Chronicle of the Earth von AILE (Chronicles of the 4 Kingdoms) ================================================================================ Kapitel 15: Ohne Rain --------------------- ~Chronicle of the Earth~ hi, sorry, dass das so ewig lange dauert, aber mir ist absolut nix eingefallen. -_-° aber jetzt ist s nächste kap ja da. ^-^ viel spaß! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 15~ Ohne Rain Sill und ihre Freunde blieben nicht länger als zwei Tage in Kamastia, da, wie Rain fand, es mehr Gefahren gab, als nur geldgierige Soldaten. Svetlana fragte zwar, woran er dachte, doch der Junge wollte sich nicht weiter äußern. Sill wusste natürlich genau, was er meinte. Also waren sie weiter gen Westen geritten und hatten sich , nun zur nahenden Dämmerung, unter einer alten Eiche ein Lagerfeuer errichtet. Sill schlief wie immer auf Rains Schoß. Keiner von beiden bemerkte, dass Svetlana und Eilif das mit leichtem Argwohn betrachteten. Es war eine windstille, sternenklare Nacht, dessen dunkle blaue Samtdecke sich über die Wiesen und Felder des Landes legte. Rain schlief mit dem Rücken an den dicken Baumstamm gelehnt. Seine Arme ruhten auf den Knien, als seine Finger kurz zuckten und er die Hand zusammenzog. Sein Körper regte sich und er öffnete die Augen. Sein Blick lief über das Lager. Nichts rührte sich. Das Feuer rauchte leise knisternd, die Pferde dösten stehend. *Puh. Nur ein Traum.* Erleichtert lehnte er sich zurück, als sich plötzlich zarte schlanke Finger auf seine Faust legten. Rain blickte herab und direkt in die hellbraunen Augen Sills, die ihn aufmerksam musterten. Der schwache Schein des Mondes glänzte in ihren Augen und erhellte ihre kindliche Sillhouette. "Ist etwas nicht in Ordnung?", flüsterte sie ihm zu. Ihr Blick war ungewohnt ernst und hatte eine Spur Besorgnis. "Schon gut. Schlaf weiter", gab er mit besänftigender Stimme zurück und legte seinen linken Arm um sie. Sill schmiegte sich an seine Brust und sog seinen angenehmen Geruch ein. Doch trotz allem blieb in Sill ein Gefühl zurück, dass ihr Unbehagen bereitete. Die Sonne stand erst blass am Horizont, umgeben von einem leichten weißen Wolkenschleier, als Sill aufwachte. Sie lag unter der Decke, mit der Rain sie beide zugedeckt hatte. Ihr Kopf bettete auf einer dicken Wurzel, aber von Rain war keine Spur. Sill schreckte hoch. "Rain! Rain...?" Das Mädchen stolperte mitsamt Decke unter den freien Himmel auf die taugetränkte Wiese und warf ihren Kopf nach allen Seiten. Auf einmal, als hätte sie es instinktiv gefühlt, drehte das Mädchen sich zu den Pferden hin, sodass ihre langen Haare schirmartig aufbauschten. Dort stand Rain und legte seinem Tier den Sattel an. "Rain...!", dem Mädchen stockte der Atem bei diesem Anblick. Wollte Rain etwa weggehen? An diese Möglichkeit wollte sie gar nicht erst denken. "Rain!!!" Obwohl ihre Beine unter ihr einzuknicken drohten, rannte sie mit aller Kraft zu ihm. Die Decke wehte hinter ihr her. Keuchend kam sie bei ihm an. Ihr Herz pochte laut. Rain betrachtete sie, doch dann wandte er sich auf einmal ab. Mit reservierten Bewegungen rüstete er sein Pferd zu Ende. "Wo willst du hin?", kam Sill endlich aufgebracht zum Sprechen. "Gute Frage! Wieso haust du so früh am Morgen einfach ab?" ,kam es von Svetlana, die inzwischen auf die beiden zukam, gefolgt von Eilif. Eilifs Miene ließ auf keinen Verdruss schließen, aber die Nonne schien sichtlich verärgert. Rain ignorierte die Fragen und führte seinen Braunen durch die kleine Gruppe durch, die beiseite stolperte. Endlich rang er sich zu einer Antwort durch. "Tut mir Leid, aber ich muss was erledigen", sagte