Chronicle of the Earth von AILE (Chronicles of the 4 Kingdoms) ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Weg ------------------------ Chronicles of the 4 Kingdoms ~ Chronicle of the Earth ~ Kapitel 1~ Ein neuer Weg Das sanfte Licht der Morgensonne schien durch die creme-farbenen Vorhänge in das Zimmer. Silva drehte sich auf die andere Seite um noch ein paar Minuten Schlaf zu finden. Doch plötzlich saß sie kerzengerade im Bett. Hatte sie sich vielleicht verhört? Da war gerade so ein Krachen aus dem Hof gekommen. Schnell stieg Silva aus den Federn,packte ihren scharlachroten Morgenmantel und stürmte zum Fenster. Sie riss die langen Gardinen beiseite und zuckte zusammen. Was sie da unten im Garten sah, waren keine grünen Rasen mit prächtigen Blumen und weißen Pavillons mehr, sondern fremde Truppen aus Soldaten und Offizieren, wie sie das höfische Gefolge aus ihren Häusern trieb und niedermetzelte. Alles war zertreten worden oder brannte. *Ein feindlicher Angriff!*,ging es Silva durch den Kopf *Aber wieso? Ah! Vater hatte gestern mit seinem Verteidigungsminister davon geredet.* Silva grübelte darüber nach, was genau gesagt wurde. Sie hatte in den vergangenen Tagen schon öfters Gerüchte gehört,Truppen aus dem Nachbarsland hätten die Grenzen überschritten und in Windeseile alles, was ihnen in den Weg kam,zerstört. Und nun hatten die Feinde die Hauptstadt erreicht, in der der königliche Palast stand. *Oh,Augenblick mal! Wo sind dann meine Eltern?!* Silvas Herz began wie wild zu schlagen. Angst stieg in ihr auf wie kochendes Wasser. Sie rannte zur Tür und ein Stockwerk hinunter, wo sich die Gemächer des Königspaares befanden. *Hoffentlich sind sie noch in Ordnung...!* Silva blitzten erschreckende Bilder durch den Kopf, wie ihre Mutter verschleppt und ihr Vater niedergestochen würde. Sie stützte sich an der Wand im Flur ab, fast wäre sie vor Schmerz zusammengebrochen. Tränen verschleierten ihr die klare Sicht. *Nein! Ich darf nicht daran...ich muss weiter!* Sie ballte ihre Hände zusammen,um etwas Kraft zu gewinnen, dann lief sie weiter. Silva Robin ori Esmara war die Tochter der Herrscherdynastie des größten aller vier Reiche-dem Königreich Esmara. Silva war nicht besonders hochgewachsen und trug ihre hellbeigen Haare am liebsten als zwei Pferdeschwänze. So hätte man nie erkennen können, welche Herkunft sie hatte, weswegen sie von den Hofdamen oft belächelt wurde. Doch das alles hatte seine Bedeutung verloren. In Gedanken versunken,wäre das Mädchen beinahe an den Türen der Gemächer vorbeigerast. Sie stoppte schlitternd und sprang ohne anzuklopfen in das riesige Zimmer der Eltern. -" Vater! Mutter? Wo seid ihr? Da drau..." Stille. Keiner antwortete. Silva batschte sich die rechte Hand auf die Stirn.*Klar doch! Bei so'nem Angriff bleibt man ja auch nicht gemütlich im Bett liegen. So wie ich... Da steht man natürlich auf und macht mit...!*Silva kamen die Tränen. Für Witze war jetzt nun wirklich keine Zeit. Dann kam ihr ein furchtbarer Gedanke:*Was, wenn meine Eltern schon vorher geholt wurden! Wenn der Feind sie bereits gefangen genommen hat! Was soll ich machen? Wo sind sie?* Von Panik getrieben, stürmte sie zurück auf den Flur und weiter zu den Treppen nach unten in den Thronsaal. Der alte Palast war riesig und die vielen gewundenen Gänge entlang zu laufen glich fast schon richtigem Sport. Kein Wunder, dass die Leute im Palast so schlank waren... Fast wäre Silva einigen feindlichen Soldaten in die Seite gelaufen. Quietschend hielt sie an und hüpfte in den nächsten Raum, der sich leider als Besenkammer entpuppte. Mit einem Wischmopp im Gesicht verharrte sie, bis das Trappeln der Füße der Soldaten nicht mehr zu hören war. Leise schlich sie sich wieder heraus um weiter zu suchen. Doch wo lang? Wo waren der König und die Königin? -"Silva!" Silva sprang vor Schreck auf. Sie drehte sich um und sah Dehra, einen Diener,den sie sehr gut leiden konnte, auf sich zulaufen. Er war Mitte Zwanzig und wirkte mit seinen hellbraunem Haar sehr sanft. -"Ich bin froh, Euch zu treffen, Prinzessin! Es ist furchtbar! Alle werden getötet oder gefangen genommen. Aber Ihr seid unverletzt, das beruhigt mich..." -"Hast du meine Eltern gesehen?!",unterbrach sie ihn. -"Nein,leider nicht." Dehra schwieg betroffen. "Aber ich bin mir sicher, sie leben noch" munterte er Silva auf. -"Ich muss sie suchen! Wo finde ich sie?" -"Das ist zu gefährlich, Prinzessin, das kann ich nicht zulassen. Wenn euch etwas passiert...Das wäre unverzeihlich!!" -"Ich muss aber! Dann gehe ich halt alleine suchen...!" Das Mädchen drehte sich zum Gehen um. Plötzlich spürte sie einen dumpfen Schmerz . Dehra verpasste ihr einen Schlag hinten auf den Hals. Silva sank zu Boden. Alles wurde schwarz. Dehra hielt sie knieend in den Armen und sagte leise zu ihr: -" Bitte verzeiht, Prinzessin. Aber als ich Eure Eltern vorhin traf, da sagten sie, ich solle darauf achten, dass Euch nichts passieren dürfte. Das wäre die einzige Hoffnung für dieses Land." Langsam öffnete Silva die Augen. Zuerst war alles dunkel und sie konnte gar nichts wahrnehmen. Es roch nach modrigem Holz. Nur nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis. Sie erkannte eine kleine Stube mit alten, abgenutzten Möbeln. -" Mhmm. Wo bin...ich...", kam es von ihr. Dann erinnerte sie sich wieder. *Der Angriff! Meine Eltern! Wo sind sie jetzt?!* Silva stürmte zum Fenster hinter einem Tisch und blickte hinaus. Es war dunkel wie in der Nacht. *Hab' ich so lang geschlafen? Aber wieso überhaupt... * Silva grübelte. Plötzlich ging die Tür rechts von ihr auf und Jemand trat ein. Silva verdeckte instinktiv ihr Gesicht zum Schutz. Der Unbekannte entzündete eine Öllampe und der Raum wurde von einem warmen Licht erhellt. Silva erkannte Dehra mit einer Stofftasche neben ihm liegen. Sie entspannte sich. -" Prinzessin, wie geht es Euch?", fragte er freundlich. -" Ähh...gut! Wo sind wir hier?" Sie blickte sich um in der winzigen Stube. -" Das ist die Jagdhütte meines Onkels." -" Oh...", machte Silva, denn erst jetzt bemerkte sie die hängenden Fuchsfelle und die ausgestopften Eulen an den Wänden. -" Ich habe Euch hierhergebracht, bis die größte Gefahr vorbei ist. Diesen Ort finden die Feinde bestimmt nicht. Er ist viel zu tief im Wald versteckt", erklärte Dehra. "Wir werden ein Weilchen hier bleiben müssen." -" Und...meine Eltern?! Was ist mit ihnen?", fragte Silva. Sie war etwas atemlos und hatte wieder die übelsten Vorahnungen, was alles passiert hätte sein können. -"Beruhigt Euch, Prinzessin, esst erst mal. Ich habe etwas Vorrat mitgebracht", bändigte Dehra sie. Er nahm die Stofftasche auf dem Boden und holte knieend ein Leib Brot, Käse und ein Ledersäckchen mit Wasser gefüllt. Silva knieete sich ebenfalls. Dehra war immer so lieb, dachte an alles und handelte stets voraus. Silva lächelte. Wie schlimm die Lage auch war, bei Dehra fühlte sie sich geborgen. -" Prinzessin?", fragte Dehra, als er bemerkte, dass Silva nichts sagte. Doch sie lehnte sich nur an seine Schulter und schloss die Augen. Am nächsten Tag... Dehra hatte Silva mit in die Stadt gebracht um sich die Lage nach dem gestrigen Angriff mal anzuschauen. Die ehemals prächtig gebauten Häuser der Bürger mit schmucken Fassaden waren größtenteils zerstört oder abgebrannt. In kleinen Gassen konnte man noch einige Geflüchtete sehen, wie sie sich schützend in die Ecken drückten. -"Prinzessin? Alles in Ordnung?", fragte Dehra an ihrer Seite. -"Dehra. Obwohl ich die Tochter des Königs bin, habe ich mich noch nie um die Sorgen der Bürger gekümmert. Ich hätte mehr auf das Volk achten sollen...! Ich bin...",klagte Silva. Dehra beugte sich zu ihr. -" Es ist nicht Eure Schuld, was hier passiert ist. Und Ihr seid noch zu jung um Aufgaben Eurer Majestät zu übernehmen. Also grämt euch nicht," versuchte er sie zu beruhigen. Währrend die Beiden noch planlos auf der Straße standen, entstand auf dem Großen Platz ein Stimmentumult. Dehra lief instinktiv dahin und Silva folgte auf Abstand. Auf diesem Platz wurden oft wichtige Nachrichten bekannt gegeben oder Feste abgehalten. Silva drängte sich durch die Menge der Schaulustigen, um möglichst weit vorne etwas sehen zu können. Gerade hatte sie Dehra in der ersten Reihe erreicht und atmete erst mal tief durch,als... HACK... Das Geräusch, als die Klinge der Guillotine aufschlug und ihr Ziel durchtrennte, hallte auf dem Platz wider. Der Kopf des ehemaligen Königs von Esmara rollte auf den steinernen Boden. -"Kyaaa...!!!", Silva musste sich den Mund zuhalten, um sich nicht zu verraten . Sie taumelte nach hinten, wobei sie Einigen auf die Füße trat. Eikalte Schauer strömten durch ihren Körper und Übelkeit überkam sie. Die Beamten, die für die Hinrichtung zuständig waren, bemerkten sie augenblicklich: -"Ist das nicht... das ist die Prinzessin dieses Landes! Los! Fangt sie! " Wie auf Knopfdruck ruckten die dabeistehenden Soldaten an und stürmten auf Silva zu. Vor Angst gelähmt konnte sie sich erst gar nicht rühren, doch Dehra packte sie am Arm und drängte sie aus der Menge heraus.Die Leute rechts und links stolperten überrascht zur Seite und ein Weg öffnete sich schnell. -" Silva! Du musst fliehen! Hier ist es zu gefährlich geworden! Lauf weit weg",rief Dehra. Die Anrede " Prinzessin" hatte er vor Aufregung wohl vergessen. Er ließ Silva los und drehte sich um, -"Ich halte die Soldaten auf!!!" Völlig verwirrt stolperte Silva in Richtung der Straßen, die in den Platz ausliefen. -" A-aber was ist mit dir...?!", keuchte das Mädchen. -" Schnell!!!", schrie Dehra. Silva rannte los. Sie erwartete Dehra gleich hinter sich nachkommen. Er war ein schneller Läufer. Früher hatte er oft mit ihr im Garten Fangen gespielt... * Dehra! Dehra!*, dachte Silva. Der Atem stach in ihrer Brust. Dann hörte sie hinter sich ein Stechen und einen kurzen Aufschrei. Silva blickte um die Schulter hinter sich. Sie sah gerade noch, wie Dehra vor den Soldaten zusammenbrach. -"Aah...!", sie presste beide Hände vor den Mund und krümmte sich im Lauf. Tränen schossen in ihre Augen und der Atem stockte. Sie zitterte, doch rannte weiter. Sie rannte und rannte, bis sie weit außerhalb der Stadt auf die Knie sank. So saß sie da, immer noch im Nachthemd und dem Morgenmantel darüber, wie sie gesternmorgen im Palast herumlief. Völlig außer Kraft hockte sie im Gras neben einem Landweg. Silva Robin ori Esmara hatte alles verloren. So, das war mein erstes Kapi... wie ist's? Lesbar? Genießbar??? Hinterlasst bitte Spuren... Kann sein , dass die Absätze riesig sind, ich hab ausversehen was komisches eingestellt und kriegs nicht mehr weg...Aye, ich und Computer, das passt nicht zusammen...~_~ Bis demnächst! Kapitel 2: Der Fremde --------------------- ~Chronicle of the Earth~ Kapitel 2 ~ Der Fremde Die Soldaten hatten bis zum Sonnenuntergang die ganze Stadt und die Felder außerhalb abgesucht, doch vergebens. Die Prinzessin und einzige Thronerbin ihres Volkes blieb verschwunden. Die Suchenden kehrten zum Lager des obersten Offizieres Abahret zurück und erstatteten Bericht. Dieser war natürlich alles andere als erfreut. -"Ihr wagt es mit leeren Händen zurück zu kehren?! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was die Prinzessin wert ist? Wenn wir sie nicht bald finden und sie uns das Geheimnis des Reiches von Esmara verrät, wird dieses fruchtbare, wertvolle Land niemals uns gehören." Der Offizier räusperte sich ehrwürdig, -"Dem Lande Safria!" Er wartete einen Moment, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen. Die Soldaten starrten ihn dümmlich an. -"Also gut, wenn ihr sie nicht gefunden habt, wird die Prinzessin wohl nicht mehr in der Nähe sein. Ich werde dann dem General einen Boten schicken. Der wird sich darum kümmern", sagte der Offizier mit geschäftlichem Ton, als ob ihn die Sache nichts mehr anginge. Und währrend er die Soldaten aus seinem Zeltlager scheuchte, flüsterte Einer seinem Kompanen zu: -"Der ist doch nur daran interressiert, eine höhere Position zu kriegen. Das Land ist ihm doch völlig egal..." Seit der Flucht aus der Stadt hatte Silva nicht geschlafen. Sie kauertete am Rande eines Waldes und versuchte verzweifelt in ihrem dünnen Morgenmantel die Nacht zu überstehen, denn der Herbst wurde immer kühler. Doch selbst wenn Silva schlafen wollte, die gestrigen Ereignisse ließen sie nicht in Ruhe. Bilder ihres Vaters und Dehras, ihrem Freund, kamen unaufhörlich durch ihren Kopf geschossen und furchtbare Gewissensbisse trieben sie fast in den Wahninn. * Hätte ich Vater rechtzeitig gefunden, lebe er sicher noch. Und Dehra hätte mich dann nicht vor den Feinden beschützen müssen und...*, Silva kamen unablässig die Tränen. Der Schmerz über den Verlust zweier wichtger Personen, hatte sie an ihre Grenzen gebracht. Auf einmal war ein Pferdegetrappel zu hören. Silva zuckte zusammen. *Soldaten?* Sie blickte hinter einem Baum auf die vorbeiführende Landstraße. Eine Kutsche von Edelleuten fuhr entlang. Silva erfasste ihre Chance.* Gerettet! Die werden mir sicher weiterhelfen wollen! Warum im Wald sitzen und warten bis dass der Tod mich aus dem Leben scheidet, wenn ich vielleicht mit in die nächste Stadt genommen werden kann! Da werde ich bestimmt weiterwissen.* Hastig lief das Mädchen den Hang zur Straße herunter. Sie rief die Kutsche zum Stehen an. Die Kabinentür öffnete einen Spalt breit und ein schnöseliger Herr blickte zu Silva hinab. -" Ja?", fragte er langgezogen. Sie krahmte die übelst höfischste Sprache heraus: -" Verzeiht, mein edler Herr, dürfte meine Wenigkeit Euch sein Anbringen vortragen und bis zur nächsten Stadt mitfahren?" * Urgh! Da wird einem ja schlecht...* Silva sah mit Hundeblick zum reichen Schnösel hoch, hielt sogar die Luft an vor Erwartung. Der jedoch schaute an ihrer Kleidung herab, verzog die Mundwinkel, klappte die Tür zu... Silva wurde, von einer Staubwolke eingehüllt, am Straßenrand zurückgelassen. * Sie hässlicher alter...!* -"He, was stehst du da rum!", sagte eine unbekannte Stimme hinter ihr. Silva wirbelte herum. Vor ihr stand ein fremder Junge in weißer Kleidung und braunem Umhang. Er trug noch Stiefel, einen Wamst und einen Armschutz am rechten Unterarm, alles in dunlem Blau. Beide starrten sich in die Augen. Lange Zeit, ohne sich zu rühren, ohne etwas zu sagen. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Sill hatte das Gefühl in der Tiefe seiner Augen zu versinken und nie wieder aufzutauchen ...Seine Augen waren von einem blassen Grau-Blau wie ein See, über dem eine Decke aus Nebel hing, am frühen Morgen bevor die Sonne... -" He, willst du mich noch lange so verträumt anstarren?, fragte der Junge erneut. *Pop*, Silva kam wieder zu sich, -" Äh...ähm...äääääh..." -" Schon gut, war nur 'ne Frage", der Unbekannte ging an ihr vorbei, weiter seinen Weg lang. Er entfernte sich, wurde immer kleiner. Silva sah ihm noch stumm nach, dann rannte sie plötzlich zu ihm. -" Hey warte! Warte! Kannst du mich zur nächsten Stadt mitnehmen?" -" Wieso sollte ich", entgegnete der Fremde genervt. -" Aber du gehst doch zur nächsten Stadt, nicht wahr?", meinte Silva. - " Na und? Ich hab' keine Lust auf eine kleine Nervensäge wie dich." Silva bließ die Backen auf und wurde rot. -" Schön, dann geh ich halt allein! Mir doch egal!" Still tapste sie ihm in einigen Metern Entfernung nach. Der Junge bemerkte sie erst gar nicht, dann blickte er sich kurz zu ihr um. -" Lauf mir nicht nach!", rief er. Arrogant gab Silva zurück: -" Zufällig hab' ich den gleichen Weg! Beachte mich doch einfach nicht!" Eine Zeit lang liefen die Beiden so weiter, doch dann hörte der Unbekannte plötzlich ein Stolpern und wie etwas zu Boden fiel. Silva hatte seit dem Mahl in der Jagdhütte von Dehras Onkel nichts mehr gegessen und die letzte Nacht nicht geschlafen, sodass sie völlig übermüget war. Zudem trug sie trotz der herbstlichen Temperaturen nur ihr Nachthemd und den dünnen Morgenmantel darüber. Der Junge lief erst weiter, dann blieb er stehen und schaute sich zu ihr um. Sie lag ohnmächtig am Rande der Straße. * Hmm. Die Kleine ist ja ganz unterkühlt und hat Fieber*, kam es dem Fremden durch den Kopf. Er hatte sie in seine Arme hoch gehoben und betrachtete Silva. Ihr junges Gesicht, das hellbeige Haar, die geschlossenen Augen... In Bostef -" Junger Mann! Unser Gästehaus ist aber nicht für 'gewisse Stunden' gedacht, damit Sie's wissen!", rief die pummelige Wirtin am Eingang. -" Hey, Grita, alles in Ordnung da vorne?", rief Jemand hinten aus dem Haus. -" Ach, nur Einer, der glaubt, er könnte hier...He-Hey Sie!", fuhr die Frau den Endringling an, als er einfach an ihr vorbei ins Gästehaus eintrat. -" Ist mir bewusst, aber die Kleine hier braucht sofort ein Zimmer mit Bett",meinte der Junge kühl und hob Silva mit seinen Armen, auf denen sie lag, kurz hoch zur Verdeutlichung. -" Oh, du meine Güte!!! Die Arme! Schatz, mach ein Zimmer im ersten Stock klar. Schnell!", rief die Wirtin anscheinend ihrem Mann zu und eilte ihrem neuen Gast nach. Sie war eine kleine runde Person mit roten Pausbacken, einer weißen Rüsschenschürze und Kopftuch unter der ihre braunen Haare hervorlugten. Einige Leute blickten mit Neugier dem Geschehen nach. Silva schrie aus voller Kehle ihrem Vater zu: -" Vater! Vater! Nein, nicht! Ihr dürft ihm nichts tun, bitte!" Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, doch konnte ihn nicht greifen. Dann sauste die Klinge hinab... -" Nein!!! Vater!!!" Silva schreckte auf. Sie lag in einem Bett in einem unbekannten Zimmer. Sie setzte sich auf, um die neue Umgebung besser anzuschauen. Es war holzgetäfelt mit einem runden Tisch in der einen Ecke, rechts von der Tür an der gegenüberliegenden Wand. Dazu zwei Stühle. Am Fußende des Bettes stand ein kleiner Regalschrank mit Geschirr und weiteren nützlichen Sachen. Silva wollte sich die Augen nach dem Schlaf reiben doch fühlte Tränen. -" Was ist... Wo bin ich...?", flüsterte das Mädchen. Die Tür öffnete sich. Silva erschrick. Der Junge trat ein und stellte eine Stofftasche neben das Bett, auf dem Silva lag. -" Wie fühlst du dich?", fragte ersie mit seiner tiefen angenehmen Stimme. Silva jagte ein ungewohntes Kribbeln über den Rücken. -" G-Gut", antwortete sie verlegen, wobei sie den Augenkontakt mied. -" W-Wo sind wir hier?", stammelte sie. -" Ach, ja. In einem Gästehaus in der Stadt Bostef, wie du wolltest", antwortete er beiläufig. Der Junge strich seine rechte Hand über ihre Stirn, sodass die Haare struppelig wurden und legte seine eigene Stirn an ihre, um die Körpertemperatur zu fühlen. Silva fühlte seinen Atem auf ihrem Gesicht und ihr wurde heiß und kalt zugleich. Sowas hatte sie zuvor noch nie gespürt... -" Noch nicht ganz gesund", sagte er sich selbst," du brauchst noch etwas Ruhe." Er wandte sich der Tasche an Silvas Bett zu. Sie betrachtete ihn dabei mit rotangehauchten Wangen. *Die gleiche Tasche wie bei Dehra.* Sie erinnerte sich an jenen Abend mit Dehra in der alten Hütte. Der letzte schöne Moment mit ihm... -" Ich habe dir etwas zu Essen besorgt", meinte der Fremde und legte ein Päckchen auf das Bett, -" und das hier..." Er legte ein Größeres aus der Tasche. -" Darf...ich es öffnen?", fragte Silva vorsichtig. -" Natürlich, ist ja auch für dich. Aber iss erst mal, damit du wieder zu Kräften kommst", sagte er. In dem Päckchen waren Brot, etwas Käse und ein Lederbeutel mit Wasser... -" Ich muss noch etwas erledigen, komme bald wieder", gab der Junge bescheid. Er verliess das Gästezimmer. -" Die gleichen Sachen wie bei Dehra", bemerkte Silva mit einem Lächeln, -" Aber?...was ist das?", Silva spürte unter dem Brot verdeckt noch etwas anderes. -" Ah, ein Apfel...Er hat mir noch", Silva legte die Frucht mit beiden Händen an ihre rechte Wange, "einen Apfel mitgebracht. Danke..." Es klopfte an der Tür, der unbekannte Junge trat ins Zimmer. -" Da bin ich wiede...", er sah Silva sich im Raum drehend, wie sie ein neues Kleid anprobierte und sich von allen Seiten betrachtete. -" Ah, hallo! Das Kleid, das du mir mitgebracht hast, es gefällt mir sehr gut!", rief Silva glücklich. -" Vielen Dank!", fügte sie noch mit einem strahlendem Lächeln hinzu. Der Junge starrte sie stumm an. Die Tracht war ein knielanges, warmes, hellbeiges Kleid mit dunkelgrünem breitem Musterrand am Saum. Darüber war ein ebenso grüner Gehrock mit weißen Rändern an den Ärmeln und dem Paspel, welchen man am Oberkörper zuknöpfen konnte. An der Taille saß ein Wamst mit demselben Muster wie am Saum. Dazu knielange dunkelgrüne Stiefel und einer gleichfarbigen Mütze mit weißem Rand und hellbeigem Stirnumschlag in Dreiecksform. Passend zum Rest des Outfits. -" Ah...Gut wenn es dir gefällt", antwortete er etwas verunsichert, mit einem leichten Krächzen in der Stimme. Silva kam zu ihm und blickte ihn leicht gebäugt in die Augen. -" Darf ich fragen, wie mein Retter heißt?" Der fremde Junge schwieg zuerst, dann... -" Rain. Mein Name ist Rain. Und wie heißt du?", fragte er zurück. -" Ich heiße Sil..." * Stopp mal! Stooop!!! Ich kann ihm meinen Namen nicht verraten! Wenn jemand erfährt, dass die Prinzessin von Esmara noch lebt, springen mir die Feinde sofort aus allen Büschen an die Gurgel!* -" Sill! Ich heiße Sill! Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen, Rain!", donnerte das Mädchen und salutierte steif wie ein Brett. Rain lachte kurz. -" Sill also. Verstehe." Kapitel 3: Gesucht! ------------------- ~Chronicle of the Earth~ Kapitel 3~ Gesucht! Das Pferd galloppierte durch das braune Laub auf dem Waldweg. Der Atem war in der kalten Luft als Dampf zu sehen. Der Reiter bemühte sich noch vor Sonnenuntergang zum Lager des Generals von Safria zu kommen. Er freute sich schon auf ein reichliches Mahl, so wie es Reisenden gewährt war in Safria. Er trug zudem eine köcherartige Tasche mit sich, in der sich die Botschaft des obersten Offizieres Abahret befand. Der Bote war bereits seit einer Woche unterwegs, denn der General hatte sich, nicht wie der Offizier in der Hauptstadt niedergelassen, sondern blieb zurück in der Großstadt Kathrona, westlich gelegen. Plötzlich zuckte der Bote zusammen, weil er einen Vogel über sich schreien hörte. * Ein verfluchter Ort*, dachte er und gab seinem Pferd die Sporen. Das Tier setzte wiehernd zu noch größerer Leistung an. In Kathrona -" Soso, die kleine Prinzessin hat also überlebt. Da hatte sie aber Glück gehabt." Der General saß auf einem von marineblauem Stoff umhangenem Stuhl in seinem Zeltpalast, welches mindestens doppelt so groß war, wie der von Offizier Abahret. Er las die aufgerollten Botschaft, welches der Bote ihm gebracht hatte. Seine Berater standen zu seinen Seiten; Ein altehrwürdiger Offizier zur Rechten, mit mehr Erfahrung in Krieg und Schlacht, als alle seine Soldaten zusammen. Zur Linken ein Beamter im Anzug, der aussah, als hätte er Hummeln im Hintern und einen scheußlichen Geruch in der Nase. Der General selbst war ein noch recht junger, hellhaariger Krieger Ende Zwanzig. Seine schmalen Augen durchforschten das Blatt Pergament. -" Verstehe. Offizier Abahret bittet um Hilfe. Was meint ihr, sollen wir machen?", wandte sich General Jerion mit einer Mischung aus Ernst und Amüsanz zu seinen Ratgebern. Der alte Offizier brummte: -" Jagen und stellen." Der Beamte klatschte die flache Hand theatralisch auf den Tisch vor dem General und ballte die andere zitternd erhoben: -" Wir stellen ihr eine Falle! Wenn die Prinzessin reinfällt, zwingen wir sie uns alles zu verraten, und sei es mit Folter!" General Jerion lachte kurz auf. -" Sehe schon, jedem das seine. Aber wozu der Aufwand, es gibt noch eine andere Möglichkeit..." Hauptstadt...Lager der Invasanten Offizier Abahret schlug seine Faust auf den Tisch in seinem Zeltlager. Er hatte die Rücknachricht des Generals bekommen, war jedoch bestürzt über dessen Entscheidung. -" Kopfgeldjäger?! Er schickt einen Kopfgeldjäger?! Er lässt die Aufgabe einen Externen erledigen!" Der Mann lief in seinem Zelt umher. Dan blickte er nochmals auf das Pergament und rieb sich das Kinn. -" Allerdings lässt er mir alle übrigen Entscheidungen, wie ich das Kind fangen könnte. Der Kopfgeldjäger ist nur eine Versicherung auf den Erfolg...Hmm...Ich könnte eigentlich auch die Aufgabe übernehmen, dann würde die Belohnungauf mich gehen. Wenn der General nichts davon weiß, versteht sich. Ich müsste die Geschichte nur ins Rollen bringen..." Zwei Wochen später... Bostef -" Rain, warte doch mal! Rain!!!" Sill beeilte sich, den Jungen einzuholen. -" Wo willst du denn hin?! Wieso zeigst du mir plötzlich die kalte Schulter?", wollte sie wissen. Rain ging in Schritttempo über die breite Straße zum Stadtausgang westlich. Auf einmal blieb er stehen, sodass Sill in seinen Rücken lief, sich in seinem Umhang verhedderte und beinahe auf der Nase landete, hätte Rain sie nicht rechtzeitig festgehalten. -" Ich hab' keine Lust mehr mich um dich zu kümmern. Du bist wieder gesund, also lass mich in Ruhe." Mit diesen Worten liess er Sill allein zurück. Sie schaute ihm mit glasigen Augen nach. -" Ach, dann geh halt! Ich schaff's auch allein!", mit diesen Worten drehte sie sich um, in die belebte Straße, wo die Bürger schon sich gegenseitig auf die Zehen traten. Sill schluckte. * Was soll ich eigentlich alleine schaffen? Zurück nach Hause kann ich nicht. Vielleicht zu Tante Licia in die Provinz Hostien? 500 km nach Norden? Da geh ich ja drauf! Dann ist Vaters Dynastie wirklich am Ende...* Sie stellte sich eine Sill im Eisblock vor, wie sie von ein paar Leuten aus dem Schnee gehoben wurde. Ihr ging ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken. Dann lief sie abrupt in die Menge. Dabei bemerkte sie nicht das Plakat, das an der Mauer eines Hauses hing, an dem sie vorbei kam... Rain stand abseits der Stadtmauer. Er schaute den Reisenden zu, die durch das Stadttor bummelten. Dann sah er auf einmal auf. Ein Fremder winkte ihn zu sich und beide gingen in Abstand weiter an den Rand eines Waldes. Sie unterhielten sich, tauschten etwas aus und verabschiedeten sich kurz danach wieder. Rain lief zurück zum Tor um sich in die Prozedur anzustellen. Er war sichtlich nervös und ungeduldig... Es war bereits dunkel geworden, sodass die Straßenlampen angezündet wurden. Sill lief gedankenverloren durch die Stadt. Sie hatte keinen Plan, was zu tun war, kein Geld, und seit Rain weg war, auch kein Zimmer mehr im Gästehaus. Gerade wollte sie sich noch darüber aufregen, was er mittags zu ihr gesagt hatte, als sie gegen etwas Hartes stieß. Sill blickte hoch und wurde bleich.* Oh meine Güte...!* Sie war blindlinks in einen Soldaten auf Nachtschicht gelaufen. Der grinste sie selbstsicher an. Anscheinend war er gerade aus dem Wirtshaus in der Nähe gekommen und war etwas angeheitert. Dienstvernachlässigung! -" Hab' ich dich gefunden, Kleine. Bald gehört die Belohnung mir...!" Er griff nach Sills Arm, doch sie entwich. -" Warum Belohnung?! Wovon reden Sie!", rief sie gestört. -" Sieh selbst, Prinzesschen", zeigte der Soldat belustigt mit einer ausholenden Armbewegung auf die Hauswände am Rande der Straße. Erst jetzt bemerkte Sill 'hunderte' Plakate mit einem Bild von ihr nebeneinander tapeziert. * Gesucht... 500 Arkaden für den Fang der Prinzessin...*, las Sill in Gedanken,* Aber!* -" Der obeste Offizier Abahret hat dich zur Jagd freigegeben, Prinzesschen! Du bist nur noch eine Beute für Geldhungrige", sagte er mit einem gierigen Ausdruck. Er hob die Arme erneut, bereit zuzugreifen und ging auf das verängstigte Mädchen los. Sie schaffte es gerade noch unter seinen Beinen hindurch zu flutschen. Wieder auf den Füßen, machte sie sich schon auf die Flucht, als aus dem Wirtshaus die Kompanen des Soldaten herausspazierten. Sill stoppte rutschend vor der Meute. -" Woaaah...!" Diese erkannten sie erst gar nicht, dann stürtzten sie sich ebenfalls gellend auf sie. Sill kniff die Augen vor Angst zu und sah sich schon unter den Männern begraben, als sie Jemand packte, zur Seite schlitternd. Sie hatte die Augen noch geschlossen, doch spürte sie ein Ausatmen auf ihrer Haut, worauf eine bekannte Stimme folgte. -" Dich kann man wirklich nicht allein lassen, sonst gehst du tatsächlich noch drauf..." Sill blickte vorsichtig hoch zum Besitzer der Stimme. *Rain!* Sill konnte es nicht glauben; Rain war zurückgekommen! Er erhob sich mit ihr, die linke Hand an ihrer linken Schulter. Die Soldaten schauten ihn griesgrämig an. Sills Herz klopfte heftig in ihrer Brust. -" He, wer bist du Bursche! Du siehst nicht aus wie Einer von uns. Soldat bist du anscheinend gar nicht!" -" Ja genau! Du hast hier nichts verloren, verschwinde!", riefen die Männer. Rain starrte sie stumm mit kalten Augen an. Sill blickte abwechselnd die Kontrahenten an. -" Du willst wohl nicht hören! Pass auf!!", fauchte einer der Soldaten und setzte zum Angriff auf Rain an. Der blieb ruhig stehen und wich erst im letzten Augenblick seinem Gegner aus, so schnell, dass Sill reaktionslos stehen blieb. Nur ihre Haare wurden vom Wind erfasst. Rain kam knieend zum Stehen, sein Schwert zur Verteidigung erhoben. * Ein Schwert? Das hab' ich ja noch nie gesehen...!*, bemerkte Sill verwundert. Allerdings habe ich Vaters Zepter auch erst mit sieben Jahren...* Währrend sie wieder in Gedanken versank, schleichte sich einer der Soldaten von hinten an sie heran. Rain sah erst aus den Augenwinkeln darauf. -" Sill! Du Dummkopf! Pass auf, hinter dir!", rief er noch, doch der Kerl hatte das Mädchen schon gepackt und schleppte sie weg. Sill konnte nur noch einen kurzen Schrei von sich geben. -" Hmpf! Kyaaah!! Lass m-mich looos! Rain! Rain!" Ein kurzer Schlag in die Magengrube liess sie jedoch sofort erstummen. Alles drehte sich, eine Welle aus Übelkeit überkam sie und dann wurde es schwarz. -" Sill! Sill!!!" schrie Rain, doch die Gegner ließen ihn nicht durch, sie drängten immer weiter zurück. Kapitel 4: Im Lager des Feindes ------------------------------- ~Chronicle of the Earth~ Kapitel 4~ Im Lager des Feindes Der Morgen war angebrochen und die Sonne erhellte mit ihren weißen Strahlen die Häuser und Straßen von Bostef... Im Lager der Abteilung von Soldaten, welche hier postiert waren, ging geschäftiges Treiben umher. Die Pferde wurden versorgt, die Männer aßen ihre Morgenrationen. Doch bei näherem Betrachten, war die Atmosphäre im Lager von aufgeregtem Tuscheln und wilden Gerüchten über das neueste Ereignis erfüllt. "Schon gehört, die Prinzessin von Esmara..." "Ja, dahinten im Zelt!" "Angeblich soll Oberster Offizier Abahret auf dem Weg hierher sein..." "Echt?! Oooh...!" "Still jetzt! Geht auf eure Posten!", unterbrach der Hauptmann das Gespräch dreier Soldaten, die prompt Stellung nahmen und in der Reihe davon marschierten. Der Hauptmann blieb noch kurz auf seiner Stelle stehen. Der Gedanke, dass die Prinzessin Silva sich in seiner Gefangenschaft befand, war mehr, als er an Erfolg erwartet hatte. *Wenn alles klappt, wird mir schon bald ein riesiges Batzen Geld in den Händen liegen...Wenn nur alles gut geht...*, er hatte eine besorgte Miene aufgesetzt. Doch dann verzogen sich seine Mundwinkel unweigerlich nach oben. Er hatte den absoluten Karrierekick vor sich! * Aber was soll schon schief gehen?* Der Hauptmann spazierte glücklich weiter über den Platz. Der Trubel von draußen drang ins Zelt. Sill drehte sich langsam auf die Seite des Eigangs. Sie stöhnte kurz auf und öffnete die Augen. Die anfängliche Helligkeit tat in den Augen weh, doch schon bald hatte Sill sich daran gewöhnt und bemerkte, dass es im Zelt doch recht düster war. Sie hob den Kopf ein Stück von der Matte, auf der sie lag, um sich in der neuen Umgebung umzuschauen. Sie lag an der hinteren Wand des Zeltes. Um sie herum standen Kisten, Körbe und in der Mitte befand sich ein rechteckiger Tisch. Sill versuchte aufzustehen. Ihr Körper war von der vergangenen Nacht auf der dünnen Matte auf dem Boden ganz verspannt und sie spürte leichte Übelkeit. Außerdem war sie an Händen und Füßen gefesselt. Sill sank zurück. *Stimmt ja. Da hat mir gestern so ein Kerl in den Magen geschlagen...Aber, was ist dann...?* Das Mädchen schreckte auf. Alle Erinnerungen des gestrigen Abends kamen wie eine Welle zurück. Sie war alleine gegen eine Gruppe Soldaten gelaufen. Dann kam Rain ihr zu Hilfe. Doch einer der Männer hatte es letzten Endes doch geschafft, sie mit zunehmen. *Aber wo ist Rain...? Wo ist Rain?!* Sill überkam Unruhe. Seit dem letzten Abend, als Rain plötzlich unerwartet neben ihr stand und sie beschützte, hatte sie eine gewisse Verbundenheit zu dem fremden Jungen geschlossen. Ohne ihn fühlte sie sich irgendwie unsicher. Alleine. Schwach. "Rain...!", rief Sill leise. Plötzlich war von draußen ein aufgeregtes Stimmengewirr zu hören. Jemand näherte sich ihrem Zelt. Der dicke Stoff des Eingangs, der bis jetzt das Licht am Eindringen gehindert hatte, wurde energisch zur Seite gerissen. Sill kniff die Augen zu. Der Eingang wurde wieder verdeckt, sodass die gewohnte Düsterkeit wieder eintrat. Das Mädchen wagte einen Blick. Vor ihr standen zwei femde Männer mit Brustschutz und marineblauem Umhang. Beide waren schon gut über vierzig. Der Eine war groß und dünn. Der andere war einen Kopf kleiner und runder.Beide schauten beängstigend auf sie hinab. "Nun, Oberster Offizier Abahret. Was meint Ihr?", fragte der kleine Runde. "Ich bin zufrieden mit Eurer Leistung, Hauptmann Pendalf. Schauen wir mal, was uns die Kleine zu sagen hat", gab Abahret zurück. Er kniete sich zu Sill hinab. "Verrate mir das Geheimnis deiner Ahnen. Wie hatten sie es geschafft, ein so großes Reich aufzubauen?" Sill zuckte, als sich einer der Männer zu ihr herab beugte und sie persönlich ansprach. Sie brachte vor Angst keinen Ton heraus und starrte ihn einfach nur an. "Ich muss dir sagen, ich bin kein besonders geduldiger Mensch. Also, verrate mir nun endlich das Geheimnis deines Reiches, verstanden?", wiederholte Abahret langsam. Sill verstand kein Wort. Es war, als würde sie ihre Sprache verlernt haben. * Was redet er da? Welches Geheimnis? Was geht hier überhaupt vor?* Sie zitterte und ihr war nach Weinen zumute. "Ich will wissen, wie deine Vorfahren es geschafft haben, dieses Land aufzubauen!!! Sag es mir, sofort!!!", donnerte Abahret, packte das Mädchen an den Schultern und schüttelte sie grob. Sie schrie auf. Tränen strömten ihr über die Wangen. "Ich weiß nichts...", antwortete sie in tränenerstickter Stimme. "Lüge! Tu nicht so unwissend! Sag schon!!!", schrie der Offizier sie an. "Ich schwör`s, ich weiß nichts! Bitte!" "Äh, Oberster Offizier Abahret. Vielleicht sagt sie ja doch die Wahrheit und weiß das Geheimnis tatsächlich nicht.Vielleicht...", mischte sich Hauptmann Pendalf vorsichtig ein. "Natürlich weiß sie es! Nur sie ist noch übrig. Sie muss es wissen!", gab Abahret zurück. "Wir müssen herausfinden, wie das Königreich Esmara so reich werden konnte, damit wir diese Erkenntnis auf Safria anwenden können, versteht Ihr?" "Safria?", kam es von Sill. Die Männer blickten sie an. "Das Land südwestlich von hier, es liegt am Meer", antwortete Pendalf ihr schlicht informatif. "Wusstest du das nicht, Prinzessin? Es gibt vier Königreiche. Esmara ist das Größte und liegt in der Mitte. Im Osten grenzt das Land Rubena. Im Südwesten liegt Safria und im Nordwesten..." erklärte Abahret ihr gerade, als plötzlich die Zeltdecke aufgeschlitzt wurde. Sill kniff erneut die Augen zu. "Was zum Teufel..." "Wer ist da?!", riefen die beiden Männer durcheinander. Durch das durchflutende Licht von außen, wurden alle geblendet. Doch dann erschien auf dem Dach die Sillhouette eines Menschen. "Verzeiht die Störung, aber ich hab hier was verloren", sagte eine vertraute Stimme. Im nächsten Moment sprang die Person durch den Schlitz ins Zeltinnere. Sill blickte zu ihm auf. Vor ihr stand... "Rain!!!", sie starrte ihn an. Zum zweiten Mal kam er zu ihr, zum zweiten Mal ließ er sie nicht allein! "Willst du hier Wurzeln schlagen, oder was? Komm!", war seine Anrwort, packte sie über seine Schulter und wollte gerade wieder abhauen. Sie keuchte kurz, als er sie über seine Schulter legte. Doch Abahret und Pendalf hielten ihm die Spitzen ihrer Schwerter vor den Hals. "Lass sie los! ",fuhren sie ihn an. Rains Gesicht war noch durch den starken Lichteinstrahl für sie geblendet. Er machte einen Schritt auf die Männer zu. Nun war er im Schatten gut sichtbar. "Du...?! Vedammter Bengel!", Abahret holte zum Schlag aus. Rain parierte geschickt seinen Angriff ab, sprang zwischen den Feinden vorbei zum Zeltausgang hinaus. "Verdammt! Ihm nach! Er darf uns nicht entkommen!", schrie Abahret seinem Hauptmann zu. Sie stürmten Rain nach. "Ergreift den Flüchtling, los!", befiehl Pendalf seinen Soldaten. "Verdammt!", fluchte Rain, als er die Meute Soldaten hinter sich erblickte. "Sill! Du musst alleine weiter! Ich halte dir den Rücken frei!" "Wa-was?! Neiiin! Rain!!! Lass mich nicht allein! Bitte nicht!", bettelte sie. Rain rannte schlängelnd an den Zelten des Lagers vorbei zu den Pferden. So hatte er sich einen kleinen Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern geschafft. Er setzte Sill auf ein schwarzes Pferd ab und schnitt mit seinem Schwert ihre Fesseln durch und die Leine, die das Pferd an einem Balken festhielt. "Hier, die Zügel! Halt dich gut fest. Besser, du reitest durch das Westtor, das ist am nächsten...Ich komme später nach...", erklärte Rain Sill. Er führte das Tier von den anderen weg auf die Straße. "Da ist er! Los, schnappen wir ihn uns!" Rain drehte sich zu den Soldaten um, die ihn bereits endeckt hatten. "Mist! Also, Sill...", wandte er sich ein letztes mal zum Mädchen. "Nein, Rain! Ich will nicht! Lass mich nicht allein!", schluchzte sie und beugte sich zum Jungen herunter. "Es wird alles gut. Hab keine Angst. Ich komme später nach...", versuchte er sie mit seiner ruhigen tiefen Stimme zu beruhigen. Rain nahm Sills Hand und strich sanft mit seinem Daumen über ihren Handrücken. "Rain..." Plötzlich traf ihn Etwas am Bein. Ein stechender Schmerz breitete sich aus. Rains Gesicht verzerrte sich. "Verflucht...mein Bein...", keuchte er. "Rain! Was hast du?!", rief Sill ihm zu, doch er drehte sich von ihr ab. Die Soldaten hatten ihn eingeholt. Er gab dem Pferd einen Klatsch auf den Hinterschenkel, sodass sich das Tier wiehernd aufbäumte und im Gallopp Richtung Westtor verschwand. Sill musste sich mit beiden Händen festgreifen, weil sie sonst vom Rücken des Pferdes gepurzelt wäre. Verkrampft die Zügel festhaltend, merkte sie nicht mehr, was hinter ihr geschah... Das Pferd wusste sich den Weg durch die Straßen und Plätze zu bannen, so dass Sill schon bald außerhalb der Stadtmauern war. Schnaubend kam das Reittier zum Stehen. Sill setzte sich hastig und etwas ungeschickt ab. Sie schaute zur Stadt, wo sie jeden Moment auf ein Zeichen von Rain wartete. Der Himmel war grau und weiß von Wolken behangen, die Bäume waren fast kahl, nur noch wenige dunkelbraune Laubblätter hingen lasch von dünnen knorrigen Ästen. Die Temperatur war eisig kalt und feucht. Sills Atem war als Dampf zu sehen. Doch das alles bemerkte sie gar nicht. Sie rührte sich keinen Augenblick, starrte gebannt auf das große, runde, steinerne Tor von Bostef. Es schienen Stunden zu vergehen, so empfand Sill die Stille. Zitternd stand sie da. Moment für Moment. Minute für Minute... *Oh bitte, komm! Komm schon! Rain!*, betete das Mädchen in Gedanken. Doch Rain kam nicht. Sill wandte ihren Blick ab. Ihre Augen brannten von der kalten Luft. Ob Rain doch etwas passiert war? * Ich glaube, sein Bein war verletzt...Vielleicht...*, Sill jagte ein Schauer über den Rücken. Sie legte sich die Finger vor den Mund. *Ist er vielleicht erwischt worden?!* Sie blickte zurück zum Stadttor. Dort war eine kleine Staubwolke sichtbar geworden, die anscheinend vom Getrappel von Pferdehufe kam, und zunehmend größer wurde. Vorneweg war... "Rain!!!", rief Sill überglücklich mit Freudentränen in den Augen. "Rain, endlich!" Sie lief ein paar Schritte vor zu ihm, mit vor ihr ausgestreckten Armen, doch dann bemerkte sie die Soldaten hinter ihm, die ihn noch hartnäckig verfolgten. "Verdammt, Rain! Du hast ja die ganze Meute mitgebracht!" "Sill! Was machst du hier?! Hau ab!", schrie der Junge ihr entgegen. Er ritt ein braungeflecktes Pferd. Das Mädchen hechtete japsend auf ihr Schwarzes und noch bevor es den Befehl zum Ritt gab, setzte das Tier schon zum Gallopp an. * Echt intelligent, das Pferd!*, blitzte der Gedanke durch Sills Kopf. Rain hatte sie inzwischen erreicht, sein Tier blieb kurz unruhig stehen. "Sill, jetzt komm endlich! Wir müssen hier weg!", rief Rain ihr ungeduldig zu. Beide ritten in kurzem Abstand voneinander in den nahestehenden Wald. Die Reittiere suchten sich ihren Weg durch die Bäume, übersprangen dicke Wurzeln. Sill und Rain mussten sich von den runterhängenden Ästchen schützen, die sonst ihre Gesichter zerkratzt hätten. Nach etwa einer viertel Stunde, wie es Rain so vorkam, wurden die Tiere langsamer und blieben schnaufend zum Stehen. Die Verfolger waren abgehängt... Kapitel 5: Ruhepause -------------------- ~Chronicle of the Earth~ Kapitel 5~ Ruhepause "IHR HABT SIE ENTWISCHEN LASSEN?!", schrie Oberster Offizier Abahret die Soldaten an, wobei er mit jedem Wort lauter wurde. Die noch vor Erschöpfung keuchenden Männer zuckten zusammen. Hauptmann Pendalf stand wie ein begossener Pudel direkt vor ihm und bekam die ganze Packung Spucke ab, die Abahret vor Wut sprühte. Er ging einpaar Schritte auf und ab, um sich vielleicht beruhigen zu können. Doch dann überkam ihn wieder sein Zorn, sodass er erneut seine Untertanen zusammenstauchte. Die Chance auf einen großen Batzen Geld hatte sich vor seinen Augen in Luft aufgelöst; das zu vekraften viel ihm sichtlich schwer. "Na gut, da ihr ja zu dämlich dazu seid, ein kleines Mädchen einzufangen, muss ich mich an jemand Anderen wenden...", überlegte der Offizier vor sich hin. Hauptmann Pendalf wollte gerade etwas einsprechen: " Äh, die Prinzessin war aber nicht allein, wie Ihr sicher noch wisst. Da war dieser...", doch Abahret wedelte desinterressiert mit einer Hand ab. "Jaja, ich weiß! Er war auch dabei! Aber was machen wir mit ihm? Dieser Bengel könnte uns noch alles kaputt machen", gab Abahret zurück. Es passte ihm gar nicht in den Kram, dass ein Anderer ihm die Beute wegnehmen könnte... Pendalf meldete sich wieder zu Wort, wobei er fast schon wie ein kleines Kind wirkte, das am Rockzipfel seiner Mutter zog, um Aufmerksamkeit zu erringen. "Aber wenn mich nicht alles täuscht, wurde der Junge am Bein verletzt! Vielleicht ist dies unsere Chance, ihn noch aus dem Weg räumen zu können!" "Und wie? Habt Ihr etwa einen Plan?", fragte Abahret leicht missbilligend. "Ich kenne da Jemanden, der wird mir sicher helfen wollen. Ich müsste ihm nur einen Boten schicken. Verzeiht, aber das wird etwas Zeit brauchen, bis er eintreffen kann", beschrieb Pendalf seinen Plan. "Ist mir egal, was Ihr macht. Hauptsache, ich hab bald die Prinzessin hier. Also, ich verlass mich auf Euch", entgegnete Abahret. Bevor er das Lagerzelt von Pendalf verließ, drehte er sich noch ein letztes Mal um: "Enttäuscht mich nicht." "Rain, tuts sehr weh? Dein Bein?", fragte das Mädchen behutsam. Beide hatten sich im Wald versteckt, nachdem Rain Sill aus dem Lager in Bostef gerettet hatte. Sill kniete vor dem Jungen, der sich auf einer Lichtung an einen Baum gelehnt hatte. "Natürlich tuts noch weh...ich...", gab er etwas barsch zurück, doch zuckte kurz vor Schmerz, weil er sein Bein dabei bewegt hatte. *Wie kann ich ihm nur helfen? Das sieht echt furchtbar aus, diese Wunde*, ging es Sill durch den Kopf, *aber was könnte ich schon tun?* Sie betrachtete die blutende Wunde am rechten Bein, wo noch der Pfeil steckte, welches ihn getroffen hatte. Sie konnte den Schmerz, den Rain wohl empfinden musste, beinahe selbst spüren, sodass es ihr ein unangenehmes Gefühl im Bauch beschehrte. Diese Wunde, die Rain bekam, weil er ihr helfen wollte, verletzte sie schon beim Hinsehen. "S-Sill... komm her", keuchte der Junge. Sill neigte sich aufmerksam zu ihm. "Versuch...Zieh den Pfeil raus." "Eh? Ja! Okay!" Sie rückte sich in eine passende Position, umklammerte den Pfeil. "Rain, vielleicht ist es besser, wenn du dich an mir festhälst. Ich brauche Widerstand, um das Ding rausziehen zu können." Rain legte vorsichtig seine Arme um Sills Schultern. Sie spürte seinen heißen, schweren Atem am Ohr. Sie bekam unweigerlich einen wohligen Schauer auf dem Rücken. "Bereit?" Sie spürte ein schwaches Nicken von seinem Kopf. Sill packte den Pfeil noch mal fester und zog. Rain verkrampfte sich. Seine Hände griffen in den Stoff des Kleides, den Sill trug. Er ließ ein kaum merkliches Geräusch von sich hören. Sill zog noch weiter, da die Spitze noch nicht draußen war. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals und ihr war merkwürdig heiß. Die Spitze glitt nur langsam und schwerfällig durch das Fleisch. Die Widerhacken blieben stecken. Rain verkrampfte sich noch mehr. Sill hatte inzwischen Tränen in den Augen bekommen. Sie spürte den Schmerz fast im ganzen Körper. Den unerträglichen Schmerz Rains! Das Fleisch gab nach und das Metall glitschte plötzlich durch. Rain schrie vor Schmerz laut auf. Mit einem Ruck war der Pfeil aus dem Bein entwichen. Der Junge zitterte noch, doch sein Griff ließ langsam nach. Sill liefen die Tränen über die Wangen. So eine Anspannung war sie nicht gewöhnt. Körperlich, aber vor allem seelisch. Das Mädchen schluckte. " Es ist alles in Ordnung, das Ding ist raus" sagte sie leise, wobei sie ein kleines Schluchzen nicht verhindern konnte. Doch Rain rührte sich nicht. Nur sein Atmen war zu hören. Er war immer noch an Sill geklammert. So verharrten die Beiden einige Minuten lang absolut still. Sill spürte das Heben und Senken seines Brustkorbs, seinen Atem, seine starken Arme und die Hände auf ihrem Rücken. Ihr rannen weiter Tränen über das Gesicht, ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können. Sie hob ihre Hände von seinem Bein und ließ sie über Rains Rücken wandern, bis sie ihn ebenfalls festhielt. "Hörst du, Rain? Es ist wieder gut", begann sie erneut. Langsam hob sich der Junge von ihr. Sein Kopf war zur Brust geneigt. Seine Haare klebten an seinem schweißnassen Gesicht und verdeckten seine Augen. "G-Gut", brach er leise heraus. *Sein Bein blutet immernoch. Es muss verbunden werden, so schnell es geht*, überlegte Sill. Dann viel ihr plötzlich etwas ein. Sie drehte sich rasch um und wuselte scheinbar an ihrer Kleidung. Rain bemerkte das. * Will sie etwa das Kleid zerreißen, das ich ihr geschenkt habe?* "He, Sill! Du musst nicht...", wollte Rain sie aufhalten. Das Mädchen wandte sich wieder zu ihm. Sie hatte ein Stück zartrosanen Stoffes in der Hand. Rain starrte es wie gebannt an. "Was ist...das?", brachte er nur hervor. Sill versuchte sich daran, die Wunde damit zu verbinden. "Das ist noch von meinem Schlafhemd." " Schlaf...Hattest du das etwa die ganze Zeit drunter?", fragte er leicht ungläubig. "Ja, wieso nicht! Bei der Kälte kann etwas mehr Kleidung nicht schaden." Sill lächelte. " Ich mach doch nicht kaputt, was Rain mir geschenkt hat." Rain schaute sie an, sein Blick hatte einen warmen Ausdruck bekommen. "Danke für deine Hilfe...Danke!" gab er zurück. Doch Sill schüttelte ruhig den Kopf. "Ich muss dir danken. Weil du mich wieder gerettet hast. Ich sollte dir hundert-nein, tausend mal danken!" entgegnete sie. Sie verband das Bein zu Ende und machte eine Schleife zum Schluss. "O nein! Muss das sein?", regte sich Rain gespielt darüber auf, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Sill streckte ihm lachend die Zunge raus. Beide lachten. "Tuts noch sehr weh?", fragte das Mädchen. "Nein!", antwortete der Junge. "Gut, dann such ich jetzt etwas Holz zusammen, damit wir uns ein Feuer machen können!", wechselte sie das Thema, stand auf und machte sich auf den Weg. Rain blickte ihr noch lange nach. Es war erst später Nachmittag, doch die Sonne war bereits untergegangen, und das einzige Licht weit und breit, war die knisternde Flamme des Lagerfeuers, den Sill nach qualvollen 3 Stunden endlich entfacht hatte. Rain hatte ihr zwar einige Anweisungen gegeben, doch so leicht wollte es doch nicht klappen. Er hatte sich vom Schmerz erholt, sodass er die Missgeschicke Sills lautkals kommentieren konnte. Schließlich drehte sich das Mädchen vor Wut so schnell zu ihm um, dass ihr ein alter Stock aus der Hand glitt und mit voller Wucht an Rains Stirn schleuderte. Folglich musste auch diese Verletzung behandelt werden...Nach langer Arbeit saßen sie dann doch am Feuer. Die Pferde waren mit etwas Abstand an einem Baum angebunden. Doch etwas fehlte... "Wir haben nichts zu Essen!", rief Sill leicht aufgebracht. Sie hatte seit fast zwei Tagen nichts mehr in den Magen bekommen, was dieser laut von sich gab. Rain blieb sachlich nüchtern. "Tja, wir hatten eben keine Gelegenheit, was aus dem Lager mitzunehmen. Das ist eben Pech. Heute gibts nichts zu Essen." Sill klappte die Kinnlade runter, schaute ihn entgeistert an. *Nichts zu Essen? Das gibts doch nicht! Da gehen wir ja drauf! NEIN!!!* Auf einmal fiel ihr etwas ein. *Das, was die Männer im Lager gesagt haben. Was hat das zu bedeuten? Sie sprachen von einem Geheimnis meiner Vorfahren...Aber woher wissen sie überhaupt davon? Nicht einmal ich wusste, dass es eines gibt...* Das Mädchen neigte den Kopf nachdenklich nach unten. Sie kauerte in Abstand von Rain am Feuer. Er bemerkte ihre Abwesenheit. "Worüber denkst du nach? Sill", unterbrach er die Stille. Sie drehte sich zu ihm. Ihre Augen reflektierten den Schein der Flammen. "Es ist nur...Diese Männer im Zelt heute Morgen, sie sprachen von einem Geheimnis mei...der Königsfamilie. Aber was mich wundert, ist, dass sie überhaupt davon wussten", erzählte Sill. Rain blickte sie aufmerksam an. Seine Augen waren auf das Mädchen gerichtet, als wollte er kein Wort und keine Bewegung verpassen. "Und du? Weißt du das Geheimnis?", fragte er ruhig. Sie schaute ihn an. *Warum will er das denn wissen?* Sie schüttelte langsam den Kopf. "Hmm, ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung, was für ein Geheimnis gemeint ist. Vielleicht hab ich das auch einfach nur vergessen..." Rain sah sie noch einige Sekunden an, dann lehnte er sich zurück an den Baum, um sich auszuruhen. Sill legte sich auf den Boden, wo es scheinbar nicht ganz so hart war. Der Himmel hatte sich seit dem Mittag etwas aufgelockert und nun ließen Wolken, die über den Himmel zogen, gelegentlich Sterne und den Mond sich zeigen. Die Temperaturen waren noch weiter gesunken... Rain öffnete kurz die Augen. Er drehte den Kopf etwas und blickte zu Sill hinüber. Das Mädchen lag zusammengerollt fröstelnd auf der kalten Erde. "Sill!", rief er ihr kurz zu. "Hmm?" Sie wendete sich zu ihm. "Komm her", er winkte sie mit den Fingern zu sich. Sill kam ahnungslos und leicht verdutzt näher. Plötzlich griff Rain ihren ihren Arm, sodass sie fast auf ihn gekippt wäre.*W-was? Was hat er vor?* Er setzte sie sich auf das linke, gesunde Bein, legte seinen Arm um ihre Schultern und bedeckte sich Beide mit seinem Umhang. Sill hörte ihr Herz bis zum Hals schlagen. Diese Nähe zu ihm war irgendwie überwältigend. Vor allem, weil es Rain absolut nichts auszumachen schien, ein fremdes Mädchen auf dem Schoß zu haben...Sill rührte sich zuerst kein Stück, doch bald hatte die angenehme Wärme sie ganz eingenommen. Sie spürte Rains Atem auf ihrem Haar, seinen Geruch auf der Kleidung um sie herum... Ohne es zu merken war sie eingeschlafen...Rain schaute sie dabei die ganze Zeit an, seine linke Hand wanderte von ihrer Schulter zu ihrem Kopf und er strich ihr sanft über ihre hellbeigene Stirnfransen. Er lächelte, *Bald wird es vorbei sein...