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Die Magie der Musik

von

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Kapitel 39
 

Seufzend stieg Daniel aus dem Auto, nachdem er Charline direkt am Schuleingang abgesetzt hatte. Es hätte ihm schon auffallen müssen, als er gestern zuhause war. Seine Schwester hatte ihn nicht auf die Fotos angesprochen. Die Information war also noch nicht zur Tratschtante der Schule durchgedrungen und diese Tatsache beruhigte Daniel schon ein wenig. Wobei der Tag der offenen Tür nur noch ein paar Stunden gedauert hatte und die Schüler viel zu tun und zu sehen hatten, sodass die Gespräche wohl auf andere Themen bezogen waren. Es konnte immer noch schlimm kommen.
 

Daniel wollte sich gerade auf den Weg zum Haupteingang machen, als ihm von hinten eine Schultasche über den Kopf gezogen wurde. Zischend hielt Daniel sich die malträtierte Stelle und drehte sich geschockt um, um in das wütende Gesicht seines besten Freundes zu sehen.
 

„Philip“, keuchte er erschrocken.
 

„In voller Größe“, kam die geknurrte Antwort, doch die angespannten Züge lockerten sich schnell und Philip gab seinem Freund eine gespielte Kopfnuss. „Warum meldest du dich nicht, wenn ich dir schon so ne böse sms schreibe, he? Die letzten Tage hängst du mit Ethan rum, der mit Trauermine an dir klebt, sprichst etwas zu oft mit Herrn Canter und David wirft dir auch seltsame Blicke zu. Ganz zu schweigen von dem Auftritt von Abigail, von dem man sich erzählt. Wir haben schon lange kein richtiges Gespräch mehr geführt, ich habe keine Ahnung, was in deinem scheinbar momentan sehr aufregenden Leben geschieht. Unter einer echten Freundschaft stelle ich mir was anderes vor.“
 

Geknickt lehnte Daniel sich gegen sein Auto und Philip stellte sich neben ihn. Es stimmte. Sein letztes ernstes Gespräch mit Philip lag wirklich schon eine Weile zurück. Er wusste nichts von David und ihm, nichts von der Sache mit Abigail und Serdall, dass er überhaupt jetzt mit Serdall zusammen war, gar nichts. Sie hatten sich in den letzten Tagen behandelt wie zwei normale Schulkameraden.
 

„Phil, es tut mir echt leid“, murmelte Daniel reumütig. Du hast recht, mein Leben ist momentan wirklich vollgestopft mit immer neuen Ereignissen und ich bin bis vor kurzem nicht zur Ruhe gekommen. Selbst jetzt ist noch eine Sache am Laufen, die mich noch ziemlich belastet.“
 

„Du meinst die Nacktfotos?“
 

Daniel sah ihn perplex an.
 

„Du weißt davon?“
 

Philip zuckte mit den Schultern.
 

„Ich habe davon gehört. Dachte, es wäre ein Gerücht, aber es scheint ja zu stimmen. Von wem hast du dich denn ablichten lassen?“
 

Daniel seufzte und erzählte seinem Freund von der ganzen Sache mit Ethan und Dustin, den Aktbildern, der eifersüchtigen Abigail und wenn er schon mal dabei war auch von David und den ganzen Rest der Geschichte. Philip sah ihn ziemlich erstaunt an.
 

„Also echt, bei dem Programm kann ich fast verstehen, dass du so wenig Zeit für mich hattest. Aber wenn sich das nochmal wiederholt, dann werd ich dir richtig die Meinung sagen, verstanden?“
 

Daniel grinste und nickte.
 

„Logo.“ Lachend gingen die beiden endlich in Richtung Schule, gerade als es zum Unterricht klingelte. Daniel konnte gar nicht sagen, wie viel es ihm bedeutete, dass sein bester Freund ihn verstand und ihm verziehen hatte. Er kannte Philip eigentlich schon immer, eben seit diesem sprichwörtlichen Sandkasten und diese Freundschaft wollte er nicht kaputt machen, nur weil er jetzt mit Serdall zusammen war.
 


 

Seufzend trat Daniel nach je zwei Stunden Mathe und Deutsch aus dem Klassenraum und machte sich auf den Weg nach draußen in die Pause. Philip hatte gerade irgendwo am anderen Ende ihres Gebäudes Geschichte, deswegen ging er schon mal allein zu ihrem Stammplatz. Sich streckend machte Daniel es sich auf der Bank bequem, als hinter ihm lautes Johlen und Pfeifen erklang. Eine Augenbraue hochziehend sah Daniel hinter sich und entdeckte Immanuel und seine Clique, die sich ihren Weg durch die umstehenden Schüler zu ihm bahnten. Immanuel, der sich selbst zum Redner der fünf gemachte hatte, stellte sich vor Daniel, die Übrigen mit ein wenig Abstand hinter ihn.
 

„Hey, Porno-Dan.“ Er legte absurd lächelnd den Kopf schief und besah sich den dicken Knutschfleck am Hals. „Gibt es eigentlich noch mehr Nacktfotos von dir?“ Hinter ihm ertönte albernes Gegröle.
 

„Warum, möchtest du sie dir ins Schließfach hängen?“, schoss Daniel zurück. Er würde sich wegen der Sache garantiert nicht fertig machen lassen. Vor allem nicht von diesen eingebildeten, reichen Mamasöhnchen. Immanuel lachte übertrieben.
 

„Ich bitte dich. Ich wollte das eigentlich nur wissen, damit ich mir die Fotoausstellungen der Schule nicht mehr antue, falls du da dran hängst. Wie kann man nur so widerlich sein?“
 

Daniel schüttelte den Kopf. Man konnte alles engstirnig und einseitig betrachten und an allem etwas finden, was man kritisieren konnte, wenn man nur wollte.
 

„Ich weiß ja nicht, was du über Aktfotos weißt, aber normalerweise werden sie nicht gemacht, damit andere sich daran aufgeilen, sondern sie sind eine Art der Kunst. Und wenn du Kunst widerlich findest, dann ist das dein Problem und nicht meines. Ich stehe zu dem, was ich gemacht habe. Ich finde die Bilder schön und deswegen interessiert mich deine Meinung eigentlich nicht wirklich.“
 

„Ja, aber sobald dein nackter, schwuler Körper da drauf ist, ist es keine Kunst mehr, sondern Müll. Echt, ich sollte Schmerzensgeld verlangen, weil ich fast blind geworden bin“, meinte Immanuel böse und seine Clique begann wieder, wie auf Knopfdruck zu lachen.
 

