassen. Catherine nicht, die befand sich in mieser Gesellschaft. Wir hasteten die Seitenstraßen entlang und versuchten den Weg zu den Abtswohnungen zu finden. Hier gab es einfach zu viele Straßen, die man entlanggehen konnte. Überall zwischen den Häusern waren kleine Gassen und Wege, die manchmal einfach aufhörten und dann wieder plötzlich abknickten und in eine ganz andere Richtung weiterführten. Wir kamen völlig außer Atem vor dem langgestreckten Gebäude an. Ich stemmte die Hände in die Seiten und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Paul rief plötzlich: „Vorsicht!“ und schmiss mich hinter ein Hauseck. Ich kam schmerzhaft auf dem Arm auf. Paul landete auf dem Bauch, neben mir. „Was ist denn los, zum Teufel nochmal?“ fauchte ich. Er hielt den Zeigefinger vor die Lippen. „Pst!“ und deutete nach vorne. Ballinger kam plötzlich in Sicht, hinter ihm Tunner. Von Rodriguez und Pears war keine Spur zu sehen. „Oh nein, nicht die schon wieder, “ entfuhr es mir. Ich schob mich ächzend ein Stück die Hauswand hoch und klopfte mir den Straßendreck vom Rock. Dann spähte ich wieder um die Ecke. Ballinger und Tunner gingen so zielstrebig, als ob sie dort wohnten, auf die Abtswohnungen zu. Mit festen Schritten. Sie sahen aus, als ob sie zu Catherine wollten, denn Tunner hatte eine Einkaufstüte in der Hand. Weiß Gott, wo sie die plötzlich herhatten. Jedenfalls war sie von einem Supermarkt. „Jetzt holen wir die Kleine“, sagte Ballinger. „Und dann wird sie uns zu dem Helm führen.“ „Yeah“, sagte Tunner. „Für was Hypnose nicht alles gut ist.“ Die beiden lachten gemein und Tunner öffnete die Tür zu den Wohnungen. Beide verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Ich und Paul sahen uns an. Mit offenen Mündern. „H-Hypnose?“ stammelte ich. „Was soll denn das?“ Paul schüttelte den Kopf. „Der Kerl hat sie nicht mehr alle.“ „Catherine weiß sicher nicht, wo der Helm ist“, sagte ich. „Hoffe ich zumindest.“ Wir richteten unseren Blick wieder auf das Tor hinter dem Ballinger und Tunner verschwunden waren. Wir spähten kurz um die Ecke, ob uns auch niemand sah, dann schritten wir ebenfalls auf das Eingangsportal zu. Die Tür war nicht verschlossen. Paul ging zuerst, er wollte sichergehen. „Auf geht’s.“ Er winkte mich herein. Wir schlichen um die Ecke und sahen uns um. Wir standen vor etwas, das wie ein sehr breiter Flur aussah. Rechts führte eine schmale Stiege nach oben, links war ein Fenster, wo ein paar Sonnenstrahlen hereinfielen und den Flur erleuchteten. Wir hörten plötzlich Schritte auf der Treppe und sahen uns entsetzt an. Wir drehten uns so leise wie möglich um und stoben in die andere Richtung davon. Paul riss eine Tür auf und ich schoss panisch an ihm vorbei. Er mir hinterher und schloss die Tür. Plötzlich war es stockfinster. Paul suchte in den Tiefen seiner Hosentaschen nach seinem Feuerzeug. Er leuchtete damit in den Raum hinein, wo wir unfreiwillig gelandet waren. „Na toll, “ sagte er und verzog das Gesicht. „Wir sind in einer Besenkammer.“ Ich sah an mir herunter. „Diese Klamotten passen ja wenigstens dazu.“ Paul sah mich mit einem bestimmten Blick an, und in diesem Moment gab Gott sei Dank das Feuerzeug seinen Geist auf. „He“, sagte ich. „Ich weiß genau, was dieser Blick soll.“ Er lachte leise. „Na dann. Los.“ „Ich spiele NICHT die Putzfrau.