* Kapitel 6: Wie das Licht so der Schatten ---------------------------------------- ~ Chronicle of the Earth ~ hallo, da melde ich mich mal wieder!^^ sorry, dass ich vorher keine kommis geschrieben hab...bemüh mich jetzt aber drum. nja, genug gelabert, viel spaß mit dem neuen kap!!! ^ . ^ v ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 6~ Wie das Licht so der Schatten "Sind wir immer noch nicht da?", fragte Rain genervt. Seit dem Morgen war er irgendwie schlecht gelaunt und brummte wegen jeder Kleinigkeit. Mal hatte Sill zu laut geatmet, dann ritt ihr Pferd zu schnell. Das Mädchen hatte bisher Rains miese Stimmung ruhig geduldet. Sie war sich sicher, dass es teils auch auf der Wunde am Bein rührte, und dass Rain am liebsten zu Fuß gehen würde, statt auf dem Pferd zu sitzten. Seit er verletzt wurde, waren vier Tage vergangen. Vier Tage, an denen der Junge fast schon wie ein kleiner Junge herumnörgelte. Vier Tage, an denen Sill geduldig jede ruhige Minute zu schätzen lernte. Doch dann brach ihre Geduld wie Glas in unzählige Splitter! "Wohin reiten wir eigentlich?", stellte Rain die Frage inzwischen wohl zum tausendsten Mal. Sill drehte ihren Kopf zu ihm um. Ihre Augen hatten ein geradezu dämonisches Blitzen angenommen. Diese Frage hatte ihr den letzten Nerv geraubt. " Zum letzten Mal!!! Wir reiten nach SANKTA BENEDIA!!! Ist das so schwer zu verstehen?!?! Ständig stellst du diese beknackte Frage! Kannst du dir die Antwort nicht endlich merken, oder was!!! Ich habs satt, dir andauernd immer dieselbe Frage zu beantworten!!! Und überhaupt! Halt doch endlich deine Klappe! Ich kanns ehrlich nicht mehr hören, du jammerst und tust so, als ob du gleich sterben würdest von dieser läppischen dummen Wunde! Argh!!!" Sill keuchte noch vor Aufregung. Rain starrte sie stumm an. Dass sie die Wunde missbilligt hatte, war nicht in Ordnung, das wusste Sill. Doch sie war so wütend geworden, dass es ihr gerade ganz egal war. Wortlos ritt sie weiter. Der Junge holte sie energisch ein. "Was ist denn jetzt auf einmal? Was regst du dich denn so auf?! Ich hab nur eine simple Frage gestellt, was musst du hier gleich rumbrüllen! Ach, wer soll euch doch verstehen, euch Frauen?! Ihr...", regte sich Rain auf. Damit hatte er schon den zweiten Vogel in fünf Minuten abgeschossen. " Ach, wir Frauen sind mal wieder an allem Schuld! Aber wenn ich dem Mann neben mir mal Bescheid geben darf: IHR seid es doch, die hundert Mal fragen, aber sich eh nichts merken. Und ihr seid es, die wegen jeder Kleinigkeit gleich 'Sterbender Schwan' spielt!" *Bamm* Zum zweiten Mal eine Bemerkung über Rains Verletzung! Sill bemerkte das, doch wollte sie sich das nicht eingestehen. Rain sollte nicht glauben, er könne sich auf ihrem Gewissen und ihrem Benimm rumwälzen. Still ging die Reise weiter. Der Junge saß eingeschnappt auf seinem Pferd. Er merkte wohl, dass jedes weitere Wort zur Katastrophe führen könnte und, was ihn vor allem ärgerte: Er als Mann konnte nicht einfach so dieses Mädchen namens Sill übergehen und auf ihren Nerven rumtrampeln. Das klappte wohl doch nicht so gut wie erwartet... Die Landstraße führte weiter, umschlossen von Feldern und Äckern. Obwohl es Mittag war, schien die Sonne kaum hervorgekommen zu sein. Alles war grau, kalt und es gab inzwischen mehr Laubblätter auf dem Boden, als auf den Ästen der Bäume. Auf dem Weg fuhren einpaar Kutschen, Bauern schoben ihre Karren und hin und wieder begegnete man einigen Reisenden zu Fuß. Sill und Rain schienen die Einzigen zu sein, die auf Pferden unterwegs waren. Sie kamen an einem Mann mittleren Alters mit einem Esel vorbei. Er bemerkte Sills zartrosanes Stück Stoff, das an Rains Bein verbunden war. Der Bauer nickte und grinste vielsagend. Sein Blick verriet seinen Gedanken. *Süße Begleiterin hast du da. Hat sie dich wohl gut versorgt.* Rain wandt sich von ihm ab. Seine Miene wurde noch saurer. Der rosane Verband war alleine schon peinlich genug, aber dann muss er auch noch allen Anderen offen die Beziehung zu Sill verraten. Wo die Beiden doch zu diesem Zeitpunkt voll verkracht waren. Die Straße führte über einen Hügel, sodass die Sicht über eine relativ große, sehr alte Stadt frei wurde. Sankta Benedia! * Was will Sill denn ausgerechnet hier machen?* Beinahe hätte Rain diese Frage ausgesprochen, doch besann er sich eines besseren und hielt still. Sill bemerkte seine Neugierde, und bevor er auch nur einen Mucks machen konnte, gab sie schon Auskunft. "Das ist die Stadt, wir sind da. Lass uns zum Kloster dahinten reiten." das Mädchen zeigte mit dem Finger auf eine weitreichende Anlage von Gebäuden im Süden etwas außerhalb der Stadt. "Und wozu?", fragte Rain vorsichtig. *Weil der Orden dieses Klosters seit Generationen eine wichtige Stütze des Königshauses ist und uns sicher helfen wird!* "Weil dieses Kloster bestimmt auch Reisende aufnimmt, sodass wir uns dort ausruhen können", gab Sill wahrheitsgetreu zurück. Schon wieder eine Lüge! Es war nur zu ihrer eigenen Sicherheit, auch dass sie sich Rain damals als 'Sill' vorgestellt hatte. Doch langsam hatte sie trotz allem ein schlechtes Gewissen bekommen. Es war unangenehm geworden, ihren Gefährten anzuschwindeln. Wo er sie doch ständig beschützte und... Er sie seit vier Tagen sogar auf seinem Schoss schlafen ließ. *Es tut mir Leid,* war alles, was ihr in dem Moment einfiel. Zusammen ritten sie hinunter zum nördlichen Stadttor. Sie stiegen von den Pferden ab, um sich der Prozedur anzuschließen, welche durch den großen, steinernen Eingang drängte. Die Pferde wurden im städtischen Stall, welches alle Tiere der Reisenden beherbergte und versorgte, zurückgelassen. Zu Fuß liefen die Beiden durch die Straßen. Wohin das Auge reichte, waren Verkaufsstände aufgebaut, Läden boten die verschiedensten Dinge an, nützlich oder nicht, darüber ließ sich streiten. Lampignons an den Buden erhellten den Tag in warmem Licht. Bäckereien und Konditoren wechselten sich ab. In die große Einkaufsmeile liefen kleinere Straßen und Gassen aus. Dort kämpften die Verkäufer um Gehör, währrend sie mit den Händen ihre hängenden, sowie liegenden oder stehenden Mitbringsel umwarben. Manch andere Gassen waren eher still und luden zum Spazieren oder auf eine Tasse in einem lauschigen Teehaus ein. Insgesamt herrschte aber ein heiteres lebendiges Treiben in Sankta Benedia. Alle Bürger schienen sorglos ihren Geschäften nachzugehen. Sill war schon seit etwa sechs Jahren nicht mehr hier gewesen. Sie liebte diese Stadt, weil jeder einzelne der Aspekte, die sich hier boten, einen eigenen Charme hatte. Egal, ob es diese prächtige Einkaufsmeile war, oder die Alte Freiheitsbrücke, die über den Selenta führte, in einem Häuserviertel verschwand und zum ruhigen Argentapark führte. Oder der kleine Marktplatz in der Altstadt, der seinem Zweck längst ausgedient hatte und nur deswegen noch nicht ausgegraben wurde, weil er als Denkmal der alten Zeit zuliebe den Menschen im Herzen blieb. Sill fand ihn einfach zu süß, also hatte sie ihren Vater gebeten, dieser Platz dürfe unter keinen Umständen verschwinden. Es hängten einfach zu viele schöne Erinnerungen an diesem Fleckchen Erde. Als Sill mit Rain da vorbeikam, war ihr, als sei sie wieder zum Kind geworden und würde im warmen Sommerschein auf den kreisförmig angeordneten roten Backsteinen umhertollen. Und jetzt? Vater war tot, es war ein kalter Herbsttag, niemand achtete mehr auf den Kleinen Marktplatz... Ohne zu merken, kamen Sill Tränen in die Augen. Nie wieder konnte die alte Zeit zurückkommen. Nie wieder würde es so werden wie damals. Das Mädchen wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. Rain bemerkte ihren Kummer, doch sagte nichts. Beide gingen schweigend weiter in eine Seitenstraße. Diese führte tiefer in die Altstadt, wo die Gebäude schon sehr verkommen oder teilweise verfallen dastanden. Rain blickte an den Wänden hoch. Es schien, als habe er etwas anderes erwartet. Langsam wichen die Häuser, nur der Weg verlief weiter zu einem Anlagekomplex, welches mindestens genauso alt war wie die Stadt selbst. Dicke Mauern, die mit den Klosterteilen verwachsen waren, schützten das Innenleben. Oder besser gesagt: Sie trennten die Ordensschwestern von den Bürgern. Sill läutete an der Torglocke. Stille. "Vielleicht ist niemand da. Alle außer Haus. Lass uns gehen", begann Rain. Sill forderte noch kurz zum Warten auf. Immernoch nichts. Gerade wandte sich auch Sill schon zum Gehen um, als plötzlich die beiden Torflügel beiseite schwangen. Erschreckt wirbelten die Beiden herum. Vor ihnen stand eine junge hübsche Nonne. An ihren Stirnfransen war zu erkennen, dass sie blonde Haare hatte. Sie trug eine blauschimmernde schwarze Kutte, was ihr ausgezeichnet stand, wie Sill persönlich fand. Die Nonne lächelte die Beiden sanft an. Rain schien von der ganzen Idee mit dem Kloster wenig begeistert. "Willkommen, Reisende. Tretet ein", sprach die Nonne mit ihrer ruhigen hellen Stimme. "OH TOLL! Sag mal, müssen wir ausgerechnet in ein Kloster?", fragte Rain kaum überhörbar. Sill tuschelte irgendwas von 'sei leise' und 'ist doch in Ordnung'. Kaum hatten sie die Schwelle zum Hof betreten, stöhnte Rain schon genervt auf. Die Ordensschwester lächelte nur. "Ähm, wir wollten eigentlich nur um ein Zimmer bitten! Wenn es gestattet ist natürlich...! Also, äh, ein Zimmer für zwei, drei Tage vielleicht...", began Sill sogleich ohne Umschweife. Bei solchen schwierigen Sachen wurde sie immer ganz nervös, stotterte herum und vergas alle guten Redeformen. Die Nonne lächelte erneut. Rain fand es langsam unausstehlich. *Muss die immer nur so dämlich grinsen? Kann die nicht normal reden oder glaubt sie, es reicht , wenn wir ihre Gedanken nur erahnen?* Bei jedem dritten Schritt seufzte er lauter. Die Nonne führte Sill und Rain über den Vorhof zum Hauptgebäude. Der Empfangsraum war alt, aber strahlte eine angenehme Antike aus. Von dort ging es links durch den Ostflügel und mit einem Rundgang weiter in das Gästehaus. Sie liefen durch einen Flur, das zu einem kleinen Seitenhof offen stand. " Im Frühling blühen hier die Apfelbäume", erwähnte sie beiläufig. Der Gang wurde von runden weißen Säulen gestützt, mit großen glattgeschliffenen Natursteinen ausgelegt, auf dem braunes Laub verstreut lag. Zwei andere Nonnen kamen entgegen, neigten grüßend ihre Köpfe wie Schwäne im Vorbeigehen. Sill betrachtete das alles mit großem Interesse und Begeisterung. Sie fühlte sich wie auf einer Schul-Exkursion und betrachtete alles mit aufmerksamen Blick. Rain dagegen wirkte irgendwann, als würde er im Gehen schlafen. Das Pochen im Bein hatte er vor lauter Langeweile auch schon vergessen. Schließlich öffnete die Schwester im Gästeflügel im zweiten Stock eine Tür zu einem Zimmer. "Bitte schön. Hereinspaziert! Du kannst das Zimmer solange benutzen wie du willst", meinte sie zu Sill und übergab ihr den dazugehörigen Schlüssel. "Vielen Dank!" rief diese glücklich. Gerade wollte auch Rain eintreten, als ihn die Nonne weiterschleifte. "Der Herr schläft natürlich getrennt von dem Mädchen", meinte sie lächelnd, drückte Rain den Schlüssel für die Zimmertür gleich neben Sills. Die Beiden wirkten leicht irritiert. "Oh, um Himmels Willen! Ihr seid verletzt! Wartet hier, ich hole Verbandszeug!", rief die Schwester, als sie die Wunde an Rains rechtem Bein bemerkte. Wobei sie unweigerlich lächeln musste beim Anblick des zartrosanen Stoffes. Erneut musste Rain mit sich selbst ringen, um nicht loszufluchen. Das war einfach zu peinlich!!! Die Schwester eilte davon. Kaum waren die Beiden alleine, fingen sie sich auch schon in die Haare. Vom Innenhof, das am Gästehaus grenzte, hörten fromme Nonnen lautes 'Zeter Mordio'. "Wieso ausgerechnet ein Kloster?!", regte sich der Junge auf. "Du benimmst dich unmöglich! So wird das schrecklich mit dir!", fauchte das Mädchen. "Die sind hier doch alle schon total versauert! Wenn du hier rauskommst, bist du dann auch so eine saure Gurke?", scherzte Rain boshaft. Sill trat ihn vor Wut ans Bein und erwischte dabei die Verletzung. "AAAh! Bist du total verrückt?! Au, das tut verdammt weh!", heulte er auf, währrend er mit beiden Händen an das Bein griff. Sill wollte etwas sagen, doch erwischte nicht den rechten Zeitpunkt. So dass es wirkte, als hätte sie gar nichts sagen. "Da bin ich wieder!", rief die Schwester lächelnd, als sie zurück kam. Was sie aber erblickte, war weniger erfreulich. Da standen ihre Gäste noch am selben Fleck wie vor zehn Minuten, und zankten sich, dass das Kloster von allen guten Geistern zu verlassen drohte. Rains Bein blutete inzwischen seelenruhig vor sich hin, was ihn aber recht wenig zu interessieren schien. Leicht verunsichert schubste die Nonne die zwei Streithähne in Sills Schlafraum. Dort machte sie sich erst einmal an Rains Wunde zu schaffen. Nebenbei versuchte sie sich mit den Gästen zu unterhalten. Was jedoch schwieriger war, als erwartete. Sill und Rain schwiegen sich nur an. "Dürfte ich fragen, wohin die Reise geht?", fragte die Schwester. Keine Antwort... "Und wie habt ihr euch getroffen?", versuchte sie es erneut ohne ihre scheinbar eiserne Ruhe zu verlieren. "Gute Frage! Grade wünsche ich mir diese Person nie getroffen zu haben", gab Rain zurück. Sill blitzte ihn an, doch erwiderte dasselbe. Die Schwester lächelte nur verständnissvoll. Gerade wollte Rain noch etwas entgegnen, als Sill ihm einfach das Wort abschnitt. "Ach, Schwester. Wenn es gestattet ist, dürfte ich vielleicht später noch mit der Äbtissin sprechen? Oder geht das nicht?" Die Nonne unterbrach kurz ihre Arbeit am Bein. Sie wunderte sich über diesen Wunsch, aber noch mehr über Sills Kenntniss, dass der Abt dieses Klosters eine Frau war. "Nun, ähm, das ist schwierig. Worum geht es denn?", fragte sie nach. Da mischte sich Rain ein. "Wahrscheinlich will sie fragen, ob sie nicht auch eine fromme Nonne werden kann. Dann darf sie auch hier wohnen und so Kutten tragen!", höhnte er. Sill wollte ihn gerade zusammenstauchen, doch soweit kam sie nicht. Die Schwester stand plötzlich auf den Beinen. Das Verbandszeug schmiss sie zur Seite und ihr Gesicht war vor Wut verzerrt. Rain und Sill starrten sie an. "Wie kannst du es wagen?! Wie kannst du es wagen, diesen Orden zu beleidigen!!! Wir folgen dem ehrenwerten Gott der Erde, Gaia! Wir danken ihm für die Ernte, die du isst! Bedeutet dir das etwa gar nichts?! Ich habe dir schon die ganze Zeit zugehört, wie du über dieses Kloster herziehst! Du unverschämter...!!!", schrie sie den Jungen an, sodass die halbe Stätte mithören konnte. Fast wäre sie mit Fäusten auf ihn losgegangen, als drei Nonnen durch die Tür stürmten und sie an Armen und Körper packten. Fluchend wurde das blonde Mädchen aus dem Zimmer gezerrt und weiter den Flur entlang bis nichts mehr zu hören war. Sill und Rain saßen sprachlos mit offenen Mündern da auf dem Bett. Ihr Streit war vergessen. "Verzeit bitte ihr unsegliches Benehmen. Sie rastet manchmal etwas aus", erklärte Oberste Schwester Jeanna. Sie war bereits ins Alter gekommen, sodass ihre Haare ein milchiges Weiß angenommen hatten. Sie hatte sanfte Gesichtszüge, die unglaublich viel Güte und Liebe ausstrahlten. Sill kannte Schwester Jeanna schon von früher, als sie mit ihrem Vater hier zu Besuch gewesen war. Doch wie es aussah, erkannte Schwester Jeanna sie nicht mehr. Sill ließ sich ihre Enttäuschung jedoch nicht anmerken. Die Gäste und die Schwester saßen in einem Nebenzimmer des Ostflügels, der generell für Zeremonien oder besondere Anlässe benutzt wurde. *'Etwas' ist ein bisschen untertrieben. Die gehört doch eingesperrt*, ging es rain durch den Kopf. "Sie heißt Svetlana. Ihre Eltern haben sie hierher gebracht, als sie noch fünf Jahre alt war. Ich weiß noch, dass sie mir gesagt hatten, sie wollten ihrer Tochter die Möglichkeit für eine ehrbare Ausbildung bieten. In Wahrheit gaben sie Svetlana aber weg, weil sie nicht mehr das Geld hatten, sie zu versorgen." Sill hörte der Oberschwester wortlos zu. Es beunruhigte sie, dass es immernoch Menschen in diesem Land gab, die Hunger leiden mussten. Hatte Vater nicht genug für dieses Reich getan? Und Sill? Konnte sie mehr tun? "Und was geschah weiter?", wollte sie wissen. Rain saß gespannt neben ihr. Auch er hörte aufmerksam zu. "Svetlana wurde wie jede andere Schwester hier zu einer richtigen Nonne ausgebildet. Sie hat keinerlei Einschränkeungen in Wissen und Praxis. Jedoch...Jedoch hat inzwischen Jeder in diesem Kloster..." Rain und Sill beugten sich leicht vor um ja nichts zu verpassen. Beide hielten den Atem an. Schwester Jeanna seufzte kurz. "Jeder in diesem Kloster hat bemerkt, dass Svetlana nicht hierher gehört. Ich denke, sie weiß es selbst. Ihr wurde ein anderes Schicksal zugeteilt, als Nonne in diesem Kloster zu sein. Sie passt nicht hierher." Sill wirkte betrübt. *Ein anderes Schicksal?* "Ist das etwa der Grund für ihre Wutausbrüche?", fragte Rain. Schwester Jeanna lächelte kurz. "Also,ich weiß es nicht. Das ist ihre Eigenheit. Ein Zeichen vielleicht, dass sie nicht hierher gehört. Aber ich denke, es tut seinen Teil dazu. Man merkt es ihr nicht an, aber sie wird von den anderen Schwestern belächelt für diese Eigenheit." Es klopfte an der Tür, eine fremde Nonne steckte ihren Kopf durch den Türspalt um Schwester Jeanna für eine Kleinigkeit zu holen. Gerade wollte diese das Zimmer verlassen, als Sill plötzlich noch etwas Wichtiges einfiel. Das Mädchen stand auf um noch die Chance zu erhaschen, nach der Äbtissin zu fragen. "Also, ähm, kann ich sie sprechen? Die Äbtissin? Es ist wichtig..." Schwester Jeanna blickte Sill verwundert an. Dass ein junges Mädchen mit der ehrwürdigen Äbtissin zu sprechen wünschte, war eher eine Ausnahme. "Nun, ich weiß nicht. Das könnte schwierig werden. Dürften wir später noch mal darüber sprechen? Ruht Euch solange aus. Ich lasse etwas zu Essen bringen", gab die Schwester mit einem Lächeln zurück. Rain und Sill wurden auf ihre Zimmer geleitet. Erschöpft ließ sich Sill auf ihr Bett fallen. Beim ersten Betreten hatte sie nicht die Gelegenheit gehabt sich näher umzuschauen. Der Raum war recht klein, mit Holz getäfelt, nur das einzige Fenster war mit nackter Mauer umschlossen. Das Bett war ebenfalls etws klein, doch sehr weich mit einer wärmenden roten Wolldecke. Sill gingen die Worte nochmal durch den Kopf, die sie gehört hatte. *Svetlana ist eine Nonne wie alle anderen hier auch. Doch obwohl sie so sanft wirkt, so nett ist, bewegen sich in ihrem Herzen Schmerz und Bitterkeit. Wie Licht und Schatten...* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ so, das wärs! hoffe hats euch gefallen. kommis bitte zu mir! ^ - ^ bis dann!___________* Kapitel 7: Im Kloster Gaja -------------------------- ~Chronicle of the Earth~ ein neues kap!~~~XD wird wieder schön lustig. viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 7~ Im Kloster Gaja Am Nachmittag hatte es zu regnen begonnen, was von Stunde zu Stunde stärker wurde. Die Tropfen trommelten laut auf die dunklen, glänzenden Dachziegel und aus den steinernen Dachrinnen floss das Wasser von hoch oben in die Höfe des Klosters. Überall in den Hallen und Fluren wurden Kerzen angezündet, was die eindringende Kälte von außen aber nicht wirklich abhielt. Sill lief fröstelnd den Gang entlang zu ihrem Zimmer. Sie war nach dem Essen noch mal zur Obersten Schwester Jeanna gelaufen, um nach der Äbtissin zu fragen, doch auch dieses Mal wurde ihr keine Audienz gewährt. Sie fragte sich gerade, was dies zu bedeuten hatte, als sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihre Stirn legte und sie nach hinten drückte. Sill stolperte zurück und blickte überrascht nach oben zur Seite. Rain stand neben ihr und hielt seine Hand immernoch an ihrem Kopf. Er lächelte sie sanft an. Sill lächelte zurück, doch spürte sie eine unglaubliche Hitze in sich aufsteigen, was , da war sie sich sicher, auch in ihrem Gesicht zu sehen war. Lad das an seiner Berührung? "Tut mir Leid wegen dem ganzen Krach. Ich weiß ja, das alles ist schwer für dich zu ertragen. Ich...", Rain strubbelte über Sills Haar, sodass es in alle Richtungen abstand. Das Mädchen wehrte seine Hand ab, doch konnte sie ein Lachen nicht unterdrücken, und blickte ihm glücklich in die Augen. "Danke, Rain. Es ist schon gut. Und du, verzeih mir bitte auch. Ich war auch nicht besonders nett zu dir." Der Junge strich noch einmal über ihren Kopf. "Schon klar. Vergessen wir die Sache einfach," meinte er. Beide lachten zusammen. Es war eine schöne harmonische Atmoshäre eingetreten, dass jeden Groll der vergangenen Stunden verblassen ließ. Sill trat in ihr Zimmer und verschloss die Tür. Sie lehnte sich daran und atmete erst einmal tief durch. Ihr Herz pochte noch vor lauter Aufregung. *Wieso bin ich nur so... Warum ist mir so heiß und ich empfinde so ein unglaubliches Glück in seiner Nähe? Puuuh...* Sie strich sich über die roten Wangen, die so warm waren, dass man darauf Spiegelei hätte zubereiten können. Das Mädchen ging zu ihrem Bett, zog sich das Kleid, die Stiefel und die Mütze aus und legte sich unter die rote Wolldecke. Erst nach einer Weile beruhigte sich ihr Herz, sodass ihr Körper abkühlte und das Mädchen wieder zu frösteln begann. Sie zog die Decke noch höher bis unter das Kinn. Doch einschlafen konnte Sill nicht... In der Nacht hatte sich der Regen zu einem Sturm mit Gewitter entwickelt. Die Blitze erhellten die Gemäuer des Klosters in immer kürzeren Abständen. Sill zuckte unter dem Grollen des Gewitters zusammen. Sie hasste Unwetter schon seit sie denken konnte. Überhaupt konnte sie alles Laute nicht ausstehen und vor allem nicht Donner! Es grollte ein zweites und ein drittes Mal hintereinander. Das Mädchen verkrampfte sich unter der Decke. Sicher würde das Unwetter bald weiterziehen...Sill versuchte es zu ignorieren und einzuschlafen. Sie entspannte sich ein wenig, döste schon fast ein. KRAAACH Sill ließ vor Schreck einen kurzen Schrei los. Sie zitterte und hatte Tränen in die Augen bekommen. Sie wartete noch einige Augenblicke, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus und stand auf. Leise öffnete sie die Tür, schlich sich raus auf den Flur und klopfte an die Tür rechts. Ein müdes Stöhnen war die Antwort. Sill drückte die Tür auf. Rain hob sich leicht vom Bett hoch, und blickte sich verschlafen um. Da stand Sill! Fröstelnd, hielt ihr Nachthemd mit einer Hand am Zipfel, und schaute ihn schüchtern an. Ihre andere Hand hatte sie unsicher an die Lippen gelegt und ihre zarten Beine waren leicht geknickt. Das lange Haar glänzte von den wenigen Kerzen aus dem Flur. Rain zuckte kurz, starrte das Mädchen sprachlos an. *S-Sill...* Sie machte einen kurzen Schritt auf ihn zu, zupfte nochmal an ihrem Hemd, dem bereits schon ein Streifen Stoff fehlte. Rain wollte etwas sagen, doch brachte kein Wort heraus. Er schluckte. Das Mädchen trat einpaar Schritte zu ihm ans Bett. So verharrte sie erst einmal. "Sill...äh...was...", fing Rain perplex an, doch in dem Moment knallte es wieder so laut. Das Mädchen schreckte zusammen, fiel über Rains Hals und umschlang ihn mit beiden Armen. Der Junge legte seine Hände unsicher an ihren Rücken und strich sanft darüber. Sill bekam eine wohlige Gänsehaut. Er fragte sie, was Sill habe, doch das Mädchen miekte nur etwas Unverständliches und drückte sich näher an ihn. Ihr ganzer Körper bebte. "Rain...Da-darf ich...heute bei dir...äh...", fing sie an, doch auch wenn sie ihre Frage nicht beendete, hatte Rain sie schon verstanden. Still zog er sie mit und legte sich wieder unter die Decke. Das Mädchen lag in seinen Armen fest von ihm umarmt... Das Unwetter war bis zum Morgengrauen abgeklungen, sodass nur noch die letzten Tropfen an den wenigen noch hängenden Blättern der Bäume herunterperlten. Ein leichter Nebel hing noch über den Bergen und die Luft war frisch nach dem Regen. Die allmorgentliche Messe war beendet und die Nonnen verließen den Saal aus dem Südflügel. Svetlana ging den Gang entlang zur Treppe zum ersten Stock desgleichen Flügels, bog in den Ostpart ein, um die Gäste zum Frühstück aufzuwecken. Sie quälte der Gedanke, wie sie sich am Vortag mal wieder benommen hatte, gegenüber diesem jungen Mann namens Rain. Es ärgerte sie schon, wie wüst er sich über das Kloster ausgelassen hatte. Doch vielleicht war das alles auch einfach nur der unpassende Anfang gewesen und Svetlana hatte ihn auf falschem Fuß getroffen. *Macht nichts! Er ist sicher nicht so übel, wie er wirkt. Ich sollte mich einfach bei ihm für meine Wut entschuldigen und ihn von seiner besseren Seite kennenlernen. So! Am Besten gehe ich gleich zu ihm!* Mit neuem Mut klopfte Svetlana an seiner Tür und trat frohen Herzens zu ihm ein. "Guten Morgen! Aufwachen! Es gibt gleich Früh...", trellerte die Nonne, doch ihr Singsang erstarb, als sich Rain gähnend aufsetzte und hinter ihm, ebenso müde, Sill erschien. Svetlana starrte die beiden geschockt an. Sills Hemd war etwas aufgeknöpft, sodass ihre Brust hervorlugte. "Wa-wa-was macht Fräulein Sill hier bei Euch?" Rain bemerkte, dass es ein ungewohnter Anblick für die Schwester war. Sill stieg interessiert über seine Beine zu ihm. Da packte er das Mädchen bei der Schulter und zog sie ganz nah zu sich. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrer Haut und ein wohliger Schauer jagte durch ihren Körper. Der Junge zog sie noch näher an sich und senkte seinen Kopf zu ihr. Dabei wandte er seinen Blick keinen Augenblick weg vom erschütterten Gesicht der Nonne. Neckisch lächelte er sie an. "Was ist? Habt Ihr sowas noch nie gesehen, Schwester?", fragte er sarkastisch. Dabei näherte er seine Lippen immer mehr zu Sills, dass sie sich fast berührten. Sills Herz raste hörbar in ihrer Brust... "WAAAAAAAH!!! Von wegen gute Seite!!! Dieser Mistkerl!!!", donnerte es durch das ganze Kloster. Die frommen Nonnen im Hof zuckten erneut zusammen. Alle guten Vorsätze in den Wind geschlagen, stürzte sich Svetlana erneut auf Rain. Wieder stürmten drei Nonnen durch den Flur, in Rains Zimmer, packten die fuchtelnde Ordenschwester und schleiften sie weg... Mittlerweile hatte Sill den Eindruck, die wären eher die Schutzgarde statt nur normale Nonnen. Extra ausgebildet, um Svetlana in Schach zu halten...Rain lachte sich erstmal schlapp vom Anblick dieses Aktes. Er wandte seinen Kopf wieder zu Sill, doch auf einmal lag eine Hand längst auf seinem Gesicht. "Sill? Was machst du da...?", nuschelte er durch ihre Handfläche. "Du solltest endlich aufhören, Schwester Svetlana zu ärgern. Und...", fügte Sill hinzu, währrend sie vom Bett stieg, "mach dich nicht lustig über mich!" Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Rain blieb reglos sitzen. Er sah ihr beunruhigt nach. *Eh?* Schwester Jeanna saß im Scriptorium hinter einem massiven Eichentisch, als sich eines der schweren Türflügel öffnete und lauthallende Schritte die Stille im Saal durchbrachen. Eige Nonnen sahen verärgert auf, andere waren in ihren Arbeiten so vertieft, dass sie nicht merkten, dass ein junges Mädchen zwischen den Tischen durchlief, direkt zur Obersten Schwester. Diese blickte erst auf, als Sill schon direkt gegenüber von ihr stand. Die Alte blickte sie verwundert an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach Sill und ihre Stimme hallte im ganzen Raum. "Ich möchte zu der Äbtissin!" Alle starrten sie an. Das Mädchen spürte dutzende Augenpaare auf ihrem Rücken, doch sie blieb stark und sah die Schwester Jeanna weiter fest in die Augen. Die Nonne entgegnete dies einige Momente lang, dann stand sie auf und ging aus dem Scriptorium hinaus. Sill folgte ihr stumm. Die Nonnen sahen ihnen beim Durchqueren des Raumes nach. Beide traten zuerst in ihr Büro ein. Schwester Jeanna drehte sich zu ihr um und sah sie ernst an. Alle Wärme war aus ihr entwichen. "Darf ich fragen, wieso Ihr Euch das Recht nehmt, unsere ehrenwerte Äbtissin sprechen zu wollen?", fragte sie mit ernster Mine. Sie wirkte schon leicht verärgert. Sill blieb standhaft. "Verzeiht, ich fürchte, Ihr habt es bereits vergessen... Oder erkennt Ihr mich vielleicht einfach nicht mehr?", gab sie zurück. Die Alte blickte sie verwirrt an. Dann... "Prinzessin...?" Rain lief den Flur entlang. Er hatte Sill wohl schon im ganzen Kloster gesucht. Er wusste nicht wieso, aber das, was das Mädchen zu ihm gesagt hatte, beunruhigte ihn auf eine seltsame Art und Weise. Wie der Beginn zu einer größeren Sache. Plötzlich pralle etwas gegen seine linke Seite. Der Junge stolperte beiseite. Eine Tür hat sich geöffnet und Sill kam mit der Schwester Jeanna schnatternd heraus. Sill bemerkte im vorbeigehen Rains verdutztes Gesicht und lächelte begeistert. "Weißt du was, Rain? Vielleicht kann ich hier bleiben und du musst mich nicht mehr begleiten! Dann brauchst du mich nicht mehr zu beschützen!" Rain starrte sie an. *Was?* Sill lächelte ihn noch einmal an und verschwand mit der Nonne um eine Ecke. Der Weg zu der Äbtissin führte die zwei in den dritten Stock im Westflügel. Der Gang hier wurde selten betreten und lag in scheinbar ewiger Stille. Alte Schränke und Holztruhen standen an den Wänden, mit Kerzenhaltern abwechselnd. Die Nonne blieb vor einer Tür stehen, hinter der sich wohl eine Treppe in den Turm führte, der aus den Fenstern des Nordflügels zu sehen war. Das Kloster war in Form eines Kreuzes errichtet, mit einer dicken Mauer umschlossen. "Prinzessin, bitte wartet einen Augenblick hier", meinte die Alte und stieg alleine die Stufen hoch. Sill lehnte sich an die kalte Mauer und schloss die Augen. Doch kaum war eine Minute vergangen, rief Jeanna sie auch schon, hoch zu kommen. In den Gemächern der Äbtissin war es stickig warm. Die Herrin saß in ihrem Bett und sah erwartungsvoll auf das Mädchen. Sill trat verlegen näher. Sie war schon um die 80 Jahre alt und strahlte noch mal mehr Wärme und Güte aus, als Jeanna es schon tat. Als Kind empfand Sill die Äbtissin wie eine liebe Tante, da sie ihre Autorität als Klosterherrin noch nicht verstand. Nun war Sill 15 Jahre alt und das Gefühl von damals war einem nervösen Blick auf eine alte kranke Frau gewichen. Beinahe bereute Sill schon, um dieses Treffen gebeten zu haben. Ihr Verstand stockte, sodass sie alle tollen Worte, die sie sich auf dem Weg zurechtgelegt hatte, vergas. Ihr ganzer Körper war auf einmal wie gelähmt. Die Äbtissin lächelte das Kind an, winkte sie zu sich, worauf Sill ruckhaft zu ihr nähertrat, und umarmte sie. Sill blieb die Luft im Halse stecken. Mit zitternder Hand erwiderte sie die Begrüssung. "Meine kleine Sill! Wie lange ist das her? Ein Monat? Zwei vielleicht?", rief die Alte mit schwacher hoher Stimme. "Es sind sechs Jahre", korrigierte Sill keuchend. Die anfänglich befremdliche Atmosphäre hatte sich schnell verwandelt und Sill kam es vor, als wäre sie zu Gast bei ihrer Oma. Die nächste halbe Stunde verbrachten die Drei mit Schwälgen in alten Erinnerungen. Jeanna hatte es inzwischen geschafft, Tee und Kekse anzurichten, was die Situation umso beschaulicher machte. "Und was macht dein Vater so?", fragte die Äbtissin beiläufig zwischen zwei Schlücken Tee. Sill erstarrte. Sie hatte Mühe, ihre Tasse ruhig abzustellen. "Habt Ihr das noch nicht gehört? Die Königsfamilie ist... ist...",versuchte das Mädchen zu vermitteln, doch ihre Stimme brach. Tränen stiegen in ihre Augen. Die beiden Alten blickten sie an. "Sie sind tot...", sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Die Äbtissin blickte Sill stumm an. "Ist das der Grund, wieso du mich sprechen willst? Weil das Königsblut zu versiegen droht?" Das Mädchen nickte. "Und was möchtest du jetzt genau?", fragte die Klosterherrin. Sill überlegte und wug ihre Worte ab. Was wollte sie eigentlich? Hilfe, ja. Aber was eigentlich? Ihr fiel nichts ein. Da stand das Mädchen vor der Äbtissin des Klosters, das die wichtigste Stütze des Königshauses bildete, und wusste nicht was sie sagen sollte. Eine peinliche Stille trat ein. Die beiden Frauen sahen sie an und warteten auf eine Antwort. Doch die gab es nicht. *Habe ich versagt?*, war Sills einziger Gedanke. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ soa, endlich fertig! das kap hat sich gezogen wie'n kaugummi. tut mir sehr leid dafür! bemüh mich in zukunft etwas kürzer zu schreiben, damits nicht so anstrengend wird. *knuddel*_____________* Kapitel 8: Trennung? -------------------- ~Chronicle of the Earth~ und das nächste kap! viel vergnügen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 8~ Trennung? Sill stieg die Treppen hinunter in den ersten Stock. Ihr war ganz schlecht zumute, denn sie hatte es nicht geschafft, ihr Anbringen vorzutragen. Sie war enttäuscht. Enttäuscht über sich selbst, dass sie es nicht einmal fertig brachte, ihrem Vater gleich zu kommen und zu versuchen, ihrem Volk Schutz zu sichern. Sie wusste nun, was sie wollte, doch jetzt war es zu spät. Die Äbtissin hatte sich zur Ruhe gelegt und Sill gebeten noch einmal genauer darüber nach zu denken, was sie sagen mochte. Das Mädchen lehnte sich gegen das kalte Stein der Wand. Es tat gut, wenngleich die Kälte ihren Körper zittern ließ. *So hätte es nicht sein müssen. Ich hätte es doch besser machen können! Warum hab ich nichts gesagt, als ich endlich die Chance dazu hatte?! Ich Idiot! Ich hasse mich... Und Rain wird jetzt sicher auch alleine gehen. Ich hätte mich vorher vergewissern müssen, dass es gut läuft, bevor ich ihm das gesagt habe!* Sie erinnerte sich an das kurze Gespräch mit ihm, als sie mit Jeanna an ihm vorbeikamen. Das Mädchen stieß ihre linke Faust gegen den Stein. In ihr stieg eine Wut auf, dass sie es kaum ertragen konnte. Am liebsten hätte sie laut losgebrüllt, doch nicht einmal dafür hatte sie den Mut. Alles war aus... Sill schloss die Augen, um in Ruhe nachdenken zu können. Sollte sie zur Hauptstadt zurückkehren? *Aber da sind bestimmt noch Truppen von Safria!* Als sie so darüber nachdachte, wuchs in Sill erneut Wut heran. *Wenn die nicht gewesen wären, wäre das alles nie passiert! Nur wegen denen habe ich alles verloren! Wegen Safria!!!* Sie drückte ihre Faust noch stärker, sodass die Fingernägel schmerzhaft ins Fleisch schnitten. "Alles in Ordnung? Fräulein Sill?", sagte eine sanfte Stimme direkt vor ihr. Sill riss die Augen auf, und knallte mit dem Kopf vor Schreck volle Möhre gegen die Wand. Vor ihr stand Schwester Svetlana und blickte sie mit leichter Neugier an. "W-Was?!", fragte Sill übertrieben laut. Die Nonne lächelte sie an, wie sie es immer tat. "Ich habe den Eindruck, Ihr wäret bekümmert. Darf ich fragen, was es ist, dass Euch so zu schaffen macht?",gab die Nonne zurück. Sill rieb sich noch den Kopf. "Wisst Ihr, ich bin mit fünf Jahren hierher gekommen, weil meine Eltern mir ein geregeltes, sicheres Leben geben wollten. Das habe...", erzählte Svetlana, als die beiden Mädchen durch einen Hof langsam spazierten. *Ich weiß. Das hat Schwester Jeanna auch schon gesagt*, ging es Sill schmunzelnd durch den Kopf, doch sie wollte ihre Begleiterin nicht unterbrechen. "Ich habe das damals noch nicht verstanden, dass meine Eltern nur das Beste für mich wollten, und...", sie schwieg kurz. Sill schaute sie an. "ich habe meine Eltern gehasst. Für das, was sie mir antaten. Sie ließen mich allein." Sill schwieg betroffen. Die Eltern hassen? Geht das denn? "Heute kenne ich den Grund, wieso sie mich hierher brachten. Meine Familie ist arm und kann mich nicht versorgen. Irgendwie kann ich ihnen nachempfinden, aber verziehen habe ich es ihnen trotzdem noch nicht. Ich wollte nicht weg von Zuhause. Egal, wie schwer es auch sein würde, ich wollte da bleiben am Hof meiner Familie", endete die Nonne. Dann fügte sie noch grinsend hinzu: "Ganz schön egoistisch, was?" Doch Sill konnte nicht lachen. In ihr rührte sich ein Midleid für das Mädchen, das ebenfalls mit Gewalt von Zuhause fortgerissen wurde. Konnte sie dieses Leid denn aber nur empfinden, weil sie Ähnliches durchmachen musste? Hätte ihr die Geschichte sonst nichts anhaben können? "Und was, wenn Ihr einfach wieder nach Hause zurückkehrt?"; fragte Sill vorsichtig. Die Schwester lächelte sie traurig an. "So einfach ist das nicht; Als meine Eltern mich hierher brachten, habe ich gewütet, geschrien und furchtbare Dinge zu ihnen gesagt. Selbst, wenn ich jetzt einfach zu ihnen zurück gehe, ich könnte meinen Eltern nicht ins Gesicht schauen. Ich kann nicht nach Hause zurück." Beide schwiegen eine Weile. *Aber selbst, wenn es jetzt unmöglich erscheint, irgendwann wird die Zeit kommen, da genug Kraft da sein wird, um vor die Tür des Elternhauses zu treten. Und sie wird klopfen. Da bin ich mir sicher! Svetlana braucht nur ein bisschen mehr Zeit*, ging es Sill durch den Kopf. Auf einmal fühlte sich das Mädchen auch irgendwie stärker. Als wäre eine Wand aus Zweifel durchbrochen. Sie fühlte sich nun stark genug, um erneut um ein Gespräch mit der Äbtissin zu bitten. Doch, wie sollte sie es Rain klar machen, ohne ihn zu verletzen? Ein unangenehmer Schmerz breitete sich in ihrem Körper aus. Der Gedanke, Rain gegenüber zu treten, raubte ihr ihre ganze Kraft.In Wirklichkeit wollte Sill nicht weg von Rain! Das Mädchen schluckte bitter. "Fräulein Sill? Alles in Ordnung mit Euch?", mischte sich Schwester Svetlana ein. Sill lächelte matt. "Äh, ich musste nur gerade an meinen Begleiter denken, das ist alles...", gab Sill zurück. "Ach, Rain meint Ihr? So heißt er ja?", fragte die Nonne. Sie tippte sich kurz mit dem Zeigefinger an eine Wange. "Verzeiht, wenn ich das frage, aber eine Sache beschäftigt mich schon seit heute Morgen", fing Svetlana an. Sill schaute sie fragend an. "Also, als ich morgens zu ihm reinkam...Was habt Ihr bei ihm gemacht? Wieso wart Ihr...", eine peinliche Stille trat ein. Plötzlich prustete Sill vor Lachen los. Die Nonne wirkte überholt. "Ach, das! Habt Ihr etwa die ganze Zeit darüber nachgedacht? Das war nur, weil...", keuchte Sill zwischen ihren Lachanfällen. "Das war, weil ich mich vor dem Gewitter gefürchtet hatte und nicht allein sein wollte,"flüsterte sie Svetlana zu. Beide kicherten wie kleine Mädchen. "Achso...", antwortete die Schwester beruhigt. "Aber, was war dann, als Rain Euch, naja, k-küs...", die Nonne stotterte beim Wort 'küssen', als hätte sie es vorher noch nie gebraucht. Dabei lachte sie albern. Auch Sill konnte nicht still halten. "Er wollte Euch nur necken, das war nicht böse gemeint! Aber...das hat gesessen!", kicherte sie mit vorgehaltener Hand. "Ooh, das findet Ihr wohl lustig?!", schimpfte die Nonne, konnte aber ein Grinsen nicht unterbinden. Sie kehrten giggelnd in den Ostflügel zurück zum Gästehaus. Dort verabschiedeten sich kurz und jeder ging seines Weges. Sill bog um eine Ecke, als plötzlich eine Faust neben ihr an die Wand schlug. Das Mädchen zuckte sichtlich zusammen. Sie blickte hoch und sah direkt in die blassblauen Augen Rains. Der Junge stüzte sich mit beiden Armen vor Sill an die Wand und hatte sie somit eingegrenzt. Er wirkte offenbar verärgert. "Wo warst du?", fragte er ernst. Sill starrte ihn stumm an. Der Junge wiederholte seine Frage. "Äh, im Hof...?", versuchte sie zu antworten, doch Rain schnitt ihr das Wort ab. "Ich meine davor!", er wirkte ungeduldig. Sill sah ihn beunruhigt an. *Ich kann ihm nicht sagen, was ich bei der Äbtissin wollte. Was soll ich machen?!* Sill wurde es heiß. Ihr war, als müsste sie etwas Verbotenes erzählen, was ihr selbst schaden würde. Sie konnte Rain nicht in die Augen schauen. "Willst du mir etwas verheimlichen?", fragte er erneut. Sill schwieg. "Willst du mich...verlassen?" Das Mädchen schaute ihn an. Sie wollte etwas antworten, doch sein fester Blick in ihre Augen ließ sie erstummen. Sie konnte nichts sagen, doch wegsehen auch nicht. Sill war wie erstarrt unter den kalten Augen Rains. So verharrten die Beiden eine ganze Weile. "W-wäre es schlimm, wenn ich hier bleibe? Für dich?", versuchte Sill die Stille zu brechen. *Warum frage ich das überhaupt? Ich will Rain doch nicht verlassen, oder?* Doch sie empfand plötzlich eine Angst vor diesem Jungen, der sie an die Wand drängte und sie ausfragte. Es war, als hätte er sich verändert...*Oder ist das etwa sein wahres Gesicht?*, blitzte es durch Sills Kopf. "Ich will nicht, dass wir uns trennen, hast du verstanden? Ich will, dass du bei mir bleibst", gab Rain zurück. Er beugte sich zu ihr herunter. Sein Gesicht näherte sich dem ihren. Sie konnte seinen warmen Atem spüren, was ihr einen Schauer über den Rücken jagen ließ. Seine Lippen waren nun nicht mehr als einen Zentimeter von ihrem linken Ohr entfernt, und er flüsterte kaum hörbar. "Ich kann dich nicht alleine hier lassen. Ich will mit dir weiterreisen, weil...", doch ein Husten unterbrach ihn. Die Beiden blickten zur Seite und ein Stück weit vor ihnen stand Oberste Schwester Jeanna, die die Äbtissin stüzte. Rain ließ von Sill ab und sie lief sofort zur Herrin. Sie tauschten einige Worte aus und gingen einige Schritte am Jungen vorbei, damit er das darauffolgende Gespräch nicht mithören konnte. "Prinzessin, ich habe mir überlegt, was Ihr mir vielleicht hättet sagen wollen. Ihr wollt Schutz für das Volk, nicht wahr?", begann die Äbtissin. Ihre Stimme war schwach von der Anstrengung, hierher zu kommen. "I-ich wollte um die Unterstützung des Ordens bitten, falls mal ein Kampf...", stotterte das Mädchen, doch zu wissen, dass Rain in der Nähe war, gab ihr Kraft, weiter zu machen. "Einem Krieg können wir leider nicht beiwohnen, das verbietet unser Eid...", widersprach die Alte. Sill ließ enttäuscht die Schultern sinken. Sollte es etwa irgendwann sogar zum Krieg kommen? "Aber was auch passiert, Prinzessin, unser Orden sieht nur Euch als rechtmäßige Thronerbin, und gelobt Euch die ewige Treue", bestätigte die Äbtissin und drückte Sills Hand zum Beweis. Sie lächelte herzlich. Das Mädchen erwiderte das Lächeln. "Schwester Jeanna hat mir im übrigen erzählt, Ihr würdet gerne hier bleiben. Aber wer soll dann das Reich retten, frage ich mich? Ich denke, es wäre besser für Euch, Ihr würdet mit dem jungen Mann weitergehen." Dabei blickte die Herrin über Sill hinweg zu Rain, der ruhig an der Wand lehnte. Sill folgte ihrem Blick. Der Junge bemerkte, dass man ihn ansah und stellte sich sofort gerade hin. Sill musste unweigerlich lächeln. "Junger Herr, ich bitte Euch, dieses Mädchen mitzunehmen und weiterhin zu beschützen, dass sie sicher an ihr Ziel kommt. Versprecht Ihr mir das?", rief sie Rain zu, der nur still nickte. "Da fällt mir noch etwas ein", mischte sich Schwester Jeanna ein. Sie rief Svetlana zu sich, die gerade vorbeikam. "Du begleitest sie", war ihr kurzer, knapper Befehl. Sill klatschte glücklich die Hände zusammen. Svetlana und Rain sahen sich perplex an. Einige Augenblicke herrschte gespanntes Schweigen, dann... "Hä?!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ soa, das wars achte kap! etwas kürzer als das letzte, zum ausgleich. hoffe, ihr hinterlasst spuren. ^.^ man ließt sich! *alle flausch*________________* Kapitel 9: Streithähne ---------------------- ~Chronicle of the Earth~ wuhu! ^^ hier ist das neunte kap! ist diesmal ein übergangskap, also kommt nichts spannendes... lehnt euch einfach zurück und genießt die harmonie...muahaha! viel spaß beim lesen! ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 9~ Streithähne! "Oje, können wir das überhaupt alles tragen?", fragte Sill mit einem Blick auf den riesigen Sack über ihrer rechten Schulter. Rain blickte nur beiläufig zu ihr zurück. "Kein Problem. Wir haben ja die Pferde...", gab er sorglos zurück und schulterte seinen Sack ebenfalls. Die beiden drängten sich durch die Menschenmassen der Einkaufsmeile in Sankta Benedia. "Aber brauchen wir denn so viel? Das Essen reicht für mindestens eine Woche. Dazu haben wir noch ein paar Decken zum Schlafen und...", meinte Sill, doch Rain unterbrach sie einfach. "Hey, Nonne! Trödel nicht so rum!", rief er Svetlana zu, die das Schlusslicht bildete. Sie duselte vor sich hin, ohne auf die anderen zu achten. Die Worte der Schwester Jeanna hallten noch immer in ihrem Gedächnis. Die Alte hatte sie später noch einmal unter vier Augen gesprochen. Sie hatte darum gebeten, Sill unter allen Umständen zu unterstützen mit allen Mitteln, die Svetlana innewohnten. *Wenn ich mein Bestes gebe, ist das ein Grund für Schwester Jeanna, stolz auf mich zu sein. Das ist meine Chance, mich zu beweisen!* "Sag mal, bist du taub?!", rief Rain erneut zu ihr, diesmal genervt. "Wir müssen aus der Stadt raus, und zwar noch heute, wenn's genehm ist, Fräulein Furie!" *Mann, der nimmt kein Blatt vor den Mund*, ging es Svetlana durch den Kopf. Doch sie legte einen Zahn zu und hatte den Jungen schon bald eingeholt. Sill sah zu, wie die zwei sich angifteten. In Kathrona... General Jerion saß wie immer an seinem Tisch umgeben von seinen zwei Beratern. Offizier Abahret hatte ihm Bericht erstattet, wie die Lage zur Zeit aussah. Die Prinzessin war aus dem Lager geflüchtet und war seit sieben Tagen nicht mehr zu finden. Hauptmann Pendalf hätte zwar einem Bekannten, dem er die Aufgabe zutraue, die Prinzessin zu fangen, einen Boten geschickt, doch die Antwort würde dauern. Nachdenklich faltete der General das Pergament zusammen. Er hatte so einen Verdacht, wer der Bekannte von Pendalf sein könnte. Was ihn beunruhigte, war jedoch nicht, dass derjenige das Kind nicht finden könnte, sondern was er tun würde um sie zu kriegen. Jerion seufzte. Er legte die Botschaft zur Seite und die Fingerspitzen aneinander. Dann winkte er einen Diener zu sich. "ich bin es Leid, die ganze Zeit in einem Zelt zu kampieren. Am Rande der Stadt habe ich so einen schönen Palast bemerkt. Sorge dafür, dass er für mich frei steht. Ich denke, ich ziehe da solange ein, bis das hier in Esmara zu Ende ist. Verstanden?", überlegte er. Der Diener verbeugte sich und eilte dann hinaus, um seine Pflicht zu tun. Sein Berater, der Beamte, beugte sich zu seinem Herrn herunter. "Seid Ihr sicher, General? Das ist der Sommerpalast des Königs dieses Reiches. Das wäre doch...", flüsterte er, doch Jerion winkte ab. "Hast du etwa Angst, sein Geist könnte mich heimsuchen? Sei nicht albern!", scherzte er. "Nein, das natürlich nicht, aber die Entrüstung der Bürger wäre störend", argumentierte der Beamte. "Was soll schon passieren? Wenn das Volk einen Aufstand verursacht, werde ich dafür sorgen, dass die Unruhestifter schweigen. Ist doch ganz einfach!" Der Beamte richtete sich empört wieder auf. Auch der alte Offizier war über den Leichtsinn des jungen Kriegers besorgt. Ob das wirklich gut gehen konnte? "Willst du nicht lieber umkehren? Du kannst doch eh nichts machen!" "Ist ja auch nicht so, dass es mir Spaß macht, dich anzusehen! Aber was soll's. Es ist meine Aufgabe, Sill zu begleiten. Da werde ich dich auch schon noch aushalten!" "Welche Aufgabe denn? Die alte Nonne war doch nur darauf aus, dich los zuwerden. Ich war mir sicher, ein Jubel im Kloster gehört zu haben." "Das war, weil du endlich nicht mehr da warst!" "Ach, gib doch zu, dass du wusstest, dass dich dort niemand mochte." Das hättest du wohl gerne! Ich hab' mich immer gut mit den Anderen verstanden." "Ja, man sieht's..." Rain und Svetlana zankten sich nun schon seit drei Stunden, und sie schienen sich dabei auch noch sehr wohl zu fühlen. Sill lief genervt hinter ihnen her und versuchte, den Streit zu ignorieren, was ihr aber sichtlich schlecht gelang. Die Drei waren schon weit hinter der Stadt, ihre Säcke lagen auf den Rücken der Pferde festgebunden. "Hey, könnt ihr mal aufhören damit?", mischte sie sich nun endlich zwischen die beiden Streithähne. "Rain, du könntest ruhig etwas freundlicher zu Svetlana sein. Sie gehört doch jetzt zu uns!", ermahnte Sill den Jungen. Sie merkte nicht, wie süß es wirkte, dass das kleinste Mädchen zwischen zwei Älteren stand und einen Jungen belehrte. "Willst du dich also gegen mich stellen?", entgegnete Rain gespielt verärgert. "Aber du bist ja immer so gemein!", verteidigte sie sich. Der Junge machte einen bedrohlichen Schritt auf das Mädchen zu. Sie erschrick und flüchtete hinter Svetlanas Rücken wie ein verspieltes Tierjunges. Die Nonne blickte zuerst hinter sich zum Mädchen, dann zu Rain. Er stand da und lächelte sanft zu Sill. Es war bereits dunkel geworden. Der Herbst neigte sich langsam zum Winter und die warmen Decken würden in der eisigen Nacht ihren Dienst erweisen. Rain hatte am Rande des Waldes ein Lagerfeuer entfacht und die Drei grillten etwas Fleisch über den knisternden Flammen. Nach dem Essen legten sie sich zum Schlafen. Svetlana blickte zu beiden, die wie gewohnt beianander liegen wollten. "Sagt mal! Ihr seid doch nicht etwa zusammen?! Schlaft ihr miteinander?", fragte sie empört. Rain und Sill blickten sie an, dann sich gegenseitig. "N-nein, wie kommst du darauf?!" Wie auf Kommando rückten sie weg von einander. Rain lehnte sich mal wieder an einen Baum und Sill lag in Abstand auf dem Boden. Svetlana ruhte auf der anderen Seite des Lagerfeuers. Rains Bein pochte ein wenig, weil es am Tage zu sehr belastet worden war, und hinderte ihn nun am Schlaf. Er schaute runter zu Sill, die mit dem Gesicht zu ihm gewandt schlief. Er beobachtete ihr ruhiges Atmen, ihre Brust, die dabei auf und abwog... Der Junge beugte sich leise zu ihr und strich langsam mit einem Zeigefinger über ihre Lippen. Dieses Mädchen anzuschauen, beruhigte sein herz. Dann hatte er immer das Gefühl stark aber gleichzeitig auch schwach zu sein. Plötzlich gähnte Sill und ihre Zunge berührte kurz seine Fingerspitze. Rains Hand zuckte vor Überraschung. Dann nahm er das Mädchen hoch in die Arme. Er sah sie sich an. Sein Gesicht näherte sich ihrem. Ihre Lippen berührten sich fast... Jedoch wandte der Junge sich wieder ab. Er konnte nicht! Der Körper des Mädchens sank auf sein Schoß. Wäre es ein Fehler, Sill zu küssen...? