Out of control von Tattoo (Miya x Satochi) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- ~2~ Die ungewohnte Kälte um ihn herum ließ Satochi sehr früh wieder erwachen, die Sonne ging gerade erst auf. Daher drehte er sich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen, aber das Bett war ohne Miya so schrecklich groß und leer, dass der Drummer sich schließlich geschlagen gab und aufstand. Wenn er nun schon mal wach war... Auf Zehenspitzen huschte er in das halbdunkle Wohnzimmer und lächelte bei dem Anblick, der sich ihm dort bot. Miya hatte seine Bettdecke als eine Art Satochi-Ersatz zusammengerollt und umklammerte sie mit beiden Armen. Er sah ganz friedlich aus, wie ein kleiner Engel, und nur seine aufgesprungene Unterlippe und die Tatsache, dass er jetzt hier auf der Couch lag und nicht in ihrem gemeinsamen Bett, erinnerten daran dass er sich noch vor wenigen Stunden alles andere als engelsgleich verhalten hatte. Aber das lag in der Vergangenheit, im Hier und Jetzt zählte für Satochi nur, dass er sich nach der Nähe und Wärme seines Freundes sehnte. Und so entzog er ihm langsam die Decke, woraufhin Miya leicht die Stirn runzelte, und legte sich dann an ihrer Stelle neben den Gitarristen. Dessen Stirn glättete sich sofort wieder und er schlang seine Arme um den Oberkörper des echten Satochi. "Morgen..." brummte er verschlafen, ließ seine Augen aber noch geschlossen. "Morgen. Gut geschlafen?" kam es von dem Jüngeren, der sich mit einem Arm auf der Couch abstützte und mit der Hand des anderen kleine Schlangenlinien auf Miya's nackten Bauch malte. Es war Sommer, da schliefen sie beide nur in Shorts. "Von wegen gut geschlafen. Die Couch ist total unbequem." beschwerte sich der Leader grummelnd, und mit einem Grinsen, das Miya allerdings nicht sah, entgegnete Satochi "Wenigstens ist sie schön breit. Und tröste dich, wir haben beide gelitten." Etwas leiser und nicht mehr grinsend fügte er hinzu "Ich hab dich vermisst..." Da schlug der andere blinzelnd die Augen auf und sah ihn endlich an. "Hättest mich ja nicht rausschmeißen müssen." Eine Weile schauten sie sich nur tief in die Augen und sagten kein einziges Wort, dann beugte Satochi sich zu Miya hinunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. "Lass uns das von gestern Nacht nachholen." hauchte er leise gegen den leicht geöffneten Mund des anderen und versiegelte ihn sogleich wieder mit seinem eigenen. Der Gitarrist schloss die Augen und erwiderte den Kuss, ließ dabei seine Hand langsam über die warme Haut von Satochi's Rücken gleiten. Sofort schmiegte dieser sich noch enger an seinen Freund, und während ihre Zungen miteinander spielten, wanderte Miya's freie Hand zwischen die Beine des Jüngeren und begann ihn durch den Stoff seiner Shorts zu massieren. Satoshi stöhnte bei der intimen Berührung heiß in ihren Kuss hinein und unterbrach ihn schließlich, um sein Gesicht in der Halsbeuge des Gitarristen zu vergraben. Dies nutzte Miya sofort aus, drückte Satochi sanft nach hinten und ließ sich von ihm mitziehen, sodass er nun oben lag. Er wusste genau was sein Freund jetzt brauchte, die Lust und Ungeduld war mehr als deutlich in den dunklen Augen des Drummers zu erkennen. Kein Kuscheln. Kein Vorspiel. Nur Sex. Und Miya wäre es nicht im Traum eingefallen, Satochi die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu verweigern. **** Eine Stunde und etliche Höhepunkte später lagen die beiden völlig erschöpft nebeneinander auf dem Boden (die Couch hatte ihrer Phantasie schon bald nicht mehr genug Spielraum geboten) und versuchten wieder Herr ihrer Atmung zu werden. "Also