Das Spielzeug mit den blauen Augen von Kassia (AtemuxSeth; SethxAtemu u.a.) ================================================================================ Kapitel 44: Ein Verräter wird enttarnt -------------------------------------- AN: Ich weiß, ich hatte was von Sonntag geschrieben für das neue Kapitel, aber ich habe im September Vorabiturprüfung, im Oktober dann die richtigen Abiturprüfungen (und ich das Gefühl, dass ich noch gar nichts kann) und mein Stundenplan ist auch unterste Schublade, so dass meine Freizeit arg begrenzt ist. Deshalb werde ich auf weitere Prognosen für neue Kapitel in Zukunft (erstmal) verzichten und stattdessen wie gewohnt jedem, der einen Kommentar hinterlassen hat, Bescheid geben, wenn ein neues Kapitel hochgeladen ist (wer das nicht möchte, muss es mir nur sagen). Apropos Kommentare: Ich danke allen, die sich trotz eigenem Stress die Zeit genommen haben, mir einen zu hinterlassen. Ich freue mich wirklich darüber und auch, wenn ihr was zu meckern habt, könnt ihr mir das ruhig sagen, denn das ist mir allemal lieber als völliges Schweigen, denn zumindest zeigt es mir, dass die FF wenigstens gelesen wird. Und bisher habe ich noch niemanden den Kopf abgerissen. So, genug gelabert, viel Spaß mit dem Kapitel ^^ ----------------------- Kapitel 44 – Ein Verräter wird enttarnt „Wer kann das nur getan haben?! Ich verstehe das einfach nicht.“ Fassungslos starrte Shimon auf den schwer lädierten Osiris. „Wer wagt es einen Gott zu schänden? Das ist ...“ Atemu konnte dem nur beipflichten. Er legte eine Hand auf den bröckligen Stein und streichelte vorsichtig darüber. Er hatte schon versucht Osiris zu beschwören, doch außer einem schmerzhaften Reißen in der Brust hatte ihm das nicht viel eingebracht. Die Platte diente als Verbindung zwischen dem Pharaoh und dem Gott; mit ihr in diesem Zustand würde es unmöglich sein, Osiris noch zu rufen. Atemu biß sich leicht auf die Unterlippe. „Kann man das reparieren?“, fragte er schließlich leise und sein alter Wesir antwortete mit schwacher Stimme. „Ja, kann man. Es wird jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen und einen außerordentlich guten Steinmetz brauchen. Nur sind die besten Handwerker momentan auf diversen königlichen Baustellen verteilt. Ich werde mich aber sofort darum kümm...“ Der Rest des Satzes ging in einen lauten Hustenanfall unter und Atemu drehte sich alarmiert nach Shimon um. Der Zustand des Wesirs hatte sich rapide verschlimmert; er konnte zeitweise kaum noch atmen; seine Augen waren trübe und ein merkwürdig süßlich penetranter Geruch ging von ihm aus. Den Pharao beschlich ein mulmiges Gefühl. „Du gehörst ins Bett, Shimon. Hör endlich auf dich meinen Anweisungen zu widersetzen und leg dich hin.“ Der Wesir wollte protestieren, musste sich aber nach Atemus strengen Blick doch geschlagen geben. „Wie Ihr wünscht, Eure Hoheit.“ Sich schwer an einer Wand abstützend, machte er sich auf wackeligen Beinen Richtung Tempelausgang, als ihm Seth entgegenlief. „Wartet, Shimon. Ich helfe Eu...“ „Lass mich das machen.“ Sowohl Seth als auch Atemu sahen überrascht auf. Vor ihnen stand Aknadin, der den Wesir nun wachsam betrachtete. Das Millenniumsauge des alten Priesters wurde von Schatten und einigen langen Haarsträhnen fast gänzlich verborgen; doch in dem gesunden Auge glaubte Seth ein unheimliches rotes Schimmern zu entdecken. Er presste seinen Mund zu einer dünnen Linie zusammen. „Bilde ich mir das nur ein? Wahrscheinlich eine Lichtrefflektion.