Die Leiche auf dem Boden von -Harlekin- (UruhaxRuki, AoixKai u.a.?) ================================================================================ Prolog: Im Zimmer ----------------- Prolog Das Zimmer ist dunkel und ich kann nur schwer etwas erkennen…aber das ist gut so…diese düstere Atmosphäre passt gut zu meiner Stimmung…meinem Leben… Hm…wie viel Uhr es wohl ist…? 22.00? 23.00? Oder schon Mitternacht? Ich kann zwar das leise Ticken einer Uhr im Flur vernehmen…doch ich bleibe lieber hier sitzen und lehne mich entspannt gegen die Wand. Im Grunde ist es ja egal wie spät es ist...alles ist egal…Hauptsache es ist Nacht…und es bleibt dunkel… Im Dunkeln lässt es sich besser nachdenken…man kann auch einiges besser verkraften…und einiges nicht sehen…In der Dunkelheit wird alles unerkennbar…es ist einfach angenehm…diese Ungewissheit… Ich spüre den kalten Gegenstand in meiner Hand und halte ihn fester… Schöne Finsternis…Denn ich will nicht das es hell wird…Ich will…diesen schattenhaften Umriss am Boden nicht im Licht sehen…diesen…leblosen Körper vor mir…den ich einmal kannte…und den ich sofort wieder vergessen möchte… Eine Frage schwirrt mir jedoch die ganze Zeit im Kopf umher…Wieso hast du es soweit kommen lassen…? Kapitel 1: Offensichtliche Geheimnisse -------------------------------------- „KREEEEEEEIIIISCH!!!“ Die Fans schrien entzückt auf…ich wiederum konnte nur leicht den Kopf schütteln, während ich mein Instrument spielte. Was gefiel den kreischenden Mädchen nur so an den Fan-Service? Die anderen zwei Bandmitglieder machten gewagte Andeutungen und umarmten sich ab und zu demonstrierend…und vergnügten sich mit dem Jubeln der Fans. Der kleinere von den Beiden ließ sich jetzt am Hals küssen…Widerlich…Ich war insgeheim einfach angewidert, doch ich tat so als würde ich mich über die Zwei amüsieren und lächelte in das Publikum. Die Heuchelei nervte mich…aber man musste eben sein Image wahren. Wenn die vielen Leute nicht da gewesen wären, hätte ich womöglich die Bühne voll gekotzt…Ja…es war echt zum Kotzen… Und was die Leute nicht wussten…mit den Zweien ging es dann nachher backstage die ganze Zeit so weiter…mich krauste das jetzt schon. Als das Konzert zu ende war, gingen wir in unserem privaten Bereich zurück. Erschöpft ließen wir uns in unsere Sofas fallen und tupften mit den Handtüchern den Schweiß weg. Anstrengend waren Konzerte allemal, aber es lohnte sich doch immer wieder…diese vielen fröhlichen Menschen...Es war doch das Beste an unserem Job… „Wow! Heiß…“ Nein…nicht schon wieder…dieses Rumgemache der Beiden ging mir langsam auf die Nerven…Wie Uruha immer auf seinem Schoß saß und ihn umgarnte…Ekelhaft. Nach nur wenigen Minuten endete es in einer langen Umarmung und vielen angehauchten Küssen…vor den Fans konnte man das vielleicht gerade noch akzeptieren aber privat? Zu meinem Bedauern merkte ich auch schon die knisternden Blicke zwischen Aoi und Kai… Mir wurde die einengende Spannung in der Luft zu viel und ich verließ den Raum. Bloß nur weg…Ich brauchte frische Luft und eine Auszeit! Im nächsten Raum war ich alleine und riss das große Fenster auf, wo daraufhin mir eine frische Brise ins Gesicht wehte… Denken die ich bin blind oder was? Denken die ich merke nicht…ihre zärtlichen Blicke…ihre zärtlichen Berührungen hinter meinem Rücken…Denken die ich merke nicht…dass das alles zwischen ihnen kein Spaß mehr war, sondern ernst…? Ich zündete mir eine Zigarette an und genoss das beruhigende Gift…während ich mich am Fenster abstützte und die fliegenden Blätter im Wind betrachtete…und mir sehnlichst wünschte, dass auch ich ein Blatt wäre, das fortgeweht werden würde… „Ist alles mit dir ok, Akira? Du warst ganz blass im Gesicht!“ Besorgt standen Kai und Aoi hinter mir…die beiden…die heimlich zusammen sind…und es mir nicht sagen… „Nein…alles Bestens. Ich brauchte nur ne Zigarette. Das ist alles.“ Sie gesellten sich zu mir und ich teilte mit ihnen meine Schachtel. Dann redeten wir über belangloses Zeug…Ich schaute weiter aus dem Fenster, aber ich konnte von der Seite erkennen wie Aoi sanft Kais Hand nahm und sie sich verträumt ansahen…doch als ich zu ihnen rüberschaute, lösten sich ihre Hände blitzschnell und sie starrten ebenfalls aus dem Fenster… Sie sind sehr gute Freunde, das kann ich nicht leugnen…aber…wieso vertrauten sie mir nicht? Kapitel 2: Zeit zum Aufstehen ----------------------------- „Ich liebe dich…Reita.“ ... Hm…wie viel Uhr ist es…? Das Fangirl kuschelte sich an mich. Ohne etwas zu sagen gähnte ich und schaute auf die Uhr. Uff…schon 8.50… „Darf ich dich…mal ohne Nasenband sehen?“ Als sie gerade das Band anfassen wollte, stupste ich ihre Hand weg. Ich hatte mit ihr die Nacht verbracht, aber kannte sie mich schon so gut, dass sie zu mir sagen konnte, dass sie mich liebte? Nein. Und kannte sie mich schon so gut, dass sie zu meinen engsten Freunden gehörte und mich ohne Nasenband sehen durfte? Nein. Ich riss mich von der Groupie los und stieg müde aus dem Bett. „Wo willst du hin?“ „Arbeiten.“ „Jetzt schon?“ Wieso stellte sie mir diese ganzen Fragen? Sie kannte mich doch gar nicht. Warum konnten diese Fans, so was nie akzeptieren? Warum dachten sie immer sofort, sie würden mich kennen oder mit mir schon eine Beziehung haben? Ihnen interessierten doch nur mein Aussehen und das Geld. Die meisten gaben dann damit an, mit jemand „Berühmtes“ etwas gehabt zu haben. Es war doch immer dasselbe… „Reita?“ Uninteressiert zog ich mir eine Hose an. „Reita??“ „Lass mich in Ruhe! Mehr als ein One-Night-Stand war das nicht. Also geh.“ Plötzlich fing die fremde Frau an zu weinen und kassierte einen genervten Blick von meinerseits. Sie sind doch alle gleich… „Soll…ich mich klarer ausdrücken?!“ Empört stand sie auf, zog sich schnell an und verschwand mit einem lauten Knall hinter der Tür. Gut…es gab nämlich schon andere, die viel mehr Theater gemacht hatten… Dann ging ich wie immer ins Badezimmer und setzte mein Markenzeichen ab. Das tat ich immer nur dann, wenn ich mir sicher war alleine zu sein…die einzigen, die mich ohne sehen durften waren meine Bandkollegen und meine Familie, aber das auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Ich musterte mich im Spiegel und machte ein paar seltsame Grimassen. So versuchte ich mich immer jeden Tag in der Früh aufzumuntern, auch wenn dies fast nie klappte…Dann fing ich an mir die Zähne zu putzen und nach dem Zähneputzen nahm ich anschließend die Rasierklinge und den Rasierschaum…wurde mal wieder Zeit die nachwachsenden Stoppeln in meinem Gesicht zu entfernen… Klingeling, Klingeling Telefon? So früh? Hektisch rann ich zum Telefon und nahm ab. [Hi, hier Uke. Bist du es Akira?] „Ja klar. Was gibt’s? Komm ich etwa zu spät?“ [*kicher* Neee glaub nicht! Aber genau deswegen rufe ich dich ja an. *kicher* Weißt du wann wir heute beim Fotoshooting sein müssen?] „Ääähm. Glaub das war 10.00 Uhr.“ [„Erst um 10.00?? Klasse! *kicher* Dann ist ja noch genug Zeit. *kicher*] „Was kicherst du denn die ganze Zeit so??“ [Ach…tu ich das? Habe ich ja noch gar nicht gemerkt! *kicher*] Während er das sagte, hörte im Hintergrund ein weiteres Kichern…ein sehr vertrautes Kichern… „Wer ist denn bei dir?“ [Was? Niemand.] „Aber…da hat doch gerade jemand anders gekichert…? [Was?? Achso! Ne, das ist nur ein Fangirlie. Also bis 10.00! *aufleg*] … Was war denn das jetzt? Will der mich für dumm verkaufen? Das war doch 100pro Aois Gekicher! Dummkopf…aber sie hatten in der Nacht bestimmt viel mehr Spaß als ich…Ich meine…was ist schon Sex ohne Liebe? Etwas deprimiert ging ich zurück ins Bad und rasierte mich weiter. In Gedanken versunken schnitt ich mich unbeholfen und schreckte auf, als ich den blutenden Fleck in meinem Gesicht entdeckte und er einen lange Spur auf meinem Hals hinterließ…Es hörte nicht auf…es floss weiter…Faszinierend starrte ich mich im Spiegel an…Vielleicht sollte ich…? Nein… Nein. Zügig rasierte ich mich fertig und sprang unter die Dusche…um kurz nachher angezogen mit einem verbrannten Toastbrot in der Hand haltend zur Tür zu rasen… Kapitel 3: Nur ein Unfall... ---------------------------- Beim Fotoshooting passierte nichts Spektakuläres. Wir stellten uns hin und ließen uns fotografieren. Jeden einzeln und ein paar Gruppenbilder für das neue Neo Genesis – Magazin. Wir hatten unsere neuen Latex-Outfits an. Ich persönlich fand sie nicht sehr schön und auch nicht sehr bequem, aber was soll man machen? „30 Minuten Pause!“ Wurde aber auch Zeit. Aoi und Kai gingen kurz nach Gegenüber, um für uns ein paar Snacks zu kaufen, während wir anderen uns auf unseren Stühlen bequem machten. Ich beobachtete wie Ruki und Uruha Händchen hielten und der Kleinere sein Handy rausholte, um jemand ne SMS zu schicken. „Auch eins?“ Uruha streckte mir ein Minzbonbon entgegen…Wäh…Minzbonbon…wie kann man so was nur mögen? Angewidert lächelte ich ihn an. „Nein danke. Ich hasse diese widerlichen Bonbons.“ Gespielt beleidigt nahm er dann selber eines. Als dann Ruki sein Handy wieder wegsteckte lächelte er seinen Sitznachbarn fröhlich an, der entzückt zurücklächelte. Also wenn die beiden nicht auch zusammen sind…sie tun zwar immer so, als wäre das alles nur Spaß, aber man kann es ihnen ansehen, dass es das nicht mehr ist…Spätestens als sie wieder anfingen sich lachend zu begrapschen wird mir wieder leicht schwindlig. Wie schon gesagt, fand ich das einfach widerlich…ich konnte diesen Anblick nicht akzeptieren…bei Kai und Aoi würde ich es besser tolerieren…aber bei diesen beiden…nein…ich konnte es nicht… „Ähm…ich gehe kurz auf die Toilette.“ Sie hörten mir schon gar nicht mehr zu und so ging ich aus dem Raum. Doch statt auf die Toilette zu gehen, ging ich in die Küche. Manchmal brauchte ich die Einsamkeit…besser als bei den Beiden zu sitzen…darauf hatte ich einfach keinen Bock mehr… Gelangweilt nahm ich einen Yoghurt aus dem Kühlschrank. Auf Aoi und Kai konnte man ja lange warten…Dann öffnete ich die Schublade mit dem Besteck, aber die Löffel sind natürlich alle…also schaute ich genervt in die fertige Spülmaschine. Super…die räume ich aber ganz sicher nicht auf! Das Besteck glänzte sauber in der Maschine…doch als ich einen Löffel rauszog, spürte ich einen plötzlichen Schmerz in der Hand. Das wird ja immer besser…ich hatte mich an einem Messer geschnitten. Langsam wütend werdend wusch ich mir die Hand. Es war zum Glück keine schlimme Wunde, aber ich hatte mich ziemlich ungeschickt geschnitten. Wieso musste immer alle so schief gehen?? …Hm…vielleicht sollte ich das Messer nehmen und noch mal…? Denn wenn ich eine schlimmere Wunde hätte, könnte ich nämlich sofort nach Hause. Ich wollte heute nicht mehr arbeiten… „Reita? Was machst du da???