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Die Magie der Musik

von

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Kapitel 37
 

Gegen vier Uhr morgens erwachte Serdall. Seine Kehle war staubtrocken und er fühlte sich schlecht. Seufzend versuchte er sich vorsichtig von Daniel zu lösen, ohne dass sein Freund aufwachte. Nackt ging er ins Badezimmer, in dem die heruntergebrannten Kerzen um sich herum unschön Wachs auf die Fliesen verteilt hatten. Dafür würde ihn seine Putze verwünschen, aber leider kam sie erst Montag… Selbst würde er das sicherlich nicht wegmachen. Serdall schüttelte den Kopf und ging zum Waschbecken. Er nahm sich seinen Zahnputzbecher und goss sich Wasser ein, um es laut schluckend zu trinken. Müde sah er sich im Spiegel an und massierte sich mit einer Hand die Schläfe. Kopfschmerz bahnte sich an und Serdall vermutete, dass es vom Wein kam. Er hatte noch nie Wein vertragen.
 

Nach noch einem vollen Becher ging Serdall zurück ins Schlafzimmer, wo Daniel sich etwas zusammengerollt auf die Seite gedreht hatte. Bei diesem Anblick musste Serdall lächeln.
 

„Mein Liebster“, hauchte er selbstvergessen auf Japanisch und ging zurück zu ihm, um sich an Daniels Rücken zu schmiegen und einen Arm um seinen Bauch zu schlingen.
 

Von der ungewöhnlichen Lautkombination, begleitet von den Bewegungen neben sich, wachte Daniel langsam auf. Er spürte, wie sich Serdall unter die Decke schob und drehte sich verschlafen zu ihm um.
 

„Ist was passiert?“, murmelte er müde und fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Er fühlte sich noch vollkommen gerädert, als wäre er gerade erst eingeschlafen und gleich wieder aufgewacht.
 

„Nein, nein. Schlaf weiter, ich hatte nur Durst“, flüsterte Serdall und küsste ihn in den Nacken. Kraulend ließ Serdall seine Finger über Daniels Bauch gleiten und schloss die Augen wieder. Er hatte die seltene Gabe einschlafen zu können, obwohl er dabei unterbrochen worden war. Und jetzt würde er auch einfach wieder die Augen schließen und weiter schlummern. Skeptisch sah Daniel dabei zu, wie Serdall scheinbar von einer zur anderen Sekunde wieder ins Traumland übersetzte. Seufzend kuschte er sich an ihn und schloss ebenfalls wieder die Augen. Müde gähnte er noch einmal, ehe er ebenfalls wieder einschlief.
 


 

Einige Stunden später streckte sich Daniel genüsslich und blinzelte gegen das Sonnenlicht an, das durch die noch hochgezogenen Rollos ins Zimmer fiel. Das Fenster war geöffnet und von draußen drang Vogelgezwitscher herein. Lächelnd drehte Daniel sich zu Serdall, der sich seit vorhin an seinen Rücken geschmiegt hatte, und sah ihm in das schlafende Gesicht. Serdalls Angewohnheit mit leicht geöffnetem Mund zu schlafen war einfach nur süß und Daniel fuhr mit dem Finger leicht dazwischen. Die Nase kraus ziehend zog Serdall den Kopf zurück und versteckte sein Gesicht leicht im Kissen. Noch halb schlafend öffnete er ein Auge und blinzelte träge zu Daniel herauf.
 

„Warum bist du denn schon wach?“, murmelte er genervt und schob seine Hände um Daniel herum, um sich an ihn zu kuscheln und den Kopf in Daniels Halsbeuge zu schieben.
 

„Weiß nicht. Wegen der Sonne, die auf das Bett scheint, den Vögeln, die so lieblich singen oder vielleicht auch, weil es schon“, Daniel warf einen schnellen Blick auf die Uhr, „kurz nach halb zehn ist.“ Grinsend sah er auf Serdall herab und fuhr ihm durch die schwarzen Haare. Er war zwar auch kein Frühaufsteher, aber um halb zehn herum war dann doch seine Aufstehzeit. So schlimm wie Serdall war er allerdings bei Weitem nicht. Wenn man den ließe, würde er wahrscheinlich bis mittags schlafen. Das musste Daniel ihm noch abgewöhnen. So verpasste man ja den halben Tag.
 

Serdall verzog das Gesicht. Das war viel zu früh. Sein Kopf schmerzte leicht und eigentlich könnte er auch noch weiterschlafen.
 

„Und da dachtest du, weck ich eben den Serdall, weil der ja immer so gern zu lang schläft“, murrte Serdall unwillig. „Mag nicht aufstehen“, meinte er kindlich und zog Daniel enger an sich. Lächelnd schmiegte Daniel sich kurz an ihn.
 

„Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu wecken“, meinte er. „Aber wusstest du, dass du mit leicht offenem Mund schläfst?“ Serdall grummelte nur etwas Unverständliches und vergrub seinen Kopf leicht in Daniels Halsbeuge. Der küsste Serdall kurz auf die Stirn und löste sich dann von ihm. „Da hast du deinen Guten-Morgen-Kuss“, grinste er. „Und jetzt werde ich mal runtergehen und Frühstück machen. Du kannst ja solange weiterschlafen, wenn du magst. Aber ich bin morgens immer so hibbelig, wenn ich einmal wach bin.“
 

Genervt öffnete Serdall beide Augen und blitzte Daniel an. Er war zwar immer noch müde, aber schnappte sich Daniel und drückte ihn auf den Rücken, zurück auf das Bett.
 

„Guten Morgen, mein Prinzesschen“, meinte er leise und küsste ihn auf den Mund. „So“, bedeutete Serdall und legte sich dann wieder zurück auf seine angewärmte Bettseite und zog die Decke über sich. Als ob er sich mit einem Kuss auf die Stirn abspeisen lassen würde. Serdall grummelte leise und schloss die Augen.
 

Daniel lachte kurz und schüttelte dann den Kopf. Serdall war morgens wirklich einen Klasse für sich. Muffelig, extrem anschmiegsam und liebeshungrig. Amüsiert stand Daniel jetzt wirklich auf, zog sich Shorts, Hose und einen dünnen Pullover von Serdall an – er war immer noch nicht zuhause gewesen, um sich neue Sachen zu holen – und machte sich dann auf den Weg in die Küche. Aus einem der unteren Schränke holte er sich ein Tablett und begann dann, ein kleines Frühstück vorzubereiten. Es würde wohl noch ein wenig dauern, ehe er Serdall aus dem Bett bekommen würde, da konnten sie dann auch gleich dort frühstücken.
 

Der Toaster arbeitete leise und Daniel suchte in der Zeit in den oberen Schränken nach dem Eierkocher. Schnell war auch noch ein wenig Schinken angebraten und er verstaute noch Gläser und Getränke auf dem Tablett, das jetzt zum Bersten gefüllt war. Es auf den Händen balancierend ging Daniel vorsichtig zurück nach oben.
 

