Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 34: ------------ Sesshoumaru schloss die Augen und beruhigte das Chaos in sich, als ihm ein hauchdünner, kaum wahrnehmbarer Duft von Jasmin– und Kirschblüten in die Nase stieg und begann, seine Sinne zu benebeln. Er musste sie träumen! Das war gänzlich unmöglich! Die herrliche Frau im Wasser wandte den Kopf zu der Stelle, an der sie ihre Kleidung hatte liegen lassen und spähte in die Dunkelheit. Sesshoumaru folgte ihrem Blick erst zu ihrer Kleidung, einem dünnen, hellblauen Yukata, dann hörte auch er ein Geräusch, doch sie war schneller. Blitzschnell stieß sie sich am Felsen ab und erreichte das Ufer mit ihrem Yukata, den ein kleines Mädchen in einem schwarzen Yukata in den Händen hielt. „Hinomaho, du hast mich erschreckt!“ gab sie lachend zu und nahm der Kleinen den Yukata aus der Hand, stieg aber nicht aus dem Wasser. Sesshoumaru fühlte etwas in sich, das er nicht kannte. Ihre Stimme klang so rein und angenehm in seinen Ohren, dass er sich beinahe prügeln musste, um sich von der Quelle zu entfernen. Er wusste, dass jetzt der richtige Moment war – jetzt war diese göttliche, liebreizende Frau abgelenkt. Niemand würde ihn entdecken. „Kibonohana, du warst auf einmal weg. Und dann habe ich erfahren, dass du nach Hause zurückgehst… Ich hatte Angst, dass ich dich nie wieder sehe, Onee-chan.“ gab die Kleine zu. „Ich werde nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden.“ versprach die ältere Schwester. Sesshoumaru setzte sich langsam und vorsichtig in Bewegung setzte, um kein Geräusch zu verursachen. Hinomaho. Kibonohana. Das waren seltsame und ungewöhnliche Namen für Youkai. Feuerzauber. Hoffnungsblüte. Die Namen schienen ihm unwichtig, doch Sesshoumaru wusste, dass sich das Gesicht und die wohlklingende Stimme der Fremden in sein Gedächtnis gebrannt hatten. Sesshoumaru verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln: jetzt zerrissen schon zwei Frauen, die eine hatte er nur einen Augenblick gesehen, die andere war sicherlich nicht von dieser Welt, sein Herz und sorgten dafür, dass er sich selbst nicht wieder erkannte. Ayashi und die schöne Göttin aus der Quelle. Sesshoumaru schüttelte energisch den Kopf und atmete einige Male tief durch, als er sich ungesehen weit genug entfernt hatte. Er brauchte einen klaren Kopf, da er sich gleich mit seinem Diener Yaken treffen würde und sich nicht das Geringste anmerken lassen durfte, wenn er nervigen Fragen aus dem Weg gehen wollte. Am Tag ihrer Abreise übergab Ayashi ihre kleine Schwester in Anzus Obhut und suchte dann ihren Onkel in seinem Arbeitszimmer auf. Er saß am Schreibpult und legte den Pinsel weg, als sie sich ihm gegenüber auf den Boden kniete. „Nun willst du also aufbrechen.“ meinte er und betrachtete seine Nichte, die er am liebsten bei sich behalten hätte. „Ja, es wird Zeit.“ entgegnete Ayashi lächelnd. „Das ist Schade. Es hat mir sehr gefallen, dich hier zu haben.“ „Ich werde mit Sicherheit bald und häufig zurückkehren und nach Ayame sehen.“ „Und hoffentlich auch nach mir, deinem Onkel.“ „Natürlich.“ lachte Ayashi und nickte. „Du hast sehr große Fortschritte in der Kampfkunst gemacht. Vor allem Ishiki ist sehr von deinem Können überzeugt.