Schuld und Unschuld von aois_koibito (Das Schicksal findet seinen Weg) ================================================================================ Kapitel 36: 36. Kapitel ----------------------- 36. Kapitel: Fröhlich summend packte der schwarzhaarige Gitarrist seine wenigen Sachen in die Tasche. Endlich war der Tag gekommen, an dem er dieses grässliche Krankenhaus verlassen konnte. Denn er hasste es! Die weiße sterile Farbe, den Geruch nach scharfen Medikamenten und das verbundenen Gefühl des krank und schwach seins. Zwar hatte er, wenn er es sich selbst gestand, auch etwas Angst wieder in sein Leben zurückzukehren, da ihm der Vorfall vor einigen Wochen sehr verdeutlicht hatte wie hilflos er doch eigentlich war. Er hatte sich gegen das Leid und den Schmerz, der ihm auf so brutale Weise widerfahren war, nicht wehren können. Es fühlte sich armselig! Armselig und Schmutzig! Denn egal wie viele Tage vergingen, wie viele Nächte er sich mit seinen Albträumen quälte, er konnte einfach nicht vergessen. Er konnte diese groben, harten, schmerzenden Hände, die seinen ganzen Körper besudelt hatten nicht vergessen. Seine ganze Haut war von den Spuren seines Vergewaltigers bedeckt! Und egal wie oft er versuchte sie von sich zu waschen, diese Spuren hafteten so fest an seiner Haut, dass er sie wohl sein restliches Leben mit sich tragen musste. Spuren, die ihn immer noch daran hinderten, seinen beiden Liebsten, Uruha und Yuki, wieder näher an sich heran zu lassen, und es genießen zu können, wenn diese ihn kleine Zärtlichkeiten schenkten. Es war armselig! Es war schmutzig! Es war einfach hoffnungslos… Als plötzlich die Tür schwungvoll aufgerissen wurde, zuckte Aoi erschrocken zusammen, fing sich dann aber schnell und legte eilig ein unbekümmert wirkendes Lächeln auf. Denn niemand sollte bemerken, wie viel Kummer und Leid er doch noch eigentlich mit sich herumschleppte. Eine schmerzende Last, die wohl nun zum ihm gehörte… „AOI! AOI!“, schrie Yuki aufgeregt mit viel zu hoher Stimme und tänzelte ungeduldig vor dem Schwarzhaarigen hin und her, während er in seinen zitternden Händen eine Zeitschrift wild umherschwenkte. „Sieh doch nur! Sieh!“, quietschte der zierliche Brünette außer sich vor Freude und drückte Aoi die Zeitschrift förmlich ins Gesicht! „Jetzt beruhige dich doch erstmal!“, lachte der Schwarzhaarige und zog Yuki die Zeitschrift aus der Hand, während er sich auf sein Bett setzte. Schon auf dem Deckblatt sprang ihm die große Teilüberschrift in leuchtenden Farben entgegen. » Miyavi gibt Newcomer begannt! « Sofort legte sich ein breites Lächeln auf Aois Lippen und sah Yuki warm an. „Sie haben über mich geschrieben!“, kicherte Yuki, immer noch euphorisch, riss Aoi die Zeitschrift wieder aus der Hand, um die Seite mit dem Interview mit Miyavi aufzuschlagen. „Hier!“, sagte Yukke mit bebender Stimme und schaffte es endlich sich neben Aoi zu setzten und ihm die aufgeschlagene Zeitschrift auf den Schoß zu legen um auch gleich wild mit dem Zeigefinger auf den Artikel zu deuten. „Eben hat auch Miyavi angerufen… morgen werde ich interviewt… und zwar GANZ alleine!“, kicherte Yuki glücklich. Und wieder stahl sich ein leises Lachen von Aoi Lippen. Nur zu gut konnte er sich daran erinnern, wie er und Uruha vor Glück ausgerastet waren, als das erste Mal etwas über Gazette in den Zeitungen stand. „Das freut mich für dich!