Just some little things... von abgemeldet (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 1: ...can make us happy... ---------------------------------- Just some little things... …can make us happy... Das Kerzenlicht flackerte leicht. Tropfen für Tropfen lief rotes Wachs hinunter, hinterließ Flecken auf dem kleinen Kuchen. Es war ein früher Morgen. Sieben Uhr. In einer halben Stunde würde das Training beginnen. Glückwünsche? Nein... Die würde er nicht bekommen. Wie jedes Jahr... Würden sie es vergessen. Die Lippen spitzten sich und ein Luftzug ließ die Kerze ausgehen. Die orangene Jacke wurde von der Stuhllehne gezerrt und kurze Zeit später knallte die Haustür zu. Es war der Morgen des zehnten Oktobers. Der Morgen des Tages, an dem die vierte Generation für Konohagakure ihr Leben gelassen hatte. Es war der Morgen seines Geburtstages. Aber das interessierte niemanden. *** „Es ist jetzt halb acht. Das Kakashi noch nicht da ist, wundert mich ja nicht. Aber wo steckt Naruto?“ Das rosahaarige Mädchen schaute sich um, ob ihr Teamkamerad irgendwo zu sehen war, aber er blieb verschwunden. „Pff... Das gibt’s doch nicht. Jetzt kommt er auch noch zu spät. Nicht nur, dass er beim Training nichts mehr auf die Reihe kriegt, jetzt schafft er’s nicht mal mehr pünktlich zu erscheinen!“ Das Mädchen lehnte sich mit einem tiefen Seufzen an die Brücke, wandte sich dann mit einem Lächeln an ihren Schwarm. „Und Sasuke-kun? Was hast du gestern noch so gemacht?“ „Nichts, was dich interessieren sollte.“ Geknickt ließ sie den Kopf hängen. Jeden Morgen dieselbe Antwort. Entnervt drehte er sich zur Seite. Jeden Morgen dieselbe Frage. Wann würde sie endlich kapieren, dass er nichts von ihr wollte? Vermutlich nie. Ein orangener Fleck erschien am Ende der Straße. Im Laufschritt bewegte er sich auf die Brücke zu. „Sorry... Hab verpennt.“ Erschöpft lehnte sich der Chaosninja an das rot gestrichene Geländer und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Was angesichts des Uchiha, der ihn aufmerksam musterte, gar nicht so einfach war. „Na endlich, Naruto! Kannst aber froh sein, dass Kakashi noch nicht da ist!“ Ein rosahaariges Ungetüm baute sich vor dem Blondschopf auf, doch eine Stimme ließ sie alle zusammenfahren. „Wer ist noch nicht da?“ Sein Icha Icha Paradise in der Hand, sprang ihr Sensei von dem Felsblock, auf dem er bis eben gestanden hatte herunter. „Guten Morgen. Naruto, du bist zu spät.“ „Sie doch aber auch!“ „Ich habe das Recht zu spät zu kommen...“ „WIE BITTE?“ „Reg dich ab, Dobe.“ Das ließ ihn verstummen. Naruto senkte betreten den Blick. Wie jedes Mal schnitt die eiskalte Stimme tief in sein Herz. Er wollte schreien. Hört auf! Hört auf, mir weh zu tun! Ich will nicht mehr! Doch er blieb stumm. Seit fünfzehn Jahren... blieb er stumm. *** Erschöpft ließ sich der Blonde in das hohe Gras sinken. Sein Körper schmerzte und der Schweiß lief ihm aus allen Poren. Das Herz flatterte in der Brust und im Kopf wummerte ein stetiger Schmerz. „Ziemlich schlechte Kondition. Naruto.“ Der Ge-Nin schloss die Augen. Er wollte das jetzt nicht hören. „Du musst mehr trainieren. Täusche ich mich, oder hast du ein paar überflüssige Pfunde zugelegt?“ Halt. Die. Klappe. „Anscheinend muss ich dir noch was aufbrummen...“ Lass mich in Ruhe... „Hey. Hörst du mir eigentlich zu?“ Sein Kopf schoss nach oben. Die tiefblauen Augen funkelten den Lehrer wütend an. „Ja, verdammt! Ich hab’s kapiert, okay?!“ Kakashi runzelte die Stirn. „Dann ist ja gut.“ Sasuke ließ sich neben Naruto ins Gras plumpsen. „Na, Usuratonkachi? Ich denke, du willst mich einholen... Wenn du so weiter machst, wird das wohl nichts.“ Hört auf... „Oh ja, Sasuke-kun hat Recht! Selbst ich hab den Hindernislauf besser geschafft, als du!“ Sakura strich sich stolz die Haare zurück. IHR NERVT! „Also, Sasuke, Sakura. Ihr könnt nach Hause gehen. Naruto? Du bleibst noch ein bisschen hier.“ Mit einem herzhaften Gähnen streckte sich die Kunoichi. „Na endlich! Hm, Sasuke-kun? Wollen wir noch was unternehmen?“ „Nein.“ Traurig lächelnd verließ das Mädchen den Trainingsplatz. Der Uchiha warf einen letzten Blick auf seinen Teamkollegen und begab sich dann auch auf den Heimweg. Der Blondschopf öffnete die Augen wieder. Langsam rappelte er sich auf. „Also, Sensei? Was soll ich machen?“ Ein müdes Gesicht. Ausdruckslose Augen. „Naruto? Was ist los mit dir...?“ Der Angesprochene senkte den Kopf. Für einen kurzen Moment verharrte er so, dann sah er wieder seinen Meister an. Breites Grinsen. Funkelnde blaue Augen. Und eine fröhliche Stimme. „Mit mir? Gar nichts! Hab mir wahrscheinlich bloß ne kleine Erkältung eingefangen... Was soll ich denn nun machen?“ „Zwanzig Runden durch den Wald. Vor Sonnenuntergang solltest du wieder hier sein.“ „Verstanden!“ Es war spät Abend. Eine Schüssel Ramen stand dampfend vor ihm, aber er hatte keinen Appetit. Es war Abend. Bis vor kurzem war er durch den Wald gelaufen, schweißnass, vollkommen erschöpft. Er war nach Hause getorkelt, hatte sich duschen wollen. War in der Kabine fast zusammengebrochen. Und nun saß er hier. Am Abend seines fünfzehnten Geburtstag. Und NIEMAND. Niemand... Hatte ihn beglückwünscht. So wie jedes Jahr. Alle schlichen sie durch die Stadt, trauerten um einen Mann, der in ihm das Fuchsungeheuer verschlossen hatte. Er war egal. Selbst den Menschen, zu denen er inzwischen Vertrauen gefasst hatte, war er egal. Glückwünsche von Iruka? Nein. Von Team 7? Nein. Konohamaru? Nein. Tsunade-baa-chan? Nein. Niemand. Er hasste sie Er hasste sie alle. Abgrundtief. Aber auch das... Auch das zeigte er nie... Mit einem Seufzen stand der Shinobi auf und stellte die Schüssel voll Ramen auf die Anrichte. Er hatte keinen Hunger. Er war müde, ihm war übel, er konnte nicht mehr. Körper und Seele waren zerstört. Beide waren zu oft verletzt worden. Es klackte am Fenster. Naruto hob überrascht den Kopf. Jemand hatte