“ fuhr Katsumoto fort. Ayashi bedankte sich für das Kompliment und erinnerte sich an ihre letzten Zusammentreffen mit Ishiki, bei denen er getan hatte, als habe sie sich niemals seltsam verhalten. Er hatte auch kein weiteres Kompliment gemacht und hatte sich wie üblich froh und gut gelaunt gezeigt. Bei ihrem Abschied hatte er ihr eine gute Reise gewünscht und unbefangen darum gebeten, dass nicht hundert Jahre vergingen, ehe sie wieder nach Kochi kam. Ayashi hatte keinen Grund, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln, was ihr einen Stein vom Herzen fallen ließ. Ishiki war immer noch ihr guter Freund, auf den sie sich verlassen konnte. „Ich frage mich, wann du dein Schwert bekommst, von dem du mir erzählt hast. Inu-no-taishou muss es doch bereits in Auftrag gegeben haben.“ „Ja, doch ich soll es als Erbstück erhalten. Insofern bin ich nicht begierig darauf, es endlich in den Händen zu halten.“ antwortete Ayashi. „Das ist verständlich. Wenn Inu-no-taishou uns verlässt, wird das ein sehr großer Verlust sein. Ich bin mir nicht sicher, ob sein Sohn die Westlichen Länder zusammen halten könnte.“ „Inu-no-taishou wird uns noch lange erhalten bleiben.“ meinte Ayashi sicher und wechselte das Thema: „Ich habe Ayame in Anzus Obhut übergeben. Sie erschien mir in den letzten zwei Jahren sehr vertrauenswürdig und mag Ayame. Ich habe sie allerdings dazu angehalten, Ayame zu zügeln, wenn sie über die Strenge schlägt. Ansonsten meine ich, dass auch Ayame ein gutes Verhältnis zu Anzu hat und eine vertraute Person hat, wenn ich nicht mehr hier bin.“ „Ich danke dir. Natürlich werde ich mich selbst auch um Ayame kümmern.“ „Du bist keine Frau, Onkel.“ „Nein, wirklich nicht.“ stimmte Katsumoto lachend hinzu. „Ich meinte damit auch nur, dass Ayame eine weibliche Vertraute braucht. Sie wird dir bei Weitem nicht alles erzählen, was in ihr vorgeht. Anzu kann sie andere Dinge anvertrauen und Anzu kann ihr auf andere Weise zur Seite stehen. Ich erzähle manche Dinge auch nur Zhu-Lien und nicht meinem Vater.“ „Ich verstehe. Ich werde darauf achten, dass Anzu ihre Aufgabe ausführt. Sollte es nötig sein, werde ich sie noch einmal auf ihre Pflicht hinweisen.“ Ayashi nickte und sah ihrem Onkel lange ins Gesicht, bis dieser schließlich fragte, was sie sonst noch auf dem Herzen habe. Sie hatte im Sinn, ihn auf Satori anzusprechen, doch dann erinnerte sie sich, dass sie überhaupt nichts Genaues wusste, und winkte ab. „Nichts. Das ist nicht wichtig.“ wehrte sie ab und meinte: „Ich habe mich von den Kriegern, mit denen ich trainiert habe, von den Beamten, mit denen ich zu tun hatte, von den Dienern, die mir gedient haben, von Satori, Ninshiki und Ayame verabschiedet. Habe ich jemanden vergessen?“ „Deinen Onkel.“ meinte Katsumoto nach einer Weile schmunzelnd. Ayashi schüttelte den Kopf und blickte dann ihren Onkel an. Sie legte ihre Hände auf den Boden vor sich und neigte den Oberkörper leicht nach vorne. „Ich danke dir für deine Gastfreundschaft und werde meinem Vater deine guten Wünsche überbringen. Leb’ wohl, Katsumoto. Ich hoffe, unsere Wege werden sich bald wieder kreuzen.“ sagte sie und richtete sich wieder auf. Katsumoto neigte den Kopf und entgegnete: „Komm’ bald wieder, Ayashi. Dein Zuhause sind auch die Südlichen Berge.