Bittersweet Symphony von Erdbeermuffin (Gut Ding braucht Weile, letztes Kapitel on XD) ================================================================================ Kapitel 2: ~Regenwalzer~ ------------------------ II. Regenwalzer England ist ein Land, das bekanntlich nie lange trocken bleibt, doch vor allem im Herbst regnet es viel und meistens auch tagelang. So wie auch heute. Schon seit Tagen hatte ich von Lestat weder etwas gesehen, noch gehört und so sehr ich auch versuchte ihn zu vergessen… es war schier unmöglich. Was hatte dieser Kerl nur mit mir gemacht?? Ich verstand die Welt nicht mehr und verbrachte die meiste Zeit damit am Fenster meines Zimmers zu sitzen und nach draußen zu starren. Heute blieb mir jedoch nicht viel dafür. Heute war wieder einer der verhassten Tage an denen ich meinen von mir „hoch geschätzten“ Privatunterricht erhielt. „Alors, lis le text à la page trente, s’il te plait.” Meine Französischlehrerin war ziemlich streng. Allerdings war sie gerecht, doch heute hatte ich keine Nerven für sie und ihren Unterricht. Mehr schlecht als recht absolvierte ich den Unterricht. Mademoiselle war eine waschechte Französin und eine Lehrerin der alten Schule. Sie hatte das „typische“, französische Temperament und konnte schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn ihr etwas nicht passte. Außerdem hatte sie ein Talent dafür jemandem auf den Zahn zu fühlen, wenn sie merkte, dass etwas nicht stimmte. „Mince, Ray! Was ist heute mit dir los??“ fragte sie mit einem tiefen Seufzen und rückte sich ihre Brille zurecht. „Tut mir Leid, Mademoiselle… ich… fühle mich nicht wohl heute.“ Entgegnete ich betreten. Dabei war dieser Zustand nur Lestats Schuld! Er hat mich total aus der Bahn geworfen mit seinem bedrängenden Verhalten! „So, so… Monsieur fühlt sich also nicht wohl. Bon, lassen wir es für heute gut sein. Ich habe schließlich noch andere Schüler, die auf mich warten. Allerdings würde ich dich bitten diese Lektüre zu kaufen. Dieses Buch werden wir als nächstes lesen.“ Sie gab mir einen Zettel auf dem man, in filigraner Schrift geschrieben, den Titel „Le comte de Monte-Christo“, lesen konnte. „Werde ich machen. Auf wieder sehen…“ doch da war die Türe schon zugefallen. Seufzend steckte ich den Zettel ein. Die Frau hatte wirklich keine Zeit. Langsam ließ der Regen etwas nach, bis er schließlich ganz aufhörte. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch Zeit hatte bis der Buchladen schließen würde, genug Zeit um schnell die Lektüre zu kaufen. Vielleicht würde ich so auf andere Gedanken kommen. Relativ schnell zog ich meinen Mantel an und legte mir einen Schal um. Immerhin war die Luft draußen kalt. Das merkte man sobald man einen Fuß vor die Türe setzte. Schnellen Schrittes wanderte ich die grauen Straßen entlang und außer mir war kaum jemand unterwegs. Die meisten Leute der Oberschicht verbrachten die Tage jetzt in ihren Häusern vor dem Kamin, statt im Park spazieren zu gehen. Nur hin und wieder konnte man vielleicht einmal ein Dienstmädchen sehen, das seine Einkäufe erledigte, viel mehr nicht. Nachdem ich eine Weile gegangen war, blieb ich stehen. Ein paar Meter vor mir konnte ich die Silhouette eines hoch gewachsenen Mannes erkennen. Er hatte schwarzes Haar, welches im Wind leicht mitschwang. Auf einmal machte mein Herz einen Satz und fing augenblicklich an schneller zu schlagen. Nein, das bildete ich mir nur ein. Es gab genug Männer mit schwarzen Haaren. Meine Füße begannen sich vorwärts zu bewegen, immer schneller und schneller. Es war, als führten sie ein Eigenleben. Das Problem war, dass