Change of Minds von abgemeldet (HPxTR) ================================================================================ Kapitel 26: 26 -------------- So, auch wenn ein wenig spät, hier ist das Kapitel. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, ich hoffe aber es gefällt euch. Man ist ja mit sich selbst immer kritischer^^ viel Spaß beim lesen. 26.Kapitel: Erschöpft ließ sich Harry schließlich auf sein Bett sinken. Er dachte an die vergangenen Stunden, die ihm nun so unwirklich vorkamen. Cho hatte er noch zu Severus gebracht, der ihr die nötigen Tränke gegeben hatte ohne Fragen zu stellen. Dankbar hatte diese sie angenommen und wirkte danach auch nicht mehr ganz so fertig. Harry konnte es immer noch nicht fassen. War das wirklich er gewesen, da unten in der Kammer? Eigentlich hätte er es nicht für möglich gehalten dass er so war, doch jetzt hatte er sich selbst vom Gegenteil überzeugt. Je mehr er versuchte die Szenen vor seinen Augen zu sehen, desto mehr verblassten sie. Ziemlich überrascht hatte ihn die Reaktion Chos. Sie hatte sozusagen die Seiten gewechselt. Na ja, eigentlich nicht so direkt weil sie ja nur auf ihn hören sollte. Aber trotzdem, es war einfach unfassbar für Harry. Er wusste nicht ob er sich darüber freuen sollte oder sich schlecht fühlen. Aber sehr glücklich war er auf alle Fälle nicht. Er hatte sie noch mit einem Zauber belegt, ähnlich dem von Ginny. Oh, was würde die für Augen machen wenn Cho morgen unversehrt, zumindest fast, am Frühstückstisch sitzen wird. Sie würde schon noch sehen dass er nicht so ein kaltblütiger Mörder war wie diese dachte. Innerlich ziemlich aufgewühlt schlief er schließlich vor Erschöpfung ein. Da es Samstagmorgen war, dauerte es eine Weile ehe allen aus ihren Betten waren. Vor allem Harry hatte es schwer, denn er war erst sehr spät ins Bett gegangen. Seine Zimmerkameraden anscheinend auch, obwohl sie schon geschlafen hatten als er zurückgekommen war. Gähnend kroch er unter seiner Decke hervor und rieb sich die Augen. Am liebsten würde er liegen bleiben, aber er wollte unbedingt Ginnys Gesicht sehen. Also machte er sich schnell fertig und saß gar nicht viel später beim Frühstück. Ginny war bereits anwesend und sie funkelte ihn an. Harry allerdings sah unschuldig zu ihr hinüber, was sie noch wütender werden ließ. Doch genau in diesem Augenblick ging die Türe zum wiederholten male auf und Cho, noch etwas blass und müde aussehend, trat herein. Pure Fassungslosigkeit und Verwirrung legte sich auf Ginnys Gesicht und Harry fühlte sich seltsam erleichtert. Gott, er war froh dass er auf seinen Verstand gehört hatte und der Ravenclaw nichts getan hatte. Cho war der Blick anscheinend unangenehm, sie schien sich daran zu erinnern dass Ginny alles wusste. Also ging diese schnell zu ihrem Tisch. Erneut fiel Ginnys Blick auf ihn, doch diesmal war er misstrauisch. Gar nicht so blöd, schließlich konnte man ja nie wissen was genau los war. Es hätte ja auch sein können dass es jemand anderes als Cho war und nur so aussah wie sie. Langsam verlor er aber das Interesse daran die beiden zu beobachten, und er wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Lange konnte er aber nicht in Ruhe essen, da kam Ron schon auf ihn zu. „Morgen Harry, hast du das schon gesehen?“ fragte er aufgeregt und hielt Harry den Tagespropheten unter die Nase. Dieser fand es nicht nötig Ron zu begrüßen, sondern er schnappte sich die Zeitung und las. Es war ein Bericht über einen Todesserangriff gestern Nacht. /Stimmt das?