„Oh, für mich? Das wäre doch nicht nötig gewesen“, lachte Dustin, als er gerade aus der Tür schritt und Daniel auf der Treppe entdeckte. „Mag der Hausherr mal wieder nicht aus den Federn? Kaltes Wasser oder Taki, anders klappt das nicht, Daniel.“
 

„Hey“, beschwerte sich Daniel grummelnd, als Dustin sich einfach ein Toast aus dem Korb griff und abbiss. „Die waren abgezählt“, behauptete er und warf Serdalls Schwager einen bösen Blick zu, seufzte dann aber ergeben. „Und warum soll ich Taki belästigen oder Serdall schocken, wenn es doch die sanfte Methode des Weckens mit heißem Kaffe und lecker Frühstück gibt?“
 

„Taki macht sowas richtig gerne. Weißt du doch. Ich schick ihn immer, wenn ich Serdall wecken muss.“ Böse grinsend hakte Dustin einen Finger in Daniels Kragen und zog ihn nach unten. Er hatte doch gewusst, dass da etwas ziemlich dunkel ausgesehen hatte. „Himmel, Serdall taut ja ganz schön auf mit dir. Und du bist ihm auch total verfallen. Was habt ihr eigentlich gestern noch so Feines gemacht? Serdall wollt dich ja ziemlich schnell für sich alleine.“ Neugierig blinzelte Dustin Daniel an und biss abwartend von seiner stibitzten Weißbrotscheibe ab.
 

„Das geht dich nichts an“, meinte Daniel leicht errötend. Er stabilisierte das Tablett auf einem gehobenen Bein und zupfte sich wieder den Kragen zurecht. Es war schon schlimm, dass Dustin scheinbar einen eingebauten Detektor für alles Schlüpfrige hatte, was in seiner Umgebung passierte. Vor ihm konnte man keine sexuelle Aktivität geheim halten. Normal hatte Daniel ja auch nichts dagegen, mit ihm darüber zu sprechen. Im Gegenteil. Mit seiner Erfahrung war Dustin schon hilfreich. Aber dass er mit Serdall geschlafen hatte, war schon ziemlich intim.
 

Überrascht zog Dustin eine Augenbraue nach oben.
 

„Dein roter Kopf ist ziemlich beachtlich. Meinst du nicht, dass ich falsche Schlüsse ziehen könnte, wenn du so heimlich tust?“ Nachdenklich den Kopf schieflegend betrachtete er seinen Schüler und konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. „Aber so wie es aussieht, liege ich goldrichtig“, meinte er und ein schweinisches Grinsen zog sich über seinen Mund. Daniel wurde eine Spur röter, wenn das überhaupt noch ging. „Ihr habt echt gevögelt?“, fragte er unflätig und geschockt.
 

„Dustin“, zischte Daniel leicht wütend. Es so rabiat und derbe auszudrücken, machte die ganze Sache, die gestern zwischen ihm und Serdall war, zu nichts mehr als einem Lust befriedigenden Akt. Aber das war sie nicht. Bei weitem nicht. Romantisch betrachtet war es ein festigendes Bekenntnis ihrer gegenseitigen Liebe und nicht nur vögeln. Etwas aufgebracht sah er Dustin an. „Ja, wir haben uns geliebt und es war wunderschön. Solltest du mit Ethan auch mal genauso versuchen. Das ist kein Vergleich zu dem, was wir an schnellen Nummern hatten“, zischte er.
 

„Auweia, Serdall und seine Romantik. Da scheint er dich ja ganz gekonnt in Zuckerwatte eingepackt zu haben“, zischte Dustin. Ihm war es nicht geheuer wie Daniel sich verhielt. Sonst war er auch nicht so bei solchen Dingen und kaum war er mit Serdall zusammen, schien sich dessen konservative Einstellung auf Daniel abzufärben. „Nenn es wie du willst, es ist trotzdem nur Sex.“
 

Kopfschüttelnd ging Dustin die Treppe hinunter. Er war frustriert. Selbst Daniel und Serdall waren weiter als Ethan und er. Wenn man es genau betrachtete, waren Daniel und Serdall am selben Tag wie Ethan und er zusammengekommen. Nun gut, Daniel hatte eine nicht vergleichbare Vorgeschichte mit Serdall, aber Dustin hätte nie gedacht, dass Ethan so eine harte Nuss werden würde. Die Tatsache, dass er in Ethan verliebt war, machte es auch nicht leichter auf den Engländer zu warten, eher unerträglicher.
 

Aufgebracht stieg Daniel die letzte Treppe zu Serdalls Zimmer hinauf. Es war nicht ‚nur‘ Sex. Nur Sex hatte Dustin mit seinen unzähligen Typen gehabt. Mit Serdall hatte Daniel Sex, der von Liebe begleitet wurde. Das war etwas ganz anderes. Und garantiert vertrat er diese Ansichten nicht nur, weil er in Zuckerwatte eingepackt worden war. Es war seine eigene unabhängige Meinung und Dustin würde auch noch auf den Trichter kommen, wenn er Ethan erst einmal rumbekommen hatte.
 

Daniel stürmte etwas zu schnell ins Zimmer, wurde allerdings wieder ruhiger, als sein Blick auf Serdall fiel. Leise legte er die restlichen Meter bis zum Bett zurück und stellte das Tablett vorsichtig auf der freien Betthälfte ab. Er beugte sich leicht über Serdall, der nur noch halb zugedeckt auf dem Rücken lag und begann ihn sanft zu küssen. Aufwachend umschlang der Violinist Daniels Nacken mit den Armen und erwiderte die feine Lippenbewegung.
 

„Wie spät ist es?“, fragte Serdall mit geschlossenen Augen und lächelte leicht, als Daniels Hände über seinen freien Brustkorb glitten. Er küsste Daniel wieder auf die Lippen und öffnete leicht verschlafen die Augen. Es war wohl besser, wenn er jetzt mal langsam richtig aufwachte, sonst ging Daniel noch von Langeweile geplagt Heim und das wollte Serdall überhaupt nicht.
 

„Viertel nach zehn“, erwiderte Daniel zwischen zwei Küssen. „Und damit du Motivation hast richtig wach zu werden, habe ich Frühstück mitgebracht. Dein Kaffee soll doch nicht kalt werden, oder?“ Er lachte leise und löste sich dann etwas von Serdall, um ihm in die noch kleinen Augen zu sehen. Lächelnd stricht Daniel ihm den Schlaf aus den Augenwinkeln und küsste ihn dann nochmal abschließend.
 

„Nein, sollte er nicht“, meinte Serdall lächelnd und zog seine Beine zum Schneidersitz heran, während Daniel sich wieder ein wenig aufrichtete, um auf das Doppelbett zu krabbeln und das Tablett zwischen sie zu schieben. „Wow, du hast dir ja richtig Mühe gegeben“, meinte Serdall erstaunt und besah sich hungrig das Essen. Frühstück im Bett war eines der Dinge, die Serdall wirklich schön und angenehm fand, vor allen Dingen, weil er sonst nie Frühstück bekam. Schließlich waren Dustin und Daniel an den Wochentagen immer in der Schule und Serdall meistens einfach zu faul, um zu einem Restaurant zu fahren. Er spielte dafür lieber vor dem Mittagessen ungestört Geige und verbrachte den Nachmittag mit Taki und Daniel.
 

Daniel legte sich eine Scheibe Käse auf sein Toast und sah Serdall dann grinsend an.
 

„Klar habe ich mir Mühe gegeben. Ich brauchte ja eine Bestechung, damit sich der Herr zum Aufwachen bequemt.“ Lachend wich er einem gespielten Schlag von Serdall aus und rutschte dann weiter zu ihm. Daniel biss einmal von seinem Weißbrot ab und hielt es dann Serdall unter die Nase. Grinsend tat es ihm der Violinist nach und biss ab. Liebevoll strich Serdall Daniel über die Wange.
 

