The Different Ways of Love von inkheartop (oder: Weil die Liebe verschiedene Wege geht... ShikaxTema//NaruxHina//NejixTen//SasuxSaku//InoxSai *Kapitel 33 on*) ================================================================================ Kapitel 30: Cinderella-Komplex ------------------------------ Cinderella-Komplex Ihr Lächeln. Ihr Lachen. Ihr Blick. Irgendwie sah sie noch immer traurig aus, aber Kiba konnte es ihr nicht verübeln. Gerade mal zwei Wochen lag die Beerdigung zurück. Gerade mal zwei Wochen, seit Hinata und Neji sich plötzlich in den Armen gelegen hatten. Geweint hatten. Manchmal glaubte Kiba, Neji im Nebenzimmer immer noch weinen zu hören. Nachts, wenn er glaubte, alles schliefe. Aber Kiba hatte ein gutes Gespür dafür. Und sicher war er nicht der einzige, der bemerkte, wie selten Neji nachts nach Hause kam. War er bei Hinata? Vielleicht. Aber die zweite Möglichkeit erschien ihm fast noch plausibler. Er ertränkte seinen Schmerz. Mit Mädchen. Nachts. Tagsüber war er wirklich viel mit Hinata zusammen. Sie saßen einfach nur da, schwiegen oder redeten leise. Er konnte nie verstehen, was sie sagten. Hinata hatte kaum noch Zeit. „Hast du heute schon was vor? Kiba?“ Sie lächelte ihn an, als er endlich realisierte, wer da vor ihm stand. Sie lächelte. „Nein. Wieso?“, fragte er, spürte sein Herz klopfen, so laut. Sie musste es doch hören. Warum hörte sie es nicht? Hinata zuckte mit den Schultern, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Haare wurden immer länger. Sah gut aus. „Ich muss in die Stadt. Einkaufen“, sagte Hinata. „Willst du mit? Wir haben schon lange nichts mehr zusammen gemacht.“ Ja. Sehr lange. Viel zu lange. „Klar!“ Kiba grinste. Hörte sie sein Herz denn wirklich nicht? Immer lauter wurde es, wilder, ungestümer. Sie hatte an ihn gedacht! „Was willst du denn kaufen?“ Hinata wurde rot. „Ähm… CDs und ein Buch vielleicht und… weißt du, ich würde ja Ten Ten fragen, aber die hat keine Zeit… ich… es ist so… bald…“ Ihre Stimme wurde immer leiser, sie starrte zu Boden. „Was denn?“, grinste Kiba. Ach, Hinata. Sie würde sich nie ändern. „Na ja…“ Hinata machte wieder eine Pause, schien tief Luft zu holen. „Der Kostümball ist doch bald…“ Sie sah ihn von unten herauf an. Der Kostümball? Der jährliche Ball, dem die Mädchen entgegenfieberten und auf dem sich die Jungen meistens… kostümiert fühlten. Verkleidet eben. Schon peinlich… Aber seit wann interessierte sich Hinata für den Ball? Sie war nicht wirklich eines dieser Mädchen, die zwei Monate vorher schon über die schönsten Kleider, höchsten Schuhe und das beste Make-up diskutierten, als hinge ihr Leben davon ab. War doch eher Inos Spezialgebiet. „Du willst ein Kleid kaufen?“ Dumm, Kiba, wirklich dumm. Er biss sich auf die Unterlippe, als Hinata noch röter wurde und hastig mit den Händen abwehrte. „Du musst nicht mit, ich kann auch alleine gehen“, stammelte sie verlegen, lächelte unsicher und wollte sich schon abwenden. So dumm, Kiba, so verdammt dumm! „Nein! So hab ich das nicht gemeint, Hina!“, hielt er sie zurück, hätte sich am liebsten selbst die Zunge abgebissen. Wie dumm konnte er eigentlich sein? „Ich komm mit, kein Problem. Und du wirst das allerschönste Mädchen des Abends sein!“ Er legte so viel Enthusiasmus in seine Stimme, wie er nur konnte. Er musste ihr helfen, für sie da sein. Sie lieben. Er musste. Sakura konnte ihn nur anstarren. Wie er redete, ein wenig zu steif dastand, aber bei ihm sah es nicht einmal unnatürlich oder gar künstlich aus. Ganz normal eben. Das Haar fiel ihm über die Schulter, schwarz, ganz schwarz, wie die Augen, die ihr von Tag zu Tag unergründlicher erschienen. Sie konnte ihn nur anstarren. Nicht einmal zuhören, einfach nur starren, gaffen, glotzen. Und sich die unmöglichsten Sachen vorstellen. Herrgott, sie war doch auch nur ein Mädchen! Sakura biss sich auf die Lippen, wandte schnell den Blick ab, als er den ihren streifte und starrte für zehn Sekunden erst mal nur ihr Heft an. Dann sah sie wieder auf. Er sah Sasuke ähnlich, wirklich verdammt ähnlich. Am liebsten hätte Sakura den Kopf auf die Tischplatte gerammt, nur damit ihr dummes Hirn endlich aufhörte, solche dummen Gedanken von sich zu geben. Sasuke. Itachi. Der eine ein Arsch mit viel zu viel Selbstvertrauen und zu wenig Zurückhaltung. Der andere… ein Lehrer. Das reichte ja wohl als Grund, oder? Zwar nur ein Referendar, aber immerhin. Ein verdammt gut aussehender Referendar… Ach, Mist. Sie konnte sich doch nicht einfach in einen Lehrer verlieben. Das widersprach so allen Grundprinzipien, die ein Mädchen, eine Schülerin haben sollte. Aber dummerweise waren diese Prinzipien nicht auf so dermaßen gut aussehende Lehrer eingestellt… oder Referendare. Warum verliebte sie sich? In Itachi Uchiha, ausgerechnet in ihn. In Sasukes schlimmsten Alptraum, wie Naruto ihr halb grinsend, halb ernst gebeichtet hatte. Oder war es gerade deshalb? Weil Sasuke ihn hasste, seinen Bruder hasste? Sakura verstand sich selbst nicht mehr. Dabei sollte es rückblickend doch eigentlich kristallklar