Erwachen von Susulein (~Sequel-Prequel zu "Schlaf"~) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Erwachen (Sequel-Prequel –whatever- zu „Schlaf“) Miya trat in den Flur hinaus. Es war kühl und dunkel, weil die Deckenlampe schon seit ein paar Wochen kaputt war. Aber das machte ihm nichts aus, schließlich ging er schon seit Jahren in diesem Gebäude, wo sie ihren Proberaum gemietet hatten ein und aus. Den Weg hinaus hätte er auch mit verbundenen Augen finden können. Anstatt auf den Fahrstuhl zu warten, schlüpfte er gleich ins Treppenhaus. Die paar Stockwerke konnte er gerade noch selber laufen. Er knöpfte im Gehen seine Jacke zu und wühlte in seiner Tasche. Irgendwo mussten doch noch ein paar Zigaretten sein… Draußen, unter dem Vordach des Hauses angekommen zündete er sich seine letzte Kippe an. Es war ein windstiller, regnerischer Tag und die Rauchwölkchen stiegen ganz langsam in die Luft bevor sie sich auflösten. In dieser etwas abgelegenen Gegend Tokyos, wo kaum Wohnhäuser standen, war um diese Uhrzeit an einem Wochentag nicht mehr viel los auf den Straßen. Aber dafür war die Raummiete auch nicht so teuer. Also hatte Miya auch kein Problem damit, durch dunkle Straßen zu laufen. Durch dunkle Flure gehen ging ja auch. Er dachte darüber nach, was er eben gerade zu Yukke gesagt hatte. Zum Glück hatte Tatsurou noch geschlafen, es wäre ihm ein wenig peinlich gewesen, wenn jener den ungeschickten Versuch Miyas mitbekommen hätte, den trübseligen Bassisten aufzumuntern. Bestimmt wäre wieder ein spitzer Kommentar gekommen, auch wenn Miya zugeben musste, dass der Sänger in letzter Zeit wenigstens nettere spitze Kommentare abgab. Mehr oder weniger hatte Miya versucht Yukke klarzumachen, dass- er konnte kaum glauben, dass er das jetzt wirklich dachte- jetzt alles gut war. So kitschig das auch klang. Happy End. Finite Incantatem. Friede, Freude, Eierkuchen. Bei Eierkuchen erinnerte er sich an die Auftritte in Frankreich und die Crêpe, die ihm Hotel ganz besonders gut geschmeckt hatten. Wobei, Crêpe gab es auch an ein paar Verkaufsständen in den Parks im Sommer… Mein Gott, er dachte schon wie Tatsurou! Essen, essen und noch einmal essen! Über seine eigenen Gedanken köstlich amüsiert; sann er weiter über sein Leben nach. Es ging ihm aber auch gut. Ausnahmsweise hatten sie die neue CD ohne größere Probleme aufgenommen, die ersten Photoshoots dafür waren ebenfalls im Kasten. Ihre Konzerte waren immer zahlreich besucht und oftmals sogar ausverkauft, das freute Miya immer besonders. Die Stimmung in der Band und das Verhältnis zu all den Leuten die es überhaupt möglich machten, aufzutreten und Musik zum machen war sogar ausgezeichnet. Und doch… und doch beschäftigte ihn etwas. Tief in seinem Inneren nagte- und das wollte er sich eigentlich nicht eingestehen- Angst an ihm; er hatte die Befürchtung, dass ihn alles wieder überkommen würde, es hatte ihn schon zu oft überkommen, das durfte er nicht mehr zulassen… Nein, er musste einfach aufhören damit. Wie schon gesagt, Finite Incantantem, Schluss mit all dem. Den übrig gebliebenen Filter warf er auf den Boden und trat die Glut aus. Es hatte wieder angefangen zu regnen, deshalb versteckte er sich hinter seinem schwarz-weißen Halstuch und unter seinem Hut, um den feuchtkalten Sprühregen abzuhalten. Tatsurou sagte immer, er sähe damit aus wie ein Zuhälter, aber das war ihm im Moment auch egal. Hauptsache, man wurde nicht nass. Die Hände in die Manteltaschen gestopft ging er zu seinem Auto, um nach Hause zu fahren. Nicht lange nachdem er Yukke und Tatsurou verlassen hatte, kam er in seiner Wohnung an, holte schnell Gizmo bei der Nachbarin ab und spielte ein bisschen mit dem Hund. Das kleine braun-weiße Fellbündel zerrte leidenschaftlich gerne an Handtüchern, besonders an dem, mit dem Miya sich gerade die feuchten Haare abtrocknen wollte; nur verlor der dreißig Zentimeter lange Kläffer dabei immer gegen seinen Herrn. Aber das war ihm egal, er war glücklich, solange man sich nur mit ihm beschäftigte. Eigentlich sind Hunde in der Beziehung gar nicht so anders als Menschen, dachte Miya bei sich, als er eine Dose Gourmet-Rindfleisch-Hundefutter öffnete, um sie dem gierig und heftig mit dem Schwanz wedelndem Tier zu verfüttern. Das konnte er täglich schon daran sehen, wie Yukke und Tatsurou miteinander stritten, sich vertrugen und sich wieder stritten und sich wieder vertrugen, um irgendeinen Quatsch anzustellen, hauptsache sie hatten jemandem, der mitmachte. Gizmo bellte laut auf, er hatte seinen Napf blitzblank geleert und war wohl auf ein zusätzliches Leckerchen scharf. „Und sie freuen sich, wenn ihnen jemand Essen macht!“ sagte Miya laut zu seinem Hund und lächelte. Er müsste mal wieder für die anderen kochen, Satochi und Tatsurou freuten sich über jede Gratismahlzeit und Yukke sicherlich darüber, dass er nicht kochen und abwaschen musste. Der Bassist hatte erst vor ein paar Tagen Geburtstag gehabt, am besten würde er zu dem Anlass nachträglich alle einladen. Er müsste dazu nur noch die ganzen Gitarren, die überall im Wohnzimmer herumstanden, zur Seite räumen. Dann könnte er Hackbällchen in Ingwersauce kochen und zum Nachtisch natürlich Schokoladenpudding machen. Vielleicht würde ihn das ein wenig ablenken. Der Gitarrist legte sich auf sein helles Futonbett mit der blutroten Bettwäsche und starrte an die Decke. Und die Decke starrte zurück. Die Wasserflecken auf den hellen Deckenplatten sahen nämlich ein wenig aus wie Augen, die ihn anglubschten. Aber Wasserflecken hin oder her, dafür wohnte er in einem Penthouse, welches sogar einen winzigen Dachgarten hatte. Zwar lebten dort nur ein paar Flechten auf dem Boden und Moos, Gras und ein einsamer kleiner Lavendel gegen Mücken im Sommer in den Blumenkübeln, aber er hatte seinen eigenen ’Garten’ und konnte von dort sogar das Meer sehen- wenn man zwischen zwei weit entfernten Wolkenkratzern hindurch sah und das Licht gut stand. Am nächsten Morgen erwachte Miya gähnend und zwang sich einkaufen zu gehen. Der Laden war nicht besonders groß, aber das kam ihm durchaus zu Gute: So musste er nicht ewig lang den Einkaufswagen durch die mit seichtem Pop und nervtötender Werbung beschallten Gänge eines Gigasupermarktes schieben und dabei riskieren, viel zu viel für einen Ein-Mann-und-Ein-Hund Haushalt einzukaufen. Aber eigentlich lag seine Zuneigung zu dem Geschäft in der Tatsache begründet, dass er sich an der gigantischen Auswahl an Pudding aufs herrlichste laben konnte. Vor dem Regal mit den Pulvertüten für Sahne-, Vanille-, Schokoladen-, Waldmeister-, Himbeer-, Zitronen-, Rum-, Aprikosen-, Pfirsich- und sogar Plumpudding, den noch viel seltsameren Sorten, die in Japan produziert worden waren wie White Strawberry oder Miso-Karamell und dem Kühlregal daneben mit all den Geschmacksrichtungen plus Schokoflakes, Schokokringeln, Schokostückchen, Schokoreispops und wie sie alle hießen entschied sich für ein altmodisch aussehendes, importiertes Tütchen mit kochbarem Schokoladenpudding einer Firma namens ’Dr.Oetker’ und einen gigantischen Becher seiner Lieblingsmarke zum Mittagessen. Im letzten Moment dachte er noch daran Fleisch und ein paar Flaschen Bier für Tatsurou (härterer Stoff wirkte sich oft auf seine Stimme aus, darum verbot Miya ihm das wenigstens vor Konzerten und Aufnahmen); Sake und Schnaps für die anderen hatte er noch daheim. Am späten Nachmittag zückte Miya sein rotes Handy und rief die ganze Bande an. Zuerst wählte er die Nummer von Yukkes und Tatsurous Wohnung und nach einigem Klingeln hatte er einen ziemlich außer Atem klingenden Bassisten am der Strippe: „Mochi-Mochi? Fukuno am Apparat?“ „Ich bins, Miya. Ich hab eingekauft, wollt ihr vorbeikommen und bei mir essen? Quasi eine kleine Nachgeburtstagsfeier für dich, weil du am fünften nicht da warst.“ Stattdessen hatte er nämlich die seltene Gelegenheit genutzt den an Magen-Darm Grippe todkrank dahin vegetierenden Tatsurou loszuwerden und war alleine nach Hause zu seiner Familie gefahren. „Wieso kaufst du erst ein und rufst dann an? Ist das nicht ein bisschen unlogisch? Es hätte doch sein können, dass ich irgendwas super-mega-genial-tolles für heute Abend geplant hätte und nicht könnte?“ „Ihr könnt also nicht?“ sagte Miya und klang ein wenig enttäuscht. „Das hab ich doch gar nicht gesagt.“ lachte Yukke, „Ich mein ja nur, dass... ach vergiss es. Natürlich kommen wir, dann brauch ich auch nicht kochen, yay; HEY TAT-CHAN“ Miya hielt das Telefon weit von sich, als Yukke so laut nach seinem Freund brüllte und nicht auf die Idee kam, vielleicht einmal den Hörer zu bedecken „HEUTE GIBT’S ESSEN BEI MIYA-KUN!“ „Yeah, einen Abend krieg ich dann mal richtiges Essen und nicht den Fraß, den du einem immer vorsetzt“ tönte es aus dem Hintergrund. „HEY, BESCHWER DICH NICHT; ICH KOCH IMMERHIN NOCH TAUSENDMAL BESSER ALS DU! DU LÄSST JA SOGAR WASSER ANBRENNEN…“ „Ähm, Yusuke? Yusuke? YUKKE!“ Miya musste regelrecht ins Telefon schreien, um Yukke wieder in die Leitung zu bekommen. „JAA? Sorry.. ja?“ „Kommt ihr dann um halb sieben?“ „Okay.“ Seufzend beendete Miya das Gespräch und rief noch schnell bei Satochi an. Jedoch hob jener nicht ab, sodass er stattdessen eine Mail geschickt bekam. Erst vor ein paar Monaten hatte Satochi ihm selbst gezeigt, wie man statt einer kurzen SMS eine viel längere Mail über den Äther schicken konnte. Miya las eben nicht gerne Bedienungsanleitungen und war froh, wenn ihm jemand so etwas erklärte. Fröhlich kochend stand er eine Stunde später am Herd und rührte in seinen Pfannen. Vorsichtshalber stellte er die Hitze runter, damit das Essen nicht verbrannte, dann ging er hinüber ins Wohnzimmer um seine feinsäuberlich im ganzen Raum aufgereihten Gitarren ins Schlafzimmer zu bringen. Bei den zehn Exemplaren, die er allein daheim hatte, dauerte das eben etwas. Als er die letzte (hellblaue) weggestellt hatte, klingelte es auch schon an der Tür. Draußen standen alle drei Muccies, scheinbar hatte Satochi die Nachricht noch rechtzeitig bekommen. Mit hungrigen Augen stürzten sie herein. Schneller als man schauen konnte saßen sie auch schon alle am Esstisch und warteten auf Bedienung. Miya kannte ja seine Pappenheimer und brachte eine Sekunde später eine riesige Schüssel dampfender Fleischbällchen, die Ingwersauce, den Reis und die restlichen Beilagen an den Tisch. Der riesige Berg Hackfleisch entschwand innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten komplett, auch der Schokoladenpudding hatte keine Gelegenheit sich seines kurzen Daseins weiter zu erfreuen. Nach dem Essen wurden mehr von den flüssigen Nahrungsmitteln serviert und die Stimmung war ganz und gar prächtig. Zwar musste Yukke davon abgehalten werden, auf dem Balkon lauthals J-Pop zu singen, was die Nachbarn sicherlich als Ruhestörung empfunden hätten, aber mit vereinten Kräften schafften sie es, ihm den Mund zuzuhalten und ihn dabei wieder hereinzuzerren. Stattdessen durfte er dann einen Film aussuchen und kramte aus der allerletzten Reihe von Miyas DVD Regal ausgerechnet den ersten NANA Film hervor. Alle stöhnten auf, der Streifen war zwar gut, sonst hätte Miya ihn sich auch nie zugelegt, aber mit dem heutigen Abend hätten sie den Film dann insgesamt dreizehn mal angekuckt. „Hört auf zu meckern, oder soll ich lieber Dirty Dancing auflegen? Ja Miya, den hab ich auch gefunden!“ drohte der ehemals blonde Quälgeist. Dagegen konnte keiner ankommen. Wenigstens kannten sie den Text aber mittlerweile auswendig genug, dass Satochi nach einer Weile anfing Hachi, die tollpatschige Hauptdarstellerin mitzusynchronisieren und Miya daraufhin Nana, die ultracoole zweite Hauptdarstellerin mitsprach und sich mit der gleichen, ultracoolen Miene eine Kippe anzündete. Yukke konnte nicht mehr an sich halten vor Lachen, als Tatsurou plötzlich auch noch Ren, Nanas Freund, spielte und Miya fragte, ob er mit ihm Baden gehen wollte, er hätte noch ein paar Rosenblätter da, als Deko. Daraufhin bekam er eine ordentliche Ladung Rauch ins Gesicht gepustet und einen original Miyablick gratis dazu. Yukke kringelte sich immer noch vor Lachen auf dem Boden, Miya stieg über ihn und ging in die Küche um abzuwaschen. Derweil kratzte der arme Gizmo an der Haustür und jaulte, weil ihm niemand Beachtung schenkte. „Hey Miya, “ rief Tatsurou in Richtung der Küche „dein Wuffie wird bald den kompletten Lack von der Tür abgeschabt haben und dann deinen Fußboden ziemlich einsauen, wenn du nicht bald mit ihm Gassi gehst!“ Bevor der Gittarist überhaupt antworten konnte, bot Satochi schon seine Hilfe an: „Ich geh mit dem Hund. Ich brauch sowieso mal ein bisschen Luft; Miya- kun, der Sake, den du da hast ist aber auch ganz schön stark, hihi!“ Leicht schwankend wollte der angeheiterte Drummer aufstehen, stieß mit dem Knie böse an die Tischkante und schüttete sich dabei versehentlich den Inhalt von seinem und Yukkes halbleeren Sakegläsern, als auch Tatsurous restlichen Biervorrat auf sein Shirt. „Ach Mist, verdammter, gaaaaah.“ „Wo wir gerade bei ’Fußboden einsauen“ waren…“ merkte Yukke zynisch an. Jetzt kam auch der geschädigte Wohnungsbesitzer wieder ins Zimmer und verdrehte die Augen aufgrund der sich ihm darbietenden Szene: Hilflos versuchte Satochi die klebrige Flüssigkeit mit ein paar Servietten, die von den Hackbällchen übrig geblieben waren, aufzuwischen. Yukke war derweil vor dem sich weitflächig ausbreitenden Alkoholsee auf das Sofa geflüchtet. Der schon immer mit etwas weniger Sauberkeitsbedürfnis ausgestattete Sänger hob nur die Füße an; machte aber auch keinerlei Anstalten Satochi bei seinem Malheur zu helfen. Der Fernseher lief immer noch, keiner von ihnen war auf die Idee gekommen, ihn auszustellen. Wortlos holte Miya mehrere Rollen Küchenpapier, einen Eimer und eine Schüssel Wasser, kommandierte Yukke und Tatsurou zum Aufwischen ab. „Wieso müssen wir putzen, wenn ER was umgeworfen hat?“ maulte Tatsurou. „Weil ihr zusammen schneller seid, weil sonst meine Gitarren im Zimmer nebenan kaputt gehen würden und DAS“, betonte er, „DAS… wäre nicht schön- für euch! Und im Übrigen wollte ER anfangs freiwillig helfen und mit Gizmo,“ er deutete auf den immer noch die Haustür zerkratzenden kleinen Hund, den die anderen schon längst wieder vergessen hatten „…spazieren gehen. Soviel Hilfsbereitschaft kann ich an euch beiden heute nicht unbedingt erkennen.“ „… und wie sollte bitteschön das bisschen Sake 4 Meter weg, um die Kurve, durch die verschlossene Tür in ein anderes Zimmer fließen? Und überhaupt, wir sind ja zu Gast, möööh…“ maulte jetzt auch der klatschnasse Papiertücher in den Eimer feuernde Bassspieler, der sich auf einen Abend ohne Hausarbeit gefreut hatte. Normalerweise hätte er ja nichts dagegen gehabt, mitzuhelfen. Jedoch hatte sein Mitbewohner und Liebhaber Iwagami Tatsurou- san die Faulheit in den letzten Wochen so sehr gepachtet und immer neue Ausreden zwecks Vermeidung häuslicher Tätigkeiten gefunden, dass alles an im hängen geblieben war. Miya wühlte in seinem Kleiderschrank und drückte dem verdattert da stehendem und sich ständig entschuldigenden Satochi ein frisches T-Shirt in die Hand. Erleichtert zog Sato das schmutzige Oberteil aus und drückte es Miya in die Hand. Jener wusch die Flecken im Waschbecken aus, während Sato versuchte in das violette Hemd zu schlüpfen und dabei einen Moment mit dem etwas zu kleinen Halsausschnitt kämpfte. „Aha. Satochi- kun hat wohl gerade eine ,richtige’ Freuuundin.“ Giftete es aus Tatsurous Richtung (am Boden), der das Desaster gerade fertig beseitigt hatte. „Hä? Woher weißt du denn das schon wieder?“ fragte Yukke, sah auf, sah die verdächtigen Blutergüsse an dem Nacken des Drummers, machte runde Augen und sagte nichts weiter. „Ähh? Ähm, also, “ versuchte Satochi hastig abzulenken, „ich geh jetzt mit dem Hund.