“ Empört schaute mich Uruha vom Türrahmen aus an. Sofort legte ich das Messer wieder hin und wusch weiter die Hände. Ich hatte keine Zeit mehr mich noch einmal zu schneiden, aber man konnte sehen, dass die erste Wunde noch blutete… „Reita??“ Schnell kam der Andere an meine Seite und nahm die verletzte Hand…ich wollte das nicht…er sollte das nicht sehen… „Puuh…Keine tiefe Wunde, aber du solltest das nie mehr wieder machen!!! Kapiert??!!“ Wieso…schrie er denn so? Das ist doch meine Sache, was ich tat! Ich wollte ihm wütend meine Hand entreißen, aber er hielt sie eisern fest. „Ich meine es ernst, Akira…“ Ich spürte seine Besorgnis um mich…aber…er sollte es gefälligst sein lassen…doch spätestens als er sanft auf die Wunde pustete und ein Pflaster aus dem Schrank holte, konnte ich mich nicht mehr wehren…Er war so sanft…Vorsichtig klebte er das Pflaster auf die Wunde und streichelte über meine Hand…um uns herum war eine bedrückende Stille…Ich merkte, wie ich langsam rot wurde…Ich wusste nicht warum…vielleicht weil es mir total peinlich war. Immerhin war ich ja kein kleines Kind mehr, das ein Wehwehchen hatte! Nervös schaute ich zur Seite und spürte seine musternden Blicke, als auf einmal ein anderer in den Raum trat und er leider meine Hand loslassen musste… „Oh?? Was ist denn hier los? Hast du dich verletzt Akira?“ Ruki…nein…er sollte es nicht erfahren…Uruha schaute mich kurz prüfend an und beantwortete die Frage als erstes. „Er hat sich nur aus Versehen geschnitten. Nichts Weiteres.“ „Am Handrücken??“ Wir schauten uns ratlos an. Was sollten wir sagen? Das mit der Spülmaschine war ja ziemlich unglaubwürdig, auch wenn es sich wirklich so zugetragen hatte… „Er hat sich mit dem Messer dort versehentlich geschnitten als…ähm…als…er die Konservendose dort öffnen wollte!“ Demonstrierend zeigte Uruha auf die Dose auf der Küchentheke. Ich nickte zustimmend. „Genau!“ Doch Ruki runzelte die Stirn und warf skeptische Blicke auf uns…ok…die Geschichte war sogar noch unglaubwürdiger als das mit der Spülmaschine…aber… „Akira…ich wusste ja, dass du nicht der Schlauste bist…aber eine Konservendose mit einem Messer zu öffnen…? Cool und lässig erwiderte ich seinen Blick. Was kann der mir schon anhaben? Sowas probierten doch viele Leute aus, oder etwa nicht? „Hallo??!! DENKT IHR ICH BIN BLÖD ODER WAS???????“ Über Rukis Geschrei erschrocken, verkroch ich mich hastig hinter Uruhas Rücken, der wiederum auch durch den Schock, empört und übertrieben tuntig die Arme hob. Mit Ruki war schließlich nicht zu spaßen, wenn er wütend wurde… Das musste ein richtig bescheuertes Bild abgegeben haben, da sich Rukis finstere Miene in eine lächelnde Grimasse verwandelte. „Ha ha!!! Das sah ja richtig dämlich aus!!“ Etwas beleidigt, aber doch auch amüsiert, stimmten wir seinem Lachen mit ein. Hauptsache, er vergaß was los war… „Hier seid ihr! Was ist denn hier so lustig?“ Aoi und Kai steckten ihre Köpfe in die Küche und wedelten mit den Tüten, die mit Nudelsuppen, Sushi und weiteren Snacks gefüllt waren. Statt auf ihre Fragen zu antworten, vergriffen wir uns aber lieber hungrig an dem Essen…was mit einer kleinen spielerischen Rauferei endete, da sich jeder auf die kleinen Tüten stürzte und das Beste haben wollte. Diese kindische Aktion tat uns gut…da wir sonst immer so ernst sein mussten...naja…wir versuchten immer so ernst zu sein. Natürlich bekamen wir nachher Ärger, da wir noch mal für die restlichen Fotos neu gestylt werden mussten…aber das war uns im Prinzip egal. Soll man uns doch wenigstens die kleinen glücklichen Momente im Leben lassen… Kapitel 4: Überraschende Wendung -------------------------------- „Wollen wir noch einen Trinken gehen? Ich lade dich auch ein.“ Über Uruhas Einladung so sehr überrascht, stolperte ich über einen Stein und wäre fast hingefallen. „Alles ok?“ „Ja ja. Nichts passiert!“ Oh man…was für eine peinliche Aktion… „Und? Nimmst du meine Einladung nun an?“ Erwartungsvoll leuchtete er mich an…. „Ok.“ Was hätte ich bei solchen Augen auch anderes sagen können…? Wir gingen in eine kleine Bar in der Nähe. Die anderen konnten leider nicht mitkommen, da sie an dem Abend etwas anderes vorhatten. Ruki musste irgendwo hin und die beiden anderen…ja die fanden immer eine Ausrede. „Dort ist noch ein Platz frei!“ Er zeigte auf einen freien Tisch in der Ecke. Wieso will er mit mir in der Ecke sitzen…? Ein paar Tische in der Mitte sind doch auf frei? Doch ich widersetzte mich nicht und wir setzten uns hin. Kurz daraufhin bestellten wir bei der Kellnerin Alkohol. Sie schaute mich etwas schmunzelnd an, bestimmt machte sie sich über mein Nasenband lustig, aber daran bin ich schon gewöhnt… Uruha saß mir gegenüber und wir redeten eine Weile nichts. Irgendwie hatten wir uns nicht viel zu sagen…bis er das Schweigen brach. „Ich…wollte mit dir über dein Problem reden.“ Etwas überrascht hob ich meinen Kopf…während die Bedienung uns die Drinks hinstellte. „Über was für ein Problem…?“ „Du weißt schon…“ Nachdenklich nimmt er plötzlich meine Hand, die vorher noch seelenruhig auf dem Tisch ruhte. Ich spürte wie mein Gesicht sich rot färbte…das war total…total überraschend. Normalerweise fassten wir uns privat nicht so an…die Situation hatte sich vorher noch nie ergeben. Sie war so fehl am Platze…ok zwischen ihm und Ruki vielleicht normal…aber…mit mir…und das auch noch so unter uns, ohne Fans…Nervös nippte ich etwas an dem Glas… „Kôyô…?“ Er berührte fast hauchleicht, das Pflaster…und schien tief in seinen Gedanken versunken… „Ich weiß…es ist schwierig darüber zu reden…aber…wir sollten es wirklich ansprechen…“ Mein Gesicht wurde bemerkbar immer rötlicher…Oh mein Gott…von was redete er da??? Peinlich berührt schaute ich mich zu den anderen Leuten um…diese Situation war so ungewohnt. Ich würde am liebsten meine Hand wegziehen…aber…seine Streicheleinheit war irgendwie ganz angenehm…Wusste er vielleicht davon…? Davon? Von was?? „Ähm…ich…ich…“ Mir blieben die Wörter im Halse stecken…Was sollte ich sagen? Also schluckte ich einen großen Schluck von meinem Getränk runter… „Nein…ist schon gut, Akira. Ich kann deine Position verstehen…ich war früher auch in dieser Position und…ich wollte auch immer nie mit jemanden darüber reden…ich weiß was mit dir los ist…“ Die Hitze, die in mein Gesicht stieg, war nun fast unerträglich…genauso unerträglich wie das wilde laute Herzschlagen…Poch Pochpoch…Poch Pochpoch…Schnell und zügig nahm ich weitere Schlucke… „Aber Ritzen ist nun mal ein Problem, das man nicht alleine bewältigen kann.“ Mit weit aufgerissenen Augen wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen und meine Hand rutschte aus Uruhas Händen. Aber das war nicht das Schlimmste. Ich hatte mich verschluckt und spuckte hustend etwas von dem Getränk notgedrungen auf dem Boden…zum Glück konnte ich im letzten Augenblick meinen Blick noch abwenden…sonst hätte mein Gegenüber ne volle Kanne ins Gesicht bekommen… „Oh! Bist du heute etwas wacklig auf den Beinen oder…ist es das Thema? Du musst dich dem Problem stellen, Akira! Keine Sorge! Ich werde dir helfen!“ Ohne wirklich etwas zu registrieren und immer noch leicht hustend, nickte ich wild darauf los, während wir unsere Getränke nachbestellten. Ich gab ihm einfach Recht, obwohl meine Gedanken sich um etwas anderes kreisten…Wieso hatte ich mich so erschrocken? Was hatte ich erwartet? Über was dachte ich, würde er die ganze Zeit sprechen…?...Über…über uns…?...Uns??!! Halt! Naja…er sah unglaublich gut aus…und wow…wie gut er doch aussah…und das obwohl er gerade nicht gestylt ist und normale Kleidung anhat. So ist er sogar noch viel hübscher…Uruha…Aber Hey! Das ist doch ein Mann! Einer meiner besten Freunde, um genauer zu sein! Hm…vielleicht fand ich ihn ansprechend, weil er ja gerade so feminin war…? Nein!!! Du bist HETERO! Schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf! 1. Du liebst Frauen! 2. Er ist ein MANN. 3. Er ist eine TUNTE! 4. Er ist mit Ruki zusammen, wobei ich mir auch nicht 100pro sicher bin. 5…Wow…sieht er gut aus…vielleicht…war ich schon länger auf ihn scharf…? Deswegen war ich immer so fertig, wenn er mit Ruki rummachte…?...WAS??!!! NEEEEIIIIN!!! Diesmal wieder überrascht über meine gedankliche Schlussfolgerung hätte ich mich fast wieder verschluckt, doch ich schluckte den großen Knoten geräuschvoll hinunter… „Ja! Das ist ein schweres Stück! Aber wie schon gesagt, der Mut zum Therapeuten zu gehen, ist schon die halbe Miete!“ Die halbe Miete? Über was redete er die ganze Zeit bloß nur…? Ich rang hier mit meiner Orientierung und er redete über das Ritzen, das ich nicht einmal praktizierte!!!! „Bist du mit Takanori zusammen??!!“ Ups…ich wollte nicht das es rausrutschte…aber…ich konnte nicht anders… Perplex und so als käme ich von einem anderen Planeten glotzte mich Uruha fassungslos an. Habe ich etwa irgendwas Falsches gesagt?? „Akira…wie kommst du denn jetzt auf so was??? Wir reden hier gerade über deine Gesundheit! Versuche ja nicht das Thema abzulenken!!!“ „Ich lenke das Thema nicht ab! Ich ritze mich doch nichtmal!“ „Und was war das dann in der Küche? Am Anfang leugnet das jeder Akira…“ „Hör auf! Ich meins ernst! Ich tue das nicht!“ Mit einem mitleidsvollem und besorgten Gesichtsausdruck schaute er mich an…Er glaubte mir nicht…ob er mir die wahre Geschichte mit der Spülmaschine abnehmen würde? Aber wie sollte ich das mit dem Messer erklären…? Enttäuscht wendete ich meinen Blick auf dem Fußboden… „Akira…“ Schnell blickte ich wieder in sein Gesicht, als er meine Hand erneut streichelte. Er sollte das lassen…ich weiß…er meinte es nur gut mit mir…aber…seine Berührung schmerzte so sehr… „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Kôyô.