“ Ayashi und Katsumoto erhoben sich und Katsumoto geleitete seine Nichte die Gänge entlang, um sie nach draußen zu bringen. Ayame, Ishiki, Taido und Ninshiki warteten im ersten Hof, um sie noch einmal zu verabschieden. „Du siehst, es gibt mehr Youkai, die dich nicht gehen lassen wollen.“ raunte er ihr zu, als sie die Stufen in den Hof hinab schritten. „Ich kann nur wiederkommen, wenn ich gehe, Katsumoto.“ flüsterte Ayashi und erblickte am Rand des Hofes zwei ältere und erfahrene Youkai näher kommen, die Ayashi auf ihrem Heimwegs begleiten sollten. „Wie wahr, Ayashi. Chikai und Meiyo besitzen mein volles Vertrauen. Bei ihnen wird dir nichts geschehen.“ Ayashi verdrehte in Gedanken die Augen – auch alleine befände sie sich nicht unbedingt in Gefahr, doch sie sagte nichts. Ayame rannte zu ihr und Ayashi nahm sie auf den Arm. Ihre Arme legten sich um ihren Hals und Ayashi strich ihr mit der einen Hand über den Rücken. „Ich komme wieder, Ayame. Ich verspreche es dir.“ „Ich weiß.“ wisperte Ayame gegen Ayashis Hals, hob dann den Kopf und drückte ihr einen Kuss auf ihre Wange. „Du bist ein großes Mädchen. Ich bin stolz auf dich, das weißt du auch, nicht wahr?“ Ayame nickte und lächelte leicht. Die beiden Schwestern hatten in den letzten Tagen lange miteinander gesprochen und viel Zeit miteinander verbracht. Ayame hatte sofort verstanden, dass Ayashi nach Hause wollte und auch wieder nach Kochi kommen würde, doch nun fiel es ihr doch schwer, die große Schwester gehen zu lassen. Ayashi behielt ihre kleine Schwester auf dem Arm, als sie Ninshiki noch einmal umarmte und ihr alles Gute für ihre Zukunft wünschte. „Ich freue mich schon darauf, wenn wir uns wieder sehen.“ meinte Ayashi. „Ja, ich mich auch. Ich bin bestimmt noch hier, wenn du das nächste Mal nach Kochi kommst.“ „Wie das?“ „Ich möchte noch so vieles lernen und das kann ich hier am besten.“ entgegnete Ninshiki lächelnd. „Das ist wahr. Die besten Lehrer findest du in Kochi bei Katsumoto.“ stimmte Ayashi ihr zu und wandte sich Taido und Ishiki zu. „Vielen Dank für eure Unterstützung und die Ehre eurer Freundschaft.“ „Die Ehre ist auf unserer Seite, Ayashi-Sama.“ entgegnete Ishiki schmunzelnd, da er wusste, dass Ayashi die ehrenvolle Anrede aus seinem oder seines Bruders Mund nicht hören wollte. Taido versetzte seinem älteren Bruder einen leichten Schlag gegen den Oberarm, doch lachte leise. Zweifellos musste auch er sich erinnern, dass Ayashi Ishiki und ihn nicht nur einmal über die Ebene gehetzt und versucht hatte, sie überlegen im Schwertkampf zu schlagen, da sie in diese förmliche Anrede zurückverfallen waren, was Ayashi nur sehr schwer bis überhaupt nicht akzeptieren konnte. Ayashi schüttelte belustigt den Kopf. „Kindsköpfe.“ murmelte Katsumoto, doch griff sonst nicht ein, weshalb die Brüder sich auch nicht gerügt fühlten. „Das Training mit dir war sehr… erfrischend. Ich hoffe, du kommst bald wieder.“ meinte Taido und Ayashi nickte. „Bestimmt.“ entgegnete sie und ließ Ayame von ihren Armen, um sich leicht vor den Brüdern zu verneigen. Dann beugte sie sich zu ihrer Schwester hinab, strich ihr über die Wange und küsste sie auf die Stirn. „Bis bald, Ayame.“ „Bis bald, Onee-chan. Komm’ bald wieder.“ bat die Kleine und Ayashi nickte, ehe sie noch einmal Katsumoto zunickte und mit Chikai und Meiyo den Heimweg antrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)