er sich von mir entfernte und ich nur seine Rückenansicht sehen konnte. Vielleicht irrte ich mich auch, doch dann blieb der Mann urplötzlich stehen. Da ich meine Füße nicht mehr kontrollieren konnte und alles so furchtbar schnell ging, rannte ich ihm direkt in den Rücken und taumelte leicht zurück. Durch den Zusammenprall drehte er sich um und sah mich verärgert an. Grüne Augen… nein, das war nicht Lestat. „Verzeihen Sie…“ murmelte ich peinlich berührt und lief hastig an ihm vorbei. Meine Wangen waren heiß, glühend heiß sogar. Wie konnte ich nur denken, dass dies Lestat war?? Hatte ich vielleicht gehofft, dass er es war? Unmöglich… als ich außer Sichtweite war, wurde ich wieder langsamer. „Was ist nur mit mir los?“ ein einsamer Monolog und irgendwie fühlte ich mich traurig. Es war schlimm, wenn man nichts mehr um sich herum, nicht einmal mehr sich selbst verstehen konnte. Mit bedächtigen Schritten erreichte ich schließlich den Buchladen um die Lektüre für Französisch zu kaufen und als ich wieder nach draußen kam, musste ich feststellen, dass es wieder angefangen hatte zu regnen. Es war schon komisch… entweder regnete es dann, wenn es wirklich am ungünstigsten war, oder es schien so als würde das Wetter sich der eigenen Stimmung anpassen. Dieses Mal schien es eher Letzteres zu sein, das zutraf, zumindest für mich. Obwohl man sich bei diesem Wetter schnell erkälten konnte hatte ich es nicht sonderlich eilig und es dauerte nicht lange, da tropfte der Regen von meinen braunen Haarspitzen zu Boden. Mein Blick war auf die Straße gerichtet, das Buch hielt ich in Papier eingewickelt in der rechten Hand und irgendwie war es mir einfach egal, dass es nass wurde. Es war ja nur ein Buch und ein französisches noch dazu. So melancholisch war ich wirklich schon lange nicht mehr gewesen und dieser Umstand machte mir selber Angst. „Solltest du nicht langsam schauen, dass du nach Hause kommst? Du erkältest dich noch.“ Schon wieder eine dieser Halluzinationen. Es war die gleiche tiefe und sanfte Stimme, die auch schon bei der Gesellschaft meine Knie hatte zittern lassen. „Ray? Hörst du mich?“ Moment mal! Das war keine Einbildung! Nach dieser erschreckenden Erkenntnis hielt ich abrupt inne in meinen Schritten und starrte Lestat an, der direkt neben mir stand und mich ansah… neutral. Seine emotionslose Miene ließ ein leichtes Grinsen erkennen und er schaute fast schon belustigt und auch herablassend zu mir hinunter. Er wirkte fast schon wie ein König… ein grausamer König. „Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen. Komm’ mit unter den Schirm, sonst wirst du noch krank.“ Mein Unterkiefer klappte nach unten. Wie konnte er auf einmal so gelassen daher reden?? Letztes Mal hatte er mich noch auf das Übelste belästigt! „Sie… Lassen Sie mich in Ruhe! Ich brauche ihre Hilfe nicht.“ Schnauzte ich ihn unhöflich an, doch zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass ihn das nur noch mehr amüsierte. Der Kerl machte sich einen Spaß daraus mich zu ärgern! „Schau mal, Ray… ich will dir wirklich nicht schaden.“ Ergriff Lestat erneut das Wort. „ich will dich nur nach Hause bringen. Dann verschwinde ich wieder.“ Wahrscheinlich nur um rauszukriegen wo ich wohne, damit er mir nachschnüffeln konnte. Das dachte ich mir zumindest bei seiner Erklärung und schüttelte den Kopf. Wie lange würde es denn noch dauern bis er mich endlich in Ruhe lassen würde? „Ich will aber nicht nach Hause gebracht werden. Mit 17 Jahren werde ich doch wohl alt genug sein um auf mich selber aufpassen zu können. In diesem Sinne: Schönen Tag noch.