„Es hat dich keiner gezwungen die Bilder anzusehen“, meinte Daniel achselzuckend. Er hatte für sich beschlossen, nicht auf die Sticheleien einzugehen. Wenn er Immanuel noch Zündstoff geben würde, würde er nie mit den Beleidigungen aufhören. Aber wenn er das Interesse verlor, hatte Daniel hoffentlich seine Ruhe.
 

Genervt verschränkte Immanuel seine Arme. Er schien kurz zu überlegen und öffnete dann wieder den Mund.
 

„Und? Lässt du dich von einem der Perversen ficken? Oder hast du dir den Staubsauger an den Hals gehalten?“
 

„Ich weiß nicht, ob du es schon ausprobiert hast, aber ein Staubsauger wäre wohl nicht zu solch einem Fleck fähig“, erwiderte Daniel leichthin. Es störte ihn schon extrem, dass Immanuel Serdall und alle Schwulen generell pervers schimpfte, aber momentan hielt seine Selbstbeherrschung noch. „Von daher wird mich mein Freund gestern wohl gefickt haben, ja“, fuhr er fort.
 

Angewidert verzog Immanuel das Gesicht.
 

„Boah, du bist so abartig“, zischte er angeekelt. „Kommt Jungs, bevor er uns noch anmacht.“ Es wurden unflätige Gesten in Daniels Richtung gezeigt und die Clique machte kehrt und ging dahin zurück, wo sie hergekommen war.
 

Seufzend ließ Daniel sich ganz auf die Bank fallen. Nach außen hin hatte er vielleicht ruhig gewirkt, aber innerlich hätte er dem Typen am liebsten richtig die Meinung gegeigt. Am besten mit Unterstützung des einen oder anderen Fausthiebes.
 

„Hey Dan, alles klar?“, begrüßte ihn Philip, als er zwei Minuten später neben ihm auftauchte.
 

„Ja, was soll schon sein?“, fragte Daniel und nahm dankend einen der beiden Donuts entgegen, den Philip ihm vor die Nase hielt. Hoffentlich war das Theater wegen der Fotos bald vorbei.
 

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Serdall beobachtete Taki, wie er aufgeregt hin und her lief. Immer wieder wurde aus dem Fenster gesehen und gequengelt: „Papa, wo bleibt Dan? Wir wollen doch den Hund kaufen!“
 

Ruhig blätterte Serdall eine Seite in seinem Buch um. Seit einer halben Stunde war Taki so schrecklich nervig, doch Serdall blendete es einfach aus und antwortete immer, wenn er gefragt wurde, dass Daniel gleich da sein würde. Dustin saß im Sessel gegenüber und sah fern. Die Geräuschkulisse war dementsprechend laut und Serdalls Laune sank nach und nach. Im Gegensatz dazu wuchsen leise Kopfschmerzen, die jedoch nichts im Vergleich zu sonst waren. War nur zu hoffen, dass Daniel hier endlich antanzen würde. Glücklicherweise klingelte es in dem Moment an der Tür. Quiekend schlug Taki einen Haken und rannte in den Flur, um Daniel zu öffnen. Serdall zog indes eine Augenbraue nach oben und blätterte weiter.
 

„Hey Krabbe“, grüßte Daniel den Kleinen lachend und fuhr ihm kurz durch die Haare. „Da kann es wohl einer kaum noch erwarten, seinen Hund zu holen, was?“ Daniel zog seine Schuhe schnell aus und warf einen kurzen Blick in die leere Küche, ehe er den Geräuschen in Richtung Wohnzimmer folgte. Wie Serdall bei dem Krach lesen konnte, war ihm unbegreiflich. Schnell ging er zu ihm und schob sich in Serdalls Blickfeld. „Hey Schatz“, meinte Daniel lächelnd und gab ihm einen kurzen Kuss.
 

„Hey“, erwiderte Serdall und legte sein Buch beiseite. „Lass uns gleich los, bevor ich noch verrückt werde“, murmelte er leise und erhob sich. Er ging voran in den Flur, um seine Schuhe anzuziehen. „Wie war die Schule?“, fragte er Daniel, als er die Autoschlüssel griff und Taki die Tür öffnete. Sein Sohn stürmte schon zum Wagen und Serdall ließ per Fernsteuerung die Verriegelung aufspringen.
 

„Ging so“, seufzte Daniel. „Weite Kreise hat die Fotosache wohl nicht gezogen, aber Immanuel meinte, dass mich seine Meinung zu dem Thema interessieren würde.“ Er zog sich noch schnell seine Jeansjacke über, die er hier im Flur hatte hängen lassen und ging zur Tür hinaus.
 

Insgeheim überlegte Serdall zwar, was dieser Immanuel wohl so meinte, doch er fragte lieber nicht nach. Er wollte nicht zu fürsorglich mit Daniel sein. Serdall nickte und beließ das Thema dabei. Als Daniel zur Beifahrertür eingestiegen war, startete er den Motor und fuhr los. Taki war immer noch ganz aufgeregt und Serdall bezweifelte, dass sich das die nächste halbe Stunde bis sie da waren ändern würde.
 

Daniel zog kurz skeptisch die Augenbraue hoch, als Serdall keine weiteren Fragen zum Thema Immanuel und Aktfotos stellte, tat es dann aber mit einem Schulterzucken ab. Wahrscheinlich dachte er, dass er ohnehin nichts an der Situation ändern konnte, was ja auch prinzipiell stimmte. Taki erzählte freudig, was sein Traumhund genau für Fellzeichnungen und Charaktereigenschaften haben musste und fertigte in seiner kindlichen Handschrift eine kleine Liste mit Sachen an, die sein neuer Freund brauchen würde.
 

Dreißig Minuten später bogen sie endlich in die Straße ein, wo der Züchter wohnte. Serdall fuhr langsam die Straße entlang, bis er die gewünschte Hausnummer fand. Sie klingelten und eine ältere, aber nett wirkende Frau begrüßte sie herzlich und bat sie einzutreten. Sie wurden von ihr in den Garten geführt, in dem ein großer, abgezäunter Bereich war, wo die beiden Welpenarten der zwei Hunderassen vertreten waren. Die Golden Retriever machten ihrem Namen alle Ehre und glänzten mit ihrem schönen Fell, während die Labrador Retriever eher zurückhaltend mit leicht gräulich-schwarzem Flaum bestückt waren. Die Welpen liefen zum Zaun, fiepten allesamt bettelnd und wedelten freudig mit ihren Schwänzen.
 

