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Die Magie der Musik

von

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Kapitel 20
 

Gab es Tage, die noch schlimmer waren als der Samstag bei Serdall? Anscheinend schon und zwar den Tag danach. Wenn man von den negativen Gedanken geplagt nach stundenlangen Alpträumen mit hämmernden Kopfschmerzen und durch das viele Weinen nur durch einen kleinen Augenspalt sehen könnend aufwachte. Daniel gratulierte sich, dass er noch einen Tag Gnadenfrist hatte, bevor er wieder zur Schule musste. Noch einen Tag konnte er sich garantiert nicht frei nehmen.
 

Sarkastisch amüsant fand er, dass die ganzen Gefühlsbeschreibungen in den diversen Teenie-Zeitschriften, wenn es um die verschiedenen Stadien der Liebe ging, trotz all dem Kitsch zutrafen und er sie selbst durchlebt hatte. Die ominösen Schmetterlinge im Bauch, das etwas verkrampfte aber wunderschöne erste Mal und den fast nicht zu ertragenden Trennungsschmerz. Und das alles in nur zwei Wochen und mit zwei verschiedenen Menschen. Konnte ein Leben mehr aus dem Ruder laufen als seines zurzeit?
 

Daniel versuchte, seit er aufgewacht war, jeden Gedanken an Serdall im Keim zu ersticken oder mit Gefühlskälte zu antworten, doch er scheiterte kläglich. Stattdessen häuften sich die Taschentücher neben seinem Bett mit rasanter Geschwindigkeit und die zerquetschte Fliege an der Decke löste sich von dem vielen Anstarren wohl bald in Luft auf. Charline hatte vor einer halben Stunde ihren Kopf kurz hereingestreckt, doch Daniel hatte sie mit der Ausrede, er sei immer noch krank und bräuchte Ruhe, wieder vertrieben. Ob sie ihm diese Geschichte immer noch glaubte, immerhin wäre er dann trotz Krankheit am Samstagabend unterwegs gewesen, oder ob sie ihn lieber nicht weiter reizen wollte und den strategischen Rückzug antrat, würde Daniel wohl nie erfahren.
 

Was er allerdings erfuhr war, dass es bei Müttern eigene Gesetze gab, wenn es um die geistige und körperliche Verfassung ihrer Kinder ging. Man schwieg sich ihnen gegenüber aus, vertraute sich lieber anderen Leuten an, und trotzdem spürten sie, wenn etwas nicht in Ordnung war. Da Daniel noch nie in einem derart tiefen Loch gewesen war, hatte seine Mutter diese Fähigkeit noch nicht wirklich demonstrieren können und umso erstaunter war er, als sie gegen Mittag plötzlich in sein Zimmer kam, sich auf seine Bettkante setzte und ihm besorgt durch die Haare strich.
 

„Hey mein Schatz. Wie geht es dir?“
 

Ihre Stimme war ruhig und mitfühlend. Ihre Augen ruhten besorgt auf dem geröteten Gesicht, nahmen die wunde Nase und die rotunterlaufenen Augäpfel ins Visier.
 

„Wie soll es mir schon gehen?“, murmelte Daniel. „Ich bin krank. Da fühlt man sich ziemlich mies.“
 

Er hatte für sich beschlossen, aus welchen absurden Gründen auch immer, sein Versprechen an Serdall zu halten und so wenig Leuten wie möglich von ihrer nun missglückten Beziehung zu erzählen. Vielleicht war es auch besser so. Damit ersparte er sich das laute Nachdenken über die ganze Sache. Still für sich selbst darüber zu sinnieren reichte ihm schon zu Genüge.
 

Seine Mutter sah auf ihn hinab. Erneut ließ sie ihre Hand sanft über seine nun gerunzelte Stirn gleiten.
 

„Ich sehe es, wenn mein Sohn sich fast die Augen ausweint. Also, was ist los?“ Sie fühlte sich schlecht, wenn sie Daniel so sehen musste.
 

„Ich weine nicht!“, versuchte Daniel abzustreiten, konnte seiner Mutter dabei allerdings nicht in die Augen sehen. „Das kommt von der Grippe.“
 

„Du lügst mich an.“, zischte sie empört und legte ihre Hände in ihren Schoß. „Halte mich nicht für blöd, Daniel. Ich sehe, dass du leidest und ich werde es nicht einfach erdulden, dich so zu sehen. Rede mit mir. Wurdest du verprügelt letztes Wochenende? Hat man dir was angetan?“ Aufgeregt liefen ihr selbst bei diesen Gedanken die Tränen und sie wischte sie weg. „Ich mache mir Sorgen. Du warst noch nie so, Daniel.“
 

„Was? Nein!“, meinte Daniel geschockt von den Schlussfolgerungen seiner Mutter. So konnte man es natürlich auch missverstehen. „Ich meine, ja, ich wurde verprügelt, aber das ist es nicht. Es hat in gewisser Hinsicht damit zu tun, aber das ist wohl das kleinste Übel.“
 

Er seufzte erschöpft auf. Jetzt, wo der Mutterinstinkt geweckt war, würde er wohl nicht ohne eine halbwegs plausible Erklärung davonkommen. Und welche Erklärung war schon halbwegs plausibel, die nicht die Wahrheit war? Die ganzen Ereignisse in letzter Zeit konnte man nicht geschickt anders verknüpfen. Zumindest Daniel konnte das nicht.
 