/ fragte er Tom verwirrt. /Stimmt was?/ kam als Gegenfrage. /Dass ihr gestern oder besser heute früh einen Angriff hattet./ /Ja, das stimmt./ /Wann denn das? Ich meine, während der Sache mit Cho warst du ja beschäftigt. Da hast du mir zugesehen./ /Da nicht, aber danach./ /Lass mich raten, du hattest ganz plötzlich Lust ein paar Leute zu killen?/ /Ja, vor allem nachdem du diesem Mädchen nichts getan hast./ /Du bekommst echt Mordlust wie andere Heißhunger./ stellte Harry fest. Dabei hatte er es sich schon gedacht dass Tom sich nicht damit zufrieden geben würde dass er Cho verschont hatte. Dennoch, selbst nach all dem erschreckte ihn es noch manchmal wie skrupellos Tom sein konnte. /Ich weiß Harry. Deshalb bin ich ja so gefürchtet./ „Schrecklich, nicht?“ fragte Ron schließlich, der die lange Stille als Betroffenheit ausgelegt hatte. Harry nickte bloß stumm. /Das nächste mal will ich aber mit./ sandte er an Tom. Ok, er war absolut nicht scharf darauf bei irgendwelchen Angriffen auf Unschuldige dabei zu sein, aber vielleicht bei einem Kampf gegen den Orden. /Du weißt dass das nicht geht./ erinnerte dieser ihn. /Es wird schon irgendwie gehen. Spätestens in den nächsten Ferien./ Außerdem wollte er dass die anderen Todesser ihn endlich auch für voll nehmen würden. Allerdings würde er niemanden töten, wenn es sich vermeiden ließe. Dass es nicht gerade die schlauste Idee war, wusste er selbst. /Wir werden sehen./ gab dieser zurück. Natürlich hörte es Tom nicht gerne dass er sich in Gefahr begeben wollte, doch Harry konnte nicht anders. Er wollte zeigen was alles in ihm steckte. Anscheinend hatte Harry jetzt, Rons Ansicht nach, genug nachgedacht, denn dieser setzte sich neben ihn und nahm die Zeitung wieder an sich. Eine Zeit lang herrschte noch Stille, während der beide aßen. Doch dann sagte Ron etwas, das ihm anscheinend schon länger auf der Seele lag. „Ginny hat gesagt ich solle nicht mehr mit dir reden. Aber ich tue es trotzdem noch, denn du bist mein Freund. Ich weiß nicht was passiert ist dass du so komisch bist, aber ich würde mir wünschen wenn du mit mir redest.“ Sagte er und vermied den Augenkontakt zu Harry. Kurz schien es so als würde er keine Antwort bekommen, doch dann sah Harry ihn an. „Manchmal solltest du auf deine Schwester hören.“ Sagte er kühl, ehe er aufstand und die große Halle verließ. Seltsamerweise spürte er diesmal ein Gefühl als er so grob zu Ron war, eines das er nicht fühlen wollte und deshalb schnell verdrängte. Es war Schuld. Fassungslos sah Ron ihn an. Was war nur mit Harry los? Was war passiert während der Zeit als er unter dem Zauber stand? Ach wäre doch nur Hermine hier, die würde es ihm erzählen können. Bei dem Gedanken an seine Freundin schossen ihm wieder Tränen in die Augen. Hunger hatte er nun keinen mehr, also verließ auch er die Halle. So erfuhren beide erst Mittag von Hermines Beerdigung. Dumbledore hatte in der Früh bereits eine Ankündigung gemacht, doch jetzt wo alle Schüler da waren kündigte er es noch einmal an. „Zu ehren von Hermine Granger wollen wir morgen am Sonntag eine Gedenkfeier halten, gleich nach dem Frühstück. Ich bitte die Schüler zu erscheinen, auch wenn es keine Pflicht ist. Erweist einer Schülerin die letzte Ehre, die im Kampf für die Freiheit von uns allen ihr Leben gegeben hat.