Treasure Hunters - Die Schatzjäger von KateFromHighburyPark (- Die Jagd nach Michel's Helm -) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Wir gammelten eine Weile ratlos vor der Kirche herum. Dan hatte eine Zigarette zwischen den Lippen, von der er immer wieder einen tiefen Zug nahm. Paul telefonierte mit jemandem vom Flugplatz, der anscheinend sauer war, dass wir die Honey entführt hatten. Denn ich konnte alles mithören, obwohl der Lautsprecher des Handys nicht eingeschaltet war. Ich vermutete, dass es Sniff war, auch wenn ich die Stimme aufgrund des Geschreis nicht eindeutig zu identifizieren war. Schließlich beendete Paul das Gespräch und sah ziemlich genervt aus. „War das Sniff?“ fragte ich. Ich lehnte an einer Hauswand und sah Dan zu, wie er gelangweilt Rauchkringel in die Luft pustete. „Ja“, sagte Paul. „Und er war ziemlich angepisst.“ „Ist der das nicht immer?“ grummelte Dan und trat die Zigarette aus. „Was zum Teufel hat er schon wieder für ein Problem?“ „Er will die ‚Honey’ am Wochenende für eine Flugshow haben, “ erklärte Paul und warf die Hände in die Luft. „Und wieso muss immer ich mir das Gemotze anhören?“ „Weil dein Handy das einzige ist, dass den Tauchgang überlebt hat, “ sagte Dan. Ich grinste, fischte meins aus der Hosentasche. Es sah nicht mehr ganz so toll aus, Wasser lief aus den Ritzen und wenn ich versuchte es anzuschalten, dann sprühte es Funken. Ich warf es über die Brüstung ins Meer. „He“, sagte Dan. „Du Umweltverschmutzer.“ „Aber du mit deinen Kippen“, gab ich zurück. Dan zuckte die Schultern und zündete sich wortlos die nächste an. Wir starrten Löcher in die Luft und wussten nicht, wie wir Catherine finden sollten. Ballinger war nirgends zu sehen, und seine Schergen noch weniger. Was uns fehlte, war eine göttliche Eingebung. Ich sah Dan durchdringend an. Er drehte sich aber nicht um, deshalb sah ich Paul an. „Was ist?“ fragte er. Ich machte eine Grimasse. „Ich muss aufs Klo.“ Paul stöhnte genervt. „Und wo soll ich ein Klo herbekommen?“ „Gehen wir halt zu dem Restaurant zurück“, sagte ich. „Wenn ich nur wüsste, wo das war“, grummelte Paul. Wir ließen Dan allein und verzogen uns. Wir gingen ein paar Seitenstraßen abseits von den Touristenströmen entlang, kamen dann auf eine mehr bevölkerte Straße und fanden schließlich ein Restaurant und ein Klo. Paul ließ sich an der Bar nieder und bestellte ein Bier. „Aber mach hier nicht einen auf Kampftrinker“, sagte ich bevor ich in die Damentoilette verschwand. Paul grinste und prostete mir zu. In der Toilette war es sehr ruhig. Es gab drei Kabinen, und eine kleine Nebentür auf der ein Privat-Schild angebracht war. Ich ließ mich in der mittleren nieder und erledigte das, was nötig war. Ich wollte gerade die Tür öffnen, da hörte ich wie eine andere Tür aufging. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch ich hörte zwei verschiedene Stimmen, die mir verdammt bekannt vorkamen. Eine männliche, tiefe, rauchige. Die von Rodriguez, wenn ich mich nicht irrte. Und eine ebenfalls männliche, etwas heisere, aber helle. Wohl Pears’ Stimme. Ich hielt mitten in der Bewegung zum Türschloss inne und erstarrte. Was zum Teufel machten die beiden Kerle hier? Und noch dazu in einer Damentoilette. Ich wusste ja, dass sie ein wenig durchgeknallt waren, aber gleich so… Ich drehte mich langsam um, um ja kein Geräusch zu verursachen, und stieg auf den Toilettendeckel. Ich hielt den Atem an und streckte mich langsam nach oben. Meine Augen waren über der Seitenwand und ich konnte Pears und Rodriguez da stehen sehen, wie sie miteinander redeten. Pears fuchtelte mit den Armen, Rodriguez hatte seine verschränkt und schien ein wenig angefressen. „Und wo sollen wir die Kleine hinbringen?“ fragte Pears. „Irgendwo, wo McLean’s Truppe sie nicht findet. Der Chef ist verdammt sauer, dass sie uns kein Wort gesagt hat.