Ein kuss in der Stille
Hier ist das nächste Kapitel. Sorry, dass es so lange gedauert hat! Viel Spaß!
Kapitel 12: Ein Kuss in der Stille
Es war stockdunkel in dem Gang. Der Wagen polterte leise durch den engen Gang und immer weiter in die Dunkelheit hinein. Das Licht, das durch den Eingang fiel, wurde zu einem immer kleineren Viereck und verschwand schließlich ganz, als der Wagen um eine Kurve rollte.
Kagome hatte die Augen weit aufgerissen und versuchte angestrengt etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Doch vergeblich. Sie sah nichts als Schwärze. Also konzentrierte sie sich auf den leisen Atem des Dämons neben ihr und versuchte ruhig zu bleiben. Sie hasste es, wenn es so dunkel war. Schließlich war das einer der Gründe, warum sie Nachts die Rolladen nicht ganz hinunter ließ.
Sesshomaru hatte sich gelangweilt zurückgelehnt und betrachtete die grauen Wände des schmalen Ganges. Er hatte lange nicht so ein Problem in der Dunkelheit zu sehen wie Kagome, doch auch er sah nicht alles. Er verließ sich ganz auf seine Sinne, die ihm alles verrieten, was sich in der Dunkelheit vor ihren Augen verbergen wollte.
Er roch, dass Kagome zunehmend nervös wurde und sie langsam begann auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen.
„Hast du Angst?“, fragte er interessiert.
Kagome zuckte bei dem plötzlichen Klang seiner Stimme zusammen.
„Erschreck mich nicht so du Idiot!“, zischte sie und in diesem Moment streifte etwas ihre Schulter.
„ARGH!“, schrie sie entsetzt und klammerte sich an Sesshomaru.
Der Dämon war sichtlich darüber belustigt, dass sie ein herabhängendes Stück Stoff so verängstigen konnte.
„Seit wann hast du denn Angst vor einem Fetzten Stoff?“, fragte er spöttisch und Kagome ließ abrupt seinen Arm los.
„Woher soll ich denn wissen, dass es Stoff ist! Ich sehe absolut nichts!“, zischte sie ihn an und drehte den Kopf weg.
„Wenn du Angst hast, kann ich dir ja sagen, wenn etwas Gruseliges kommt.“, meinte Sesshomaru und obwohl Kagome sein Grinsen nicht sah, bemerkte sie sofort, dass er sich über sie lustig machte.
Na schönen Dank auch. Das hatte ihr ja noch gefehlt. Nicht, dass jeden Moment etwas aus der Dunkelheit springen konnte, nein, Sesshomaru hatte auch noch nichts Besseres zu tun, als sich über sie lustig zu machen.
„Ich habe keine Angst!“, schnappte sie und presste die Lippen aufeinander.
Sesshomaru verzog den Mund zu einem breiten Grinsen und sein Blick glitt zu einem Lautsprecher in einer Ecke des Ganges, aus dem ein immer lauteres Stöhnen und Heulen dröhnte.
Aus kleinen Öffnungen rechts und links in den Wänden blies kalte Luft.
Kagome bekam eine Gänsehaut und ihre Nackenhaare stellten sich auf.
Sesshomaru beobachtete schmunzelnd, wie sich ihnen zwei Hände aus Plastik näherten.
Eine Hand legte sich auf Kagomes Schulter und die Andere, die für den Dämon bestimmt war, wurde kurzerhand von demselben aus der Verankerung gepflückt.
Kagome schrie entsetzt auf, als sich etwas auf ihre Schulter legte und sie sprang sofort zur Seite.
Blöderweise landete sie direkt auf dem Schoss des Dämons. Das störte sie im Moment jedoch herzlich wenig und statt sofort von ihm runter zu rutschen, schlang sie ihre Arme um seine Brust und klammerte sich an ihn.
Sesshomaru saß zutiefst geschockt stocksteif auf seinem Sitz. Kagome saß breitbeinig auf seinem Schoss und drückte sich so fest an ihn, dass der Dämon glaubte in einen Schraubstock geraten zu sein.