sein. Rubinklar, wenn sie extrem zynisch sein wollte. Itachi war freundlich, zuvorkommend und hatte das geheimnisvollste Lächeln, das ihm von den Lippen tropfte wie Karamell. Süßer, betörender Karamell. Noch dazu war er ein guter angehender Lehrer. Streng – oh ja, das hatten einige unglückliche Schüler erfahren müssen –, aber gerecht. Und hilfsbereit. In so jemanden musste man sich einfach verlieben. Aber warum musste es ausgerechnet sie sein? Sehnsüchtig kreiste Sakura mit dem Finger über die Tischplatte, das Seufzen konnte sie sich gerade so noch verkneifen, aber ihr Herz machte trotzdem immer wieder einen nervösen Sprung, setzte kurz aus, wenn sie es sich erlaubte, für eine Sekunde aufzublicken und in diese sanften Züge zu sehen, die mit augenscheinlicher Begeisterung irgendetwas erzählten. Es war egal, was Itachi gerade genau erklärte. So vollkommen egal. Weil seine Augen hell leuchteten und seine Hände anmutig, aber nie zu übertrieben gestikulierten. Er hatte schöne Finger. Ach was. Alles an ihm war geradezu perfekt. Hatte dieser Mann denn überhaupt keine Fehler? Dieser Mann… Vielleicht war ja genau das in Sakuras Augen sein Fehler. Er war so verdammt… alt. Na ja, nicht sehr alt, aber eben erwachsen, viel zu erwachsen. Viel zu reif. Sollte sie nicht gerade deswegen das Bild von ihm vertreiben, das sich hinterlistig in ihren Kopf geschlichen hatte, selbst ihre Träume beherrschte. Itachi. Itachi. Itachi. Ita… chi… Er kreiste durch ihre dummen, kindischen Gedanken, die ihr noch immer etwas von der großen, wahren, ersten Liebe vorschwärmten. Vom Traumprinzen, der kein Frosch war. Von sanften Küssen und roten, dornenlosen Rosen. Sakura verfluchte sich für ihre Hoffnungslosigkeit. Für ihre hoffnungslose Romantik. Herrgott, wenn einem solche Dinge den Kopf verdrehten, wie sollte ein Mädchen da noch klar denken können? Oder sich auf so banale Sachlichkeiten wie Schule konzentrieren? Das konnte doch gar nicht gut gehen. Das… „Saku, kommst du?“ Verwirrt blickte Sakura hoch in Inos halb grinsendes, halb besorgtes Gesicht. Hatte sie die Schulglocke etwa überhört? „Ich… ja, klar. Bin gleich… so weit“, stammelte sie ihrer Freundin zu, stolperte über ihre eigene Zunge und begann hastig und wortlos, die Bücher und Hefte in ihre Tasche zu packen. Mindestens dreimal verloren die Sachen in ihren zitternden Händen den Halt. Dreimal. Bis Ino sich endlich seufzend erbarmte. „Seit wann bist du denn so durch den Wind, Sauerkirsche?“, lächelte Ino kopfschüttelnd, zog ruckartig den Reißverschluss der Tasche zu. „Ich bin nicht durch den Wind“, murmelte Sakura, nicht sehr überzeugend. Und Ino. War nun mal Ino. Das Mädchen mit dem achten Sinn, wenn es um Verliebtheiten ging. Sie tippte Sakura mit dem Finger auf die Stirn, wie es früher, als sie Ino noch gar nicht gekannt hatte, immer die anderen Mädchen gemacht hatten, um sie wegen ihrer großen Stirn zu hänseln. „Du kannst mir alles sagen, weißt du.“ „Ich weiß, Ino“, murmelte Sakura. Am liebsten hätte sie das auch sofort getan. Alles gesagt. Wie ihr Herz klopfte, wenn er in der Nähe war, mit ihr sprach und ihr vertraulich die Hand auf die Schulter legte. Sie wollte Ino von ihrem Traum erzählen. Und von ihren Träumen. Sie tat nichts dergleichen. Ihr Mund blieb verschlossen, wie zugeklebt. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass sie jemanden bemerkt hatte. Er stand im Türrahmen, wie zufällig dorthin platziert, Ino kehrte ihm den Rücken zu. Sakura fing Sasukes Blick nur ganz kurz auf. Dann verschwand er, als wäre er bei etwas Verbotenem erwischt worden. Wie konnten sich zwei Menschen bloß so ähnlich sehen. Und trotzdem so verschieden sein? Ein Mensch. Er war doch nur ein Mensch. Genau wie sie. Aber trotzdem waren sie sich so unähnlich. Eine kleine Gemeinsamkeit und mindestens tausend Differenzierungen, die sie trennten. Die ihn von ihr trennte. Warum machte er sich also Gedanken darüber? //Du kannst nicht anders. Das ist Liebe, Sasuke.// Warum hörte sich diese innere Stimme nur so nach Naruto an? Und – die viel interessantere Frage: Warum hörte er auch noch darauf? Was wusste Naruto schon von der Liebe – Sasuke fand immer noch, dass allein dieses Wort nicht zu ihm passte –, ausgerechnet Naruto? //Jedenfalls mehr als du, Vollidiot!// Sasuke gab es ja zu: Ja, vielleicht war Sakura doch nicht so furchtbar. Vielleicht war sie sogar ganz nett und vielleicht, wirklich nur vielleicht, war sie sogar noch mehr. Noch mehr eigenartige, dumme, schwache Gefühle, die er empfinden konnte. Für sie? Es war verwirrend, Sasuke wusste ja selbst nicht mehr, was er dachte. Denken konnte, wollte. Alles drehte sich im Kreis und die wieder einigermaßen eingerenkte Beziehung zu Naruto verbesserte die Lage auch nicht gerade. Wie gesagt: Einigermaßen. Sasuke konnte sich nicht helfen, aber da war immer dass Gefühl, dass er Naruto aus dem Weg ging. Unbewusst. Dass sich da ein fieses Kribbeln in seinem Magen breitmachte, wenn er sah, wie Naruto mit Sakura redete. Lachte. Als hätte jemand Säure über seinen Gedärmen ausgekippt. Ätzend. //Eifersucht, auch wenn du mir das vermutlich nicht abkaufst.