Der schamlose Die von peri ([Kaoru x Die]) ================================================================================ Kapitel 1: ONE-SHOT ------------------- Allgemeiner Kommentar: Was passiert, wenn man mich mit dem DiexKao/KaoxDie fandom alleine lässt? Genau. Das hier. XD Wo die Grenzen zwischen Vernunft und Wahnsinn verwischen... Viel Spaß beim Lesen. Der schamlose Die Meine Schritte sind unbeholfen, als ich in dieser Nacht durch den Stadtpark schleiche und von Schatten zu Schatten husche. Nein, ich bin kein Landstreicher. Ich bin auch kein Lüstling oder Perverser, der sich von hinten an junge Frauen ranpirscht, um sie zu befummeln. Nein, das bin ich bei Weitem nicht. Ich meine, ich könnte es sein, in meiner Situation, aber... Ach, Quatsch. Ich bin nur ein unterbezahlter Rockstar, mitten in der Nacht auf dem Weg zu seinem Freund. Und ich gehe diesen verlassenen Weg durch den nächtlichen Park nun auch nicht zum ersten Mal. Ich gehe ihn schon seit Jahren. Mittlerweile kann ich ihn sogar mit verbundenen Augen und rückwärts gehen. Dennoch ist mir, anders als sonst, heute nicht besonders wohl zu Mute. "Komm schnell, Kaoru!!", hat Die mir am Telefon ins Ohr gebrüllt und danach sofort wieder aufgelegt. Nun mag sich einer fragen, warum ich nicht renne, sondern stattdessen in aller Gemütlichkeit vor mich hinkrieche. Fiese Fangirls würden jetzt wahrscheinlich antworten: "Weil du zu alt bist." Ganz falsch. Oder zumindest teilweise. Fakt ist, ich kenne meinen Freund schon lang genug, um zu wissen, dass das, was angeblich so dringend sein soll, um mich um halb zwei aus dem Bett zu reißen, mit 100%iger Gewissheit auch noch ein paar Minuten warten kann. Im Sterben wird er schon nicht liegen. Und ein Kind bekommt er mit Sicherheit auch nicht. Um ehrlich zu sein, fällt mir spontan überhaupt nichts ein, was denn vorgefallen sein könnte. Und gerade, weil mir nichts einfallen will, gleicht mein Gang auch eher dem einer Ente als dem eines Gepards. Was das ungute Gefühl in meiner Magengegend natürlich erst recht nicht zum Verschwinden bringt. Ich versuche meinen Kopf anzustrengen, doch mir fällt wirklich nichts ein. Vielleicht liegt es an der späten Uhrzeit und daran, dass ich bereits drei Stunden geschlafen habe. Ein seltsamer Zufall sorgte damals dafür, dass Die und ich heute nur drei Blocks und den Park von einander entfernt wohnen. Manchmal ist das ganz praktisch, manchmal macht es mich wahnsinnig. Denn so sehr ich ihn auch liebe, ich kann nicht abstreiten, dass er die Fähigkeit wie kein Zweiter besitzt mich in den blanken Wahnsinn zu treiben mit seiner Art. Wenn man es dann aber wieder anders herum betrachtet, dann ist das vielleicht auch einer der Gründe warum ich ihn liebe. Seufzend zieh ich die Arme näher an meinen Körper und vergrabe die Hände tiefer in den Taschen meiner Jacke. Spätsommernächte können so eisig sein. Ich fröstele und brumme in meinen Bart. Wehe dem Die, wenn das nicht wichtig ist, was der will! Den Park verlassend und die jetzt nur noch kaum beleuchtete Straße überquerend gelange ich schon bald an mein gewünschtes Ziel, betrete das Gebäude und höre die Tür hinter mir wieder ins Schloss fallen. Ich entscheide mich für Treppenstufen statt Aufzug. Mehr Zeit für mich, um mich seelisch auf das vorzubereiten, was wohl da oben auf mich warten wird. Oder vielleicht eher lauern wird? Kaum bin ich ganz oben im letzten Stock angelangt, hab die Klingel an Dies Haustür gedrückt (und das obwohl ich nen Schlüssel habe...), da fliegt die Tür schon auf und mir der Die entgegen. "KAORU!" "Brüll doch nicht so. Bin doch nicht taub", erwidere ich, blocke ihn sofort ab und weiß, dass das nicht sonderlich nett ist. Aber ich kann nichts dafür, ich bin halt muffelig, wenn man mir meinen wenigen Schlaf, den ich eh nur noch kriege, einfach schamlos wegnimmt. "Was'n überhaupt los?", frag ich und schiebe mich an Die vorbei in das Apartment, weil es mir auf dem Flur zu kühl ist. "Hast du wieder vergessen den Herd auszuschalten?" Die gafft mich nur verständnislos an, während er die Tür wieder schließt. "Herd? Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht kochen kann." "Dann hast du die Mikrowelle in die Luft gesprengt?" "Nein." "Den Toaster?" "Nein...? "Oh nein, Die... sag nicht, dass du beim Games zocken wieder den Fernseher eingerammt hast!! Das war doch meiner und der war teuer und außerdem-" "Hallo!" Dies Hand fuchtelt vor meinem Gesicht rum. "Erde an Motzkeks! Es ist alles okay im Haus. Ich hab nichts zerstört, kaputt gemacht oder in die Luft gejagt." "Du hast das Badezimmer überschwemmt, nicht wahr? Gib es zu." Plötzlich fallen mir tausend Dinge und mögliche Horror-Szenarien ein. Doch ich bin glücklich, dass Die nur den Kopf schüttelt und mich fokussiert ansieht. Allerdings verwirrt mich das noch mehr. "Dann sag schon was ist! Irgendwas musst du doch angestellt haben." "Ich hab nichts angestellt!" Ein wenig aufgebracht wirft Die die Hände