Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 94: ------------ Sesshoumaru betrachtete sie eindringlich, doch Ayashi antwortete ihm nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. Langsam ließ er seine Hand sinken. „Wieso… Wie hast du es nun glauben können? Warum jetzt?“ fragte er, doch seine Stimme klang so leise, dass Ayashi nicht wusste, ob er tatsächlich eine Antwort wollte, oder das Ganze einfach noch nicht glauben konnte. Sie hielt seinem Blick stand, doch bemerkte, dass er sie nicht mehr aufmerksam anblickte. Vielmehr schien er seinen eigenen Gedanken nachzuhängen und schien zu überlegen, was Ayashis Sicherheit, dass diese Zukunft nicht wahr werden konnte, so erschüttert und zum Einstürzen gebracht hatte. „Die letzten Jahre waren nicht … leicht für mich.“ begann Ayashi, da sie nicht dachte, dass er jemals die Gründe finden würde, wo sie ihr doch selbst entweder verborgen waren oder nicht einleuchteten. Sesshoumaru nickte langsam und Ayashi entschied sich, einfach weiterzusprechen: „Nach dem Tod deines Vaters hat sich viel für mich verändert. In meiner Trauer hast du mich allein gelassen, und ich…“ „Ich…“ „Nein, lass’ mich ausreden, Sesshoumaru.“ bat sie und wartete, bis er nickte, ehe sie fortfuhr: „Inu-no-taishous Tod war auch für mich entsetzlich. Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Ich sah keinen Sinn mehr darin. Plötzlich hatte sich alles verändert und die Welt, die wir gekannt hatten, war durch seinen Tod nicht mehr dieselbe.“ Ayashi machte eine kleine Pause und Sesshoumaru schloss die Augen. Sie wusste, dass es ihn schmerzte, wenn sie so sprach, doch darauf konnte sie nun keine Rücksicht nehmen. Sie wusste auch, dass er es genauso sah, denn sein Vater fehlte ihm unsagbar. „Ich war hilflos, Sesshoumaru, auch wenn ich das verborgen haben mag. Ich hatte mir in diesen Tagen nichts sehnlicher gewünscht, als bei dir zu sein. Ich hatte mir gewünscht, dass wenigstens unsere Liebe bleiben würde.“ „Ich sagte dir, dass ich dich liebe.“ flüsterte er mit belegter Stimme, da er langsam begriff, in welchem Zustand er Ayashi verlassen hatte. Sie hatte in ihm das einzige gesehen, was ihr geblieben war. Ihre Welt war erschüttert worden, doch hatte sie gehofft, in ihm Halt und Sicherheit zu finden. Und er hatte ihr dies verwehrt. Er hatte sie allein gelassen. „Ich weiß, dass du gesagt hast, dass du mich liebst. Ich wusste und glaubte es, doch am Anfang verstand ich nicht, warum du gegangen warst. Ich dachte zuerst, es läge an der Herrschaft, die du antreten musstest, an den Kämpfen, die vor die lagen, doch das stimmte nicht.“ „Nein, das waren nicht die Gründe.“ stimmte Sesshoumaru ihr zu und wollte schon weitersprechen, als Ayashi das Wort wieder ergriff. „Nachdem du gegangen warst, stellte mein Vater mir die Kaisersöhne vor und teilte mir schließlich mit, dass Hayato einen Antrag vorgebracht hatte. Ich war entsetzt und lehnte ab. Ich zwang meinen Vater dazu, den Antrag abzulehnen.“ „Wie ist dir das gelungen?“ fragte Sesshoumaru tonlos. „Ich sagte ihm, dass ich nicht mehr unberührt sei, dass ich einen anderen Youkai liebe.“ „Wie bitte? Ayashi, was sagst du da?!“ fuhr Sesshoumaru erschreckt zusammen. „Ich nannte keinen Namen, Sesshoumaru. Niemals hätte ich deinen Namen genannt. Ich konnte dich doch nicht derartig in Schwierigkeiten bringen!“ versicherte Ayashi und Sesshoumaru schüttelte ungläubig den Kopf, denn er hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie es ihrem Vater gesagt hatte. „Du hast… deine Ehre riskiert, um… dem Antrag zu entgehen?