// Er sah förmlich vor sich, wie Naruto bei diesen Worten voraussehend mit den Schultern zuckte. Eifersüchtig. Er war noch nie eifersüchtig gewesen. Das war etwas für Mädchen und Weicheier. Auf keinen Fall war ein Sasuke Uchiha eifersüchtig. Oder? Noch vor wenigen Wochen hätte er jedem seine ungeteilte Ignoranz geschenkt, der ihm vorgeworfen hätte, eifersüchtig zu sein. Heute war er da nicht mehr so überzeugt. Naruto und Sakura. Immer wenn er sie sah, erschuf sein Hirn plötzlich Bilder, die ihn bis in den Schlaf verfolgten. Bilder und Küsse. Warum hatte er das nur nie bemerkt? War er so blind gewesen? //Nicht blind. Einfach nur nicht da!//, klärte ihn Narutos Stimme in seinem Kopf auf. Sasuke beobachtete Sakura. Wie sie lächelte, lachte. Träumte. Sie träumte viel vor sich hin in letzter Zeit, er sah in ihrem Blick, in ihren Bewegungen, wie sie von ihren eigenen Gedanken völlig aus dem Konzept gebracht wurde. Inzwischen hatte sich in seinem Kopf der bescheuerte Wunsch eingenistet, dass sie an ihn denken musste, wenn sie so aussah. Er wünschte es sich so sehr, dass die Eifersucht ihn zerfraß, wenn er ihrem Blick folgte. Eifersucht. Und Hass. Denn es war nicht Naruto, den Sakura die ganze Zeit über mit fast unsichtbar verklärtem Gesichtsausdruck anstierte. Mit Naruto hätte er vielleicht noch leben können… vielleicht… Aber es war nun einmal nicht Naruto. Sasukes Hass auf Itachi war schon jahrelang mehr als ausgeprägt gewesen. Und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sein Bruder ihn mal was konnte. Inzwischen jedoch… gab es eine Steigerung für Hass? Er stand im Türrahmen, beobachtete, wie Ino Sakura half, ihre Sachen einzupacken und fragte sich im gleichen Moment, wann er zu Stalker mutiert war. „Du kannst mir alles sagen, weißt du“, sagte Yamanaka, so leise, dass Sasuke sie kaum verstand. Er wusste, dass es falsch war, sie zu belauschen. Irgendwo tief in seinem tiefsten Inneren wusste er das bestimmt. Und trotzdem blieb er, sah Sakura zu, wie ihr die Haare ins Gesicht fielen, wie ein Schleier ihre Züge verdeckten, wie sie aufsah, direkt an Ino vorbei, die ihm den Rücken zukehrte. „Ich weiß, Ino.“ Mehr nicht. Es war ein seltsames, erstickendes Gefühl, als sie ihn ansah. Direkt in seine Augen. Fühlte sich so tatsächlich Liebe an? So… schmerzhaft? Selbst dieser kurze Blickkontakt sorgte schon dafür, dass über Sasuke eine Woge von diesen neuen Gefühlen zusammenbrach. Gefühle, die er schon lange vergessen hatte. Vergessen musste. Es machte ihm Angst. Denn das letzte Mal, als er so gefühlt hatte, hatte er alles verloren. Von einem Moment zum nächsten. Es machte ihm Angst, so verletzbar zu sein. Es machte ihm Angst, wenn er keine Kontrolle über etwas hatte. Besonders, wenn dieses Etwas er selbst war. Sasuke riss sich blitzschnell los. Nur weg von hier, von ihr. Bevor er noch etwas sehr, sehr Dummes sagte. Oder tat. „So hab ich dich echt noch nie erlebt“, sagte Narutos Stimme. Toll, jetzt drehte er schon völlig durch, hörte seine innere Stimme auch außerhalb seines Kopfes! Sasuke ging weiter. „Hey! Was ist mit dir denn los?“ Er zuckte kaum merklich zusammen, als Naruto sich plötzlich neben ihn drängte und mit fast schon besorgtem Gesichtsausdruck musterte. „Ach, du bist’s“, murmelte er und musste sich zwingen, wieder ruhiger zu werden. Ärgerlich. „Natürlich, wer soll ich sonst sein?“, murrte Naruto und zog, halb beleidigt, halb wirklich besorgt, die Stirn kraus. Sasuke antwortete nicht. Er hielt es für angebrachter für seinen seelischen Frieden. „Du hast Sakura nachgeglotzt.“ Sasuke schwieg. „Du warst im Klassenzimmer und hast sie beobachtet.“ Sasuke schwieg. „Warum, zum Teufel, bist du nicht rein gegangen?“ Sasuke schwieg. Und Naruto seufzte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah Sasuke von der Seite her an. Sasuke hasste es, wenn Naruto ihn so ansah. „Dir ist echt nicht mehr zu helfen!“, stieß sein bester Freund schließlich aus. „Warum sagst du ihr nicht endlich, dass du sie li-… Hnngpff?!“ Mit einer Schnelligkeit, die nur Sasuke Uchiha beherrschte – worüber er im Moment sehr dankbar war –, riss er eine Tür im Gang auf und schubste Naruto unsanft hinein. „Hey, was ist…? Eine Besenkammer?“ Sasuke achtete nicht darauf. Es war ihm ziemlich egal, solange Naruto nur endlich damit aufhörte, mitten auf dem Schulflur seinen persönlichen Seelenklempner zu spielen. „Jetzt hör mal zu, Vollidiot!“, knurrte er und rückte Naruto gefährlich nahe auf die Pelle. Dieser hatte gar keine andere Wahl, als es über sich ergehen zu lassen. Der Raum war nicht gerade groß. „Hör auf mir nachzuspionieren! Hör auf mich zu verfolgen und mir dumme Ratschläge erteilen zu wollen. Und hör endlich auf damit, Sakura zu…“ Er stockte. Eine Weile lang herrschte Ruhe. Dann schien es bei Naruto Klick zu machen, Sasuke konnte es förmlich hören. „Du bist eifersüchtig?“, fragte Naruto verunsichert. „Auf mich?“ Sasuke antwortete nicht. Scheiße, in was hatte er sich jetzt wieder verrannt? „Verdammt, Sasuke!