ganz ehrlich, Miya..." keuchte Satochi, den Blick weiterhin starr auf die Zimmerdecke gerichtet, "wir müssen die Probe heute... wirklich ausfallen lassen... Ich kann mich unter... gar keinen Umständen... irgendwo hinsetzen... und das ist ganz allein... deine Schuld." Ein kurzes Lachen fand seinen Weg durch die schnellen Atemzüge des Gitarristen. "Soll das etwa heißen... dass du keine Lust... auf eine neue Runde hast?" Er drehte den Kopf zur Seite und sah seinen Freund neugierig an, welcher nun ebenfalls zu ihm hinüberschielte und einen Schmollmund zog. "Das hab ich... nicht gesagt..." Grinsend zog Miya den verschwitzten Körper neben sich mit letzter Kraft in seine Arme und wartete noch einen Augenblick, bis er wieder ohne längere Atempausen sprechen konnte. "Na gut, du hast mich schon überredet. Dann eben keine Probe. Yukke und Tatsurou werden sich freuen, es würde mich jedenfalls nicht wundern wenn die beiden heute mit einem ziemlich heftigen Kater aufwachen. Wahrscheinlich wären sie sowieso zu nichts zu gebrauchen." Damit zwinkerte er dem Drummer zu und Satochi lächelte selig. Aber seine Freude war nur von kurzer Dauer, dann verschwand das Lächeln langsam wieder und er starrte Miya nachdenklich an. Dieser blinzelte überrascht und der prüfende Blick wurde ihm schnell unangenehm. "Was hast du? Ist was nicht in Ordnung?" "Ich weiß es nicht... aber ich hoffe sehr, dass alles in Ordnung ist und du auch wirklich einsiehst, dass du nicht den geringsten Grund zur Eifersucht hast." Satochi sah Miya eindringlich in die Augen während sein Zeigefinger über die Stirn, Schläfe, Wange und schließlich den Mund des Gitarristen glitt, der einen kleinen Kuss auf die Fingerspitze hauchte. "Miya, ich liebe dich, und ich weiß nicht wie oft ich es noch sagen muss bis du mir endlich glaubst. Ich weiß nur dass es nie einen anderen für mich geben wird-" bei diesen Worten drückte er seine Lippen sanft gegen die des Älteren, lehnte sich danach wieder zurück und schaute ihn nun beinahe flehend an, "also vertrau mir bitte und lass dich wegen mir nicht mehr provozieren. Sonst verlierst du mich." Und Miya wusste in diesem Moment ganz genau, dass das keine leere Drohung war. Ja, eine Drohung. Als genau das fasste er Satochi's Worte auf. Nicht als verzweifelten Appell an seine Vernunft oder sein Herz, sondern als die klare Ansage 'Wenn du nicht tust was ich dir sage, dann war's das mit uns.' Denn so genial und rational der Gitarrist bei allen Dingen, die ihre Band und die Musik betrafen, auch war, in Beziehungsangelegenheiten wurde er sehr schnell unsicher und misstrauisch. Und sein nun erwachtes paranoides Ich konnte nicht anders als sich vorzustellen, was noch alles hinter dieser Drohung stecken könnte. 'Vielleicht will er mich so dazu bringen, unvorsichtig zu werden und ihn nicht ständig im Auge zu behalten, damit er sich dann ungestört mit anderen Kerlen vergnügen kann... und ich könnte nicht mal etwas sagen, weil er es gleich abstreiten und mit mir Schluss machen würde.' Miya kniff die Augen zusammen und versuchte, diese abscheulichen Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen, dann öffnete er sie wieder, sah in das besorgte Gesicht seine Freundes und nickte. "Ich vertraue dir." Das war das einzige was er – auch wenn es leider nicht ganz der Wahrheit entsprach - in diesem Moment erwidern konnte, und um seine Worte zu bekräftigen gab er Satochi einen Kuss auf den Mund und anschließend noch einen auf die Stirn. Ein 'Ich liebe dich auch' war nicht nötig, denn sie wussten beide ganz genau was Miya für den Drummer empfand. Dieser kuschelte sich lächelnd