Mythna von Jeanne-Kamikaze- (Das Erwachen einer neuen Zeit) ================================================================================ Kapitel 20: Der Raizon ---------------------- 20. Kapitel: Melanie und Canzor Der Raizon Ein Sturm zog auf. Dunkle Wolken verschluckten jegliches Tageslicht. Alles lag in einem dunklen Schatten verborgen, als duckte es sich zum Angriff. Ein kräftiger Flügelschlag von dem Elementdrachen durchtrennte die wild tobenden Luftströme. Der schlanke, aber kräftige Körper wurde vom Wind hin und her geworfen und überschlug sich des Öfteren, wenn ihn eine Böe packte und ihn auf dem Rücken warf. Canzors Kräfte waren fast komplett aufgebraucht, doch er musste durchhalten. Die Sorgen um seine Freundin waren viel zu groß, er durfte nicht aufgeben. Unter den weißen Schuppen erstreckte sich ein flaches Tal, von Felsen und Bergen umschlossen. Ein dichter Wald, der von oben wie ein Teppich wirkte, floss unter dem Drachen daher und östlich davon lag ein dunkelblauer See, der leichte Wellen schlug. Dieser See war für die unvorhersehbaren Windstöße verantwortlich. Die schwefelgelben Augen von Canzor glitten über den Wald und versuchten die Shurana zu finden. Melanie fiel fast zu Boden, so schnell zog Axel sie hinter sich her. Der Boden unter ihren Füßen war weich und schlammig, sodass er kaum Halt gab. Das Laub und Geäst knackten laut, wenn sie auf sie trat, doch Axel machte kein einziges Geräusch. Schon sehr eigenartig. Leise war er ja schon immer gewesen, aber das war schlicht ungewöhnlich. Sie hob skeptisch die Augenbrauen und verlangsamte ihr Tempo. Der rothaarige Junge blieb verwundert stehen und drehte sich um. Für einen kurzen Moment schienen die Umrisse wie bei einem Schemen zu flackern. Melanie stutzte und kniff die Augen zusammen. Hatte sich das nur eingebildet? „Was hast du?“, fragte der Junge, den sie so sehr liebte, mit samtiger Stimme. Es war dunkel und nur ein leichter, feuriger Schein fiel durch das Laub und tauche den Wald in eine romantische Stimmung. „Was ist los mit dir?“, beantwortete sie seine Frage mit einer Gegenfrage. Verwundert blickte Axel sie an und legte den Kopf schief. Sein Mantel bauschte sich um seine Beine und ein Vogel flog vor ihm davon. Aber es wehte doch gar kein Wind. Das ungute Gefühl, was in Melanie pochte, seit sie mit ihm davon gegangen war, wurde immer stärker. Ihre Intuition sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte und zwar gar nicht. Dennoch freute sich ihr Herz so sehr, dass sie dieses Gefühl ignorierte, obwohl ihr Verstand misstrauisch blieb. Ein bisschen näher trat der Shinsara an sie heran, doch Melanie rührte sich nicht. „Antworte mir!“, sagte sie nun etwas barscher. „Was meinst du überhaupt? Ich verstehe dich nicht!“ Die Verwirrung war Axel deutlich anzusehen. Seine smaragdgrünen Augen waren groß, die geschwungenen Augenbrauen gehoben, aber da war etwas, was in diesem Gesicht fehlte. Melanie betrachtete ihn genau und dann entdeckte sie es. Wenn Axel wirklich die ganze Zeit im Kerker von Dragos geschmort hatte, wieso war dann seine Haut wie immer makellos? Wo waren die Wunden? Wo der Dreck? Wieso trug er noch seine alten Klamotten? Wieso waren sie sauber und ohne jegliche Risse oder Ähnliches. Das ergab doch keinen Sinn. Was für ein Spiel wurde hier gespielt? Das musste sie nun geschickt herausfinden. Auch wenn ihr Verstand nun diese Erkenntnis gewonnen hatte, so wollte sie sie nicht wahrhaben. Es war, als zwinge ein Zauber oder Fluch die junge Frau zu glauben, dass das Wesen vor ihr, ihr geliebter Axel war. „Ach nichts...