„Wie geht es dir? Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Er war sich nicht sicher, ob der Sex gestern nicht vielleicht doch ein schmerzendes Nachgefühl hinterließ, deswegen wollte er es von Daniel wissen. Ihm lief eine Gänsehaut über den Rücken, als er sich an diese Nacht zurückentsann. Sie hatten es wirklich getan und es war absolut atemberaubend gewesen.
 

Daniel stoppte kurz mit seinem Essen und sah Serdall nachdenklich an, bis er verstand, was er meinte. Gerührt lächelte er Serdall zu. Dass er sich wirklich so um ihn sorgte, war einfach ein wunderbares Gefühl.
 

„Ja, mir geht es gut. Du warst vorsichtig und sanft, wie sollte es mir da nicht gut gehen.“ Daniel lächelte und strich Serdall über die leicht kratzige Wange. Sein Blick fiel auf den Knutschfleck am Hals und er grinste. Da hatten sie wohl beide am Anderen ihre Spuren hinterlassen. Daniel fiel auf, dass Serdall noch vollständig nackt war und er ließ seine Hand über den Oberkörper bis knapp unter die Decke wandern. „Also, wenn du möchtest können wir da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben“, raunte er ihm zu.
 

„Liebend gern“, schnurrte Serdall, „aber wir müssen darauf Rücksicht nehmen, dass Taki wohl schon wach ist und seinen Papa sehen will. Tut mir leid, Daniel“, sagte Serdall und gab seinem Freund einen Kuss, ehe er sich einen Kaffee nahm. Er wollte noch die letzten müden Geister aus seinem Körper vertreiben. „Fährst du heute noch nach Hause? Oder bleibst du bis morgen früh?“ Serdall betete insgeheim, dass Daniel über Nacht bleiben würde. Er würde sicherlich nicht einschlafen können, ohne Daniels warmen Körper an seiner Seite und dem ruhigen Atem auf seiner Haut.
 

Seufzend vergrub Daniel sein Gesicht kurz in Serdalls Halsbeuge, setzte sich dann aber anständig hin und griff wieder nach seinem Toast. So gern er Taki auch hatte, aber in einigen Momenten wäre es ihm am liebsten, wenn er einfach mal bei seinen Freunden war oder ähnliches. So gemein das jetzt auch klang. Allerdings waren die Nächte mit Serdall eben schon ziemlich kurz und zeitlich eingeschränkt.
 

„Hm, ich glaube, ich sollte mich mal wieder zuhause blicken lassen. Meine Mutter weiß zwar, wo ich bin, aber das heißt noch lange nicht, dass sie so glücklich ist, wenn ich fast die ganze Zeit weg bin. Aber ich werde wohl nur mal kurz hallo sagen, deine Sachen in die Waschmaschine schmeißen, mir ein paar neue mitnehmen und auch gleich noch eine Tasche mit Ersatz packen“, grinsend sah Daniel Serdall bei diesen Worten kurz an, „und dann wiederkommen.“
 

Serdall nahm sich auch eine Scheibe Toast und belegte sie mit Käse.
 

„Du bist nur mit dem Fahrrad hier, oder? Magst du meinen Wagen nehmen?“, bot Serdall an. „Dann geht es schneller und ich muss nicht solange warten und keine Angst haben, dass dich einer mit dem Auto umfährt“, jammerte er grinsend und zog Daniel zu einem Kuss zu sich. Daniels Reaktion, weil Serdall lieber Rücksicht auf Taki nahm, machte ihn etwas nachdenklich. Wie konnte er es vereinen, dass Taki und Daniel mit ihm glücklich sein konnten? Serdall konnte seinen Sohn auch nicht die ganze Zeit bevormunden, aber vernachlässigen wollte er ihn wegen Daniel auch nicht. Er würde darüber mal mit Taki reden. Eine Idee würde ihm so gezwungen jetzt auch nicht kommen.
 

„Oh man, ich fahre doch so ungern mit deinem Auto“, wimmerte Daniel und seufzte resigniert auf. „Aber ist gut. Ich nehme es, damit der Trennungsschmerz nicht ganz so lang andauert“, fügte er grinsend hinzu. „Wann kannst du mich denn entbehren? Gleich nach dem Frühstück oder erst heute Nachmittag?“ Fragend sah er Serdall an und belegte sich dann eine weitere Scheibe Toast mit Kochschinken. Hm, Frühstück mit seinem Schatz im Bett war schon was Schönes.
 

„Eigentlich gar nicht“, quengelte Serdall und wunderte sich im nächsten Moment, dass er sich so kindisch verhielt. Es war ungewohnt, dass er wieder so war, wie er es mit Louise gewesen war, aber es war wirklich schön. Seine Bitterkeit schien dem schönen Gefühl für Daniel gewichen zu sein. „Aber wenn es sein muss ist es vielleicht ganz gut, wenn du mit deiner Mutter mal wieder zusammen zu Mittag isst. Ich möchte dir schließlich keinen Ärger bereiten und am Sonntag sollte man wenigstens einmal beim Essen mit der Familie zusammen sein, oder?“
 

„Ja, da hast du wohl recht“, erwiderte Daniel und lehnte sich satt und zufrieden gegen Serdall, nachdem er seinen Kakao noch ausgetrunken hatte. Es war schon lustig, dass Serdall ihn nicht für ein paar Stunden entbehren konnte. Daniel wollte zwar auch lieber hierbleiben anstatt nach Hause zu gehen, aber so knörig wie Serdall wurde er deswegen auch nicht. Wobei das auch irgendwie ziemlich süß war. Lächelnd gab Daniel ihm einen Kuss auf die Nase und stand dann auf, als auch der letzte Schluck Kaffee vernichtet war. „Nun gut, dann werde ich mal fahren.“
 

Schnell stand auch Serdall auf und griff sich Daniel, um ihn wieder an sich zu ziehen.
 

„So schnell musst du jetzt auch nicht verschwinden“, murrte er und gab Daniel einen tiefen Kuss, egal ob er sich die Zähne noch nicht geputzt hatte. So schlimm würde er schon nicht schmecken. Hoffte er. Doch Daniels etwas unbegeisterter Blick, als er sich von ihm löste, ließ Serdall auf das Gegenteil schließen.
 

„War wohl doch etwas viel Wein gestern, was?“, fragte Daniel schief grinsend und gab Serdall noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, jedoch mit Bedacht ohne Zunge.
 

„Entschuldige.“ Serdall lächelte schief und strich Daniel noch einmal durch die Haare. Nur weil er plötzlich liebeskrank wegen Daniel war, musste er es nicht übertreiben. „Bis nachher. Dann küsse ich dich in Grund und Boden“, flüsterte er und stupste seine Nase mit Daniels zusammen, ehe er sich von ihm löste und ins Bad wechselte. Jetzt hatte er das dringende Bedürfnis sich zu duschen und frisch zu machen. Wäre er nicht so ein elendiger Morgenmuffel mit niedrigem Blutdruck, dann wäre er vielleicht schon im Bad gewesen. Man kann nicht alles haben, dachte er schief grinsend und drehte sich im Türrahmen zum Bad noch einmal zu Daniel um, der ihm nachstarrte. Ertappt lächelte Daniel ihn an. Serdall war aber auch einfach zu verführerisch, vor allem, wenn er nackt durch die Wohnung lief. Daniel vertrieb alle unanständigen Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirrten und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche.
 