“ Um meiner Frage auszuweichen, nippte er an seinem Getränk…mittlerweile haben wir schon unser drittes…oder hatten wir schon mehr? „Wieso willst du das denn unbedingt wissen?“ Hm…ja…wieso? „Nur so. Bin halt neugierig.“ Ja…nur neugierig… „Neugierig?“ Genau…Ich zog meine Hand von ihm zurück und tat so als wäre ich gelassen und cool…so als würde ich nicht unbedingt auf eine Antwort von seinerseits warten…doch ich hatte die ganze Situation nicht so im Griff, wie ich es wollte…nach einem minutenlangen Schweigen blickte ich schüchtern wieder in seine Richtung. „…du willst es wohl wirklich wissen, was? Ja…ich bin mit Takanori zusammen, aber gib es zu, du wusstest das doch schon.“ Stimmt…natürlich wusste ich das…keine Ahnung auf was für eine Antwort ich da gewartet hatte…so naiv bin ich doch normalerweise gar nicht…Nach außen hin versuchte ich weiterhin gelassen zu bleiben, aber als ich antwortete, hörte sich meine Stimme ziemlich schwach und zittrig an…War ich etwa enttäuscht? „Ja…ich…habe es schon irgendwie gewusst…ja.“ Meine traurige Miene versteckte ich hinter meinem Glas, das ich mit einem Zug austrank…boah…langsam aber sicher wurde mir etwas schwindlig…Das wievielte war es schon…? Das 4. oder sogar schon das 5.?? Uruha schien es noch sehr gut zu gehen…Er verträgt wohl noch viel mehr als ich…ja klar…den kann nichts so schnell umhauen… „Du hast ja das Zeug runtergeschlürft wie Wasser! Du siehst nicht gut aus…wir sollten besser gehen?“ „Na, ne is eh scho gut.“ „Du klingst aber nicht sehr nüchtern.“ „Doch, doch! Es ist nur so…dass ich…naja das mit dir und Taka nicht so gut vertrage, verstehst du??“ Oh nee! Schon wieder was rausgerutscht! Scheiß Alkohol… „Ähm! Nein! Ich meine…eh…“ „Schhhh…ist schon gut. Ich verstehe was du meinst…“ Er bezahlte die Rechnung und half mir beim Herausgehen…ich war doch ziemlich wackelig auf den Beinen…Er legte mir einen Arm auf die Schulter, die ich dankbar mit einer Hand festhielt… wie sanft er mir doch ins Ohr gut zuflüsterte…Ich dachte er wäre nur zu Ruki so zärtlich…? Kapitel 5: Kidnapping --------------------- „Halt…warte.“ Draußen riss ich mich von ihm los und lehnte mich kurz an die Wand neben der Tür. Ich brauchte einfach eine kurze Pause…wie konnten mich so wenige Gläser schon so umhauen?? Oder half da die unangenehme Tatsache mit, dass Uruha schon an Ruki vergeben war…aber ich hatte es doch schon vorher gewusst…nicht? „Wie fühlst du dich? Geht es wieder?“ Er legte mir besorgt eine Hand auf die Schulter, woraufhin ich mich noch mehr gegen die Wand lehnte. Was machte ich hier nur…?? Wieso habe ich auch zu viel getrunken…? „Es geht schon! Alles ok!“ Ich brauchte keine Hilfe und stieß seine Hand mutig weg. Doch…in Wirklichkeit konnte ich etwas Hilfe gut gebrauchen… „Wieso…wieso musst du nur immer so ein Macho sein?...Wieso zeigst du nie deine schwache Seite? Akira…“ Ja…du kennst mich…aber dann müsstest du auch wissen, dass ich nie Schwäche zeige und mich dadurch nur schütze… „Ist schon ok, aber bei mir…kannst du ruhig Schwäche zeigen…oder vertraust du mir nicht?“ „Was redest du da?? Natürlich vertraue ich dir!“ Hm…eigentlich wollte ich sagen, dass er mich mal kann, aber...aus mir kam in diesem Zustand immer sofort die Antwort herausgesprudelt ohne das ich darüber noch mal nachdachte… „Das ist schön…Akira…“ Plötzlich merkte ich, dass er sich immer mehr zu mir rüberbeugte. Was sollte das?? Doch ich war zu langsam und es war schon zu spät…seine Lippen lagen schon auf meinen… „Hm!! Ko...yo!!!!“ Ich riss mich von ihm los. Nicht das ich es nicht wollte…ich wollte es sogar unbedingt…aber… „Was soll das, Kôyô! Was…was ist mit…Taka???“ „Rede nicht von ihm…lass dich einfach fallen, ok?“ Und schon wieder wollte er mich küssen, doch ich hielt ihn zurück. „…Das dürfen wir nicht Kôyô...Bitte tu das nicht…“ Wenn das Ruki erfährt….nein das darf einfach nicht sein! Wieso denkt er nicht an seinen Freund?? Ist er ihm etwa egal?? Und ich…ich…will ich das wirklich? „Du machst mich so an…“ Er fich meiner Frage aus! Und ich spürte seine angenehmen Lippen wieder auf meinen…doch diesmal konnte ich mich echt nicht mehr wehren…das erste Mal vorhin war schon schwierig genug…aber…ich war doch gar nicht schwul…Meine Beine gaben etwas nach, da ich immer noch in einem schwächelnden Zustand war und der Kuss machte es nicht gerade besser…also hielt ich mich an Uruha fest…Ich wollte mich zuerst nicht bei ihm festklammern und Schwäche zeigen…doch…ich vertraute ihm. Wirklich. Wir küssten uns lange und voller Sehnsucht. In dem Moment war es mir sogar egal, dass die Leute, die aus der Bar rein und raus kamen, uns beim Vorbeigehen komisch beäugten…es war mir nun auch egal, dass wir beide Männer waren…und es war egal, dass ich eigentlich hetero war…bei ihm…fühlte ich mich einfach gut…so geborgen…Wann war ich schon so schwach? Wann konnte ich mich schon so hingeben? Wann? Nie… „Geht es dir jetzt wieder besser?“ Wir lösten uns kurz von dem unglaublichen Kuss und ich musste erstmal Luftholen. „Oh ja…“ Ich war zwar immer noch schwach auf den Beinen, aber jetzt ging es mir wieder einigermaßen besser…viel besser…bis er mir zuflüsterte… „Akira…ich will dich…“ Ich ließ ihn los und hielt mich nun an der Wand fest. Das meinte er doch nicht ernst oder?? Doch bevor ich irgendwas registrierte, nahm er meine Hand und zog mich mit zu sich in sein Auto…Wir schwiegen die ganze Hinfahrt zu seiner Wohnung…mir war das alles einfach unangenehm und ich war total verlegen…Das ging so…schnell… „Wir sind da.“ „Findest…findest du nicht…dass das alles zu schnell geht? Du weißt doch, dass ich nicht auf Männer stehe…“ „Dein Kuss fühlte sich aber gar nicht abweisend an…“ Mit hochrotem Kopf verließ ich schnell als Erstes das Auto. Was machte ich hier bloß??? Erst betrank ich mich, dann knutschte ich mit meinem besten Freund rum und nun verschleppte er mich in seine Wohnung…und ich merkte wie mir wieder etwas unbehaglich wurde…doch dieses Gefühl verschwand wieder, als er mich sanft an die Hand nahm und wir hoch in seine Wohnung gingen… Oben angekommen schloss er leise die Tür und umarmte mich lächelnd…Es war einfach total schön bei ihm…Er war so gefühlvoll…Vorsichtig nahm er mir das Nasenband ab. Ich ließ es erstaunlicherweise zu…aber nur…weil er es war...Ich ließ es auch zu, dass er mich leidenschaftlich küsste und wir vor Verlangen ein bisschen wilder wurden. Ebenso ließ ich es dann wehrlos zu, dass er mich auf sein Bett schmiss und mir das Hemd vom Leibe riss…Ich habe alles zugelassen…alles…Wusste ich denn überhaupt noch was da vor sich ging…was ich da tat…? Ich wusste nur eines sicher…dass es der beste Sex war, den ich jemals hatte… Kapitel 6: Keine Bedeutung -------------------------- Am nächsten Morgen wachte ich mit einem schrecklichen Dröhnen im Schädel auf…Ich hatte es wohl gestern Abend mit dem Trinken übertrieben…Ich fühlte das weiche bequeme Bett unter mir und drehte mich halb schlafend auf die Seite. Gut, dass heute Samstag war…das hieß nämlich ausschlafen…schlafen…den ganzen Tag…ja… Schnarch…Schnarch… Hä…? Seit wann schnarchte ich denn? Mühsam öffnete ich die Augen und blickte in ein vertrautes Gesicht…Uruha…nur Uruha…U…U…URUHAAA??????!!!!! Entsetzt machte ich einen Hüpfer im Bett und sprang heraus. Was machte….machte Uruha in meinem Bett????? Meinem…äh…seinem…Bett? Dann hüpfte ich noch mal erschrocken auf, als ich feststellte, dass ich…nackt war! Ja!!! N-A-C-K-T!!! Während ich besorgt und zitternd vor dem Bett stand und für mich die Welt unterging, schlief der Blonde unbekümmert weiter…er schlief so friedlich…so als gäbe es keinen Grund in Panik zu verfallen…Dann räusperte er sich kurz und kratzte sich an seine Nase…süß…NEIN! Nicht süß!!! Ich versuchte mich zu beruhigen…Es musste ja eine logische Erklärung für alles geben, dass ich nackt in seinem Bett schlief…eine…andere logische Erklärung! Vorsichtig zog ich die Decke von dem Anderen weg…und schrie entsetzt auf, als auch er N-A-C-K-T war!!! „Verdammt!!! Was schreist du denn so???? Ich wollte doch heute ausschlafen!! DEPP!!!“ „Sorry…aber…aber ist dir schon aufgefallen, dass wir beide N-A-C-K-T in DEINEM Bett lagen???!!!“ „…Und?“ „Wie, und?“ „Ja, wo ist das Problem?“ Müde gähnend stand der Schönling auf und streckte sich demonstrierend…Ich konnte ihn nur ungläubig anstarren…also…also sexy war er ja schon… „Das Problem ist…naja…“ Während ich mir eine Antwort überlegte, zog er sich eine Unterhose an und legte sein Kleidung, die auf dem Boden lag auf einen Tisch…drehte sich um…und schaute mich verführerisch an…Woraufhin ich verlegen in die andere Richtung starrte. „Ist zwischen uns…wirklich etwas passiert…Kôyô?“ „Unsere Kleidung und zerbrochene Sachen liegen auf dem Boden, ich habe Muskelkater, wir beiden lagen nackt in dem Bett. Wie viele Hinweise brauchst du noch, Akira?“ Er hatte Recht…auch mir tat alles weh und dann das ganze Durcheinander hier…Dann erinnerte ich mich wieder an alles und ich musste mich erstmal setzen. „Aber…was wird Takanori dazusagen?“ Lächelnd schüttelte Uruha den Kopf. „Wieso musst du immer auf Taka kommen? Sag bloß…du stehst auf ihn?“ „Was??! Nein ich stehe nicht auf ihn! Aber er ist dein Freund! Und du…du bist fremdgegangen!“ „Keine Sorge, er wird nicht viel sagen. Und jetzt raus hier! Ich hatte meinen Spaß mit dir und brauche dich jetzt nicht mehr.“ „Hä? Hast du sie noch alle oder was?“ „Soll ich es genauer ausdrücken? Anziehen und RAUS!“ „Wie kannst du nur so mit mir umspringen??? Hast…du mich etwa nur benutzt?“ „Natürlich was sonst! Tss…sag bloß, du dachtest da wäre so was wie Liebe im Spiel gewesen??“ Auf einmal erinnerte ich mich an meine Fangirlies…bin ich…mit ihnen nicht auch immer so umgegangen?...Uruha…du Arschloch…ich…ich Arschloch…Habe ich das nicht verdient? „Du Arschloch…“ „Jetzt mach nicht so ein Theater! Du bist ja noch schlimmer als Suguru! Ein One-Night-Stand und dann seid ihr schon in mich verliebt und schwebt auf Wolke 7!“ „Suguru…du…du hast auch mit Suguru…? „Ja, ich habe es mit Suguru, Taka und dir schon getrieben! Und als nächstes ist Uke dran!