A ninja's life 4 von Kimiko93 (Vergangenes lässt sich nicht totschweigen) ================================================================================ Kapitel 16: Überbewertetes -------------------------- Eine Hommage an all die Dinge, die Preteens anstellen könnten, es aber zumindest in meinem Leben nie getan haben. Aber das ist okay. Dramen hatten wir auch so genug ♥ Der Winter kam nach dem mehr oder weniger glorreichen Aufenthalt beim anderen Teil der Familie recht schnell. Gut, es war ohnehin schon Ende November gewesen, als sie aufgebrochen waren, aber trotzdem. Für Sakura kam das alles viel zu plötzlich. Winter bedeutete nämlich, dass bald Chuuninexamen waren. Und Sasuke und Shikamaru wollten beide nicht noch ein halbes Jahr abwarten, um ihre Team dahin zu schicken. Das hätte Sakura nur peripher und mit sekundärer Relevanz tangieren können, wäre es ihrem eigenen Team egal gewesen. War es aber nicht. Hiro und Kazuya bestanden darauf, ebenfalls diesen Januar am Examen teilnehmen zu dürfen und Aimi schien das ganze sowieso egal zu sein. Gut, streng genommen hätte Sakura auch das egal sein können, würden ihre in letzter Zeit unglaublich lästigen Prinzipien nicht von ihr verlangen, dass alle neun Mitglieder der immer noch namenslosen Neuprotagonistengruppe, die allerdings mittlerweile echt keinen Namen mehr braucht, am selben Chuuninexamen teilzunehmen hatten. Prinzipien, pffh. Wer hatte die Dinger überhaupt erfunden und wozu sollten sie gut sein? War wahrscheinlich ihr Ersatz für sowas wie Stolz. Den sie zwar auch hatte, aber auf eine andere Art als ihr Gatte, zum Beispiel. Wie auch immer; die Notwendigkeit, dass alle Mitglieder besagter Gruppe am kommenden Chuuninexamen teilnahmen, hatte Sakura ganz schön in die Bredouille gebracht. Sicher, Kazuya und Hiro würden sich da notfalls einfach durchhauen, das kriegten sie mittlerweile einigermaßen gebacken, aber Aimi war da so ein ganz anderes Thema… Sayuri wahrscheinlich auch. Die konnte sich zwar durchaus wehren, wenn sie musste, meinte zumindest Shikamaru, aber das wollte sie meistens ja gar nicht. Sie war ein ziemlich friedlicher Mensch und deswegen definitiv in die falsche Branche geboren worden. Allerdings hatte Sakura das komische Gefühl, dass man bei Sayuri noch einiges retten konnte… Was uns dann auch direkt zur Einstiegsszene bringt: Sakura war mit Sayuri und Aimi allein in der Küche des Uchihaanwesens, während die jüngeren Kinder in der Akademie, die beiden älteren beim Training und Natsuki auf Mission waren. Und Sasuke irgendwas Politisches mit Naruto regeln. Oder ihm dabei helfen. Vielleicht war er damit auch schon fertig und half Shikamaru damit, die übrigen sieben Mitglieder des namenlosen Protagonistenteams, welches sich wunderbar dazu eignet, Wortanzahlen zu strecken, zu trainieren. Teamwork und so. Nicht, dass das während des wirklich schwierigen Teils des Examens so unglaublich wichtig wäre, aber hey… Man konnte nie vorsichtig genug sein und speziell Chuuninexamen stellten da noch eine ganz neue Ebene in Sakuras Traumata dar. „Ich versteh immer noch nicht so ganz, warum wir hier sind.“, murmelte Aimi, die gerade übervorsichtig einen Verband um Sayuris Arm legte. „Ich meine, wieso lernen nur wir sowas hier? Weil ihr uns schon aufgegeben habt?“ „Im Gegenteil.“, versuchte Sakura sie zu beschwichtigen. „Wir haben euch nicht aufgegeben, ich möchte euch nur aus Sicherheitsgründen auch noch in eine andere Richtung ausbilden…“ „Weil wir mit dem Kämpfen nicht klar kommen, schon kapiert.“, grummelte Aimi. „Das hat niemand gesagt.“, widersprach Sakura. „Aber du meinst es so.“, beschuldigte Aimi sie niedergeschlagen. „Meine Mama meinte, heilen lernen nur die, die für alles andere zu doof sind. Und nicht einmal das lernen wir.“ „Danke.“, meinte Sakura mit einem schiefen Lächeln. „Richte deiner Mutter von mir aus, dass ich ihr ihre paar Heiltechniken auch nur aus Mitleid beigebracht habe, okay? „Also… Ist das hier wirklich nur Mitleidstraining?“, mischte sich nun erstmals Sayuri in die Unterhaltung ein. Sakura seufzte. „Nein, durchaus nicht. Nennt es meine Paranoia, aber ich werde zumindest mein Team nicht in diesen Wald, äh, in diese Prüfung lassen, ohne dass sich wenigstens einer daran erinnert, wie man Verbände legt.“, erklärte sie. „Zu lasch, übrigens.“, kommentierte sie dann Aimis Versuch. „Was für ein Wald?“, wollte diese lieber wissen. „Hab ich was von ´nem Wald gesagt?“, versuchte Sakura, sich aus der Affäre zu ziehen. „Ja, hast du.“, bohrte Aimi weiter nach. „Nicht wahr, Sayuri?“ „Ich glaube schon…“, stimmte diese ihr zu. „Naah, ihr müsst euch verhört haben.“, winkte Sakura ab. „Also, wie auch immer, ich will jemanden in meinem Team haben, der sie alle wieder zusammen flicken kann, und uhm, ganz ehrlich Aimi, würdest du sowas Hiro oder Kazuya überlassen?“ „Nein.“, gab Aimi zu, die ein wenig schmollte. „Und warum ist Sayuri dann auch hier?“ „Ich dachte, es könnte sie interessieren.“, erklärte Sakura ausweichend, was ihr aber keines der Mädchen abkaufte. Sayuri sah niedergeschlagen auf ihre mehr oder weniger verbundenen Hände. „Shikamaru-sensei meinte, ich soll vielleicht was anderes als kämpfen suchen, nicht wahr?“, fragte sie leise. „Er hat natürlich Recht, aber…“ „Nein.“, widersprach Sakura nun wahrheitsgemäß. „Nein, dass du das hier auch mitmachst war allein meine Idee. Makoto und Shime sind nicht gerade die Sorte von Menschen, die mit dem Kopf voran in die nächste Gefahr rennen und sie können sich auch ohne großartige Verluste verteidigen, und du kannst das auch. Ich dachte nur, das hier könnte dir gefallen. Ich meine… Hast du nie darüber nachgedacht, mal Medic-Nin zu werden?“ Dies war das erste Mal, dass sie diese Hoffnung für ihre Tochter laut aussprach. Bisher hatten sowohl Sasuke als auch Sakura sich mit solchen Vorschlägen zurückgehalten, um ihre Kinder nicht unter Druck zu setzen, aber irgendwie schien es Sakura… Angebracht, das jetzt zu erwähnen. Sayuri sah sie wenig überzeugt an. „Doch, schon…“, meinte sie zögerlich. „Aber… Na ja…“ Sie sah beschämt zur Seite. „Ich… Kann nicht gut Blut sehen, und…“ „Doch, kannst du.“, widersprach Sakura überrascht. „Ich kenne dich seit zwölf Jahren und in diesem Haushalt ist ständig jemand blutig… Und warst du nicht diejenige, die deinen halbbewegungslosen Bruder hierher geschleift hat? Und so ganz unblutig war der auch nicht, und außerdem…“ „Nein, nein!“, widersprach Sayuri nun heftiger. „Ich meine… Jedes Mal, wenn ich Blut sehe, dann… Gerate ich in Panik, und…“ „Ist doch gut.“, mischte sich Aimi nun ein. „Ich meine, jemand blutet und du wirst so panisch, dass du alles tust, damit er aufhört…“ Sakura gluckste. „So kann man das natürlich auch sehen.“, gab sie zu. „Aber nun ja, weißt du… Wenn dir beim Anblick von Blut absolut wohl wäre, wär da auch was nicht ganz richtig. Ich selbst werde auch ein bisschen panisch, wenn ich jemanden bluten sehe… Na ja, es sei denn, ich bin dafür verantwortlich, dann ist das was anderes.