“, lächelte Aoi, als er auch schon stürmisch von Yuki umarmt wurde. Für einen kurzen Moment erstarrte sein ganzer Körper und seine Hände ballten sich schmerzhaft zu Fäusten. Doch binnen einiger Sekunden hatte er sich und seinen Körper wieder so weit unter Kontroller, dass er die Umarmung erwidern und Yuki sanft über den dünnen Rücken streicheln konnte. „Ich kann es noch gar nicht glauben… jetzt gehör ich wirklich zur Musiker – Szene!“, kicherte Yuki freudig und besah sich nun wohl schon zum tausendsten Mal den Artikel. Lachend wuschelte Aoi, Yuki sanft durch die Haare. „Und was hast du jetzt mit deinem Artikel vor?“, fragte Aoi und bemühte sich sein gelassenes Lächeln aufrechtzuerhalten. „Wie meinst du das?“, gab Yuki verwirrt von sich und legte seine Stirn nachdenkend in Falten. Aoi kicherte leise. „Willst du ihn denn nicht aufheben?“, hauchte Aoi leise und strich vorsichtig über die Zeitschrift. „Hebst du die Artikel über dich, auch auf?“, wollte der zierliche Brünette wissen und legte lächelnd den Kopf schief. „Hai… aber nicht nur die Artikel über mich… sondern auch Artikel über Uruha und den anderen von Gazette! Ich hab sie immer ausgeschnitten und in ein Buch geklebt!“, schmunzelte Aoi, der leicht verlegen den Blick senkte. Schließlich wollte er nicht das Yuki nun dachte, das er eingebildet war. Denn das war er gewiss nicht! Er schätzte nur die schönen Momente die er mit Uruha und den anderen von Gazette erleben durfte und so bewarte er jedes Interview und auch jeden Konzertbericht gewissenpflichtig auf. „Ich hab sogar die Fotos in das Buch geklebt die die Fans von mir gemacht haben, als ich Buju in der Zoohandlung gekauft habe!“, kicherte Aoi und für einen kurzen Moment, gewannen seine Augen das freudige Funkeln wieder, und das allein bei einer so winzigen und für die meisten Menschen wohl unbedeutenden Erinnerung. Doch zu diesem Zeitpunkt war noch alles in Ordnung gewesen. Er war glücklich gewesen. Glücklich mit Yune! Mit dem Yune der dem Alkohol und den Drogen noch nicht verfallen war. Wie sich ein Leben doch verändern kann… Als Yuki den Namen ‚Buju’ vernahm, versteinerten sich sogleich dessen Gesichtszüge für den Bruchteil einer Sekunde, ehe seine Gesichtfarbe auch leicht ausbleichte, Er räusperte sich verlegen und versuchte sein schlechtes Gewissen, was gerade jetzt wieder in ihm stark aufkeimte, wieder zu unterdrücken. Denn es war ein schreckliches ‚Unglück’ passiert, was Yuki schwer schlucken ließ. Er durfte sich jetzt auf keinen Fall etwas anmerken lassen, schließlich würde die Tatsache das Aoi jetzt mit ihm bei Uruha wohnen würde, den Schwarzhaarigen schon genug schocken. Denn nachdem sie, an dem Abend, als Uruha und er sich gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten, Aois Wohnung fertig gestrichen hatten, hatten sie Buju eingefangen, um ihn die weiße Wandfarbe aus dem schönen gelben Fell zu waschen. Doch das war leichter gesagt als getan! Bis in die frühen Morgenstunden hatten sie das Fell des Katers geschrubbt, mit Seifen und Shampoos jeglicher Art, doch es hatte alles nichts genützt. Nich ein bisschen Farbe hatten sie abwaschen können. Und so hatte Uruha entnervt und erschöpft zum Rasierer gegriffen! So blieb Yuki nichts anderes übrig als Baby – Kleidung zu kaufen, um diese dem nun nackten Kater überzuziehen, damit dieser nicht fror. Doch das war nicht der einzige Grund, warum er den Kater bekleidet hatte, schließlich sah Buju nun nicht mehr gerade ‚niedlich’, ohne Fell aus. Er wollte sich lieber gar nicht vorstellen, wie Aoi DARAUF reagieren würde. Schließlich hing er sehr an dem Kater. Und wieder verließ ein schweres, demütiges Seufzen seine Lippen. „Yuki?