„Dann freue ich mich auf unsere Knutschorgie heute Nachmittag und werde mich jetzt wirklich mal auf den Weg machen.“ Er winkte Serdall noch einmal grinsend zu, ging dann nach unten und zog sich seine Schuhe an, bevor er sich mit einem etwas mulmigen Gefühl in den teuren Wagen setzte und zu ihrer Wohnung fuhr.
 

Frau Erhard schüttelte gerade den kleinen Teppich aus ihrem Wohnzimmer am Fenster aus, als sie einen edlen schwarzen Wagen am Straßenrand parken sah. Nichts Ungewöhnliches bis zu dem Punkt, doch als ihr Sohn aus dem Wagen stieg, ließ sie vor Schreck den Teppich aus der Hand fallen und er landete auf dem Gehweg.
 

„Daniel!“, rief sie geschockt und machte ihren Sohn so auf sich aufmerksam.
 

„Hey Mom“, grüßte er leicht verlegen und hob den Teppich wieder auf. Das war ja mal eine sehr eigene Art begrüßt zu werden. Als ob er hier überhaupt nicht erwartet worden war. Nun, es lag wohl eher an dem Auto. Seufzend schloss Daniel per Fernbedienung ab und ging dann nach oben in ihre Wohnung. Seine Mutter erwartete ihn schon an der Haustür.
 

„Junger Mann, was machst du mit diesem sauteuren Wagen? Hast du ihn etwa Herrn Agamie gestohlen?“ Frau Erhard konnte gar nicht fassen, dass jemand so leichtsinnig war, solch einen Wagen einem 19jährigen anzuvertrauen, der gerade mal ein Jahr seinen Führerschein hatte. Daniel musste sich den Autoschlüssel einfach ohne Erlaubnis genommen haben, anders konnte es gar nicht sein.
 

„Quatsch“, meinte Daniel und sah sie entsetzt an. „Er hat ihn mir geliehen, damit ich schneller nach Hause und wieder zurückkomme und weil so viele Taschen auf dem Rückweg zu schleppen haben werde.“ Kopfschüttelnd fragte Daniel sich, wie seine Mutter darauf kam, dass er das Auto geklaut hatte. Er hatte noch nie etwas gestohlen und wenn, dann hätte er sich das Auto für eine Fahrt ausgeborgt. Allerdings hätte Daniel selbst das nicht ohne zu fragen gemacht.
 

Fassungslos den Kopf schüttelnd ließ seine Mutter ihn herein und nahm ihm den Teppich ab, den sie vor Schreck auf die Straße geworfen hatte.
 

„Ist der Mann wahnsinnig? Was ist, wenn du ihn kaputt fährst? Das kann doch nicht sein ernst sein. Daniel, ich könnte das niemals bezahlen. Und warum hast du soviele Taschen zu schleppen? Willst du etwa ausziehen?“ Völlig fertig mit den Nerven griff sie sich an ihr Herz und sah ihren Jungen abwartend an. Seufzend lehnte Daniel sich an die Wand hinter sich.
 

„Serdall hat mich wegen seines Wagens beruhigt. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht fahren, aber er meinte, wenn ich damit gegen einen Baum fahre, kauft er sich eben einen neuen. Geld hat er ja genug. Und nein, ich will nicht ausziehen. Ich brauche nur einige Schulsachen, meine zweite Uniform und ein paar Klamotten zum Wechseln. Immerhin bin ich auch jetzt in Serdalls Zeug unterwegs, weil meine Sachen nass und durchgeweicht waren.“ Oder mit Sperma beschmiert, aber dieses Detail ersparte er seiner Mutter dann doch.
 

„Das ist doch verrückt“, murmelte Frau Erhard immer noch nicht überzeugt, aber beließ es dabei. „So, also willst du wieder nur für ein paar Sekunden hier vorbeischauen, deine Sachen holen und zurück zu deinem Serdall gehen? Ehrlich Daniel, diese Art kann ich nicht tolerieren, schließlich stehst du kurz vor deinem Abitur! Ist er sich denn überhaupt endlich sicher oder redet er immer noch davon, dass er eine ‚normale Beziehung‘ will? Weißt du überhaupt woran du bei diesem Mann bist oder beeindruckt er dich nur mit seinem Geld und seiner Musik?“
 

„Er beeindruckt mich mit seinem Charakter“, gab Daniel pampig zurück. Er konnte es absolut nicht leiden, wenn jemand schlecht von Serdall sprach. „Und er ist sich sehr sicher, ja. Wenn es dich beruhigt, er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Das sagt er garantiert nicht zu jedem Dahergelaufenen.“ Wütend starrte er seine Mutter an, doch dann sah er ein, dass er wohl ziemlich überreagierte. „Entschuldigung“, seufzte Daniel und fuhr dann ruhiger fort. „Mom, das zwischen uns ist wirklich ziemlich ernst. Wenn du mich jetzt fragen würdest, würde ich wohl spontan sagen, dass er der Mann für mein restliches Leben sein könnte. Deswegen sei mir nicht böse, wenn ich in nächster Zeit erst mal ein wenig bei ihm sein möchte. Ich verspreche dir, dass ich die Schule nicht vernachlässigen werde. Außerdem haben wir Herrn Canter ja noch im Haus, der mir ansonsten einen Arschtritt verpassen würde.“ Daniel grinste schief.
 

„Wirklich, ich mache mir nur sorgen um dich, Daniel. Bleibst du bitte zum Essen? Dann können wir noch ein wenig reden. Charline glaubt sicher auch langsam, keinen Bruder mehr zu haben. Mensch, dieser Serdall hat dir echt den Kopf verdreht… Sag ihm, dass ich ihn kennenlernen will, bevor er hier den Mann für den Rest deines Lebens spielen darf.“ Sie kniff ihrem Sohn mütterlich in die Wange. „Verstanden?“
 

„In Ordnung. Mal sehen, was sich die nächsten Tage einrichten lässt“, lächelte Daniel erleichtert, dass seine Mutter ihre Beziehung scheinbar akzeptierte. „Und dass ich zum Essen bleibe war ohnehin geplant. Hauptsache du hast auch genug für mich im Haus. Ich war in letzter Zeit wirklich nicht sehr oft da.“ Daniel sah schuldbewusst drein.
 

„Na und? Trotzdem werde ich doch was zu essen für meinen Sohn dahaben. So, jetzt muss ich aber die Kartoffeln schälen. Komm mit, wir können dann ja reden“, sagte sie bestimmend, griff sich wieder den kleinen Teppich und legte ihn an den angestammten Platz im Wohnzimmer vor der Schrankwand. Danach ging sie gefolgt von Daniel in die Küche und begann das Essen zu machen.
 

Daniel machte sich ebenfalls nützlich und setzte schon mal das Wasser auf. Zu zweit war das Essen schnell fertig und es war wirklich mal schön, wieder etwas Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Als Charline zum Mittag auch noch mit an den Tisch kam, wurde es eine richtig nette Runde und die beiden quetschten Daniel über Serdall aus. Lächelnd beantwortete er die meisten Fragen, blockte allerdings bei den intimeren Sachen ab. Was interessierten Frauen sich eigentlich immer so für schwule Männer? Die waren nicht süß und niedlich…
 

Als sie gerade am Abwaschen waren kündigte Daniels Handy den Erhalt einer SMS an. Scheinbar hatte Serdall schon Sehnsucht nach ihm. Grinsend öffnete er die Nachricht. Daniels freudige Gesichtszüge fielen in sich zusammen, als er die wenigen Zeilen las.
 