“ Gab ihr Verstand nach und sie sah zu Boden. Immer weiter liefen die Zwei durch den Wald und so allmählich gewöhnten sich die hellgrünen Augen endlich an die Lichtverhältnisse. Der Boden unter ihr war von einer leichten Laubschicht der hereinkommenden Padra verzogen. Es war wie ein bunter Teppich. Dennoch war es viel zu still in diesem abgelegen Wald, abgeschirmt von allem um ihr herum. Keine Tiere waren zu sehen und selbst kein Lüftchen wehte. Nun blieb Axel stehen und reckte den Kopf zum Himmel. Das schwache Licht, welches es durch die dichte Laubpracht schaffte, ließ Axels Haar ganz besonders flimmern. Seine Augen waren geschlossen und eine Hand ruhte an seiner Hüfte. Das sah nun doch nach Axel aus. Melanies Blick wurde ganz verträumt. Wie schön ihr Freund doch war. Diese schlanke, aber muskulöse Figur, das schöne, schmale Gesicht, welches schon fast einem Elfen glich. Sie seufzte. Nun drehte Axel den Kopf und sah sie nun aus weißen Augen an. Dann ging alles so schnell, dass Melanie nicht mal mehr Zeit zum Atmen blieb. Die straffen Muskeln in dem Körper des Jungen strafften sich, er wirbelte herum, stürzte sich auf sie und warf sie zu Boden. Mit harter Wucht knallte Melanie auf eine Wurzel. Für einen kurzen Moment wurde alles schwarz und die Luft blieb aus. Ihr Herz schien gegen den Brustkorb zu fliegen. Dann lag Axel auf ihr und sah sie mit einen seltsamen Blick an, den das schwarzhaarige Mädchen noch nie an ihm gesehen hatte. Ihr Herz raste plötzlich schneller, sie wurde rot und ihr Atem wurde flach. Was ging nur vor in ihrem Körper? Die großen Hände des Rothaarigen machten sich an der Kleidung des Mädchen zu schaffen und begannen sie zu öffnen, während er ihren Hals begierig leckte. Melanie wusste nicht, wie ihr geschah, aber sie musste stöhnen und war ganz in Axels Gewalt. Der Sturm wurde immer schlimmer. Mittlerweile hatte Canzor erkannt, dass dieser Sturm nicht natürlichen Ursprungs war, dafür kamen die Luftstöße zu gezielt. Jedes Mal trafen sie ihn genauso, dass es ihn aus der Bahn warf. Also hatte der weiße Drache beschlossen, dass er besser auf einer Klippen landen sollte. Nun strebte er die nächste Erhöhnung an, spannte seine Schwingen und landete auf ihr. Ein Raizon war aufgetaucht. Die rubinroten, dämonisch blitzenden Augen durchsuchten Canzor. Dieser schluckte heftig und verlor für einen kurzen Moment die Fassung. Eine scharfe Klinge aus Wind zersprengte ein paar von Canzors Schuppen und der Drache kniff die Augen zusammen. Ein brennender Schmerz durchflutete den Körper des Elementardrachen. „Eindringling!“, zischte der Bote des Donners drohend. Der mächtige Körper der gelben Schlange schien den gesamten Himmel zu bedecken. Überall, egal, wo man hinsah, man sah den sich schlängelnden Körper. Die Donnerschlange öffnete ihr Maul und spie eine gigantische Druckwelle aus. Der Felsen unter den scharfen Klauen von Canzor zersprang und der Drache wurde unkontrollierbar nach hinten geschleudert. Rasend schnell wirbelte er vertikal und horizontal um die eigene Achse und knallte mit dem Rücken gegen einen Felsen. Es donnerte laut, als er gegen die Felsen schlug und Gesteinsbrocken fielen hinab. Wie starr vom Aufprall hing der weiße Drache in der Luft und stieß ein schmerzerfülltes Brüllen aus. Er fiel gen Boden und konnte sich gerade noch fangen, bevor er auf einen spitzen Felsen aufgespießt endete. Mit kräftigen Schlägen trugen die Schwingen den schweren Körper wieder nach oben. Canzors Körper ging hoch und runter und er sah den Raizon starr in die Augen. Dass sein linker Flügel schmerzte, überspielte er. Er durfte keine Schwäche zeigen, sonst würde der Raizon ihn zerfleischen. Dieser Kampf musste zu seinen Gunsten enden, sonst würde mit Melanie etwas Furchtbares passieren und sie trug immerhin die Hoffnung von ganz Mythna auf ihren Schultern. Nein! Verlieren war unmöglich. Er musste einfach gewinnen! Er muss! Doch er war sich seiner Sache nicht so sicher. Würde er in seinem Zustand überhaupt