“, zischte Naruto, durch die Dunkelheit des winzigen Raumes blitzten ihn blaue Augen ernst an. „Du verschleppst mich in einen Abstellkammer, weil du eifersüchtig bist? Drehst du jetzt total durch?“ Musste er es denn so oft wiederholen? So oft, dass Sasuke schon selbst anfing, daran zu glauben. Aber nur fast. Denn da war immer noch dieses Stimmchen in seinem Hinterkopf. Das Stimmchen, das nicht wie Naruto klang. //Sasuke Uchiha der Große – eifersüchtig?// Sakuras Stimme lachte spöttisch und laut. Und Sasuke musste sich eingestehen, dass er wirklich so langsam durchdrehte. Warum hatte sein Gewissen sonst die Stimmen seiner besten Freunde? Und seit wann hatte er überhaupt ein Gewissen? „Gehst du aus?“ Hinata spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, als Temari sie so unverblümt ansprach. „Unsinn“, murmelte sie, wickelte sich den Schal um den Hals. „Ich geh nur mit Kiba in die Stadt.“ Temari grinste dieses Grinsen, dass nur sie so hinbekam. „Dafür liegen ihr die Jungs zu Füßen. Unverständlich, wenn du mich fragst“, hatte Neji ihr erzählt. Aber ein bisschen Achtung drang auch aus seiner Stimme. Manchmal wünschte sich Hinata, so zu sein, wie Temari. So stolz, unantastbar. „Nur mit Kiba?“ Temari kaute genüsslich auf den Worten wie auf einem Kaugummi. Zog sie in die Länge. „Ach.“ „Was ‚Ach’?“, fragte Hinata misstrauisch. „Nichts“, meinte die Andere lächelnd, fuhr mit ihrem Blick einmal an Hinata hoch und runter. „Du siehst gut aus heute. Nur für Kiba.“ Wieder wurde Hinata rot, wandte schnell das Gesicht ab und warf sich ihren Mantel über. Sie war froh, dass das lange Teil ihre Beine bis zu den Knien verdeckte und damit auch den dunkelblauen Stoff, der sich an ihren Körper schmiegte. Verdeckte die lange, silberne Kette und den viel zu gewagten Ausschnitt. Hinata gefiel der Pullover. Er stand ihr, fühlte sich gut an. Aber dieser Ausschnitt…! Sie kam sich selbst mit dem Mantel noch ein bisschen zu nackt vor. Und Temari dachte, sie hätte ihn für Kiba angezogen? Ein seltsamer Gedanke. Warum sollte sie das? Aber… sie hatte gehört, dass Naruto vielleicht heute auch… „Na ja… ich wollte heute… ein Kleid kaufen gehen… für den Ball“, meinte sie leise. Und hoffen, dass sie in diesem Kleid mit Naruto tanzen würde. Endlich einmal. Jetzt, wo er sie doch bemerkt hatte. Jetzt endlich. Hinata hoffte. „Der Ball?“ Temari hob die Augenbrauen. „Dieser seltsame Maskenball, wegen dem Ino…“ „Sabakuno, halt die Klappe!“ Ino funkelte sie wütend im Vorbeigehen an. Und war dann auch schon wieder zur Haustür raus. „Was ist denn mit der los?“, murmelte Temari. „Ärger im Paradies?“ Hinata lächelte leicht, auch wenn es eigentlich keinen Grund zu Lächeln gab. Sie ahnte, dass Inos miese Laune etwas mit Sai zu tun hatte. Und irgendwie sogar etwas mit dem Ball, dem sonstigen Großereignis in Inos Welt. Temari schien auch etwas in der Art zu vermuten, ihre Lippen verzogen sich zu einem mitleidig spöttischen Lächeln. „Na, dann viel Spaß“, meinte sie. Hinata war froh, dass sie sie nicht mehr aufzog. Temaris Zunge konnte verdammt scharf und zügellos sein. Draußen war der Himmel so blau, dass seine Grelle in Hinatas Augen stach. Eisblau, wie der Himmel im Winter sein musste. Hinata lächelte und beschleunigte ihre Schritte. Warum war sie vorhin eigentlich noch so nervös gewesen? Immerhin ging sie ja wirklich nur mit Kiba weg. Ein Kleid kaufen. Ein Kleid kaufen! Ihr Lächeln wurde breiter und in ihrem Inneren wütete ein Sturm aus Jubelrufen. Ein Kleid Kleid Kleid! Sie verstand sich ja selbst nicht. Sie hatte doch schon oft Klamotten gekauft, mit ihren Freundinnen, früher mit ihrer Mutter und Hanabi, aber das war lange her. Hinata spürte es. Etwas. Es sprang mit ihrem Herzen wild auf und ab. Dieses Glücksgefühl, diese Erwartung von was-auch-immer. „Freust du dich so, mich zu sehen?“ Kiba stand breit grinsend am Treffpunkt, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, die Augen blitzig verwegen. „Auch“, meinte Hinata, blickte auf ihre Füße – sie sollte am besten auch gleich passende Schuhe kaufen –, verlor sich in ihrer Vorfreude. Plötzlich packte Kiba ihren Arm, zog sie mit sich. „Wollen wir hier Wurzeln schlagen? Komm schon, Hina!“ Sie lachte unbefangen, ließ sich von seiner und ihrer eigenen Freude treiben. Noch nie hatte sie sich so sehr auf den Kostümball gefreut. Noch nie hatte sie sich so dermaßen frei gefühlt. Alles war gut. War es vielleicht das? Mit ihren Freundinnen war alles gut. Mit Neji war alles gut. Mit ihrer Schwester, ihrer Mutter, sogar mit ihrem Vater war alles… fast perfekt. Und – das allerwichtigste – Naruto hatte sie bemerkt! Er hatte sie gesehen, angesehen. Dieses Jahr würde so grandios genial werden. Hinata nickte. „Was denn, Hina?“, fragte Kiba, lächelte. „Ach, nichts. In den Laden dahinten?“ Kiba zuckte mit den Schultern. Na ja, er verstand vermutlich sowieso nicht viel von Kleidern. Dabei konnte Hinata schon auf den ersten Blick sehen, dass sie sich da sofort die teuerste Boutique in der ganzen Straße herausgepickt hatte. Egal, immerhin war das hier ein besonderer Anlass. „Kann ich etwas für Sie tun?