“, fragte Aoi nun mit erhobener Stimme und wedelte mit seiner Hand vor Yukis Gesicht herum, da dieser auf seine eben gestellte Frage, nicht reagiert hatte. Sofort zuckte Yuki ertappt zusammen und sah seinen Freund entschuldigend an. „Gomen… ich war in Gedanken… was hast du gesagt?“, fragte Yukke und sah den Schwarzhaarigen mit seinen großen Rehaugen an. Aoi seufzte schmunzelnd. „Ich habe dich gerade gefragt… ob… möchtest du… also… wie würdest du es finden, wenn ich deinen Artikel auch in unser Buch klebe?“, fragte Aoi und wurde nun tatsächlich etwas rot. Ein Gefühl das er schon seit Wochen, die er hier nun schon im Krankenhaus lag, nicht mehr wahrgenommen hatte. Es fühlte sich schön an… War das ein kleiner Hoffnungsschimmer? Vielleicht… Doch warum sollte er jetzt Glück haben? Yuki übertraf die Schamesröte Aois im Weiten, da es so schien, als würde Yukis gesamter Bluthaushalt nun in seine Wangen gepumpt werden. Denn ihm war die tiefe Bedeutung über dieses Angebot, mehr als nur bewusst, was durch das kleine aber wichtige Wort ‚unser’ nur noch unterstrichen wurde. Aber weder er noch Uruha hatten ein Wort über ihr Liebesgeständnis gegenüber Aoi verloren, da sie auf den richtigen Moment hatten warten wollen. Außerdem hatte sich Uruha es sich fest in den Kopf gesetzt es Aoi erst dann zu sagen, wenn dieser erkannte das seine alte Wohnung aufgelöst war und er nun bei Uruha wohnen würde. Dennoch sah Yuki diesen Zeitpunkt, also heute, als nicht zu sehr geeignet, da Aoi bestimmt wütend werden würde, wenn er erkannte, dass sie beide ohne seinen Willen gehandelt hatten. Doch Uruha meinte auf seine Bedenken hin einfach nur, das Aoi durch ihr Liebesgeständnis zu Dritt ihn wieder besänftigen und seine Veränderung der Wohnverhältnisse schneller und besser akzeptieren würde. „D-das würde mich s-sehr freuen!“, stotterte sich Yuki mit aufgeregt zitternder Stimme zusammen, und versuchte sich wieder zu beruhigen. Denn wenn er jetzt aufflog, konnten sie alles vergessen! Aoi nickte darauf hin nur, und packte die Zeitschrift in die Tasche. Denn was Yuki nicht wusste, war die Tatsache, dass es Aoi bereits ahnte. Er ahnte, dass sich etwas zwischen Uruha und Yuki getan hatte. Ihm waren nämlich die flüchtigen, aber sanften Küsse, die kleine unauffälligen zärtliche Streicheleinheiten, als auch die verliebten Blicke der beiden nicht entgangen. Dennoch wusste er, dass er ein Teil davon war. Er konnte es deutlich spüren, dass die beiden auch ihn liebten. Und dieses Wissen, dieses Gefühl, schmerzte nur noch mehr in seinem geschundenen Herz. Es tat so unendlich weh, das Yuki ihn nicht verabscheute, weil er zwei Menschen liebte und er jetzt mit ihm und Uruha zusammen sein wollte. Denn er liebte Uruha und Yuki wirklich! Von ganzen Herzen! Oder was von diesem noch übrig geblieben war! Doch er liebte sie! Aber da war noch immer diese unsichtbare Mauer, die ihn von den Menschen die er doch so sehr brauchte, auszusperren versuchte, sich immer enger um ihn baute und ihn langsam die Luft zum atmen nahm. Und gerade diese Mauer, wurde durch diese hingebungsvollen Gefühle von Uruha und Yuki nur noch immer dicker und fester. Er hasste sich dafür schwächer als diese Mauer zu sein! Er hasste es, so endlos schwach zu sein! „Hey!“, summte Uruha fröhlich und trat beinahe tänzelnd in das Zimmer. Er hauchte Aoi einen Kuss auf die Wange, und zwinkerte Yuki grinsend zu, welcher darauf sofort wieder rot anlief. „Hier! Ich hab die Papiere geholt!