“ „Was soll das für ein Spiel sein, Kôyô?? Das kannst du doch nicht tun!!! Du kannst doch nicht einfach mit jedem Bandmitglied schlafen!! Weißt du nicht wie sehr du andere damit wehtust???“ „Diese Herausforderung…dieser Nervenkitzel einen Hetero-Typen zu knacken…hat eben was, Akira. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell rumkriegen würde, aber du hast mir ja geradezu aus der Hand gefressen…“ Ich dachte er hätte sich gebessert…aber anscheinend hatte die Therapie nicht viel geholfen…Merkte er denn nicht wie sehr er mich verletzte? Wie sehr er andere verletzte…? War alles…seine Einladung in die Bar…sein Vortrag über das Ritzen…seine Zärtlichkeit…alles…alles nur erlogen gewesen? „Ich dachte du wärst mein bester Freund, Kôyô…doch wie es wohl aussieht, habe ich mich geirrt…“ Von einer Sekunde zur nächsten konnte man kurz das Aufblitzen von Traurigkeit in seinen Augen erkennen…doch es verschwand wieder und sein kalter Blick war wieder gegenwärtig…und ich dachte, ich hätte ihm die Augen geöffnet… „Jetzt verschwinde endlich…“ Ohne noch etwas zu sagen, zog ich mich zügig an und ging hinaus…hinaus in eine nicht sichtbare aber fühlbare Leere…eine Leere…die mir so endlos erschien… Kapitel 7: K.O. --------------- Ich wollte eigentlich nicht kommen…Keine Ahnung was mich dazu veranlasst hatte, dass ich dann am Montag doch zur Arbeit ging…Heute mussten wir die neuen Songtexte von Ruki besprechen und uns die dazupassenden Noten überlegen. Mal sehen wie weit wir heute kommen…bald wollten wir ja wieder eine neue Single auf dem Markt bringen. Müde und mit Augenringen betrat ich den Bandraum. Ich spürte die Blicke von Uruha, doch ich ignorierte sie…am besten so tun, als wäre nichts gewesen…Ist denn etwas gewesen? Ich sollte jedoch Kai warnen… „Oh mein Gott, Akira! Wie siehst denn du aus??“ Aoi beäugte mich besorgt. Zu Recht…denn ich hatte am Wochenende fast nicht geschlafen…Mir ging es einfach miserabel…und das spiegelte sich auch auf mein Äußeres wider. „Hab nur schlecht geschlafen…“ „Es würde mich nicht wundern, wenn du gesagt hättest, dass du GARNICHT geschlafen hättest!“ „Es geht schon…“ Aoi…auch du hast mit ihm geschlafen…Hast…hast du denselben unerträglichen Schmerz gespürt? „Hast du heute überhaupt irgendwas gegessen?“ Kai…du bist der Nächste… „Leute! Der hat doch nur Liebeskummer, mehr nicht.“ Frech grinsend setzte sich mein ehemaliger „bester Freund“ auf Rukis Schoß und schaute mich gespielt lustvoll an. „Liebeskummer?“ Verwirrt schaute Aoi wieder in meine Richtung…Was sollte ich darauf antworten?...Nichts… „Ich muss sagen, dass du eine echte Niete im Bett warst, Akira…Takanori schlägt dich bei weitem.“ „Ja! So macht man das!“ Demonstrierend steckte Ruki seinen Finger in den Mund und zog ihn rein und raus. Die beiden lachten entzückt auf, während die anderen Zwei die Situation nicht fassen konnten….und dem Gespräch lauschten… „Du hast ihn also wirklich rumbekommen?“ „Natürlich. Ich hab es dir doch gesagt, dass ich das mit links schaffe. Wer kann mir schon widerstehen??“ Daraufhin musste Ruki wieder zustimmend auflachen und fasste seinem Gegenüber in den Hintern…Spätestens jetzt stürzte ich wie ein geschlagener Hund aus dem Raum. Mir wurde jetzt auf einmal alles klar…so klar…Wie naiv ich doch war…wie naiv…und ich…ich hatte mir doch tatsächlich Sorgen um Ruki gemacht… „Akira!“ Aoi war mir hinterher gerannt und hielt mich am Arm fest. „…Es…tut mir leid…“ „Wieso entschuldigst du dich, Suguru? Schuld sind nur Kôyô und Taka…die beiden Arschlöcher…der allerletzte Dreck vom Allerletzten was es gibt…“ Mir entwich eine Träne, die ich schnell wegwischte. War ja schon peinlich genug, dass ich wie ein Feigling aus dem Raum geflüchtet war…ich musste nicht noch als Heulsuse dastehen… „Ich…wusste nicht, dass sie so weit gehen würden…Ich Vollidiot dachte, dass nach mir Schluss wäre…Kôyô machte doch eine Therapie…und Taka schien so wie immer…Ich…Ich hätte dich warnen sollen! Es ist alles meine Schuld, Akira!“ Nun begann er zu weinen…nein…Ich hatte schon das ganze Wochenende geweint…noch mehr Tränen wollte ich nicht sehen…Also nahm ich ihn tröstend in den Arm. „Es ist nicht deine Schuld…Ich war selber Schuld…Ich habe mich von ihm verführen lassen…“ „So leicht…?“ „Nicht ganz…er hat mich betrunken gemacht…Wie…hat er…naja…dich…?“ „Vergewaltigt…“ …Ich wusste ja…Ich wusste ja, dass dieses Schwein zu allem fähig war…aber DAS???!! „Dieser DRECKSKERL!!!“ Wütend löste ich die Umarmung und lief mit geballten Fäusten zurück in Richtung Tür, doch Aoi fing mich ab. „Er ist es nicht Wert, Akira!!“ „Darüber können wir nachher immer noch nachdenken, wenn ich ihm ein paar Zähne aus seiner ach so hübschen Fresse rausgeschlagen habe!!!!“ Doch statt heute jemanden zu schlagen, kriegte ich selber einen heftigen Schlag ins Gesicht, als vor mir plötzlich ohne Vorwarnung die Tür aufsprang. Ich stolperte rückwärts und wäre fast K.O. gegangen, wenn mich Aoi hinter mir nicht aufgefangen hätte. „UKEE!!! Ich glaube, du hast ihm mit der Tür die Nase gebrochen!!!!“ „Oh!! Das tut mir so leid!!! Sorry!!!!“ Besorgt schauten Kai und Aoi auf meine Nase und zogen vorsichtig das Band runter. „AU!! Verdammte Scheiße!!“ Es tat höllisch weh! „Puuh…du kannst dich beruhigen. Gebrochen ist sie nicht…aber du hast Nasenbluten. Wir sollten ins Krankenzimmer gehen.“ „Hey! Was ist denn hier los? Schlägerei?“ Ruki und Uruha streckten die Köpfe hinter der Tür hervor. „Er…Er ist nur gegen die Tür gelaufen. Ein Unfall.“ Daraufhin mussten die beiden aufkichern…Hallo?!! Was gibt’s da so blöd zu lachen?? Doch ich verkniff es mir und versuchte den Kopf nach oben zu halten, um nicht den ganzen Boden zu versauen. „Das ist nicht lustig, Leute!“ „Für uns beide schon! Das heißt jetzt nämlich eine halbe Stunde Pause!!“ Das Pärchen jubelte auf und ging an uns lächelnd vorbei. Uruha drehte sich noch mal kurz nach mir um und gab mir einen Luftkuss, woraufhin ich mich wütend erheben wollte. „Nein! Ruhig bleiben! Noch mehr Verletzte brauchen wir nicht! Wir gehen jetzt ins Krankenzimmer und versorgen dich erstmal.“ Wehleidig schlurfte ich mit Kai und Aoi ins Zimmer und hielt mir die Nase… Kapitel 8: Tränenmeer --------------------- „Blutet deine Nase noch?“ „Nur noch ein wenig.“ Ich hielt mir ein Taschentuch gegen die Nase gedrückt, während Kai und Aoi sich neben mir hinsetzten. „Tut mir wirklich Leid…“ „Ist ja nichts Schlimmes passiert.“ …Dann umgab uns eine bedrückende Stille…Ich wusste warum…Wir dachten wahrscheinlich alle in diesem Moment an das Gleiche… „Uke…du musst aufpassen. Du bist der Nächste…“ „Ich weiß, Akira…Kôyô hat es schon mal versucht.“ „Wirklich??!“, sprudelte es gleichzeitig aus meinem und Aois Mund heraus. „Wieso so überrascht? Er hat es doch überall probiert. Bei mir hat er es aber nicht geschafft, da ich ihm klipp und klar sagte, dass ich es nicht wollte.“ Kai schien wohl der einzige zu sein, der gegen unseren Schönling immun war… „Er wird es aber öfters probieren…“ „Ja…“ Traurig schaute Aoi in Kais Richtung. „Keine Sorge…ich bleibe immer an deiner Seite…Ich werde nicht zulassen, dass dir dieses Schwein etwas antut!“ Entschlossen nahm Aoi die Hand seines Freundes, der etwas verlegen wirkte. Kai zog hastig seine Hand zu sich und starrte auf den Boden…Natürlich wollten sie vor mir, ihre Zuneigung füreinander nicht zeigen… Doch mich wunderte es eher, dass auf einmal Aoi den „starken“ Mann markierte…aber er musste viel durchmachen und es war nur selbstverständlich dass er auf keinen Fall wollte, dass Kai dasselbe Leid wie er ertragen musste…Ich spürte und sah ihr unermesslicher Zusammenhalt…Die beiden waren zusammen so stark…sie kümmerten sich umeinander…passten aufeinander auf…ja…zusammen könnten sie sogar Berge versetzen…und egal…egal was auch kommen möge, egal in was auch für schlimme Situationen sie geraten oder was für schwere Herausforderungen ihnen das Leben in den Weg stellen würde…Hauptsache sie haben einander…das ist das was zählt… Würde…auch ich mal so eine Erfahrung machen? Würde auch ich so eine Person kennen lernen…eine Person…die so wichtig für mich wäre, dass mein Leben ohne sie keinen Sinn mehr ergeben würde…ohne die…alles…wirklich alles auf einen Schlag tot und farblos wirken würde…? Würde ich das...? „Akira?“ „Äh, ja?“ „Worüber hast du gerade gedacht? Du sahst so bedrückt aus…“ Fragend schauten mich die beiden an…Hm…Ob sie überhaupt von ihren Glück wussten…? „Warum…versucht ihr „es“ die ganze Zeit zu verheimlichen?“ Erschrocken über meine Frage wechselten die beiden hektisch ihre Blicke. „Äh? Was sollen wir denn verheimlichen??“ Kais Stimme zitterte ein wenig…der Beweis dafür, dass er ganz genau wusste worüber ich sprach. „Ihr habt euch beide…das ist doch was wirklich Schönes…so was sollte man nicht verheimlichen…Kôyô und Takanori machen doch auch nicht so ein großes Geheimnis daraus…Ihr solltet stolz darauf sein, so ein Glück zu haben!“ „Wie hast du…?“ „Das merkt man euch an.“ „Gomen…wir wollt…“ „Wann?! Ihr hättet es mir doch NIE gesagt!! Ihr vertraut mir nicht!! Und dann tut ihr auch noch so als wärt ihr meine besten Freunde!!!“ Ich wusste nicht warum ich auf einmal so einen Wutanfall hatte…Wahrscheinlich weil ich mich allein gelassen gefühlt habe...und dachte, dass mir die ganze Zeit nur etwas vorgegaukelt wurde…Mich kotzte einfach alles an…die vielen schmutzigen Lügen…Intrigen…Geheimnisse…Streitereien…und wie die Band langsam aber sicher auseinander brach…wie eine Porzellanvase, die auf den Boden fällt…es sind schon so viele Risse…Risse, die man nicht mehr verstecken kann…Wunden, die nie mehr wieder heilen…Wie lange dauerte es noch, bis diese Vase in unendlich vielen Scherben auseinander springt...und nicht mehr zu retten ist…? Wie oft wäre sie denn schon beinahe zu Boden gefallen…? Wie oft musste man schon versuchen, die immer wiederkehrenden Ritzen zu retuschieren…? Nein…ich hielt…das alles nicht mehr aus…aber…ich konnte auch nicht immer davonlaufen… „Es tut uns wirklich Leid! Wir wussten einfach nicht wie du darauf reagieren würdest…Du hast dich ja schon so seltsam benommen, als die anderen zwei rumgeturtelt haben…“ „Die anderen Zwei sind mir scheißegal!! Wenn das so weiter geht, habe ich langsam keinen Bock mehr!! Dann seid ihr Vier endlich alleine!