“ Die streng vornehm gekleidete Frau tauchte auf wie aus dem Nichts, als Hinata und Kiba den Laden betraten. Ihr Mund zog sich zu einem unangenehmen Strich zusammen. Oh, Gott. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen? Hinata schluckte und spürte den abfälligen Blick der Frau auf sich wie Ameisenfeuer. Was hatte sie heute noch mal an? Hoffentlich war ihre Hose nicht allzu dreckig… „Wir würden gern ein Kleid kaufen.“ Wurde Kiba eigentlich nie verlegen? „Ach, wirklich?“ Die Frau verzog spöttisch das Gesicht. „Für Sie oder die junge Dame?“ //Bitte, Kiba, sag jetzt bitte nichts Falsches!// Unsicher linste Hinata ihren besten Freund von der Seite her an. Wieder einmal spürte sie die altbekannte Hitze in ihrem Gesicht. Und ihr Herzschlag schien sich noch weiter zu beschleunigen, als sie Kibas verschlagenes Grinsen sah. Verschlagen… „Finden Sie, mir würde Seide gut stehen?“ Abschätzend wurde er von oben bis unten betrachtet, drei Augenpaare gleichzeitig schienen ihn förmlich röntgen zu wollen. Ob Neji mit seinen seltsamen Augen wohl durch die Kleidung hindurch sehen konnte? Naruto hibbelte bei dem Gedanken nervös auf und ab. „Und?“ Hibbel. „Tja…“ Hibbelhibbel. „Also…” Hibbelhibbelhibbel. „Jetzt hör endlich mit diesem Hibbeln auf, das nervt!“ Naruto räusperte sich. „Wie findet ihr’s?“, hakte er noch mal nach. „Für den Ball?“, fragte Neji. „Gott, warum wirfst du dich dafür so in Schale?“ Shikamaru. Natürlich. „Warum fragst du nicht eins der Mädchen, die sind doch die selbsternannten Modeexperten.“ Neji rollte mit den Augen. „Das kann er machen, wenn er später als rüschenbekleidetes, überteuertes Etwas wieder rauskommen will… sofern er das überhaupt überlebt.“ „Jetzt sei mal nicht so verdammt klischeehaft, Hyuga!“ Naruto folgte dem Wortwechsel mit zunehmend unzufriedenerer Miene. War er eigentlich unsichtbar? Er wollte doch nur einen klitzekleinen Kommentar, aber das war offenbar zu viel verlangt. „HEY!“, unterbrach er die Diskussion seiner… na ja… Freunde. Über das beste konnte man in diesem Moment auch streiten. „Wie sehe ich aus, verdammt?“ Sasuke zog die Augenbrauen hoch. „Das Ding muss wahnsinnig teuer gewesen sein. Wo haste das denn her?“ „Das nennt sich Arbeiten, Uchiha“, meinte Neji schnippisch. Sasuke ignorierte ihn. „Hab ne Weile gejobbt. Hier und da…“ Naruto zuckte ausweichend mit den Schultern. Alles musste Sasuke auch nicht wissen. Er musste nicht wissen, dass er seit einem halben Jahr im Stehimbiss in der Stadt arbeitete – ein Ort, dem Sasuke sich nicht mal im Schutzanzug näherte. Er musste nicht wissen, dass er das gesparte Geld – eigentlich für einen neuen Computer gedacht – nach längerer Überlegung für dieses Ding, wie Sasuke es so schön betitelte, ausgegeben hatte. Er musste auch nicht wissen, dass Sakura ihm geholfen hatte. „Also?“ Wieder sahen sie ihn an. Lange und eindringlich. Herrgott, was hatten sie jetzt eigentlich noch nicht gesehen? „Na ja…“, meinte Sasuke schließlich. „Ja?!“ „Wen willst du denn damit aufreißen?“, fragte Neji dazwischen. Naruto verzog das Gesicht. „Neji…!“ „Schon gut, schon gut!“, hob der Hyuga abwehrend die Hände. „Wir wissen alle, dass du hinter Hinata her bist.“ „Können wir zurück zum Thema kommen?“ Wann war er eigentlich das letzte Mal wirklich verlegen gewesen? Musste lange her sein, da war Naruto sich sicher. Warum fühlte sich die plötzliche Hitze in seinem Kopf sonst so ungewohnt an? „Sieht gut aus, Mann“, seufzte Shikamaru genervt. „Sieht gut aus.“ „Danke!“ Naruto hob die Hände gen Decke. Der erste geistreiche Kommentar. „Aber willst du ernsthaft einen roten Anzug tragen?“, fragte Sasuke zweifelnd. „Du solltest erst mal die Maske dazu sehen!“ Naruto grinste und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Auffällig sein hatte ihm noch nie geschadet. „Rot…“ Fassungslos schüttelte Sasuke den Kopf. „Typisch.“ Genau das hatte Sakura auch gesagt. Narutos Grinsen wurde breiter. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet dieser berechnende Dickkopf eifersüchtig gewesen sein sollte. Und wie ernst es ihm gewesen war. Er hatte doch tatsächlich gedacht, er – Naruto! – hätte eine Chance bei Sakura. Herrgott, dieser Kuss war schon so lange her… Unendlich lang… und trotzdem konnte diese Sache noch solche Wellen schlagen. Aber eigentlich war das doch gut, oder? Immerhin war es doch jetzt klar. Es war so klar, dass Sasuke sie mochte. Sakura mochte. Das war ein erster Schritt. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wäre Kiba nicht gewesen – und ihre gute Laune –, hätte der Mut Hinata schon längst verlassen. Er munterte sie auf, festigte ihren Willen, das ganze Theater durchzuziehen. Sie war froh, ihn ihren besten Freund nennen zu können. Froh. Bis jetzt… „Jetzt lass den Kopf nicht hängen, Hinata.“ Kiba stupste sie an. „Wir finden schon noch was.“ Hinata lächelte geknickt. „Ich bin ein hoffnungsloser Fall, nicht?