“, hauchte Uruha, als er sich neben den Schwarzhaarigen setzte. Aois Augen weiteten sich ungläubig, da der Stapel an Papieren beinahe zehn Zentimeter dick war. „W-wieso sind das denn dieses Mal so viele?“, flüsterte Aoi leicht verschreckt und blätterte durch die bedruckten Seiten. Als der Schwarzhaarige das tat, weiteten sich panisch Yukis Augen, da er Angst hatte das ihre List mit dem gekündigten Mietvertrag, der da mitten in diesem Stapel steckte und auf Aois Unterschrift wartetet, auffliegen könnte, wenn der Schwarzhaarige jetzt doch genauer hinsah. Immer hektischer werdend, das sich darin äußerte das Yuki immer schneller nach Luft schnappte, sah er Uruha verzweifelt an, der ihn mit einer unauffälligen Geste versuchte zu beruhigen. Doch auch sein Herz ging etwas schneller, da sich Aoi sonst nie die Papiere angesehen und ihnen größere Bedeutung geschenkt hatte. „Ist doch egal… unterschreib schnell und dann können wir hier raus!“, lachte Uruha in einem bemüht fröhlichen und lockeren Ton. Aoi seufzte und nickte. „Du hast Recht…!“, schmunzelte Aoi, der keine Sekunde länger in diesem grauenhaften Krankenhaus verbringen wollte als nötig! Er wollte endlich nach Hause! Er wühlte dann in seinen Hosentaschen, auf der Suche nach einem Stift, wurde aber nicht fündig. Ein entnervtes Stöhnen verließ seine Lippen. „Habt ihr ’nen Stift?“, fragte der Schwarzhaarige leise, und ehe er aufsah, wurden ihm beinahe zwei Kugelschreiber in die Nase gebohrt. Uruha als auch Yuki hatten sofort einen Stift gezückt und sahen ihn breit Grinsend an. Verwirrt sah er abwechselnd zu Uruha und dann zu dem zierlichen Brünetten. Irgendwie benahmen sich die beiden eigenartig… Oder bildete er sich das nur ein? Er schüttelte leicht seinen Kopf um diese absurden Gedankengänge verschwinden zu lassen und nahm lächelnd Yukis Stift entgegen. Zügig unterschrieb Aoi einen Vertrag nach dem anderen, und wenn man genau hinhörte konnte man bei jeder getätigten Unterschrift, Yuki erleichtert aufatmen hören. Und kaum als Aoi den letzten Strich beim letzten Vertag getätigt hatte, riss Uruha ihm dem Papierstapel auch schon aus den Händen. „Gut… ich geh das denn mal regeln… aber ich beeile mich!“, lächelte Uruha fröhlich und eilte aus dem Krankenzimmer. Zügig zog Uruha die Tür ins Schloss und machte sich auch sofort daran die Verträge, bezüglich Aois Wohnung aus dem Papierstapel, herauszufischen. Dann faltete er diese und steckte sie sich in die Hosentasche. Kurz ließ er seinen Blick den Flur entlang gleiten, als ihm eine Krankenschwester ins Auge fiel, die einen Rollstuhl vor sich her schob. Ein überlegenes Grinsen legte sich auf seine Lippen, schlenderte bestimmend zu der Krankenschwester, lächelte ihr schief zu, worauf diese rot anlief und wie vom Schlag getroffen stehen blieb. Uruha unterdrückte ein Kichern, drückte ihr Aois Entlassungspapiere in die Hand und nahm den Rollstuhl. „Ich leih mir den mal aus!“, hauchte er und zwinkerte ihr zu, wohingegen die Knie der Krankenschwester verdächtig zu zittern begannen. Bemüht nicht laut loszulassen biss er sich auf die Unterlippe und eilte mit dem Rollstuhl zurück in Aois Zimmer. „Seht mal was ich gefunden hatte!“, lachte Uruha freudig, und stellte den Rollstuhl mitten in Aois Krankenzimmer ab. „Nein!“, zischte Aoi sofort mit bedrohlicher Stimme, als sich auch schon seine Augen zu kleinen Schlitzen formten. „Aber-“, begann Uruha wurde aber sofort wieder unterbrochen. „Uruha es reicht! Ich wurde entlassen! Das bedeutet, dass ich wieder gesund bin! Ich brauche keinen Rollstuhl!