Der Rhythmus Deiner Seele 2 von Nyn (Fortsetzung von DRDS) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Sanji liebte die frühen Morgenstunden. Die Zeit, in der die Welt sich aus der alles verschlingenden Dunkelheit der Nacht schälte, in der ein neuer Tag geboren wurde, frisch und rein und voller Möglichkeiten. Alles um ihn herum war noch friedlich und still, wenn er die Ruhe genießend draußen an der Reling stand und beobachtete, wie der helle Streifen am Horizont immer breiter wurde, bis der Himmel schließlich von einem zarten Blau überflutet war, hier und da mit ein paar weißen Wattewölkchen betupft. Es war eine Zeit stiller Romantik. Zumindest war sie das gewesen, als er morgens noch alleine gewesen war um das Naturschauspiel zu beobachten. Immer öfter jedoch gesellte sich nun der grünhaarige Schwertkämpfer zu ihm, der sich – wenig überraschend – als brummiger Morgenmuffel entpuppt hatte. Es war Sanji ein Rätsel, warum Zoro sich überhaupt die Mühe machte, in aller Herrgottsfrühe an Deck zu schlurfen, wenn er so offensichtlich keine Augen für die Schönheit der morgendlichen Welt hatte. Aber Sanji brachte es auch nicht übers Herz, den zerzausten Marimo wieder zurückzuschicken, wenn er sich still leidend neben ihm auf den Boden fallen lies und sich wie zufällig an sein Bein lehnte. Er würde so lange knurren, bis Sanji eine Hand auf seinen Kopf legte und durch das kurze grüne Haar kraulte. Es war schon beinahe niedlich. Jedoch, Sanji hütete sich, dieses Wort jemals laut zu erwähnen! Zoros Rache wäre fürchterlich. Trotzdem, sinnierte der Blonde, während er einen langen Zug an seiner Zigarette nahm und mit der freien Hand den Marimo kraulte, der sich dies mit geschlossenen Augen gefallen ließ. Es grenzte schon an ein Wunder, daß Zoro überhaupt mitbekam, wenn er selbst kurz vor Tagesanbruch aufstand, wo der Schwertkämpfer doch sonst selbst die wildesten Stürme schlafend überstand. Aber seine stille Anwesenheit war inzwischen schon fast zur Gewohnheit geworden und Sanji empfand sie oft als seltsam tröstlich. Auch wenn er dadurch in seiner Betrachtung der neugeborenen Welt unterbrochen wurde. Sanji wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Meer zu. Er hatte die frühen Morgenstunden geliebt seit er ein kleiner Junge war. Schon auf dem Baratie war er immer vor allen anderen aufgestanden, um den morgendlichen Frieden zu genießen, bevor der alte Sack ihn wieder durch die Küche scheuchte und mit seinen gefürchteten Tritten daran erinnerte, daß er keine Schlamperei duldete. Wobei seine Toleranzgrenze hier ausgesprochen niedrig gelegen hatte, wie Sanji immer wieder schmerzhaft erfahren durfte. Bei dem Gedanken an Jeff verkrampfte sich sein Magen und auf einmal war Sanji froh über Zoros Nähe. Die Hand in den grünen Haaren begann zu zittern, als ihn die Erinnerung an seine letzte Begegnung mit seinem Ziehvater einholte. Schneller als er blinzeln konnte wurde er nach unten gerissen und in eine Umarmung gezogen, die jedem Grizzlybären zur Ehre gereicht hätte. Warme, kräftige Hände strichen ihm über Kopf und Rücken und erst jetzt bemerkte Sanji, daß er am ganzen Körper zitterte. Langsam ließ er sich in die beschützende Wärme gleiten, genoß das Gefühl gehalten zu werden. Wieso wußte der Marimo nur immer so genau, wann er schwach wurde und Halt brauchte? Nie hätte er dem eigenbrötlerischen Schwertkämpfer soviel Sensibilität zugetraut. Das hieß, nie vor diesem einen Tag vor ein paar Wochen, an dem sich ihr Verhältnis zueinander so grundlegend hatte ändern sollen. Aber jetzt war nicht die Zeit zu denken, sondern zu fühlen. Zoro schaffte es immer wieder durch seine bloßen Nähe Sanjis dunklen Gedanken – und, wenn er ehrlich war, auch die meisten seiner hellen – zu vertreiben, bis sein Bewußtsein bis in die letzte Ecke ausgefüllt wurde von diesem Muskelberg, seiner Wärme, seinem Geruch, seinem Geschmack... Ja, Zoro schmeckte erstaunlich gut. Sanjis geschulte und hochempfindliche Geschmacksnerven feierten jedes Mal eine Party, wenn die warmen Lippen seine eigenen gefangennahmen und eine ebenso warme Zunge ihren kompromißlosen Weg in seinen Mund fand. Sanjis Körper schmolz dahin, schmiegte sich näher und enger an Zoros. Seine Hände strichen die kräftigen Arme hinauf und umschlangen die breiten Schultern. Zoros Antwort war pure Leidenschaft. Fast glaubte Sanji, der Schwertkämpfer wolle ihn auffressen, so