eine Chance haben? Nein! So durfte er erst gar nicht denken! Das würde nur alles verderben. Noch einmal kurz schüttelte Canzor seinen Kopf, damit die Benommenheit endlich aus seinem Gedanken verschwand und er wieder klar denken konnte. Dann hatte er sich gefangen und sah zum von schwarzen Gewitterwolken überladenen Himmel. Es schien, als würde sich jede einzelne Wolke, die sich hier weit und breit befand, nun hinter Raizon sammeln und von diesem zu einer Gewitterwolke verwandelt werden. Eine große Front befand sich bereits zur Verteidigung hinter der Donnerschlange. Schlagartig wurde die Luft kälter und der Wind forscher. Nun bekam einer der letzten Drachen auf Mythna arge Probleme sich in der Luft halbwegs ordentlich zu halten. „Das ist mein Gebiet! Dies ist das heilige Reich des Donners. Wer wagt es dort einzudringen?“, schrie der Raizon wutentbrannt. Seine Stimme jagte durch die Schluchten und zertrümmerte die Felsen. Der Elementardrache kniff die Augen zusammen und versuchte das Schmerzen in seinem Hörsinn zu ignorieren, doch es betäubte seinen Gleichgewichtssinn und so konnte er einer weiteren Sturmböe nicht mehr ausweichen. Erneut schlug der weiße Schuppenkörper gegen eine Felswand. Das Geröll löste sich von dem Gebirge und stürzte in die unendlich erscheinende Schlucht und verschwand im ewigen Nichts. Diesmal konnte der Elementdrache sich schneller aufrappeln. Mit einer eleganten Bewegung, soweit sein ausgebrannter Körper es zuließ, landete er aus einem Felsvorsprung und hob den Kopf stolz in die Luft und ließ ein majestätisches, wild klingendes Grollen hören. Der Schall verbreitete sich überall, floh durch die Spalten zwischen den Gebirgsketten und erfüllte das gesamte Tal, sodass die Geschöpfe überall innehielten und in verschiedene Richtungen blickten, da es aus jeder Ecke zukommen schien. Mit stolzer Erhabenheit blickte der Drache seinen Gegner abschätzig an. Ein wildes Feuer brannte in seinen Augen und schüchterte den Boten des Donners damit ein. Der Raizon erstarrte und war verängstigt. Er fragte sich offensichtlich, wer dieses Wesen war. Der endloslange Schlangenleib hielt inne. Das war Canzors Chance und wahrscheinlich auch seine Letzte. Der Raizon war mächtig, zweifellos eines der mächtigsten Drachenwesen, doch normalerweise war Canzor wesentlich mächtiger und ihm überlegen, aber der Drache hatte fast seine gesamte Kraft bei ihren Forschungsreisen verbraucht. Nun befand er sich in einer wahrhaftig schlechten Position in diesem Kampf. Also musste er seine Chance nutzen und alles auf eine Karte setzen. Er nutzte die plötzliche Windstille um schnell auf die Donnerschlange zuzufliegen. Der Drache war kleiner und somit schneller und wendiger. Gekonnt wich er den Hindernissen des Gebirges aus. Nun war der Leib der Schlange direkt vor ihm und Canzor landete auf ihm. Verwundert wandte sich der Raizon ihm zu, doch Canzor ließ ihm keine Zeit darüber nachzudenken, was er vorhatte. So würde dieser nur kontern! Ausgeschlossen. Ruckartig stieß der weiße Drache seine Klauen in den weichen Bauch der Schlange und verbiss sich in dem Körper. Kurze Zeit reagierte der Herrscher des heiligen Donnerreiches nicht, doch dann schrie er schmerzerfüllt auf und versuchte den lästigen Drachen loszuwerden. Canzor hingegen ließ nicht locker. Er war wild entschlossen diesen Kampf zu gewinnen, egal um welchen Preis. Der Schwachpunkt war, wie bei fast allen Arten der Familie der Drachen, der weiche Bauch. Noch tiefer schlug er seine Krallen in den weichen Bauch, aus dem nun das warme Blut floss und seine Klauen befleckten. Der lange Schwanz des Boten des Donners schlug immer wieder verzweifelt auf Canzors Schädel nieder. Dieser ließ jedoch nicht los, sonder hielt sich eisern auf den sich windenden Körper fest. Sein Kopf