Dornröschen einmal anders von Kyo-chi ================================================================================ Dornröschen einmal anders ------------------------- Es war einmal in einem fernen Land, in einer kleinen Stadt weit von der Zivilisation entfernt. In dieser kleinen Stadt lebte eine reiche Königsfamilie in einem großen und teuren Schloss, weit oben auf einem Hügel. Der König und die Königin hatten nur ein Kind. Einen Jungen mit feuerrotem Haar im zarten Alter von gerade mal zwanzig Jahren. Und obwohl dieser junge Mann wirklich außerordentlich schön und auch recht intelligent war, gab es einen wirklich großen Haken. Und zwar war Prinz Daisuke - so lautete sein Name - schwul. Keiner in der kleinen Stadt wusste davon, nur das Königspaar und die jungen Burschen, die Daisuke zum Liebesspiel dienten. Daisuke's Eltern waren wirklich sehr unglücklich darüber, wünschten sie sich doch eine junge, hübsche Schwiegertochter, die eines Tages an Daisukes Seite Königin über dieses Reich wurde, und ein süßes Baby. Prinz Daisuke ging es jedoch nicht anders, sehnte er sich doch nach mehr als nur körperlicher Befriedigung. Er wünschte sich jemanden, der ihn liebte und den er lieben konnte. Doch diesen jemand gab es hier nicht. Leise seufzend schritt Daisuke nun weiter durch das Schloss in Richtung Thronsaal, hatten seine Eltern doch nach ihm rufen lassen. Er konnte sich schon denken, was folgte - mal wieder sollte er sich ein paar Prinzessinnen aus anderen Königreichen ansehen. Er hasste das, doch leider war es seine Aufgabe als Prinz. Bei seinen Eltern angekommen, verbeugte er sich sofort und stellte sich anschließend aufrecht und ordentlich hin. „Ihr habt nach mir rufen lassen?“, erklang Daisuke's Stimme und sein Vater nickte, räusperte sich kurz. „Mein Sohn... Deine Mutter und ich haben eine neue Gefährtin für dich gesucht und gefunden“, verkündete der dickliche und bärtige König mit tiefer und rauer Stimme. 'Nicht schon wieder...', seufzte Daisuke innerlich und verdrehte genervt die Augen, was sein Vater und seine Mutter zum Glück nicht sahen. „Ihr Name ist Prinzessin Tooru und sie stammt aus dem Rosenland“, fuhr der König fort und erhob sich nun, gab dabei ein grunzendes Geräusch, fast wie ein Wildschwein, von sich. „Allerdings liegt sie, wie du sicher aus den Erzählungen weißt, seit fünf Jahren in einer Art Koma, genau wie der Rest des Landes. Begebe dich auf den Weg, mein Sohn und mache sie zu deinem Weib!“ Theatralisch streckte er den Arm aus und zeigte zur Tür, was soviel wie 'Und zwar sofort, Bengel' heißen sollte. „Jawohl, Vater“, sagte Daisuke höflich und verbeugte sich erneut. Dann wandte er sich ab und verließ den Saal. Er ließ seine Schultern hängen und blickte zu Boden. So wie sich sein Vater benommen hatte, hieß das wohl, dass er diese Prinzessin nun heiraten musste und schon alles vorbereitet wurde. Er hasste sein Leben. Keine halbe Stunde später saß der Prinz frisch gewaschen und neu eingekleidet auf seinem weißen Ross und galoppierte durch den gefürchteten Wald, der die beiden Königreiche - das Kirschblütenland und das Rosenland - trennte. Es war ein tiefer und dunkler Wald, in dem es von Monstern und Hexen nur so wimmelte. Doch Daisuke ritt tapfer weiter, kämpfte sich durch Büsche und Geäst. Und nach einem mehrstündigen Ritt, in welchem er sich noch einen Kampf mit einem Ungeheuer geliefert hatte, erblickte er die ersten tiefroten Rosen, die den Weg zum Schloss - dem Mittelpunkt der schönen Stadt vor Daisuke - ebneten. Verdutzt blickte der Prinz sich um, als er überall schlafende Menschen sah. Sie lagen einfach vor ihren Häusern oder mitten auf dem Weg. Daisuke hätte nie zu träumen gewagt, dass die Geschichte stimmte, traute sich doch niemand durch den gefürchteten Wald. Aber er würde das durchziehen und die Prinzessin wach küssen, so wie es verlangt wurde, dann aber ohne sie zurück reiten. Sagte er eben, dass die junge Dame nichts von ihm wollte oder nach dem Kuss nicht aufgewacht war. Als er dann endlich am Schloss, welches von Rosenranken umgeben war, ankam, stieg er von seinem Ross ab und streichelte es kurz. Dann nahm er sich sein Schwert und kämpfte sich langsam, aber stetig durch die vielen großen Ranken mit den schwarzen Rosenblüten. „Du Narr!