“ Und weg war er. „Früher hatte er doch auch immer diese höchst verdächtigen Kratzspuren auf dem Rücken“ kicherte Yukke fast mädchenhaft und versteckte wie immer sein schiefzahniges Lachen hinter seiner Hand. Miya kam wieder zurück ins Zimmer. „Ja, die sahen genauso aus wie die, die Gizmo an der Tür gemacht hat! Oder die Tet- chan mir heute Morgen verpasst hat, nur weil DU zu doof warst, und das arme Tier halb durchs Zimmer geworfen hast!“ Vorwürfe machen fiel Tatsurou nie besonders schwer. „Was schläft dieser fürchterliche Katzendämon auch direkt auf meiner Decke ein! Ich dachte ich sterbe, als ich aufwache und auf mir dieses bepelzte, riesige, fette, “ Yukke bibberte und zählte weiter Adjektive auf: „leuchtäugige, böse, kratzbürstige Monster sitzt!“ „Und deshalb wirfst du ihn mir auf den nackten Rücken? Das hat voll wehgetan! Schon mal daran gedacht, dass ne Katze Krallen hat? Das hat sogar fast geblutet!“ Miya beschloss das weitere Gespräch der beiden völlig zu ignorieren und räumte ein bisschen weiter auf. Nicht, dass einer Gitarre noch etwas passierte. Glücklich, dass Satochi endlich wieder da war und den Hund zurück brachte, warf Miya seine Gäste allesamt mehr oder weniger unsanft raus, er wollte jetzt doch endlich ein wenig Ruhe haben und morgen war ja auch wieder Probe fürs nächste Konzert. Ausnahmsweise ließ Miya das Schlachtfeld, das die anderen drei jedes Mal hinterließen, unaufgeräumt. Er war einfach nur müde und wollte schon ins Bett gehen, da fiel ihm etwas Glitzerndes auf dem Boden auf. Laut gähnend bückte er sich und fischte Satochis Kette unter dem Tisch hervor. Die muss ihm wohl hingefallen sein, als er sich umgezogen hat, dachte Miya und drehte die ineinander verschlungenen Ringe gedankenverloren in seiner Hand. Damit er nicht vergaß, das Schmuckstück am nächsten Tag mitzunehmen, legte er es auf seinen Nachttisch. Doch dummerweise verschlief er am folgenden Morgen. Schlaftrunken torkelte er in die Küche und kippte einen glühendheißen Kaffee zu schnell in sich hinein. Dabei verbrannte er sich die Zunge. Völlig genervt feuerte er die Tasse in das Spülbecken, warf schnell ein paar Dinge in eine Tasche, zog seine Bad-hair-day Mütze über den Kopf und setzte Gizmo bei seiner Hundesitterin nebenan ab. Aufstehen war für den kleinen dunkelhaarigen Mann die Hölle, denn er ging einfach Tag für Tag zu spät ins Bett- es war ja auch immer noch so viel zu tun! – und bekam oft viel zu wenig Schlaf. Ihm hatte mal jemand gesagt, es wäre wesentlich einfacher, ihn ins Bett zu bekommen, als wieder hinaus. Nun, zumindest wusste man bei ihm woran man war, dachte er mit einem kleinen, perversen Lächeln. Dieses gefror, als ihm wieder einmal bewusst wurde, dass er schon seit langem niemanden mehr hatte, der so etwas hätte sagen können. Sicherlich hatte er die eine oder anderer Begegnung privater Natur, aber es war schon ewig her, dass er neben jemand aufgewacht war, der ihn dann wegen seiner Morgenmuffeligkeit hätte triezen können. Sex war eben nicht alles. Es gab ihm manchmal einen Stich, wenn er Pärchen wie Tatsurou und Yukke beobachtete. Manchmal, wenn sie glaubten, dass niemand hinsah, konnte man die eine oder andere vertraute Geste beobachten. Eine einfache Berührung, ein verstohlenes Flüstern, verstecktes Händchenhalten; man konnte es nur dann sehen, wenn man genau darauf achtete. Aber Miya sah es trotzdem. Die geringe Wahrscheinlichkeit, sich in seinen besten Freund zu verlieben und die noch geringerer Wahrscheinlichkeit, dass jener das auch erwiderte und die noch viel geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie das hinbekamen… Es war zu lange her, dass er eine feste Beziehung hatte, fand Miya und er zweifelte auch, ob er bei seinem unsteten Lebensstil überhaupt je in der Lage wäre eine zu führen. Wann sollte er sich denn auch mit jemandem verabreden, wenn er die eine Hälfte des Jahres auf Tour und die andere Hälfte des Jahres im Studio verbrachte? Missmutig ging er zur Arbeit. Wenigstens konnte er sich auf das Solokonzert von Daishi Kajinaga, dem ehemaligen Sänger von Psycho le Cému, der ihn zu seinem ersten Konzert seit Monaten eingeladen hatte, am Abend freuen. Aber seine Laune verbesserte sich dadurch auch nicht gerade, da er im Backstagebereich nach dem Konzert zufällig sah, wie Daishi trotz aller Beteuerungen, er sei schon seit Monaten clean und würde nie mehr Drogen nehmen, verdächtige bunte Pillen nahm. Er hatte versucht ihn zur Rede zu stellen, aber Daishi hatte ihn damit abgespeist, dass seien nur Vitamine, weil er erkältet sei und überhaupt wäre alles das seine Sache und würde ihn nichts angehen. Wütend und enttäuscht war der Gitarrist nach Hause gerauscht. Den nächsten Morgen verschlief er schon wieder. Unglaublich mies gelaunt stapfte er Richtung Probenraum, heute musste er sich zusammenreißen, morgen war wieder ein Konzert. Deprimiert und wortkarg brachte er den Tag hinter sich, bis es Yukke nicht mehr aushielt und ihn fragte, was denn überhaupt los mit ihm sei. „Ich glaube Daishi- san nimmt wieder Drogen. Ich bin mir nicht sicher, aber es sah sehr danach aus.“ Niemand sagte etwas. Nur von Yukke kam ein leises: „Oh.“ Einige unangenehme Minuten später beschloss jener die Stimmung mit ein wenig Fast Food zu verbessern und zerrte Tatsurou als Träger mit ins nächste Burgerrestaurant, um fettiges Essen für alle zu holen. Jetzt saßen nur noch der Drummer und der Gitarrist auf den Sesseln im Proberaum und starrten Löcher in die Luft. Miya hatte eigentlich überhaupt keine Lust mehr, irgendetwas zu machen und nahm deshalb seine rote Lieblingsgitarre zur Hand; er wollte einfach nur klimpern. Als er nach einigen unbefriedigenden Minuten aufsah, fiel ihm auf, wie besessen Satochi in seinem Rucksack wühlte, alles auspackte, ausschüttelte und wieder einpackte, auspackte, ausschüttelte und wieder einpackte. „Suchst du was?“ „Ja, ich dachte… man wo ist das Teil bloß… ich könnte schwören…“ Er drehte den Rucksack um und alles purzelte auf den Boden. Zwischen seinem Essen, der Wasserflasche, dem Handy, Ersatzschlagzeugsticks, den Kugelschreibern und Zettelchen, der Tageszeitung von gestern und mehreren Päckchen neuartigen Taschentüchern mit Anti-Virus Beschichtung fand er aber auch nicht, was er suchte. Demonstrativ stemmte er die Hände in die Hüften und machte ein verwirrtes Gesicht. „Was suchst du denn nun?“ „Äh ja, ich suche meine Lieblingskette, die mit den zwei Ringen, du weißt schon…“ „Die liegt bei mir.“ „Wann ist die denn dahin gekommen?“ „Vorgestern, weißt du nicht mehr? Muss wohl beim Umziehen abgestreift worden sein, da wo Tatsurou dann die Story mit den Kratz- ahhh, dein T-Shirt liegt übrigens auch noch bei mir!“ fügte er hastig hinzu; Satochi hatte das ja alles gar nicht mehr mitbekommen, „jedenfalls ist das Ding bei mir. Komm nachher einfach mit, bevor Gizmo sie noch in die Ecke zerrt und vollsabbert.“ Die Cheeseburger, Pommes Frites und Hähnchenflügel von Tatsurou und Yukke, rührte Miya kaum an, aber sie hatten ihm Schokoladeneis mitgebracht und das das war fast so gut wie Pudding, darum hellte sich die Miene des Leaders ein wenig auf. Eigentlich wollte Sato nur seine Sachen holen, aber irgendwie hockte er jetzt bei Miya vor der Glotze, rauchte und streichelte einen zufriedenen Gizmo auf seinem Schoß. Schweigend saßen sie vor dem Bildschirm und schauten Musiksendungen. In einer Newsshow liefen ein paar Bilder von genau dem Konzert, dass Miya sich gestern angesehen hatte, mit einem kurzen Interview mit dem Sänger. Miya schaltete den Fernseher aus, schüttelte vehement den Kopf und rutschte wie ein nasser Sack von der Couch auf den Fußboden. Dort blieb er- den Nacken an die Sitzkante gelehnt- regungslos sitzen. Satochi ließ sich ebenfalls das Möbelstück hinab gleiten und saß nun neben dem deprimierten Gitarristen. Miya runzelte die Stirn. Dann nahm Satochi eine neue Zigarette aus seiner Hosentasche, steckte sie in den Mund und zündete sie an Miyas an. Plötzlich hüpfte der Hund von den Beinen des Drummers, sprang zu seinem Besitzer, stellte sich auf die Hinterbeine, legte seine Pfoten auf dessen Brust und versuchte ihn abzuschlabbern. Unwillkürlich musste Miya lachen und versuchte der Sabberattacke auszuweichen und dabei möglichst kein Brandflecken auf dem Fußboden, der Couch oder Gizmo zu verursachen. „Tiere merken sofort, wenn es einem schlecht geht.“ sagte Sato und streichelte Gizmo über den Kopf. Der versuchte daraufhin auch Sato abzulecken (was ihm nicht gelang, denn so gern der Schlagzeuger Miyas Haustier auch hatte, so mochte er doch keine klebrige Hundespucke im Gesicht haben). Kurz darauf rollte er sich genau zwischen den beiden Männern zusammen und schlief ein. „Es ist schon spät.“ meinte Miya, nahm den leise schnaufenden Gizmo in seine Arme und brachte ihn in seinen Korb im Schlafzimmer. „Nur für Hunde und kleine Kinder ist es spät.“ antwortete Satochi. Ein paar Sekunden zögerte Miya, eigentlich wollte er schlafen gehen, aber dann setzte er sich wieder auf das Sofa, hinter Sato, der noch am Boden saß. Der griff jetzt nach einer weiteren Dose seines Lieblingsenergydrinks, den der Ältere immer extra für ihn kaufte und öffnete sie zischend. Satochi wollte anscheinend wirklich noch nicht gehen. PS: Crêpe sind auch Eierkuchen XD Mjamjamjam^^ PSS: Miya hat für Daishi Kashinaga übrigens auch einen Song geschrieben, er heißt Jitsuroku Shounen Hanzai Ki Kagaku. -- --- YEAH! Endlich ist das erste Kapitel fertig, das schmort schon seit 3 Monaten oder so auf dem PC, aber ich hab so viel dran umgeschrieben und umgestellt, bis es mir gefiel^^. Dafür hab ich schon viiiiel vorgeschrieben, sodass die nächsten teile auf jeden Fall schon mal vorgedacht und zum Teil angeschrieben sind= schnellerer Upload. Und ich habs geschaftt nicht genau 1 Jahr bis zur nächsten FF zu brauchen sondern nur 363 (oder 364, je nach Hochladedaum^^) Und wie ichs schon einigen versprochen hab, werden mit 100% Sicherheit einige Adultteile kommen *grins*. Ich werd davon aber -soweit es geht- auch immer die jugendfreie Version hochladen. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 „Hey du!“ Yukke sah auf. Offensichtlich war er gemeint. Ein ziemlich widerlich aussehender Kerl wollte anscheinend etwas von ihm. Da er ihn nicht kannte und keine Lust auf Konversation mit dem sichtbar Angetrunkenen und seinen Freunden, die aus dem Hintergrund auftauchten hatte, beschloss er ihn zu ignorieren und weiterzugehen. „Hey du kleiner Pottkopf! Ich rede mit dir!“ Pott war ein Wort, mit dem ihn Tatsurou liebenswürdigerweise mindestens dreimal täglich bedachte, das war gar kein Schimpfwort mehr für ihn. Fest entschlossen beachtete Yukke die Typen weiterhin nicht und beschleunigte seinen Schritt. Dummerweise war es schon dunkel, kein Wunder Mitte Dezember am späten Nachmittag… er wollte sich eigentlich nur kurz die Beine vertreten, bevor sie auftraten und dann das… „Hey du scheiß Schwuchtel! Bleib gefälligst stehen!“ Zornig biss der Bassist die Zähne zusammen, einfach nicht beachten, nicht beachten, die Idioten hatten halt sowenig im Hirn, dass ihnen keine bessere Beleidigung einfiel… „Ich habe gesagt ich rede mit dir!“ sagte der pöbelnde Typ und baute sich vor Yukke auf. Machomäßig verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte ihn abfällig von oben bis unten. Der Kerl war ein bisschen kleiner als Yukke, aber wesentlich kräftiger und muskulöser gebaut als der schlanke Bassist. Er und seine Kumpanen trugen alle dicke, wattierte Jacken, die sie noch breiter und gefährlicher aussehen ließ. Zu dumm, dass der Club Junk Box in Nagano ausgerechnet in einer Gegend lag, die abends als nicht unbedingt die beste galt. Nur wenn ein Konzert stattfand, war es etwas belebter, aber die Fans hielten sich meistens am Eingang auf und nicht unbedingt in den Gassen hinter dem großen Gebäude. Wenn die Menschen in der Halle waren, war alles wieder völlig leer. Hinter dem Anführer stellte sich der Rest der Bande auf, ein großer dünner Kerl mit pickliger Haut, ein normal großer mit sehr breiten Schultern der mit den Fingerknöcheln knackte und ein Typ der fast so groß wie Tatsurou war nur bei weitem nicht so dünn. Keiner von ihnen schien alt genug um legal Alkohol trinken zu dürfen. Um den albernen dramatischen Effekt noch zu erhöhen, den die Bande augenscheinlich zu erzielen versuchte, standen sie mit dem Rücken zu einer Straßenlaterne und das ungesunde gelbliche Licht ließ bedrohliche Schatten in ihren Gesichtern entstehen. Yukkes Beine zuckten automatisch und er war schon im Begriff wegzulaufen, da schnellte die Hand des langen Dünnen hervor und packte ihn so fest am Arm, dass er beinahe hinfiel. „Was wollt ihr eigentlich ihr Pisser?“ fauchte der Bassist und rappelte sich auf, den Angreifer hatte er abgeschüttelt, aber dafür standen jetzt alle vier um ihn herum. Er war eingekreist. „Na endlich“, grinste der Boss und schnipste einen Kronkorken gegen Yukke „Reagiert er mal. Oder soll ich doch lieber reagiert SIE sagen? Huuu!“ die anderen lachten schmierig über den schlechten Witz „Weißt du, so ein Gesindel wie euch will ich hier nicht haben. Du und dein Loverboy, der Große mit der roten Strähne,“ Yukke erblasste. Verdammt, die Typen meinten es wirklich ernst. Er hätte Tatsurou von seiner Knuddelattacke ein paar Stunden zuvor abhalten müssen, aber es war doch niemand zu sehen gewesen, darum hatte er es einfach zugelassen. „Ihr gehört doch alle eingesperrt! Obwohl, “ jetzt grinste er ganz fürchterlich, dass man seine schlechten Zähne sehen konnte und er beugte sich soweit zu Yukke vor, das der dessen fauligen Atem riechen konnte „das würde dir wahrscheinlich noch gefallen, weil ihr euch dann alle gegenseitig in den-“ Und Slam! Landete eine Faust im Gesicht des Anführers, der auf den Boden fiel und sich verwundert die Wange hielt. Er war es nicht gewöhnt, dass die Opfer zurückschlugen. Seine Miene verzerrte sich wütend. Mit einem Wink fingen die Schlägertypen an, auf Yukke einzuschlagen, zwei hielten seine Arme fest, während die anderen ihn anspuckten und ohrfeigten, ihn hin und herschubsten, dann in die Kniekehlen traten, damit er einknickte. Der Oberschläger war wieder aufgestanden und im Begriff auf Yukke einzutreten, als ein scharfer, gehorsam gebietender Ruf die Luft durchschnitt. „OI!“ Die Jugendbande hielt inne, Yukke fiel auf den Boden und blieb liegen. Ein Mann kam um die Ecke, seine Gestalt zeichnete sich langsam in der Dunkelheit ab, man erkannte, dass es Miya war. „Lasst ihn gefälligst in Ruhe!“ befahl er. „Ach und warum sollten wir auf dich hören, Kleiner? Du bist doch viel zu mickrig um gegen uns was ausrichten zu können!“ „Erstens, du Vollidiot, “ er zog sein rotes Mobiltelefon aus der Jackentasche und klappte es auf, das Display leuchtete sehr hell und bläulich „was glaubst du denn, welche Nummer ich gerade angerufen habe?“ Er steckte das Telefon wieder ein und zündete sich ruhig eine Zigarette an, die kleine Flamme des Feuerzeugs erhellte sein Gesicht und der Schläger wich zurück, als er den Ausdruck darin sah. „Und zweitens, bin ich nicht alleine gekommen.“ Wie aus dem Nichts erschienen hinter ihm zwei weitere bekannte Silhouetten. Satochi zog sich die Ärmel hoch und Kondo- san, der Konzertproduzent und allseits bekannte blonde Roadie sah auf die auf einmal noch viel jünger erscheinenden Angereifer hinab, als wären sie ein paar Kakerlaken, die es zu zerquetschen galt. „Verdammt“ zischte eins der Gangmitglieder und sah sich hastig um, ob schon die Polizei kam. „Boss, lass uns abhauen, die schaffen wir nicht, bis die Bullen da sind.