in die Arme seines Freundes und spürte erleichtert, wie eine tonnenschwere Last von seinem Herzen abfiel, doch ohne es zu ahnen hatte er sie nun Miya aufgebürdet. Und wie lange der Gitarrist damit leben konnte, würde sich noch herausstellen. **** Drei Wochen. So lange ging alles gut. Die vier Musiker hatten vor einigen Tagen mit den Aufnahmen für das neue Album 'Homura Uta' begonnen und verbrachten die meiste Zeit gemeinsam im Studio. Alle waren hochmotiviert, besonders Miya konnte sich vor lauter neuen Ideen mal wieder kaum retten, aber auch Tatsurou, Yukke und Satochi brachten sich voll ein. Es war phantastisch mitanzusehen, wie hervorragend sie zusammenarbeiteten und dabei auch noch großen Spaß hatten, und ihr Manager lobte sie bei den Bossen der Plattenfirma in den höchsten Tönen. Ja, alles lief bestens für die junge Band, und Satochi, der damals beim Songwriting für ihr Debütalbum noch immer Miya um Hilfe gebeten hatte, steuerte mit 'Mae e' sein erstes eigenes Werk bei. Vor lauter Stolz lud er seine Kollegen an dem Abend, an dem sie den Song fertig eingespielt hatten, auf ein paar Drinks in ihre Stammkneipe ein, was natürlich besonders bei Tatsurou und Yukke Begeisterungsstürme auslöste, obwohl sie erst einen Tag zuvor an Miya's 23. Geburtstag ordentlich einen über den Drust getrunken hatten. Dass jeder von ihnen Satochi's Einladung schon wenige Stunden später bitter bereuen würde, konnten sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen... "Echt schade dass das Sumida-gawa Hanabi Taikai wegen dem Regen ausfällt. Es hätte heute richtig gut gepasst." seufzte Yukke und nahm einen Schluck von seinem Bier. Er liebte die riesigen Feuerwerke in Tokyo, seit sie in die Hauptstadt gezogen waren versuchte er jedes mitzuerleben, und wenn es mal nicht klappte sah er immer aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Er hatte sich sogar extra eine ziemlich teure Kamera geleistet, um die eindrucksvollen Blumen, Sterne, Silberschweife und was es sonst noch alles gab, festzuhalten. Doch daraus würde heute nichts werden, sehr zum Unmut des jungen Bassisten. "Nimm's nicht so schwer, Yukke. In einer Woche findet doch schon das Itabashi Hanabi Taikai statt, und ich glaube kaum dass du so viel Pech hast und es an dem Tag auch regnet." versuchte Miya seinen Freund aufzumuntern und dieser nickte ihm dankbar lächelnd zu. "Hast ja Recht… Aber dann musst du mir auch versprechen, uns an dem Tag nicht zu lange im Studio festzuhalten, damit ich es nicht verpasse!" Bei diesen Worten strahlte der Sänger neben ihm in freudiger Erwartung eines frühen Feierabends, doch ihr Leader machte ihm schnell einen Strich durch die Rechnung. "Geht klar, du kommst rechtzeitig weg. Dann darf Tatsurou eben ein bisschen länger bleiben und an seinen Aufnahmen arbeiten." verkündete er grinsend und der Größte der vierköpfigen Truppe verzog mürrisch das Gesicht. "Wie schön für mich…" Von ihm unbemerkt zwinkerte Miya Yukke unauffällig zu als Zeichen dafür, dass er das nur gesagt hatte um Tatsurou zu ärgern, und der Bassist presste die Lippen aufeinander und verkniff sich mühsam ein Kichern. Zufrieden mit seiner Aufheiterungsaktion lehnte Miya sich zurück, griff nach seiner eigenen halbvollen Bierflasche und leerte sie in wenigen Zügen. "Na endlich, ich dachte schon du willst dich den ganzen Abend an der einen Flasche festhalten." ertönte es da erleichtert neben ihm und eine Sekunde später klebte ein mit Bettelblick augerüsteter Drummer an seinem Arm. "Und jetzt wirst du dir doch bestimmt eine neue besorgen, und wie es der Zufall so will sitze ich auch schon seit einer