er bestimmt. Svetlana und Eilif blickten ihn nur an, doch bei Sill reichte das nicht. "Aber...", begann sie mit weinerlicher Stimme, "wie lange ist das? Wann kommst du wieder?" "Ich weiß nicht. Das wird etwas dauern", und zu den beiden anderen gewandt sagte er: "Passt gut auf Sill auf! Wir treffen uns in einem Dorf namens Wahine . Das müsste auch nicht so stark besetzt sein, also...", doch dann brach er ab, als hätte er schon zu viel gesagt. Sill konnte es immernoch nicht glauben und trat auf ihn zu. "Rain, geh nicht! Bitte! Ich will das nicht!", und für einen hoffnungsvollen Moment verharrte Rain. Doch dann schwang er sich auf den Sattel und ritt davon, ohne sich auch nur einmal noch umzudrehen. "Nein, Rain! RAIN!", das Mädchen rannte ihm nach, als könnte sie ihn noch einholen. Die Decke flatterte davon und landete leise raschelnd auf dem Boden. Sie stolperte und stürzte. Doch sogleich wollte sie weiter. Aber ein Händepaar hielt sie davon ab. Sill erkannte Eilif hinter sich. Seine Augen ließen keinen Widerspruch dulden. Sie sank auf das verkümmerte Gras zurück; Tränen kullerten an ihren roten Wangen herunter, die vom Laufen ganz heiß geworden waren. *Rain...* Da saß sie nun und schluchzte leise vor sich hin. Rain sollte für eine unbestimmte Zeit weg sein. Doch wie lange? Stunden? Nein. Es würden Tage, wenn nicht sogar Wochen sein. Noch nie würde Sill so lange von Rain getrennt sein. Und obwohl er erst seit einigen Minuten weg war, spürte Sill die Einsamkeit, die sich schleichend über sie deckte wie ein schwarzes Tuch. Den ganzen Vormittag ritten die Drei nun gen Süden. Eilif meinte, er wäre schon einmal in Wahine gewesen und kenne den Weg dorthin. Würden sie den ganzen Tag und die Nacht durchreiten, müssten sie bereits morgen Abend ankommen. Doch Svetlana protestierte. Sill und sie könnten auf gar keinen Fall solange wachbleiben. Also entschieden sie sich, in der Nacht zu ruhen und dafür zwei Tagesritte auf sich zu nehmen. Während Svetlana noch mit Eilif über mögliche Rastplätze feilschte, hing Sill mit ihrem Pferd hinten an. Sie lag mehr auf dem Pferd, als dass sie saß. Seit Rains Weggang fühlte sie sich schlaff und kraftlos. Die Nonne bemerkte das und verlangsamte den Schritt ihres Tieres, sodass Sill sie unweigerlich bald eingeholt hatte. Sie ritten beide in selbem Tempo nebeneinander her. Die Nonne wusste genau, was ihrer Freundin fehlte, doch trotzdem ärgerte es sie. Wie konnte man nur so von einem anderen Menschen abhängig sein? Nein, jeder Mensch sollte voneinander unabhängig leben können. Das hieß natürlich nicht, man solle getrennt von jeglicher Zivilisation leben können. Das meinte sie nicht. Aber diese Abhängigkeit von Sill zu Rain, das störte sie. "Hör mal, Sill. Ist Rain dir denn wirklich so wichtig? Bist du nicht etwas zu sehr auf ihn fixiert?", versuchte die Nonne vorsichtig ein Gespräch mit Sill zu beginnen. Das Mädchen blickte sie an und runzelte die Stirn. "Ja! Er ist mir wichtig! Sehr sogar." *Ohne ihn wäre ich verloren gewesen!* Svetlana ritt geduldig nebenher, ohne darauf zu antworten. "Wenn er mich damals nicht auf der Straße aufgelesen hätte, wäre ich verhungert und erfroren. Er hat mich vor den Soldaten in Bostef beschützt und...", Sill zählte all die Heldentaten Rains auf, bis Svetlana genervt davon die Augen verdrehte. "Ist ja schön und gut...!", brachte sie etwas zu laut hervor, hüstelte kurz und sprach mit ihrem typischen Nonnenlächeln weiter. "Ist ja wirklich schön, dass er dir so viel bedeutet, aber das meine ich nicht." Sill schaute sie etwas ungläubig an. "Was sie damit sagen will, ist, willst du etwas ewig hinter Rain herlaufen? Denkst du tatsächlich, er wird immer bei dir bleiben?", mischte sich Eilif ein. Sill hob den Kopf an. Dieser Gedanke war ihr noch nie gekommen. Svetlana nickte und setzte fort. "Er wird nicht immer an deiner Seite sein. Rain ist erst seit ein paar Stunden weg, und du verlierst schon den Mut. Wie wird das erst sein, wenn ihr euch später getrennt habt? Wirst du ohne ihn denn gar nichts mehr selbst hinkriegen?" Für Sill war dies wie ein Blitzschlag mitten in die Brust. *Mich von Rain trennen?