“ Ob sie es überhaupt schaffen könnten, drei erwachsene Männer, von denen zwei harte körperliche Arbeit gewöhnt waren und regelmäßig Sport betrieben und einer- auch wenn er schmächtig war- als Jugendlicher selbst Erfahrung in den Straßen gesammelt hatte, zu überwältigen, war recht zweifelhaft. Der Bandenchef knurrte ungehalten, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Seine Kumpels waren etwas langsamer von Begriff, um zu kapieren dass ihr Boss gerade die Fliege machte und wären beinahe noch von Satochi und Kondo erwischt worden. Miya hockte sich derweil neben Yukke auf dem Boden und sah seine Verletzungen an. Zum Glück war er nicht bewusstlos, aber er stöhnte vor Schmerz auf, als Miya die dicke Beule an seinem Hinterkopf berührte. „Kannst du aufstehen?“ fragte er besorgt und atmete erleichtert auf, als der Bassist mit ein wenig Hilfe seinerseits wieder auf den Beinen stand. „Soll ich einen Krankenwagen rufen?“ „Nein, ich glaub es ist alles noch dran, mir tut nur der Kopf weh… itaiiii… Hast du wirklich die Polizei gerufen?“ fragte er. „Nein, dazu hatte ich gar keine Zeit, das war nur eine Finte. Aber jetzt lenk nicht ab, vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung, ich ruf jetzt einen Arzt und sag das Konzert ab.“ Entschlossen zog er wieder sein Handy hervor und wählte schon den Notruf, als Yukke ihm seine Hand wegzog und ihn flehentlich ansah. „Wenn du da anrufst, werden die wissen wollen, wie das passiert ist und die Polizei holen und ich kann doch die Polizei nicht anlügen und dann kommt alles raus und ich will nicht-“ er nahm das Handy aus Miyas Hand und löschte die eingegebene Nummer. „Was willst du nicht?“ fragte Miya leise. „Ich will nicht, das Tatsurou irgendetwas hiervon erfährt.“ Flüsterte er und starrte auf den Asphalt. „Wenn jemand fragt, dann sagt einfach, ich wäre eine Treppe hinunter gefallen, klar? Das gilt für euch alle!“ rief er etwas lauter, damit auch Satochi und Kondo es hören konnten, die jetzt wieder bei ihnen waren. Nachdem sie zurück im Club waren, setzte sich Miya neben Yukke auf das Sofa in der Garderobe, hielt ihm einen Eisbeutel an den Kopf und drückte ihm Kopfschmerztabletten aus seiner Tasche, die vor den Spiegeln stand, in die Hand. „Warum haben sie dich überhaupt angegriffen? Waren die einfach nur besoffen und suchten Streit oder steckt etwas anderes dahinter? Und warum bitteschön, sollen wir sagen, dass du eine Treppe herab gefallen bist?“ Miya hasste zu lügen. „Ich- ich will einfach nicht, das Tat- chan sich Sorgen macht, weil-“ er verstummte und begutachtete wieder den Boden. „Weil? Jetzt schon raus mit der Sprache, sonst sage ich ihm die Wahrheit!“ Miya konnte sehr, sehr überzeugend sein, wenn er wollte. „Weil er dann denkt er wäre schuld, weil die Typen wohl vorhin gesehen haben wie er mich geküsst hat, verdammt noch mal!“ entfuhr es Yukke und wütend er schlug mit der Faust auf die Armlehne. „Aber er kann doch nichts dafür, dass so ignorante Vollidioten auf dich losgehen!“ „Sag ihm das mal! Du kennst ihn doch, er knabbert doch schon daran, dass meine Eltern jedes Mal wenn wie sie besuchen, fragen, ob ich denn nicht eine kleine Freundin hab, weil ich ihnen noch nicht sagen konnte, dass wir… und dann so was hier…“ traurig ließ er den Kopf hängen und biss auf seiner Oberlippe herum. Miya sagt nichts mehr, sondern brachte einen neuen Eisbeutel und Make-up, damit Yukke sich die zwei blauen Flecken im Gesicht wegschminken konnte. Immerhin war es keine halbe Stunde mehr, bis sie auftreten mussten. Obwohl ihm der Kopf immer noch wehtat und er bestimmt ein paar fiese Prellungen am ganzen Körper hatte, spielte er die komplette Playlist des Abends fehlerfrei durch. So professionell war er schon. Nur bei dem neuen Song, Nijuugoji no yuutsu, wo er einen E-Kontrabass spielte und sich viel mehr bewegte, musste er hart die Zähne zusammen beißen, um nicht laut aufzustöhnen. Er spürte die besorgten Blicke von Miya und Satochi in seinem Rücken und er hatte auch gemerkt, dass Kondo- san, der ihnen vor Betreten der Bühne normalerweise immer aufmunternd auf den Rücken klopfte, diesmal darauf verzichtet hatte. Zusätzlich hielt er sich auffällig oft auf seiner Seite, statt bei Miyas tausend Gitarren, um die er sich sonst kümmerte, auf. Tatsurou hatte scheinbar noch nichts bemerkt, aber das würde noch kommen, da war sich Yukke ziemlich sicher. Auch wenn man es ihm nicht ansah, besaß der Sänger doch eine scharfe Beobachtungsgabe und konnte meist genau einschätzen, wie es um sein Gegenüber bestellt war. Nach dem Konzert überließ Yukke das Aufräumen ausnahmsweise mal allen anderen und machte sich allein in einem Taxi auf ins Hotel. Er wollte schon im Bett liegen und schlafen, wenn Tatsurou kam, das ersparte ihm die unangenehmen Fragen wenigstens bis zum nächsten Morgen. Als er duschen ging, konnte er erstmals sehen, wie die vier Schläger ihn zugerichtet hatten. Neben den beiden blauen Flecken auf der Wange und der Beule am Hinterkopf, konnte man auf seinen Oberarmen die Abdrücke der der Hände erkennen, die ihn festgehalten hatten, außerdem hatte er sich die Knie aufgeschürft und seine ganze linke Seite schmerzte. Langsam stieg er in die Duschkabine; das Hotel war ganz im westlichen Stil eingerichtet und eine Badewanne hätte gar keinen Platz gehabt in der engen Nasszelle. Das warme Wasser tat ihm weh. Die Zimmertür wurde aufgerissen, just in dem Moment, als sich Yukke das Oberteil seines Pyjamas anziehen wollte. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass verletzt bist? Ich bin aus allen Wolken gefallen, als Sato mir eben, auf die Frage, wo du hin entschwunden bist, antwortete, du würdest dich ausruhen, weil du eine Treppe herunter gefallen bist!“ Sauer knallte Tatsurou die Tür zu, das ganze Hotel musste durch den Lärm aufgewacht sein. Yukke saß auf dem Bett und versuchte hastig sein Hemd zuzuknöpfen, aber er war zu langsam für Tatsurou. „Zeig mal her.“ brummte er, zog ihm dabei den Stoff von den Schultern weg. Eine ganze Reihe verschiedener Emotionen zeigte sich auf seinem Gesicht. Er kannte diese Art von blauen Flecken. Er selbst hatte einen solchen Abdruck auf seinem Arm gefunden, damals, nachdem Yukke ihn wieder auf die Rainbowbridge gezogen hatte, damals, als er beinahe von jener Brücke gesprungen wäre. Aber das hier war etwas anderes. „Du bist von keiner Treppe gestürzt.“ stellte er fest und schluckte. Yukke sah ihn nicht an. Stattdessen spielte er mit seinen Fingern, die in seinem Schoß lagen. „Wer war das?“ Jetzt fielen ihm auch die Hämatome auf der Wange und am Auge auf. „Warum…“ Vorsichtig wollte er sie berühren, doch plötzlich zuckte Yukke zurück. „Fass mich nicht an!“ Tatsurou schaute ihn vollkommen entsetzt an. Dann ließ er seine Hand sinken. „Yu- chan“ flüsterte tonlos, „Kami- sama... du, du bist doch nicht etwa…?“ „Gott nein!“ schrie Yukke „Aber das tut verdammt weh!“ Komplett verwirrt setzte sich Tatsurou in einen Sessel und stützte den Kopf auf seine Arme auf. Er sah aus, als wäre er fertig mit den Nerven. Und dafür hatten zwei kurze Minuten ausgereicht. „Warum hast du den anderen gesagt, du wärst gestürzt?“ fragte er nach einer längeren Pause. „Ich habe sie darum gebeten.“ „Was denn, “ schnaubte er, „war etwa noch jemand dabei, als du so zugerichtet wurdest?“ „Miya- kun, Satochi- kun und Kondo- san haben die Typen vertrieben.“ murmelte Yukke. „Und dann lässt du sie für dich lügen? Lügst du mich etwa auch an?“ Schmerzverzerrt schaute Yukke auf, dicke Tränen kullerten seine Wangen hinab. „Nein, niemals…“ „Du sagst, du lügst mich nicht an! Dann sag mir, warum die dich zusammengeschlagen haben? Warum antwortest du denn nicht?“ Jetzt war Tatsurou wieder von dem Sessel aufgesprungen und kniete sich vor Yukke hin, damit er ihn direkt anschauen konnte. Mit aller Willenskraft bezwang er seine Hände, dass sie nicht zitterten, als er Yukkes in die seinen nahm und seine Stimme, dass sie wieder ruhig wurde, als er mit ihm sprach. „Hast du was geklaut? Hast du wen beleidigt? Hast du die irgendwie provoziert?“ „Nein…“ „Dann, dann hat ihnen dein Haarschnitt nicht gefallen? Oder waren es deine Schuhe? Du bist doch nicht etwa als Yuketsuko rumgerannt?!“ „Neeeein.“ Obwohl er immer noch heulte, klang Yukke grantig. So blöd war er nun auch nicht. „Verdammt… mochten die einfach keine Musiker? Haben sie dich erkannt und verhauen, weil du mal im Fernsehen warst?“ Der Bassist schüttelte nur den Kopf. Aber er brachte den Grund einfach nicht über die Lippen. „Wegen mir? Wegen mir haben die dich verprügelt? Weil du mit mir zusammen bist?“ Warum musste Tatsurou auch nur so eine gute Intuition haben. Yukke reagierte gar nicht mehr und ließ nur den Kopf hängen. „Das ist es also.“ Damit hätte er nie gerechnet. So zynisch Tatsurou auch sein konnte, so gutgläubig war er auch. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass so etwas passieren könnte. Klar, man las darüber in der Zeitung, aber das das jemandem in seiner engsten Umgebung hier und jetzt geschah… Er ließ von ihm ab. Yukke drehte sich weg und vergrub sich in seiner Bettdecke. Weil er sich so zusammenrollte sah er wie ein Knäuel Stoff mit Haaren aus. Er hörte wie Tatsurou sich auszog und ins Bad ging. Eine geschlagene Stunde hörte man das Wasser rauschen, und kleine Dampfwolken stieben unter der Tür hervor, dann ging sie wieder auf. Jetzt hatte sich Yukke zwar wieder ein bisschen beruhigt, aber er merkte, wie abweisend Tatsurou war, als der sich neben ihn in das Doppelbett legte und nicht einen Ton sagte. „Tat- chan… Tatsurou…“ wisperte er, aber der Sänger rutschte nur weiter von ihm weg und lag jetzt mit dem Rücken zu ihm. Was hab ich denn getan? Fragte sich Yukke und zog die Decke über seinen Kopf um Tatsurou nicht mehr sehen zu müssen. Irgendwann schlief er ein. Als Tatsurou am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben ihm leer und kalt. ------- Nijuugoji no yuu-utsu Eine scharlachrote Laterne aus China hängt von meinen Hals herunter 25 Stunden lang im Regen in Richtung des Horizonts der Melancholie Dunkelheit, überall Dunkelheit Seufzer, in Tausende von Stücken zerrissen Ja, die Liebe unterwirft sich nicht dem Wind Und ich bin eine kaputte Fahne Die Nacht ist schön heute Abend, nicht wahr? Blühend, verhext im Rythmus Diese Nacht in der wir tanzen ist nichts als reine Einbildung Am Fuße des Wolkenkratzers Ich kaue an meinem Herzen Deine Antworten knirschen zwischen den Zähnen Ich bin nur ein Geist Und du läufst mir hinterher wie Peter Pan Das ist doch eine Geschichte, oder? Nichts ist wahr Schenke mir die reinste Liebe des Jahrhunderts Für diesen einen Traum, in dem wir beide tanzen Am Fuße des Wolkenkratzers Ich suche ein Mittel um von diesem Herzen herabzusteigen, auf dem die Liebe aufgeblüht ist Denn ich bin ganz alleine seit ich mit dir zusammen bin Es ist falsch zu sagen dass die Liebe uns stärker gemacht hat Schau nur wie schwach ich geworden bin! ---- (Lyrics by Tatsurou) ----- PS: Ich find mich selbst gemein… PSS: Möhö, jetzt hab ich euch überrascht XD Ihr dachtet wohl, Miya bekommt seine One-man FF, hehe .. aber ich kann von Tatsu/Yukke einfach nicht lassen ^^ PS: „Oi“ heißt übrigens „Hey“ auf jap. und „Itai“ heißt „Aua“ (nicht wahr Tattoo *g*) Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Nicht nur Yukke war weg. Auch sein gesamtes Gepäck, seine Kleidung, seine Zahnbürste, sein Reise-Bearbrick-Figürchen, alles war weg. Beunruhigt warf sich Tatsurou eine Jacke über und machte sich auf die Suche. In letzter Sekunde steckte er noch den Zimmerschlüssel ein, dann fuhr er mit dem Lift eine Etage tiefer zu den Zimmern von Miya und Satochi. Das Hotel war billig- im Verhältnis zu denen in den dichter besiedelten Gegenden wie Kansai oder Kanto. Ein Ausländer hätte es wohl immer noch überteuert gefunden. Aber so kurz vor Weihnachten und dem Neujahrsfest hatte sich Miya zu Tourbeginn breitschlagen lassen und für jeden (außer Yukke und Tatsurou natürlich) Einzelzimmer gebucht. Eine angenehme Winzigkeit von Privatsphäre, im unsteten Bandleben. Tatsurou klopfte an Miyas Zimmertür und wartete. Er wusste, wie furchtbar morgenmuffelig Miya sein konnte und hätte eigentlich geduldiger sein müssen, aber Tatsurou konnte nie wirklich geduldig sein, wenn er etwas wollte. Von einem Bein aufs andere tretend stand er vor der Tür, bis ein noch halb im Koma befindlicher Miya mit demselben zerknitterten T-Shirt am Leibe, dass er schon am vorigen Tag getragen hatte, öffnete und ein knurriges: „Bischt du irre? Es ischt halb neun!“ hervornuschelte. „Ist Yukke bei dir?“ „Würde ich dann noch schlafen können? Mein Gott, ihr habt doch schon ein Doppelzimmer, mach dich vom Acker, ich schlaf weiter.“ Tatsurou schmollte ihn an und langsam kam in Miyas umnachteten Verstand wieder die Erinnerung an den gestrigen Tag hoch. „Habt ihr euch gestritten? Geht’s ihm schlechter?“ fragte er gähnend, fing aber schon an, etwas besorgt miyamäßig auszusehen. „So- so kann man das nicht sagen- ich- ach vergiss es und leg dich wieder hin. Du siehst aus wie ein Zombie.“ Mit diesen freundlichen Worten zischte Tatsurou ab, versuchte sich an Satochis Zimmernummer zu erinnern und klopfte an die Nummer 302. Ein Zimmermädchen öffnete die Tür und blickte ihn fragend an. Falsches Zimmer. Er erspähte ein „Bitte nicht stören“ Schild an der Klinke des gegenüberliegenden Raums und lauschte diesmal vorsichtshalber durch das Holz. Leise Stimmen waren zu vernehmen. Erleichtert klopfte er an, ihm wurde geöffnet, Satochi stand vor ihm und schaute ihn verwundert an. Tatsurou drängte in den Raum, auf der Suche nach Yukke, aber es war nur der Sprecher im Frühstücksfernsehen den er sprechen gehört hatte. Es ging um die drohende Gefahr der Ausrottung bestimmter Schafsrassen in Japan. Ohne Kommentar ging der Sänger wieder und ließ einen verdatterten Drummer zurück. Schafe interessierten ihn jetzt nicht. Anstatt auf den Fahrstuhl zu warten, nahm er stattdessen die Treppe und rannte die vier Stockwerke bis zum Erdgeschoss hinab. Er stürzte vor die Tür, vielleicht war Yukke einfach nur Zigaretten kaufen gegangen. Oder Bier. Oder Mangos. Aber an dem Kiosk um die Ecke war auch keine Spur von Yukke. Dann erst fiel Tatsurou ein, vielleicht einmal im Frühstücksraum nachzusehen. Also machte er sich zurück ins Hotel, durchquerte das Foyer mit der Rezeption und folgte der Beschilderung in das hoteleigene Bistro, das morgens als Frühstückszimmer diente. Und dort saß Yukke neben seinem riesigen, weißen, hier und da bekritzelten Koffer und einer großen Reisetasche allein an einem Tischchen. Er blätterte geistesabwesend in einer der ausliegenden Morgenzeitungen des Hotels und kaute auf einem Croissant. Auf japanisches Frühstück hatte er keine Lust gehabt, der Geruch der Nattobohnen hatte ihm den Appetit verdorben. Ihm tat der Bauch zu sehr weh, um mehr als Tee und das kleine Croissant hinunter zu bekommen. Einen Moment lang war Tatsurou doch erleichtert, ihn endlich gefunden zu haben. Und er hatte eigentlich vorgehabt, sich zu entschuldigen. Aber als er sah, wie lustlos Yukke dasaß und sich scheinbar keinen Deut darum geschert hatte, dass er sich um ihn Sorgen hätte machen können- er war ja schließlich verletzt- da kam wieder dieser Widerwille in ihm hoch. Warum sollte er sich eigentlich entschuldigen? Immerhin war es, der angelogen wurde! Hochnäsig stolzierte er an dem Bassisten vorbei, holte sich einen Kaffee, eine Schüssel Reis, Misosuppe, ein bisschen eingelegtes Gemüse und vor allem eine riesige Portion Natto. Immer noch hochnäsig ließ er sich auf einen Stuhl an dem Tisch genau gegenüber Yukkes plumpsen und schaufelte sein Essen in atemberaubender Geschwindigkeit in sich hinein. Sie schafften es eine geschlagene Stunde ohne ein Wort zu sagen dazusitzen, bis endlich die Stille durch Sato gebrochen wurde, der zum Essen kam. Verwundert, dass die beiden nicht - wie sonst immer- an einem Tisch waren, setzte er sich neben Yukke. An Tatsurous Tisch war nämlich kein Platz mehr, da stand alles voller benutztem Geschirr und der Sänger strahlte dazu noch eine Aura der Zickigkeit aus. Er erkundigte sich vorsichtig, wie es dem Bassisten denn so ging, immerhin waren Prügeleien bei ihm weiß Gott nicht an der Tagesordnung, Bevor Yukke antworten konnte, stand Tatsurou auf und murmelte etwas unverständlich unfreundliches, als er an ihnen vorbeiging um ging sein eigenes Gepäck im Zimmer zusammenzuwerfen. Kein besonders netter Morgengruß. Satochi schwieg. Später am Tag, vermied Yukke es, mit Tatsurou allein zu sein, setzte sich im Auto auf den Beifahrersitz, bat sogar Miya darum, dass sie am nächsten Tag in Niigata die Zimmer tauschten. In der Küstenstadt waren die Hotels eine ganze Ecke teurer, deswegen waren wieder nur zwei Doppelzimmer gebucht worden. Yukke nächtigte jetzt also neben Miya und Tatsurou bei Satochi im Zimmer. Eine unangenehme Atmosphäre herrschte in der Band, die beiden, sonst ein Herz und eine Seele, sprachen nicht mehr als das Nötigste miteinander, ein jeder auf seine eigene Art und Weise zu stur, seine Fehler einzugestehen. Nach dem Konzert in Niigata ging es weiter nach Kanazawa, der letzten Station des ersten Teils ihrer Psychedelic Analysis Tournee, bevor es wieder nach Tokyo zu den diversen Weihnachts- und Silvester Festivals ging. Am Tag davor hatten sie frei. Am jenem Nachmittag in der Stadt ging ein jeder seiner eigenen Wege, Satochi schaute sich einen Kinofilm an. Miya zog durch die Geschäfte in der Innenstadt. Yukke blieb fast den ganzen Nachmittag und Abend im Hotel und bestellte sich über den Zimmerservice etwas zu essen. Ansonsten schlief er fast die ganze Zeit lang und ruhte sich aus. Die letzten beiden Konzerte hatten seinem lädierten Körper nicht unbedingt gut getan. Tatsurou ging ganz alleine im Kenroku-en spazieren, einem der drei berühmtesten Landschaftsgärten Japans. Der Park erinnerte ihn sehr an den nur allzu bekannten Kairaku-ken in ihrer Heimat Mito. Und er erinnerte an Neujahr vor mittlerweile fast drei Jahren, als Yukke seinen Wetteinsatz bei ihm einlösen musste und ihn vor aller Augen geküsst hatte… „Hey Tatsurou, gib mir mal die Fernbedienung, gleich kommt die Wiederholung der Japan Series, die ganze Nacht lang!