Trust in me! von little_bastard (- Vertrau´ mir! -) ================================================================================ Kapitel 14: Zwischen Hoffen und Bangen -------------------------------------- Die Fahrt zum Krankenhaus erschien Katzuja unendlich lang, doch schließlich erreichten sie es endlich. Sofort wurde Ricu in die Notaufnahme gebracht in der bereits ein Arzt auf sie wartete und ihnen den Weg in den vorbereiteten OP wies. "Tut mir leid, aber sie können hier nicht rein!", meinte der Arzt zu Katzuja und hielt ihn zurück als die Rettungskräfte mit Ricu im OP verschwanden. Katzuja schaute ihnen traurig nach, aber er sah ein, dass der Arzt Recht hatte und so nickte er zustimmend. "Sie können hier warten! Ich sage ihnen bescheid sobald es etwas Neues gibt! Eine Schwester wird sich derweil um sie kümmern!" "Danke!", erwiderte Katzuja leise und schon wurde er von einer der Schwestern in den Warteraum geführt, während der Arzt ebenfalls im OP verschwand. "Möchten sie etwas trinken? Einen Kaffee oder Tee?", fragte ihn die Schwester freundlich, nachdem Katzuja sich gesetzt hatte. "Ja, ein Tee währe jetzt nicht schlecht.", antwortete Katzuja und lächelte sie gequält an. "Gut, dann bringe ich ihnen gleich einen!" Und sie verließ das Wartezimmer. Kurz danach betrat der Notarzt den Warteraum. Katzuja sah kurz auf, senkte dann aber seinen Blick wieder. Der Notarzt ging auf ihn zu und setzte sich neben ihn. "Wie geht es ihm?", fragte Katzuja mit ruhiger Stimme. Den Blick ließ er dabei gesengt. Trotz der unendlichen Trauer und Sorge, wirkte er doch sehr gefasst. "Sein Zustand ist soweit stabil. Sie bereiten ihn gerade für die OP vor. Alles Weitere hängt jetzt von den Ärzten ab." Katzuja nickte verstehend, schaute aber weiterhin missmutig drein. "Machen sie sich keine Sorgen, die kriegen ihn schon wieder hin!", meinte der Notarzt aufmunternd und legte seine Hand auf Katzujas Schulter, als er sah, dass seine Worte ihn nicht wirklich beruhigten. Dann stand er langsam wieder auf. "Also dann, ich muss jetzt wieder los. Ich wünsche ihnen Beiden noch viel Glück!" Als er gerade gehen wollte, hielt Katzuja ihn am Arm fest. Der Notarzt drehte sich mit fragendem Blick zu ihm um. Doch Katzuja lächelte nur und meinte: "Danke, dass sie ihm geholfen haben! Dass werde ich ihnen nie vergessen!" "Hey, das ist immerhin mein Job!", antwortete der Notarzt ihm nur und lächelte zurück. Dann verließ er das Wartezimmer. Nach einigen Minuten kam die Schwester wieder zu Katzuja in den Warteraum und brachte ihm den Tee. Dankend nahm Katzuja die Tasse mit dem dampfenden Getränk entgegen. "Wenn sie etwas brauchen, sagen sie es mir!", meinte die Schwester freundlich. Katzuja nickte zum Zeichen seines Verstehens und bedankte sich nochmals. Dann ließ sie ihn wieder allein. Katzuja sah aus dem Fenster. Draußen war es stockdunkel und es hatte wieder zu schneien begonnen. Der Blick auf eine Wanduhr, die im Zimmer über der Tür hing verriet ihm, dass es bereits 01:53 Uhr war. Langsam trank er seinen Tee und dachte über das nach, was in den letzten zwei Stunden geschehen war. Immer wieder tauchten die Bilder der vergangenen Geschehnisse vor seinem geistigen Auge auf und jedes Mal durchfuhr ihn dabei ein stechender Schmerz. Alles schien ihm so Ausweglos. Wieder begannen Tränen seinen Blick zu verschleiern, doch er wischte sie mit seinem Hemdärmel einfach weg. Er musste stark sein, um Ricus Willen. Denn, wenn er jetzt auch noch aufgab, dann wäre alles umsonst gewesen. Entschlossen stand er auf und versuchte die finsteren Gedanken zu vertreiben, was ihm jedoch nicht wirklich gelingen wollte. Denn schon als er erneut aus dem Fenster schaute und die Schneeflocken sah, die sachte zu Boden fielen überkam ihn wieder die Traurigkeit. Wie schaffte es der Kleine nur ihn so dermaßen aus dem Gleichgewicht zu bringen? Selbst als er vom Tod seiner Mutter und seines Bruders erfahren hatte, hatte Katzuja keine solche Trauer gespürt, wie in diesem Moment. Überhaupt war es für ihn untypisch sich so für jemanden einzusetzen. Er zeigte sich anderen gegenüber stets egoistisch und gemein, in der Hoffnung, dass sie ihn in Ruhe ließen. Mit seiner Ex- Freundin war er auch nur zu eigenen Zwecken zusammen. Sie war so verliebt, sie hätte alles für ihn getan und das nutzte er schamlos aus. Auch als er sich von ihr trennte und sie am Boden zerstört war, zeigte er keinerlei Mitleid oder andere Emotionen. Es war ihm buchstäblich egal, was aus ihr wurde. Die Worte ´Liebe´ und ´Zuneigung´ existierten nicht für ihn. Er hatte, nachdem seine Mutter und sein