“ Harry konnte nur schnauben. Freiheit, so ein Unsinn. Niemand würde freier sein, egal welche Seite gewann. Entweder die Muggelgeborenen oder die Todesser würden dran glauben müssen. Obwohl man sich ersteres vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen sollte, denn schließlich würde es dann nur noch sehr wenige Zauberer geben. Darüber hatte er sich schon des öfteren Gedanken gemacht und vielleicht sollte er darüber noch einmal mit Tom reden. Viel Lust auf irgendwelche Aktivitäten hatte Harry nicht gerade, doch dann war ihm der Gedanke gekommen dass er doch mal wieder ein wenig auf seinem Besen fliegen konnte. Da er zu Beginn des Jahres nicht wirklich hier gewesen war, sondern nur sein Double, war er auch nicht in der Quidditschmannschaft. Doch das wollte er auch gar nicht mehr. Zu sehr war er mit all den anderen Dingen beschäftigt. Doch heute war ein schöner Februartag und er wollte mal wieder nach draußen. Es war klar und kalt draußen, und er genoss den Wind der ihm durch die Haare strich als er abhob. Wann saß er das letzte Mal auf einem Besen? Vor einem halben Jahr, damals als die Auroren ihn von den Dursleys abgeholt hatten. Doch ihm kam es vor als wäre das Jahre her. Er hatte sich wirklich sehr verändert und er zweifelte daran ob es zum Guten war. Diese Gedanken schob er jetzt allerdings auf die Seite und konzentrierte sich nur auf das Fliegen. Er war so vertieft in dem Gefühl, dass ganz übersah wie schnell die Zeit verging und ehe er sich versah war es schon fast dunkel. Da er auf dem Quidditschfeld geflogen war würde er es wohl kaum mehr bis zum Abendessen schaffen, doch das war es ihm wert gewesen. Da es nun eh schon egal war, beschloss er einen Umweg zum See zu machen. Dann war er noch etwas länger alleine, was ihm zurzeit gut gefiel. Obwohl er dieses Jahr eh viel mehr Zeit alleine war als sonst. Wen hatte er auch schon noch mit dem er rumhängen konnte? Draco und die anderen waren zwar seine Freunde, doch auch mit denen konnte er sich nicht mehr so oft treffen wie in den Ferien. Ein wenig Einsamkeit kroch in ihm herauf, doch das verscheuchte er. Dafür war er gerade einfach viel zu gut drauf gewesen. Außerdem musste er unbedingt nachdenken. Also schlenderte er den Weg entlang und sah die Sonne hinter großen weißen Wolken verschwinden, die neuen Schnee ankündigten. Erneut sehnte er sich nach Tom und wünschte sich dass dieser nun neben ihm stand. Doch nur zu gut wusste er dass sein Freund mehr als genug zu tun hatte. Irgendwann jedoch würden sie diese Zeit wieder wettmachen. Er setzte sich gedankenverloren auf eine Bank und sah auf das immer dunkler werdende Wasser. Als sich schließlich die ersten Sterne darin spiegelten sah er wieder auf und stellte überrascht fest dass er nicht mehr alleine war. Ein paar Meter weiter entfernt kam jemand auf ihn zu. Schon von dieser Entfernung aus konnte er sehen dass es Ginny war. Was wollte sie von ihm? Sie grüßte ihn nicht, sondern ließ sich auf der Bank neben ihm nieder. Nun starrte sie auf das Wasser während er sie musterte. Sorgenfalten waren auf ihrer Stirn zu sehen. Schließlich begann sie zu sprechen ohne ihre Augen von dem Wasser zu wenden. „Warum Harry? Warum hast du Hermine getötet?“ fragte sie und klang erschöpft. Diese Frage verletzte Harry ein wenig und er zögerte mit der Antwort. Was war denn los? Er wusste doch warum er es getan hat. Oder eher tun musste? Dennoch klang er nicht ganz überzeugt. „Sie wollte mich verraten.“ Nun wand Ginny sich ihm zu. „Weißt du das sicher?“ fragte sie ihn. „Ja.“ Schließlich glaubte er Tom. „Ich wusste davon aber nichts, und denkst du nicht dass Hermine mir das erzählt hätte?