“ Die Japan Series ist ein Turnier bestehend aus sieben Baseball Spielen, dass von den beiden siegreichen Mannschaften der beiden japanischen Baseball Ligen, der Pacific League und der Central League ausgetragen wird. Er reagierte nicht. Seine Finger tanzten weiterhin wie wild auf dem Controller seiner Playstation herum, die Fernbedienung für das TV- Gerät lag halb unter seinen verschränkten Beinen. „Hey! Du hockst schon seit zwei Stunden da und heute Abend vor dem Essen hast du ebenfalls nichts anderes getan!“ Satochi wollte unbedingt die Baseballspiele sehen, unbedingt. „Hallo!“ „Lenk mich nicht ab, ich hab den Highscore gleich geknackt!“ „Das kannst du morgen auch noch machen, ich will jetzt Fernsehen!“ Aber weiterhin rannten die kleinen Polygonmännchen umher und beschossen sich mit leuchtenden roten und blauen Lichtkugeln. „Gib her!“ Sato versuchte die Fernsteuerung unter Tatsus Beinen hervorzuklauben, aber der Sänger drückte blitzschnell den lebenswichtigen Pauseknopf, sprang auf und schwenkte sie über seinem Kopf, gerade so außer Reichweite. „Hol sie dir doch, wenn du kannst!“ Jetzt streckte er ihm auch noch in furchtbar kindischer Manier die Zunge aus. Der Drummer blieb davon recht unbeeindruckt, fällte Tatsurou mit einem geschickten Tritt gegen die Hacken und fing seine Fernbedienung noch bevor der Sänger hart auf dem Hosenboden den Fußboden begrüßte. Schnell stellte er den Sportkanal ein, dann hielt er sich die Ohren zu, um Tatsurous Mosern zu entgehen. Auf diese Weise bekam er nur ein paar Wortfetzen der Schimpftirade mit. „-sonst darf ich auch immer-“ „-das find ich voll unfai-“ „-du bist echt nen Spielverderb-“ Dummerweise konnte er mit verdeckten Ohren auch den Kommentator nicht mehr verstehen. Aber Tatsurou hörte langsam auch auf sich zu beklagen. Als das Spiel endlich begann schlug er stattdessen eine andere Taktik ein: Bei jedem gefangenen Ball, bei jedem mit dem Schläger getroffenen Ball, bei jedem Homerun, fing er an lauthals zu jubeln und zwar bei beiden Mannschaften. Zwar spielte Satos Lieblingsteam, die Yomiuri Giants in dem Turnier gar nicht mit, aber es nervte trotzdem gewaltig. Zu allem Überfluss machte er ihn auch noch nach. Satochi konnte sich also nicht mal mehr über einen schönen Spielzug freuen, ohne einen nervtötenden, boshaften, sarkastische Bemerkungen abgebenden Papagei ertragen zu müssen. Fünf Minuten hielt er es aus. Dann gab er auf, warf dem feixenden Sänger das blöde Steuergerät in den Schoss und machte sich aus dem Staub. Warum hatte er bloß zugestimmt, mit Yukke das Zimmer zu tauschen. Sollten er und Tatsurou doch ihre Probleme untereinander selbst ausmachen. Er steuerte auf Miyas und Yukkes Zimmer zu, vielleicht hatte er Glück und er durfte dort wenigstens eine Zeit lang fernsehen. Miya schaute zwar auch sehr gerne Baseball, aber es war schon nach Mitternacht und der Gitarrist wurde schnell müde, wenn er nichts Besonderes zu tun hatte. Und aufwecken wollte er ihn nun auch wieder nicht. Aber das Glück war heute Nacht auf Seiten der Drummer und weder Miya noch Yukke schliefen schon. Stattdessen hing der Bassist über seinem Bett und las eine Zeitschrift die auf dem Boden lag. Miya hatte scheinbar dasselbe getan, unter seiner grellen Nachttischlampe lag eines seiner heißgeliebten Gitarrenmagazine aufgeklappt. Aus der Entfernung waren nur Abbildungen von Verstärkern und neuartigen Steckern und Ähnlichem zu sehen. Erwartungsvoll schaute ihn Miya an. „Äähm, kann ich bei euch vielleicht die Wiederholung der Japan Series kucken? Ich hab die Spiele größtenteils verpasst, als sie ihm TV liefen, weil wir da gerade auf Tour waren und jetzt läuft ein schöner langer Zusammenschnitt…“ „... und Tatsurou will wahrscheinlich noch die nächsten 20 Level schaffen. Schon verstanden. Welcher Sender?“ Sato setzte sich an Miyas Fußende, weil die Stühle alle voller Klamotten hingen und freute sich darauf, endlich das Spiel in Ruhe sehen zu können. Die beiden hatten ihren Spaß am fachsimpeln, schließlich waren sie in der Oberschule zusammen im Baseballclub gewesen, und kannten sich mit den komplizierten Regeln aus. Hingegen langweilte sich Yukke gerade zu Tode. Baseball war nie sein Ding gewesen, Fußball war doch viel besser und auch viel einfacher. Und es war auch noch WM gewesen in dem Jahr und selbst da hatte er nicht mal das Finale sehen können, weil der Herr Leader ja darauf bestanden hatte, im Studio rumzuhocken. Und jetzt wollten die beiden mitten in der Nacht Baseball Wiederholungen (!) ankucken. Also fing er an zu quengeln. „Man, ist das langweilig!“ „Dann schlaf doch.“ „Geht nicht, ihr seid zu laut.“ In Wahrheit war er auch gar nicht müde, weil er den ganzen Nachmittag gepennt hatte. Also beteuerte er weiterhin inflationär, wie öde das Spiel doch war. Ein zweites Mal an diesem Tage riss Satochi der Geduldsfaden. Aber noch weiter ausweichen ging ja nicht. Er schaute Miya an, deutete mit einem Blick und einer Kopfbewegung an, was er zu tun gedacht und Miya nickte. Das nächste Mal, als Yukke aufstand, um zum Badezimmer zu schlurfen, packten sie ihn, drückten ihm den Schlüssel für das andere Zimmer in die Hand und setzen ihn ganz einfach vor die Tür. Schmollend drückte er sich auf dem Flur herum. Er konnte ja um diese Uhrzeit schlecht die Tür halb einschlagen, damit Miya und Satochi ihn wieder hereinließen, sein Geld und seine Schuhe waren auch noch im Zimmer, sodass eine nette Kneipe und ein nettes Bier flach fielen. Aber er wollte auch nicht zu Tatsurou ins Zimmer. Er schmollte also weiter. Vielleicht ließen sie ihn ja wieder rein. Nur waren die beiden jetzt wieder so sehr in das Spiel versunken, dass sie ihn völlig vergaßen. Und es war kühl auf dem Flur. Langsam aber sicher froren ihm die Füße ab, immerhin war schon Mitte Dezember. Und schlecht geheizt. Und er musste mal. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er ging zu Tatsurous Zimmer und schloss ganz leise auf. Vielleicht würde er ihn gar nicht bemerken. In dem Raum klebte der Sänger immer noch völlig fasziniert vor seinem Monitor und merkte gar nichts von dem, was um ihn herum passierte. Ungehindert konnte Yukke das Bad benutzen, setzte sich dann auf das Bett nahe der Tür mit den vielen Kleidern darauf und schob seine eiskalten Füße unter die Decke. Die ganzen Sachen machten ihm nichts aus, Hauptsache, es floss wieder Blut in seinen Gliedern. Bald würde sicher Satochi kommen und ihn erlösen. Jetzt erst erkannte Yukke, was Tatsu da eigentlich spielte. Das Spiel war schon etwas älter, aber sehr gut und er hatte es sogar schon ein paar Mal im Multiplayermodus mit Tatsurou gespielt. Das wohlbekannte elektronische Gedüdel machte ihn sehr, sehr müde. Es war schon fast 3 Uhr, als Tatsurou endlich seine Gamepad beiseite legte um zu Bett zu gehen. Mit dicken, verquollenen Augen steuerte er auf sein Bett zu. Nur lag darin schon jemand. Er wollte gerade Satochi aufrütteln und vertreiben, da fiel ihm auf, dass gar kein verwuschelter Haarschopf Decke hervorschaute. Er umrundete das Bett. Ein vertrauter Anblick zeigte sich ihm. „Yu- chan…“, flüsterte er. PS: Natto sind vergorene (stark riechende) Sojabohnen und in etwa der Plumpudding, das Haggis, die gebratenen Hunde, das Weckewerk oder das Kalbsbries Japans XD Zeug, das eben nur Einheimische mögen^^ PSS: Japan Series: Es gibt in Japan 2 Baseball Ligen und die Gewinner je beider Ligen spielen meist im Oktober eine eigene kleine Meisterschaft in 7 Spielen. Wer die meisten gewinnt, gewinnt^^. Kriegt mal so nen Scheiß raus! Baseball interessiert mich 0,0% und dann googelste dich durch den ganzen Kram auf, wirst mit Fachworten überschüttet und hast gar keinen Plan wie das Spiel überhaupt geht »*seufz * Yukke hat schon recht, Fußball ist viiiiiiiiiiiiiiiiiiel besser! (bin ja auch ein Fan XD) PSSS: Wegen der Sache mit den Schafen lese man „Wilde Schafsjagd“ von Haruki Murakami PSSSS: Maaaaangooooos *_* Lest den neuen Mucc Blog: http://ameblo.jp/mucc--69/und die Übersetzung: http://community.livejournal.com/muccbrog/ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 Miya vermied meistens, den Leuten Fragen über ihr Privatleben zu stellen. Das hatte er sich einst vorgenommen, weil zwischenmenschliches Geplänkel noch nie sein Spezialgebiet gewesen war und er der Meinung war, er würde nur mehr kaputt machen, als dass er helfen konnte. Aber er kam nicht umhin, sich einzumischen, als Yukke ihn- am Morgen ihres letzten Lives ihrer Psychedelic Analysis Tournee in 2006- fragte, ob er nicht ein paar Tage- Weihnachten eingeschlossen- bei ihm wohnen durfte. „War’s das jetzt? Solange zusammen und dann so ein Ende?“ Miya zog die Brauen hoch, trank einen Schluck Wasser und verzog das Gesicht, weil es schon abgestanden war. „Ich weiß auch nicht.“ Yukke knirschte mit den Zähnen. Komischerweise war er am Morgen im Hotel in Tatsurous Bett aufgewacht. Es war einfach zu erkennen gewesen, dass es Tatsu gehörte, denn es lagen eine Menge Kleidungsstücke auf dem Boden rund herum verstreut. Außerdem hatte jener hinter Yukke gelegen und geschlafen. Vollends verwirrt hatte sich der Bassist aus dem Bett und aus dem Zimmer geschlichen und saß jetzt bei Miya im Zimmer auf seinem Bett neben Roberto- chan, dem grünen Plüschfrosch, heute ohne Augenklappe. Satochi, der in seinem Bett gepennt hatte, hatte sich mürrisch aus dem Staub gemacht, als Yukke ihm angedroht hatte, sich direkt vor seiner Nase splitternackt auszuziehen, wenn er es wagte in Yukkes Zimmer mit Yukkes Shampoo, Yukkes Duschgel und Yukkes Quietscheentchen zu duschen. Jetzt waren sie allein und er war froh, einen Freund wie Miya zu haben, mit dem er über so was reden konnte und der ihn bei sich wohnen lassen würde und überhaup- „Ich kill euch, wenn ihr das versaut.“ „Was?“ „Drei Jahre lang schau ich mir euer Geturtel an und jetzt wegen so einem SCHEIß, an dem noch nicht einmal einer von euch Schuld hat, soll’s das gewesen sein? Ihr habt da ein echtes Kommunikationsproblem, Leute!“ Miya regte sich wirklich auf, knallte die Wasserflasche auf den Nachttisch und funkelte Yukke böse an. „Sag das nicht mir, sag das Tatsurou!“ empörte sich der Bassist. „Na hör mal, wer traut sich denn nicht in seine eigene Wohnung? Zum Reden gehören immer noch zwei!“ Damit hatte er zwar Recht, aber Yukke wollte das nicht einsehen. „Ja aber- aber Tat- chan ist so furchtbar gemein- und-“ „Und du bist ja auch kein bisschen widerborstig und sturköpfig, oder? Kommst heute Morgen hier einfach so rein geschlichen; Satochi- kun und ich dachten schon, ihr hättet endlich mit diesem Affentheater aufgehört, aber nein!“ Er ließ sich wieder auf sein Kissen fallen und steckte seine Füße wieder unter die Decke. Dann drehte er den Kopf zu Yukke und fixierte ihn mit seinem typischen Killerblick, bei dem seine Augen ganz schmal wurden und es fast so aussah, als würde er gar nichts mehr sehen können. Aber magischerweise sah er so trotzdem noch alles. “Na schön, einen Tag darfst du bei mir auf der Couch pennen. Einen Tag! Aber in der Zeit überlegst du dir, wie du das wieder ins Reine bekommst. Keine Widerrede!“ Der Leader hatte gesprochen. Das Konzert am Abend verlief ohne besondere Schwierigkeiten und Miya war froh darüber, denn am nächsten Morgen ging es wieder nach Hause, nach Tokyo. Zwar liebte er es auf Tour zu sein und jedes Mal vor einem neuen Publikum aufzutreten, aber er freute sich darauf, endlich wieder in seinem eigenen Bett zu schlafen und mit Gizmo spazieren gehen zu können. Hotels waren ihm einfach immer zu laut und gemeinerweise mussten sie ja immer schon um 10 Uhr morgens die Zimmer räumen. Kein Ausschlafen für den stress- und Yukkegeplagten Leader. Kein Wunder also, dass er sich wie von einem Lastwagen überrollt fühlte, als sein Wecker piepste. Ein paar Tage Ruhe waren jetzt wirklich vonnöten. Sehr langsam erhob er sich und stolperte Koffer packend durchs Zimmer. Dann stand er im Badezimmer, wollte sich die Zähne putzen und bemerkte, dass nur noch benutzte Handtücher, Hotelseife und extraweiches Toilettenpapier mit giftgelben Blümchen anwesend waren. Wer auch immer die Idee gehabt hatte, Toilettenpapier mit gelben Blumen zu verzieren… „Yukke, hast du meine Zahnbürste gesehen? Sie ist irgendwie weg.“ Er war immer noch zu müde, um höhere kognitive Funktionen seines Hirns nutzen zu können und kam gar nicht darauf, dass Yukke im Putzfrauen Modus schon das halbe Hotelzimmer aufgeräumt hatte und dabei auch einen Teil von Miyas Kleidung und Krimskram verpackt hatte. Besonders fix war der morgenmufflige Gitarrist der Band ja nicht, wenn er so schlaftrunken durch die Gegend torkelte. Dabei hatte er eine Minute zuvor selbst schon Sachen in seinen Koffer geworfen. „Jarr, Moment ich hol sie dir... wo hab ich bloß das Ding hingetan“ man konnte hören, wie er im Koffer wühlte „ah, da ist ja dein Giganto- Kulturbeutel, was musst du auch immer so viel Zeugs mit dir herumschleppen, hier-“ er reichte Miya die Zahnbürste, die Pfefferminzzahnpasta und einen Kamm, „Oh làlàlà!“ er hatte aus reiner Neugier eine Reißverschlusstasche in dem Beutel geöffnet und einen interessanten Fund gemacht. „Bei dir geht’s ja scheinbar nach der Show heißer her als währenddessen!“ grinste Yukke frech, der in dem beträchtlichen Kondomvorrat herumwühlte und die vielen bunten Farben bewunderte. Es gab sogar Pechschwarze. „Damit könntest du ja mehrere Dutzend Groupies abschleppen! Obwohl… wann solltest du das denn tun, immerhin hängst du doch fast die ganze Zeit mit uns rum, wahrscheinlich-“ „Werd bloß nicht frech.“ Nuschelte Miya mit seiner Zahnbürste im Mund. „Denk lieber nach“ er spuckte den Schaum aus und griff nach dem Wasserglas „sonst setz ich dich morgen vor die Tür!“ Was musste Yukke auch immer so neugierig sein und überall herumschnüffeln. „Und überhaupt: Was gibt’s denn an mir bitteschön auszusetzen? Ich beweg mich doch live dreimal so viel wie du.