“, murmelte sie. Kälte kroch in ihre Fingerspitzen, sie pustete vorsichtig in ihre Hände. Plötzlich umschloss Kiba sie mit seinen. „Welches Teufelchen in deinem Kopf hat dir denn den Stuss erzählt?“, fragte er, sanft grinsend. Seine Augen funkelten warm. Und immer noch war da diese eiserne Entschlossenheit, die Hinata so an ihm bewunderte. „Kiba“, seufzte sie, entzog sich seinem Griff. „Ich hab keine Lust mehr.“ „Was bist du denn für ein Mädchen?“ Er tat entrüstet. „Du gibst nach drei Stunden schon auf?“ „Es waren zweieinhalb, jetzt übertreib nicht. Komm, gehen wir nach Hause.“ Kiba rollte mit den Augen. „Dann gehen wir jetzt wenigstens noch was essen, okay?“ Wieder seufzte Hinata. Aber vielleicht war es ganz gut, noch etwas auszuspannen, bevor sie ihren Freundinnen ins Gesicht sehen konnte. Was würden die bloß sagen? Vermutlich das gleiche wie Kiba. Sie gab einfach viel zu schnell auf. Hinata gab sich geschlagen. „Na gut.“ Ihre Füße taten weh, ihre Nase war vermutlich rot wie ein Weihnachtsmann, sie spürte sie kaum noch. Es war so kalt… nicht nur äußerlich. Sie hatte es wieder nicht geschafft. Wieder hatte sie versagt. Beim Kleiderkaufen! „Wenn ich Neji wäre…“, fing Kiba plötzlich an, kramte das Geld für Pommes Frites heraus und kaufte gleich zwei Tüten am Imbiss. „Wenn ich Neji wäre“, wiederholte er und Hinata bekam immer mehr das Gefühl, dass sie nicht wissen wollte, was wäre wenn. „Ich würde dich so auslachen! Erst würde ich diesen Eisblick aufsetzen“, er versuchte es und scheiterte kläglich, „dann würde ich dich verspotten und dann würde ich dich auslachen.“ „Das würde Neji nicht tun“, murmelte Hinata geknickt. Schließlich wusste sie es besser. Und Kiba wusste das auch. „Oh, doch! Das würde er!“ Er mampfte ein paar Pommes und stapfte dann voraus. „Weil du gerade echt schwach bist, Hinalein. Du kannst doch nicht so schnell aufgeben, nur weil diese Verkäuferschnepfen in den Schickimicki-Läden nicht sehen können… na ja… wie schön du bist…“ Hinata lächelte. Selbst Kiba konnte also rot werden. „Kiba…“, fing Hinata an, doch dann schwieg sie einfach, schenkte ihrem besten Freund ein kleines Lächeln und hakte sich bei ihm ein. …Ich hab dich unglaublich lieb, Kiba… Sakura war nicht sonderlich sensibel, wenn es um Ino ging. Das gab sie auch zu. Sie hatte es sich einfach abgewöhnt, auf die Gefühle ihrer besten Freundin groß Rücksicht zu nehmen oder auf sie zu achten. Ino war bis jetzt wunderbar allein zu Recht gekommen. Warum sollte sich das von heute auf morgen ändern? Aber selbst Sakura bemerkte, dass mit Ino etwas nicht stimmte. Dabei benahm sie sich fast so wie immer. Tonnen von Make-up und Stunden vor dem Spiegel, und trotzdem war sie seltsam. Furchtbar still. Unaufmerksam. Sakura hätte zu gerne gewusst, was im Kopf ihrer Freundin vor sich ging. „Ino?“ Das Mädchen schreckte hoch und heißer Kaffee floss über ihre Finger, fluchend sprang sie auf. „Scheiße“, murmelte Ino, stürzte zur Spüle und hielt ihre Hände unter das kalte Wasser. Das Rauschen übertönte die Geräusche, aber Sakura glaubte fast, Ino leise schluchzen zu hören. Sogar noch neben den Flüchen, die immer noch aus ihren Mund schossen. „Ino, wir können doch über alles reden, oder?“, fragte Sakura und fragte sich, wann sie zum letzten Mal ein Gespräch geführt hatten, in dem es um Inos Gefühlswelt ging. Ein ernstes Gespräch… Sie konnte sich nicht erinnern. „Logisch, Süße.“ Ino setzte sich wieder an den Küchentisch, immer noch auf ihre rot brennenden Hände starrend. „Was gibt’s?“ Sakura druckste herum. „Dasselbe wollte ich dich grade fragen.“ Hinter einem blonden Schleier aus Haaren sahen blaue Augen sie fragend an. „Was soll mit mir los sein, Sakura?“, meinte Ino. Sie klang so ehrlich, dass Sakura es ihr einfach glauben musste. Ino und Kummer? Das gab es nicht, hatte es noch nie gegeben. „Du… bist so anders… in letzter Zeit“, murmelte sie unsicher. „So… still und… traurig?“ Sie sprach es wie eine Frage aus, eine vage Vermutung. Ino lächelte nur und strich sich das Haar aus der Stirn. „Süß, dass du dir Sorgen machst, Saku“, fügte sie ihrem leicht spöttischen Lächeln hinzu. Sie strich Sakura im Vorbeigehen durch ihre Haare und ließ sie dann allein. Ohne ein Wort. Irgendwie fühlte Sakura sich verraten. Ino hatte nicht auf ihre Frage geantwortet. Genervt trommelte Temari mit ihren Fingern auf ihr Buch. Immer wieder huschte ihr Blick schnell zu Shikamaru, nur um dann hastig wieder zurückzuweichen. Wie konnte er nur so verdammt ruhig sein? Einfach nur da auf ihrem Bett liegen und nichts tun? Sie versuchte, sich ganz auf den Text vor ihr zu konzentrieren. //Denk nicht an ihn! Denk nicht an ihn!// Wütend pfefferte sie den Wälzer in eine Ecke. Empört blieb er aufgeschlagen liegen, als wolle er noch einmal kläglich seinen Inhalt herausschreien. Temari war taub dafür. „Ich kapier’ es nicht!“, knurrte sie und warf Shikamaru den bittersten Blick zu, den sie vergeben konnte. Shikamaru öffnete träge die Augen und seufzte. „Ich hab das doch jetzt schon tausend Mal erklärt…“ „Nicht das“, winkte Temari ab. „Wieso gibt Gott ausgerechnet dir diesen Supermega-IQ? Dir, dem faulsten, gelangweiltesten Mann der Geschichte?