„Wer hat dich verprügelt? Wollte er Geld? Oder weil du homosexuell bist?“ Aufgelöst nahm seine Mutter sich ein Taschentuch aus der Packung von Daniels Nachtschrank. „Was kann denn schlimmer sein?“, fragte sie ängstlich und strich ihrem Jungen wieder mütterlich über die Wange.
 

„Du wirst mich nicht mehr in Ruhe lassen, bist du alles weißt, hab ich recht?“, fragte Daniel und lehnte sich die Schläfen massierend wieder in die Kissen zurück. Es war wie vermutet. Er kannte seine Mutter eben zu gut.
 

„Wie könnte ich, wenn ich mir die schlimmsten Sachen ausmale?“ Sie warf genervt eine ihrer Haarsträhnen über die Schulter. „Und jetzt spuck es aus, bevor ich einen mittelschweren Nervenzusammenbruch bekomme.“
 

Daniel atmete einmal tief durch, um möglichst ruhig zu bleiben und erzählte seiner Mutter dann die Geschichte zwischen Serdall und ihm, ohne Dustin mehr als nötig dabei ins Spiel zu bringen. Vor allem ihre sexuellen Aktivitäten ließ er weg. Er erklärte ihr, wie er während des Babysittens Gefühle für den Japaner entwickelt hatte, stellte Serdalls Ansichten über eine normale Beziehung dar, erzählte von dem wechselnden Hin und Her zwischen anschmiegsam und garstig und schließlich dem Tag im Schwimmbad und dem Samstagabend. Fei stellte er als Serdalls schnell durchdrehenden Bruder dar, der ihn auf Grund einiger frecher Kommentare eins auf die Mütze gegeben hatte. Als er geendet hatte kamen ihm wieder die Tränen, die er allerdings wegzublinzeln versuchte.
 

Seine Mutter hatte seinen Ausführungen still gelauscht, da es ihrem Sohn augenscheinlich schwer fiel, darüber zu berichten. Seufzend nahm sie ihn in den Arm und strich ihm über den Rücken. Ihr fehlten die Worte. Was hatte Daniel nur alles wegen diesem Serdall durchmachen müssen?
 

„Du bist in ihn verliebt und hast jetzt Liebeskummer“, stellte sie traurig fest. „Daniel, dieser Serdall scheint wirklich nicht zu wissen was er will und es ist wohl besser, wenn es vorher vorbei ist. Wer weiß, wie er sich noch entwickelt hätte? Zu einem Schläger oder sowas, nur weil er mit der Situation nicht klar kommt.“
 

„Er hätte mich nie geschlagen“, empörte Daniel sich. Nie im Leben hätte Serdall ihm auf diese Weise auch nur ein Haar gekrümmt. Grob wegstoßen, ja, aber niemals zeigte er ihm gegenüber richtige körperliche Gewalt. „Er versteht es, Menschen mit anderen Dingen zu verletzten“, fügte er noch traurig hinzu und starrte hinaus aus dem Fenster. Er hatte gedacht, wenn er mit jemandem über seine Probleme redete, würde es ihm besser gehen, doch auch jetzt, wo er seine Mutter mit ins Vertrauen gezogen hatten, schien die Traurigkeit irgendwie nicht weichen zu wollen.
 

„Das finde ich weitaus schlimmer, als körperliche Schläge. Sieh dich doch an, wie du hier zergehst. Das kann so auch nicht weitergehen, Daniel.“ Sie stand energisch auf und straffte ihre Gestalt. „Du wirst nicht mehr zu diesem Mann gehen und auch nicht in seine Nähe. Ich verbiete es dir.“
 

Auf Daniels Gesicht erschien ein schwaches Lächeln als er sah, wie sich seine Mutter für ihn ins Zeug legte. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht gewesen, ihr alles erzählt zu haben. Wenigstens hatte er jetzt noch jemanden, mit dem er über alles sprechen konnte.
 

„Ich hatte eigentlich auch nicht vor, wieder dorthin zu gehen“, meinte er nachdenklich. „Nur habe ich in Herrn Canter eben eigentlich einen recht guten Freund gefunden und Serdalls Sohn auch ziemlich ins Herz geschlossen. Beide sind momentan irgendwie nicht so gut auf mich zu sprechen. Das möchte ich auch unbedingt aus der Welt schaffen, aber bei ihnen zuhause geht es wohl nicht mehr. Zumindest wenn ich Serdall wirklich nicht mehr begegnen will und das habe ich in der nächsten Zeit echt nicht vor.“
 

„Die beiden kannst du ja wohl auch in der Schule sehen, oder nicht? Agamies Sohn geht doch auf die gleiche Schule wie du.“ Daniels Mutter sah sich in dessen Zimmer um. Es sah etwas wüst aus mit den ganzen Taschentüchern, aber nichts, was sie jetzt als dramatisch einstufen würde. „Ich werde dir jetzt eine Suppe kochen und dann kommst du aus diesem Loch hier raus. Im Garten gibt es noch einiges zu tun und Phillip muss dir auch noch die Hefter vom Freitag vorbeibringen.“
 

Daniel nickte. Etwas Ablenkung konnte ihm wirklich nicht schaden. Nur wie er Philip abfertigen sollte, wusste er noch nicht richtig. Sollte er ihm auch die ganze Geschichte erzählen oder weiterhin so tun, als ob nichts wäre? Wohl ersteres. Daniel seufzte. Also noch einmal durch das ganze Thema durchwälzen. Aber dann hatte er es wohl geschafft und erst einmal seine Ruhe.
 

