Der Kellner von Luci-Maus ================================================================================ Kapitel 2: Am nächsten Morgen ----------------------------- Am nächsten Morgen wurde Tailin unsanft von seinem Radiowecker aus dem Schlaf gerissen. Der Grünhaarige hatte sich so fürchterlich erschrocken, dass er sein Herz im Hals spüren konnte und fluchte leise. „Verdammt noch mal, ich muss eingeschlafen sein. ... Ich war ja auch total erledigt.“ Ein Seufzen entglitt seiner Kehle. Nur mühselig konnte Tailin seinen Körper zum aufstehen bewegen und schleppte sich ins Bad, um erst mal zu duschen, was sich als Fehler herausstellte. Da er nämlich weder am Vorabend noch heute früh etwas gegessen hatte, war sein Blutdruck dementsprechend niedrig und ihm wurde schwindlig. Nach Luft schnappend lehnte er sich von innen an die Duschtür und dachte nach. „Das hat mir ja gerade noch gefehlt. Dieser Kerl ist an allem Schuld! Wäre der nicht gewesen, wäre ich nicht so kaputt gewesen und nicht um die falsche Uhrzeit und ohne zu essen eingeschlafen. Dann wäre ich heute Morgen nicht in der falschen Schlafphase gewesen, wäre durch meinen Wecker nicht zu Tode erschreckt worden und mir wäre jetzt auch ganz sicher nicht schwindlig. Das ist eindeutig alles seine Schuld, wenn ich den in die Finger kriege, dann...“ Doch als er im Café hinter der Ladentheke stand, gerade zwei Kaffee zubereitete und Kure herein kam, verschlug es ihm die Sprache. Der Ältere sah atemberaubend gut aus, wie er so in der Tür stand, die ersten Sonnenstrahlen über seinen Körper glitten und sein Gesicht sich zu einer grimmigen Fratze, anstatt zu einem vulgären Grinsen - wie am Vortag - verzog. Er war wohl normalerweise noch nicht um diese Uhrzeit unterwegs. Auf einmal hörte er eine Stimme neben sich, es war ohne Zweifel Mia, doch sie hörte sich an, als wäre sie Meilen weit von Tailin entfernt, weshalb er sich sehr anstrengen musste, um sie wenigstens ansatzweise zu verstehen. „Der schon wieder. Was bildet der sich ein, will er dich heute etwa schon wieder belästigen? Ich schmeiß ihn einfach raus, solche Kunden brauchen wir hier nicht.“ Sie wollte gerade losstürmen, als Tailin sich gewaltsam aus seinem Tagtraum riss, um zu reagieren. „Nein, warte. Das macht doch einen schlechten Eindruck auf die anderen Gäste, er hat in ihren Augen ja nichts angestellt, ich werde schon mit dem Spinner fertig.“ „Bist du sicher? Ich wollte dir nur einen Gefallen tun.“ „Ich weiß und dafür danke ich dir auch, aber zum Wohle unseres schönen Cafés, halte ich den Mann schon irgendwie aus.“ „Wie tapfer von dir... oder steckt da etwa was anderes dahinter?“ „Unsinn, was sollte schon dahinter stecken?“ „Weiß auch nicht, du schaust nur so seltsam.“ „Ich bin bloß müde, ich hab schlecht geschlafen.“ „Ach so, na dann.“ Eigentlich log der Langhaarige nicht gerne Leute an, schon gar nicht Mia, die fast wie eine ältere Schwester für ihn war. Doch in diesem Fall konnte Tailin nicht anders, es wäre ihm zu peinlich gewesen zuzugeben, dass er eben erkannt hatte, dass Kure eigentlich genau der Typ von Mann war, in den er sich haltlos verlieben konnte. Abgesehen von seinem Charakter allerdings. Der Jüngere hatte einen wahnsinnigen Faible für breite Schultern, starke Arme und braune Augen. Obwohl, wenn er so nachdachte, gefielen ihm braune Augen eigentlich überhaupt nicht, er fand sie wirkten einfach irgendwie nicht schön, besonders dann nicht, wenn sie ins gelbliche hinein stachen. Dennoch Kures Augen waren schön, sie gehörten eindeutig zu dem Typ braun, dass Tailins Faible einschloss, auch wenn sie ihn so seltsam, fast schon durchbohrend anstarrten. Tailin machte Anstalten sich erneut in einer Traumwelt zu verlieren, als der Braunhaarige ihn plötzlich mit einer Handbewegung wachrüttelte. Er hatte ihn heran gewunken und wütend über diese Geste ging der Kleinere zu ihm rüber, seinen Zopf über die Schulter nach vorne gelegt und unter seinen Arm geklemmt - vor Übergriffen gesichert. „Guten Morgen, was darf ich Ihnen bringen?“ „Wie wäre es mit deinem Zopfgummi, damit ich mich an deinen herabfallenden Haaren ergötzen kann?