“ Mit dieser nicht gerade freundlichen Verabschiedung ging ich einfach weiter. Was war nur mit mir los? Als ich auf dem Weg zum Buchladen diesen Fremden vor mir gesehen hatte, da erschien es mir selber schon fast so als hätte ich gehofft, dass es Lestat wäre, doch als ich ihm dann begegnet bin, wollte ich einfach nur so schnell wie möglich von ihm weg kommen. Mein inneres Chaos nahm mit jedem Mal mit dem ich in seine Augen sah immer mehr zu und ich konnte nichts dagegen tun. Hieß es nicht, dass Menschen, die viel Geld haben sich alles leisten können und alles tun und lassen können, was sie wollen? Warum können sie also nicht auch für Geld ihre Gefühle kontrollieren lassen? Im Grunde waren wir doch auch nur Menschen und die Erkenntnis, dass wir unserem Selbst gegenüber machtlos waren, machte mich fast schon wahnsinnig. Noch immer zitterten meine Knie wie Pudding, doch ich versuchte krampfhaft einen eleganten, schnellen Schritt beizubehalten. Ob er mir folgte? Ich vernahm keine Schritte hinter mir und so ging ich fest davon aus, dass er aufgegeben hatte. Es war auch besser so. Der Regen durchnässte meinen Mantel und auch das Wasser an meinen Haaren perlte nicht mehr einfach ab sondern setzte sich in ihnen fest um schließlich in Form von größeren und kleineren Tropfen auf den dreckigen Steinboden zu fallen. Wieder überfiel mich das Gefühl der Melancholie… Nach einer Weile konnte ich endlich das Haus meiner Eltern am Ende der Straße erkennen und musste leicht lächeln. Jetzt hatte ich es endlich geschafft. Einen Moment blieb ich stehen und sah mich um. Lestat war mir tatsächlich nicht gefolgt, denn ich konnte ihn nicht entdecken, weder ihn, noch sonst irgendwen anders. Zufrieden über diesen Umstand wandte ich meinen Blick wieder nach vorne und rannte zu dem großen Anwesen, durch das eiserne Tor hindurch, den Garten durchquerend mit seinen Rosen. Allerdings war ich erst ganz sicher als ich endlich drinnen war. Kurz nachdem ich die Türe geschlossen hatte, kam auch schon unser Hausmädchen Elisabeth auf mich zugelaufen. „Meine Güte! Wie seht Ihr denn aus? Habt Ihr etwa Euren Schirm vergessen?“ Kopfschüttelnd half sie mir aus dem Mantel. „Soll ich Euch ein Bad fertig machen? Sie erkälten sich bestimmt noch, wenn Sie weiter in diesen nassen Sachen herum laufen.“ Jetzt redete sie fast schon genau so wie ER. „Wieso meinen eigentlich alle, sie müssten sich um mich Sorgen machen??“ fragte ich leise knurrend und erntete auch gleich einen misstrauischen Blick von Elisabeth, was mich aufseufzen ließ. „Ein Bad klingt gut.“ Murmelte ich daraufhin nur und verschwand die Treppen hoch in meinem Zimmer um mich auszuziehen. Seit dieser Gesellschaft und seit ich diesem Mann begegnet war, war auch meine sonst so gute Laune drastisch in den Keller gegangen, mein Konzentrationsvermögen war gleich Null und meine Gedanken hatten sich selbstständig gemacht. Es war einfach nicht fair, dass eine Begegnung alles umkrempeln konnte. Umso glücklicher war ich über das heiße Bad, welches nach einer halben Stunde fertig war. So konnte ich vielleicht etwas abschalten und an etwas oder jemand anderes zu denken. Erleichtert ließ ich mich in das warme Badewasser sinken und nachdem Elisabeth einen Moment später das Zimmer verlassen hatte, konnte ich die nun herrschende Ruhe endlich genießen. Mit geschlossenen Augen begann ich zu träumen. Mein Bruder hatte vor kurzem seine Verlobte getroffen. Bald würden sie wohl heiraten und meine Eltern hatten nun damit begonnen auch für mich ein hübsches Mädchen aus reichem Hause zu suchen, damit ich, wenn ich schon nicht so gut wie mein Bruder