Entzückt aufjauchzend lief Taki zu den kleinen Hunden und ließ sich kichernd die Hand ablecken. Daniel verließ ebenfalls seinen Platz neben Serdall und setzte sich dich am Zaun ins Gras, um die Welpen besser beobachten zu können. Ein kleiner Golden Retriever streckte seine Schnauze durch den Zaun zu ihm und Daniel streichelte ihn lächelnd. Sei waren so süß. Wie gern würde er einen mit nachhause nehmen. Aber über die Gründe, die dagegen sprachen, hatte er sich schon ausreichend Gedanken gemacht.
 

Serdall beobachtete die Beiden und lächelte. Die ältere Frau hatte sich als Frau Faust vorgestellt und erzählte Serdall, welche Impfungen die Tiere schon erhalten hatten. Taki schien sich mit einem Welpen angefreundet zu haben, der mit am kleinsten war, aber irgendwie mit das niedlichste Gesicht hatte und das dunkelste Fell aufwies.
 

„Papa, ich will den hier!“, meinte er überzeugt und Serdall ging auf ihn zu. „Einen Moment, ich hole ihn mal heraus“, sagte Frau Faust, hob den Hund heraus und hielt ihn Serdall hin. Etwas skeptisch griff sich Serdall das Tier, umfasste es mit beiden Händen am Rumpf und hielt es ein wenig von sich weg. Der Welpe war ziemlich schwer, aber wedelte freudig mit dem Schwanz und Serdall musste lachen, als das Tier sich ein wenig verrenkte, um seine Hand abzuschlecken.
 

„Der soll es sein, Taki?“ Serdall sah zu seinem Sohn, der mit großen Augen zu ihm aufschaute.
 

„Ja!“ rief er und streckte die Hände nach dem Hund aus.
 

„Vorsichtig, halt ihn gut fest!“, sagte Serdall, als er Taki den Hund gab und sein Sohn ihn dann mit beiden Armen achtsam hielt. Sofort wurde Taki das Gesicht abgeschlabbert und Serdall musste sichtlich schlucken. Er sah sich nach Daniel um. Sein Freund saß immer noch bei dem kleinen Golden Retriever und sah das Tier sehnsüchtig an. Da hast du anscheinend jemanden schon ins Herz geschlossen, dachte Serdall lächelnd. Nachdenklich beobachtete er die beiden und seufzte leise.
 

„Frau Faust? Steht der kleine Golden Retriever auch zum Verkauf?“, fragte er die Frau und deutete auf den Hund, der immer noch von Daniel gestreichelt wurde. Takis Hund könnte doch einen Spielkameraden gebrauchen.
 

„Natürlich“, kam die prompte Antwort. Alle Hunde, die Sie hier draußen sehen, stehen zum Verkauf. Meistens werden sie ohnehin gleich mitgenommen.“ Sie griff in den abgezäunten Bereich und setzte den zweiten Welpen auf Daniels Schoß. Geschockt sah der zu Serdall und hielt den Kleinen Hund fest, damit er nicht weglief.
 

„Serdall, nein!“, meinte Daniel entsetzt. „Meine Schwester hat eine Katze und wir keinen Garten. Ich wüsste gar nicht, wohin mit dem Hund. Außerdem will ich nicht, dass du ihn für mich kaufst.“ Vehement schüttelte Daniel den Kopf. Das wäre ja noch schöner. Die Anschaffung eines Hundes mit den ganzen Zusatzkäufen, die sie noch machen mussten, kostete bestimmt an die tausend Euro. Wenn Serdall ihn zum Essen einlud, gut, das konnte Daniel verkraften, aber das war dann doch eine Spur zu extrem.
 

„Frau Faust, sind es beides Weibchen?“ Serdall wollte keine Rüden, die das Bein hoben und vielleicht ausversehen gegen die Möbel machten oder ähnliches. Er rechnete da lieber mit dem Schlimmsten. Frau Faust nickte. Böse funkelnd sah Daniel Serdall an und streichelte hilflos den kleinen Welpen auf seinem Arm. Taki hatte sich schon auf den Boden gesetzt und spielte mit seinem kleinen, schwarzgrauen Hund. „Würden Sie die Papiere und die Verträge für die beiden Welpen holen? Ich möchte sie gerne kaufen.“ Während er das sagte, blickte er fest zu Daniel. Als Frau Faust hoch erfreut ins Haus ging, trat Serdall zu Daniel. „Ich hab nie behauptet, dass du ihn mit nach Hause nehmen sollst“, meinte er ruhig und strich dem Hund, der Daniel nun den Hals schleckte, über den Kopf.
 

Daniel zog kurz die Stirn kraus und überlegte, wie Serdall das jetzt meinte, bis ihm ein Licht aufging. Natürlich, es war nur logisch, wenn die Kleine bei Serdall leben würde. Er hatte genug Platz und der Hund gleich jemanden zum Spielen und es gab keine bösen Katzen. Aber trotzdem…
 

„Trotzdem will ich nicht, dass du sie für mich kaufst. Sie ist viel zu teuer und komm mir nicht mit dem Argument, dass es für dich nur Pfennigbeträge sind. Gemessen an dem, was mir zur Verfügung steht, ist sie ein echter Luxusgegenstand. Klar, sie ist niedlich und süß und toll, aber ich will sie nicht.“ Daniel seufzt leise. Er wollte den Welpen schon, aber nicht von Serdall. Er fühlte sich irgendwie schlecht dabei, wenn sein Freund ihm solche Geschenke machte. Irgendwann wurde ihm noch nachgesagt, er liebte nicht Serdall, sondern sein Geld. Seufzend verdrehte Serdall die Augen.
 

„Du willst sie doch und ich kaufe dir den Hund nicht, sondern ich kaufe ihn mir, um ihn dir zu schenken“, behauptete er und stupste mit dem Zeigefinger gegen Daniels Nase. Der kleine Hund auf Daniels Arm fiepte leise und begann Daniel das Kinn abzuschlecken. Serdall lachte leise. „Guck mal, die Kleine will auch, dass du sie haben willst.“
 

„Ich schmecke wahrscheinlich nur ein wenig nach Salz“, grummelte Daniel. „Und wem du sie wie kaufst ist auch egal, das Endresultat ist das gleiche.“ Seufzend betrachtete er den Welpen in seinen Armen. Verdammt, die kleine Hündin war aber auch zu niedlich. Wie sollte man da bitteschön widerstehen können? Daniel fasste einen Entschluss und drückte die Kleine einmal fest an sich. „In Ordnung, aber du hast was gut bei mir.“ Er küsste Serdall kurz und lächelte dann glücklich.
 