“ Rodriguez sah Pears angewidert an. „Wieso, zum Teufel, habt ihr nichts aus ihr herausgekriegt?“ „Tunner wollte ihr eins verpassen, aber dann hat er Muffensausen bekommen, weil sie doch eine Frau ist.“ Pears war ziemlich kleinlaut. „Eine Frau. Pah.“ Rodriguez zog röchelnd die Luft ein. „Hättet ihr mich rangelassen, dann hättet ihr jetzt eure Informationen. Aber nein, ich musste ja nach McLean Ausschau halten.“ Er spuckte Pears vor die Füße und wurde ein wenig lauter. „Aber ich habe keine Spur von ihm gefunden. Keine einzige.“ „Sei still“, fauchte Pears. „Wenn uns jemand hört…“ Ich ging langsam in die Knie und dachte nach. Jetzt hatte ich diese Kerle gefunden und konnte nichts tun, außer hier herumhocken und Däumchen drehen. Unbemerkt verschwinden konnte ich auch schlecht, die würden die Türklinke hören. Aber ich musste Dan oder Paul Bescheid geben, die wüssten was zu tun ist. Dan würde sich aber wahrscheinlich mit einem Schrei auf die beiden stürzen, sie nach Strich und Faden vermöbeln und dabei alles vermiesen. Blieb also nur Paul, aber der saß an der Bar und kippte sich einen hinter die Binde. Ich stieg von der Kloschüssel und drückte langsam die Klinke hinunter. Ganz langsam, aber es gab doch eine leises ‚Klack’. In der Nebenkabine wurde plötzlich mobil gemacht. Ich hörte jemanden zu Boden fallen, ein lautes Gefluche und Pears’ hysterische Stimme. „Da hat uns jemand belauscht!“ Ich riss die Tür auf und stürzte in Windeseile nach draußen und stolperte beinahe über meine eigenen Füße, weil ich so schnell durchstartete. Rodriguez riss die Tür auf und hechtete mit einem Sprung nach draußen und fiel über mich drüber. Ich knallte mit einem Aufschrei gegen die halbgeöffnete Tür und schlug mir die Schulter an. Ich zog die Knie an, kam halb wieder auf die Beine und Pears riss mich am Arm zurück. Wir stießen mit den Köpfen zusammen und gingen mit einem Aufschrei zu Boden. Derweil war Rodriguez aufgestanden und hatte seinem unfähigen Mitstreiter einen Tritt verpasst. Ich lag gestreckt auf dem Rücken und rang nach Luft. Ich konnte förmlich spüren wie sich auf meiner Stirn eine Riesen-Beule bildete. Rodriguez griff nach meinem Arm und zog mich ächzend auf die Beine. „Jesus, sind Sie schwer!“ „Sie unverschämter Idiot“, blaffte ich ihn an. „Was bilden Sie sich eigentlich ein?“ „Halten Sie Ihre Klappe“, schrie er zurück. „Wegen Ihnen und ihren Kerlen haben wir die ganze Zeit nur Schereien am Hals.“ „Das ist nicht mein Problem“ sagte ich und stemmte die Hände in die Hüften. Pears stand auf und stellte sich hinter mir in Position, falls ich auf komische Gedanken kam. Die konnte er haben, wenn er wollte. „Was wollen Sie?“ Rodriguez bleckte die Zähne. „Diesen verdammten Helm. Und dann will ich nur noch Ruhe vor Ihnen.“ Ich rollte mit den Augen. „Das können Sie sich abschminken.“ Pears ließ ein gegrunztes Lachen hören. „Wir warten einfach bis McLean den Helm hat und dann tauschen wir Sie und Miss Fontainé gegen den Helm ein.“ Er lachte. „Ob McLean da noch lange überlegen muss?“ „Er nimmt sicher den Helm“, sagte ich leichthin und den beiden fiel das Gesicht herunter. Dan würde nie den Helm nehmen und mich und Catherine im Stich lassen. Eher würde er eine Kampfstaffel Oldtimer von Hendon anfordern und diesen Kerlen die Hölle heiß machen. Pears sah Rodriguez säuerlich an. „Na toll. Dann haben wir diese frechen Weiber am Hals.“ Rodriguez verzog das Gesicht. „Wenn die wenigstens nicht ständig so unverschämt wären.“ Ich verschränkte die Arme und ließ meinen Blick über Rodriguez Pistole fliegen. Wär manchmal sicher nicht schlecht, so eine zu haben. Wieso hatte eigentlich Dan eine und ich nicht? Wieso hatte er seine mitnehmen dürfen? „Wie wär’s, wenn Sie mir sagen, wo Catherine ist?“ sagte ich. Pears schaute kritisch. „Das könnte Ihnen so passen.