war, wenigstens eine anständige Ehefrau hätte… wie deprimierend. In der Upper Class gab es wohl wirklich nichts anderes als sehen und gesehen zu werden. Eine Verlobte… ich hatte nichts gegen Frauen, zumindest nicht viel. Ich mochte es nur nicht, wenn sie so albern waren und hysterisch, doch es gab wirklich viele hübsche Mädchen. Dennoch… ich war noch so jung und fühlte mich nicht bereit dafür schon jetzt einem Menschen fest versprochen zu werden, den ich nicht kannte und von dem ich nicht wusste, ob ich mit ihm überhaupt auskommen würde. Ich versuchte mir den Gedanken an eine arrangierte Heirat schmackhaft zu machen indem ich mir ein hübsches, junges Mädchen vorstellte mit pechschwarzem, langen Haar, einem wohlgeformten Körper, schlanken Fesseln und amethystfarbenen Augen. Moment Mal! Amethystfarbene Augen?? Ich riss jähe meine Augen auf als mir dieses Bild von einem weiblichen Lestat in den Sinn kam. Kerzengerade saß ich in der Wanne und starrte auf das Wasser. „Ach, verdammt!“ und somit war auch dieser kurze Moment der Entspannung hinüber. Warum konnte nicht mal ein Moment vergehen in dem dieser unverschämte Rüpel sich nicht in meine Gedankenwelt und mein Leben einmischte?? Schnaufend entstieg ich dem Wasser, trocknete mich ab und verschwand in meinem Zimmer. Mein Tag war gelaufen und jetzt war es mir auch egal, ob ich noch krank werden würde oder nicht. Vor mich hin grummelnd zog ich mich wieder an und griff nach meiner Geige, ein teures Instrument, das ich wie meinen Schatz behandelte. Vom Regen und meiner schäumenden Wut beflügelt begann ich zu spielen, einfach so, ohne ein bestimmtes Stück im Sinn zu haben. Es war meine persönliche Art den Stress abzubauen und mit der Zeit wurde ich wieder ruhiger… In der Nacht blieb ich jedoch schon wieder schlaflos. Mit geöffneten Augen starrte ich an meine Zimmerdecke und zog die Decke etwas höher. „Wieso kann mein Leben nicht einfach wieder normal sein?“ flüsterte ich und stand wieder auf. Wenn das so weiter ging würde ich nie einschlafen können. Das Licht vom Mond und das der Straßenlaternen drang durch das Fenster in mein Zimmer und wie Motten, die vom Licht angezogen wurden, so bewegte auch ich mich ihm entgegen. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört. Nur die Straßen waren noch nass und glänzten leicht vom Wasser. Mir war warm. Mit einer langsamen, müden Handbewegung öffnete ich das Fenster und lehnte mich etwas hinaus. Jetzt fiel mir gleich wieder auf wie kalt es hier in England schon wieder war. Auf meinem Körper bildete sich eine Gänsehaut und ich schlang kurz die Arme um meinen Oberkörper. Zwar fühlte sich die Kälte komisch an, doch andererseits prickelte sie auch erfrischend auf der Haut. Vielleicht würde ich schläfrig werden, wenn ich nach diesem Kälteschock wieder in mein warmes Bett krabbeln würde. Mein Blick schweifte über die Straße und erblickte auf einmal eine Silhouette. Weiter weg hörte man ein Baby schreien, was mich allerdings nicht störte, denn mein Blick war auf die Person fixiert. Sie stand nicht unweit von unserem Haus entfernt auf der anderen Straßenseite. Der Statur nach zu schließen handelte es sich um einen Mann. Außerdem trug die Person einen Zylinder und hielt irgendetwas Großes in der rechten Hand. Warum war mir diese Person eben nur nicht aufgefallen? Wahrscheinlich lag es daran, dass sie im Dunkeln stand. Das Licht der Laternen reichte gerade mal bis zu ihren schwarzen, glänzenden Schuhen. Als dieser Mensch sich auf einmal bewegte, zuckte ich kurz zusammen. Sie näherte sich dem Haus, ohne zu mir aufzublicken. Es war zweifelhaft, dass sie