“, schimpfte der Schwarzhaarige auch gleich weiter. „Ich-“, versuchte es der Brünette wieder, doch auch dieses Mal war Aoi schneller. „Sag mal reicht es dir nicht, dass ich mich von dir hab mehrere Wochen füttern lassen? Was genug ist, ist genug!“, meckerte Aoi, schnappte sich seine Tasche und hatte den Griff schon auf die Türklinke gelegt, als Yuki das Wort ergriff: „Aber Aoi… er meint es doch nur gut… wir sorgen uns um dich…! Und außerdem hat der Arzt gesagt das du dich noch schonen sollst!“, hauchte der zierliche Brünette leise und sah Aoi mit großen Rehaugen an. Auch Uruha setzte seinen einfach zu niedlichen Schmollmund auf. „Nur bis zur Tiefgarage!“, flüsterte Uruha leise und rollte den Rollstuhl hin und her. Wieder sah Aoi abwechseln Uruha und dann Yuki an. Ergeben seufzte er auf. Leise murrend ließ er sich in den Rollstuhl fallen. „Aber auch wirklich nur bis zur Tiefgarage!“, zischte Aoi, und verfluchte sich dafür, dass er immer so schnell weich wurde. „Hey Uru!? Wo fährst du denn lang? Du hättest da hinten doch rechts abbiegen müssen!“, gab Aoi verwundert von sich und starrte wie gebannt aus dem Fenster um der verpassten Ausfahrt hinterher zublicken. „Wir wollen ja auch nicht zu dir fahren!“, grinste Uruha und begann glücklich zu summen. „Ach, wollen wir nicht?“, fragte Aoi skeptisch, als sich auch schon eine Augenbraue ungläubig hochzog. Uruha schielte belustigt zu Aoi und begann bei dessen Gesichtsausdruck zu kichern. „Jetzt bleib mal ganz ruhig!“, lachte der Brünette und streichelte Aoi über den Schenkel. Dieser biss sich sogleich auf die Unterlippe, um den Impuls, sein Bein von Urus Hand wegzuziehen, zu entgehen. „Wir fahren zu Uruha nach Hause! Wir haben nämlich eine ganz große Überraschung für dich!“, kicherte nun auch Yuki vom Rücksitz und hüpfte ungeduldig auf dem Sitz hin und her. Er konnte es kaum erwarten Aois Gesicht zu sehen! Sie hatten sich nämlich mit den anderen abgesprochen und eine kleine „Willkommen – zu – Hause – Party“ in Uruhas Wohnung veranstaltet. Kai war schon tagelang wild am kochen, Uruha und Reita haben stundenlang über die richtige Auswahl von alkoholischen Getränken gegrübelt, und er hatte Ruki und Miyavi beim dekorieren geholfen. Daher glich Uruhas Wohnung nun eher wie einem Filmausschnitt aus ‚Alice im Wunderland’. Es war alles schön bunt! Bunt und durcheinander! Als sie auf dem Parkplatz vor Uruhas Wohnung fuhren, sprang Yuki schon während des Einparkens aus dem sich noch bewegenden Auto, unter dem Vorwand, dass er dringend auf Toilette müsse. Doch war das natürlich alles abgesprochen, da er den anderen Bescheid geben sollte, wenn sie ankamen. Aoi schmunzelte darüber nur und stand keuchend aus dem Wagen aus. Die Fahrt hatte ihn mehr erschöpft als er sich eingestehen wollte. Er streckte sich, als sich im nächsten Moment alles um ihn herum zu drehen begann und er sich leicht benommen am Auto festhalten musste. Er atmete ein paar Mal tief durch, um das Schwindelgefühl was seinen ganzen Körper träge werden ließ, wieder loszuwerden. Anscheint hatten die vielen Wochen, die er am Bett gefesselt war, seinen Körper geprägt, weshalb seine Energiereserven wohl noch etwas Zeit brauchen werden um wieder vollständig erholen zu können. Wie er es doch hasste wenn die Ärzte Recht behielten… „Ist alles in Ordnung?“, fragte Uruha besorgt und legte Aoi vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Dieser versuchte ein Wimmern zu unterdrücken und setzte schnell ein falsches Lächeln auf. „Ja… es ist alles in okay… ich werde nur langsam müde… das ist alles!