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ das wars erst mal! XD hehehehe hoffe, ihr hinterlasst spuren! *knuddel*_________________* Kapitel 10: Rains Niederlage ---------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, allerseits! zum ersten kleinen jubiläum des zehnten kaps mal was ganz fieses! harr harr... viel spaß beim lesen! XD ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 10~ Rains Niederlage Dicke graue Wolken schoben sich vor der Sonne her, sodass ihre Lichtstrahlen kaum noch auf das Reich Esmara trafen. Die Natur hatte sich nun endgültig für die kommende Jahreszeit schlafengelegt. Die Laubbäume hatten ihre ganzen Blätter abgeworfen und standen kahl zwischen den dunkelgrünen, glänzenden Fichten und Tannen. An diesem Morgen waren die Wiesen und Wälder mit dem ersten silberglänzenden Reif bedeckt. Die Pferde schabten mit den Hufen ungeduldig auf dem gefrorenem Boden und aus ihren Nüstern kamen weiße Atemwolken. Rain, Sill und Svetlana packten die Decken, sowie den übriggebliebenen Proviant ein. Schon bald war die Gruppe wieder unterwegs gen Westen. Gegen Mittag erreichten sie die Grenze zwischen den Provinzen Senitrien und Hennta. In Senitrien lag die Hauptstadt Lohtendie, von wo auch Sill herkam. Dort wurden unter anderem Pferdezucht in angesehenen Gestüten betrieben, sowie in vielen Universitäten und Schulen Wissenschaft, Musik und Kunst gelehrt. Die Hennta-Region war etwas kleiner, doch berühmt für den regen Handel, der durch die vielen Manufakturen hier entstand, wie etwa den Stoffen und die edlen Schmiedekünste. Durch ein standhaftes, weitangelegtes Straßensystem konnten die verschiedenen Provinzen ihre Waren schnell und sicher in alle Teile des Landes transportieren. Sogar die entferntesten Städte wie das im Norden gelegene Tra Genta und die vielen Dörfer im Süden wurden regelmäßig beliefert, sodass kein Ort auf der Karte vergessen lag. Die Pferde trappten den Weg entlang. Als die Drei die Grenze überschritten, bemerkte Sill ein Schild auf dem stand: Willkommen in Hennta! Die Provinz der Gastlichkeit. Darüber war das Wappen des Königshauses eingebrannt. Ein aufrecht stehender Hirsch und ein Greif, die ein Schild in der Mitte stützten. Das Mädchen schaute einige Momente darauf, dann wandte sie sich widerwillig davon ab. "Die nächste Siedlung ist einen halben Tag Fußmarsch von hier entfernt. Ich glaube, es heißt Laubsend, oder so. Vielleicht können wir dort übernachten", fing Rain an. Es waren die ersten Worte, die er heute gesprochen hatte. Seit gestern Nacht quälte ihn der Gedanke, wie nah er Sill gekommen war. Durfte er überhaupt an so etwas denken? Jetzt, wo Safria jede Schwäche nutzen würde, um Sill zu bekommen. Sill hatte zwar nichts von letzter Nacht mitbekommen, doch sie spürte, dass Rain sich ihr gegenüber heute anders verhielt. Er blickte sie kaum an, ging auf Abstand und selbst mit Svetlana wollte er sich nicht zoffen. Das Mädchen betrachtete ihn nachdenklich von der Seite. Plötzlich stolperte Rain, wobei er sich noch am Zügel seines Pferdes festhalten konnte. Die beiden Mädchen blickten ihn an. Er fasste sich an sein verletztes Bein, um die Schmerzen beruhigen zu können. "Alles in Ordnung, Rain?", erkundigte sich Sill besorgt. Sein Verband war seit gestern nicht mehr gewechselt worden, und war teilweise mit Blut benetzt. Svetlana kam ebenfalls hinzu, um sich das mal näher anzusehen. "Oje, das sieht schlimm aus! Wieso sagst du denn nichts? Warte mal kurz, ich hole neuen Verband zum Wechseln!",meinte Svetlana und lief auch schon zu den Pferden, auf denen die Säcke mit den Vorräten lagen. Sill blieb bei Rain. Er sagte nichts, doch vermied jeden Augenkontakt mit ihr. Solange Svetlana aber noch beschäftigt war, das Verbandszeug in den unendlichen Tiefen der beiden Säcken zu finden, fasste Sill die Gelegenheit, mit Rain alleine zu sprechen. "Was hast du? Wieso sagst du nichts zu mir? Habe ich...vielleicht was falsch gemacht? Bist du wegen etwas böse auf mich? Rain?", versuchte sie mit ihm zu reden. Doch der Junge wandte sich ab von ihr. Sill machte ein gekränktes Gesicht; sie wollte gerade etwas erneut fragen, als Svetlana wieder zurückkam. Plötzlich war von weitem Hufgetrappel zu hören. Sill blickte auf. Eine Gruppe Reiter näherte sich von Hennta hierher. Rain wurde ebenfalls aufmerksam, doch bevor auch nur einer reagieren konnte, war schon wildes Geschrei zu hören. "Verdammt! Ich glaube, die wollen nichts Gutes!", fluchte Rain. Aber schon kesselten die Reiter Rain, Sill und Svetlana bereits ein. Es waren fünf junge Burschen, wenig älter als Rain. Sie stiegen von ihren Tieren ab, und blickten spöttisch auf die drei Freunde herunter. Der vermeintliche Anführer, wahrscheinlich ein Sohn aus gutem Hause, schaute sich um und grinste hämisch. Seine Kumpanen taten ihm alles gleich. Rain beobachtete stumm die Situation. "Hey! Du scheinst ja mächtig was her zu machen! Wie wär's! Gib uns dein Gepäck, und wir lassen dich weiterreisen", fing der Erste an. "Vergiss es", antwortete Rain nur mit ernstem Blick. "Hehe, dann gib mir die beiden Mädchen! Sind eigentlich sogar noch besser!", forderte der Anführer ohne den Spaß zu verlieren. Dabei zwinkerte er den anderen vier zu, die dann laut gröhlten. "Pff, mit denen wirst du kaum was anfangen können; die eine ist Nonne, wie du siehst. Und die andere noch fast ein Kind", gab Rain kühl zurück. Wenngleich war er sich bewusst, dass er sich damit nur weiter in die Sache reinritt. Der Chef verlor langsam seine Geduld. "Was glaubst du eigentlich, mit wem du redest! Ich bekomme immer, was ich will! Wenn du nicht sofort freiwillig rausrückst, dann nehme ich mir eben alles mit Gewalt!", rief er erbost. Er packte Sill grob am Arm, und die anderen griffen die Pferde mit dem Proviant an den Zügeln. Svetlana schrie vor Schreck auf, doch schon hatte Rain seine Schwertklinge an den Hals seines Gegners gesetzt. Seine Augen blitzten bedrohlich. "Lass die Kleine los", zischte er. Der Bursche grinste hinterhältig. Auf einmal stieß er das Mädchen hart gegen Rain. Er konnte sie gerade noch festhalten, doch im nächsten Moment wurde er zu Boden geschlagen. Sill wurde mitgerissen und landete neben ihm auf der Straße. Der Anführer der Gang wischte sich zufrieden über den Mund, dann holte er zu einem weiteren Schlag aus. Doch da stand plötzlich das kleine Mädchen vor ihm, mit ausgebreiteten Armen. "Hör sofort auf! Ich kann dieses Verhalten nicht länger dulden!", sagte sie mit fester Stimme. In ihr wuchs auf einmal eine Wut an, die ihr den Mut verlieh, sich alleine gegen die Feinde zu stellen. Zum ersten Mal war sie bereit, ihre Macht als Prinzessin zu nutzen. Alle starrten sie an. "Was? Wie kannst du es wagen, du kleine...", fing der Anführer an. "Ich befehle dir unverzüglich, hier abzuziehen. Ich bin die Prin...!", doch da erstarrte Sill. *Ich kann nicht! Ich kann nicht sagen, dass ich die Prinzessin bin!!!* Sie spürte die Blicke Rains und Svetlanas auf ihrem Rücken. Wenn sie sich jetzt verraten würde, wüssten die beiden auch Bescheid. Da merkte Silva Robin ori Esmara, dass sie sich nur hinter einer Lüge namens Sill versteckte. Die Prinzessin gab es nicht mehr, und mit ihr verschwand auch die Macht, diesen Streit beenden zu können. Wenn sie sich selbst beschützen wollte, konnte sie die anderen aber nicht mehr beschützen. Sie war machtlos! Da stand das Mädchen und brachte kein Wort mehr heraus. Sie war starr, denn sie konnte weder vorwärts gehen noch wieder zurück. "Sill! Verschwinde von hier!", rief Rain hinter ihr, denn der Anführer holte zu einem Schlag gegen Sill aus. Er packte sie von hinten und schubste sie Svetlana zu. "Nimm sie und lauf weg!", befahl er hart, doch schon traf ihn die Faust in den Magen. Er keuchte, und sank zu Boden. Die anderen Schläger kamen nun auch zu ihm und prügelten auf ihn ein. "Nein, Rain!!!",schrie Sill, aber Svetlana zog sie an der Hand weg. Sie liefen von der Straße herunter. Hinter ihnen waren die Schläge zu hören. In Sills Kopf hämmerte es. Plötzlich sah sie das Bild vor sich, als damals hinter ihr Dehra von den Soldaten ungebracht wurde. Und sie konnte nichts dagegen tun! Eine schmerzhafte Angst blitzte durch ihren ganzen Körper. Sill drehte sich abrupt um, sodass Svetlana ihre Hand aus dem Griff verlor. Das Mädchen stürmte zurück, ohne auf Svetlanas Rufe zu achten. Rain verteidigte sich mit seinem Schwert vor den Angriffen,dennoch war es sehr schlecht um ihn bestellt. Einer der Jungs stieß ihn ans verletzte Bein. Rain schrie vor Schmerz auf, und vergaß dabei seine Deckung. Sofort warfen ihn die Gegner zu Boden, sodass er ihren Schlägen und Tritten ausgeliefert war. Sill erreichte die Gruppe, zwängte sich zwischen den Burschen hindurch. "Aufhören!!!", schrie sie mit angsterfüllter Stimme und stürzte zu Rain, um ihn mit ihrem Körper vor den Angriffen zu schützen. "H-hör auf. Lass mich!", rief ihr Rain geschwächt zu, doch Sill ließ nicht locker. Sie erduldete jeden Schmerz. "Nein! Ich will nicht noch einen Freund verlieren! Du darfst nicht sterben!", schrie sie voller Tränen. Rain blickte sie unter Sills Armen an, die um seinen Kopf gelegt waren. Svetlana kam ebenfalls angerannt, packte Rains Schwert, das er verloren hatte und stellte sich schützend vor die beiden. "Kommt nicht näher, sonst...!", drohte sie. "Ha-hahahaha! Was will denn eine Nonne mit 'ner Waffe! Lass sie los, sonst schneidest du dich noch!", lachten die Burschen sie aus. Die Schwester zuckte. Natürlich durfte sie keine Waffe tragen, und niemanden verletzen. Denn sonst würde sie den Eid ihres Ordens brechen. Kein Lebewesen dieser Erde dürfe Schaden nehmen, und müsse vor desgleichen bewahrt werden. Svetlana lockerte unweigerlich ihren Griff. Doch darauf hatten die Schläger gewartet und stürmten sogleich auf sie. Svetlana kniff vor Schreck die Augen zu, ihre Hände machten jäh eine Bewegung. "Aaargh! Diese verdammte...! Sie hat mich getroffen!", schrie Einer auf, auf dessen Schulter sich eine dünne Blutlinie bildete. Svetlana stand wie erstarrt da. In ihren Augen spiegelte sich ihr Entsetzen wider. Sie hat jemanden verletzt! Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie einen Menschen verletzt! Ihre Hände zitterten. "Na warte, das wirst du bezahlen!", schon holten die Kumpanen des Getroffenen aus. Die Schwester zuckte zusammen. Plötzlich schnellte wie aus dem Nichts ein Pfeil hervor und traf genau vor dem Anführer auf den gefrorenen Boden auf und blieb dort stecken. Alle blickten in die Richtung, aus der der Pfeil kam. Da stand auf einmal ein Krieger mit seinem Bogen, und zielte erneut auf den Anführer. "Ver-dammt! Der schon wieder!", fluchte dieser. "Verschwinde, oder willst du diesmal getroffen werden!?", sagte der Krieger mit fester Stimme. Das hielt die Schläger nicht länger an diesem Ort. Sie kletterten auf ihre Pferde und hatten schon bald das Weite gesucht. Sill hatte sich von Rain erhoben und starrte nun den Fremden an. Auch Svetlana und Rain blickten ihn überrascht an. Wie konnte ein einzelner Mann eine ganze Gruppe Raudis so einfach in die Flucht schlagen? Wer war dieser Fremdling? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ soa, das war es bis jetzt! echt übel ausgefallen diesmal... armer rain! *patpat* aber das muss auch mal sein... finde ich. er ist ja schließlich auch kein superheld! XD hoffe wir lesen uns im nächsten kap! ^.^ *alleflauschel* _____________________* Kapitel 11: Der Stolz eines Mannes ---------------------------------- ~Chronicle of the Earth~ muuh! hi, ihr süßen! will auch gar nicht viel labbern... viel spaß beim lesen! XD ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 11~ Der Stolz eines Mannes Was war geschehen? Sill wusste es nicht mehr. Seit der fremde Krieger die fünf Schläger verjagt hatte, waren mehrere Stunden vergangen. Doch das Mädchen hatte diese Zeit wie in einem Traum übersprungen, und nun hörte sie das Rattern von Rädern auf dem gefrorenen Boden der Straße. Sie öffnete die Augen ein wenig. Neben ihr lag Rain; er schien fest zu schlafen. Sill reckte ihren Kopf ein wenig, um zu erkennen, wo sie sich befand. Sie und Rain lagen auf einem Pferdewagen, der mit Fellen verschiedenen Wilds beladen war. Ihre beiden Reittiere trappten mit dem Gepäck, angebunden am Wagen, mit. Das Mädchen blickte nach oben zum Fahrersitz. Dort saß Svetlana neben einem Mann. *Das muss er sein, der uns gerrettet hat!*, ging es Sill durch den Kopf, *aber wieso nimmt er uns mit?* Wie auf Kommando drehte sich die Nonne um. "Sill? Du bist aufgewacht? Hab keine Angst mehr, es ist alles in Ordnung. Wir sind gleich in Laubsend", sagte sie. Doch wirkte sie irgendwie gar nicht so, als wäre alles in Ordnung. Sie lächelte mitleid-erregend und drehte sich wieder nach vorne. Der Wagen bog in eine Seitenstraße ein, die in den, scheinbar endlos durch das Land ziehenden, Wald führte. Sill blickte zu Rain, dessen Gesicht direkt vor ihr lag. Er hatte an mehreren Stellen blutige Wunden, Kratzer und blaue Beulen. Sie berührte vorsichtig mit ihren Fingern seine Wange. Es tat weh, ihn so anzusehen. Sie drehte sich auf den Rücken. Erst jetzt bemerkte Sill, dass sie und Rain mit Fellen und Pelzen eingedeckt waren, die die beiden warm hielten. Das Mädchen betrachtete den grauen wolkenbehangenen Himmel, der scharf vom Kontrast der dunklen Spitzen der riesigen Tannen geschnitten wurde. Erste dicke Schneeflocken wirbelten vereinzelt durch die Luft und trafen auf das Gesicht des Mädchens. Sie fühlten sich eisig kalt an. Wie konnte es nur so weit kommen, dass ihre Freunde und sie in solch eine Lage gefahren waren? Früher dachte Sill, im Land ihres Vaters wären alle glücklich und es gäbe keine Gewalt und kein Verbrechen. Doch nun hatte sie die Wahrheit erfahren. Und es tat weh... Der Weg mündete in eine große Lichtung. Zu den Seiten standen Häuser aus Holz, die, wie Sill bemerkte, mit den Nachbarsgebäuden durch Rundgänge verbunden waren. Das Dorf war wie ein riesiges Netzwerk von Gängen und Heimstätten, wo jeder Bürger mit den anderen verbunden war.Teils waren die Häuser an den Stämmen der Bäume angebaut, wurden mit Stelzen gestützt, sodass man nur mittels Treppen hinaufgelangte. Einige Häuser standen sogar so weit oben in den Ästen der Tannen, dass man sie durch Hängebrücken miteinander verband. Kleine Märkte in den Mitten der Gebäudekomplexe versorgten die Bewohner von Laubsend mit Nahrung, Stoffen und sonstigen Bedürfnissen. Einige große Bauten standen jedoch getrennt vom Rest. Sie waren wohl für bestimmte Ämter gedacht oder waren für sonstige wichtige Zwecke errichtet worden. Sill kam gar nicht mehr raus aus dem Staunen heraus; so eine Art von Baustil hatte sie ihr Leben noch nicht gesehen. Die Architektur war nicht zu vergleichen mit der in Lohtendie oder Bostef. Der Pferdewagen machte vor einem hochragenden Bau Halt,dessen viele Räume eine gigantische Eiche emporkletterten. Einige Passanten warfen neugierige Blicke auf die ungewöhnliche Fracht auf dem Wagen. Svetlana und der junge Mann stiegen aus und traten durch die elegant geschwungenen Flügel des Eingangs. Sill schaute etwas verwirrt nach und war sich nicht sicher, was sie von der ganzen Situation halten sollte. Außerdem wurde es ihr von Moment zu Moment doch immer peinlicher von fremden Leuten angeglotzt zu werden, als hätte sie grüne Haut und Fühler auf der Stirn. Endlich, nach qualvollen Minuten des Wartens kamen die Nonne und der Fremde wieder raus. Hinter ihnen tauchten zwei Männer mit einer Trage auf. *Hä? Was wollen die?*, Sill starrte sie verdutzt an. "Das sind Pfleger. Sie bringen euch erst einmal in das Gästehaus hier, Sill", beantwortete Svetlana die offensichtliche Frage auf Sills Gesicht. Und schon hoben die beiden Männer Rain auf die Trage und trappten mit ihm ins Gebäude. Sill lief ihnen nach, doch da packte sie jemand von hinten am Arm. Eine junge Frau, die wohl auch als Pflegerin dienstlich war. "Du kommst mit mir, junges Fräulein. Auch du musst behandelt werden", sagte sie freundlich und bugsierte Sill mit sanfter Gewalt in eine andere Richtung. *A-aber ich will zu Rain!* "Den jungen Mann kannst du später besuchen. Er muss jetzt erst einmal behandelt werden", meinte die Frau streng. Die beiden gingen einen Flur entlang, dann eine Treppe hoch und wieder einen Gang. Dann schloss die Pflegerin eine Tür auf, in dessen Raum die zwei eintraten. Das Zimmer war nicht besonders groß, doch heimelig eingerichtet und das große Fenster führte den Blick direkt über den Haupt-markt von Laubsend. "Setz dich bitte mal auf den Stuhl. Ich muss deine Wunden behandeln", die Frau zog eine kleine Truhe aus einem Schrank, die voll mit Medizin und Verbandszeug beladen war. Sill ließ sich vor sie nieder. "Wie kann ich Euch nur danken! Ihr hast uns alle gerettet!", plapperte Svetlana auf den hilfsbereiten Fremden ein. Der schien aber nur milde an der Dankesrede interessiert zu sein, und wandte sich einfach ab. Sein Job war getan, sodass er sich seinem vollbeladenen Wagen draußen vor dem Eingang wieder widmete. Die Nonne lief ihm nach, ohne zu merken, dass der junge Mann ihr längst nicht mehr zuhörte. "Wartet! Bevor Ihr geht, bitte...", rief ihm Svetlana noch nach. Er drehte sich um. "Bitte verratet mir wenigstens euren Namen!" "Habe ich ihn noch nicht genannt?" "Nein, ich fürchte nicht", meinte die Schwester. Der Krieger sah sie an mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen. Seine langen, bis zum Rücken reichenden Haare jedoch hatten die Farbe von Elfenbein. "Ich heiße Eilif", antwortete er und setzte dann seinen Weg über den Markt fort. *Eilif...*, wiederholte Svetlana seinen Namen in Gedanken. "Äh, eine Frage noch!", Svetlana lief ihm nach, bis sie ihn atemringend am anderen Ende des Platzes doch noch einholte. Der junge Mann machte einen Eindruck, als würde ihm die häufige Kommunikation sichtlich etwas ausmachen. Er schwieg lieber, statt in sinnlosem Gerede seine Zeit zu verplämpern. Die Schwester spürte seinen Unbehagen, doch diese eine Frage brannte ihr schon auf der Zunge, als sie vor etwa einer viertel Stunde in Laubsend angekommen waren. Und sie kannte niemanden außer Eilif, dem sie die Frage hätte stellen können. "Bitte, sag mir... Wo ist eure Glaubensstätte?" Eilf blickte sie an. Ohne weiteres zeigte er mit dem linken Zeigefinger Richtung Norden. "Die kleine Kapelle auf dem Hügel." Es hatte bereits gedämmert, sodass das Dorf Laubsend wie von einem samtenen schwarzen Tuch überdeckt in der Stille des Waldes stand. Der Schnee vom Vormittag bedeckte nur in einer dünnen weißen Schicht die Dächer und die dichten grünen Äste der Tannen. Im Gästehaus standen in den Fluren alle paar Meter eine brennende Öllampe und erhellte in ihrem warmen Licht die hölzernen Wände und die Tierfelle, die darauf angenagelt waren. Sill lief den Gang entlang zum Zimmer, wo Rain untergebracht sein sollte. Die Pflegerin hatte zwar ausdrücklich um Ruhe für den Patienten gebeten, doch soweit hatte Sill nicht mehr zugehört. Sie war schon auf und davon, noch bevor die Pflegerin ihren Satz beenden konnte. Rain lag im Erdgeschoss im Ostflügel. Das Mädchen, vorher noch ganz aufgeregt den Weg entlangeilend, wurde plötzlich von einer Nervosität überfallen, die sich bei jedem Schritt steigerte. In ihr kroch eine Angst hoch, davor, was sich ihr für ein Anblick bieten würde, nachdem Rain doch von fünf Älteren verprügelt worden war. Welche Wunden er ertragen musste, weil Sill sich nicht getraut hatte, sich als Prinzessin zu erkennen geben. Das Mädchen schlich sich leise zur Tür, hinter der Rain liegen sollte. Leise drückte sie die Tür auf. Das Zimmer lag im Dunkeln, nur eine Ölfunzel bildete einen hellen Kreis. Das Licht erleuchtete die weißen Laken und... sein Gesicht! Die Wunden waren hinter Verbänden versteckt, doch der Anblick war wie ein Schlag in den Magen. Sill hatte schon erwartet, Rain so vorzufinden, doch es bereitete ihr doch mehr Mühe, den Schmerz über diesen Anblick zu verkraften. Ihr ganzer Körper verkrampfte schmerzhaft. Sie lehnte sich unwillkürlich zurück an die Wand des Flures. Unweigerlich rannen ihr die ersten heißen Tränen über das Gesicht. So stand Sill an das Holz gelehnt und weinte still bittere Tränen. Der Schmerz lähmte ihren ganzen Körper wie eine unendlich wiegende Last. *Warum? Warum kann ich meine Freunde nicht beschützen?* In Sill wuchs eine Wut gegen sich selbst an, ein unglaublicher Hass wie sie ihn noch nie zuvor verspürt hatte. *Wegen dieser Lüge lasse ich Rain fast sterben! Es ist so unerträglich geworden! Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr! Wenn ich nur mehr Kraft hätte...! Ich will stärker werden! STÄRKER!!!* Plötzlich bewegte sich etwas neben ihr aus der Dunkelheit. Das Mädchen erschrak. Aus dem Schatten heraus trat Eilif. Sill starrte ihn überrascht an, da sie niemanden hier erwartet hatte. Instinktiv drehte sie sich von ihm ab, um ihre Tränen zu verbergen. Ihr war es peinlich, sich so vor fremden Leuten zu zeigen. "Das heute Mittag war sehr dumm von dir. Dich vor Anriel und seinen Freunden zu stellen. Dumm, aber auch sehr mutig", sprach Eilif in gedämpftem Ton. Sill blickte ihn über die Schulter an, doch er erwiderte nicht. *Der Anführer heißt also Anriel?* Im Zimmer regte sich etwas. Sill hörte Rain aufwachen und stürmte sofort zu ihm. Der Junge setzte sich im Bett auf und musterte erst einmal die unbekannte Umgebung. Dann bemerkte er Sill, wie sie vor ihm kniete. "Sill..." "Ja, Rain! Ich bin hier...", obwohl Sill überglücklich war, Rain wiederzusehen, brach ihr die Stimme und eine neue Welle von Tränen kam heraus. Sie legte ihre Hand auf seine. Doch auf eimal zog er seine weg. Seine Miene verdüsterte sich und in seinem Gesicht spiegelte sich ein unterdrückter Zorn wider. *Aber?*, Sill sah ihn ratlos an. "Du hättest dich nicht einmischen dürfen. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen, klar?", sagte er schließlich in grobem Ton. Sill verstand nicht. Hatte sie einen Fehler gemacht? Sie hatte versucht, ihn vor den Angriffen von Anriel zu schützen; war das etwa falsch? "Du hättest mit der Nonne fliehen sollen!" "Aber...ich bin doch extra zurück gekommen zu dir...", versuchte sich das Mädchen zu rechtfertigen. Ihr war, als hätten sich auf einmal alle gegen sie gestellt, und sie würde gegen eine leere Wand schreien. "Was soll das?! Ich konnte dich doch nicht alleine lassen! Ich weiß, dass ich nicht besonders viel tun kann, aber lass mich nicht noch mal einen Freund verlieren! Das kannst du nicht von mir verlangen, dass ich dich alleine lasse!!!", warf Sill aufgebracht an Rain, wobei sie mit jedem Wort lauter wurde. Niemand antwortete. "Darum geht es nicht", brachte auf einmal Eilif die Stille. Rain und Sill blickten verwundert zu ihm, der sich zuvor im Schweigen geübt hatte. "Die Idee von dir, deinen Freund zu beschützen, in allen Ehren. Aber das will ein Mann nicht." Sill sah Eilif verständnisslos an. *Was, will Rain etwa keine Hilfe von mir?* "Ist er denn so schwach, dass dein Freund sich hinter einem jungen Mädchen verstecken muss?" "N-nein! Rain ist stark! Sehr stark! Er hat mich schon oft gerettet...!", sprudelte es aus Sill. Eilif nickte zustimmend. "Wenn Rain also so stark ist, wollte er sich dann von einem Mädchen beschützen wollen?" "Aber wenn ich nicht gekommen wäre, wer weiß, was ihm dann noch passiert wäre!", entgegnete das Mädchen aufgebracht. "Lieber wäre ich gestorben, als mir so eine Demütigung anzutun!", mischte sich nun auch Rain wieder ein. Sill starrte ihn an. Sie sträubte sich mit dem ganzen Körper dagegen, dies zu verstehen. "Genau das ist es, was sich kein Mann nehmen lässt- den Stolz eines Mannes!" Sill schwieg. Nicht nur, dass sie zu schwach war, ihn zu beschützen, nun schien es sogar so, dass sie nicht das Recht hätte, Rain vor Unheil zu bewahren. War etwa der ganze Schmerz der vergangenen Stunden umsonst? *Nein!!!* "Es mag zwar sein, dass ich dich gekränkt habe, Rain. Aber ich bereue es nicht! Dein Leben ist mir wichtiger, als dein Stolz. Also sag nicht, es ist für dich andersrum. Die Prellungen und Wunden habe ich mir nicht zugezogen, um jetzt darüber zu klagen. Ich bereue nicht, dass ich dich beschützt habe! Für mich ist es selbstverständlich, Freunden zu helfen. Und du bist Einer! Stolz hat nicht das geringste damit zu tun!", rief Sill. Die beiden jungen Männer sahen das Mädchen stumm an. Sie hatte ihren Standpunkt überaus deutlich gezeigt, und stand nun aufrecht und entschlossen vor dem Bett. Rain hatte sie noch nie in diesem Aufschwung erlebt und musste sich dabei erwischen, wie er diesem ungestümen Geschöpf Respekt und Bewunderung entgegenbrachte. *Seit ich sie das erste Mal traf, hat sich die Kleine ziemlich gemausert*, musste er sich eingestehen. Auch Eilif schien beeindruckt von dieser Rede. "Nun gut, scheint so, als hat sich das erledigt", sagte schließlich Eilif und wandte sich zum Gehen. "Dann lass ich dich jetzt auch in Ruhe schlafen, ja? Ich komme morgen wieder", stimmte Sill zu. Doch bevor sie sich in Gang setzen konnte, packte Rain sie an der Hand. Der junge Mann war inzwischen aus dem Zimmer gegangen, sodass die Beiden ganz alleine unter sich waren. Das Mädchen schaute Rain verwundert an. Der zog sie langsam zu sich, sodass sie sich aufs Bett setzen musste, um ihm nahe zu sein. "Haben sie sehr wehgetan? Die Schläge?", Rain blickte ihr fest in die Augen. Sill sah wie gebannt zurück, denn seine blassen, blau-grauen Augen zogen sie einfach immer wieder an wie Magnete. Es erzeugte ihn ihr ein Kribbeln, dass sich unbeschreiblich schön anfühlte. Und jetzt, im Halbdunkel, wo sich der schwache Schein der Öllampe in ihnen reflektierte und ein geheimnissvolles Glimmen erzeugte, da war das Gefühl bis ins Unerträgliche gestiegen. Die Magie des Augenblicks legte sich wie eine warme Decke über sie. Und unter ihr schien die Zeit still zu stehen. Rain und Sill schauten sich an und schienen dennoch mehr auszutauschen, als nur Blicke. In diesem Moment hätte sie nichts auf der Welt auseinanderbringen können... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ tadaa! hier kommt eilif! ich werde mal demnächst versuchen, sein charactering aufzustellen. das kap hat sich über fast eine woche hingezogen und raubte mir fast die nerven. aber jetzt ists ja fertig ^^ hoffe ihr hinterlasst spuren XD oh, und ich hab ne neue ff! werewolf! hohoho... Kapitel 12: Wut --------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, allerseits! will auch keine großen reden schwingen, viel spaß beim lesen! ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12~ Wut Die Sonne stand schon lange am klaren blauen Himmel und strahlte durch die weißen Gardinen. Sill regte sich. Seit gestern Abend bei Rain hatte sie die halbe Nacht kein Auge zubekommen. Erst jetzt, wo sie langsam wach wurde, spürte sie die winterliche Kälte. Ihre Hand tastete nach der komisch verdrehten Decke und schlug sie sich über, um in der dunklen Wärme noch ein paar Minuten länger dösen zu können. Doch daraus wurde nichts. Es klopfte an der Tür und die Stimme der Pflegerin drang hinein. "Bist du wach? Darf ich reinkommen?" Sill stöhnte zur Antwort, was die junge Frau als 'ja' intepretierte und die Tür aufdrückte. "Ich bringe das Mittagessen, weil du das Frühstück bereits verpasst hast. Also bleibe nicht zu lange im Bett, ja?" Die Pflegerin stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch, riss den Stoff der Gardinen beiseite, sodass das Zimmer vollends von Licht erfüllt wurde und verließ den Raum wieder. Erst nach einigen Minuten steckte Sill einen struppeligen Kopf aus der Decke. Fröstelnd stieg sie aus dem Bett und zog sich schnell das Kleid über den Kopf. Auf dem Tisch standen ein Teller mit etwas Wildfleisch und Röstkartoffeln. Zudem gab es noch eine Schale mit eingelegtem Gemüse von den Feldern außerhalb des Waldes. Sill kostete etwas davon. *Hmm, das ist lecker.* Also verputzte sie auch gleich den Rest. Nach dem Essen trat sie auf den kleinen Balkon, der in einer Nische der großen Eiche lag. Der Ausblick war herrlich! Unter dem strahlenden Himmel war das Leben in Laubsend in vollem Gange. Überall liefen Menschen umher. Auf dem Großen Markt herrschte geschäftiges Treiben. Alle paar Minuten kamen neue Wagen aus dem Wald zurück ins Dorf oder verließen ebendies. In Lohtendie war zwar auch immer viel los, aber hier spürte Sill eine Lebendigkeit, die sich von der in der Hauptstadt auf irgendeine besondere Weise unterschied. Sill lehnte sich an die kalte Brüstung des Balkons und atmete tief durch. Die frische klare Luft tat gut. Alles war in glitzernder weißer Pracht bedeckt. *Was Rain wohl gerade macht?* Noch bevor Sill sein Zimmer erreicht hatte, war schon ein Tumult zu hören. Zwei Pflegerinnen hielten Rain fest, damit er nicht aufstehen konnte. "Junger Herr, du darfst dich noch nicht bewegen! Hörst du? Es ist doch noch viel zu früh!" "Lasst mich los! Ich will hier endlich weg! Hey!" "Aber deine Wunden sind noch nicht verheilt!" "Da ist doch gar nichts!" Sill schaute vom Flur her zu. *Irgendwie kommt mir das bekannt vor*, sie schmunzelte. Rain hasste es, sich nicht bewegen zu dürfen. Dann wurde er ungeduldig und nörgelte. Auf dem Weg nach Sankta Benedia hatte Sill sich zwar selbst darüber aufgeregt, aber jetzt konnte sie einfach nur darüber lächeln. *Rain ist doch einfach süß! Wie ein kleiner Junge.* "Bist du etwa nicht brav?", sagte sie scherzhaft, währrend sie an sein Bett kam. Rain blickte sie an und sofort ließ seine Anspannung nach. Die beiden Pflegerinnen gingen verärgert hinaus. "Solange du noch nicht wieder in Form bist, solltest du im Bett bleiben und dich nicht unnötig strapazieren. Das ist doch zum Besten für uns alle." Rain erwiderte nichts. Seit dem letzten Mal hatte er Sills Wutausbrüche noch gut im Gedächnis. "Aber mir ist langweilig...", maulte er. Das Mädchen lächelte milde. Sie schlang ihre zarten Arme um seinen Hals und legte ihre Stirn an seine. "Ich bin so froh, dass du das noch sagen kannst." Beide hatten ihre Augen geschlossen und genossen diesen gemeinsamen Augenblick. "Werde schnell wieder gesund, ja?" Eingemümmelt in dickem Pelzmantel, dass ihr von einer Pflegerin geliehen wurde, lief Sill zwischen den Buden des Marktes. Überall standen dickbauchige riesige Fässer mit allerlei eingelegtem Gemüse. Geräucherte Fleischstreifen hingen in Bündeln von den Leinwänden der aufgestellten Stände. Bei anderen Verkäufern gab es verschiedene Stoffe, sowie Wildleder zu kaufen. Manche boten auch verschiedene Werkzeuge aus Knochen an. Salz und Gewürze wurden in anderen Städten gekauft und waren deshalb zu höheren Preisen angelegt. *Wahrscheinlich kommt das Salz aus der Minenstadt Howns Depes. Die müsste auch gar nicht soweit weg sein von hier*, ging es Sill durch den Kopf. Die Stadt lag am Gebirge Edlon, das sich quer durch das ganze Land zog und sich im Norden mit den Bergen des Hollons kreuzte. Es gab sehr viele Siedlungen am Edlon, wie zum Beispiel Elrostand und Gohlindas, die dort verschiedene Metalle abbauten. Sill war noch nie da gewesen, aber ihr Vater brachte ihr mal ein Glockenspiel aus Gohlindas mit, da es berühmt war für den edlen Glockenbau. Zudem entsprang vom Berg Rusean der Fluß Neande und bot in seinem Lauf noch vielen weiteren Städten die Möglichkeit für erfolgreiche Manufakturen. Farnel Tierra transportierte Steinblöcke für den Hausbau über das ganze Esmara. Weiter abwärts stellte Onielle Glas aus Sand her und am See Lias lag Konsterna mit ihren prächtigen Häfen und den drei Schiffswerften. Wenn Sill so darüber nachdachte, war das Land ihrer Ahnen wirklich umwerfend. Kein Wunder, dass Safria ein Auge darauf geworfen hatte und nun versuchte das Geheimnis des Erfolges zu ergründen. *Also jetzt würde ich auch gerne mal wissen, wie das meine Vorfahren hingekriegt haben, so ein Reich aufzubauen. So viel ich weiß, war Einestos I, der Begründer, als er in den 'Stein der ewigen Zeit' seine Fahne schlug und zu seinen Gevolksleuten rief: "Sogleich das Wappen meiner Familie auf diesem Smaragd steht, werden auch wir uns mit der Erde verbrüdern!" Seit diesem Tag sind nun mehr als 4000 Jahre vergangen. Seither haben alle seine Söhne um dieses Land gekämpft, bis es die 88-fache Größe erreichte. Aber wofür eigentlich...?* Ganz in Gedanken versunken, hatte Sill vollkommen vergessen, ein paar Süßigkeiten für Rain zu kaufen, die ihm vielleicht hätten die Stimmung heben können. Auch war sie, ohne es zu merken, vom Markt rausgelaufen und fast von einem Pferdewagen überrollt worden. Die Tiere wieherten aufgebracht, sodass der Fahrer sie mit Rufen beruhigen musste. "Ogott! Es tut mir Leid! Entschuldigung, entschuldigung!!!", stammelte das Mädchen mit hektischen Verbeugungen. Doch als niemand antwortete, hob sie dan Kopf und schaute auf den Fahrer. "Eilif!" Der junge Mann schaute wenig begeistert zu ihr herunter. *Kein Wunder, mit den Problemen, die ich ihm bereite...* "Wie geht es dir heute?", fragte er anstandshalber. "G-gut...", gab Sill ebenso höflich zurück. Auf einmal fiel ihr auf, dass sie Svetlana schon ziemlich lange nicht mehr gesehen hatte und blickte sich instinktiv nach allen Seiten. "Wenn du die Nonne suchst, die ist in der Kleinen Kapelle", meinte Eilif, als hätte er Sills Gedanken gelesen. Das Mädchen schluckte, sie dachte kurz nach und dann: "Die ganze Zeit?! Seit gestern?!", rief sie so laut aus, dass der halbe Platz mithören konnte. Eilif nickte verärgert. Für ihn war das Mädchen definitiv zu laut... "Hier ist kein passender Ort für Gespräche. Komm, steig auf", wies er sie auf. "Aber, wieso?", fragte Sill ratlos. Doch im nächsten Moment bemerkte sie in allen Richtungen kichernde und tuschelnde Mädchen. *W-was ist...?*, sie neigte sich verunsichert ab. "Deswegen will ich von hier weg...", sagte Eilif kaum hörbar. Sill ließ sich neben ihn auf die Fahrerbank nieder und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. "Was war denn mit denen los?", wollte Sill wissen, währrend sie noch über die Schulter zurückblickte. Der Junge seufzte leicht genervt. "Die benehmen sich alle so aufgedreht, wenn sie mich sehen. Die schauen nur auf mein Äußeres. Das nervt. Ich will das nicht mehr...", gab er zurück. Sill schaute ihn an. *Na, wenn er es sogar schon weiß...* "Eilif, sag mal. Wer waren eigentlich die Typen von gestern? Wie hieß noch mal ihr Anführer?", erkundigte sich Sill. "Du meinst Anriel? Er ist Sohn eines reichen Besitzers von mehreren Gewerkschaften aus dem nächsten Dorf. Anriel langweilt sich, deswegen scharrt er Seinesgleichen um sich, um auf den Straßen rumzurandalieren. Sein Vater kann auch nichts dagegen tun. Die Reisenden sind schon ganz verängstigt und das schädigt unser Geschäft." "Deswegen schießt du auf sie und haltest sie im Zaun", verstand Sill allmählich. Der Wagen ratterte quer durch Laubsend, wo Eilif hin und wieder abstieg, um verschiedenen Lederverarbeitungswerken Pelze und Häute abzuliefern. Als Jäger war er nämlich dafür zuständig, die vielen Werkstätten mit Wild zu versorgen. Er besaß zudem einen sehr langen Bogen, mit dem er bereits gestern sein beeindruckendes Schützentalent darlegte und dass er immer mit sich führte. *Laubsend lebt vor allem durch die Jagd im Wald...*, begriff Sill, *und Eilif steht bei allen Betrieben an der Spitze...* "Eigentlich ist das alles halb so schlimm. Aber Anriels Leute schrecken nicht einmal vor roher Gewalt zurück. Sie haben schon mehrere Passanten ernsthaft verletzt und ihre Waren geraubt", erzählte der Junge weiter, währrend er zurück auf den Wagen stieg. *Kriminelle! Das sind ja richtige Verbrecher! In Vaters Land!* Sills Kopf sank erschrocken. In ihr regte sich ein Gefühl, dass sie nur sehr selten verspürte. Am liebsten würde sie diesen Anriel eine verpassen, dass ihm Hören und Sehen verginge. Ihre Hände auf dem Schoß bildeten sich zu Fäusten. *Wenn ich den erwische...* Eilif blickte sie von der Seite an. "Wolltest du nicht die Nonne sehen? Komm, ich bin eh gleich fertig. Dann bring ich dich hoch zur Kleinen Kapelle." Sill schaute ihn an. *Wie nett er in Wirklichkeit ist. Das habe ich anfangs noch gar nicht bemerkt...* Das Mädchen lächelte zum Dank zurück. Die Kapelle stand ziemlich windschief am Rande eines Hügels und drohte jeden Augenblich auseinander zu fallen. Dennoch strahlte sie immernoch etwas von ihrer einstigen stolzen Pracht aus. *Ein unnachgiebiges Stück!*, ging es Sill durch den Kopf. Beide standen vor ihr und das Mädchen betrachtete ehrfürchtig das alte Bauwerk. Die Steinwände waren von Efeu überwuchert, der Platz drumherum verwildert, da anscheinend lange keiner mehr darauf geachtet hatte, doch aus dem Rossettenfenster drang ein schwacher Schein heraus. *Svetlana! Das muss sie sein!* Sill öffnete die alten Flügel des Eingangs und lief hinein. Da, auf den Stufen zum Alter saß Svetlana, umringt von vielen verwachsten Kerzen um sie herum, die in warmem Licht glühten und betete unaufhörlich. Sill rannte zu ihr, fasste die Nonne um ihre Schultern. "Svetlana!" Die Schwester drehte sich langsam zu ihr um. Sie war müde, geschwächt, doch ihre kalten Hände waren immer noch zum Gebet geschlossen. "S-sill...Wie geht es dir?", fragte sie mit schwacher Stimme. "Das sollte ich dich fragen! Hast du etwa die ganze Zeit hier gesessen?! Du bist ja halb erfroren...!", rief Sill aufgebracht. "I-ich, ich habe was Schreckliches getan! Bitte verzeih mir! Es tut mir so Leid...!", brach die Schwester auf einmal in Tränen aus. Sill legte ihr ihren Mantel über und nahm sie tröstend in die Arme. *Was meint sie?* "Komm erst mal wieder zurück ins Gästehaus. Du brauchst dringend Verpflegung und...", forderte Sill ihre Freundin zum Aufstehen auf. Eilif wartete draußen auf die beiden Mädchen, als er plötzlich auf etwas aufmerksam wurde. Von der gegenüberliegenden Seite des Hügels kam wildes Stimmengewirr hoch. Auch Sill und Svetlana bemerkten die Aufruhr, als sie gerade zu Eilif hinzu traten. "Wer ist da?", fragte Sill an Eilif gewandt. Doch der junge Mann sagte nichts, stattdessen richtete er seinen Bogen angriffsbereit in jene Richtung. Doch schon sehr bald sollte das Mädchen ihre Antwort erhalten. Mit lautem Gelächter tauchten Anriel und seine Freunde auf Pferden auf. An den Satteln waren brennende Fackeln befestigt. "Wen haben wir denn da?", bemerkte Anriel Sill und ihre Gefährten. "Was wollt ihr hier?!", rief Eilif ihm entgegen, ohne auch nur eine Sekunde die Spitze seines Pfeiles von ihm abzuwenden. "Hey, hey! Nur keine Panik. Wir wollen uns hier nur ein bisschen...", Anriel schaute seine Kumpels vielsagend an, "amüsieren!" Alle lachten. Eilifs Augen verengten sich. "Das ist nicht der richtige Ort für Parties! Also verschwindet von hier!" Anriel sah Eilif zuerst ausdruckslos an, dann verzerrte sich sein Gesicht zu einem unheilvollen, gemeinen Grinsen. Sill spürte, dass er etwas Schreckliches plante. Und das bestätigte sich auch sogleich. Ihr Blick weitete sich, als Anriels Hand zu der Fackel an seinem Tier griff. *Was hat er vor...?* "Wisst ihr, ich habe mir gedacht, diese alte Bruchbude hier...", wies er mit einer Handbewegung zur Kleinen Kapelle hin, "die ist schon so alt und verlassen, dass ich es zu meiner Aufgabe gemacht habe...", spielte er mitleidig, doch plötzlich änderte sich sein Ausdruck erneut zu einem bösartigem Blitzen "die Kapelle in neuem Licht erstrahlen zu lassen!" Sein Griff lockerte und die brennende Fackel viel zu Boden. Sofort fing das trockene Gras Feuer und breitete sich rasch auf dem Hügel aus. "NEIN! Die Kapelle!!!", schrie Svetlana voller Angst auf. Eilif starrte wie gebannt auf das Bauwerk, das immer mehr von hochzüngelnden Flammen umschlossen wurde. Die Pferde wieherten vor lauter Panik und flohen vom Hügel. Anriel lachte wie ein Wahnsinniger. Er war krank! Doch für seine Freunde hörte der Spaß da auf. "Hey Anriel! Lass uns verschwinden! Kommt Leute! Nur weg hier!" "Was habt ihr denn alle? Ist das denn nicht ein schönes Feuer?" Doch plötzlich wurde er von einem spitzen blitzenden Gegenstand attackiert. Sill hatte vor blinder Wut den kleinen Dolch aus Eilifs Gürtel gerissen und Anriel angegriffen. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit Waffen, doch das wurde durch ihre Flinkheit wett gemacht. Anriel konnte gerade noch so ausweichen. "Hey, hey! Immer mit der Ruhe, Kleine!" Doch Sill hörte nicht. Sowohl seine dummen Bemerkungen, als auch die Rufe von Svetlana und Eilif. In ihrem Innern brannte ein Zorn, der sie kaltblütig auf diesen Verbrecher losgehen ließ. Auch schon deswegen, weil er am Vortag Rain fast zu Tode geprügelt hatte und für die Leute, die seinetwegen leiden mussten. Der Dolch schwirrte nur so knapp an ihm vorbei. Das Mädchen drängte den jungen Mann mit solch einer unerwarteten Wucht zurück, wie es keiner erwartet hatte. Auch Eilif starrte irgendwann einfach nur gebannt zu, ohne dazwischen zu gehen. "Wie kannst du es wagen...!!!", war alles, was sie rausbekam. "Was denn?! Wie ich sehe, ist heute gar nicht der Schwächling da, der sich feige hinter dir verkochen hat...!" Das war genug! Sill stürzte mit Anriel zu Boden, und die Klinge verfehlte nur knapp seinen Hals. "Jetzt will ich dir eines mal verraten", zischte sie so leise, sodass nur Anriel sie hören konnte. "Ich habe Beziehungen, die dich ganz schnell hinter Gitter bringen können. Auch wenn ich beim ersten Mal nichts gesagt habe, tun kann ich es trotzdem. Wenn ich will, kann ich dich auch hinrichten lassen!" Anriel blickte sie erschrocken an. Er war sich nicht sicher, ob dieses Mädchen nur blöffte oder vielleicht doch so mächtig war, wie sie tat. Doch auch wenn Sill zurzeit nicht die Möglichkeit hatte ihre Drohungen wahr zu machen, so war sie dennoch dazu bereit. Normalerweise war sie davon abgeneigt ihre Macht für Selbstzwecke oder aus Willkür zu missbrauchen, doch diesmal war ihr das egal. Und das machte sie in diesem Moment so gefährlich und unberrechenbar. Am liebsten würde sie diesen Mistkerl selbst zur Strecke bringen. Auch das spiegelte sich in ihren Augen wieder. "He-hey! Tut mir Leid! Ich machs wieder gut! Aber bitte... Tu mir nichts!", verfiel Anriel in Furcht. Ob das Mädchen aber tatsächlich zurücktreten würde? "Wieso sollte ich dich verschonen?! Hatten die Reisenden eine Chance, hä?! Hatte mein Freund eine Chance?!?!?!" Ihre Hand erhob sich zum Schlag... "SILL!" Ihre Hand stoppte mitten in der Bewegung. Jemand hielt sie fest. Das Mädchen fuhr herum. Hinter ihr standen Svetlana und Eilif. Die Nonne hatte Sill ergriffen und der junge Mann zielte mit seinem Pfeil auf den verängstigten Anriel. Beide sahen sie beunruhigt an. Hätte Sill tatsächlich einen Menschen verletzt...? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ yoah! ^^ hoffe, das kap gefällt euch. hat etwas gedauert bis es fertig wurde, aber ich bin recht zufrieden damit. die stadt 'howns depes' wird übrigens englisch ausgesprochen, also 'hons dieps' ^^ also dann, bis zum nächsten kap! *alle knuddel*______________* Kapitel 13: Die Verlobte ------------------------ ~Chronicle of the Earth~ yam! XD hi, allerseits! und viel spaß mitm nächsten kap! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 13~ Die Verlobte "Was ?! Sill hat diesen Typen da angegriffen?" Rain starrte ungläubig die Nonne und Eilif an, dann sah er zum Mädchen, das schuldbewusst den Kopf gesenkt, am Rand seines Bettes saß. "Ist das wahr, Sill?" Doch sie antwortete nicht. Die ernsten Gesichtszüge des Jungen wurden sanft und er blickte warm auf seine kleine Freundin. "Warst du wütend? Aber es ist kein Zeichen der Stärke, wenn du nur aus Wut auf jemanden losgehst. Auch wenn er es verdient hätte." Das Mädchen schlang stumm ihre Arme um seinen Hals und legte ihr Gesicht an seine Brust. Tröstend strich Rain über ihren Hinterkopf. Seine Finger berührten ihre samtenen hellbeigen Haare und ließen Sill eine angenehme Gänsehaut spüren. "Und was wurde aus der Kapelle? Ist sie abgebrannt?", fragte er weiter nach. "Nein, das Feuer wurde zum Glück rechtzeitig bemerkt und gelöscht", erklärte Svetlana. "Und dieser Anriel?" "Der wird demnächst vors Gericht gehen", meinte Eilif. "Das geht aber zurzeit gar nicht. Das Gericht kann nur bestehen, wenn die königliche Familie besteht", mischte sich Sill wieder ein. Eilif blickte sie an. "Und?" "Das ist ja das Problem. Hast du etwa nichts davon erfahren, was vor fast einem Monat passiert ist?", fragte Rain den jungen Jäger. Der schüttelte verneinend den Kopf. Auch Svetlana schien jetzt interressiert. "Also, die königliche Familie wurde ausgelöscht!" Dabei spürte Rain ein Zucken Sills bei diesen Worten. Sie grub ihr Gesicht tiefer in sein Hemd. Alle anderen sahen ihn wie gebannt an. "Wie kam es dazu?", war nach einer Pause schließlich Eilifs Frage. "Anscheinend gab es einen Angriff von seiten Safrias. Sie wollen vielleicht dieses Land erobern." "Und was habt ihr damit zu tun?", wollte die Nonne erfahren. Sill durchströmte plötzlich eine Welle der Hitze. Sie konnte doch nicht verraten, dass sie die Prinzessin war und sich auf der Flucht befand. "Sill kommt aus der Hauptstadt und hat ihre ganze Familie verloren. Ich begleite sie nur", erklärte Rain wahrheitsgetreu. Niemand bemerkte, dass sie hinter der Tür zu Rains Zimmer belauscht wurden. "Aber wohin begleitest du sie?" "Das spielt keine Rolle. Wir können nur nicht lange an einem Ort bleiben. Ich denke, wir werden schon bald weiterziehen. Mir wäre es übrigens sehr lieb, wenn die Nonne hierbleiben würde..." "Nichts da! Ihr könnt jede Hilfe gebrauchen! Und außerdem hab ich versprochen, Sill zu beschützen!", rief Svetlana aufgebracht. "Ich komme auf jeden Fall mit!" "Dann werde ich euch auch begleiten", entschied Eilif. Alle starrten ihn an. Gerade wollte Rain etwas dazu sagen, als auf einmal eine laute Mädchenstimme ertönte. "NEIN! Das lass ich nicht zu!", in der Tür stand ein junges Mädchen und wirkte sehr verärgert. Sie hatte dunkelbraunes Haar, welches sie an den Kopfseiten eingerollt trug, und ebenso braune dunkle Augen, die sie sehr hübsch wirken ließen. Zudem trug sie ein traditionelles Kleid in vielen verschiedenen Farben, die aber gut zusammen passten und wo vor allem Rot vorherrschte. "Ihr könnt meinen Eilif nicht mitnehmen! Das dürft ihr nicht!" *Wer ist das?*, ging es Sill automatisch durch den Kopf, als sie sich von Rain umdrehte und dieses unbekannte Mädchen betrachtete. "Ihr...", wollte sie gerade erneut ansetzen, als Eilif ihr plötzlich das Wort abschnitt. "Es reicht! Wir reden später!" Das war das Zeichen für sie zu gehen und sie schaute Eilif gekränkt an. Doch es blieb ihr nichts weiteres übrig, seiem Befehl Folge zu leisten. "Wer war das?", hakte Sill sofort nach. "Meine Verlobte." Sill und Svetlana schauten ihn sprachlos an. *Häää? Eilif ist ver-verlobt?!* "Aber wieso bist du denn so streng zu ihr?", fragte die Schwester leicht entrüstet. "Ich habe den Eindruck, dass sie dich doch sehr gerne hat. Und du...", versuchte Sill den jungen Mann einzubläuen. Doch darauf verließ Eilif plötzlich den Raum. Die drei schauten ihm ratlos nach. *Was war denn mit ihm?*, blitzte es dem Mädchen durch den Kopf. Schließlich wurde auch Svetlana von einer Pflegerin gerufen, um sich untersuchen zu lassen. So blieben Sill und Rain allein zurück. "Rain, ist es schlimm für dich, dass ich gekämpft habe?", fragte Sill auf einmal. Ohne sie anzusehen, lächelte der Junge nur. "Sagen wir mal so. Für ein Mädchen gehört sich nicht, Gewalt anzuwenden. Besonders nicht für jemanden wie dich", erklärte er. Sill blickte ihn fragend an. "Versprich mir eins: Kämpfe nie wieder!", dabei kam sein Gesicht ihrem so nah, dass sie sich fast berührten. Das Mädchen wurde automatisch rot wie eine Tomate und bekam kein Wort heraus. "Es wird langesam Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg machen. Ich denke, morgen könnten wir wieder losziehen. Sagst du das auch der Nonne?" Sill nickte, wenn auch etwas verärgert darüber, dass Rain die Schwester nicht bei ihrem Namen nannte. Es war bereits später Abend und im Gasthaus kehrte Nachtruhe ein, als Sill auf der Suche nach Svetlanas Zimmer durch die Gänge streifte. Plötzlich hielt sie inne. Hinter der nächsten Ecke waren Stimmen zu hören. Sill lugte heimlich auf die Personen. *Das sind ja Eilif und dieses Mädchen!* Sill drehte sich schnell weg, um ja nicht gesehen zu werden. *Was mach ich jetzt? Sie einfach beim Gespräch stören? Dann wissen sie aber, dass ich gelauscht habe. Oje, oje!* Ratlos blieb Sill an ihrer Stelle stehen. "Aber Eilif! Wieso willst du denn auf einmal mit diesen Leuten mitgehen?! Bitte, bleibe hier! Ich liebe dich doch!", flehte das Mädchen. "Keare, lass den Unsinn. Nur weil deine Eltern dich mit mir verlobt haben, tust du so glücklich. Das ist doch alles nur Fassade!" "Das stimmt nicht! Eilif!" Sill stand im Halbdunkel. Nur das Fenster gegenüber warf blaue Lichtstreifen schräg über ihren Körper. Inzwischen war ihr egal, dass sie unerlaubterweise lauschte. Sie verfolgte stumm den Streit der beiden. Eilif lehnte an einer Fensterbank mit dem Rücken zu Keare gewandt. "Verrate mir wenigstens, wer dann diese Leute sind? Es geht doch um das linke Mädchen da! Wer ist die? Was hast du mit ihr zu schaffen? Boah, wenn ich die erwische...!" Bamm, bamm, bamm! *'Link'? 'Mit ihr zu schaffen'? 'Die erwische'?* Alles Mitleid, dass Sill bisher für Keare empfunden hatte, war wie weggeweht. "Hey, was fällt dir ein?!", tauchte Sill plötzlich hinter ihrer Ecke auf. Dass sie sich eigentlich versteckt halten wollte, hatte sie völlig vergessen. Eilif starrte sie an. Keare starrte sie an. Sill starrte zurück. *Ups!* "N-neiiiin!!!", schreiend rannte Keare davon. *Was ist...?*, Sill wollte sie gerade noch aufhalten, als Eilif seine Hand auf ihre Schulter legte. *Lass sie. Die beruhigt sich schon wieder." Sill sah ihn an, sagte jedoch nichts. Beide standen eine Weile so da und niemand sagte etwas. "Ähm, ach was ich noch sagen sollte ist, morgen brechen wir auf. Also..." Eilif nickte zustimmend. Er machte sich langsam auf zu gehen, als Sill plötzlich noch sagte: "Diese Keare, du glaubst, sie tut nur so, als würde sie dich lieben." Der Junge blieb stehen. "Aber was hälst du eigentlich von ihr?" Er schwieg. Sill konnte erkennen, dass er in Gedanken über eine Antwort nachdachte. "Sie ist für mich genauso wie alle anderen Mädchen hier." "Ah..." Obwohl Sill dies schon geahnt hatte, konnte sie nicht umhin, als ein wenig enttäuscht zu sein. *Arme Keare. So werden ihre Gefühle niemals wahrgenommen werden.* Doch dann fiel ihr etwas ein. Dafür musste sie jedoch zugeben, dass sie vorhin gelauscht hatte. Konnte sie sich selbst so ins Fleisch schneiden? Doch hier ging es nicht um sie, sondern um Eilif und Keare! "Aber, wenn du so wenig für sie empfindest, warum hast du dann überhaupt der Verlobung zugestimmt?", konfrontierte Sill Eilif. Eilif sah sie an. Und das Mädchen erwiderte seinen Blick trotzig. "Pff, wieso sollte ich dir das verraten?", Eilif wandte sich von ihr ab und ging. "Du kannst dich davor nicht flüchten! Hörst du? Morgen ist es vielleicht schon zu spät! Also...", doch weiter kam Sill nicht. Hatte etwa außgerechnet sie das Recht zu sagen, man solle ehrlich sein? *Nein, inzwischen hat mich der Fluch der Lüge schon so zerfressen, dass ich nicht mehr von Wahrheit reden kann. Welch Ironie! Den Schutz, den ich mir auferlegt habe, zerstört mich nun von innen...* Es war früh am Morgen, die Dunkelheit der Nacht war am Verblassen und die ersten Sonnenstrahlen ließen den Himmel im Osten zartrosa erstrahlen. Viele Leute waren gekommen, um beim Einpacken zu helfen oder um eine gute Reise zu wünschen. Ein bestgelaunter Rain und eine verschlafene Svetlana legten ihren Pferden gerade das Geschirr an, als Sill gerade ankam und auch Eilif schon näherrückte. Hinter ihm erkannte Sill Keare, die ziemlich mitgenommen aussah. Sill und Eilif begrüßten sich und als Keare dran war, fing sich Sill nur eine saftige Portion Mörderblicke ein. Lächelnd erwiderte sie dies. "Sind wir dann fertig? Können wir gehen?", versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen. Doch auf einmal zog Keare Sill beiseite. "Ähm, also... Ich weiß ja wirklich nicht, was du mit Eilif zu schaffen hast, vielleicht hast du ihn auch dazu gezwungen, oder ihn erpresst, oder ihn bedroht, aber da er jetzt in deiner Gewalt ist, bitte...*, Keare blickte Sill flehentlich mit Hundeblick an. *Nicht zu fassen, dass so ein süßes Mädchen solche Vorstellungen hat! Denkt sie etwa, ich sei ein Verbrecher oder was?*, musste Sill unwillkürlich denken. "Bitte pass auf, dass ihm nichts geschieht!" Sill lächelte sie sanft an. "Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?" Keare nickte schüchtern. "Dann wird alles gut werden", sagte Sill und legte ihre Hände beruhigend auf Keares Schultern. Das Mädchen nickte, dann sah sie Sill an. "Und du bist wirklich nicht von der Mafia?" Sill glotzte sie an. *Mafia???