* "Wieso sagt ihr sowas? Wollt ihr nicht, dass Rain und ich zusammenbleiben? Habt ihr was gegen ihn?!?!", und mit jedem Wort wurde Sill lauter. Wut strömte in sie ein. Ohne zu merken hatte sie sich kerzengrade aufgesetzt und blickte Eilif und die Schwester zornig an. Hatten sie sich gegen Rain verschworen? "Sill, so meinen wir das nicht...", redete die Nonne beruhigend auf das Mädchen ein, doch es klang eher, als wollte sie Sill nur dazu bringen, ihnen keinen Ärger zu machen. In Sills Augen brannte Verrat vor ihr auf. "Rain ist mir sehr wichtig! Ihr seid doch nur eifersüchtig auf ihn!!!", und mit einem Hieb an die Seiten, ritt sie auf ihrem Pferd voran. Die nächsten Stunden herrschte Schweigen. Egal wie oft Svetlana auch versuchte, das Gespräch mit Sill wieder aufzunehmen, das Mädchen antwortete mit keinem Mucks. Etwas geknickt ließ sie von Sill ab. Eilif dagegen verlor keine weiteren Worte, als das unbedingt nötigste. Sie ritten die Südstraße entlang, über den Fuß des Berges Gleds, dessen Gipfel von dicken grauen Wolken verdeckt wurde. Die Anhöhe mündete auf einem steilen Felsvorsprung, der Ausblick auf weites ebenes Land preisgab- die Gledester-Ebene. Weite Felder und Weiden erstreckten sich in Rechtecken, geteilt in zwei Hälften vom Fluss Krem, der nach Südwesten strömte. An dessen Rändern zwängten sich kleine Dörfer, ganz so, als ob ihnen ihr Ackerboden wichtiger sei, als ihr Platz zum Leben. Eine Geste der Lobpreisung an die geliebte Erde. Die Straße bog links ab und führte einen steilen Pass hinunter ins Tal. Die erste Siedlung, die Sill, Svetlana und Eilif passierten, hieß Gween. Dort ließen sich die Drei an einer kleinen Raststätte nieder, wo ihre Pferde sich an einer Tränke stärken konnten. Weiter ging es über schmale Feldwege, vorbei an kargen Äckern zu Lennold, Glancoun und Hedwen, die allesamt auf der östlichen Seite des Krem lagen. Bei Fortlan überquerten sie eine kurze breite Holzbrücke auf die Westseite. Krem war ein vergleichsweise schmaler Fluss mit reißender Strömung, da er erst wenige Kilometer aufwärts aus einer Quelle im Gleds ensprang und noch volle Kraft besaß. An den Ufern standen viele kleine Fischerhütten, vor denen Boote auf den Wellen schwankten. Neben den Hütten waren Fangnetze zum Trocknen auf langen Pfählen aufgespannt. Da der Winter keine Möglichkeit für Landwirtschaft bot, waren die Fischerhütten die wichtigste Nahrungsquelle in der kalten Jahreszeit. Nicht selten geschah es, dass eine Familie nicht nur Felder, sondern auch gleich eine Fischerhütte besaßen. Zudem konnte man auch in den Nachbarssiedlungen etwas Fleisch, oder eine Henne zum Schlachten, abkaufen. Das Gledestertal maß gut fünfzig Kilometer in der Länge und fast vierzig Kilometer in der Breite, Richtung Südwesten. Es galt als die Kornkammer der ganzen Region Hennta. Mit den Pferden brauchten Sill und ihre beiden Gefährten etwa vier Stunden bis zum Ende der Ebene. Die Nacht war bereits angebrochen, als sie an der äußersten Siedlung ankamen, um dort zu übernachten. Berrbee, wie das kleinste Dorf hieß, lag am Rande des dichten Waldes, der nach der freien Ebene nun wieder einsetzte. Es