Bruder damals gegangen waren nie wieder erfahren, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Von seinem Vater erfuhr er nur Wut, Hass und Gewalt. So lernte er, alle anderen Gefühle zu ignorieren und letztendlich auszuschalten. In diesem Moment wurde ihm klar, was für einen miesen Charakter er hatte. Er war genau so geworden, wie der Mensch, den er am meisten hasste - sein Vater. Geschockt über diese Erkenntnis, ließ er sich langsam auf einen Stuhl sinken, der direkt neben dem Fenster stand. Den Blick starr auf den Boden gerichtet, fuhr er sich mit der rechten Hand durch das Haar und stütze sich schließlich mit dem Ellenbogen auf seinem rechten Knie ab. So verharrte er eine ganze Weile und dachte weiter darüber nach. Schließlich fasste er einen Entschluss. Er würde sich ändern, würde nie wieder so egoistisch und gemein zu seinen Mitmenschen sein und er würde sein Dasein als Schläger an der Schule aufgeben - Ricu zu liebe. Er bewunderte den Kleinen, der trotz seines schweren Schicksals stets fröhlich war und den anscheinend kein Wässerchen trüben konnte. Er lächelte leicht bei dem Gedanken an das Lächeln des Blonden. »Ray und Hisoka werden es sicher verstehen, wenn ich die Gruppe verlasse. Sie sind ohne mich sowieso besser dran.« Zufrieden über seinen Entschluss, schloss er die Augen und überlegte noch, wie er es Ray und Hisoka am Besten sagen würde. Doch schon wenige Augenblicke später übermannte ihn der Schlaf. Mit einem leisen Murren wurde Katzuja unter dem sachten Rütteln einer anderen Person aufgeweckt. Verschlafen sah er sich um, da er nicht gleich realisierte, wo er eigentlich war. Schließlich klärte sich sein Blick und er erkannte einen Mann in einem weißen Kittel, der lächelnd vor ihm stand. Schlagartig war er wach, als er den Arzt erkannte, der vor einiger Zeit mit den Rettungskräften und Ricu im OP verschwunden war. Katzuja wagte kaum zu fragen, aber der zuversichtliche Ausdruck im Gesicht des Arztes beseitigte seine Zweifel. "Wie…wie geht es ihm?" Der freudige Ausdruck verschwand und Katzuja bereute schon gefragt zu haben. Ernst schaute der Arzt ihn an und setzte sich schließlich neben ihn. "Die OP ist soweit gut verlaufen. Es ist ein Wunder, dass er das überlebt hat. Sein Körper ist sehr geschwächt. Ein paar Stunden später und wir hätten ihn nicht mehr retten können. Aber wir haben es geschafft. Sorge macht mir nur sein extremes Untergewicht. Isst er nicht ausreichend?" Katzuja überlegte kurz. Ricu aß tatsächlich, wenn überhaupt nur sehr wenig, aber, dass es so schlimm ist hatte Katzuja nicht gedacht. Er schüttelte mit dem Kopf. "Nein, er hat nie viel gegessen.", beantwortete er schließlich die Frage des Arztes. "Hm… das könnte vielleicht ein paar Probleme hervorrufen.", meinte der Arzt und Katzuja schaute ihn noch besorgter an, als er es ohnehin schon tat. "Aber ich bin da sehr zuversichtlich, was dies betrifft. Wenn in den nächsten 12 Stunden keine Komplikationen auftreten, wird er über den Berg sein, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er genesen ist.", fügte er noch hinzu, als er Katzujas Blick bemerkte. Erleichtert atmete dieser wieder auf. "Kann ich schon zu ihm?" "Tut mir leid, das ist im Moment noch nicht möglich. Er befindet sich zurzeit im Aufwachraum und steht dort unter ständiger Beobachtung, falls etwas ist. Sobald er aufwacht werden wir sie informieren. Wie können wir sie erreichen?" Katzuja schüttelte mit dem Kopf. "Ich habe leider weder Telefon noch Handy." "Hm…Was ist mit seinen Eltern? Sind die irgendwie erreichbar?" "Ähm… Nein, sein Vater ist im Moment verreist und kommt auch nicht allzu bald wieder und sonst hat er keinen.", log Katzuja, da er nicht zulassen konnte, dass Ricus Stiefvater erfuhr, wo der Kleine war. "Dann würde ich vorschlagen, dass sie heute Abend einfach noch mal vorbeischauen, dann ist er auf jeden Fall wieder wach. Vielleicht könnten sie ihm ein paar Sachen zum wechseln und Waschzeug mitbringen! Denn ich denke, dass er noch ein paar Wochen bleiben muss!" Katzuja nickte erleichtert, auch wenn ihm der Gedanke, dass Ricu länger hier bleiben sollte nicht recht gefallen wollte. "Gut, dann komme ich am Abend wieder.", meinte er. Dann standen beide auf und Katzuja bedankte sich bei dem Arzt wie schon zuvor bei dem Notarzt für dessen Hilfe. Nachdem der Arzt das Zimmer verlassen hatte, warf Katzuja einen Blick auf die Wanduhr. 5:17 Uhr zeigte diese an und Katzuja beschloss sich auf den Weg zu seiner Wohnung zu machen und noch etwas zu essen, bevor er zur Schule musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)