“ Da war es wieder, dasselbe dreckige Grinsen wie am Vortag und mit leicht empörten Unterton, antwortete Tailin: „Wenn Sie nichts bestellen möchten, bitte ich Sie wieder zu gehen, das hier ist ein Café.“ „Das weiß ich du Null, geh und bring mir einen Kaffee, aber zackig.“ Tailin murrte leise über den barschen Tonfall. „Wie Sie wünschen.“ Kure schien es sichtlich zu gefallen Tailin zu foppen und schaute belustigt dabei zu, wie der grummelnd den Kaffee machte. Mia hingegen stand vorwurfsvoll neben ihm und sagte: „Tja, ich hätte halt doch in seinen Kaffee reinspucken sollen, dann wäre er sicher nicht mehr wieder gekommen.“ „Doch, das wäre er, schon allein aus Trotz, der Kerl ist doch wie ein kleines Kind.“ „Da ist was dran, denke ich.“ Missmutig brachte Tailin dem Braunhaarigen seinen Kaffee und verzog sich schnell wieder, um ihn heimlich zu beobachten. Dieser Mann war ihm ein Rätsel, wie konnte sich jemand nur so aufführen? Einfach unbegreiflich. Am späteren Nachmittag bemerkte Tailin dann plötzlich, dass Kure ihn mit einem ganz bestimmten Blick anschaute, auf eine seltsame Weise lag Wärme in seinem Lächeln, als sei dieses unverschämte nur Tarnung. Tailin fühlte sich, als erlebte er gerade ein Déjà vue. Keines, das ihm einfach nur sein Verstand vorgaukelte, weil er schon mal etwas ähnliches erlebt hatte. Nein, er war sich vollkommen sicher, dass ihn schon mal, in weit entfernter Vergangenheit jemand mit genau demselben Gesichtsausdruck angelächelt hatte. Bei dem Versuch sich an denjenigen von damals zu erinnern, versank Tailin ganz in seinen Gedanken, weshalb er auch nicht bemerkte, dass Kure ihn erneut zu sich ran gewunken hatte. Der wurde daraufhin wütend und rief mit tiefer Stimme: „Hey, Bedienung! Beweg deinen faulen Arsch hier rüber!“ Nun ebenfalls wütend vergaß Tailin seine Gedanken und stapfte zu dem Schreihals in die Ecke. „Was fällt Ihnen ein? Sie sind hier doch nicht der einzige Gast und selbst wenn hätten Sie kein Recht so mit uns zu sprechen.“ „So spreche ich ja auch nur mit dir und nicht mit euch, außerdem pass gefälligst besser auf, dann muss ich auch nicht nach dir rufen.“ Tailins Magen machte einen Salto, so etwas unverschämtes hatte er noch nie erlebt, nur mit größter Mühe konnte er sich zurück halten und fing nicht an zu schreien. „Bitte, wie Sie meinen. Was wünschen Sie?“ „Ich muss zahlen, leider hab ich noch einen Termin, aber morgen bin ich sicher wieder da und dann trägst du deine Haare für mich offen, kapiert?“ „Träumen Sie ruhig weiter, das macht dann 2,50.“ Kure bezahlte und strich Tailin noch mal breit grinsend über den Kopf, bevor er das Café verließ. „Unverschämtheit!“ Nach Ladenschluss. Mia und Tailin waren gerade fertig mit dem Umziehen und saßen auf der kleinen Bank im Hinterzimmer. „Mia, kann ich dich mal was fragen?“ „Ja, sicher doch.“ „Na ja, ich weiß nicht so recht, wie ich mich ausdrücken soll. … Wie erkennt man ob ein Déjà vue echt ist?“ „Echt? Wie meinst du das?“ Neugierig wandte sie sich ihrem Kollegen und guten Freund zu, der verunsichert auf den Boden blickte. „Was ich meine ist .. wenn man zum Beispiel von jemandem mit einem ganz bestimmten Blick angeschaut wird und das Gefühl hat, dass es schon einmal jemanden gegeben hat, der einen mit genau dem selben Ausdruck - beinahe mit den selben Augen – angesehen hat…“ Er machte eine kurze Pause und holte tief Luft, bevor er weitersprach. „Wie weiß man dann, ob einem das Gehirn einen Streich spielt oder es wirklich echt ist?“ „Hm .. das ist eine interessante wohl aber auch schwierige Frage. Aber ich denke schon, dass es echt war. Wenn du mir jetzt von einem Tagesablauf oder einer Begegnung auf der Straße erzählt hättest, aber ein Blick… Wie oft kommt es schon vor, dass man einen ganz besonderen Blick erhält? Was sagt dir denn dein Gefühl? Was dachtest du im ersten Moment?“ „Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es echt war.“ „Und wieso bist du dann jetzt so verunsichert?“ „Na weil … ach ich weiß auch nicht, desto länger ich darüber nachdenke, desto absurder kommt es mir vor, dass gerade dieser Kerl…“ Tailin brach ab, er wusste selbst nicht so genau, was er eigentlich gerade hatte sagen wollen. Doch Mia bekam langsam so eine Ahnung von wem ihr grünhaariger Freund sprach. „Aha, dann geht es also um deinen neuen Freund?