//ey du arsch lebst du noch? dachte wir wären beste freunde aber du scheinst deine prioritäten in letzter zeit ja ganz woanders zu setzten und mich vollkommen abzuschreiben. hoffe doch dass du mich irgendwann auch mal wieder in dein leben einbeziehst. philip//
 

Schwer seufzend ließ sich Daniel auf einen der Küchenstühle fallen. Sein schlechtes Gewissen schlug mit dem Vorschlaghammer auf ihn ein. Er hatte Philip in letzter Zeit wirklich extrem vernachlässigt. Bei all dem Trouble um Serdall, David und Abigail war er einfach viel zu kurz gekommen. Nun, ehrlich gesagt hatten sie schon seit mehr als einer Woche kein vernünftiges Gespräch mehr geführt. Allerdings wusste Daniel auch nicht wie Serdall es auffassen würde, wenn er gleich wiederkam und sich zu seinem Kumpel verabschiedete. Man, es war schon schwer, es allen Leuten rechtzumachen. Seine Familie fühlte sich immerhin auch irgendwie abgemeldet.
 

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Etwas abwesend trank Serdall sein Glas Wasser und starrte aus dem Fenster. Sie saßen gerade beim Mittagessen. Ethan war neben Dustin und Taki auch anwesend. Dustin sah verstohlen auf das ärmellose schwarze Shirt mit Rollkragen, das Serdall seltsamerweise trug. Er verwettete seine Stelle an der Reitling, dass da ein richtig feiner Knutschfleck verborgen wurde, vielleicht auch mehrere. Doch bei Serdall würde er es sich nicht wagen, einfach am Kragen herumzuziehen. Sein Schwager würde ihm etwas Anderes erzählen. Aber der verträumte Blick von Serdall war echt sehenswert. Dustin konnte es immer noch nicht fassen, dass die Beiden nun wirklich zu richtigen Turteltauben geworden waren. Insgeheim beneidete Dustin sie. Er wollte auch endlich mit Ethan schlafen, jedoch hatte der Rothaarige zu große Angst, begann immer heftig zu zittern und da brachte es Dustin einfach nicht über das Herz, ihn einfach dazu zu überreden.
 

Ein leises Seufzen drang von Serdall hervor und Dustin musste unweigerlich breit Grinsen. Den hatte es sowas von erwischt. Innerlich verdrehte er die Augen. Das war schlimm. Erst dieses ewige Hin und Her und jetzt das. Serdall vermisste Daniel wohl ziemlich heftig. Dustin kannte seinen Schwager, wenn er richtig verliebt war. Dieser Gedanke schockte ihn erneut. Sein Schwager hatte sich also wirklich dazu entschieden, zu Daniel zu stehen. Unglaublich!
 

Taki legte seine Gabel klirrend auf seinen Teller und sah zu seinem Vater.
 

„Papa? Was machen wir heute?“, fragte er gespannt und griff sich den Saum von dem schwarzen Shirt.
 

„Magst du im Garten ein wenig spielen?“, erwiderte Serdall und Taki nickte. Das Wetter war jetzt ja wieder besser und er liebte seine Schaukel.
 

Seinen Sohn bei der Hand nehmend ging Serdall aus der Küche und durch das Wohnzimmer zum Garten. Schlagartig blieb er stehen, als er ein Hundegebell hörte. Genau!, schrie es in ihm auf und Serdall sah lächelnd zu Taki hinab.
 

„Sag mal, was hältst du eigentlich von einem Hund?“, fragte er seinen Sohn. Das war doch die Lösung. Taki würde jemanden haben, mit dem er sich beschäftigen konnte. Schließlich war ein Hund doch der beste Freund des Menschen und Kinder mochten Tiere. So würde sich Taki nicht allzu sehr vernachlässigt fühlen und Serdall könnte, zwar nicht richtig, aber doch ein wenig, sein schlechtes Gewissen beruhigen, wenn er dann ein wenig Zeit mit Daniel verbrachte. Es war ja nur zurzeit schlecht, weil Taki und Daniel immer nur nachmittags da waren und Serdall sich nicht ständig zerteilen konnte und nur abends im Bett mit Daniel endlich wirklich zusammen sein war auch ein bisschen wenig.
 

Verwirrt sah Taki zu ihm auf und verzog nachdenklich die Stirn.
 

„Hunde sind toll!“, meinte er überzeugt. „Die bellen und haben ganz weiches Fell!“
 

Serdall kniete sich vor ihn und strich ihm die gelockten Strähnen aus der Stirn.
 

„Und wie wäre es, wenn ich dir einen kaufen würde?“ Takis Augen wurden riesig und er öffnete aufgeregt den Mund und jauchzte auf.
 

„Das wär klasse! Dann könnt ich ihn jeden Tag spazieren führen und mit ihm im Garten spielen. Oh bitte Papa, kauf mir einen Hund!“ Serdall nickte und sein Sohn hüpfte freudig auf und ab und rief in einem Singsang: „Ich bekomme einen Hund!“
 

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Daniel parkte Serdalls Wagen vorsichtig auf dem Hof. Langsam wurde er beim Fahren immer sicherer. Zwar hatte er keine Ahnung, wo das Auto anfing und endete, da es im Vergleich zu seinem kleinen Gefährt doch eine deutliche Nummer größer war, aber er gewöhnte sich immer mehr daran und der Gedanke, dass es Serdall scheinbar nichts ausmachte, wenn er eine Beule rein fuhr, beruhigte ihn auch irgendwie. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass seinem Auto bis jetzt noch überhaupt nichts passiert war. Nicht mal ein Kratzer.
 

Sich die vielen Taschen an Rücken, Schultern und Händen befestigend stieg Daniel aus. Nun, vielleicht hatte er mit seiner Packaktion etwas übertrieben. Den halben Kleiderschrank hätte er dann vielleicht doch nicht mitschleppen müssen, aber so brauchte er wirklich keine Sachen mehr von Serdall zu leihen. Wobei es schon irgendwie was hatte, die Kleidung von seinem Freund zu tragen. Sie war etwas groß, aber duftete dafür umso mehr nach Serdall. Oder eher nach Waschmittel und Weichspüler, die er benutzte.
 

Etwas umständlich schloss Daniel mit dem Hausschlüssel, der mit am Schlüsselbund befestigt war, die Tür auf.
 

„Bin wieder da!“, rief er, doch bekam keine Antwort. Wo waren die denn alle? Dustin würde bestimmt Ethan zu sich bestellt und es sich mit ihm in seinem Zimmer gemütlich gemacht haben, aber Serdall und Taki? Ohne ihn würden sie bestimmt nicht einfach so weggefahren sein. Schließlich erwartete man ihn. Daniel brachte erst einmal die Taschen nach oben. In seinem Zimmer war Serdall jedenfalls nicht. Allerdings sah er beim Runtergehen aus einem der Fenster, dass sich Vater und Sohn im Garten vergnügten. Lächelnd ging Daniel durch die Terrassentür ebenfalls nach draußen. „Hey ihr zwei“, grüßte er.
 