“, hauchte Aoi leise, wobei ihm das Lächeln auf seinen Lippen sehr viel Kraft abverlangte. So schüttelte er Uruhas Hand von seiner Schulter als er zum Häuserblock ging. Bereits im Treppenhaus angelangt, atmete Aoi schwer und eine kleine Schweißperle rollte ihm über die Wange. Was war denn nur los mit ihm? So erschöpft konnte er wohl noch unmöglich sein! Doch gerade als er ansetzte um die erste Stufe der Treppe zu erklimmen, keuchte er erschrocken auf, als zwei starke Arme seine Taille packten und er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Schwer atmend sah er direkt in Uruhas Augen, der ihn nun eng und fest in seinen Armen hielt und ihn die Treppen hinauftrug, da es diesem natürlich nicht entgangen war, wie geschwächt der Schwarzhaarige eigentlich immer noch war. In diesem Moment schien Aois Herz einen Schlag auszusetzen. Panik und Angst fraßen sich unaufdringlich in sein Herz. Uruhas Hände um seine Taille und um seine Schultern brannten sich schmerzhaft in seine Haut. Dessen heißer Atme auf seiner Wange, ließ ihn angstvoll erschaudern. Er ertrug es nicht! Er ertrug diese qualvolle Hitze nicht, die von Uruhas gesamtem Körper ausging. Sofort ging sein Atem gehetzter, er hatte das Gefühl nicht mehr genug Luft zu bekommen. In seinem Kopf drehte sich alles und ihm wurde übel. „Lass mich los!“, keuchte Aoi atemlos, doch Uruha reagierte nicht. Zwar hörte er ihm etwas sagen, doch er verstand es nicht, da seine Blut aufgeregt und laut in seinen Ohren zu rauschen begann. „LASS MICH LOS!“, schrie der Schwarzhaarige nun und begann panisch um sich zu schlagen, denn er wollte endlich das dieser brennenden Schmerz, der ihn zu verschlucken drohte aufhörte. Denn in Gedanken befand er sich nicht mehr in dem Treppenhaus. Vor seinem inneren Augen tauchten schreckliche Bilder aus jener Nacht! Fäuste die ihn schlugen! Tritte die ihn vor Schmerz aufschreien ließen! Und dann spürte er es wieder! Den brennenden Schmerz in seinem Unterlieb, der sich heiß seinen gesamten Körper strömte und ihn zu zerreißen drohte! Diesen Schmerz würde er wohl nie vergessen können! Uruha keuchte erschrocken auf, und wollte Aoi beruhigen, doch es war schon zu spät. Der Brünette verlor das Gleichgewicht und fiel mit dem Schwarzhaarigen rücklings die Treppe runter. Aoi schrie laut auf vor Schmerz als seine rechter Arm grob gegen das Gelände schlug, ehe er so hart auf dem kalten Boden aufkam, dass ihm mit einem kräftigen Ruck die gesamte Luft aus seiner Lunge wich und er hilflos nach Luft schnappte. Es dauerte einen Augenblick bis die Realität den Schwarzhaarigen wieder eingeholt hatte! Was hatte er bloß getan? Er hatte Uruha in Gefahr gebracht! Er war Schuld an ihrem Sturz! Wenn er sich jetzt verletzt hatte… Aoi schluckte bei diesen Gedanken, und wollte gerade herumwirbeln, als er spürte wie ihn jemand am Oberarm berührte. Erschrocken zuckte er zusammen und sah mit angstverschleierten Augen genau in Uruhas Gesicht. Er schien nicht verletzt zu sein… Trotzdem war es seine Schuld… Seine Schuld! Sofort rückte er von Uruha weiter weg. Er konnte seine Berührungen jetzt nicht mehr ertragen, schaffte es einfach nicht mehr sie hinzunehmen. Hilflos rollte er sich zusammen, da er immer mehr und schneller nach Luft schnappen musste, als sich auch schon Tränen in seinen Augen bildeten und schnell den Weg über seine Wangen fanden. „Es tut mir leid! Es tut mir leid! Es tut mit leid!