“ fragte er noch einmal nach, obwohl er das schon verstanden hatte. „Was hätte ich anderes tun sollen?“ fragte Ayashi, doch erwartete keine Antwort, da sie sofort hinzufügte: „Ich war mir in diesem Moment nur einer Sache sicher, nämlich dass ich keine Verbindung mit einem anderen Youkai eingehen konnte. Ich konnte meine Liebe zu dir nicht so verraten. Pflicht und Verantwortung… kümmerten mich nicht mehr. Und ich hatte verstanden, dass es auch um mich ging, wenn ich mich weigerte. Stimmte ich zu, verlor ich mich. Das wollte ich nicht.“ Sesshoumaru nickte vorsichtig, doch er konnte sie nicht ganz verstehen. Ihre Gedankengänge waren kompliziert, doch es kostete sie auch viel Überwindung, ihre Gefühle und Erinnerungen in Worte zu fassen, sodass er schon dankbar für das war, was sie mit ihm teilte. „Dann plötzlich verstand ich, warum du gegangen warst. Du hattest den Kaiser um Hilfe gebeten. Die Kaisersöhne waren auf deine Bitten nach Japan gekommen, um uns beizustehen… Es war mir auf einmal so klar, dass ich mich eine Närrin schalt, jemals einen anderen Grund angenommen zu haben. Du hattest geahnt, was passieren würde.“ „Ja, Ayashi. Ich wusste, dass es möglich war, dass der Kaiser eine bleibende Verbindung mit Japan anstreben würde, als ich an seinem Hof war, doch erst als ich nach dem Kampf bemerkte, dass die Kaisersöhne als Gäste nach Fukuoka kommen würden, wusste ich, dass der jüngere von ihnen einen Antrag vorbringen würde… dass die Verbindung darin bestand.“ gab Sesshoumaru zu und machte sich sichtbar Vorwürfe, dass er es nicht zuvor gesehen hatte. „Du hast…“ begann Ayashi, unterbrach sich aber selbst und schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass sie eine Gegenleistung erwarten würden, dass sie sich darum bemühen würden, ein festes Bündnis mit uns zu erlangen, doch die Sorge um meinen Vater muss mich blind gemacht haben. Im Nachhinein war es doch so deutlich, was sie wollten… wen sie wollten.“ Ayashi schluckte. Sie hatte nicht gewusst, dass Sesshoumaru mit einem Handel gerechnet hatte. Sie hatte gedacht, dass der Kaiser sich in Erinnerung an die vergangene Zeit bereit erklärt hatte, Japan beizustehen. Sie hatte… Ayashi schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu beenden. „Du konntest es nicht wissen, Sesshoumaru.“ sagte sie leise und blickte ihn kopfschüttelnd an. „Als ich es endlich wusste, wusste ich auch, was von dir erwartet würde. Ich wollte es einfacher machen, indem ich ging… Ich dachte, wenn ich aus deinem Leben verschwinde, wird es… einfacher für dich, deine Pflicht zu erfüllen.“ erklärte er und Ayashi stiegen Tränen in die Augen. „Dann hatte ich wirklich Recht.“ flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, damit sie nicht ihre Wangen hinabrannen. „Natürlich hattest du Recht, Ayashi! Einen anderen Grund gab es nie… Dachtest du das? Hast du deshalb… angegriffen?“ „Ich war plötzlich so wütend, als ich dich gesehen habe. Du musst dir vorstellen, dass ich in den letzten Jahren allein mit meinen Gedanken war, die sich immer wieder geändert haben, meine Gefühle bestimmten und mich verwirrten. Ich wusste nicht, ob meine Gedanken vom vorigen Tag richtig oder falsch waren. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. War es möglich, dass du mich doch nicht liebtest? Hatte ich mir irgendwie deine Abneigung und deinen Hass zugezogen? Ließ das alles vielleicht die Vision meiner Mutter näher rücken?