Die Gartenarbeit tat tatsächlich gut und lenkte seine Gedankengänge auf diverse Blumenzwiebeln und kaputte Spaten. Auf jeden Fall drehten sie sich nicht mehr primär um Serdall und dessen kaltes Verhalten. Als Philip am späten Nachmittag vorbeischaute, ging es Daniel das erste Mal seit Samstagabend wieder einigermaßen gut. Er schaffte es sogar, Philip das Geschehen des letzten Tages zu erzählen, ohne erneut in Tränen auszubrechen. Wenn das mal kein Fortschritt war.
 

„Du solltest dich von jetzt an von Serdall fernhalten“, gab Philip Daniel den gleichen Rat wie schon Dustin und seine Mutter zuvor. Er schien vor Liebe echt blind gewesen zu sein, wenn anscheinend alle wussten, wie man dem ganzen Trouble am besten entgangen wäre, es sich nur ihm nicht erschlossen hatte. Super.
 

Nachdem Daniel mit Philips Hilfe den versäumten Stoff nachgearbeitet hatte, driftete ihr Gespräch allmählich in die schulische Richtung ab. Sie sprachen ein wenig über Ethan und Daniel erfuhr, dass auch Philip bemerkt hatte, dass der rothaarige Engländer Dustin in unbeobachteten Momenten seltsame Blicke zuwarf. Daniel hoffte wirklich, dass die Sache zwischen den beiden gut ausging.
 

„Sag mal“, fragte Philip schließlich und spielte nebenbei vom Bett aus mit Minka, die begeistert dem Wollfaden hinterherjagte, „wie findest du eigentlich David?“
 

Daniel sah seinen Freund etwas skeptisch an.
 

„Was soll den die Frage jetzt? Ich dachte du wärst derjenige, der ihn vergöttert und für sein Talent im Basketball anhimmelt. Was mich angeht, finde ich ihn sehr nett.“
 

„Nett“, wiederholte Philip grinsend. „Und weiter?“
 

„Wie weiter?“ Daniel rollte genervt mit den Augen. Philip fing schon wieder mit seiner nervenden Art an.
 

„Na ist da noch mehr zwischen euch?“
 

„Was soll da noch sein?“, erkundete sich Daniel, dem langsam doch etwas mulmig zumute wurde.
 

„Keine Ahnung, sag du es mir“, antwortete Philip schulterzuckend. „Knutschen, fummeln, Sex. Was man eben so macht.“
 

Daniel starrte seinen Freund an, als wenn er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.
 

„Sag mal, tickst du noch ganz richtig? Das sind Sachen, die man mit seinem Freund macht. Also ich meine Freund-Freund, nicht Kumpel-Freund. Seinem Lover sozusagen. Ich habe dir erst vor kurzem von der ganzen Sache mit Serdall erzählt. Wie kannst du da denken, dass ich was mit David am Laufen hätte? Vor allem, da ich in ihm nicht mehr als einen Kumpel sehe.“
 

„Nun, er scheint in dir mehr als nur einen Kumpel zu sehen“, lächelte Philip verschwörerisch. „Hast du die Blicke nicht bemerkt, die er dir zuwirft? Der will dich, Mann. Da besteht überhaupt kein Zweifel dran. Hast du denn gar nichts mitbekommen?“
 

Daniel dachte an Davids Verhalten im Schwimmbad zurück. Gut, später in der Schule hatte ihn David auch öfter berührt, als Daniel es normalerweise gewohnt gewesen war, aber er hatte gedacht, dass das nun einmal Davids Art war, mit seinen Freunden umzugehen.
 

„Ich merke an deinem Zögern, dass dir doch etwas aufgefallen ist“, meinte Philip zwinkernd.
 

„Aber David ist hetero“, führte Daniel skeptisch an.
 

„Das dachten bestimmt auch alle von dir, bevor du dich geoutet hast“, zerschlug Philip dieses Argument sofort.
 

„Er hat aber schon die halbe weibliche Schülerschaft flachgelegt“, versuchte Daniel es weiter. „Da ist es ziemlich klar, dass er auf Frauen steht und nicht auf Kerle.“
 

„Und wenn er entdeckt hat, dass ihm auch ein männlicher Hintern gut gefällt? Kann ja sein, dass er es sich bislang nur nicht eingestehen wollte und jetzt, wo ihm das klar ist, wagt er sich eben an dich ran. Du scheinst schon während des Fußballspiels Eindruck hinterlassen zu haben. Nun eben auch noch auf andere Art und Weise. Außerdem weiß er, dass du schwul bist, wer weiß das nicht, und dass er bei dir in der Hinsicht wohl die besten Chancen hat.“
 

„Du meinst, er gräbt mich an, weil ich der Einzige auf unserer Schule bin, der sich ganz öffentlich geoutet hat und er nicht in die Verlegenheit kommt, dass ich ihn mit der Aussage abwimmel, dass ich nicht auf Kerle abfahre und ihn als Schwuchtel beschimpfe?“
 

„Ich glaube, dass er dich angräbt, weil er dich mag“, konterte Philip. „Lass dir das Ganze mal durch den Kopf gehen. Wir sehen uns morgen. Ich muss noch zum Geburtstag meiner Tante.“
 

Daniel konnte gar nicht so schnell gucken, wie Philip verschwunden und er allein in seinem Zimmer war. Oh man, sein Leben verlief momentan wirklich mehr als chaotisch.
 