“ „Und was ist mit unserer Band??? Unserem Versprechen??? Wir wollten doch immer zusammenhalten!!“ Wie konnte Aoi jetzt noch an so etwas glauben…? Es war nicht das erste Mal, dass er es erwähnte…ein längst vergängliches Versprechen, bei dem wir geschworen hatten, für immer zusammen zu bleiben und Musik zu machen…Wie konnte er an so etwas Lächerlichem festhalten?? An so einem kindischen Wunschtraum? Einem Wunschtraum…der höchstwahrscheinlich nur ein Traum bleiben wird… Die Blutung hatte aufgehört und so schmiss ich das Taschentuch in den Mülleimer. „Gib es doch endlich auf, Suguru…Es…gibt keine Zukunft für TheGazette…“ „Wie??? Wie kannst du so was nur sagen, Akira!!?? Willst du wirklich das unsere Band auseinander reißt??“ Aoi…er war nahe am Wasser gebaut und so kullerten bei ihm wie schon so oft ein paar Tränen runter…Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und ihm zugeflüstert, dass alles wieder gut wird…doch es wäre eine Lüge gewesen…Nichts wird gut…Ich hätte wohl eher mit ihm geweint…aber wenigstens einer von uns sollte sich jetzt zusammenreißen. Außerdem hatte er Kai…Kai wird sich um ihn kümmern… „Suguru…willst du es denn nicht verstehen…?“ „…was verstehen?“ „Unsere Band…sie ist schon längst auseinander gerissen.“ Mit diesen letzten Worten verließ ich das Krankenzimmer. Ich hörte noch im Gang, wie Aoi sich ganz verlor und heulend zu Boden sackte…Ich hörte sein verzweifeltes Schluchzen…und Kais aufmunterndes Gerede…Auch ich war nicht vollkommen unbeeindruckt davongekommen…meine Beine zitterten ein wenig beim Gehen und ich spürte Wasser in den Augen… Ich versuchte schnellmöglichst auf andere Gedanken zu kommen und ging in Richtung Umkleide, wo unsere Outfits und ein paar Entwürfe rumhingen. Ich brauchte schließlich ein neues Nasenband…ohne…fühlte ich mich irgendwie schwach und nackt… Doch als ich in den Raum ankam, blieb ich stumm und etwas überrascht am Eingang stehen. Ruki war über den Entwürfen gebeugt und schaute sie sich gedankenvertieft an. Als er meine Anwesenheit bemerkte, schaute er kurz auf. „Ah, du bist es. Wie geht es deiner Nase?“ Wieso ist unser Arbeitsbereich so eng nebeneinander?? Egal wo man hier auch hinging, überall traf man einen Member! Manchmal ging mir das ziemlich auf den Zeiger. Besonders heute, wo für mich Ruki und Uruha gestorben waren. So hatte ich keine Lust und keinen Nerv mit ihm zu reden und huschte arrogant zu dem Tisch mit unseren Accessoires. „Wenn es dir wieder besser geht, können wir gleich weiterarbeiten.“ Ich nahm mir geistesabwesend ein weißes Nasenband und band es mir sofort um. „Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt hasst…“ Dieser Satz kam so unerwartet, dass ich einen Kleiderständer umwarf. „Oh! Soll ich dir…?“ „Nein!“ Ob ich mich von so einem wie ihm helfen lassen würde! Schmollend hob ich den Ständer auf und sammelte die Kleidung vom Boden auf. „Es tut mir Leid…das ich…und Kôyô dich im Bandraum so verarscht haben…“ „Deine Entschuldigung kannst du dir in den Arsch stecken!“ Was bildete er sich da ein?? Dachte er mit einer einfachen Entschuldigung wären alle Probleme gelöst?? „Es war doch nur ein blöder Scherz, Akira!“ „Blöder Scherz?????? Ist für dich das, was Kôyô alles getan hat, nur ein blöder Scherz???? Was er mir und Suguru und der gesamten Band angetan hat…ist dir wohl völlig egal, was?? Und du!! DU MACHST AUCH NOCH MIT!!!“ Ich hätte austicken können…ich hätte ihn verprügeln können…ich hätte alle Kleiderständer umwerfen und den ganzen Raum verwüsten können…doch mein kleines Fünkchen Menschenverstand, das mir noch geblieben war, hielt mich davon ab. Ich hatte einfach langsam aber sicher keine Kraft mehr für das alles… „Ich mache bei gar nichts mit!!! Mir war zwar klar, dass er einmal mit Suguru geschlafen hatte, aber bei dir…ich dachte das wäre nur ein Witz von ihm gewesen!!“ „Ja, alles ist nur Spaß! Vergewaltigungen, Lügen und Schmerzen sind ja immer Spaß!!! OH WIE LUUUSTIG!!!“ Zornig ballte ich meine Fäuste. Wenn das so weiter gehen würde, könnte ich mich nicht mehr zurückhalten…das war sicher! „NEIN! Du verstehst nicht, verdammt!!! Ich dachte Kôyô wäre geheilt!! Ich wusste nicht, dass er noch weiter Mist bauen würde!!“ Geheilt…ja…das dachten wir doch alle… „Es tut mir wirklich Leid! Das in der früh…ich dachte wirklich, dass es von ihm nicht ernst gemeint gewesen war…Ich bin…Ich bin so ein Vollidiot, Akira!“ Er lief um den Tisch herum auf mich zu, schüttelte mich an den Armen und warf mir einen flehenden Blick zu…Von einem Moment zum anderen ließ ich meine Hände locker und meine Wut verschwand…Er sah so kaputt aus…ja…kaputt war das richtige Wort… „Hast…du das wirklich nicht gewusst…?“ Er nickte mit dem Kopf. „Sorry…ich…dachte du würdest bei seinem perversen Spiel mitmachen…“ „Nein, das würde ich nie tun, Akira…Ich…war blind…blind vor Liebe…Ich dachte, er wäre wieder in Ordnung…Ich dachte, alles wäre wieder in Ordnung…“ Ruki…er war der Intelligenteste von uns allen…Er war derjenige, der viel las und einen guten Schulabschluss hatte…Er schrieb auch die meisten Songtexte…Er war nicht dumm…das war er nie…Er war sogar ein richtiges Genie…und ich kannte ihn schon sehr lange. Aber gegen die Liebe, war wohl jeder machtlos…sogar er. „Er spielt mit uns allen nur. Er ist krank und rücksichtslos…“ „Doch egal…egal wie viel Leid er mir und anderen zufügt…ich kann ihn nicht hassen, Akira. Ich kann es einfach nicht…Ich…liebe ihn.“ „Ich weiß…“ Ich nahm ihn in den Arm und hörte ihn leise schluchzen…Tränen…immer nur Tränen…Man konnte ihnen nicht entkommen. Egal wo man auch ging, Trauer und Unglücklichkeit verfolgten einen…wie ein böser Fluch…von dem man nicht mehr loskam. Sogar die Stärksten fingen an Tränen zu vergießen…Es musste nur ein einzelnes Band im Ganzen reißen…und schon fiel alles zusammen…Uruha…was hast du mit uns allen nur gemacht? War es dir überhaupt bewusst, was du getan hast oder…oder war dir das alles egal? Kapitel 9: Einsamer Spaziergang ------------------------------- Unerträglich… Gestern haben wir ganz normal weiter gearbeitet…so…als wäre alles Bestens, doch man spürte diese unerträgliche Kluft in der Luft, als wir alle beisammen saßen. Diese unerträgliche Kluft, die nie mehr wieder zu gehen schien…Wir tauschten uns alle wissende Blicke aus…als Uruha versuchte mit Kai diskret zu flirten. Wir waren alle fertig…am Boden…aber wir ließen uns nichts anmerken…diese erdrückende Stimmung…kein einziges echtes Lächeln…kein einziges echtes Lachen…Die Probleme hatten wohl ihre unheilbaren Wunden hinterlassen…Wird…wird alles irgendwann wieder wie früher…? Oh bitte…es soll alles wieder wie früher werden…Wie lange soll ich denn noch darum flehen? Kann es überhaupt so weiter gehen…? War denn die Vase doch schon unbemerkt auseinander gesprungen? … Weiß…weißer Schnee… Ich beobachtete wie die ersten Schneeflocken fielen…wie schön sie doch waren…die Welt war voller Schönheit…Wieso bekam man aber dann davon so wenig mit? Weil…sie heutzutage nur noch nebensächlich ist…? Während ich meine Hände in meinen schwarzen Mantel steckte und ein Teil meines Gesichtes in den Schal vergrub, spazierte ich durch die Straßen. Wir hatten uns heute trotz Beschwerde unseres Managers freigenommen, da wir versuchten eine Begegnung zu vermeiden…wir liefen alle vor unserem Bandproblem weg…ja…soweit war es schon gekommen…Wer hätte das gedacht? Ein paar der Schneeflocken landeten in meinem Gesicht und ich empfang sie sehnsüchtig…Ich liebte es…Ich liebte es draußen zu sein…und den ersten Schnee zu begrüßen…und seinen Gedanken einfach mal freien Lauf zu lassen…einsame Spaziergänge beruhigten mich…Sie hatten etwas Angenehmes an sich… In Gedanken versunken zog ich meine Handschuhe aus und fing ein paar Flocken auf…Ich blieb stehen und sah sie mir an, doch sie verloren schnell ihre bewundernswerten Muster und Formen…und schmolzen zu kleinen Wassertropfen…denen daraufhin weitere salzige Tropfen Gesellschaft leisteten…meine eigenen Tränen…Zum Glück war ich alleine…denn nur alleine, konnte ich mein wahres Gesicht zeigen und…weinen… Weinen…solange ich will…bis sich ein Meer aus Tränen um mich herum bilden könnte…ein Meer voller Schmerz…ein Tränenmeer… Nach ein paar Minuten wusch ich mir die Tränen und den geschmolzenen Schnee mit einem weißen Taschentuch aus dem Gesicht und zog mir wieder die Handschuhe an. Doch bevor ich weiterging, schaute ich hoch in den Himmel…Es wurde langsam dunkel…Also ging ich zügig weiter. Huuup! Ich war nun über einer Brücke, unter der eine Schnellstraße verlief…So hielt ich wieder an und strich sanft über das Geländer. Verwelkte Erinnerungen… Ich kannte diese Brücke nämlich…Ich kannte sie sogar sehr gut. Hier stand ich oft mit ihm…Wir standen einfach nur da und beobachteten die Autos…Als wir noch beste Freunde waren, hatten wir das oft getan…Doch jetzt hatten wir für so was keine Zeit mehr. Jetzt hieß es nur noch Arbeit und viele Termine…Zwar haben wir jetzt mehr Erfolg und waren bekannter…aber…was würde ich nicht alles tun, manchmal wieder zurück in die Vergangenheit reisen zu können? Früher war alles unbeschwerter…und wir konnten so sein, wie wir wollten…wie wir wirklich waren…Hast du es denn nicht auch vermisst…? Kannst du dich denn noch daran erinnern? An die alte Zeit? Uns hatte soviel verbunden… Man musste lernen loszulassen…also nahm ich meinen Weg wieder auf. Wie eine dunkler Schatten im Sonnenuntergang schlenderte ich die Gassen entlang…Mittlerweile schneite es nicht mehr, doch dafür gab es die untergehende rötlich schimmernde Sonne zu bewundern…die, die verlassenden Straßen zum Leuchten brachte, in einem erwärmenden Orange-Ton…doch mir war trotzdem noch kalt und ich zitterte leicht, trotz des dicken Mantels…und mich verfolgte ein Unbehagen…ein Unbehagen, das immer unangenehmer schmerzte, je näher ich meinem Ziel kam…Nein…ich wollte nicht dorthin…doch eine unsichtbare Kraft schob mich weiter unaufhörlich dahin…Ich wusste…dass ich noch kehrt machen könnte, aber…es ging nicht…Ich durfte nicht… Ich bog um eine Ecke…dann bog ich noch mal ab…und dann war ich da. Nun war es schon dunkel geworden und die schwarze Tür starrte mich unheimlich an…Akira…du konntest jetzt noch einen Rückzieher machen, nach hause gehen und es dich gemütlich vorm Fernseher machen…Die letzte Gelegenheit…Die letzte Chance…Wenn du erstmal drinnen sein würdest, gäbe es kein Zurück mehr…kein Zurück…nie mehr wieder… Ich berührte hauchleicht den kühlen Gegenstand in meiner Jackentasche…und gab mir einen Ruck. Beruhigend zupfte ich an meinem Schal und klingelte. Bis aufgemacht wurde, verging nur vielleicht eine Minute, doch für mich kam es mir vor wie Stunden…Stunden, in der ich am liebsten verschwunden wäre… Schließlich ließ sich die Tür öffnen und ich ging fröstelnd in das Gebäude… … War es die richtige Entscheidung gewesen…? Kapitel 10: Klingeling ---------------------- Pochpochpoch… Hektisch klopfte mein Herz, als ich behutsam die Treppe hinaufstieg. Ich war nervös…Was tat ich hier nur? Wieso war ich hier? Wieso…? So still hier…und die Treppe schien so unendlich…so unendlich weit… „Hallo?? Ist da wer??