gab nicht einmal ein Gasthaus dort. Eilif stieg von seinem Tier ab, und zeigte den beiden Mädchen, es ihm gleich zu tun. Still führten sie ihre Pferde durch die verlassenen Wege. Am Ende des Dorfes, wo bereits die ersten Vorboten des Waldes wucherten, stand ein kleines Holzhaus mit einem wuchtigen Kamin aus grob behauenem Stein. Eilif trat zur Tür und klopfte einmal kurz. Sill und Svetlana blieben dezent im Hintergrund stehen. Es dauerte eine Weile, bis Schritte zu hören waren. Jemand blieb innen vor der Tür stehen. "Wer ist da?", fragte eine helle Stimme. "Ich bin's. Eilif", antwortete der Jäger gedämpft. "Eilif? Eilif!", es klang, als würde die fremde Person den Namen nicht gleich wiedererkennen. Doch Sill hörte, wie der Riegel vor der Tür schnell beiseite geschoben wurde und die Tür geöffnet. Eine Frau trat heraus; es war schwer einzuschätzen, wie alt sie war. Sie trug ein weißes Hemd, darüber ein warmes Wolljäckchenen. Sie hatte eine zierliche Statur, wirkte noch jung, dennoch strahlte sie Lebenserfahrung und innere Stärke aus. Ihre kinnkurzen Haare hatten den Ton von Marmor und ihre Augen waren dunkelgrau. "Eilif! Wie lange ist es her, dass du mich besucht hast", begrüßte sie ihn. Obwohl sie um einige Jahrzehnte älter zu sein schien als er, reichte sie ihm nur bis zu den Schultern. Sie umarmten sich kurz und die Frau bat ihn herein. Erst, als er die Tür passiert hatte, bemerkte sie Sill und Svetlana hinter ihm stehen. "Und wer seid ihr? Etwa Eilifs Freunde?" Sill zuckte kurz, als man sie so offen ansprach und wusste erst nichts zu antworten. "Ja, wir reisen zusammen. Ehrlich gesagt wollten wir dich bitten, uns heute Nacht bei dir schlafen zu lassen. Du hast doch immer noch einige Betten frei?", übernahm Eilif Sill die Antwort. Erleichtert atmete das Mädchen aus. Was sie an Eilif so schätzte, war, dass er genau wusste, wann er zu sprechen hatte. Die Frau erschien Sill auf eine Weise schon symphatisch, dennoch konnte Sill nicht einfach so mit Fremden Gespräche beginnen. Eine gewisse Scheu brachte sie immer davon ab. Eine Scheu im letzten Moment vor dem Sprechen. "Ah, verstehe. Hab mir schon gedacht, dass du nicht einfach nur so bei mir vorbeischneien würdest", gab sie seufzend zurück und hob enttäuscht die Arme in die Luft. Etwas verlegen folgten Sill und die Nonne ihr in die Wärme des Hauses. Obwohl es schon spät war und die Frau eigentlich schon im Bett gewesen war, hing sie erneut einen Kessel über die heißen Gluten im Kamin. "Mein Name ist übrigens Deana, ich bin Eilifs Tante", stellte sie sich vor, während sie Sill und den anderen Stühle an den Esstisch zurechtrückte. Es war eine sehr behagliche Atmosphäre hier. Und obwohl sich Sill hier sicher fühlte, drängte es sie, den Weg möglichst schnell fortzusetzen. Sie sehnte sich nach Rain. Aber um ihn wiedertreffen zu können, musste sie nach Wahine gehen. Nichts konnte sie wenigstens für eine Minute still stellen; nicht der köstliche, dampfende Eintopf, nicht das warme gelborangene Licht des Kaminfeuers, das den Raum erfüllte, nicht die freundschaftlichen Gespräche mit Deana. Nein, trotz all der Gastfreundlichkeit trieb es Sill voran. Und dann war da immernoch der Streit vom Mittag mit ihren Freunden. Konnten sie denn wirklich nicht verstehen, dass sie Rain vermisste? War das nicht einleutend? *Wenn man jemanden mag, dann möchte man ihn doch am liebsten immer um sich haben. So ist das doch. Aber Schwester Svetlana denkt ja, ich klebe an etwas gefährlichem... Aber sie weiß ja gar nicht, was es bedeutet, jemanden zu mögen*, ging es Sill die ganze Zeit durch den Kopf. Und mit jedem Dreh der Gedanken empfand sie mehr und mehr Wut auf die Nonne. *Und Eilif ist auch nicht besser. Aber so, wie er seine Verlobte Keare behandelt, ist das auch nicht verwunderlich. Die arme Keare!