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Sie taxierten sich schweigend über ihre Teller hinweg. Es herrschte eine Stille die sie unangenehm bedrückte. Selbst der aufgeweckte Taki war ruhig und sagte kein Wort, aß nur emsig seinen Teller mit Nudeln leer, schenkte seinem Vater einen bockigen Blick, ehe er aufstand und aus der Küche ging. Lustlos stocherte Serdall in der Teigware und stellte sich innerlich die Frage, ob er ein schlechter Vater war, nur weil er das Beste für seinen Sohn wollte.
 

„Kannst du das Zeug auch mal essen?“, zischte Dustin zu seinem Schwager und blitzte ihn mahnend an.
 

Serdalls blaugrüne Augen richteten sich schwach auf den blonden Englischlehrer und er begann provokativ weiter auf die Nudeln einzustechen. Er hatte keinen Hunger. Seit Samstagabend, wo Daniel einfach gegangen war, seit er sich ohne umzudrehen in das rostige Auto gesetzt hatte, empfand Serdall nur noch eine innere Leere. Sein Sohn hasste ihn, Dustin auch und Daniel erst recht. Wie konnte er da überhaupt Appetit haben?
 

Dustin schüttelte den Kopf. Der Violinist war am Ende, aber sah es wohl selbst nicht ein. Das Ganze glich langsam der Woche nach Louises Tod, nur nicht ganz so heftig. Damals hatte Serdall gewütet wie ein Berserker, heute schien er es in sich hineinzufressen und in sich gären zu lassen, wie ein säurehaltiges Gebräu, das langsam sein Inneres zerfraß.
 

„Wie lange glaubst du, dass du diesen Zustand durchhalten kannst?“, fragte Dustin besorgt und ließ Serdall nicht aus den Augen.
 

„Welchen Zustand?“, erkundete sich Serdall scheinheilig und schob trotzig seinen Teller von sich. Es ging ihm doch wunderprächtig.
 

„Du weißt genau, was ich meine. Niemandem ist geholfen, wenn du dich so aufführst. Selbst mit Taki kannst du nicht mehr vernünftig umgehen.“
 

Dustin war aufgestanden und stützte die Hände auf der Tischplatte ab, während er sich zu Serdall hinüber beugte. Der Violinist sah auf und entgegnete grimmig Dustins Blick.
 

„Ich kann doch nichts dafür. Er denkt, dass ich mich mit einer Hexe verschworen hätte und Daniel ihn deswegen hasst.“
 

„Er kriegt mehr mit, als du“, knurrte Dustin und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
 

„Ach ja? Inwiefern denn?“ Serdall verschränkte, für ihn untypisch, die Arme vor der Brust. Dustin schüttelte über diese Ignoranz den Kopf.
 

„Was hast du denn anderes getan, als du gestern mit der Trine ausgegangen bist und Daniel es am besten noch direkt vor Augen geführt hast? Du hättest ihn nicht bitten sollen, auf Taki aufzupassen!“, schrie Dustin halblaut. Es reichte ihm langsam wirklich mit Serdall und seiner bescheuerten Eigenart, dass er so tat, als ob er nicht verstand und heimlich doch darüber im Klaren war, was eigentlich geschah.
 

„Dann hättest du auch zu Hause bleiben können. Sicher hätte ich ihn dann nicht anrufen müssen.“ Genervt sah Serdall zur Seite und biss sich auf die Zunge.
 

„Was willst du denn mit Abigail, hä?“ Dustin schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. „Letztens erst hast du zu mir gesagt, dass du Louise noch liebst und sie nicht betrügen willst und jetzt? Da machst du Daniel fertig, lässt dich auf diese Kleine von nebenan ein und betrügst nicht nur Louise und Taki, sondern auch dich selbst.“ Dustin schrie Serdall all dies entgegen und sah mit Genugtuung das schmerzverzerrte Gesicht. „Daniel hat dich aufrichtig geliebt. Wahrscheinlich bist du seine erste große Liebe…“
 

Gemein blickend lehnte er sich ein wenig vor, wischte dabei seinen halbaufgegessenen Teller beiseite. „Du weißt doch, wie das ist, wenn man jemanden aus tiefstem Herzen liebt, nicht wahr?“ Er sah wie sich Serdall verkrampfte und die Augen starr auf seine eigenen Hände richtete. „Was soll’s“, zischte Dustin. „Du hast diese Liebe mit einem Vorschlaghammer zerschlagen und Daniel möglicherweise den Glauben daran genommen.“
 

Es war Dustin egal, dass er übertrieb, dass er die ganze Sache zu sehr zuspitze, aber Serdall hatte es schlussendlich verdient. So widerlich wie der Violinist konnte doch kein normaler Mensch sein. Jedoch begann sein schlechtes Gewissen einzuschreiten, als Serdall diese ganzen Anschuldigungen einfach still über sich ergehen ließ. Das hier war nicht der Serdall, den er kannte. Nicht der Mann, den seine Schwester geheiratet hatte.
 

