Schweigen von abgemeldet (von reden und nicht reden... und auch noch nicht verstehen) ================================================================================ Kapitel 14: Wem gehe ich nach ----------------------------- Sakura war verunsichert. Inos Worte hatten ihr das Selbstvertrauen genommen. Sie konnte gar nicht mehr einschätzen, was richtig und wichtig war und was nicht. Freude an der Gesellschaft der anderen hatte sie zwar, aber es reichte nicht. Es reichte nicht, um das zu vergessen, was sie erlebt hatte. An einem Tag, als beinahe eine Woche vergangen war, kam Hinata zu Sakura nach Hause. Sie saßen zusammen und hielten ‚Kriegsrat’. Gerüchte und Fakten wurden ausgetauscht, vermischt und die nächste Woche geplant. Doch auf einmal fragte Hinata: „Wie geht es dir, Saku?“ Einen Moment lang sah Sakura sie verständnislos an. Dann fragte sie zurück: „Wie sollte es mir denn gehen? Gut, wie du siehst?“ Es war gelogen. Sogar ziemlich sehr gelogen. Hinata sah zu Boden. „Weißt du, Saku...“, begann sie dann, „Wir sind seit Jahren gute Freunde. Glaubst du wirklich, ich sehe nicht, dass dich etwas beschäftigt?“ Sie sahen sich an. Lange Zeit verstrich. Dann sagte Sakura zögerlich: „Ich... ich habe jahrelang immer den Weg gesehen, den ich gehen wollte, aber jetzt... ist er nicht mehr sichtbar! Ich weiß nicht, ob ich den Richtigen gehe!“ Hinata nickte verständnisvoll. „Kannst du mir einen Rat geben?“, fragte Sakura kläglich und sah sie an. Hinata war gewachsen. Nicht nur körperlich, auch geistig war sie weitaus reifer, als an dem Tag, an dem Sakura mehr oder weniger freiwillig zu der Akatsuki gekommen war. Hinata dachte kurz nach. Dann nickte sie entschlossen. „Jeder Mensch geht jemandem oder etwas nach, Sakura!“, sagte sie sanft, „Es ist eine Art Ziel, ein Vorbild... oder etwas, das man unbedingt sehen und erreichen will. Und du musst entscheiden, wem du nachgehen willst. Das ist wichtig; niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen!“ Sakura nickte. „Und noch etwas!“, fuhr Hinata dort und lächelte, „Du musst entscheiden, welcher Teil von dir dies Entscheiden darf! Entscheidet es dein Verstand, so wirst du unglücklich werden. Aber wenn es dein Herz entscheidet, dann wirst du frei sein!“ Sakura starrte sie an. Hinata lächelte. Sie sah sehr zufrieden an. „Dann hat dein Herz entschieden, nicht?“, fragte Sakura nach. Hinata nickte. „Mein Verstand wäre meinem Vater nachgegangen, aber mein Herz war bei Naruto!“ Sie wurde leicht rosa um die Nase. Sakura lächelte und umarmte ihre Freundin. Als sie am Abend alleine war, dachte sie über Hinatas Worte nach. Wie immer, wenn sie grübelte, saß sie auf der Fensterbank. Sie konnte sich noch genau erinnern, als Itachi sie in ihrem Zimmer besucht hatte… „Mein Herz oder mein Verstand!“, wiederholte sie grübelnd. „Was ist mit deinem Herz oder deinem Verstand?“ Sakura erschrak so sehr, dass sie rückwärts von der Fensterbank fiel. Doch die schmerzhafte Begegnung mit dem Boden blieb aus, der Sprecher hatte sie aufgefangen. Sie starrte ihn an. Schweigen. Seine schwarzen Augen sahen sie noch immer auf diese einmalige Weise an. Sakura traten Tränen in die Augen. „Nicht weinen!“, murmelte Itachi und sah sie weiter an, „Ich will nicht, dass du weinst!“ Doch nun konnte sich Sakura erst recht nicht mehr beherrschen. Die Tränen rannen über ihre Wangen und schluchzend umarmte sie Itachi und drückte ihn fest an sich. Er legte seine Arme um sie und hielt sie fest. Schweigen. Nur das leise Schluchzen Sakura war zu hören. Es war keine Trauer, es war Erleichterung. So, als wäre ein Teil von ihr gegangen und nun wiedergekommen, um seine Lücke wieder aufzufüllen. „Wieso bist du weggegangen?“, fragte Itachi leise. Sakura sah ihn an, sie konnte etwas in seiner Stimme hören, dass sie von ihm nicht kannte. Traurigkeit? Enttäuschung? „Weil Naruto mich sonst suchen würde!“, erklärte Sakura leise, „Und dann hättet ihr ihn getötet!