“ Früher hatte sie dabei etwas wie Befriedigung gespürt, mittlerweile spürte sie dabei irgendwie gar nichts mehr. Aber das war jetzt Nebensache. „Nein, ich… Ich glaube nicht, dass das was für mich wäre, und…“, stammelte Sayuri, als Sakura nach einem obligatorischen Kunai in ihrer Tasche griff. Sayuri wurde käsebleich. „W-Was hast du vor?“, stammelte sie. „Unterrichten.“, antwortete Sakura und fuhr sich mit der Spitze des Kunais über den Unterarm, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Was allerdings trotz der Routine, die zumindest Schmerzen für sie geworden waren, Ninja, einself, immer noch einen großen Teil ihrer Willenskraft erforderte. Und ihres Verstandes, der sie erstmal beruhigen musste, dass sie sich sowieso selbst wieder heilen konnte. Der Schnitt war nicht tief und noch dazu auf der Oberseite des Unterarms, die Seite ohne Pulsadern. So weit waren sie dann doch noch nicht. Ein Rinnsal Blut trat trotzdem hervor. „Mama, das ist nicht witzig!“, sagte Sayuri mit schriller Stimme, während Aimi verblüfft starrend daneben saß. „Dann tu was dagegen.“, forderte Sakura sie auf. Es rann immer mehr Blut aus dem Schnitt. Immer noch keine bedenkliche Menge, aber genug, um Sayuri ins Schwitzen zu bringen. Diese begann nun auch, schwer zu atmen, Aimi hilfesuchend anzublicken und zu schlucken. Nun begann Sakura ungeduldig mit den Fingern zu trommeln. „Was soll ich denn machen?“, fragte Sayuri panisch und starrte auf den Schnitt. „Einfach nur verbinden?“ „Oh, du könntest auch versuchen, mit Chakra dranzugehen.“, ermunterte Sakura sie. „Ist gar nicht schwer, nur ein ganz kleines bisschen Chakra in die Hände und darauf konzentrieren, dass du heilen willst. Wobei… Egal, was du anstellst, ich werd’s eh wieder hinkriegen.“ Nun vollkommen mit den Nerven am Ende starrte Sayuri sie an. Dann schluckte sie erneut und hob zittrig die Hände an. Ein leichtes Glühen ging von ihnen aus, mehr blau als grün, doch während sich ihre Hände der Wunde näherten, wurde das Leuchten immer grüner. Kurz bevor sie die Haut berührte, blickte Sayuri auf und sah in das erwartungsvolle Gesicht ihrer Mutter. Dann wieder auf ihre türkis leuchtenden Hände, und Panik kam in ihr auf. Nicht richtig angewandt war Chakra gefährlich. Unglaublich gefährlich. Sie könnte Gott weiß was mit ihrer Mutter anstellen, ihre Haut verbrennen, unter Strom setzen, sonstwas, und nur weil ihre Hände vielleicht entfernt grün leuchteten, hieß das noch lange nicht… Blitzschnell zog sie die Hände wieder zu sich und griff nach dem Verbandszeug auf dem Tisch, um ihrer Mutter in bemerkenswertem Tempo einen ziemlich guten Verband umzulegen. Sobald sie fertig war, stand sie ohne ein Wort auf und ging, den Blick zu Boden gewandt. Doch so leicht gab Sakura sich nicht geschlagen. „Sayuri, bitte.“, verlangte sie mit härterer Stimme, als sie es normalerweise getan hätte. „Was soll das jetzt?“ „Ich… Du… Das…“, stammelte sie nur mit brüchiger Stimme, während sie im Türrahmen stand. „Der Unterricht ist noch nicht beendet.“, fuhr Sakura fort. „Deswegen ist es dir noch nicht gestattet zu gehen. Wenn du nicht vor uns weinen willst, schön. Wieso auch immer du das tun solltest, immerhin hast du doch alles richtig gemacht. Nicht die Lösung mit den Bonuspunkten, aber die sicherere Variante. Auch wenn die du mit den Bonuspunkten wohl auch hättest schaffen können.“ „Aber…“, stammelte Sayuri. „Ich… Mach sowas bitte nicht mehr…“ „Was, sowas demonstrieren?“, fragte Sakura leicht amüsiert. „Na ja, tut mir ja Leid, normalerweise fängt man auch mit Fischen an, aber… Aufgrund von Terminknappheit war das nicht möglich. Beschwer dich bei deinem Vater.“ Seufzend löste sie den Verband um ihren mehr oder weniger verletzten Arm nun wieder und sah Sayuri dabei auffordernd an, die sich setzte und auf ihre Knie starrte. „Mama… Lassen wir das lieber…“, murmelte sie resigniert. „Ich… Schaff das nicht, das ist mir… Zu viel Verantwortung.“ „Und wenn deine Teamkameraden blutend um dich herum liegen und du nichts machen kannst, ist das dann weniger Verantwortung?“, fragte Sakura sehr direkt zurück. Sayuri sah sie entsetzt an und sie seufzte. „Tut mir ja Leid, aber so sieht’s nun mal aus. Ich musste das auf die harte Tour lernen, als ich zu meinem ersten Chuuninexamen geschickt wurde.“ Sie seufzte erneut und sah aus dem Fenster. „Damals hat mein Team ziemlich für Aufsehen gesorgt und wir hatten ein lustiges Treffen mit so ziemlich allen anderen Teams unserer Altersklasse, weil wir nicht alleine mit unseren Gegnern fertig geworden sind…“ Sie erstarrte plötzlich, räusperte sich dann und wandte sich wieder dem Unterricht zu. „Wie auch immer; wie ich gerade gesagt habe, war es an sich ganz gut, dass du die sichere Variante gewählt hast. Allerdings hast du vorher etwas vergessen. Schnittwundenverursachende Gegenstände jeglicher Art könnten nämlich auch mit Gift getränkt sein. Was dieses Kunai soweit ich weiß aber nicht ist.“ Sie nahm es noch einmal genau unter die Lupe, während die beiden Mädchen sie einigermaßen verängstigt ansahen. „Ne, scheint sauber zu sein. Wie auch immer.“ Sakura tupfte nun ein wenig Blut mit dem Verband von ihrem Arm. „Wunden vor dem Verbinden oder Schließen zu reinigen schadet trotzdem nicht. Und wenn’s denn nur mit Spucke ist…“ „Eeew.“, machte Aimi und verzog angewidert das Gesicht. Sakura grinste. „Ja, Medizin ist ekelig.“, bestätigte sie amüsiert. „Aber in diesem Fall hätte man einfach nur das Blut aus der Wunde saugen und ausspucken müssen. Auf jeden Fall ausspucken, ansonsten ist das ganze furchtbarst kontraproduktiv.“ Sakura tupfte sich weiter das immer noch hervortretende Blut vom Arm. „Ich würde euch ja eine anständige Technik zum entgiften beibringen, aber die ist schwierig, zeitaufwändig und gefährlich.“ Sie seufzte erneut. Langsam nervte dieser Schnitt wirklich. „Aimi, würdest du bitte dein Glück mit dem Heilen versuchen? Und keine Sorge, besser ihr verhunzt mir was hier an meinem nicht so sehr beanspruchten Arm, wo ich es selbst in Ordnung bringen kann, als später an einem eurer Teamkameraden.“ „Okay…“, meinte Aimi zurückhaltend und warf einen nervösen Seitenblick auf Sayuri, die weiter ihre Schuhe anstierte. Dann versuchte auch sie sich daran, ihre Hände grün leuchten zulassen, was allerdings nur in einem schwächlich flackernden Türkis endete. Nichts desto weniger legte sie die Hände vorsichtig auf den Schnitt, der langsam schon von selbst heilte, und er begann sich sehr, sehr, sehr langsam zu schließen. „Na, das ist doch schon mal nicht schlecht für den Anfang.“, stellte Sakura zufrieden fest. „Wenn das hier ´ne ernsthafte Verletzung wäre, würde der Patient in der Zeit zwar verbluten, aber hey. Damit lässt sich arbeiten.“ Sie überlegte noch kurz. „Aber üb‘ zu Hause das mit den Verbänden nochmal. Das ist im Zweifelsfall nämlich die bessere Methode…“ Dann warf Sakura ihrer Tochter einen prüfenden Blick zu. „Möchtest du das mit dem Heilen nochmal probieren?“ „Nein.“, antwortete diese leise aber bestimmt. Sakura seufzte. „Ich verstehe wirklich nicht, wovor du Angst hast.