“ Wie um seine Vermutung zu bestätigen, verschwand die rötliche Färbung auf der Stelle. Dennoch war Seth nicht wirklich beruhigt. „Aknadin, geht es Euch wieder besser?“, wollte er langsam wissen und der Alte schenkte ihm ein schmales Lächeln. Doch noch bevor jemand mehr sagen konnte, war plötzlich ein furchtbares Keuchen zu hören. Entsetzt sah Atemu, wie sich sein Wesir mit einemmal zusammenkrümmte, schwer nach Atem rang, ihm einen tränenverschmierten Blick zuwarf; sah, wie sich Shimons Mundtuch rot verfärbte; wie sein Wesir, der Mann, der ihm von Anfang an zur Seite gestanden hatte, schließlich ohne einen weiteren Laut zu Boden sank und dort bewegungslos liegen blieb. Und in diesem Moment wusste der Pharao, dass jede Hilfe für seinen Wesir zu spät kommen würde. ---------------------------------------- Wäre Atemu irgendjemand anderes gewesen, ein Bauer, ein Soldat...ein Fischer vielleicht, Hauptsache irgendjemand anderes und nur nicht der Pharao, so hätte er sich jetzt auf den Boden gehockt und geweint; hätte um seinen Freund und Wesir getrauert, wie es Shimon verdient hätte, wie es bei dem Tod eines nahe stehenden Mensches angemessen gewesen wäre. Aber er war nun mal nicht irgendjemand anderes. Er war der König von Ägypten. Und als solcher stand er jetzt nur stumm da; so gut wie keine Regung auf seinem ebenmäßigen Gesicht erkennbar. Seth hielt sich dicht neben ihm auf und dafür war Atemu dankbar, auch wenn ihn die tröstliche Präsenz seines jungen Priesters dennoch nicht von dem einen Gedanken abhalten konnte: „Das kann doch nicht wahr sein. Das kann doch nicht...“ „Atemu. Atemu.“ Erst Seths besorgte Stimme holte ihn zurück in die Wirklichkeit und verwirrt blinzelnd blickte er endlich zu seinem Priester hinauf. „Aknadin hat was gefunden. Das solltest du dir mal ansehen“, sagte Seth leise und der Pharao nickte nur stumm; ließ sich dann widerstandslos und beinahe wie in Trance zu seinem Onkel und der toten Hülle seines Wesirs führen. Aknadin hatte Shimons Gesichtsschutz entfernt und deutete nun auf einen kleinen Fleck am Mundwinkel des Toten. „Seht Ihr das, mein Pharao?“, fragte er ruhig und jetzt bemerkte auch Atemu die grüne Substanz, die sein Onkel mit einem herausgerissenen Zipfel seines Gewandes abtupfte und ihm dann auffordernd entgegenhielt. „Erkennt Ihr diesen Geruch? Diese seltsame Mischung aus süß und würzig?“ Der Pharao schüttelte den Kopf und auch Seth musste verneinen. Der Priester schnalzte mit der Zunge. „Das solltet ihr aber.“ Fast vorwurfsvoll richtete er sich auf und faltete den Stoff dabei sorgsam zusammen. „Das ist Gift. Das gleiche wie an dem Pfeil, von dem der Pharao vor einigen Wochen verletzt wurde. Es war auch zu Zeiten meines Bruders unter den Höflingen sehr beliebt, die sich damit gegenseitig umgebracht haben, um dann die Position ihres Widersachers einnehmen zu können. Aknamkanon hat das jedoch schließlich unterbinden können.“ Seth runzelte die Stirn. „Dass wir das nicht wussten, könnt Ihr uns aber schlecht vorhalten. Außerdem hatte das Gift an der Pfeilspitze doch eine andere Farbe, oder nicht?“ Aknadin seufzte ungeduldig. „Natürlich hatte es das. Trotzdem ist es dasselbe. Ich erkenne doch diesen Geruch wieder.