* "Hey, ihr beiden Labertaschen! Sill, komm jetzt!", rief Rain. " Jaha!", antwortete das Mädchen. Sie lief zurück zur Gruppe und Rain half ihr aufs Pferd. Sie warf noch einen letzten Blick zu Keare, die zum Abschied winkte, den mächtigen Bäumen, die auf ihren dicken Zweigen Häuser trugen und auf die Kleine Kapelle auf dem Hügel, bevor der Wald ihr die Sicht nahm. Rain und Svetlana versetzten sich in einen leidenschaftlichen Streit um die Größe der Nüstern ihrer Pferde. Eilif würdigte seine Umgebung keines Blickes und ritt stolz voran, währrend Sill sich mental auf die neue Reise vorbereitete. Was würde noch alles geschehen? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ endlich fertig! mein WordPad hatte irgendwann sone komische einstellung gehabt, dass bei einigen buchstabentasten nur noch die unteren zeichen /zahlen erschienen statt die buchstaben selbst. deswegen hats im großen und ganzen länger gedauert... außerdem fiel mir nix ein! Xd aber jetzt ists kap ja fertig! hoffe es gefällt euch und es ist nicht zu langatmig. keare erinnert mich persönlich ein bisschen an kagura aus fruits basket. süßes mädchen, aber etwas radikal XD *knuddel*_____________* Kapitel 14: Freuden... ---------------------- ~Chronicle of the Earth~ frohe ostern meine häschen! X3 wünsche euch viel spaß mit dem neuen kap, also los gehts! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 14~ Freuden... Gallopierend jagte Rains Pferd durch die engen Straßen von Kamastia. "Mist! Die sind immernoch hinter uns her",fluchte der Junge. "Das sind doch Soldaten aus Safria! Was wollen die?!", rief Sill, die zum Schutz vor den Pfeilen vor ihm im Sattel saß. "Na, sicher nicht freundlich 'Guten Tag' sagen! Die habens auf dich abgesehen!", gab Rain angespannt zurück. *So werde ich die bestimmt nicht los! Solange sie wissen, dass Sill bei mir ist, geben sie nicht auf. Ich muss sie aus der Gefahr wegbringen!* Rain riss sein Pferd bei den Zügeln herum und ritt in eine düstere Seitengasse rein. Seit Eilif zu Sills Gruppe dazugestoßen war, waren nun mehr als vier Tage vergangen. Eigentlich hatten die Freunde erhofft, ein Zimmer in einem Gästehaus zu bekommen, doch noch bevor sie überhaupt so weit gekommen waren, hefteten sich mehrere Soldaten an Sill, um vielleicht die auf sie ausgesetzten Belohnung zu gewinnen. Inzwischen war die Summe von 500 Arkaden auf 700 vom Obersten Offizier Abahret erhöht worden. Rain hatte das Mädchen dann kurzerhand mit aufs Pferd genommen, um die Geldgierigen abzuhängen. Kaum dachten Rain und Sill, ihre Verfolger seien abgehenkt und das Reittier wurde schnaubend langsamer, als einer der Männer plötzlich hinter der nächsten Ecke auftauchte und sofort lauthals die Verfolgung wieder aufnahm. "Rain, pass auf! Hinter dir!", bemerkte Sill. "Verdammt!", erneut trieb der Junge sein Pferd an. "Sill! Mir bleibt nichts anderes übrig, als dich abzusetzen und die Heinis hinter uns von dir wegzulocken!" "W-was?!", Sill sah ihn erschrocken an. Rain bog erneut in eine Seitenstraße ein, so dass er ein wenig Vorsprung gewann. Dann hob er Sill aus dem Sattel und stellte sie an einer Haustür ab. "Sobald ich die Soldaten abgehängt habe, hol ich dich hier ab. Also beweg dich nicht von der Stelle, verstanden?", erklärte Rain ihr. Sill nickte, wobei ihr etwas bange war bei dieser Idee. Ihre Hände lösten sich voneinander und Rain stürmte davon. Sill sah sich in der fremden Umgebung um. Sie befand sich in einem Viertel, der, abgesehen davon, dass es sehr verlassen wirkte, von vielen knatschbunten, üppig dekorierten Fassaden gesäumt wurde. Plötzlich ging hinter ihr die Tür auf und einige Männer traten hinaus, währrend ein Bediensteter ihnen die Tür aufhielt und katzenfreundlich zu einem weiteren Besuch einlud. Sill stolperte beiseite. Auf einmal bemerkte der Diener das Mädchen. "Na, wen haben wir denn da? Suchst du Arbeit, Kleines? Ich hätte da was für dich", grinste er Sill an, wobei seine Augen frech über ihren Körper wanderten. Sie schluckte. Noch bevor sie sich dagegen hätte wehren können, schnappte der Mann sie plötzlich und legte ihr eine Hand auf den Mund. "Mhmm! Nein! Halt...!" Währrendessen lieferte sich Rain eine wilde Verfolgungsjagd kreuz und quer durch halb Kamastia, bis ihn die Soldaten schließlich ganz verloren hatten. Stattdessen traf er wieder auf Svetlana und Eilif, die aufgeregt auf ihn zu ritten. "Wo ist Sill?", wollte die Nonne sofort wissen. "ich habe sie versteckt, bis die Verfolgung zu Ende ist. Ich werde sie dann jetzt wieder abholen", erklärte Rain. Zu dritt ritten sie den Weg zurück, wo er Sill abgestellt hatte. "Hä?! Wo ist sie? Ich habe sie doch genau hier zurück gelassen!", rief Rain aus. Sie standen alle an der Stelle, wo Sill hätte sein sollen und Rain durchsuchte jeden Pflasterstein, jede Ecke und Kante. "Sie ist weg! Was hast du mit ihr gemacht?!", fuhr ihn Svetlana an. "Nichts! Ich hab ihr doch gesagt, sie soll sich nicht vom Fleck rühren!", bellte der Junge zurück. Währrend sich die beiden wieder in die Wolle kriegten, schaute sich Eilif die Gegend an. Die Straßen waren mit vielen roten Lampen behongen, an jeder Ecke stand ein großes Haus, dessen wenige Fenster mit samtenen Gardinen zugehängt waren. "Rain", wandte er sich an seinen Mitstreiter. Der jedoch achtete nicht darauf. "Rain!!!" "Was ist?", fragte er gereizt. "Hast du nicht darauf geachtet, vor welchem Haus du Sill abgestellt hast?" "Nein, wieso?" "Weil wir hier in einem Freudenviertel sind!" Rain und Svetlana starrten ihn an. "Du hast Sill vor den Türen eines Bordells abgestellt!" Sill schluckte. Sie saß auf einem großen weichen Bett in einem Zimmer, das voll mit samtenen Stoffen in Magenta und Violette behangen war. Sie selbst trug ein grünes dünnes Kleid mit einem viel zu großen Ausschnitt und einen Rock, der an beiden Seiten Schlitze hatte. Zudem trug das Mädchen haufenweise Schmuck und schichtenweise Schminke. Sobald der Türsteher sie ins Innere des 'Palast der Lüste- Rougetesse' gebracht und sie der Madame vorgestellt hatte, brachte man sie von einem Zimmer ins nächste, wo sie in die neue Tracht gekleidet wurde. Sill hatte sich zwar unter alledem wild mit Schlägen und Tritten gewehrt und ihnen lauthals erklärt, dass man das nicht mit ihr machen könne, doch genützt hatte das herzlich wenig. Und nun saß sie da in einem der vielen Vergnügungsräume und wartete auf den ersten Besucher. *Ich muss hier unbedingt so schnell wie möglich raus, sonst machen sich Rain und die anderen noch Sorgen!* Sie bemerkte ein Fenster hinter sich. *Vielleicht könnte ich da raus kommen!* "Ich versichere Euch, edler Herr, sie ist ganz neu hier und ein echter Wildfang! Ihr werdet viel Spaß mit ihr haben", versicherte händereibend ein Bediensteter seinem Kunden, als sie beide gerade ins Zimmer eintraten. Der Gast blickte auf ein Mädchen, das gerade dabei war, den Fenstersims hoch zu steigen. Sill drehte sich um. Vor ihr stand ein fetter Mann mittleren Alters mit dicken Lippen und Dreitagebart. Sie starrte ihn erschrocken an. "Nur keine falsche Bescheidenheit, meine Süße", sagte er breit grinsend. Sill blieb die Luft weg. "Und wie sollen wir Sill da jetzt raus holen?", fragte Eilif. Alle drei standen nun seit zwei Stunden immernoch an der selben Stelle vor den Türen des Freudenhauses und grübelten über die Rettung nach. "Ich könnte mich vielleicht dort anbieten und so tun, als ob ich für das Haus arbeiten wollte und so Sill rette", schlug Svetlana begeistert vor. "Du als Nonne?, meinte Eilif wenig überzeugt. "Ach was! Die würden sie auch so nicht nehmen! Die hat doch gar keine Brust", winkte Rain verächtlich ab. "Das sei dir verziehen", entgegnete Svetlana lächelnd. "Und einen hübschen Hintern hat sie auch nicht", sprach Rain weiter. "Auch das verzeihe ich dir", meinte die Schwester geduldig. "Vielleicht bist du gar keine Frau?" "Okay, jetzt reichts!" Svetlana ging knöchelknackend und mit einem dämonischen Blitzen in den Augen auf ihn zu. "So kommen wir nicht weiter", überlegte Eilif. "Du hast Recht! Ich werde gehen und Sill retten", keuchte Rain am Boden, währrend Svetlana an seinem Kopf rumknabberte, seine Arme nach hinten drückte und seinen Umhang zerfetzte. "Lass mich loo-os!", Sill versuchte den Kunden von sich weg zu drücken, als er ihr mit seinen fetten Lippen immer näher rückte. Ohne zu merken, was es war, krallte sich das Mädchen einfach einen nahestehenden Gegenstand und knallte es dem Fremden über. Glücklicherweise erwies sich das Ding als ein kleiner dreibeiniger Hocker, der Gast sank ohnmächtig zusammen. "Ist etwas passiert? Ich habe gerade so ein Krach gehört...?", schneite im nächsten Augenblick der Bedienstete ins Zimmer. Vor ihm saß das Mädchen, der Raum stand in Trümmern und der Kunde lag K.O. zu ihren Füßen auf dem Boden. "Welche Unverschämtheit! Einen unserer werten Kunden so zu behandeln! Wenn so etwas noch einmal vorkommt... Das wird dir noch sehr Leid tun!", wütete die Madame, die sofort hergeeilt kam. "Wage es nicht, deinen nächsten Kunden auch so zu behandeln, sondern ergib dich ihm!" *Einen Dreck werde ich tun! Ich muss mir die Männer vom Leib halten bis ich einen Weg finde, hier weg zu kommen! Wenn der nächste auch was komisches mit mir machen will, werde ich ihm einen Tisch verpassen!* Der strenge Blick der Madame ruhte noch einen Moment lang auf dem Mädchen, "Der nächste Gast müsste übrigens jeden Augenblick kommen, also mach dich bereit", meinte die Frau und zog die Tür hinter sich zu. *Der kann was erleben!*, grummelte Sill. Sie schlich sich mit einem Kissen in den Händen zur Tür und lauschte den lauter werdenden Schritten. Die Tür öffnete sich. *Hjaaa!* Sill holte mir dem Kissen aus, doch jemand hielt es fest. Sie blickte zum Mann an der Tür. "Rain...", erkannte sie den Kunden. *W-was macht er denn...* Sill starrte ihn sprachlos an. "Dann wünsche ich Euch viel Vergnügen, werter Herr", verabschiedete sich der Diener, der ihn hergeführt hatte. Mit einem strengen Blick auf Sill, mahnte er noch: "Benimm dich!" Sill und Rain sahen sich in die Augen, währrend hinter dem Jungen die Tür ins Schloss fiel. "Rain...", wollte Sill anfangen, doch er hielt ihr einen Finger vor ihren Mund. "Ich glaube der Kerl ist noch da und hört uns zu", flüsterte er ihr zu. "Und was machen wir jetzt?", fragte sie leise zurück. "Wenigstens bis er weg ist, müssen wir so tun als ob. Nur zehn Minuten oder so. "Was tun?", fragte Sill etwas ratlos, doch auf einmal blieb ihr die Stimme weg. Rain blickte ihr direkt in die Augen und sie sah ihr Spiegelbild darin. Langsam beugte er sich zu ihr, seine Wange streifte ihre. Seine Hände wanderten von ihren Schultern über den Rücken, der Griff verstärkte sich. Sill spürte seinen Atem an ihrem Ohr. *Was macht er da?*, sie versuchte etwas Abstand zu ihm zu bekommen, doch als seine Lippen ihren Hals berührten, stand ihr ganzer Körper wie elektrisiert. Sie spürte seine Zunge über ihre Haut streichen, die Wärme seines Körpers, der ihrem so nahe war, die starken Arme und seine sanfte Umarmung. Er drückte sie zurück, bis beide aufs breite Bett fielen und sein Körper ihren bedeckte. Seine Küsse wanderten vom Hals runter zur Brust. Seine Finger streiften den dünnen samtenen Stoff von ihrer Haut, fuhren ihre schlanke Körperform nach, nahmen sie wie er es wollte. *Es sind schon mehr als zwanzig Minuten vergangen*, wollte Sill ihm sagen. "Ra... ahh!", Sills Körper brannte wie Feuer; noch nie hatte sie solch eine Lust verspürt. Rains Finger strichen ihr die Träger von ihren Schultern, hinterließen heiße Spuren. Sills Hände krallten sich in den Stoff auf seinem Rücken und zogen ihm das Hemd von den breiten Schultern. Ihre Augen trafen sich. Langsam sank Rains Gesicht zu ihrem, sie berührten sich fast, um in einem langen, leidenschaftlichen Kuss zu verschmelzen... "Sill!!! Wir sind gekommen, um dich zu rett...!", platzte Svetlana ins Zimmer herein, währrend Eilif noch den letzten widersächlichen Bediensteten knebbelte. Die Nonne starrte auf die beiden, die sofort voneinander weg sprangen und sich ihre Kleider zurecht zupften. "Was macht ihr da?", fragte sie mit verdächtigendem Blick. "N-nichts!", brachten beide heraus. "Dann kommt jetzt! Deine Kleider habe ich schon geholt, Sill", drängte Svetlana. Die drei schlüpften durch die Tür in den Gang, Eilif kam hinzu gelaufen und zusammen stürmten sie durch das Gebäude nach draußen in die frostige Nacht. "Sag mal, was hast du da drinnen so lange getrieben? Das hat ja ewig gedauert!", wollte Svetlana wissen. "Naja...", entgegnete Rain verunsichert. *Ach weißt du, Svetlana... Er ist doch auch nur ein Mann*, dachte Sill. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hehehe ^-^ hatte diesmal ziemlich viel spaß am schreiben. _silENce_ meinte, in meiner ff sei zu wenig romantik, da hab ich ihr mal einen gefallen getan... hehehehehe hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst spuren... *flausch*___________* Kapitel 15: Ohne Rain --------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, sorry, dass das so ewig lange dauert, aber mir ist absolut nix eingefallen. -_-° aber jetzt ist s nächste kap ja da. ^-^ viel spaß! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 15~ Ohne Rain Sill und ihre Freunde blieben nicht länger als zwei Tage in Kamastia, da, wie Rain fand, es mehr Gefahren gab, als nur geldgierige Soldaten. Svetlana fragte zwar, woran er dachte, doch der Junge wollte sich nicht weiter äußern. Sill wusste natürlich genau, was er meinte. Also waren sie weiter gen Westen geritten und hatten sich , nun zur nahenden Dämmerung, unter einer alten Eiche ein Lagerfeuer errichtet. Sill schlief wie immer auf Rains Schoß. Keiner von beiden bemerkte, dass Svetlana und Eilif das mit leichtem Argwohn betrachteten. Es war eine windstille, sternenklare Nacht, dessen dunkle blaue Samtdecke sich über die Wiesen und Felder des Landes legte. Rain schlief mit dem Rücken an den dicken Baumstamm gelehnt. Seine Arme ruhten auf den Knien, als seine Finger kurz zuckten und er die Hand zusammenzog. Sein Körper regte sich und er öffnete die Augen. Sein Blick lief über das Lager. Nichts rührte sich. Das Feuer rauchte leise knisternd, die Pferde dösten stehend. *Puh. Nur ein Traum.* Erleichtert lehnte er sich zurück, als sich plötzlich zarte schlanke Finger auf seine Faust legten. Rain blickte herab und direkt in die hellbraunen Augen Sills, die ihn aufmerksam musterten. Der schwache Schein des Mondes glänzte in ihren Augen und erhellte ihre kindliche Sillhouette. "Ist etwas nicht in Ordnung?", flüsterte sie ihm zu. Ihr Blick war ungewohnt ernst und hatte eine Spur Besorgnis. "Schon gut. Schlaf weiter", gab er mit besänftigender Stimme zurück und legte seinen linken Arm um sie. Sill schmiegte sich an seine Brust und sog seinen angenehmen Geruch ein. Doch trotz allem blieb in Sill ein Gefühl zurück, dass ihr Unbehagen bereitete. Die Sonne stand erst blass am Horizont, umgeben von einem leichten weißen Wolkenschleier, als Sill aufwachte. Sie lag unter der Decke, mit der Rain sie beide zugedeckt hatte. Ihr Kopf bettete auf einer dicken Wurzel, aber von Rain war keine Spur. Sill schreckte hoch. "Rain! Rain...?" Das Mädchen stolperte mitsamt Decke unter den freien Himmel auf die taugetränkte Wiese und warf ihren Kopf nach allen Seiten. Auf einmal, als hätte sie es instinktiv gefühlt, drehte das Mädchen sich zu den Pferden hin, sodass ihre langen Haare schirmartig aufbauschten. Dort stand Rain und legte seinem Tier den Sattel an. "Rain...!", dem Mädchen stockte der Atem bei diesem Anblick. Wollte Rain etwa weggehen? An diese Möglichkeit wollte sie gar nicht erst denken. "Rain!!!" Obwohl ihre Beine unter ihr einzuknicken drohten, rannte sie mit aller Kraft zu ihm. Die Decke wehte hinter ihr her. Keuchend kam sie bei ihm an. Ihr Herz pochte laut. Rain betrachtete sie, doch dann wandte er sich auf einmal ab. Mit reservierten Bewegungen rüstete er sein Pferd zu Ende. "Wo willst du hin?", kam Sill endlich aufgebracht zum Sprechen. "Gute Frage! Wieso haust du so früh am Morgen einfach ab?" ,kam es von Svetlana, die inzwischen auf die beiden zukam, gefolgt von Eilif. Eilifs Miene ließ auf keinen Verdruss schließen, aber die Nonne schien sichtlich verärgert. Rain ignorierte die Fragen und führte seinen Braunen durch die kleine Gruppe durch, die beiseite stolperte. Endlich rang er sich zu einer Antwort durch. "Tut mir Leid, aber ich muss was erledigen", sagte er bestimmt. Svetlana und Eilif blickten ihn nur an, doch bei Sill reichte das nicht. "Aber...", begann sie mit weinerlicher Stimme, "wie lange ist das? Wann kommst du wieder?" "Ich weiß nicht. Das wird etwas dauern", und zu den beiden anderen gewandt sagte er: "Passt gut auf Sill auf! Wir treffen uns in einem Dorf namens Wahine . Das müsste auch nicht so stark besetzt sein, also...", doch dann brach er ab, als hätte er schon zu viel gesagt. Sill konnte es immernoch nicht glauben und trat auf ihn zu. "Rain, geh nicht! Bitte! Ich will das nicht!", und für einen hoffnungsvollen Moment verharrte Rain. Doch dann schwang er sich auf den Sattel und ritt davon, ohne sich auch nur einmal noch umzudrehen. "Nein, Rain! RAIN!", das Mädchen rannte ihm nach, als könnte sie ihn noch einholen. Die Decke flatterte davon und landete leise raschelnd auf dem Boden. Sie stolperte und stürzte. Doch sogleich wollte sie weiter. Aber ein Händepaar hielt sie davon ab. Sill erkannte Eilif hinter sich. Seine Augen ließen keinen Widerspruch dulden. Sie sank auf das verkümmerte Gras zurück; Tränen kullerten an ihren roten Wangen herunter, die vom Laufen ganz heiß geworden waren. *Rain...* Da saß sie nun und schluchzte leise vor sich hin. Rain sollte für eine unbestimmte Zeit weg sein. Doch wie lange? Stunden? Nein. Es würden Tage, wenn nicht sogar Wochen sein. Noch nie würde Sill so lange von Rain getrennt sein. Und obwohl er erst seit einigen Minuten weg war, spürte Sill die Einsamkeit, die sich schleichend über sie deckte wie ein schwarzes Tuch. Den ganzen Vormittag ritten die Drei nun gen Süden. Eilif meinte, er wäre schon einmal in Wahine gewesen und kenne den Weg dorthin. Würden sie den ganzen Tag und die Nacht durchreiten, müssten sie bereits morgen Abend ankommen. Doch Svetlana protestierte. Sill und sie könnten auf gar keinen Fall solange wachbleiben. Also entschieden sie sich, in der Nacht zu ruhen und dafür zwei Tagesritte auf sich zu nehmen. Während Svetlana noch mit Eilif über mögliche Rastplätze feilschte, hing Sill mit ihrem Pferd hinten an. Sie lag mehr auf dem Pferd, als dass sie saß. Seit Rains Weggang fühlte sie sich schlaff und kraftlos. Die Nonne bemerkte das und verlangsamte den Schritt ihres Tieres, sodass Sill sie unweigerlich bald eingeholt hatte. Sie ritten beide in selbem Tempo nebeneinander her. Die Nonne wusste genau, was ihrer Freundin fehlte, doch trotzdem ärgerte es sie. Wie konnte man nur so von einem anderen Menschen abhängig sein? Nein, jeder Mensch sollte voneinander unabhängig leben können. Das hieß natürlich nicht, man solle getrennt von jeglicher Zivilisation leben können. Das meinte sie nicht. Aber diese Abhängigkeit von Sill zu Rain, das störte sie. "Hör mal, Sill. Ist Rain dir denn wirklich so wichtig? Bist du nicht etwas zu sehr auf ihn fixiert?", versuchte die Nonne vorsichtig ein Gespräch mit Sill zu beginnen. Das Mädchen blickte sie an und runzelte die Stirn. "Ja! Er ist mir wichtig! Sehr sogar." *Ohne ihn wäre ich verloren gewesen!* Svetlana ritt geduldig nebenher, ohne darauf zu antworten. "Wenn er mich damals nicht auf der Straße aufgelesen hätte, wäre ich verhungert und erfroren. Er hat mich vor den Soldaten in Bostef beschützt und...", Sill zählte all die Heldentaten Rains auf, bis Svetlana genervt davon die Augen verdrehte. "Ist ja schön und gut...!", brachte sie etwas zu laut hervor, hüstelte kurz und sprach mit ihrem typischen Nonnenlächeln weiter. "Ist ja wirklich schön, dass er dir so viel bedeutet, aber das meine ich nicht." Sill schaute sie etwas ungläubig an. "Was sie damit sagen will, ist, willst du etwas ewig hinter Rain herlaufen? Denkst du tatsächlich, er wird immer bei dir bleiben?", mischte sich Eilif ein. Sill hob den Kopf an. Dieser Gedanke war ihr noch nie gekommen. Svetlana nickte und setzte fort. "Er wird nicht immer an deiner Seite sein. Rain ist erst seit ein paar Stunden weg, und du verlierst schon den Mut. Wie wird das erst sein, wenn ihr euch später getrennt habt? Wirst du ohne ihn denn gar nichts mehr selbst hinkriegen?" Für Sill war dies wie ein Blitzschlag mitten in die Brust. *Mich von Rain trennen?* "Wieso sagt ihr sowas? Wollt ihr nicht, dass Rain und ich zusammenbleiben? Habt ihr was gegen ihn?!?!", und mit jedem Wort wurde Sill lauter. Wut strömte in sie ein. Ohne zu merken hatte sie sich kerzengrade aufgesetzt und blickte Eilif und die Schwester zornig an. Hatten sie sich gegen Rain verschworen? "Sill, so meinen wir das nicht...", redete die Nonne beruhigend auf das Mädchen ein, doch es klang eher, als wollte sie Sill nur dazu bringen, ihnen keinen Ärger zu machen. In Sills Augen brannte Verrat vor ihr auf. "Rain ist mir sehr wichtig! Ihr seid doch nur eifersüchtig auf ihn!!!", und mit einem Hieb an die Seiten, ritt sie auf ihrem Pferd voran. Die nächsten Stunden herrschte Schweigen. Egal wie oft Svetlana auch versuchte, das Gespräch mit Sill wieder aufzunehmen, das Mädchen antwortete mit keinem Mucks. Etwas geknickt ließ sie von Sill ab. Eilif dagegen verlor keine weiteren Worte, als das unbedingt nötigste. Sie ritten die Südstraße entlang, über den Fuß des Berges Gleds, dessen Gipfel von dicken grauen Wolken verdeckt wurde. Die Anhöhe mündete auf einem steilen Felsvorsprung, der Ausblick auf weites ebenes Land preisgab- die Gledester-Ebene. Weite Felder und Weiden erstreckten sich in Rechtecken, geteilt in zwei Hälften vom Fluss Krem, der nach Südwesten strömte. An dessen Rändern zwängten sich kleine Dörfer, ganz so, als ob ihnen ihr Ackerboden wichtiger sei, als ihr Platz zum Leben. Eine Geste der Lobpreisung an die geliebte Erde. Die Straße bog links ab und führte einen steilen Pass hinunter ins Tal. Die erste Siedlung, die Sill, Svetlana und Eilif passierten, hieß Gween. Dort ließen sich die Drei an einer kleinen Raststätte nieder, wo ihre Pferde sich an einer Tränke stärken konnten. Weiter ging es über schmale Feldwege, vorbei an kargen Äckern zu Lennold, Glancoun und Hedwen, die allesamt auf der östlichen Seite des Krem lagen. Bei Fortlan überquerten sie eine kurze breite Holzbrücke auf die Westseite. Krem war ein vergleichsweise schmaler Fluss mit reißender Strömung, da er erst wenige Kilometer aufwärts aus einer Quelle im Gleds ensprang und noch volle Kraft besaß. An den Ufern standen viele kleine Fischerhütten, vor denen Boote auf den Wellen schwankten. Neben den Hütten waren Fangnetze zum Trocknen auf langen Pfählen aufgespannt. Da der Winter keine Möglichkeit für Landwirtschaft bot, waren die Fischerhütten die wichtigste Nahrungsquelle in der kalten Jahreszeit. Nicht selten geschah es, dass eine Familie nicht nur Felder, sondern auch gleich eine Fischerhütte besaßen. Zudem konnte man auch in den Nachbarssiedlungen etwas Fleisch, oder eine Henne zum Schlachten, abkaufen. Das Gledestertal maß gut fünfzig Kilometer in der Länge und fast vierzig Kilometer in der Breite, Richtung Südwesten. Es galt als die Kornkammer der ganzen Region Hennta. Mit den Pferden brauchten Sill und ihre beiden Gefährten etwa vier Stunden bis zum Ende der Ebene. Die Nacht war bereits angebrochen, als sie an der äußersten Siedlung ankamen, um dort zu übernachten. Berrbee, wie das kleinste Dorf hieß, lag am Rande des dichten Waldes, der nach der freien Ebene nun wieder einsetzte. Es gab nicht einmal ein Gasthaus dort. Eilif stieg von seinem Tier ab, und zeigte den beiden Mädchen, es ihm gleich zu tun. Still führten sie ihre Pferde durch die verlassenen Wege. Am Ende des Dorfes, wo bereits die ersten Vorboten des Waldes wucherten, stand ein kleines Holzhaus mit einem wuchtigen Kamin aus grob behauenem Stein. Eilif trat zur Tür und klopfte einmal kurz. Sill und Svetlana blieben dezent im Hintergrund stehen. Es dauerte eine Weile, bis Schritte zu hören waren. Jemand blieb innen vor der Tür stehen. "Wer ist da?", fragte eine helle Stimme. "Ich bin's. Eilif", antwortete der Jäger gedämpft. "Eilif? Eilif!", es klang, als würde die fremde Person den Namen nicht gleich wiedererkennen. Doch Sill hörte, wie der Riegel vor der Tür schnell beiseite geschoben wurde und die Tür geöffnet. Eine Frau trat heraus; es war schwer einzuschätzen, wie alt sie war. Sie trug ein weißes Hemd, darüber ein warmes Wolljäckchenen. Sie hatte eine zierliche Statur, wirkte noch jung, dennoch strahlte sie Lebenserfahrung und innere Stärke aus. Ihre kinnkurzen Haare hatten den Ton von Marmor und ihre Augen waren dunkelgrau. "Eilif! Wie lange ist es her, dass du mich besucht hast", begrüßte sie ihn. Obwohl sie um einige Jahrzehnte älter zu sein schien als er, reichte sie ihm nur bis zu den Schultern. Sie umarmten sich kurz und die Frau bat ihn herein. Erst, als er die Tür passiert hatte, bemerkte sie Sill und Svetlana hinter ihm stehen. "Und wer seid ihr? Etwa Eilifs Freunde?" Sill zuckte kurz, als man sie so offen ansprach und wusste erst nichts zu antworten. "Ja, wir reisen zusammen. Ehrlich gesagt wollten wir dich bitten, uns heute Nacht bei dir schlafen zu lassen. Du hast doch immer noch einige Betten frei?", übernahm Eilif Sill die Antwort. Erleichtert atmete das Mädchen aus. Was sie an Eilif so schätzte, war, dass er genau wusste, wann er zu sprechen hatte. Die Frau erschien Sill auf eine Weise schon symphatisch, dennoch konnte Sill nicht einfach so mit Fremden Gespräche beginnen. Eine gewisse Scheu brachte sie immer davon ab. Eine Scheu im letzten Moment vor dem Sprechen. "Ah, verstehe. Hab mir schon gedacht, dass du nicht einfach nur so bei mir vorbeischneien würdest", gab sie seufzend zurück und hob enttäuscht die Arme in die Luft. Etwas verlegen folgten Sill und die Nonne ihr in die Wärme des Hauses. Obwohl es schon spät war und die Frau eigentlich schon im Bett gewesen war, hing sie erneut einen Kessel über die heißen Gluten im Kamin. "Mein Name ist übrigens Deana, ich bin Eilifs Tante", stellte sie sich vor, während sie Sill und den anderen Stühle an den Esstisch zurechtrückte. Es war eine sehr behagliche Atmosphäre hier. Und obwohl sich Sill hier sicher fühlte, drängte es sie, den Weg möglichst schnell fortzusetzen. Sie sehnte sich nach Rain. Aber um ihn wiedertreffen zu können, musste sie nach Wahine gehen. Nichts konnte sie wenigstens für eine Minute still stellen; nicht der köstliche, dampfende Eintopf, nicht das warme gelborangene Licht des Kaminfeuers, das den Raum erfüllte, nicht die freundschaftlichen Gespräche mit Deana. Nein, trotz all der Gastfreundlichkeit trieb es Sill voran. Und dann war da immernoch der Streit vom Mittag mit ihren Freunden. Konnten sie denn wirklich nicht verstehen, dass sie Rain vermisste? War das nicht einleutend? *Wenn man jemanden mag, dann möchte man ihn doch am liebsten immer um sich haben. So ist das doch. Aber Schwester Svetlana denkt ja, ich klebe an etwas gefährlichem... Aber sie weiß ja gar nicht, was es bedeutet, jemanden zu mögen*, ging es Sill die ganze Zeit durch den Kopf. Und mit jedem Dreh der Gedanken empfand sie mehr und mehr Wut auf die Nonne. *Und Eilif ist auch nicht besser. Aber so, wie er seine Verlobte Keare behandelt, ist das auch nicht verwunderlich. Die arme Keare!* Ja, eigendlich brauchte sie nur Rain. Die anderen hatten sich ja nur aus freien Stücken ihnen angeschlossen... Und während sie noch so mit den Anderen am Tisch saß, bemerkte sie nicht, dass sie jemand aus der Dunkelheit der Nacht draußen vom Fenster heraus beobachtete. Tante Deana hatte Sill und Svetlana ein Zimmer mit zwei Betten bereitgemacht, Eilif schlief auf dem Dachboden auf einer mit Stroh unterlegten Matratze. Bleiches Licht schien durch die Vorhänge vor den Fenstern. Das Haus stand still am Rande des Waldes. Es war so leise, dass es sogar zu schreien schien. Egal, wie sehr sich Sill bemühte, endlich einzuschlafen, wie ermüdet sie vom langen Tagesritt war, sie fand keine Ruhe. Die letzten Wochen hatte sie immer bei Rain auf dem Schoß geschlafen. Es kam ihr vor, als ob sie noch nie anders geschlafen hätte. Es war undenkbar, nicht den Kopf an seine Brust zu legen, seinen herr- lichen Geruch einzuatmen, in seinen starken Armen zu liegen und zu wissen, nichts auf der Welt könne ihr passieren. Er hatte ihr die Trauer über den Verlust ihrer Familie und ihren Freunden gelindert, er hatte ihr die Angst vor der Einsamkeit genommen und sie mit in seine Welt genommen. Und jetzt auf einmal lag sie alleine ohne Rain in einem fremden Haus und vermisste ihn, bis sie glaubte, ihr Herz müsse zerspringen. Es war schon lange nach Mitternacht, als Sill plötzlich hochschrak. Seine Stimme! Sie hatte seine Stimme gehört! Ohne auf weiteres zu achten, schlich sich das Mädchen aus dem Haus. Bibbernd stand sie im Frost, der sich über die Ländereien gezogen hatte. Auf den schwarzen Nadeln der Tannen glitzerte der Reif silbern im Licht des Mondes. Herrliche Eisblumen wuchsen in tausend Formen mit dünnen Linien wie Spinnfäden über das Glas der dunklen Fenster. In der Scheune hinter dem Haus war das leise Schnauben der Pferde zu hören. Sill wartete. Sie war sich sicher, dass Rain gleich erneut nach ihr rufen würde. Gleich! Gleich! Gleich! Sie stand und wartete. Jede neue Minute erfüllte sie mit Hoffnung. Doch wieviele waren es schon? Und wieso kam er nicht? *Rain... Wenn du nicht zu mir kommst...dann muss ich zu dir.* Sie ging zurück ins Zimmer, zog sich an, warf sich noch einen Umhang über, wobei sie darauf achtete Svetlana nicht zu wecken. Dann schlich sie sich zur Scheune. Ihr Schwarzer schrak aus dem Schlaf und schnaubte verärgert auf. Sill strich ihm beruhigend über die Nase und führte ihn hinaus. Sie stieg auf den Rücken ihres Tieres und wendete. Ihr helles Gesicht bildete einen starken Kontrast zur pechschwarzen Nacht. Aus ihrem Mund kam eine dichte Atemwolke und über ihr schien der pralle runde Mond, der auf ihre Haut und das sanfte Haar traf. *Zum Glück hat Eilif mal erwähnt, wo Wahine liegt. Wenn ich die Nacht durchreite, kann ich morgen Mittag schon dort sein. Dann sehe ich Rain wieder!* Und voller Hoffnung im Herzen, wendete sie sich Richtung Süden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hoffe, hats euch gefallen, bemüh mich um eine baldige fortsetzung ^^ die namen der siedlungen im gledestertal werden übrigens englisch gelesen. ich habe versucht, ihnen durch den klang der verschiedenen buchstaben eine eigene individuelle atmosphäre zu geben. 'wahine' habe ich von 'mahine' abgeleitet, meine schnelle abkürzung für 'mach hinne!', also 'beeil dich'... naja, falls das jemanden interessiert. ^^ also, bis dann! *alle knuddel*________________* Kapitel 16: Wo ist Sill? ------------------------ ~Chronicle of the Earth~ *trull trull* hi! ^^ will keine großen reden schwingen, also mal, viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 16~ Wo ist Sill? "Oh heiliger Gaja! Wo ist Sill?! SIIIIILL!!!, die durchdringende Stimme der Schwester schallte durch das ganze Haus von Tante Deana. Sofort waren sie und Eilif im Zimmer der Mädchen reingestürmt gekommen. "Was ist denn los?!", rief Deana aufgebracht. Doch die Antwort konnte sie sich schenken. Das Bett, indem sich Sill noch letzten Abend reingelegt hatte,war leer. Die Decke lag seitlich, als ob sie aufgestanden sei. "Aber wo kann sie denn so früh hin wollen?", fragte sich Deana und legte sich dabei die Finger an ihr Kinn. "Wahrscheinlich ist sie nach Wahine gegangen. Dort wollte sich Rain mit uns wiedertreffen", überlegte Eilif. "Aber da sollten wir doch eh ankommen. Wieso wollte sie nicht so lange darauf warten, bis wir alle dort sind?", wollte Svetlana wissen. "Vielleicht aus Ungeduld?", antwortete Deana. Die anderen beiden schauten sie an. Jetzt, wo sie es angesprochen hatte, war diese Möglichkeit durchaus einleutend. Sill hatte es bis zum gemeinsamen Aufbruch nicht mehr erwarten können und war bereits in der Nacht weitergereist. "Aber so ganz alleine schafft sie es nicht. Sie wird den Weg nach Wahine bestimmt nicht finden", sagte Svetlana. Eilif nickte. Er dachte daran, dass sich Sill mal im Gasthaus in Kamastia verirrt hatte und die Tür zu ihrem Zimmer mit der seinen verwechselt hatte, als er gerade beim Sichausziehen war. Er schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. "Wir müssen sie schleunigst wiederfinden." "Ja!", stimmte Svetlana zu. Das blasse Licht der Sonne wuchs über die Hügel und die Baumwipfel des unendlichen Waldes. Es enthüllte die Felder und Dörfer aus der Dunkelheit der Nacht. Die Schatten schwanden und gaben die Sicht auf die Südstraße preis. Pausenlos preschte Sills Pferd über die harte Erde; über ihrem Kopf stieg die Sonne hinweg und ließ Sills Haare in gleißendem Weiß erglänzen. Wie stark ihr Wille zum Beginn ihrer Fortreise auch gewesen war, so erschöpft war nun ihr Körper. Durst und Hunger zerrten an ihrer Kraft, Müdigkeit vernebelte ihre Sicht und die Kälte lähmte ihre Gedanken. Sie blickte auf ihre Hände, die um die Zügel griffen. Sie waren schon ganz rot mit weißen, trockenen Stellen und hatten sogar schon das Zittern aufgegeben. Sie waren einfach nur noch starr gefroren. *Nur noch ein bisschen. Nur noch ein kleines bisschen... Rain...*, ihre Gedanken kreisten immer um ihn. Alles, was sie tat, kreiste um ihn. Das Pferd gallopierte unendwegt über die Straße, aber die Erschöpfung steckte schon tief in dessen Gliedern. Aus den Nüstern kamen dichte weiße Wolken. Plötzlich verlor das Tier den Halt auf dem gefrorenem Boden und stürzte laut wiehernd zur Seite. Sill verlor die Zügel, hob aus dem Sattel. "Kyaaa-aaaaaah...!!!", das Mädchen prallte hart mit dem linken Arm und der Seite auf und blieb reglos liegen. Kälte durchdrang ihren Körper. Sill schauderte und zog sich zusammen. "...aua...", ihre linke Hand wanderte zur Seite, wo es seltsam pochte. Ihre Finger berührten die Stelle und zuckten zurück. Sie schaute auf sie und erkannte Blut. Wie viel Zeit war seit dem Sturz vergangen? Die Sonne war inzwischen höher gestiegen, doch es war immernoch keine Menschenseele unterwegs. Das Mädchen rappelte sich auf und blickte zum Pferd. Es lag etwa drei Meter von ihr entfernt. Sill krabbelte auf Händen und Knien zum Tier. Es atmete flach und sein linkes vorderes Fußgelenk blutete. "Nur nicht aufgeben. Es ist nicht mehr weit", sie streichelte ihr Pferd behutsam über den Hals und versuchte es durch Ziehen am Zügel dazu zu bewegen, sich aufzurichten. Der Schwarze wieherte abwehrend, schließlich stand es wankend auf. "Gut so, gut." Sie streichelte es noch einmal an der Nase und führte das humpelnde Tier weiter. Es schnaufte heftig und kam nur sehr langsam voran. Für Sill war diese Wendung sehr bitter. In ihren Augen sammelten sich Tränen, doch sie konnte sich jetzt nicht erlauben, jetzt einfach alles hinzuschmeißen und zu heulen. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und ging weiter die Straße entlang. Ihr Mut stand kurz vor dem Bersten. Sill war mit ihrem Pferd nun den ganzen Vormittag gegangen, doch von Wahine war nichts zu sehen. *Warum? Warum bin ich noch nicht in Wahine? Wo ist das?* Irgendwie kam ihr die ganze Reise jetzt unwirklich und absurd vor. Als ob es dieses Wahine gar nicht gäbe. *Rain, komm zu mir! Bitte! Ich will dich sehen!* Aus ihrer Kehle drang ein herzzerreißendes Schluchzen. Doch alles Jammern half nichts! Und wenn sie es nicht schaffte, nach Wahine zu kommen, würde sie Rain gar nicht mehr sehen. Wie bitter es ihr gerade auch ging, sie musste weiter! Die Straße führte über eine kleine Erdwelle und mitten in den Wald hinein, wo die Düsternis die weitere Sicht verschluckte. Gerade wollte Sill über die Erhebung, als es ihr plötzlich eiskalt den Rücken runterlief und ihre Nackenhäärchen sich sträubten. Hastig blickte sie hinter sich. Die ersten schwarzen Tannen rauschten im kalten Wind, aber sonst war nichts besonderes zu erkennen. "Wie unheimlich...", unruhig drehte sich das Mädchen wieder nach vorne. Doch im nächsten Moment traf sie etwas Hartes am Kopf. Ohne noch einen vernünftigen Gedanken fassen zu können, schwanden ihr die Sinne, um sie herum löste sich der Wald in Nebel auf und dann spürte sie nur noch den kalten harten Boden unter sich. Ihr schwarzes Pferd stand neben ihr, neigte den Kopf zu ihr herunter und schnaubte leise. Dahinter stand der dunkle tiefe Wald. In Kathrona "Habt Ihr inzwischen Neuigkeiten über die Prinzessin?", fragte General Jerion zwischen zwei Schlücken Tee und schaute Oberst Offizier Abahret mit seinen hellen Augen an. Abahret schluckte. "Nun, mir wurde mitgeteilt, dass ein Kopfgeldjäger sie erwischt haben muss. Das war heute Morgen, südlich von einer Stadt namens...ähm...", er schaute kurz auf ein Stück Pergament und fuhr dann fort, "ähm ja, die Siedlung heißt Burgsdran." "Und was habt Ihr nun vor?", der junge General biss in eine Scheibe Brot. "Ich werde natürlich sofort dahin reisen und das Mädchen abholen", antwortete der Offizier, salutierte und machte sich zum Gehen auf. "Wartet!", rief ihn Jerion noch mal zurück. Sein Untergebener drehte sich um. In seinem Blick war eine gewisse Vorahnung abzulesen. "Ja?" "Solltet Ihr versagen, wird das Konsequenzen tragen. Ich hoffe, Ihr seid Euch dem bewusst", General Jerions alles durchdringende Augen waren fest auf Abahret gerichtet. "Jawohl...", brachte dieser nur knapp hervor. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet und er zerrte mit einer Hand sein Kragen weiter. Dann ging er. Der junge General blieb noch hinter dem Frühstückstisch sitzen, die Hände vor dem Mund gefaltet und mit nachdenklicher Miene. Schließlich wischte es sich mit einer Serviette den Mund und stand auf. Der Gang in Richtung seines Arbeitszimmers, das er sich ausgesucht hatte, war düster. *Hach, dieser Palast ist wirklich nicht für den Winter geeignet, wahrlich ein Sommerhäuschen hier!* Während er auf Ergebnisse bezüglich der Prinzessin wartete, hatte er sich die Zeit genommen, die in Kathrona stehende, königliche Sommerresidenz zu übernehmen. Doch so richtig zufrieden war er damit nicht. Aus allen Nischen bließ die winterliche Kälte rein, die Wände waren dünn und es gab viel zu wenig Kamine. Dabei war Jerion doch die mediterane Wärme seiner Heimat gewöhnt. *Sobald ich diese Göre endlich habe, reise ich umgehend zurück nach Safria! Und gebe die weiteren Befehle zur Invasion von dort aus.* Fröstelnd eilte er durch die Gänge davon. Svetlana und Eilif hatten seit gestern die ganze Umgebung abgesucht, waren noch mal bis nach Fortlan zurückgeritten, doch nachdem niemand Sill gesehen hatte, kehrten sie um. Sie waren gerade auf die Südstraße eingebogen, als ihnen ein alter Greis, mit einem mit Wintergemüse gefüllten Korb auf dem Rücken, entgegen kam. Die Nonne war des Fragens inzwischen ermüdet, also sprach Eilif den Reisenden an. Er fragte ihn nach einem jungen Mädchen, das wahrscheinlich mit einem schwarzen Pferd unterwegs sei. "Ein Mädchen, sagt Ihr?", krächzte der Alte und kratzte sich am Hinterkopf. "Genau, mit langen hellen Haaren", bestätigte Eilif. Der Alte dachte kurz nach. "An ein Mädchen kann ich mich nicht erinnern, aber am Rande des Waldes...", sagte der Greis. Svetlana drehte sich interessiert zu ihm um, und auch Eilif wurde aufmerksam. "Am Rande des Waldes, da ist ein schwarzes Pferd... allerdings...", erzählte er weiter, doch die beiden hörten nicht mehr länger zu, schwangen sich auf ihre Tiere und brachten nur noch ein 'Danke' hervor. "Ein schwarzes Pferd! Das ist Sills!", rief Svetlana atemlos dem Jäger zu, während ihr die kalte Luft gegen das Gesicht schlug und ihre Lippen langsam vor Kälte machte. "Aber sie selbst war da nicht", entgegnete er. "Vielleicht war sie kurz weg gegangen, vielleicht in den Wald?", überlegte die Nonne. Eilif nickte, sagte aber nichts weiter. Die beiden erreichten recht schnell den Rand des Waldes, doch als sie näher kamen, stimmte etwas nicht. "Sills Pferd...!", Svetlana drückte sich die Hand gegen Mund und Nase, da ihr der Gestank des Körpers in den Atem drang. "Es ist tot...", Eilif trat langsam zum verwesenden Kadaver und schaute es sich knieend an. Das Tier lag unnatürlich steif da, die Zunge hing aus dem Maul und war blau angelaufen. Überall auf dem Körper waren Schwellungen und über die Gliedmaßen wuchs der Gewebetod wie weiß-graue Asche. "Erfroren", stellte er fest. "Aber wieso? Wo ist Sill?!", wollte die Schwester wissen und schaute sich nach allen Richtungen um. Eilif richtete sich auf. "Besser, wir suchen sie. Das Pferd hat eine Verletzung am Bein, vielleicht ist Sill auch etwas zugestossen." Seine Gefährtin sah ihn beunruhigt an. "Mhm! Ja, suchen wir sie!" Von draußen drang gedämpftes, bläuliches Licht durch das kleine Fenster und traf auf ihr Gesicht. Sill hob ein wenig den Kopf. Wie lange saß sie nun hier? An ihren Handgelenken schnitt grobes Seil. Die Kälte fraß sich durch ihre Kleidung und sie zuckte zusammen. Ihre linke Seite pochte nun stärker als zuvor, und zwang sie zu sehr langsamen Atmen. Die Hütte, in der sie sich befand, stand anscheinend im Wald, denn aus dem Fenster waren nichts anderes außer Tannen und Dickicht zu erkennen. Innen war es düster, auf den wenigen alten, abgenutzten Möbeln lag eine dicke Staubschicht und unter der Decke spannten sich graue und weiße Spinnennester, die sich mit dem Staub vermischten und herunterhängende Klumpen bildeten. Sill schauderte. *Was ist eigentlich passiert? Wo bin ich hier?* Wahine konnte es schon mal nicht sein, also was machte sie dann hier überhaupt? Sill zerrte und zog an den Fesseln, mit denen sie anscheinend an einen Stuhl gebunden dasaß. Doch wie schon viele Male zuvor, brachte dies überhaupt nichts. Enttäuscht entspannte Sill ihre Muskeln wieder. *Hach... Was soll ich denn jetzt machen? Wie komm ich hier wieder weg?* Ihre Gedanken kreisten und landeten wieder bei ihm. *Rain, wo bist du? Was machst du jetzt wohl gerade...?* Plötzlich knarzte die Tür. Sill schrak aus ihren Gedanken hoch und schaute in die Düsterkeit zum Eingang. Der Riegel, der die Tür geschlossen hielt, bebte unruheverheißend. Das Mädchen hielt die Luft an. Es knartzte erneut und die Tür öffnete sich. Eine Person trat ein. In der Dunkelheit war sie nicht zu erkennen, doch als er in das Licht des Fensters trat, sah Sill einen Mann, so um die dreißig Jahre. Seine Statur war kräftig und hochgewachsen, seine Haare und Augen waren dunkel, und unter einer Kutte verdeckt. Er trug dunkle Kleidung, die er wohl schon seit langer Zeit nicht mehr gewechselt hatte. Seine Kieferknochen waren stark herausgebildet und er trug einen Drei-Tage-Bart, was aber sicherlich schon längst über einer Woche alt war. Er starrte seine Geisel an und ein breites Grinsen bildete sich. Sill erwiderte seinen Blick tapfer. "Wer bist du? Hast du mich hierher gebracht?", fragte sie, wobei sie das Beben in ihrer Stimme nicht unterdrücken konnte. Der Fremde grinste sie an, wie ein Jäger, der seine Beute zufrieden betrachtete. "Hehe, sehr wohl, kleine Prinzessin", gab er mit einer tiefen rauchigen Stimme zurück, während er sich einen weiteren Stuhl knarrend hinzuzog und sich gegenüber dem Mädchen hinsetzte. "Wenn du weißt, wer ich bin...", fing sie leise an und fuhr dann lauter fort, "wieso nimmst du mich dann gefangen?" Der Mann blickte sie schräg unter seiner Kutte an. "Was glaubt wohl die kleine Prinzessin, welche Gründe ich wohl hätte, sie gefangen zu nehmen?", fragte er sie ruhig, aber mit Amüsanz in der Stimme. Sill überlegte, ohne ihn aber aus den Augen zu lassen. Was gäbe es da für Gründe? Wer würde es schon wagen, die Prinzessin des eigenen Landes zu entführen? *Jetzt mal davon abgesehen, dass das so ein schmieriger dreckiger Schuft ist...* In ihrem Kopf machte es 'Klick'. "Geld? Willst du mich für Geld an Safria ausliefern?", ihre Stimme zitterte. Welch spekuläre Gründe es auch immer sein mochten, dass der wahre Grund das Geld war, enttäuschte sie zutiefst. Und das in ihrem geliebten Esmara... Sie ließ den Kopf sinken. Der Kopfgeldjäger betrachtete das Mädchen, das geplagt von Schmerzen dasaß. "Wusstest du übrigens, dass die Belohnung auf dich zum zweiten Mal schon erhoben wurde?" Er zog ein abgenutztes Plakat hervor und zeigte es ihr. Die Summe betrug nun 1000 Arkaden. Sill schluckte. In ihr sammelte sich bitterer Schmerz an. Wieso musste es nur so weit kommen? Unweigerlich sammelten sich in ihren Augen Tränen an. Sie kniff sie fest zusammen, um es vor dem Mann zu verbergen. "Eine Frage, wie heißt du?", sie schaute den Fremden an. Dieser schien wenig davon begeistert. "Wieso sollte ich ihn dir denn verraten? Das ändert für dich eh nichts, Prinzessin", gab er kühl zurück. "Wenn du mich frei lässt, dann werde ich dir den drei-fachen Betrag dieser Fundsumme zahlen. Aber dafür brauche ich deinen Namen", bot das Mädchen ihm an. Wenn es schon um Geld ging, dann konnte sie ihre Freiheit auch ebenso mit diesem Mittel freikaufen. Er blickte sie erst wortlos an, verwundert über den Wandel ihres Gespräches, doch dann lächelte er nur in sich hinein. "Vergiss es. Wie könntest du mich bezahlen? Das Reich ist kurz vor dem Untergang, Safria wird Esmara übernehmen und du kannst gar nichts tun. Und außerdem ist die Königsfamilie tot..." "Das stimmt nicht! Ich lebe doch noch!", rief Sill ihm dazwischen. Ihr Herz pochte laut gegen die Brust bei dem Gedanken an ihre Eltern. "Na und?! Was nützt mir das? Ich kann nicht warten, bis du mal auf den Thron kommst! Ich brauche das Geld jetzt!!!", der Mann war aufgestanden und zerrte Sill am Kragen ein Stück hoch. Sill keuchte. Seine anfängliche Ruhe schien gebrochen. Das Mädchen starrte ihn mit verschreckten Augen an. "Glaub mir, kleine Prinzessin, wenn ich es nicht nötig hätte, würde ich mich auch nicht in eure Angelegenheiten einmischen, aber...", sein Blick war undurchdringlich und seine dunkelbraunen Augen direkt auf ihre gerichtet. Sill sagte nichts mehr und langsam ließ auch seine Hand los und das Mädchen sackte zurück auf den Stuhl. Ihr Gesicht war nach unten gerichtet. Der Kopfgeldjäger blickte sie noch ein letztes Mal an und wandte sich dann zum Gehen um. Doch dann blieb er noch kurz stehen. "Ich glaube nicht, dass sich jetzt noch etwas zum Guten wenden kann, aber wenn du's unbedingt wissen willst- man nennt mich Rouven." Mit diesen letzten Worten verließ er die Hütte und ließ Sill allein. Es musste wohl schon später Nachmittag gewesen sein- zumindest stand die Sonne bereits weit im Westen- als Rouven wiederkam. Er band Sill vom Stuhl los, sodass sie sich nach dem langen Sitzen endlich strecken konnte. Dann hielt er ihr ein Stück Brot entgegen. Sill sah es fragend an. "Nimm schon! Damit du unterwegs nicht umkippst, wenn ich dich zum Hauptstützpunkt der Safrianer bringe", befahl Rouven. Doch allein aus Protest wollte Sill das Essen nicht annehemen, und so drückte er ihr das Brot einfach in die Hände. Zusammen verließen sie die stickige Hütte. Draußen war es noch ein ganzes Stück kälter als drinnen, und das Mädchen drückte ihre gefesselten Arme an ihren Oberkörper. Rouven hob sie auf sein Pferd und setzte sich gleich hinter sie. Sill klammerte sich an das Sattelhorn. Das Tier gallopierte über totes braunes Laub tiefer in den Wald. Die Reise ging in Richtung Norden. Nach etwa einer Stunde brach der Wald auf und das Pferd kam auf eine gut befestigte Straße aus großen weißen Steinen gelegt. Doch dort blieben sie nicht lange und bogen schon bald in einen wegführenden Landweg ab. Die eisige Kälte peitschte Sill gegen das Gesicht, bis sie glaubte nichts mehr spüren zu können. Ihre Hände wurden bereits ganz steif und kalt, sodass sie keinen Finger mehr rühren konnte. Doch was ihr beinahe noch schlimmer erschien, war die furchtbare Stille, abgesehen von dem pfeifenden Wind an den Ohren und dem Huftrommeln des Pferdes. Keiner der beiden sprach ein Wort. Sie hätte gerne gefragt, wo er mit ihr hinreite, doch allein seine Anwesenheit betäubte ihre Lippen. Wohin wollte Rouven und was würde mit noch Sill geschehen? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ soa, sorry, dass ich das kap so beende, aber hätte ich die reise noch weiter erzählt, wäre sie wohl langatmig geworden. Rouven ist wirklich kein angenehmer geselle, aber irgendwie mag ich ihn trotzdem XDDDDD deswegen werde ich auch in den nächsten kaps versuchen, mehr über ihn zu verraten. argh! ich darf nicht in die versuchung geraten, ihn wie einen verwegenen, aber lieben schurken darzustellen... das passiert nämlich, wenn ich einen meiner charas mag... T.T verdammt! aber bis dahin wünsch ich noch n friedliches verweilen auf mexx ^^ *allen törtchen schenk*_________________________* Kapitel 17: Drei Zeiten ----------------------- Chronicle of the Earth hi, wünsche allen ein recht schönen tag und viel spaß mit meinem nächsten kap! ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 17~ Drei Zeiten In Kathrona Nach dem morgendlichen Gespräch mit General Jerion hatte Oberster Offizier Abahret einen Kopfgeldjäger zu sich bestellt. Abahret saß in einem für ihn eingerichteten Raum und wartete mit gespannter Miene auf ihn. Die beiden Soldaten, die zur Wache neben ihm standen, spürten seine Ungeduld, die in ihm brodelte wie ein heißer Topf. In seinem Kopf kreisten immer noch die Worte seines Generals. 'Solltet Ihr versagen, wird das Konsequenzen haben...' *Grrr, das hätte er mir nicht extra sagen brauchen. Ich weiß, dass meine Karriere auf der Kippe steht*, dachte Abahret verärgert. "Aber ich darf nicht versagen! Sonst wäre das mein Ruin!", seine Fäuste schlugen hart auf die hölzerne Tischplatte. Seine Soldaten zuckten zusammen und schielten heimlich auf den verzweifelten Mann zwischen ihnen. Der ältere der beiden blieb schweigend an seiner Stelle, doch der andere war noch fast ein junger Bursche und schaute seinen Vorgesetzten erschrocken an. "Verzeiht, Oberster Offizier Abahret, aber was wäre denn Euer Ruin?", fragte der junge Soldat. Abahret schaute ihn etwas aufgelöst an. Der junge Soldat besan sich hastig und versteifte sich in seiner Position. Der ältere Soldat war drauf und dran, seinem Kameraden eine überzuscheuern. "Verzeiht die Frage! Ich war anmaßend!" Doch der alte Offizier lächelte nur müde und winkte ab. "Schon gut, schon gut. Es ist eine durchaus berechtigte Frage. Damit du weißt was einem blüht, wenn er versagt, verrate ich es dir. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du Soldat der safrianischen Armee bist. So hast du die Möglichkeit, dir dein Brot zu verdienen. Doch solltest du deine Aufgabe nicht erfüllen können, dann wäre das dein sicherer Tod." Der junge Soldat starrte Abahret an. Auch der ältere blickte zu ihm. "Werdet Ihr etwa hingerichtet?!", fragte der junge Soldat erschrocken flüsternd. "Nein, das nicht. Das passiert nur den Verrätern und Sündern, aber man wird quittiert." Abahret blickte zum Burschen hoch. Sein Gesicht wirkte alt und erschöpft und sein Lächeln war zwar freundlich, aber auch voller Mitleid. Mitleid für alle jene, die er einst in seinem Leben leichtfertig mit törichtem Blick aus ihren Diensten verwiesen hatte und die bereits dieses Schicksal erfahren hatten, die nun ihm selbst vielleicht bevorstand. Jetzt erst hatte Abahret verstanden, was es bedeutete seinen Posten zu verlieren. "Du kennst unser Land. Wer dort keine Arbeit verrichten kann, der...", fing der alte Offizier an, doch der junge Soldat beendete den Satz: "... der wird verhungern", in seinen Augen spiegelte sich das Gesicht Abahrets wieder. "Aber...!" "Das reicht, wir haben uns genug unterhalten", unterbrach ihn der Offizier, als es plötzlich an der Tür klopfte. Der junge Soldat stellte sich wieder gerade. *Damit ich nicht wie ein armer Bauer elendig verrecke, darf ich auf keinen Fall diese Chance verpassen!* "Herein!" Die Tür öffnete sich und ein weiterer Soldat geleitete einen dunkel gekleideten Mann in Abahrets Raum. Der Fremde ging ohne Zögern auf Abahret zu. Der Halbschatten wich über sein Haupt und entblösste ein junges Gesicht. Seine stechenden, schwarzen Augen hatten einen grünen Schimmer und sein schwarzes Haar war stramm nach hinten zusammengebunden. Vor dem Schreibtisch blieb er schließlich stehen. "Kopfgeldjäger Vennes, richtig?", sprach ihn Abahret nun an. Jegliche Gefühle vom vergangenen Gespräch waren verschwunden. Seine Stimme war wieder fest uns sachlich. Der junge Mann grinste ihn selbstsicher an. "Ich habe Euch hierher gerufen, damit ihr einen Auftrag für mich erledigt." Abahret holte ein Blatt Pergament aus einer Schublade und rollte diese vor Vennes aus. "Das kenne ich schon!", Vennes hob das Plakat mit Sills Bildnis hoch. "Ich soll die Kleine bringen, nicht wahr?" Abahret nickte. "Und der Lohn?" "Den teilen wir uns", bestimmte der Offizier. "Wieso sollte ich Euch die Hälfte abgeben? Wenn ich die Kleine zum General bringe, kassiere ich alles", entgegnete Vennes. Abahret klatschte beide Hände auf den Tisch und neigte sich zu Vennes, bis nur noch er dessen Worte hören konnte. "Wenn Ihr überhaupt was bekommen wollt, dann würde ich mich an Eurer Stelle beeilen. Denn Euer Rivale ist der Prinzessin schon sehr nahe." Vennes ließ ein kehliges Knurren hören. "Ganz wie Ihr wollt. Wo finde ich sie?", sagte Vennes schließlich. "In Wahine." Es war bereits später Nachmittag, als Svetlana und Eilif auf der Suche nach Sill im Wald die Hütte entdeckten, in der ihre Freundin von Rouven gefangen gehalten wurde. Während die Schwester draußen wartete und sich die Hände mit dem Atem wärmte, untersuchte Eilif das kleine staubige Häuschen. Schon bald kam er wieder raus und hielt eine grüne Mütze in einer Hand. "Die ist von Sill! Dann war sie also hier?", rief Svetlana aufgebracht. "Offensichtlich. Aber sie muss wohl weggebracht worden sein, den Spuren auf dem staubigen Boden nach zu urteilen", sagte Eilif. "Das klingt ja, als ob Sill entführt worden ist", überlegte die Nonne. Eilf nickte bestätigend. "Jetzt fragt sich nur, wo der Kerl sie hingebracht hat; wir müssen Sill finden!" "Ja, und zwar möglichst schnell. Denn bald sollten wir uns in Wahine mit Rain treffen." Die beiden machten sich auf, den Spuren von Rouvens Pferd zu folgen, die im welken Laub auf dem Waldboden noch gut auszumachen waren. *Eines gibt es aber noch, was mir die ganze Zeit schon nicht aus dem Kopf geht: wo ist Rain nur hingegangen?* Svetlana und Eilif folgten der Spur Rouvens bis zur bepflasterten Straße, doch dann verloren sie sie. Auf dem harten Stein waren keinerlei Hinweise auf die Richtung, die das Pferd eingeschlagen hatte. "So kommen wir nicht weiter! Es wird schon dunkel und wir haben keine Anhaltspunkte mehr!", rief Svetlana ihrem Gefährten zu. Eilif nickte wie immer. "Lass uns zum nächsten Ort reiten und dort die Nacht verbringen. Vielleicht gibt es dort den einen oder anderen Hinweis", sagte er. Sie ritten die große Handelsstraße entlang und bogen nach etwa einer viertel Stunde in eine Seitenstraße ein, die durch einen Vorort von einer Stadt namens Wendering lief. Es war dunkel geworden und überall entfachte man Lampen an den Türen, sodass es selbst in der Nacht nicht völlig düster war. Hier und da kamen den Reisenden noch einige Leute entgegen, in der Ferne war das Bellen eines Hundes zu hören. Eilif und Svetlana saßen ab und traten zu einem Gasthaus, hinter dessen Tür noch lebhaftes Stimmengewirr zu hören war. Kaum wollte Eilif die Tür aufziehen, als zwei Betrunkene laut gröhlend herausspazierten. Der Nonne pfiffen sie hinterher und schlossen sich einer vorbeiziehenden Gruppe auf der Straße an. Svetlana starrte ihnen perplex nach. "Sag mal, Eilif! Müssen wir unbedingt hier übernachten? Gibt's nicht noch eine andere Bleibe?" "Tut mir leid, nein. Das hier ist das einzige Gasthaus in der Nähe." Seufzend folgte die Schwester ihrem Gefährten in den warmen stickigen Raum. Die beiden ließen sich zwar beim Wirt ein Zimmer fertig machen, blieben aber noch im Schenkraum zum Essen und gegebenfalls, um den einen oder anderen Hinweis zu erfahren. Während Eilif seelenruhig aus seinem Becher trank, brachte Svetlana nichts herunter. Vielleicht lag es am Wein, Bier oder am Schnaps, der hier so in Massen eingeschenkt wurde oder die Gäste hatten vergessen, wie eine Geistliche aussah, jedenfalls fühlte sich die Nonne wie ein Kaninchen inmitten einer Wolfsmeute. Ständig wurde sie angemacht, auf 'einen Schluck' eingeladen oder von lüsternen Fingern berührt. Völlig versteift saß sie auf ihrem Stuhl und sah aus, als könnte sie jederzeit ihre Beherrschung verlieren. Letztlich beendete Eilif ihr Leiden, als er einen alten, fetten und bärtigen Verführer beinahe den Arm brach, als dieser sich nach Svetlanas Po regte. "Ich denke, das reicht. Lass uns schlafen gehen. Morgen müssen wir früh los, um Sill zu suchen", sagte Eilif, nachdem er seinen Becher geleert hatte. Svetlana nickte zerknirscht. "Aber wo sollen wir sie suchen? Wir haben immernoch keine Anhaltspunkte. Der Entführer kann sie sonstwohin gebracht haben. Oder... vielleicht ist sie gar nicht mehr am Leben...", das letztere kam ihr nur noch flüsternd über die Lippen. Eilif drehte sich auf dem Weg zur Treppe zu ihr um. Er war es gar nicht gewöhnt, Gefühle zu zeigen oder zu trösten, daher legte er nur eine Hand auf ihre Schuter und sagte: "Ich glaube eher nicht, dass Sill bereits tot ist. Das würde sich bei ihr nicht lohnen, wo doch so ein großer Findungslohn auf sie angesetzt ist. Jeder, der sie in die Finger bekäme, würde sie an Safria verkaufen." Das war zwar recht wenig ermunternd, aber zumindest konnte Svetlana sich nun sicher sein, dass die Kleine noch am Leben war. Sie wischte sich eine Träne weg und wollte etwas sagen, als sie erneut von einem Kerl angesprochen wurde. Er musste wohl nicht viel älter als Rain sein und hatte dunkelbraunes Haar. Doch noch bevor Eilif wieder eingreifen konnte, hatte die Nonne dem Typen bereits eine übergewischt. "Willst du jetzt etwa auch noch?!", grollte sie mit gehobener Faust, um ihm gleich nochmal eine überzubraten, wenn er erneut etwas versuchte. Eilif stand ein wenig verdutzt neben ihr; eine schlagbereite Hand immernoch erhoben, die er sodann sinken ließ. "Naja, nicht dass ich dem entsagen würde...", säuselte er, doch Svetlana wischte ein zweites Mal über seinen Kopf, "aber eigentlich wollte ich nur mal was zu eurem Thema von gerade eben hinzufügen...", keuchte er nun mit schmerzender Beule auf dem Kopf. Svetlana wich sofort zurück. "Hast du etwa ein Mädchen in grünem Kleid und mit zwei langen Pferdeschwänzen gesehen?!", rief sie aufgeregt. "Ja, heute Nachmittag auf der großen Handelsstraße. Das war vor etwa vier Stunden. Sie kam mit einem großen Kerl auf einem braunen Pferd vorbeigeritten", antwortete er. "Und wohin sind sie geritten?", fragte die Schwester eindringlich? "Hm, mal überlegen. Ich verate es dir, wenn du eine Nacht mit mir... Aua!!!", diesmal war es Eilif, der dem Burschen eine verpasste. Sein kleiner Dolch schwebte nur wenige Zentimeter vor dem Hals des Burschen. "Sag uns jetzt, wo dieser Mann mit Sill hingeritten ist", drohte Eilif und seine und Svetlanas Augen blitzten gefährlich. Irgendwie fühlte sich der junge Mann auf einmal wie in zwielichtiger Gesellschaft. "Ist ja gut! Sie sind in die Seitenstraße Richtung Süden eingebogen, die ist in der Nähe des Uema-Baches!", plapperte er alles aus, was er wusste. Mit der Antwort zufrieden, ließen die beiden Gefährten von ihm ab. Eilif steckte sein Dolch geschäftsmäßig weg und Svetlana sah auch schon aus, als hätte sie den Jungen wieder vergessen. "Sag mal, du bist doch Nonne. Dann darfst du eigentlich niemanden schlagen", sprach der Kerl sie noch mal vorsichtig an. Svetlana biss auf ihre Unterlippe. Für einen Moment schien es dem Burschen so, als habe er einen empfindlichen Nerv getroffen. Doch um vor ihm keine Reue zu zeigen, erwiderte sie scharf zu ihm hinschielend: "Bei dir ist das was anderes." Folglich den Hinweisen des jungen Mannes, verließen die beiden alsbald das Gästehaus und ritten die breite gepflasterte Straße zurück. "Wir müssen uns beeilen! Sill und ihr Entführer haben schon einen großen Vorsprung!", rief die Nonne Eilif zu. Er nickte bestätigend. "Wir sollten die ganze Nacht durchreiten." Er schaute zum Himmel. Zerrissene Wolken zogen über den Himmel und verdeckten den zunehmenden Mond, der in wenigen Tagen seine runde Fülle erreichte. *Zumindest ein wenig Licht erleichtert uns die Sicht.* Sills Körper rutschte zur Seite und sie drohte vom Sattel zu fallen, wenn Rouven sie nicht rechtzeitig mit einer Hand zurückgezogen hätte. Seit über fünf Stunden waren sie nun geritten und die winterliche Kälte und die anstrengende Reise zerrten an den Kräften des Mädchens. Während sie schlief lag ihr Kopf an Rouvens Brust hinter ihr. Alles um sie herum war in Dunkelheit getaucht und nur der Mond, der ab und zu zwischen den Wolken auftauchte, spendete spärliches weißes Licht. Auf der Landstraße und den Tannen außenrum glitzerte eine dünne Schicht von Reif. Das Pferd bahnte sich seinen Weg wie mithilfe eines sechsten Sinnes durch die Nacht. Rechts verlief der Bach Uema. Nach einer weiteren Stunde machte Rouven eine Rast. Während Sill immer noch auf dem Tier saß und mit beiden Händen an den Sattelhorn gebunden war, suchte der Kopfgeldjäger etwas Holz, um ein Feuer zu entfachen. Als er kurz zu Sill rüberschaute, waren ihre Augen geschlossen und sie schien zu schlafen. Beruhigt widmete er sich wieder seiner Arbeit. Doch da klappten ihre Augen auf einmal auf. *Ob Rain schon in Wahine ist? Werde ich ihn überhaupt jemals wiedersehen?* Wie automatisch fing sie an, ihre Hände aus den Fesseln zu zerren. Das Seil schnitt und drückte sie in die Handgelenke und rieb die alten Wunden wieder auf, die sie sich bereits in der Hütte zugezogen hatte. Doch sie hörte nicht auf, sondern zog immer mehr. Schließlich schaffte sie es, den ersten Strang über den Horn zu stülpen. Der Druck gab etwas nach. Plötzlich blickte Rouven wieder zu ihr und Sill stellte sich hastig wieder schlafend. Als sie sich wieder sicher war, nicht gesehen zu werden, befreite sie sich schnell von dem Rest. Sill wartete noch einen Moment, ob Rouven noch mal schauen würde, dann rutschte sie leise vom Rücken des Pferdes und rannte los. Sofort bemerkte Rouven die Flucht und setzte ihr nach. Als Sill ihren Verfolger hinter sich sah, durchschoss Adrenalin ihren Körper und sie gab noch einen Zahn zu. Die Kondition, die sie sich im Palast in Lohtendie antrainiert hatte, kam jetzt zugute. Sie erreichte den Rand des Baches, der unter einer weißen Eisschicht bedeckt war. Sie betastete vorsichtig mit einem Fuß die Dicke des Eises und lief darüber. *Da kommt Rouven aber bestimmt nicht rüber! Das ist zu dünn für sein Gewicht...!* Das andere Ufer stieg über zwei Meter hoch. Sill klammerte sich an eine Wurzel und strampelte mit den Füßen, bis sie einen festen Halt erreichte. So zog sie sich hoch. Hinter ihr hörte sie die Rufe von Rouven. Sie blickte sich kurz um und plötlich riss die Wurzel. Ein kurzer heller Aufschrei und Sill rutschte den Hang hinab. Ihr Körper prallte auf einen herausragenden Stein und rollte abwärts, bis sie auf etwas hartes Kaltes aufschlug. Für einen kurzen Moment schmeckte sie Blut, doch plötzlich brach das Eis unter der Wucht des Aufschlages, um ihren Körper breitete sich ein eisiger Schmerz aus wie tausende Nadelstiche. Es raubte ihr den Atem, drang bis in ihr Innerstes vor und lähmte ihre ganzen Körper. Stumm vor Kälte brachte sie nur gebrochene Töne hervor. In ihrem Kopf flackerte Todesangst auf. Ihre Augen starrten ins Leere. *Nein! Ich will nicht! Bitte lass mich... nicht sterben!* Sie keuchte und versuchte sich aus dem Wasser zu ziehen, doch fand keinen Halt. Langsam verließen auch die restlichen Kräfte ihren Körper... Plötzlich ergriff etwas Warmes ihren Arm und zog sie zu sich. Ohne zu überlegen klammerte sich Sill daran und endlich wurde sie herausgezogen. Eine Wärme umschloss sie und ihre Wange spürte eine Schulter unter sich. Ihr Körper zog sich zusammen und bibberte heillos. Von fern konnte sie Rouvens Stimme hören, doch verstand kein Wort. Immernoch von der Kälte gelähmt konnte Sill sich nicht rühren. Sie bekam nur mit, dass sie hochgehoben und zurück zum Feuer getragen wurde. Rouven legte sie auf den Boden. Dann ging er zum Pferd und holte etwas aus der Seitentasche. Als er zurückkam, erkannte Sill verschwommen, dass es eine Flasche sein musste. Er machte sie auf und hob Sills Kopf hoch, um ihr etwas von der Flüssigkeit einzuflößen. Es stank ganz scheußlich nach Alkohol, und als sie es schluckte breitete sich ein höllisches Brennen aus, das die bisherige Kälte verdrengte. Aber dieses flüssige Feuer war auch nicht viel besser. Es fühlte sich an, als würde es sich mit dem Blut in alle Körperteile ausbreiten und alles versengen. Sill kniff die Augen zu und schüttelte und wand sich unter diesen Qualen. Zudem überfiel sie eine Übelkeit und vor den Augen verdrehte sich alles. Über ihren Körper jagten ununterbrochen Schauer und sie verkrampfte sich umso mehr. Vernommen spürte sie Rouvens Hände, wie er auf einmal anfing, ihre Kleider von ihr zu streifen. Ein Grauen überkam sie. Was hatte er denn jetzt vor? "Nei... nein...! Aufhören...!", ihre Stimme war nichts weiter als ein erbälmliches Flüstern. Sie wand sich immernoch unter dem Einfluss des Alkohols und konnte gar nichts tun, während Rouven sie auszog. Sie spürte, wie seine Finger auf ihrer Haut umhertasteten. *Was macht er da?! Aufhören! Bitte aufhören!*Sill versuchte sich gegen ihn zu wehren, doch da war sie schon nackt. Die Kleider warf Rouven achtlos auf den Boden. Verzweifelt regte sich Sill zu ihnen. Jetzt zog sich Rouven seinen Umhang aus. "Nein...!", keuchte sie und Tränen verschleierten ihr die Sicht. Der Mann zog sie zu sich und auf einmal fühlte sie den groben Stoff des Umhangs auf ihrer Haut. Sill verstand gar nichts mehr. "Wieso... tust du... das?", bekam Sill gerade noch so heraus. Ihre Lippen waren ganz blau angelaufen und sie zitterte immernoch. Auch spürte sie den Alkohol zirkulieren. Aber irgendwie konnte sie nicht mehr glauben, Rouven wolle ihr damit Böses antun. "Damit du nicht erfrierst", sagte er. "Die Kleider sind vollgesogen mit dem kalten Wasser. Hättest du sie anbehalten, wärest du gestorben. Und den Schnaps solltest du trinken, weil er dich von innen heraus aufwärmt. Das ist alles." Sill antwortete nicht. Sie fühlte sich elendig schlecht. Ihr war immernoch übel und nun kamen auch noch hämmernde Kopfschmerzen hinzu. Von oberhalb hörte sie Rouven leise fluchen. "Das hat die nun davon, dass sie wegläuft. Geschieht ihr alles recht. Dumme Göre!" In Sills Herzen stach es. War sie wirklich so dumm? *Es ist doch verständlich, wenn ich vor meinem Entführer fliehen will...* Sill hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seither vergangen war; es war noch dunkel, aber Rouven und sie saßen wieder auf dem Pferd und die kalte Nachtluft peitschte gegen Sills Gesicht. Sie rührte sich. Sofort meldeten sich ihre Kopfschmerzen zurück. Wie automatisch fasste sie sich an die Stirn. "Aua...!" Rouven blickte zu ihr runter. "Ach, bist du wach? Solltest besser noch ein wenig schlafen. Morgen kommen wir in Kathrona an." "Wo... sind meine... Sachen?", bekam Sill gerade so zwischen den Zähnen heraus. Jede kleinste Bewegung verursachte schon ein schmerzhaftes Pochen. "Keine Sorge, die hab ich mitgenommen", gab Rouven beiläufig zurück. Sie bogen von der Landstraße wieder auf eine größere, befestigte Straße ein. Die Hufen des Pferdes trommelten nun auf Stein und die harten Auftritte machten die Kopfschmerzen noch schlimmer. Vorsichtig ließ sich Sill wieder nach hinten sinken an Rouvens Körper und schloss die Augen, um noch ein wenig zu ruhen. Sollte so die Geschichte enden? *Werde ich wirklich an Safria übergeben und das Land, das ich liebe, in Stich lassen? Wenn das passiert, dann wird das Reich, Esmara, untergehen...* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ XD mann! endlich bin ich fertig mit dem kap! wird aber auch zeit... wobei, jetzt in den ferien macht das ja eh nichts ^^ so, demnächst kommt endlich ein wenig mehr action (falls der einbruch ins eis nicht genügt hat XD) es wird also nicht langweilig ^^ hoffe, wir lesen uns dann wieder *alle flausch*_________________* Kapitel 18: Verschiedene Gründe ------------------------------- Chronicle of the Earth hi ^^ tut mir echt furchtbar leid, dass die geschichte bei mir so schleppend vorankommt (*um erbarmen knie*), aber zu diesem kap ist mir ne ganze zeit lang nichts eingefallen. und nur der eile willen möchte ich euch nicht einfach "irgendein" kap unterbreiten. da warte ich doch lieber ein weilchen bis mir was anständiges einfällt und gebe euch das dann zu lesen. ist doch nachvollziehbar, nicht wahr? aber genug der laberei, ich wünsche euch viel spaß mit dem nachfolgenden kap ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 18~ Verschiedene Gründe Zerrissene schwarze Wolken zogen am Himmel vorbei und verdeckten den kleinen runden Mond, der verloren und blass in der Nacht schien. Spitze dunkle Tannen säumten die lange Landstraße, auf der das mächtige braune Pferd unerschöpflich entlangritt und Sill und Rouven immer weiter gen Westen trug. Sill war erschöpft, konnte aber keinen Schlaf finden. Schuld daran waren nicht nur die pochenden Kopfschmerzen und die eisige Winterkälte, sondern vor allem ein Gedanke: *Komme ich jemals noch nach Wahine?* Dort wo Rain auf sie wartete, dort wo sie ihn treffen wollte und wo sie endlich wieder zusammen sein konnten- Sill und Rain. Der Gedanke, von ihm getrennt zu sein, schmerzte tief in ihrer Brust, sie sehnte sich doch so sehr nach ihm! Sill krümmte sich und ihre Hände wanderten zu der Stelle unter dessen Schicht aus Fleisch und Blut das schwerklopfende Herz saß. Rouven blickte zum Mädchen herunter. "Bald sind wir in Kathrona, also mach jetzt nicht schlapp", herrschte er sie an. Sill richtete sich wieder auf. Rouven hatte ihr zwar seinen Umhang gegeben, doch der schützte kaum vor dem kalten Wind, der sich zwischen den groben Garn des Stoffes zwängte und direkt auf Sills ohnehin schon unterkühlten Körper prallte. Sie schauderte. Die ganze Zeit hatte Sil sich nicht getraut, den Mann hinter sich auch nur anzusprechen. Doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus- die furchtbare Kälte und diese unausstehliche Stille. Sie öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, doch das erste, was rauskam, war nur ein leises Krächzen. "Äh, darf ich... darf ich meine Sachen wieder anziehen?" Rouven schaute wieder runter zu ihr. "Die sind noch nicht trocken und wahrscheinlich steifgefroren. Warte noch etwas", riet er ihr. "Das macht nichts! Ich kann sie auch so tragen, das stört mich nicht." Wichtig war doch nur, dass die Kleider von Rain waren und Sill sie wieder am Körper spüren wollte. Rouven zauderte zwar, aber schließlich gab er nach. Er wollte dem General nicht unbedingt ein nacktes Mädchen präsentieren. Sie hielten an einem kleinen Zollhäuschen und Rouven stieg ab. Dann holte er die Kleidung vom Pferd und zuletzt hob er Sill herunter. Das Mädchen stand mit blossen Füßen auf dem gefrorenem Stein und verdeckte ihren zarten weißen Körper mit dem dunklen Umhang, der einen starken Kontrast zu ihrer hellen Haut bildete und die Kleine fast leuchten ließ im Schein des Mondes. Ihre Pferdeschwänze waren aufgegangen und das Haar ergoss sich in hauchdünnen Strähnen auf dem Umhang, wie die Flechten einer Weide in sachten Bögen im Wind neigten. Sill nahm sich ihre Sachen, blickte sich kurz um und versteckte sich hinter dem Häuschen. "Wehe du haust heimlich ab, hast du verstanden?", rief der Kopfgeldjäger noch nach. Als er jedoch keine Antwort erhielt, fuhr er um die Ecke herum und erwischte Sill gerade dabei wie sie sich ihr halb zerrissenes Nachthemd über den Kopf zog. Rouven wich zurück, doch Sill peitschte ihm noch seinen Umhang steif ins Gesicht. "Keine Sorge, ich lauf dir schon nicht weg!" *Zumindest jetzt noch nicht... Ich muss es irgendwie schaffen ihm zu entwischen und nach Wahine zu kommen*, fügte Sill in Gedanken nach. "He! Hörst du mir zu? Sprich mit mir, damit ich weiß, dass du noch da bist!", unterbrach Rouven. Er stand wieder beim Pferd und band sich seinen Umhang wieder um. "Ja... jaaa!" Sill kämpfte gerade mit einem Stiefel, den sie nur mit Mühe über den Fuß bekam. "Wo kommst du her?", rief sie ihm zu? "Wieso sollte ich dir das sagen?", brummte Rouven zurück. "Wieso nicht? Ist doch nichts dabei." Sobald das Gespräch erst einmal anfing, wurde es langsam einfacher sich mit diesem fremden Mann zu unterhalten. "Ich vermute mal, du stammst aus dem Norden? Du hast so ein Dialekt, wie man ihn nur bei Gmenna benutzt", trällerte Sill nun munter daher. "Woher willst du das wissen? Es gibt viele Dialekte in diesem Land", entgegnete Rouven misstrauisch. Sill steckte ihren Kopf durch den Kragen ihres Kleides. Der Stoff war noch feucht und fühlte sich noch kälter an als erwartet. Sill schauderte. "Ich war mal vor zwei Jahren bei Gmenna. Mein Vater hatte mich mitgenommen. Gmenna liegt weit oben, fast an der Grenze zu Nitrica. Es ist sehr schön dort." "Ah, ach ja, findest du?", Rouven fühlte sich seltsamerweise geschmeichelt und schaute zu Boden. Dann kam Sill wieder hervor. "Lebt deine Familie noch dort?", fragte Sill weiter. Er zögerte, doch dann nickte er bestätigend. "Meine Eltern, mein Bruder und meine zwei Schwestern. Und meine...", Rouven erstummte. Das Mädchen schaute fragend in sein nachdenkliches Gesicht. "Nicht so wichtig, vergiss es!", der Mann wandte sich ab. Vorsichtig lugte Sill zu Rouven hin, doch er drehte sich nur weiter ab. "Hast du etwa eine Freundin?", stocherte Sill neugierig nach. Rouven antwortete nicht, sondern packte sie mit seiner großen Hand am Kopf, sein Gesicht neigte sich ganz nah an ihres. "Was mischst du dich wieder in meine Angelegenheiten an! Das ist hier keine Liebesgeschichte, also lass mich in Ruhe, verstanden?" Sill starrte ihn sprachlos an, doch sie hielt sich dran und stellte keine weiteren Fragen. Rouven richtete sich wieder auf und eine Weile sagten beide nichts. "Es ist nur... wegen ihr hat er... sich...", began Rouven kaum hörbar. Sill horchte auf. Der Mann brach ab. "Du hast sie geliebt, nicht wahr?", fragte Sill vorsichtig. Er nickte zögernd. "Wie war ihr Name?" "Rianha.“ Es war schon so lange her. Obwohl all sein Streben seither nur einem Ziel folgte, wurden die Ereignisse von damals zu einer alten Geschichte und die Geschichte zu einer verblassenden Erinnerung. "Rianha… sie war meine Geliebte“, began Rouven leise. Sill blickte ihn an. "Sie war die Tochter eines Edelmannes. Ich dagegen der Sohn eines einfachen Handwerkers. Und auch wenn sie für mich eigentlich unerreichbar schien, war sie für mich die Liebe meines Lebens und ich konnte sie nicht loslassen. Selbst dann nicht, als ich erfuhr, dass sie jemand anderen heiraten sollte. Wir beschlossen gemeinsam zu fliehen.“ "Oh… und was ist dann passiert?“, fragte Sill, wobei sie die Antwort schon erahnen konnte. "Wir wurden natürlich erwischt. Der Vater von Rianha wollte mich hinrichten lassen, dafür, dass ich anscheinend seine Tochter geraubt hatte. Das Gericht konnte zwar keine Schuld nachweisen, dennoch… wurde ich verurteil. Da brach Rianha zusammen, denn sie erwartete ein Kind und all die Anstrengungen zerrten an ihren Kräften“, Rouven endete leise und fast flüsternd. "Damit ich von Rianha nicht getrennt werden musste, bot sich mein Bruder als Pfand an und wurde meiner statt eingekerkert. Wenn ich genug Geld gesammelt habe, könnte ich meine Schuld tilgen und mein Bruder wäre wieder frei“, erklärte Rouven. *Deswegen ist er also Kopfgeldjäger geworden. Und die Belohnung, die auf mich angesetzt wurde, bringt ihn an sein Ziel*, begriff Sill. Sie schwieg zuerst, dann fragte sie: "Das Kind… war es von dir?“ Er nickte. "Ein Sohn. Er hatte überlebt, doch Rianha…“ Bevor Rouven noch weitererzählen konnte, kamen Sill schon die Tränen; Rianha war bei der Geburt gestorben. "Mir bleibt nur noch mein Bruder, der seit dem im Gefängnis sitzt. Er ist wirklich ein guter Mensch und hat ohne zu zögern seine Freiheit für mich geopfert. Obwohl er bereits eine Familie hat. Allein dafür bin ich ihm zu Dank verpflichtet“, sagte Rouven bestimmt. "Ähm, wie- wie lange ist es her seit das alles passiert ist?“, wollte Sill wissen. "Zehn Jahre“, gab Rouven zurück. "Zehn!!!“, wiederholte Sill aufgebracht. *Ze-e-e-hn! Woah, ich war erst fünf Jahre alt, da hat er schon Schicksalsschläge erlitten…*, dann besann Sill sich, *so lange schleppt er das nun mit sich rum? So lange versucht er schon das Geld aufzutreiben, um seinen Bruder zu retten.* "Und wieviel Geld ist erforderlich?“ „500 000 Arkaden“, antwortete der Kopfgeldjäger. "500 000!!! Das ist zu viel! Viel zu viel! Da stimmt doch was nicht! Das kann nicht sein!“, rief Sill wie von Sinnen. Rouven hielt sich mit dem kleinen Finger genervt das Ohr zu und wartete, bis Sill sich beruhigt hatte. "Ich weiß. Ich habe gehört, wie sich Rianhas Vater und der Richter sich unterhalten haben. Ursprünglich sollte ich ja hingerichtet werden. Ein Leben kann man nicht durch Geld aufwiegen. Deswegen wollte Rianhas Vater eine Summe, die ich niemals im Leben zusammen bekommen kann. Das bedeutet für meinen Bruder Gefangenschaft lebenslänglich“, Rouven hob den Kopf und richtete seine Augen gen Himmel. "Sein Leben für meines. Aber mir bleibt nichts anderes übrig als dieses Spiel mit zu spielen… Deswegen habe ich keinen Grund mehr für dieses Land zu kämpfen. Es hat mich betrogen und mir alles genommen.“ Er blickte auf die Stelle, wo Sill gerade noch gestanden hatte. "Wo... WO IST SIE?!?!?!", erhallte Rouvens tiefe kräftige Stimme gegen die Baumwipfel. Da hatte er einen Moment nicht aufgepasst und das Mädchen war wie vom Erdboden verschluckt. *Tut mir ja Leid, aber ich kann mich nicht einfach von dir an Safria ausliefern lassen. Du bist nicht der einzige mit großen Problemen!*, dachte Sill, während sie weiter in den tiefen, in Dunkelheit getauchten Wald floh. *Ich werde nach Wahine kommen und Rain wiedertreffen! Und ich werde dieses Land zurückerobern! Damit ich die Ungerechtigkeit, die dir widerfahren ist, ausmerzen kann!* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hey, endlich fertig! XD es hat deswegen so lange gedacht, weil mir einfach keine geschichte für rouven eingefallen ist. natürlich hätt ich es auch ganz weglassen können, aber ich wollte, dass man auch seine absichten und hintergründe kennt. er ist schließlich nicht einfach ein bösewicht, sondern auch ein vollwertiger chara. *knuddel*________________* Kapitel 19: Vennen ------------------ ~Chronicle of the Earth~ hello ^-^ und schon kommt das neue kap! viel spaß damit! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 19~ Vennen Stolpernd brach Sill durch das Gewächs des Waldes. Tiefhängende knorrige Äste verhedderten sich in ihren Haaren und hervorstehende Wurzeln ließen das Mädchen stolpern. Doch Sill machte nicht langsamer. Endlich war ihr die Flucht vor Rouven gelungen! Endlich war sie frei und auf dem Weg nach Wahine. Sie wusste zwar nicht genau, wie weit sie von dem Dorf entfernt war und in welcher Richtung es lag, aber erst einmal musste sie nur rasch einen großen Abstand zu Rouven gewinnen, damit er sie nicht doch wieder fand. Je tiefer das Mädchen in den Wald lief, desto dunkler und undurchdringlicher wurde er. Hier und da lag noch alter Schnee. Plötzlich blieb Sill mit einem Fuß an einer verborgenen Wurzel hängen und stürzte zu Boden. Sie schlug hart auf die kalte harte Erde auf. Sofort versuchte sie sich wieder aufzurappeln, doch es ging nicht. In ihrer Brust stach es und im Hals brannte die trockene Luft. Sie stützte sich mit den Händen aufs Laub und brach erneut zusammen. Sie konnte nicht mehr, sie war am Ende. Jetzt spürte Sill auch wieder den unbarmherzigen Frost des Winters und die steife, noch nicht ganz getrocknete Kleidung auf ihrer Haut. Sills Augen wanderten die Umgebung ab. Der Waldboden, der leichte Nebel, der kurz darüber in weißen Schwaden hing und die schiefen Baumstämme, die sich stark vom hellen Hintergrund abhoben. Alles war still. Selbst das Schluchzen, das unvermeindlich aus ihrem Mund entwich, hörte sich wie von weiter Ferne an. "Rain... Rain...", wisperte das Mädchen mit schwacher Stimme. *Wo bist du...? Wo bist du nur? Ich brauche dich!*, zitternd zog sich ihr Körper zusammen. Auf dem dunklen Grund wirkte sie wie ein Smaragd, das von einer hell-beigen Schwinge auf einer Seite umrahmt wurde. Ohne es richtig zu merken, hatte Sill die Augen geschlossen und lauschte ihrem eigenen Herz, das tief in ihrer Brust dumpf vor sich hin schlug. Wie lange lag sie schon so? Wie weit war die Nacht schon vorangeschritten? Was hatte Sill überhaupt wieder erwachen lassen? Sie drehte ihren Kopf und Oberkörper nach oben und blickte auf die Dunkelheit über ihr. "...ist sie?" "...weitersuchen..." *Was... aber das sind doch... ihre Stimmen?* Sills Sinne schienen wieder schärfer zu werden. "Svet... lana? Svetlana? Eilif?", kam es erst nur schwach aus Sill, dann stärker. "Svetlana! Eilif!", dann lauschte Sill auf Antwort. "... vielleicht nicht hier..." "Wir sollten dorthin..." *Nein! Sie hören mich nicht! Ich muss zu ihnen, sonst sind sie wieder weg!* So gut sie konnte, rappelte sich Sill wieder auf, alte Laubblätter fielen von ihrem Kleid. Schwankend ging sie in die Richtung, aus der die Stimmen ihrer Freunde drangen. *Schneller! Ich muss schneller...*, wie lange war Sill getrennt von ihren Gefährten gewesen? Ein Tag und zwei Nächte? *Zu lange!* Wenn Sill daran dachte, wie sie Svetlana und Eilif angeschnauzt hatte, weil sie dachte, man wolle sie und Rain voneinander trennen. Aber jetzt war sie heilfroh, ihre Freunde wieder zu sehen. Wenn sie doch nur schneller zu ihnen käme! Bevor sie wieder weiterritten... Sill lief so schnell sie konnte in ihrem erbärmlichen Zustand. Unterkühlt, geschwächt und fiebernd. "...also weiter!", kam es von Svetlana. *Nein!!!*, Sill trieb sich noch mehr an aus Angst ihre Freunde zu verpassen. Doch erneut versagten ihre Kräfte und stolpernd erreichte sie endlich die Straße. Dort brach Sill zu Boden und schlug hart aufs Stein. Eilif und Svetlana drehten sich um. Die Nonne war schon einige Meter weiter entfernt. "Sill!", sofort setzte sich Eilif vom Pferd und kam dem Mädchen entgegen. Schwach, doch überglücklich schlang Sill ihre Arme um seine Brust und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. Etwas unsicher legte der Jäger seine Hände um sie. "Wo warst du...?" Schon war Svetlana da und Sill warf sich ihr weinend um den Hals. "Sill!!! Um Gajas Willen! Endlich bist du wieder da!", schluchzte die Schwester und drückte das kleinere Mädchen. "E-es tut mir Leid!", heulte sie nur. Svetlana fiel ein mächtiger Brocken vom Herzen. Und auch Eilif wirkte entspannter. Doch auf einmal vernahm Sill ein fernes Wiehern. Erschrocken blickte sie in die Richtung. Eilif reagierte auf ihre Besorgnis. "Lasst uns jetzt schnell nach Wahine reiten." "Wie weit ist es von hier?", fragte Sill. Der junge Mann schaute sich in der Nacht kurz um und schien die Orientierung schnell erfasst zu haben. "Von hier ist es nicht mehr weit. In einigen Stunden sind wir dort", gab er zurück. Erleichtert nickte Sill. Sie kam auf Eilifs Pferd und Svetlana übernahm das gesamte Gepäck. Die nächste Zeit verbrachte Sill schlafend. Wie bereits bei Rouven saß sie vor Eilif und lehnte mit der Rückenseite an seiner Brust. Die Kopfschmerzen konnten sie diesmal nicht von ihrer Ruhe abhalten. Denn Sill wusste: Bald würde sie bei Rain sein, in Wahine. Svetlana ritt auf gleicher Höhe wie Eilif und beide unterhielten sich leise. "Sill muss wohl vor ihrem Entführer geflohen sein. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Er wird sie wohl kaum freiwillig laufen gelassen", meinte Eilif. Svetlana nickte. "Aber was ist bloss mit ihr passiert? Sie sieht furchtbar aus", fragte Svetlana und schaute dabei auf die schlafende Sill. Der Weg zog sich über eine lange Landstraße, die zwischen kargen Wiesen und Gemüsefeldern entlanglief. Hier und da standen die ersten Bauernhöfe; ein Zeichen, dass sie sich der langgesuchten Siedlung näherten. Langsam wurde es heller und ein stählernes Hellblau verdrängte das tiefe Schwarz der Nacht. Die letzten Sterne verblassten. Trotz des harten Gallops des Pferdes empfand Sill eine unglaublich angenehme Erholung. Sie schlief schon lange nicht mehr, aber hielt die Augen noch geschlossen. "Hm? Wer ist das?", stutzte auf einmal Eilif. "Was? Wer?", Svetlana sah zu der Stelle, auf die Eilif deutete. "Der Typ dort!" Mitten im Weg stand ein Unbekannter in dunklem Gewand. Die Pferde ritten direkt auf ihn zu und aus nahender Sicht wurde sein Gesicht erkennbar: Ein junger Mann mit schwarzen nach hinten gebundenen Haaren und einem stechenden Blick. Noch bevor die Tiere an ihm vorbeigerannt waren, zog er auf einmal ein langes schmales Schwert. Er schwang es in einem weitem Bogen, sodass die im Morgenlicht blitzende Klinge die Beine der Pferde beinahe von deren Körpern abgetrennt hätte. Doch im richtigen Moment machten die Pferde einen riesigen Satz zu beiden Seiten an ihm vorbei und landeten wiehernd einige Meter hinter ihm. Eilif sprang sofort ab und schrie entzürnt den Angreifer an. Sill hing ziemlich durchgeschüttelt noch auf dem Sattel. Svetlana stieg ebenfalls ab. "Was soll das? Wer bist du!?" Der Fremde lächelte geheimnissvoll. "Du willst wissen, wer ich bin? Ist das so wichtig? Du wirst doch...", fing er an, doch schon schwang er erneut sein Schwert und attackierte Eilif. "... sowieso gleich sterben!!!" Eilif konnte gerade noch ausweichen und parierte mit seinem Dolch. "Sag mir deinen Namen", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Man nennt mich Vennen! Ich bin der beste Kopfgeldjäger in Safria!" Die beiden Männer trennten sich und nahmen sogleich Kampfstellung ein. "Die Kleine auf deinem Pferd, überlass sie mir!", rief Vennen. Eilif stellte sich ihm ins Sichtfeld und zielte mit seinem Bogen schießbereit auf ihn. "Vergiss es", sagte er bestimmt. Svetlana kam zu Sill und flüsterte ihr zu: "Kennst du den? Ist er das, der dich entführt hat?" Sill schüttelte den Kopf. "Nein, den sehe ich zum ersten Mal..." "Aber wieso ist er denn hinter dir her?", wollte die Nonne wissen. Sill antwortete nicht. Das war jetzt schon der zweite Kopfgeldjäger. Langsam nahm das Abenteuer gefährliche Züge an. Die beiden Männer brachen in Kampf aus. Vennen war blitzschnell losgesprintet, wich dem Bogen geschickt aus und versetzte Eilif einen langen Schlitz in seinen Umhang. Wäre Eilif nicht rechtzeitig ausgewichen, hätte stattdessen ihn die Klinge voll erwischt. Der Jäger stolperte zurück. Mit seinem Bogen konnte er auf Distanz erheblichen Schaden errichten, aber im Nahkampf nützte ihm seine Waffe gar nichts. Er warf den Bogen Svetlana zu und war nun mit nichts weiter als seinem Dolch bewaffnet. Es sah sichtlich schlecht für Eilif aus. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und streckte die letzten zart rosafarbenen Schleier aus wie lange Finger. Es versprach ein heller, sonniger Tag zu werden. Der Winter näherte sich seiner Mitte. Auf den Straßen tummelten sich bereits viele Passanten, die zu den nächst größeren Siedlungen strömten und Handkarren oder dicke Bündel Verkaufsware schleppten. *Verdammte Göre! Sie hat absichtlich ein Gespräch mit mir begonnen, um mich abzulenken! Wenn ich dich kriege, Prinzessin, dann gibts Dresche!* Rouven breschte über die Pflastersteine zwischen den Menschen gen Süden. *Sill hat immer wieder das Wort 'Wahine' gemurmelt, während sie geschlafen hat. Ich wette, sie ist auf dem Weg dahin*, dachte er. Sein Pferd war bereits erschöpft, doch er drängte es zu noch größerer Eile. In Wahine würde er sie kriegen wollen. "Hehe, was ist!? Kannst du etwa nicht mehr?", lachte Vennen hämisch, als er Eilif wieder zu Boden geschlagen hatte. Dieser konnte bisher nur ausweichen und parieren, aber Vennen war so geschickt im Umgang mit dem Schwert, dass Eilif ihm bisher keinen Schaden zufügen konnte. Erschöpft hockte er auf der Straße, wischte sich etwas Blut von der Lippe, wobei er seinen Gegner nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. *So geht das nicht. Besser ist es, wenn wir diesen Kampf bald beenden. Ich weiß nicht, wie lange ich die Mädchen noch beschützen kann...*, ging es Eilif durch den Kopf. Er war kein Schwächling, doch er erkannte seine aussichtslose Situation und handelte bedacht. "Svetlana! Nimm Sill und reite weiter!" Die beiden Mädchen schauten ihn an. "Hahaha! Wo sollen sie denn hin? Ich werde keine zwei Minuten brauchen, um sie wieder einzuholen!", lachte Vennen. Im Gebüsch raschelte es und sein dunkelbraunes Pferd erschien aus dem Wald. *Verdammt! Der hat ja echt an alles gedacht!*, fluchte Eilif. "Los, beeilt euch! Ich halte ihn auf! Svetlana!", rief Eilif ermutigend. Er stellte sich auf und hielt seine kurze Klinge gegen Vennen. Dieser grinste nur boshaft. Die Nonne befolgte hastig die Aufforderung ihres Gefährten. Das Gepäck ließ sie auf der Straße, nahm Sill mit aufs Pferd und ritt los. Die beiden Männer wurden in der Ferne immer kleiner. "So! Jetzt können wir den Kampf in Ruhe beenden!", brachte Eilif Vennen entgegen. Dieser wirkte sichtlich verärgert. "Wie du es sagst", mit dem festen Willen in den Augen, Eilif zu töten, ging er auf ihn los. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hehe, hoffe es hat euch gefallen ^^ ich selbst denke, vennen ist so einer, der könnte in inu yashas welt leben und mal als gegner auftreten (ok, das täte ihm nicht sehr gut, aber egal XD) demnächst kommt ein kap, das ich schon seit ganz zu anfang fest eingeplant habe. ihr dürft euch freuen... oder auch nicht ^^ *alle knuddel*_____________________* Kapitel 20: Kopfgeldjäger ------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, ihr da! ^^ wir nähern uns mit großen schritten der mitte dieser geschichte. kyaaaa! >///< ich wünsche euch viel spaß beim lesen. yo! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 20~ Kopfgeldjäger Svetlanas Pferd ritt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Landstraße Richtung Wahine. Schon reckten sich die ersten rotgeschuppten Hausdächer dem klaren Himmel entgegen. Sill klammerte sich um die Taille ihrer Freundin und kniff die Augen, zum Schutz gegen den Fahrtwind, zusammen. *Ob es Eilif gut geht?* Das Mädchen wandte ihren Kopf nach hinten. *Ich hoffe mit ihm ist alles in Ordnung...* Blut spritzte auf den Boden. Die zwei Männer standen ineinander verkeilt und versuchten den jeweils anderen mit ihrer Kraft zurückzupressen. Keiner gab nach und so rührte sich keiner auch nur um einen Zentimeter. Beide hatten schon mindestens eine Schnittwunde am Körper. *Wenn das noch lange so weitergeht, werde ich wohl zurückstecken müssen. Ich muss hier weg!*, dachte Eilif. Sein Druck verstärkte sich für einen Moment noch mehr und plötzlich ließ er los. Vennen stolperte ins Leere und Eilif versetzte ihm einen Schlag, sodass der stürzte. Jetzt hatte Eilif die Wahl. Er konnte Vennen den Todesstoß versetzen oder die Chance zur Flucht ergreifen. Vennen schaute vom Grund zu ihm hoch. Sein Blick verriet den Gedanken 'Komm, bring es zu Ende!' Eilif umfasste den Griff seines Dolches fester. Dieser eine Moment der Unschlüssigkeit sollte Eilif schon bald bereuen. Denn schon nutzte Vennen die Gelegenheit und entwich aus Eilifs Augen. "Verdammt...!" Das Pferd hielt hufeklappernd und wiehernd auf dem rund gepflaserten Marktplatz von Wahine. Die Mädchen stiegen ab. Kaum war Sill vom Sattel runtergekommen, da wollte sie auch schon Rain suchen. Ganz zappelig wie sie war, stürmte sie los, ihr Stiefel verhedderte sich im Steigbügel und schon schlug sie mit voller Wucht auf den harten Boden. "Aua aua...!" "Immer das selbe mit dir", sagte über ihr eine vertraute Stimme. Nein! Das konnte nicht sein! *Oh...* Sill schaute nach oben und erkannte Rains lächelndes Gesicht. Sofort füllten sich Sills Augen mit Tränen. Tränen der Erleichterung, der Freude, des Schmerzes... Wie lange hatte sie diesen Augenblick ersehnt! Ein Tag und zwei Nächte? Nein, es war eine Ewigkeit! Rain hielt ihr eine Hand hin und Sill legte ihre darauf. Diese Wärme, diese Nähe, es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl Rain wieder zu spüren. Seine Berührung wirkte wie ein wohltuender Blitzschlag, der über den Arm kroch und sich im ganzen Körper verteilte. Sill befreite sich aus dem Steigbügel und der junge Mann zog sie beharrlich hoch. Ohne zu zögern schlang das Mädchen ihre Arme um seinen Hals. Sie wollte nur bei ihm sein, ihn nicht mehr loslassen. Einfach um sicher zu sein, dass es nicht nur ein Traum war. Die vielen Blicke auf ihrem Rücken bemerkte sie gar nicht. Rain erwiederte ihre Umarmung und so standen die beiden fest umschlungen mitten im Dorf. Sie wirkten fast wie eine Statue zum Andenken von einem Paar, das von einer romantischen, aber tragischen Geschichte erzählte. Langsam lösten sich Sill und Rain voneinander. Er schaute sie an und erst jetzt erkannte er, wie schlimm das Mädchen überhaupt aussah. "Was ist mit ihr passiert? Svetlana, ich hatte doch gesagt, ihr solltet auf Sill gut aufpassen! Und wieso seid ihr so spät dran? Ich warte schon seit gestern auf euch!", fuhr er die Schwester aufgebracht an. Sie wandte sich zu ihm, auf heftige Widersprüche bereit. "Wo warst du eigentlich!? Weißt du, wieso das alles so gekommen ist? Deine kleine Freundin ist uns einfach abgehauen, weil sie zu dir wollte!" Schon waren die zwei wieder in heftiges Gezanke vertieft. "Apropos! Wo ist Eilif geblieben? Ist er nicht bei euch?", fragte Rain Sill. Sie drehte sich hilfesuchend nach Svetlana. "Er kommt bald nach!", gab Svetlana voreilig zurück und fügte in Gedanken hinzu, *hoffe ich...* Sill sah sie besorgt an. "Na gut, dann kommt jetzt. Ich habe uns inzwischen Gästezimmer in einem Wirtshaus besorgt", meinte Rain und schulterte das Gepäck. Die beiden Mädchen folgten ihm. "Endlich!", Sill stürzte eine kleine Holzwanne voll heißem Wasser über ihren Kopf. So wohl hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt... *abgesehen vom Wiedersehen mit Rain*, das Mädchen schmunzelte und sank ins warme, nach Kräutern duftende, Badewasser. In Gedanken versunken, beobachtete sie die aufsteigenden durchsichtigen Dampfwolken, die gen Decke aufstiegen und das gelbe Licht der Lampen reflektierten. Wahine war ein recht großes Dorf, umgeben von weiten Wiesen auf denen kleine dicke Schafe grasten. Sill hatte nach einem üppigen Mahl und dem entspannenden Bad ein Spaziergang gewagt. Weil ihre Kleidung, auf Geheiß von Svetlana, an einem Platz am Feuer zum Trocknen hingen, trug sie solange einen geborgten schwarzen Mantel. Sie lief zu den fülligen Tierchen, die sofort auseinander stoben und sich dann nach etwa fünfzehn Metern blökend wieder dem Fressen zuwandten. Sie reichten dem Mädchen gerade mal knapp bis zum Becken, trugen eine üppige Schicht weißer Wolle am Körper, aber ihre Schnauzen waren schwarz. Sill jagte ihnen noch ein Weilchen nach, und genoss die ruhige Zeit. Bis ihr auf einmal ein braunes Pferd auffiel, das direkt auf sie zuritt. *Rouven!*, Sills ganzer Körper wurde erschüttert vom Schreck, ihr Herz verkrampfte sich schmerzhaft. Wie ein verschrecktes Kaninchen stand Sill an einem Fleck und wurde von Rouven einfach mitgerissen. "Hab ich dich!!!", rief er. Doch noch bevor er sein Tier wenden konnte, stach eine blitzende Klinge vor die Pferdefüße in die Erde und blieb stecken. Der Reiter starrte in die Richtung aus der der Angriff kam. In einigen Metern Entfernung stand ein junger Mann in Blau. Hinter ihm kam eine Nonne angelaufen. "Rain!!! Svetlana!!!", schrie Sill. "Achso! Ist das dein Freund?", erriet Rouven. "Lass sie auf der Stelle los!!!", warf ihm Rain entgegen. So wütend wie er gerade war, hatte Sill ihn noch nie erlebt. Rouven wirkte nicht, als ob er auf einen Kampf aus war. Er wendete und ritt mit seiner Beute einfach los. "Verdammt! Hey!", sofort setzte Rain ihm nach. Im Lauf zog er sein Schwert geschickt aus der Erde und hatte tatsächlich vor, das davongallopierdende Pferd zu verfolgen. Doch schon nach wenigen hundert Metern hatte Rain die Spur verloren. Sill war wieder weg. Der Kampf von Eilif und Vennen hatte sich inzwischen zu einer wilden Verfolgungsjagd verlagert. Wer jedoch wem nachstellte war nicht ganz eindeutig. Mal war es Eilif, der Vennen abhalten wollte, Wahine zu erreichen. Dann war er es, der Eilif niederzustrecken versuchte. Mit seinem Schwert stach Vennen nach Eilifs Pferd, der jedoch geschickt auswich und Vennen die Wege ins Dorf versperrte. Nach stundenlangem Ritt erreichten die beiden dann doch Wahine. Vennen hatte es geschafft sich einen kleinen Vorsprung zu verleihen und brach vom dichten schattigen Gewächs des Waldes ins lichte Freie des offenen Landes. Beinahe wäre er mit einem anderen Reiter zusammengestoßen, der gerade brachial in die Wildnis reinritt. "He? War das nicht gerade die Kleine auf seinem Schoß?", ohne zu zögern, nahm Vennen die Spur auf und ritt Rouven nach, der alsbald seinen Verfolger bemerkte. Eilif erreichte gerade die Stelle, wo Vennen kurz davor noch gestanden hatte, als Rain ihn fast überrollte. "Was?! Rain? Du bist hier? Wo ist Sill?", wollte der Jäger fragen, doch da war Rain schon wieder weg. Er hatte sich sofort sein Pferd gekrallt, um Rouven so schnell es ging einzuholen. Hinter ihm war Svetlana auf ihrem Tier; sie hatte schon geahnt, dass sie nicht länger in Wahine verweilen würden und hatte das Gepäck mitsamt Sills Kleidern direkt wieder auf den Rücken ihres Reittieres gepackt. Sie ritt in einigem Abstand hinter Rain und bemerkte Eilif rechtzeitig. "Was ist los? Svetlana!", rief Eilif ihr zu, während er sich neben sie einreihte. "Der Kerl da vorne! Er hat Sill geraubt! Ich glaube, er ist der Entführer von gestern!", antwortete die Nonne atemlos. Beide legten einen Zahn zu und verschwanden schon bald im Dickicht des scheinbar unendlichen Waldes. "L-lass mich looos!", kreischte Sill, doch Rouven ließ nicht locker. "Bedau're Prinzessin, aber diesmal wirst du mich nicht mehr so leicht los wie beim letzten Mal!", gab er nebenbei zurück. Mit der einen Hand führte er seinen Braunen, mit der anderen hielt er das wild um sich schlagende Mädchen fest, als befürchte er, Sill würde sich einfach vom Sattel stürzen. Dann beunruhigte ihn auch der Fremde hinter ihm. Doch er konnte nicht ahnen, dass auch noch ein, überaus wütender Schwertkämpfer, ein geschickter Bogenschütze und eine furienhafte Geistliche hinter ihm her waren. Nach etwa einer halben Stunde im Wald, mündete die enge Straße, auf der sie alle unterwegs waren, in einem verwilderten Heidefeld. Das verdorrte Gestrüpp kratzte an den Beinen des Reittieres und so musste Rouven schon bald umkehren, um einen besseren Weg zu finden. Doch da kam schon Vennen entgegen. Noch im Ritt zog er sein schmales Schwert und zielte mit der Spitze direkt auf Rouvens Gesicht. "Hey du! Ich hab keinen blassen Schimmer wer du bist, aber die Kleine, die du bei dir hast, die gehört mir!", forderte Vennen hart. "Das hättest du wohl gerne! Sie kommt mit mir!", widersprach Rouven mit seiner rauen rauchigen Stimme. *Na toll! Jetzt sinds schon zwei Kopfgeldjäger, die sich um mich streiten...*, dachte Sill. "Red keinen Stuss! Oder willst du deinen Kopf verlieren!", Vennen hatte sichtlich keinen Nerv für lange Diskussionen. Rouven antwortete nicht. In diesem Moment kamen nun auch der Rest aus dem Wald gallopiert. Rain vorneweg, der wie ein Sturm auf die beiden Männer zurauschte und Eilif und Svetlana, die im Hintergrund die Flanken bildeten. "Gib Sill her!!!", schrie Rain. Sein Pferd hielt vor den anderen an. Das sah nun ziemlich schlecht aus für Rouven. Zwei kräftige Burschen, die es auf seine Beute abgesehen hatten. Und Sill, die arme kleine Sill, saß mittendrin wie ein Kaninchen, daß von drei hungrigen hechelnden Wölfen umringt war. Wenn jetzt ein Kampf entbrennen würde, bekäme Sill alles ab: die Klingen, den Dreck und alle wüsten Beschimpfungen, die ein Mann aufbringen kann. *Das Wichtigste ist es erstmal, Sill in Sicherheit zu bringen!*, dachte Rain. Sein Blick ging von einem Gegner zum anderen und dann zum Mädchen, das verängstigt auf dem Sattel saß. Er zog sein Schwert und attackierte Rouven, der sich überrascht wenden musste und dadurch Sill aus dem Griff verlor. Sie stürzte zu Boden und wäre fast von wildem Hufegetrappel erschlagen worden. "Sill! Weg von hier! Beeil dich!", rief ihr Rain zu, während er sich gegen Rouven und Vennen verteidigen musste. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie rappelte sich auf und lief gebückt Richtung Svetlana und Eilif. "Ist noch alles dran?", wollte Svetlana sogleich wissen, als ihre Freundin sie erreicht hatte. Sie nickte nach Atem ringend. Die Drei beobachteten die Kämpfenden. Rain war an seiner blauen Kleidung zu erkennen; wie sprudelndes Wasser, das sich einen Weg zwischen zwei Steinen bannen wolle. Wie ein Tanz von Wasser und Erde. "Wir sollten hier nicht länger warten. Kommt, suchen wir uns ein passendes Versteck", unterbrach Eilif die Gedanken der Mädchen. Sie nahmen ihre Reittiere bei den Zügeln und versuchten möglichst unbemerkt sich davonzuschleichen. Doch leider ging ihr Vorhaben sogleich zunichte. Rain riss sich aus dem Kampf raus und ritt auf seine Freunde zu. Die Kopfgeldjäger setzten ihm sofort in einiger Entfernung nach. "Verschwinde endlich!!", Vennen schwang sein Schwert und rammte es Rouven in die Seite. Genau in diesem Moment drehte sich Sill um und sah nur noch wie der Mann vom Sattel fiel. "Nein! Rouven!!!", ohne vorher nachzudenken, kehrte Sill um und rannte zu ihm. "Sill! Was machst du da!?", rief ihr Rain zu, der bereits bei den Gefährten angekommen war. Wie konnte das passieren?! Rouven wollte doch seinen Bruder befreien, um seine Schuld zu begleichen. Und Sill wollte ihm helfen! War etwa alles umsonst? Wieso musste er jetzt sterben??? "Rouven! Rouven!", rief das Mädchen immer wieder. Kam sie zu spät? Konnte sie ihm etwa nicht mehr beistehen? "Sill! Sill!", versuchte Rain sie zum Rückzug zu bewegen. "Sill! Sill! ..." "SILVA!!!