„Los“, forderte Dustin ihn auf. „Sag etwas. Was bietest du mir als Erklärung an? Warum geht es dir so schlecht, wenn es doch gut ist, dass Daniel nicht mehr bei dir ist? Warum hast du etwas mit dieser Abigail? Hä?“
 

Schwach sah ihn der Schwarzhaarige an und schien nicht gewillt, eine Antwort zu geben.

Serdall dachte nach, wie des Öfteren in der letzten Woche. War es denn so falsch, dass er einfach nur normal sein wollte? Liebte Daniel ihn wirklich so sehr? Betrog er Louise, wenn er mit Abigail ausging, aber nicht, wenn er mit Daniel etwas hatte? Es stimmte ja, dass es ihm schlecht ging, seit er sich von Daniel so schroff distanzierte, doch was sollte er denn tun? Langsam war er sich wirklich nicht mehr sicher, ob es so gut war, einfach immer die Gesellschaft und Taki vorzuschieben, wenn er Daniel blocken wollte.
 

„Was erwartest du denn? Ich kann---“ Dustin unterbrach ihn unwirsch.
 

„Du kannst Serdall und zwar alles. Du liebst Daniel und du kannst es dir bitte endlich eingestehen.“
 

Der Violinist schüttelte den Kopf. „Ich liebe ihn nicht…“
 

„Oh doch, Serdall, und wie du es tust. Niemanden, den du nicht lieben würdest, hättest du so nah an dich heran gelassen. Du wärst jetzt nicht so fertig, wenn du es nicht wärst und Taki liebt Daniel auch, sonst wäre er nicht so sauer auf dich.“ Er ließ Serdall nun nicht mehr zu Wort kommen, obwohl der Violinist aufbegehrte. „Denkst du echt, es ist so furchtbar schlimm, homosexuell zu sein? Man, sieh mich an. Ich lebe auch noch und ich habe verdammt nochmal viel Spaß.“
 

„Du bist auch was Anderes…“ Serdall schüttelte nichtssagend den Kopf und blickte zur Seite.
 

„Ich bin nichts Anderes. Nein, ich stehe trotzdem zu mir selbst, auch wenn es die Möglichkeit gibt, dass es mich meinen Job kosten könnte. Du“, wütend stand Dustin auf, griff in Serdalls Haar und zwang ihn grob, ihn anzusehen. „Du bist nur ein kleiner Feigling, der nichts zu verlieren hätte, außer ein klitzekleines Stück seiner bescheuerten Ehre. Du hast keine Arbeit, auf die du dich stützen musst, brauchst keine Angst haben, dass du gefeuert wirst. Du kannst dich mit einem Fingerschnipp wehren und einem mit einem Bettelblick deinen Bruder dazu bringen, andere Leute aus dem Weg zu räumen.“ Der Englischlehrer ließ von Serdall ab. „Ich verstehe echt nicht dein Problem, aber wahrscheinlich ist es eh zu spät für dich“, zischte er wütend und ging aus der Küche, bevor er noch aggressiver wurde. Serdall würde hoffentlich jetzt einsehen, wie dämlich seine Ausreden waren.
 

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Daniel sah Charline hinterher, die schon aus dem Auto gestiegen war und in Richtung Schule ging. Innerlich wappnete er sich für den Tag, den er vor sich hatte. Da wäre zuerst einmal Taki suchen und mit ihm reden, ihm klar machen, dass er ihn eben nicht hasste, sondern im Gegenteil sehr sehr gern hatte. Dann musste er nach dem Unterricht Dustin davon überzeugen, dass er ihn nicht als Sexmaschine betrachtete, sondern als netten Typen, der sehr wohl auch auf gewisse Art und Weise Gefühle für seine wechselnden Partner hatte, vor allem anscheinend für Ethan, schließlich war er sonst noch hinter keinem derart her gewesen. Und schließlich musste er Philips Vermutung hinterhergehen, ob David tatsächlich Interesse an ihm hatte oder doch alles nur falscher Alarm war.
 

Zu diesem Thema hatte Daniel sich, nachdem Philip heimgegangen war, noch viele Gedanken gemacht. David war nett, attraktiv und charmant, aber Daniel war echt nicht in ihn verliebt. Wie denn auch, wenn dieses Gefühl bis vor kurzem noch für Serdall reserviert gewesen war? David wäre höchstens zur Ablenkung da, mehr nicht. Und wenn er selbst Daniel mehr Gefühle entgegenbrachte, wäre es mehr als fies, ihn derart auszunutzen. Wenn David also tatsächlich Interesse an ihm hatte, musste Daniel Klartext mit ihm reden.
 

Ungeduldig wartete er einige Zeit später, dass der Englischunterricht sich endlich dem Ende zuneigte. Nachdem er Taki am Anfang der Schule nicht gefunden hatte, hatte er Dustin als sein erstes Opfer auserkoren. Nur schlimm, dass wenn man auf etwas wartete, die Zeit so dermaßen langsam verstrich. Hibbelig trommelte Daniel mit seinem Kugelschreiber auf dem Tisch herum oder starrte aus dem Fenster. Dreimal hatte Dustin ihn schon ermahnt, immerhin ließ er trotz ihrer Bekanntschaft Daniel keine Extrabehandlung zukommen. Schade aber auch. Als es dann endlich zum Stundenende klingelte und die anderen Schüler nach und nach den Raum verließen, schickte Daniel ein Dankesgebet zum Himmel. Er stand auf und ging zu Dustin nach vorn.
 