in die Luft. Während ich mich meiner Schuhe und Jacke entledige, werf ich schon mal einen Blick in das weitere Innere der Wohnung. Scheint wirklich alles okay zu sein. Zumindest so weit ich das von hier aus beurteilen kann. Ich blicke Die an, der vor mir steht in seinem hier irgendwie etwas fehl am Platz wirkenden Bademantel. Hat er etwa gerade eben, bevor ich gekommen bin, noch geduscht? Eine Augenbraue hebend mustere ich meinen Freund. Nein, die trockenen Haare passen nicht ins Bild. Was dann? Warum läuft der hier im Bademantel rum? Hab ich wieder mal den Trend verpennt? Wäre nicht das erste Mal. Ich steig da nicht hinter. Es ist schon zu spät für mein überarbeitetes Gehirn. "Aber es ist was Schlimmes passiert..." "Was ist passiert?!" Meine Augen weiten sich plötzlich zum Tellerformat und ich starre ihn an wie er da so vor mir steht und plötzlich ganz leise wird. Und es ist nicht gut, wenn Die leise wird!! "Was ist passiert?", frage ich ein zweites Mal, nun etwas eindringlicher. Das er mich nicht mal anschauen kann, übertrifft alle meine bisherigen Befürchtungen. Aber, dass sich ein roter Hauch auf seine Wangen legt, verwirrt mich noch mehr als ich es eh schon bin. "Ich..." "Ja?!" "Ich... ach... Ich kann es dir nicht sagen..." Verstört glotze ich ihn einfach nur weiterhin an. Ich warte ab. Da kommt bestimmt noch was nach. Früher oder später rückt er sowieso immer damit raus, egal ob er vorher gesagt hat, dass er es nicht tun wird. Aber Die fummelt nur an seinem Bademantel rum, lehnt da an der Wand gegenüber von mir und starrt auf den Haufen seiner achtlos in die Ecke geworfenen Schuhe. Als gäb es nichts Interessanteres auf der Welt. 'So schlimm?', denk ich und versuche meine Gedanken zu ordnen. "Die...", beginne ich vorsichtig und so einfühlsam wie ich es mir gerade abringen kann, denn ich hasse es Menschen jedes bisschen Information aus der Nase ziehen zu müssen, und beuge mich zu ihm. "Was ist-?" "Ach Kao, es ist SCHRECKLICH!!" Binnen einer Nanosekunde reißt er den Kopf hoch, hätte mir dabei noch fast seine Rübe gegen mein Kinn geschleudert, wäre ich nicht dank meiner übermenschlichen Reflexe zurückgesprungen. "Ja aber WAS?!", werf ich in der gleichen übertriebenen Lautstärke zurück. "Ich kann es dir nicht sagen, es ist zu schrecklich~" So langsam geht mir Dies theatralisches Getue auf den Senkel. "Also, wenn du nicht vor hast es mir zu erzählen, warum zum Teufel hast du mich dann herbestellt?!" Merkt man mir meine Verärgerung an? Ich sehne mich gerade nach meinem Bett, aus dem man mich für nichts und wieder nichts herausgerissen hat. Ja, herausgerissen. Das hier ist doch lächerlich. Als hätte ich nichts Besseres zu tun! Beeeett~ "Also, nein! Kaoru!" Da schaut er mich an, seine Augen sehen eigenartig wässrig aus. So kenn ich ihn gar nicht. Nur, wenn er WIRKLICH was angestellt hat. Ich verliere wirklich allmählich meine eh schon arg beschränkte Geduld. "Ich habe... also ich hab beim..." Ich überlege ernsthaft, ob ich nicht den Nacht-Pizzaservice rufen soll, da das hier ganz offensichtlich noch Stunden dauern kann. Wenigstens schaut er mich jetzt an. Das heißt sein leerer Blick klebt irgendwo auf meiner Brust... Mir wird es im Flur zu kühl, nun da ich nur noch ein T-Shirt trage. Außerdem ist mir das hier zu ungemütlich. "Am besten du erzählst mir das drinnen, Die." Ohne seine Antwort abzuwarten, greife ich bestimmt nach seiner Hand und zieh ihn mit mir weiter in das Apartment rein, in das wärmere Wohnzimmer. "Und außerdem brauch ich jetzt erstmal nen Kaffee." Denn ich merke wie ich mit jeder dahin plätschernden Sekunde eher abbaue, anstatt dass ich mal wacher werde. Könnte an der Uhrzeit liegen. Könnte. Die nickt nur, streift meine Hand ab und flitzt schnell rüber in die Küche, während ich mich auf das Sofa plumpsen lasse, es mir dort bequem mache und leicht meine Schläfen massiere. Etwas verwundert blicke ich auf, als Die schon nach nur drei Momenten wieder vor mir steht, mit der randvoll gefüllten, dampfenden Kaffeetasse in den Händen. Er lächelt milde und reicht sie mir. "Schon fertig?" Ich frage lieber nicht warum Die mitten in der Nacht Kaffee gekocht hat. Sicherlich nicht, um sofort welchen zur Hand zu haben, sollte ich mal vorbeischauen und um welchen bitten. Ich schlussfolgere einfach mal, dass Die schon die ganze Nacht auf ist und - anders als ich - noch kein einziges Auge zugetan hat. Während Die sich neben mich setzt, lächle ich zurück und nehme die Tasse dankend an. Vorsichtig nippe an dem heißen Getränk. Brühfrisch. Hier stimmt wirklich was nicht. Es ist mir so, als würde die Antwort direkt vor mir sitzen, aber ich komm einfach nicht drauf. "Willst du mir jetzt nicht endlich erzählen, was los ist," frage ich ein wenig ruhiger geworden und mustere ihn ausgiebig. Doch auch sein Gesicht gibt keinen Aufschluss. Dabei spricht es sonst Bände. "Kaoru... mir ist das irgendwie peinlich..." Na endlich, er redet! "Was immer es