“ bohrte sie nach und man hörte eine Veränderung in ihrer Stimme. Nun war es Harry der aufs Wasser sah. „Das tut nichts mehr zur Sache, sie ist tot.“ Sagte er emotionslos. Ginny seufzte. „Harry, ich will dir doch bloß zeigen dass du auf dieser Seite auch nicht ehrlich behandelt wirst. Glaube mir, Hermine wollte dich nicht verraten.“ Kurz dachte Harry über das eben gesagt nach. Wahrscheinlich war es sogar die Wahrheit, doch die wollte er nicht hören. Was zählte denn die Wahrheit noch? „Warum sollte Tom mich anlügen?“ fragte er also. „Weil sie ihm ein Dorn im Auge war. Harry, siehst du das nicht? Er will dich komplett auf seine Seite ziehen und versucht dich mit allen Mitteln von deiner früheren Welt wegzureißen.“ „Denkst du, das weiß ich nicht?“ fuhr Harry sie an. „Hältst du mich wirklich für so blöd?“ Erschrocken sah sie ihn an. „Aber, warum lässt du es dann zu?“ „Weil ich einfach keine Lust mehr auf all das habe. Ginny, ich WILL sogar dass er das alles tut. Ich will dass er zufrieden mit mir ist und ich will bei ihm sein. Verstehst du, ich liebe ihn.“ „Aber Harry, siehst du es nicht? Alles was er tun kann ist jeden zu verletzen.“ „Als ob ihr das nicht getan hättet. Was sollte es mich kümmern?“ Wieder breitete sich Stille zwischen den beiden aus, und abermals beobachteten sie die funkelnden Sterne. „Dann… ist es dir egal was mit uns passiert?“ Ginnys Stimme zitterte ein wenig und Harry seufzte. „Nein, das nicht. Denkst du ich hätte Cho sonst am Leben gelassen? Doch andererseits fühle ich mich von euch allen verraten. Wer von euch ist bedingungslos auf meiner Seite gestanden, egal was war? Außerdem habe ich Hermine viel Leid erspart.“ „Weist du, das ist enorm viel was du von uns verlangst. Wie soll ich an deiner Seite stehen und dich mögen wenn ich dich auf der anderen Seite für all deine Taten hassen muss? Du hast meinen Bruder und meine beste Freundin getötet.“ Geriet Ginny ein wenig in rage. „Tom hat meine Eltern getötet.“ „Deshalb verstehe ich ja nicht warum du dich ihm anschließt.“ Sagte sie inzwischen schon verzweifelt. „Du willst wissen warum? Ich habe ihm vergeben weil er mir wichtiger ist.“ „Wie kannst du so was sagen, deine Eltern –„ „ICH WEIß DASS SIE FÜR MICH GESTORBEN SIND!“ unterbrach Harry sie. „Aber soll ich deswegen unglücklich sein? Wären sie nicht gestorben dann hätte es die Longbottoms erwischt. Oder irgendjemand anderen.“ „Aber für dich sollten sie etwas besonderes sein. Es sind schließlich deine Eltern.“ „Und warum sollten sie besonders sein? Es gibt viele Kinder die sich mit ihren Eltern verfeinden. Woher soll ich wissen was passiert wäre? Alle sagen immer meine Eltern wären so toll gewesen, doch stimmt das wirklich? Ich habe da schon so einiges anderes gesehen.“ Das musste Ginny einsehen, egal wie sehr sie sich dagegen wehrte. Schließlich vertrug sie sich auch nicht immer mit ihren Eltern. Aber dennoch, sie wollte das nicht akzeptieren. „Aber Harry, er hat so viele Menschen auf dem Gewissen. Woher weißt du dass er dich nicht auch eines Tagen tötet, und sei es nur aus einem Streit heraus?“ versuchte sie es noch einmal. „Es schert mich nicht ob er ein Mörder ist oder nicht, ich bin nämlich auch einer. Und sollte er mich wirklich töten dann wird er wohl mehr drunter zu leiden haben als ich.“ Zischte Harry sie an. Schon wieder hatten sie es geschafft sich zu streiten. Sie hatten einfach beide unterschiedliche Ansichten, die sich nicht miteinander vereinbaren ließen. „Du bist einfach hoffnungslos.