schmerzte und er hatte das Gefühl, dass er gleich zerbrechen würde und er konnte kaum denken, dennoch hielt er sich tapfer fest. Der Raizon legte nun aber noch mehr Kraft in seine Schläge, sodass Canzor qualvoll aufschrie. Dies nutzte die Donnerschlange um sich einmal um 180° zu drehen. Die Schwerkraft wurde zu stark für den Luftdrachen und so musste er notgedrungen loslassen. Nun standen sich die beiden Kontrahenten gegenüber. Misstrauisch beäugten sie einander und wartete darauf, dass einer den ersten Zug machte. Die Luft war von hitziger Spannung erfüllt und Blitze durchschnitten sie. Sekunden, die wie Minuten für beide erschienen, vergingen, wo die beiden sich nur beobachteten und umkreisen. Beide keuchten schwer vor Anstrengung. Der Raizon blutete aus zwei tiefen Wunden am Bauch und Canzors verloren gegangen Schuppen boten ein gutes Ziel. Die Flügel des Luftdrachen wurden immer schwerer. Er fühlte sich unendlich müde...und doch wurde er immer nervöser. Ihm lief die Zeit davon, dennoch wurde ihm kein Fehler passieren, sonst bedeutete das seinen Tod. Was hier gerade lief war ein Willenskampf. Wer würde als Erstes die Nerven verlieren und der Sprössling der sieben Himmelsdrachen war nicht gewillt ihn zu verlieren. Denn eben dies war sein Fehler gewesen und hatte das Leben seiner Lehrmeister gekostet. Er war einfach zu temperamentvoll gewesen und war es bis heute noch. Würde er den gleichen Fehler begehen wie damals, dann würde es seiner Freundin Melanie das Leben kosten, wie seiner Familie damals, und das würde er nicht zulassen! Auf keinen Fall! Und er gewann auch den Kampf. Der Raizon wurde ungeduldig und startete einen weiteren Angriff mit der Luft. Blitzschnell änderte Canzor seine Schuppenfarbe von schneeweiß nach strahlendrot. Feurig spielte die Farbe auf den Schuppenkleid. Ein Feuerball stieß er aus seinem Mund und wehrte so den Luftangriff ab. Kurz schnappte Canzor nach Luft. Seine Energie war fast komplett verbraucht. Was konnte er nur tun? Wie konnte er doch noch gewinnen? Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wenn ihm nicht schnell was einfiel, dann konnte er sich von seinem Leben verabschieden und dann hätte er den Schwur, den er Gaaran gegeben hatte, gebrochen. Das brachte er nicht über sich. Dafür hing er zu sehr an dem Jungen. Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm allerdings nicht. Der Raizon starrte einen erneuten Angriff. Dieser bestand dieses Mal aus einer Salve von heftigen Blitzen. Canzor schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Bewegungen der Luft. So schaffte er es jedem einzelnen Blitz zu entkommen und sich dabei noch der gelben Schlange zu nähern. Geschickt die Strömungen der Luft ausnutzend, flog Canzor über die erste Windung des Leibes hinweg und tauchte durch einen Zwischenraum des Körpers. Doch die mächtige Schlange hatte dazugelernt. Stacheln wuchsen nun aus dem Schwachpunkt und somit hatte der Elementdrache keine Chance sich dort zu verkrallen. Schon sauste mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit ein perfekt gezielter Luftstoß auf den Rubindrachen zu. Diesem blieb überhaupt keine Zeit zum Reagieren und so wurde er von den Stacheln aufgeschlitzt. Canzor schrie vor Schmerz auf. Jede Faser in seinem Körper schien zu brennen und seine Flügel waren wie aus Blei. Blut strömte aus den vielen Fleischwunden und raubte ihm die Kraft. Hilflos fiel der Drache... Immer und Immer tiefer versank er in der Schluckt. Seine Sinne waren wie benebelt, sein gesamter Körper taub. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft zu fliegen, da würde es auch nicht, wenn er sich in den Gesandten des Nordwindes verwandeln würde. Es war aus. Seine Verletzungen waren zu stark. Die Sehne in seinem linken Vorderbein war durchtrennt worden, sodass er es nicht mehr richtig benutzen konnte. Scharlachrote Blutstropfen flossen aus dem vielen Schnittwunden in dem gepanzerten Körper und fielen wie roter Schnee in die Schlucht. Über sich hörte Canzor das donnernde Lachen des Raizon. Er wusste genau, dass er über den Elementdrachen gesiegt hatte und damit hatte er Recht. Offensichtlich erfüllte es den Sieger mit Stolz. Aber das war Canzor egal... Er hatte sich aufgegeben und damit abgefunden zu sterben. Es war aus...das Nichts begann ihn zu verschlingen und sein Geist verschwand. Alles vorbei...er hatte versagt...wie immer. Es konnten nur einige Sekunden vergangen sein, doch Canzor kam es vor wie eine unendliche Ewigkeit, als er plötzlich ein seltsames Geräusch hörte. Mit letzter Willenskraft hob der dem Tode geweihte Drache seinen Kopf. Das Geräusch kam ihm bekannt vor. Es war ein dumpfes, donnerndes...schwerfällig dachte er nach. Es war wie...wie...der Drache kram einfach nicht darauf. Da sprang eine Gestalt über ihm von einer Seite der Schlucht, zur anderen. Mit einem „Klack, Klack“ landete sie auf dem Felsvorsprung und sprang mit rasender Geschwindigkeit hoch zum Nächsten. Starfire brannte auf Canzors Netzhaut, sodass er nicht viel erkennen konnte. Verwirrung machte sich breit. Wer konnte das sein? Nicht viele kannten den Ort weit versteckt über dem dichten Wolkenteppich. Der von zehn riesigen Berggipfeln eingeschlossen wurde. Selbst Canzor hatte vergessen, dass das der geweihte Ort des Raishi, des Donners, war. Hier war die Zuflucht aller Wesen des Donners, die ihre Heimat verloren hatte und nun nach Asyl suchten. Der Raizon war der strenge Hüter dieses heiligen Ortes. Eigentlich war die Schlange nicht böse, aber sie duldete nur Wesen der Kategorie Donner und dazu gehörten weder Melanie noch Canzor. Die beiden Reisenden waren nur an diesem Ort gelandet, weil sie hier etwas über das Luftschwert Tarensa zu erfahren hofften. Wer also konnte von diesem Ort wissen? Nur mächtige Wesen kannte die vier heiligen Zufluchten: Sharu, Wasser; Sei, Erde; Horano, Feuer; Kazai, Luft; und Raisoshi, Donner. Beim nächsten Sprung der Gestalt erkannte Canzor, dass es vier Beine hatte, der Körper eines Pferdes und der Umriss des Oberkörpers des einen kräftigen Mannes war. Etwas Zuversicht machte sich in Canzor breit und er schaffte es seinen Fall zu stoppen. Zentauren waren Diener des Lichtes und waren somit auf seiner Seite.Vielleicht hatten sie gemeinsam ja eine Chance den Raizon zu besiegen. Zusammen! Doch die Hochstimmung schwand, als Canzor feststellte, dass der Zentaur nicht weiter hochkam. Von einer Seite der zerklüfteten Schlucht bis zur nächsten waren es gut 100m. Das schafften selbst die kräftigen Beine des Pferdemenschen. Der neue Verbündete des Elementdrachen verharrte und neigte nachdenklich den Kopf. Doch was war mit dem Raizon? Hatte er seinen neuen Freund bemerkt? Die Angst zitterte in Canzor ausgebrannt Körper. Es war seine einzige Chance, wenn der Raizon den Zentaur entdeckte, dann hieß es endgültig Gute Nacht. Mit einem hastigen Blick nach oben erkannte der Drache, dass der Bote des Donners zu siegessicher war, um sich um das Geschehen in der Schlucht zukümmern. Sehr gut. Da gab ihnen eine Chance. Wenn er es schaffen würde seinen Körper zum Zentaur hoch zutragen, dann... Doch über das Dann musste sich der Feuerdrache zum Glück keine weiteren Gedanken machen, denn weiße Schwingen wuchsen und entfalteten sich zwischen den kräftigen Schulterblättern des menschlichen Oberkörpers. Sie spannten sich und schlugen einmal kurz. Schneeweiße Federn schwebten in die Schlucht. Das strahlende Licht von Starfire, welches nun nicht von den Wolken geschwächt wurde, ließen die Schwingen samtig wie die Flügel der Hermonen, die Boten und Dienern der Götter