ist, du kannst es mir ruhig sagen. Und SO schlimm wird es nun schon nicht sein, oder?" "Du hast ja keine Ahnung!!" Dies Blick verfinstert sich schlagartig. Ich kann die dunkle Gewitterwolke über seinem Kopf schon praktisch sehen. "Ja, woher denn auch?" So gerade eben kann ich den giftigen Unterton noch unterdrücken. Seufzend lehne ich mich zurück in die Kissen und nippe wieder an meinem Kaffeepott. Am besten ich halte meinen Mund und lass ihn einfach blubbern. Irgendwann wird er schon selbst damit rausrücken. Das oder ich sitze hier morgen halb vermodert auf der Couch. Es mögen vielleicht ein, zwei Minuten der kompletten Stille zwischen uns vergehen, in denen ich nur schweigend meinen Koffeinhaushalt auffrische und Die apathisch in den Raum starrt. Ich beuge mich vor und stelle die leere Tasse auf den Tisch vor mir, dann wende ich mich wieder zu der Trantüte an meiner rechten Seite. "Nun, da ich schon mal hier bin, könnten wir auch eigentlich Sex haben." Dass mein Vorschlag so unmöglich ist, dass Die gleich vom Sofa fallen und anfangen muss wild mit den Armen rum zu fuchteln, hätte ich nicht gedacht. "NEIN!", ruft er aus und seine Stimme versagt noch im gleichen Moment. "Ähm... wie bitte?" Hab ich das da gerade richtig gehört? Bin ich etwa jemand, den man von der Bettkante stoßen würde?! Ihr als Leserinnen: Wäre ich nicht stockschwul und mit diesem pufflosen Windbeutel hier zusammen, würdet ihr mich ablehnen?! "Also, dass ist jetzt nicht das, was du denkst!" "Was denk ich denn, was es ist?" "Eeto." Er weicht aus. "Maaah." Ich kontere. "Die Sache ist so... Ich würde jetzt schon gern mit dir, aber... Wir können jetzt keinen Sex haben, weil..." Meine Augenbraue verschwindet unter dem Haar, das mir wirr ins Gesicht gefallen ist. "Weil...?" "Weil ich nie mehr Sex haben kann." Ich kann nicht mehr. Ist das ein Witz? Ich lach mich Schrott. Meine Seiten tun weh. Mein Bauch auch schon. Ich hoffe ich wecke die Nachbarn nicht mit meinem Gelächter. Komisch, Die scheint das gar nicht so lustig zu finden. "Wie? Du meinst das ernst?!" Vor lauter Lachen ist mein Gesicht schon ganz rot und ich muss nach frischer Luft schnappen. Der böse Blick, den ich von Die ernte, verheißt nichts Gutes. Sein Starren wird mir unangenehm. "Und... warum glaubst du, du könntest nie mehr Sex haben?" Ich bin einfach mal mutig und frage. Kostet ja nichts. Doch Die beginnt nur wieder auf seiner Lippe herum zu kauen und an seinem Bademantel zu fummeln. Sehr informativ das Ganze. Ich rücke näher an ihn heran und lege meine Hand auf seine Wange. Sein Kopf glüht ja schon fast. Hat er Fieber oder schämt er sich nur so? Warum wüsst ich immer noch nicht. "Keine Sorge. Was immer es ist, wir kriegen das schon wieder hin." Behutsam streichle ich sein Gesicht. Mit wachsamen Augen verfolgt er jede meiner Bewegungen. So unterwürfig kenn ich ihn gar nicht. Ich komm mir bescheuert vor. Doch kann ich auch nicht abstreiten keinen Nutzen aus Dies momentanem Zustand ziehen zu wollen. Und wo steht eigentlich geschrieben, dass ich immer einfühlsam und verständnisvoll sein muss? Mit Hintergedanken in meinem Kopf schiebe ich meine Hände unter den Stoff des Bademantels, schneller als Die reagieren kann, denn er ist viel zu sehr auf meine Augen fixiert. Sein Versuch sich zu wehren, erleidet eine Niederlage noch bevor er überhaupt zur Umsetzung kommt. Ich drücke ihn nieder auf das Sofa, presse meine Lippen gegen seine, küsse ihn, noch hitziger und gieriger als ich es eigentlich vor gehabt hatte. Beide meine Hände wandern über seine Brust und an dem Saum des Mantels herunter, scheren sich nicht darum erst den Gürtel zu öffnen, sondern verschaffen sich gleich Zugang zu dem, was da unter dem lästigen Stoff auf sie wartet. Unter mir stöhnt Die in den Kuss hinein, kommt mir mit seiner Zunge entgegen, während meine Fingerspitzen über seinen Bauch krabbeln und von dort aus auch noch tiefer wollen. Seine nackte Haut fühlt sich so weich an unter meinen rauen Fingern - ein Gefühl von dem ich nie genug kriegen kann. Doch etwas ist auffallend anders... ja, Dies Haut fühlt sich auf einmal so anders an. Nun stöhnt er noch mehr in den Kuss. Es ist mir beinahe so, als täte ich ihm weh. Ach Unsinn. Tiefer und tiefer wandert meine Hand... Und so langsam müsste ich doch mal da ankommen, wo ich hin wollte. Ich schiebe die Finger noch tiefer und hab plötzlich schon Dies bestes Stück in meiner Hand und... MOMENT. Hier fehlt doch was!! Ich zieh die Finger weg und löse mich fast brutal von Dies Lippen. Die fiept auf, zieht die Luft scharf durch seine Zähne ein. Mit sich immer mehr weitenden Augen gaffe ich auf seinen Unterkörper, kann noch nicht ganz begreifen, verstehen und vor allem realisieren, was für ein Anblick sich mir da bietet. Ich blinzele nur, gaffe weiter, beäuge es. Ja, es. ES. "Was zum Teufel ist das?!" Ich würde ihm ja ins Gesicht starren, aber ich bin viel zu sehr damit beschäftigt meinen Blick auf das zu heften, was