“ Schrie Ginny ihn nun an. „Wenn das wirklich ist was du willst, dann werde doch so glücklich, obwohl ich nicht glaube dass du das kannst. Aber wundere dich nicht wenn auch bald das letzte bisschen Zuneigung für dich verschwunden ist. Du allein bist dann Schuld dass unsere Freundschaft zerstört wurde.“ „Ich will sie ja gar nicht.“ Schrie er wütend. Das schien sie ziemlich verletzt zu haben denn ihren Augen wurden feucht. Sie schaffte es allerdings, nicht zu weinen. „Wie du willst. Ich hatte die Hoffnung dass du vielleicht nur ein wenig nachdenken musstest um all den Unsinn einzusehen. Doch jetzt weiß ich dass du nicht mehr zu retten bist. Wir sind ab heute offiziell Feinde. Weißt du was? Soll er dich doch verletzen. Du sagst zwar er hätte dir sein Herz geraubt, doch ich denke alles was dir fehlt ist dein Verstand. “ Sagte sie kalt ehe sie sich umdrehte und wieder zum Schloss hinauf ging. Harry blieb am See sitzen, doch jetzt nicht mehr gut drauf sondern wütend. Sie hatte seine ganze Stimmung versaut. Warum konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er war sich sehr wohl dessen bewusst was er tat, und dass es die anderen für falsch hielten. Aber Tom hielt es für richtig. Nicht, dass es dadurch richtiger wurde, doch schließlich wollte er mit Tom zusammenleben und das ging wohl kaum wenn er sich nicht ein wenig anpasste. Schon als er diese Gedanken dachte wusste er dass sie falsch waren. Auch das, was er zu ihr gesagt hatte hörte sich nicht richtig an. Das war doch nicht seine Meinung, oder? Er hatte sich einfach nur treiben lassen. Warum brauchte er Ginny dazu, um ihn auf das aufmerksam zu machen? Verdammt, sie hatte Recht. Er hatte sich benutzen lassen, von beiden Seiten. Es war in der letzten Zeit einfach so viel los gewesen, zu viel für ihn. Es war einfach sich lenken zu lassen, anstatt nachzudenken. Doch er war niemand der sich sein Leben diktieren ließ. Das würden sie alle noch merken, auch Tom. Diesem hatte er viel durchgehen lassen. Wo war nur sein Dickschädel geblieben, den er immer hatte? Er musste wieder mehr auf sich und seine Gefühle hören, anstatt sie wegzusperren. Das würde sicher zu Problemen und Streit führen, doch damit würde er fertig werden. Er würde sich nicht weiter benutzen lassen. Warum hatte er das alles verdrängt? Wütend stand er schließlich auf und entschloss sich erst einmal ein wenig um den See zu laufen. Danach würde er wieder rationaler denken können. Und schließlich, als er sich fast eine Stunde später erschöpft auf einer anderen Bank niederließ, war viel von seiner Wut verschwunden. Gedankenverloren starrte er aufs Wasser, wie bereits zuvor, nur dass sich diesmal viele Sterne darin spiegelten. Er brauchte ungefähr zehn Minuten bis er sich gesammelt hatte und dann begann er die letzten Tage noch einmal zu überdenken, was dringend nötig war. Wie fühlte er sich überhaupt? Seine ganzen Gefühle hatte er weggeschlossen und verdrängt. Und wenn Ginny ihm nicht die Augen geöffnet hätte, dann würde er das wahrscheinlich immer noch. Er war nämlich längst nicht so von all dem überzeugt wie er es vorgespielt hatte. Zweifel krochen in ihm hoch. Stimmte es wirklich dass Hermine ihn gar nicht verraten hatte? Ach, was hieß denn verraten. Eigentlich hatte sie nur nach ihrem Gewissen gehandelt. Nur dass er seinen Hass und seine Wut kontrollieren hatte lassen und vor allen Konsequenzen die Augen geschlossen hatte. Wie hätte er selbst früher reagiert wenn er herausgefunden hätte dass einer seiner Freunde ein Mörder war? Er schloss die Augen und dachte sich verschiedene Szenarien aus. Zuerst wollte