“, meinte sie leicht ungeduldig. „Du hast es doch eben gesehen, als Aimi es versucht hat, ist mir auch nichts passiert…“ Sayuri holte tief Luft. Ihre Stimme zitterte wieder. „Aimi hat ja auch nicht von klein auf gelernt, wie man mit Chakra Feuer spuckt, oder?“, fragte sie verbissen. „Papa hat uns das erklärt, Chakra kann Elemente haben, oder sowas. Und… Deswegen ist sowas bei mir gefährlicher, ich… Könnte dich verbrennen, oder…“ „Gegen Verbrennungen hab ich was da.“, beruhigte Sakura sie leicht genervt. „Und selbst wenn du bleibende Brandnarben hinterlassen solltest, pffh, die sind auch nicht viel schwerer wegzukriegen als Schwangerschaftsstreifen, Falten oder graue Haare…“ „Aber sowas hast du doch gar nicht!“, meinte Aimi und sah Sakura verwirrt an. Diese grinste selbstgefällig. „Eben.“ „Mama, ich möchte das wirklich nicht!“, fuhr Sayuri nun schrill auf und lief zügig und ohne noch jemanden anzuschauen aus dem Zimmer. „Schön.“, erwiderte Sakura, nun auch ein wenig verstimmt. „Ich kann dir auch nicht helfen, wenn du nicht mit mir reden willst!“ Dann fiel ihr Blick auf Aimi, die Sayuri besorgt nachsah. „Mach dir keine Sorgen.“, versuchte sie ihre Schülerin zu beruhigen. „Sie fängt sich schon wieder. Ich glaube, sie steht nur unter Druck, mit ihren Geschwistern mithalten zu müssen, oder so… Was natürlich vollkommener Quatsch ist.“ Dafür hatte Sakura zwar keine konkreten Beweise, aber Sayuri wäre bestimmt nicht der erste Fall dieser Art. Sie seufzte noch einmal tief und fuhr sich durch die Haare. „Also okay, üben wir noch was an deinen Verbänden…“ „Ähm…“, setzte Aimi noch an. „Also, war diese Sache mit dem Wunden Desinfizieren angeht…“ „Nein, du musst nicht an jeder Wunde lutschen, die du siehst.“, beantwortete Sakura die noch nicht gestellte Frage schmunzelnd. „Ist sowieso nur ´ne Notfalllösung bei Vergiftungen. Die man übrigens am Geruch der Wunde, Verfärbung der Wundränder oder Zustand des Vergifteten feststellen kann. Nein, es wäre definitiv effizienter und viel weniger risikoreich für dich selbst, wenn du einfach immer ein Fläschchen Desinfektionsmittel und Wattebäusche bei dir hättest… Die du dir bitte selbst besorgst, ich darf dir da nicht helfen. Aber ich hab da im Medizinschrank im großen Badezimmer zufällig zwei Flaschen zu viel…“ ~ „Sayuri?“, fragte Aimi Sayuris Zimmertür eine Viertelstunde später. Sie hörte ein kurzes, erschrockenes Wimmern, fahrige Bewegungen, bevor Sayuri mit brüchiger Stimme fragte: „Ja, was ist?“ „Ähm…“, begann Aimi elegant. „Also, das Training ist vorbei und… Wir… Waren doch mit Tsugumi verabredet, weißt du nicht mehr? Zum Baden, und… Ich dachte nur… Na ja, du kannst natürlich auch gerne hierbleiben, wenn du… Dich nicht gut fühlst, und so… Also…“ Hinter Tür hörte sie daraufhin, wie Sayuri sich die Nase putzte, bevor sie den Schlüssel im Schloss drehte und lächelnd vor Aimi stand, als wäre nie etwas gewesen. Abgesehen von der leicht näselnden Stimme und den roten Augen. Also, rotgeweint, nichts Weiteres. Sharingan hatte sie ja nicht. „Entschuldige bitte.“, bat Sayuri sie. „Natürlich komme ich mit.“ „Juhu!“, freute sich Aimi halbherzig, nicht sicher, wie sie mit Sayuri umgehen sollte. Bei ihr zu Hause überspielte nie jemand seine Gefühle. Abgesehen von Yoshiko vielleicht. Aber die interessierte sie nicht, die war doof. „Also… Ähm…“ „Darf ich mir vorher noch schnell das Gesicht waschen?“, fragte Sayuri und verbeugte sich leicht. Nun geriet Aimi erst Recht in Panik. Bei ihr zu Hause verbeugte sich auch keiner, wenn nicht gerade jemand besonders wichtiges… Nein, bei ihr zu Hause verbeugte sich keiner. „Ja… Klar… Äh…“, brachte sie hervor. „Vielen Dank.“, sagte Sayuri und verneigte sich schon wieder. „Ich beeile mich auch.“ Und sie eilte in eines der dreieinhalb Badezimmer. „Und da will noch einer behaupten, man brauche Sharingan um ein Uchiha zu sein.“, witzelte Sakura, die mit einem bitteren Lächeln im Türrahmen stand und das Szenario unauffällig beobachtet hatte. „W-Was meinst du damit?“, fragte Aimi nun absolut verloren. Sakura gluckste. „Den Part mit dem Gefühle verbergen kriegt sie schon ganz gut hin.“, erklärte Sakura. „Sie benimmt sich gerade wie eine richtige Lady, weißt du? The show must go on und so.“ Nun seufzte sie. „Dumm nur, dass sie keine Lady sondern Kunoichi ist.“ Und die Alternative, in der ihr die Ladyskills von Nutzen sein könnten, gefiel zumindest ihren Eltern nicht sonderlich… „O-kay…“, kam es dazu von Aimi. Das Wasserrauschen im Badezimmer hörte auf und Sakura zog sich subtil zurück. Und Aimi wurde klar, dass Unterschwelliges definitiv nicht ihr Ding war. ~ „Aloha!“, trällerte Aimi dem Rest der namenlosen Protagonistengruppe übertrieben fröhlich entgegen. Sayuri lief lächelnd neben ihr und sah nun auch so aus, als wäre nichts gewesen. Die angesprochene Gruppe war nicht sonderlich begeistert. Zumindest die wenigen, die sie bemerkt hatten, es spielte sich nämlich auch bei den übrigen Protagonisten gerade ein kleines Drama ab. Shikamaru war offensichtlich schon nach Hause gegangen, ohne seinen Sohn, wieso auch immer, und hoffentlich nach seinem Entschwinden war ein merkwürdiger Streit ausgebrochen. Eigentlich sah es so aus, als würden Hiro und Shikkun streiten und als sei Tsugumi zum schlichten dazwischen gegangen. Allerdings war es so, dass Tsugumi und Hiro das ganze Gestreite übernahmen und Shikkun desinteressiert daneben stand. Um die Streitenden herum saßen Makoto, der ihnen keinerlei Aufmerksamkeit schenkte und nur die Bandagen um seine Hände neu band, Shime, der mit verschränkten Armen das ganze beobachtete, allerdings eher so aussah, als würde er einen mäßig spannenden Film gucken (…), Kazuya, der Ranmaru kraulte und irgendwie vor sich hin grinste und Tsuyoshi, dessen Blick feindselig zwischen Shikkun und Hiro hin und her wanderte. „Himmel nochmal, Hiro!“, empörte sich Tsugumi gerade Hände ringend. „Wie kann man nur so blöd sein?“ „Ja, genau, blöd.“, schnaubte er und stierte dabei Shikkun an. „Das ist auch alles, was ich bin, was?“ „Im Moment schon, ja!“, erwiderte Tsugumi. Sie kümmerten sich nicht um die Neuankömmlinge. An sich hatten eh nur Makoto und Kazuya das Auftauchen der Mädchen bemerkt, Kazuya indem er ihnen zu grinste und Makoto, indem er kurz zu ihnen rüber sah und mit den Augen rollte. „Ich weiß, ich bin so blöd, dass ich nicht selbst weiß, was ich tun soll, was?“, regte sich Hiro weiter auf. „Du spielst ihr nur in die Hände, indem du dich jetzt so anstellst.“, belehrte Shikkun ihn und verdrehte ebenfalls die Augen. „Du sei mal ganz still!“, blaffe Hiro ihn nun an. „Aber er hat doch Recht, verdammt!“, schnauzte Tsugumi ihn an. „Und weißt du auch wieso? Weil er hier derjenige mit dem überdimensionierten Hirn ist! Und wenn es eins gibt, was ich absolut hasse, dann sind es Leute, die ihren Platz nicht kennen!“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und marschierte schnurstracks auf ihre Schwester und Aimi zu, bei denen sie sich unterhakte, ein klares Zeichen ihres unbeständigen Gemütszustandes, und mit ihnen davon ging. Die Herren der Schöpfung verblieben noch ein wenig so, Gott weiß, was die Hälfte von ihnen noch dort hielt. Schließlich warf Hiro sich stöhnend ins Gras. „Was läuft zwischen euch beiden?