Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 101: ------------- Sesshoumaru erwachte noch vor dem Morgengrauen und richtete sich vorsichtig auf, damit er Ayashi nicht aufweckte. Versonnen betrachtete er sie, wie sie auf dem Bauch in den Kissen lag, und musste dem Verlangen widerstehen, die zarte, wunderschön geschwungene Linie ihrer Wirbelsäule mit den Fingern nachzuzeichnen. Er wollte sie nicht wecken. Er wollte sie einfach nur ansehen, bis er gehen musste. Sie hatten die letzten fünf Nächte miteinander verbracht. Niemand ahnte auch nur etwas, und es war perfekt und wunderschön, neben ihr aufzuwachen. Sesshoumaru lächelte in sich hinein und stellte fest, wie sehr er sich schon daran gewöhnt hatte, dass es so war. Er liebte es. Und er liebte es, dass sie an jedem Morgen danach immer wieder versuchte, ihn dazu zu bringen, noch länger bei ihr zu bleiben, doch an diesem Morgen konnte er wirklich nicht wie sonst auf ihre verführenden Bitten eingehen. An diesem Morgen musste er pünktlich einer Verabredung nachkommen, das wusste er. „Gehst du schon?“ murmelte sie verschlafen und fuhr sich mit einer Hand verschlafen über die Augen. „Ja.“ entgegnete er und beugte sich zu ihr herab, um sie auf die Schläfe zu küssen. „Wirklich?“ wollte Ayashi wissen und drehte sich auf den Rücken. Sesshoumaru betrachtete sie und nickte zögerlich, was Ayashi bemerkte, und wissend lächelte. „Wäre es sehr unverschämt, wenn ich deine Schwäche ausnutze?“ fragte sie und er nickte langsam. „Ich kann wirklich nicht bleiben.“ meinte er, küsste sie aber noch einmal, da er auch nicht gehen konnte. „Was wirst du heute tun?“ fragte er, als sich ihre Lippen voneinander trennten. „Hm… Am liebsten würde ich hier liegen bleiben… genauso wie ich jetzt bin… nackt also…“ meinte sie und streckte sich zu seinen Lippen nach oben. „Und dann?“ wollte er wissen, berührte ihre Lippen mit seinen und ließ sie antworten. „Und dann würde ich nichts anderes tun, als genau hier auf dich zu warten.“ Sesshoumaru lachte leise, zog Ayashi zu sich und küsste ihren Hals und ihren Nacken. „Bist du sicher, dass du gehen musst?“ fragte sie und er brummte etwas, das sie nicht richtig verstand. „Ayashi… Ich habe noch etwas vor.“ meinte er schließlich, hörte aber nicht auf, sie zu küssen. „Und du willst mir auch nicht sagen, wohin du gehen musst… oder wer hierher kommt?“ wollte Ayashi wissen. „Nun, hierher kommt hoffentlich niemand.“ lachte er leise. „Du weißt, was ich meine.“ ermahnte sie ihn und fühlte, dass er nickte. „Es ist nicht so, dass ich es dir nicht sagen will…“ „Aber?“ „Ich wollte dich nicht beunruhigen.“ wich er ihr aus, aber Ayashi wusste genau, was er damit sagen wollte. „Du triffst dich mit meinem Vater.“ stellte sie fest. Sie musste nicht einmal fragen, denn sie war sich ganz sicher, dass es nur ein Treffen mit ihrem Vater sein konnte. Sie würden … „Ayashi.“ … sich – endlich – über ihren Aufenthalt in Shimonoseki unterhalten. Sie würden endlich klären, was es zu klären gab. Vielleicht gab es…. „Ayashi?“ … endlich Hoffnung darauf, dass alles gut werden würde. Dass sie hier bleiben konnte, war nur ein kleiner Schritt in eine mögliche Zukunft. Was hatte Sesshoumaru vor einigen Nächten angedeutet, als er sie gefragt hatte, ob sie sich ein Leben an seiner Seite vorstellen konnte? War es keine Andeutung mehr gewesen, sondern beinahe schon ein Versprechen. Immerhin hatte er gesagt, dass er vielleicht eine Möglichkeit sah… „Ayashi?!“ drang Sesshoumarus Stimme durch ihre verworrenen Gedanken und riss sie aus ihren Überlegungen. „Ja… Entschuldige, hast du etwas gesagt?“ „Ungefähr dreimal deinen Namen… Geht es dir gut? Du bist plötzlich so blass.“ „Ja, es geht mir gut. Ich bin nur… Nein, Sesshoumaru, es ist alles in Ordnung.