Das zitternde Mädchen auf dem Schoss, ihren Kopf an seiner Brust, saß er unfähig sich zu bewegen im Wagen und starrte geradeaus in die Dunkelheit. Er wusste beim besten Willen nicht, was er jetzt machen sollte.
Letztendlich entschloss er sich jedoch dann dazu, sie gewähren zu lassen und legte seine Arme schützend um sie. Irgendwie konnte er es nicht haben, wenn sie eine solche Angst hatte. Er wollte nicht, dass sie litt.
Als Kagome spürte, wie er seine Arme um sie legte, beruhigte sie sich etwas, doch sie wollte nur noch hier heraus und zwar so schnell wie möglich.
Während dem Rest der Fahrt sorgte Sesshomaru gedankenverloren dafür, dass Kagome von nichts mehr gestreift oder berührt wurde, während er sie mit einer Hand leicht an sich drückte.
Herrje, wenn er geahnt hätte, dass sie eine solche Angst vor der Dunkelheit hatte und so panisch auf ein bisschen Spielzeug reagieren würde, hätte er sich mit Händen und Füßen geweigert in diesen Wagen zu steigen.
Langsam rollte der Wagen wieder hinaus aus der Dunkelheit und kam schließlich knarrend und quietschend an seinem Ausgangspunkt zum stehen.
Als Kagome keine Anstalten machte, von ihm runter zu gehen, räusperte sich der Dämon leicht.
„Ähm, wir sind wieder draußen.“, sagte er mit leichter Belustigung in der Stimme.
Doch in diesem Moment wurden die Beiden von jemand Anderem entdeckt.
„Kagome! Sesshomaru! Was macht ihr Beiden denn da?!“, fragte Yuka verblüfft.
Ruckartig wandten die Angesprochenen ihre Köpfe in die Richtung aus der die Stimme kam.
Unmittelbar vor ihnen stand Yuka mit einem mehr als verblüfften Gesichtsausdruck.
Kagome lief rot an.
„Von wegen ihr habt nichts miteinander! Das ist ja wohl mehr als offensichtlich!“, erklärte Yuka mit einem kritischen Blick auf die Position in der sich die Beiden gerade befanden.
Wie von der Tarantel gestochen sprang Kagome vom Schoss des Dämons und stürzte so überhastet aus dem Wagen, dass sie beinahe fiel. Doch Sesshomaru packte sie am Arm, bevor sie fallen konnte.
Kagome fackelte gar nicht lange und packte nach der Hand des Dämons, um ihn dann so schnell sie konnte mit sich davon zu ziehen. Als die Beiden in der Menschenmenge verschwanden, verschränkte Yuka grinsend die Arme.
„Ihr macht mir nichts vor!“
Kagome schleifte den Dämon in Rekordgeschwindigkeit durch die Menschenmaßen und hielt schließlich vor dem Riesenrad.
Hektisch blickte sie sich um. Yuka war ihnen nicht gefolgt.
Warum zum Teufel musste gerade die auftauchen und dann auch noch, wenn sie sich gerade blöderweise auf Sesshomarus Schoß befand.
Hier war es brechend voll, aber Yuka schaffte es natürlich wieder sie zu finden und dann auch noch genau dann, wenn sie am wenigsten erwünscht war.
Ohne ein Wort stapfte sie zur Kasse hinüber und kaufte zwei Fahrkarten.
Wenig später saßen sie in einer der Gondeln, die sie in den Himmel trug.
Sesshomaru hatte gar nichts dazu gesagt, dass sie ihn schon wieder in das nächste von diesen Maschinen schleppte, denn er brauchte jetzt erst einmal ein bisschen Zeit zum nachdenken und diese Gondel war überraschenderweise der beste Ort dafür.
Es war sehr ruhig in der Gondel. Die Musik schwang nur noch in dumpfen Tönen durch den kleinen Raum, um schließlich fast vollständig zu verstummen. Langsam schwebten sie dem dunklen Himmel entgegen und in die Stille hinein. Die Lichter des Rummelplatzes lagen unter ihnen, ein Meer aus Tausenden von Farben.