„Sag mal, gefällt dir mein Unterricht plötzlich nicht, oder was?“, zischte Dustin Daniel an, als dieser sich an seinen Tisch lehnte und ihn ansah. Gemächlich sortierte der Lehrer seine Unterlagen und schloss sein Etui.
 

Daniel seufzte leise auf. Dustin war sauer auf ihn. Immer noch. Oder schon wieder? Er sah schnell zur Tür, um zu prüfen, ob sie ungestört waren. Sie war noch offen und Ethan ging gerade auffällig unauffällig vorbei und schenkte ihm einen finsteren Blick. Oh man, wenn er nicht absolut nicht Daniels Typ gewesen wäre, dann wäre der Engländer echt niedlich. Diese Eifersucht, obwohl sie beide doch nur redeten. Nun gut, auffällig oft redeten dafür, dass sie Schüler und Lehrer waren. Daniel schloss die Tür und ging dann wieder zu Dustin zurück.
 

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen“, meinte er und setzte sich rittlings auf einen der vorderen Stühle. „Wegen unserem Gespräch am Freitag. Ich sehe in dir absolut nicht den perversen Englischlehrer, wie du es mir vorgeworfen hast. Es ist weit verbreitet unter schwulen Männern, dass sie sehr oft mit sehr vielen unterschiedlichen Partnern Sex haben, du bist da also keine negativ herausstechende Ausnahme. Alles, was ich wollte, war das Beste für dich und Ethan, dass keiner von euch verletzt wird. Es ist deine Sache, ob du ihn flachlegst oder nicht. Du musst mit den Konsequenzen leben. Ich habe halt nur versucht zu helfen.“
 

Abschätzend sah Dustin seinen Schüler an.
 

„Entschuldigung angenommen“, meinte er nach einem Moment der Ruhe. „Doch ich denke, das mit Ethan ist meine Angelegenheit und ich kann es nicht leiden, wenn jemand versucht mich zu belehren. Ich kenne die Konsequenzen.“ Seufzend stand Dustin auf und stellte sich vor Daniel. „Und jetzt komm, ich brauch eine Umarmung, bevor ich Amok laufe.“
 

Er breitete seine Arme einladend aus und sah den Schwarzhaarigen auffordernd an. Daniel ließ sich in Dustins Arme ziehen. Irgendwie hatte er das auch gebraucht. Schon am Wochenende. Wenn alles so verkorkst war brauchte man jemanden, der sich mit einem zusammen in der Situation befand oder einen zumindest wirklich verstand.
 

„Ich mische mich bei euch nicht mehr ein“, versprach Daniel. „Und wenn dann nur zum Positiven.“
 

Er grinste. Ethan mochte Dustin, das stand außer Frage. Und Dustin schien an ihm auch mehr als gewöhnlich interessiert zu sein. Vielleicht wurde das ja was Richtiges zwischen den beiden. Gönnen würde er es Dustin auf jeden Fall mal. Genauso wie Ethan.
 

„Oh man, ich habe dich echt vermisst am Wochenende“, murmelte Daniel gegen Dustins Schulter.
 

„Das fände ich natürlich toll, wenn du mir helfen würdest“, sagte Dustin noch ehrlich. „Bei Ethan weiß ich wirklich nicht woran ich bin.“ Seufzend vergrub er sein Gesicht an Daniels Halsbeuge. „War dein Wochenende genauso scheiße wie meins?“ Langsam ließ er seine Hände über Daniels Rücken gleiten, als er das starke Zittern bemerkte, das plötzlich einsetzte.
 

„Als wenn du nicht zumindest eine ziemlich genaue Vorstellung hättest, wie mein Wochenende war“, antwortete Daniel zynisch und musste schon wieder mit den Tränen kämpfen. Bis eben hatte er alles recht gut überstanden, aber jetzt mit Dustin, der eine enge Verknüpfung zu Serdall darstellte und ihn auch noch an das Thema erinnerte…
 

„Ich hab eine Ahnung. Aber sag, bist du über Serdall hinweg? Ich meine nach der Aktion am Samstag? Du hast ihn doch mit Abigail gesehen, oder?“
 

Dustin lehnte sich in ihrer Umarmung ein wenig zurück und sah Daniel in die Augen, die ihn böse anblitzten. Er wollte Daniel von Serdall und seiner Unterhaltung erzählen, wusste aber nicht, ob es Daniel hören wollte. Zwar machte er sich schreckliche Sorgen um seinen Schwager, er schien immer blasser und schwächer zu werden, dennoch wäre es wohl ungerecht Daniel das zu erzählen. Ein schlechtes Gewissen war dabei doch nur vorprogrammiert, aber Dustin brauchte jemanden zum reden, vielleicht auch einen Rat. Er wusste langsam nicht mehr weiter.
 

„Nur gesehen wäre schön gewesen“, fauchte Daniel aufgebracht und unterbrach so Dustins Gedankengänge. „Sie haben sich geküsst. Vor meinen Augen. Das war nichts mit Diskretion oder Beachtung der Gefühle anderer Menschen. Er scheint mich ja sehr schnell vergessen zu haben. Ich hingegen bin noch nicht über ihn hinweg, nein. Wie auch? Ich war… bin wirklich in ihn verliebt. Das vergeht nicht zwei Tage nach der Abfuhr wieder. Er hätte es mir wenigstens sagen können, aber sich nicht so verhalten müssen wie… wie…“
 

Es war mal wieder soweit. Die Tränen liefen unaufhaltsam über Daniels Wangen. Etwas grob löste er sich ganz aus Dustins Umarmung und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Alles Weinen brachte Serdall auch nicht zu ihm zurück, also warum ließ er es nicht einfach gut sein und lebte sein Leben weiter wie davor? Warum konnte er die ganze Sache nicht aus seinem Gedächtnis streichen? Nachsichtig half Dustin ihm, mit einem Taschentuch die Tränen zu tilgen.
 

