Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 41: ------------ „Es ist zum Glück ein glatter Schnitt. Innere Organe scheinen nicht verletzt zu sein. Das meiste haben die Rippen abgefangen.“ sagte Ayashi zu sich selbst und beendete den letzten Nadelstich. Iruka blickte ihre Hime bewundernd an und nahm ihr Nadel und Faden ab, sodass Ayashi ein Tuch nehmen konnte und die Ränder der Wunde sorgsam abtupfte. „Wir müssen ihm die Kleidung ausziehen, Iruka. Er könnte noch andere Verletzungen haben.“ erklärte Ayashi und legte das Tuch weg. Iruka sah ihre Herrin einen Augenblick lang zweifelnd an, dann nickte sie. Gemeinsam befreiten sie Sesshoumaru von den blutverschmierten und beschädigten Haoris und zogen ihm auch seine Stiefel und den Hakama aus, sodass er nur noch im dünneren Untergewand seiner Beinkleider, das ihm bis zu den Schienbeinen reichte, auf seinem Lager gebettet war. Ayashi kontrollierte die genähte Wunde und war zufrieden, da die Nähte hielten. Sesshoumarus andere Verletzungen waren weniger Besorgnis erregend und mussten nur gründlich gereinigt werden. „Hime-Sama, soll ich es übernehmen, ihn zu waschen?“ bot Iruka an, da sie fand, dass ihre Hime genug für den fremden Youkai getan hatte und sich weitere Dienste nicht für sie ziemten. „Nein, Iruka. Geh’ und hole Handtücher, ein frisches Laken und bequeme Kleidung aus dem Ankleidezimmer meines Vaters. Ich werde beginnen, ihn zu waschen.“ entgegnete Ayashi und Iruka erhob sich, um das Zimmer zu verlassen. Ayashi betrachtete Sesshoumaru, für dessen Leben sie getan hatte, was in ihrer Macht stand. Sie hoffte inständig, dass es genug war, doch er hatte viel Blut verloren und sie konnte nicht sicher sein, dass er überleben würde. Er war schwach, auch wenn er nun etwas aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Sesshoumarus Augenlider flatterten wieder, als sie mit einem wassergetränkten Tuch das verkrustete und mit Staub vermischte Blut und andere Schmutzspuren vorsichtig von seinem Oberkörper wusch. Sie ließ das Tuch über seine Bauchmuskeln bis zum Bund seiner Beinkleider wandern und reinigte die seitlichen Partien seines Oberkörpers. Ayashi wandte sich etwas ab, um das Tuch auszuwaschen und dann mit ihrer Arbeit fortzufahren. Zärtlich fuhr sie mit dem Tuch über die schönen Linien seiner muskulösen Brust, als er plötzlich die Lider aufschlug und sie aus seinen bernsteinfarbenen Augen anblickte. Ayashi schreckte kurz zusammen, wusch das Tuch noch einmal aus und reinigte dann seine Schultern, seinen Hals und seinen rechten Arm. „Bin… ich… tot?“ fragte er mit brüchiger Stimme und sah von Ayashi in den Raum, den er nicht einordnen konnte. „Ich muss… es sein.“ fügte er hinzu. Ayashi schüttelte den Kopf und legte ihm leicht ihre Fingerspitzen auf die Lippen. Er durfte die Kraft, die er noch hatte, nicht mit Reden vergeuden. Seine Augenlider wurden wieder schwerer und er fühlte sich wieder, als schwebte er in einem leeren Raum. „Göttin… Schöne Göttin…“ hauchte er noch einmal, ehe sein Kopf zur Seite sank. Ayashi verstand nicht, doch sie ließ sich nicht von seinen Worten beirren, In einem weit entfernten Teil ihres Verstandes hatte sich zwar schon vor einiger Zeit die Frage aufgetan, wo Iruka blieb, doch eigentlich war Ayashi froh, dass sie allein mit Sesshoumaru sein konnte. Sie war auf ihre Hilfe im Moment nicht angewiesen und viel wichtiger war, dass Sesshoumaru leben musste. Sie konnte und wollte ihn nicht verlieren. „Bitte, Sesshoumaru.