“ Erschrocken zuckte ich mit den Schultern. Der Ruf kam vom nächsten Stockwerk, so beeilte ich mich etwas, stieg die letzten Treppenstufen empor und huschte in den Gang. „Du, Akira?? Was machst du so spät hier?“ Der andere wartet überrascht auf eine Antwort von mir, doch…irgendwie blieben mir die Worte im Halse stecken… „Ist…was passiert?“ „N…Nein…“ Ich…hatte ihn einfach nicht erwartet… „Was machst du dann hier?“ „Die Frage ist wohl eher, was du hier machst??“ So leicht ließ ich mich nicht verscheuchen. Verdammt…Was machte er nur hier? „Ich…ähm…Geh besser einfach wieder. Du hast mich hier nicht gesehen, ok?“ Der andere schaute traurig auf den Boden…Ich wusste nicht, was ich in diesem Moment tun sollte…Er kam nicht in meinem Plan vor…Und was um Gottes willen tat er nur hier?? Ich war über diese unerwartete Situation verwirrt und total durcheinander… „Bitte Akira…Ich muss hier etwas mit Kôyô regeln…“ … „Suguru?? Wer ist da?? Wieso brauchst du so lange??“ Der plötzliche Ruf aus der Wohnung erschreckte uns beide und wir sahen uns fragend an. Aoi übernahm die Initiative und flüsterte mir hektisch zu. „Geh jetzt bitte, Akira. Ich werde ihm sagen, dass sich jemand in der Hausnummer geirrt hat...“ „Nein.“ „Bitte…“ „Was ist denn hier los???“ Aufeinmal stand Uruha am Türrahmen und schaute perplex in die Runde. „Akira?? Jetzt kommt schon der 2.te der mit mir schlafen will! Ich verstehe ja, dass ihr auf mich steht, aber ihr wollt doch nicht, dass ich mich überfordere, oder?“ Amüsiert lachte der begehrenswerte Gitarrist auf, während ich Aoi nur empört anstarren konnte. „Suguru…du…Wie kannst du nur? Was ist mit Uke…?“ „Es ist nicht so wie du denkst, Akira! Ich wollte Uke nicht betrügen!“ Lächelnd ging Uruha auf den anderen zu und umarmte ihn sanft von hinten, während einer seiner Hände unter Aois Hemd verschwand. „Hör nicht auf ihn…Er ist extra zu mir gekommen, um mal „richtig“ genommen zu werden...“ Rotanlaufend starrte Aoi auf den Boden und ließ die Berührungen des Anderen schweigend zu. Ihm war es wohl peinlich, seinen Freund zu betrügen…Zu Recht! Langsam wusste ich nicht mehr, wem ich glauben konnte…Das war alles so unglaubhaft…Wieso sollte er Kai mit diesem perversen Schwein hintergehen…Er liebte ihn doch! „Es ist zwar amüsant euch zu zuschauen, wie ihr euch so verständnislos anstarrt, doch ihr solltet euch endlich entscheiden, wer jetzt bei mir bleiben will…außer…ihr wollt alle zwei…“ „NEIN!“ Gleichzeitig schrieen wir beide auf. Aoi…waren wir jetzt etwa Konkurrenten…? „Na gut…dann hol ich mir kurz einen Kaffee. Aber wenn ich zurückkomme, habt ihr euch entschieden.“ Wir beobachteten wie unser Schönling wieder in seine Wohnung ging. Sofort als er nicht mehr zu sehen war, redete mein Konkurrent auf mich ein. „Verdammt, Akira! Wieso bist du nur hierher gekommen?? Es wäre alles so gut gelaufen…“ „Gut gelaufen?? Du willst mir doch nicht sagen, dass du wirklich mit diesen Arsch pennen willst???“ „Dasselbe könnte ich dich fragen…“ Mein Gesicht lief rot an. Aoi dachte doch nicht…Nein! Das wollte ich gar nicht! Der, der sich hier schämen sollte, war eindeutig mein Gegenüber! „Ich versteh es nicht…Wie kannst du deinem Freund nur so was antun…??“ „Wie schon gesagt es ist nicht so wie du denkst! Ich…wollte nur, dass er Uke in Ruhe lässt…Das alles tue ich doch nur für ihn…“ „Halt! Willst du mir etwa sagen, dass du mit ihm schlafen musst, damit er Uke nicht anrührt??“ „Du hast es erfasst…Auf einen anderen Deal lässt sich Kôyô nicht ein…Ich muss es tun…“ „Was??? Hey, spinnt er????? Du musst GARNICHTS!!“ Ich spürte wieder eine unaufhörliche Wut in mir aufsteigen…Das ging zu weit! Das was er bisher schon geleistet hatte, war schlimm genug…und jetzt auch noch mit Erpressungen anzufangen…Aoi…Das konnte er doch nicht tun…nein…NEIN! „Bitte beruhig dich doch, Akira!“ Man sah mir wohl die Wut ins Gesicht geschrieben, da mich Aoi besorgt festhielt. „Nein…Ich werde nicht mehr zulassen, wie er mit dir umspringt! Das kann doch nicht angehen!!“ „Akira…“ Ich strich ihm beruhigend über die Wange…Wir gingen übers Flüstern über, damit Kôyô von unserem Gespräch nichts mitbekam. „Suguru…du hast schon genug gelitten…Ich darf das nicht weiter zulassen.“ „Aber…aber was willst du denn machen? Eine andere Möglichkeit gibt es nicht…“ „Doch…ich werde mit ihm reden. Es wird sich schon eine Lösung finden.“ „…Ja?“ „Ja…Er wird dich, Kai und andere nie mehr wieder belästigen…Das verspreche ich dir.“ „Oh wie süüüß! Darf ich euch dann zusehen??“ Gefasst drehten wir uns zu ihm um. „Also wie ist eure Entscheidung?“ „Ich werde bleiben!“ Aoi stimmte mir nickend zu. „Schön…dann komm doch rein.“ Wir folgten ihm zögerlich in seine Wohnung. Mein Leidensgenosse nahm sich seine Jacke und zwinkerte mir hoffnungsvoll zu. Aoi…ich werde mein Versprechen halten… Dann schloss sich die Tür und ich war alleine mit ihm in seiner Wohnung…Mir war unwohl…sehr unwohl… Ich zog meine Jacke aus und spürte schon seine lüsternen Blicke auf meinen Körper. Als ich meine Jacke aufgehängt hatte und ihn ansah, lächelte er mich frech an. Er hatte schon sein Hemd geöffnet und trank seelenruhig seinen Kaffee. Er kam mir in diesem Moment vor wie ein hinterlistiger Tiger, der seinem Opfer auflauert…Angsteinflößend…aber auf der anderen Seite auch anmutig… „Ich freu mich schon…Ich habe mich seit dem letzten Mal nach dir gesehnt…“ „Ich bin nicht hier um mit dir zu schlafen!“ „Das werden wir noch sehen…“ Doch er war kein Tiger…Das wäre so eine…Beleidigung für dieses wunderschöne Tier. Aber er…er war nicht wunderschön…vielleicht äußerlich…doch dahinter verbarg sich eine kaum vorstellbare Hässlichkeit und Boshaftigkeit…oder verbarg sich dahinter etwas ganz anderes? Uruha…du bist doch nicht wirklich hässlich, oder? Sag mir, dass du nicht hässlich bist… „Ich meins ernst! Was ist nur los mit dir?? Merkst du denn nicht, wie sehr du deine Mitmenschen verletzt?? Wie sehr du unserer Band schadest??“ „Nö.“ „Pass auf was du sagst! Diesmal bist du alleine…und schutzlos…Deine Nachbarn sind heute nicht im Haus…“ „Buhuu. Ich hab ja so Angst!“ Krampfhaft versuchte ich mich zu beruhigen. Ich wollte doch eigentlich nur mit ihm reden…Gewalt war schließlich keine Lösung…hm…oder vielleicht doch? Er schmunzelte kurz verächtlich auf und stolzierte dann in die Küche, um seine leere Kaffeetasse wegzuräumen. Meine Gelegenheit schnell den Gegenstand aus der Jacke zu holen und hinten in meiner Hose zu verstauen. Kurz daraufhin kam er zurück in den Flur auf mich zu. Er nahm dominant meine Hand und führte mich zielstrebig durch die Wohnung. „Kôyô?“ Wir blieben vor seinem Schlafzimmer stehen. Ich wollte da nicht hinein…und hielt mich am Türrahmen fest. „Was soll das?? Ich hab dir doch vorhin gesagt, dass ich hierfür nicht zu haben bin!“ „Akira…Ich hab dich so vermisst…“ Zart küsste er mich auf die Wange…Nein… „…seit dem letzten Mal…“ Nein…Ich wollte das doch nicht…Deswegen war ich nicht hier… Dann leckte er gefühlvoll über meine Lippen…Nein…und ich spürte wieder seine angenehme Wärme…Nein…und seine zaghaften Berührungen…Aber…ich war doch nicht deswegen hier…oder? „…Du mich doch sicher auch…?“ „Nein…“ Sein Kuss, den ich so gierig erwiderte, fühlte sich so gut an…Ich konnte mich einfach nicht entziehen…Nach unserer Nacht hatte ich noch oft sehnsüchtig von ihm geträumt…Das was hier gerade geschah…war wie einer der vielen Träume, die ich hatte…Aber das alles musste ja nichts bedeuten…? Vielleicht träumte ich gerade nur… „Doch…hast du…“ „…hm…ein bisschen vielleicht…“ „Sag ich doch…“ Unser heißer Kuss wurde wie beim letzten Mal wieder verlangender und ich fühlte in mir eine wiederkehrende vertraute Hitze hochsteigen…und das wilde Pochen meines Herzens, dass ich in seiner Nähe immer versuchte zu ignorieren…Dann zog er sein Hemd ganz aus, woraufhin er sich auf meines konzentrierte. Ich schubste seine Hände weg, doch das half nichts…Er hörte nicht auf… „Bitte…hör auf…“ „…Niemals…“ „Kôyô…“ „Shhhh…“ Als auch mein Hemd auf dem Boden lag, kniete er sich vor mich hin und schob nun mein ärmelloses Shirt hoch, um meinen Bauch zu liebkosen. Erregt stöhnte ich auf…Oh nein…Was tat ich nur hier?? Doch egal wie sehr ich mit mir in diesem Moment innerlich kämpfte…Ich konnte mich nicht wehren…Ich wollte es mir nicht eingestehen, dass…ich ihn seit dem letzten Mal genauso sehr vermisst hatte und mich die ganze Zeit nach ihm gesehnt hatte…Ich fühlte mich schlecht deswegen…Ich wusste doch was er alles getan hatte und trotzdem…trotzdem war ich ihm noch hoffnungslos verfallen…so verfallen… Klingeling…Klingeling… „…Geh ran…“ „…Nein.“ „Vielleicht…ist es Taka…“ „murmel…Mist.