“ „Na ja viele machen halt au mal was anderes, als nur besessen zu gucken und dabei Gitarre zu spielen…“ „Ich halt eben nicht viel von Fanservice.“ Er wischte sich den Mund am letzten sauberen Handtuch ab und schob Yukke aus dem Bad. „Feigling, Feigling!“ „DU nennst MICH einen Feigling. Was soll ich denn machen, riesige Plüschfiguren umarmen und mit ihnen tanzen?“ Miya war in seiner Ehre verletzt. Er, die Rampensau und keine gute Show abliefern? „Jaaa! Plüschfiguren fänd’ ich toll, so wie Gackt mit den ganzen Katzen auf der einen DVD!“ Miya starrte ihn etwas verblüfft an. Er wusste, dass er ganz gerne Pop hörte, aber eigentlich hatte er Yukke immer eher für einen Idol- Fan gehalten. Und er hatte gerade etwas Positives über Katzen gesagt. Wie dem auch sei, jetzt war er angespornt, Yukke zu beweisen, dass auch er die Fans komplett um den Verstand bringen konnte, wenn er nur wollte. Er warf die Badezimmertür zu und setzte sich auf den einzig verfügbaren Sitzplatz der in einem Hotelbad nun mal zu finden war und dachte nach. Komplett Mucc war auf der Fahrt nach Tokyo zu träge, um mehr als ein paar Worte zu wechseln, außerdem übertönten Satochis geräuschintensive Schlaftöne- er hing mit dem Kopf schräg zwischen seinem Gurt und dem Fenster und schnarchte, als ob er einen Urwald absägen wollte- alle anderen Geräusche. Der Drummer wurde auch zuerst in seiner Wohnung abgeliefert, dann warf Miya Tatsurou mit einem bedeutungsvollen Blick aus dem Auto; zum Glück antwortete der Sänger nicht mit einer seiner üblichen Giftattacken. Miya hatte keine Lust, dass Yukkes eine (kurze) Übernachtung zu einer Sleepover Party ausartete, deswegen schickte er ihn noch vor Mitternacht mit einer Decke und einem kuscheligen Kissen aufs Sofa, klaute Batterien aus allen Fernsteuerungen, die Dinge mit denen man Krach machen konnte fernsteuerten und drohte ihm Gizmo auf den Hals zu hetzen, wenn er weiterhin durch die Wand und die Tür mit ihm- wohlgemerkt im Schlafzimmer befindlich- plaudern wollte. Einfach nur in Ruhe schlafen, mehr wollte er doch nicht. Es konnte ja nicht jeder auf einem harten Bänkchen mitten auf der Bühne ein Nickerchen halten, wie gewisse andere Leute. Ein klirrendes Geräusch riss Miya aus seinen Träumen. Zu dumm, er hatte gerade so schön geträumt, wie herrlich es doch wäre, mit Flugzeugen den Rush hour Verkehr zu umgehen. Dabei hätte jeder Penthousebesitzer seine eigene kleine ausrollbare Rollbahn, wie bei einem Flugzeugträger, auf dem Dach. Träge klappte er die Lider hoch. Das Geräusch kam, wie schon vermutet, von Yukke. Allerdings werkelte der nicht in der Küche, sondern stand vor ihm und balancierte ein überfülltes Tablett vor dem Bauch. Miya traute seinen eigenen Augen nicht und rieb sich den Schlafsand heraus, nur um wiederum dieses bizarre Bild vor sich sehen zu müssen. „Warum zum Teufel bringst du mir Frühstück ans Bett?“ „Ach nur so“ grinste Yukke, „du hast solange geschlafen und ich hatte Lust essen zu machen, ich habe Eierrolle, Misosuppe, Kaffee, Toast, frischen Orangensaft, Schokopudding, eine Banane und Anpan da“, er zeigte dabei demonstrativ auf jedes der Lebensmittel, als wüsste Miya nicht, was der Unterschied zwischen einer Banane und einer Tasse Kaffee ist „und ich gehe auch gleich mit Gizmo Gassi, der knurrt mich schon die ganze Zeit lang an-“ „Netter Versuch. Erstmal knurrt Gizmo fast jeden an und außerdem willst du dich ja bloß drücken!“ Miya stand auf und war froh, am gestrigen Abend doch noch eine Hose angezogen zu haben, denn normalerweise trug er nichts, wenn er in seiner eigenen Wohnung schlief, dann baute er sich vor Yukke auf. „Wenn du schon so eifrig bist, kannst du ja jetzt auch schnurstracks nach Hause gehen.“ Yukke wich zurück, dieser Verzögerungsversuch war doch ein kleinwenig zu fadenscheinig gewesen. Er ging in den Flur und suchte seine Tasche. Das Geschirr klirrte und der liebevoll gebutterte Toast drohte einen Abflug gen Boden zu machen. „Und lass das Essen hier!“ knurrte Miya, ging ihm hinterher und nahm ihm das Tablett ab, dann setzte er sich um endlich seine wohlverdiente Koffeinbrühe hinunterzustürzen, während Yukke wie ein geprügelter Hund aus der Tür schlich. Nervös klingelte Yukke an der Tür zu seiner und Tatsurous Wohnung. Es dauerte ein bisschen, dann öffnete Tatsurou. Als der sah, wer denn da vor der Tür wartete, stützte er sich mit einem Arm am Türsturz auf, legte seinen Kopf in die Armbeuge und schloss kurz die Augen. Er sah müde aus. „Wieso nimmst du nicht deinen Schlüssel? Dafür hast du ihn doch.“ fragte er. „Ich- ich“ stotterte Yukke vor sich her und wagte es nicht ihn anzusehen. „Komm schon rein.“ Der Sänger machte den Weg frei und zögerlich trat Yukke ein. Die Wohnung war nicht so unordentlich wie er gedacht hatte. Es lagen nur ein paar Kleidungsstücke auf dem Fußboden im Schlafzimmer und nur relativ wenige leere Verpackungen und schmutzige Tassen störten in der Küche. „Ich hol mir ne Cola. Willst du auch eine?“ Tatsurou war schon auf dem Weg zum Kühlschrank, da hielt ihn Yukke am Ärmel zurück. „W-warte.“ Das Stottern wurde jetzt sogar noch stärker. „Ich muss dir was sagen.“ Oder Miya killt mich. Und dich auch. Aber das sagte er lieber nicht dazu. „Es tut mir Leid.“ Er hatte die ganze Nacht wach gelegen und überlegt, was er sagen sollte. Und jetzt hatte er seine ganze Rede vergessen und brachte nur noch hohle Fetzen davon hervor. „Ich hätte es dir gleich sagen sollen, aber- „Sprich weiter, Kind.“ „Nenn mich nicht Kind!“ Sechsundsiebzig Tage Altersunterschied gaben Tatsurou noch lange nicht das Recht, den großen Macker zu spielen. „Ich will, dass wir uns wieder vertragen, dass alles wieder wird wie früher und überhaupt- ich weiß gar nicht“, er schniefte und wischte sein Gesicht an seinem Ärmel ab “ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll und-“ „Weißt du“, unterbrach ihn der Sänger, setzte sich dekorativ auf einen Küchenstuhl, schlug die Beine übereinander und nippte an seiner Limonade „ich bin eigentlich gar nicht mehr sauer auf dich. Ich habe nur darauf gewartet, dass du etwas sagst. Aber du hast ganz schön lang gebraucht, das muss ich jetzt mal sagen.“ Yukke starrte ihn an. Er konnte jetzt genauso wenig glauben, was er gerade hörte, wie Miya heute Morgen seinen eigenen Anblick mit dem Frühstückstablett für eine pottschnittige Fata Morgana gehalten hatte. „Wenn du mich weiter so anstarrst fallen dir noch die Augen raus.“ Aber Yukke starrte trotzdem weiter. Da hatte er sich so einen Kopf gemacht und jetzt kam dieser gigantische Vollidiot und sagte ihm, dass er sich das alles hätte sparen können. „Dummbatz. Du elender, fieser Dummbatz!“ Platzte es aus Yukke heraus. Mehr konnte er nicht sagen. Stattdessen fing er fast an zu heulen. „Selber.“ Lachte Tatsurou leise, wie er es so oft tat und verstrubbelte Yukke die Haare - PS: Gott, ich hasse das Wort Kulturbeutel -.- PSS: Idols sind diese ganzen süßen kleinen Popsängerinnen in Japan, denen die perversen alten und jungen Knacker gerne unter den Rock sehen >< (Connichi Besucher dürften sich an Halko Momoi erinnern.) PSSS: Das mit den Plüschfiguren war ein kleiner Vorgriff auf den Real Mucc Day 1 im Juni 2007 *ggg* .. jeder Live Chronicle Besitzer dürfte jetzt sehr fett grinsen^^ -- PSSSS: Ich moaggg det Pairing Tatsu/Yukke so gerne Aber bald, bald... wird es ein Wende in der Story geben, höhö^^. Bald, bald, werdet ihr das lesen, was Veg und mir vor genau einem Jahr an meinem Geburtstag (der heute ist ) mitten in der Nacht in die Hirne gesprungen ist... das Motto ist wir-.... ach ich verrats nicht *ggg* Kapitel 5: ----------- In Miyas heißgeliebten Budokan stand ein paar Tage später auch wieder das Danger V Festival an. Zwei Tagen zuvor hatten sich die beteiligten Bands zusammengefunden und die Titel beschlossen, die in den Allstars Sessions gespielt werden sollten. Das war ganz zum Schluss des Konzerts immer ein besonderer Leckerbissen für die Fans und machte ansonsten den Bandmitgliedern auch immer eine besondere Freude. Zum Beispiel spielte Yukke immer, wenn er absolut besoffen war, immer die ersten Takte von „Smoke on the Water“, was er in 2005 zusammen mit Hyde, Sakura und ein paar anderen gespielt hatte und grinste dabei so schön blöd, dass Tatsurou jedes Mal ein wenig abfällig sagte, dass es ja nicht so schwer war, einen Song zu spielen, den jeder Gitarrenschüler in den ersten drei Stunden lernte. Daraufhin streckte Yukke ihm immer die Zunge raus und faselte etwas von einer ‚großen Tradition’ in der er stehe, weil Deep Purple 30 Jahre zuvor an der gleichen Stelle in der gleichen Halle genau denselben Song gespielt hatten. Jedenfalls hockten Mucc nun backstage zusammen, es war kurz nach dem Mittagessen und es hieß es warten, warten, warten. Yukke war langweilig. Er spazierte von links nach rechts durch den Raum, zog Grimassen in jedem Spiegel, klaute Satochi zur Abwechslung mal die Zigaretten, glotzte Miya über die Schulter und als er hinter Tatsurou stand, beugte er sich runter und legte sein Kinn auf dessen Schulter. „Hey Tat- chan! Willst du den neusten Klatsch hören?“ „Nein, eigentlich nicht.“ „Ich erzähl ihn dir trotzdem!“ Yukke legte seine Hände auf Tatsurous Ohr und flüsterte ihm so laut ins Ohr, dass es auch ja alle noch hören konnten, dass Miya einen riesigen Vorrat an Gummis mit sich herumschleppte. „Dann sollte er Sato noch ein paar abgeben, der hat sie nötiger! Ach ne, die Friseuse hat ihn ja schon vor mehr als einem Monat wieder abserviert. Das war doch schon ein Jubiläum, oder Sato- chan? Fünfzig Mal verlassen worden, wow.“ Tatsurou machte es sich auf seinem Stuhl bequem und fläzte sich wie ein vierzehnjähriger Bengel hin. Unangenehm berührt rutschte Satochi einen Meter von ihm weg. Warum zur Hölle konnte sich Tatsurou so etwas bloß merken? „Wann war das denn? Hab ich gar nicht mitbekommen.“ fragte Yukke nach, der sich jetzt weiter über die Rückenlehne beugte, um Tatsu seine Arme um den Hals zu legen. Er musste sich beherrschen, seine Finger in der Öffentlichkeit zu lassen und nicht etwa ein wenig wandern zu lassen, es war nicht besonders schwer zu erraten, was er und Tatsurou die letzten Tage getrieben hatten und er bekam immer noch rote Ohren, wenn er an die letzte Nacht dachte. Oder besser gesagt den letzten Tag. „Kurz nachdem wir bei Miya waren und Sato- chan den Boden dreckig gemacht hat! Da wo er diese höchst verräterischen Flecken am Hals hatte…“Yukke wurde noch ein wenig röter und zog seinen Hemdkragen höher. “Tja, da war das wohl schon mit der Alten… deswegen war er die Tage wohl auch so depri, oder Sato-chan?“ Satochi war bei Tatsurous Worten stocksteif geworden, hielt die Luft an und traute sich nicht wegzugehen. Dann käme bestimmt ein noch hämischerer Spruch von dem gerade die langen Beine auf den Tisch legenden Mann. Aber der Fußboden war auch durchaus interessant, wenn man einfach mal das Muster betrachtete… „Ist ja schön, dass ihr beiden wieder so fröhlich seid, aber dieses ganze Gelaber und frisch verliebte Getue nervt langsam. Passt gefälligst auf, wo ihr seid! Yukke, nimm deine Finger da weg! Tatsurou, mach deine Stinkefüße da runter, es steht noch Essen auf dem Tisch und Satochi, fang wieder an zu atmen. Und seid alle wenigstens mal fünf Minuten lang still!“ knurrte Miya hinter seinem Notebook hervor. Es war ziemlich schwierig, sich bei dem Geplapper zu konzentrieren. Immerhin würden sie in ein paar Stunden auf im Budokan auftreten. Miya war ziemlich aufgeregt deswegen, wie jedes Mal in dieser speziellen Halle (die Aufnahmen für die DVD ihres allerersten Einzelkonzerts dort waren auch gerade ein halbes Jahr her und in der Woche davor war er wie eine Atombombe kurz vorm explodieren durch die Gegend getigert und niemand hatte ihn ansprechen dürfen), wollte es aber natürlich nicht zeigen und versteckte sich deshalb wieder hinter dem Monitor. Es gab noch genug Arbeit zu tun! Es war ein sehr langer Abend, Ken von L’arc en ciel, eröffnete mit 2 Songs, bei denen er sich unter anderem Miya und Satochi als Support engagiert hatte. Dann traten girugamesh auf, Lion Heads, Blaze, 176BIZ, Sugimoto Yoshinori, creature-creature, Roach, BUG, SID, Velvet Spider,La vie en rose, tetsu, SOAP und zur Feier des Tages durften Mucc als letzte Gruppe vor den Sessionbands auftreten. Tatsurou laberte an diesem Abend ganz besonders viel und hielt alle Fans an, zum ihrem letzten Song, „Yasashii Uta“, auch ja schön mitzusingen, sodass schlussendlich mehrere tausend Kehlen für ihn „La,la,la“ sangen und er sich mit einem fetten Grinsen auf einer Box ganz vorn am Bühnenrand setzen konnte und von dort die Leute mit dem Mikro dirigierte. Dann verabschiedeten sie sich, Miya ging als letzter von der Bühne, nur um eine gute Viertelstunde nach dem Umbauen zusammen mit seinem alten Kumpel von D’erlanger, dem Sänger Kyo, Aki, dem Bassisten von SID, Satochis Sempai, Sakura von SOAP und dem Gitarristen von Velvet Spider „Street Rock ‚n’ Roller“ von Magnum44 zu performen. Die meisten anderen Bandmitglieder standen am Bühnenrand und schauten zu, Yukke hatte sich einen Platz ganz vorn ergaunert und saß auf einer Kiste neben Satochi, Tatsurou war einen halben Meter hinter ihm auf ein Gerüst geklettert und versuchte von dort ständig ihn und Sato zu treten. In einem ganz besonders netten Bass/ Gitarren Battle fing Miya dann plötzlich an, mit Aki ein wenig herumzutanzen, mehr und enger als er es in seinem ganzen Leben je mit Yukke getan hatte. Und damit nicht genug. Miya ging noch weiter und fiel vor Aki auf die Knie. Er spielte weiter Gitarre und fing dann an ein paar der Tätigkeiten zu simulieren, die Yukke ein Stündchen vorher zur Entspannung mit Tatsurou durchgeführt hatte. Und die Fans kreischten. Und kreischten. Yukke wären die Ohren abgefallen, hätte er keinen Gehörschutz getragen und wäre er nicht dabei gewesen, sich vor Lachen am Boden zu kringeln, genau wie Tatsu aufpassen musste, nicht deswegen von seinem Gerüst herunterzuplumpsen. Satochi saß nur da, seine Kinnlade heruntergeklappt und wusste nicht mehr wo links und rechts war. Jetzt hörte Miya auf, grinste Aki frech an, der zurückgrinste, sich hinabbeugte und Miya einfach mal einen Kuss gab. Und sie kreischten und sie kreischten und sie kreischten. Satochi war das alles zu dumm, direkt nach dem Ende des Songs verschwand er backstage, ihn nervten Yukkes und Tatsurous Gelache tierisch. Und auf gar keinen Fall wollte er, dass Miya gleich an ihm vorbei ging und womöglich sah, wie unglaublich peinlich er die ganze Sache fand. Also ging er schnurstracks zum Buffet, das im größten Raum im Backstagebereich des Budokan aufgebaut war und schaufelte sich einen Teller mit Steak und Pommes Frites und Salat voll, Essen eignete sich immer recht gut zur Ablenkung. Und Bier sowieso. Zum Glück war sonst niemand da. Auch soweit von der Bühne entfernt konnte er deutlich hören, dass jetzt Tatsurou sang, auch wenn er den Song nicht kannte. Dann war eine kurze Pause in der bestimmt wieder etwas gesagt wurde und das Publikum lachte laut auf- Yuuya, der Drummer von SID hatte Tatsurou die ganze Zeit mit einem Fußball geärgert, und wurde von ihm daraufhin fast gewaltsam hinter die Drums geschickt, so erzählte es Yukke jedenfalls hinterher. Diese Formation spielte noch ein weiteres Lied, und das war eines, das er auch im Schlaf erkannt hätte und er konnte fast sehen, wie der Sänger von Mucc sich freute, dieses Lied hier singen zu können: Es war „Wish“ von Luna Sea. Tatsurou hatte beim Karaoke schon oft Luna Sea gesungen, auch jenen Track und er wusste, dass alle CDs von der Band um Sugizo, Inoran, J, Ryuichi und Shinya liebevoll abgenutzt in Tatsurous CD-Regal ihr Dasein fristeten. Genau wie in seinem und in Miyas Schrank auch. Die Pommes Frites waren zwar etwas zu salzig, aber sie schmeckten gut genug, dass Satochi sich eine weitere Portion