Chronicle of the Earth von AILE (Chronicles of the 4 Kingdoms) ================================================================================ Kapitel 5: Ruhepause -------------------- ~Chronicle of the Earth~ Kapitel 5~ Ruhepause "IHR HABT SIE ENTWISCHEN LASSEN?!", schrie Oberster Offizier Abahret die Soldaten an, wobei er mit jedem Wort lauter wurde. Die noch vor Erschöpfung keuchenden Männer zuckten zusammen. Hauptmann Pendalf stand wie ein begossener Pudel direkt vor ihm und bekam die ganze Packung Spucke ab, die Abahret vor Wut sprühte. Er ging einpaar Schritte auf und ab, um sich vielleicht beruhigen zu können. Doch dann überkam ihn wieder sein Zorn, sodass er erneut seine Untertanen zusammenstauchte. Die Chance auf einen großen Batzen Geld hatte sich vor seinen Augen in Luft aufgelöst; das zu vekraften viel ihm sichtlich schwer. "Na gut, da ihr ja zu dämlich dazu seid, ein kleines Mädchen einzufangen, muss ich mich an jemand Anderen wenden...", überlegte der Offizier vor sich hin. Hauptmann Pendalf wollte gerade etwas einsprechen: " Äh, die Prinzessin war aber nicht allein, wie Ihr sicher noch wisst. Da war dieser...", doch Abahret wedelte desinterressiert mit einer Hand ab. "Jaja, ich weiß! Er war auch dabei! Aber was machen wir mit ihm? Dieser Bengel könnte uns noch alles kaputt machen", gab Abahret zurück. Es passte ihm gar nicht in den Kram, dass ein Anderer ihm die Beute wegnehmen könnte... Pendalf meldete sich wieder zu Wort, wobei er fast schon wie ein kleines Kind wirkte, das am Rockzipfel seiner Mutter zog, um Aufmerksamkeit zu erringen. "Aber wenn mich nicht alles täuscht, wurde der Junge am Bein verletzt! Vielleicht ist dies unsere Chance, ihn noch aus dem Weg räumen zu können!" "Und wie? Habt Ihr etwa einen Plan?", fragte Abahret leicht missbilligend. "Ich kenne da Jemanden, der wird mir sicher helfen wollen. Ich müsste ihm nur einen Boten schicken. Verzeiht, aber das wird etwas Zeit brauchen, bis er eintreffen kann", beschrieb Pendalf seinen Plan. "Ist mir egal, was Ihr macht. Hauptsache, ich hab bald die Prinzessin hier. Also, ich verlass mich auf Euch", entgegnete Abahret. Bevor er das Lagerzelt von Pendalf verließ, drehte er sich noch ein letztes Mal um: "Enttäuscht mich nicht." "Rain, tuts sehr weh? Dein Bein?", fragte das Mädchen behutsam. Beide hatten sich im Wald versteckt, nachdem Rain Sill aus dem Lager in Bostef gerettet hatte. Sill kniete vor dem Jungen, der sich auf einer Lichtung an einen Baum gelehnt hatte. "Natürlich tuts noch weh...ich...", gab er etwas barsch zurück, doch zuckte kurz vor Schmerz, weil er sein Bein dabei bewegt hatte. *Wie kann ich ihm nur helfen? Das sieht echt furchtbar aus, diese Wunde*, ging es Sill durch den Kopf, *aber was könnte ich schon tun?* Sie betrachtete die blutende Wunde am rechten Bein, wo noch der Pfeil steckte, welches ihn getroffen hatte. Sie konnte den Schmerz, den Rain wohl empfinden musste, beinahe selbst spüren, sodass es ihr ein unangenehmes Gefühl im Bauch beschehrte. Diese Wunde, die Rain bekam, weil er ihr helfen wollte, verletzte sie schon beim Hinsehen. "S-Sill... komm her", keuchte der Junge. Sill neigte sich aufmerksam zu ihm. "Versuch...Zieh den Pfeil raus." "Eh? Ja! Okay!" Sie rückte sich in eine passende Position, umklammerte den Pfeil. "Rain, vielleicht ist es besser, wenn du dich an mir festhälst. Ich brauche Widerstand, um das Ding rausziehen zu können." Rain legte vorsichtig seine Arme um Sills Schultern. Sie spürte seinen heißen, schweren Atem am Ohr. Sie bekam unweigerlich einen wohligen Schauer auf dem Rücken. "Bereit?" Sie spürte ein schwaches Nicken von seinem Kopf. Sill packte den Pfeil noch mal fester und zog. Rain verkrampfte sich. Seine Hände griffen in den Stoff des Kleides, den Sill trug. Er ließ ein kaum merkliches Geräusch von sich hören. Sill zog noch weiter, da die Spitze noch nicht draußen war. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals und ihr war merkwürdig heiß. Die Spitze glitt nur langsam und schwerfällig durch das Fleisch. Die Widerhacken blieben stecken. Rain verkrampfte sich noch mehr. Sill hatte inzwischen Tränen in den Augen bekommen. Sie spürte den Schmerz fast im ganzen Körper. Den unerträglichen Schmerz Rains! Das Fleisch gab nach und das Metall glitschte plötzlich durch. Rain schrie vor Schmerz laut auf. Mit einem Ruck war der Pfeil aus dem Bein entwichen. Der Junge zitterte noch, doch sein Griff ließ langsam nach. Sill liefen die Tränen über die Wangen. So eine Anspannung war sie nicht gewöhnt. Körperlich, aber vor allem seelisch. Das Mädchen schluckte. " Es ist alles in Ordnung, das Ding ist raus" sagte sie leise, wobei sie ein kleines Schluchzen nicht verhindern konnte. Doch Rain rührte sich nicht. Nur sein Atmen war zu hören. Er war immer noch an Sill geklammert. So verharrten die Beiden einige Minuten lang absolut still. Sill spürte das Heben und Senken seines Brustkorbs, seinen Atem, seine starken Arme und die Hände auf ihrem Rücken. Ihr rannen weiter Tränen über das Gesicht, ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können. Sie hob ihre Hände von seinem Bein und ließ sie über Rains Rücken wandern, bis sie ihn ebenfalls festhielt. "Hörst du, Rain? Es ist wieder gut", begann sie erneut. Langsam hob sich der Junge von ihr. Sein Kopf war zur Brust geneigt. Seine Haare klebten an seinem schweißnassen Gesicht und verdeckten seine Augen. "G-Gut", brach er leise heraus. *Sein Bein blutet immernoch. Es muss verbunden werden, so schnell es geht*, überlegte Sill. Dann viel ihr plötzlich etwas ein. Sie drehte sich rasch um und wuselte scheinbar an ihrer Kleidung. Rain bemerkte das. * Will sie etwa das Kleid zerreißen, das ich ihr geschenkt habe?* "He, Sill! Du musst nicht...", wollte Rain sie aufhalten. Das Mädchen wandte sich wieder zu ihm. Sie hatte ein Stück zartrosanen Stoffes in der Hand. Rain starrte es wie gebannt an. "Was ist...das?", brachte er nur hervor. Sill versuchte sich daran, die Wunde damit zu verbinden. "Das ist noch von meinem Schlafhemd." " Schlaf...Hattest du das etwa die ganze Zeit drunter?", fragte er leicht ungläubig. "Ja, wieso nicht! Bei der Kälte kann etwas mehr Kleidung nicht schaden." Sill lächelte. " Ich mach doch nicht kaputt, was Rain mir geschenkt hat." Rain schaute sie an, sein Blick hatte einen warmen Ausdruck bekommen. "Danke für deine Hilfe...Danke!" gab er zurück. Doch Sill schüttelte ruhig den Kopf. "Ich muss dir danken. Weil du mich wieder gerettet hast. Ich sollte dir hundert-nein, tausend mal danken!" entgegnete sie. Sie verband das Bein zu Ende und machte eine Schleife zum Schluss. "O nein! Muss das sein?", regte sich Rain gespielt darüber auf, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Sill streckte ihm lachend die Zunge raus. Beide lachten. "Tuts noch sehr weh?", fragte das Mädchen. "Nein!", antwortete der Junge. "Gut, dann such ich jetzt etwas Holz zusammen, damit wir uns ein Feuer machen können!", wechselte sie das Thema, stand auf und machte sich auf den Weg. Rain blickte ihr noch lange nach. Es war erst später Nachmittag, doch die Sonne war bereits untergegangen, und das einzige Licht weit und breit, war die knisternde Flamme des Lagerfeuers, den Sill nach qualvollen 3 Stunden endlich entfacht hatte. Rain hatte ihr zwar einige