da zwischen seinen Beinen ist. Oder viel mehr: Auf das, was dort NICHT ist! "Gar nichts..." Murmelnd vergräbt Die sein puterrot angelaufenes Gesicht in den Kissen des Sofas. "Na klar ist das was! Und du sagst, du hast nichts angestellt!" "Ich... ich..." Dies weinerliche Stimme dringt an mein Ohr - ich kann nur weiter wie gelähmt starren, komme mir bereits wie ein Perverser vor, aber DAS hab ich bei Weitem noch NIE gesehen. "Die, du..." Ich kann das nicht mal aussprechen. "Du... du bist ja ganz nackig!!" Und jetzt kann ich nicht mehr, falle einen Lachkrampf kriegend hinten über. Glücklicherweise fängt mich die weiche Couch sicher auf, während ich mich nur kringeln kann vor Lachen. Mir steigen die Tränen in die Augen. Da hat der Die doch wirklich...! Ach du meine Güte. Kein Wunder, dass ihm das peinlich ist! Ich sterbe. Mein armes Herz. Mein Herzschrittmacher versagt gleich. Ich rolle vom Sofa runter und lache auf dem Boden weiter. Ich weiß nicht für wie lange, nur das mein ganzer Körper danach schmerzt, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Als ich Dies bedepperten Blick sehe, muss ich gleich wieder lachen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappe ich nach Luft und krabble zurück aufs Sofa um mir 'es' noch mal genauer anzuschauen. "Bist du jetzt fertig mit Lachen?!" Oh, oh, das klingt gar nicht gut. "Tut mir echt Leid, aber..." Mein Gehirn hat gerade einen Overload, ich kann nur stumm darauf zeigen und japsen. "Weißt du, es ist nicht besonders lustig, wenn man sich damit rumplagen muss." "Ich wusste nicht, dass man Intimpiercings soweit oben trägt..." "Das ist kein Intimpiercing!! ...das ist ne Tackernadel." "Red keinen Scheiß, Die. Was zur Hölle hast du gemacht?" Endlich wird meine Sicht, die bis eben noch von meinen Tränen ganz verschwommen war, wieder frei und ich kann genauer betrachten, was Die sich da zugefügt hat. Es ist alles rot, um das an dieser Stelle mal vor ab zu sagen. Die Haut ist rot, schaut schlimm misshandelt aus; ich sehe Kratzer und Schnitte und... Brandblasen. Ich frage mich, ob ich es ernsthaft wissen will, WAS Die veranstaltet hat und wie er seinen Intimbereich nur so verunstalten konnte. "Also ich habe... eigentlich nichts gemacht." Mit angehobenen Augenbrauen schaue ich ihn an. Ich weiß so sicher wie das ich ein Kerl bin, dass das nicht stimmt und Die weiß das auch. Er seufzt und will sich wieder mit dem Bademantel bedecken, doch ich blocke ihn. Mir egal, ob er sich hier nen Ast abfriert - ich kann nicht aufhören das Desaster anzustarren. "Gut, okay. Ich erzähl's dir ja." An dem Stoff zerrend bedeckt er sich wenigstens obenrum wieder. "Na, auf die Story bin ich mal gespannt!" "Aber wehe, du lachst wieder!!" "Kann ich nicht versprechen", gestehe ich und hebe die Schultern. Die seufzt ein weiteres Mal. "Hätt ich auch nicht anders erwartet..." "Und nun? Wie ist das passiert?" "Ich... ich wollte mir das Schamhaar färben." "Ist nicht mehr viel von zu sehen." Ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen und ernte gleich wieder einen zornigen Todesblick. "Sorry. Welche Farbe?" "Blond." "Passend zur neuen Frisur, was?" "KAORU!" "Ich bin ja schon ruhig..." Als ob ich das könnte... "Jedenfalls war es dann auch blond. Aber als ich es mir so ansah... da gefiel es mir plötzlich ganz und gar nicht. Ich wollte es wieder zurückfärben. Also kramte ich eine alte Tube Haarfärbemittel, die ich irgendwann mal gekauft und nie benutzt hatte, aus meiner Kiste raus... Das dachte ich jedenfalls. Ich dachte auch es wäre blond, aber... es muss wohl eine von deinen alten Färbetuben gewesen sein." "Von meinen? Wie soll die da denn reingekommen sein?" Erscheint mir unlogisch. "Am PV-Set oder Photoshoot-Set vergessen oder was weiß ich, und dann muss ich sie aus Versehen eingesteckt haben." Erscheint doch irgendwie logisch. "Fakt ist, ich hab die Falsche gegriffen und prompt waren meine Haare..." "Ja?" "Sie... sie waren pink..." "Pink...", wiederhole ich nur. Mehr bring ich nicht hervor. "Pink..." Pink ist nun auch Dies Gesicht, allerdings vor Scham. Nein geht ja nicht, denn er ist ja ohne, weil... Oder... ach keine Ahnung. Er ist jedenfalls verlegen. Obwohl das noch stark untertrieben ist. "Ja, pink." "Und dann?" Irgendwie spüre ich, dass wir noch eine lange Erklärung vor uns haben, wenn ich hier so auf das Endergebnis luschere. "Ich hätte es ja sofort wieder anders gefärbt, aber das Haar war schon ganz zuppelig und sah nicht mehr schön aus und..." Nur Die legt wert auf gepflegtes Schamhaar... "Ich wollte die Spitzen abschneiden, also ging ich mit der Nagelschere ran. Damit erreichte ich aber nur, dass es alles ungleichmäßig abgeschnitten war. So griff ich dann zum Rasierer und du kennst mich ja... ich bin ungeschickt. Erst recht mit scharfen Gegenständen." Auf Dies entstellten Schambereich schauend sage ich: "Daher die Schnittwunden." "Jaaa. Aber es geht ja noch weiter. So konnte das nun ja nicht bleiben und ich hatte noch irgendwo nie benutzte Kaltwachsstreifen-" "AHH! Erspar mir den Part, bitte..." Da tut's mir ja schon vom Zuhören weh. "Na, und dann war ich halt blank. Halb tot, aber komplett enthaart." "Lass mich raten: Das gefiel dir auch nicht." "Nein! Natürlich nicht!!" Die schüttelt den Kopf mit der blondierten Mähne. "...ich versuchte das Haar wieder anzukleben." Vom ganzen Starren müssten mir so langsam die Augäpfel herausfallen. "An...kleben...?" Stumm nickt Die nur. "Ankleben? Mit was...?" "Mit Sekundenkleber halt...", murmelt er. "Was?!" Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für mich tot umzufallen. "Du hast nicht wirklich-?!" "Doch. Ja, nein... Versucht. Nur ganz kurz mal, aber es... war unerträglich. Und ich hab es wieder ab...ge...rissen..." "Oh, Die..." Ganz ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich Mitleid haben oder lachen soll. Die liefert hiermit das perfekte Beispiel, dass die menschliche Dummheit wirklich unendlich ist. Nun ist zwar die Herkunft der wie 'Brandblasen' aussehenden Kratzer geklärt, dennoch kann ich immer noch nicht glauben, was er mir hier auftischt. "Und die Tackernadel...?" "Das war ein Versehen, ich schwör's!!", weint Die, als ich mit äußerster Vorsicht versuche die Nadel aus seinem Fleisch zu klauben. "Kaoru!! Du tust mir weh!" Er schlägt meine Hand fort. "Mit den Fingern kriegen wir die da eh nicht raus." Ich streiche sanft um die Nadel herum und überlege wie man nur so geistig umnachtet sein kann, um sich sowas zuzufügen. "Weißt du... Das... klingt irgendwie alles unglaubwürdig." "Glaubst du etwa ich hab mir das AUSGEDACHT?!" Vor Entsetzen wie ich nur so eine beschränkte Frage stellen kann, weiten sich seine Augen. "Ja, nein... ich weiß nicht." "Ich wollte das mit der Tackernadel nicht!! Ich hab nur mehr spaßend den Tacker in die Hand genommen und musste so lachen und dann-!!" "Die. Hey, ist schon okay. Ich glaub dir ja." Da verstummt er und blickt mich wieder nur an, mit diesen großen, dunklen Augen. "Ich bin so dumm." Ich schweige. Was soll ich denn auch schon sagen? 'Ja, bist du'?! "Es... ich... es ist einfach alles eskaliert... die ganze, verdammte Situation. Und nun... nun lieg ich hier vor dir und... du musst mich für komplett gehirnamputiert halten..." "Nun ja..." "Nein! Sag jetzt nichts. Ich weiß ja selber, was ich von mir denken würde, wenn ich du wäre. Ich hab mir das selber eingebrockt und ich bin ja an allem selbst Schuld..." Okay, nun habe ich wirklich Mitleid mit ihm. Er erinnert mich an einen kleinen Hund, der beinahe demütig in einer Ecke sitzt und weiß, dass er nun für seine Missetaten bestraft wird. Allein dieser Anblick, ihn so zu sehen, tut mir weh. Dass er einsieht eine Dummheit begangen zu haben, sieht ihm eher weniger ähnlich, aber es ist schon mal ein Anfang, Beginn des Weges zur Besserung, oder wie war das? Vorsichtig streiche ich ihm das blonde Haar ganz aus dem Gesicht und beuge mich wieder über ihn. "Wir kriegen das schon wieder hin." "Ja?" Die kann so unglaublich treudoof gucken, es bringt mein Herz fast zum Schmelzen. "Ja", versichere ich. "Aber wir sollten jetzt gleich ins Krankenhaus gehen." "KRANKENHAUS?!" Binnen einer Nanosekunde ist Die wieder topfit, schubst mich von sich weg und springt wie ein Grashüpfer vom Sofa auf. "NEIN! NIEMALS!" Perplex in dem Moment hebe ich den Kopf und lege somit meine Stirn in Falten. Den Gürtel des Mantels festzurrend funkelt er mich an. "Glaub ja nicht, dass ich da hin gehe!!" "Ja, aber..." "NEIN!", schreit er mich aus voller Lunge an. Mit den gleichen Augen, die noch eben mein Herz zum Erweichen brachten, spießt er mich nun erbarmungslos auf. Ich versteh nur Bahnhof. Bringe auch nichts hervor. Sitze nur stumm da. Das wütende Flackern in seinem Blick wird langsam wieder kleiner und erlischt schließlich ebenso schnell wie es aufloderte. "Entschuldigung", murmelt er leise und schaut zu Boden. Ich muss erst mal Wörter suchen und meine Gedanken wieder ordnen. Es ist schon Ewigkeiten her, dass er mich zuletzt angeschrien hat. Vielleicht hat er das sogar noch nie. Umso versteinerter bin ich. "Aber du solltest..." "Ich will nicht ins Krankenhaus. Hab ich denn heute nicht schon genug leiden müssen?! Ich hab keine Lust auf noch eine Erniedrigung!" "Noch eine...?" "Ich will da nicht hin!" Die schaltet so komplett auf Abwehrhaltung, dass es schwer wird dagegen anzukommen. "Aber diese Tackernadel da in deinem Fleisch muss fachkundig entfernt und danach ärztlich behandelt werden! Oder willst du, dass es sich entzündet?! Willst du vielleicht sogar für den Rest deines Lebens damit rumlaufen?!" Auch meine Geduld und mein Verständnis hat mal ein Ende. Schon klar, dass es ihm peinlich ist. Mir fällt nur wenig ein, was noch peinlicher sein könnte... Aber dennoch grenzt es an Idiotie es nicht behandeln zu lassen! So langsam müsste sich doch mal Dies gesunder Menschenverstand melden. Auf seiner Unterlippe kauend