“ Itachi sagte nichts. Es bewies, dass Sakura recht hatte. Schweigen. Keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Es war ein Problem. Ein Problem, dass sich nicht lösen lassen wollte. Eine ganze Weile saßen sie zusammen auf der Fensterbank und warteten darauf, dass der andere etwas sagte. Auf einmal klopfte es an der Tür. Sakura schrak auf und sah Itachi an. Dann lief sie schnell zur Tür und öffnete. Naruto stand da und grinste sie an. „Oh... hi, Naruto!“, meinte Sakura und versuchte zu lächeln. „Hi, Sakura, willst du nicht rüberkommen? Die anderen sind auch alle da!“ Sakura lächelte. „Das ist lieb von dir, Naruto, aber ich möchte lieber nicht mitkommen!“ Naruto grinste weiter. „Kein Problem!“, meinte er leichthin, „Wenn du doch möchtest, komm doch einfach!“ Sakura nickte. Naruto verabschiedete sich und ging wieder zurück zu den anderen. Sakura wandte sich um und ging in ihr Zimmer zurück. Doch sie war zu spät. Itachi war verschwunden. Den ganzen Abend lang saß Sakura auf dem Fensterbrett und grübelte. Bis tief in die Nacht bewegte sie sich nicht. Wem sollte sie folgen? Ihrem Verstand? Das bedeutete, dass sie selber unglücklich werden würde, aber dafür ihre Freunde nicht. Oder ihrem Herzen? Dem Weg, der ihr vollkommen verborgen war. Erst als der Morgen schon wieder graute, stand sie auf und streckte sich. Nach vielem Nachdenken hatte sie sich nun entschieden. Sie wusste, wem sie nachgehen wollte. Es war eigentlich keine schwere Entscheidung gewesen. Sie hatte es ja irgendwie schon vorher gewusst. Immer noch grübelnd zog sie ihre Schuhe an und ging nach draußen. Dann lief sie zum Hyuuga-Anwesen und klopfte. „Wer kommt denn da so früh?“ Die Stimme von Hinatas Vater war müde und ziemlich schlecht gelaunt. Doch das verunsicherte Sakura kaum. Sie kannte sein Temperament ja inzwischen. Endlich öffnete sich die Tür. „Ach, du bist es, Sakura!“, maulte der Mann und sah sie verschlafen an, „Hinata ist in ihrem Zimmer... mit diesem Naruto!“ Seine Stimme klang abfällig, doch das störte Sakura nicht. Er war schließlich immer so. Sakura klopfte an Hinatas Zimmertür. Nach einer Weile öffnete Hinata mit hochrotem Kopf. „Oh, du bist es, Sakura!“, sagte sie und sah zu Boden, „Warte bitte einen Moment, ich ziehe mir nur schnell etwas an!“ Sakura nickte und grinste. Nach nur fünf Minuten, kam Hinata wieder heraus. „Ich...“, murmelte sie, „Ich meine...“ Aber Sakura winkte grinsend ab. „Ich weiß, dass Naruto da ist, keine Sorge, Hina!“, meinte sie, „Aber ich muss etwas wichtiges mit dir besprechen!“ Hinata nickte und die zwei gingen in den Garten. „Ok, was gibt es so wichtiges zu sagen?“ „Na ja…“, murmelte Sakura, „Ich habe entschieden, wem ich folgen werde!“ Hinata lächelte. „Und?“, fragte sie neugierig. Sakura sah sie einen Moment lang einfach nur an, dann sagte sie: „Du musst es irgendwie hinkriegen, dass Naruto mir nicht folgt!“ „Eine Bedingung!“ Sakura nickte ergeben. Was immer es war, sie musste es wohl oder übel tun. „Wem folgst du?“ „Das willst du wirklich wissen?“ Hinata nickte und lächelte neugierig. „Du wirst mich umbringen!“, murmelte Sakura und räusperte sich. Dann holte sie tief Luft, sah Hinata an und sagte: „Uchiha Itachi!“ Hinata starrte sie überrascht an. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. „Itachi? Der große Bruder von Sasuke, der...“ Sakura unterbrach sie und vollendete den Satz: „... der hunderte getötet hat, ewig kalt sein soll und ein Mörder ist, ich weiß! Aber... er ist total anders!“ Hinata nickte nur. „Und wie anders?“, fragte sie dann neugierig. Sakura wurde immer leichter ums Herz. Hinata reagierte nur neugierig, nicht total entgeistert, wie Ino es getan hatte. In den nächsten drei Stunden erzählte sie ihr mit leiser Stimme alles, was sie über Itachi wusste. Dann kam Naruto und fragte, wo Hinata blieb. Sakura verabschiedete sich. Naruto wusste es nicht, doch dieser Abschied sollte entgültig sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)