einen Stein an die Glasscheibe geworfen. Mit vorsichtigen Schritten lief er durch die Küche, öffnete es. Niemand war zu sehen. Derjenige, der das Geräusch verursacht hatte, hatte sich anscheinend schnell wieder aus dem Staub gemacht. Er wollte es schon als Streich abtun, da fiel ihm eine kleine Schachtel ins Auge. Sie stand auf dem Fenstersims. Verwirrt nahm der Blondschopf den Gegenstand in die Hand. Die Schachtel war schwarz. Tiefschwarz. Er öffnete sie. Die Innenseite war ebenfalls schwarz, aber auf dem Deckel stand: Happy Birthday. War das ein Scherz? Mit geweiteten Augen betrachtete der Junge Buchstabe für Buchstabe. Und doch, der Satz blieb derselbe. Happy Birthday. Tränen schossen Naruto in die Augen. Er schloss das Fenster und begab sich dann auf wackligen Beinen zum Tisch, ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Vorsichtig legte er die Schachtel vor sich ab, als wäre sie aus Glas und könnte jeden Moment kaputt gehen, ihm in die Finger schneiden. Naruto legte den Deckel beiseite, betrachtete nun die Watte, mit der der Gegenstand ausgelegt war. Er zupfte eine Fussel nach der anderen heraus und legte sie vor sich ab. Ein Armband kam zum Vorschein. Ein schlichtes schwarzes Lederarmband. Mehr nicht. Und doch... Es bedeutete für ihn soviel. Eine Träne nach der anderen tropfte auf das glatte Holz des Tisches. Der tiefrote Stein fiel ihm ins Auge. Er war klein und an das Band gebunden. Doch im milden Licht der Lampe glitzerte und funkelte er wundervoll. Warf ein leichtes rotes Licht auf den Daumen von Naruto. Urplötzlich griff der Ninja hastig nach der Schachtel, suchte alles nach einem Namen ab, aber nichts war zu finden. Er hatte keine Ahnung, wem er doch etwas bedeutete. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, schluchzte heftig. Und da fiel ihm ein kleines Symbol auf. Ganz unten, am Rand der Schachtel. Ein Fächer. Ein Fächer in rot und weiß. Das Symbol des Uchiha-Clans. Nyo... So heftig wollte ich Naruto eigentlich nicht leiden lassen... Aber irgendwie hat sich das beim Schreiben ergeben... *huff* Damit bekommt die FF eine große Wendung, denn für das Ende hab ich jetzt eine völlig neue Idee... Würde mich über Kommis sehr freuen! LG Iruka Kapitel 2: ...but we have to know... ------------------------------------ ...but we have to know… Keuchend stand er vor der großen Tür. Doch nicht nur die war riesig. Auch das Haus, welches dazugehörte war bestimmt mehr als doppelt so groß, wie seine Wohnung. Es warf einen dunklen Schatten auf ihn, schien ihn zu erdrücken. Und doch. Der Fächer prangte auf dem ungepflegten Holz. Er zog die schwarze Schachtel vorsichtig aus seiner Jackentasche hervor, fuhr mit dem Daumen über den kleinen rotweißen Fleck. Und klopfte an die Tür. Minuten verstrichen. Er legte seine Hand auf die kühle Oberfläche, strich über das splitternde Holz. Spürte den dicken Kloß im Hals. Und die Tränen, die sich über seine Wangen schleichen wollten. Es war nichts zu hören, außer ein paar Spatzen, die sich um Vogelfutter zankten. Er ließ die Hand hinunter gleiten, zog sich dabei einen Splitter ein. Verkniff das Gesicht. Mach auf. Bitte, Sasuke... Mach auf... Er seufzte. Doch dann klapperte es. Dumpfe Geräusche. Und ein paar Minuten später glitt die Tür mit einem leisen Quietschen auf. Schwarze Augen sahen in blaue. Starrten sich gegenseitig an. Und brachten kein Wort heraus. Die Spatzen schimpften vor sich hin. Ein leichter Schmerz pochte in Narutos Finger. Ein Herbstblatt wurde von dem kalten Wind über die leere Straße geweht. Wortlos trat Sasuke zur Seite, lief in die dunkle Wohnung hinein. Die Tür ließ er offen. Wenige Sekunden später folgte Naruto ihm. Langsam. Vorsichtig. Schob die Tür hinter sich zu und trat dann in den Schatten des einsamen Hauses. Er lief einen dunklen Gang entlang, folgte den leisen Schritten Sasukes. Links und rechts geschlossene Türen. Kalte Dielen unter seinen Füßen. Die Farbe blätterte von den Wänden und ein leicht muffiger Geruch stieg ihm in die Nase. Vor ihm öffnete Sasuke eine Tür, blieb im Rahmen stehen. „Willst du was trinken?“ Alles. Alles hatte er jetzt erwartet. Jede Frage, was er hier suchte, warum er Sasuke in die Wohnung gefolgt war, aber das? Verwirrt blieb er stehen, brachte kein Wort über die trockenen Lippen. Ein leichter Luftzug strich ihm über den Nacken. Sasuke zog eine Augenbraue hoch, sah Naruto ruhig an. „Ich denke mal, das heißt Nein. Brauchst du ein Pflaster für deinen Finger?“ Der Blick des Uchiha blieb an den schlanken Fingern des Blondschopfes hängen. Naruto folgte dieser Augenbewegung, führte den Finger an die Lippen. Sanft glitt er mit seiner Zunge darüber, spürte eine Erhebung unter der Haut. „Ja.“ „In Ordnung.“ Sasuke verschwand in der Dunkelheit des stillen Hauses. Naruto verharrte auf dem Fleck, ein paar Schritte vor dem dunklen Türrahmen. Ein schmaler Streifen Licht fiel auf seinen linken Fuß. Er beobachtete Staubflocken, die im Licht tanzten. Bemerkte einen Fleck auf seinem Hosenbein. Hörte Geräusche aus dem hinteren Teil des Hauses. Schritte tappten schließlich auf dem Fußboden. „Du stehst ja immer noch hier.“ Er spürte den Blick, der in seinem Nacken ruhte. Rührte sich nicht. „Hier, das Pflaster.“ Etwas drückte gegen seinen Arm. Doch kein Nerv in seinem Körper reagierte. Sasuke seufzte. Er stupste sanft gegen die Schultern des Blonden, schubste ihn durch die Tür in das Licht hinein. Im Gegensatz zu dem Rest des dunklen und gespenstigen Hauses, war dieses Zimmer mit mehreren Lampen beleuchtet. Die hellblaue Tapete reflektierte das milde Licht und machte damit das Zimmer sehr gemütlich. Es war ordentlich und sauber, in der Mitte ein riesiges Bett, ein Fernseher, Tisch und Stuhl, ein hellbrauner Kleiderschrank. Am anderen Ende des Zimmers befand sich eine Glastür, die auf einen Balkon führte und am Horizont war die Sonne schon fast untergegangen. Staunend stand Naruto mitten im Zimmer. Sasuke hielt ihm immer noch das Pflaster hin, aber auch dieses Mal stand Naruto wie angewurzelt. Sasuke stöhnte auf, nahm Narutos Hand und fing an ihm den Splitter herauszupulen. Der Blondschopf verzog überrascht das Gesicht und entzog seinen Finger Sasukes Hand. „Au...