“ Er schwenkte den Stofffetzen ein wenig durch die Luft. „Dieses Gift hier ist lediglich zusätzlich mit irgendwelchen Pflanzen präpariert worden. Außerdem ist die Dosis vermutlich sehr viel geringer, wodurch auch die Wirkung verlangsamt worden ist. Sehr geschickt. Es wäre zweifelsohne schlecht für den Täter gewesen, wenn der Tod seines Opfers sofort eingetreten wäre. Bleibt nur die Frage: Wer hatte sowohl die Möglichkeit als auch die Zutaten, um das Gift unbemerkt herstellen und ohne Verdacht zu erregen an Shimon verabreichen zu können?“ „Hori“, flüsterte Atemu plötzlich, Augen schreckgeweitet und furchtsam. Ohne ein weiteres Wort rannte er unvermittelt los. Seth, der ihm verzweifelt nachrief, hörte er schon gar nicht mehr. ------------------------------ Eigentlich hatte die Priesterin schon im Tempel sterben sollen. Dieses verfluchte Weibsbild, das ihn so sehr an seine geliebte Cassandra erinnerte; an die Frau, welche, obwohl nun aus seiner Reichweite, Hori immer noch mit allen Sinnen begehrte. Ein Verlangen so stetig und fordernd, dass er glaubte, es raube ihm langsam aber sicher den Verstand. Wie auch Cassandra selbst durch die Schuld des Pharaos dem Wahnsinn zum Opfer gefallen war. Der König würde dafür büßen müssen. Doch vorher wollte Hori noch Isis beseitigen. Sie setzte nur ungebetene Erinnerungen frei und außerdem diente sie Atemu. Allein dafür verdiente sie schon den Tod. Hori spürte, wie er vor Wut zu Zittern begann. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Priesterin rechtzeitig gefunden und gerettet werden würde... Ein Fehler sondergleichen, den er nun zu korrigieren beabsichtigte. Die Wache vor dem Eingang zu Isis Gemach stich er präzise nieder; jagte ihr einen Dolch in die Kehle und erstickte so jeglichen Ruf nach Hilfe schon im Ansatz. Mit einem gleichgültigen Blick stieg er über den Leichnam; stieß rüde die Tür zum Gemach der Priesterin auf und trat ein. Vorsicht war überflüssig geworden, denn die Stimme hatte ihm bereits gesagt, dass der Pharao über ihn Bescheid wusste. Aber wenigstens diese Frau, Isis, wollte Hori vorher noch beseitigen. Erst Isis, dann Atemu. Alles andere war unwichtig. Das galt auch für Mahaado, der sich noch immer an Isis Bett aufhielt, sich nun umdrehte; den blutbefleckten Dolch in Horis Hand sah und sofort angriffsbereit den Millenniumsring um seinen Hals packte. Hori fletschte die Zähne. „Aus dem Weg, Priester“, knurrte er ungehalten und schritt bedrohlich weiter, doch Mahaado musterte ihn nur abschätzig und ließ sich ansonsten nicht weiter beirren. „Nein. Was immer du vorhast, ich werde es zu verhindern wissen“, antwortete der Priester ernst und Hori, blind vor Wut und Ungeduld, warf ihm sein Messer entgegen, verfehlte Mahaado jedoch und streckte ihm eine Faust entgegen. „Ich werde dieses Weib töten und keiner, erst Recht kein dahergelaufener Priester, wird mich aufhalten können! Hast du verstanden?! Ich werde mich von dir nicht aufhalten lassen!“ „Aber von Mahaado und mir zusammen ganz sicher!“ Entsetzt fuhr Hori herum. Über die tote Wache gebeugt stand Shada, der sich nun aufrichtete und ebenfalls den Raum betrat. Mahaado verschränkte die Arme und sein Gesicht nahm einen gelassenen Ausdruck an. „Du solltest dich lieber ergeben, Hori. Gegen uns beide hast du keine Chance.