Trust in me! von little_bastard (- Vertrau´ mir! -) ================================================================================ Kapitel 31: Nach Hause ---------------------- Nachdem Ricu das von Schwester Natzumi mitgebrachte Frühstück so gut es ging gegessen hatte, kam Dr. Shihara noch ein letztes Mal vorbei, um sich nach Ricus befinden zu erkundigen und sich von ihnen zu verabschieden. Er hatte ihnen eingebläut, sich sofort zu melden, falls irgendwelche Probleme bei Ricus Genesung auftreten sollten. Des Weiteren bestand er darauf, dass sie jeden dritten Tag zur Nachuntersuchung im Krankenhaus erscheinen sollten, bevor er sie schließlich mit einem skeptischen Stirnrunzeln gehen ließ. Man merkte sofort, dass ihm die Genesung seines kleinen Patienten sehr am Herzen lag und dass er es nicht unbedingt für gut befand, ihn schon so früh wieder zu entlassen, aber er hatte Katzujas und auch Ricus Wort, dass sie seinen Ratschlägen und Bitten folge leisten würden. Als sie schließlich das Krankenhaus verließen und sich auf den Weg zur Bushaltestelle machten, schlug ihnen ein eiskalter Wind entgegen, der Ricu trotz T-Shirt und dicken Pullover stark frösteln ließ. Automatisch zog er seine neuen Sachen enger um sich, aber auch diese Maßnahme zeugt nicht gerade von sonderlichem Erfolg. Bildete er es sich nur ein oder war es jetzt sogar noch kälter als zuvor? Unweigerlich begann er noch stärker zu zittern und schmiegte sich dichter an Katzujas Arm, der ihm als Stütze diente. Denn auch wenn er sich schon sehr viel besser fühlte, so waren seine Muskeln doch noch immer sehr geschwächt von der langen Ruhezeit. Natürlich entging Katzuja die Reaktion des Kleinen keineswegs und so blieb er stehen, zog seine Jacke aus und legte sie ihm um die Schultern. Diese Geste des Älteren löste in Ricu einen Schwall von Gefühlen aus, der seine Wangen augenblicklich mit einem leichten Rotschimmer versah. Schnell senkte er den Blick und flüsterte ein leises "Danke!", bevor er wieder nach Katzujas Arm griff und sie weitergingen. Katzuja selbst hatte die Antwort des kleine auf seine Geste mit einem Lächeln bedacht, das allerdings sehr gezwungen wirkte. Glücklicherweise kam der Bus schon nach weniger als zwei Minuten und so mussten sie nicht allzu lange in dieser Eiseskälte ausharren. Behutsam stiegen sie ein und setzten sich auf zwei leere Plätze auf der Fahrerseite. Der Bus musste erst seit kurzem in Betrieb sein, da die Heizung ihn noch nicht auf eine angenehme Innentemperatur gewärmt hatte und die Seitenscheiben auf Grund des Temperaturumschwunges noch vollständig beschlagen waren. Ricu hatte am Fenster platz genommen und wischte mit dem Ärmel seines Pullovers ein Stück der Scheibe frei, sodass er hinaussehen konnte. Die gesamte Gegend lag grau und trist. Seit der Nacht vor zwei Wochen hatte es nicht mehr geschneit - fast als würde der Himmel auf Grund des Unglücks, das den kleinen ereilt hatte streiken - und auch der letzte Schneerest war schon wieder geschmolzen. Der Himmel war von dichten Wolken verhangen, die keinen Sonnenstrahl durchdringen ließen. »Ob ich es ihm jetzt sage?« Verstohlen sah Ricu zu Katzuja hinüber, doch dieser schaute nur stur nach vorne und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. »Vielleicht sollte ich doch noch etwas warten, wenigstens bis wir zuhause sind.