Weile auf dem Trockenen, also wenn du so lieb wärst und mir auch gleich ein Bier mitbringen würdest…" Große dunkle Augen starrten ihn bittend an, doch Miya blieb einfach still und wartete. Zwei Sekunden. Fünf Sekunden. Zehn Sekunden. Dann endlich lehnte Satochi sich vor und gab ihm einen Kuss auf den Mund, den Miya gleich darauf zu einem Schmunzeln verzog. "Das hat ja ganz schön lange gedauert." Mit diesen Worten stand er von der Sitzbank auf, bekam als Starthilfe noch einen kleinen Klaps auf den Hintern und marschierte dann gutgelaunt hinter zur Bar, um sich und seinen Freund mit Nachschub zu versorgen. Als er weg war beugte Tatsurou sich zu Satochi und piekte ihn in die Schulter. "Sag mal, wer hat dich eigentlich heute nachmittag im Studio angerufen und so ewig lange zugelabert? Du sahst ziemlich genervt aus." Der Drummer verdrehte bei der Erinnerung daran die Augen. "Ach, das war nur meine Schwester. Sie hat mal wieder Stress mit ihrem Freund, und in solchen Fällen muss ich immer als Kummerkasten herhalten. Das Mädel will einfach nicht zugeben dass sie den Kerl im Grunde abgöttisch liebt und bei einem Antrag ohne zu Zögern heiraten würde, stattdessen erfindet sie ständig schlechte Eigenschaften, die er gar nicht hat." Verwundert blinzelten seine beiden Gegenüber ihn an. "Echt? Und was sagt sie dann so über ihn?" wollte Yukke wissen und Satochi überlegte kurz. "Also wenn ich es mir richtig gemerkt habe, meinte sie heute-" Und der Preis für das schlechteste Timing aller Zeiten geht an… Miya! Denn in genau diesem Augenblick kam der Gitarrist wieder in Hörweite seiner Bandkollegen und bekam leider alles, was der Drummer nun zitierte, mit. "Ich halte es nicht mehr aus mit diesem Idioten!" Diese Worte aus Satochi's Mund reichten schon, um ihn wie angewurzelt stehen bleiben zu lassen. Wegen der dünnen Holzwand, die die nebeneinander liegenden Sitzecken voneinander trennte, sah er die drei nicht, genauso wenig wie sie ihn, aber hören konnte er Satochi dafür sehr gut. "Er ist total langweilig und selbstverliebt, keine Ahnung was ich mal so toll an ihm fand." Es fühlte sich an als würde ihm jemand ein Messer ins Herz rammen, immer wieder und wieder und wieder. War das Satochi's Ernst? "Ich kenne niemanden der so arrogant, egoistisch und unsensibel ist wie er!" Offenbar war es tatsächlich sein Ernst. Der Gitarrist konnte einfach nicht fassen wie übel sein Freund hinter seinem Rücken über ihn herzog. "Und außerdem ist er eine Niete im Bett." Diese Worte wirkten wie der finale Hammerschlag auf seinen Kopf, alles drehte sich und Miya hatte das plötzliche Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Hier stand er nun, wenige Meter von seinen Freunden entfernt, mit zwei Bierflaschen in der Hand, umgeben von fremden Menschen die sich an ihm vorbeischlängelten und ihn dabei mit bösen Blicken straften, weil er ihnen im Weg stand. Aber er bemerkte sie nicht. Er musste sich setzen. Aber nicht zu den anderen. Es dauerte einen Augenblick bis er fähig war, seine Füße wieder in Bewegung zu setzen, und sie trugen ihn geradewegs zurück zur Bar, wo er sich schwer auf einen Hocker fallen ließ und die beiden Flaschen auf dem Tresen abstellte. 