“ Ich trat wild im Dunkeln nach ihm und erwischte die verflixte Wand. „Auuu“, heulte ich los. „Halt die Klappe, du Schussel“, sagte Paul leise und drückte seine Hand sanft auf meinen Mund. Ich war ihm plötzlich so nahe, dass ich sein Herz pochen fühlen konnte. Plötzlich ließ er mich wieder los. Schade… Wir hörten die Schritte draußen und dann war auf einmal Stille. „Los“, sagte Paul, entzündete irgendwie ein Streichholz und ich nahm mir einen Putzkübel und einen Besen. An der Wand hing ein Kopftuch, das ich mir um den Kopf band damit die Kerle nicht sofort mein Gesicht sahen. Paul nickte mir ermunternd zu und ich nahm meinen Weg nach oben auf. Auf der Stiege hörte ich wieder Schritte. Ich schwang schnell den Besen hin und her und tat beschäftigt. Ein Mönch kam herunter, warf mir einen verwunderten Blick zu und sagte etwas zu mir. Ich zuckte die Schultern und sagte auf Französisch: „Nix verstehen.“ „Sind sie aus Polen? Sie haben so einen Akzent, “ fragte er neugierig. „Ich habe sie noch nie gesehen. Aber die andere Kollegin kommt aus Polen.“ Ich nickte. „Ich Russki. Ich dich nix verstehen.“ Konnte er nicht endlich seine Beine in die Hand nehmen und verschwinden? Paul lief mit irgendeiner Kehrschaufel sicher schon Amok in der Besenkammer. Ich kehrte weiter und ignorierte den Mönch geflissentlich. Kurz darauf verschwand er nach unten. Paul öffnete die Tür einen Spalt und linste heraus. „Und?“ „Problem gelöst“, sagte ich. „Ich pfeife, wenn ich oben bin und die Luft rein ist.“ Ich huschte die Treppe hinauf, bog um eine Ecke und prallte mit jemandem zusammen. Pears. „Scheiße, verdammte“, entfuhr es mir. Ich schwang den Besen reflexartig nach ihm und versuchte ihm eins auf seinen ollen Schädel zu geben. Er packte ihn, riss ihn mir aus der Hand und pfefferte ihn irgendein Geländer hinunter. „Und was kommt jetzt?“ fragte er und grinste Ich nahm blitzschnell den Putzkübel und warf ihn nach ihm. Eine Ladung Kieselsteine flog herum und brachte Pears aus dem Konzept. Hatte ich echt Kies mit mir herumgeschleppt? Ich blickte an ihm vorbei und sah plötzlich Dan hinter einer Säule auftauchen. Ich kreischte erschrocken los und trat nach Pears und erwischte ihn am Schienbein, was ihn einknicken ließ. Ich hörte schnelle Schritte auf der Treppe und Paul flog über die letzten Stufen, stolperte über Pears und legte sich auf die Schnauze. Er fluchte eine Runde auf irisch und rappelte sich wieder auf. Dan machte ein Geste und verschwand wieder hinter der Säule. Paul verpasste dem verdutzen Pears einen Kinnhaken, der ihn rückwärts gegen die Wand knallen ließ und er verlor das Bewusstsein. Wir huschten zu Dan hinüber. „Was macht ihr hier?“ fauchte er uns an. Seine Haare waren zerzaust, sein Gesicht gerötet und unter seinem rechten Auge bildete sich ein Bluterguss. „Hast du geprügelt?“ fragte ich. An seiner Schläfe begann eine Ader zu pochen. „Nein“, sagte er ironisch. „Wie könnte ich nur geprügelt haben?“ Paul lachte leise vor sich hin. „Ich habe Rodriguez außer Gefecht gesetzt. Und ich hatte eigentlich keine Probleme mit ihm.“ „Du siehst aber anders aus“, sagte ich. „Als ob die große Probleme gehabt hast.“ Die Ader begann wieder zu pochen und ich hatte Angst, dass sie platzen und mein tolles Kleid besudeln würde. „Jedenfalls“, sagte er. „Weiß ich wo Catherine ist.“ „Gut“, meinte Paul. „Dann holen wir sie jetzt da raus.“ Wir standen ratlos hinter einer Ecke herum und diskutierten und beschimpften uns, weil wir nicht wussten, wie wir es anstellen sollten Catherine da rauszuholen. „Wir gehen rein und machen Radau“, sagte Dan. „Nein“, murrte Paul. „Wir werfen Tränengas durchs Fenster.“ Tränengas, wohl eher Lachgas. So wie wir uns anstellen, würde das eh in einer Lachnummer enden. „Und woher kriegen wir Tränengas?“ fragte Dan grinsend. „Spar dir deinen Scheiß mit dem Tränengas. Das sind die gar nicht wert.“ Die beiden sahen mich an, und warteten wohl auf meine Idee. Ich hob abwehrend die Hände. „Ich würde ja sagen, wir schleichen uns an, einer lenkt die Kerle ab und die anderen holen Catherine.“ Paul sah Dan an, der guckte blöd zurück und beide nickten verdutzt. „Dass es so einfach gehen kann, habt ihr nicht gedacht, was?