“ Der Arzt zischte verärgert. Die Priester hatten Recht. Allein hatte er keine Möglichkeit zu gewinnen. Aber vielleicht, mit Hilfe der Stimme... „Was soll ich jetzt machen? Hilf mir!“ Die Stimme erschien tatsächlich und für einen Moment fühlte Hori eine Welle der Erleichterung in sich, die sich aber nur einen Augenblick später in Schrecken umwandelte, als er die Worte der Stimme vernahm: ‚Ich habe keine Verwendung mehr für dich. Ab jetzt bist du auf dich allein gestellt.’ „Was?! Nein, bleib!“ Doch Horis Einwand blieb unbeachtet. Die Stimme verschwand so schnell wie sie gekommen war und mit ihr auch jegliches Geräusch. Was blieb, war Stille. Hori konnte erkennen, wie sich die Lippen von Mahaado bewegten, Worte formten, doch so sehr er sich auch bemühte, hören konnte er sie nicht. Er runzelte die Stirn; er verstand nicht, warum die Stimme ihn taub zurückgelassen hatte, warum sie ihm das antat. Aber andererseits... ‚Ich habe keine Verwendung mehr für dich.’ Wollte die Stimme etwa, dass er hier heute starb? War es das? Weil er versagt hatte? Weil er, wenn er die Stimme nicht mehr hören durfte, auch keinen anderen Ton mehr warnehmen sollte? Hori kicherte leise. Er brauchte weder die Stimme noch sein Gehör. Er brauchte niemanden. Er würde es auch so schaffen, und zwar ganz allein. Dennoch war ihm eine Sache klar. Er war den zwei Priestern eindeutig unterlegen; der Sieg in weite Ferne gerückt. Jetzt ging es nur noch ums Überleben, denn sollte er hier unterliegen, so könnte er auch den Pharaoh nicht mehr töten. Die Vorfreude darauf ließ ihn grinsen. So klar wie jetzt hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Keine Stimme in seinem Kopf, kein Geräusch überhaupt. Nur diese angenehme Stille. Und seine Gedanken. Seine eigenen Gedanken. „Zwei Priester...sie werden bestimmt von verschiedenen Seiten angreifen. Ich muss mich irgendwie verteidigen!“ Er sah sich schnell um. Mahaado stand schützend vor der bewusstlosen Isis; Shada angriffsbereit nahe der Tür. „Die Tür, mein Fluchtweg“, murmelte er sachte, bevor er Mahaado hämisch fixierte. „Na, was ist? Zu feige ein Monster zu rufen?“ Sein Grinsen weitete sich. „Ah, ich verstehe. Eine verirrte Attacke könnte die Frau erwischen. Ist es das? Zögerst du deshalb? Zögert ihr deshalb?“ Mit Genuss beobachtete er, wie sich die Augen der Priester verengten. Unbeirrt setzte Hori nach: „Nun, zu eurem Pech bin ich frei von solchen Bedenken. KELDA!“ In einer blitzschnellen Bewegung konzentrierte er seine Energien, rief sein Monster und befahl ihm den Angriff. Kelda fuhr herum; versuchte mit spitzen Krallen Shada aufzuschlitzen, doch dieser konnte knapp ausweichen. Hori fluchte, vergaß über seinen Ärger für einen Moment Mahaado und büßte für seine Fahrlässigkeit auch gleich mit einer Magieattacke in die Seite, die ihn von den Füßen riss. Kelda öffnete sein Maul; der Raum füllte sich mit undurchsichtigem Rauch und Hori wollte die Gelegenheit nutzen und durch die Tür in Sicherheit entwischen, als er von Shada am Ärmel gepackt und zurück in den Raum geschleudert wurde. Hori rappelte sich schnell wieder hoch; doch offenbar nicht rechtzeitig, denn prompt bekam er eine weitere magische Attacke zu spüren, diesmal stärker als vorher und wesentlich schmerzvoller. Hori war es egal. Seine Zeit würde schon kommen, das wusste er. Sein Monster spie weiter den Nebel und