und eine weitere Flasche Kirinbier holte. Mittlerweile gesellten sich auch ein paar andere verfressene Musiker hinzu und machten die Schüssel mit den Pommes zu Satochis Leidwesen leer. Er wusste, dass als nächstes zwei L’arc en ciel Songs gespielt werden sollten, und da sich seine Wangen wieder etwas abgekühlt hatten, ging er mit dem Teller und der Flasche in der Hand doch wieder zum Bühnenrand. Tatsurou war gerade fertig damit, wieder einmal den halben Budokan wahnsinnig zu machen, in dem er den Sempaii, den alle ja so respektieren ansagte und die Fans schon kurz davor waren, wie verrückt Hyde, Hyde zu rufen und er stattdessen Mao, den Sänger von SID ansagte. Satochi lachte, schob sich ein wenig nach vorne und fand sich bald auf Yukkes Kiste wieder, da der Bassist als nächstes auftreten würde und noch seinen heißgeliebten weißen Sadowsky Bass suchte. Es wurde unruhig in der Menschenmenge hinter der Bühne, denn jetzt rannte Mao durch die Leute hindurch auf die Bühne, wurde von seinem Gitarristen Shinji, der kurz hinter ihm das grelle Scheinwerferlicht betrat, zur Belustigung des Publikums halb zu Tode geknuddelt; ein Vergnügen, dass sich Yukke natürlich nicht entgehen lassen wollte und deshalb ebenfalls den armen Sänger beinahe zerquetschte. Im Stillen fragte sich Satochi, wieso Miya nicht einfach so einen harmlosen Fanservice gemacht hatte, anstatt sich vor allen zu blamieren. Er wusste ja nicht, dass Miya mehr oder weniger von Yukke angestiftet worden war. Jetzt kam Tatsurou an Sato vorbei und versuchte wieder auf seinen höher gelegenen Beobachtungsposten zu kommen, aber als er sah, dass der Platz schon von jemand anderem besetzt war, setze er sich grummelnd auf den Boden vor Sato, sodass man ihn fast vom Publikumraum aus sehen konnte, seine schwarzen Fußsohlen waren bestimmt für jeden sichtbar der darauf achtete. Aber so konnte er wenigstens noch ein paar Fritten stehlen. Mao sang L’arc en ciels „Niji“ und beim Refrain sangen alle, sogar der singfeindliche Yukke und natürlich alle Fans lautstark, bis dann endlich Hyde von der anderen Seite (wo es einfacher war durchzukommen) auf die Bühne kam und noch einen Laruku Song sang. Zu Guter Letzt schnappte er sich seine Gitarre und die Aufstellung für den finalen Auftritt an diesem Abend kam zusammen. Jetzt musste Tatsurou wieder aufstehen und zusammen mit Mao, dem Sänger von Bug und gleich drei Gitarristen- denn Miya tauchte aus dem Nichts wieder auf und Hyde sang ja jetzt nicht mehr- bereiten sie einen steinalten Hardrockklassiker vor; „Looks that Kill“ von Mötley Crüe. Die meisten Zuschauer waren vermutlich noch nicht einmal geboren, als das veröffentlicht wurde und die Band war wohl auch eher den Metallern im Budokan als den Visual Kei Fans bekannt; oder sie kannten nur den Drummer Tommy Lee- aus der Boulevardpresse, als Ex von Pamela Anderson. Einer der Metalfans saß jedenfalls am Bühnenrand und grölte fröhlich mit, Satochi schwenkte seine leere Flasche hin und her und musste sich beherrschen, jetzt nicht allzu heftig headzubangen, dass hätte ihn in Verbindung mit dem Alkohol ziemlich schwummerig im Kopf gemacht. Schluss, aus, Ende, die Sänger bedankten sich und alle Musiker stürmten noch einmal auf die Bühne um sich ihren Applaus abzuholen. Satochi wurde fast von seinem Namensvetter Satoshi von girugamesh überrannt, als er aufstand und deswegen so abgedrängt wurde, dass er sich nicht in der angestrebten letzten Reihe wieder fand, sondern plötzlich ganz vorn in der Mitte stand, zwischen Miya- und Aki! Es gab keine Möglichkeit von dort klammheimlich zu verschwinden, dazu war die Bühne einfach zu groß. Er hörte wie Aki hinter seinem Rücken etwas zu Miya flüsterte und versuchte krampfhaft nicht so verkrampft zu sein. Endlich erlösten ihn die ausgehenden Lichter. Erleichtert trabte er im Dunkeln den anderen hinterher, gleichzeitig hasste er sich dafür, dass ihm immer alles so peinlich war, dass er nicht einfach spontaner sein konnte, nur etwas lockerer. Nie im Leben hätte er sich getraut, so was auf der Bühne zu machen, was der Gitarrist von Mucc und der Bassist von SID vorhin getrieben hatten, er wäre wahrscheinlich vor Scham tot umgefallen. Er beneidete Leute wie Yukke und Tatsurou, denen alles so leicht zu fallen schien, die nie Probleme damit hatten, sie selbst zu sein und einfach zu machen was sie wollten. Er konnte das nicht, jedenfalls nicht, wenn er nüchtern war (und das war er nicht einmal mehr), und auch wenn er getrunken hatte, verhielt er sich wie ein klischeehafter, sich zwanghaft selbst zurückhaltender und auf andere Rücksicht nehmender Japaner, der ein paar Promille zu viel intus hatte. Nach jedem Danger Crue Festival wurde immer eine große Aftershow Party in einem nahe gelegenen Restaurant gehalten und auch diesmal war das nicht anders. Unerklärlicherweise schaffte es Tatsurou sich noch zwei riesige Teller Kanapees und fast drei Stück Kuchen einzuverleiben (bei dem mit Mango belegtem letzten Stück französischer Tarte gab er allerdings auf und wurde von einem begeisterteten Yukke abgelöst, der schon enttäuscht gewesen war, weil die Kellnerin ihm gesagt hatte, Mangotarte wäre aus), obwohl der Sänger kurz nach der Show im Backstage Bereich schon die Reste des Buffets abgegrast hatte. Fast alle Bands saßen bunt gemischt an den großen Tischen, das war eine der seltenen Gelegenheiten, die ein Musiker hatte, mit alten und neuen Freunden so richtig auf den Putz zu hauen. Miya war in ein leises Gespräch mit seinem guten Freund Kyohsuke von La vie en Rose vertieft, Satochi wusste natürlich, dass sie in nicht einmal einer Woche zusammen mit Mucc in Mito City ihr Abschiedskonzert geben würden. So wunderte er sich nicht, als Miya kurz darauf aufstand, Kyohsuke kurz zunickte und nach draußen ging, um etwas Ruhe zu bekommen. Satochi hatte schon ein paar Trinkspiele mitgemacht und ziemlich oft verloren, deshalb schwankte er ein wenig, als er aufstand um Miya wieder herein zu holen; der Leader von Mucc war nun fast schon zwanzig Minuten draußen und es war Dezember und mitten in der Nacht. Das Letzte, was die Band gebrauchen konnte war ein fiebernder Gitarrist. Miya stand draußen und rauchte. Auf dem Boden lagen schon mehrere Zigarettenstummel, aber Miya musste sie alle allein geraucht haben, denn von ein paar Autos mal abgesehen war niemand da. „Miya- kun… wollen wir nicht gehen?“ „Jetzt noch nicht.“ „Miya- kun…“ wiederholte er, rückte ein Stück näher an den Gitarristen heran und fasste ihn am Arm. Der Ärmel seiner Jacke war eiskalt und klamm. „Lass uns gehen.“ Er zog Miya an sich, so nah, dass er seinen warmen Atem spürte. Seinen Arm legte er ihm auf die Hüfte, die Finger auf der Suche nach der Lücke zwischen der kurzen Jacke und Miyas schwarzer Jeans. „Nein.“ antwortete der Gitarrist und entzog sich seinem Griff, um die Asche von seiner Zigarette abzuklopfen. „Aber wieso denn nicht?“ quengelte Sato wie ein kleines Kind und versuchte seine Hand wieder weiter nach oben zu schieben. „Sonst ging’s doch auch immer- wie an dem Tag, wo ich die Kette bei dir holen wollte und wir es dann getan haben…“ „Ich will einfach nicht! Kapierst du es nicht?!“ Er trat einen weiteren Schritt zu Seite, feuerte die Kippe auf den Asphalt und trat die Glut aus. „Willst wohl nachher mit Aki-chaaan weg, was? Brauchst wohl mal Abwechslung, wie?“ In seinen Worten schwang deutlich ein eifersüchtiger Unterton mit. Miya hob seinen Kopf und schaute Satochi gerade ins Gesicht. Man konnte sehen, wie stark er versuchte sich zu beherrschen, denn seine Augen waren zusammengekniffen und die Lippen hatte er aufeinander gepresst. „Das geht dich gar nichts an.“ zischte er „Und selbst wenn- DU hast ÜBERHAUPT keinen Grund jetzt so zu reden! Du hast doch jede Woche selber eine Neue!“ „Ich habe nie mit dir geschlafen, wenn ich mit jemandem zusammen war!“ verteidigte sich Satochi und lallte ein wenig dabei. „Nein, immer nur hinterher, wenn sie dich abserviert hatten! Ich hab das mit „Koyuki- chan“ gehört, sie hat dich am selben Morgen per SMS kalt gestellt, an dem ich euch das mit Daishi- kun erzählt habe! Bin ich dein Trostfick oder wie? Hältst du mich für so blöd?“ „Was denn, du warst doch genauso mies gelaunt wegen Daishi und allem, du hast mich doch schließlich genauso benutzt wie ich dich.“ Er wurde schlagartig nüchtern, als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Die Worte taten ihm jetzt schon leid. Sato senkte den Kopf und schloss die Augen. Nun hatte er es endgültig versaut. „Außerdem, “ Miya sprach jetzt ganz leise und eisig, seine Augen funkelten gefährlich vor Zorn „hast du mich damals betrogen und verlassen und nicht ich dich.“ Darauf konnte der Drummer nichts antworten. Er presste die Lippen so fest aufeinander, dass es wehtat und drehte sich von Miya weg. Ruhig setzte der Leader von Mucc sich in Bewegung und ging sehr langsam zur Tür. Bevor er wieder das Restaurant betrat, drehte er sich noch einmal um und sagte so leise, dass Satochi es gerade noch verstehen konnte: „Und falls es dich interessiert: Ich will gar nichts mit Aki, das mit dem Fanservice war nur eine Sache, zu der mich Yukke irgendwie überredet hat. Und da ich weiß, dass Aki genug Humor für so was hat, habe ich ihn einfach gefragt.“ Dann fiel die Eingangstür hinter ihm ins Schloss und Satochi war allein in der winterlichen Kälte. --- PS: Danger V Mucc Playlist 1.Gokusai 2. Ranchuu 3.Nijugoji no yu-utsu 4.Utagoe 5.Yasashii uta Wen es interessiert, was an jenem Abend noch passiert ist… leset da^^: http://community.livejournal.com/sid__/269543.html PSS: So, die Katze ist jetzt ENDLICH aus dem Sack *gg* Ich schenke mir jetzt die ganzen Kommis von euch zum Burzeltag *^v^* *zurücklehn und Popcorn ess* Kapitel 6: Kapitel 666 ---------------------- Kapitel 5 Manchmal hasste Satochi es, Musiker zu sein. Er konnte nicht einen Tag Urlaub nehmen oder den Arzt bitten, ihn wegen Bauchweh krank zu schreiben. Er hatte ein Verpflichtung gegenüber den Fans, gegenüber den Leuten die mit ihnen arbeiteten, gegenüber seinen Freunden, gegenüber Miya. Aber manchmal hasste er es einfach. Beschämt und schlecht gelaunt trottete er am Morgen des 27. Dezembers aus der Eingangstür seines Apartmentblocks. Er stieg in den weißen Minivan mit dem sie immer durch ganz Japan zu Konzerten, Fototerminen und Interviews tourten. Tatsurou, Yukke und Miya saßen schon im Wagen, da er am nächsten beim Studio Coast, im Stadtbezirk Kotou, ganz im Osten von Tokyo wohnte, wurde als letzter abgeholt. Miya saß wie immer auf dem Beifahrersitz und war in seinen Laptop versunken, er „vergaß“ sogar zu grüßen. Tatsurou und Yukke hatten es sich auf dem Rücksitz an den Fenstern bequem gemacht und er musste sich deswegen in die Mitte quetschen. Dort hatte er wahrlich den denkbar schlechtesten Platz im Bus erwischt, denn Yukke war völlig aufgedreht, weil es im Studio Coast einen Pool gab. Und Yukke liebte Pools. Und dieser ganz Spezielle sollte nach dem Devillock Festival, extra für die After Show Party mit Balzac und all den anderen im einem angrenzenden VIP Bereich des riesigen Clubkomplexes reserviert werden. Der Bassist zappelte wie ein Kleinkind herum, als er anschaulich demonstrierte, wie er sich bequem ins heiße Wasser fläzen wollte und stieß dem gebeutelten Drummer dadurch ständig mit dem Ellenbogen in die Rippen. Erst als Tatsurou sich erkundigte, ob er am Tag zuvor denn die Spongebob- oder die Ernie-und-Bert Badehose gekauft hatte, wurde Yukke schlagartig ruhig und murmelte etwas, das wie „die gab’s nicht in Erwachsenengrößen“ klang. Als sie endlich ankamen, ignorierte Miya Sato immer noch. Nicht dass das auffällig gewesen wäre, manchmal hatte der Gitarrist die Angewohnheit, alles und jeden in seiner Umgebung kaum zu beachten. Aber an diesem Vormittag kam es Satochi so vor, als trüge er auf seiner Brust ein ca. 170cm hohes und 50cm breites schwarzes Loch vor sich her, das jedes Licht einsog und ihn dadurch für Miya ganz unsichtbar machte. Er bildete sich ein, dass einfach jeder mitkriegen musste, wie der andere ihm auswich und beschäftigte sich jedes Mal verzweifelt aufs Intensivste mit dem, womit er sich eben gerade beschäftigte, wenn Miya den Raum betrat damit es dann vielleicht doch nicht so auffiel. Ihm entging in seiner Hektik, dass Miya ihn kurz vor ihrem Auftritt mit einem schneidenden, berechnenden Seitenblick bedachte. Ihm entging nicht, wie Miya kurz vor Schluss nach vorn auf die Bühne ging, auf die Knie fiel und mehr oder weniger seinen Kopf in Tatsurous Schoß legte. Der Sänger grinste breit (was Satochi zwar von hinten nicht sehen konnte, aber er [k]wusste es[/k]) und wuschelte Miya durchs Haar, um ihn dann ein Stück tiefer zu drücken. Sato fiel fast ein Drumstick aus der Hand und er hatte arge Schwierigkeiten wieder den richtigen Takt zu finden. Natürlich wusste er, dass Tatsurou schon ewig mit Yukke zusammen war. Natürlich wusste er, dass Tatsurou einfach dummbratzig genug war, bei so was ganz spontan mitzumachen. Und er sah jetzt auch an Yukkes Gesicht- der Bassist rollte mit den Augen- dass anscheinend nichts davon abgesprochen war und alles Miyas verrückte Idee war. Trotzdem war er rasend eifersüchtig. Miya sollte keine verrückten Sachen machen! Er konnte im Gegensatz zu Yukke seinen kleinen Eifersuchtanfall nach dem letzten Encore nicht einfach abstellen. Jetzt war er sich ganz sicher, das jeder ab seinem Gesicht ablesen konnte, was er ihn quälte. Also gaukelte er üble Drummer-Rückenschmerzen vor, sagte nur einem Staffmitglied Bescheid, dass er jetzt gehen wollte, warf sich seine weiße Daunenjacke und eine Wollmütze über und fuhr mies gelaunt mit einem Taxi nach Hause. Yukke war derweil gleich nach dem Auftritt in Richtung Pool geflitzt. Das es Ende Dezember war und die Temperatur draußen um den Nullpunkt lag, schien ihn nicht besonders zu stören, als er in einer quietschgrünen Badeshorts mit roten Kirschen in das heiß dampfende Wasser stieg. Der Pool war somit im Winter eher ein kleiner Onsen und natürlich von unten hell erleuchtet. Man konnte im bullerwarmen, blauen Wasser sitzen und auf die funkelnden Lichter in der Bucht von Tokyo heraus sehen. Auf den wenigen Liegen, die im Winter noch auf den hellen Dielen der kleinen Veranda mit dem im Boden eingelassenen Becken standen, lagen ein paar flauschige Decken. Darin eingemummelt und knallbunte Cocktails schlürfend oder einfach nur ein Bier nach dem anderen herunter stürzend, versammelten sich jene, die vergessen hatten Badesachen mitzunehmen, nicht auf eine Erkältung scharf waren oder sich nicht trauten in Boxershorts ins Wasser zu steigen, aber auch den grandiosen Ausblick nicht missen mochten. Nur wenige andere kamen mit in das Becken und dann auch nicht für lang, sodass Yukke seinen Pool fast die ganze Zeit für sich allein hatte. Als er ganz aufgeweicht vom planschen war, beschloss er doch endlich dem Wasser zu entsteigen, die kleine Treppe hinauf, wie die Venus aus dem Bade. Nur sah er mit dem kirschrot angelaufenen Kopf incl. Pott etwas weniger göttlich dabei aus. „Hey Cherry Boi!“ rief Tatsurou, der gerade das Holzdeck betrat und ihm in einem seltenen Anfall von Nettigkeit ein auf der Heizung wunderbar angewärmtes Badetuch zuwarf. Dankbar wickelte der Bassist sich in das flauschige, weiße Frottee. „Danke. Ich werd noch blauer als blau, wenn ich hier stehen bleib, lass uns reingehen.“ Er schob sich an dem Sänger vorbei und setzte sich wohlig bibbernd auf eine breite Holzbank, hinter der heiße Luft aus einem verdeckten Heizkörper hervorkam. Dann angelte er sich ein weiteres Handtuch und wickelte es sich wie einen Turban um den Kopf. Tatsurou drückte ihm einen kleinen, quadratischen Holzbecher heißen Sake in die Hand, den eine Kellnerin gerade gebracht hatte und nippte selbst an seinem dampfenden Kakao. „Du hättest nicht solange baden sollen. Man sieht immer noch die blauen Flecken. Ich dachte du wolltest nicht, dass jemand das sieht.