“, keuchte Aoi immer wieder leise und begann geistesabwesend hin und her zuwippen, als um ihm herum alles verschwamm und zu einem erlösenden Schwarz verschmolz. Wieso bekam er keine Luft mehr? Was hatte er bloß getan? Er machte ein Fehler nach dem anderen… Er war so ein schlechter Mensch! Ein furchtbar schlechter und dreckiger Mensch! Wie armselig er doch war! „AOI!“, schrie Uruha nun verzweifelt und schüttelte den ohnmächtigen Leib des Schwarzhaarigen, als er auch schon schnelle Schritte durch das Treppenhaus hören konnte. „Uru? Aoi?“, rief Yuki besorgt, da er einen Schrei gehört hatte und blieb vor Schreck versteinert stehen, als er Uruha und den bewusstlosen Aoi am Fuß der letzten Treppe erspähte. „Yuki, schnell… ruf einen Notarzt! Beeil dich!“, rief Uruha ihm zu, und wischte sich schnell seine Tränen vom Gesicht, die sich ohne, dass er es bemerkt hatte, auf seine Wangen gestohlen hatten. Sein Herz ertrug es einfach nicht Aoi so verletzt zu sehen! Und nun war er schon wieder Schuld, das Aoi Schmerzen widerfahren worden sind… Was dann passierte, geschah schnell und beinahe mechanisch. Der Notarzt kam, spritze Aoi irgendetwas und verband den rechten Arm der große Schürfwunden von dem Sturz aufwies. Der Arzt erklärte Uruha, als er auch diesen untersuchte, das der Schwarzhaarige hyperventiliert war, und er jetzt Ruhe bräuchte, weswegen Aoi vorsichtig in Uruhas Wohnung getragen wurde. Dennoch wachte Aoi während der ganzen Behandlung nicht auf. Dass dieser Tag so enden würde hatte Uruha nicht geplant. Dabei hatte er doch alles für einen schönen Nachmittag vorbereitet. So feierte er jetzt nicht ausgelassen mit seinen Freunden, sondern verabschiedete diese, die ihn dabei Trostspendende Worte entgegenbrachten. So konnte er Aoi nicht in seinem neuen Zuhause willkommen heißen, da dieser durch den Sturz immer noch schlief. Warum ging zurzeit nur immer wieder alles schief? Und wieso war er immer daran schuld? Er liebte dich Aoi! Doch anstatt ihm das auch zu zeigen, tat er ihm nun noch mehr weh! Was konnte er nur tun? Was? Uruha, der gerade dabei war die Deko in den Müllsack zu werfen, um wenigstens seine Wut über sich selbst, etwas abbauen zu können, hielt plötzlich inne, als sich zwei zierliche Arme von hinten um ihn schlangen. „Mach dir keine Vorwürfe!“, hauchte Yuki leise und schmiegte sich noch mehr an Uruhas kräftigen Rücken. Uruha seufzte, als sich auch schon ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl. Was eine so kleine Geste doch bezwecken konnte! Uruha drehte sich in der Umarmung und sah dem Kleineren tief in die Augen, ehe er Yuki sanft über die Wange strich. Doch auch wenn es so einfach klang, sich keine Vorwürfe machen zu müssen, so hallten doch gerade diese, jede Sekunde durch seinen Kopf, als auch durch sein Herz. Schließlich war es doch seine Aufgabe Aoi zu beschützen! Und er hatte mal wieder versagt! Er hätte besser aufpassen müssen! Mehr auf Aois Gefühle achten müssen! Immer wieder sah er das Bild vor sich, wie Aoi ihn angsterfüllt angesehen hatte. Dieser Blick hat so weh getan. So unendlich weh getan! Immer wieder hallten die gemurmelten Worte Aois durch seinen Kopf, die ihn beinahe wahnsinnig werden ließen. Da war so viel Schmerz! So viel Schmerz den er nicht lindern konnte! „Ich glaube ich geh jetzt besser nach Hause!“, erklang plötzlich eine zitternde Stimme. Verwirt wandten sich Uruha und Yuki um, als sich ihre Augen auch schon ungläubig weiteten, als sie Aoi sahen, der sich erschöpft am Sofa festhielt, um nicht hinzufallen. „Wo willst du denn in deinem Zustand hin?