und vergleichbar mit den irdischen Engels, schimmern. Innerlich jubelte Canzor. Ja! Eine Feder landete auf der Schnauze des Drachens und ließ ihn niesen, doch es war ihm egal. Er wusste nun, wer sein Verbündeter war. Es gab nur einen Zentaur mit himmlischen Schwingen. Es war Parsath, der Himmelspaladin! Parsath war vor ungefähr 5000 Jahren von den drei Ursprungsgöttin mit ihrem heiligen Licht gesegnet worden. Als Dank für seine tapferen Taten im Kampf für Mythna und gegen Oranum hatte er die himmlischen Schwingen erhalten. Seit dem diente er als Führer des Windes, Bote zwischen den Völkern, Ritter des Lichts und war ein unbeugsamer Verfechter für das Gute. Aber vor allem war er einer von Canzors ältesten Vertrauten und Freunden und sein eifrigster Helfer Mythna zu bewahren und die Natur zu erhalten. Die Hoffnung durchströmte wohlig warm den Schlappen Körper von Canzor und je mehr er sich der Situation bewusst wurde, desto mehr stieg sie und somit kehrten auch seine Lebenskräfte wieder. Es fühlte sich so an, als wäre er wieder auf dem Höhepunkt seiner Kraft. Mit schnellen Schlägen flog er zu Parsath hoch, der wohl auf ihn gewartet hatten, denn er sah in seine Richtung. Jetzt, da Starfire ihn nicht mehr blendete, konnte Canzor jeden Zweifel verbannen. Es war Parsath und er hatte sich gar nicht verändert. Parsath war jünger als Canzor. Um wie viel spielte keine Rolle, denn für sie beide war die Zeit ohne Belang, da sie so gut wie unendlich alt werden konnten. Der Körper von dem Himmelspaladin entsprach dem eines Zentauren wie er im Buche stand. Sein Körper war durchtrainiert und anscheinend hatte seit ihrer letzten Bewegung noch mehr trainiert. Ein Sixpack zeichnete sich unter der zarten Haut ab. Die Arme waren ebenso wie die Schultern sehr kräftig. Um die rechte Schulter trug er einen Köcher, der aus einem Metallgerüst bestand, welches von sanft strahlendem Gold umarmt wurde. Die Zwischenräume wurden von blau gefärbten Leder ausgefüllt, welches verzieht mit goldenen Faden war, welcher mit Pfeilen mit weißen Federn gefüllt war. Parsath scharrte. Sein Pferdekörper hatte den Bau eines mächtigen Hengstes. Starke Muskeln spannten sich unter dem glatten, schwarzen Fell. Er hatte mächtige Hufe...sein gesamter Körper war zum Kämpfen ausgelegt. Parsath war eines von diesen Wesen was man nicht zum Feind haben wollte. Da passten die Flügel nicht so ganz ins Bild, obwohl es ihm etwas sehr anmutiges gab. Den Eindruck des Kriegers unterstrich auch das Schwert, was in seiner weißen Scheide an der Hüfte baumelte. Parsath schnaubte. „Hey, Canzor! Ich habe auch noch andere Werte als mein Körper. Obwohl...“, unterbrach der geflügelte Zentaur Canzor in seinen Gedanken und schnalzte mit der Zunge. „Der auch nicht zu verachten ist, da hast du Recht.“ Er lachte. Es war ein schönes Lachen. Verwirrt landete Canzor neben seinem Freund und legte den Kopf schief. Woher hatte er...ach ja! Parsath konnte ja in ihm lesen wie in einem Buch. Die alten Freunde kannten sich in und auswendig. Er hatte gemerkt, dass Canzor nur seinen Körper sah. Canzor bleckte die Zähne was einem Grinsen glich und sah Parsath nun in die Augen. In ihnen war noch immer dieser freche, jugendliche Glanz, dass der Drache mit den Feuerschuppen sich wie ein alter Knacker vorkam. Das strahlende Blau blitzte ihn vergnügt an, dennoch brannte in ihnen auch Mut und Intelligenz, was Canzor so an ihnen mochte. Die viel sagenden Augen wurden vom rabenschwarzen Haar umspielt, welches bis zum Beginn von dem Pferdeleibes herunterfiel. Ein Lächeln flog um die leicht rosafarbigen Lippen. „Da hast wohl Recht. Hast trainiert in letzter Zeit, was?