“ Merkte er leise an, als Yukkes Handtuch ein Stück von seinen Schultern herunter glitt. „Aber der Pool ist doch so cool! Sei nicht so miesmacherisch. Du bist doch nicht G.O.D..“ „Kannst du mal damit aufhören, meine Texte zu zitieren?“ Tatsu ging es auf den Wecker, wenn jemand seine Lyrics verunstaltete, vor allem, wenn es Yukke war ,der noch nie in seinem Leben einen Liedtext geschrieben hatte, und somit in seinen Augen keinerlei Berechtigung hatte ihn mit Zitaten zu nerven. Sollte er doch die Finger von D.O.G. lassen, schließlich mochte ja Yukke nicht mal Tiere. „Aber wiesooooooooo, du hast doch damit angefangen!“ monierte der Bassist. „Na du hast ja auch ein Badehose mit [k]Kirschen[/k] darauf an. Cherry boi.“ „Oh.“ Yukke rieb sich die Nase und kratzte sich dann am Kopf. „Cherry heißt ja Kirsche.“ „Man bist du blöd!“ Darauf konnte Yukke nichts antworten. Immerhin stimmte es ja. Er nahm sich vor, viel, viel besser englisch zu lernen. „Wo is'n eigentlich Miya?“ lenkte er ab. „Was weiß ich. Ich bin doch nicht sein Babysitter. Vielleicht ist er schon gegangen, Sato- kun ist ja auch schon weg. Such ihn doch selber, wenn du was von ihm willst. Frag mich nicht immer.“ Tatsu streckte seine langen Beine auf der warmen Bank aus und berührte dabei mit seinen natürlich schwarz lackierten Zehen Yukkes Oberschenkel. „Mann, zieh doch Schuhe an! Deine Füße sind eiskalt! Und dreckig!“ murrte er und rückte ein Stück weiter weg. „Ich wollte ihn ja nur fragen, warum er eigentlich schoooon wieder Fanservice gemacht hat.“ Misstrauisch lehnte sich Tatsurou ein Stück vor und beäugte Yukke skeptisch. Da kam ihm doch etwas sehr, sehr spanisch vor. „Wie denn, hast du da etwa deine schwieligen, dicken Bassistenfinger im Spiel? Und ich hab treu doof mitgemacht, weil ich dachte, Miya- chan würde von sich aus ein bisschen extrovertierter werden wollen?! War ja klar! Typisch Yukke!“ beleidigt verschränkte er seine Arme vor der Brust und schaute finster drein. Da Yukke keine Lust hatte, ihm jetzt alles haarklein zu erklären, beließ er es dabei und schaute sich um. Draußen saßen nur noch zwei Leute im Dunkeln, die er nicht kannte und waren in ein Gespräch vertieft. Bei ihnen in dem kleinen Salon war auch niemand und die Kellnerin würde in nächster Zeit wohl auch nicht mehr auftauchen. Gut. Er nahm noch zwei weitere Handtücher vom Stapel, warf eines auf Tatsurous Füße und das andere ihm mitten ins Gesicht. „Hey“ beschwerte sich der Beworfene und befreite sich extra umständlich von dem Stoff. Yukke war aufgestanden und stand jetzt ganz dicht vor ihm, beobachtete und gluckste vor Lachen. Unwirsch wollte der Sänger ihn von sich weg schieben, aber stattdessen klammerte sich der andere an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wofür war das denn?“ „Ach du hast so schön geschmollt. Das fand ich so süß.“ „Idiot“ sagte er, aber seine Miene war nicht mehr so hart, als er es aussprach. .Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass Miya schon halb um die Ecke gekommen war und einen Schritt zurück trat und wieder ging, um ihnen ihre Privatsphäre zu lassen. So konnte auch keiner sehen, dass Miya Blick ein wenig verschattet war. Dies war genau das, was ihn immer ein wenig traurig machte. Und neidisch. Er beschloss, auch nach Hause zu fahren, vorhin hatte er sich schon genug mit Hirosuke von Balzac und ein paar Anderen unterhalten und jetzt war er einfach müde. Es war zwar erst halb elf, aber er wollte ausschlafen. Bis zum Neujahrsurlaub hatten er noch zwei große Konzerte zu bestreiten und er fühlte sich dazu ein bisschen krank. Also verabschiedete er sich von allen, und ließ sich in ihrem Bandvan nach Hause fahren. Sollten die Yukke und Tatsurou ein Taxi nehmen, sie konnten es sich ja schließlich leisten. An Silvester hatten Mucc einen Grund zu feiern, aber auch einen Grund traurig zu sein. Ihr allerletzter gemeinsamer Gig mit ihren Freunden von La vie en rose, stand an. Die Band wollte sich danach auflösen. Abgehalten wurde das Ganze in ihrer Heimatstadt Mito City, wie die Jahre zuvor. Kurz vor Mitternacht zählten sie alle zusammen mit den Fans die letzten Sekunden vor dem neuen Jahr und silberne Folienstreifen wurden um Punkt zwölf mit großem Hallo in die Luft geschossen. Langsam flatterten sie auf das Publikum hernieder und Miya schaute ein bisschen wehmütig. Das war nicht nur ihr letztes Konzert mit La vie en rose, das war auch ihr letztes Silvester bzw. Neujahrskonzert im Mito Light House, ihrer allerersten großen Konzerthalle, denn er mochte diese kleine liebgewonnene Tradition nicht ohne sie weiterführen. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Gitarre, denn Tatsurou bedeutete den Fans ruhig zu sein und kündigte als letzten Song an diesem Abend Panorama an. Einen Song nur für seine Freunde. PANORAMA Ein Sitzplatz, völlig atemlos, ein Zigarettenanzünder, Leichenschauhaus, das Steuer schwer, die Bremse weich Stereo Rockstars tönen aus dem Autoradio Der schrottreife Wagen rast über die zusammengeflickten Straßen. Aus dem mit Träumen beladenen Auto das sich in der Frene verliert Glitzert ein stolzes Zeichen Komm, gehen wir dorthin, wir sind die Träumer die das Panorama entwerfen an diesen Ort wo wir zusammen lachen, den ganzen Tag, ohne Unterlass Das hier ist eine Zeitmaschine, die die Gegenwart und die Zukunft verbindet Die Wege führen in die Unendlichkeit, weiter und weiter "Unser" Traum, ist er beendet? Während wir in dem mittlerweile leeren Koffer schlafen Ich betrachte den Himmel, die Wolken aus denen es herab tropft, Während sie langsam ihre Form verändern, sich auflösen Ab heute werden "unsere" Träume ihre Wege gehen, jeder den seinen (Während wir uns entfernen) von diesem Ort an dem wir lachten ohne Unterlass komm, lass uns dorthin gehen, alle beide, dem einmaligen Panorama entgegen die Wege führen in die Unendlichkeit, weiter und weiter Danach sagte jeder etwas, bis als vorletzter Kyohsuke, der Sänger von Lver und auch von seiner und Miyas Just-for-Fun Zweitband Gekigakutai, sich bei seinen Fans bedankte und entschuldigte. Er mochte nicht mehr sagen, darum drückte er das Mikro Miya in die Hand, der als einziger noch nichts von sich gegeben hatte. Der Gitarrist von Mucc sagte nur ein paar Worte, aber die genügten, um vielen Zuschauern in der Menge Tränen in die Augen zu treiben und als er seine kleine Ansprache beendete weinten einige Mädchen ganz offen. Sie verabschiedeten sich und gingen von der Bühne. Heute würde es keine Zugabe geben. Nach dem Konzert saßen alle, wirklich alle, Bandmember, Manager, Staffleute und Veranstalter zusammen in der gemütlichen Kneipe ganz in der Nähe und feierten lautstark das neue Jahr und tranken auf alte Freunde und neue Abenteuer. Miya ließ es sich natürlich nicht nehmen, sich noch einmal im Namen seiner Band bei ihren Sempais aus Mito für die lange Freundschaft und die vielen tollen Konzerte zu bedanken- aber diesmal hatte er einen Strauß rosa Rosen in der Hand, und meinte nur, dass er immer wenn er diese Blumen sah, an seine Freunde in der Heimat erinnert werde. Alle Muccies waren dafür aufgestanden als Miya den Strauß übergab und standen ein wenig betreten in dem stickigen, verqualmten Raum. Eigentlich war es Satochis Idee mit den Blumen gewesen, aber er hatte gemeint, dass lieber Miya sie übergeben sollte, er könne keine traurigen Reden halten. Jetzt fing Kyohsuke- schon ziemlich vom Alkohol umnebelt- richtig an zu heulen, zerquetschte Miya fast die Hand und verbeugte sich dutzendfach. Als er sich endlich beruihgt hatte wurde noch mehr getrunken. Mucc standen draußen und froren, jeder von ihnen hatte ganz schön einen im Tee und deswegen witzelten sie mit der Kamera herum, bis Kyohsuke- von zwei Roadies mehr getragen als gestützt- aus der Kneipe kam. Zwar lachten alle und klopften ihm aufmunternd auf die Schulter, aber es hatte einen wehmütigen Unterton und das Lachen war zu einem großen Teil auch dem vielen Sake und Bier zuzuschreiben. Er sollte mit dem Taxi nach Hause gebracht werden, aber zunächst heulte er wieder einmal, das schwarze Make- up ganz verwischt und sagte unverständliche Dinge, die man nur ansatzweise als Dank verstehen konnte. Dabei umarmte jeden, der ihm im Weg stand und ganz besonders oft Miya, der ihn in seiner Gutmütigkeit auch jedes Mal zurück drückte und ihm freundschaftlich den Rücken tätschelte. Sogar Tatsurou sagte noch ein paar aufmunternde Worte und schließlich schafften sie es dann den Mann ins Taxi drücken und sagten dem Fahrer, wo er hinfahren sollte, nur für den Fall, dass dem Sänger nicht mehr einfallen sollte, wo er eigentlich wohnte. Sie wünschten ihm eine gute Nacht und winkten dem Auto hinterher, dann war es auch schon um die Ecke, verschwunden in der Dunkelheit. Neujahr bestand für Mucc aber nicht nur aus Arbeit und Alkohol, sondern sie gingen auch schon seit Jahren zusammen einer hübschen japanischen Tradition nach, nämlich den Sonnenaufgang des ersten Tags im Jahr anzuschauen. Meist gingen sie zu Fuß zum Kairaku-ken, dem berühmten Park in der Stadt. Das hatte auch den Vorteil, dass die kalte Luft sie alle wieder ernüchterte. Diesmal mussten sie sich beeilen, sie hatten sich sehr spät von der Aftershowparty verabschiedet und erreichten den Park und den Hügel, auf dem man den besten Ausblick hatte, gerade so vorm Beginn der Dämmerung. Es war zwar bedeckt, aber man konnte die Sonne unter den dicken Schneewolken doch ganz gut erahnen. „Und was macht ihr beiden jetzt noch?“ fragte Satochi, nachdem sie den Park verließen. Yukke fing an zu grinsen und Tatsurou grinste mit. „Wir gehen Yukkes Eltern ausm Bett klingeln. Die freuen sich schon darauf.“ „Ah ja…“ „Und wo willst du eigentlich pennen?“ „Ich hatte eigentlich auch vor nach Hause zu fahren, aber ich glaub ich nehm mir ein Hotelzimmer, ich bin so müde“ antwortete er und unterstrich seine Aussage mit einem herzhaften Gähnen. Plötzlich fing die Erde an zu beben. Die Bäume am Straßenrand schwankten und ein paar Autoalarmanlagen fingen an zu jaulen. Einige Schaufenster der Läden auf der anderen Straßenseite zersprangen und die Scherben prasselten mit lauten Klirren auf den Boden. Yukke und Tatsurou hielten sich notdürftig an einem Briefkasten fest, Sato wedelte mit den Armen, konnte jedoch sein Gleichgewicht halten, aber Miya, angetrunken und unsportlich, stolperte über den Randstein und fiel hart auf den Asphalt. Das Erdbeben hörte so schnell auf, wie es angefangen hatte. Yukke zog Miya auf die Füße. „Alles noch dran? Mensch, du siehst aus wie ein Geist!“ „Mir geht’s gut.“ Antwortete er nicht sehr überzeugend. Seine Augen waren weit und schreckhaft aufgerissen, wie ein Reh im Scheinwerferlicht sah er aus. Er rieb sich seine aufgeschürften Hände und senkte den Kopf, ihm war es peinlich, dass er so ein ungeschickter Trottel war und dass er- „Hast du etwa Angst vor Erdbeben?“ riet Tatsurou und bückte sich, um seinem Leader prüfend ins Gesicht zu schauen. „Wer hat die denn nicht?“ knurrte Miya, verärgert, weil der Sänger ihn mal wieder so leicht durchschaut hatte und pustete sich weiter auf die Handgelenke. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn. „Das wusste ich ja gar nicht!“ murmelte Satochi erstaunt und fragte etwas lauter: “Warum wohnst du in einem Haus im obersten Stockwerk, wenn du so Angst vor Erdbeben hast?“ „Ich dachte, ich würde mich so besser daran gewöhnen.“ Seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi, er musste sich kurz auf den Boden setzen. „Ah ja.“ wiederholte sich Satochi und fragte nicht weiter. Miya wollte eben alles alleine machen, das war nichts Neues. „Aber- sag mal, geht es dir wirklich gut?“ Bevor Miya sprechen konnte, spürte er gleichzeitig schwitzte und fror, wie ihm die Augenlider flatterten, nur eine Sekunde mal die Augen zu.. Tatsu sprang einen Meter nach vorn, fing ihn auf und setzte ihn auf den Rand eines großen, steinernen Blumenkübels, in dem um diese Jahreszeit nur ein paar vertrocknete braune Zweige ihr Dasein fristeten. Tatsurou schlug im ins Gesicht, um ihn wieder zu wecken. „Ey Miya, sorry für die Ohrfeige, aber du hast 'nen Schock denk ich- Hier nimm den Schlüssel zu meiner alten Bude; da“ er steckte Miya einen einzelnen Schlüssel von seinem Bund in die Jackentasche, “und ruh dich da aus, es ist ja nicht weit weg von hier. So kannst du doch nicht zu deiner Mutter fahren, die bekommt ja einen Herzinfarkt! Sato- kun, bring ihn am besten hin- und halt ihn wach! Jedenfalls solange er so blass ist. Du weißt ja noch wo alles liegt. Jetzt geht schon! Wir müssen auch los.“ Tatsurou scheuchte sie weg, er hielt eine Taxe an, die wie ein Wunder aus dem Nirgendwo erschien und bedeutete ihnen da einzusteigen. Ein wenig überrumpelt stiegen Miya und Satochi brav in die Taxe und kurz darauf kamen sie in besagtem Gebäude an. Es war wirklich ewig her, dass Satochi hier gewesen war- mit Yukke und Tatsu ja sogar ein paar Monate dort gewohnt hatte. Dummerweise hatte er die Türnummer vergessen. Seine bleischweren Augenlider und der bleischwere Miya, der halb über seiner Schulter hing halfen auch nicht unbedingt seiner Erinnerung auf die Sprünge. Satochi musste auf der Gravur auf dem Schlüssel nach sehen. „Geh rein!“ sagte er zu Miya, nachdem er endlich die richtige Tür ausfindig gemacht hatte und rümpfte die Nase. Die Luft war trocken und abgestanden, über den Möbeln hingen weiße Leintücher, die in dem noch schwachen Morgenlicht leuchteten und in dem leichten Luftzug von der Tür wie Gespenster tanzten. Zum Glück war es nicht ganz so so staubig, wie er es von Tatsurou erwartet hätte. Vielleicht hatte er eine Putzfrau. Oder Yukke war mal da gewesen. Aber es war kalt. Wie auch immer, er lehnte Miya an die Wand wie einen abgestellten Besen und suchte im Wandschrank des winzigen Schlafzimmers nach einem Futon und fand auch einen. Er breitete ihn aus und gab Miya eine Decke. Dann zerrte er einen steinalten Heizlüfter aus dem Schrank hervor und stellte ihn auf die höchste Stufe. Für einen zweiten Futon war aber kein Platz, darum setzte er sich mit einer zweiten Decke auf den Fußboden, direkt vor den warmen Luftstrom und gähnte den Gitarristen an. „Danke“ murmelte Miya, wickelte sich in sein Steppbett und setze sich auf die Matratze. Er wollte sich hinlegen, aber Satochi hielt ihn am Arm fest. „Warte noch. Du solltest solange wach bleiben, bis es dir wieder besser geht.“ „Es geht mir besser.“ „Du bist aber immer noch blass.“ „Ich bin immer blass. Das ist normal.“ Eine lang vergessene Erinnerung stahl sich in Satochis Gedanken; ein Urlaub am Meer, Schnorcheln, er selbst, wie er Miya mit seinen knallrot verbrannten Rücken aufzog. „Trotzdem. Dein- dein Blutdruck ist bestimmt nicht gut und ich weiß nicht- und du solltest einfach jetzt nicht schlafen.“ „Dann halt mich wach.“ Sagte Miya leise und hatte wieder diesen [k]Blick[/k]. Satochi schluckte, als Miya näher rutschte. Das hätte er eigentlich nicht erwartet, nicht nach dem er- „Bist du sicher…?