“, fragte er dann grimmig an Shikkun gewandt. „Wie witzig.“, schnaubte dieser. „Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.“ „Ach ja?“, fauchte Hiro und setzte sich auf. „Wen verteidigt sie denn hier ständig, und so?“ Shikkun schnaubte. „Und wieso würde sie sich so über dich aufregen, wenn du ihr egal wärst?“, fragte er. „Meinst du das ehrlich?“, fragte Hiro, sichtlich besser gelaunt. „Sie regt sich aber ständig auf.“, widersprach Tsuyoshi, der sich immer noch nicht entscheiden konnte, wen von den beiden er böser anstarren sollte. „Klar, aber nie so unprovoziert.“, erklärte Shikkun. „Und theoretisch sollte es ihr auch egal sein, was mit Hiro ist, oder? Er ist ja nicht in ihrem Team…“ „Sie macht sich Sorgen um mich!“, freute Hiro sich nun und ließ jegliche Subtilität fallen. War auch nie so wirklich sein Ding gewesen. „Freu dich nicht zu früh.“, riet ihm Tsuyoshi schnaubend und konzentrierte nun all seinen Missmut auf ihn. „Vielleicht hat sie auch nur jemanden gesucht, über den sie sich gerade aufregen konnte…“ Aber Hiro schien ihn nicht zu hören. „Sie macht sich Sorgen um mich…“, murmelte er sich nur glückselig selbst zu. „Sie mag mich!“ „Was hast du da nur angerichtet?“, meinte Makoto an Shikkun gewandt, der nur abweisend mit den Schultern zuckte. „Hey, glaubt ihr, ich schaff es, sie bald zu küssen?“, fragte Hiro dann und setzte sich wie von der Tarantel gestochen auf. Er erhielt darauf eine sehr einstimmige Reaktion. Kazuya begann, ihn auszulachen, während alle anderen Anwesenden ihn leicht angeekelt anstarrten, als hätte er den Verstand verloren. „Wenn du massiv suizidgefährdet bist, nur zu.“, meinte Tsuyoshi schließlich dazu. „Was hast du eigentlich?“, wollte Hiro nun wissen. „Wieso guckst du so böse?“ „Das nennt sich Schwesterkomplex.“, erklärte Shikkun ihm. „Was du natürlich aus Erfahrung weißt.“, stichelte Tsuyoshi missgelaunt. Shikkun zuckte mit den Schultern. „Im Gegensatz zu Tsugumi gibt Aimi einem auch ´nen Grund dazu.“ „Ich hab sowas nicht.“, stellte Hiro verwirrt fest. Shikkun schnaubte. „Könnte daran liegen, dass deine Schwester noch viel weniger ‚Hilfe, beschütz mich!‘ schreit als Tsugumi… Womit wir dann im negativen Bereich wären.“ „Meine Schwester schreit zwar auch viel, aber irgendwie ganz andere Sachen…“, steuerte Kazuya nun mehr oder weniger hilfreich zur Konversation bei. „Und das immer so hoch, dass ich Kopfschmerzen davon kriege…“ „Egal!“, setzte sich Hiro nun, immer noch glücksselig, über die entbrannte Debatte hinweg. „Glaubt ihr nun, dass ich es schaffe, sie zu küssen, oder nicht?“ „Kommt drauf an.“, meinte Kazuya dazu grinsend. „Ist sie dabei wach und bei Sinnen?“ Das entlockte zumindest Tsuyoshi und Shikkun ein Prusten. Shime zeigte keinerlei Reaktion und Makoto verdrehte abermals die Augen. „Hey!“, empörte sich Hiro. „Was denn?“, wollte Shikkun wissen. „Meiner Meinung nach ist das eine berechtigte Frage…“ „Interessanter wäre, welche Variante ungesünder für ihn wäre.“, meinte nun Tsuyoshi. „Ach, ihr seid ja bloß neidisch!“, schnaubte Hiro nun und ließ sich wieder aufs Gras fallen. „Auf deinen gefährdeten Gesundheitszustand oder die Tatsache, dass dein Hirn anscheinend geschmolzen ist?“, wollte Makoto nun wissen. „Darauf, dass ich demnächst ´ne Freundin habe, und ihr alle nicht!“, giftete Hiro ihn an. „Ich dachte, wir waren nur bei Küssen.“, bemerkte Shikkun. „Dann haben sich seine Chancen gerade ungefähr halbiert…“, ergänzte Tsuyoshi. „Wie viel ist eigentlich die Hälfte von null?“, wollte Kazuya dazu wissen. „Nicht definiert.“, erklärte Shikkun knapp. „Hey!“, entfuhr es Hiro erneut. „Ihr nehmt das Ganze nicht ernst, kann das sein?“ „Oh nein, was hat uns nur verraten?“, wollte Shikkun nun wissen. „Na, du kannst nur von dir selbst reden.“, prustete Tsuyoshi. „Ich bin hier todernst…“ „Womit wir wieder bei deinem Schwesterkomplex wären.“, stellte Shikkun fest. „Ein Wunder, dass du Sayuri keine Leine umgelegt hast…“ „Sowas Ähnliches.“, steuerte Makoto zu dieser Unterhaltung in Anspielung auf ihren mehr oder weniger glorreichen Kampf vor drei Kapiteln bei. „Egal!“, versuchte Hiro dieser ebenso unangebrachten wie ungemütlichen und ungünstigen Debatte abermals ein Ende zu setzen. „Was ich eigentlich sagen wollte; meine Eltern sind in unserem Alter schon zusammen gewesen! Und seine auch, fast…“ Mit diesen Worten nickte er zu Makoto rüber. „Deswegen mein ich nur… Ist es nicht ´n bisschen peinlich, dass ich hier der einzige bin, der demnächst vielleicht ´ne Freundin hat?“ Diese Frage wurde mit ungläubiger Stille quittiert. „Ich bin gerade erst zwölf geworden.“, verteidigte Tsuyoshi sich dann halbherzig. „Und meine Eltern sind erst mit siebzehn oder so zusammen gekommen…“ „Außerdem bist du älter als wir.“, ergänzte Kazuya. „Ist das für dich nicht viel peinlicher?“ „Wo sind wir hier, auf dem Fleischmarkt?“, wollte Makoto wissen. „Alles muss raus?“ „Und nur mal so“, merkte Shikkun an. „Nur, weil sie sich Sorgen um dich macht, heißt das noch lange nicht, dass sie in dich verliebt sein könnte…“ „Und du bist nur eifersüchtig, weil sie mich mehr mag als dich!“, behauptete Hiro nun. „Das halt´ ich aber für’n Gerücht…“, gab Tsuyoshi leise von sich. „Oh, ja, ich bin total eifersüchtig, du hast mich durchschaut.“, schnaubte Shikkun und verdrehte die Augen. „Bist du auch!“, beharrte Hiro. „Ich seh‘ doch, wie du sie ständig anstarrst, und so!“ „Ach, Mist, ich bin entlarvt.“, gab Shikkun trocken von sich. „Ja Hiro, Tsugumi ist die große Liebe eines Lebens und ich diss dich nur die ganze Zeit, weil ich Angst habe, dass du sie mir wegnimmst, weil ich ja gegen jemanden wie dich niemals ankommen würde, ich geb’s ja zu.“ „HA!“, stieß Hiro nun triumphierend hervor. „Ich hab´s doch immer gewusst!“ Betretenes Schweigen folgte darauf. „Oh. Mein. Gott.“, machte Tsuyoshi schließlich. „Ist soviel Blödheit auf einmal überhaupt legal?“, wollte Makoto wissen. „Sein Vater ist Hokage, der darf das.“, erklärte Kazuya dumpf. „Das Konzept der Ironie ist auch vollkommen unter deiner Würde, was?“, wollte Shikkun nun wissen. „Hä?“, war Hiros geistreiche Antwort darauf. „Verwirr´ ihn nicht auch noch zusätzlich, sonst sitzen wir nächste Woche noch hier.“, riet Tsuyoshi ihm daraufhin. „Ihr verarscht mich schon wieder.“, erkannte Hiro nun geistreich. „Und das war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Intelligenteste, was du heute von dir gegeben hast.“, stellte Makoto fest. „Ich bleib dabei.“, sagte Hiro nun schmollend. „Ihr seid alle nur neidisch. Wetten ihr werd‘ vor euch allen geküsst?“ „Hat deine Mutter dich nie geküsst?“, fragte Shikkun und erschauderte nun, verloren in der Erinnerung daran, wie lieb seine Mutter ihn gehabt hatte, bis er vor ihr wegrennen konnte. „Nicht angebracht.“, erklärte Makoto dies kurz und knapp und wahrheitsgemäßer, als sich sonst jemand vorstellen konnte. „Ich meine von einem Mädchen! Und so richtig!“, präzisierte Hiro sich, nicht auf Makoto achtend. „Und das werde ich garantiert vor euch allen hinkriegen, echt jetzt!