Taki sprang von der noch schwingenden Schaukel herunter und lief auf Daniel zu. Serdall schüttelte geschockt über den Übermut seines Sohnes den Kopf. Er hatte ihn bis eben auf der Schaukel Schwung gegeben. Der Sprung von Taki hatte ihm doch einen leisen Schrecken eingejagt, aber es war ja nochmal alles gutgegangen. Er ging ebenfalls langsam zu Daniel und besah sich seinen hübschen Freund. Das Bedürfnis, ihn wieder in die Arme zu schließen, ihn zu küssen und nicht mehr loszulassen, verstärkte sich mit jedem Meter, den Serdall ihm näher kam.
 

„Hallo Dan!“, begrüßte Taki Daniel stürmisch. „Weißt du was Papa gesagt hat? Er will mir einen Hund kaufen! Einen großen, der mit mir spielen kann. Ist das nicht toll? Den kann ich dann immer überall mitnehmen und mit ihm spazieren gehen. Und ich werde ihm Stöckchen holen beibringen und Sitz und Platz und ganz viele andere Sachen. Papa meinte auch, dass ich dann mit ihm zu einer Hundeschule gehen kann! Das ist doch toll, oder? Ich bin schon ganz aufgeregt!“
 

Serdall strich seinem Sohn lächelnd durch die Haare und legte einen Arm um Daniel und küsste ihn zur Begrüßung auf den Mund. Daniel schlang ebenfalls einen Arm um Serdalls Hüfte und erwiderte den Kuss kurz, ehe er sich Taki zuwandte.
 

„Wow, ich hätte nie gedacht, dass dein Papa dir einen Hund erlauben würde. Vielleicht einen Hamster, der dann in deinem Zimmer wohnt, aber etwas, das um seine Beine rumspringt, hätte ich ihm dann doch nicht zugetraut.“ Grinsend streckt er Serdall die Zunge raus, als der ihn etwas beleidigt in die Seite kniff. Aber es stimmte doch. Serdall hatte normalerweise so wenig Trouble um sich wie möglich. Ein Hund würde allerdings extrem viel Leben ins Haus bringen. Irgendwas steckte garantiert dahinter, dass er Taki sogar von sich aus vorgeschlagen hatte, ihm einen Hund zu kaufen.
 

Daniel freute sich allerdings wie Taki riesig über diese Tatsache. Er liebte Hunde und wollte schon immer selbst einen haben, aber es gab leider ziemliche viele Faktoren, die gegen eine Anschaffung sprachen. Einmal war da Charlines Katze Minka, die Hunde auf den Tod nicht ausstehen konnte. Dann fehlte Daniel echt das Geld, um sich allein den Kaufpreis leisten zu können und ihre Wohnung war auch ein wenig klein. Denn wenn einen Hund, dann wollte Daniel schon einen größeren und die brauchten nun mal viel Auslauf. Da sie keinen Garten hatten, beziehungsweise nur einen kleinen Teil, der ihnen gehörte, würde er dem Tier diesen Luxus auch nicht bieten können und eine artgerechte Haltung war für Daniel eigentlich selbstverständlich. Umso mehr freute er sich jetzt, dass in Serdalls Haus bald ein lebendiger Vierbeiner einziehen würde. Natürlich war es Takis Hund, aber sie konnten garantiert mal gemeinsam Gassi gehen oder zusammen spielen. Lächelnd wandte Daniel sich an Serdalls Sohn.
 

„Hast du dir denn schon überlegt, was du gern für eine Rasse haben würdest? Und wann wollt ihr denn los? Tierheim, privat oder Züchter?“
 

Serdall lachte leise. Daniel war mindestens genauso aufgeregt wie Taki selbst. Seine Augen glänzten fast wie die von Serdalls Sohn. Taki griff kurzentschlossen Daniels Hand und zog ihn eilig mit sich ins Wohnzimmer. Der Violinist hatte Daniel losgelassen und folgte ihnen. Jetzt war er doch etwas neugierig, was sein Sohn vorhatte. Taki steuerte auf das Bücherregal zu, griff eines seiner Kindertierbücher und blätterte darin herum. Ein großer, schwarzer Hund kam auf einem Bild zum Vorschein.
 

„So einen!“, meinte er überzeugt und zeigte es Daniel. Der nahm das Buch entgegen und betrachtete das Bild.
 

„Einen Labrador-Retriever?“, fragte er nach. „Und warum möchtest du ausgerechnet so einen Hund?“ Daniel selbst mochte Retriever im Allgemeinen auch sehr gerne. Von daher konnte er sich mit Takis Entscheidung mehr als anfreunden.
 

„Weil der so groß ist und so lieb aussieht“, meinte Taki überzeugt. Serdall besah sich das Tier doch etwas skeptisch. So ein Labrador war wirklich ziemlich riesig… Er stellte sich mental schon darauf ein, dass er die Putzfrau wohl doch jeden Tag herbestellen müsste, wenn dieser Hund durch das Haus streunen würde. Seufzend ging Serdall zum Sofatisch und griff sich die Sonntagszeitung, die dort auflag. Vielleicht fand er ja in dem Annoncenteil ein Angebot, das diese Hunderasse beinhaltete. Daniel und Taki setzten sich jeweils an eine Seite von Serdall und sahen ihm über die Schulter.
 

„Hier!“, rief Daniel plötzlich. „Labrador-Retriever Mischlinge abzugeben. Die Hündin wurde unfreiwillig vom Nachbarshund trächtig und jetzt suchen sie ein liebes zuhause. Wäre das was?“ Daniel zog nachdenklich die Stirn kraus. Die Rasse des Rüden wurde nicht genannt. Man musste wohl wirklich nachsehen, ob bei den Welpen mehr Labrador hervorstach.
 

„Nein“, sagte Serdall entschieden. „Wenn wir schon einen Hund kaufen, muss er reinrassig sein. Mit Papieren, allen Impfungen und so weiter. Ich kaufe nichts, wo ich nicht weiß, was ich kaufe.“ Serdall suchte die Angebote weiter ab. Der Hund sollte schon vom Züchter kommen. „Golden-/Labrador-Retriever. Sieben Wochen, entwurmt, geimpft, mit Papieren, in liebevolle Hände abzugeben“, las Serdall vor. „Da sollten wir vielleicht mal anrufen“, meinte er.
 

Daniel zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Direkt vom Züchter? Gut, die Welpen waren dann auf jeden Fall gesund und reinrassig, aber dafür auch ziemlich teuer. Wobei das bei Serdall ja nicht das Problem war. Es war wohl wirklich die richtige Entscheidung, den Hund aus erfahrenen Händen zu kaufen.
 

„Gut“, meinte er schließlich. „Am besten du rufst gleich an. Wenn wir zu lange warten sind die Welpen vielleicht schon weg. Keine Ahnung wie begehrt Hunde vom Züchter sind.“
 

Taki sprang sogleich auf und holte das Telefon, um es seinem Vater aufdringlich in die Hand zu schieben.
 

„Papa, ruf an! Schnell!“, hetzte Taki und Serdall seufzte leise, als er sich die Zeitung auf den Schoß legte und die Nummer eintippte. Bis jemand abnahm dauerte es ein wenig. Eine Frau meldete sich.
 