steht er mitten im Raum, scheint ein wenig hin und her gerissen zu sein. "Ich will da aber trotzdem nicht hin." Seufzend lass ich mich zurück in die Kissen fallen. "Okay..." Ja, ich gebe so schnell auf. Bei ihm klopf ich eh nur auf Holz. Vielleicht noch ein letzter Versuch an seine Vernunft zu appellieren. "Und was willst du dann tun? Wer soll die Nadel entfernen? Willst du das etwa auch ganz alleine machen?" Zu 1000% bin ich mir sicher, dass er es fertig bringen würde sich dabei umzubringen... "Also... ich dachte... dass du sie für mich... entfernst...", brabbelt er kleinlaut vor sich hin. "Ich?!" Aber sonst geht's gut? "Ja?" "Aber ich bin doch aber kein Arzt!!" "Ach, dafür muss man doch kein Arzt sein!" "Ich will aber nicht dafür verantwortlich sein, dich komplett entstellt zu haben!!", halte ich dagegen und setze noch brummend nach: "...wenn du das nicht bereits selbst prima hingekriegt hast." "Willst du lieber dafür verantwortlich sein, dass ich Schmerzen leide?!" "Wieso bin ich dafür verantwortlich, wenn du zu blöd bist, um ins Krankenhaus zu gehen?!" "Ich bin nicht zu blöd!" "Nein, Die. Du stellst dich einfach nur kindisch an." "Tu ich überhaupt nicht!!" "Und warum weigerst du dich dann zu einem richtigen Arzt zu gehen?!" "Weil es mir peinlich ist, verdammt noch mal!!" "Das ist doch kindisch!" "Nein ist es nicht! Das ist nur die berechtigte Reaktion!" "Du kannst einfach nicht drüber stehen und das ist kindisch!!" Da ist sie: Die fürchterliche Stille. Kein Wort mehr. Wie...? War das jetzt wirklich der wunde Punkt? Auf einmal ist Die so ruhig. Er schaut mich schon wieder nicht an. Ist es denn wirklich so schwer mir in die Augen zu sehen? "Ich..." Dies Stimme zittert ein wenig, als die Worte holprig über seine Lippen kommen. "Ich vertrau dir aber mehr als so nem doofen Arzt." Ist das jetzt süß oder Wahnsinn pur? "Ins Krankenhaus hätte ich auch alleine fahren können. Ich hab... dich schon aus nem Grund angerufen. Und... ich will da echt nicht hin, ins Krankenhaus, mir das hohle Gelaber des Arztes und das Gekicher der Schwestern anhören. Und nachher weiß das dann die ganze Band und dann die ganze Welt. Ich will das nicht. Kaoru..." Ich glaube gleich fängt er wirklich an zu weinen. Weinende Menschen überfordern mich. Ich sehe schon das Glitzern in seinen Augenwinkeln funkeln. Okay, verstehen kann ich es ja wirklich. Mir wäre es auch extrem peinlich. Ich würde wahrscheinlich vor Verlegenheit im Boden versinken. Aber das hätte Die sich nun wirklich mal vorher überlegen sollen! Trotz, dass ich ihn verstehe, wäre mir viel wohler dabei, wenn ich ihn ins Krankenhaus schleppen könnte. Dass er sich mit Krallen und Zähnen dagegen sträuben würde, ist mir klar. Wenn ich mit ihm dort ankäme, bräuchte ich mit äußerster Wahrscheinlichkeit dann ebenfalls ärztliche Hilfe. Ich schließe die Augen und muss erst mal nachdenken. Doch ich schaff es nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Diese ganze Situation ist fürchterlich. Es ist zu spät, ich bin zu verwirrt und mein Freund ist ein totaler Depp. Baut er Mist, muss ich es wieder in Ordnung bringen. Das war schon immer so. Kaoru to the rescue, praktisch. Zum Heulen. Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Gehirn funktioniert heute Nacht nicht richtig. Die Lider aufschlagend blick ich auf. "Okay... Ich mach's." Ich muss verrückt sein. Und da blendet mich auch schon das Supernova Grinsen. "DANKE!!" "Freu dich nicht zu früh!" Ich wedle bedeutungsvoll nichtssagend mit der Hand rum. "Das wird wahrscheinlich ziemlich schmerzhaft." "Das wäre es beim Arzt sicher auch." Ein mildes Lächeln huscht über meine Lippen, während ich mich erhebe. Damit hat er vielleicht sogar Recht. "Gut, leg du dich mal da wieder auf's Sofa, und ich such in der Zwischenzeit das Zeug zusammen, das ich brauche für... meine Operation." Mir ist ganz und gar nicht wohl dabei, aber irgendwie muss ich jetzt doch wieder grinsen. So wie ich das ausdrücke, klingt es gleich noch mal eine Nummer bescheuerter. Bizarre Situation. Unverzüglich, um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, mach ich mich auf die Suche nach 'Arbeits-Utensilien', die sich eignen würden, um ein Stück Metall aus der Haut eines Mannes zu entfernen. In der Küche finde ich Kühlpakete, Papiertücher und ein Pflaster, im Badezimmer kann ich Handtücher, eine Pinzette und Desinfektionsmittel aufspüren. Nach noch einem Besuch in der Küche kehre ich bepackt zurück zu Die, der sich, wie ich es ihm aufgetragen habe, auf dem Sofa lang gemacht hat, ein Kissen unter den Kopf gestopft. Ich knie mich neben die Couch, stelle den mitgebrachten Kram auf dem Wohnzimmertisch ab und wickle das Kühlpaket jetzt schon mal für nachher ein. "Wofür sind die Kekse und das Bier?!" Dies Finger zeigt auf die Flasche und die Schale, die ich hergetragen habe. "Für mich. Ich hab Hunger." "Oh, ach so." Ich stecke mir einen Keks in den Mund und knuspere vor mich hin. "Und