“ sagte ich. „Gut, Miss Easy, dann kannst du ja die Kerle ablenken“, sagte Paul und bekam von Dan eine Pistole in die Hand gedrückt. „Woher hast du denn die?“ fragte ich. „Und was ist mit mir?“ „Du brauchst nicht herumzuballern. Das machen schon wir, “ sagte Dan und spähte um die Ecke. „Die Luft ist rein, legen wir los.“ „Und wie soll ich das machen? Soll ich reinmarschieren und ‚Überraschung’ rufen?“ Ich verschränkte die Arme und sah Dan böse an. „Wieso nicht? Wir brauchen nur einen Moment, um durch die Hintertür zu kommen, “ sagte Dan. „Welche Hintertür, zum Teufel?“ fragte Paul. „Habe ich euch das nicht gesagt?“ Dan tat überrascht. „Jedenfalls ist da eine Hintertür, die habe ich vorhin entdeckt, als ich da herumgestreunt bin.“ Ich stöhnte und machte mich auf die Socken. Ich hielt Ausschau nach möglichen Ballinger-Schergen, aber keiner davon kreuzte auf. Also stellte ich mich vor die Tür und klopfte todesmutig. Nichts passierte, nur irgendjemand linste durch den Spion, und ich duckte mich. Sonst würde ja doch keiner aufmachen. Die Tür ging auf, und ich sah mich Auge in Auge Ballinger gegenüber. „Scheibenkleister“, entfuhr es mir. „Verdammter Mist“, fauchte Ballinger und versuchte mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Aber ich hatte meinen Fuß drin, welcher gerade ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ballinger gab schließlich genervt auf, packte mich und zog mich in den Raum. Anscheinend hatte ich ihn lange genug abgelenkt, denn als Ballinger mich hineinzog, brach von der Hintertür her die Hölle los. Dan hatte offenbar die Tür mit einem Fußtritt aus den Angeln befördert und dann Paul hindurchgestoßen. Paul flog voll auf die Nase, rollte sich ab und stand dann Tunner gegenüber. Reflexartig hob er seine Faust in Kampfstellung. Tunner ging jammernd zu Boden. Ich schälte mich aus Ballingers Griff und trat ihm gegen das Schienbein. Er ächzte kurz und sah mich an, als würde er mir am liebsten die Gurgel umdrehen. „Hast du, außer Schienbeintreten, noch was drauf?“ Ich trat wieder nach ihm, er packte mein Bein und drehte es um. Ich drehte mich mit und landete auf dem Boden. Ballinger stieß ein heiseres Gelächter aus, doch bevor er sich an seiner Lache verschlucken konnte, zog ich ihm die Beine weg. Er landete krachend auf dem Rücken und strampelte mit allen vieren, wie ein Käfer der auf dem Rücken gelandet war. Paul wälzte sich derweil prügelnd mit Tunner auf dem Boden. Ich konnte nicht erkennen, wer am gewinnen war. Hoffentlich aber Paul. Dan machte derweil Catherine von einem Stuhl, an den sie gefesselt war, los. Zuerst hatte ich sie gar nicht gesehen, weil diese Kerle sie in den hinteren Teil des Raums geschoben hatten. Catherine sprang auf und fiel Dan dankbar um den Hals. Bevor sie ihn abknutschen konnte, ging die Tür wieder auf. Rodriguez schaute herein, erblickte mich, und sah aus, als würde er am liebsten wieder umkehren und die Beine in die Hand nehmen. Insgesamt sah er aber eh ziemlich ramponiert aus. Dan hatte ganze Arbeit geleistet. Rodriguez’ Kleidung war zerfetzt, über seiner Wange prangte ein blauer Fleck, der wahrscheinlich von Dans Pistolengriff her stammte. Und das Beste war, Rodriguez hatte Pears im Schlepptau. Der sah aus, als hätte man ihn mit einem Traktor überrollt. Das war Pauls überzeugender Faust zu verdanken. Ballinger war wieder auf den Beinen und stürzte sich mit einem Schrei auf mich. Ich hatte ihn nicht kommen sehen und knallte auf den Hintern. Das tat verdammt weh. Ballinger lag auf mir und wollte mir die Luftröhre abdrücken. „Fick dich doch“, brachte ich noch heraus. Er lachte. „Gleich bringt du keine Schimpfwörter mehr raus.