'Scheiße…' war alles was ihm im Moment einfiel, denn es drückte einfach am passendsten aus wie er sich gerade fühlte. Der Barkeeper, verwundert darüber dass der Typ von eben die Flaschen wieder herbrachte, kam auf Miya zu und sah ihn neugierig an. "Was vergessen, oder ist was mit dem Bier nicht in Ordnung?" Wie in Zeitlupe hob der Angesprochene langsam den Kopf und starrte ihn zunächst nur schweigend an, schließlich murmelte er "Ich brauch jetzt was Stärkeres." und der andere wusste sofort Bescheid. Es bedurfte auch keiner jahrelangen Erfahrung um zu erkennen, dass der junge Mann vor ihm die Absicht hatte, seinen Frust in hochprozentigem Alkohol zu ertränken. Wie so viele, die herkamen. Nicht sein Problem. "Was soll's denn sein?" fragte er daher ganz nüchtern und wartete geduldig, bis Miya sich entschieden hatte. Dem Gitarristen schwirrten tausend verworrene Gedanken im Kopf herum, sodass er mit dieser einfachen Frage zuerst etwas überfordert war und eine Weile brauchte, bis endlich "Wodka" über seine Lippen kam. "Kommt sofort." hörte er die tiefe Stimme des Barkeepers, nickte dankbar und schloss die Augen. Kurz darauf machte seine Stirn es sich auf seinem Unterarm, den er auf den Tresen gelegt hatte, bequem und er sah erst wieder hoch, als ein Glas neben ihm abgestellt wurde. Verwirrt hob Miya eine Augenbraue. War das da tatsächlich ein Cocktailschirmchen in seinem Wodka? Er stupste das pinkfarbene Ding ungläubig mit einem Finger an, aber es verschwand nicht, also war es anscheinend wirklich und wahrhaftig da. Was sollte das denn? Er wollte den Barkeeper fragen, aber dieser stand im Moment am anderen Ende des Tresens und war beschäftigt, also blickte er wieder hinunter auf das Schirmchen. Und als es ihm langsam dämmerte, da konnte der Gitarrist nicht anders als seinen Kopf in eine Hand zu stützen und zu lachen. Es war ein Witz. Genau wie er selbst. Nein, eigentlich doch nicht. Er war kein Witz, er war ein Idiot. Und ein selbstverliebter Langweiler. Was noch? … Ach ja, ein arroganter und unsensibler Egoist. Und natürlich eine Niete im Bett. Hatte er etwas vergessen? Vielleicht sollte er hinübergehen und Satochi fragen, der würde ihn bestimmt liebend gern daran erinnern, an welchen guten Eigenschaften es Miya noch mangelte. 'Aber wann zum Teufel hab ich mich denn bitteschön so sehr verändert? Warum hält er mich für arrogant und unsensibel? Was hab ich denn getan? Und warum sagt er es mir nicht ins Gesicht sondern lässt sich stattdessen vor anderen über mich aus? Das passt überhaupt nicht zu ihm...' Es nützte nichts, sein verzweifeltes Grübeln brachte ihn zu keinem Ergebnis. Nur zu dem Entschluss, dass er Satochi, sobald sie zuhause waren, damit konfrontieren würde. Eine peinliche Szene hier vor allen Leuten musste ja nicht unbedingt sein. Und das wiederum bedeutete, dass er den Rest des Abends so tun musste, als wäre alles in bester Ordnung und als wüsste er von nichts. 'Scheiße…' kam es Miya abermals in den Sinn, 'wie soll ich das denn bloß machen? Ich kann ihm und Yukke und Tatsurou doch gar nicht mehr ins Gesicht sehen!' Da fiel ihm ein dass das Glas auf dem Tresen noch unangerührt war, und mit einem leisen Seufzen griff er danach und kippte den Wodka auf Ex hinunter. Das leichte Brennen in seiner Kehle tat gut, ebenso wie die Wärme die sich gleich darauf in seinem Magen ausbreitete. Eine willkommene Ablenkung von den Kopfschmerzen, die er vor zwei Minuten bekommen hatte. Am liebsten hätte er sich gleich noch einen Wodka bestellt, diesmal auf Wunsch mit einem roten Schirmchen, aber es wäre dann doch etwas auffällig, wenn er zu den anderen zurückschwanken würde. Er durfte sich ja schließlich nichts anmerken lassen. 'Nein nein, wir wollen doch niemandem den Abend verderben...' dachte Miya zynisch, versuchte die plötzlich aufkommende Wut zu unterdrücken und erhob sich endlich. Und mit den Bierflaschen in der Hand machte er sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf den Weg zu den anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)