Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 43: ------------ Während sie über den Hof eilte und dann die Engawa entlang ging, fragte sie sich, wann sie das letzte Mal gelächelt oder gelacht hatte, und stellte fest, dass es zu lange her war. Ayashi blickte an sich hinunter und stimmte Kouga zu: sie wollte selbst aus diesen Sachen hinaus und konnte sie nicht mehr an sich sehen. Sie nahm erst den direkten Weg in ihre Gemächer, streifte die Kleidung ab und wusch sich mit dem Wasser aus der großen Schale, die Kazari oder Iruka immer auffüllte, trocknete ihren Körper, kämmte ausgiebig ihr Haar, das sie am Morgen gewaschen hatte, und band es dann zu einem Knoten zusammen, damit sie ihre Haut mit einem dünnen Öl einreiben konnte, ohne einzelne Strähnen mit dem Öl in Berührung zu bringen. Schließlich hüllte sie sich in ein weiches Tuch und suchte sich einen Yukata aus, während das Öl von ihrer Haut aufgenommen wurde. Ayashi konnte kaum glauben, was diese kurze Pflege mit ihr machte: sie fühlte sich wieder gänzlich wohl. Sie wusste es nicht, ob es nicht auch an den kurzen, unbekümmerten Momenten mit Kouga lag, doch sie fühlte sich besser. Ihre Finger zogen einen hellblauen Yukata mit spärlich verteilten, feinen, rosafarbenen Blütenornamenten aus dem Stapel ihrer Kleidung und fuhren noch einmal über den weichen Stoff, ehe sie ihn schnell anlegte und den Obi auf dem Rücken band. Ayashi öffnete ihr Haar wieder und ließ es offen über ihren Rücken fallen, ehe sie ihre Gemächer verließ und die Gemächer ihres Vaters aufsuchte. Sesshoumaru lag still und schlafend in seinem Bett, während Kazari neben ihm saß und ebenfalls eingeschlafen war. Ayashi berührte die Dienerin sanft am Arm, doch Kazari schreckte trotzdem hoch. Sie schien noch mehr erschrocken, da sie ihre Hime endlich nicht mehr in ihrer für die letzten Jahre so üblichen Kleidung sah, doch ein schwaches Lächeln huschte über ihre Mundwinkel, ehe sie den Kopf senkte. „Verzeiht, Hime-Sama, ich werde nun wach bleiben. Verzeiht.“ meinte sie, doch Ayashi schüttelte den Kopf. „Geh’ nur und sage auch Iruka, sie braucht in dieser Nacht nicht Wache halten. Ich werde selbst an seiner Seite bleiben.“ entgegnete Ayashi und sah in Kazaris erstauntes Gesicht. „Ihr selbst? Wie Ihr… Wie Ihr wünscht, Hime-Sama.“ fügte sie sich und verließ schnell das Zimmer. Ayashi blickte hinunter auf Sesshoumaru und nahm vorsichtig Kazaris Platz ein. Sein Zustand hatte sich wirklich gebessert, doch nun beunruhigte es Ayashi, dass er schon so lange schlief. Die Wunden an seinen Unterarmen schlossen sich langsam und bald würde nichts mehr von ihnen zu sehen sein. Ayashi vermutete, dass es so bei all seinen Wunden war, nur nicht bei der tiefen Wunde, die sie hatte nähen müssen. Die Nähte machten ihm ebenfalls keine Probleme und in drei oder vier Tagen wollte sie diese wieder entfernen. Ayashi betrachtete sein Gesicht und stellte fest, dass seine Züge hart und verschlossen waren. Das Geräusch von schweren Schritten hinter ihr verleitete Ayashi, sich schnell umzuwenden. „Verzeiht, Ayashi-Sama, ich wollte nur sehen, ob Ihr etwas braucht.“ erklärte Yoru und Ayashi schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauche nichts. Danke.“ „Ich sprach soeben mit Hankan. In drei Tagen werden wir es wagen, zu Kenko-Samas Lager aufzubrechen, wenn es bis dahin ruhig blieb.“ „Das ist gut zu hören.“ meinte Ayashi und blickte wieder zu Sesshoumaru. Sein Gesicht war beinahe ausdruckslos und starr wie bei einem Toten. Die Haut um seine Augen war fahl und seine Lippen sehr blass. „Er sieht noch so schlecht aus, Yoru.“ flüsterte Ayashi. „Das liegt am hohen Blutverlust, Ayashi-Sama.“ beruhigte er sie, doch er wusste nicht, warum ihm der Ausdruck ihrer Stimme nicht gefiel, und fuhr fort: „Ihr habt getan, was Ihr konntet. Glaubt mir, seine Chancen stehen gut.“ „Ich hoffe es.“ gab Ayashi zurück und blickte wieder zu Yoru. „War das alles, was Ihr mir sagen wolltet?“ „Nein, Ayashi-Sama.“ gestand Yoru und zögerte, ehe er weitersprach: „Ich hörte von den Dienerinnen, dass Sesshoumaru-Sama des Öfteren von einer schönen Göttin spricht.“ „Er befand sich im Fieberwahn, Yoru.“ „Kann es sein, dass er Euch meinte?“ „Natürlich nicht, Yoru! Er wird mich verwechseln oder seine Sicht ist getrübt.“ „Ihr solltet ihn fragen.