mich nicht gesehen hatte, immerhin lag mein Zimmer direkt zur Straße hinaus. Ungeachtet dessen, dass dies ein Privatgrundstück war, kam die Person durch das Tor und bewegte sich auf die Haustüre zu, machte dann aber einen Schwenker nach rechts auf den Rasen, direkt auf die Seite zu, auf der auch mein Zimmer lag. Unter meinem Fenster, ein paar Meter entfern,t blieb sie stehen und hob den Kopf. Sie sah mir direkt in die Augen und ein Schauer raste durch meinen Körper. Noch immer war es mir nicht möglich das Gesicht des Menschen zu erkennen und nun war ich schon drauf und dran ihn zu fragen wer er war, doch da wäre ich Gefahr gelaufen alle aufzuwecken. Auf einmal ging alles ganz schnell. Die Person hob den rechten Arm und warf den Gegenstand in ihrer rechten Hand zu mir hoch. Mehr aus Reflex streckte ich meine Arme nach dem immer größer werdenden Ding aus und fing ihn. Erstmal zuckte ich zusammen. Ich hatte mich gestochen und auf einmal realisierte ich, was ich da überhaupt aufgefangen hatte. Es war ein Strauß roter Rosen. Meine Augenbraue zog sich in die Höhe und ich beugte mich wieder zum Fenster hinaus um die Person zu fragen, was das denn sollte, doch sie war schon weg. Auf meiner Nase spürte ich einen Wassertropfen. Es begann erneut zu regnen. Nachdenklich schloss ich das Fenster und setzte mich mit den Blumen auf mein Bett, nuckelte an meinem leicht blutenden Finger. Wer zum Geier schenkte mir den Blumen?? Ich durchsuchte den Strauß, welcher wirklich herrlich duftete, nach einem Kärtchen oder einem ähnlichen Hinweis, doch ich konnte nichts finden. In Gedanken kam für mich natürlich nur eine einzige Person in Frage, die mir diesen Strauß hätte schicken können, doch ich traute mich nicht diesen Namen laut auszusprechen, da er mir Tausende und abertausende Schauer über den Rücken jagte. Jetzt brauchte ich noch eine Vase… schweigend und darauf bedacht nur nicht zu viel Lärm zu machen, schlich ich mich aus meinem Zimmer und die leicht knarrende Treppe hinunter. Von diesem Punkt an war es schon wieder einfacher und so flitzte ich in die Küche und befüllte eine Blumenvase mit Wasser, die ich im Dunkeln sicheren Fußes in mein Zimmer brachte. Ich stellte den Behälter mit den Blumen auf meine Fensterbank. Ja, dort stand er perfekt und nachdem ich noch mal etwas von dem wohligen Duft eingeatmet hatte, ging ich fröstelnd ins Bett. Ja, jetzt konnte ich endlich schlafen und auch wenn ich mich noch immer fragte, wer der Mann gewesen war, der mir diese Blumen geschenkt hatte, so fand jetzt doch in gewisser Weise Ruhe, weil ich das Gefühl hatte jemandem etwas wert zu sein. Am nächsten Morgen regnete es schon nicht mehr und die Sonne weckte mich freundlich strahlend auf. Mit dem Regen des vergangenen Tages war auch meine Melancholie auf einmal wie weg geblasen. Mein Blick fiel auf die Rosen. Sie hatten eine schöne dunkelrote Farbe. Rot stand zwar für die Liebe, doch dunkelrote Rosen standen im Volksmund meist für eine der unglücklichen Sorte. Diese hier waren so dunkel, dass sie fast schon schwarz erschienen. Dennoch mochte ich sie und ich würde schon herausfinden wer mir diese Blumen zugeworfen hatte, auch wenn da nur ein Mensch in Frage kommt, nur ein Mensch, der die Dreistigkeit und den Mut besaß mitten in der Nacht auf ein fremdes Grundstück zu schleichen und einem Jungen (man schenke dem Wort „Jungen“ besondere Aufmerksamkeit) Blumen zu schenken. Noch während ich meinen Gedanken nach hing klopfte es an der Türe und mit einem Lächeln wandte ich mich um. Ja, heute ging es mir besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)