Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 70: ------------ Ayashi verabschiedete sich am späten Nachmittag von Sesshoumaru und suchte die heiße Quelle auf, in der sie sich waschen würde, obwohl Sesshoumarus Geruch natürlich auch an ihrer Kleidung zu finden war. Sie wusste, dass das nicht weiter auffallen würde, da Sesshoumaru sich im Schloss aufhielt und es so selbstverständlich war, dass auch sein Geruch zu finden war – irgendwo unter den zahlreichen anderen. Sesshoumaru hatte gesagt, dass er im Meer schwimmen würde, dann aber ebenfalls ins Schloss zurückkehren würde, da mit der Dämmerung des Abends Katsumotos und Satoris Verbindung ein weiteres Mal gefeiert würde. Ayashi war versucht gewesen, mit ihm schwimmen zu gehen, doch das hätte beide keinen Schritt weitergebracht, da beiden klar gewesen war, was denn geschehen würde: Sie hatten nun einmal noch nicht genug voneinander. Als Ayashi später am Nachmittag zurück ins Schloss kam, hatte keiner ihre Abwesenheit bemerkt, weshalb sie ohne Umwege zurück in ihr Zimmer ging, ihren Kimono auszog und sich in einen seidenen Mantel hüllte, ehe sie die Dienerinnen davon in Kenntnis setzte, dass sie ein Bad nehmen wollte. Wenig später saß sie wieder in einer Wanne mit schön warmem Wasser und dachte mit geschlossenen Augen an Sesshoumaru. „Ayashi?“ drang plötzlich die Stimme ihres Vaters durch die Tür zu ihrem Zimmer, was sie schlagartig aus ihren Gedanken riss. „Ja?“ antwortete sie und ließ ihn damit eintreten, da die Wanne sich eh hinter einem blickdichten Wandschirm befand. Sie hörte, wie er die Tür aufschob, und stieg aus dem Wasser, hüllte sich in ein großes Tuch und strich sich das Haar über eine Seite nach vorne. „Entschuldige. Ich wusste nicht, dass du ein Bad nimmst…“ bemerkte er und ging einige Schritte in Ayashis Zimmer hinein. „Ich bin bereits fertig.“ versicherte Ayashi und fragte: „Was kann ich für dich tun?“ „Ich nahm an, dass du mir noch böse bist.“ meinte er ohne Umschweife und Ayashi schloss die Augen. Sie hatte den Streit mit ihrem Vater völlig vergessen und auch nun keine sonderlich große Lust, genau dort den Streit wieder aufzunehmen, wo er geendet hatte. „Ich bin anderer Meinung als du, aber deshalb bin ich dir noch lange nicht böse.“ entgegnete sie vorsichtig und bemerkte, dass sie auch etwas diplomatischer hätte sein können. „Ich verstehe deine Meinung, doch ich teile sie nicht.“ erwiderte Kataga und Ayashi trat hinter dem Wandschirm hervor in ihr Zimmer „Ich weiß.“ sagte sie und sah ihren Vater an, der sie überrascht anblickte. Seine Tochter kam ihm verändert vor. Ohne Schmuck und Schminke, mit offenem, nassem Haar und ohne Kimono, der ihre Formen kaschierte, da er aus zu viel Stoff bestand, sah sie aus atemberaubend schön aus. Ein glänzender Schimmer lag noch immer auf ihrer zarten Haut. Ihr Duft war mit Sicherheit für jeden Youkai, der nicht ihr Vater oder anderweitig mit ihr verwandt war, überaus betörend. Ayashi wandte sich ab und wollte sich einen ihrer Kimonos aussuchen, doch Kataga meinte: „Ich habe ein Geschenk für dich.“ „Ein Geschenk?“ fragte Ayashi und drehte sich wieder um. Kataga wies auf ein großes Bündel, das er zuvor auf ihren Stuhl gelegt haben musste, und trat einen Schritt zurück, sodass Ayashi es an sich nehmen konnte. „Was ist es?“ wollte sie wissen, doch er schüttelte den Kopf und meinte, sie müsse es schon auspacken. Ayashi raffte das Tuch, das sie um sich geschlungen hatte, nahm das Bündel an sich und setzte sich damit auf ihr Bett, um es auszupacken. Ihre Finger fühlten, dass es etwas Weiches war, und sie vermutete schon, was es war, doch als das Innere zum Vorschein kam, verschlug es ihr dennoch die Sprache. Vorsichtig fuhr sie mit den Händen über den feinen Stoff aus dunkelroter Seide, der an den manchen Stellen wie am Kragen und an den unteren Abschnitten der Ärmel mit Gold gewirkten Ornamenten von zarten Ranken, Blattmustern und Blüten verziert war. Langsam löste sie das Geschenk von seiner äußeren Hülle und breitete den Kimono immer noch sprachlos auf ihrem Bett aus, sodass sie ihn ganz betrachten konnte. Der Stoff des oberen, dunkelroten Kimonos floss sanft und geschmeidig wie Wasser über das Bett, ebenso weich und zart war der schwarze Obi, der an beiden Rändern ebenfalls mit goldenen Ornamenten bestickt war, und der schwarze, untere Kimono, der ebenso weich und zart war wie das Blatt einer Blüte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Vater. Ein einfaches Dankeschön reicht wohl kaum aus. Der Kimono ist wunderschön!“ fand Ayashi schließlich ihre Sprache wieder und Kataga lächelte. „Ich bin froh, dass er dir gefällt.“ meinte er nur und betrachtete weiter seine Tochter, die wieder in Schweigen verfallen war und sich offenbar nicht an seinem Geschenk satt sehen konnte. „Ich möchte, dass du ihn heute Abend trägst.“ „Natürlich.