“ versicherte sie und blickte ihn überzeugend an. „Ich wollte es möglichst schnell erledigen. Das war doch auch in deinem Sinne, oder?“ fragte Sesshoumaru. „Natürlich.“ entgegnete sie und zog ihn zu sich. „Natürlich.“ murmelte sie und küsste ihn, bevor sie ihn nach einigen Liebkosungen gehen ließ, während sie noch eine Weile liegen blieb. Sesshoumaru brach am späten Vormittag auf und erreichte Fukuoka noch vor Anbruch des Mittags. Die Sonne stand beinahe an ihrer höchsten Stelle und warf ihr warmes, herbstliches Licht über die Hügel des Landes. In der Ferne wogte das Meer in dunklen Wellen, die Sturm und Wind ankündigten. Die Bäume im Wald verloren langsam ihre farbigen Blätter, bemerkte Sesshoumaru, als er sich in gebührender Geschwindigkeit dem Schloss näherte. Kaum hatte er das Tor erreicht, traten mehrere hohe Beamte zu ihm und begrüßten ihn demutsvoll und höflich, ehe sie ihn in den Innenhof führten, wo Kataga auf ihn wartete. Sesshoumaru trat näher auf ihn zu und verneigte sich freundlich, was Kataga erwiderte. Schließlich hob Kataga seine Hand und bedeutete Sesshoumaru, sich ihm ganz zu nähern. „Ich hoffe, Euer Befinden ist gut, Sesshoumaru-Sama.“ begrüßte er ihn und Sesshoumaru neigte leicht den Kopf, um dem zuzustimmen. Kataga hingegen sah schlecht aus. Sorgen und Kummer standen ihm in das Gesicht geschrieben und hatten ihre Spuren hinterlassen. Er wirkte müde und … alt. Sesshoumaru wusste, dass er nicht frohlocken sollte, Kataga so zu sehen, doch er schöpfte Hoffnung, dass er schneller erreichen würde, was er wollte, wenn Kataga der Verlust seiner Tochter zu schaffen machte. „Ich danke Euch, dass Ihr meiner Bitte auf ein baldiges Treffen so schnell nachgekommen seid, Kataga-Sama.“ „Es schien dringend zu sein, doch kommt, Sesshoumaru-Sama!“ meinte Kataga und wies in die Richtung, in der die repräsentativen Räume und das Arbeitszimmer Katagas lagen. „Lasst uns in meinem Schloss besprechen, was es zu besprechen gibt und scheinbar nicht bis zur nächsten Ratsversammlung warten kann.“ Sesshoumaru nickte und folgte Kataga, indem er ungefähr zwei Schritte schräg hinter ihm ging, über den Hof, schritt mit ihm auf die Engawa hinauf und durch die Gänge, und trat dann vor ihm in Katagas Arbeitszimmer, da Kataga ihn vorher eintreten ließ. Kataga wies mit seiner Hand auf die Kissen und den niedrigen Tisch, an dem er diese Gespräche mit seinen engsten Verbündeten zu führen pflegte, und bat Sesshoumaru, Platz zu nehmen. „Ich hörte bereits Gerüchte, dass die Katzenyoukai…“ begann Kataga, doch begegnete dann Sesshoumarus leicht verwirrtem Blick. „Darüber wolltet Ihr nicht mit mir sprechen.“ stellte er fest und Sesshoumaru schüttelte den Kopf. „Nein, darum sollte es mir in der Tat nicht gehen.“ stimmte er zu, da er nicht nur den Kopf schütteln konnte, wenn er mit Kataga sprach. „Ich sehe in Euch einen Verbündeten und Freund, Sesshoumaru-Sama, wie ich ihn in Eurem Vater sah. Deshalb: Sprecht offen, was ich für Euch tun kann.“ entgegnete Kataga und sah seinen Gast aufmerksam an. „Das ist sehr zuvorkommend.“ bedankte sich Sesshoumaru und machte eine kleine Pause, in der es die Zeit nutzte, sich zu sammeln, bevor er erneut zu sprechen begann: „Ich begegnete vor einigen Tagen in der Nähe des östlichen Ausläufers des Kuruma-Gebirges Eurer Tochter… Ayashi.“ Katagas Augen weiteten sich vor Erstaunen, da er erst damit gerechnet hatte, dass gleich der Name seiner Tochter Ayame fallen würde, und da er schon so lange nichts mehr von Ayashi gehört hatte. Es war, als dringe der Name aus einer fremden, fernen Welt erneut an seine Ohren, und ein stechender Schmerz machte ihn einen Moment unfähig, etwas zu erwidern, weshalb er stumm blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)