“ flüsterte sie und wusch das Tuch ein letztes Mal in der Schale aus. „Bitte, lebe.“ Ihre Hände zitterten, als sie begann, Sesshoumarus Gesicht zu waschen. Sie fuhr über seine Stirn, seine Nase, seine Wangen, seine geschlossenen Augenlieder, seinen Mund, sein Kinn und seinen Kiefer. Seine Lippen waren so furchtbar blass. Ayashis Finger ließen das Tuch in die Schale sinken, da sie fertig war, und fuhren zärtlich die Linie seiner Unterlippe nach, als sie hörte, wie die Tür wieder geöffnet wurde. Schnell zog sie ihre Hand zurück und wartete, bis Iruka sich wieder gesetzt hatte und ihr ein Handtuch reichte. Gemeinsam trockneten Ayashi und die Dienerin seine Haut, sodass Ayashi die Heilsalbe auftragen konnte. Während Ayashi das tat, sammelte Iruka die schmutzigen Kleidungsstücke, die Tücher und die Handtücher ein und sah immer wieder hinüber zu Ayashi. „Hime-Sama? Ihr tragt die Salbe nur auf die tiefe Wunde auf?“ fragte sie, nachdem sie ihre Hime eine Zeit lang beobachtet hatte. „Ja. Wir haben kaum noch von der Salbe, da wir unsere Verletzungen in der letzten Zeit nicht von selbst heilen lassen konnten, auch wenn das bei uns Youkai nur wenige Tage dauert.“ „Ich verstehe. Ihr musstet immer bereit und bei ganzen Kräften sein. Ich verstehe.“ versicherte Iruka, worauf Ayashi nickte. „Die ungefährlicheren Verletzungen überlasse ich ihm. Sie werden von selbst heilen, wenn es in seinem schlechten Zustand auch länger dauern mag. Diese Wunde allerdings…“ meinte Ayashi und deutete in einer vagen Geste auf die tiefe Wunde über den Oberkörper. „Die Salbe wird ihren Teil leisten und seinen Körper bei der Heilung unterstützen.“ Iruka nickte und sah Ayashi zu, wie sie gewissenhaft und vorsichtig die Salbe verteilte und schließlich die Verletzung verband. Ayashi ließ ihre Finger noch einmal über den Übergang zwischen Verband und Haut streichen und wandte sich dann ihrer Dienerin zu: „Ich bitte dich, ihm seine kurzen Beinkleider zu wechseln und auch das Laken zu wechseln. Dann kleide ihn in die Sachen meines Vaters, aber sei sehr vorsichtig.“ Iruka nickte und Ayashi erhob sich von Sesshoumarus Seite. Der Anstand verbot ihr nun tatsächlich jegliche weitere Tätigkeit an Sesshoumarus Körper, doch es fiel ihr schwer, sich von Sesshoumaru zu entfernen. Iruka begann ihre Arbeit, sobald ihre Hime den Raum verlassen hatte. Ayashi wanderte draußen vor der Tür langsam auf und ab und hatte ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Ban kam auf sie zu und erkundigte sich nach dem Befinden von Inu-no-taishou-Samas Sohn. „Sein Zustand macht mir Sorgen. Wir können nur warten.“ antwortete Ayashi und Ban nickte. „Es ist alles ruhig. Soll ich die Nachtwache bei ihm übernehmen?“ „Nein, wir brauchen alle Ruhe. Iruka wird das übernehmen.“ wehrte Ayashi ab und fügte hinzu: „Ich will auch nur noch einmal nach ihm sehen, bevor ich mich auch zur Ruhe lege. Geht ruhig.“ Ban nickte und verließ Ayashi wieder. Sie blickte ihm nach, wie er in den Hof hinab schritt und schließlich um eine Ecke verschwand. Wenig später hörte sie, wie Iruka die Tür zu den Gärten öffnete und zu ihr trat. „Er ist angekleidet und das Lager frisch bezogen.“ berichtete Iruka. „Iruka, ich möchte, dass du die Nacht über in den Gemächern meines Vaters bleibst und Sesshoumarus Zustand überwachst.