“ meinte Yoru, doch Ayashi schüttelte den Kopf. „Wenn er erwacht, ist es wichtiger, dass er versteht, wo er ist und was geschehen ist. Ich werde ihn in seinem Zustand nicht mit Fragen löchern. Es ist gut möglich, dass er sich nicht einmal an seine Worte erinnert. Und mir sind sie gleichgültig.“ entgegnete Ayashi und bat ihn, bevor er etwas sagen konnte, sie nun allein zu lassen. Yoru befolgte die Anweisung seiner Hime und verließ das Zimmer. Ayashi wandte sich wieder Sesshoumaru zu, als sie hörte, wie er die Tür hinter sich schloss. Seine Augäpfel unter den geschlossenen Lidern bewegten sich leicht und schnell. Sie beobachtete lange seine regelmäßigen Atemzüge und seinen starken Puls an der Halsschlagader, bevor sie die Hand nach ihm ausstreckte und zärtlich auf die Stirn legte, um seine Temperatur zu fühlen. Sesshoumaru zuckte und im nächsten Moment öffnete er die Augen ein wenig und blickte sie neugierig an. „Es ist alles in Ordnung, Sesshoumaru-Sama.“ sprach Ayashi und zog ihre Hand von seiner erhitzten Stirn zurück. Schwach schüttelte er den Kopf und betrachtete ihr Gesicht, das sich plötzlich erhellte, als würde er sie erkennen. „Ich habe von Euch geträumt.“ flüsterte er und Ayashi legte ihm ein kühles Tuch auf die Stirn. „Ihr habt noch Fieber, Sesshoumaru-Sama.“ „Nein.“ „Doch.“ entgegnete Ayashi und wusste, dass sie mehr sagen musste, um ihn ruhig zu halten. „Schont Eure Kräfte. Ihr wurdet im Kampf verletzt und seid nun in Katagas Schloss. Erinnert Ihr Euch?“ „Nein, mein Kopf ist so leer, dass mir jeder Gedanke schwer fällt.“ erwiderte er leise. Ayashi wusste nicht genau, warum sie es tat, doch sie streichelte ihm über die Wange und er schloss die Augen. „Dann schlaft, Sesshoumaru-Sama.“ gab Ayashi leise zurück und er nickte ergeben und müde. „Ich will nur… hier liegen… warten, wie die Zeit… vergeht. Und… Licht… sehen. Oder… Euch.“ murmelte er und schlief wieder ein. Ayashi schloss die Augen und ließ seine Worte auf sich wirken. Obwohl sie wusste, dass sie nichts bedeuteten und auch keinen richtigen Sinn ergaben, da eher das Fieber in ihm sprach als sein Verstand, fühlten sie sich so unglaublich gut an. „Sesshoumaru.“ hauchte sie seinen Namen und öffnete wieder ihre Augen, um in dieser Nacht über seinen Schlaf zu wachen. Ayashi blieb die gesamte Nacht wach, wechselte die kühlen Umschläge und wandte den Blick nicht von Sesshoumaru. Erst als sie hörte, dass jemand leise die Tür öffnete, blickte sie sich um und sah Iruka, die ihre Hime ablösen wollte. „Sein Fieber ist gesunken.“ teilte Ayashi ihr mit und erhob sich. „Er sieht auch besser aus, Ayashi-Sama.“ bemerkte Iruka und nahm Ayashis Platz neben Sesshoumarus Lager ein. „Er war kurze Zeit wach und sprach mit mir. Erkläre ihm, wo er ist, wenn er wieder erwacht und in der Verfassung ist, es aufzunehmen.“ „Ja, Ayashi-Sama.“ entgegnete Iruka und Ayashi ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umwandte. „Ich werde heute Nacht wieder die Wache übernehmen.“ erklärte Ayashi und ließ keinen Widerspruch zu, den sie von Iruka ohnehin nicht erwartet hatte. Sie begegnete niemandem, als sie sich auf den Weg in ihre Gemächer machte, und schließlich ihre Zimmer erreichte. Ayashi öffnete die Türen zum Garten und setzte sich auf die Engawa, um auf den hereinbrechenden Abend zu warten. Ihr Blick fiel über die Gärten und sie stellte fest, dass jemand das Gras geschnitten und das Wasser in den Teichen gesäubert hatte. Wahrscheinlich hatte Kantan, der hohe Beamte, der stets auf das Ansehen des Schlosses und seiner Familie bedacht war, die wenigen verbleibenden Diener dazu angehalten, da sich nun ein Gast innerhalb der Mauern aufhielt – auch wenn der noch auf sein Lager gebannt war. Ayashi verbrachte den Tag mit Warten, einer kurzen Besprechung mit Hankan und den Krieger, sowie einem Gespräch mit Kantan, der sie davon in Kenntnis setzte, dass er den Garten richten ließ, wenn es ihr recht sei. Dann traf sie sich mit Kouga und bat ihn, in der Nacht wieder mit dem Dienst habenden Krieger auf der Mauer zu sein, da sie in Erwägung zog, ihn in die Reihen der Krieger aufzunehmen, sollte er das immer noch wollen und Yoru davon überzeugen, dass er sein Temperament zügeln konnte. Ayashi ließ ihren Entschluss Yoru durch den General mitteilen, nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass auch Hankan ihre Entscheidung gut hieß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)