“ Sie lächelte verschmitzt, während Tailin leicht - aber sehr deutlich - rot wurde und sie anfauchte: „Er ist nicht mein Freund! Der Kerl ist ein riesen Widerling, ein Idiot!“ „Aber?“ Die Freundin hatte etwas in Tailins Augen aufblitzen sehen, wusste nur nichts so recht damit anzufangen. „Na .. er .. ist mir zu wider und trotzdem .. trotzdem fasziniert er mich irgendwie, auf eine seltsame Art. Ich frage mich ständig was in seinem Kopf vorgeht, dabei kenne ich ihn doch überhaupt nicht. Wie kann man sich nur so bescheuert verhalten, wie der?“ Mia fing unwillkürlich an zu lachen, als sie sah, wie Tailin sich in Rage redetet. Irritiert schaute der nun zu ihr auf und fragte empört: „Warum lachst du denn jetzt auf einmal? Hab ich was komisches gesagt?“ „Ich lache wegen dem, was er mit dir anstellt.“ Der Jüngere zog einen Schmollmund, der Kerl stellte überhaupt nichts mit ihm an, was sollte also dieses blöde Getue von Mia? Die stand nun auf und ging zu Tailin rüber. Immer noch zierte ein liebevolles Lächeln ihre Lippen, als sie die Arme von hinten um die schmalen Schultern des Grünhaarigen legte. „Nun schau doch nicht so beleidigt. Ich rede davon, wie er es innerhalb von 2 Tagen geschafft hat dein ganzes Wesen völlig umzukrempeln. Ich erkenne dich kaum wieder, aber es ist nicht unbedingt eine schlechte Veränderung - was ich wohl besser gleich dazu sage.“ „Bitte was? Ich versteh gar nichts mehr, was meinst du damit?“ „Da schon wieder gerätst du in Rage, dabei bist du sonst nie aus der Ruhe zu bringen. Sonst bist du nahe zu völlig ausgeglichen, lächelst freundlich und auch herzlich, bist selbst in Stresssituationen ruhig und meisterst sie mit Bravur. Natürlich hast auch du mal einen schlechten Tag, doch im ganzen letzten Jahr hab ich dich vielleicht zwei, drei mal aufgebracht erlebt. Wenn mir dich aber anschaue, seit dem er gestern hier aufgetaucht ist … Du gerätst sofort in Rage, bist regelrecht aufbrausend und starrsinnig, wenn es um den Kerl geht. Du spielst sogar den Beleidigten, drückst dich davor zu ihm zu gehen, kannst aber auch nicht die Augen von ihm abwenden.“ „So ein Quatsch!“ polterte Tailin dazwischen. „Er starrt mich doch unentwegt an und verunsichert mich damit total! Wie ich schon sagte interessiert er mich wegen seiner verschrobenen Art, aber eigentlich ist er mir zu wider!“ „Ach, dann kannst du ihn also kein bisschen leiden, kein klitze kleines bisschen?“ „Nein, das kann ich nicht!“ Fauchte der Jüngere, woraufhin Mia ihn los ließ und die Arme nachdenklich vor der Brust verschränkte. „Komisch, so wie du gesprochen und dich schon wieder aufgeregt hast, hatte ich den Eindruck er würde dir…“ Sie kam nicht dazu auszusprechen, da Tailin brüllte: „Nein! … Ehrlich nicht Mia. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem er das Interesse an mir verliert.“ Bei seinen letzten zwei Sätzen hatte Tailin sich wieder etwas beruhigt und die Freundin beschloss das Gespräch dann auch für den Tag zu beenden, damit er sich nicht noch einmal aufregte. „Also gut, dann lass uns jetzt Heim gehen, wir haben schon seit einer Stunde Feierabend. Bestimmt macht Sota sich schon Sorgen, immer wenn ich etwas später nach Hause komme, glaubt er mich haben irgendwelche Kerle auf der Straße weggeschnappt.“ „Er liebt dich halt sehr.“ Irgendwie hatte Tailin bei dem Gedanken an Sotas besorgtes Gesicht sein Lächeln wieder gefunden. „Ja, er ist ein lieber Kerl. So was wie ihn nennt man einen guten Fang. Also versuch dir so einen Mann auszusuchen und keinen Möchtegern-Macho.“ „Er ist kein Möchtegern-Macho, ich denke das ist einfach nur seine verquere Art, außerdem hab ich dir doch gesagt, dass ich ihn nicht leiden kann.“ „Ja, entschuldige. Komm wir gehen.“ „Okay.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Geschafft ^.^ das war mein zweites Kapitel, hoffe es gefällt euch genauso wie das erste und ihr bleibt mir weiterhin treu. ^^ Bitte um ganz viele Kommis *hundeblick* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)