er sich einreden dass er zu seinen Freunden gehalten hätte, doch dann seufzte er auf. Er musste absolut ehrlich zu sich selbst sein, egal wie unangenehm es war. Anders könnte er sich nicht über seinen momentanen Standpunkt im Klaren sein. Also musste er irgendwann schweren Herzens feststellen dass er wahrscheinlich genauso reagiert hätte. Er wäre zu Dumbledore, dem er damals noch vertraut hatte, gegangen und hätte mit ihm über alles geredet, und sei es nur aus Sorge um seine Freunde. Es war sichtlich schwer sich das einzugestehen, denn damit nahm er sich jede Rechtfertigung sich selbst gegenüber Hermines Tod. Doch hatte er wirklich geglaubt dass sie für so etwas den Tod verdiente? Eigentlich nicht, er war ziemlich geschockt gewesen als er sie da stehen gesehen hatte, auf dem Todessertreffen. Ohne Tom wäre er niemals auf die Idee gekommen sie zu töten. Langsam quollen seine fest verschlossenen Emotionen hervor und er musste schlucken. Je mehr er darüber nachdachte desto klarer wurde es ihm dass das alles nicht seine eigenen Entscheidungen gewesen waren, sondern Toms. Doch die aufkommende Wut verscheuchte er wieder, die würde jetzt nur stören. Im Grunde hatte er gewusst dass der andere ihn kontrollierte, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er hatte seine Augen vor der Realität verschlossen. Wäre er sonst jemals so mies zu Ginny und Cho gewesen? Denn eigentlich wollte er den beiden nichts Böses. Und wäre Cho nicht die geheime Informantin gewesen hätte er auch nie etwas getan. Bei dem Gedanken an gestern Abend wurde ihm unwohl. Durch Toms Unterstützung hatte er sich so sicher gefühlt, doch jetzt lief es ihm kalt den Rücken runter bei dem was er fast getan hätte. Er war sehr froh dass Cho nichts passiert war, dass er ihr nichts getan hatte. Was ihn zur nächsten Frage brachte. Wollte er so weitermachen? Einfach weiter Menschen foltern und töten? Die Antwort war schnell gefunden. Nein, das wollte er sicher nicht. Nur zu gut wusste er dass er es nicht hätte ganz vermeiden können, um auf der dunklen Seite zu stehen brauchte man gewisse Erfahrungen. Er hatte ausprobiert wie es war ein kompletter Todesser zu sein, der auf Voldemorts Befehl hin Leute tötete und folterte. Und es hatte ihm gereicht. Er wollte das nicht mehr tun. In diesen Augenblicken hatte er seinen Hass überhand nehmen lassen und war nun erschreckt darüber wie wenig Menschlichkeit dann noch in einem steckte. Doch nun sah er alles erstaunlich klar vor sich. Nein, so wollte er nicht weitermachen. Das hieß dann aber dass er kein normaler Todesser mehr sein konnte, was er aber auch gar nicht mehr wollte. Natürlich wollte er noch an Toms Seite kämpfen, doch wenn er weiter einer seiner Gefolgsleute blieb dann würde sein Freund ihn immer wieder manipulieren und wie eine Schachfigur umherschieben. Auch das hatte Harry verdrängt, doch jetzt reichte es einfach. Außerdem wurde es Zeit dass er wusste um was genau Tom eigentlich kämpfte. Dieser musste ja einen bestimmten Grund haben, auch wenn Dumbledore immer etwas anderes behauptete. Bis jetzt hatte er immer vermieden das Gespräch auf das Thema zu lenken, denn es würde in einem Streit ausarten. Doch nun wurde es langsam Zeit dass er sich selbst wieder um sein Leben kümmerte, sonst würde er irgendwann komplett von außen gesteuert werden. Und das wollte er absolut nicht. Wenn er schon Toms Freund war dann musste das doch auch einen Vorteil für ihn haben, im Gegensatz zu den anderen Todessern. Er wollte nicht mehr töten und das