“ fragte er. Satochis Lippen waren aufgesprungen durch die trockene Kälte, aber das schien Miya nicht zu stören, er küsste ihn trotzdem. Seine Finger waren kühl und rau, so wie immer, als sie ganz locker über seine Wange strichen. Wenn man Miya ganz europäisch zur Begrüßung die Hand gab, vergaß er manchmal zuzudrücken und strich stattdessen mit seinen Fingern über die Handfläche des anderen, genau wie er es gerade bei Sato machte. Eine ganz eigentümliche Bewegung von ihm und doch merkte Sato wie ihm davon merklich wärmer wurde. Jedoch blieben ein paar Zweifel: Was wenn Miya durch das Beben und den Alkohol und das lange wach bleiben so durch den Wind war, dass er jeden quasi besprungen hätte? Aber nein, Sato verwarf den Gedanken gleich wieder, so war Miya eigentlich nicht. Einmal konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Miya jemanden ansprang, aber darum ging es ja gar nicht. Miya war einfach nicht so promiskuitiv, so freizügig mit sich selbst, wie er. Das war das erste Mal, das er sich ein gestand, das er es vielleicht deshalb nicht schaffte, mit jemandem eine längere Beziehung einzugehen, weil er eigentlich gar kein echtes Interesse daran hatte. Denn wenn er es sich so zusammen rechnete, waren die vielen „Ausrutscher“ mit Miya über die Jahre hinweg ein wesentlich längerer Zeitraum, als er je mit einer anderen zusammen verbracht hatte. Und dabei hatte er nicht die Zeit mitgezählt, die sie sowieso als Band miteinander verbrachten. Der Gitarrist fing jetzt an, den Saum von Satochis Hemd hochzuziehen. Er machte wieder die Sache mit den Fingern auf den Hüften des Drummers. Sato schauderte, denn Miyas Finger waren nicht nur kühl und rau, sondern auch geschickt. Aber es war selten, dass Miya so zurückhaltend war, auch wenn er ihn jetzt wiederum küsste. Sicherlich war er müde und erschöpft. Was ihn normalerweise aber auch nicht daran hinderte, ihm die Kleidung vom Leib zu reißen und ziemlich schnell zur Sache zu kommen. Jetzt schien er irgendwie abzuwarten. Und Sato ergriff die Initiative, fügte sich stumm Miyas lautlosem Befehl. Da der andere schon im normalen Situationen recht wortkarg war, überraschte es Satochi schon längst nicht mehr, dass er im Bett so gut wie nie etwas sagte. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als genau auf seine Reaktionen zu achten, ob er sich zurückzog oder ob er mehr wollte. Ungeduldig drückte er Miya auf den Futon zog ihm das das viel zu dünne Shirt über den Kopf. Warum trug er bloß mitten im Winter nur ein einfaches schwarzes T-Shirt? Er fror doch so schnell. Miya gab einfach nicht genug auf sich selbst acht. Es war zwar hell im Zimmer, aber Sato schloss die Augen, als er halb über ihm kniete, ein Bein zwischen Miyas Schenkeln- was ihm einen kaum zu vernehmenden Seufzer einbrachte- und er nur seine Stirn auf Miyas Schlüsselbein legte. Seine Unterarme und Hände ruhten auf Miyas Brust, er konnte den Herzschlag des anderen gut spüren; konnte den Geruch von Winterluft, Zigarettenrauch und leichtem Schweiß deutlich wahrnehmen. Miya zog ihn an den Haaren, zog ihn in einen weiteren, jetzt viel leidenschaftlicheren Kuss, drückte sich ihm entgegen, sodass Satochi deutlich Miyas Erregung an seinem Oberschenkel spürte. Heftig keuchte er auf, als Miya plötzlich in seinen Schritt griff, was ihn trotz dem dicken Jeansstoff absolut [k]hart[/k] werden ließ. Er hielt sich nicht lang mit Knopf oder Reißverschluss auf und schob einfach seine Hand in die Hose des anderen. Miyas Finger umschlossen seine Erektion, er bewegte seine Hand so weit es ging auf und ab, wusste genau, was er tat. Zwischen drin hörte er auf, quälte Satochi ein bisschen, er wartete darauf von ihm zu sehen und zu hören, wie sehr er es wollte; wartete darauf zu fühlen, wie sich der Schlagzeuger ihm entgegen schob, wie er sich lustvoll in seiner verschwitzten Hand rieb. Satochi zog seine Hüften zurück, Miyas Hand glitt aus seinen Hosen, er ging auf Abstand. Er wusste, wenn sein Bandleader so wie heute -Schwäche- zeigte, dass er es dann zuließ, einmal nicht die Kontrolle zu haben, dass er sie abgab, an ihn. Er wusste, wenn Miya so zurückhaltend war, dass er mit ihm schlafen durfte. Und das er diesmal nicht den passiven Part übernehmen sollte. Er kam sich berechnend vor. Dabei hatte er gar nicht vorgehabt heute mit Miya ins Bett zu gehen. Aber trotzdem ekelte er sich vor sich selbst- einfach immer nur Sex, dass ging doch nicht, nicht mit einem so engen Freund, nicht mehr- Er sagte zu sich, er wäre in gewisser Weise auch nur Miyas „Trost“. Redete sich ein, es wäre nur ein Geben und Nehmen. Der kaum entwirrbare Knoten aus Schuldgefühlen, alten Erinnerungen, Lust und Zuneigung verunsicherte ihn, ließ ihn zögern. Miya schaute ihn an, sprach nicht, blickte ihm einfach mit diesen intensiven, dunklen Augen an. Satochi wandte die Augen ab und wurde rot. Er sah noch wie Miyas Blick zu seiner Jacke huschte, die er zuvor achtlos in die schmale Lücke zwischen Matratze und Schrank geworfen hatte. Satochi verstand, durchsuchte die vielen Taschen. Er fand Geldbeutel, Handy, ein paar zerdrückte Bonbons, eine einzelne Zigarette, zwei Feuerzeuge und endlich, in der Jackeninnentasche, das, wonach er gesucht hatte. Satochi kannte Miya lang genug um zu wissen, dass er zwar ein absoluter Musikfachidiot war und nicht einmal in der Lage, ein neues Programm auf seinem Rechner zu installieren oder den Kofferraum eines Toyotas zu öffnen, aber für [k]gewisse[/k] Dinge immer vorsorgte. Schnell entledigte er sich seiner Hosen und streifte das Kondom aus Miyas Jacke mit geübten Handgriffen über. Keine Zeit mehr für Gedanken. Kein Zeit mehr für- Miya lag neben ihm, starrte ihn immer noch an, verschlang ihn gleichsam mit seinem Blick; mit einer Hand befriedigte er sich selbst, die kleine Flasche Gleitmittel in seiner Linken war offen. Er ließ sie fallen, seine Hand glänzte im Morgenlicht und verschwand hinter seinem Rücken- Satochi versuchte krampfhaft weiter zu atmen. Das war zuviel, einfach zuviel- Miya hatte aufgehört zu masturbieren und konzentrierte sich jetzt ganz darauf- Atmen, Satoshi, atmen, er sah zwar nur wie die Muskeln von Miyas Oberarm leicht unter der Haut zuckten, aber er wusste natürlich, wie Miya jetzt gerade in diesem Moment sachte einen weiteren Finger hinzunahm um sich vorzubereiten, er wusste sogar genau welchen, Miya hatte das bei ihm oft genug getan, aber dabei zu zuschauen, wie der Gitarrist das bei sich selbst tat, war etwas völlig anderes. Endlich schien Miya fertig zu sein, er wischte seine Finger am Laken ab und drehte sich um, wollte sich hinknien, aber Sato hielt ihn davon ab, legte sich einfach nur hinter ihn, drückte sich fest an ihn, wollte ihn einfach nur so nah es ging bei sich spüren. Sein Gesicht vergrub er in den verwuschelten schwarzen Haaren, Rauch und und ein letzter Rest Shampooduft; dann stützte er sich mit dem Ellenbogen auf, er wollte Miyas Gesicht sehen. Langsam drang er in ihn ein, immer darauf bedacht, keine Schmerzen zu verursachen, aber alles was er sah und hörte war pure Befriedigung. Miyas Wangen hatten einen rosa Farbton angenommen, sein Mund stand ein Stück offen, seine Augen waren halb geschlossen. Und er stöhnte leise. Mehr als alles andere trieb dieses Geräusch den Drummer dazu, tiefer zu dringen, den Griff um die Hüften des anderen Mannes zu verstärken, sich einfach in ihm zu verlieren. „Du bist ja noch hier“ murmelte Miya beim Aufwachen . Er hatte die Augen noch geschlossen, aber er hörte Satochi atmen und spürte seine Wärme unter der Decke. Der Drummer lag neben ihm, den Kopf so auf seinen Arm gelegt, dass er gedankenverloren noch ein paar Strähnen von Miyas Haar zwischen den Fingern zwirbeln konnte. „Hmm.“ „Sonst bis du immer schon weg-“ er gähnte und blinzelte mehrfach, weil Schlafsand seine Lider verklebte „bevor ich aufwache.“ Darauf ging Satochi nicht ein, obwohl es stimmte, dass er sich immer schon auf den Heimweg gemacht hatte, noch bevor die Dämmerung anbrach. Stattdessen betrachtete er weiter Miya Gesicht, so wie er es schon die vorigen zwei Stunden getan hatte, seit die Mittagssonne ihn geweckt hatte. Dann fiel ihm etwas ein. „Weißt du, das ist das erste Mal seit.. seit“ „Seit was?“ „Naja seit dem ersten Mal, dass wir…“ „Was?“ „Naja…“ „Fang keine Sätze an, die du nicht beenden willst.“ „Dass wir es… bei Tageslicht“ er lief rot an, er sollte wirklich erst denken und dann sprechen “getan… haben.“ Miyas Augenbraue stieg hoch in die Luft. Das war so typisch Miya, so unglaublich er selbst, dass Sato nicht mehr an sich halten konnte und mit etwas herausplatzte, über das er sehr wohl schon nachgedacht hatte: „Miya- kun… ich glaube ich liebe dich.“ DAS hatte Miya jetzt weiß Gott nicht erwartet. Schlagartig wurde er wach und starrte Satochi an. Seine Augen waren so weit aufgerissen, er hätte Yukke beim Glubschen Konkurrenz machen können. Er konnte das jetzt einfach nicht glauben. Nicht nach all dem was passiert war! Steif setzte er sich auf und schüttelte ungläubig seinen Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein, das konnte es nicht! „Nein, nein, nein.“ murmelte er immer wieder; für Sato sah es aus als stünde der Gitarrist kurz vorm Nervenzusammenbruch, so wie er die Hände auf seine Schläfen presste. Der jüngere Mann fasste Miya am Arm, wagte einen unsicheren Versuch, ihn zu beruhigen. Miya schüttelte ihn ab und gab ihm dafür eine schallende Ohrfeige. „Du hast mich schon wieder geschlagen.“ Sagte der Drummer leise und bemühte sich, den Schmerz auf seiner Wange zu ignorieren. „Und du hast es nicht anders verdient! Sag mal, Satoshi, hätte dir das nicht etwas früher auffallen können.. so etwa VIER JAHRE FRÜHER??? Jetzt- was soll ich jetzt damit anfangen, glaubst du die Zeit lässt sich zurückdrehen? Das alles wie früher werden kann? Glaubst du das? Geht das in deinem Spatzenhirn vor? ‚Zerr ihn einfach in die Kiste und sag ihm hinterher, dass du ihn liebst und alles ist in Butter und die Sonne scheint und Vögel zwitschern?“ „Nein, es ist nur-“ „Was?“ „Ich dachte...“ „Du denkst? DU DENKST?“ „Ich dachte damals wegen so Sachen die jetzt Yukke passiert sind, dass ich nicht mit dir-“ „Das meinst du doch nicht ernst, das seh ich dir an! Lüg mich nicht an.“ Es gab eine Sache, die Miya absolut hasste und das war wenn jemand dem er vertraute ihn belog. Wutentbrannt sprang Miya auf und klaubte seine Kleider zusammen. „Ich gehe!“ „Warte doch Miya, bitte!“ Er war mit aufgestanden und versuchte Miya aufzuhalten. „Lass mich!“ herrschte der Gitarrist ihn an und versuchte seine Schuhe anzuziehen. In der Eile stolperte er über den Heizlüfter und fiel der Länge nach auf den Boden. „Verdammter Scheiß, scheiße, scheiß, scheiße!“ Er rollte sich auf die Seite und hielt sich dabei das linke Knie, dass böse auf den Boden aufgeschlagen war. Außerdem brannten die noch frischen Schürfwunden vom frühen Morgen an den Händen wieder wie Feuer. „Das ist alles deine Schuld!“ fluchte er mit schmerzverzerrter Stimme. „Masaaki.. es tut mir leid. Es tut mir ja so leid.“ Satochi sank hinter Miya auf die Knie und versuchte ihn aufzurichten. „Lass- mich- in- Ruhe!“ knurrte es vom Boden und Miya drehte sich weg. „Nein.“ Satochi packte ihn unter den Achseln, hob sachte ihn hoch und setzte ihn an die Wand. „Ich sagte, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“ kam es von Miya angestrengt und er lehnte sich erleichtert an die Tapete. „Ich- kann nicht. Es tut mir so leid, es tut mir so leid, es tut mir so leid.“ Satochi schniefte und er warf sich Miya buchstäblich um den Hals. Energisch versuchte Miya seine Hände zu lösen und ihn weg zuschieben, aber der Drummer hielt sich so fest, dass Miya bald seinen Widerstand aufgab und seine Schultern erschlafften. Der Schmerz in seinem Knie ließ endlich nach. „Warum? Warum jetzt auf einmal?“ „Es ist- ich-“ murmelte Sato stotternd in Miyas Shirt -ja nicht so als hätte ich je damit aufgehört, aber das konnte er nicht sagen, es war einfach zu schwer- „ich weiß nicht.“ „Du weißt nicht warum du mich liebst?“ Da gab es soviele Gründe aber nicht einer wollte Sato über die Lippen können, es war als hätte ein böser Geist oder besser gesagt sein eigener ihm die Sprache genommen. Er konnte nur eines sagen: „Bitte.“ ... Kinsenka (Ringelblume) Beleidigende Worte und verdorbene Erwachsene gibt es ein Mittel um aus mir selbst herauszugehen? Unbewusst, ohne dass er es wüsste, weiten sich die Risse aus über dem Lebewesen das barfuss läuft, ohne Schuhe Kinder welche die widerliche Wirklichkeit nicht wahrnehmen Warum entzieht ihr mir die Hand Gottes Der Junge wusste es, die Geschichte beginnt immer wieder von neuem Gefangen in einem Labyrinth ohne Ausweg Das ist kein Grund zerfetzt hat das Kind der Vernunft aufgehört sich zu wehren Ah, eine Blume blüht mitten in der Traurigkeit Lehre mich den Sinn des Lebens Auch ich bin eines dieser neuen Leben, das nicht das geringste seiner Überreste finden kann, mitten unter dem Menschen Ich suche nach einer brüllenden Stimme, dafür dieses Herz zu dem kein Licht vordringt Ah, diese Stimme, wartet darauf? Wo wird sie überall suchen ohne es zu finden? Ah, ausgezeichnete Blume der Niedergeschlagenheit Die beiden Schatten die aufeinander zu gehen und sich verlieren Auch ich bin eines dieser neuen Leben, das nicht das geringste seiner Überreste finden kann, mitten unter den Menschen Der Junge wusste es Lyrics by Satochi PS: Den Pool gibt’s wirklich ^^ man kucke da: http://www.studio-coast.com/ unter Photos (oder war es Gallery? :3) PSS: Für dieses Kapitel hab ich mich hier: http:/earthquake.usgs.gov/ durchgeklickt, ist schon Wahnsinn wie viele Erdbeben täglich in Japan sind oO. Das Beben in der FF hab ich allerdings erfunden, aber hey, bei ca. 3-10 Beben pro Tag, zwischen Stärke 3 und 6 (sehr leicht bis mittel, in der Regel spürbar) kann da durchaus eins gewesen sein XD. Wie geil, keine 2 Stunden nachdem ich das hier geschrieben hab, kam eine Doku über Erdbeben in Japan auf ntv Ist auch interessant, wie selten Erbeben in FFs angesprochen werden--- Da fällt mir ein, dass ich in einer Galerie in Frankfurt mal großformatige Fotos vom 95er Kobe- Beben gesehen hab, das ist so in starr fast noch gruseliger als die Berichterstattung z.B. von dem großen Beben in China gerade. PSSS: Diese viereckigen Holzbecher für Sake heißen Masu und leiten sich von einer alten jap Maßeinheit ab (die haben immer in quadratischen, geeichten Kisten gemessen)… Masu= Maß… das kann man sich wenigstens mal merken XD. PSSSS: Im Herbst 07 haben sich La vie en Rose übrigens zum 3 (!) Mal wieder zusammengerauft XD. Da können einem die langjährigen Fans echt Leid tun… PSSSSS: Wers nicht weiß: Panorama wurde auch für Lver geschrieben y3 PSSSSSS: Weil Vegmac nicht weiß, was promiskuitiv ist: Öhm naja, das ist ein anders Wort für ... *sexuell freizügig* PSSSSSSS: so, da habt ihre eure lemon XD Hab mich lang genug damit gequält! Miya ist eben kein XXX sondern XXX aber dazu später... Frage: gibt’s ein besseres Wort für, naja Gleitzeugs? Öl? Gel? Flutschi? (gibt’s wirklich) XD Nee im Ernst.. es ist [k]blöde[/k] sowas zu schreiben... aber wir wollen ja all die etwas [k]Unschuldigeren[/k] unter uns nicht im dunkeln lassen, dass gewisse Praktiken OHNE das Zeug gar nicht nett sind.. aber man kanns netter beschreiben.. wenn man ein besseres Wort hätte, würde es mir die Story auch besser flutschen (sorry, der musste sein XDDDD) D.O.G. Das Firmament ist verschwommen, eine Ausstellung des Vulgären, ich lebe Ein Überrest dieses einzigartigen Genies, sichtbar und unsichtbar je nach Jahreszeit bestens gerüstet für den Krieg. Zerstreue den weiß glühenden Staub Du kannst nicht verlieren. Was hältst du davon, die miesmacherischer Cherry Boy? Weit entfernt, hinter dem Himmel des Jenseits Man hat uns die Zukunft versprochen, aber trotz der Einladung wandeln wir noch immer im Nebel Es ist ein Held einer anderen Epoche der in der Dunkelheit sein ziel erreicht hat Ist das die schuld der zeit, des unendlichen Möglichkeiten, die sich immer wieder auftun Das ist die Bedeutung des Satzes „Blau ist ein Bestandteil des indigoblauen, und es ist blauer als Indigoblau!“ Die Eule hat einen Falken erlegt und wurde zu einer heiligen Mutter Das sterilisierte Reagenzglas in welchem du erzeugt wurdest reines Blut, heran gezüchtet um zu gewinnen, warum stutzt du? Du natürliches Kind mit gemischtem Blut, ist der Zwang deine Bestimmung? Wehre dich, ich bin G.O.D. Du brauchst keine angst haben Bestens gerüstet für den Krieg. Zerstreue den weiß glühenden Staub Du kannst nicht verlieren. Was hältst du davon, du miesmacherischer Cherry Boy? Lyrics by Tatsurou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)