“ Widerwillig ließ er von mir ab und huschte zum Telefon. Ich lag nun reglos auf dem Boden…Ich war so sehr bei der Sache und in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass wir nun schon auf dem Boden gelegen waren…Wir waren glücklicherweise nicht weit gekommen…Er war dabei gewesen, mir meine Jeans auszuziehen. Wie konnte ich ihn so weit gehen lassen?? Ich war wohl wie in Trance gewesen…Dieser Zwischenstopp weckte mich auf und ich war wieder hellwach. Hastig stand ich auf und zog mir die Hose wieder an. Da merkte ich plötzlich, dass der Gegenstand neben uns gelegen war…hatte…hatte er ihn gesehen und einfach unbeeindruckt beiseite gelegt?? Nein…das konnte nicht sein…Wahrscheinlich war er nur herausgefallen…nicht? Irritiert hob ich es auf und steckte es wieder hinten in die Hose. Puh…das war knapp gewesen…seltsam…seltsam, dass er es nicht entdeckt hatte… Du gehörtest mir Und ich gehörte dir für eine Nacht Du gehörtest mir Und es gibt niemanden, der so ist wie du Diese Schreie Die mich in der Nacht wecken Sie grellen laut durch mein Zimmer Sie halten mich wach ich hasse dich (Sunrise Avenue, Ausschnitt der Übersetzung von dem Song Forever Yours) Kapitel 11: Ein Glücksgefühl ---------------------------- „Hey, Honey! Es kann weitergehen!“ Lächelnd stürzte der Andere ins Zimmer und warf mich aufs Bett. „Woah! Warte! Wer hat angerufen?“ „Taka. Aber keine Sorge…er kommt erst morgen früh…dass heißt: Wir haben die ganze Nacht für uns allein…“ Schon fing er an mich wieder zu küssen, woraufhin ich ihn etwas zurückdrängte. „Halt! Wir sind schon vorhin viel zu weit gegangen! Ich will das nicht!“ „Und was willst du dann?“ „Ja mit dir reden!“ „Reden können wir nachher immer noch…“ So fasste er mich wieder an, doch ich wehrte mich…aber…er war doch nicht so schwach, wie er aussah…und ich merkte nach wenigen Minuten, dass ich unterlegen war. „Scheiße, Kôyô! Du willst mich doch nicht etwa…zwingen?“ „Wenn es sein muss…“ „Das meinst du doch nicht ernst jetzt, oder??“ „…das…wirst du schon noch sehen…“ Gemein grinste er mir ins Gesicht…da wusste ich, dass er es ernst meinte…und wie ernst…todernst… „Soll…das heißen, dass…du Suguru wirklich mal vergewaltigt hast…?“ Meine Stimme zitterte…Die Situation beunruhigte mich schon genug, aber die Tatsache, dass ich meine Angst nicht verbergen konnte, beunruhigte mich noch mehr…Wo war ich da nur hineingeraten…? Ich hätte ihn nie so nah an mich ranlassen sollen…Nun war ich in seine Fall getappt und es gab keine Möglichkeit mehr zu entkommen… Er antwortete mir nicht und schaute mir nur weiter schmunzelnd in die Augen. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter… „Du bist hübsch, Akira…“ Sanft streichelte er mit einer Hand über meinen nackten Oberkörper und ich verspürte eine unangenehme Gänsehaut… „Mach es dir doch nicht schwerer als es in Wirklichkeit ist...Mach einfach schön brav mit und erspare uns unnötige Probleme und Verletzungen…Wäre besser für dich...“ „Es reicht schon, dass du das Suguru angetan hast…was ich dir übrigens nie verzeihen werde…du Arschloch!“ Sein milder drohender Gesichtsausdruck verzerrte sich zu einer zornigen Grimasse und mir wurde zunehmend unbehaglicher… „Halt deine Fresse!! Für mich bist du nichts Weiteres als irgendein Loch!!“ Loch…Loch??!!! Wie konnte er nur so etwas sagen???!! Dieser Mistkerl!!! Ich war wütend, zutiefst verletzt und erstaunt zugleich…So einen Spruch hatte ich von ihm niemals erwartet…nie im Leben…Wir hatten doch soviel zusammen durchgestanden…soviel gemeinsam erlebt…und letztendlich war ich…sein ehemaliger bester Freund…nur noch ein unbedeutendes Loch für ihn…Das tat mir wirklich weh…körperlich sowie seelisch…Merkst du das denn nicht…? Von seiner Sanftheit und gefühlvollen Art war nun nichts mehr übrig…er war wie ausgewechselt…Er zog mich heftig an den Haaren und zwang mich, seinen kalten brutalen Kuss zu erwidern. Ich schrie, dass er aufhören solle und fuchtelte vergeblich mit meinen Armen, aber seine Stärke war seltsamerweise unermesslich…Mit Gewalt zog er an meiner Hose und griff mir ungeniert in den Schritt…und…und…lachte dabei wie ein Irrer vor Vorfreude…Oh mein Gott…Suguru…Was hast du nur durchmachen müssen…? Wie konntest du dich nach so einem scheußlichen Vergehen, noch einigermaßen normal benehmen…und die Gegenwart…dieses Kranken ertragen?? Ich hielt mir weinend die Augen zu, als er mir grob die Hose auszog. Da spürte ich den Gegenstand rausfallen…Meine letzte Hoffnung…meine letzte Chance…meine letzte Rettung…Wie konnte ich es nur vergessen? Hektisch tappte ich mit den Händen auf dem Bett herum und fand es schließlich… Klick … Es wurde still…alles um uns herum wurde still… „Akira…?“ Ich hielt den Gegenstand…den Revolver fest an seinen Bauch gedrückt und Uruha verharrte in seiner Position. „Nimm deine widerlichen Pfoten von mir…“ Langsam ließ er mich los und schaute beeindruckt auf die Waffe, die bedrohlich auf seinen Körper gerichtet war…Das war das erste Mal seit langem, dass ich ihn mal nicht cool und gelassen, sondern staunend und hilflos sah…Er hatte es verdient… „Fass mich nie mehr wieder an! Hast du das gehört??!! Wenn du mich nur noch einmal, ein einziges mal anfasst, bist du dran, verstanden??!!!“ Seine kurze Fassungslosigkeit verschwand plötzlich und er richtete sein Blick wieder auf mich und grinste…ja…er grinste… „Wurde auch langsam Zeit…ich dachte mir schon, dass du nicht den Mumm hättest…doch zum Glück hast du den Revolver doch noch genommen…“ „Äh…was?“ „Ich hab ihn bei dir vorher entdeckt…als wir auf dem Boden lagen…Ich hab ihn beiseite gelegt und gehofft, dass du ihn nehmen würdest…“ „Du hast gehofft, dass…ich…“ „Ja.“ „Aber…“ „Nein! Stell keine Fragen! Drück einfach ab…Ich musste schon zu lange warten…“ Sein Lächeln verschwand und er schaute mich flehend an…Uruha…So hatte ich ihn noch nie erlebt…Was war mit ihm nur los?? Wie konnte er so was von mir verlangen??? Und dieser traurige Blick…? „Kôyô…du weißt schon, dass ich dich jetzt einfach erschießen…töten könnte…?“ „Ja, ich verstehe den ernst der Situation, Akira! Genau, deswegen will ich es ja…komm schon…knall mich ab…“ „Spinnst du…?“ „Wieso?? Du hast die Waffe auf mich gerichtet, also tu es gefälligst auch!!“ Er wollte es unbedingt…das war mir unbegreiflich…War er nun völlig verrückt geworden?? Und ich…ich Blödmann, hielt ihm auch noch eine Waffe entgegen, die ihn töten konnte…Was war in mir gefahren?? Ich war doch auch krank…so krank… „Tu es!!“ Nun legte er seine Hände auf meine und drückte sich die Waffe fester an den Bauch… „TU ES!!“ „n…n…NEIN!!!!“ Weinend riss ich die Waffe von ihm weg und schmiss sie energisch gegen die Wand…Lächerlich…Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, ihn umzubringen??? Wie konnte ich nur so eine gefährliche Waffe mitnehmen??? Wie blöd war ich denn??? Er war doch verdammt nochmal mein Freund!! Mein bester Freund sogar…auch wenn ich es für ihn schon lange nicht mehr war…und ich empfand sehr viel für ihn…Ich könnte ihn nie abknallen…niemals…Es tat mir verdammt leid… … Kopfschüttelnd und enttäuscht drehte er seinen Kopf zur Waffe, die nun reglos auf dem Boden lag, während ich vor ihm leise schluchzte…Ich fühlte mich so schlecht…so schlecht und schwach… „Du bist echt dumm, Akira…“ „Du hast Recht…ich bin wirklich dumm! Wie konnte ich nur eine Waffe mitnehmen! Es tut mir so leid…Ich wollte dich nicht umbringen…“ „Nein…Nein! Das meinte ich doch nicht!“ „Äh?“ „Du bist dumm, weil…du mich gerade hättest aufhalten können, doch jetzt ohne Waffe…bist du mir ausgeliefert. Das meinte ich…“ Ja…aber was hätte ich denn tun sollen? Ihn erschießen?? Unsicher blickte ich zur Tür…zu weit…Ich würde sie nicht erreichen können… „Du gehörst mir…“ „Mach doch was du willst! Ich werde mich eh nicht wehren können…aber…aber nur weil du es bist…“ Weil er es ist…? Was nuschelte ich da für ein Blödsinn?? Peinlich berührt und mit hochrotem Kopf schaute ich zum Fenster…Es hatte wieder zu schneien begonnen…Ich liebte es…wenn es schneite…Ob er meine Unsicherheit bemerkte…? … Hey…Was war los? Wieso tat er nichts…? Wieso konnten wir es nicht einfach schnell hinter uns bringen…?? Fragend und unsicher schielte ich von der Seite zu ihm herüber… Ich zuckte leicht auf, als ich abrupt seinen glühenden Körper an meinen spürte und er sich schwach an mich schmiegte…Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn…Was…was machte er da…? Und wieso war er auf einmal wieder so sanft…? „Akira…“ „…Hm?“ „Ich…ich bin ein echtes Arschloch...Ich bin sogar noch viel mehr als nur das…Ich bin widerwärtig…“ „…“ „Ich verstehe, wenn…ich für dich nur irgendeine blöde sexgeile Tunte bin…und du mich bemitleidest…mit mir aus…Mitleid schläfst…“ „Aber…was redest du da?? Das stimmt doch nicht! Ich bemitleide dich nicht und…ich habe beim letzten Mal freiwillig mit dir geschlafen!“ „…wirklich?“ „Ja!“ Ja…ich hatte alles mitgekriegt und alles zugelassen…Ich wollte es mir zwar eine zeitlang nicht eingestehen, aber…es war wirklich freiwillig… Traurig seufzte der Andere auf. „Ich…habe schon soviel Schreckliches getan in meinen Leben, Akira…und ihr…ihr seit trotzdem noch auf meiner Seite…trotz allem, was ich euch angetan habe…und ich…nutze euch nur aus und verletze euch…schade unserer Band…mache euch Kummer…euch, meinen besten Freunde…die besten Freunde, die man sich nur vorstellen kann…Schande über mich!“ Er hielt sich enger an mich…und ich spürte wie leise Tropfen auf mich fielen…Er…wird doch jetzt nicht etwa weinen…? Tröstend streichelte ich ihm sanft den Nacken…Seine schwache Seite hatte er mir schon lange nicht mehr gezeigt…schon sehr lange nicht mehr…Doch was sollte ich ihm antworten…? Was er da sagte, war die volle Wahrheit…traurig…aber nun mal wahr…und…er hatte sie selber erkannt… „…heißt das, dass…ich…für dich doch nicht nur irgendein Loch bin…?“ Ich hörte ihn kurz auflachen…und freute mich darüber, dass er aufgehört hatte zu weinen… „Also echt, Akira! Das hast du mir doch nicht wirklich geglaubt, oder? Du weißt doch, dass ich das nicht so meinte…“ Beruhigt und auch erleichtert strich ich ihm leicht über seine weichen Haare. Doch…ich hatte es dir wirklich abgenommen…dir würde ich alles abnehmen… „Weißt du noch…als du beim letzten Mal bei mir warst…und mich gefragt hast, ob wir noch beste Freunde sind und ich dir nicht geantwortet hatte…?“ „…Ja.“ „Ich möchte dir gerne jetzt antworten…und dir die Antwort geben…“ Erwartungsvoll schaute ich ihm in die Augen…Die Antwort war mir sehr wichtig…und es freute mich…dass er sich an meine Frage erinnern konnte…Das bedeutete nämlich, dass er mir zugehört hatte und ich vielleicht doch etwas zu ihm durchgedrungen war… „Ja, wir sind noch beste Freunde und ich entschuldige mich bei dir.