“, zischte Uruha wütender, als beabsichtigt. Warum wollte sich Aoi nie auf ihn verlassen? Warum vertraute er ihm immer noch nicht? Aoi sah den Brünetten erstaunt an, ehe er schwer schluckte und den Kopf verlegen senkte. „Ich will doch nur nach Hause!“, hauchte der Schwarzhaarige und ging, so schnell, wie es sein geschwächter Körper erlaubte zur Tür. Warum verstand Uruha denn nicht? Wie sollte er ihn denn je wieder in die Augen sehen könnten, wenn sein schlechtes Gewissen ihm gegenüber so sehr quälte? Er wollte allein sein! Nur och allein sein! Er wollte nicht, dass auch noch die beiden Menschen, die er so sehr liebte das es schon weh tat, durch ihn litten! Das wollte er nicht! Deswegen musste er gehen! Doch gerade als sich Aois Hand auf den Türgriff gelegt hatte, fluchte Uruha bedrohlich, sodass der Schwarzhaarige etwas zusammenzuckte. „Hier ist dein Zuhause!“, gab Uruha aufgebracht von sich, eilte zur Tür und hielt diese kraftvoll zu. Denn das Aoi eher vor ihm flüchten wollte, als sich von ihm helfen zu lassen, machte ihn wütend. Es machte ihn wütend, weil es so verdammt schmerzhaft war. „Heißt das du willst mich nicht gehen lassen?“, gab Aoi nun ebenfalls zornig von sich und funkelte Uruha böse an, als der Brünette grummelnd nickte. „Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen!“, schrie der Schwarzhaarige Aufgebracht und zog vergeblich immer wieder am Türgriff, und hielt erst inne, als Uruha spöttisch auflachte. „Du sollst auf dich aufpassen können? Das hat man ja vor ein paar Wochen gesehen!“, brüllte Uruha aufgebracht, dessen Zorn sein Hirn und sein herz nun total vernebelt hatten. Das war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Aoi wusste, auch ohne das Uruha es ihm so offensichtlich kund tut, dass er schwach war und schon immer von anderen abhängig war. Doch verletzten ihn diese Worte! Qualvoll schlug sein Herz auf, sodass er sich anstrengen musste die Tränen die in seinen Augenwinkeln aufkeimten zu unterdrücken. Und das es gerade Uruha war, der ihn zum weinen brachte, war wie Salz in den Wunden seines Herzens. „Du hast doch keine Ahnung!“, gab Aoi mit bebender Stimme von sich und biss sich auf die Unterlippe um nicht laut aufzuschluchzen. „Ich soll keine Ahnung haben? Wer hat dich immer ins Krankenhaus gefahren, wenn Yune mal wieder die Kontrolle über sich verloren hatte? Wer musste sich immer dein Geheule anhören? Ich! Ich musste schon immer auf dich aufpassen!“, schrie Uruha mit zornerfüllter Stimme, war nicht mehr Herr seiner Worte, da die Wut ihn in seiner Gewalt hatte. Aoi, der im ersten Moment seinen freund geschockt angesehen hatte, verengte erbost seine Augen zu kleinen Schlitzen, weshalb nun die Tränen über seine Wangen rollten. Das war es also! Er war für Uruha nur eine Last! Und warum hatte er dann gesagt, dass er ihn liebte? Alles nur Lüge… „Es hat dich keiner drum gebeten, du blödes Arschloch!“, brüllte der Schwarzhaarige mit kratziger Stimme, ehe er sich umwandte und im Badezimmer verschwand. Laut knallte Aoi die Tür hinter sich zu und schloss schnell ab, ehe er an der Tür kraftlos herunterrutschte und sein erschöpfter Köper zu zittern begann. Unzählige Tränen fanden den Weg über sein Gesicht, während seine Lippen bebten und einen gequälten Schluchzer nach dem anderen entließen. Was war nur geschehen? Keine Liebe! Keine Wärme! Kein Glück! Was bleibt dann noch? Schmerz! Kälte! Einsamkeit! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)