“ sprach Ayashi. Sesshoumaru griff nach ihrer Hand, da er nichts sagen konnte. „Ich kannte die Antworten auf diese Fragen nicht, Sesshoumaru. Als ich dich nach Jahren wieder gesehen habe… in diesem Moment, wollte ich einfach wissen, ob die Vision sich erfüllen würde. Ich wollte Gerechtigkeit dafür, dass du mich verlassen hattest. Ich wollte kämpfen. Ich wollte meine Wut ausleben. Ich ließ mich von meinen ersten Gefühlen leiten. Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe… wahrscheinlich nichts, aber…“ Sesshoumaru nickte, obwohl sie noch nicht geendet hatte, sodass Ayashi nicht wusste, ob er ihr nur zustimmte, wenn sie sagte, dass sie wahrscheinlich nichts gedachte hatte. Sie nahm es ihm nicht übel, wenn er so dachte, und gab ihm in gewisser Hinsicht auch Recht. „Vergib’ mir, Sesshoumaru.“ sagte sie, obwohl er vor einiger Zeit schon einmal ihre Bitten um Vergebung nicht hatte hören wollen. „Ich kann dir nicht vergeben, wofür ich dir keine Vorwürfe mache, Ayashi.“ entgegnete er und fuhr fort: „Die Vision deiner Mutter wird sich niemals erfüllen. Wenn der Ausgang unseres Kampfes dir dafür nicht Beweis genug ist, dass vielleicht etwas anderes.“ Ayashi blickte ihn verwundert und fragend an, da sie nicht wusste, was er meinte. „Ich brauche keinen Beweis mehr dafür…“ begann Ayashi, doch Sesshoumaru schüttelte den Kopf. „Ich denke schon.“ beharrte er, da er sicher gehen wollte, dass diese Angelegenheit ein für alle Mal bereinigt und geklärt werden würde. Er griff mit seiner freien Hand nach dem Schwert, mit dem er gekämpft hatte, und zog es heran. Ayashi blickte zuerst ihn an und ließ dann ihren Blick auf das Schwert sinken. „Tenseiga!“ flüsterte sie und hob den Blick wieder zu Sesshoumaru, der ruhig auf die Klinge blickte, bis er sie schließlich wieder zur Seite legte. „Tenseiga.“ stimmte er zu und Ayashi lächelte ihn an, da beide wussten, dass das Schwert Tenseiga zum Töten nicht geeignet war. „Eher wäre ich durch dein Schwert gestorben, als mit der Gewissheit zu leben, für deinen Tod verantwortlich zu sein.“ fügte er hinzu. Sesshoumarus Augen ruhten fest auf Ayashi, die ihm mit all ihrer Liebe und Zuneigung anblickte. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, denn ein Gedanke drängte sich in sein Bewusstsein: Er hatte genug von der Heimlichkeit. Es kümmerte ihn nicht mehr, dass er keine Verbindung mit Ayashi eingehen durfte. Es interessierte ihn nicht mehr, dass ihre Chancen nicht gut standen. Er wusste, dass er die Youkai vor sich hatte, mit der er sein Leben teilen wollte. Ayashi beobachtete stumm, wie Sesshoumarus Gesichtsausdruck sich veränderte und sich eine gewisse Festigkeit und Zuversicht in seinen Zügen breitmachte. Bedächtig, beinahe feierlich, streckte er seine Hand nach ihrer rechten Hand aus und nahm sie in seine, während er ihre Handfläche nach oben drehte. Ihre Blicke begegneten sich und Ayashis Herz klopfte stark, als er ihre Hand mit nach oben zeigender Handfläche zu seinem Mund führte. „Ich liebe dich, Ayashi.“ hauchte er gegen ihre Handfläche und ein wohliger Schauer durchzog Ayashis Körper. Sesshoumaru hob seinen Blick und Ayashi sah in ihm eine gewisse ruhige Entschlossenheit, während er ihre Hand weiterhin in seinen behielt. „Komm’ mit mir nach Shimonoseki, Ayashi.“ bat er, worauf sie einverstanden nickte, ohne überhaupt nur länger darüber nachzudenken. Sie wollte ihm folgen. Sie konnte nicht anders. Und sie würde mit ihm nach Shimonoseki kommen. Sesshoumaru berührte zärtlich ihre Handfläche mit seinen Lippen, als wolle er ihr Abkommen mit seinem Kuss besiegeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)