“ „Kannst ihn gerne haben, wenn du so scharf drauf bist“, gab Shikamaru seufzend zurück und ließ sich wieder in die Kissen fallen. Sie zog die Brauen hoch. „Bin ich dir nicht intelligent genug?“ Shikamaru stöhnte und murmelte etwas von „Frauen…“. „Wie war das?“ „So war das nicht gemeint und das weißt du auch genau“, murmelte er und sah sie so plötzlich an, dass Temari zurückzuckte. „Und wenn du es unbedingt wissen willst: Mir ist es total egal, ob ich jetzt strohdumm oder superschlau bin oder so. So ist’s nur praktisch, weil ich nicht lernen muss.“ Temari starrte ihn an. So dachte er also? Gut, das war eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen, aber sie hatte gedacht, dass er zumindest ein bisschen die Welt revolutionieren wollte. Große Pläne, wie Superhirne sie nun mal hatten. Man sehe sich nur Einstein oder Mozart an. Anscheinend kannte sie ihn doch noch nicht so gut. „Was schaust du denn so?“ Shikamaru seufzte wieder, schwang sich vom Bett und setzte sich neben sie. „Komm, so schwer ist das nun wirklich nicht…“ Er beugte sich etwas näher, berührte sie ganz zufällig, wie man sich eben berührte. Unter Freunden. Temari schluckte. Er war ihr so nahe. Wie man sich eben nahe kam, unter Freunden. Aber dieses Gefühl, das wie Strom durch ihre Haut zischte, fühlte sich gar nicht freundschaftlich an. Sie spürte, wie die furchteinflößende Hitze sich in ihr breit machte. Heiß. Warum war ihr auf einmal so heiß? Temari hörte kaum, was Shikamaru sagte. Sie sah nur seine sich bewegenden Lippen und plötzlich war ihr wieder kalt. Heiß. Kalt. //Reiß dich zusammen, Sabakuno!// „Temari? Alles klar?“ Sie hörte seine Stimme wirklich kaum, bemerkte nur, dass er sie mit einem Mal direkt anstarrte. Fast schon besorgt. Die Haustürklingel bewahrte sie vor einer Antwort. „Komm schon, Hina! Nur noch da rein!“ Kiba zerrte ungeduldig an ihrem Ärmel, grinste sie so flehend an, dass sie nicht anders konnte, als einfach zurückzulächeln. Sehr schief zwar, aber immerhin schaffte sie es überhaupt. Es war einfach schwer, in Kibas Gegenwart nicht zu lächeln. Trotzdem. Hinata hatte einfach keine Lust mehr. „Ich bin müde, Kiba“, murmelte sie. „Lass uns nach Hause gehen.“ Sie wollte wirklich nach Hause. Sich in eine warme Decke kuscheln und mit den Mädels irgendeinen Schwachsinn im Fernsehen ansehen, über den sie dann lästern konnten. Selbst die Aussicht auf die Blamage vor ihren Freundinnen würde Hinata hinnehmen. Nicht einmal ein Kleid kaufen konnte sie. „Du kannst nicht einfach aufgeben, Hinata.“ Kiba sah sie nicht an. „Was bist du denn für eine Hyuga.“ Es tat fast weh, ihn das sagen zu hören. Nein, Hinata war keine wirklich Hyuga. Sie war nur das Aushängeschild dafür, dass diese Familie noch viel weniger perfekt war, als es auf den zweiten Blick erschien. Sie hatte es oft genug von ihrem Vater gehört. Aber es tat weh, weil Kiba es sagte. „Ich bin nicht Neji, Kiba“, sagte Hinata und schlang die Arme um ihren Körper. Es war kalt, so kalt. „Weiß ich doch.“ Kiba lächelte sie an. „Aber… aufgeben ist trotzdem nicht deine Art, Hinata. Hinata Hyuga.“ Es war schwierig, diesem Lächeln zu widerstehen. Diesen Worten. Kiba fand einfach meistens die richtigen. „Der Laden hier hat nicht einmal ein Schaufenster“, versuchte Hinata einen letzten, verzweifelten Versuch, doch noch nach Hause zu kommen. Ohne ein Kleid. „Na und?“ Kiba zeigte auf das Schild, das vor der Tür des Ladens stand. Es war ein kleiner, etwas veralteter Laden in irgendeiner kleinen Seitenstraße der Stadt. Kleidung für alle Gelegenheiten verkündete das Schild großspurig. „Einen Versuch ist es doch wert, oder?“, grinste Kiba und hielt ihr schwungvoll die Tür auf. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Niemand widerstand diesem Lächeln. Hinter der Tür roch es alt. Antik. Nach staubigen Stoffen und vergangenen Geschichten. Spärlich fiel weiches Licht auf die alten Schaufensterpuppen und Kleiderständer, die überall herumstanden. Ganze Wände waren vom Holzfußboden bis zur Decke verdeckt von Kleidern an Stangen. Endlos viele Kleider. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ Wie aus dem Nichts erschien die Frau hinter der Theke, sie sah schon älter aus. Aber ihr Lächeln wirkte jung. Wie bei einem kleinen Mädchen, unschuldig. Seltsamerweise passte das zu den grauen Strähnen in ihrem Haar, das glänzte wie Kupfer. Sie war eine Frau, die verunsichern konnte. Einfach nur durch ein Lächeln. „Wir… äh… suchen ein Kleid.“ Kiba brauchte eine Weile, bis er seine Stimme wieder gefunden hatte. Selbst ihn brachte sie aus der Fassung. Seltsam. „Ihr kommt vom Internat, oder?“, fragte die Frau, ließ die Antwort unausgesprochen in der Luft baumeln. Ihre Augen musterten Hinata von oben bis unten. Sie fühlte sich nackt vor dieser Frau, eigenartig verloren. Da war das Gefühl, dass Kiba ihr hier nicht mehr helfen konnte. „Der Ball ist jedes Jahr ein echtes Spektakel. Für die ganze Stadt.“ „Was… was meinen Sie… damit?