* Ja, eigendlich brauchte sie nur Rain. Die anderen hatten sich ja nur aus freien Stücken ihnen angeschlossen... Und während sie noch so mit den Anderen am Tisch saß, bemerkte sie nicht, dass sie jemand aus der Dunkelheit der Nacht draußen vom Fenster heraus beobachtete. Tante Deana hatte Sill und Svetlana ein Zimmer mit zwei Betten bereitgemacht, Eilif schlief auf dem Dachboden auf einer mit Stroh unterlegten Matratze. Bleiches Licht schien durch die Vorhänge vor den Fenstern. Das Haus stand still am Rande des Waldes. Es war so leise, dass es sogar zu schreien schien. Egal, wie sehr sich Sill bemühte, endlich einzuschlafen, wie ermüdet sie vom langen Tagesritt war, sie fand keine Ruhe. Die letzten Wochen hatte sie immer bei Rain auf dem Schoß geschlafen. Es kam ihr vor, als ob sie noch nie anders geschlafen hätte. Es war undenkbar, nicht den Kopf an seine Brust zu legen, seinen herr- lichen Geruch einzuatmen, in seinen starken Armen zu liegen und zu wissen, nichts auf der Welt könne ihr passieren. Er hatte ihr die Trauer über den Verlust ihrer Familie und ihren Freunden gelindert, er hatte ihr die Angst vor der Einsamkeit genommen und sie mit in seine Welt genommen. Und jetzt auf einmal lag sie alleine ohne Rain in einem fremden Haus und vermisste ihn, bis sie glaubte, ihr Herz müsse zerspringen. Es war schon lange nach Mitternacht, als Sill plötzlich hochschrak. Seine Stimme! Sie hatte seine Stimme gehört! Ohne auf weiteres zu achten, schlich sich das Mädchen aus dem Haus. Bibbernd stand sie im Frost, der sich über die Ländereien gezogen hatte. Auf den schwarzen Nadeln der Tannen glitzerte der Reif silbern im Licht des Mondes. Herrliche Eisblumen wuchsen in tausend Formen mit dünnen Linien wie Spinnfäden über das Glas der dunklen Fenster. In der Scheune hinter dem Haus war das leise Schnauben der Pferde zu hören. Sill wartete. Sie war sich sicher, dass Rain gleich erneut nach ihr rufen würde. Gleich! Gleich! Gleich! Sie stand und wartete. Jede neue Minute erfüllte sie mit Hoffnung. Doch wieviele waren es schon? Und wieso kam er nicht? *Rain... Wenn du nicht zu mir kommst...dann muss ich zu dir.* Sie ging zurück ins Zimmer, zog sich an, warf sich noch einen Umhang über, wobei sie darauf achtete Svetlana nicht zu wecken. Dann schlich sie sich zur Scheune. Ihr Schwarzer schrak aus dem Schlaf und schnaubte verärgert auf. Sill strich ihm beruhigend über die Nase und führte ihn hinaus. Sie stieg auf den Rücken ihres Tieres und wendete. Ihr helles Gesicht bildete einen starken Kontrast zur pechschwarzen Nacht. Aus ihrem Mund kam eine dichte Atemwolke und über ihr schien der pralle runde Mond, der auf ihre Haut und das sanfte Haar traf. *Zum Glück hat Eilif mal erwähnt, wo Wahine liegt. Wenn ich die Nacht durchreite, kann ich morgen Mittag schon dort sein. Dann sehe ich Rain wieder!* Und voller Hoffnung im Herzen, wendete sie sich Richtung Süden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hoffe, hats euch gefallen, bemüh mich um eine baldige fortsetzung ^^ die namen der siedlungen im gledestertal werden übrigens englisch gelesen. ich habe versucht, ihnen durch den klang der verschiedenen buchstaben eine eigene individuelle atmosphäre zu geben. 'wahine' habe ich von 'mahine' abgeleitet, meine schnelle abkürzung für 'mach hinne!', also 'beeil dich'... naja, falls das jemanden interessiert. ^^ also, bis dann! *alle knuddel*________________* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)