“, entfuhr es ihm. Ruhig nahm der Uchiha den entzündeten Finger wieder und zog den Splitter mit einem Ruck aus der roten Haut. Dann klebte er vorsichtig das Pflaster um den Finger. Naruto sah ihm dabei zu, sagte immer noch kein Wort. Auch nicht, als Sasuke sich auf das Bett setzte und auch dann nicht, als der Schwarzhaarige wieder aufstand, ihn zum Bett schob und dann auf die Matte drückte, damit er sich hinsetzte. Sasuke ließ sich neben ihm nieder und beobachtete, wie der Wind die grauen Wolken am Himmel vor sich hin trieb. Die Stille legte sich über die beiden nieder. Nur den Wind hörte man um die Häuserecken pfeifen. Die Glasscheiben klackerten leicht. „Warum bist du hier?“, fragte Sasuke den Blonden plötzlich unvermittelt. Der drehte den Kopf, sah tief in die schwarzen Augen. Dann zog er die kleine Schachtel aus der Jackentasche hervor, hielt sie dem Schwarzhaarigen vor die Nase. „Was ist das?“ Der Uchiha nahm die Schachtel, drehte sie in seinen Händen. Er öffnete den Deckel. Naruto beobachtete die Miene Sasukes, doch an der änderte sich nichts. Auch nicht, als er das Band mit dem roten Stein herausnahm und auch nicht, als er das Happy Birthday las. „Geburtstag?“ Der Blondschopf nickte. „Und was ist nun damit?“ „Das habe ich auf meinen Fenstersims gefunden. Vor knapp einer Stunde.“ „Und?“ „Hast du das da abgelegt?“ Sasuke zog eine Augenbraue hoch. „Warum sollte ich das machen?“ Naruto kniff die Augen zusammen. „Heute ist mein Geburtstag.“ „Und wieso sollte ich dir was schenken?“ „Weil wir Freunde sind.“ „Ich hab dir das aber nicht geschenkt.“ Naruto drehte den Kopf. Sein Blick schweifte über das Bett, auf dem eine zerknüllte rote Decke lag, dann stand er auf. Ging auf die Fensterläden zu, strich mit den Fingern sanft über das kalte Glas. Sein Atem schlug gegen die Fensterscheibe, hinterließ einen Fleck feinster Wassertropfen. „Seit fünfzehn Jahren tut man mir weh. Vielleicht bemerkt es niemand, aber sie tun mir weh. Manche beleidigen mich, manche ignorieren mich. Manche halten mich erst fest, um mich dann über dem Abgrund wieder loszulassen. In ihren Augen bin ich ein Monster. Sie wollen mich loshaben und tun eigentlich auch alles dafür. Ich kann nicht mehr. Früher wollte ich Hokage werden, ich wollte sie beschützen. Ich wollte, dass mich Konoha respektiert und auch das, was ich in mir trage.“ Seine Hand wanderte über seinen Bauch, auf dem sich das Siegel ausbreitete, sobald er sein Chakra benutzte. „Aber auch das geht nicht mehr. Denn ich hasse sie. Sasuke, ich hasse alle in diesem Dorf. Ich hasse sie, für das, was sie mir antun. Was sie mir angetan haben. Heute ist mein Geburtstag und alle trauern um die vierte Generation. Mich vergessen sie. Wie jedes Jahr. Ich sollte nicht existieren und das lassen sie mich auch spüren. Und selbst die Menschen, zu denen ich Vertrauen gefasst habe, lassen mich das spüren. Ninja bin ich geblieben, weil ich weiß, oder dachte zu wissen, was Iruka-sensei das bedeutet. Wie stolz er auf mich wäre. Aber auch er denkt nicht an mich. Kakashi nicht, Sakura nicht, Tsunade nicht, alle anderen nicht. Keiner.“ Der Blondschopf drehte sich um. „Aber du. Du hast daran gedacht.“ Sasuke erwiderte seinen Blick mit einer ausdruckslosen Miene. „Ich habe nicht daran gedacht.“ Naruto lächelte. Etwas, was er seit Tagen, Wochen, Monaten wenn nicht sogar Jahren nicht mehr ernsthaft und aus tiefstem Herzen getan hatte. Er ging auf den Schwarzhaarigen zu, nahm ihm den kleinen Kasten aus der Hand und tippte mit dem Finger an das Uchihasymbol. Und hielt die rabenschwarze Schachtel vor Sasukes Nase. Die Augen des schwarzhaarigen Jungen weiteten sich überrascht. „Mal ehrlich... Glaubst du, Itachi würde mir was schenken?“ Die dunklen Augen schlossen sich. Ein leichtes Lächeln zierte die Lippen. „Okay, ich gebe es zu. Ich habe dir das Armband geschenkt. Hätte wohl besser auf die Verpackung achten sollen.“ Naruto setzte sich wieder neben den Uchiha. „Hm... Ich will dich gar nicht fragen, warum. Ich will dich nach gar nichts fragen. Ich will nur... Danke sagen. Weil mir das viel bedeutet. Wirklich sehr viel.“ Seine Finger strichen über den roten Stein, blieben kurz mit dem Pflaster daran hängen. Er legte das Armband in die schwarze Schachtel zurück. Sasuke sah im dabei zu. Langsam liefen heiße Tränen über die Wangen des Blonden. Er schluchzte, wischte sie mit dem Handrücken weg. Doch der salzige Fluss wollte nicht stoppen. Unaufhaltsam strömten sie über sein Gesicht, hinterließen rote Augen und einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Sasuke betrachtete bestürzt die tief verwundete Seele vor ihm, welche sich jetzt offenbarte. Er zog den Blondschopf in eine warme Umarmung, murmelte beruhigende Worte in sein Ohr, strich ihm sanft über den Rücken. Eine Weile saßen sie so da. Der Wind trieb die Wolken weiter voran. Die Sonne war untergegangen. Naruto drückte sich an Sasuke. Er krampfte die Finger in dessen blaues Shirt, vergrub das Gesicht in dem Stoff. Die Tränen trockneten auf seinen Wangen. Die Wärme, die von dem Körper des Uchihas ausging, beruhigte ihn. Die Arme, welche sich um seinen Leib schlangen, waren stark und gaben ihm Halt. Der Uchiha allerdings konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. Er mochte den blonden, chaotischen, aber eigentlich so tief verwundeten Ninja. Und ihn schmerzten die Worte, die er von ihm gehört hatte. Er konnte es nicht leugnen. Nein, er mochte ihn nicht nur. Er liebte ihn. Aber das verschwieg er. So wie Naruto fünfzehn Jahre geschwiegen hatte, sagte auch er kein Wort. Seit vielen Jahren