„Wenn ich dir sage, dass Serdall sich langsam zu Grunde richtet, würdest du dich besser fühlen?“
 

Der Englischlehrer schüttelte genervt den Kopf. Die Beiden schienen einander echt nicht so zu verstehen, wie sie sollten. Daniel und Serdall litten auf ihre eigene Art und Weise. Aber Serdall war schlussendlich selbst Schuld, obwohl Dustin nachvollziehen konnte, dass sein Schwager mit der Situation nun vollkommen überfordert war.
 

„Oh ja, ist doch toll, dass man nicht der Einzige ist, den das fertig macht“, meinte Daniel sarkastisch. „Ihm schien es ganz gut zu gehen, als ich am Samstag da war. Wenn er es sich jetzt anders überlegt hat, ist das nicht mein Problem. Wenn er was von mir will, dann soll er gefälligst zu mir kommen und mir seinen Standpunkt erklären. Ich tauche bestimmt nicht nochmal bei ihm auf und lasse mich erneut so abfertigen.“
 

Wütend drehte er sich um und trat einen Stuhl durch die halbe Klasse. Serdall richtete sich zu Grunde? Schön, das hatte er selbst zu verantworten. Was erwartete Dustin jetzt von ihm? Mitleid? Dass er zu Serdall ging um ihn zu trösten, obwohl das ganze Chaos allein sein Verdienst war? So verrückt war dann noch nicht einmal er. Dustin seufzte und ging zu dem umgestoßenen Stuhl, um ihn wieder an seinen angestammten Platz zu stellen.
 

„Tut mir leid, dass ich es dir gesagt habe. Es ist nur…“ Der Englischlehrer sah seinen wütenden Schüler an und überlegte es sich anders. Es brachte nichts, wenn er Daniel über seine Sorgen informierte, solange es um Serdall ging. „Ach vergiss es. Das geht dich jetzt auch nichts mehr an“, sagte er kühl. „Und ich bitte dich, das Schuleigentum nicht zu beschädigen.“
 

Er ging zu seiner Tasche und packte seine Sachen ein. Seine Sorgen musste er selbst bewältigen. Seinen Schüler konnte er damit nicht belasten. Dass es Daniel war, der all die Dinge ins Rollen gebracht hatte, daran wollte er jetzt nicht denken. Serdall würde hoffentlich auch ohne Daniel irgendwie wieder hochkommen.
 

„Vergiss doch diese beschissenen Stühle!“, schrie Daniel aufgebracht und beförderte die nächsten zwei in seiner Reichweite gegen die nächste Wand. Es tat gut, seine Aggressionen auch körperlich ausleben zu können. Befriedigt sah er zu, wie bei einem der beiden die Lehne anknackste. Trotzdem war seine Wut noch lange nicht verraucht.
 

„Außerdem geht es mich sehr wohl was an“, fuhr er Dustin weiter an. „Und wenn mich deiner Meinung nach Serdall nichts mehr angeht, weil er mich abserviert hat, dann gehst verdammt nochmal zumindest du mich was an. Dich macht die ganze Scheiße doch auch fertig. Mit wem willst du denn darüber reden? Mit einem deine unzähligen One-Night-Stands? Also schließ mich gefälligst nicht aus!“
 

Wütend packte Dustin Daniel am Kragen.
 

„Trittst du hier noch einen Stuhl, dann vergesse ich mich gleich“, grollte er böse. Er hasste es, wenn sein Raum unordentlich war und kaputte Stühle waren auch bescheuert, zumindest dann, wenn er es der Schulleitung melden musste. Nach einem Moment ließ er wieder von Daniel ab, richtete erneut die Stühle auf und stellte sie an ihren angestammten Platz.
 

„Daniel, ich kann mit dir nicht darüber reden, weil du doch zu sehr mit drin steckst. Fertig machen muss ich dich nicht noch mehr“, sagte er ruhig und lehnte sich an seinen Tisch.
 

„Du machst dich deswegen auch fertig und du hast am wenigsten mit der Sache zu tun. Ob du mir auch noch deinen Teil der Sorgen auflädst wirkt sich auch nicht mehr sehr viel tragischer auf meinen Gemütszustand aus.“ Seufzend ließ Daniel sich auf den Boden sinken und lehnte sich gegen Dustins Lehrertisch. „Ehrlich, Dustin, ich würde mich noch viel schrecklicher fühlen, wenn ich weiß, dass es dir wegen uns scheiße geht und du nicht mit mir darüber redest, weil du mich auch noch in Schutz nehmen willst.“
 

„Aber meine Sorgen drehen sich doch nur um Serdall, das macht dich doch nur fertig. Echt, ich glaube kaum, dass du hören willst, was ich mir derzeit wegen ihm ausmale.“ Mit den Nerven am Ende ließ sich Dustin dicht neben Daniel nieder und lehnte den Kopf schwer auf dessen Schulter. „Ich wünschte, ihr würdet einfach zusammenkommen und glücklich sein“, flüsterte er und schloss geschafft die Augen. Serdall und Daniel gingen ihm so nah, dass es schon wehtat.
 