Erleichtert nickte Serdall. Ihn freute es, dass Daniel den Hund angenommen hatte und sichtlich begeistert war von dem Tier. Er fand es schön, wenn er Daniel eine Freude machen konnte und dass es diesmal nicht romantisch oder kitschig war. Glaubte er zumindest. Nachdenklich zog er die Stirn kraus. Bevor er jedoch näher darüber nachdenken konnte, kam Frau Faust wieder und breitete die Papiere auf dem Gartentisch aus. Serdall setzte sich zu ihr und zog seine Brieftasche heraus, während Frau Faust ihm alles bezüglich Fressen und Haltung der Tiere nochmal erklärte. Taki und Daniel hörten ebenfalls aufmerksam zu. Serdall las sich den Kaufvertrag durch, auf dem alles aufgelistet war, von Hund und Züchter, bis hin zum satten Preis. Er sah, dass Frau Faust eine erfahrene Züchterin war. Die Papiere des Hundes enthielten ebenso Stammbaum, wie Impfpass. Frau Faust erklärte Daniel und Taki noch einige Dinge, während Serdall den Vertrag unterschrieb und das Geld überreichte.
 

Daniels Augen weiteten sich doch ein wenig als er sah, wie viel Geld Serdall für die zwei Hunde bezahlte, aber jetzt konnte er auch keinen Rückzieher mehr machen. Weder Frau Faust noch Serdall würden sehr begeistert sein und wenn er ehrlich war, würde er seinen Hund auch nicht mehr weggeben wollen. Seinen Hund. Daniel lächelte selig. Dass er jemals ein eigenes Haustier haben würde, hätte er nicht gedacht. Mit Kleintieren konnte er nichts anfangen und Minka vertrug sich weder mit anderen Katzen noch mit Hunden.
 

Sie verabschiedeten sich noch von Frau Faust, die glücklich das Geld in eine kleine Kasse gelegt hatte, und stiegen dann ins Auto. Daniel und Taki nahmen ihre neuen Welpen auf den Schoß und Serdall startete den Wagen.
 

„Fahren wir gleich das restliche Zeug einkaufen? Immerhin müssen die Hunde ausgeführt werden und ohne Leine wird das schlecht zu machen sein. Namen brauchen die beiden Kleinen übrigens auch noch“, meinte Daniel euphorisch.
 

Aus der Einfahrt fahrend nickte Serdall.
 

„Wir fahren dann gleich ins Zoogeschäft. Ich will nicht nochmal los.“
 

Taki lachte auf dem Rücksitz leise. Die schwarzgraue Hündin stand auf seinen Knien, die Vorderpfoten auf seine Brust gestützt und leckte ihm wieder das Gesicht ab. Das fand Serdall dann doch nicht so prickelnd, aber er bezweifelte, dass Taki sich in der Hinsicht etwas sagen lassen würde. Half nur, das Gesicht seines Sohnes mehrmals am Tag zu waschen.
 

„Ich nenn dich Mücke!“, meinte Taki plötzlich laut und Serdall sah etwas skeptisch in den Rückspiegel. Er würde sich da raus halten, beschloss er.
 

„Und wie soll dein Hund heißen, Dan?“, fragte Taki gleich. Kurz zog Daniel die Stirn kraus und dachte nach.
 

„Kimba“, antwortete er nach einem Moment überzeugt. Der erste Name, der einem einfiel, war meistens der beste. „Das hat so ein wenig was von einem Löwen.“ Leise lachte er und knuddelte den Welpen einmal durch, der ihn daraufhin verspielt mit dem Kopf anstieß.
 

Serdall parkte ein paar Minuten später das Auto und sie stiegen samt tierischer Begleitung aus. Allein im Auto lassen wollten sie die Hunde dann doch nicht. Vor allem Serdall schien Angst um das Wohlergehen seiner Autositze zu haben, wenn man die beiden Wildfänge unbeaufsichtigt ließ. Er schnappte sich einen Einkaufswagen und Daniel suchte als erstes zwei Hundekissen und polsterte damit den Wagen, ehe er die beiden Welpen darin platzierte. Skeptisch sah Serdall auf den Einkaufswagen, worin die beiden Hündinnen hockten und neugierig die Nasen hochstreckten.
 

„Ich hole noch einen Einkaufswagen und gehe dann das Fressen und die Näpfe besorgen. Ihr geht am Besten mit den Beiden die Leinen und die Halsbänder holen. Ich komm dann zu euch“, meinte Serdall und ging schon voran, um das Besagte zu tun. Natürlich würden sie noch mehr brauchen, aber das könnten sie dann noch zusammen besorgen.
 

Daniel nahm Taki in die eine und den Einkaufswagen in die andere Hand und sie machten sich auf den Weg. Schnell hatten sie jeder ein hübsches Lederhalsband und die dazu passende Leine ausgesucht. Serdall war noch nicht da und Daniel überlegte sich, dass sein Freund es wohl nicht begrüßen würde, wenn sein Auto voller Hundehaare wäre. Schnell besorgten sie deswegen noch eine Hundedecke fürs Auto und wenn sie schon mal dabei waren noch Spielzeug, Shampoo, zwei Ungezieferhalsbänder und zwei Bürsten. Jetzt fehlte es den Kleinen wohl an nichts mehr.
 

„Wow, hast du gleich Futter für das komplette nächste Jahr besorgt?“, fragte Daniel erstaunt, als er auf Serdalls randvollen Einkaufswagen sah, der gerade auf sie zugeschoben wurde.
 

„Naja, ich bezweifele, dass es für ein Jahr reicht, aber die nächste Zeit muss ich dann nicht noch einmal los. Können wir zur Kasse oder brauchen wir noch etwas?“ Serdall quittierte das viele Spielzeug und die anderen Utensilien mit einer hochgezogenen Augenbraue. Daniel und Taki schienen als Herrchen schon ganz aufzugehen. Serdall sah das glückliche Glitzern in ihren Augen und ihm wurde es bei Daniels Blick ganz warm ums Herz. Himmel, hatten sie sich heute überhaupt schon richtig geküsst? Hatte Serdall ihn überhaupt schon wirklich gespürt? Nein, es waren bisher nur zwei kleine Küsse gewesen und der kurze am Morgen, den Serdall wieder kaum mitbekommen hatte, weil er noch halb im Tiefschlaf gewesen war. Er seufzte leise und sah sehnsüchtig auf Daniels Lippen, schüttelte doch im nächsten Moment kaum merklich den Kopf. Reiß dich zusammen, knurrte er sich innerlich selbst an. Daniel war viel zu sehr damit beschäftigt Kimba davon abzuhalten, aus dem Einkaufwagen zu springen und sich in den Freitod zu stürzen, als dass er Serdalls Blicke mitbekommen hätte. Aufkeuchend setzte er die Kleine wieder sicher in den Einkaufwagen.
 

„Ich glaube, wir sollten wirklich los. Sonst haben wir demnächst nur noch einen Hund“, murmelte er.
 