“ Es waren die Worte, die diese Frau unsterblich erschienen ließen. Ewig jung, trotz den Falten um Mund und Augen. Worte, die irgendwie verzaubern konnten. Ein seltsames Gefühl. „Wenn man sich anzieht, achtet man oft darauf, der Mode zu entsprechen“, sagte die Frau. „Modisch und wunderschön sein, das ist wie ein Zwang. Ein Ball ist jedoch kein Laufsteg, schon gar nicht, wenn er unter einem Thema steht.“ Während sie sprach, wanderte sie durch den Raum, besah sich die bunten Stoffe, als würde sie sie zum ersten Mal sehen. „Ein Ball ist ein Zauber. Er macht jedes Mädchen zum Schönsten des ganzen Festes, jedes einzelne von ihnen. Das spürt man. Der Zauber liegt in der Luft, wenn die Mädchen durch die Straßen gehen, lachend und aufgeregt.“ Urplötzlich wandte sie sich wieder Hinata zu. „Spürst du den Zauber?“ Hinata war klar, dass Kiba sie für verrückt erklären würde. Aber sie nickte. Weil es die Wahrheit war. Sie spürte den Zauber. Sie wollte ihn spüren. „Dein Kleid“, strahlte die Frau. „Wie soll es aussehen?“ Unsicher zuckte Hinata mit den Schultern. Sie hatte sich keine Vorstellungen gemacht, warum auch? Sie hatte ohnehin nicht daran geglaubt, überhaupt ein perfektes Kleid zu finden. Irgendeines eben. Ein schönes. „Was willst du erreichen, in dieser Nacht der Nächte?“ Die Verkäuferin blieb unbeeindruckt von ihrem Zögern. „Wer willst du sein?“ „Wer ich… sein will?“, wiederholte Hinata langsam. Ihre Gedanken wanderten zu Naruto. Zu seinen blauen Augen, die sie ansahen, nur sie ganz allein. Sie wusste nicht, wer sie sein wollte. Aber sie wusste, dass sie einzigartig sein wollte. Einmal herausstechen aus der Masse. Nicht zurückstehen hinter den anderen. Aber wie sollte sie das erklären? Kiba stupste sie leicht an, sie spürte die Wärme seiner Hand an ihrer. Trau dich, Hinata. Ein bisschen konnte er ihr doch helfen. „Ich… ich will… gesehen werden. A… aber nicht… nicht zu auffällig!“, fügte sie schnell hinzu. Sie konnte einfach nicht raus aus ihrer Haut. Die Frau lachte, dann nickte sie und ließ ihren Blick über die Kleider schweifen. Und kurz darauf winkte sie Hinata zu sich. Der Stoff war wie Wasser, fühlte sich fließen an zwischen ihren Fingern. Schimmerte klar und weiß, als Hinata es bewegte, winzige Steinchen bildeten unförmige Muster. „Das ist dein Kleid.“ Sie sah auf. Überwältigt, und immer noch unsicher. „Sind Sie sicher…? Soll ich es nicht noch… anprobieren?“ „Vertrau mir. Ich hab ein Auge für so was, Cinderella.“ Sie zwinkerte. Cinderella? Hinata schluckte. Würde sie wirklich wie Cinderella sein? Ein Märchen? „Zusammen mit der Maske wird es perfekt“, flüsterte die Frau ihr zu. „Cinderella.“ Cinderella. Das würde Hinata sein. Cinderella. Eigentlich hatte Shikamaru gehen wollen. Schon als er Kankuros Stimme gehört hatte, war ihm klar gewesen, dass es besser wäre, zu gehen. Sofort. Trotzdem stand er jetzt hier und war zunehmend verunsichert von den Blicken, die Temaris Bruder ihm zuwarf. Blicke, die sagten: Was macht der denn hier? Aber. Er hatte keine Ahnung, warum er so starrte. Was wollte Sabakuno? „Sorry, Kank.“ Temari grinste verlegen verschlagen. „Ich hab dich total vergessen.“ Kankuro zog nur die Augenbrauen hoch. „Dann könntest du dich jetzt beeilen, oder?“ Er klang genervt. Temaris verdrehte Augen ließen Shikamaru grinsen. Sie kannte ihren Bruder gut genug. „Ich hol nur meine Sachen“, säuselte Temari. „Können wir die Nachhilfestunde verschieben?“ Es verwirrte Shikamaru, wenn sie ihn so ansah. So, dass er ihre grünen Augen nicht mehr loslassen wollte. „Klar“, murmelte Shikamaru und lächelte etwas schief, als Temari lächelte. Dann ließ sie ihn allein. Mit Kankuro Sabakuno und dem finstersten Blick, den Shikamaru jemals gesehen hatte. „Ich geh dann mal besser…“ Shikamarus Hand lag schon auf der Türklinke. Bis sich plötzlich schraubstockartig etwas um seinen Arm schloss. Hatte er es doch gewusst. Er hätte gleich gehen sollen. „Nara.“ Sabakuno knurrte gefährlich, die dunklen Augen funkelten gefährlich. Sabakuno war gefährlich. Zumindest in diesem Moment. Zumindest für Shikamaru. „Was ist?“, fragte er, drehte sich zu ihm um. Sie standen fast Nase an Nase. Bedrohlich. „Ich seh dich“, zischte Kankuro. Überrascht hob Shikamaru die Brauen. Hä? „Ich seh, wie du dich an sie ranmachst.“ Sich an sie ranmachte? An wen? Wieso… „Lass die Finger von meiner Schwester!“, knurrte er. „Wenn du ihr zu nahe kommst, wird dir das noch Leid tun.“ Shikamaru verstand gar nichts mehr. Temari? Er und Temari? Der Gedanke war so absurd, aber… warum schlug sein Herz dann so wild? So wütend? Verzweifelt…? „Warum sollte ich, Sabakuno?“, murmelte Shikamaru und war enttäuscht darüber, wie wenig von seinem Zorn in seine Stimme gelangte. Kankuro konnte das besser, das Gefährlichsein. „Sie hat schon genug gelitten. Ich werde verhindern, dass so etwas noch mal geschieht. Also lass die Finger von ihr!“ *********** So, wirklich pünktlich zum neuen Jahr: Das neue Kapitel. Und ohne viele Worte: Ich hoffe, es hat euch gefallen ^^ Noch ein schönes neues Jahr 2009 Wünscht inkheartop Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)