Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 117: ------------- Am nächsten Nachmittag saß Ayashi bei Sesshoumaru in dessen Gemächern und sah ihm zu, wie er für das nahende Duell seine Waffen prüfte, sie schließlich noch einmal selbst schliff, die Klinge dann mit lauwarmem Wasser säuberte und noch einmal mit Öl pflegte. Seine Bewegungen waren ruhig und er wirkte konzentriert, jedoch nicht angespannt, was Ayashi nicht von sich behaupten konnte. Während Sesshoumaru am Vormittag durch Yaken nach Inuyasha geschickt hatte, Tsukiyomaru durch einen Boten noch einmal offiziell um seine Anwesenheit bei dem Kampf gebeten hatte, obwohl dieser ja bei der Ratssitzung anwesend gewesen war und seinem Freund auch schon mündlich zugesichert hatte, dass er ihn begleiten würde, und er auch noch einmal eine Nachricht nach Fukuoka zu Kataga geschickt hatte, deren Inhalt Ayashi nicht erfragt hatte, war sie den ganzen Tag unruhig gewesen und hatte sich bemüht, es so gut wie möglich vor ihm zu verbergen. Das Letzte, was Sesshoumaru nun brauchen konnte, war ihre Nervosität. Dennoch konnte sie sie nicht abschalten. Ihr Herz klopfte wahnsinnig schnell, wenn sie nur daran dachte, dass Sesshoumaru in zwei Tagen einen Kampf auf Leben und Tod antrat, und ihre Gedanken rasten unkontrolliert durch ihren Kopf, wenn sie nur einen Moment zuließ, an einen schlimmen Ausgang des Ganzen zu denken. Sie wehrte sich dagegen, aber es gelang ihr nicht ganz, obwohl Sesshoumaru ihr versichert hatte, dass Yari zwar ein starker Gegner war, aber dennoch besiegt werden konnte – und er ja auch nicht gerade hilflos und ein schwacher Kämpfer war. Sie wusste das alles, doch das schlechte Gefühl blieb, und ihr blieb nur die große Hoffnung, dass es keine Vorahnung war – und sie sein schlimmes Ende genauso ahnte wie sie den Tod ihrer Mutter vor so vielen hundert Jahren mit kindlicher, untrügerischer Gewissheit gespürt hatte. Ayashi schloss die Augen und lauschte dem regelmäßigen Geräusch, das das mit Öl getränkte Tuch verursachte, wenn Sesshoumaru es in ruhigen Bewegungen über das Metall seiner Schwertklinge bewegte. Sesshoumaru sah, dass Ayashi die Augen geschlossen hatte, und betrachtete sie, während er weiter sein Schwert mit Nelkenöl von den letzten losen Partikeln befreite. Sie war wunderschön und wirkte ruhig, doch er wusste, dass sie das nicht war. Er konnte ihren lauten, schnellen und leicht unregelmäßigen Herzschlag immer wieder vernehmen, auch wenn er sich nicht auf ihn konzentrieren wollte. Sesshoumaru legte schließlich sein glänzendes Schwert zur Seite und wischte sich die Hände an einem anderen Tuch ab, um das Öl von den Fingern zu bekommen. Ayashi öffnete die Augen wieder, sobald das gleichmäßige Geräusch verstummt war, und begegnete Sesshoumarus Blick, der ruhig ihren suchte und hielt. Gerade als Sesshoumaru das Schweigen brechen wollte, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte, machte sich ein Beamter an der Tür bemerkbar, trat schließlich nach einem auffordernden Nicken Sesshoumarus ein und näherte sich vorsichtig. „Herr, ein Bote des Rates ist hier und erbittet demutsvoll eine Audienz.“ meinte er und Ayashi warf einen kurzen Blick zu Sesshoumaru, ehe sie, während sie sich erhob, sagte: „Ich werde mich zurückziehen und Euch Euren politischen Geschäften nachgehen lassen, Sesshoumaru-Sama.“ „Ich danke Euch, doch… erlaubt mir bitte, mit Euch zu Abend zu speisen?“ „Gewiss.“ entgegnete Ayashi und lächelte Sesshoumaru noch einmal an, als sie den Raum verließ. Am Abend kehrte Ayashi zurück in Sesshoumarus Gemächer und sah, dass er tatsächlich hatte auftischen lassen. Er selbst saß zwar noch an einem niedrigen Tisch über irgendwelchen Papieren, als sie eintrat, doch er hatte sich nach seinem Gespräch mit dem Boten des Rates noch einmal umgezogen und sah sofort auf, als er ihre Schritte vernahm. „Du siehst wunderschön aus.“ meinte er beinahe flüsternd und erhob sich von seinem Tisch und ließ sie Papiere endgültig ruhen. Sie hatte sich ebenfalls einen anderen Kimono anlegen lassen. Er schimmerte in dunklem Rot und umfloss ihre schmale Gestalt anmutig. Ayashi lächelte, als sie seinen durchdringenden Blick bemerkte, und warf einen kurzen Blick auf die Speisen, während sie sich überlegte, wer das alles essen sollte. „Wie verlief dein Gespräch mit dem Boten des Rates?“ fragte sie. „In der Hinsicht gibt es nichts Neues.“ meinte er, kam auf sie zu und küsste sie zärtlich zur Begrüßung auf die Lippen. „Ich werde erst nach dem Kampf mein weiteres Verhältnis zum Rat von Kyoto endgültig festlegen. Sollen sie doch fürchten, dass sich meine Wut und mein Zorn nach dem Sieg auch gegen sie richten werden! Weder ihre Furcht noch ihre geschworene Loyalität hielten sie von einem Verrat ab.