“ Fröhlich drückte ich ihn wieder an mich…Wir blieben einige Minuten in dieser Umarmung und ich fühlte mich zurück in unsere Vergangenheit versetzt…dort wo wir noch in einer anderen Band waren…dort wo wir noch glücklich waren und es noch keine Probleme gab…dort…wo du normal, also du du warst…Es war ein überwältigendes Gefühl, dich wieder zu haben… Plötzlich unterbrach mein bester Freund unsere Umarmung und stand auf, worüber ich etwas enttäuscht aufblickte. „Ich bin froh, dass das nun geklärt ist!“ Zustimmend nickte ich ihm zu. Das war ich auch… Langsam schlenderte Uruha durch das Zimmer, während ich wieder nachdenklich aus dem Fenster blickte. Es schneite immer noch… Als ich wieder zu dem Anderen blickte, stand er bei der leeren Wand. Ich dachte mir nichts dabei…erst…als er sich kurz runterbeugte und die Waffe aufhob…Ich wollte schnell aufstehen, aber da hatte er die Waffe schon auf mich gerichtet und ich konnte nichts anderes tun, als vor dem Bett stehen zu bleiben… „Willst…du mich erschießen?“ „…“ „Ich dachte wir sind beste Freunde?“ „Das sind wir auch…“ „Und…wieso hast du dann die Waffe auf mich gerichtet?“ Ich hatte etwas Angst…aber nur wenig, weil ich mir sicher war, dass er mich nie umbringen würde. Das war viel zu unglaubhaft. Er wollte mich doch nur verarschen. „Ich liebe dich, Akira. Ich liebe dich, Taka, Suguru und Kai…Ich liebe euch alle…und es tut mir wahnsinnig leid, was ich euch angetan habe…was ich unserer Band angetan habe.“ Überrascht über seine ungewöhnliche Äußerung, schaute ich ihn hoffnungsvoll an. „H…Heißt das…dass du…nun wieder normal sein wirst und uns keine Probleme mehr bereiten wirst? Das…alles wieder gut wird?“ Das wäre zu schön…als wahr zu sein… „Ja…es wird alles wieder gut. Ich werde euch keine Probleme mehr bereiten…“ Nachdenklich starrte er auf die Waffe…Mir wurde wieder unbehaglich und ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte…Ich mochte seinen Blick nicht…diesen unheimlichen Blick, den er auf den Revolver warf… „Äh…Kôyô? Kannst du mir bitte die Waffe wieder geben?“ Keine Antwort… „Bitte…“ „Ich bin krank. Der Therapeut konnte mir nicht helfen. Ich machte zwar bei seiner Therapie mit…aber…letztendlich hatte es mir nichts gebracht…“ „Doch jetzt hast du dich gerändert! Alles wird wieder so wie früher!“ „Nein. Es wird nie mehr wieder so sein wie früher, Akira…nie mehr…“ „Sag so was nicht!“ „Warum? Soll ich lügen? Mir kann eh niemand helfen.“ „Wir finden schon eine Lösung!“ Belustigt schmunzelte er auf und lächelte mich traurig an. „Hört doch auf! Es gibt keine Lösung. Akzeptiert das doch endlich!“ „Bei Gott!! Gib mir doch endlich die Waffe!!!“ Ich wurde nervös…so wie er sprach…so wie er entschlossen die Waffe ansah…Er sollte sie mir gefälligst geben! Mutig machte ich einen Schritt vor. „Hey! Komm mir nicht näher oder ich knall dich ab!!“ Wohl oder übel musste ich stehen bleiben und in mir breitete sich eine berechtigte Besorgnis aus…mir wurde schlecht… „Du konntest es nicht…Suguru konnte es nicht…Taka konnte es nicht…Aber ich, Akira. Ich kann es…“ „Äh? Suguru und Taka…?“ „Ach, nicht der Rede wert. Aber sag Taka bitte, dass ich ihn liebe und das er keine Schuld hat…“ „Ich…will dich aber nicht verlieren! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde!! Ich…Ich…l…liebe dich doch! Nicht nur…freundschaftlich…meine ich…“ „...Also bist auch du, auf mich reingefallen?...Es tut mir Leid…Es tut mir Leid, dass ich dich da mitreingezogen habe…Du bist mein bester Freund, Akira…“ Mit großem Schrecken sah ich, dass er lächelnd die Waffe hob. Ich rann so schnell wie ich konnte auf ihn zu, um ihn aufzuhalten…so schnell wie ich konnte…doch…es war zu spät…und ein qualvoller ohrenbetäubender Knall erfüllte den Raum… …den Raum, der mir plötzlich so leer und kalt vorkam… Epilog: Showdown ---------------- KNALL … Immer wieder hallt dieser unerträgliche Laut in meinem Kopf wider…immer wieder von neuem…so als würde jemand auf die Wiederholtaste drücken…dieser Laut bringt mich fast um den Verstand…Es soll aufhören! Bitte… Leise ertönt mein Schluchzen in der einsamen Dunkelheit… … und dieses tiefschwarze Loch…in das ich immer tiefer falle…Ich hab dir doch gesagt, wie viel du mir bedeutest…du hast doch gewusst, wie sehr ich leiden werde…Wieso hast du das nur getan? Wieso hast du es soweit kommen lassen?? Diese schmerzende Frage, wirst du mir aber leider nie mehr beantworten können…wie sehr ich mich auch nach der Antwort sehne…Kôyô…Ich kann doch nicht ohne dich…Das hab ich dir gesagt…Wie sehr…ich dich liebe, ist mir erst aufgefallen, als es bereits zu spät war…und du mit dieser Waffe in der Hand haltend dastandest…und mir bewusst wurde, dass ich dich verlieren würde…für immer…oder habe ich es schon vorher geahnt? Du hast es wirklich geschafft…mir mein Herz zu stehlen…Dafür hasse ich dich, weißt du das? Ich hasse dich! Mir kommen erneut Tränen…Tränen, die niemals mehr aufhören …und immer weiter fließen…bis ich in diesem Tränenmeer ertrinke…Es ist so schwer sich über dem Wasser zu halten…langsamer Tod…sicherer Tod…So wie du dich umgebracht hast…so hast du auch mich umgebracht…Das war dir doch bewusst? Ich hasse dich. Ich hasse dich für deinen Egoismus… …und was ist mit unserer Band? Was ist mit unseren Bandmitglieder…unseren besten Freunden? Was ist mit unseren…Träumen…unseren Zielen…? Und was ist mit unserem Versprechen…? Unserem Versprechen…Hast du dir darüber vorher überhaupt Gedanken gemacht? Hast du? Wahrscheinlich nicht…und dafür hasse ich dich nur umso mehr… Lautlos tropfen meine Tränen auf den Boden…während ich die kalte Waffe fest in meinen Händen halte…die Waffe…durch die du gestorben bist…die Waffe…die ich mit zu dir genommen habe…meine Waffe…Du bist durch meine Hände gestorben…War…es…vielleicht meine Schuld? Was wäre gewesen, wenn ich die Waffe nicht dabei gehabt hätte…? Wärst…Wärst du dann noch am Leben? Wärst du dann jetzt noch am Leben und wärst bei mir? Ich hasse mich…und ich hasse dich…Ich hasse dich dafür, was du getan hast…Was hat dich nur so kaputt gemacht…? Was...? Gab es wirklich keine andere Lösung für dich…? …Hass…auch Takanori wird dich dafür hassen, weißt du das? Takanori…der dich genauso liebt wie ich…und…den du genauso liebst wie wir dich…Wie konntest du ihn…uns verlassen? Du zerreißt ihm das Herz, du Arschloch…genauso sehr wie meines… … …Wie spät? Wie spät ist es…? Wie lange sitze ich nun hier schon…und weine mir…wegen dir die Augen aus…? Die ganze Nacht…? In Gedanken vertieft erschrecke ich mich, als plötzlich die ersten Lichtstrahlen durch die Jalousien des Fensters scheinen und mich blenden. Verdammt…es wird schon hell…es soll doch nicht hell werden…Es soll dunkel und finster bleiben… Von der Sonne geblendet, rücke ich etwas nach links, um dem Licht zu entkommen…doch durch die ersten Strahlen wird der Raum heller und die Umrisse entpuppen sich als Zimmermöbel…ein Schrank…ein Bett…dein Schlafzimmer…das Zimmer, in dem du…du… …ach…du weißt schon… Beruhigend schaue ich in das langsam erleuchtete Zimmer…es hatte einen warmen Ton…eine angenehme Wärme…von der Kälte…in die Wärme…Endlich…trocknen meine Tränen… Eigentlich will ich nicht darüber nachdenken…es tut so verflucht weh…aber…ich kann meine Gedanken nicht kontrollieren…Erinnerungen…Es war so schön mit dir…in diesem Zimmer…Es war so schön in deiner Gegenwart…Ich hab es dir nie gesagt, aber…ich fühlte mich bei dir immer wohl…egal wie sehr du mich verletzt hast…bei dir war das ok…alles war ok…nur bei dir…konnte ich so sein, wie ich wirklich bin… …nur du…hast meine schwache Seite kennen gelernt…Hast du meine Schwächen nur ausgenutzt…? Ich hasse dich so sehr… Bisher konnte ich es schaffen über dich hinweg zu sehen…aber…nun…jetzt…wo Licht auf deinem Körper fällt…kann ich nicht mehr hinweg sehen… …Du bist hübsch…egal wie du aussieht…für mich bist du immer hübsch…Doch was will ich mit deinem Körper…? Das was ich an dir liebte…ist fort…fort geweht…und zurück bleibt nur eine leere bedeutungslose Hülle…bedeutungslos…alles ist so bedeutungslos…seit du nicht mehr bist… Und dieses Blut…so viel Blut…dein Blut…an der Wand…auf dem Boden…an dir…an…mir…Dafür hasse ich dich…weißt du das? …und wenn du das weißt…dann weißt du auch…dass ich dich nie hassen könnte…und das wiederum weil ich…dich liebe…und wenn du das weißt…wenn du das wirklich weißt…dann weißt du das ich…ohne dich nicht kann…ohne dich…alles kein Sinn mehr für mich ergibt…ohne dich…alles…farblos ist…ohne dich…so wertlos…und leer… Langsam erhebe ich meine Hand…in der diese glänzende Waffe ist…diese glänzende blutverschmierte Waffe…die Blut…dein Blut an sich kleben hat… … DingDong … …das wird wohl Takanori sein…dein Geliebter…deine Liebe…Ich wäre so gerne an seiner Stelle gewesen…aber du hast ihn geliebt…nicht mich…aber das ist in Ordnung…Ich habe das immer mit versteckten innerlichen Schmerzen akzeptiert und toleriert…und weißt du wieso? Weil…ich dich liebe… … DingDong … Keine Sorge…ich habe ihm so wie du wolltest ein Zettel dagelassen…ein Zettel, auf dem steht, dass du ihn über alles liebst…dass er deine wahre Liebe ist…und…dass dir alles Leid tut… …Mir tut es auch Leid…und wie leid es mir tut… Wieso hast du dich…so verändert…? Wieso habe ich mich…so verändert…? Naja…ich hoffe wenn Takanori uns entdeckt, wird er verstehen… Entschlossen setze ich den Revolver an die Schläfe…Es tut mir Leid…Es tut mir so Leid…Taka…Suguru…Uke…Es tut mir so verdammt Leid…Ich hoffe ihr könnt unsere…eure Träume nun alleine erfüllen…So wäre es mit uns eh nicht weitergegangen…Ohne uns…seit ihr besser dran… Ich werfe einen letzten Blick auf die Leiche vor mir…die Leiche auf dem Boden…die ich mal gekannt…und…geliebt hatte… Kôyô… Ich liebe dich… … KNALL ENDE Du hast mein Leben ausgemacht, und dir nichts dabei gedacht, du warst der Sinn und der Lebenswert, und jetzt ist all das nichts mehr wert. Du löscht meine Kerze einfach aus, weil du sie nicht mehr brauchst, machst mein Leben zum Kartenhaus, und ziehst die unterste Karte raus. (Kartenhaus, Silbermond) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)