“ Pears und Rodriguez tauschten ein paar Blicke aus, schienen aber zu keinem Ergebnis zu kommen. Rodriguez starrte mich an, als wollte er die Informationen über Telepathie zugeschickte bekommen. Ich starrte auf Rodriguez Schuhe, und mir fiel auf, dass die auch mal geputzt werden konnten. Ich schaute auf. „Könnten Sie aufhören so zu starren. Sie sind ja schlimmer als ein Spanner.“ Rodriguez wurde rot. Und wütend. „Pears,“ brüllte er. „Wir bringen das Mädel zum Chef.“ Er holte noch einmal Luft. „Mir reicht’s.“ „Wo ist Catherine?“ blaffte ich ihn an. „Da wo wir Sie jetzt hinbringen“, sagte Rodriguez. „In einem Zimmer der Abtswohnungen.“ Pears wollte mich packen, doch dazu kam er nicht mehr. Er hatte gerade seine Hand um meinen Arm geschlungen, da ging die Tür auf und Paul schaute herein. Er erblickte mich, Pears und dann Rodriguez und sagte: „Ach, du Scheiße!“ Rodriguez und Pears waren wie erstarrt. Ich bekam einen Anfall von Übermut und stieß Pears zur Seite, der durch die angelehnte Klokabinentür flog und zu Boden ging. „Renn, Los, Lauf“, brüllte ich dem verdutzten Paul zu und stürmte wie der Wind an ihm vorbei. Er stand noch eine Sekunde so da, sein Blick schweifte zu Rodriguez, der wie ein wütender Stier auf ihn losgerannt kam. Da nahm auch er die Beine in die Hand und rannte los. Ich war schon halb durch das Restaurant, als Paul um die Ecke schoss. Hinter ihm der Jagdhund Rodriguez. Den Gästen fiel vor Schreck beinahe das Essen aus dem Mund. Ich rutschte aus und stieß gegen einen Tisch und ging in einem Gewirr von Stühlen, Besteck und Essen zu Boden. Paul schlug einen Haken und schaffte die Kurve gerade noch so. Doch Rodriguez stolperte über das Durcheinander und segelte wie eine Schwalbe über mich drüber. Pears kam keuchend aus den Klokabinen gehastet. Sah mich und Rodriguez am Boden liegen und zog seine Pistole. Die Gäste begannen zu kreischen. Damen warfen sich erschrocken ihren Männern in die Arme. Kinder fingen an zu plärren. Andere begannen davonzuhasten, ohne auf die Rechnung zu warten. Ich schälte mich aus dem Chaos und besah mir kurz den Schaden. Ich hatte einen Familientisch umgefegt. Stühle lagen am Boden, ein Baby lag schreiend in seinem Kinderwagen und ich hätte am liebsten mitgeheult als ich an mir heruntersah. Paul stand am Türrahmen und konnte nicht anders als grinsen. Mich erwischte plötzlich ein Flatscher Spaghetti am Hinterkopf. Ich drehte mich empört um und sah Rodriguez mit einem leeren Teller hinter einem Tisch stehen. Er sah aus, als hätte er sich gerade ein Gefecht mit einer Truppe Feldköche geliefert. Mir hingen Nudeln in den Haaren, meine Klamotten sahen aus, als ob sie dringend eine chemische Reinigung vertrugen und ich bekam solche eine Wut, dass ich einen Topf voll mit Apfelmus nach Rodriguez warf. Ich traf ihn volle Wucht in den Schritt. Die Pampe tropfte nur so herunter und Paul bekam einen Lachanfall. Er sank am Türrahmen zu Boden und kriegte sich gar nicht mehr ein. Rodriguez holte zum nächsten Schlag aus, griff eine Schweinshaxe und warf sie nach mir, ich wich aus und er traf statt mir Pears am Kopf, der wieder zu Boden ging, wie ein gefällter Baum. Mittlerweile waren fast alle Gäste aus dem Restaurant verschwunden, was ich ihnen auch nicht verdenken konnte, denn der Raum sah erheblich ramponiert aus. Ich schickte einen Blick zu Pears, der sich aber nicht rührte und wandte mich wieder Rodriguez zu. Er hatte einen leeren Blick auf und ich fragte mich, was er denn hatte. Da bemerkte ich, dass er nur hinter mich starrte. Ich wandte den Kopf und sah einen Mann im Anzug vor der Theke stehen, der eine Pistole im Anschlag hielt. Das war entweder der Sicherheitsmann oder der Restaurantführer. Ich tippte auf letzteres. Obwohl er eine Knarre hielt. Ich schickte einen Blick zu Paul, der sich Lachtränen aus den Augen wischte, und brüllte: „Lauf, verdammt nochmal, Lauf.