“ meinte Ayashi, trat in die Gemächer und schloss die Tür. Zögernd näherte sich dem Lager, auf dem er ruhte, und betrachtete ihn. In den reinen Kleidern eines Schlossherrn und in einem frisch bezogenen Bett sah er fast so aus, als würde er nur schlafen. Ayashi ließ sich vorsichtig rechts neben dem niederen Bett auf die Knie nieder. Iruka hatte die Schalen ausgeleert und eine von ihnen mit frischem Wasser gefüllt. Er sah so anders aus als in der Nacht, in der sie ihn in den Bergen gesehen hatte. Sie zitterte leicht und fröstelte bei dem Gedanken, dass er noch nicht außer Lebensgefahr war. Seine Brust hob und senkte sich unter langen Atemzügen, was ein gutes Zeichen war. Plötzlich durchfuhr ein jähes Zucken Sesshoumarus Körper und er begann zu heftig röcheln. Ayashi war sofort zur Stelle, legte ihren linken Arm unter seine Achseln und half ihm, sich aufzurichten. Ihre andere Hand tastete nach der leeren Schale, da es sich so anhörte, als würde er bald Blut husten. Ayashi lehnte Sesshoumarus Oberkörper gegen ihren, nahm die Schale in die andere Hand und presste ihre linke Hand auf die Wunde, damit sie bei seinem Husten nicht aufbrach. Sein Körper bebte unter einem starken Hustenanfall. Fassungslos starrte Ayashi in die Schale, als sie Recht behalten hatte. Sesshoumarus Blick ruhte auf ihr und er musterte ihr Profil. „Ich dachte, wenn man… tot ist, hätte man… keine… Schmer… Schmerzen mehr.“ flüsterte er und sank noch mehr gegen sie. Ayashi stellte die Schale wieder weg und umfing seinen Oberkörper mit ihren Armen, um ihn langsam wieder zurück auf das Bett sinken zu lassen. Die Nähte seiner Wunde waren nicht gerissen. Er blickte sie an, doch sie blieb noch eine Weile stumm, doch schließlich musste sie etwas sagen. „Ihr seid nicht tot, Sesshoumaru-Sama. Ihr seid nicht tot.“ meinte sie und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Ihre Hand legte sich sanft auf seine Stirn, die natürlich immer noch glühend heiß war, sodass sie ein frisches Tuch in Wasser tränkte und ihm damit Kühlung verschaffte. „Es steht schlecht um Euch, Sesshoumaru-Sama.“ gab sie zu und blickte ihn an. „Ich bin tot, schöne Göttin...“ murmelte er und schloss die Augen wieder. Es tat so weh, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Ihr Körper verkrampfte sich etwas und ihr Inneres schien zu bluten. Ayashi legte beide Hände an seine Wangen und beugte sich über ihn. Sie schüttelte ihn leicht und zwang ihn, die Augen wieder zu öffnen und sie anzusehen. „Nein, Sesshoumaru-Sama. Das werde ich nicht zulassen. Hört Ihr? Ihr werdet leben! Versteht Ihr? Leben! Ich habe für Euch getan, was ich tun konnte, aber nun müsst Ihr mir helfen.“ redete sie auf ihn ein und blickte ihn eindringlich an. „Bitte, helft mir, dass ich Euch helfen kann.“ flüsterte sie und senkte den Blick, da seine Augen zu brennend in ihren waren. „Wie?“ fragte er heiser und Ayashi hob den Blick wieder. „Schlaft nun, Sesshoumaru-Sama, und denkt nicht mehr an den Tod. Ihr seid am Leben und in Sicherheit.“ Ayashi sah ihn mit flehendem Blick an und schließlich nickte er leicht. Ihre Hand fuhr nochmals über seine Stirn und er musste zugeben, dass diese geringe Berührung ihn sehr beruhigte. „Wieso… bin ich bei den Göttern?“ fragte er. „Das seid Ihr nicht. Ich bin keine Göttin, Sesshoumaru-Sama.“ erklärte Ayashi, doch sie vermutete, dass es nicht in seinem fiebrigen Verstand ankam. „Bleibt Ihr bei mir?“ fragte er, doch Ayashi schüttelte den Kopf. „Seid unbesorgt, Sesshoumaru-Sama. Ich werde jemanden über Euren Schlaf wachen lassen. Ihr werdet nicht alleine sein, wenn Ihr erwacht.“ versprach Ayashi, ergriff kurz seine Hand und erhob sich dann von seinem Lager. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)