„Schönen guten Tag“, sagte Serdall und lehnte sich zurück. „Ich rufe wegen ihrer Anzeige in der Zeitung von heute an. Ist zufälligerweise noch ein Welpe eines Labrador Retrievers zu haben?“ Kurz wartend sah Serdall zwinkernd zu seinem Sohn, der ganz gespannt neben ihm saß. „Es sind noch drei da? Das ist ja wunderbar. Ich würde sie mir gerne ansehen, könnten wir da einen Termin vereinbaren? Montagnachmittag? Das lässt sich einrichten. Gut.“ Die Frau nannte ihm noch die Stadt und die Adresse und verabschiedete sich, nachdem sie sich seinen Namen notiert hatte. Serdall registrierte für sich, dass sie am Montag eine halbe Stunde Fahrt vor sich hatten, um zu der Kleinstadt zu gelangen. Daniel sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. So schnell kam man auf den Hund. Er grinste leicht.
 

„Sag mal, darf ich morgen mitkommen, wenn ihr euch die Hunde anseht?“
 

„Ja, vielleicht kannst du Taki ja beim entscheiden helfen“, meinte Serdall, faltete die Zeitung zusammen und legte sie zurück auf den Tisch. Langsam kamen ihm doch so seine Zweifel. Taki und Daniel schienen ja begeistert zu sein von einem Hund im Haus, aber wenn Serdall mal ehrlich in sich horchte, war es doch eine ziemlich aufwendige Anschaffung. Hundehütte, Leine, Fressnäpfe und andere Sachen waren mitunter Dinge, die nach und nach besorgt werden mussten. Und da er Taki das Tier angeboten hatte, musste er dafür auch eine gewisse Mitverantwortung tragen. Taki war schon wieder dabei, in seinen freudigen Singsang zu verfallen und raus in den Garten zu gehen, um weiter zu spielen. Daniel rutschte noch ein Stück näher zu Serdall und umarmte ihn. Den Kopf auf seine Schulter aufstützend lächelte er leicht vor sich hin.
 

„Ich glaube, da hast du grad jemanden sehr glücklich gemacht“, raunte er. Es würde Taki sicherlich gut tun, wenn er ein Tier hatte, um das er sich kümmern konnte. Außerdem lernte er so, Verantwortung zu übernehmen. Allerdings schien Serdall seinen Entschluss fast schon wieder zu bereuen. „Hey, guck nicht so biestig.“ Gespielt versetzte Daniel ihm einen Stoß in die Rippen. „Taki freut sich, ich mag Hunde auch und Dustin wird ihm auch nicht widerstehen können. Also hast du schon drei Mann, die mit ihm Gassi gehen werden und musst dich nicht extra aufraffen. Es sei denn, wir machen mal öfter so einen Waldspaziergang wie gestern. Anschließendes Abendprogramm eingeschlossen.“
 

Serdalls Miene hellte sich bei Daniels letztem Satz auf, weil er sich wieder an ihre gemeinsame Nacht erinnerte.
 

„Hm, das würde das Ganze natürlich schmackhafter machen“, murmelte er und küsste Daniel intensiv. „Und, was hat deine Mutter zu dir gesagt? Hat sie dich eigentlich noch erkannt, obwohl du kaum daheim bist?“, fragte er, während seine Finger verspielt unter dem Saum von Daniels Shirt krochen und den flachen Bauch streichelten. Daniel leckte sich einmal über die feuchten Lippen und lehnte sich dann an Serdall.
 

„Naja, sie war nicht unbedingt begeistert, dass ich hier bei weitem mehr Zeit verbringe als zuhause. Allerdings habe ich ihr erklärt, warum ich meine Prioritäten im Moment so setzte und ich glaube, sie versteht und akzeptiert es auch. Und sie… nun, ich glaube ihr genauer Wortlaut war, dass sie dich kennen lernen möchte, bevor du der Mann meines restlichen Lebens werden darfst.“
 

Leicht errötete Daniel und vergrub sein Gesicht in Serdalls Halsbeuge. Heute Mittag hatte er diesen Satz einfach nur rührend gefunden, jetzt war er ihm irgendwie peinlich. Überrascht zog Serdall eine Augenbraue nach oben. Ein wahnwitzig starkes Bedürfnis, Daniel einfach nur leidenschaftlich zu küssen, unterdrückend, versuchte Serdall ruhig zu bleiben.
 

„Was hast du ihr denn erzählt?“, fragte er leise und umfasste Daniels Kinn, um es anzuheben, damit er ihm ins Gesicht sehen konnte. Eine feine Röte zog sich über Daniels Wangen und Daniel wich seinem Blick aus. Serdall hielt sich in diesem Moment nicht mehr zurück und gab Daniel einen tiefen Kuss und verwob seine Zunge mit Daniel zu einem ungeduldigen Spiel. Serdalls Hand legte sich auf Daniels Rippenbögen und der Daumen strich fortwährend über die Haut.
 

Daniel war froh, durch diesen Kuss der Antwort erst einmal zu entkommen. Es wäre ihm echt unangenehm, wenn er alles, was er seiner Mutter über Serdall erzählt hatte, noch mal wiederholen musste. Gut, Serdall wusste, dass er ihn liebte, aber so umfassend wie seiner Mutter hatte er es ihm dann doch noch nicht gesagt und dass Daniel ihn verteidigt hatte, musste er auch nicht unbedingt wissen. Den Kuss vertiefend um Serdalls Gedanken auf etwas anderes zu lenken, schob Daniel sich auf ihn, sodass er bequem auf seinem Schoß saß, um vergrub die Hände in das schwarze Haar. Gut er musste zugeben, dass es Serdall garantiert nicht nur besinnungslos küsste, damit er nicht mehr an seine Frage dachte. Andere Aspekte spielte da auch eine gewisse Rolle, wie beispielsweise das Verlangen, dass sich wieder in ihm breit machte.
 

„Taki ist doch erst mal beschäftigt, oder?“, keuchte Daniel abgehackt, als er sich kurz von Serdall löste. „Wollen wir nicht hochgehen? Ich habe grad solche Lust auf dich.“
 

Einen Moment sah Serdall zur Terrasse in Richtung Garten. Wieder musste er sich entscheiden. Er würde gerne einfach mit Daniel nach oben gehen, aber das ging eben nicht. Schließlich konnte er Taki nicht einfach allein lassen.
 

„Tut mir leid.“ Echtes Bedauern schwang in seiner Stimme mit und Serdall legte seine Hand an Daniels Wange. „Egal, wie gern ich jetzt mit dir auch nach oben gehen würde, aber das müssen wir auf Nachher verschieben. Ich kann ihn nicht unbeaufsichtigt lassen, Dan. Ich würde es mir nie verzeihen können, wenn Taki etwas passieren würde.“ Seufzend lehnte Serdall seine Stirn an Daniels und sah in die hellblauen Augen, ehe er noch einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte und sich zurücklehnte, sich dabei von Daniels Gesicht entfernend.
 

Kurz schloss Daniel die Augen und atmete tief durch, um sich wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Er würde es noch lernen müssen, wann Taki für sich bleiben konnte und wann nicht. In seinem Zimmer war es kein Problem, aber im Garten konnte er wirklich von der Schaukel fallen oder ähnliches. Das sah Daniel ja auch ein. Trotzdem fand er es schade, dass damit die Spontanität in ihrer Beziehung um einiges eingeschränkt wurde.
 

„Du hat ja recht“, stimmte er Serdall zu und setzte sich normal neben ihm. Fahrig fuhr Daniel sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte kurz. „Ich bin nun mal der Typ, der von jetzt auf gleich handelt und nicht viel darüber nachdenkt. Aber ich werde das Zusammenleben mit dir und Taki noch irgendwann lernen.“
 

Serdall verstand ja Daniels jugendlichen Übermut, aber er musste sich nun mal in dieser Beziehung arrangieren. Seine Verantwortung hatte mehr Bedeutung als irgendein sexuelles Bedürfnis.
 