„Ja“, erwiderte Serdall kurzangebunden und drehte dann den Einkaufswagen, um sich in Richtung Kasse zu bewegen. Sie wurden schon komisch angesehen, als sie mit den zwei Einkaufswagen anrollten, doch das störte Serdall wenig. Er kämpfte eher mit sich, Daniel nicht zu umarmen, ihn nicht an sich zu ziehen und heftig zu küssen. Seufzen bezahlte er und sie verstauten auf dem Parkplatz die ganzen Dinge im Kofferraum. Dabei glaubte Serdall, dass sein Wagen sich um einiges tiefer senkte. Schnell brachte er noch die beiden Einkaufswagen weg, während sich Daniel und Taki mit Mücke und Kimba auf den Armen ins Auto setzten. Die Sonne stand schon so tief, als sie endlich Heim fuhren, dass Serdall die Blende herunterklappen musste.
 

Daniel kraulte Kimba leicht lächelnd hinter dem Ohr. Sie schien es sichtlich zu genießen und stützte ihre Schnauze in seiner Hand ab, während sie die Augen leicht schloss. Taki hatte seinen Welpen umarmt und die beiden schienen vor sich hinzudösen. Daniel kramte kurz im Handschuhfach und setzte Serdall dann die Sonnenbrille etwas umständlich auf die Nase.
 

„Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht richtig für Kimba gedankt“, meinte er leise. „Du weißt gar nicht, wie lange ich mir schon einen Hund wünsche, aber gewisse Umstände haben immer dagegen gesprochen. Danke. Ich liebe dich, das weißt du aber hoffentlich“, grinste er. Serdall nickte und konzentrierte sich auf die Straße.
 

„Ja weiß ich“, meinte er noch leise. Was sollte er auch sonst sagen? Er wollte Daniel jetzt viel lieber in Grund und Boden küssen, anstatt irgendwelche Konversation zu führen. Natürlich wusste er, dass Daniel sich über den Hund richtig freute, schließlich hatte es Serdall an seinem sehnsüchtigen Blick gesehen, als Daniel Kimba noch in dem kleinen Zwinger entdeckt hatte.
 

Ein wenig später kamen sie endlich daheim an. Daniel und Taki brachten die Hündinnen schon mal ins Haus, während Serdall sich die erste Fuhre von dem Eingekauften aus dem Kofferraum auf seine Arme lud. Neugierig erkundeten Kimba und Mücke ihr neues zuhause. Taki lief quietschend um sie herum und erklärte ihnen alles. Daniel stand lächelnd daneben und dachte daran, was für eine große Freunde Serdall seinem Sohn mit diesem Geschenk gemacht hatte, ehe er sich umwandte, um seinem Freund zu helfen. Auf dem Weg nach draußen begegnete er Dustin, der gerade die Treppe herunterkam. Der Lärm hatte ihn anscheinend neugierig gemacht.
 

„Und, hat Taki sich einen schönen Hund ausgesucht?“, fragte er, aber sah schon im nächsten Moment ins Wohnzimmer und blickte überrascht zu Daniel. „Wieso sind das denn plötzlich zwei? Konnte sich mein Neffe nicht entscheiden?“ Verwirrt sah Dustin zu, wie die Tiere freudig hinter Taki hinterherliefen. Serdall kam währenddessen ächzend an ihnen vorbei und schaute grimmig zu seinem Schwager, ehe er weiter zur Vorratskammer ging. „Oha“, lachte Dustin und sah vergnügt, wie Serdall wortlos wieder herauskam.
 

Daniel sah Serdall allerdings eher skeptisch hinterher. Was hatte er denn? Vorhin schien er doch noch recht erfreut, dass er ihnen eine Freude machen konnte und jetzt zog er so ein Gesicht. Seufzend beschloss Daniel, dass er gleich mal mit seinem Freund reden sollte. Aber erst mal musste er Dustin antworten.
 

„Der zweite Welpe gehört mir“, meinte er lächelnd. Serdall hat ihn mir geschenkt. Also eher sie, ist ja eine Hündin. Er hat wohl bemerkt, dass ich mich auf den ersten Blick in sie verliebt habe. Also habt ihr jetzt zwei Hund am Hals und im Haus.“
 

„Wow, da kommt ja richtig Leben in die Bude“, sagte Dustin fröhlich und lachte, als aus dem Wohnzimmer noch nicht sehr ausdruckstarkes Bellen und Knurren ertönte. Die beiden schienen sich schon richtig wohl zu fühlen.
 

Erneut ging Serdall an ihnen vorbei und brachte die letzten Futterpaletten herein. Fehlten nur noch die anderen Dinge wie das Spielzeug und so weiter. Serdall versuchte ein wenig Ordnung in die Vorratskammer zu bringen und schob das Hundefutter in die eine Ecke. Er war mit den Gedanken etwas abwesend. Irgendwie nagte nämlich immer noch Dustins Ansicht über seine romantische Ader an ihm, aber auch die Tatsache, dass er Daniel heute noch nicht richtig küssen konnte und er sich deswegen vernachlässigt fühlte. Dabei war es nicht mal Daniels Schuld. Schließlich hatte Serdall die Chance bevor sie losgefahren waren nicht richtig genutzt und bis jetzt war keine weitere gekommen. Er seufzte lang gezogen und strich sich über die Augen. War er jetzt pathetisch, wenn er so dachte? Himmel, wo war nur sein Selbstvertrauen heute? Ihm war es langsam nicht mehr geheuer, welche Wege seine Gedanken einschlugen und sich so auf sein Gemüt auswirkten. Daniel streckte seinen Kopf zur Tür rein.
 

„Kann ich dir noch irgendwie helfen? Ist noch was im Auto? Entschuldige, dass ich nicht eher gefragt habe und du die ganzen Futtersäcke allein tragen musstest, aber ich habe mich mit Dustin verquatscht“, gestand er reumütig. Vielleicht war Serdall ja deswegen so mies drauf, weil er nicht mit geholfen hatte. Immerhin ging es hier auch um seinen Hund und Serdall hatte eigentlich nichts mit den beiden Kleinen zu tun, außer dass er sie finanzierte.
 