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ yoh! und so geht auch das 20. kap zu ende ^-^ hab in letzter zeit voll den schreibtick... liegt wohl an der derzeitigen situation in dieser geschichte. ihr könnt euch freuen, es wird noch besser XD *alle flausch*____________________* Kapitel 21: Himmel im Auge -------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hello ^^ wünsche euch allen viel spaß beim lesen! *mit keksen um sich werf* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 21~ Himmel im Auge Rouven hatte den Stoß des Schwertes durch Vennen nicht kommen sehen und spürte erst gar nichts. Dann, langsam begriff er was geschehen war, doch da war es schon zu spät. Das Atmen ging schwerer. Alles um ihn herum schien in eine weite Ferne zu rücken. Sein Körper wurde schwer wie Blei und zog ihn nach unten, bis er mit einem harten Aufprall den Boden spürte. Von fern hörte er unklare Rufe. "Sill! Sill!" Dann herrschte eine kurze gespannte Pause. "SILVA!!!" *Das ist also der richtige Name der Prinzessin?*, war Rouvens letzter Gedanke. Sill blieb abrupt stehen. Der Ruf ihres wahren Namens war wie ein schmerzhafter Stich ins Herz. Der Atem stockte, die Augen weiteten sich. *Was...* Ohne es richtig zu merken; drehte sie sich zu Rain um. *Was hat er gerade... Woher weiß... er meinen Namen?* Sie schaute den jungen Mann ungläubig an. Er erwiderte ihren Blick mit einem seltsamen Ausdruck. War es Schmerz? Oder Wut? Auf einmal bemerkte Sill einen Schatten hinter sich, sie drehte sich um. Doch noch bevor sie reagieren konnte, bekam sie einen heftigen scharfen Stoß mitten in ihre Brust. Im nächsten Moment wurde ihr Körper in weitem Bogen durch die Luft geschleudert und sie landete mehrere Meter weiter auf den knorrigen, von totem aschweißen Holz bedeckten, Boden. "Oh Gott, Sill!!!", kreischte Svetlana. Sie und Eilif rannten sofort zu ihr. Wie von Sinnen stürmte Rain auf Vennen, der Sill offensichtlich mit dem stumpfen Ende des Schwertgriffes gegen ihr Brustkorb geschlagen hatte. "DU...!!!", schrie Rain außer sich. Ohne Gnade griff er Vennen an. "Pah! Bist du böse, dass ich deine Beute erwischt habe?", höhnte Vennen boshaft beim Abblocken Rains Attacken. "Halt die Klappe!!", entgegnente der wutentbrannt. Seine Schläge waren viel stärker, wilder und unbarmherziger als beim Kampf davor. "Das ist doch ein ganz üblicher Trick unter uns Kopfgeldjägern. Die Beute lahmlegen, damit sie nicht mehr entwischen kann", machte Vennen unbeirrt weiter. "Sei still! Wie kannst du es wagen Sill als Beute anzusehen...!!!", brüllte Rain. Er drängte seinen Gegner immer weiter zurück, ohne ihn bis dahin verletzen zu können. Rain und Vennen waren tatsächlich ebenbürtige Rivalen. Der Kampf dauerte sehr lange, denn keiner von beiden hatte auch nur im entferntesten Sinne vor nachzugeben. Sie rannten kreuz und quer durch die Heide, verkeilten sich immer wieder, schlugen und traten auf einander oder kreuzten die Klingen. "Du gibst dir ja ziemlich viel Mühe für die Kleine! Steckt da etwa mehr dahinter ?", höhnte Vennen zwischen zwei Schwerthieben. Rain knurrte. "Ich würde mich an deiner Stelle eher um deinen Kram kümmern! Schon gemerkt, dass ich dich gleich besiege?" "Pah! Das hättest du wohl gerne! Du wirst mich niemals schlagen können, nicht früher und auch nicht in Zukunft", entgegnete Vennen. "Es hat sich einiges verändert", widersprach Rain. Mit einem kräftigen Hieb drängte er seinen Gegner zurück. Der prallte gegen einen Baumstamm am Rande des Waldes, etwa auf der anderen Seite des Feldes. Mit der Schwertspitze zielte er direkt auf Vennens Hals. "Jetzt hab ich dich", in Rains blass blau-grauen Augen glitzerte der feste Wille Vennen den Todesstoß zu versetzen. Anders als bei Eilif war keine Spur von Zögern oder Reue zu spüren. Auch Vennen war dies bewusst. Doch so leicht war er nicht zu besiegen! Vennen gehörte zu den besten Kopfgeldjägern in seinem Land und erledigte sogar Dienste für General Jerion. *Vor einem wie dir gebe ich nicht nach!* Rain holte mit dem Schwert aus und stieß zu. Die Klinge bohrte sich jedoch ins Holz des Baumes und blieb stecken. *Verdammt! Wo ist Vennen!?*, fluchte Rain in Gedanken. Wie schon so oft war ihm Vennen in allerletzter Sekunde ausgewichen und entwischt. Allerdings blieb er nicht lange versteckt. Gerade rechtzeitig konnte Rain seinen Angriff hinter dem Rücken bemerken und bevor dessen Klinge auf Rain hinabschnellte, zog er sein Schwert aus dem Holz. "Das ist für Sill!!!", schrie Rain. Mit voller Wucht riss er einen langen roten Schlitz über Vennens Brust. Dieser erstarrte in seiner Bewegung. "Was... hast du... ", presste er knapp zwischen den Zähnen heraus. Rain wich gerade noch zur Seite aus und Vennen kippte tot nach vorne um. Erschöpft richtete sich Rain über dem Körper seines Rivalen auf. Aber er hatte keine Zeit sich seines Sieges zu vergewissern. *Sill!* Sofort machte sich Rain auf den Weg zu seinen Freunden. Svetlana kniete am Boden und Eilif stand direkt nebendran. "Sill! Sill, was hast du!?", waren die verzweifelten Rufe der Nonne schon von fern zu hören. Rain drängte sich sofort zu dem Mädchen, das dalag und beunruhigend bebte. "Was ist mit ihr!?", rief Rain aufgebracht. "Wir wissen es nicht. Von außen scheint sie keine schweren Verletzungen zu haben. Dort wo der Kopfgeldjäger sie getroffen hat, blutet es nur etwas, aber...", erklärte Eilif. Svetlana brachte kein Wort heraus. Sie untersuchte Sill schon die ganze Zeit sprachlos nach weiteren Verletzungen und hörte ihren Puls ab. Als Nonne beherrschte sie auch einfache medizinische Kenntnisse. Doch schließlich gab sie auf, stand auf und wandte sich vom Mädchen ab. *Schwester Jeanna! Verzeiht mir! Ich habe versagt. Ich kann Sill nicht retten!* Lautlos stand Svetlana hinter ihren Freunden und weinte. Sill hatte erst gar nicht begriffen, was mit ihr passiert war; erst als sie auf dem Boden zwischen dem trockenen Geäst lag, spürte sie einen stechenden Schmerz inmitten der Brust und als würde etwas sehr warmes sich in ihrem Körper verteilen und die Kehle hochsteigen. Svetlana und Eilif, die gleich danach über ihr erschienen, kamen ihr nur wie schemenhafte fremde Gestalten vor. Sie wollte atmen und dachte immer wieder nur: *Lass mich nicht sterben! Ich will leben! Ich will leben!* Doch der Atem stockte und egal wie verzweifelt Sill versuchte, kostbare Luft in ihre Lungen zu ziehen, es ging nicht. Etwas in ihrem Inneren ließ den Sauerstoff nicht durch. Dann erschien eine weitere Gestalt und schien aus Leibeskräften nach ihr zu rufen. Doch es erreichte sie nicht. Es war, als hätte man den Ton abgeschaltet. Allerdings interessierte das Sill gerade gar nicht. Nicht, wer es war, oder was er da sagte. Jetzt zählten nur noch sie und ihr Leben. In ihr tobte ein Kampf. Es fühlte sich beklemmend an. Als wollte ein Schatten namens Tod das Licht des Lebens in einem blutroten Strudel ziehen und innerlich zerquetschen. *Nein! Bitte nicht! Ich will nicht... noch nicht sterben! Noch nicht!* Alles um sie herum verschwamm, alles war still. Über ihr wölbte sich ein strahlendes Blau, unter dem lang gezogene Wolken vorbeiflogen. Sie spürte den Wind, der von hoch oben herabkam und über sie hinweg wehte. Das dumpfe Klopfen ihres Herzens, das nach Luft verlangte, und die schwindende Hoffnung. "Was sollen wir bloss tun?", Rains Stimme bebte vor Angst. Zum ersten mal in seinem Leben spürte er solch eine entsetzliche Furcht, jemanden zu verlieren. Die Verzweiflung nichts mehr tun zu können... Er hielt das Mädchen in den Armen und musste mitansehen, wie sie sich im Sekundentakt aufbäumte, versuchte das Blut, das ihre Kehle hochgestiegen war, herunter zuschlucken. Ihre Augen waren starr gen Himmel gerichtet. Sie sah ihn nicht, sie reagierte nicht auf seine Bewegungen. "Verdammt!!!", der Junge beugte sich über sie, sodass sein Gesicht Sills ganz nahe war. *Verdammt! Sill!!! Wenn ich doch nur da gewesen wäre... ich hätte sie niemals allein lassen dürfen. Nicht eine Sekunde... nicht eine! Bitte stirb nicht! Ich flehe dich an, bitte stirb nicht...*, er kniff die Augen zusammen und Tränen sickerten seine heißen Wangen herunter. Sie fielen auf die helle Haut des Mädchens und blieben da wie glitzernde Perlen. Dennoch zuckte sie nicht einmal. "Sill...", wisperte er. "Bitte, Sill..." "Rain! Rain!!! Dreh sie um! Los!", rief ihm Eilif auf einmal zu. Der Junge schaute ihn fragend an. "Beeil dich! Sill erstickt sonst!", befahl er. Ohne zu zögern drehte Rain das Mädchen vorsichtig auf den Rücken und ein Schwall dunklen Blutes klatschte auf die Erde. Sofort regte sie sich, rang nach Luft und hustete ununterbrochen. Die Anderen starrten sie an. "Sill...!", schluchzte Svetlana. Eilif sagte nichts, doch zitterte am ganzen Körper. Er hatte Recht gehabt! Tatsächlich! Wegen dem Blut, dass ihre Luftröhre überfüllt hatte, wäre Sill fast erstickt- an ihrem eigenen Blut! Zum ersten mal erkannte er, wie zerbrechlich das Leben doch war! Dass den Göttern zu danken sei für jeden Menschen, der auf dieser Welt wandelte. Für einen kurzen Augenblick kam ihm das Bild Keares in den Sinn... "Sill...", flüsterte Rain. Er konnte es noch gar nicht richtig fassen, sein Herz flatterte immernoch in der Brust, doch dass sich dieses kleine Mädchen auf einmal wieder rührte... dass sie wieder lebte... Es war noch nicht alles verloren... Völlig erschöpft sank Sill wieder in Rains Arme und war im nächsten Moment schon tief eingeschlafen. Rain saß da, schaute auf das Mädchen ohne sich zu regen. Die Angst, die sich in ihm festgesetzt hatte, war noch nicht vergangen. Hinter sich hörte er Svetlana weinen und Eilif tief durchatmen. Drei Tage blieben sie auf der Heide am Rande des Waldes. Da es genug trockenes Holz gab, konnten sie ganz leicht ein Feuer am Brennen lassen. Die Vorräte dagegen waren knapp angelegt, also ging Eilif regelmäßig zur Jagd und brachte stets gute Beute. Svetlana dagegen kümmerte sich um das Wasser und blieb sonst meist in der Nähe des Lagers. Rain hatte sich die ganze Zeit fast nicht geregt. Er saß wie gewohnt mit dem Rücken an einem Baumstamm; in den Armen hielt er Sill und ließ sie nicht einen Moment los, als habe er Angst, ihr könnte im nächsten Augenblick schon wieder was zustoßen. Sie schlief nun schon, seitdem sie vor Müdigkeit zusammengesunken war. Sill wollte einfach nicht aufwachen. Zudem war ihr Fieber angestiegen, unter dem sie schon die ganze Zeit leiden musste, seit sie in den Uema-Bach gestürzt war. "Rain", Svetlana kam leise zu den beiden, um sich wie schon so viele Male, nach dem Befinden zu erkundigen. "Wenn du willst, kann ich für einige Stunden Sill übernehmen", bot sie an. Sie kniete sich sachte vor ihn. Es war mitten in der Nacht, hinter ihr knisterte das brennende Holz unter den zuckenden orangenen Flammenzungen. Sie sah ihren Gefährten besorgt an. "Nein, es geht schon", antwortete Rain wie immer. Er regte sich verschlafen, setzte sich wieder gerade und schloss wieder die Augen. Die Nonne seufzte. *Es muss bestimmt sehr anstrengend für ihn sein, die ganze Zeit diese Haltung zu behalten. Er macht sich bestimmt Vorwürfe, dass es Sill so lange allein gelassen hat. Ich frage mich wirklich, was er denn so wichtiges zu erledigen hatte?* Sie stand auf und ging zurück zu ihem Schlafplatz. Rain hielt die schlafende Sill fest in den Armen, ihre Beine lagen zwischen seinen. Er spürte ihr Gewicht, ihre Wärme und das Auf und Ab ihres Brustkorbs beim Atmen. Wie Wunderlich! Sie sog die Luft ein, als wäre nie etwas passiert! So ruhig und sicher! Rain öffnete seine Augen und blickte auf das Mädchen. Wie zur Bestätigung, dass Sill auch wirklich bei ihm war, drückte er ihren Körper näher an sich. *Ich sollte dich schnell hier wegbringen, dann kann nichts mehr schiefgehen...*, war sein letzter Gedanke, bevor Rain wieder in tiefem Schlaf versank. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ muaaaah!!!! XDDD das kapitel hatte ich schon seit ewigkeiten im kopf, endlich hab ichs rausgebracht! ja, hoffe es hat euch gefallen und wir lesen uns bald wieder! *mit noch mehr keksen um sich werf*_______________________________* Kapitel 22: Der Traum --------------------- ~Chronicle of the Earth~ *angehoppelt komm* *bunte eier versteck* *davonhoppel* hallo! meine lieben leser! (oder bis jetzt nur eine) *ren-san anschiel* jaaa! wir haben uns hier versammelt, um ein denkwürdiges neues kapitel dieser vielschichtigen geschichte aufzuschlagen... gott! ihr werdet mich so killen! >/////< ich schleich mich und wünsche einfach mal viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 22~ Der Traum Über der Heide hing noch die nächtliche Dunkelheit, die nur von den kalten fernen Sternen wie mit abertausenden glitzernden Nadeln durchstochen wurde. Wenige karge Spitzen des verdorrten Gestrüpps ragten über ein Meer von weißem Morgennebel, und die klirrende Kälte fraß sich durch alle Schichten von Stoff und Leder. Rain erschauderte unweigerlich, während er die noch immer schlafende Sill vorsichtig auf den Sattel seines Pferdes legte. Dann holte er noch einen Sack, wo er ein wenig des übriggebliebenen Vorrats reinschmuggelte, bevor er dann auch aufsitzen wollte. Er musste schnell und unbemerkt von hier weg. "Ach, ich wusste nicht, dass wir heute schon so früh wieder los wollen", sagte Svetlana argwöhnisch hinter seinem Rücken. Sie stand zusammen mit Eilif da und wirkte alles andere als zufrieden. Rain drehte sich halb zu ihnen um. *Mist! Diese Nonne ist immer dann wach, wenn ichs am wenigsten brauchen kann!* "Willst du etwa Sill schon wieder alleinlassen?", stieß Svetlana wütend hervor und machte dabei einen Schritt vor. Eilif hielt sie noch rechtzeitig fest, bevor die Schwester wieder austickte. Sie sah zu ihm und er nickte zu Rains Pferd rüber. "Was hast du mit Sill vor?", fragte der Jäger, der das schlafende Mädchen auf dem Sattel bemerkt hatte. Rain zögerte sichtlich. Doch er versuchte sich möglichs gelassen aus der Affäre zu ziehen. "Ich kann sie nicht weiter in dieser Wildnis lassen. Ich bringe sie zur nächst größeren Stadt", sagte der Junge in Blau. "Und wieso tust du dann so heimlich? Wieso hast du nicht mit uns darüber geredet?", brachte Svetlana aufgebracht entgegen. Für Rain wurde dies jedoch allmählich zu viel, sich ständig mit dieser vorlauten Geistlichen zu streiten. Er schickte sich schon an, wortlos aufs Pferd zu steigen, direkt hinter Sill, doch bemerkte eine hastige Bewegung hinter sich. Er blickte sich um und sah, wie Eilif mit seinem gespannten Bogen auf ihn zielte. "Ich habe dir noch nie vertraut, also mach mir nichts vor", sagte er ruhig aber bestimmt. Svetlana schaute ihren Gefährten beunruhigt an, sagte jedoch nichts. Rain rührte sich erst nicht, dann nahm er sein Fuß wieder vom Steigbügel und wandte sich Eilif voll zu. "Ich habe noch eine Frage an dich, Rain", begann Eilif, "du hast Sill mal 'Silva' gerufen. Was hat das zu bedeuten?" Auch Svetlana horchte auf. *Silva? Ist das vielleicht der wahre Name von Sill? Aber wieso sollte Sill uns dann einen falschen Namen genannt haben?* "Ihr wisst gar nicht, wer sie ist, nicht wahr? Wieso mischt ihr euch dann überhaupt in unsere Angelegenheiten ein?", meinte Rain schroff. Seine Augen hatten ihren wachsamen Bick in einen kalten abweisenden gewandelt. Svetlana sah ihn verständnisslos an. "Von Anfang an habt ihr beide nur gestört", verdeutlichte Rain. Eine lange gespannte Pause entstand. Diese Gelegenheit nutzte der junge Mann und stieg rasch auf den Sattel, um endlich losreiten zu können. "Warte! Mir ist egal, wo du hinreitest. Aber lass Sill hier bei mir! Ich habe versprochen auf sie aufzupassen!", hinderte Svetlana Rain noch einen Moment, als sie zu ihm rannte und ihn festhielt. Rain schaute der Nonne in ihr blasses Gesicht. Fast glaubte Svetlana, ihre Bitte hätte den Mann auf dem Pferd erreicht. Jedoch wandte er sich einfach ab und gab seinem Tier mit einem leichten Druck in die Seiten den Befehl zum Aufbruch. Der Braune wieherte laut auf und preschte sofort los in die Dunkelheit des Westens. Die Nonne stand noch sprachlos an der selben Stelle, eine weiße Wolke von trockenem Pulverschnee stob an ihren Beinen vorbei und rieselte leise zu Boden. "Was machen wir jetzt?", fragte sie Eilif, ohne sich umzudrehen. "Ihnen folgen", gab dieser bestimmt zurück und fing an, die Sachen zum Aufbruch fertig zumachen. Das Mädchen schaute ihn fragend an. "Wenn ich richtig liege mit meinen Vermutungen, sollten wir Rain besser schnell einholen und Sill zurückbringen. Sonst könnte es das Schicksal unseres Reiches besiegeln", redete Eilif während des Packens. "Wie meinst du das?", hakte Svetlana nach. Der Jäger sah sie mit einem vielsagenden Blick an. "Hast du nicht das Gefühl, dass man uns von Anfang an etwas wichtiges verschwiegen hat? Sill heißt in Wahrheit Silva. Aber ist das alles?", folgerte Eilif. "Nein, du hast Recht! Ist sie nicht einfach nur die Tochter eines Bürgers aus der Hauptstadt? Das dachte ich bisher immer. Aber wieso sollte dann ein so hohes Kopfgeld auf sie angesetzt sein?", dachte Svetlana laut nach. Eine Weile war sie tief in Gedanken versunken. Doch auf einmal brach die Nonne erschrocken auf: "Oh Gott! Aber ja! Deswegen wollten Schwester Jeanna und meine ehrenwerte Äbtin auch, dass ich sie beschütze! Jetzt fällt es mir auf einmal ein! Sills voller Name heißt: Silva Robin ori Esmara! Sie ist die Prinzessin!!!!" Eilif nickte nur, etwas verärgert über das schrille Geschrei seiner Gefährtin. *Tut mir echt leid, Leute! Aber ab hier trennen sich unsere Wege*, dachte Rain, während er das Heidefeld verließ undin die nächste große Straße einbog. Bis zu seinem Ziel war es nur noch ein kurzer Ritt von etwa zwei Stunden. *Endlich! Bald ist es vorbei!* Er blickte runter zu Sill, die immernoch regungslos und leicht nach vorne gebeugt, vor ihm sah. Die nächste Zeit verlief recht ereignislos. Nur allmählich wurde es langsam heller, die Sterne verblassten einer nach dem anderen. Stattdessen erstrahlte der Himmel im Osten in hellen Gelb- und Rosatönen und ließ die langen Schatten schrumpfen. Das Pferd gallopierte unermüdlich über die breite befestigte Weststraße. Rain achtete kaum auf die Strecke vor sich, sondern war tief in seinen Gedanken versunken. Sieben Tage waren nun vergangen, seit er Sill zum ersten mal verlassen hatte- wieviel Ärger er damit nur verursacht hatte! Aber auch, wenn ihm das sehr leid tat, so konnte er nicht bereuen. Denn damals, als er seine Familie in seinen Träumen haben sterben sehen, da musste er sich einfach vergewissern, dass dem nicht so war. Er war nicht zu ihnen geritten, denn dafür war der Weg definitiv zu weit gewesen. Doch er hatte ihnen mit der nächsten Postkutsche eine Summe Geld geschickt. Die Bilder, die er in jener Nacht gesehen hatte, erschienen ihm vor seinem geistigen Auge: Das alte, kleine Bauernhaus stand in Trümmern, die verwesenden Leiber der Schweine lagen da im Stall und von seinen Eltern und Geschwistern war keine Spur... Rain kniff die Augen zusammen und schüttelte heftig den Kopf, damit diese Schrecken verschwanden. *Nein! Das war nur ein Traum! Vergiss es einfach schnell wieder!* "Puh! Was für einen Mist ich manchmal träume! Furchtbar!", sagte er laut zu sich selbst. *Damit sowas nicht passiert, muss ich ganz schnell meine Aufgabe zu Ende bringen und dann nichts wie ab nach Hause!* Schon bald tauchten die ersten Bauernhöfe auf, die verloren zwischen unendlichen Feldern und Wiesen dastanden. Auf einer Weide standen schwarzgefleckte Kühe, deren Muhen von weitem zu vernehmen waren. Rain hielt kurz bei einem Meilenstein an. Die in Stein gehauenen Buchstaben deuteten auf die nächste Stadt hin "Kathrona, noch 16 Kilometer", las er. Dann spurtete er wieder sein Pferd. Endlich ragten die hohen steinernen Mauern der alten Stadt vor ihm auf. Das gusseiserne große Tor stand offen. Als Rain hindurchreiten wollte, stellten sich ihm die Wachen in den Weg- zwei von General Jerion aufgestellte Soldaten in tiefem Blau. Der selbe Farbton wie Rain ihn trug. Die Wachen fixierten den jungen Mann, tauschten ein paar Wörter in safrianisch aus und ließen ihn dann passieren. Die Stadt war eine der größten, aber bei weitem die älteste in ganz Esmara. Noch vor 300 Jahren war Kathrona die Hauptstadt gewesen, bis der Königssitz nach Lohtendie verschoben wurde. Rain stieg vom Pferd ab und führte es am Zügel durch die Straßen. Hier herrschte schon so reges Treiben,dass das Pferd nicht einfach durchreiten konnte. Die Massen drängten sich laut schnatternd und schiebend zwischen den Fachwerkhäusern durch. Hühner pickten an den Straßenrändern und Kinder rannten laut johlend umher. Rain fühlte sich irgendwie befremdlich. Im Dorf, wo er aufgewachsen war, gab es nie so viele Menschenansammlungen. Jeder kannte jeden, hier allerdings strömten die Leute aneinander vorbei, ohne sich gegenseitig zu beachten. Auf einmal hob Rain den Kopf und blickte direkt auf die mächtigen steinernen Mauern der Burg, wo ehemals die Königsfamilie thronte. Die Wände ragten hoch über der Stadt auf, schlängelten sich einen Hang herauf und teilten Kathrona in eine untere und eine obere Hälfte. Sie waren teils schon zerstört. Schwere Brocken lagen unterhalb ihrer einstigen Stelle zwischen den Häusern, an denen die Straßen getrost vorbeikrochen, als würden ihnen die Blockaden nichts anhaben. Die winterliche Sonne tauchte das grobgehauene Gestein in warmes Gelb und Orange. Doch obwohl nun Lohtendie die offizielle Hauptstadt dieses Reiches war, hatte Kathrona noch lange nichts an ihrer Bedeutung verloren. Hier stand im Südviertel die Sommerresidenz- ein weitläufiger Palast mit nur drei Stockwerken, umgeben von prächtigen Gärten und Parkanlagen. Dort hatte sich General Jerion einquartiert. Und Rain wusste das. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ jaaaa, das war es erstmal ^^ sollte eigentlich nur ein übergangskap werden, aber wie es jetzt aussieht, ist es ein verdammt wichtiger übergangskap geworden XDDDD hach, das macht gerade so viel spaß, werde mich wohl schon bald um die fortsetzung kümmern ^^ kann aber etwas dauern, wegen schule und so >__> hoffe, wir lesen uns bald wieder! *schokoeier verteil*_____________________* Kapitel 23: Kathrona -------------------- ~Chronicle of the Earth~ hello ^^ jetzt fängt ein neuer abschnitt der geschichte an, passt also gut auf- der ist wichtig! ich wünsche dann mal viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 23~ Kathrona Weißes Licht durchflutete den großen Raum und ließ Abahret blinzeln. Er stand wenige Meter vor dem riesigen blankpolierten Schreibtisch, hinter dem General Jerion saß, den letzten Stapel Papier ordnete und schließlich beiseite legte. Dann widmete er sich seinem Obersten Offizier. "Habt Ihr schon die neuesten Nachrichten mitbekommen? Wie mir zuteil wurde, ist der Kopfgeldjäger namens Vennen, den Ihr beauftragt habt, die Prinzessin zu finden, tot aufgefunden worden", fing der General an. Abahret regte sich nicht. *Er ist tot? Wie ist das möglich? Er war doch immer ein ausgezeichneter Kämpfer!* Der junge Mann vor ihm sah ihn unverwandt an. "Ist Euch bewusst, was das zu bedeuten hat, Oberster Offizier Abahret? Ihr habt versagt! Welche Wege Ihr auch eingeschlagen habt, ob nun mithilfe von Fahndungsplakaten, oder auf eigene Faust mit Vennen. Letztenendes ist er nun tot- einer der besten Kopfgeldjäger unseres Landes- und von der Prinzessin ist keine Spur. Ihr habt sonst stets zu meiner Zufriedenheit gearbeitet, doch diesmal habt Ihr mich bitter enttäuscht. Wie es aussieht, seid Ihr nicht mehr länger in der Lage, erfolgreich unserem Land zu dienen", sprach Jerion in die Stille des Zimmers hinein. Abahret zuckte. "Wisst Ihr, was das bedeutet?", Jerions schmale, helle Augen fixierten ihn, "Ihr seid quittiert. Jemand anderes wird Euer Amt bekleiden." "A-aber... General! Bitte, gewährt mir noch eine Chance! Nur eine! Ich verspreche Euch, diesmal werde ich Euch nicht enttäuschen! Sicher!", flehte Abahret verzweifelt. Er konnte nicht glauben, dass das nun das Ende sein sollte. "Das ist ja erniedrigend! Seid Ihr sogar bereit, im Dreck zu kriechen für Euren Posten!?", herrschte ihn der General an. Abahret erstummte. "Bewahrt Eure Ehre und geht mit Würde. Ihr wollt doch jetzt nicht Euer Gesicht verlieren, wo Ihr doch so lange für mich gedient habt. Ich möchte Euch in gutem Licht in Erinnerung behalten", redete er auf ihn ein. Abahret sagte zuerst nichts, dann verbeugte er sich und sagte: "Verzeiht, General, für mein schändliches Benehmen. Ihr seid mir immer ein guter Vorsitzender gewesen, und ich hoffe, wir werden auch weiterhin eine gute Beziehung zueinander haben. Lebt wohl!", damit drehte sich Abahret um und verließ den Raum mit erhobenem Haupt. Gerade war Abahret gegangen, da kam ein Diener zu General Jerion. Er verbeugte sich kurz, dann trat er zu dem jungen Mann und flüsterte ihm etwas zu. Dieser wurde sofort aufmerksam. "Ist das wahr? Er ist zurück? Er ist hier?", fragte er. Der Diener nickte. Er ging wieder zur Tür und da erschien Rain. Der General gab ihm mit einer Winkbewegung zu verstehen, er solle näher kommen. "Lass mich raten, warst du es, der Vennen auf dem Gewissen hat?", sagte er streng. "Und wenn es so wäre?", wich Rain geschickt aus. Jerion erwiderte nichts darauf. "Ich hoffe mal, du hast bessere Nachrichten zu überbringen, als meine Soldaten." Rain sah ihm direkt in die Augen. "Ja, die habe ich. Ich habe die Prinzessin dabei", verkündete Rain. Jerion starrte ihn sprachlos an. *Sie ist hier? Die Prinzessin ist tatsächlich hier?* "Ich muss schon sagen, du überraschst mich, Rain", kam er etwas hustend zur Rede, "vor Monaten habe ich dich zur Hauptstadt geschickt und gehofft, du würdest eventuell Glück haben bei der Suche nach der Kronerbin. So lange hast du nichts von dir hören lassen- genauso wie das Mädchen- und jetzt kommst du einfach hierher und bringst sie mit", musste Jerion lachen. Rain wartete geduldig. Der Hellhaarige stützte sein Ellbogen auf den Tisch und strich sich über die Stirn, sodass seine Haare das Gesicht verdeckten. "Ausgezeichnet, Abahret hätte sich seine Aktionen wirklich sparen können... der Ärmste... alles umsonst", lächelte der General. "Wo ist sie jetzt?", wollte Jerion wissen. Ohne weiteres Zögern rief Rain einen Soldaten herein, der die schlafende Sill hereintrug. Jerion konnte sich ein Staunen nicht verhalten. Sill lag regungslos in den metallgepanzerten Armen, ihr langes hellbeiges Haar fiel in weiten Bögen wie feine Seide herab und das Gesicht wirkte wie aus Porzellan. *Tatsächlich! Endlich kann ich mit meinen Plänen beginnen, dieses Reich einzunehmen*, ging es dem General durch den Kopf. "Was ist mit ihr? Wieso schläft sie?", fragte er schließlich Rain. "Sie hat vor Tagen sehr viel Blut verloren, zudem, glaube ich, hat sie noch Fieber", gab der Junge zurück. Jerion nickte verständnissvoll. "Du hättest besser auf sie aufpassen sollen, sie ist schließlich sehr wichtig für ihr Land und für mein weiteres Vorhaben", sagte er streng, während er aufstand und um den Tisch herumging. Er blickte noch mal zum Mädchen und näherte gerade seine Hand an ihr Gesicht, als Rain ihn plötzlich am Gelenk packte. "Was ist mit meinem Lohn?", wollte er wissen. Jerion sah ihn zuerst an, dann riss er sich von Rain los und schritt zurück. "Natürlich, du bekommst es, sobald die Summe angekommen ist. Ich werde sofort eine Bestellung losschicken. Solange kannst du hier bleiben. Ich lasse dir umgehend ein Zimmer fertig machen", erklärte der General. Erneut wanderte sein Blick zu Sill. "Sie bekommt das größte noch verfügbare Gemach und lasst sie sofort von den besten Ärzten untersuchen, die wir dabei haben", befahl er. Alle verbeugten sich vor ihm und verließen nacheinander den Raum. Rain trat als letzter von der Helligkeit des Zimmer in den Halbschatten des Korridors, wo alle paar Meter eine Fackel an den Wänden brannte. *Das ist das Ende.* Er machte gedankenverloren einige Schritte vor, wandte sich dann abrupt zum Gehen und schritt mit wehendem Umhang davon, *jetzt ist alles vorbei..." "Du, bist du dir sicher, dass Rain mit Sill nach Kathrona gekommen ist?", zischelte Svetlana ihrem Gefährten zu. Seit sie eine halbe Stunde später als Rain in der Stadt angekommen waren, hielten sie Ausschau nach den beiden, oder zumindest nach Rain, denn wie sie vermuteten, war Sill noch nicht wieder aufgewacht. Eilif schaute sich nach allen Seiten um, sagte jedoch nichts. "Ich denke schon, ich hab so ein Gefühl, dass wir sie hier finden werden", meinte er. "Woher willst du das wissen?", stocherte die Nonne nach. "Habs im Gefühl. Intuition", gab der Jäger zurück. *Intuition? Meinst du vielleicht doch Instinkt? Wie ein Tier???*, ging es dem Mädchen durch den Kopf, als sie Eilif hinterher schaute, *Oh! Diese Gedanken sind ungehörig! Schande! Schande!* Eilif drehte sich um und sah gerade noch, wie sich die Ordensschwester selbst verdreschte. Unweigerlich hob er eine Augenbraue, fragte aber nicht nach. *Hmm... Kathrona... Was hatte mir Oberste Schwester Jeanna damals gesagt? Kathrona- ehemalige Hauptstadt- Thronsitz- Sommer... Sommer... Residenz!* "Ja!!! Genau!", Svetlana lief zu Eilif und rief ganz aufgeregt: "Hier steht der Sommerpalast der Königsfamilie! Hör mal! Vielleicht befindet sich Sill dort!" Eilif sah sie fest an. "Bist du dir sicher?" Svetlana zögerte zuerst, dann erwiderte sie seinen Blick und nickte bestimmt. "An einem anderen Ort kann ich mir Sill nicht vorstellen. Wenn Rain uns wirklich betrogen und Sill an Safria übergeben haben soll, dann bestimmt an einem Ort, wo sich auch der Heerführer aufhält." Mit diesen Worten machten sich die beiden auf den Weg. Wie ein dumpfer dunkler Nebel lag die Müdigkeit schwer auf ihren Lidern. Doch es war nicht kalt- ganz im Gegenteil! Wärme umhüllte sie. Und ein Geruch aus alten Tagen. Ein Duft von Flieder, der sich im dicken Holz festgesetzt hatte. Widerwillig zwang Sill sich, die Augen zu öffnen. Denn wie konnte es sein? Dass sie in jene Tage zurückgekehrt war, als sie noch als Kind auf den Dielenbrettern der Veranda gerannt war, in Kleidern mit kleinen Blümchen und Bändern umherwirbelte. Die warmen Strahlen, die zwischen den Blättern dichter Bäume, auf ihr Gesicht trafen und sie kitzelten. Wie sie auf dem Schoß ihrer Mutter gesessen hatte und fruchtig süße Marmelade naschte. Wie konnte das sein? Gedämpftes Flackern erhellte den Raum, Sill regte sich und setzte sich schließlich auf. Es war nicht Sommer, Mutter war nicht mehr da; keiner war da. Draußen war es schon dunkel und weiße Flocken fielen vom Himmel- es war Winter. Ohne es gemerkt zu haben, flossen Tränen über ihre Wangen. Unaufhörlich kullerten die Tropfen über die heiße Haut. Mit einem Ärmel wischte Sill über ihr Gesicht, doch sie konnte nicht aufhören zu weinen. Zu viel war passiert seit damals. Ihre Eltern waren tot. Und wie kam sie überhaupt hierher? Was war passiert seit sie von Vennen gestoßen wurde? Nur wage wollten die Erinnerungen zurückkehren. Das Mädchen schaute sich im Raum um. Es war ihr altes Kinderzimmer und sie lag in ihrem riesigen Bett mit Baldachin. "Wo ist Rain?", kam es leise zwischen ihren Lippen heraus und hallte von den hohen Wänden wider. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ so, das wars für heute ^^ mir scheint, ich habe die spannung vorab schon genommen, aber so wirkt das alles zumindest nicht so theatralisch spannend, sondern ernster und realistischer. und es kommt ja noch die stelle, wo sill die wahrheit erfährt, also wird es nochmal richtig schön dramatisch für sie ^^ ich nehm mal an, rain steht bei meinen lesern jetzt auf der schwarzen liste? der arme... dabei war es das noch nicht mal... v__v *alle ganz doll drück*___________________* Kapitel 24: Konversation ------------------------ ~Chronicle of the Earth~ hi, tut mir leid, dass das wieder gedauert hat, aber jetzt kann ich wieder voller freude das nächste kap präsentieren *fähnchen wedel* viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 24~ Konversation Sill hatte die halbe Nacht nicht schlafen können. Obwohl sie in ihrem riesigen Bett mit Balldachin, unter einer warmen dicken Decke vor der Kälte geschützt dalag, hatte sie unbewusst ein ganz schreckliches Unbehagen gapackt. So, als ob sich etwas verändert hätte. Die Sonne war inzwischen in einem Meer aus blassen Orange- und Rosatönen aufgegangen. Weiße Strahlen streckten sich in den abgedunkelten Raum wie lange dünne Finger. Sill schlief schon lange nicht mehr, sondern drehte sich von einer Seite zur anderen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und setzte sich auf. Sie wusste immernoch nicht, wieso sie sich nun im Sommerpalast in Kathrona befand und nicht mehr bei Rain und den anderen auf der Heide. Dort, wo Rain gegen Rouven und diesen anderen Kopfgeldjäger gekämpft hatte. "Rouven..." Ja richtig, dort, auf der Heide hatte er sein Leben gelassen und Sill konnte ihm nicht mehr helfen. Sill! Immer diese Sill! "Was sollte mir das denn bringen?! Letztenendes hat mir dieser Name mehr Unglück beschert als geholfen!!", warf sie in die Stille des riesigen Raumes hinein. Sill grub ihr Gesicht wütend in die Decke zwischen ihren Knieen. *Was war eigentlich danach passiert?* Sill konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie einen heftigen Schlag abbekommen hatte und fast gestorben wäre. Instinktiv fasste sie sich an die Stelle, verborgen unter dem Stoff eines Nachthemdes und Lagen von Bandagen. Augenblicklich pochte die Wunde auf, als sei sie verärgert über die prüfenden Finger, die darüber strichen. Sie war sich sicher, lange Zeit geschlafen zu haben und schließlich war sie hier aufgewacht. Ob sie in dieser Zeit von Safria gefangen genommen wurde? Aber wieso konnte Rain dies nicht verhindern? *Ist er etwa...*, Sill beschlich ein unheimliches Gefühl. *Hat Rain etwa gegen Safria verloren?* "Nein, nein, nein!!", das Mädchen schüttelte den Kopf, als wollte sie so die trüben Gedanken verjagen. *Es wird schon alles gut werden! Bestimmt kommt er bald, um mich hier raus zu holen. Solange muss ich stark bleiben und mich nicht von Safria einschüchtern lassen!* Wie auf Kommando klopfte es auf einmal an der Tür zum Gemach und drei Bedienstete in blaugestreiften Kleidern und weißen Schürzen traten ein. Sie schauten sich gegenseitig an, dann verneigten sie sich kurz vor ihr und plapperten etwas in einer anderen Sprache, die Sill nicht verstand. *Sie sind wohl aus Safria?*, dachte sich Sill. Eine alte runzlige Dienerin schlug die Bettdecke zurück und gab mit einer energischen Handbewegung zu verstehen Sill solle aufstehen. Etwas verunsichert ging das Mädchen diesem Befehl nach. Die anderen zwei Frauen halfen ihr beim Waschen und wechselten die Verbände. Es war ein seltsames Gefühl; obwohl diese Leute Fremde aus dem verfeindeten Land waren, konnte Sill ihnen gegenüber keine Abscheu empfinden. Letztenendes waren sie auch nur normale Menschen. *Vielleicht würden sie viel lieber zu Hause sein, statt hier zu arbeiten.* Eine Dienerin, die Sill die Haare kämmte, roch angenehm nach Lavendel. Unauffällig sog das Mädchen diesen ungewohnten Duft ein. Die drei Frauen wechselten einige Worte und die jüngste von ihnen ging kurz hinaus und holte eine lange flache Kiste. Nachdem sie den Deckel beiseite gelegt hatte, zog sie ein indigoblaues Kleid heraus. Sill gefiel es auf den ersten Blick. Der blaue Stoff war etwas fester und reichte von den Schultern unter den Brustansatz. Es hatte einen großen Eckkragen. Der Brustkorb war von dünnerem, weißen gerafften Stoff bedeckt. Die Ärmel waren oben leicht gepufft und gingen nur bis zu den Ellbogen, wo sie wie bei den Seeleuten zurückgeschlagen waren und mit jeweils zwei silbernen Knöpfen verziert. Darunter hing derselbe weiße Stoff in eleganten Falten herunter. Der Rock war weit und teilte sich oben in drei breitgefächerten Stufen zu beiden Seiten auf. Darunter lag erneut weißer Stoff, der in drei gerafften Teilen zu Boden reichte. Zudem schmückten aufwendige Stickereien etliche Ecken und Enden der blauen Teile des Kleides. Sill wollte es schon anprobieren, doch dann besan sie sich. "Ich trage nicht die Farbe von Safria!", sagte sie entschieden und wandte sich demonstrativ vom Prachtstück ab. Die Frauen blickten sie verständnisslos an. Sie plapperten etwas, gestikulierten alle durcheinander, blieben dennoch erfolglos. General Jerion saß am großen, blankpolierten Schreibtisch in seinem selbsternannten Büro und unterschrieb Formulare, während die winterliche Morgensonne ihm den Rücken wärmte. Rain stand vor ihm auf der anderen Seite des Tisches und wartete bis sein Vorgesetzter sich ihm zuwendete. "Rain, das Geld ist noch nicht angekommen, wenn du zufällig genau das wissen wolltest", erübrigte er dem Jungen seine Frage in beiläufigem Ton, während er die Pergamentseiten zur Seite legte. "Verstehe", gab er kurz zurück. "Ach, noch was. Das hier kam schon vor mehreren Wochen. Es ist an dich adressiert", Jerion übergab Rain ein zusammengerolltes Stück alten Stoff, das mit einem weiteren rissigen langen Streifen Stoff verbunden war. Rain betrachtete dieses dreckige Stück entgeistert. "Was...", began er, aber da klopfte es an der Tür und der General gebot seinem Gegenüber mit einer Hand zu schweigen, Rain verbeugte sich kurz und ging dann raus, vorbei an dem Soldaten, der vor der Tür stand. Doch statt sich in sein Zimmer zurückzuziehen, huschte Rain sich hinter eine Wandnische. "General, die Prinzessin...", der Soldat rief das Mädchen herein, das anscheinend noch ein Stück auf dem Flur gehen musste. Zu beiden Seiten von weiteren Soldaten begleitet, trat sie ein. Jerion hielt für einen Moment die Luft an. Die Prinzessin schritt (so gebieterisch wie sie es nur konnte) den großen Raum entlang und blieb drei Meter vor dem Tisch stehen. Sie trug ein jadegrünes Kleid mit einem breiten, bis zu den Schultern gehenden Kragen. Der grüne Stoff verlief an beiden Seiten des Rumpfes hinab und wurde nur mit gekreuztgeschnürrten Bändern zusammengehalten. Darunter lag weißer Stoff, der in mehreren Spalten leicht gerafft war. Die Ärmel vielen ab den Ellbogen weit herab. Der grüne Stoff des Rockes war in der Mitte geteilt und wurde hinten aufgefangen und mit Bändern festgeknüpft. Hinten war alles bedeckt. Vorne fiel der obige geraffte weiße Stoff zu einem bauschigen Rock herunter, der mit reichlich Spitze bestickt war. Die Haare trug Sill offen; die obere Schicht war mit vielen Bändern aus dunklem Grünton zu einem leichten breiten Zopf gebunden, das sich nach hinten hin auflöste. Vorne fielen zwei breite Strähnen über die Schultern. Ein Hauch zartes Rosa lag auf Sills Lippen und ließ ihr Gesicht äußerst zart wirken. Dennoch konnte nichts daran den Ernst in ihren Augen überspielen. Außer dass Genral Jerion eine ganze Weile nichts sagte, ließ er sich nichts anmerken. "Es ist mir eine Ehre Euer Hoheit die Prinzessin von Esmara kennenzulernen", sagte er endlich in freundlichem aber bestimmten Ton. Seine Stimme hallte über die hohen Wände. "Es wundert mich, dass Euer Hoheit nicht das Geschenk angenommen hat, das ich extra habe anfertigen lassen zu diesem bedeutenden Tag", fuhr er fort. Da Sill keine Anstalten machte zu antworten, setzte er hinzu: "Das Kleid, von dem ich gehofft hatte, Euer Hoheit würde es heute tragen." Nach einer weiteren langen Schweigepause, wollte Jerion ungeduldig wieder das Wort ergreifen, doch da sprach Sill. "Es soll keine Beleidigung gegenüber Eures Landes sein", began das Mädchen in versucht ruhigem beharrlichen Ton, "dennoch widersetze ich mich im Namen meines eigenen Landes die Farbe jenes zu tragen, der es gewagt hat auf solch harsche Weise über die Grenze zu treten. Solche Gräueltaten habt Ihr getan hier..." "Ja natürlich, das ließ sich leider nicht vermeiden", gab Jerion lächelnd zurück. Das weiße Licht blendete Sill und sie musste zwinkern. Das Gesicht des Generals, das vom Schatten verdeckt war, konnte sie gar nicht erkennen. "Ich hatte nur gehofft, wir könnten zu einer Einigung kommen. Hier und heute... Wenn Euer Hoheit mir erlaubt einen Vorschlag zu unterbreiten..." Sill musste erneut zwinkern, was er als Einverständniss missdeutete. "Euer Hoheit habt sicherlich schon erfahren, weshalb die safrianische Armee hier eingefallen ist? Wir brauchten Eure Hilfe. Leider wurde diese uns verwehrt vom König dieses Landes. Daher sah sich unser Land dazu gezwungen auf andere Mittel zurückzugreifen", erklärte Jerion. "Und deswegen habt Ihr uns angegriffen und mein ehrenwerter Vater der König musste sterben?", platzte Sill heraus. Jerion blickte sie leicht überrascht an. "Nun ja, es schien uns einfacher, ein Land einzunehmen, das keine Regierung mehr besitzt", gab der junge Mann zurück. Doch das genügte Sill nicht. Endlich stand sie dem gegenüber, der für all das Leid ihres Volkes verantwortlich war. Dennoch, obwohl in ihrem Innern Zorn brannte, durfte sie jetzt nicht wegen selbstsüchtigen Motiven die noch verbliebene Sicherheit ihrer Bürger aufs Spiel setzen. "Also, was wollt Ihr mir vorschlagen?", brachte Sill bemüht ruhig hervor. Sichtlich zufrieden began General Jerion: "Safria befindet sich in einem äußerst bedenklichen Zustand. Es besitzt kaum noch finanzielle Mittel und das Volk hungert, deswegen..." "Wieso?", unterbrach das Mädchen ihn. Jerion lächelte etwas gequält, doch ging ihrer Frage nach. "Safria ist noch ein recht junges Land. Seine Entstehungsgeschichte reicht nicht mal zur Hälfte der Zeit in der Esmara schon existiert. Da Safria am Meer liegt, hat sich dort einst eine üppige Kultur mit wohlbringendem Handel entwickelt. Viele unterschiedliche Waren kamen über die See und den Siedlern fehlte es an nichts", erzählte er. "Dennoch, mit dem Reichtum kamen auch Gegner an die Küsten. Völker, die das Land, das wir bereits unser nannten, einnehmen wollten. Das führte zu einer Zeit des Krieges und großen Leids. Fast hundertdreißig Jahre zerrten unzählige Schlachten, sowie Hungerstod und Epidemien an den Lebensgeistern. Zuletzt blieben von den einstigen Schätzen unseres Volkes nur noch ein ganz kleiner Bruchteil. Die Menschen versuchten mit allen möglichen Mitteln das zerstörte Land wieder aufzubauen. Doch keiner aus der früheren Zeit lebte noch. Schriften, die aus der alten Epoche des Glücks erzählten, waren fast vollständig vernichtet worden", endete Jerion. Eine lange gespannte Pause entstand. "Und... und wie ging es weiter?", wollte Sill wissen. "Also...", began der junge Mann wieder, doch war seine Stimme schon leicht erschöpft. "General, lasst mich weiter erzählen", warf auf einmal sein schnöseliger Berater ein. Jerion nickte zustimmend. Der Berater hustete vielsagend. "Das Volk von Safria wählte einen König aus ihrer Mitte, der den Aufbau führen sollte. Safria wurde ein Königreich. Mit den Jahren erstarkte das Land wieder. Zu dieser Zeit hatte die Königsfamilie drei Söhne bekommen. Die ältesten zwei rivalisierten um jeden Flecken Gras. Sie reisten durchs Land und besuchten Städte und Burgen, die sich mit ihnen verbündeten und die sie dann aufeinander hetzten. Als dann schließlich der König dahinschied, konnte keiner mehr diese Brüder aufhalten. Dies führte zu einer weiteren jahrelangen Krise, wo Gelder für Armeen verschleudert wurden. Schließlich starben beide auf dem Schlachtfeld. Der einzige, der noch übrig geblieben war, war der jüngste Sohn, ein Kranker mit schwachem Verstand. Er führte die Linie seines Vaters weiter. Doch mit jeder nachkommenden Generation wurden die Herrscher schwächer. Sie gaben wertvolle Ware zu niedrigen Preisen raus, verprassten die Gelder für schwachsinnige Projekte und saugten der Bevölkerung dreiste Steuern aus. Unser jetztiger König ist der letzte Nachkomme dieser Dynastie." "Die Ressourcen unseres Landes sind so gut wie verbraucht. Wir brauchen dringend Geld und Lebensmittel", kam nun wieder Jerion zu Wort. Er erhob sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und schritt daran vorbei. "Deswegen wollten wir Eure Hoheit darum bitten uns zu verraten, was das Geheimnis Eures Erfolges ist. Wie haben es die Könige dieses Landes geschafft, solches Wohlhaben zu erreichen?", er stellte sich neben Sill, sodass der Schatten von seinem Gesicht wich und das Mädchen ihn zum ersten Mal erkennen konnte. Seine Miene wirkte scharfsinnig. Sill versuchte sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. "Diese Frage haben mir schon einige Leute gestellt", antwortete Sill verächtlich, so als ob das Thema zum alten Eisen gehören würde. "Das kann ich mir gut vorstellen. Offizier Abahret stand einmal unter meinem Befehl. Er hatte die Aufgabe Euch dieses kleine Geheimnis abzuluchsen", gab Jerion wenig beeindruckt zurück. "Und worauf wollt Ihr nun heraus? Ich kenne dieses Geheimnis nicht, so leid es mir tut. Eure Bemühungen waren vergebens. Ich glaube sogar...", plapperte Sill bemüht selbstsicher dahin. "Ich glaube sogar, dieses Geheimnis gibt es gar nicht." Jerion seufzte. "Verstehe, Eure Hoheit hält sich tapfer. Aber das sollte auch nur die friedlichste Möglichkeit gewesen sein." Sill sah ihn beunruhigt an. Hatte sie etwas überhört? "Die Prinzessin sieht wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht?", grunste der alte Soldat belustigt, Jerions zweiter Berater. Sill sah um sich herum. Sie war umzingelt von nichts als Männern. Und alle schauten sie mitleidig an. "Was gäbe es denn noch?", versuchte sie sich gegen die anderen zu behaupten und tat so, als sei die zweite Möglichkeit tatsächlich völlig unbemerkbar. "Dieses Königreich ist so gut wie eingenommen. Es dürfte nicht sehr schwer sein, es jetzt ganz in unsere Gewalt zu bringen", erklärte der Schnösel. "Und dann...?", Sill klang spürbar ängstlicher als sie es beabsichtigte. In Wahrheit hatte sich die stolze Prinzessin Silva Robin ori Esmara von gerade eben wieder hinter einem jungen Mädchen namens Sill versteckt, die sich jetzt inmitten einer Horde Staatsfeinde wiederfand. Und die musste jetzt die Zähne fest zusammenbeißen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ das wars erst mal von mir ^^ sorry für diesen abrupten cliffhanger, aber sonst wäre das kap vllt zu lang geworden und das gespräch zwischen jerion und sill zu langatmig. hach, die beiden kleider, die ich in diesem kap beschrieben habe würde ich am liebsten selber tragen XDDD das trifft voll auf meinen geschmack zu. aber vor allem würde ich das zweite kleid in rot tragen. das erste hat kapitänsärmel, deswegen wäre es in blau passender, aber sonst *schwärm* hoffe, wir lesen uns im nächsten kap wieder ^^ *alle knuddel*_______________________* Kapitel 25: Schicksalsschläge ----------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, hier kommt schon das nächste kap! hier passiert wieder eine geschichte, die ich schon von anfang an geplant habe. hoffe, ich kann sie auch so umsetzen wie ich sie im kopf habe. auf jeden fall wirds für sill wieder richtig übel. tja, und für rain erst! aber genug der preview! viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 25~ Schicksalsschläge "Wir machen aus zwei Königreichen ein einziges", verkündete General Jerion und in seinem Blick flammte etwas böswilliges auf. "Ihr wollt, dass Safria Esmara verschlingt?", wiederholte Sill in eigenen Worten. "Dann werden nämlich das Geld und alle Güter auch in unsere Gebiete fließen. Dann haben wir endlich auch wieder Nahrung", fuhr Jerion weiter fort. "Aber wenn das passiert... es werden nicht genug Nahrungsmittel produziert werden können, um beide Länder zu versorgen. Auf kurz oder lang werden die Vorräte knapp werden und dann verhungern beide Länder- Esmara und Safria! Außerdem wird das Geld auch nicht ausreichen! Wenn Ihr Esmara genau so ausbeutet wie Euer Königreich, wird es schon bald genauso arm werden!", entgegnete Sill. "Bestimmt nicht. Esmara ist reich genug, es wird die Bedürfnisse beider Nationen tragen können", wiedersprach Jerion leichthin abwehrend. "Doch! Ihr erzählt so altklug über die Geschichte von Safria, doch in Wahrheit habt Ihr gar nichts verstanden!!", warf ihm das Mädchen entgegen. Eine Welle der Empöhrung ging durch den Raum. Der General sah Sill unvermittelt an. In diesem Moment hätte sie sich gewünscht nicht im schicken Kleid hier erschienen zu sein, sondern in voller Rüstung und Helm, in denen sie sich vor den feindlichen Blicken verstecken konnte. *Bravo, Mädchen! Du hast es tatsächlich geschafft deinen ärgsten Feind in Anwesenheit seines halben Hofstaats zu beleidigen! Wirklich super! Und jetzt kann ich mich darauf vorbereiten in der Schlinge zu landen!* "Wenn Euer Hoheit sich freiwillig dazu bereit erklären würde diesen Vertrag zu unterschreiben, könnten wir einer gewaltsamen Einnahme dieses Landes...", fing Jerion wieder zu sprechen an, doch da unterbrach ihn Sill wie schon ein paar Male davor: "Das kommt doch aufs selbe hinaus! Safria wird auch das Geld Esmaras verprassen und dann verhungern beide Länder! Ich als letzte Überlebende der königlichen Familie verweigere Euch den Zugriff auf Esmaras wirtschaftliche Schätze!!!", schrie Sill, wobei die letzten Sätze schon mehr ein weibisches Kreischen waren. Rain, der heimlich an der Tür gelauscht hatte, stand sprachlos im Flur und verharrte in seiner Stellung mit dem einen Ohr am Türholz. So einen Wutausbruch hatte er von Sill schon lange nicht mehr gehört. *Aber dass sie es auch noch vor General Jerion wagt so auszuflippen...* "Aber...", began Jerion. "DAS REICHT!!! Spart Euch Eure Vorträge, ich will nichts mehr davon höreeen!!!", und mit diesen letzten und schlicht ergreifenden Worten drehte Sill sich um und stürmte mit wehendem Gewand aus dem Raum. Sie hatte es tatsächlich geschafft die Verhandlungen mit dem Feind in einer Katastrophe enden zu lassen! *Verdammt!! verdammt...!* Jetzt könnte sie es wirklich gebrauchen, dass ein strahlender, heldenhafter Rain zum Fenster reinflog und sie aus den Klauen des bösen Generals befreite. Wie sehr brauchte Sill ihn jetzt! *Wo bleibt er nur, wenn man ihn braucht!?*, dachte sie verärgert, als sie die Türflügel mit beiden Händen zum Flur aufschwang. Und mit einem Mal stand er da- Rain- im Flur direkt vor Sill. "Rain!!!", das Mädchen schwang ohne auch nur eine Sekunde länger zu überlegen ihre Arme um seinen Hals und verharrte so in ihrer Umarmung. *Ihm ist doch nichts passiert! Was für ein Glück! So ein Glück!!* Langsam ließ sie von ihm ab, um sein Gesicht zu betrachten. "Was machst du hier? Lass uns schnell von hier verschwinden!", drängte Sill begeistert und stellte sich schon eine typische abenteuerliche Scene vor, wie sie zusammen mit 'ihrem' Rain durch die Gänge des Palastes fliehen und er sie vor allerlei Gegnern verteidigen würde. Doch er regte sich nicht, er blieb ganz ruhig an der selben Stelle stehen und sah unverwandt zu ihr herunter. "Aber was...", began Sill immernoch mit einem Lächeln auf den Lippen. "Gut, dass du gerade da bist, Rain. Halte sie fest", sagte Jerions Stimme in aller Seelenruhe hinter Sill, als er näher kam, zusammen mit seinen Soldaten. *Festhalten? Kennen Rain und der General sich etwa?