„Wunschdenken“, seufzte Daniel und ließ sich ebenfalls gegen Dustin sinken. „Und du kannst mich bestimmt mit deinen Erzählungen nicht mehr belasten, als Serdall es ohnehin schon getan hat. Außerdem fühle ich mich wirklich schlecht, wenn du zwischen den Fronten stehst und alles abbekommst. Willst du es mir nicht doch erzählen?“
 

„Nein, ich denke nicht. Es wäre einfach nur unfair. Dir geht es auch schlecht genug. Aber nur eine Bitte hätte ich.“ Dustin griff mit der Hand nach Daniels Haaren und strich durch sie hindurch. „Beruhige Taki, nur damit Serdall“, Dustin schluckte merklich, „nicht auch noch den Letzten verliert, der ihn wirklich liebt.“ Der Lehrer löste sich von Daniel und stand wieder auf. „Aber das hattest du sicherlich auch so vor, nicht wahr?“
 

Bei Dustins Kommentar über Serdall hatte Daniel eine Welle des Mitgefühls überrollt, die er aber so schnell wie möglich zu unterdrücken versuchte. Serdall verdiente sein Mitgefühl nicht. Er selbst war an der ganzen Misere Schuld.
 

„Ich wollte heute Morgen schon mit Taki reden“, antwortete er Dustin schließlich. „Aber ich habe ihn nicht gefunden. Weißt du zufällig, wo heute zu welcher Zeit Unterricht hat oder wo er normalerweise auf dem Hof steht oder so?“
 

Dustin nickte dankend.
 

„Er steht auf dem Hof der Kleinen und spielt meistens unter der großen Eiche. Du solltest ihn eigentlich dort antreffen können.“ Kurz beugte er sich zu Daniel herab und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. „Pass auf dich auf. Ich muss noch zum Lehrerzimmer. Bis dann.“
 

Dustin drehte sich um, schnappte sich seine Tasche und öffnete die Tür. Er riss geschockt die Augen auf, als er Ethan fast umrannte, der kurz neben der Tür wie angewurzelt auf dem Flur stand.
 

„Hallo Ethan.“, sagte Dustin perplex. „Daniel ist im Klassenzimmer, falls du ihn suchst.“
 

Eilig wandte sich Dustin um. Sein Herz begann ihm bis zum Hals zu schlagen. Ethans grüne Augen hatten ihn so schüchtern angeblickt, dass es beinahe mit ihm durchgegangen wäre und er ihn in den Arm genommen hätte.
 

Ende Kapitel 20



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-10-22T12:08:43+00:00 22.10.2007 14:08
Oh man ist der Mensch verbohrt *seufz* ... und ihr lasst den armen Daniel immer mehr leiden *schnüff und Danielfähnchen schwenk*.

Könnte nicht endlich jemand Serdall in den Hintern treten und zwar so, dass er wach wird? Man das ist zum wahnsinnig werden...also bitte schnell weiterschreiben und mir bescheid geben *grinsel*
LG
Kaosu-Chan
Von:  Nanyl
2007-10-21T19:31:39+00:00 21.10.2007 21:31
Als ich gestern das 19. Kapi lass, dachte ich "das kann's nicht sein" wie konntest du an so einer Stelle aufhöhren zu schreiben??? Und jetzt auch schon wieder??? Schämst du dich nicht??? Die Geschi fesselt mich regelrecht. Ich würde am liebsten in diese Geschi rein steigen und Serdall mächtig in den A.... treten... Naja, aber ich reiß mich zusammen!
Ich hoffe du behälst deinen Schreibrhythmus bei. Freu mich schon auf die Fortsetzung!
Gruß Nanyl
Von: abgemeldet
2007-10-21T19:08:45+00:00 21.10.2007 21:08
Hoffentlich zieht Ethan keine falschen Schlüsse oder hat Daniel und Dustin sogar gesehen.
Noch ein Streit wäre für beide, Daniel und Dustin nähmlich zu viel.
Ich hoffe das Beste, genauso wie ich hoffe das Serdall endlich aufwacht und zu seinen Gefühlen steht!^^
Von:  Fine
2007-10-21T17:29:57+00:00 21.10.2007 19:29
Wow, ERSTE!!!!
Ich hab 2 lange Tage gebraucht, um die ganze FF bis hier zu lesen.
Und es hat sich gelohnt!!!
Diese Story ist einfach an ihrer Realität, Sarkasmus, Ideenreichtum und paraneuischer Selbstvergessenheit der Wahnsinn.
Das ist eine der besten Geschichten, die ich je gelesen habe.
Und ich hab schon so einige gelesen, das kannst du mir glauben.
Einfach dieses Zusammenspiel von fantastischer Vernarrtheit in einzelnen Details ist Hammer!!
Wundern tue ich mich nur über die wenigen Kommentare.
Ich hoffe, da kommen noch Einige.
Darum bitte ich dich auch, mir immer Bescheid zu geben, wenn du ein neues Kapi on gestellt hast, okay?
Ich freu mich schon drauf.
Bis ald dann mal
Fine
P.S.: Bitte schreib schnell weiter und auch immer so schön viel, ja? XD


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