Anweisungen gegeben, doch so leicht wollte es doch nicht klappen. Er hatte sich vom Schmerz erholt, sodass er die Missgeschicke Sills lautkals kommentieren konnte. Schließlich drehte sich das Mädchen vor Wut so schnell zu ihm um, dass ihr ein alter Stock aus der Hand glitt und mit voller Wucht an Rains Stirn schleuderte. Folglich musste auch diese Verletzung behandelt werden...Nach langer Arbeit saßen sie dann doch am Feuer. Die Pferde waren mit etwas Abstand an einem Baum angebunden. Doch etwas fehlte... "Wir haben nichts zu Essen!", rief Sill leicht aufgebracht. Sie hatte seit fast zwei Tagen nichts mehr in den Magen bekommen, was dieser laut von sich gab. Rain blieb sachlich nüchtern. "Tja, wir hatten eben keine Gelegenheit, was aus dem Lager mitzunehmen. Das ist eben Pech. Heute gibts nichts zu Essen." Sill klappte die Kinnlade runter, schaute ihn entgeistert an. *Nichts zu Essen? Das gibts doch nicht! Da gehen wir ja drauf! NEIN!!!* Auf einmal fiel ihr etwas ein. *Das, was die Männer im Lager gesagt haben. Was hat das zu bedeuten? Sie sprachen von einem Geheimnis meiner Vorfahren...Aber woher wissen sie überhaupt davon? Nicht einmal ich wusste, dass es eines gibt...* Das Mädchen neigte den Kopf nachdenklich nach unten. Sie kauerte in Abstand von Rain am Feuer. Er bemerkte ihre Abwesenheit. "Worüber denkst du nach? Sill", unterbrach er die Stille. Sie drehte sich zu ihm. Ihre Augen reflektierten den Schein der Flammen. "Es ist nur...Diese Männer im Zelt heute Morgen, sie sprachen von einem Geheimnis mei...der Königsfamilie. Aber was mich wundert, ist, dass sie überhaupt davon wussten", erzählte Sill. Rain blickte sie aufmerksam an. Seine Augen waren auf das Mädchen gerichtet, als wollte er kein Wort und keine Bewegung verpassen. "Und du? Weißt du das Geheimnis?", fragte er ruhig. Sie schaute ihn an. *Warum will er das denn wissen?* Sie schüttelte langsam den Kopf. "Hmm, ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung, was für ein Geheimnis gemeint ist. Vielleicht hab ich das auch einfach nur vergessen..." Rain sah sie noch einige Sekunden an, dann lehnte er sich zurück an den Baum, um sich auszuruhen. Sill legte sich auf den Boden, wo es scheinbar nicht ganz so hart war. Der Himmel hatte sich seit dem Mittag etwas aufgelockert und nun ließen Wolken, die über den Himmel zogen, gelegentlich Sterne und den Mond sich zeigen. Die Temperaturen waren noch weiter gesunken... Rain öffnete kurz die Augen. Er drehte den Kopf etwas und blickte zu Sill hinüber. Das Mädchen lag zusammengerollt fröstelnd auf der kalten Erde. "Sill!", rief er ihr kurz zu. "Hmm?" Sie wendete sich zu ihm. "Komm her", er winkte sie mit den Fingern zu sich. Sill kam ahnungslos und leicht verdutzt näher. Plötzlich griff Rain ihren ihren Arm, sodass sie fast auf ihn gekippt wäre.*W-was? Was hat er vor?* Er setzte sie sich auf das linke, gesunde Bein, legte seinen Arm um ihre Schultern und bedeckte sich Beide mit seinem Umhang. Sill hörte ihr Herz bis zum Hals schlagen. Diese Nähe zu ihm war irgendwie überwältigend. Vor allem, weil es Rain absolut nichts auszumachen schien, ein fremdes Mädchen auf dem Schoß zu haben...Sill rührte sich zuerst kein Stück, doch bald hatte die angenehme Wärme sie ganz eingenommen. Sie spürte Rains Atem auf ihrem Haar, seinen Geruch auf der Kleidung um sie herum... Ohne es zu merken war sie eingeschlafen...Rain schaute sie dabei die ganze Zeit an, seine linke Hand wanderte von ihrer Schulter zu ihrem Kopf und er strich ihr sanft über ihre hellbeigene Stirnfransen. Er lächelte, *Bald wird es vorbei sein...* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)