*, Sills Lächeln erstarb. Was hatte das zu bedeuten? Doch plötzlich verstand sie alles! Die vielen kleinen Puzzleteilchen fügten sich zu einem Gebilde. Rain wusste von Anfang an, wer Sill war. Deswegen antwortete er damals, als sie sich als Sill vorstellte mit 'Sill also. Verstehe'. Und er hatte sie mal ebenfalls nach diesem Geheimnis gefragt, wie Abahret und Jerion. Er wollte zudem nicht, dass Sill ihn im Kloster verließ. Sie konnte sich noch gut an seinen kalten stechenden Blick erinnern, der ihr einen Schauer über den Rücken jagen ließ. Nun verstand sie, warum Rain so wenig von ihrem Gott Gaja, dem Kloster und Svetlana hielt. Denn er selbst war kein Esmarer, sondern ein Safrianer! Und sie wusste nun auch, warum er sie auf der Heide bei ihrem richtigen Namen gerufen hatte, obwohl sie ihn ihm nie genannt hatte. Von Anfang an wusste er Bescheid. Von Anfang an... "Rain, sag die Wahrheit", Sill blickte fest in seine blassblau-grauen Augen, "du... bist auch ein Kopfgeldjäger?" Obwohl sie bereits die Antwort zu kennen glaubte, wurde ihr für einen Moment schwarz vor Augen, als er nach einem reglosen Moment kaum merklich nickte. "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen. Es war nur so, dass ich...", versuchte er sich rauszureden. "Glaubst du etwa, ich hätte die ganze Zeit nicht gemerkt, dass wir stets westwärts gereist sind? Also sag nicht, du hättest erst kürzlich beschlossen, mich an die da zu verkaufen!?", sie zeigte mit einer Hand auf Jerion und seine Untergebenen. "Sill...", versuchte Rain das Mädchen zu beruhigen, doch sie wehrte sich gegen seine Arme. "Du hast mich betrogen!!", brüllte sie nun heraus, ohne sich noch länger zurückhalten zu können. Dass sie nicht alleine im Flur stand, sondern noch Jerion und einige Soldaten dabei waren, hatte sie komplett ausgeblendet. Eine furchtbare Wut brannte in ihr, sie innerlich zerfraß und mit jeder Sekunde daran wuchs. "Sill, beruhige dich. Vergisst du denn jetzt, was wir alles zusammen erlebt haben? Oder wäre es dir lieber, jemand anderes hätte dich hierher gebracht?", entgegnete Rain. "Wenn das alles doch nur geplant war, um mich an Safria auszuhändigen, dann...", schrie Sill tränenüberströmt, "...dann wünschte ich, wir hätten uns niemals getroffen!!!" Mit diesen Worten drehte sich das Mädchen von Rain ab und eilte den Gang davon. Alle Soldaten folgten ihr sogleich. Jerion trat wieder in sein Büro ein. Rain stand still da, ganz alleine auf dem Flur. Es war vorbei. Alles vorbei. Sill würde er nicht mehr sehen. Nie mehr. *Egal. Das ist jetzt nicht mehr so wichtig*, er schluckte hart, *das einzige was zählt ist meine Familie. Bald werde ich sie wiedersehen.* Er wandte sich um und ging in die andere Richtung des Flures in Richtung seines Gästezimmers. Die Soldaten fingen Sill kurz vor der Eingangshalle. Sie wehrte sich sehr stark, doch ihre Kraft reichte bei weitem nicht aus, sich von den Soldaten loszureißen. Schließlich landete Sill wieder in ihrem Kinderzimmer. Ganz alleine stand sie inmitten des großen Raumes. Hinter ihr hörte sie die Tür zuklappen und klicken. Alles war still. Draußen vor dem Fenster hatte sich der Himmel verdunkelt und dicke graue Wolken schoben sich vor die Sonne. Bald war es im Zimmer fast genauso düster wie zur Abendzeit. Mit einem mal ließ alle Wut und Stärke der letzten Minuten los. Das Mädchen brach in lautes Heulen aus, das den ganzen Raum erfüllte. Rain hatte sein Zimmer erreicht. Jetzt, wo er endlich Zeit hatte, kramte er den zusammengerollten Fetzen heraus, riss ungeduldig den Riemen ab und entrollte die Nachricht. Sie musste wohl aus dem kleinen Bauerndorf stammen, in dem seine Familie lebte. Denn da der größte Teil der armen Bevölkerung von Safria nicht lesen oder schreiben konnte, griff man zur leichtesten Form der Kommunikation zurück. Auf dem Fetzen waren mit simplen Fingermalereien Bilder aufgezeichnet. Ein Haus mit kleinem Schuppen. Daneben waren Tiere abgebildet, die wohl Schweine darstellen sollten. Sie waren mit dem Bauch nach oben gerichtet. Daneben befanden sich zwei Menschen und drei kleinere, die wohl Kinder darstellten. Alle befanden sich in einer liegenden Position, mal mit den Köpfen nach oben mal nach unten gerichtet. Es war unverwechselbar eindeutig, was dies bedeutete. Rain stand reglos da, sein Atmen erstarb, sein Herz setzte für einen Moment aus. Eine ganze Weile verharrte er, bis ihn die Realität langsam einholte. Seine Familie war tot. Er wankte, stieß mit einer Schulter an die Wand und glitt daran herunter. *Nein. Nein.* "Nein, nein, nein...", kam es immer schneller über seine Lippen, bis er zusammenbrach. "NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!" Er zitterte am ganzen Körper. Sein Atem wurde flach und unregelmäßig. Was war nur passiert? Wieso? Seine Faust traf die Wand, immer öfter, immer härter. Rain donnerte auf das Holz, bis sich dort Splitter ablösten und zu Boden regneten. Seine Hand blutete schon an mehreren Stellen, doch das bemerkte Rain gar nicht erst. Er verstand es immernoch nicht. Wieso waren sie jetzt tot? TOT?!?!?! Was war nur geschehen? Alles was ihm etwas bedeutete, war seine Familie. Seine Mutter, sein Vater und seine vier jüngeren Geschwister. Das wichtigste in seinem Leben. Alleine schon der erneute Gedanke daran, schnürrte Rain die Brust zusammen. Der Schmerz drang tiefer und tiefer, wurde immer heftiger. Wie ein schwerer Stein innendrin, der den ganzen Körper herabzog mit gewaltiger Schwere. Er saß am Boden, wand sich wie unter Bauchschmerzen, stieß alles mit den Füßen um, was im Wege stand. Langsam wandte er sich um und berührte mit der Stirn die Wand. Heiße Tränen strömten über sein Gesicht. Wofür hatte er sich denn die ganze Zeit so bemüht? War am Ende alles umsonst? Wann wurde es für seine Familie zu spät? Was war überhaupt der Grund für ihren Tod? Er hatte doch regelmäßig Summen an sie schicken lassen. Sie konnten also nicht verhungern. Was war also der Grund? Langsam rappelte Rain sich an der Wand auf, hob die Nachricht auf, die er während des Schockes fallen gelassen hatte und verließ das Zimmer. Sein Weg führte ihn zurück ins Büro General Jerions. Rain brach einfach rein, ohne vorher anzuklopfen. Jerion hob überrascht den Kopf und wollte schon eine harsche Bemerkung machen, doch Rain ignorierte dies und klatschte ihm den Fetzen vor die Nase auf den Tisch. "Meine Familie ist tot! Was ist mit dem Geld passiert, was ich jeden Monat ihnen hab zuschicken lassen?", herrschte Rain Jerion an. Seine Berater hinter ihm und auch alle anwesenden Wachen richteten sogleich die Spitzen ihrer Waffen an Rains Hals. Rain beachtete sie nicht. Ihm war deutlich anzusehen, dass er vor kurzem geweint hatte. Jerion betrachtete das bekritzelte Stück vor ihm mit leicht abstoßendem Blick. Seine Augen erforschten die wackeligen Linien. Für einen kurzen Moment huschte ein gehäßiger Zug über seine Miene. "Das tut mir aufrichtig Leid, was deiner Familie zugestoßen ist. Wo du doch die ganze Zeit darauf zugearbeitet hast, das Kopfgeld zu bekommen, um deine Eltern und Geschwister ernähren zu können. Du hattest vor deinem Auftrag sogar eine Vorbezahlung verlangt, nur um das Geld anschließend nach Hause schicken zu können", sprach Jerion. "Warum aber ist meine Familie trotzdem verstorben? Sie hätte auf das Geld lange Zeit leben können! Trotzdem, ich glaube sie sind verhungert!", schrie Rain entzürnt. "Hm, das ist mir jetzt wirklich unangenehm, aber um die Pläne in diesem Land weiterhin verfolgen zu können, dafür brauchten wir mehr Geld...", erklärte Jerion, wobei ihm dabei etwas unbehaglich zumute wurde. Erneut stieg Wut in Rain auf. Jetzt kannte er die Antwort auf seine Fragen nach dem warum. Mit voller Wucht schlug er seine Hände auf die Tischplatte. Jerion rührte sich nicht. "Ihr!!! Ihr wart das! Ihr habt erneut die Steuer anheben lassen! Deswegen hat das Geld auch nicht ausgereicht! Alles, was ich gezahlt hatte, floß also wieder in die Kriegskasse!?!?" "Rain, wie gesagt, das tut mir Leid für deine Fam...", versuchte Jerion sich rein zu waschen, doch da unterbrach ihn Rain, wie es zuvor schon Sill oft genug getan hatte. Jerion blickte überrumpelt. "Es tut Euch gar nichts Leid! Sill hatte Recht! Ihr presst die Steuern aus Safria, ohne mit der Wimper zu zucken! Ihr treibt Safria in den Ruin!" "Das reicht jetzt!! Das lasse ich mir nicht von einem dummen Bauernbengel erzählen!", herrschte ihn Jerion an. Er war von seinem Stuhl aufgestanden und starrte Rain direkt in die Augen. Von dem ehemals gegenseitigen Respekt, wandelte sich ihre Beziehung in tiefste Feindschaft. Lange blickten sich die beiden jungen Männer an, dann drehte sich Rain ruppig um, ignorierte die Speer- und Schwertspitzen um ihn herum und verließ mit wehendem Umhang den großen Raum. Von nun an began ein neuer Kampf. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hach, das wars dann jetzt erst mal^^ die geschichte, als sill rains verrat entdeckt, ist bei weitem nicht so geworden wie ichs im kopf hatte, aber ich hoffe trotzdem, dass es irgendwie gelungen ist. bei rain wars genauso. ganz anders als geplant -_- hoffe, wir lesen uns bald. bis dahin bussy! *knuff*___________________* Kapitel 26: Tränen im Schnee ---------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hallo, meine homies XD und wieder einmal wird es zeit für eine neue geschichtenstunde ^^ ich wünsche wie immer viel vergnügen beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 26~ Tränen im Schnee Den ganzen darauffolgenden Tag hatte es geschneit. Dicke große Flocken wirbelten herab auf die Erde und bedeckten Häuser und Straßen, Dächer und Zinnen mit einer glitzernden Decke wie aus Zuckerguss. Die Sonne sank früher denn je, sodass bereits zum Nachmittag die Lampen entzündet wurden. Ganz Kathrona war erfüllt von kleinen gelben Lichtern, die die Wege säumten oder hinter dünnen Fenstergläsern verschwommen flackerten. Im Sommerpalast herrschte Stille. Eine safrianische Dienerin kam mit einem Rolltischchen, beladen mit dem Abendessen, an Sills Zimmer, klopfte kurz, dann trat sie ein. Sie sagte kurz etwas auf safrianisch. Als die Prinzessin nichts darauf antwortete, seufzte sie nur und trat wieder hinaus. Die Frau ging die Flure entlang zum Büro des Generals. Dort klopfte sie erneut an der massiven Holztür und wartete, bis sie von einer Wache hineingelassen wurde. Jerion saß wie üblich hinter seinem blank polierten Tisch. Etwas nervös trat die Dienerin in die Mitte des großen Saals. Jerion blickte sie unbestimmt an und nickte. Die Dienerin verneigte sich kurz, dann began sie mit rauer Stimme Bericht zu erstatten. "Die Prinzessin isst einfach nichts. Egal, was die Köche zubereiten, sie nimmt nichts an." "Was bekommt sie denn? Safrianische Gerichte?", fragte Jerion. "Alles. Safrianisch, esmarisch. Doch sie hat seit gestern nichts angerührt", beschwerte sich die Frau, als gehöre es zu ihrer Arbeit, dass man essen würde, was sie servierte. "Verstehe, die Prinzessin verweigert sich der Nahrungsaufnahme...", überlegte der General. Er wandte sich zu seiner Untergebenen: "Machen Sie sich keine Sorgen, es ist nicht Ihre Schuld. Ich kläre das selbst." Die Dienerin verbeugte sich mit einer selbstzufriedenen Miene und ging wieder davon. Svetlana schweifte mit einem Fuß über den Schnee, sodass die Spitze ihres Stiefels kalt und feucht wurde. Sie erschauderte. "Brrr, ist das kalt!" Hinter ihr trat Eilif aus dem Wirtshaus, indem sie sich Zimmer gemietet hatten. Ihm war wie immer nicht anzumerken, ob er fror oder nicht. Svetlana stöhnte argwöhnisch auf. Die beiden blickten sich kurz um, ob sie jemand beobachtete. Dann schritten sie in scharfem Tempo entgegen der Zinnen des Sommerpalastes, die kaum sichtbar in der Ferne in die Nacht ragten. "Wir müssen als allererstes Sill finden. Ich nehme mal an, sie ist in einem der Gemächer im Palast untergebracht", erklärte Eilif, während die beiden eine verlassene Straße entlang eilten. Svetlana hatte sichtlich Mühe, mit ihm Schritt zu halten. "Sobald wir sie entdeckt haben, müssen wir einen Weg finden zusammen mit ihr wieder rauszukommen. Wir müssen sie auf jeden Fall da rausholen!", sagte die Nonne bestimmt. "Das ist zumindest unser Plan..." Die Straße mündete in einem großen Platz vor dem Palast. Das weitflächige Bauwerk selbst war kaum durch Türme geschützt, sondern war durch hohe gusseiserne silberne Zäune umringt. Dahinter lagen die Gärten und Parks, bedeckt von einer dicken Schicht weißen Schnees. In der Mitte der Grünflächen thronte der königliche Palast. Er besaß nur eine Oberetage, stattdessen war es eher weitläufig ausgerichtet mit vielen Terrassen, Erkern und hölzernen Verandas. Svetlana stellte sich eine kleine Sill vor, wie sie lachend mit wehendem Kleidchen über die breiten sonnengewärmten Balken einer solchen Veranda lief, hüpfte und tanzte. Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen der Nonne. Sie konnte es sich wirklich gut vorstellen, dass Sill vor Jahren hier noch die schönste Zeit ihrer Kindheit verbrachte. Umringt von blühenden Büschen, sowie Bäumen, durch dessen sattgrünes Geflecht das Licht der Sonne glitzerte. "Bist du bereit?", beendete Eilif Svetlanas Traum. Die lachende Sill verschwand, das Grün erblich vor dem Weiß des Schnees. Sie zuckte kurz zusammen. "Äh ja. Also los", lenkte das Mädchen ihre Gedanken wieder auf das Wesentliche. Was jetzt zählte, war, dass Sill gerettet wurde. Auch wenn es hieß, den Sommerpalast in das Bild eines Verliesses zu rücken. Sodass der Ort der unbeschwerten Kindheit vielleicht für immer verloren war. Doch wenn sie nichts tun würden, wäre auch die Zukunft für so viele andere Menschen verloren. Regungslos saß Sill vor dem Fenster. Ihr Blick war weit in die dunkle Ferne gerückt. Und immernoch fielen unablässig große weiße Flocken vom Himmel, wirbelten lautlos am Fensterglas vorbei und verschwanden wieder in der Finsternis der Nacht. Wie lange saß Sill nun schon so da auf der hölzernen Bank mit weinroten Kissen bedeckt und starrte ins Nichts hinaus. Tränen rannen immernoch unaufhörlich die Wangen hinab. Zuerst waren sie stürmisch gekommen: Sill hatte getobt, geschrien; dann kam der ganze bittere Kummer raus, nun der tonlose Schmerz. Und der wollte und wollte nicht enden. Wie sehr sie Rain nun für seinen Betrug hasste und vefluchte, so konnte sie nicht umhin als unendlich zu bedauern, was passiert war. Rain- den sie jetzt am allermeisten brauchte, war nicht da. Und er würde auch nie wieder kommen, um ihr zu helfen. Niemals mehr, egal wie oft sie sich das heimlich wünschte und dann wieder verdammte. So saß sie da mit dem Zwiespalt, der ihr das Herz zerriss. Mochte doch nur ein kleines Licht der Hoffnung erglühen. Das spärliche Licht der Kerze neben Sill flackerte. Sills Blick wurde aufmerksam auf eine Stelle draußen im Hof. Im Schein einer Laterne erschien eine Stiefelspitze. Eine im Umhang vermummte Gestalt trat in den Lichtkegel und nahm die Kaputze ab. Sills Herz machte einen Hüpfer. *Svetlana!* Die Augen der Nonne schauten hoch zum Fenster als wollten sie sagen 'Hier bin ich, wie du es wolltest'. *Endlich, da ist Sill!*, dachte Svetlana erleichtert. Sie sah Sill nach vorne geneigt, um besser sehen zu können. Ihre zierlichen Finger drückten sich an das kalte Glas und in ihrem Blick spiegelte sich Aufmerksamkeit. Svetlana strahlte und winkte ihrer Freundin aufgeregt zu. Diese erwiderte mit einem hoffnungsvollen Lächeln. Doch genau in dem Moment da Sill schon an die Befreiung dachte, kam ihr ein ganz anderer Gedanke in den Kopf. *Die ganze Zeit dachte ich nur an Rain, von dem ich erwartet hatte er würde mich retten. Ich habe schon wieder vergessen, dass auch Svetlana und Eilif noch da sind. Sie sind extra wegen mir hierher gekommen und ich hatte sie vergessen!* Sills Miene verdüsterte sich. *Rain hat mich in diese Lage gebracht. Wie können Svetlana und Eilif mich da noch retten?* Svetlana sah nur noch wie Sills Gesicht sich enttäuscht vom Fenster entfernte. "Sill? Sill!?", die Nonne rief in der Hoffnung, Sill käme noch mal zum Vorschein, doch Eilif stoppte sie. Die Gefahr von safrianischer Wache erwischt zu werden, war zu groß. "Was soll das? Was machen wir jetzt?", Svetlana drehte sich verständnisslos von Eilif zum Fenster und zurück. "Wie es aussieht, können wir jetzt nichts tun. Wie sollen wir hoch in den ersten Stock kommen und Sill da rausholen?", meinte Eilif nachdenkend. Das Mädchen neben ihm sah ihn irritiert an, als müsse er einen Bagger besorgen, um eine Sandburg zu bauen. "Das ist doch einfach! Wir klettern einfach da hoch! Da sind Efeuranken, an denen wir uns hochziehen können. Und dann...", erklärte Svetlana übereifrig ihren Plan. Eilif sah sie wenig überzeugt an. "So klappt das doch nicht. Total unrealistisch", klärte er Svetlana auf, als wäre sie ein kleines Kind. "Und was dann?" Doch da drangen fremde Stimmen von weitem heran und die beiden mussten ihren Streit unterbrechen, um schläunigst zu verschwinden. Sie rannten in die Dunkelheit durch Zwerggalerien, vorbei an den Unterkünften des Hofstaats und kamen schließlich keuchend neben einem kleinen Springbrunnen auf einem Hof zum Stehen. "Wie-soll-es-jetzt-weitergehen?", brachte Svetlana erschöpft heraus. "Wir bräuchten den Zugang zum Palastgebäude", gab der junge Mann nachdenkend zurück. "Und wie soll das gehen? Außerdem gibts dort bestimmt einen Haufen Wachen und Soldaten. Und dieser General aus Safria soll angeblich auch da drinnen sein", fragte die Nonne argwöhnisch. Eilif nickte. Er hatte keine Ahnung, was nun zu tun. Und das jetzt, wo es um alles ging. Plötzlich knirschte der Schnee leise aus einer der Gassen und jemand erschien. Svetlana und Eilif erstarrten. Weiteres Knirschen erhallte, der Fremde kam also auf sie zu. Eilif spannte seinen Bogen. Beide warteten mit angehaltenem Atem. Die Schatten wichen von seinem Haupt und Rains Gesicht offenbarte sich. Als Svetlana und Eilif ihn erkannten, entspannten sie sich. Doch nur, um im nächsten Moment wütend ihre Muskeln wieder zu straffen. Rain blieb in einiger Entfernung vor ihnen stehen. "Was willst du denn hier?", herrschte die Nonne ihn grob an. Eilif hielt seinen Bogen weiterhin auf ihn gezielt. Rain reagierte nicht. Sein Blick schien durch sie hindurch zu gehen, als wäre hinter ihnen noch etwas anderes außer Schnee. "Was soll das? Antworte! Oder bist du hier, um uns auch noch zu verraten und ins Verließ zu bringen?", schrie die Nonne nun fast. Rain blieb stumm und kam nun auf sie zu. Sie zuckte zurück. "Bleib-bleib da stehen!", versuchte sie ihn aufzuhalten. Eilif wirkte unschlüssig. Sollte er schießen? Rain kam gefährlich nahe, doch statt auch nur einen Ton zu sagen, breitete er seine Arme aus und umarmte Svetlana. Ihr blieb der Atem stehen. Eilif ließ die Arme sinken. "Wa...?",kam es aus dem Mädchen raus. Rain rührte sich nicht. Zumindest kam es ihr im ersten Moment so vor. Dann jedoch spürte sie ein Zittern von Rain kommend. Und erst da vernahm sie ein Schluchzen. Auch Eilif konnte es hören. "Rain? ...", Svetlana drehte ihren Kopf in seine Richtung. *Er weint ja!* Svetlana hatte keine Ahnung wie lange sie da so standen, aber mit jeder Minute wurde ihr bewusster, mit welchem Schmerz Rain zu kämpfen hatte. Es war nicht einfach nur Trauer wegen einer banalen Kleinigkeit. Es war ihm ernst. Etwas wirklich schlimmes musste geschehen sein. Wie viel Ärger sie ihm auch gerne an den Kopf werfen wollte, wegen Sill, wegen allem! Doch jetzt konnte sie es nicht; Jetzt ermattete all ihre Wut auf ihn und sie legte stattdessen tröstend ihre Arme über seinen Rücken. Wie stark Rain sich stets gab, in dieser verschneiten Nacht weinte er bittere Tränen. Langsam beruhigte sich Rain wieder und kaum hörbar kamen die ersten Worte seit langem über seine Lippen. "Bitte, halte eine Andacht für meine Familie..." "Eine Andacht? Wieso für deine...", doch dann verstand sie. "Natürlich. Das werde ich", versprach sie ihm mit sanfter Stimme. "Aber nicht jetzt. Du verstehst sicherlich, dass das nicht der passende Moment ist", fügte sie hinzu. Rain löste sich langsam von ihr und sah sie zum ersten Mal mit seinen noch feuchten Augen an. "Harte Zeiten stehen bevor, auf die wir uns konzentrieren müssen. Wir müssen unbedingt Sill aus dem Palast befreien. Das verstehst du doch?" Im nächsten Moment bereute sie ihre Worte aber wieder. *Mist, wieso erzähle ich das ausgerechnet Rain?!* Er nickte nur. "Ja, ihr müsst sie retten", gab er langsam zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ juhu! endlich zu ende! nach ner langen pause konnte ich das kap fertigstellen. die stelle, wo rain svetlana umarmt und weint ist zwar fast so geworden wie ich es mir vorgestellt hatte, aber so hundertprozentig bin ich damit trotzdem nicht zufrieden -.- ich finds echt nicht schlimm wenn jungs weinen. würde rain das nämlich nicht tun, wäre die scene entweder nicht sehr überzeugend, unrealistisch oder er wäre einfach nur ein gefühlskrüppel... tut mir leid, dass das kap dieses mal sprachlich nicht so auf der höhe ist. irgendwie liest es sich schleppend... wenn ihr es auch so empfindet, dann bitte ich um eine resonanz. *knuff*________________* Kapitel 27: Jerions Angebot --------------------------- ~Chronicle of the Earth~ welcome back! eigentlich hatte ich vor die geschichte in kathrona bereits bei kapitel 20 zu beenden. wie es aussieht, geht das aber noch bis kap 30. somit verlängert sich die ganze ff und wird 50 kapitel beinhalten. dabei wollte ich nur 40... tut mir echt leid, dass sich das alles so hinzieht, aber es macht knülle spaß zu schreiben und die ganze situation ist viel anspruchsvoller als gedacht... tja, ich wünsch einfach mal viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 27~ Jerions Angebot Sie standen in der Dunkelheit der Winternacht. Um sie herum wirbelten leuchtend weiße Schneeflocken. "Was meinst du, wir sollen Sill alleine retten?", fragte Svetlana Rain, der wortlos und mit gesenktem Kopf vor ihr und Eilif stand. "Ich kann nicht. Ich habe Sill in diese Lage gebracht. Nur wegen mir ist sie jetzt Gefangene. Ich habe nicht das Recht sie noch einmal wiederzusehen", erklärte Rain. "Aber... aber gerade weil du daran Schuld hast, musst du sie da wieder rausholen!", versuchte die Nonne ihn zu überreden. Doch Rain schüttelte nur hoffnungslos den Kopf. "Es geht nicht. Ich kann nicht." Svetlana stieß Luft aus. Rain war der Einzige der Gruppe, der Zutritt zum Palast hatte und war somit eine Bereicherung für ihre Pläne Sill zu retten. Doch er ließ sich zu nichts hinleiten. *So schnell gebe ich noch nicht auf!* Svetlana war sogar dazu bereit einen Schritt weiterzugehen. "Aber du liebst doch Sill!!!", warf sie Rain entgegen. Der zuckte überrumpelt. "Und Sill ist auch in dich verliebt!", machte Svetlana weiter, wobei sie selbst rosane Wangen bekam. Rain wusste nichts drauf anzuworten. Eilif hielt sich raus. "Hast du denn nie bemerkt wie Sill dich bewunderte? Dass du ihr großer Held bist?", fragte das Mädchen. Rain schien sich wieder zu fassen. "Du verstehst nicht. Natürlich könnte ich jetzt einfach in den Palast stürmen und sie da rausholen. Aber...", er zögerte. "Glaubst du, dadurch wird alles gut? Sill hasst mich! Ich habe sie von Anfang an zu ihrem Feind geführt. Ich habe sie betrogen und ausgeliefert für... Geld!!!", Rain hatte Mühe sich zu beherrschen. Ihm war anzusehen, dass er ganz persönliche Gründe barg, wieso er sich nicht mehr traute, Sill noch einmal unter die Augen zu treten. Sein Betrug hatte die beiden auseinander gerissen und das Vertrauen zwischen ihnen zerstört. "Für nutzloses Geld. Für Geld, dass nicht einmal meine eigene Familie retten konnte. Und dafür war ich bereit einem ganzen Königreich seine letzte Chance auf Hoffnung zu nehmen", brachte Rain nur noch mit leiser Stimme hervor. Svetlana war drauf und dran Rain zu entgegnen, doch da kam ihr Eilif zuvor. "Eine Frage. Du hast uns nie verraten woher du kommst und wo du aufgewachsen bist", wechselte er das Thema. Svetlana sah Eilif unverwandt an. Rain sah ihn ebenfalls an. "Wie wär's wenn du uns mal ein wenig davon erzählst", meinte Eilif. Im Wirtshaus, wo Svetlana und Eilif sich Zimmer reserviert hatte, war es stickig und laut. Eilif brachte drei dickwändige schön verzierte Gläser von der Schenke mit und stellte sie vor die Nonne und Rain auf den Tisch. dann setzte er sich. Die Aufmerksamkeit war ganz auf Rain gerichtet. Der hielt nervös sein Glas in Händen, rieb es in seinen Handflächen. Die rote Flüßigkeit schimmerte in vielen Facetten. "Also...", began er mit rauer Stimme. "Meine Familie kommt aus Safria, ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich bin der älteste Sohn eines Bauers. Das Dorf, in dem ich unser Haus stand, ist sehr klein. Eigentlich ist es nur sowas wie eine Ansammlung von vielen kleinen Höfen. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage kämpft jeder dort tagtäglich mit dem Hungerstod. Viele sind schon gestorben", erzählte Rain. Svetlana und Eilif sahen ihn stumm an. "Komisch. Das überrascht mich jetzt. Du trägst immer diese weißen Hosen und diese Rüstung, Ich hatte gedacht du gehörst zu diesen reichen Leuten an der Küste oder kämst sogar aus dieser ganz großen Stadt am Meer", meinte Svetlana verdutzt. "Du meinst die Hansestadt, die durch ihren Handel mit anderen Ländern reich geworden ist, aber unabhängig von Safria einen eigenen Regierungssitz hat?", vergewisserte sich Eilif. Svetlana nickte. "Nein, da komme ich nicht her. Meine Familie ist bettelarm, ich bin nichts weiter als ein Bauerssohn. Die Kleidung trage ich im Namen von General Jerion. Weil ich für ihn gearbeitet habe", entgegnete Rain. Wenn er sich das so vor Augen hielt, war er so unbedeutend, dass er nicht einmal neben Sill stehen durfte, geschweige denn sie direkt anzusprechen oder sie gar zu berühren. Was hatte er sich bloss dabei gedacht den Auftrag anzunehmen und Sill zu rauben? Er hatte Sill schon tausende Male berührt, mit ihr gelacht und Leid geteilt. Er war der Mann, der ihr näher gekommen war als alle anderen. Wie oft war er sogar soweit sie zu küssen? Rain schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Alles war passiert, weil er sich mehr angemaßt hatte, als ihm zustand. Ihm war so elend zumute. Nun war seine Familie verstorben und Sills Herz hatte er ebenfalls verloren. Svetlana schien seine Gedanken erraten zu haben. Sie legte behutsam eine Hand auf seine Schulter. Er schaute zu ihr. "Es ist noch nicht alles verloren. Solange dieses Königreich noch steht, wird es auch für dich und Sill weitergehen", sagte sie sanft lächelnd. Rain blickte sie hoffnungsvoll an. "Du bist vielleicht der Einzige, der Sill noch retten kann. Solange du nur nicht aufgibst", sagte Eilif. "Und wer weiß, vielleicht verzeiht dir Sill sogar. Ihr ganzes Herz liegt an Esmara. Wenn du ihr hilfst die drohende Gefahr abzuwehren, wird sie dir verzeihen", fügte Svetlana ermutigend hinzu. *OK, das war eine Spur zuviel*, kam es Svetlana sofort durch den Sinn. Rain blickte sie ungläubig an, dann wandte er sich zu Eilif, um seine Meinung zu hören. Der dachte dasselbe wie Svetlana, doch nickte zustimmend. Das schien Rain zu genügen. Er war bereit Sill zurückzuholen zu ihren Freunden. Auch auf die Gefahr hin, dass sie ihm niemals mehr vergeben würde. Sill saß noch immer reglos am Fenster, als die Tür sich hinter ihr leise öffnete. Vor Sills Gesicht spiegelte sich am dunklen Glas die Sillhouette des Generals. Das Mädchen wirbelte herum. "Ich wünsche einen guten Abend Prinzessin", grüßte Jerion höflich lächelnd. Sill starrte ihn einige Momente an, dann erwiderte sie mit einem zaghaften Nicken. "Meine besten Köche beklagen sich, dass Ihr ihre Speisen nicht annehmt", began Jerion in beiläufigem Ton. Er überquerte den Raum in gemächlichem Tempo und blieb in diskretem Abstand vor der Prinzessin stehen. Ihre Augen trafen sich für eine Sekunde, bevor Sill ihren Blick sinken ließ. *Das geht doch nicht! Wieso weiche ich ihm aus!?* Erneut richtete sie ihre Augen gegen die Jerions. Diesmal blieb sie standhaft. Er bemerkte ihre entschlossene Miene mit einer Mischung aus Amüsanz und leisem Missgefallen. "Nehmt es nicht persönlich, dass ich von keiner Speise koste, die Eure Köche zubereiten", brach Sill die Stille. "Darf ich erfahren, weshalb die Prinzessin dann nichts isst?", fragte Jerion. *Tja, weshalb wohl! Woher weiß ich denn, dass das Zeug nicht vergiftet ist?*, ging es durch Sills Kopf. Wobei der wahre Grund darin lag, dass sie sich seit Rains Betrug hundeelend fühlte und einfach nichts runterkriegte, selbst bei größtem Hunger. "Ich faste!", antwortete sie schließlich und setzte sich betont fromm hin. Jerion ließ aus Versehen die Zähne knacken. "Verstehe", sagte er wenig überzeugend. Der General wandte sich von Sill ab und ging ein paar Schritte Richtung Bett. "Hat die Prinzessin sich schon dazu entschlossen, den Vertrag zu unterschreiben?", wechselte er das Thema. Für Sill wurde es ungemütlich. "Wie ich schon gesagt hatte, werde ich gar nichts unterschreiben." Nach etlichen Stunden des Sitzens stand sie endlich auf. Sie ging zu ihrem Bett und setzte sich demonstrativ auf die weiche Decke. "Es ist schon spät, wenn Ihr mich also entschuldigt, ich würde mich gerne schlafen legen." Doch damit hatte sie einen großen Fehler begangen. Jerion sah sie aus seinen stechenden Augen von oben herab an. "Ich hatte mir schon sowas gedacht; die Prinzessin ist wirklich schwer zu überzeugen", sagte er mit bedrohlicher Miene. Sill sah ihn perplex an. "Deswegen habe ich noch einen Ass im Ärmel", fuhr Jerion weiter. Noch bevor Sill reagieren konnte, packte er ihre Handgelenke und drückte sie ans Bett. Sill erstarrte vor Schreck. Jerion lächelte siegessicher. "Es gibt noch eine andere Möglichkeit wie Esmara in Safrias Besitz wandern kann. Er neigte sich zu Sill herunter, sie erzitterte. "Heiratet mich!", flüsterte er in ihr Ohr. "Und wie stellen wir das jetzt an?", fragte Svetlana atemlos. Sie waren den Weg zurück zum Palast gegangen. Jedoch versperrte ihnen wieder ein langer schwarzglänzender Zaun den Eintritt in das königliche Anwesen. Rain sah sich grübelnd um. "Wie seid ihr da noch mal reingekommen?", wollte er wissen. Svetlana stockte. "Hehe, das war, ähm, Glück! Wir hatten gewartet bis die Wachen woanders hinguckten", gab das Mädchen verlegen lächelnd zu. Eilif schien diese stümperhafte Lösung nicht gefallen zu haben. Rain sah die beiden entrüstet an. "Auf jeden Fall können wir uns nicht wieder auf die selbe Art reinschleichen", schloss er. "Wie wärs mit Räuberleiter?", schlug Svetlana vor. "Ist zu auffällig", schlug Eilif sofort aus. "Vielleicht dann ein Ablenkungsmanöver?" Die drei verstummten, als eine betrunkene Gestalt vorbeischlurfte. "Also?", fragte Rain flüsternd. "Ich habe eine Idee", gab Eilif zurück. "Dafür brauche ich etwas Seil und dein Schwert, Rain". "Klar, kein Problem", sagte Rain leicht verdutzt, doch zog seine Waffe hervor, "aber wo kriegen wir Seil her?" Eilif überlegte. "Es geht auch was anderes. Ein Tuch oder eine kleine Decke", meinte Eilif. "ist ja super! Wo kriegen wir denn hier eine Decke her!? Sollen wir einfach mal höflich beim Palast anklopfen und fragen 'hallo, ihr reichen Leute, habt ihr ein paar Decken für uns, die helfen sollen bei euch einzubrechen?'", fuhr Svetlana hoch. Die beiden jungen Männer sahen sie erschrocken an. Eilifs Blick wanderte plötzlich höher und blieb an Svetlanas Haube hängen. Rain verstand Eilifs Gedanken. Svetlana schluckte. "Das könnt ihr nicht machen!", bettelte sie den Tränen nahe, als Rain ihr flink ihre Kutte vom Kopf klaute. "Und jetzt nass machen!", gab Eilif an. "Nei-i-i-n!" Rain lief zu einem Fass mit Eisschicht neben einem Wohnhaus . Dort schlug er gekonnt die harte Oberfläche ein und tunkte den Stoff rein, bis es von kaltem Wasser nur so triefte. Dann kam er wieder herbeigelaufen. Die Nonne kaute nervös auf ihren Fingern herum. "Das ist so gemein von dir! Das werde dir Gott Gaja nicht verzeihen", nuschelte sie. Eilif nahm die nasse Kutte und wickelte sie um drei Stangen des hohen Zauns. Die Enden zurrte er um Rains Schwert. Dann drehte er das Schwert. "Durch die Feuchtigkeit wird der Stoff widerstandfähiger und reißt nicht", erklärte Eilif nebenbei. Anfangs noch schnell, wurde es allmählich schwieriger zu drehen, sodass die anderen beiden ihm helfen mussten. Das Metall knirschte laut auf. Sie stoppten. Als sich nichts rührte, drehten sie weiter, bis die Stäbe nachgaben und sich verbogen. "Ist ja genial", flüsterte Svetlana baff. Doch die Lücke, die sich ergab reichte noch nicht aus, um sie alle drei durchzulassen. Also wiederholten sie diese Maßnahme mit den nächsten drei Stäben, sodass das Loch dazwischen groß genug war, um durchschlüpfen zu können. "Dafür werden wir bestimmt von der Königsfamilie bestraft", sagte Svetlana mit einer Mischung aus Sorge und Euphorie, als sie als erste durch den Zaun stieg. "Du meinst von Sill", berichtigte Rain, der als zweiter durchkam. "Glaube nicht, dass sie uns das übelnimmt", sagte Eilif, der ebenfalls schon durchschlüpfen wollte. Doch plötzlich ertönten laute Schreie. Alle erstarrten vor Schreck. "Eindringlinge! Eindringlinge!", kam es entlang des Zauns. Von weitem rannten Wachmänner her. "Verdammt! Schnell, verschwindet!", zischte Eilif, während er gleichzeitig seinen Bogen spannte. "Nein! Dann helfe ich dir!", entgegnete Rain aufgeregt, wobei er schon zurück durch die Lücke schlüpfen wollte. "Rain! Das kommt nicht infrage! Geh zu Sill, das ist jetzt viel wichtiger!", warf ihm Eilif wütend über die Schulter zu. Mit einem munteren Ausdruck setzte er noch hinzu, "das hier sind doch nur kleine Fische. Die kriege ich schon alleine fertig. Los jetzt!" Rain nickte einverstanden, nahm Svetlana am Handgelenk und flüchtete in die Schatten des Sommerpalastes. "Wo geht es jetzt lang?", fragte Rain Svetlana beim Laufen. Sie blickte sich um und zog Rain nach rechts durch eine Zwerggalerie. Auf der anderen Seite kamen sie in einen Hof. Sie wollten ihn gerade überqueren, als ein Trupp safrianische Soldaten ihren Weg kreuzten. Schnell drückte Rain seine Gefährtin an eine Wand im Schatten. Sie warteten einige Sekunden, bis die Gruppe außer Sicht war. Dann rannten sie in scharfem Tempo über den Hof, bis sie einen weiteren erreichten. *Das ist er! Der Hof, zu dem Sills Fenster führt!*, erkannte Svetlana den Ort. "Hei-heiraten?", Sill verstand gar nichts mehr. Ihr drehte sich der Magen um beim Gedanken in welcher Situation sie sich nun befand. "Genau, nehmt mich zum Mann und unsere Königreiche werden vereint", sagte Jerion. "Aber..." "Und Euch, meine Prinzessin...", Jerion strich mit seinen Fingern eine Haarsträhne von Sills Wange, wobei er ihre Haut berührte, "...mache ich zur Königin." Sill erzitterte. Safria, das Land im Süden. Sie erinnerte sich an den Duft der Dienerinnen. Sie rochen nach Blumen. Jerion blickte Sills verunsichertes Gesicht an. Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihrem. *Safria, das ist das Land wo Rain herkommt*, kam es Sill plötzlich in den Sinn. *Rain!* Wut stieg in ihr auf. Jerion war kurz davor sie erneut zu berühren, als sie ihre Hände gegen seine Brust legte und von sich drückte. Er sah sie an. "Niemals- werde ich Euch- zu meinem Gatten nehmen!!!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ juhu,endlich ist das kap fertig! ihr dürft euch freuen, jetzt geht es erst so richtig los XD ich denke, im nächsten kap wirds herrlich wuselig... aber mehr verrate ich nicht > . o *knuddel*________________* Kapitel 28: Das Versteckspiel ----------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hallöchen, meine lieben leser *mit schokoeiern anlock* hier kommt das nächste kap um sill und ihre freunde. ich wünsche viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 28~ Das Versteckspiel "Niemals werde ich jemanden wie Euch zum Mann nehmen!!!", schrie Sill Jerion ins Gesicht. Er blickte sie sprachlos an. Sill zog ihren Körper unter seinem hervor in sicheren Abstand, bevor der Mann reagieren konnte. Der General sah aus, als hätte er einen Rückschlag erlitten. Aber noch war nichts verloren. Sicher, er konnte nicht schon beim ersten Versuch Erfolg haben. *Nur die Ruhe...*, ermahnte sich Jerion. "Denkt doch nach, Prinzessin", fing Jerion von Neuem an. "Alleine hättet Ihr doch gar keine Chance auf dem Thron. Keiner würde Euch ernst nehmen. Da ist es doch besser mich zu heiraten und Herrscherin über gleich zwei Reiche zu werden", argumentierte Jerion. "Was soll das heißen, ich hätte auf dem Thron keine Chance? Würde Esmara mich etwa nicht zur Königin nehmen?", fragte Sill verstört. Könnte das die Wahrheit sein? Sie erinnerte sich an die Zeit vor dem Übergriff auf Esmara, bevor sie aus dem Palast fliehen musste und Rain traf. Damals hatte sie täglich Unterricht in den Sitten und Gepflogenheiten des Hofes gehabt. Statt an den Sitzungen ihres Vaters teilzunehmen, um mit seinen Ministern über politische Themen zu debattieren, spielte sie in den Gärten. Statt hellhörig zu werden, wenn der König mit einem General über Krieg sprechend im Gang ihren Weg kreuzte, lief sie nur mit einem schnellen Gruß auf den Lippen an ihnen vorbei. Statt drei Stunden Tanzunterricht zu nehmen, hätte sie zwei Stunden in Wirtschaft investieren sollen. *Ich... ich kann Esmara tatsächlich nicht regieren. Ich habe keine Ahnung wie...* Sill saß da und konnte sich vor Schreck nicht regen. Selbst wenn sie Königin werden wollte, so hatte sie nie gelernt eine zu sein. "Es stimmt...", entsprang es leise aus Sills Mund. "Na seht Ihr, Prinzessin? Ohne einem Mann an der Seite sind Frauen einfach wertlos", sagte Jerion selbstsicher. Das Spiel war gewonnen! Die harte Schale der Prinzessin brach langsam auf. Bald würden Jerion beide Länder gehören! "Was soll das heißen?", fragte sie unsicher. "Ihr wurdet nicht zum Regieren ausgebildet, Prinzessin. Eure Aufgabe besteht nur darin einen Mann zu heiraten und ihm einen Erben zu schenken. Das ist alles", erklärte Jerion ihr mit ruhiger Stimme. Das war es! Nun konnte die Prinzessin nichts mehr entgegenbringen! Sill fühlte sich elend. Würde ihr Schicksal tatsächlich erfüllt, wenn sie General Jerion heirate und ihn auf den Thron geleite? *Aber...*, Sill konnte es nicht glauben. Irgendwie fühlte sich das alles so falsch an. Da war doch was faul. *Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht heiraten. Ich liebe ihn nicht.* Für einen Moment wanderten ihre Gedanken zu Svetlana und Eilif. *Mein Land... würde Jerion mich bekommen, dann gehöre ihm auch Esmara... Nein! Das ist genau das was er will!* "Ich kann Euch nicht zum Mann nehmen", sagte Sill auf einmal mit festem Blick auf ihn gerichtet, "es geht nicht und ich will es auch nicht." In Jerion stieg Wut auf. Diese kleine... "Glaubt Ihr etwa, es ginge hier um Gefühle? Ehen werden nur geschlossen, um seine Macht zu vergrößern und Allianzen zu schließen. Was anderes gibt es da nicht", erwiderte er forsch. *Echt!? Gott, wie grausam!*, kam es sofort durch Sills Kopf geschossen, doch sie durfte keine Schwäche zeigen. Nicht mehr und nie wieder, solange Esmaras Frieden nicht wieder hergestellt war. "Das weiß ich", gab das Mädchen kühl zurück. "Und deswegen werde ich gerade mit Euch keine Verbindung eingehen", ergenzte sie. Jerion ballte seine Fäuste. Wegen diesem dummen Mädchen durften seine Pläne nicht zunichte werden! Nicht wegen einer Göre, die über zehn Jahre jünger war als er. "Dann bleibt mir nur noch ein Weg Euch zu bekommen", wisperte er geheimnisvoll lächelnd. Sill erschrak. Welchen Weg gab es denn noch? "In meinem Land ist es seit langem Brauch jene Person zu heiraten, von der man seinen ersten Kuss empfängt", fing Jerion fast beiläufig an. Dann auf einmal blickte er Sill direkt in die Augen, sodass diese zurückfuhr. "In Esmara ist es genauso", schloss Jerion mit blitzenden Augen. *Nein! Oh nein!!!* Kaum hatte sie verstanden, worauf der General hinauswollte, da packte er sie schon an den Armen und drückte sie auf das Bett. "Wenn ich Euch nehme, wird keiner mehr gegen eine Hochzeit sprechen können", flüsterte er lächelnd in ihr Ohr. Sills Brust verkrampfte sich schmerzvoll und füllte sich mit brennender Angst. Nein! Nein, bitte nicht! "Hört auf! Bitte, lasst mich los!", bettelte Sill atemlos. Aller Mut war aus ihr entwichen und nun war sie nur noch ein schwaches Mädchen in der Gewalt ihres größten Feindes. "Ich will Euer Land. Und es ist mir egal, ob ich dafür mein restliches Leben das Bett mit Euch teilen muss", kam es von Jerion. Sill spürte noch einen Atemzug an ihrem Ohr, als habe er gerade wieder gelächelt. Sill erzitterte und schloss vor Angst die Augen. Eine Bewegung über ihr sagte ihr, dass Jerion die Position wechselte. Auf einmal spürte sie seinen Atem an ihrem Hals und im nächsten Augenblick seine Lippen. "NEIIIN!!!!", kam es sofort unweigerlich aus ihrem Mund. "Neiiiiiin!" Das Kreischen drang bis zum Hof herunter, wo Rain und Svetlana standen. Sie zuckten zusammen. "Sill!", Rain starrte zum Fenster hoch. "Was passiert da?", fragte Svetlana arglos. In Rain verkrampfte sich alles. Vergessen war, dass er Sill nicht mehr unter die Augen zu treten wagte. Er stürmte los. Durch die nächste Tür, eine Treppe hoch. Svetlana rief ihn von unten an. "Rain! Warte!", keuchte sie. Er wirbelte hinter sich. "Wir wissen doch gar nicht wo das Zimmer von Sill ist." Rain stockte. "Ist doch egal! Ich muss sie finden!", gab er zurück. "Rain! Wir dürfen uns nicht verlieren!", rief ihm Svetlana hinterher, doch da war Rain schon weg. "Hey, da ist ja Rain!" Zwei Soldaten stellten sich dem jungen Mann in den Weg. "Wohin geht denn der Weg?", fragte der jüngere der Beiden. Rain konnte sich kaum bremsen. "Habs eilig! Lasst mich durch!", forderte er barsch. "Hohoho, Junge! Nur keine Panik", lachte der andere Soldat. Sie traten zur Seite und Rain braustre an ihnen vorbei. "Sag mal, hatte der General nicht mal gesagt, dass Rain nicht mehr unter seinem Dienst steht?", stutzte auf einmal der jüngere Soldat. Sein Kumpane sah ihn an, dann in die Richtung, in die Rain verschwunden war. "Beim heiligen Pontos! Dann darf er gar nicht mehr in den Palast! Hinterher!!", die rief der Ältere heraus. Die beiden stürmten Rain hinterher. Svetlana lief indes eine Etage tiefer auf der Suche nach Sills Zimmer. *Zu dumm, dass ich keine Ahnung habe, wo es hingeht*, ärgerte sie sich gerade über sich selbst, als sie gerade Fußgetrappel im nächsten Flur hörte. Sie versteckte sich hinter einer riesigen zusammengerafften Gardine. "Der Eindringling muss dort drüber sein", rief jemand. *Achso, sie suchen Rain*, verstand die Nonne, *super! Wenn er die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, kann ich Sill ungestört finden und retten!* Sie wartete noch einen Moment und setzte ihren Weg dann fort. "Loslassen...!", keuchte Sill verzweifelt. Sie strampelte mit den Beinen, um Jerion von sich fern zu halten. Er hielt sie immernoch erbarmungslos am Bett fest. Einem Tritt konnte er entweichen, doch der nächste traf ihn direkt in die Magengrube. Er stieß Luft aus. "Du kleine...", er drückte sie umso fester in die weiche Decke. Sill japste. *Hilfe! Bitte hilfe!* Jerion näherte sich ihr erneut. "Sieh mich an!", forderte er forsch. Als Sill nicht gehorchte, packte er ihr Gesicht mit seinen großen Fingern. "Ihr werdet mir gehören! So wie ganz Esmara!" Sill klappte die Augen auf. Jerion hielt immernoch ihr Gesicht fest und näherte sich nun ihren Lippen. Sills Herz setzte kurz aus, dann donnerte es wie wild gegen ihre Brust. Sie kniff die Augen zu. Von draußen ertönte Lärm von Schwertschlägen. Irgendwas Schweres knallte scheppernd zu Boden. Männerschreie erstummten gedämpft. "SILL!!!", Rains Stimme war klar zu vernehmen. Sill verkrampfte sich. *Rain?!* Für einen Moment blickte auch Jerion zur Tür. Doch das reichte, damit Sill sich befreien und ihm einen Schlag versetzen konnte. Irritiert wandte er sich wieder dem Mädchen zu, doch die war bereits zur Tür gehechtet. "Nein!!!", brüllte der General wutentbrannt, als nur noch ein Zipfel ihres Saums kurz aufblitzte. Er stürmte zur Tür und wäre fast mit Rain zusammengeprallt. "Du...!", Jerion blickte den Jüngeren an. Rain sah ihn nur kurz unverwandt an. beinahe wären die beiden Männer auf einander losgegangen, doch sie hatten wesendlich wichtigeres zu tun. Beide rannten los, um Sill noch einzuholen. "Verschwinde von hier", fauchte Jerion Rain an. Der fauchte nur zurück. "Wenn Ihr Sill was angegetan habt...!" Die Männer rannten Schulter an Schulter den Gang entlang. Bei einem Durchgang in einen Vorraum, der zu mehreren Räumen und zwei Treppen führte standen Soldaten. Jerion schrie ihnen sofort zu sie sollten den Eindringling festhalten. Die Soldaten stellten sich Rain in den Weg. Der jedoch zog sein Schwert und hielt es waagrecht mit angezogenem Arm vor sich. Er brach mit der Klinge durch die Barriere, doch die Gegner hielten ihn fest. *Verdammt!* Jerion lief an ihm vorbei, den Gang durch, schlug die Türen der Räume auf und wieder zu. "Hier kommst du nicht durch!", warnte ihn einer der Soldaten. Rain drückte sich vor. "Ich muss Sill finden! Auf jeden Fall!!!", brüllte Rain los, stieß sich vom Boden ab, schwang sein Schwert und erwischte die Widersacher im Rücken. Sie brachen keuchend zu Boden. Sill war vom Vorraum eine Treppe zur tieferen Etage gelaufen und in den nächstbesten Raum rechts geschlüpft- ein Spielesalon für die abendliche Unterhaltung. An den Wänden links standen lange Tische für verschiedene Buffets. Rechts glitzerten durch große hohe Fenster die Sterne hinein. In der Mitte des Saals standen weitere, für verschiedene Spiele wie Karten oder Schach, bereitgestellten Tische. Sill orientierte sich kurz, schlüpfte dann hinter eine riesige uralte Standuhr an der linken Wand. Alles war still. Sill horchte angestrengt. Von Weitem hörte sie verschiedene Rufe, Poltern. Jemand lief den Flur entlang. Die Tür zum Salon wurde aufgeschlagen. Sill hielt sich die Hand vor den Mund. Einige Sekunden hallte schweres Atmen durch den Raum. Jerion blickte sich im Salon um. Als er nichts entdeckte, fluchte er kurz und schlug wieder die Tür zu. Sill atmete aus. Gerade wollte sie sich aus ihrem Versteck hervorwagen, als erneut jemand das Schloss aufschnappen ließ. Sill warf sich zurück an die Wand, sodass ihr Kopf ans Holz krachte. Sie hielt sich die schmerzende Stelle mit einer Hand, während sie wartete, was geschah. "Hier ist sie auch nicht!", war Svetlanas helle Stimme zu vernehmen. Sill sperrte die Ohren auf. *Svetlana!?* Die Tür knallte wieder zu. "Svetlana!", rief Sill, doch ihre Freundin war schon weg. Das Mädchen sprang hinter ihrem Versteck hervor und rannte zum Eingang, Svetlana nach. Rain nahm die Treppe eine Etage höher. Doch wie er bald feststellte, war hier keine Spur von der Prinzessin. Alle Flure waren wie ausgestorben. Nicht einmal Soldaten waren postiert. Rain schlug sich mit einer Hand an die Stirn. "Na klar doch! Sill wird wohl versuchen aus dem Palast rauszukommen, also ist sie auf dem Weg nach unten!", knurrte er, kehrte um und rannte den ganzen Weg zurück zum Vorraum. Dann weiter die Treppe runter, die direkt in einen Flur mündete. An beiden Seiten der Wände gab es eine Tür. Rain öffnete zuerst die Linke. Als sich dort nichts regte, hechtete er zur rechten, die in den Spielesalon führte. Doch Sill war zu diesem Zeitpunkt schon längst weg. Eilif rannte durch den Garten des Palastes, mit drei Verfolgern auf den Fersen. Rechts von ihm führte eine Zwerggalerie auf hölzernem Boden entlang des Westflügels des Palastes. Dort entdeckte er eine Tür ins innere des Flügels. Eilif sprintete zum Eingang, trat paarmal auf das Holz, bis es nachgab und schob sich durch die Öffnung. Die Soldaten folgtem ihm, doch Eilif versperrte ihnen den Durchgang, indem er einen Schrank hinter der Tür umstieß. Die Männer brauchten einige Minuten, bis das Holz der Tür zerbarst und ihnen den Weg frei machte. Währendessen hechtete Eilif durch die inneren Flure ebenfalls auf der Suche nach Sill. Vor und hinter ihm begegneten ihm Soldaten, die ihn sodann angriffen. Eilif blickte sich nach beiden Seiten um, dann kurz nach oben, wo reihenweise dicke Holzbalken die Decke hielten. Die Männer rannten von vorne und hinten auf ihn zu. Er sprang hoch und hielt sich mit beiden Händen an einem Balken fest, sodass die Soldaten aufeinander krachten. Eilif ließ sich fallen, landete auf den Körpern der Soldaten. Die keuchten auf. Mit keines Blickes noch würdigend, machte sich Eilif weiter auf die Suche nach seinen Freunden. Sill hatte die Spur von Svetlana inzwischen verloren, stattdessen wäre sie fast Rain in die Hände gefallen. Er hatte sich gerade nach einigen vorbeieilenden Soldaten umgesehen, da entdeckte Sill ihn und sprang erschrocken in eine kleine Wäschekammer. Die Tür klappte zu, Sill stieß gegen ein Regal und ein Haufen Wäsche bedeckte sie bis zum Kopf. Rain vernahm nur ein gedämpftes Jicksen. Er drehte sich in die Richtung um, sah jedoch niemanden und setzte seinen Weg fort. Sill wartete noch einige Sekunden in ihrem Wäschehaufen, bevor sie sich hinauswagte. *Rain ist bestimmt noch auf Seiten Safrias! Dem werde ich mehr zu nahe kommen!*, dachte sie sauer. Rain kam zu einer Kreuzung, wo er auf Svetlana stieß, die gerade vor ein paar Soldaten flüchtete. Sie rannte an ihm vorbei, Rain fragte sie gerade noch so, wo sie hin wolle, doch die Nonne kreischte nur was von, "hinter mir!" Rain sah die herannahende Gruppe und folgte Svetlanas Beispiel. "Schon Sill gefunden?", keuchte Svetlana, als sie Rain neben sich erblickte. "Sehe ich so aus?", gab er argwöhnisch zurück. "Ich auch nicht!", tauchte auf einmal Eilif auf Svetlanas anderer Seite auf. "Eilif!", brach es überrascht aus Svetlanas und Rains Mund gleichzeitig aus. Die Drei rannten einen Flur entlang, dann noch einen und eine Treppe in den Erdgeschoss, hinter ihnen eine gröllende Herde von ein Dutzend gepanzerter Soldaten. So betrachtet eine sehr abenteuerliche Scene. Eine Etage weiter oben schaufelte sich gerade Sill aus ihrem Wäschehaufen heraus. Sie richtete sich auf, atmete einmal tief ein und aus und wollte gerade wieder Svetlana suchen, als eine Hand sie grob an der Schulter packte. "Hab ich Euch endlich! Prinzessin", verkündete General Jerion mit triumphirendem Lächeln. Sill sog erschrocken Luft ein und nutzte die sogleich in einem lauten gellenden Schrei. Jerion hätte das Mädchen fast losgelassen, um sich mit beiden Händen die Ohren zuzuhalten, doch konnte sich gerade noch daran hindern. Rain, Svetlana und Eilif hörten Sill sofort. Sie verdeckten sich hinter der nächsten Ecke, sodass ihre Verfolger an ihnen vorbeiliefen. "Das war Sill", flüsterte Svetlana aufgebracht. Ihre Gefährten nickten bestätigend. "Also ist sie noch immer im Palast", überlegte Rain. "Wir müssen sie schnell finden, bevor es jemand anderes tut", drängte Eilif. Sie machten sich auf den Weg zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ juhu, endlich ein weiterer vollendeter kapitel ^^ ab dem nächsten wird das ende dieses handlungsbogens eingeführt. hossa! da können sich die einen oder anderen auf was freuen ^^ hoffe, wir lesen uns dann wieder! *schokoeier versträu*_________________________* Kapitel 29: Sills Lächeln ------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hallöchen ^^ und schon kommt das nächste kap! hoffe, dass ich noch die kurve krieg und diesen handlungsbogen zuende schreibe, bevor der 31. kap anfängt. also dann wünsche ich einfach mal viel spaß beim lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 29~ Sills Lächeln Jerion hielt das zappelnde Mädchen fest am Arm, während Sill scheinbar in einen Kreischanfall verfallen war. "Haltet endlich Euren Mund!", befahl der General erbost, doch sie ließ nicht locker. Rain, Svetlana und Eilif folgten dem Geschrei, bis sie zurück zum Korridor kamen, wo Rain zuletzt gewesen war. *Aber das ist ja der Flur, wo ich vorher...! Ist Sill etwa auch hier gewesen?