schon. Nyo... Nach diesem Kapitel sollte eigentlich nur noch ein kurzes folgen, da ich das Ganze jetzt aber abgeändert hab, kommen noch drei Kapitel... Ihr könnt also noch ein bisschen lesen! ^^ Danke für die lieben Kommis! Und die vielen Favos... *~* LG Iruka Kapitel 3: ...at the end... --------------------------- ... at the end... Knapp ein Jahr war vergangen. Es war Sommer. Die Sonne prasselte vom Himmel. Um die Mittagszeit wagte sich keiner mehr auf die Straßen. Das Training war heute ausgefallen. Augerechnet heute. Jetzt, wo er wenigstens ein bisschen Ablenkung gebraucht hätte. Der Uchiha wälzte sich auf seinem Bett hin und her. Wenigstens brachte ihm dieses dunkle vermoderte Haus ein wenig Kühlung. Sasuke stand auf. Seine Kehle war trocken und ihm schmerzte der Kopf. Langsam lief er den dunklen Gang entlang, kam in die nicht weniger düstere Küche. Widerwillig öffnete er die Fensterläden, um ein paar Strahlen Sonnenlicht hereinzulassen. Draußen zwitscherten die Vögel wie verrückt, zankten sich nun nicht mehr um das Vogelfutter, sondern um die paar Kirschen, die bereits an dem Baum vorm Küchenfenster hingen. Sasuke seufzte, goss sich ein Glas Wasser ein und setzte sich dann an den Tisch. Sein Blick wischte über den Kalender an der Wand und fiel dann auf den Berg von Paketen auf dem Flur. Es war der 23. Juli. Und sein Geburtstag. Er hasste keinen Tag mehr, als diesen. Die ganzen verrückten Mädchen, die wie blöd an seine Tür wummerten, um ihm dann ein herzförmiges Päckchen in die Hand zu drücken und mit einem hochroten Gesicht und einem Kichern zu verschwinden. Selbst am Valentinstag nahm das nicht solche Ausmaße an. Und das Schlimmste war, nicht nur die ganzen Mädchen, sondern auch andere Leute aus dem Dorf kamen, um dem Sprössling und angeblich letztem Überlebenden des Uchiha-Clans ein weiteres Mal ihr Beileid auszusprechen und ihm eine „Kleinigkeit“ zu überreichen. Ätzend. Der Schwarzhaarige wünschte sich, er könnte den Tag aus dem Kalender streichen, für immer. Doch nicht nur das bedrückte den Sechzehnjährigen. Narutos Zustand hatte sich verschlimmert. Anscheinend hatte er von Jiraya den Auftrag bekommen, zu trainieren, wie er sich Kyuubi zu Nutze machen konnte, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Erst vor ein paar Tagen hatte er dabei völlig versagt und eine Bäckerei komplett zerstört. Der Bäcker hatte sich in Gegenwart des San-Nin zwar noch verständlich gezeigt, später aber auf Naruto eingedroschen, der sich natürlich nicht gewehrt hatte. Sasuke schüttelte den Kopf. Der Krötenheini war einer der drei legendären Ninjas, warum sah er nicht, was für Schmerzen das Naruto alles bereitete? Und Sasuke konnte Naruto nicht einmal trösten, er durfte ja gar nicht mit ihm sprechen. „Ero-sennin“ hatte ihn unter völligem Gewahrsam und ließ niemanden an ihn heran. Wie der Blondschopf mehr und mehr daran zerbrach, das sah wohl niemand. Nicht mal Tsunade sagte etwas und Kakashi, der Naruto ja nun wirklich schon lange kannte, bemerkte auch nichts. Sasuke war zwar der Uchihasprössling, aber auf seine Meinung würde niemand hören. Langsam verstand der Schwarzhaarige, was sein bester Freund damals an dem Abend des zehnten Oktobers gemeint hatte. Er hatte wohl alles Recht, Konoha und seine Dorfbewohner zu hassen. Das Glas war leer. Sasuke stellte es in die Spüle und ging dann wieder in sein Zimmer. Die letzten Jahre hatte er nur diesen Gang benutzt. Hier war alles, was er brauchte. Die Treppe auf der rechten Seite des Flurs war verwahrlost und trug eine zentimeterdicke Staubschicht. Manchmal fragte sich der Uchiha, ob er jemals wieder die knarrenden Stufen betreten würde. Ob er jemals wieder den rechten Teil des Hauses betrachten würde. Doch im Moment war daran nicht zu denken. Flüchtig blieb Sasuke stehen, warf einen Blick zurück und überlegte doch, einmal kurz das obere Stockwerk zu betreten, dann schüttelte er aber den Kopf und lief weiter an der vergilbten Tapete vorbei zu dem einzigen Ort des Hauses, der wenigstens etwas Beruhigung und Gemütlichkeit ausstrahlte. Sasuke betrat das Zimmer, seufzte kurz, als er das Durcheinander sah und machte sich dann daran, die zerknautschte Bettdecke zusammenzulegen. Als er endlich alle Klamotten, Bücher, Waffen und den ganzen Krimskrams verstaut hatte, bemerkte der Uchiha, wie ganze Wolken von Staub durch die Luft wogten und in seiner Nase kitzelten. Er runzelte die Stirn und zog dann widerwillig die Vorhänge der Balkontür zur Seite, öffnete die Glastüren und blinzelte in das Sonnenlicht. Die warme Luft war erdrückend und schwül. Am Horizont ballten sich dunkle Wolken. Wahrscheinlich würde es bald gewittern und hoffentlich auch dabei regnen. Sasuke schaute sich kurz die paar verwelkten Pflanzen zu seiner Rechten, dann winkte er mit der Hand ab. Diesem vertrockneten Gestrüpp war sowieso nicht mehr zu helfen. Außerdem hatte er sich eh noch nie etwas aus Grünzeug gemacht. Wobei man hier eigentlich nicht mehr von Grün reden konnte. Nun fand sich der Uchiha abermals auf seinem Bett wieder und hatte keine Ahnung, was er machen sollte. Der Blick wanderte an die Decke über ihm. Ganz oben in der Ecke, blass und vergilbt befand sich ein Fleck, der ihm seit Jahren immer noch schlimme Träume bereitete. Denn direkt über seinem Zimmer befand sich der Dojo, in dem seine Eltern ermordet worden waren. Das Blut, dick und flüssig, hatte sich in den Boden gesaugt und war sogar hindurch gedrungen, um an der Decke seines Zimmers einen hübschen Fleck zu hinterlassen. Jetzt, nach all den Jahren, war er zwar kaum noch sichtbar, aber Sasuke erinnerte sich nur zu gut daran, wie er zum ersten Mal, nachdem man im erlaubt hatte, wieder in das Haus einzuziehen, das Zimmer betreten und den Fleck bemerkt hatte. Schreiend war er aus dem Haus geflüchtet, hatte sich auf der Straße übergeben und dann dort zitternd im Nieselregen gesessen. Drei Tage hatte