“ fügte er hinzu und geleitete Ayashi zum Tisch. Ayashi nickte, während sie sich niederließ, und ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Er hatte Recht, wenn er daran jetzt erst einmal keine Gedanken verschwenden wollte – und sie vermutete auch, dass er noch gar nicht so recht wusste, wie es weitergehen sollte. Der Rat hatte grundlegend in seiner Funktion versagt, also war seine Einrichtung wahrscheinlich eh überholt oder… der Rat einfach falsch besetzt, doch wer sollte die neuen Ratsherren einsetzen? Wer sollte in Zukunft dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zuging? „Du sagtest, in dieser Hinsicht gäbe es nichts Neues. Gibt es andere Neuigkeiten?“ wollte Ayashi wissen, während sie mit ihren Stäbchen ein Stückchen gebratenen Fisch nahm. „Durchaus. Tsukiyomaru hat sein offizielles Einverständnis geben, mich zu begleiten.“ „Ich bin erleichtert, dass er es ist.“ gab Ayashi zu und Sesshoumaru nickte. Tsukiyomaru war einige Male in Shimonoseki gewesen und Ayashi hatte ihn als äußerst zuverlässig, treu und ehrenhaft empfunden. Sie mochte ihn, und auch wenn sie natürlich aufgrund der Etikette nie intensivere Gespräche geführt hatten, konnte Ayashi sagen, dass er sie auch mochte und sie sich recht nahe standen. Ayashi war froh, dass Sesshoumaru einen solchen Freund an seiner Seite hatte. „Von Inuyasha habe ich allerdings noch nichts gehört, dabei könnte Yaken schon längst zurück sein. Bist du sicher, dass du ihn in Edo wahrgenommen hast?“ „Ja, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Dorf verlassen hat.“ erwiderte Ayashi, doch sagte nichts weiter. „Du hast mir gar nicht erzählt, weshalb du in Edo warst.“ meinte er vorsichtig, da er nicht sicher war, warum sie ihm bisher nichts erzählt hatte. „Es gab wichtigere Dinge.“ erwiderte sie ausweichend, da sie nicht wusste, wie sie es ihm erklären sollte, dass sie auf einen Traum von ihrer Mutter auf deren Geheiß das Schloss einfach verlassen, eine wildfremde Priesterin aufgesucht und ihr einen gut gemeinten Rat erteilt hatte. „Es ging im weitesten Sinne um deine Mutter, nehme ich an. Du trugst das Gewand einer Miko, als du wiedergekommen bist.“ forschte er weiter nach und sie nickte, während ihr bewusst wurde, dass sie trotz der Situation solche Dinge nicht verheimlichen konnte – zumal er sie ja wissen wollte. „Ich hatte einen Traum und … musste eine Botschaft meiner Mutter an die Priesterin in Edo überbringen.“ antwortete Ayashi knapp. „Ich bin mir sicher, dass es meine Mutter war, Sesshoumaru. Und ich habe erledigt, was ich erledigen musste.“ fügte sie hinzu, als sie seinen etwas verständnislosen Blick sah, und erzählte ihm nun doch, was genau sie geträumt und sie der Priesterin Kikyo über das Juwel mitgeteilt hatte. Sesshoumaru schwieg eine Weile, als Ayashi geendet hatte, und fragte dann: „Das Juwel müsste also tatsächlich verschwinden, wenn es mit ihrem Körper verbrannt wird?“ Ayashi nickte und er fragte weiter: „Und wieso wird sie sterben?“ „Ich weiß es nicht genau. Es scheint nur… alles in ihrem Leben in absehbarer Zeit darauf hinauszulaufen.“ „Schicksal?“ fragte Sesshoumaru skeptisch, worauf Ayashi nur die Schultern zucken konnte. „Nun, zumindest hätte die Welt dann ein Problem weniger. Es gibt doch immer irgendwelche niederen Dämonen, die hoffen, die Kraft des Juwels nutzen zu können, um stärker zu werden, und soweit ich das beurteilen kann, ist die Macht des Juwels nicht zu unterschätzen.“ „Ich denke auch, dass das Juwel ein unnötiges Risiko darstellt. Es ist gut, wenn es verschwindet.“ stimmte sie ihm zu, sagte ihm jedoch nicht, dass es irgendwann einmal zurückkehren würde, wenn eine Priesterin geboren war, die es verteidigen und schützen konnte. Ayashi nickte noch einmal nachdenklich und begegnete Sesshoumarus skeptischem Blick, weshalb sie ihn mit einem fragenden Blick bedachte. „Du sprichst ziemlich… nüchtern über die ganze Sache.“ meinte er und sie zuckte die Schultern. „Und das wundert dich?“ wollte sie wissen, worauf er den Kopf schüttelte. „Ich wundere mich ein wenig darüber, da du doch auf einen bloßen Traum hin das Schloss verlassen hast. Natürlich ging es um eine Bitte deiner Mutter, aber…“ „Ich musste es tun. Und ich denke auch, es war das Letzte, was ich in dieser Hinsicht tun werde. Es war noch einmal nötig, aber jetzt habe ich getan, worum mich meine Mutter schon vor so vielen Jahren gebeten hatte.“ meinte sie. Sesshoumaru nickte und war froh, dass sie ihm nun doch noch erzählt hatte, was vorgefallen war. Es hatte ihn beunruhigt, es nicht zu wissen und vermutet, dass Ayashis gedrückte Stimmung mit etwas anderem als dem Duell zusammenhing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)