“ versicherte sie und nickte. Kataga strich seiner Tochter lächelnd über den Kopf und fuhr hinab zu ihrer Schulter, wo er seine Hand liegen ließ. „Entschuldige mich bitte, Ayashi. Ich habe Katsumoto um eine Unterredung gebeten.“ sagte er schließlich und verließ nach einem kurzen Nicken das Zimmer seiner ältesten Tochter. Ayashi blieb allein zurück und betrachtete den Kimono, der langsam ein bestimmtes Gefühl in ihr weckte, das sie nicht richtig einordnen konnte. Unsicherheit. Zweifel. Angst. Eine Mischung daraus. Hatte es einen besonderen Grund, dass ihr Vater ihr dieses Geschenk zu diesem Zeitpunkt brachte? Nötig war es nicht gewesen, denn sie besaß andere, kostbare Gewänder, die für diesen Abend geeignet waren. Verfolgte er vielleicht ein Ziel mit seinem Geschenk? Wollte er sie freundlich stimmen? Wollte er das Ende ihres Streits bekräftigen? Sie wusste es nicht und würde wohl noch eine Weile warten müssen, ehe sie es erfuhr. Am Abend versammelten sich die Youkai im Empfangsraum und warteten darauf, dass Katsumoto eintrat und ihnen die zukünftige Herrin der Südlichen Berge vorstellte. Überall hatten sich kleine Gruppen gebildet, die sich miteinander unterhielten, bis der helle Klang eines Gongs ertönte. Sofort wandten die Youkai den Blick nach vorne und sahen wenig später Katsumoto in einem dunklen Kimono eintreten. Er war mit zwei japanischen Schwertern bewaffnet, die an der linken Hüfte steckten, und trug einen Dolch im Obi seines Kimonos. Um die Schultern lag ein langer, dunkler Umhang, der durch ein silbernes Medaillon, an der Brust geschlossen wurde. Sicher stellte er sich vor die versammelten Youkai, grüßte seine beiden Brüder, die mit festen Schritten auf ihn zutraten. Kataga trat als erster vor den jüngeren Bruder und blickte ihm ins Gesicht, legte ihm dann die rechte Hand auf die linke Schulter und sprach: Katsumoto legte seinem älteren Bruder ebenfalls seine rechte Hand auf die linke Schulter und bedankte sich für dessen Worte: „Ich bin dein Bruder. Ich bin Katsumoto, Herr der Südlichen Berge. Du bist mein Bruder. Du bist Kataga, Herr des Westlands. Ich bin aus deiner Familie und herrsche rechtmäßig über die Südlichen Berge. Ich handle rechtschaffen, ehrenvoll und tugendhaft, um Vertrauen, Herkunft und Ansehen zu erhalten und zu vermehren.“ Katsumoto neigte den Kopf, was Kataga erwiderte. Dann trat Kataga einige Schritte zur Seite und ließ Kenko vor den gemeinsamen Bruder treten. Auch er legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach: „„Du bist mein Bruder. Du bist Katsumoto, Herr der Südlichen Berge. Ich bin dein Bruder. Ich bin Kenko, Herr des Nördlichen Hochlands. Ich erkenne deine Abstammung aus meiner Familie an und bezeuge deine rechtmäßige Herrschaft über die Südlichen Berge. Ich bürge für deine Rechtschaffenheit, deine Ehre und deine Tugend.“ Katsumoto bedanke sich noch einmal und versicherte auch seinem anderen Bruder, das er weiterhin seine Pflichten nach den Erwartungen erfüllen würde. Anschließend bezogen Kataga und Kenko als Zeugen in einigem Abstand rechts und links von ihm Stellung, als ein weiterer Gongschlag ertönte und Satori eintrat. Sie trug den traditionellen, edlen Kimono aus weißer Seide mit dunkelrotem Obi und dunkelroten Zierbändern und trat zu Katsumoto, vor dem sie sich ergeben verneigte. Katsumoto verneigte sich ebenfalls leicht vor ihr, richtete sich aber vor ihr wieder auf und berührte sie sanft am Oberarm, während er mit der anderen Hand ihr Kinn hob, damit sie ihn ansah, ehe sie beide die Worte sprachen, die das Protokoll verlangte. „Du bist Satori, Tochter der Herrin des Nordlandes. Dich habe ich erwählt und umworben.“ sagte Katsumoto. „Ich bin Satori, Tochter der Herrin des Nordlandes. Du hast mich erwählt und um mich geworben. Ich bin geehrt und nehme deine Gunst entgegen.“ erwiderte sie. Ayashi wusste, dass in den ältesten Zeiten Gefährte und Gefährtin sich nun mit einem heiligen Dolch gegenseitig in die Innenseite ihrer Handfläche geschnitten hatten und das Blut, das auch für das Blut stand, das sie in der Nacht teilen würden, um ein Kind zu empfangen, in einen Kelch tropfen ließen. Das Blut wurde mit Wasser verdünnt und der Kelch schließlich von Gefährte und Gefährtin getrunken. Inzwischen war man von dieser Tradition abgekommen, weshalb nun ein Diener Kataga einen Kelch mit Traubensirup, der das Blut symbolisierte, reichte, und Kenko eine flache Schale übergab. Kataga hob den Kelch für alle sichtbar nach oben und goss dann einen Teil der Flüssigkeit in die Schale, sodass alle den Inhalt sehen konnten. Dann reichte er den Becher an Katsumoto, der einen Schluck aus ihm trank, ehe er ihn an Satori reichte, die ebenfalls einen Schluck nahm. Sie würden ihr Blut fernab der Öffentlichkeit in der ersten Nacht der Vereinigung teilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)