er in der Küche übernachtet und sich dann eingeredet, dass dieser Schandfleck ihn immer an seine Rache erinnern würde. Nur noch ein dunkler Schatten war jetzt zu sehen, alt und halb vergessen, so wie seine Rachgier. Auch wenn er das nie gedacht hätte, aber sein Hass auf den älteren Bruder hatte sich irgendwo verloren, jetzt empfand er nur noch Resignation. Irgendwann, wenn er Itachi gegenüber stand, dann würde er ihn umbringen, aber er war nicht darauf erpicht, durch die Gegend zu ziehen, ohne ein Ziel vor Augen. Sasuke versuchte auch nicht mehr unerbittlich stärker zu werden. Er wusste, Itachi hatte ihn zum Rächer gemacht, er WOLLTE, dass Sasuke ihn eines Tages umbrächte. Also würde er sich auch nicht ernsthaft wehren, wenn dieser Zeitpunkt gekommen war. Der Schwarzhaarige musste nur abwarten. Und wenn er dann seinen Bruder umbringen würde, dann würde er ihn quälen. Foltern und seinen ganzen Hass herausschreien. Bis dahin musste er warten und geduldig sein. Und seine Wut verschließen. Es donnerte leise. Die Wolken hingen schon über dem Waldrand von Konohagakure und brachten einen kühlen Luftzug mit sich, der Sasuke angenehm um die Nase wehte. Entspannt schloss dieser die Augen, genoss es, die kühle Brise über seine Haut streichen zu lassen. Es grollte ein zweites Mal, diesmal lauter, die Sonne und ihre drückende brennende Wärme verschwanden hinter der dunklen Wand. Sasuke stand auf, betrat den Balkon und stützte sich auf dem warm gewordenen Geländer auf. Die Wolken schoben sich beträchtlich vorwärts. Er starrte in den Garten hinaus, in den kleinen ungepflegten Teich und auf die riesenhafte Statur, welche schon seit Ewigkeiten den Garten verzierte. Ein Blitz zuckte kurz am Himmel, warf ein schemenhaftes Licht auf die Steinfigur. Das Gesicht verzog sich zu einer bizarr grinsenden Maske, die sich über den Sechzehnjährigen lustig zu machen schien. Sasuke betrachtete das verwilderte Grün unter ihm, das brüchige Holz der Veranda, den Teil des Hauses, den er schon lange nicht mehr betreten hatte. Ein Plätschern riss ihn aus seinen Gedanken. Auf dem Teich konnte man die ersten Regentropfen betrachten und auch auf dem steinernen Boden des Anbaus fanden sich dunkle Flecken. Sasukes Blick wanderte gen Himmel. Die von allen so ersehnte Abkühlung hatte endlich Konoha erreicht und spendete dem staubigen und heißen Dorf endlich kaltes spritzendes Wasser. Die Tropfen wurden größer, heftiger und klatschten nun unentwegt aus der grauen Decke über ihm. Schon bald waren sein T-Shirt und seine Hose durchnässt. Die Haare hingen ihm feucht auf den Schultern. Er seufzte, drehte sich um und betrat sein Zimmer. Durchquerte es und ging den zugigen Gang entlang. Kam in den Flur, wandte sich dem anderen Gang zu. Er erinnerte sich, wie er als kleiner Junge hier lang gelaufen war, nachdem er aus dem Krankenhaus flüchtete. Es hatte eben so geregnet wie jetzt. Seine Kleidung hatte ihm am Körper geklebt und er hatte dunkle Fußspuren auf dem Holz hinterlassen. Staub wallte um ihn, flockte, aufgewirbelt von dem Luftzug seiner Schritte. Glitschig und schmierig klebten ihm Fusseln der zentimeterdicken grauen Schicht an den nassen Sohlen. Das Holz knarrte unter seinen Füßen, als sei es überrascht, nach all den Jahren wieder jemanden zu tragen. Er betrat die Wohnstube. Der alte Fernseher, die vergilbte Couch. Der Teppich war dreckig, alles war schmutzig, alles roch nach Moder. Staub stieg ihm in die Nase, ließ Sasuke niesen. Der Laut hallte in dem düsteren Zimmer wieder. Er ging weiter, in die größere Küche, die seine Mutter so geliebt hatte. Der Uchiha lief zur Anrichte, strich über das Metall und wischte dann den Staub, der an seinen Fingerkuppen haftete an der Hose ab. Ein Miauen klang hell in seinen Ohren, ein Fauchen, wie ein Echo aus der Vergangenheit. An eben diesem Tag, als er das verwahrloste Haus betreten hatte, das nun nicht mehr von der fröhlichen Stimme seiner Mutter erfüllt war, an diesem Tag war er hier von einer Katze überrascht worden, die vor dem Wetter durch das offene Fenster hierher geflüchtet war. Sasuke ging weiter, betrat die Veranda. Donner krachte. Das grinsende Steingesicht war nun direkt vor ihm. Regentropfen liefen an den Seiten herab. Blitze durchzuckten den Himmel, tauchten den Garten in Licht und Schatten. Sasuke ging weiter, betrat die Treppe, ließ das untere Stockwerk hinter sich. Er wanderte durch die dunklen Gänge, die er so lange nicht mehr betreten hatte. Seit jenem Tag. Er fand sich vor der großen Holztür wieder. Hinter ihm die Spur seiner Füße, als wären es die Schritte, die er in der Vergangenheit getan hatte. Seine Finger legten sich fahrig um das glatte Metall der Klinke. Es war kalt. Es war eisig kalt. Er zog. Mit einem leisen Knarren öffnete sich die schwere Dojotür. Und da waren sie. Immer noch. Dunkle Flecken auf dem Boden. Getrocknet. Aber dennoch unverkennbar. Blut. Getrocknetes, Jahre altes Blut. Ein Schritt. Zwei Schritte. Drei. Vier. Dann stand er direkt davor. Kniete sich hin. Legte die klammen Finger auf den befleckten Boden. Und fasste in warmes, klebriges, rotes Blut. Blut, das an seinen Fingern haftete. Blut, das noch lange nicht getrocknet war. Er stöhnte auf. Kam hastig auf die Beine, stolperte durch die Tür, welche hinter ihm schwer zufiel, ein dröhnender Laut, der seine Schritte beschleunigte. Ihn vorantrieb, die Treppe hinunter, den Gang entlang, vorbei an den Zimmern seiner Vergangenheit, zurück in seine Gegenwart. Durch den dunklen Gang hastete er, der Staub wirbelte auf. Er rannte, rannte so schnell er konnte. Zurück zur linken Seite des Hauses, durch seine eigentlich dunkle, aber doch gekannte Welt, in sein Zimmer. Er starrte auf den Fleck an der Decke. Er war rot, ein sattes Rot, das Blut schien fast herunterzutropfen. Sasuke würgte. Er rannte ins Bad, drehte den Hahn auf, ließ kaltes Wasser über seine Finger rinnen. Schrubbte