*, erinnerte sich Rain. Dann fiel ihm auf, dass er zu dem Zeitpunkt ein seltsames Geräusch gehört hatte. *War das etwa Sill?* "Sill!", rief Svetlana. Das Mädchen verstummte schluchzend und schaute auf ihre Freunde. Svetlana trug keine Kutte, sodass ihr blondes Haar hervorschaute. So sah Sill ihre Freundin zum ersten Mal. Ihr Blick blieb jedoch bei Rain hängen. Der junge Mann stand neben Svetlana und erwiderte ihren Blick. "Du...", wisperte sie beunruhigt, doch auf einmal zerrte sie Jerion am Arm weg. "Nein!", wehrte sich Sill dagegen. Sogleich zog Rain sein Schwert hervor und hielt es Jerion entgegen. "Wenn Ihr sie auch nur einmal verletzt...!", drohte er. In Sill verkrampfte sich alles. Er beschützte sie noch immer? Warum? Auf ihrer Reise hatte er immer alles getan, damit ihr nichts passierte. Doch das war nur, um sie sicher nach Kathrona zu bringen- zu General Jerion! Was er jetzt tat, war unmöglich dasselbe. Rain hatte seinen Lohn erhalten und brauchte sie nicht mehr. Und Sill brauchte auch nicht mehr Rain. "Lasst sie los!", forderte Rain. Da berührte Sill die Spitze des Schwertes. Rain und Jerion blickten auf das Mädchen. Sie nahm die Klinge zwischen die Finger und drückte es von Jerion weg. "Was tust du da?", fragte Rain entgeistert. Auch Jerion sah etwas verwirrt aus. "Du bist der Letzte, der mich retten darf!", sagte Sill mit fester Stimme. Dann wandte sie sich zu Jerion um. "Nehmt mich mit." Der General führte die Prinzessin ab. Rain, Svetlana und Eilif standen reglos da und starrten ihnen hinterher. "Das kann doch nicht wahr sein", kam es Svetlana über die Lippen. Rain bewegte sich nicht. Er hatte es nicht geschafft Sill zu befreien. Schlimmer noch! Sie war freiwillig wieder in Gefangenschaft gegangen, nur weil sie ihn nicht mehr sehen wollte. "Habt Ihr Euch nun dennoch für mich entschieden?", fragte Jerion Sill erfreut, als er sie zurück in ihr altes Kinderzimmer geleitete. "Nein. Ich werde Euch niemals heiraten", antwortete das Mädchen, ohne ihn anzusehen. Jerion runzelte die Stirn. "Und weswegen seid Ihr dann nicht mit Rain gegangen?" Sill schwieg. "Und was habt Ihr nun vor?", fragte der General weiter. "Ich weiß es nicht", gab das Mädchen zurück. "Heiratet mich! Das ist das Einzige, was Ihr noch tun könnt", forderte er. "Nein", hielt Sill ruhig dagegen. Ihre Gedanken waren weit weg bei Rain. Warum war er noch immer da? Warum war er mit Svetlana und Eilif zusammen gekommen? Es war ein Bild gewesen wie zu alten Zeiten, als sie alle vier noch für eine Sache gekämpft hatten. Als ob sich seit seinem Verrat nichts geändert hätte. Wie gerne würde Sill dieser Illusion trauen und wie früher voller Freude und Erleichterung 'Rain!' rufen! "Prinzessin!", unterbrach Jerion ihre Gedanken. Er und Sill waren in Sills Zimmer angekommen. Jerion ließ Sill sich auf das Bett setzen. Sie hatte ihren Kopf zur Brust geneigt und von ihm abgewandt. "So geht das nicht weiter! Ihr müsst endlich eine Entscheidung treffen!", forderte er sie auf, wobei seine Geduld sich gänzlich dem Ende neigte. "I-ich weiß es einfach nicht", gab das Mädchen mit dünner Stimme zurück. Jerion erzürnte. Er hob seine Hand gegen sie an. "Ich lasse nicht zu, dass eine Göre wie Ihr meine Pläne vereitelt!!", schrie er sie an und schwang seine Hand gegen ihr Gesicht. Doch im letzten Moment verlangsamte er seine Bewegung. Sill blickte ihn mit Augen voller Tränen an. Seine Hand berührte sanft ihre Wange. Er kniete vor der Prinzessin, die auf dem Ende ihres Bettes saß. Ihre Haare fielen zu beiden Seiten glänzend herab und bildeten einen Kontrast zum tiefrosaroten Hintergrund des Bettes mit seinem Balldachin. Ihr Gesicht regte sich nicht und sie blickte mit großen ernsten Augen auf den General. Seine Hand ruhte an ihrem Gesicht. Aus ihren traurigen Augen flossen Tränen, die auf seine Finger trafen. "Zwingt mich nicht dazu meine Ziele durch Gewalt zu erreichen", flüsterte er ihr zu. Sill nickte langsam. "Schon bald ist die erste Hälfte des Winters vorbei. Ich werde nicht die ganze Saison auf Eure Antwort warten. Also entscheidet Euch, was Ihr tun wollt. Heiratet mich oder verratet mir wenigstens das Geheimnis von Esmara. Ansonsten werde ich das Land im Sturm erobern. Wobei dann aber viel mehr Blut fließen wird", erklärte Jerion. Dann stand er auf, um den Raum zu verlassen. An der Tür hielt er noch kurz an. "Vergesst diesen Rain. Er ist nichts weiter als ein dreckiger armer Bauerssohn. Er ist es nicht wert, dass Ihr auch nur einen Gedanken an ihn verschwendet", sagte er und schob sich durch den Eingang. Sill hörte einen dumpfen Schlag. Sie drehte sich um und ließ sich aufs Bett fallen. Ihre Tränen kullerten quer übers Gesicht. Entscheiden! Aber wofür? Heiraten kam für sie nicht infrage. Denn das würde Jerion direkt auf den Thron von Esmara katapultieren. Das Geheimis kannte sie nicht, wie sehr sie sich auch anstrengte. Es kam ihr nichts in den Sinn. Alles was ihr blieb, war einen offenen Krieg zu riskieren und auf einen Sieg für ihr Land zu hoffen. Doch Safria war von allen vier Königreichen am stärksten militärisiert. Das friedliche Esmara kam dagegen nicht an. Auf dem Flur wies der General einem seiner Hauptmänner an die Verfolgung der Eindringlinge fortzuführen. Er selbst machte sich auf den Weg zu seinem Gemach. Eine Uhr zeigte kurz vor vier Uhr morgens. Rain, Svetlana und Eilif hatten das Anwesen um den Palast nicht verlassen, denn sonst hätten sie wieder das Problem den hohen Zaun überqueren zu müssen. So hatten sie sich in einem kleinen Schuppen im Blumengarten versteckt. Eilif schaute aus einem Fensterchen hinaus, ob nicht Wache auf der Suche nach ihnen vorbeikäme. Rain saß auf einem umgedrehten Schubkarren mittig des Raumes, das Gesicht in den Händen vergraben. Svetlana kauerte auf einem alten Sack mit Erde, das rechts davon an der Wand lag. Neben ihr stand Eilif. "Wir werden wohl die Nacht hier verbringen. Und so viel Zeit, bis wir Prinzessin Sill gerettet haben", sagte er mit dem Blick in die Nacht. Rain reagierte nicht. "Ich habe es gewusst. Es wäre besser gewesen, wenn ihr ohne mich losgegangen wärd", murmelte er in seine Fäuste hinein. Svetlana schaute ihn mitleidend an. Auch Eilif sah zu ihm. "Es wäre so viel leichter geworden, wenn ich mich aus allem rausgehalten hätte", sagte Rain weiter. "Aber das hätte doch keiner erwartet", entgegnete die Nonne. Rain schüttelte den Kopf. "Ich habe Sill verraten und sie zutiefst verletzt. Sie will nichts mehr von mir wissen", entgegnete er. Svetlana schwieg. Was auch immer sie gesagt hätte, was Rain sagte, stimmte einfach. So war es und nicht anders. "Und was machen wir jetzt?", fragte Svetlana unsicher. "Auf die nächste Gelegenheit warten", antwortete Eilif. "Ohne mich!", fügte sich Rain ein, "das nächste mal geht nur ihr beide." "Rain! Wie oft soll ich dir das noch sagen! Weil du Sill in diese Lage gebracht hast, musst Du sie auch wieder da raus holen." Svetlana war von ihrem Platz aufgestanden und tippte aufdringlich mit dem Zeigefinger auf Rains Brust. "Ich denke auch so wie sie", mischte sich Eilif ein. "Aber tu was du für richtig hälst, Rain." Er sah seinem Gefährten in die Augen. Rain nickte. Svetlanas Miene hellte sich auf. "Trotzdem werde ich nicht mitkommen", sagte Rain. Svetlana und Eilif verließen die Hütte, um sich erneut in den Palast zu schmuggeln. Rain war drinnen geblieben und dachte nach. Wieso wollte er Sill retten? Allein deshalb, um seine Schuld zu tilgen? Aber würde eine erfolgreiche Rettung tatsächlich sein Gewissen beruhigen? *Wohl kaum!*, dachte Rain verächtlich. Was er wirklich wollte, war, sich wieder mit Sill zu versöhnen. Der Blick mit dem sie ihn angesehen hatte. Es war nicht nur unterdrückte Wut. Da war auch ein Funke Schmerz dabei. Rain sah es direkt vor sich. Die Finger, mit dem sie die Schwertspitze hielt, Sills Gesicht, ihre Augen. Augen, die er schon so oft mit so vielen verschiedenen Gefühlsregungen gesehen hatte. Freude, Entspannung, Liebe, Wohlsein. Aber auch Trauer, Angst, körperlicher und nun auch seelischer Schmerz. "Sill, es tut mir so Leid", flüsterte Rain in der Dunkelheit. Wie gerne würde er ihr wieder ihr Lachen zurückgeben, das er ihr geraubt hatte. Aber solange sie in Gefangenschaft des Generals war, konnte sie nicht glücklich sein. In Rain entfachte eine Flamme. Er musste Sill befreien! Koste es, was es wolle! Damit sie wieder ihr Lächeln zurückgewann. Ein sorgloses, heiteres, süßes Lächeln. Rain stand auf. Aus eigenem Willen würde er Sill aus dem Palast holen, das ihr zum Verließ wurde. Er überquerte den engen Raum, öffnete die Tür und trat in die eisige Nacht hinaus. Der Palast war immernoch hell erleuchtet, eine Unruhe lag in der Luft. Diese Nacht würde noch sehr lange dauern. Svetlana und Eilif brauchten lange, um in das riesige Bauwerk einzudringen. Stets mussten sie sich vor vorbeilaufenden Soldaten verstecken oder Umwege in Kauf nehmen. Doch endlich waren sie in die Etage vorgekommen, auf der Sills Zimmer lag. Der Flur war wie ausgestorben, da alle Wachen auf Patrouille durch den Palast waren. "Ich halte solange Wache und du gehst zu Sill", wies Eilif Svetlana flüsternd zu. Sie nickte und huschte zur Tür. Sie war geschlossen. Svetlana ruckelte dran, nichts tat sich. "Die geht nicht auf!", flüsterte sie halblaut. Eilif kam herbei, ruckelte selbst an der Klinke und trat dann einen Schritt zurück. Er zückte seinen Dolch und ruckelte mit der Spitze im Türspalt. Doch auch das half nichts. "Verdammt", kam es unweigerlich aus ihm raus. Svetlana hüstelte demonstrativ. "Wir brauchen den Schlüssel, sonst kommen wir nicht zu ihr rein", sagte sie dann. Eilif nickte. "Aber wo ist er?", überlegte die Nonne. "Bestimmt bei diesem General", sagte Eilif. "Dann müssen wir ihn suchen und ihm den Schlüssel abnehmen", gab Svetlana zurück. Beide nickten und stürmten los. *Wenn wir bloss wüssten, wo der sich aufhält...*, dachte das Mädchen nach. Rain war weniger elegant in den Palast gekommen als seine Freunde. So jeglicher Soldat, der postiert war, rannte in seiner schweren blitzenden Rüstung hinter ihm her. Rain hatte zwar einen sicheren Vorsprung, dennoch schaffte er nicht, seine Verfolger abzuhängen. *Ich muss rausfinden, wo sich Sills Zimmer befindet!* Er lief gerade durch ein Korridor, an dessen einer Seite hohe Fenster mit schweren dunkelgrünen Gardinen entlang führten. Plötzlich tauchten vor ihm noch mehr Soldaten auf, sodass Rain keine Flucht mehr blieb. Er war eingekesselt. "So, Bursche! Haben wir dich endlich. Du kommst jetzt mit ins Verließ", sagte einer der Gepanzerten. "Wollt ihr mich nicht erst zum General bringen, um sein Urteil zu hören?", schlug Rain vor. Wo auch immer der General jetzt war, konnte es nur innerhalb des Palastes sein. So hatte Rain trotzdem noch die Möglichkeit, Sill näher zu kommen, anstatt ins Verließ gebracht zu werden. Die Soldaten flüsterten sich gegenseitig kurz zu und wandten sich dann wieder dem jungen Mann zu. "Der General empfängt niemanden. Wenn du so gerne mit ihm reden willst, dann morgen! Aber so lange kommst du ins Verließ", sagte einer der Soldaten. *Das passt mir aber gar nicht!*, dachte Rain. Doch noch hatte er nicht aufgegeben. Er wollte zu Sill und auch eine Gruppe Soldaten konnte ihn nicht aufhalten. "Wisst ihr", Rain tat geheimnissvoll lächelnd einen Schritt nach hinten. Die Soldaten beobachteten ihn. "Es ist überhaupt nicht meine Absicht, irgendwohin ungeplant einen Abstecher zu machen". Mit diesen Worten riss er einen der langen Vorhänge ab, sodass der Stoff wallend über die Menschen fiel. Nur die Soldaten, die ganz vorne standen, wurden begraben. Doch bis sich das Chaos legte und die ersten unter dem Vorhang hervorkamen, stand Rain schon auf der Fensterbank. "Ergreift ihn!", schrie der Soldaten, der vorher gesprochen hatte. Er war offensichtlich der Hauptmann. Rain schwang sein Schwert nach hinten, sodass die Spitze das Glas durchbrach. Klirrend flogen die Scherben in die dunkle Nacht hinaus. Sofort blies ein kalter Wind hinter Rain herein, ließ seinen Umhang aufblähen. "Also dann! Zieht euch warm an! Denn das war erst der Anfang!", rief Rain aus, machte einen Satz nach hinten und verschwand in der Dunkelheit. Svetlana und Eilif hatten das Gemach des Generals nicht gefunden. Stattdessen aber den großen Saal, wo er sein Tisch eingerichtet hatte. Eilif griff an die Klinke und sie gab nach. Ein Spalt zwischen den Flügeltüren tat sich auf. "Da ist was faul", murmelte Eilif. Svetlana blickte ihn beunruhigt an. "Wir müssen es riskieren", flüsterte sie ihm zu. Er nickte. Die Flügel weiteten sich auf. Eilif und Svetlana standen verdeckt in der Dunkelheit. Der Saal schien verlassen. Der Mond war durch das große Fenster in der Ecke zu sehen und malte helle Rechtecke in den sonst finsteren Raum. Doch da stand jemand! In der Mitte, an den Tisch gelehnt, stand ein Mann. Seine Sillhouette war in Schatten gehüllt. "Willkommen", hallte es durch den Saal. Eilif und Svetlana versuchten von ihrer Stelle aus die unbekannte Person zu erkennen. "Wer seid Ihr!", rief Eilif ihm zu. "Mein voller Name ist Jerion Tarem aus Safria", stellte er sich vor. *Der General!*, erkannte Svetlana ihn, *das muss General Jerion sein!* "Eilif!", wandte sie sich an ihn. Er nickte, als habe auch er Jerion erkannt. "Tretet doch ein", schlug Jerion ihnen vor. Svetlana und Eilif zögerten zuerst, doch dann kamen sie in den Saal hinein. "Ihr seid die Freunde der Prinzessin, nicht?", redete Jerion. "Was habt Ihr mit Sill gemacht!?", platzte es aus dem Mädchen heraus. "Sill? So nennt ihr die Prinzessin? Es geht ihr gut. Sie ist unverletzt", gab der General zurück. "Ich nehme mal an, ihr wollt sie befreien und sucht dafür den Schlüssel?" Er zog etwas aus seiner Brusttasche und ein goldener Schimmer blitzte auf. "Bitte, hier ist der Schlüssel", sagte Jerion locker. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ende ^^ hab dieses gesamte kap während einem besuch bei freunden geschrieben ich denke, das nächste kap wird auch nicht lange auf sich warten lassen. also bis zum nächsten mal! *knuff*____________________* Kapitel 30: Der Palast brennt ----------------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi hi XDD tadam! das 30. kap! zum kleinen jubiläum *törtchen verteil* bald gehts in die zweite runde! hach, endlich ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 30~ Der Palast brennt Jerion lächelte. Es war die richtige Entscheidung gewesen nicht in sein Gemach zu gehen, sondern hier im Saal auf den Jäger und die Nonne zu warten. Der kleine Schlüssel, der an einer feingliedrigen Kette hing, glänzte. Ihm war klar, dass irgendwann jemand kommen würde, um dieses Kleinod für sich zu beanspruchen. Deswegen trug Jerion es immer mit sich. Wenn alles klappen sollte, hätte er auch bald die Eindringlinge geschnappt! Wenn die Falle zuschlug! Eilifs und Svetlanas Blicke waren auf den Schlüssel fixiert. *Da ist es! Damit können wir Sill befreien!*, dachte Svetlana. "Nur zu! Das ist doch, was ihr sucht", sagte der General laut zu seinen Gegenüber. Eilif zuckte. *Irgendwas ist hier doch faul! Er würde uns niemals einfach den Schlüssel übergeben! Das muss eine Falle sein!* "Svetlana! Fall nicht drauf rein", flüsterte er seiner Gefährtin zu. Sie nickte. "Aber wie bekommen wir nun den Schlüssel?", erwiderte sie atemlos. Eilif sagte nichts. "Was ist nun? Ich dachte, ihr wollt die Prinzessin unbedingt aus dem Palast holen?", hallte es durch den riesigen Raum. "Für wie dumm haltet Ihr uns, General? Denkt Ihr, wir wüssten nicht, dass Ihr uns damit in eine Falle locken wollt?", gab Eilif ebenso laut zurück. Svetlana währendessen ließ ihre Augen im Saal umherwandern. Nirgendwo ein Soldat versteckt. Kein Käfig, der an der Decke hing, um dann im richtigen Moment herabzustürzen und sie und Eilif einzusperren. *Aber was hat der General bloss vor?* "Eine Frage brennt mir schon die ganze Zeit auf dem Herzen", fing Jerion an, "warum nennt ihr die Prinzessin Sill? Das ist nicht ihr richtiger Name." "So haben wir sie kennengelernt. Sie nannte sich Sill", antwortete Eilif. "So? Dann hat sie euch einen falschen Namen genannt? Dann hat sie euch ja eine Lüge aufgetischt", redete der General höhnisch. Eilif biss die Zähne zusammen. Auch Svetlana schien dieser Tatsache bewusst zu werden. "Sie muss einen guten Grund gehabt haben!", sagte die Nonne schließlich. "Du steckst das einfach so weg? Ist die Prinzessin deine Freundin?", kam Jerions Frage. "Ja! Ich habe den Auftrag von meinem Orden bekommen auf sie aufzupassen!", antwortete Svetlana mit festem Blick. Jerion wollte wieder eine Bemerkung fallen lassen, doch Svetlana sprach weiter: "Anfangs wollte ich Sill nur aus diesem einen Grund beschützen. Doch nun ist sie mir eine teure Freundin, die ich nicht im Stich lassen will!" "Genauso wie ich! Je mehr ich Sill kennen lernte, desto mehr will ich sie mit allen Mitteln unterstützen. Denn ihr Schicksal geht uns alle etwas an!", kam auch Eilif zu Wort. Jerion sagte nichts. "Nun denn! Dann holt euch den Schlüssel, um die Prinzessin zu befreien", sagte er schließlich. *Aber das ist eine Falle!* Weder Eilif noch Svetlana wagten einen Schritt vor. Sollten sie tatsächlich gefangen genommen werden, könnte niemand mehr Sill befreien! Sie zögerten. Jerion verlor allmählich seine Geduld. Er nahm den Schlüssel mitsamt der Kette in die Hand und warf es seinen Gegenüber zu. Das Metallstück schlitterte wenige Meter vor Eilfs und Svetlanas Füße auf den Boden im Saal. Die beiden blickten perplex darauf. "Na los! Holt es euch endlich!", rief ihnen Jerion zu. Eilif verstand gar nichts mehr, doch die Chance war einfach günstig. Er und das Mädchen an seiner Seite gingen vor zum Schlüssel. Eilif hob es gerade auf, als Svetlana etwas auffiel. *Gerade eben hat es so komisch gerochen! Was war es nur? Ich kenne es doch irgendwoher...* Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen! "Eilif! Weg hier!" Doch da fielen hinter ihnen plötzlich riesige schwere Gardinen vor den Ausgang, die vorher zu den Seiten festgebunden waren. Bevor Eilif und Svetlana verstanden, was passierte, fing der schwere Stoff vom Saum an zu brennen. "Was!?", brachte der Jäger nur heraus. "Die Vorhänge sind mit Öl benetzt! Und schau!", Svetlana zeigte auf den Boden, wo eine dünne Linie die Flammen zu den Gardinen führte. "Schwarzpulver! Sie haben uns in den Saal gelockt, um den Ausgang in Brand zu stecken!", schlussfolgerte Eilif. "Gut erkannt!", kam es von Jerion. Die beiden wirbelten zu ihm herum. Er lachte laut. "Hier kommt ihr nicht mehr lebend heraus!" "Und Ihr? Ihr sitzt genauso fest wie wir!", erwiderte Eilif. "Mich betrifft das nicht! Ich habe vorgesorgt", antwortete der General. "Aber ihr werdet hier verbrennen und keiner wird mir die Prinzessin wegnehmen! Ich werde sie heiraten!" "Was hat er da...?", keuchte Svetlana. Der Rauch ließ sie husten und in ihren Augen brannte es. Als sie das nächste Mal zum General schaute, war er auf einmal weg. "Eilif! Der General...!!" Doch der Jäger hörte nicht zu. Auch er musste keuchen und hielt sich von den Flammen geschützt, die inzwischen auch die benachbarten Vorhänge ansengten. Das Feuer breitete sich langsam aber sengend heiß im ganzen Saal aus. Da es keine offenen Fenster gab, die die Flammen mit Luft versorgen konnten, würde der Brand auf Kurz oder Lang ersticken. Doch für Eilif und Svetlana würde es bis zu diesem Zeitpunkt schon längst zu spät sein. Sie standen in der Mitte des Raumes, um von den züngelnden Flammen nicht erwischt zu werden. Stattdessen aber machte ihnen der Rauch in den Lungen zu schaffen. Die einzige Stelle, die noch unbeschadet war, war die große Fensterfront hinter dem Schreibtisch. *Wenn wir hier noch lebendig rauskommen wollen, müssen wir durchs Fenster!*, kam es Eilif in den Sinn. "Svetlana! Halte dich an mir fest! Wir springen durch das Glas!", rief er seiner Begleiterin zu, die aber nur halb zuhörte. Sie nickte. Svetlana wollte gerade zu Eilif laufen, als gerade in dem Moment ein schwerer brennender Balken vor sie krachte und die beiden trennte. "Svetlana!!!", rief Eilif ihr zu. "Eilif, ich komme hier nicht durch!", rief sie durch das laute Knistern des Holzes zurück. "Und was jetzt!?", kam es vom jungen Mann zurück. Als Svetlana nicht antwortete, schrie er erschrocken: "Svetlana!!! Antworte! Was ist mit dir!?" "Alles okay! Eilif! Du musst ohne mich hier raus! Spring durch das Fenster!", kam es schließlich von der Nonne. Eilif hatte das Gefühl sein Magen drehte sich um. Der Rauch brannte in seinen Augen. Er kniff sie zu. "Nein! Nein!! Ich gehe nicht ohne dich! Halte durch, ich hole dich da raus!", rief er ihr dann zu. "Sei nicht dumm", Svetlana hustete, "bringe dein Leben nicht unnötig in Gefahr! Vergiss nicht, du hast den Schlüssel zu Sills Zimmer! Du bist der Einzige, der sie noch retten kann! Nun geh schon! Ich schaffe es schon ohne dich!", rief Svetlana, wobei ihre Stimme schwächer wurde. Eilif zögerte. "Svetlana!?" "Geh! Du musst gehen!!!", bekam er als Antwort. Eilif ballte seine Faust fester um den kleinen Schlüssel. Dann drehte er sich um und rannte zum Fenster. Das Glas barst laut klirrend, als Eilif durchbrach. Die brennenden Vorhänge neben dem Fenster flatterten ins Freie, Eilif krallte sich an einem Stück Stoff fest, sodass er nicht zu Boden stürzte. Er hing im ersten Stockwerk fest. Der Stoff, an welchem er sich festhielt, brannte an der oberen Seite und drohte bereits zu reißen. Eilif biss fest in den Stoff, um sich so fetzuhalten, während er seine Hände losließ. Er nahm seinen Bogen und spannte einen Pfeil ein. Diesen schoss er knapp neben sich. Die eiserne Spitze blieb tief im Holz der Fassade stecken. Gerade packte er mit einer Hand diesen Pfeil, da riss der Vorhang und Eilif drohte abzustürzen. Der Pfeil blieb noch einen Moment stecken, dann brach er ab. Eilif stürzte zu Boden. Svetlana kauerte am Boden, bemüht Nase und Mund vor dem giftigen Rauch zu schützen. Um sie herum brüllten die Flammen. *Irgendwo muss es hier doch einen Ausgang geben, den auch der General genommen hat!*, sie blinzelte um sich herum. Keine versteckte Tür war zu sehen. *Der General war von einem Moment zum nächsten einfach verschwunden! Das heißt, er kann nicht so weit gelaufen sein, um von hier weg zu kommen!* Svetlana kroch am Balken entlang in Richtung Schreibtisch. *Vielleicht gibt es ja sowas wie eine Falltür unter dem Tisch!* Plötzlich brach die Decke über ihr ein. Brennende schwarze Holzbrocken stürzten auf das Mädchen herab. Instinktiv krümmte sie sich, doch die heiße Last bergrub ihren Körper. "Hrrrgh! Aaaah...!", kam nur noch aus ihrem Mund, als sie das heiße Holz auf ihrem Körper spürte. Gleißender Schmerz an Rücken, Armen und Beinen. Doch bevor sie versuchen konnte, sich zu befreien, gab der Boden unter ihr nach. Das Holz knirrschte und brach durch. "KYAAAAAAAA!!!!" Svetlana fiel mit glühenden Brocken um sich herum in die Etage unter sich. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, wie der Boden auf sie zuflog und sie erneut schmerzhaft unter heißer Last begraben wurde. Rain lief auf den Dächern der Zwerggalerien und Anbauten entlang auf dem Weg zu Sills Zimmer. Ein paar Soldaten waren ihm gefolgt, doch waren mit ihren metallenen, ungelenkigen Rüstungen nicht weit gekommen. Manche rutschten gefährlich ab und hielten sich an den Ziegeln oder Ziergiebeln fest. Die anderen hatten aus Furcht die Verfolgung aufgegeben. Rain blickte sich gerade nach hinten um, als vom Inneren des Palastes ein lautes Krachen zu hören war. "Was war das!? Los, wir müssen nachsehen, was es war!", riefen ein paar Soldaten und kehrten um zum Fenster, wo Rain rausgesprungen war. *Sehr gut! Jetzt kann ich ungestört Sills Zimmer suchen! So viel ich weiß, war das im Stock über dem Saal, wo der General sein Büro hatte. Also dort oben!*, Rain sah zum zweiten Stockwerk hoch. Dann lief er vorsichtig zum Ansatz des Daches, auf dem er sich befand. Von dort kletterte er auf die Reling eines kleinen Balkons, um sich dann aufs Dach darüber zu hieven. Fast wäre er dabei abgerutscht, doch schließlich schaffte er es auf die leicht abfallende Ebene. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Gemach der Prinzessin. Die kalte Nachluft, die Sterne über ihm, der Atem, der in weißen Wolken aus Rains Mund drang- das alles wurde Rain bewusst in diesem Moment. Aus irgendeinem Grund erlebte er diese Zeit bewusster und lebendiger als sonst. Die Essenz dieses Hier und Jetzt war spürbarer denn je. Es würde ihm ein Leben lang im Gedächnis bleiben. Die Nacht, in der sich vielleicht alles ändern würde. General Jerion war, wie Svetlana richtig vermutet hatte, durch eine Falltür entkommen. Kurz nach dem Jerion den Palast eingenommen hatte und den Saal sein eigen genannt hatte, entdeckte er die benannte Falltür unter dem Stuhl hinter dem Schreibtisch. Sie führte in einen geheimen Gang, der einen Raum weiter endete. Dort war Jerion hinter einem riesigen Gemälde wieder hervorgekommen. Er machte sich sofort auf den Weg zur Prinzessin. Denn jetzt, wo er den Palast in Brand setzen ließ, konnte er und das Mädchen nicht länger bleiben. *Egal! Diesen Palast brauche ich eh nicht mehr! Ich werde nach Lohtendie reisen, um sie zu heiraten und mich zum neuen König von Esmara krönen zu lassen!* Er rannte die Treppe hoch, die zur zweiten Etage führte. Während er durch die Gänge rannte, rief er allen zu, die er traf, sie sollen das Gebäude verlassen. Schon bald verbreitete sich die Nachricht über den Brand und alle Soldaten, Diener und Herolde strömten zu den Ausgängen. Das Feuer hatte inzwischen weitere Räume einvernommen und breitete sich im ganzen ersten Stock aus. Wo es konnte, fraß es sich Wege zu den Etagen darüber und darunter. Menschen wurden eingeschlossen oder von herabstürzenden Balken erschlagen. "General!! Wir müssen hier weg! Beeilt Euch!", rief ihm der Berater entgegen, als er Jerion zufällig auf dem Weg begegnete. "Schon gut! Geht ruhig! Ich muss noch etwas erledigen!", antwortete der Jüngere der beiden. "Aber General!", erwiderte der Berater verständnisslos. "Geht! Los jetzt!!", fauchte Jerion ihn aber nur an, während er keinen Schritt langsamer wurde auf dem Weg zum Gemach der Prinzessin. Der Berater blickte ihn noch einen Moment verwirrt an. Dann sagte er: " Ich warte draußen auf Euch! Möge unser Gott Pontos Euch beschützen, General!" Dann lief er davon. Jerion war nur noch wenige Meter von Sills Zimmer entfernt, als er von innen ein lautes Klirren hörte. Rain war fast an Sills Zimmer angekommen, als plötzlich das Glas des Fensters splitterte. Vor lauter Überraschung blieb Rain kurz stehen. Sill hatte beim Lauschen an der Tür vom Brand erfahren und hatte beschlossen zu fliehen. Da sie nichts anderes Warmes zum Anziehen gefunden hatte, zog sie sich die grüne Tracht an, die Rain ihr einst geschenkt hatte. Mit einem Stuhl warf sie das Fenster ein. Sie kletterte gerade über die Kante des Fensters, als die Tür reinkrachte und Jerion erschien. "Nein! Ihr bleibt hier!!!", schrie er und rannte los. Sill blickte erschrocken zu ihm. Plötzlich rutschte sie mit einem Bein ab. Ihr Körper kippte nach draußen. "Hil...!", war alles was sie herausbekam. Doch aus heiterem Himmel wurde sie plötzlich gepackt und zur Seite geschleudert. Sill traf schmerzhaft auf etwas hartes Geripptes. Vor lauter Angst rührte sie sich nicht. Dann, allmählich, öffntete sie die Augen. Ihr Kopf und Hals lagen auf etwas weichem Warmen. Sie riss ihre Augen auf, als sie Rain vor sich erkannte. Er hatte sie im Fall aufgefangen und war mit ihr auf einem Dach gelandet. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sicher in seinen Armen ruhte. Rain selbst schien erst jetzt wieder zu sich zu kommen. *Rain...*, dachte Sill bewegt. Er öffnete seine Augen und blickte sie an. "Wieso tust du das?", wisperte Sill ihm zu und richtete sich auf. "Das reicht! Ich bringe euch um!", schrie ihnen plötzlich Jerion entgegen, der jetzt ebenfalls auf dem Dach stand. Er hatte sein Schwert gezogen und hielt es den beiden entgegen. Rain und Sill standen auf. "Ich kann auf Euch verzichten, Prinzessin! Macht mir gar nichts aus!", rief Jerion mit wutverzerrtem Gesicht, "dann werde ich Esmara im Krieg bezwingen und mich dann in der Hauptstadt zum König krönen lassen!" Sill erzitterte vor Angst. War die Entscheidung etwa gefallen? Würde es Krieg geben? Rain hob sein Schwert schützend vor Sill. "Solange dieses Mädchen noch lebt, wird sich das Schicksal zu Gunsten Esmaras wenden!", widersprach Rain dem General, "ich werde sie mit meinem Leben beschützen!" Sills Herz donnerte gegen die Brust. Was hatte Rain da gesagt? Meinte er das ernst? Im Palast krachte es. Erneut brach etwas zusammen. Eine Sekunde später explodierte es irgendwo. "Ich lasse euch nicht entkommen! Rain! Wenn du dich mir in den Weg stellst, wirst du ebendfalls sterben!", brüllte Jerion über den Krach hinweg. "Versuch es!", schrie dieser zurück. Jerion ging auf ihn zu. Rain verschwand von Sills Seite und kam seinem Rivalen entgegen. Die Männer standen auf dem Dach. Über dem Palast züngelten gleißend helle Flammen zum pechschwarzen Nachthimmel. Irgendwo sank laut polternd ein Dach in das Innere des weitläufigen Gebäudes. "Verdammter Bengel!", knurrte Jerion. Rain wich keinen Zentimeter zurück. Hinter ihm stand immernoch Sill ganz bange vor Angst. "Stirb!", mit erhobener Klinge stürzte sich der General auf Rain. Der schwang seine Waffe, um sie gegen die seines Feindes zu schmettern. Doch da erzitterte der Anbau unter ihnen. Ein großer Brocken an der Flanke brach zusammen und die Ziegel des Daches fingen an von einer Seite abzublättern. Sill verlor den Halt und rutschte nach hinten. "Aaaaah-aaaaaaa....!!!" Sie fiel auf die Knie und drohte mit den Ziegeln auf den Boden zu fallen. Rain hörte ihr Geschrei und drehte sich zu ihr um. "Sill!!!" Mit einem Hechtsprung erreichte er das Mädchen gerade an der Kante. Er packte sie mit beiden Armen, während er zusammen mit ihr abrutschte und zusammen mit den Ziegeln hinabstürzte. Jerion konnte sich gerade noch an der Wand am Ansatz des Daches festhalten. Die letzten paar Ziegel fielen klappernd, doch Jerion blieb in Sicherheit. Er neigte sich vorsichtig vor, um nachzusehen, wo Rain und Sill waren. Doch er entdeckte sie in der Dunkelheit nicht. Eilif lag eine ganze Weile bewegungslos, bis er langsam zu sich kam. Er befand sich auf einem Busch, der ihn offensichtlich vor dem tödlichen Aufprall auf den Boden bewahrt hatte. Eilif regte sich, ein Ast steckte in seiner Flanke. Er zog es raus. "Hrrg! Aua...!" Er keuchte. Dann fiel ihm plötzlich ein, was zuletzt passiert war. *Svetlana! Ich muss sie suchen!* Er sprang vom Busch, stolperte kurz und rannte sogleich los, um seine Gefährtin zu suchen. In der Dunkelheit sah er nichts, als sein Fuß gegen etwas stieß. Er hob ein langes schmales Stück auf- sein Bogen, er war zerbrochen. Sie Sehne hing locker herunter. *Verdammt!* Doch das war jetzt nur das kleinste Problem. Er musste Svetlana finden! Er erreichte den Haupteingang, aus dem immernoch Menschenscharen strömten. Einer rempelte Eilif an. Doch er wich nicht zurück. Er drängte sich weiter und weiter gegen die Massen an in das Innere des brennenden Palastes. Drinnen nahm er die erste Treppe nach oben. Er lief die Gänge entlang, immer weiter. Um ihn herum brachen die Wände ein, Skulpturen und Gemälde lagen kohleschwarz am Boden. Qualm stob ihm entgegen. "Svetlana! Svetlana!", rief Eilif immer wieder. Er wollte gerade um eine Ecke biegen, als ihm eine kauernde Person neben einem Haufen abgebranntes Holz auffiel. Zuerst wollte Eilif nicht darauf achten, aber dann schaute er doch hin. Die Frau mit dunklem Haar kniete und rüttelte an einer liegenden. "Svetlana!!!", Eilif erkannte sofort das goldblonde Haar des Mädchens und ihr schwarzes Kleid. Er rannte zu ihr. Die knieende Frau erschrak und huschte zur Seite. "Svetlana! Was ist mit dir! Svetlana!", er rüttelte an ihr, doch sie blieb regungslos. "Hast du sie gerettet?", wandte sich der Jäger an die Frau, die ihn scheinbar nicht verstand. Sie war offensichtlich eine Dienerin aus Safria. Weil sie nichts sagte, drehte Eilif sich wieder zu Svetlana. Sie hatte Verbrennungen und Wunden am ganzen Körper, ihre Haare waren angesengt. Eilif überkam ein erschreckender Gedanke. *Sie lebt doch hoffentlich noch!?* Er legte seinen Kopf an ihre Brust, um ihren Herzschlag zu hören. Bubumm... Bubumm... Bubumm... Bumm... "Svetlana! Du darfst nicht sterben! Bitte! Du musst leben! Bitte...", Eilif drückte den regungslosen Körper des Mädchens an sich. *Wie viele Opfer müssen noch gebracht werden, um dieses Land zu retten! Verdammt!!!* Die Safrianerin zupfte an Eilifs Ärmel. Er schaute zu ihr. Gestikulierend zeigte sie, dass sie Svetlana aus dem verbrannten Haufen Holz geholt hatte und dass alles wahrscheinlich aus der oberen Etage gefallen war. Eilif nickte. *Svetlana! Bist du da etwa runtergefallen? Wenn ich nur da geblieben wäre! Dann wäre dir nichts zugestoßen. Dann wäre alles gut!* Er hob die Nonne hoch, bedeutete der Frau mitzukommen und machte sich auf den Weg raus aus dem Palast. Die Gänge waren menschenleer. Überall züngelten Flammen an Holz, Vorhängen und Bildern. *Wo ist die Treppe, die ich vorhin genommen habe!?*, ging es Eilif durch den Kopf. Er hatte sich vor lauter Anspannung den Weg nicht gemerkt. *Verdammt!* Er blieb stehen, wandte sich nach allen Seiten. Eine Wand stürzte ein. Von weitem war ein Knarzen zu hören. Die Frau zupfte erneut an seinem Hemd. Sie sagte etwas auf safrianisch, lief vor und winkte Eilif zu, ihr zu folgen. Sie liefen einen Gang entlang, dann noch einen. Endlich erreichten sie eine Treppe nach unten. Sie war schon beschädigt, doch er und die Frau versuchten trotzdem ihr Glück. Die Stufen waren teilweise von Brocken blockiert. Unten angekommen folgte Eilf weiter der Safrianerin, die offenbar den Weg nach draußen kannte. Endlich erreichten sie eine Tür zur rettenden Freiluft. Im Osten wurde es bereits heller. Eilif rannte weiter in die Gärten hinaus. Auf einer Bank legte er Svetlana ab. Sie war immernoch bewusstlos. "Atme! Bitte atme! Svetlana!", er legte beide Hände auf ihren Brustkorb und drückte mehrmals. Doch es half nichts. "Verdammt! Verdammt!!!" Er wandte sich von ihr ab und lief ein paar Schritte auf und ab. Die Safrianerin versuchte ebenfalls mit Wiederbelebung. Eilif sah ihr zu. Die Fremde drückte und drückte, immer wieder. Doch auch sie hatte keinen Erfolg. Hinter ihnen brannte der Sommerpalast der Königsfamilie lichterloh. Rain und Sill lagen auf einem großen Stück Holzfassade, zu ihren Füßen teils mit Ziegeln bedeckt waren. Rain regte sich. Sein ganzer Körper schmerzte. Neben ihm lag Sill, auch sie kam langsam zu Bewusstsein. Sie öffnete die Augen und ihr erster Blick fiel auf den jungen Mann, der sie fest umschlungen hielt. *Rain...* Er schaute zu ihr. Allmählich kamen ihr Kräfte zurück, sodass sie sich aufrichteten. Sill rutschte ein Stück von ihm weg. "Wieso tust du das?", fragte sie ihn. Er sah sie an, als wollte er sagen 'wie kommst du jetzt auf die Frage?' Doch bevor er etwas erwidern konnte, wurden Stimmen laut. Stimmen von vielen Männern. Vorneweg war Jerions Rufen zu vernehmen. "Sucht sie! Ihr müsst sie unbedingt finden!" "Die sind auf dem Weg hierher", sagte Rain leise. Er nahm Sill bei der Hand, sie wehrte sich anfänglich, doch ihr war bewusst, dass sie besser mit Rain gehen sollte, als von Jerions Suchtrupp gefunden zu werden. Die beiden stiegen vom Trümmerhaufen und versteckten sich hinter einer Ecke. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment erschien schon Jerion. *Hier irgendwo müssen sie liegen! Da bin ich mir ganz sicher!* Die Soldaten räumten ein paar Stücke weg, doch nirgendwo war die Prinzessin aufzufinden. *Wo ist sie nur? Sie kann den Sturz unmöglich überlebt haben.* "Sucht weiter! Los!", bellte Jerion seinen Männern zu. "Ich kriege Euch! Darauf könnt Ihr Euch verlassen!", sagte er sich selbst. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ puh! endlich zu ende! ich hab da mal spontan abgebrochen, damit das kapitel nicht nooooch länger wird. aber das wichtigste ist getan! endlich! das war ein ganz schönes verwirrspiel mit den verschiedenen charas an verschiedenen stellen. aber wenn ich so gut meine manga geschichten erzählen könnte wie ich hier schreibe, dann wäre ich schon ein ganzes stück besser XDDDD special thanks to my readers! Ren-san (ganz besonders an dich lieben Dank!) sunshine84 Hilary_Hiwatari _silENCe_aka_Bella hoffe, euch hat das erste finale gefallen und ihr bleibt mir treu. 50 kaps! so viel kommt also nicht mehr XDDDDDD *knuddel*________________________* Kapitel 31: Der Weg geht weiter ------------------------------- ~Chronicle of the Earth~ yo! hab auch gar nicht viel zu sagen jetzt ^^ just have fun! es geht in die nächste runde! ~~~ Kapitel 31~ Der Weg geht weiter Brüllend stiegen die Flammen gegen den samtenen blauen Himmel. Der Palast war nun nicht mehr als ein schwarzer brennender Berg über dem der Rauch in dicken Schwaden empordrängte und sich mit der Nacht verschmolz. Überreste der Bäume und Hecken in den Gärten staken verkohlt wie riesige dunkle Dornen aus der Erde. Hunderte von Bürgern kämpften mit Wassereimern und Schläuchen einen vergeblichen Kampf gegen das Feuer. Seit Stunden quälte sich nun der Sommerpalast in den fressenden Flammen, bevor er sich dem endgültigen Verfall hingeben durfte. Rain und Sill hatten es geschafft aus dem Anwesen des Palastes zu entkommen ohne dass sie von General Jerion oder seinen Soldaten entdeckt wurden. Leise und flüchtig wie Schatten huschten sie zwischen den Häusern Kathronas. Rain bahnte sich seinen Weg durch die Gassen ohne recht zu wissen wohin es eigentlich ging. Nur Hauptsache weg vom General und seinen Truppen. Wie selbstverständlich zog er Sill an der Hand hinter sich. Sie schnappte nach Luft. Obwohl sie kaum seinem Tempo folgen konnte, wagte sie nicht ihm etwas zu entgegnen. Sill konnte es selbst kaum glauben, aber in den wenigen Tagen seit ihrer Auseinandersetzung mit dem Kopfgeldjäger auf der Heide, hatte sich Rain von ihr entfernt. Er war für sie fast wieder genauso fremd geworden wie zu der Zeit als sie sich auf der Landstraße von Lohtendie nach Bostef zum ersten Mal trafen. Wenn sie es sich genau überlegte, wusste sie nicht das Geringste über ihn. Aber war das denn noch von Bedeutung? Wie fürsorglich und behutsam Rain auch gewesen sein mag, es war im Grunde nichts weiter als eine läppische Lüge gewesen, das nur dazu diente die Prinzessin für einen Sack voll Gold an den General zu verkaufen. Sill biss die Zähne zusammen. Wie oft hatte sie sich das durch den Kopf gehen lassen, jedes Mal packte die Wut sie aufs Neue. Jedes Mal mit einer Wucht, dass ihr der Atem stockte. Rain hielt an einer Hauswand unter einem besonders tiefen Dach an, dessen breite Traufe sie beide in volle Dunkelheit hüllte. Kaum waren sie stehen geblieben, da zog Sill ihre Hand aus seinem Griff. Rain blickte sie aus den Augenwinkeln an. Sill schaute weg. Gemeinsame Flucht hin oder her! *Er soll nicht glauben, dass ich ihm aus lauter Dankbarkeit über seine Rettungsaktion jemals verzeihen werde!* Rain schluckte. Hasste sie ihn so sehr? Sills Augen suchten einen Punkt, wohin sie ihre Aufmerksamkeit richten konnte, um seinen Blicken zu entgehen. Zum Beispiel der brennende Palast. *Der Palast!!!* Sill hatte schon damit gerechnet, dass der Anblick fürchterlich sei, doch aus der Ferne den qualmenden schwarzen Berg inmitten orangeroter Glut zu sehen, brach ihr das Herz. Die Sommerresidenz! Mein Zuhause! Mein geliebtes Zuhause! Sie spürte, wie jede ihrer Erinnerungen schon began ihre Gestalt zu verlieren. Das saftige Grün der Bäume, zarte Blumen, die im Wind wiegten, das warme Holz unter ihren Füßen. Alles weg. Die weißen Vorhänge in ihrem Zimmer, durch die Sonnenlicht hineinflutete. Sill wusste noch, wie sie als ganz kleines Mädchen auf ihrem Bett saß, die Knie angezogen, und sich vorstellte, die strahlenden Bahnen verwandelten sich in tanzende Engel, die nach Flieder durfteten. Verloren. Sills Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Konnte es denn sein, dass all ihr Glück in sengender Hitze für immer erlosch? "Sill?" Sie regte sich nicht. Das Bild vor ihr, ein wütendes grollendes Monster, alles verschlingend, was ihr lieb und teuer gewesen war. Ihr Körper war steif geworden und kein Muskel vermag mehr sich zu rühren. "Sill!" Die Kälte des Winters holte sie zurück. Um sie herum herrschte die Schwärze der Nacht. Rain fasste Mut und berührte das Mädchen an der Schulter. Sie wandte sich energisch um. Er konnte im Dunkel kaum ihr Gesicht ausmachen, doch er spürte, dass ihr still Tränen übers Gesicht rannen. "Sill, wir müssen weiter", erinnerte er sie. Ein Schluchzen kam als Antwort. Rain zuckte. Für einen Moment hätte er seine Arme um Sill legen wollen, doch besann sich. Stattdessen fasste er sie am Handgelenk und zog sie aus dem Schatten zurück auf die Straße. Im Osten erhellte sich langsam der Himmel. "Als erstes müssen wir Eilif und Svetlana finden!", rief Rain in der Eile Sill zu. Sie hörte kaum hin und Tränen verschleierten ihr die Sicht. *Wenn ich nur wüsste, ob die beiden es geschafft haben heil rauszukommen!*, ging es Rain durch den Kopf. Er und Sill liefen eine breitstufige steinerne Treppe herunter, ein Absatz, dann noch eine Treppe. Erste lange Strahlen der Morgensonne erstreckten sich über ihnen. Plötzlich blieb Sill stehen. Rain drehte sich zu ihr um. "Was ist? Wir müssen weiter! Sill!", began er, doch dann folgte er ihrem Blick. Sill schaute auf einen Felsabsatz, auf dem mit hellen großen Pflastesteinen ein Platz ausgelegt war und auf dem eine einfache Bank aus demselben weißen Steinen stand. Doch was sie so einvernahm, war die Person, die neben der Bank kniete. Auch Rain wurde aufmerksam. "Das ist... Eilif!", erkannte er seinen Gefährten. Sill und Rain rannten zu ihm. Eilif bemerkte sie erst, als sie bereits hinter ihm standen. Doch statt eines freudigen Wiedersehens erstarrten Sill und Rain bei dem Anblick auf die Bank. Svetlana lag da, reglos, die Augen geschlossen. Ihr Zopf war teils aufgelöst, sodass ihr blondes Haar sich über die weiße Steinplatte ergoss. Die schwarze Kutte war an manchen Stellen stark gerissen, sodass nur noch einzelne Nieten den Stoff zusammenhielten. Doch das Schlimmste war, dass nicht zu erkennen war, ob sie noch atmete. Sill drehte ihren Kopf automatisch vom Gesicht ihrer Freundin zu Eilif. "Sie hat sehr viel Rauch eingeatmet. Ich weiß nicht, ob sie...", versuchte er Sill zu erklären. Sill erzitterte. Wie konnte das passieren? Wieso musste ihren Freunden so etwas passieren? Warum konnte Sill die nicht beschützen, die ihr am wichtigsten waren? "Svetlana...!!", Sill stürzte zu ihrer Freundin und legte ihre Arme um ihren verletzten Körper. "Svetlana! Bitte wach auf! Mach die Augen auf! Svetlana!!!", weinte sie. "Nein! Fass sie nicht an!!!", riefen Eilif und Rain fast gleichzeitig. Rain griff nach Sill, um sie von Svetlana wegzuziehen, doch bekam nur einen Hieb von Sill verpasst. Eilif nahm das Mädchen an den Armen und zerrte sie von der Verletzten weg. "Lass mich los!! Wie kannst du nur so gemein sein!", kreischte Sill, während sie versuchte sich zu befreien. "Du darfst sie nicht anfassen! Sonst verteilt sich das Gift des Rauches noch mehr im Körper!", herrschte Eilif sie an. "Aber...!", doch dann begriff sie. Sie sah Eilif und Rain an. Sie nickten. Eilif ließ sie los. Sill beruhigte sich. Rain trat zu Eilif, sodass er Sill die Sicht auf Svetlana versperrte. Die Schatten der beiden jungen Männer legten sich über Sill. Sie schniefte. Wie grausam! Jetzt, wo Svetlana in Gafhr war, wusste Sill ihr nicht zu helfen. Sie durfte ihr nicht einmal mehr nahe kommen, um bei ihr zu sein. Das Mädchen ging in die Hocke, legte ihre Ellbogen auf die Knie, sodass die Unterarme ihr Gesicht verdeckten und weinte still. Der Himmel war inzwischen in einem hellen freundlichen Blau mit etwas Rosa. Die Sonne überstrahlte das Disaster am frühen Morgen mit einer geradezu spöttischen Ironie. "Wir müssen irgendwo einen Arzt für Svetlana auftreiben, der sie untersucht", meinte Eilif zu Rain. Der nickte zustimmend. Rain ging zu Sill, um sie dazu zubewegen aufzustehen. Als sie nicht auf ihn reagierte, trat Eilif heran. "Schon gut, ich übernehme sie. Du trägst Svetlana", schlug er vor. Er konnte sich gut denken, dass Sill nicht gut auf Rain zu sprechen war, nachdem er sie hintergangen hatte. Rain nickte und ging zu Svetlana. Er hob vorsichtig ihren Kopf und schob dann seine Arme unter ihren Körper, um sie hochzuheben. Eilif kniete sich zu Sill und redete beschwörend auf sie ein. Als sie endlich nickte, legte er eine Hand über ihre Schultern und sie stand auf. Sill vergrub eine Hand im Stoff seines Hemdes und Eilif drückte sie beschützend an sich. Für einen Moment hatte er den Eindruck, als stünde Keare neben ihm. Doch so etwas war noch nie gewesen. Wieso eigentlich nicht? Wieso hatte er Keare nie erlaubt näher zu treten? Er hatte doch im Grunde nichts gegen sie. Im Wirtshaus war es so früh noch recht ruhig, ein paar wenige Reisende saßen an Tischen in der Schenkstube, als Eilif, Sill und Rain mit Svetlana auf den Armen eintraten. Es war das selbe Wirtshaus, in denen Svetlana und Eilif Zimmer eingenommen hatten, als sie Rain nach Kathrona gefolgt waren. Der kugelige Besitzer starrte die Gäste zuerst sprachlos an. Einige Besucher schauten neugierig von ihren Plätzen auf. Dann reagierte er und winkte Rain in ein separates Zimmer rein. Dann rief er einen schlaksigen Burschen mit strohigen Haaren zu sich, der sofort einen Arzt auftreiben sollte. Der Junge zappelte erst planlos auf der Stelle herum, doch nach einem bissigen Befehl seines Vorgesetzten rannte er aus der Stube. Rain legte Svetlana vorsichtig auf ein Bett und trat zurück. "Jetzt können wir nur noch hoffen, dass ein Arzt kommt und sie rettet", sagte er halblaut. Eilif und Sill nickten. "Ihr drei seht aber auch ziemlich angeschlagen aus", bemerkte der Wirtsmann, "Ihr solltet euch auch untersuchen lassen, sobald der Arzt die Nonne behandelt hat." "Vor allem Ihre Verletzung sieht böse aus", sagte er mit einem Finger auf Eilifs blutende Wunde gerichtet. "Die ist nicht jetzt so wichtig", entgegnete der junge Mann desinteressiert. "Hm, na gut. Am besten ihr wascht euch, ihr seid ja alle so schmutzig. Und ich bereite ein Frühstück für euch vor", sagte der Besitzer aufmunternd. In dem Moment kam der strohhaarige Bursche zurück. "Der Arzt kommt bald. Er sagte, er beeilt sich", berichtete er. "Seht ihr? Es wird alles gut!", wandte sich der kugelige Mann an Rain, Eilif und Sill. "Aber Svetlana...", meinte das Mädchen zögernd, als habe sie die Absicht ihre Freundin nicht aus den Augen zu lassen. "Keine Sorge, junge Dame! Sie wird ja schon nicht wegrennen", antwortete der Wirtsmann lachend, doch als keiner seinen Witz verstand, hüstelte er beschämt und wies seinen Gehilfen an, die Gäste in den Waschraum zu führen und das Feuer anzufachen. Auf dem Weg durch die Flure blieb der Blick des Burschen auf Sill hängen. Sie bemerkte ihn ebenfalls. Der Bursche grinste sie an. Sill antwortete mit einer Miene, die eine fast schon grausame Desinteresse zeigte. Dem Jungen fror sein Lächeln ein. Und dann wurde er mit einem eiskalten Todesblick Rains gestraft, der offensichtlich was dagegen hatte, dass Sill von jemand Anderem angegrinst wurde. Mit demoliertem Selbstwertgefühl geleitete der Strohkopf die Gruppe in den Waschraum, wo sie sich säubern konnten. Es gab zwei verschiedene Umkleideräume, eine kleine Sauna und ein Raum mit einer Wanne. Während sich Rain und Eilif in die Sauna setzten, nahm Sill ein Bad. Zum ersten Mal nach langer Zeit konnten sie sich alle wieder entspannen. Die Wärme ließ den Winter außerhalb der Wände vergessen und der angenehme Duft nach Kräutern erlahmte das Denken. Sill schloss die Augen und wäre fast eingeschlafen. So ernst die Situation auch gerade war, diese Ruhe ließ sie sich nicht nehmen. Rain und Eilif razzten auf den Holzbänken inmitten des heißen Dampfes. Dann fingen sie an sich mit Schwämmen zu schrubben und mit Wasser zu übergießen. "Was denkst du?",fing Eilif an. "Hm?", kam es von Rain. "Was hat der General jetzt vor? Nachdem ihm die Prinzessin entkommen ist", sagte er. "Hm. Der Sommerpalast ist verbrannt. Er hat also keinen Stützpunkt mehr", überlegte Rain. "Aber umkehren und nach Safria zurückkehren wird der General auf keinen Fall. Er will Esmara", entgegnete Eilif. Dann fiel ihm etwas auf. "Rain! Sill hatte mal erzählt, dass du sie auf der Landstraße von der Hauptstadt zum ersten Mal getroffen hast." "Ja, stimmt. Aber damals wusste ich noch nicht, dass sie die Prinzessin dieses Königreiches ist", entgegnete Rain verteidigend. "Das will ich auch gar nicht wissen. Wo bist du damals hergekommen?", schwenkte Eilif ein. "Aus der Hauptstadt. Der General war in Kathrona geblieben, aber ich wurde ausgesandt, um in Erfahrung zu bringen, wie sich das Land erobern ließe. Der General glaubt nämlich, dass es ein Geheimnis geben muss, das dafür verantwortlich ist, dass Esmara so ein blühendes reiches Reich werden konnte", erzählte Rain, ohne recht zu wissen, worauf Eilif hinauswollte. "Und dieses Geheimnis? Hat General Jerion dieses Geheimnis nun entlüftet?", drängte er weiter. "Ich glaube nicht. Sill weiß von nichts. Vielleicht liegt es noch versteckt im Palast in der Hauptstadt", antwortete Rain. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Der Palast!! General Jerion wird in den Palast ziehen!", platzte es aus Rain heraus. Eilif nickte. "Doch wird er überhaupt reinkommen? Der Palast ist bestimmt gut bewacht", gab Eilif zu bedenken. Rain winkte ab. "Nein, nein! Der Palast ist doch schon vor Monaten eingenommen worden! Am Tag, bevor ich Sill zum ersten Mal begegnete. Sie musste damals wohl aus diesem Grund geflohen sein", erklärte Rain. Eilif bewegte sich nicht. "Dann ist der General bestimmt schon auf dem Weg dahin?" "Ja!", antwortete Rain zustimmend. Eilif überlegte. "Aber wenn wir nicht bald aufbrechen, können wir den General nicht daran hindern in den Palast einzuziehen", sagte er dann. "Du vergisst Svetlana. So bald wird sie sich nicht erholt haben. Den General einzuholen können wir also vergessen", gab Rain zurück. Eilif lehnte sich beunruhigt mit dem Rücken zur Wand. Aber wenigstens Sill muss zurück in die Hauptstadt", murmelte er. Rain sah ihn an. Eilif blickte zurück. "Ich habe eine Idee..." ~~~ juhu ^^ wie man auf englisch schön sagen würde, the second season begins! dieses kapitel habe ich innerhalb drei tagen fertiggestellt, nachdem ich ne ganze weile nichts mehr geschrieben hatte. kann gut möglich sein, dass die sprache daher etwas eingerostet klingt. aber nun kommt die zweite große reise. hoffen wir mal, dass sich sill und rain wieder zusammenraufen ^^ *knuddel*_____________________* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)