« Gerne hätte er gewusst, worüber der Schwarzhaarige sich Gedanken machte, aber er würde ihn ganz sicher nicht nach dem Grund fragen - obwohl er sich eingestehen musste, dass Katzuja sich in letzter Zeit sehr eigenartig benahm. Er wirkte noch ruhiger und auch verschlossener als sonst und Ricu begann sich langsam Sorgen um ihn zu machen. Seine Bedenken wurden jedoch Nebensächlich, als er spürte, wie erschöpft und müde er eigentlich war. Das kleine Stück vom Krankenhaus zur Bushaltestelle hatte ihn mehr Kraft gekostet als er je angenommen hätte und die Kälte die draußen herrschte machte es nicht gerade leichter. Langsam ließ er sich im Sitz zurücksinken und schloss die Augen. »Nur einen kurzen Moment ausruhen. Nicht lange… « Doch schon nach wenigen Augenblicken glitt er in einen ruhigen, traumlosen Schlaf. Noch immer starrte er stur geradeaus, ohne etwas von seiner Umgebung mitzubekommen. Nun also würden sie wieder jeden Tag zusammen sein - das, was er in den letzten Wochen so vermisst hatte. Aber von nun an würde es für ihn noch schwieriger werden sich zu beherrschen. Er hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Abends wäre es kein Problem, da er dann sowieso arbeiten ging - zumindest am Wochenende - und unter der Woche währe er vormittags in der Schule. War nur noch die verbleibende Zeit, in der er sich unheimlich zusammenreißen musste, aber wie sollte er das nur bewerkstelligen? Von jetzt an würde er den Kleinen immer um sich haben und er konnte ihn ja schlecht ignorieren. Gerade jetzt, wo dieser ihn doch so dringend brauchte. Er seufzte lautlos und schüttelte den Kopf, um seine Gedanken wieder in halbwegs geregelte Bahnen zu bringen. Irgendwie würde er es schon schaffen… Bedächtig sah er sich im Bus um. Die meisten Fahrgäste waren während der letzten Stationen ausgestiegen und inklusive des Fahrers und ihnen selbst waren es sieben Personen, die noch im Bus saßen. Zwei Reihen vor ihnen - direkt hinter dem Fahrer - hatte eine ältere Dame Platz genommen und ihr schräg gegenüber saß ein junger Mann, der angeregt mit jemandem über Handy telefonierte. In der letzten Reihe hinter ihnen saß ein junges Pärchen, das eng aneinander gekuschelt zärtliche Küsse und Liebkosungen austauschte. Katzuja beobachtete die Beiden eine geraume Zeit und langsam spürte er, wie Neid in ihm aufkam. Warum konnten sie sich nicht auch so lieben? Warum wurde es als krank empfunden, wenn sich zwei Gleichgeschlechtliche zueinander hingezogen fühlten? Was war denn nur so falsch daran? Er verstand es einfach nicht. Sicher, früher hatte er nicht anders über eine solche Beziehung gedacht wie die Meisten anderen auch. Hatte über die gelacht, die auf solche Art und Weise ihre liebe gefunden hatten, aber daran konnte und wollte er sich nicht erinnern. Diese Zeit war vorbei, er war jetzt einer von ihnen… Eine plötzliche Berührung an seiner Schulter ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Ricu war im Schlaf gegen ihn gesunken, als der Bus in eine Kurve einbog und nun ruhte sein Kopf an Katzujas Schulter. Der Schwarzhaarige hob die Hand, um ihn zu berühren, aber er führte die Bewegung nicht zu Ende, sondern ließ seine Hand nach kurzem Zögern wieder sinken. Er spürte die Wärme, die von dem Kleinen ausging, nahm seinen Geruch wahr - sanft und schmeichelnd. Er erinnerte ihn an Vanille und an Sommer und doch war er ganz anders. Dann war da wieder dieses Gefühl, stark und fast übermächtig schlug es wie eine riesige Welle über ihm zusammen und ertränkte seine Seele. Aber dieses Mal war es anders. Es war angenehm, beruhigend - eine vollkommen andere Art von Verlangen. Dieses Mal musste er nicht befürchten seinen Verstand zu verlieren und so schloss er die Augen und gab sich ganz diesem wunderbaren Gefühl hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)