“ Ich strampelte mit den Beinen und versuchte zu kreischen. Das konnte er am wenigsten ab. Er hatte meinen Hals im Todesgriff und drückte immer fester zu. Vor meinen Augen tauchten schwarze Schatten auf, und die vernebelten mir langsam die Sicht. Doch bevor noch ein Sensenmann aufkreuzen konnte, kam Dan, und der sah nicht aus, als hätte er heute noch Lust auf Scherze. Er haute Ballinger eine Vase um die Ohren und der Kerl ließ von mir ab. Ich lag keuchend am Boden und versuchte wieder Luft zu bekommen. Catherine tauchte in meinem Blickfeld auf und zog mich langsam hoch. „Verdammt“, fluchte ich. „Idiot.“ Catherine sah Dan erleichtert an. „Sie ist wieder OK, glaube ich.“ „Wenn sie fluchen kann, dann ist sie OK“, sagte er und grinste Langsam bekam ich wieder Luft. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, bis meine eingedellte Luftröhre sich wieder erholt hatte. Ballinger lag neben mir auf dem Boden, jammerte und hielt sich den Kopf. Über ihm stand Dan mit gezogener Pistole. Hoffentlich machte er jetzt keinen Mist… Paul und Tunner prügelten immer noch und zerlegten dabei den Raum. Rodriguez lag unter einem Tisch und ächzte. Als ich soweit wiederhergestellt war, stand ich auf. Die Knie waren noch ein bisschen wackelig, aber sonst ging’s mir gut. Dan gab Ballinger noch einen Fußtritt, den konnte er sich sicher nicht verkneifen. Paul setzte seinen letzten Kinnhaken und Tunner war im Traumland. Dan und Paul begannen die Bande zu fesseln und zu knebeln. Am Schluss lagen sie zu Paketen verschnürt am Boden und wir zogen ab. Catherine sah immer noch ein wenig ratlos aus. Paul erklärte ihr das nötigste von unserem Job, und sie schien zufrieden. Wenn auch ein wenig fassungslos, wie jemand einen Job machen konnte, bei dem einer einem ständig an den Kragen wollte. Eine Weile später standen wir in der Nähe eines Restaurants herum und überlegten, ob wir was essen sollten. „Ich würde sagen…“, fing Catherine an. „Dass ich Stella erst einmal neue Klamotten besorge.“ Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „So kann sie jedenfalls nicht herumlaufen.“ Sie zog an einer Haarsträhne von mir. „Obwohl ich diese Haare echt cool finde. Wie hast du die so hinbekommen?“ Paul bekam einen Lachkrampf und ich schmunzelte. „Das sag ich dir lieber nicht. Sonst bist du entsetzt.“ Catherine grinste mich vielsagend an. „Genau. Belassen wir’s dabei.“ Und dann zu Dan sagte sie: „Wir gehen kurz einkaufen.“ „Kurz…“, murmelte Dan fassungslos vor sich hin. Paul zog die Augenbrauen hoch, und ich zog mit Catherine von dannen. Zwanzig Minuten später hatte ich eine neue Hose, ein neues Shirt, neue Schuhe und Dans Kreditkartenguthaben ein großes Loch. Dan und Paul standen noch da, wo wir sie stehengelassen hatten. Sie guckten mich kritisch an und nickten dann grinsend. „Schon besser“, sagte Dan. „Das Kleid vorhin, war der letzte Fetzen.“ „Was du nicht sagst“, knurrte Catherine. „Aber ihr kümmert euch ja erst um so was, wenn man’s euch vor die Nase hält.“ „He“, wehrte Dan ab. „So schlimm bin ich auch nicht.“ „Also, ich würde vorschlagen, wir suchen weiter nach dem Helm“, sagte Paul, um die Situation irgendwie zu retten. „Ich weiß nicht wo er ist“, sagte Catherine. „Aber ich kenne einen dieser Mönche, der vielleicht etwas weiß.“ Dan guckte kritisch. „Und das haben diese Ballinger-Kerle nicht erfahren?“ Catherine schüttelte den Kopf, sie grub in ihrer Hosentasche herum. Dann beförderte sie einen Zettel zutage, auf dem ein Name und etwas auf Latein geschrieben stand. „Der Mönch“, sagte Catherine und gab Dan den Zettel. Er warf ein paar Blicke darauf, dann grinste er. „Der wohnt ja gar nicht in diesen Wohnungen, wo wir gerade waren.“ „Gott sei Dank“, murmelte Paul. „Da geh ich nämlich nicht mehr ’rein.