endlich war der ganze Raum erfüllt. Hori biss sich auf die Zunge. Er würde weder Shada noch Mahaado besiegen können. Aber vielleicht konnte er für ein wenig zusätzliche Ablenkung sorgen. Hori hatte die Technik von der merkwürdigen Stimme gelernt; hatte diese Methodik auch den Ka-Gefangenen gezeigt, damit diese die Priester des Pharaos bei ihrem Angriff auf die Stadt ein wenig länger hatten hinhalten können. Genauso wie die Ka-Sklaven vor ihm, so erfühlte nun auch Hori die Energie seines Monsters, sammelte und zerteilte sie. Keldas Maul verzog sich zu einem stummen Schrei, dann begann er in der Mitte zu zerreißen; spaltete sich in zwei Hälften, von denen nun jede einen der Priester angriff. Keldas Verdoppelung hatte die Kraft des Monsters halbiert; so wie auch jede weitere Teilung zu einem erneuten Stärkeverlust geführt hätte, doch das kümmerte Hori im Augenblick wenig. Der Nebel bildete zwar keinen perfekten Schutz, sorgte jedoch immerhin dafür, dass die Priester leichter von den unerwarteten Angriffen der beiden Keldas verletzt und zu Boden geworfen wurden. Shada blieb bewusstlos liegen und Hori lächelte glücklich. „Einer erledigt, einer noch übrig. Nicht schlecht, wenn ich mich mal selber loben darf!“ Doch nur eine Sekunde später erwischte ihn Mahaado; verbrannte ihm mit seiner Magie den Rücken und Hori schrie. Er roch sein verbranntes Fleisch und fuhr wütend herum. Der Priester gab jegliche Vorsicht auf, rief ein Monster herbei, ein gesichtsloses, von schweren Umhängen bedecktes, menschliches Monster, welches nun den Ableger Keldas angriff und innerhalb kürzester Zeit vernichtete. Die andere Hälfte Keldas wollte das Bett attackieren, wurde von Mahaado daran gehindert, griff dann den Priester direkt an und riss ihm eine tiefe Wunde in die Brust. Der junge Priester sackte zusammen; presste eine Hand auf die klaffende Verletzung und warf Hori einen hasserfüllten Blick zu. Auch Hori konnte nicht mehr. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rang er angestrengt nach Atem, zog eine schiefe Grimasse und bleckte die Zähne. „Die Vergänglichkeit und Schwäche des Fleisches ist doch immer wieder erstaunlich, nicht wahr? Wir beide haben ein Ziel. Du willst dieses wertlose Weibstück und den noch wertloseren Möchtegernpharao beschützen, und ich...ich will Rache. Und doch stoßen wir hier an unsere Grenzen. Menschen sind im Grunde genommen wirklich erbärmliche Kreaturen.“ Langsam kam er wieder auf die Beine und torkelte einige Schritte nach hinten; ließ Mahaado dabei nicht aus den Augen und näherte sich Stück für Stück dem Ausgang. Auch der Priester versuchte sich wieder aufzurichten, wobei er Hori irgendeine Erwiderung entgegen warf, die dieser jedoch nicht verstand. Doch das machte nichts. Hori vermutete stark, dass der junge Mann ohnehin nichts Nettes zu sagen gehabt hatte. Amüsiert fuhr der Arzt fort: „Lass dir eins gesagt sein, Priester. Ich werde weder aufgegeben, noch werde ich hier draufgehen. Nein, vorher werde ich den Pharao umbringen. Ich werde ihm meine Hände um seinen kleinen Hals legen und langsam, gaaanz langsam zudrücken. Ich werde zusehen, wie die Luft in seinen Lungen immer weniger wird; er wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Sauerstoff schnappt, nur um dann festzustellen, dass es vergebens ist. Und ich werde die Erkenntnis in seinem Gesicht genießen, wenn es ihm dämmert, dass das sein Ende ist. Ich werde mich an seinem Todeskampf ergötzen. An jeder einzelnen Sekunde. Und du wirst wissen, dass du versagst hast! Dass der Tod des Königs auf deinen Schultern lastet. Und auch der Pharao wird in seinen letzten wachen Augenblicken erkennen, was für eine Enttäuschung als Priester du eigentlich wirklich warst!