“ Und somit hatte er zumindest Tsuyoshi, wo er ihn haben wollte. „Pffh, weißt du eigentlich, wie viele Fangirls ich habe?“, fragte er nämlich beleidigt. „Wenn ich’s drauf anlegen würde, könnte ich zehn an jedem Finger haben…“ „Ach ja?“, bohrte Hiro nun nach. „Beweis‘ es mir!“ „Geh mal mit ihm durch die Straßen.“, schlug Shikkun vor. „Dann rechts und links gucken und schon weißt du genau, was er meint…“ „Nein, das mein ich doch nicht!“, wies Hiro dies ab. „Los, ich wette mit dir, dass ich trotzdem vor dir geküsst werde!“ „Na, von mir aus.“, schnaubte Tsuyoshi. „Ich werd‘ eh gewinnen, also…“ Shikkun und Makoto tauschten einen leicht angeekelten Blick. „Das ist absolut peinlich und kindisch.“, stellte Makoto dann fest. „Du bist ja auch bloß neidisch, weil du das nie im Leben schaffen wirst.“, behauptete Hiro grinsend. „Ja, sicher.“, schnaubte Makoto. „Also.“ Nun sah Hiro sich um. „Tsuyoshi macht mit… Kazuya, machst du auch mit? Wetten, wer als erster geküsst wird?“ Kazuya sah ihn zweifelnd an. „Worum wetten wir?“, wollte er erstmal wissen. Hiro zuckte mit den Schultern. „Der Gewinner kriegt das monatliche Taschengeld aller Verlierer?“ „Okay.“, meinte Kazuya dann. „Klingt cool.“ „Und das Niveau sinkt…“, murmelte Makoto leise. „An sich hat es sich schon selbst begraben.“, berichtigte Shikkun augenrollend. „Und ihr beiden.“, wandte sich Hiro nun wieder an den offensichtlich begeisterten Teil der Unterhaltung. „Macht ihr mit?“ „Wenn du mich vorher daran erinnerst, mein Hirn und meine Würde zu vergessen, gerne.“, schnaubte Shikkun. „Mit deinem Taschengeld kann ich nichts anfangen.“, war Makotos Kommentar dazu. „Das krieg ich wöchentlich.“ „Ihr habt ja nur Angst, zu verlieren.“, meinte nun Tsuyoshi dazu. Makoto und Shikkun wechselten einen Blick. Und noch jemanden an die Front der Hirnamputierten verloren. Wie wunderbar. ~ „Ähm, bist du ansprechbar oder muss ich um mein Leben fürchten?“, wollte ungefähr zur selben Zeit Aimi von Tsugumi wissen, als sie gerade ins heiße Wasser gestiegen waren. Rückblickend hatte keine von ihnen auch nur den Hauch einer Ahnung, warum genau sie sich immer zum Baden trafen, aber hey. Immerhin machten sie überhaupt was zusammen und theoretisch bot sich sowas nach dem Training auch an… Praktisch hatten zumindest Tsugumi und Sayuri zu Hause eine Badewanne, die zwar nicht genauso groß, aber zumindest groß genug für zwei Leute und noch dazu wahrscheinlich hygienischer war. Wenn man davon ausging, das dort keine Leiche geruht hatte, aber… Na ja, beim Baden getötet? Äh… Wohl keines der Themen, über die man nachdenken sollte. Das war in diesem Fall sowieso überflüssig, da die Schwestern keinen blassen Schimmer davon hatten, dass in ihrem zu Hause je jemand eines unnatürlichen Todes gestorben war. Womit wir auch die obligatorische Itachianspielung pro Kapitel abgedeckt hätten. Hurra! „Bist du ein unsäglicher Idiot, der seinen Platz weder erkennt, noch bereit ist, ihn zu akzeptieren?“, brummte Tsugumi, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. „Ähm…“, setzte Aimi an und sah hilfesuchend zu Sayuri, die den Kopf schüttelte. „Nein?“ „Dann bin ich ansprechbar.“, antwortete Tsugumi auf die vorangegangene Frage. „Was willst du?“ „Was war denn eben los?“, fragte Aimi unverblümt. Sayuri hustete leicht peinlich berührt ob der Taktlosigkeit, die wir heute auch schon was öfters hatten, und Tsugumi stöhnte. „Ach, nichts besonderes.“, meinte sie dann dumpf. „Wir haben in Gruppen trainiert, Hiro wollte unbedingt in meine und ich habe Shikkun lieber bei mir als beim Gegner. Dazu dann noch Makoto, damit er und Tsuyoshi sich nicht wieder an die Kehle springen. Und als Shikkun die Taktik erklärt hat, hat Hiro halt rumgezickt…“ „Oh, wieso nur…“, meinte Aimi dazu. Tsugumi verdrehte die Augen. Die geschlossenen Augen, wohlbemerkt. „Nicht hilfreich.“, stellte sie brummend fest. „Was habt ihr eigentlich gemacht?“, wechselte sie dann das Thema und öffnete die Augen wieder, um von der Einen zur Anderen zu blicken. „Ähm…“, machte Aimi, unangenehm berührt, und warf einen hastigen Blick auf Sayuri, die sich plötzlich ungemein für die Wasseroberfläche interessieren zu schien. „Nichts Besonderes… Nur so Heilerzeugs.“, erklärte sie dann ausweichend. „Ah.“, machte Tsugumi und wandte sich Sayuri zu. „Und du hast es versaut?“ Aimi keuchte ob dieser Taktlosigkeit und sah Tsugumi entsetzte an, während Sayuri ihren Kopf senkte, sich auf die Lippen biss und nickte. „W-woher weißt du das?“, fragte Aimi dann. Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Na ja, nach zwölf Jahren merk ich ihr das halt an.“, stellte die fest. „Sie hat so diese Ich-hab-schon-wieder-versagt-Aura, weißt du? Die hatte sie auch, als sie als letzte von uns Drillingen das Bunshin-Jutsu konnte. Oder als sie nach einem halben Jahr immer noch kein richtiges Gokakyu no Jutsu konnte. Oder als sie als einzige eine zwei im Kunaiwerfen hatte…“ Aimi, die in ihrem ganzen Leben gerade mal drei im Umgang mit Wurfwaffen gestanden hatte, begnügte sich damit, Tsugumi entgeistert anzusehen. Sayuri schien inzwischen zu versuchen, im Boden zu versinken. Was aufgrund ihrer Momentanen Lage darin endete, dass sie bis zur Nase im heißen Wasser untertauchte, aber hey, es erfüllte trotzdem den gewünschten Effekt. Tsugumi sah sie dabei missbilligend an. „Hey, komm.“, meinte sie dann mehr oder weniger aufmunternd. „Du bist halt die schlechteste von uns Dreien, na und? Irgendwer muss das ja sein…“ Sayuri senkte nun endgültig den Blick, während Aimi sich über die unglaublich kontraproduktiven Motivationsmethoden Tsugumis wunderte. Und sollte Sayuri dies schon ihr ganzes Leben so kennen, wunderte sie sich auch nicht mehr, dass deren Selbstbewusstsein normalerweise so dermaßen im Keller war… „Ähm…“, setzte Aimi deswegen halbherzig an. „Also… Das ist so ein bisschen unfair…“ „Ist es nicht.“, wisperte Sayuri, die dafür sogar ihren Mund über die Wasseroberfläche beförderte. „Sie… Hat ja Recht. Ich bin nun einmal die Schlechteste. Das… Macht mir nichts aus.“ Und sie lächelte Aimi an, auch wenn diese doch noch genug gesunden Menschenverstand besaß, dies nicht ernst zu nehmen. Aber gut, anscheinend würde sie bei dieser Debatte ja eh auf taube Ohren stoßen… ~ Die nächsten Wochen, und ja, auch Weihnachten, vergingen relativ ereignislos, es sein denn, man konnte es als Ereignis bezeichnen, dass in Konoha kein Schnee fiel. Was so jetzt seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen war. Dafür waren schon leicht nördlichere Gefilde derartig eingeschneit, dass es unter Anderem Kaori, ja, der verlorenen Tochter, nicht möglich war, über Weihnachten oder Neujahr nach Hause zu kommen. Somit blieb der einzige Kontakt, den sie seit dem letzten Neujahr zu ihrer Familie gehabt hatte, auf einen kurzen Besuch Sasukes in der Vorweihnachtszeit beschränkt, der für seine Verhältnisse zumindest wild schimpfend zurückkehrte und alles verfluchte, von der unglaublich unkooperativen Leiterin des Hauses bis zu seiner Nachgiebigkeit vor mittlerweile schon zwei Jahren, was erheblich zur Trübung der Weihnachtsstimmung beitrug, die nicht einmal von einer überraschenden Videopräsentation seitens Ino aufgelockert wurde. (Flashback no Jutsu: Genau dreizehn Jahre früher: „Halt die Klappe.