„Ja, die Leinen, Halsbänder, Bürsten und der ganze Kram sind noch drin, aber das geht ja noch schnell.“ Sich auf die Lippe beißend sah Serdall zu Daniel. Es hatte keinerlei Ärger in seiner Stimme geklungen, er war ja schließlich auch nicht auf Daniel sauer. „Und dass du nicht geholfen hast, macht nichts“, meinte er ehrlich und schob die Hände in die Hosentaschen. Eine Geste, die für ihn vollkommen untypisch war und wahrscheinlich total dumm aussah, aber er wollte sich selbst davon abhalten, Daniel einfach an sich zu ziehen und für die nächste Zeit nicht mehr loszulassen. Das Gefühl, Daniel berühren zu wollen, aber sich selbst davon abzuhalten, machte ihn fast wahnsinnig. Aber er wollte Daniel auch nicht nerven oder ähnliches. Warum zum Teufel konnte er es nur nicht richtig einschätzen? War es nur beim Sex, wo es Daniel bis zu einem gewissen Punkt gefiel, dass er dermaßen leidenschaftlich war, oder auch so?
 

Daniel sah sich etwas skeptisch Serdalls verkrampfte Haltung an. Es konnte nicht wegen den Sachen im Kofferraum sein, denn er hatte gemerkt, dass Serdall wirklich nicht böse auf ihn war. Das hieß allerdings im Umkehrschluss, dass ihn etwas Anderes beschäftigen musste. Leise zog Daniel den Schlüssel der Tür von außen ab, steckte ihn von innen rein und schloss ab. Er ging auf seinen Freund zu und stützte sich rechts und links von ihm an eines der Regale.
 

„Du, ich sehe, dass dich irgendwas bedrückt oder dir gegen den Strich geht. Du verhältst dich schon etwas länger seltsam heute. Erzählst du es mir?“, fragte er und lehnte sich etwas näher an den warmen Körper vor sich. Unweigerlich wich Serdall ein wenig zurück, spürte jedoch im nächsten Moment einen Widerstand im Rücken. Wenn ihn Daniel jetzt berühren würde, wäre es vorbei mit seiner Selbstbeherrschung.
 

„Es geht mir nichts gegen den Strich“, sagte er und sah Daniel in die Augen. Sein Herz fing heftig an zu klopfen und er biss sich wieder auf die Lippe. Was nur?, dachte er verzweifelt. Was mag Daniel wirklich? „Weißt du“, druckste Serdall ein wenig herum und kam sich in dem Moment richtig dämlich vor. Er liebte Daniel so sehr, dass es ihn langsam selbst verunsicherte. Das war krass, zu krass. In der kurzen Zeit… Wie konnte das nur passieren? Nicht, dass er traurig darum war, aber es machte seine Gedanken von Tag zu Tag komplizierter. „Ich frage mich, ob es schlecht ist, dass ich plötzlich so vernarrt in dich bin. Keine Ahnung…“, murrte er nun doch etwas sauer über sich selbst. „Vergiss es. Ich bin mit dem falschen Fuß aufgestanden und mache mir nur wieder blöde Gedanken“, meinte er nun leicht wütend auf sich selbst und verzog die Augenbrauen, als er zur Seite sah und eine Konservendose anfunkelte.
 

Entsetzt trat Daniel zurück und brachte so viel Abstand wie möglich zwischen sie, was bei der engen Kammer vielleicht gerade mal ein Meter war. Das konnte nicht sein, oder? Hatte Serdall so schnell seine Meinung wieder geändert? Erst konnte er ihn nicht leiden, als sie sich kennengelernt hatten, dann mochte er ihn schon irgendwie, verleugnete sich aber und wollte lieber ‚normal‘ sein, jetzt gestand er Daniel endlich seine Liebe, fiel aber scheinbar wieder in Phase zwei zurück. Daniel schüttelte imaginär den Kopf. Was war so schlimm daran, wenn Serdall ihn mochte? Es war nicht schlecht. Sie fühlten sich doch wohl beieinander, oder etwa nicht? Also was sollte daran schlecht sein? Taki akzeptierte es, Dustin und Ethan auch und in der Öffentlichkeit verhielten sie sich nicht wie ein Paar, sondern eher wie gute Freunde. War es Serdall trotzdem zu viel?
 

„Wenn es dir alles zu schnell geht, dann musst du mir das sagen?“, meinte Daniel geknickt und mit gesenktem Kopf. Er schluckte kurz an dem Klos, der sich in seinem Hals gebildete hatte, bevor er fortfuhr. „Weißt du, vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass du mir Kimba gekauft hast. Ich sollte wohl besser nicht so viel Zeit hier verbringen, sondern lieber etwas mehr zuhause sein. Dann hocken wir nicht immer aufeinander, wenn dir das zu weit geht. Ich meine, ich bin der erste Mann, mit dem du zusammen bist. Da ist es verständlich, wenn du verwirrt bist.“ Daniel biss sich auf die Lippe und wandte sein Gesicht ab. Geschockt sah Serdall ihn an.
 

„Du hast mich falsch verstanden!“, rief er halblaut und ging auf Daniel zu. Ihm begannen die Knie weich zu werden, wenn er Daniel so verzweifelt sah. „Und ich bin auch nicht verwirrt, es geht nicht zu schnell und Kimba war ein großartiges Geschenk, über das du dich doch gefreut hast!“ Zittrig streckte Serdall die Hand aus, umfasste zaghaft Daniels Finger und strich mit den Daumen darüber. „Ich“, er unterbrach sich kurz, um sich zu sammeln und tief Luft zu holen, „meinte es eigentlich so, dass ich Angst habe, dass ich dich nerven könnte. Dustin meinte, als wir uns unterhalten hatten, dass ich zu romantisch und kitschig wäre in meinen Ansichten. Du hast dich auch halb beschwert, über unser erstes Mal…“ Serdall strich sich mit einer Hand über die Schläfe. „Ich weiß doch nicht wie du es magst und zwischen zwei Männern ist es doch etwas Anderes, als mit einer Frau. Nur liebe ich dich echt schrecklich und weiß nicht wie weit ich gehen kann“, gab er zu und sah Daniel in die Augen. Himmel, er war schon wieder so kitschig.
 

Daniel atmete hörbar aus.
 

„Und du glaubst dann einfach mal Dustin, anstatt mit mir zu sprechen und mich nach meiner Meinung zu fragen. Stattdessen kommt wieder sowas“, grummelte er irgendwie erledigt. „Man, Serdall, ich mag dich so, wie du bist. Ich habe mich in dich als Ganzes verliebt und nicht nur in einen Teil von dir. Wenn ich absolut nicht mit etwas, das du tust, klarkomme, dann werde ich dir das schon sagen. Und ich mag deine kitschig romantische Art. Genauso wie mir auch unser erstes Mal gefallen hat. Gut, ich habe gejammert, dass es mir zu langsam war, aber das war nur in der Situation. Ich war so extrem angespannt und dauererregt, dass ich einfach nur kommen wollte. Trotzdem war es schön, dass es so lange gedauert hat und du so sanft warst. Der Sex gestern hat mir aber auch gefallen. Du bist nicht dauernd so romantisch. Das wäre mir wohl auch zu viel, aber du wechselst. Ich mag den ungestümen Serdall, aber auch den kitschigen, verstehst du? Du kommst ja auch damit klar, dass ich dich andauernd falsch verstehe und viel zu viel in die Situationen hineininterpretiere.“ Lächelnd strich Daniel seinem Freund eine Strähne aus dem Gesicht.
 