mit der Bürste, unerbittlich, bis seine Finger, seine Handfläche rot waren und brannten. Dann wusch er seine Füße, zog die Bürste immer und immer wieder über seine Sohlen, bis er das Gefühl hatte, auf Feuer zu laufen. Er hielt die Haare unter das Wasser, wusch die Spinnenweben aus dem schwarzen Schopf. Drehte schließlich das Wasser ab und nahm sich das weiße Handtuch, das neben der Dusche hing. Er lief in sein Zimmer zurück, zog sich die verstaubten Sachen aus, schmiss sie in den Papierkorb und holte mit zitternden Händen neue Klamotten aus dem Schrank. Dann wankte er hinaus auf den Balkon. Erneut grollte der Himmel, ließ den Schwarzhaarigen zusammenzucken. Er zog sich in den Schutz des Zimmers zurück, knallte die Türen zu, dass das Glas klirrte. Hastig drehte er den Riegel herum, nahm sich das Handtuch und warf sich aufs Bett. Er mummelte sich in die Decke ein, schloss die Augen. Atmete tief ein und sog die Luft in sich auf. Seine Lungen füllten sich mit Sauerstoff. Die Brust hob und senkte sich wieder gleichmäßig, der flatterige Herzschlag beruhigte sich langsam. Als Sasuke das nächste Mal die Augen öffnete, war der Fleck an der Decke so blass wie vorher. ;________; Meine FF macht, was sie will! >O< In diesem Kapitel sollte Naruto eigentlich schon auftauchen, aber dann hab ich mich so sehr auf Sasuke konzentriert... Ich liebe dieses Kapitel. Ehrlich. Sasuke ist mir mit diesem Abschnitt richtig ans Herz gewachsen. Einfach nur, in dem ich aus seiner Sicht sein Leben und seine Schmerzen beschrieben hab... Ungefähr 10x hab ich mir die 5minütige Szene aus Folge 131 angeschaut und ich habe jedes Mal geheult. Ich hab seine Wohnung ein klein wenig abgeändert, damit der Blutfleck in seinem Zimmer existieren konnte, gomen. Nyo... Wieder ein Danke für eure Kommis und die Favos... *nodd nodd* LG Iruka Kapitel 4: ...we may be alone... -------------------------------- ...we may be alone... Hajimete kimi to shabetta kimi wa waratte kureta... = Als ich das erste Mal mit dir sprach, hast du gelächelt. Der Regen trommelte immer noch an das Glas. Tropfen für Tropfen lief an der Scheibe entlang. Die Erde sog das Wasser begehrlich in sich auf, die Pflanzen reckten sich dem kühlen Nass entgegen. Seine Füße und Hände brannten, aber er fühlte sich wieder sauber. Ohne Staub, ohne Blut. Es war fort. Sein Atem ging ruhig und die Decke, die er um sich geschlagen hatte, war warm. Es war Vergangenheit. Das Blut war getrocknet. Das musste er begreifen. Nun lebte er ein besseres Leben. Er konnte lachen. Und das hatte er dem Blondschopf zu verdanken. Naruto hatte das Lächeln in sein Leben zurück gebracht. Er hatte ihm gezeigt, was es hieß Spaß zu haben. Er hatte ihn angelächelt. Wahrscheinlich war dieses Lächeln nur gespielt gewesen, eine Fassade, um den Schmerz zu verbergen, aber Naruto hatte ihn angelächelt. Hajimete kimi to shabetta, kimi wa waratte kureta... Und hatte ihn glücklich gemacht... Sasuke schnaubte. Schon wieder drehten sich alle Gedanken um den Ninja mit den blonden Haaren. Er musste aufhören, die ganze Zeit über Naruto nachzudenken. Langsam stand er auf, nahm das Handtuch und ging ins Bad. Er hängte es an den Hacken und betrachtete sich dann im Spiegel. Trotz der Sonne, die die letzten Tage von morgens bis abends geschienen hatte, war er so blass, wie ein Gespenst. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Ein Seufzen. Dann wandte er sich ab und ging in die Küche. Die Uhr an der Wand tickte und zeigte vier Uhr an. Sasuke drehte den Hahn auf und goss sich ein Glas Wasser ein. Er ging zur Anrichte, öffnete eine Schublade und zog eine Kopfschmerztablette hervor. Schnell schluckte er das Medikament, spülte mit Wasser und spürte, wie die Tablette seinen Hals hinabwanderte. Es klopfte. Sasuke sah von dem Becher auf, stellte ihn ab und begab sich dann zur Tür. Schon wieder jemand, der ihm ein Geschenk andrehen wollte. Selbst vor dem Regenwetter machten sie nicht halt. Mit einem finsteren Gesichtsausdruck schob Sasuke die Tür zur Seite um seinen Besucher möglichst schnell abzuwimmeln. Er erstarrte. Die Augen weiteten sich erschocken. Ein Körper fiel in seine Arme. Durchnässt. Und schwach. Zwei Hände klammerten sich in seine Kleidung, ließen auch sie feucht werden. „Halt mich fest... Sasuke... Halt mich fest... Und lass mich nicht mehr los... Bitte...“ Wie ferngesteuert hob der Schwarzhaarige die Arme, drückte den kalten Leib fest an sich und zog ihn in die trockene Wohnung. Er schleifte den blonden Jungen zu einem Stuhl, setzte ihn dort hin und ging dann zurück, um die Tür zu schließen. Als er wieder in die Küche kam, drohte Naruto gerade vom Stuhl zu rutschen. Schnell fing Sasuke den geschwächten Körper auf, hob ihn mühelos hoch und trug den Blondschopf schnell in sein Zimmer. Er legte ihn auf sein Bett, zog ihm die Sachen bis auf die Shorts aus und schrubbte seinen Körper mit einem frischen Handtuch ab. Dann deckte er ihn zu, stopfte die Zudecke unter seinen Körper und legte sich neben Naruto. Er drückte den Blonden an sich, um ihm zusätzliche Wärme zu geben. Vorsichtig streichelte er durch das feuchte Haar, flüsterte tröstende Worte um den zitternden Körper zur Beruhigung zu bringen. *** Sasuke sah, wie der Blondschopf blinzelte. Erst öffnete sich ein Auge, dann das andere. Beide wurden sofort wieder zugekniffen, als das helle Sonnenlicht sie blendete. Der ausgemergelte Körper richtete sich auf, die Finger rieben den Schlafsand aus den Augen. Ein herzhaftes Gähnen, dann streckten sich beide Arme zur Seite. Sasuke schmunzelte leicht. Er stand vom Schreibtisch auf und ging zu dem Blonden. „Na, Schlafmütze? Endlich aufgewacht?“ Verwirrt blinzelte Naruto ihm entgegen. „Sasuke? Was machst du hier?“ „Baka. Du bist in meinem Haus und liegst in meinem Bett. Was soll ich hier wohl machen, hm?“ Er setzte sich neben Naruto auf die Bettkante. „Erinnerst du dich denn nicht?