“, fauchte Sakura. „Das waren nie im Leben fünf Minuten.“ „Doch, es waren fünf Minuten!“ Ino ließ sich einfach nicht besänftigen. Seit dem Ende der Party hatte sie unausstehlich gute Laune. „Tenten, waren es fünf Minuten?“ „Es waren fünf Minuten.“, erwiderte Tenten gelassen. „Chiho?“, fragte Ino weiter in die Runde. „Fünf Minuten oder länger.“, bestätigte auch sie. „Hinata?“ „Fünf Minuten.“ Damit war auch Sakuras letzte Hoffnung gestorben. Das heißt, nicht ganz… „Ino, das mit der Videokamera war nicht dein ernst, oder?“, fragte sie noch zaghaft. „Doch!“, meinte Ino und grinste. „Alles aufgenommen, das spielen wir irgendwann mal euren Kindern vor…“ Flashback no Jutsu Ende ) Umso enthusiastischer sah man deswegen einer ebenso besonderen wie neuen Festlichkeit entgegen; dem von Naruto neu eingeführten Weihnachtsfest, welches trotz der Proteste sämtlicher Instanzen von Wegen, zu viele Feiertage würden die Wirtschaftskraft des Dorfes schädigen, nicht hatte verhindert werden können. An und für sich war dieser Tag mal als Gedenktag für einige Ereignisse gedacht gewesen, die etwa fünfzehn Jahre früher stattgefunden und die Beseitigung aller damals bekannten und gefährlichen Nuke-Nins beinhaltet hatte, als Sasuke sich aber aufgrund diverser vertraglicher Bindungen hatte weigern müssen, furchtbar symbolisch eine Schlange zu opfern, war man dazu übergegangen, es einfach wie an Narutos Geburtstag zu machen; das ganze Dorf auf dem Hauptplatz versammeln, ein hübsches Feuerchen in der Mitte anzünden, auf halbwegs formelle Kleidung bestehen und für genug zu essen sorgen, um sämtlichen negativen Stimmen das Maul zu stopfen. Politik konnte ja so einfach sein. Dieses wundertolle Winterfest stellte gleichzeitig für ein gewisses Klientel an Genin, hach, neue Umschreibungen sind schon was tolles, die erste wirkliche Gelegenheit da, an ihrer Wette zu arbeiten, da man sich ja ansonsten nur zum Training sah, was jetzt mit fünf potenziellen Mitstreitern nicht so wirklich stimmungsvoll war, oder zufällig auf der Straße. Und wenn man schon zu so feierlichen Tagen auf der Straße war, hatte man definitiv wichtigeres zu tun, als spontan rumzuknutschen. Zumindest in ihrem Alter noch. „Ich weiß ja gar nicht, wozu ich mir das eigentlich antue.“, murrte Sakura verdrießlich, während sie ihrer jüngeren Anwesenden Tochter die Haare… Zähmte. Denn auch frisch gewaschen und mit mehreren Pflegeprodukten bearbeitet, hatten Sayuris Haare definitiv etwas dagegen, sich elegant hochstecken zu lassen. „Weil du Naruto so gern hast.“, erinnerte Natsuki sie, die gerade Tsugumi in einen stilvollen, dunkelblauen Kimono einschnürte. Ihre Haare ließen übrigens widerstandslos alles mit sich machen. „Ach ja, da war was…“, murmelte Sakura mit einer so eben herausgefallenen Haarklammer zwischen den Zähnen. Sie seufzte tief, als sich noch eine weitere verabschiedete. „Ich weiß wirklich nicht, woher du nur diese Haare haben kannst.“, teilte sie Sayuri dann mit. „Nicht einmal die deines Vaters sind derartig widerspenstig… Und auf Fotos sahen all deine anderen Verwandten auch nicht sonderlich zerzaust aus.“ „Vielleicht äußern sich in ihren Haaren ja Jahrhunderte der genetischen Unterdrückung.“, mutmaßte Natsuki amüsiert. „Das glaub ich auch bald.“, murmelte Sakura resigniert und zupfte nun die verbliebenen Haarnadeln ebenfalls aus ihrem bisher hartnäckigsten Gegner. Na ja, so Art. „Schatz, ich glaube, wir müssen deine Haare offen lassen…“ „Ist das nicht furchtbar unpassend?“, fragte Tsugumi, die sich ansonsten auch reichlich verarscht vorgekommen wäre, da sie ihre Haare schon auf alle möglichen und unmöglichen Arten hochgesteckt bekommen hatte und davon nicht sonderlich begeistert gewesen war. Sakura zuckte mit den Schultern. „Dann soll dein Vater halt dich nach vorne nehmen, wenn er seine Überlegenheit beweisen muss, ist mir doch egal.“, tat sie dies ab. „Sein Drang, zu beeindrucken, ist ja der einzige Grund, aus dem ich das überhaupt versucht habe…“ Sasuke hatte sehr eindringlich klar gemacht, dass das gesamte Dorf und vor Allem der gesamte Hyuuga-Clan anwesend sein würde und seine eigene, kleine (…) Familie deswegen so perfekt auszusehen hatte wie möglich. Was jetzt auch nicht so schwer war, da bis auf kleinere Ausnahmen ja eh alle Familienmitglieder einen auf perfekt geprügelten Genpool besaßen. Moment, nein, alle. Sakuras Genpool war ja offensichtlich auch Generationen lang poliert worden, so zur Hälfte zumindest. Sakura seufzte noch einmal tief und tätschelte Sayuri dann den Kopf. „Mach dir nichts draus, Schatz.“, riet sie ihr. „Offen sehen deine Haare ohnehin viel hübscher aus…“ ~ Ein Tipp zum Besuch von Festivals mit einer größeren Gruppe von Personen; klare Regeln festlegen. „Wir treffen uns alle um elf Uhr hier und zwar genau hier und genau um elf Uhr, verstanden?“, bellte Sakura über die Gruppe von Köpfen hinweg, die mit ihr Verwandt war. „Ich kann aber die Uhr nicht!“, jammerte Hiroshi darauf prompt. „Du bleibst ja auch bei uns.“, tat Sakura dies ab, was dem Kleinen gar nicht zu gefallen schien. „Bis dahin, macht was ihr wollt.“, sagte sie dann an ihre vier älteren Kinder gewandt, die alle in der Lage waren, die Uhr zu lesen, sich an Regeln zu halten und drei Stunden alleine auszukommen, ohne die Familie in missliche Lagen zu bringen. Theoretisch zumindest. Und ob die oben genannten Regeln auch für Natsuki galten sei einmal dahin gestellt. War immerhin schon bemerkenswert, dass sie den Rest ihrer Familie tatsächlich mit ihrer Anwesenheit beglückte, so viel wie sie nun arbeitete. Aber gut, als Captain eines ANBU-Teams hatte man’s schon nicht leicht… „Sayuri-chan! Tsugumi!“, kreischte da plötzlich jemand hinter ihnen und kam auf die beiden Mädchen zugerannt. „Da seid ihr ja endlich!“, freute Aimi sich. „Na, du bist ja enthusiastisch.“, stellte Tsugumi spöttisch fest. Aimi zuckte mit den Schultern. „Jetzt hatte ich endlich nen Grund, von ihr wegzukommen.“, erklärte sie leise, sodass nur die beiden Mädchen sie hören konnten, und nickte zu ihrer Halbschwester rüber, die mit dem Rest ihrer Familie in einiger Entfernung stand und sich mit einer gestresst wirkenden Hinata unterhielt. Aimi seufzte schwer. „Kommt ihr mit zum Feuer? Da sind alle anderen auch.“ Dabei warf sie einen flüchtigen Blick zu Tsuyoshi, der etwas entfern von seinen Schwestern stand und sich nach seinen Freunden umsah, und errötete. „Natürlich!“, meinte Sayuri und strahlte Aimi an. Tsugumi zuckte mit den Schultern und die drei Mädchen entfernten sich vom Rest der Uchihas. Tsuyoshi folgte ihnen kurze Zeit später. „Ich kapier immer noch nicht, wieso wir dieses Fest mitten im Winter feiern müssen.“, beschwerte sich Aimi auf dem Weg zum großen… Na ja, nicht wirklich Lagerfeuer, also einfach nur Feuer, und rieb sich über die Arme. „Mir ist hier im Kimono viel zu kalt, und so…“ „Du trägst ja auch einen Yukata.