„Gott sei dank“, murrte Serdall umfasste Daniels Schultern und presste ihn gegen die Tür, um ihn endlich so heftig zu küssen, wie er es die ganze Zeit schon tun wollte. In ihm schrie alles vor Freude auf, als sich ihre Zungen endlich wieder trafen und sie sich wie von Sinnen umtanzten. Sich eng an Daniel pressend, griff Serdall an dessen Oberschenkel kurz unter seinem festen Hintern und hob den Schwarzhaarigen mit etwas Kraftaufwand an, ohne den Kuss zu unterbrechen. Daniel verstand, umschlang Serdall mit seinen Beinen und kam auf dessen Hüften zum sitzen. Die Hände sichernd unter Daniels Hintern und die Rückenmitte legend, drückte Serdall ihn an sich und keuchte in den Kuss. „Ich liebe dich“, hauchte er zwischendurch.
 

„Ich dich auch“, raunte Daniel zurück und bewegte sich leicht gegen Serdall. Grinsend registrierte er das heisere Stöhnen in seinem Mund. Da hatte es jemand scheinbar gerade ziemlich nötig. Himmel, es war schon krass, wie oft sie sich missverstanden, wie schnell die Situation anschließend wieder aufgeklärt wurde und wie heiß ihre Versöhnungen waren. Daniel ließ sich wieder von Serdalls Hüften gleiten, drehte ihn mit Schwung herum und ging vor ihm auf die Knie. „Hm, so gern ich mal Sex in einer Abstellkammer haben würde, verfüge ich momentan leider nicht über die notwendigen Utensilien“, raunte er und knöpfte schnell Serdalls Hose auf, um das leicht erigierte Glied in seinen Mund wandern zu lassen.
 

Serdall biss sich keuchend auf die Lippe. Er krallte die Hände in Daniels Haare und ließ den Kopf gegen die Tür fallen. Heiser stöhnte er auf, als sein Glied vollständig von Daniel umschlossen wurde, doch im nächsten Augenblick schlug er sich eine Hand vor den Mund, um nicht irgendwelche verräterischen Laute zu entlassen. Sie waren hier schließlich nicht in einer schalldichten Kammer. Leicht schmerzhaft biss er sich in den Handballen. Daniel war definitiv zu gut in diesem Metier. Serdall fand es ein wenig schade, dass sie jetzt keinen Sex haben konnten, doch das, was Daniel mit ihm tat, war fast genauso gut. Es dauerte von daher auch nicht lange, bis er zuckend in Daniels warmer Mundhöhle kam.
 

Grinsend schloss Daniel die Hose wieder und stand auf. Er lehnte sich an Serdall, der noch leicht keuchte und sah ihm tief in die Augen.
 

„Das war nochmal als Dankeschön für Kimba“, lachte er leise und küsste seinen Freund kurz. „Zu der sollten wir vielleicht auch langsam rausgehen. Nicht, dass sie Taki noch überfordert. Er ist immerhin allein mit den zwei Kleinen.“
 

„Gleich“, meinte Serdall und schloss Daniel fest in die Arme. Daniels wohlriechenden Geruch genießend, schob Serdall seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Eigentlich hatte er vorgehabt, das, was Daniel getan hatte, zu erwidern, jedoch wäre es wohl problematisch, wenn er das Sperma nicht schluckte und was anderes würde er nicht tun. Er war darauf nicht wirklich scharf, egal wie sehr er Daniel liebte. Das zu schlucken war ihm einen Tick zu eklig. Obwohl Daniel es scheinbar ziemlich gern tat. Seufzend löste sich Serdall von ihm. „Jetzt gehen wir besser zu Taki.“
 

Nickend nahm Daniel ihn an die Hand und schloss die Tür auf. Er zog sie auf und drückte Serdall nochmal kurz gegen das vorderste Regal, um ihm noch einen kurzen Kuss zu geben.
 

„Hui“, rief jemand begeistert und Dustin öffnete plötzlich die Tür noch weiter, um einen besseren Blick auf sie zu haben. „Und? Wie war es, Al? Du hast ja ganz verzückt gestöhnt.“ Ein breites Grinsen bildete sich auf Dustins Gesicht, als Serdall genervt den Kopf auf Daniels Schulter fielen ließ.
 

„Ich bring ihn um“, flüsterte Serdall wütend und wollte auf Dustin losgehen, wurde aber von Daniel effektiv liebevoll umarmt. Grummelnd blitzte Daniel stattdessen Dustin an.
 

„Sag mal, hast du nichts Besseres zu tun als zu spannen? Normalerweise ist man in solchen Situationen höflich und hört dezent weg. Und wenn du dich an uns aufgeilen musst, dann binde uns wenigstens nicht auf die Nase, dass du sozusagen live dabei warst. Und jetzt würde ich dir vorschlagen, die Beine in die Hand zu nehmen und das Weite zu suchen, sonst lass ich ihn hier doch noch auf dich los.“ Daniel deutete mit einer Kopfbewegung auf Serdall.
 

„Weghören? Da hätte ich ja das Beste verpasst. Aber nun gut, ich hatte meinen Spaß“, lachte Dustin, als Daniel und Serdall ihn gemeinsam böse anfunkelten. Pfeifend ging er ins Wohnzimmer.
 

„Irgendwann hack ich ihn in kleine Stücke und mauere ihn in eine Kellerwand“, murrte Serdall.
 

„Dann musst du nur noch Ethan klarmachen, warum du seinen Freund gekillt hast. Und bitte warte, bis Dustin mir meine Prüfung abgenommen hat. Ich denke, besser werde ich wohl bei keinem Lehrer schreiben.“ Grinsend gab Daniel ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. „Wollen wir dann mal sehen, was die beiden Welpen alles in deinem Wohnzimmer auseinandergenommen haben?“
 

„Ich hoffe für sie, dass alles in bester Ordnung ist“, meinte Serdall leise und ging zusammen mit Daniel ins Wohnzimmer, wo Taki wie verrückt mit den Hündinnen spielte. Das Wohnzimmer schien glücklicherweise noch heil. „Es ist wohl besser, ich hole gleich noch den Rest aus dem Wagen, dann könnte ihr richtig spielen“, sagte Serdall leise und gab Daniel noch einen Kuss auf die Wange, ehe er noch einmal nach draußen ging. Dustin kam jetzt, wo er mit Daniel und Taki allein war, auf seinen Schüler zu und legte einen Arm um seine Schultern.
 