“, fragte Sasuke, als er Naruto ein Glas Wasser in die Hand drückte. Seine Antwort bekam er nach einigen Schlücken. „Hm... Nicht wirklich.“ „Du hast gestern an meine Tür geklopft, als es regnete. Bist in meinen Armen zusammengebrochen, dann hab ich dich hier oben hingelegt und du bist eingeschlafen.“ „Äh... Danke... Sasuke.“ „Ist schon okay. Aber... Warum warst du hier? Ich denke, du trainierst mit Jiraya-sensei Kyuubis Chakra?“ Erst zögerte der Blonde. Er warf sich in die Kissen zurück und sah aus dem Balkonfenster. „Bin abgehauen. Ich konnte nicht mehr. Und außerdem... Ich musste zu dir. Und da bin ich einfach weg. Jeden Tag hat er mich aufs Neue gequält. Hat gemeint, ich kann nichts... Und das stimmt... Das stimmt wirklich, ich kann nichts und ich kann nicht MEHR...“ Sasuke beobachtete das gebräunte Gesicht, was trotzdem so ungesund wirkte. So krank. So schwach. „Warum musstest du zu mir?“ Naruto drehte den Kopf, sah Sasuke an. „Wie spät ist es?“ „Du hast die Nacht durchgeschlafen, es ist jetzt zehn Uhr. Also, warum musstest du zu mir?“ „Du hattest gestern Geburtstag.“ Sasuke stöhnte auf. „Sag bloß, du gehörst auch zu denen, die mich mit Geschenken überschütten wollen!“ Sein Blick wanderte zu dem Berg von verpackten Schachteln und Paketen neben seinem Schrank. Er hatte vorgehabt, sie heute im Garten zu verbrennen. Im Garten, der sich auf der linken Seite befand, natürlich. Der Blonde schlug die Decke zurück und stand auf. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nichts außer seiner Shorts anhatte. „Äh... Sasuke... Ha-... Hast du mich ausgezogen?“ „Ja.“ Der Blonde wurde rot um die Nasenspitze. Verwirrt runzelte der Sechzehnjährige die Stirn. „Wo sind meine Sachen?“ „Die sind noch nass. Hab dir welche von mir aufs Bett gelegt. Da.“ Er hob seinen Arm, zeigte auf den Stapel Sachen. „Hm... Danke.“ Schnell riss Naruto Shirt und Hose zu sich und zog sie an. Dann stand er im Zimmer, verlegen, wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Die Hose hing bis auf den Boden, Sasuke war ja ein ganz schönes Stück größer, als der Blonde. „Also, Dobe. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wolltest du mir auch irgendetwas schenken?“ Ein bisschen neugierig war Sasuke ja schon. „Ähm... Ich... Ja, eigentlich schon. Du... Hast mir ja auch was geschenkt...“ „Du hättest ja auch sonst nichts bekommen.“ Im selben Augenblick schlug Sasuke die Hände vor den Mund, verfluchte sich im Geiste. Narutos Miene war steif geworden. Kalt blickten die Augen nun. „Ach. Du hast mir das Band also nur geschenkt, weil ich sonst eh nix bekommen hätte?“ Die eisige Stimme jagte dem Schwarzhaarigen einen Schauer über den Rücken. Azurblaue Augen schnitten wie Messer in seine Haut, als er verächtlich gemustert wurde. „Dann bist du auch nicht besser, als die anderen.“, meinte der Blondschopf leise. „Nein! Ich... Ich hab das ehrlich nicht so gemeint, es tut mir Leid, wirklich Naruto!“ Erschrocken sah Sasuke, wie Tränen in den blauen Augen glitzerten. Leise schluchzte der Kleinere auf, seine Beine knickten ein und er prallte auf den Boden. Die Hände, zu Fäusten geballt vor die Augen gedrückt, schüttelte sich der dünne Körper unter den Weinkrämpfen. Beschämt saß Sasuke da, traute sich nicht, Naruto anzufassen. Doch dann, leise, kaum hörbar sagte Naruto etwas. „Sasuke, ich falle... Ich falle und alles wird so schwarz um mich herum... Es nimmt mir den Atem, Sasuke! Es erstickt mich... Es bringt mich um!“ Er hob den Kopf, sah mit verweintem, vor Schmerz verzogenem Gesicht Sasuke an. „Halt mich fest... Ich will nicht fallen...“ Schnell überbrückte der Uchiha die letzten Zentimeter zwischen ihm und Naruto, schloss ihn in die Arme. „Ich hab dich. Ich lass dich nicht los. Versprochen.“ *** Arm in Arm lagen sie auf dem Bett. Naruto hatte seinen Kopf an Sasukes Brust gedrückt und der strich dem Blondschopf über den Rücken. Schon eine Weile ruhten sie so. Die Tränen hatten eine salzige Kruste auf Narutos Wangen zurückgelassen. Seine Augen brannten, aber Sasuke war da. Er war nicht allein. Das und das stetige Kraulen an seinem Rücken beruhigten ihn ungemein. Da stoppte Sasuke plötzlich. Naruto hob den Kopf und sah in Sasukes tiefschwarze Augen, während er sich hinsetzte, um es bequemer zu haben. „Was ist?“ Seine Stimme war noch kratzig und er räusperte sich schnell. Sasuke schloss für einen Moment die Augen, dann sah er in Narutos Gesicht. „Was wolltest du mir schenken?“ Naruto sah zur Seite, wusste nicht, was er nun erwidern sollte. Er hatte es vorgehabt, ja. Aber nun hatte ihn der Mut verlassen. Sasuke beobachtete das Mienenspiel, dann schmunzelte er. Überrascht sah Naruto ihn an. „Keine Angst, Dobe.“ Der Blondschopf nickte. „Okay.“ Erwartungsvoll sah Sasuke den Kleineren nun an. Und der lächelte. Ein ehrliches Lächeln. Freundlich. Und vom Boden seines Herzens aus. „Leg dich hin, Sasuke. Und sie an die Decke. Dann mach die Augen zu.“ Verdutzt sah Sasuke Naruto an, dann tat er aber, wie im geheißen und schloss die Augen, nachdem er sich in die Kissen platziert hatte. Einen Moment lang war es still. Dann senkte sich etwas Schweres auf Sasukes Hüften und er öffnete überrascht die Augen. „Na-“ Zwei warme Lippen pressten sich auf seine. Weiche Haut. Eine Zunge leckte über seinen Mund, suchte Einlass. Folgsam öffnete er den Mund, kitzelte die Zunge mit seiner eigenen und ließ sie seine Mundhöhle auskundschaften. Er focht einen Kampf aus, spielte mit dem Fremden in seinem Mund und schließlich gewann er. Sasuke packte Naruto an den Armen, drehte ihn herum und nun war er derjenige, welcher auf Narutos Hüften saß und er küsste den Blondschopf. Wild. Heiß. Und begierig. Ihre Zungen verflochten sich miteinander, Sasuke knabberte an der weichen Unterlippe des Blonden. Schließlich trommelte Naruto mit den Fäusten gegen Sasukes Brust und als der endlich von ihm abließ, schnappte der Kleine hastig nach der nötigen Luft. Ein süßer, sinnlicher Geschmack blieb im Mund des Schwarzhaarigen und er ließ sich neben Naruto auf das Kissen sinken. Er schloss die Augen und verbarg sein Gesicht in Narutos Halsbeuge, der leise kicherte, als schwarze Haare an seinem Ohr kitzelten. „Ein wunderbares Geschenk... Das schönste von allen... Danke, Naruto.