“, belehrte Tsugumi sie. „Mit ´ner zusätzlichen Schicht drunter, okay, aber trotzdem… Würdest du derartige Ungetüme tragen wie wir, wäre dir auch nicht kalt.“ Sie selbst und Sayuri hatten heute übrigens schon mehrere Stunden damit verbracht, in ihre Kimonos eingeschnürt zu werden (von Natsuki, die dabei immer noch keine Gnade kannte), die aus dem Familienbestand kamen und definitiv nicht für den Sommer geeignet waren. „Was genau feiern wir eigentlich?“, war Aimis nächste Frage, die von der Belehrung ablenken sollte. „Das Ende des dritten Oto-Krieges.“, antwortete Tsugumi prompt. „Wieso auch immer wir für die Beseitigung dieses Piffeldorfes drei Kriege gebraucht haben…“ Sie hatten nun eine Gruppe von Baumstämmen am Feuer erreicht, auf denen die üblichen Mitglieder des namenlosen Protagonistenteams, ich mag diesen Ausdruck, versammelt saßen, abzüglich Makoto, der irgendwo mit dem Rest seiner Familie war und der sich über solch niederer Gesellschaft ohnehin erhaben sah, wie Tsuyoshi es ausdrückte. Den Mädchen fiel im Laufe des Abends sehr schnell auf, dass die Stimmung irgendwie… Angespannt war. Im Sinne von, irgendwie waren zumindest Kazuya und Hiro wesentlich anhänglicher als sonst Tsuyoshi sprach sogar mit Aimi was diese gar nicht gut aufnahm und dauerhyperventilierte, und alle drei starrten sich die ganze Zeit unglaublich böse an. Shime war kurz anstandshalber aufgetaucht, ohne dass es jemand bemerkt hatte, und dann wieder gegangen, Shikkun war irgendwann einfach an seine Schwester gelehnt eingeschlafen und Makoto hatte sich nicht sehen lassen. Da sie allerdings die ganze Zeit im Rudel herumsaßen und das ja nicht stimmungsvoll war, wurde es mit der Einlösung der Wette innerhalb der ersten zweieinhalb Stunden schon mal nichts. Um halb elf gab sich denn der Hokage persönlich die Ehre, seinen Sohn aufzusuchen. „Hiro?“, fragte er diesen von hinten, woraufhin der Angesprochene zusammenzuckte und sich erschrocken zu seinem Vater umdrehte. „Was denn, Papa?“, fragte er, gekünstelt genervt klingend. „Deine Mutter will, dass du zu ihr kommst. Und am besten deine Schwester mitbringst, wo auch immer sie sein mag…“, richtete Naruto ihm aus, sah dann in die Runde und grinste. „Hi!“ Ein wenig zurückhaltender murmelten die übrigen Genins ebenfalls etwas zur Begrüßung. Immerhin waren das diejenigen, die ihrem Hokage zumindest sowas ähnliches wie Respekt entgegenbrachten. Meistens. „Okay…“, meinte Hiro zaghaft und warf einen schnellen Blick auf Tsugumi, bevor er sich auf die Lippe biss und ging. Shikkun, der das ganze durch halbgeöffnete Augenlider beobachtet hatte, verdrehte die Augen, was zumindest Tsugumi nicht entging. „Ich geh mir was zu Trinken holen.“, murmelte Aimi da plötzlich und eilte davon. Wie von der Tarantel gestochen sprang darauf Tsuyoshi auf und murmelte etwas von nach seinen Eltern suchen, oder so. Sayuri sah Tsugumi verblüfft an. Diese zuckte mit den Schultern und fixierte nun Shikkun mit einem unglaublich bösen Blick, während Kazuya sich nervös durch die Haaren fuhr. „Nee-chan!“, ertönte dann ein Jammern hinter ihnen. „Hiroshi-chan!“, rief Sayuri überrascht aus. „Was machst du denn hier, du solltest doch bei Mama bleiben…“ „Ich hab sie verloren.“, behauptete der Kleine und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kann ich bei euch bleiben?“ „Ne, du, lass mal…“, meinte Sayuri dazu nur und sah sich skeptisch in den nun gelichteten Reihen um. „Ich bring dich zurück zu Mama…“ Womit auch sie weg wäre. Kazuya begann nun, unruhig auf seinem Sitz hin und her zu rutschen. Tsugumi verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und stierte ihn und Shikkun abwechselnd an. „Ich äh… Such auch mal meine Eltern…“, verabschiedete Kazuya sich schließlich nach ein paar Minuten. „Schön.“, machte eine ziemlich angepisste Tsugumi darauf und begann, Shikkun in die Seite zu pieksen, sobald Kazuya außer Hörweite war. „Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“, fragte sie ihn dann. Shikkun stöhnte. „Diese Idioten haben ´ne Wette laufen.“, erklärte er ihr dann. „Wer hier als erster geküsst wird, oder sowas. Hiros Idee. Der Gewinner kriegt das Taschengeld aller Teilnehmer und deswegen sind sie heute alle ein wenig… Dämlicher als sonst.“ „Ihr wettet?“, fragte Tsugumi skeptisch. „Um Küsse? Oh mein Gott…“ „Ja, Hiros Idee.“, erklärte Shikkun. „Weil er jetzt glaubt, dass du auf ihn stehst…“ Seine eigene Rolle dabei verschwieg er lieber. „Was zur…?“, entfuhr es Tsugumi. „Wie verdammt nochmal kommt er denn auf sowas?“ Shikkun zuckte mit den Schultern. „Und jetzt machen dein Bruder und Kazuya mit und haben versucht, uns in diese Schnapsidee auch noch reinzuziehen… Aber ich glaube, Kazuya hat zu viel Angst vor dir.“ „Deswegen ist er jetzt hinter Sayuri her?“, fragte Tsugumi verstimmt. „Schmeichelhaft.“ Shikkun zuckte mit den Schultern. „Na ja, oder gerecht geteilt, oder?“, schlug er vor. „So hat jeder eine…“ „Oh Gott…“, stöhnte Tsugumi nun auf. „Wenn mein Bruder tatsächlich Aimi küsst… Oh, dann wirst du viel, viel Spaß mit ihr haben…“ „Ich muss mal kurz weg…“, murmelte Shikkun darauf und setzte an sich zu erheben, aber Tsugumi hielt ihn zurück. „Warte noch.“, hielt sie ihn an und spähte über seinen Kopf hinweg. „Wie spät ist es gerade?“ „Viertel vor elf…“, antwortete er und sah sie verwirrt an. „Was ist denn?“ Sie sah ihn grimmig an. „Hiro kommt gerade zurück.“, erklärte sie. „Denk dran, du musst die Sauerei am Ende wegmachen.“, ermahnte Shikkun sie amüsiert. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das geht effizienter.“, erklärte sie ihm. Er sah sie noch einige Sekunden lang verwirrt an, bis Hiro schließlich so nah war, dass er sie sehen musste, und Tsugumi sich schnell vorbeugte und ihn flüchtig auf die Lippen küsste. Hiro blieb wie vom Blitz getroffen stehen und Shikkun ging es ganz ähnlich zu ergehen, bis Tsugumi sich von seinen Lippen weg und leicht vorbeugte. „Ich krieg die Hälfte von dem Geld.“, stellte sie dann klar, sprang auf und ging davon, nicht ohne Hiro dabei anzurempeln, der so aussah, als würde er zumindest am heutigen Abend nicht mehr aus seiner Versteinerung erwachen. Sobald sie an ihm vorbei war, grinste sie triumphierend. Treffer versenkt. Eigentlich wollte sie ja zu ihrer Familie zurückgehen und dort ihren Bruder zusammenscheißen, dass er es wage, um so etwas unglaublich dämliches wie Küsse zu wetten, allerdings wurde sie auf dem Weg dorthin davon abgelenkt, dass sie eine recht hysterisch wirkende Aimi sah, die in die Baumgruppe hinter dem Platz des glorreichen Festes flüchtete. Gut, dann hatte sie jetzt offiziell noch einen Grund, ihren Bruder zusammen zu scheißen… Allerdings sagte ihr eine unschöne Stimme in ihrem Kopf, dass Aimi gerade Gesellschaft nötig hatte. Bescheuertes Gewissen. ~ Sayuri hatte derweil erfolgreich ihren kleinen Bruder zurückgebracht und wollte sich ob der fortschreitenden Stunde noch schnell von ihren Freunden verabschieden, allerdings fiel ihr auf dem Rückweg Makoto ins Auge, der ein wenig abseits von allen saß und mürrisch vor sich hin stierte. „Makoto-kun!