“ Ich stemmte mich hoch, schubste Rodriguez aus dem Weg und flitzte aus dem Restaurant. Paul hastete mir hinterher. „Warte doch, verflixt.“ Wir stürmten um ein paar Ecken, sahen hinter uns und hielten dann keuchend an um zu verschnaufen. Ich hatte übles Seitenstechen und Paul japste nach Luft, gebeugt, wie ein alter Asthmatiker. „Das war knapp“, brachte ich hervor. Paul grunzte halb erstickt. „Das kann man so sagen.“ „Ich weiß… wo Catherine ist“, keuchte ich. „Was?“ Paul beugte sich hoch. „Und wo? Und wie bist du überhaupt zu diesen Kerlen gekommen? Und wieso musst du dir mit ihnen eine Essenschlacht liefern?“ Ich lächelte. „Die kamen einfach so in die Damentoilette spaziert.“ „Ich wusste ja, dass die verrückt sind“, knurrte Paul. „Aber dann gleich so…?“ Ich zog meine Strickjacke aus und stand nur noch in einem roten Unterhemd da, das mit ein wenig Phantasie sogar für ein Top gehalten werden konnte. „Sehr sexy“, kommentierte Paul. „Weißt du vielleicht was Besseres? Ich nicht.“ Ich warf die Strickjacke in einen Hauseingang. „Ich wette, Ballinger wird sehr begeistert sein, wenn er von uns hört.“ „Oh ja, “ sagte Paul ironisch. „Er wird vor Freude singen und seine Schergen knuddeln.“ Ich grinste und Paul klaubte mir Nudeln aus den Haaren. „Du solltest dich ganz dringen mal waschen.“ „Irgendwo eine Duschkabine gesehen?“ Ich schüttelte meinen Kopf, sodass die Nudeln in alle Richtungen flogen. Gott sei Dank war gerade niemand da, der diese Misere mit ansehen konnte. Paul besah sich die grauen Steinhäuser. „Wir könnten uns irgendwo Zutritt verschaffen… Was meinst du?“ „Du drückst dich heute sehr gewählt aus“, sagte ich. „Aber ich halte davon sehr viel. Ich will die Nudeln weghaben.“ „Und ich dachte, du magst Nudeln.“ Paul ging ein Stück und machte sich an einem Schloss zu schaffen. Während er da herumwerkelte, ging ich ein Stück die schmale Straße entlang und passte auf, dass niemand kam. Außerdem hoffte ich, dass in der Wohnung keiner war. Mir schoss plötzlich noch ein Gedanke durch meine Hirnwindungen. Dan. Scheiße. „Pauul?“ Ich lief zu ihm zurück, gerade als er das Schloss aufbekam und mir die Tür öffnete. „Nach dir, Madame.“ „Paul. Wir haben Dan vergessen.“ Ich schlich in den Eingang und blieb stehen. „Dan kann ganz gut eine Weile selbst auf sich aufpassen“, sagte Paul. „Wir suchen erst mal ein Waschbecken.“ Wir zogen die Schuhe aus und tappten leise, in Strümpfen, die Treppe hoch. Wir hörten kein Geräusch, kein Stimmen, nichts. Zum Glück. Zuerst kamen wir in ein schönes Esszimmer mit Blick aufs Meer, dann in eine Stube in der ein Fernseher stand, und eine schlafende Oma in einem Schaukelstuhl. Ich wich zurück und prallte gegen Paul. „Was ist denn?“ flüsterte er. Ich deutete auf die Oma. „Na und? Die wird sich nicht daran stören, wenn wir das Badezimmer benutzen.“ Er schob mich weiter, der nächsten Tür entgegen. Nach zwei weiteren Türen, fanden wir endlich das Badezimmer. Paul blieb an der Tür stehen, während ich mir am Waschbecken die Haare wusch und sie notdürftig mit einem Handtuch trockenrubbelte. Fünf Minuten später standen wir wieder auf der Straße. Paul zupfte an einer meiner wilden Locken, die ich immer dann bekam wenn ich die Haare lufttrocknen ließ. „Schaut ja heiß aus“, sagte er. Ich zog ihm das Handy aus der Tasche, machte ein Foto von mir und begutachtete mich. „Ach, du grüne Neune, “ sagte ich. „Heilige Scheiße.“ „So schlimm ist es nun auch wieder nicht, “ sagte Paul. „Ich sehe aus, wie ein gesprengter Heuschober“, jammerte ich. „Das IST schlimm.“ „Sowas ist doch gerade in, “ meinte Paul. „Der neue wilde Look. Vielleicht fotografiert dich ja einer. “ Ich zog schniefend die Nase hoch. „Vielleicht für ein Wildlife-Magazin.“ Paul legte den Arm um mich und verstrubbelte mir die Haare. „Am besten wir suchen jetzt Dan. Und deine Haare finde ich wirklich nicht schlimm.“ „Naja“, grummelte ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)