“ Ich guckte auf den Zettel. „Kannst du uns dahinführen?“ fragte ich Catherine. Sie nickte. „Auf geht’s. Und, dass sich diese furchtbaren Kerle hier nicht mehr blicken lassen.“ Der Mönch sah uns böse an. „Was wollen Sie?“ Wir hatten seine Wohnung gefunden und einfach geklingelt. Dreimal geklingelt, um genau zu sein. Er hatte einfach nicht aufgemacht. Und das lag wohl daran, dass er ihm Bett war. Denn als er öffnete sah er so verstrubbelt aus, wie Paul nach dem aufstehen. „Noch mal, verdammt. Was wollen Sie?“ Catherine stellte sich vor Dan, der aussah, als wolle er ihm den Schlaf aus den Augen prügeln. „Sie sollten nicht so fluchen, Monsieur. Das mag der Herr sicher gar nicht.“ Sie stellte einen Fuß auf den Fußabstreifer. „Wir dürfen doch sicher reinkommen.“ Der Mönch trat widerwillig zur Seite und ließ uns hinein. Dan guckte ihn böse an. „Der sollte sich mal im Spiegel sehen“, flüsterte er Paul zu. Der Mönch führte uns in ein großes Zimmer. Er nahm hinter einem Schreibtisch platz, verschränkte die Arme und sah uns halb-erwartungsvoll, halb-genervt an. Dan setzte sich in den Stuhl ihm gegenüber und lehnte sich zurück. „Sie kennen doch sicher Michel, der hier im 14. Jahrhundert gelebt hat.“ „Na klar, ich kenne alle hier, die seit Christus Geburt hier leben.“ Der Mönch warf ihm einen belustigten Blick zu. „Sind Sie vielleicht verrückt geworden, einfach so hier hereinzuspazieren, mich aus dem Bett zu klingeln und dann solche bescheuerten Fragen zu stellen?“ Dans Gesichtsausdruck würde wütend, doch bevor hier Schimpfwörter durch die Gegend flogen, legte Catherine ihm einen Arm auf die Schulter. „Monsieur, wir haben ganz normal gefragt. Also?“ Der Mönch stöhnte. „Also gut. Auch wenn ich nicht weiß, was es euch nutzen soll.“ Er lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander. „Gut. Michel lebte hier im 14. Jahrhundert. Er war Krieger und kämpfte für die Normannen. Er war bekannt für seinen Helm, der mit Diamanten und Gold verziert war. Viele Soldaten, die gegen ihn kämpften, ließen sich durch den Schein des Helmes blenden, und wurden dann durch Michel getötet.“ Der Mönch schielte zu Dan hinüber, der ihm befriedigt zunickte. „In einer großen Schlacht wurde Michel getötet. Sein Helm wurde von einem Soldaten nach England gebracht.“ „Nach England?“ Dan sprang auf. „Wieso nach England. Heißt das, wir sind ganz umsonst hier?“ „Lass ihn doch ausreden“, sagte ich. „Wenn du ihn dauernd unterbrichst, kommen wir auch nicht weiter.“ Der Mönch fuhr fort. „Der Helm blieb bis ins 16. Jahrhundert dort. Dann wurde er zurückgebracht. Hier nach Mont-St-Michel, wo er sich auch noch heute befindet.“ Paul und ich beugten uns, vor Spannung, unwillkürlich nach vorn. „Und heute befindet er sich...“ der Mönch sah Catherine an. „Sie kennen doch den heiligen Michael?“ Catherine nickte. „Klar doch. Aber was hat der damit zu tun.“ Der Mönch grinste. „Der Helm befindet sich in der Statue des heiligen Michael auf der Spitze des Klosters.“ Dan fiel beinahe die Kinnlade herunter. „Da oben? Oh, Mist…“ Paul guckte entsetzt, er hasste klettern. Fliegen mochte er, er mochte nur nicht in großen Höhen herumkraxeln. Er fand, dass Menschen nicht dazu da waren, irgendwo herumzuklettern wo sie auf normalem Wege nicht hinkamen. Ich sah Catherine an, die ebenfalls überrascht aussah. „Michel, heiliger Michael, wir hätten auch gleich darauf kommen können“, murrte Dan vor sich hin. Aber er war doch froh, dass wir endlich wussten, wo wir hin mussten. Er stand auf, deutete eine Verbeugung an. „Ich danke Ihnen Monsieur.“ Der Mönch grinste noch breiter. Wir verabschiedeten uns von dem hilfreichen Monsieur und gingen unseres Weges. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)