“, erklang es plötzlich hinter Daisuke und er drehte sich erschrocken um, blickte auf eine hässliche, kleine Hexe, die nun höhnisch lachte. „Denkst du, du schaffst das, was viele andere vor dir nicht geschafft haben? Schau her.“ Sie breitete ihre Arme aus und überall erschienen die Leichen und Skelette von Daisuke's Vorgängern. Jedoch ließ sich der Rotschopf nicht schocken, sah die Hexe nur gleichgültig an. „Ich schaffe es. Auch wenn ich eigentlich gar nicht an der Prinzessin interessiert bin.“ Er wandte sich ab und kämpfte sich weiter durch die vielen Ranken, ließ eine verwirrte Hexe zurück. Er hatte gar kein Interesse an der Prinzessin? Es dauerte Stunden ehe Daisuke völlig erschöpft die letzte Ranke zerschlug und endlich an dem riesigen Schlosseingang ankam. Er verstand selbst nicht, warum er diese Mühen auf sich nahm, wo er doch überhaupt nicht an Frauen interessiert war. Doch im Moment versuchte er nicht daran zu denken und schob die Tür auf, suchte hastig nach der Prinzessin. Er wollte nur noch nach Hause und in Ruhe schlafen. Daisuke riss eine große, mit schwarzen Rosen verzierte Tür auf, sah sich dann erstaunt um. Das ganze Zimmer war in Schwarz gehalten und als er auf das große Bett zutrat, lag darin eine blonde, zierliche Gestalt. Dort lag wirklich eine sehr schöne und junge Prinzessin, aber Daisuke war das egal. Das blonde, hüftlange Haar, das niedliche, fast kindliche Gesicht und auch der Rest ließen ihn völlig kalt. Der Rothaarige beugte sich nur über sie und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Danach blickte er die Prinzessin an, doch nichts passierte. Daisuke seufzte tief, küsste sie dann erneut - diesmal aber intensiver und länger. Als er sich erneut von den doch sehr weichen Lippen löste und in das Gesicht des Mädchens blickte, schrie er allerdings überrascht auf und fiel nach hinten, sodass er auf dem Boden landete. „W-was?“, stotterte Daisuke verwirrt. „Warst du nicht eben noch... ein Mädchen?“ Seine Augen waren weit aufgerissen und sie musterten die nun sitzende Gestalt. Noch immer hatte sie blondes Haar und einen zierlichen Körper. Doch waren das Haar nun kurz und ein Junge mit rehbraunen Kulleraugen saß vor ihm auf dem Bett. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf die Lippen der 'Prinzessin', nachdem 'sie' sich erhoben hatte. „Vielen Dank, du hast den Fluch von mir genommen“, sagte er mit sanfter und doch recht dunkler Stimme. Daisuke stand der Mund weit offen, als er den wirklich gutaussehenden Jungen sah. „D-du bist... Prinzessin Tooru?“, stammelte er geschockt, rappelte sich dann aber langsam auf und strich sich seine Sachen glatt. Als Prinz musste er schließlich gepflegt aussehen. Leise kicherte der Kleinere. „Wie du siehst, bin ich keine Prinzessin mehr. Das war nur der Fluch der bösen Hexe. Ich bin Prinz Tooru“, lächelte er und strich sich seine nun wieder Prinzenkleidung glatt, verbeugte sich dann. „Mein Vater hat mich verfluchen lassen.“ Daisuke nickte nur wie automatisch bei dem Schwall an neuen Informationen, japste dann leise nach Luft und betrachtete den anderen Prinzen eingehender. Sein Haar schien sehr weich zu sein, genau wie seine helle Haut. „Warum verfluchen lassen?“, fragte Daisuke schließlich verwundert nach. Wer ging denn so mit seinem Sohn um, der noch dazu so lecker ausschaute? „Naja...“, druckste Tooru kurz herum, rückte jedoch mit der Sprache heraus. „Weil ich auf Männer stehe. Meinem Vater hat das nicht gepasst. Er hat mir den Fluch auferlegt, um mich los zu werden.“ Der Blondschopf zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Daisuke sah ihn nur mit großen Augen an, grinste dann aber breit. Er mochte den anderen sehr. Vielleicht gab es doch die Liebe auf den ersten Blick. Oder in dem Fall auf den zweiten. „Du gefällst mir. Willst du mit in mein Königreich kommen? Eine Heirat für uns ist schon organisiert, so wie ich meine Eltern kenne.“ Der Rothaarige hielt ihm seine Hand hin, lächelte dabei sanft. Tooru legte kurz den Kopf schief, lächelte dann aber ebenfalls. „Du bist ein wirklich sympathischer Retter und genau mein Typ.“ Damit ergriff er die Hand Daisuke's und sie besiegelten ihren 'Schwur' mit einem zärtlichen Kuss. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)