Kagome hatte sich gegen die Wand der Gondel gelehnt und die Augen geschlossen. Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag und sie seufzte leise.
Also eines stand fest. In eine Geisterbahn würden sie keine 10 Pferde mehr hinein bekommen. Da hatte sie einfach keine Nerven für.
Sie entspannte sich und ließ ihren Kopf an Sesshomarus Schulter sinken.
Der Dämon blickte sie neugierig an, sein Blick ruhte auf ihrem schwarzen Haar, das im Mondlicht leicht bläulich schimmerte. Sie duftete so wunderbar...
Kurz schloss er die Augen und seufzte. Langsam ließ er sich gegen die Wand in seinem Rücken sinken und scheute hinaus in die Nacht.
Er spürte, wie die Spannung aus ihrem Körper wich und sie sich nun ganz gegen ihn fallen ließ.
„Geht es dir wieder besser?“, fragte er leise.
„Hmhm...“, murmelte Kagome ohne aufzusehen.
Der Dämon seufzte leise. „Das ist schön.“
Kagome hob den Kopf und musterte ihn überrascht.
Sesshomaru erwiderte ruhig ihren Blick. Seine goldenen Augen funkelten leicht in der Dunkelheit, während er in das tiefe Braun ihrer verträumten Augen sah.
*Diese Augen...*, schoss es dem Dämon durch den Kopf und es war ihm nicht mehr möglich den Blick von ihr abzuwenden. Er war wie in Trance.
Kagome sah verträumt in das warme Gold seiner Augen, die sie so sanft ansahen und glaubte, nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Es war als würde sie in ihnen versinken.
Sie zuckte nicht zurück, als Sesshomaru ihrem Gesicht etwas näher kam. Seine Augen fesselten sie und entzogen ihr die Kontrolle über ihren Körper. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können.
Sie spürte, wie sein heißer Atem über ihr Gesicht strich und schloss die Augen.
Dann ganz langsam und sanft drückte der Dämon seine Lippen auf ihre.
Als Kagome spürte, wie sich seine Lippen so federleicht an ihre schmiegten, jagte ein angenehmes Kribbeln durch ihren ganzen Körper und eine Unzahl von Gefühlen überschwappten ihr Denken, drohten sie ersticken.
Sie zuckte unmerklich zurück und öffnete die Augen, als sie sich von ihm löste.
Der Dämon funkelte sie mit seinen goldenen Augen an. Nicht wütend. Nicht verärgert oder enttäuscht.
Nein, es war ein schon fast verführerisches Funkeln.
Einem plötzlichen Impuls folgend schlang sie ihre Arme um seinen Hals und presste ihre Lippen stürmisch auf seine.
Sesshomaru war zwar etwas überrascht, doch er ging fast ohne sein Zutun auf den Kuss ein. Zu berauschend war das Gefühl ihre Lippen an seinen zu spüren. Doch das sie so stürmisch war belustigte ihn schon etwas. Sie hatte ja wohl nicht vor ihm die Kontrolle zu entreißen?
Er drückte sie knurrend gegen die Wand der Gondel und legte seine Hände auf ihre Hüften. Dann zog er sie zu sich auf den Schoss und drang fordernd in ihren Mund ein.
Kagome drückte sich feste an ihn, schloss die Augen und gab sich dem Dämon vollkommen hin. Mein Gott, der konnte vielleicht küssen!
Doch dann wurde die Luft knapp und die beiden lösten sich voneinander.
Der Bann war gebrochen.
Noch leicht außer Atem saßen sie voreinander und den Beiden wurde erstmals bewusst, was sie da gerade getan hatten.
Geschockt starrten sie sich an, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Die Röte schoss ihnen ins Gesicht und plötzlich saßen sie Beide jeweils in einer anderen Ecke der Gondel und starrten verbissen aus dem Fenster.
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Zu viel versprochen? Hat es euch denn gefallen? Wer mehr Romantik will muss in meinen kleinen Oneshoot „Mondlicht“ reinschauen. würde mich freuen!
BITTE lasst mir was da! *smile*