13 Götter von Sitamun ================================================================================ Kapitel 13: Der Schlüssel der Bestimmung ---------------------------------------- Damals, in jenen spärlichen Momenten, in denen ich alleine war, stellte ich mir immer wieder eine Frage. Dieselbe, ja. Immer wieder. Und ohne eine Antwort hätte ich vermutlich weiter an ihr gehangen. Ich hätte nie aufgegeben. Immerhin hatte ich ja auch genug Zeit, nach einer Antwort zu suchen; unbegrenzte Möglichkeiten – wo auch immer es gewesen wäre, mein Ziel, ich hätte es sicherlich gefunden. Bestimmt. Diese Frage kontrolliert mein Leben. Warum ich? Ja, warum ich? Warum kommt es, wenn ich es rufe? Es, das Schlüsselschwert. Warum gehorcht es mir? Damals trieb mich diese Frage in den Wahnsinn und ich weiß nicht, wie lange ich es noch ausgehalten hätte, wenn ich dem selbst nicht ein Ende gesetzt hätte. Ich erinnere mich gut an jenen Tag – es hatte mich nicht viel Überwindung gekostet, das Schloss zu verlassen, vom Abgrund der Hoffnungslosigkeit an durch die Stadt zu gehen, am Wolkenkratzer der Erinnerungen vorbei, durch den Übergang der Fragmente und letztendlich durch die Gasse zum Dazwischen. Natürlich hätte ich mir den Weg einfacher machen können, sehr viel einfacher – wofür besaß man als Niemand sonst die Kraft der Dunkelheit? –, aber das wollte ich nicht. Ich wollte weiter nachdenken, brauchte Zeit dafür und die hätte ich andernfalls nicht gehabt. Tat ich das richtige? Erneut eine Frage. Konnte ich die Folgen ertragen? Waren sie zu groß, schlimm, verheerend oder führten sie doch nur zum Ziel? Ich wusste es nicht und jetzt bin ich mir sicher, ich hätte noch so oft darüber nachdenken können, über diese Fragen, die neu aufkamen, es hätte nichts gebracht. Die Antworten hätte ich in diesem Moment nicht erhalten können, ganz unabhängig davon, wie oft ich darüber nachgedacht hätte. Als ich an jenem Gebäude vorbeiging, von dem man aus die ganze Stadt sehen kann, bemerkte ich Axel. Er war … anders. Er unterschied sich selbst von denjenigen Organisationsmitgliedern, die erst sehr viel später in die Organisation kamen – Luxord oder Marluxia zum Beispiel. Er hatte die Aufgabe, Verräter gnadenlos auszuschalten, weigerte sich aber, mir nur ein einziges Haar zu krümmen. Ich freute mich darüber, natürlich, auch wenn mir bewusst ist, dass wir uns nicht freuen können. Ich hätte mir keinen besseren Freund als ihn wünschen können. Aber ich … nicht nur Axel war anders. Ich glaube, ich bin es auch. Wenn ich an Sora denke, aus dem ich entsprang … dem Held des Lichts … „Wendest du der Organisation den Rücken zu, ist das dein Untergang!“ „Mich wird niemand vermissen.“ „Das stimmt nicht … ich schon …“ Ich habe ihn gehört, ja. Es war sehr leise gesprochen und es war natürlich ein bisschen undeutlich, aber … es kostete mich wirklich viel Überwindung, mich nicht umzudrehen und zurück zu ihm zu gehen. Nicht bei Organisation zu bleiben, nur weil er auch dort blieb. Nur um bei ihm zu sein. Aber ich ging weiter, alleine. Ob ich es bereue? In der Tat, ja. Es nützte jedoch nichts, darüber zu trauern oder ganz in ihr zu Versinken. Ich wollte meine Antwort haben und ob ich sie nun mit oder ohne Axel, meinen besten Freund, fand, war mir für einen winzigen Augenblick, diesen einen, der entscheidend war, egal. Nein, ich fand sie nicht. Konnte nicht. Ich hatte keine Erinnerungen an das, was war und was sein würde, lag noch vor mir. Das wusste niemand. Es verging eine Weile, bis ich erfuhr, dass Sora mein Jemand ist und dass er der Grund ist, warum es kommt. Das Schlüsselschwert. Meine besondere Macht. „Nummer 13. Roxas. Der vom Schlüsselschwert Auserwählte.“ Axels Worte. Zu der Zeit, in der ich mich an nichts erinnerte, in seiner Welt gefangen war. Und heute bereue ich – schon wieder –, dass ich nicht auf seine Worte, sondern auf diesen Vollidioten von Lehrer hörte. Lehrer derjenigen, die die Spitze der Organisation bilden. DiZ. Axel … Aber was nützt es mir, jetzt hinter ihm herzuweinen? Natürlich kann es immer noch nicht, selbst, wenn ich jetzt wieder mit ihm, meinem Jemand, vereint bin, und ich meine Antwort habe. Axel ist tot. Gestorben vor meinen Augen. Ändern kann ich es nicht und eine Möglichkeit, ihn jemals wieder zu sehen, gibt es nicht – wird es nie geben. Denn uns Niemande hätte es auch nie geben sollen … warum also sollten wir in irgendeiner Form Gnade erhalten? Ganz genau. Wir haben nicht das Recht. Kein einziges. Nun, auch wenn ich sonst nichts von all dem beachtete, was mich Xemnas lehrte, all die Grundsätze der Organisation, unsere Ziele, unsere Absichten, dieser Punkt blieb hängen. Unumstößlich. Ich bin nicht. Ich habe nicht. Ich werde nicht. Das einzige, was ich nie wirklich vergaß. Und es wurde für mich immer deutlicher, je näher der Zeitpunkt kam und ich aus DiZ Welt befreit wurde, indem ich zu Sora zurückkehrte. Denn mit jedem weiteren Schritt, den ich ihm näher kam, wurde mir immer deutlicher, dass allein er es ist, der sein und damit auch mein Leben beherrscht. Er hat die Macht. Und er ist derjenige, der vom Schlüsselschwert auserwählt wurde. Ich habe nur diese Macht, weil ich ein Teil von ihm bin. Zufrieden stellend? Nein, auf keinen Fall. Ich hatte mir wirklich eine andere Antwort erhofft. Eine, die dem widersprach, was Xemnas mich lehrte. Ich wollte, dass ich Recht hatte und ich nicht nur sagen konnte, anders zu sein, sondern es auch wirklich war. Jetzt weiß ich, ich bin anders. Kein Niemand vor mir schaffte es, zu seinem Jemand, seiner ursprünglichen Form zurückzukehren, aber … zählt das wirklich? Ich glaube nicht. „Roxas. Du hast ein Herz, oder nicht? Während Naminé und ich … wir haben keine Herzen, oder?“ „Ich … ich weiß es auch nicht.“ „Woher auch …“ „Aber … das Herz ist nicht etwas, das man sehen kann. Ich habe angefangen, mich zu fragen, ob man es denn überhaupt fühlen kann. Wenn dem so ist, dann … nein, vergiss es.“ „Mh? Was meinst du?“ „Ich bin mir sicher, Sora wird die Antwort finden. Denn er ist ich.“ „Ja, das stimmt.“ Axel … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)