“, rief sie erfreut aus und ging zu ihm rüber. „Was machst du denn hier so ganz alleine?“ Makoto sah sie kurz genervt an und zuckte dann die Schultern. „Dieses Fest langweilt mich.“ „Aha..“, machte Sayuri darauf und setzte sich unaufgefordert neben ihm auf den Baumstamm. „Wieso bist du dann nicht zu uns ans Feuer gekommen? Das war lustig!“ Makoto sah sie kurz an, als würde er an ihrer geistigen Anwesenheit zweifeln. „Alles lustige von euch am Feuer kann ich auch sehr gut von hier aus beobachten, danke.“, erinnerte er sie. „Was meinst du damit?“, fragte Sayuri neugierig und sah ihn groß an. Makoto schnaubte. „Na, diese Idioten.“, antwortete er herablassend. „Ist dir nicht aufgefallen, dass sie sich heute… Anders verhalten als sonst?“ „Ein… Wenig, aber…“, setzte Sayuri an. „Du weißt, was los ist?“ „Hiro hat’s laut genug verkündet, dass ich mich wundere, dass nicht das ganze Dorf davon weiß.“, antwortete Makoto schnarrend. „Andererseits, vielleicht weiß es auch das ganze Dorf, aber man zieht es vor, diese derartige Niveaulosigkeit zu ignorieren…“ Er zuckte mit den Schultern. „Zumindest ist es unterhaltsam.“ „Ähm…“, machte Sayuri unsicher. „Und… Was genau meinst du damit, Makoto-kun?“ „Die Idioten haben gewettet.“, erzählte er ihr gleichgültig und Sayuri sparte es sich, zu fragen, wen er damit meinte; vor Shikkun und Shime hatte er nämlich noch sowas wie Respekt und würfe sie nicht so nennen. Und sie sparte es sich auch, ihm zu sagen, dass der Hiro, Kazuya und Tsuyoshi nicht als Idioten bezeichnen wollte, über diesen Impuls siegte ihre Neugierde. „Und… Was haben sie gewettet?“, fragte sie weiter. „Wer zuerst geküsst wird.“, antwortete Makoto, der an dieser Stelle reif genug war, nicht angeekelt auszusehen, sondern nur ob der Banalität dieser Angelegenheit die Miene verfinsterte. Sayuri kicherte nervös. „Und du machst da nicht mit?“, fragte sie mit Mühe. Makoto sah sie erneut an, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. Sie kicherte noch mehr. „Ich meine…“ Sie schnappte nach Luft. „Also… Mein Bruder… Und Vater… Würden an sich davon ausgehen, dass du da mitmachen würdest, schon alleine um… Wie sagen sie? Den Normalsterblichen deine Überlegenheit zu beweisen…“ Sie wurde nun wieder etwas ernster. „Aber weißt du, Makoto-kun?“, setzte sie an, immer noch leicht außer Atem. „Ich… Freu mich, dass du sowas nicht mitmachst.“ Sie lächelte ihn an. „Das zeigt nämlich, dass du gar nicht so schlimm bist, wie alle sagen…“ Makoto starrte sie an. Sayuri lächelte weiter, strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erhob sich dann fahrig. „Also… Ich… Es ist schon spät…“ Sie sah auf die Uhr. „Viertel vor elf und ich… Sollte zu meiner Familie zurück, also…“ Doch Makoto hörte ihr nicht mehr zu, sondern spähte an ihr vorbei, wo er Kazuya sah, der in einiger Entfernung auf sie zu warten schien. Sayuri hatte sich eigentlich schon zum gehen gewandt, da packte er sie sachte an der rechten Schulter, drehte sie zu sich herum und ehe sie realisiert hatte, was um sie geschah, hatte er sie auch schon kurz geküsst. „Makoto-kun?“, fragte sie entgeistert und wich unwillkürlich zurück. „Was…?“ Dann folgte sie seinem Blick, der immer noch nicht ihr galt und sah noch gerade so, wie Kazuya in der Menge verschwand. Sie biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. „Das… War nicht nett von dir.“, brachte sie dann hervor, drehte sich um und eilte davon. ~ Sakura erlebte kurze Zeit später nicht direkt den Schock ihres Lebens, allerdings den größten, den sie je in solchen Situationen erlebt hatte. Es war fünf nach elf und all ihre Kinder waren geschlossen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Nur ihre beiden Mädchen nicht. „Das gibt es doch gar nicht!“, jammerte sie und rannte auf der Stelle hin und her. „Ich meine, die beiden sind doch sonst immer so zuverlässig und…“ „Wie wär’s, wenn wir sie einfach suchen?“, schlug Sasuke vor, der einen schlafenden Hiroshi auf dem Arm und einen viel zu wachen Satoshi auf den Schultern hatte, wo er seinen Spaß mit Papas Haaren hatte. „So viele sind wir jetzt auch nicht…“ Es waren immerhin nur Yuki und Tsuyoshi momentan in der Lage, von ihren Beinen Gebrauch zu machen und beide sahen nicht so aus, als hätten sie das gerade unbedingt nötig. „Sakura!“, ertönte dann Inos klagende Stimme hinter ihnen. „Hast du Aimi gesehen? Ich such sie schon überall…“ „Nein, sorry.“, antwortete Sakura darauf. „Meine Mädchen sind auch nicht hier…“ „Sie sind da drüben zwischen den Bäumen.“, meinte Hinata, die an sich nur näher gekommen war, um sich zu verabschieden. „Allerdings scheinen sie… Alle mehr oder weniger durch den Wind zu sein.“ Dass ihre Söhne sich in dieser Situation alle ein wenig abwandten und irgendwie verlegen aussahen, nahmen die Frauen zwar zur Kenntnis, maßen dem allerdings keine tiefere Bedeutung bei… …Bis die beiden schließlich ihre Töchter zwischen den Bäumen fanden in einer sehr… Interessanten Konstellation. Tsugumi rannte hin und her und schwadronierte, bei neues Lieblingswort, dabei erzürnt vor sich hin, Aimi saß auf dem Boden an einen Baum gelehnt und weinte sich die Augen aus und Sayuri saß daneben am Boden und begutachtete ihre Knie eindringlichst. „Ach du liebe Güte.“, entfuhr es einer irritierten Sakura, während Ino zu Aimi eilte und sie in den Arm nahm. „Was ist denn hier passiert?“ Tsugumi ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. „Hier ist gar nichts passiert, aber wisst ihr, was eure Söhne in ihrer Freizeit so anstellen?“ Gut, an sich war es ja ein wenig unfair von ihr, Shikkun da mit reinzuziehen, aber das war ihr in dem Moment so ziemlich egal. „Diese unsäglichen Idioten stellen bescheuerte Wetten darüber auf, wer als erstes geküsst wird! Was mir natürlich herzlichst egal ist, den beiden hier aber nicht, und überhaupt, haben die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun, und…“ „ Das war mein erster Kuss!“, schluchzte Aimi sehr laut auf. „Ach, mach dir nichts draus, Kleines…“, versuchte Ino sie zu beruhigen. „Genau.“, unterstützte Sakura sie, die ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. „Erste Küsse sind sowieso vollkommen überbewertet.“, erklärte sie ihren eigenen Töchtern näher, da Aimi keinerlei Intentionen zeigte, zuzuhören. „Fragt euren Vater…“ „Ist mir ja auch egal!“, behauptete Tsugumi. „Mir geht es hier ums Prinzip, und überhaupt, dass allerschlimmste ist ja, dass alle drei Küsse gleichzeitig stattgefunden haben!“, erläuterte sie ihr Problem näher. „So krieg ich ja nichtmals mein Geld!“ Sakura seufzte tief und grinste in sich hinein. Nun ja. Wenn sie daran dachte, was sie, oder eher die Jungs um sie herum, in diesem Alter so alles angestellt hatte… Konnte ja nur ein Schritt nach vorne sein. Oder so. ~ Wobei rein theoretisch Shikkun gewonnen hätte, hätte er denn teilgenommen, da er als einziger geküsst wurde. Und… Das Ganze ist nicht ganz so random, wie es aussieht! Ehrlich! Des weiteren möchte ich dieses Kapitel jemandem widmen, der zufällig heute Geburtstag hat ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)