“, gab Canzor betont desinteressiert zurück. Wieder lachte der Himmelspaladin und fuhr sich mit den großen, aber wahrscheinlich warmen Händen durchs Haar, sodass nun alle Haare nach hinten fielen. Die Wiedersehensfreude war so groß, dass der Raizon über ihren Köpfen ganz vergessen wurde, aber dieser beachtete sie auch nicht. „Ein bisschen...man will ja fit sein. Was man von dir nicht sagen kann, armes Canzorlein!“, grinste er und die Hand von Parsath strich mitfühlend an Canzors Wange lang. Mitleid, aber auch gespielter Hohn lag in seinen Augen. „Du würdest auch nicht besser aussehen, wenn du sechs Monate gegen Dragos Schergen allein bestehen müsstest! Apropos Dragos...weißt du was Neues?“ Der Elementdrache hoffte es so sehr. In Informationen sammeln war der Paladin absolute Spitze! Die unangefochtene Nummer Eins! Doch schon Parsaths Gesichtsausdruck trübte das Hochgefühl von Canzor. Die vorher strahlenden Gesichtszüge wurden ernst und er biss sich verbittert auf die Unterlippe. „Nein!“, sagte er verbittert. Das wurmte ihn offensichtlich sehr. Der Drache brummte aufmunternd, doch der Freund von ihm reagierte nicht. „Wenn Dragos etwas macht, dann richtig! Keine Spuren, Keine Zeugen...Nichts...als hätte das Zerstörte nie existiert.“ Die Stimme war eiskalt und voller Verachtung. Blanker Hass blitzte in den Meeresaugen. Canzor betrachtete seinen Freund mit einem langen, nachdenklichen Blick. „Dann denkst du also auch, dass wirklich Dragos dahinter steckt?“, fragte er vorsichtig. Dachte denn keiner so wie er? Glaubten sie denn alle, dass Dragos der Bösewicht war? Dass dieser gute Junge doch vom rechten Weg abgebracht worden war? Das wollte der Drache nicht glauben. Parsath warf dem Elementdrachen einen wehleidigen Blick zu. „Nein...“, flüsterte der Ritter des Himmels und senkte den Blick. „Nicht, dass so was Dragos nicht zuzutrauen wäre. Er ist ein sehr intelligenter Junge...“, setzte Parsath hastig hinterher und wurde leicht rot. Canzor lächelte. Dieser Scherz musste jetzt sein. „Das musst du als sein ehemaliger Schwertmeister ja wissen!“, neckte der Drache. „Tzzz... erinnere mich bloß nicht daran! Wahrscheinlich denke ich nur so, weil ich es nicht wahrhaben will, dass einer meiner Schüler...wohlgemerkt mein Bester... nun Mythna zerstören will!“ „Nicht nur du denkst so!“, sagte Canzor aufmunternd. Parsath sah auf und betrachtete ihn lange, dann fingen beide an zu lachen. „Und, wollen wir hier weiter quatschen oder dieser aufgeblasenen Schlange eine auf die Mütze geben?“ „Du kennst mich doch! „Also die 2. Variante!“ „Exakt!“, lachte Canzor und sah nach oben. „Er ist noch da.“, stellte der geflügelte Zentaur fest. Der Drache nickte und beäugte den Boten des Donners nachdenklich. Wie immer, wenn er aufgeregt oder nervös war, zuckte der Schwanz hin und her. „Schon einen Plan?“ „Nö. Einfach draufhauen.“, sagte Parsath trocken. Canzor drehte den Kopf zu ihm um und beäugte ihn misstrauisch. „Du? Du und keinen Plan? Du bist doch der große Stratege!“ „Der Raizon ist unberechenbar und somit ist ein Plan unmöglich!“, stellte der Bote der Götter nüchtern fest. Der Rubindrache schnaubte verärgert. „Wie immer hast du in solchen Sachen Recht.“ „Ich bin ja auch schon erprobt in Kriegführung.“ Trotz der aufmunternd gemeinten Worte, war Canzor deprimiert. Er war älter und hatte mehr erlebt, mehr Schlachten bestritten und dennoch war Parsath in solchen Sachen einfach besser. Wesentlich besser... Was konnte Canzor überhaupt richtig gut? Ihm fiel nichts ein. Nun zählte aber auch nur die Rettung von Melanie. „Also einfach draufhauen?“, fragte der Drache ungläubig. Parsath da ihn mit entschlossenen Augen an. „Und improvisieren!“ Mit diesen Worten spannte Parsath seine Flügel und flog nach oben. „Na toll!”, motzte Canzor genervt. „Das kann ja heiter werden!“ Auch er spannte nun seine Flügel und folgte seinem Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)