“ Der grinste nur, tomatenrot im Gesicht. „Gern geschehen.“ Sasuke lächelte, schlang seine Arme um den Blondschopf. „Ich verspreche dir, ich werde dich nicht loslassen. Nie. Ich werde dich immer festhalten und dich beschützen, Naruto.“ Er bekam keine Antwort. Naruto lag still in den Armen des Uchihas und betrachtete die gegenüberliegende Wand. „Du kannst mit mir glücklich werden und deinen ganzen Schmerz vergessen. Und auch ich werde vergessen können. Und dann können wir beide Ruhe finden...“ Eine Träne schlich sich unbemerkt über die Wange des blonden Jungen. „Ich liebe dich, Naruto. Du mich doch auch, oder?“ Naruto nickte. Zufrieden schloss Sasuke die Augen und drückte den Körper Narutos noch enger an sich. Nach einer Weile konnte Naruto die friedliche Atmung des Schwarzhaarigen hören. Er war eingeschlafen. Vorsichtig befreite sich der Blondschopf aus der innigen Umarmung, dann hockte er sich vor das Bett. „Es tut mir Leid, Sasuke. Aber ich kann nicht mehr vergessen. Vielleicht kannst du mich wirklich halten, aber ich habe zu große Angst, dass du mich doch im Stich lässt. Es tut mir wirklich Leid... Ich würde dich so gerne glücklich machen... Aber ich kann nicht... Es geht nicht... Ich bin schon von der Dunkelheit gefangen... Du musst ihn doch riechen... Du riechst ihn bestimmt, Sasuke. Den Tod. Er ist schon da, weißt du?“ Träne für Träne rann über seine Wange, während er mit ruhiger Stimme diese Worte flüsterte. Ein letztes Mal strich er dem Uchiha über die Wange. „Auf Wiedersehen... Sasuke...“ Nach ein paar Minuten fiel die Haustür ins Schloss. Das Einzige, was zu hören war, was Sasukes leiser Atem. We all like KITSCH, yeah! >.<° So, jetzt kommt mir bitte nicht mit „Ich will ein Happy End!“. Ich hatte, nachdem das erste Kapitel beendet war, schon genau im Sinn, wie das Ganze hier endet. Und zwar nicht mit einem Happy End. Wer das erwartet hat, für den tut’s mir Leid. Nächstes is also das Letzte. Bis dahin wieder danke für alle Kommis! LG Iruka Kapitel 5: ...in our sunken dreams... ------------------------------------- ... in our sunken dreams... Es war, wie ein verblasster Traum... Die letzten Wochen kamen ihm so unwirklich vor... Der Tag, an dem seine Welt zerstört worden war.... Der Tag, an dem sein Schmerz ihn kaputt gemacht hatte... Der Tag, an dem er alleine Blumen an einen Grabstein gelegt hatte... All das schien in weite Ferne gerückt... I remember dessert places Shadowless and cold Where heaven looks down On this empty hole Warum? Sie hätten doch so glücklich sein können? Warum musste das passieren? Man hatte ihn in seinem Blut gefunden... Und er hatte seine Sachen noch angehabt... Die zu große Hose. Das Messer hatte noch in seiner Hand gelegen und die rote Flüssigkeit daran geklebt. Sie hatte in der Sonne geglänzt. Es hatte... Wunderschön ausgesehen... So wunderschön... Wie konnte etwas, was so schrecklich war, so bizarr schön sein? Lovers here to taste the ruins Dark and obscene But all I want is you In my sunken dreams Ein Lächeln hatte auf seinen Lippen gelegen. So ehrlich, wie das Lächeln, was er ihm als letztes geschenkt hatte. So ehrlich, wie der Kuss, den er ihm gegeben hatte. Wahrscheinlich war er glücklich, dort wo er sich jetzt befand. Aber das, was er zurückließ, war eine Welt aus Scherben. Und in jedem einzelnen Splitter spiegelte sich sein Schmerz wieder. Es blendete ihn und machte ihn wahnsinnig. I remember all the places I remember when we met You alone and graceless Me covered in sweat Er konnte immer noch nicht fassen, dass er wieder alleine war. Das, was er eben gefunden hatte, das war ihm wieder weggenommen worden. Jetzt, wo er glücklich gewesen war, hatte man ihm alles gestohlen. Hatte ihn verletzt. Hatte ihn mit Füßen getreten. Ihn Leiden lassen. So, wie er vorher hatte leiden müssen. Sei geduldig, hatte er sich gesagt. Nichts überstürzen. Verschließ deine Wut. Irgendwann wird sie hervorkommen dürfen. Und sie war nicht hervor gekommen. Sie war hervor gebrochen. Hatte gerichtet. Hatte Hiebe verteilt. Hatte Schmerzen verursacht. Und hatte getötet. Mit den Fäusten. Und den Schreien. Und das Blut war gespritzt. War ihm auf die Wangen geschnellt, hatte dunkle, klebrige Flecken hinterlassen. Oh ja, er hatte auf ihn eingedroschen. In seiner blinden, alles zerstörenden Wut. Er hatte dem San-Nin jedes Wort einzeln in den Leib geschlagen. Du. Bist. Schuld. We hid among the empty ilse Shuddered ‘neath the scene And your lips reached out In my sunken dreams Er war weg. Naruto war weg. Er hatte ihn alleine zurückgelassen. Sasuke schluchzte. Er war wieder allein. Ganz allein. Konoha war nicht länger seine Heimat. Er hasste Konoha. Er hasste alle. Alle, die ihnen wehgetan hatten. Er würde ihm folgen. Er wusste, dass hatte Naruto nicht gewollt. Aber Sasuke konnte nicht anders. Er wollte auch nicht. Er würde ihm folgen. Und dann würden sie glücklich sein. We hid among the empty ilse Shuddered ‘neath the scene And your lips reached out In my sunken dreams ~Owari~ So. Das war’s. Und ich bin stolz darauf. Es ist zwar nicht ganz so geworden, wie ich mir das dachte, aber dennoch bin ich stolz drauf. Mehr hab ich auch nicht zu sagen. Irgendwie. Zum Song: Sunken Dreams – You will know us by the Trail of Dead Komplizierter Bandname. Oo Einen ganz lieben Dank an alle Kommentare, die ich bekommen habe und auch an die vielen Favos... ^.^ Besonderer Dank an Haine_Togu und Yozora! ~ Hoffentlich lesen wir uns i-wann mal wieda? ^^ Chu chu... Iruka Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)