nun?" "Nun ess ich erst mal was." Schließlich muss ich doch bei Kräften sein, wenn ich hier schon den Doktor spielen soll. Und Nervennahrung ist immer gut. Die nickt und fummelt an seinem Haar rum. "Sag mal..." "Hmm?" "...du wirst es den anderen doch nicht erzählen... oder?" Damit meint er wohl Kyo, Shinya und Toshiya. Glaubt er wirklich ich würde sowas machen? Sowas rumerzählen? "Wie kommst du bloß darauf? Nein, natürlich nicht." Ein weiter Keks verschwindet in meinem Mund. "Dann ist ja gut..." Der Seufzer, der ihm entflieht, klingt aber gar nicht nach 'gut'. "Würde ich ihnen immer alles erzählen, was du so anstellst, hätten die schon längst ne zusätzliche Versicherung abgeschlossen", erwidere ich kauend, dreh mich um und lege meinen Kopf auf seinen Bauch. "Die müssen auch nicht alles wissen. Besonders nicht sowas! Das, was du mir im Vertrauen erzählst. Geht die doch nichts an. Nur dich und mich geht das was an. So ist das nämlich." "Okay..." Ich spüre Dies Finger durch mein Haar streicheln, vergesse für einen Moment, was ich noch vor mir habe, lass mir lieber das Strubbelhaar zerwuseln und esse dabei noch einen von diesen Keksen. Doch allzu lange kann ich hier auch nicht verweilen. Ich habe eine Mission. Meine Kuscheleinheiten kann ich mir später immer noch abholen. Jetzt muss ich erst mal meinen Lebensgefährten sezieren! Aus diesem Grund hebe ich meinen Kopf wieder, obwohl es gerade so schön war. "Nun denn. Dann wollen wir mal, mein kleiner, vertrottelter Die!" "Nenn mich nicht immer so. Ich sag ja auch nicht Leader-Lama zu dir." "Na, dann eben nicht." Einen Schmollmund ziehend angel mir das Bier und die Pinzette vom Tisch. "Hier." Ich halte ihm die geöffnete Flasche vor's Gesicht. "Du wirst es brauchen." Vorsichtshalber nimmt Die einen großen Schluck vom Alkohol, reicht mir danach die Flasche zurück und schluckt schwer. Unterdessen hab ich mir die Hände mit dem Desinfektionsmittel abgewaschen, werfe nun das benutzte Papiertuch auf den Tisch und setze mich auf's Sofa, beziehe wieder Stellung über Die; allerdings nicht ohne auch noch mal an dem Bier genippt zu haben. "Okay, bereit?", frag ich, die Pinzette in der rechten Hand und die linke vorläufig auf seinem Bauch ablegend. Nickend gibt mir Die seine knappe Antwort, dass ich endlich anfangen soll. Wirklich sicher wie ich denn nun anfangen soll, bin ich eigentlich nicht. Ich platziere Zeigefinger und Daumen ober- und unterhalb der Nadel, die sich nun leider auch direkt über Dies Heiligtum befindet, und ziehe die Haut etwas auseinander, in der Hoffnung, dass sich somit auch die Einschlaglöcher weiten. Mich schaudert es gewaltig. Wie zum Henker soll ich das Stück Metall da bloß rauskriegen? Das ist schon fast unmöglich. Wer weiß wie Tackernadeln sich verbiegen, wenn man sie auf Papier drückt, kann sich vorstellen wie diese hier in Dies Fleisch verankert ist. Ich befürchte schon, dass ich, wenn ich fertig bin, nur eine klaffende Wunde auf ihm hinterlassen werde. Ich will das nicht. Es ist aber unvermeidbar ihm weh zu tun. Warum ist er bloß so ein Sturkopf und geht nicht zum Arzt?! Okay, mit gestraffter Haut geht es nicht. Mal das Gegenteil probieren. Meine Fingern wandern rechts und links neben die Nadel und knautschen die Haut zusammen. Unter mir schnappt Die nach Luft. Aber so scheint es zu klappen. Die Pinzette unter das Silbernädelchen schiebend und in die eine Ecke der Nadel ziehend... so schaff ich es, die Haut meines Freundes zusammengedrückt, die eine Seite, das eine Ende heraus zu ziehen. Egal wie vorsichtig ich dabei auch bin, Dies Stimme schraubt sich in die Höhe. Das Leid kann ich ihm nicht ersparen. Seine Finger haben sich in die Kissen gekrallt, gebohrt, sein Gesicht ist schmerzverzogen; es blutet ein wenig, doch Teil eins ist geschafft. ...und warum hört sich das an, als würde ich hier gerade eine Entjungferungsszene beschreiben?! "Geht's?", frag ich überflüssigerweise. Sich auf die Unterlippe beißend nickt Die bloß. Gut... Teil zwei. Nun, da eine Seite raus ist, wird die zweite leichter. Bevor ich mich daran mache, grabbel ich erst mal ein Papiertuch vom Tisch und drücke es auf die blutende Stelle. Ich lege die Pinzette weg und mach mit den Fingern weiter, so krieg ich das kleine Biest vielleicht besser zu fassen. Seitlich ziehe ich daran, versuche Dies Wimmern zu überhören. Vor lauter Blut sehe ich schon die Nadel gar nicht mehr richtig, doch ziehe behutsam weiter. Und dann hab ich die Nadel zum Glück in meiner Hand. Sie ist raus. Raus aus Dies Haut. Ich seufze erleichtert auf, merke erst jetzt, dass sich Schweiß auf meiner Stirn gebildet hat. Als ich zu Die aufblicke, bietet sich mir das gleiche Bild. Nur, dass er sich gerade auch noch die Schmerzenstränen aus den Augenwinkeln wischt und fragend zu mir schaut. "Geschafft", verkünde ich triumphierend und halte die Nadel hoch. "Uhhh..." Damit lässt er den Kopf wieder zurückfallen. "Was denn?" "Da ist mein Blut an deinen