„Hey, Taki hat dreimal die Woche für zwei Stunden Karatetraining und die Nächte stehen uns auch fast alle frei zur Verfügung“, versuchte er Daniel aufzumuntern und lehnte seinen Kopf auf dessen Schulter. Daniel küsste Serdall kurz auf die Wange und kraulte ihn leicht im Nacken.
 

„Serdall, es ist wirklich in Ordnung für mich. Im meine, natürlich wäre es schön, einfach mal nach oben zu gehen und seinen Hormonen freien Lauf zu lassen, aber ich verstehe, dass es wegen Taki nun mal nicht möglich ist. Ich muss es nur noch meinem Körper irgendwie klar machen.“ Er grinste etwas schief und kuschelte sich etwas näher an seinen Freund. So hier zu sitzen hatte doch auf was für sich. Die Bettaktivitäten verschoben sie eben auf den Abend. Da hatte Daniel was, auf das er sich freuen konnte. Serdall lächelte leicht.
 

„Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?“, fragte er leise und genoss die sanften Berührungen von Daniels Händen. Daniel hätte auch sauer sein können, beleidigt oder ähnliches. Serdall rechnete es ihm hoch an, dass er versuchte, es einzusehen. Das machte ihm sein eigenes schlechtes Gewissen nur halb so schwer und ließ die Gefühle für Daniel nur stärker werden.
 

„Hmm, lass mich mal überlegen.“ Gespielt fasste Daniel sich ans Kinn und starrte kurz vor sich hin. „Nein, hast du nicht. Eigentlich müsste das sofort bestraft werden. Morgen kein Abendessen oder so.“
 

„Tja, du hast es heute auch noch nicht gesagt“, meinte Serdall gespielt böse und schnappte sich den Zeigefinger, der an Daniels Kinn ruhte, um die Hand mit seiner zu verschränken und einen Kuss auf den Handrücken seines Freundes zu hauchen. „Ich liebe dich, Daniel Erhard“, sagte Serdall lächelnd. Daniel lief eine Gänsehaut über den Rücken. Er lehnte sich näher an Serdall und sah ihm tief in die Augen.
 

„Weißt du, dass du es mir immer schwerer machst, meine eben gefassten guten Vorsätze nicht einfach über Bord zu werfen und hier und jetzt über dich herzufallen“, raunte er heiser und lächelte dann. „Aber trotzdem liebe ich dich.“
 

„Das ist ja nett von dir“, lachte Serdall heiser. „Heut Abend gibt es Entschädigung.“ Er hauchte einen Kuss auf Daniels Lippen und sah wieder zum Garten, wo Taki noch schaukelte. Ihm fiel auf, dass er heute noch gar nicht seine Geige in der Hand gehabt hatte und das machte ihm genauso schwer zu schaffen wie die Tatsache, dass er nicht einfach spontan mit Daniel Sex haben konnte. Er seufzte leise und sah etwas traurig zum Regal. Daniel folgte seinem Blick und bemerkte, was Serdalls Blick so fesselte.
 

„Na, schon Entzugserscheinungen?“, fragte er lachend. „Na los, Schatz Nummer zwei vermisst dich sicher schon. In diesem speziellen Fall bin ich mal nicht eifersüchtig. Gut für deine Geige, sonst wäre sie jetzt Kleinholz. Magst du mir was vorspielen?“
 

Daniel konnte sich gut vorstellen, dass es für Serdall schwer war, im Moment alles unter einen Hut zu bekommen. Taki und seine Geige nahmen schon viel Zeit in Anspruch und nun war auch noch er in sein Leben getreten. Alles brauchte viel Aufmerksamkeit und Serdall konnte nicht einfach irgendeinen Bestandteil in seinem Leben vernachlässigen. Allerdings konnte man die Dinge auch oft gut Kombinieren. Beispielweise bei ihrem Ausflug gestern. Ab und an hörte Daniel Serdall auch sehr gerne zu, wenn er spielte. Sie würden es schon hinbekommen, dass alle das bekamen, was sie sich erhofften. Glücklich gab Serdall Daniel einen Kuss.
 

„Danke. Ja, ich spiele etwas, nur für dich“, murmelte er gegen seine Lippen und erhob sich, um seine Geige vom Regal und aus dem Geigenkoffer zu nehmen und sie mit geübten Griffen anzulegen und zu überprüfen, ob die Saiten noch gestimmt waren. Kurz nur musste er überlegen, was er spielen würde, doch das Lied, welches ihm am gestrigen Abend durch den Sinn getanzt war, schien ideal zu sein, um es jetzt zu spielen. Diese Melodie war zart, sinnlich hellklingend mit Dreiklängen ausgeschmückt und spiegelte die angehende Liebe, die Serdall mit Daniel verband, wider. Er begann es kommentarlos zu spielen und schloss genießend die Augen, als er sich endlich wieder mit seinem Instrument im Einklang bringen und die Melodie aus seinem Kopf endlich freilassen konnte.
 

Langsam ließ sich Daniel die Lehne hinab gleiten, bis er vollständig auf dem Sofa lag. Er schloss die Augen und ließ Serdalls Musik auf sich wirken. Die Töne suchten sich leichtfüßig einen Weg in sein Gehör und bunte Punkte tanzten im Takt der Musik vor Daniels Augen und boten ein faszinierendes Schauspiel. Er ließ sich vollkommen fallen und träumte vor sich hin, immer wieder begleitet von sanften Schauern, die durch seinen Körper rannen.
 

Zufrieden ließ Serdall seine Geige sinken, als er geendet hatte und ließ das wunderbare Gefühl durch sich hindurch rinnen, welches mit diesem Lied einhergegangen war. Leicht den Kopf schüttelnd versuchte er sich wieder zu fassen und legte sorgsam seine Geige zurück an ihren angestammten Platz. Sein Blick glitt erneut zum Garten. Taki spielte gerade mit seinem Bagger im Sand und Serdall war beruhigt. Er begann zu lächeln, als er Daniel so selig auf dem Sofa liegen sah und ging zu ihm, um sich vor ihn zu hocken. Seine Finger schoben sich wie von selbst in Daniels schwarzes Haar und strichen es aus der Stirn.
 

Lächelnd öffnete Daniel ein Auge einen Spalt weit und schmiegte dann seine Wange in Serdalls Hand. Er war so entspannt, dass er fast auf der Stelle hätte einschlafen können. Irgendwie fühlte er sich losgelöst von seinem Körper, so als ob er auf Wattewölkchen gebettet ein Stück höher schweben würde. Verhalten gähnte er und rollte sich ein Stück zusammen. Serdall lachte leise, doch schnappte er die Decke, die am Rand des Sofas lag und legte sie über Daniel.
 

„Schlaf ruhig ein wenig“, meinte er gutmütig. „Ich gehe solang ein wenig zu Taki“, sagte er leise, doch war er sich nicht sicher, ob Daniel ihn noch gehört hatte, denn sein Atem ging jetzt gleichmäßig und tief. Ihm noch einen Kuss auf die Lippen hauchend löste Serdall sich von ihm und ging nach draußen.
 

Ende Kapitel 37



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-06T20:48:26+00:00 06.11.2007 21:48
Och ist das süß!^^
Ich hoffe Daniel verliert Philipp nicht als Freund.


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