würde der andere akzeptieren müssen. Harrys Augen funkelten so entschlossen wie schon lange nicht mehr. Wie hatte er sich nur so treiben lassen können? Wieso hatte er seine Gedanken abgeschalten? Er hatte sich Schwäche erlaubt und das durfte er nicht. Nur zu genau hatte Tom gemerkt dass er von ihm abhängig war und hatte es ausgenutzt. Nein, jetzt würde er darum kämpfen sein Leben wieder selbst in den Griff zu bekommen. Insgeheim war er Ginny sogar ein wenig dankbar dass sie ihm den nötigen Anschub dazu gegeben hatte. Seine Worte ihr gegenüber waren so hart gewesen weil er es immer noch vor sich selbst verleugnen wollte. Genauso wie die Sache mit seinen Eltern. Es stimmte nicht dass sie ihm egal waren, es war sogar eines der Dinge die ihn am meisten belastete. Doch auch das hatte er zur Seite geschoben. Da er sich geschworen hatte ehrlich zu sein dachte er nun über die Sache nach. Was würde er sagen wenn er ihnen nun gegenüberstehen müsste? Wenn sie sehen würden was er aus sich gemacht hatte? Er stellte sich ihre vorwurfsvollen Blicke und ihre enttäuschten Blicke vor. Er würde sich schämen, für all das was er getan hatte. Und das tat er nun auch. Er sah ein dass es nur eine Phase gewesen war, die ihn aber bis an sein Lebensende verfolgen würde. Niemals wieder würde er so weit von der Realität entfernt leben. Es brachte zwar weniger Schmerz für sich selbst, doch das war es nicht wert. Er stand wieder auf dem Boden der Tatsachen und seiner Ansicht nach gehörte Tom da auch mal wieder hin. Natürlich würde er niemals mit diesem Schluss machen, der andere war der Pfeiler seiner Existenz, er brauchte ihn. Doch er würde unabhängiger von Tom werden und ihn nicht mehr so spüren lassen wie er ihn brauchte. Denn dieser hatte es ja nur ausgenutzt. Außerdem war Harry der Auffassung dass es nun langsam an der Zeit war dass jemand auch Tom mal sagte was Sache war, so wie Ginny bei ihm eben. Es traute sich nur keiner. Doch er würde es tun, anders ging es nicht mehr. Er wollte nicht mehr nur ein weiterer von Toms Dienstboten sein. Jetzt, da er wieder ein festes Ziel vor Augen hatte das mit seinen Prinzipien übereinstimmte, fühlte Harry sich gleich viel freier. Sein Partner war einfach zu dominant, das hatte er nun eingesehen. Harry atmete tief ein und stand auf. In einer Woche würden Ferien sein und dann würde er sich an die Arbeit machen. Bis dahin würde er an seinem eigenen Verhalten arbeiten. Denn dadurch dass er all seine Gefühle versteckt und verdrängt hatte, war sein Umgang mit den anderen nicht gerade freundlich gewesen. Bei Ginny war es nun schon zu spät, das musste er einsehen. Doch vielleicht sollte er Ron nicht mehr so anmotzen, diesen schien schließlich noch etwas an ihrer Freundschaft zu liegen. Auch wenn er selbst ihn nicht mehr als Freund sah, sie waren alle fast erwachsene Menschen und konnten doch wohl normal miteinander umgehen. Er war froh dass er das eingesehen hatte. So sehr wie er selbst hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Endlich hatte er eine Entscheidung nur für sich alleine getroffen, ohne dass er dazu manipuliert worden war und es war ein gutes Gefühl. Das war es auch schon wieder, etwas kurz. Sorry. Und, ich hoffe es war nachvollziehbar. Das nächste Kapitel könnte ein wenig dauern, da ich in letzter Zeit immer recht viel um die Ohren habe. Aber ich werde mich beeilen. Und ich werde Tom wieder auftauchen lassen, der ist ja ein wenig zu kurz gekommen. hel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)