Fingern..." "Ließ sich nun mal nicht vermeiden." Ich lege die Tackernadel in ein Tuch eingewickelt auf den Tisch, greife nach weiteren Tüchern und dem Desinfektionsmittel. "Und jetzt wird es leider auch noch mal etwas brennen." "Na ganz toll..." "Ist ja gleich vorbei." Mit dem durchnässten Tuch reinige ich die Wunde, nachdem ich das Blut abgetupft habe. Es sieht immer noch schlimm aus. Eigentlich sogar noch schlimmer als vorher. Rohes Fleisch... Aber der Fremdkörper ist erfolgreich beseitigt. "Hast du mal Nadel und Faden im Haus? Ich denke ich sollte die Wunde vielleicht noch nähen." "Aber sonst hast du keine Probleme, oder?! Das lässt du mal schön bleiben!" "Hey! Ich hatte ne gute Note in Textiles Gestalten!! ...eine 4. ...minus." "Ich bin doch nicht dein Frankensteins Monster!" "Ne Narbe wird da so oder so bleiben", erwidere ich trocken und klebe Die eines von diesen riesigen Heft-Pflastern auf die Wunde. "Aber wenn sie dich stört, kannst du sie dir ja immer noch über-tätowieren lassen." "Oh haha. Und was sollte ich mir bitte an so eine Stelle stechen lassen?!" "Wie wär's mit 'Unter diesem Bauchnabel gehört alles Kaoru.'?" Frech grinse ich vor mich hin und drücke meinem Lieblingstrottel einen Kuss auf die Lippen, bevor er auch nur daran denken kann etwas darauf zu erwidern. Ja, ich mache mich wirklich ausgesprochen gut als Arzt, stell ich zufrieden fest, als ich auf mein Werk herabblicke. "Komisch... ich wollte immer schon mal Doktor mit dir spielen, aber das es nun so dazu kommen musste...", blubbert Die, während ich mich mal kurz erhebe und meine Hände waschen gehe. Als ich zurückkomme, hat er sich aufgerichtet und begutachtet sich selbst. Den Bademantel geöffnet, links und rechts von seinen Schultern gefallen, mit leicht gebeugtem Oberkörper, so sitzt er da, berührt das Pflaster mit Vorsicht. Er bemerkt mich wie ich mitten im Wohnzimmer stehe und ihn ansehe. "Danke", sagt er, verpackt sich wieder im Stoff des Mantels und begibt sich wieder in eine halb sitzende, halb liegende Position. "Dafür nicht." Ich winke ab. Für mich ist es fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ihm aus der Patsche zu helfen - ob nun aus Mitleid oder Beschützerinstinkt. Ihm die kalte Schulter zu zeigen und zu sagen, dass er mal allein klar kommen soll, das kann ich nicht, das könnte ich nie. "Aber lass das nicht zur Gewohnheit werden, hörst du?" "Als ob." Ich weiß genau, er rollt jetzt mit den Augen, selbst wenn ich das durch seine blonde Mähnen nicht sehen kann, die ihm zufälligerweise komplett wirr ins Gesicht fällt. Die Bierflasche wieder vom Wohnzimmertischchen griffelnd geselle ich mich zurück zu Die auf's Sofa. So ganz nebenbei platziere ich auch das Kühlkissen auf seiner überpflasterten Wunde. Ein Schluck vom Wundergesöff nach getaner Arbeit und ich bin zufrieden. Nett wie ich bin, biete ich dem schamlosen Die neben mir auch was an. Zusammen leeren wir die Flasche und als sie leer ist, stellt Die sie weg, zieht mich an meinem Shirt wieder näher zu sich. Mittlerweile ist es fast viertel nach drei. Zu früh, um wach zu bleiben, zu spät, um noch mal schlafen zu gehen. Nun liege ich beinahe auf ihm, zur Hälfte, denn wir wollen ja nicht, dass ich mit meinem Gewicht auf seine frisch verarztete Stelle drücke und ich ihm noch mehr Schmerzen zufüge. Ich lege meinen Kopf in seine Halsbeuge und flausche mich ganz nah an ihn. Irgendwie weiß ich nicht so wirklich, was ich nun sagen soll, aber diese plötzliche Stille ist mir auch unangenehm. Die Fingerspitzen seinen Hals hoch wandern lassend überlege ich, ob es überhaupt notwendig ist etwas zu sagen. Doch fühl ich mich so, als müsste ich was sagen. Weiterhin unschlüssig darüber kraule ich sanft seinen Nacken, spiel ein wenig mit den Haarsträhnen, die weich über meine Finger fallen, genieße Wärme und Zärtlichkeiten seiner Hände, die meinen Rücken hinab gleiten. Ich schaudere etwas, nippe an der empfindlichen Haut seines Halses, um dort das gleiche für ihn auszulösen. Einen schönen Schauer. Wohlig seufze ich, als Dies Hand sich unter mein Shirt schiebt und dort behaglich warm auf meiner Hüfte verweilt. Eine so simple Berührung, doch sie gibt mir so viel. "Manchmal frag ich mich wirklich wie du es nur immer mit mir aushältst, Kaoru." Jetzt ist es doch Dies Stimme, die das Schweigen durchbricht. "Ja, das frag ich mich auch..." Ich hebe die Schultern, vergrabe die Fingerkuppen in seinem Nacken und lausche seinem laut pochendem Herzen. "Ich liebe dich eben - daran liegt es wohl." Da, nun gluckst er wieder vor sich hin und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Zeichen genug, dass wieder alles in bester Ordnung ist. Schön. So soll es doch auch sein. Genau so. Glücklich gefällt er mir viel besser. Und noch mal viel mehr, wenn ich derjenige sein darf, der ihn glücklich macht. "Ja... daran wird es wohl liegen, mein kleiner Nackedai..." **~ENDE~** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)