„Du machst Serdall ja richtig heiß“, flüsterte er Daniel ins Ohr, damit Taki sie nicht hörte. Dustin fehlten die Gespräche mit Daniel irgendwie. Wahrscheinlich würde es die auch gar nicht mehr geben, jetzt wo es zwischen Serdall und ihm so gut lief.
 

„Warum interessiert dich das so sehr?“, fragte Daniel keck grinsend. „Bist du eifersüchtig auf einen von uns?“ Irgendwie war der Gedanke schon ziemlich absurd. Die Sache zwischen ihnen beiden war vorbei und an Serdall würde Dustin wohl nicht mal den kleinen Finger legen, wenn ihm sein Leben lieb war.
 

„Eher auf das, was zwischen euch läuft“, murmelte Dustin wieder etwas frustriert und dachte dabei an Ethan und sich. Er wünschte sich, seine Beziehung mit Ethan würde auch so gut laufen wie die von Serdall und Daniel. „Ethan bereitet mir ganz schön Kopfschmerzen.“ Traurig sah Dustin Daniel in die blauen Augen und seufzte vernehmlich. Mitleidig sah Daniel ihn an. Er konnte verstehen, dass Dustin ziemlich frustriert war, dass er nicht schneller mit Ethan vorankam.
 

„Weißt du, ich kann dir da nur sagen, was Serdall dir wohl schon geraten und du dir selbst gedacht hast. Ethan braucht Zeit. Er bemüht sich, aber es ist wohl das Beste, wenn du ihn zu nichts zwingst. Sieh dir Pornos an und lass etwas Druck ab oder so, aber dränge ihn nicht. Ich glaube, wenn du ihn mit der Sache zu sehr belastest, macht er erst recht dicht.“
 

Dustin seufzte innerlich schwer. Hörte sich alles so einfach an, aber Pornos taten es nicht mal im Geringsten. Außerdem hatte er mit Ethan auch schon über die Sache geredet und wahrscheinlich trat auch das ein, was Daniel prophezeite: dass Ethan dicht machte. Schließlich hatte Ethan seltsamerweise heute keine Zeit für ihn, weil er plötzlich irgendeinen Termin hatte. Das machte Dustin ziemlich zu schaffen. Doch bevor er sich damit Daniel anvertrauen konnte, kam Serdall wieder und räusperte sich ziemlich knurrend. Halleluja, dachte sich Dustin genervt und nahm den Arm von Daniels Schultern. Seufzend ging Daniel auf Serdall zu und schlang ihm seine Arme um die Hüften.
 

„Auf einige Leute brauchst du nicht eifersüchtig sein, weißt du. Da kann ich dir versichern, dass nichts laufen wird. Da wären einmal Dustin und Ethan, weil die nun mal zusammen sind, desweiteren David, da die Sache mit ihm echt vorbei ist und natürlich Taki. Die Gründe kannst du dir wahrscheinlich denken. Okay?“ Daniel grinste leicht. Serdall gab Daniel eine Kopfnuss.
 

„Ja ja. Trotzdem“, murrte Serdall und gab Daniel wieder einen Kuss. „Und jetzt kümmere dich um deinen Hund, sonst muss ich den noch wegen Nichtbeachtung zurückbringen.“
 

„Bloß nicht“, lachte Daniel und ging zu Taki und den Hunden, die gerade gemeinsam gegen den Kleinen Tauziehen mit einem Spielzeugknochen spielten. Es schien so, als ob der Sieg wohl an das tierische Duo gehen würde und um Taki diese Niederlage zu ersparen, nahm Daniel Kimba auf den Arm. Sie strampelte erst ein wenig und wollte augenscheinlich zurück, doch als Daniel anfing sie zu kraulen, schien sie den Platz bei ihrem neuen Herrchen doch nicht so schlecht zu finden. „Sag mal, wo bringen wir eigentlich die Hundekissen hin? Ins Wohnzimmer, in den Flur?“, fragte er Serdall.
 

Der Violinist setzte sich auf das Sofa und sah sich etwas ratlos um. Im Flur würden die Hunde eh immer durch das Wohnzimmer zur Terrasse laufen, da könnten sie auch gleich im Wohnzimmer bleiben.
 

„Ich denke mal, dass es hier wohl am besten ist. Da hat man die Tiere auch gleich im Blick und wird am Morgen von ihnen nicht auf der Treppe begrüßt.“ Serdall sah dabei zu, wie Kimba genießerisch die Augen schloss und sich Daniels zärtlichen Händen hingab. Jetzt werde nicht auch noch auf den Hund eifersüchtig!, rief er sich selbst zur Ordnung und schmunzelte leicht. Manchmal war er doch ziemlich kindisch, aber das würde er wohl nie zugeben.
 

Daniel setzte sich zu Serdall auf die Couch und sah Taki zu, der versuchte Mücke jetzt schon apportieren beizubringen. Es bedurfte keiner Erwähnung, dass der Hund natürlich nicht verstand, was sein Herrchen von ihm wollte und lieber das große Stofftier anfiel, das neben dem anderen Spielzeug auf dem Boden lag. Daniel schüttelte lachend den Kopf und griff sich vom Tisch das Ungezieferhalsband, um es Kimba umzubinden. Er rümpfte die Nase etwas bei dem doch ziemlich extremen Geruch, wusste aber von Minka, dass es nur die ersten ein bis zwei Tage so schlimm war.
 

Seufzend stand Serdall noch einmal auf und holte sich aus dem Bücherregal das Buch, welches er letztens angefangen hatte. Ihm wurde im Moment eh keine Aufmerksamkeit zuteil. Die Tiere sollten auch beschäftigt werden und er selbst brauchte auch ein wenig Ablenkung. Ein bisschen innere Ruhe. Natürlich hatte er am späten Vormittag noch gegeigt, aber das war im Moment eher zu wenig, wenn solch ein Trouble um ihn herum war. Die Beine überschlagend lehnte er sich zurück und begann weiterzulesen. Dustin würde hoffentlich das Abendbrot heute machen oder vielleicht Daniel, aber da machte er sich keine Sorgen.
 

Ende Kapitel 39



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-07T20:31:42+00:00 07.11.2007 21:31
UHHh gleich 2Hunde!
Da kommt Leben in die bude.Serdall weißt du was du getan hast?bestimmt wird er sich rigendwan mal beschweren , es aber nciht so ernst meinen da er die Hund auch mag.


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