“ ----------------------------- Behutsam nahm Mahaado seine Hand von der Brust. Zähflüssiges Blut floss sogleich über seine Finger und er stöhnte leise. „Die Schwäche des Fleisches…Schwäche…Schwäche…“, hallten Horis Worte immer wieder in seinem Kopf und Mahaado versuchte sie zu verdrängen, schaffte es jedoch nicht und schloss müde die Augen. „Vielleicht spricht er ja sogar die Wahrheit. Ich hätte nicht so lange zögern, hätte angreifen, hätte nicht auf Isis Sicherheit Rücksicht nehmen sollen...“ Er richtete sich auf und erkannte Hori, der sich mit schweren, langsamen Schritten der Tür näherte. Mahaado ächzte qualvoll. Die Fortsetzung des Kampfes würde ihm vermutlich selbst die letzten Kraftreserven kosten und könnte ihm sogar den Tod bringen. Dennoch, er musste weiter machen, durfte nicht aufgeben und hatte zu gewinnen, denn einen Feind entkommen zu lassen, bedeutete auch Verrat am Pharao. Und das konnte Mahaado nicht zulassen. „Ich bin keine Enttäuschung für Atemu. Weder jetzt noch in Zukunft. Ich darf keine sein!“ Also befahl er seinem Monster den erneuten Angriff, beobachtete, wie Kelda endlich besiegt werden konnte, wie Hori noch auszuweichen versuchte, Obszönitäten brüllte und am Ende doch getroffen wurde. Er sah Horis entgleiste Gesichtszüge, seine aufgerissenen Augen; spürte noch in dem Moment, als Horis Leiche auf den Boden aufschlug, dass er Recht gehabt; er fast seine gesamte Energie verbraucht hatte. Er schleppte sich zu Isis und ließ sich neben ihr auf das breite Bett sinken. Das Blut aus seiner Wunde sickerte immer noch durch seine gespreizten Finger und er zitterte am ganzen Leib. Aber er hatte Hori besiegt und überlebt, wenn auch nur knapp. Oder etwa nicht? „Irgendwann wird der nächste Feind auftauchen...wird es wieder jemand auf den Pharao abgesehen haben. Ich kann Atemu nicht ewig beschützen. Was ist, wenn ich getötet oder schwer verwundet werde? Ich werde ihm dann nicht mehr länger dienen können, werde meinen Schwur brechen. Ich...“ Mahaados Lippen verzogen sich zu einer dünnen Linie. „Hori hat Recht. Als Mensch werde ich früher oder später den Pharao enttäuschen. Als Mensch...“ Sachte streichelte er Isis fahle Wange. „Verzeih mir, Isis.“ Er nahm ihre Hand zwischen seine eigene, konzentrierte sich und sofort entstand ein sanftes Glühen, ein schwacher, goldener Strom der Mahaados Lebensenergie anzeigte, die nun auf Isis überging. Und als ihre Lider leicht zu flattern begannen, da wusste Mahaado, dass er Erfolg gehabt hatte. Traurig lächelnd beugte er sich ganz dicht an ihr Ohr. „Ein treuer Diener über den Tod hinaus. Sag das bitte Atemu. Hörst du? Sag es ihm. Ein treuer Diener über den Tod hinaus.“ Er tat einen letzten, bebenden Atemzug, dann verließ ein heller Lichtblitz seinen Körper und Mahaado brach lautlos über Isis schmaler Gestalt zusammen. Und Atemu, der in diesem Augenblick Hori endlich gefunden hatte, verstand sofort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)