fordernd wurden seine Küsse und beinahe wäre Sanji bereit gewesen, sich fressen zu lassen. Jetzt und hier in Extase zu sterben, schien ihm plötzlich gar keine schlechte Idee mehr zu sein. Aber Zoro hatte andere Pläne. Unvermittelt fanden sich Sanjis glühende Lippen der kühlen Morgenluft ausgesetzt. Er hob schon zum Protest an, da spürte er den warmen Atem in seiner Halsbeuge und starke Hände auf seinem Hintern. Er stöhnte überrascht auf, als die Hände zupackten und kräftige Zähne seiner empfindlichen Haut kratzten. Sanjis Herz klopfte auf einmal bis zum Hals, als er spürte, wie sein Hemd langsam aus seinem Hosenbund gezogen wurde. Sollte es endlich passieren? Jetzt und ... hier? „Guten Morgen Ihr beiden!“ Reflexartig stieß Sanji sich von der breiten Brust ab. Er versuchte, den verletzten Blick in den schwarzen Augen zu ignorieren, als er, sein Hemd hastig wieder in die Hose steckend, aufstand und sich zu der grinsenden Navigatorin umdrehte, die unbemerkt hinter ihnen an Deck getreten war. Mit einem strahlenden Lächeln ging er auf sie zu. „Einen wunderschönen guten Mooorgen, Namilein!“ sang er, „Du siehst heute wieder ganz besonders bezaubernd aus! Bitte warte nur einen Moment, dann bereite ich Dir ein Frühstück zu, das nur Deiner Schönheit in Perfektion nachstehen wird!“ Mit diesen Worten eilte er in die Kombüse, um seinen Worten gleich Taten folgen zu lassen – und um der grünhaarigen Gewitterwolke zu entkommen, deren bohrende Blicke er ganz deutlich zwischen seinen Schulterblättern spüren konnte. Bald trudelte auch der Rest der Mannschaft ein und der hektische Teil des Tages begann. Sanji bemerkte zwar, daß Zoro sich nicht an den Gesprächen bei Tisch beteiligte, doch das war nicht weiter ungewöhnlich für den wortkargen Schwertkämpfer. Da konnte er auch nichts weiter tun, versuchte er sein Gewissen zu beruhigen, als er sich wieder ganz dem Wohlergehen der beiden Damen widmete. Trotzdem sah er dem Grünhaarigen mit gemischten Gefühlen nach, als dieser, als erster mit frühstücken fertig, wortlos die Kombüse verließ. Bildete er sich das ein, oder sah Nami ihn streng an, als er den Kopf wieder von der neuen Kombüsentür abwandte, die mit einem leisen Klicken hinter Zoro ins Schloß gefallen war? Doch die Rothaarige verpaßte Luffy gerade eine Abreibung, der ihr wohl in einem Moment der Unachtsamkeit den letzten Mandarinenmuffin vom Teller geklaut hatte. Automatisch ließ der Smutje seinen Fuß auf den Kopf seines Captain’s niedersausen, schließlich durfte sich keiner an Namis Essen vergreifen, doch in Gedanken war er bei dem grünhaarigen Schwertkämpfer, der bestimmt gerade draußen wieder mit dem Training begonnen hatte. Auch als er den letzten Teller wieder in den Schrank zurückgeräumt hatte und sich am Bug der Going Merry eine Zigarettenpause gönnte, verfolgte ihn immer noch die Enttäuschung, die er in den schwarzen Augen hatte aufflackern sehen, als er Zoro von sich gestoßen hatte. Scheiße. Er wußte selbst nicht, warum er so heftig reagiert hatte. Es war ja nicht so, daß es ihm peinlich wäre, mit Zoro gesehen zu werden! Nur, vor den Damen... es fühlte sich irgendwie falsch an. Aber Zoro würde das nicht verstehen. Unglücklich starrte er auf die Wellen, die gegen das kleine Schiff schlugen, das sich langsam aber stetig seinen Weg durch die Grand Line suchte. Wie Zoro... Insgeheim bewunderte Sanji den Schwertkämpfer für seine Scheißegal-was-andere-denken-Einstellung. Zoro stellte seine eigenen Handlungen nie in Frage und ließ das erst recht nicht bei anderen zu. Aber Sanji war eben nicht so! Verflucht, er hatte sein ganzes Leben um Anerkennung gekämpft, da konnte er nicht mit der Selbstgenügsamkeit des Marimos mithalten. Er fuhr sich mit einer Hand durch das blonde Haar und blies eine lange Rauchwolke aus. Scheiße, er wußte doch, daß er Zoro verletzte, aber er konnte auch nicht aus seiner Haut heraus! Aus dem gleichen Grund war er auch noch nicht, na ja, weiter gegangen. Verlegen kratze er sich am Kinn. Das würde früher oder später ein Problem werden. Er wußte, daß Zoro mehr wollte – und, verflucht!, er wollte es ja auch! Schließlich hatte er seit Alabasta von nichts anderem mehr geträumt! Unwillkürlich drehte er sich mit dem Rücken zu Reling und suchte mit den Augen das Schiff nach dem vertrauten grünen Schopf ab. Das hintere Deck wurde zwar weitestgehend durch den Aufbau des Schiffs und Namis Mandarinenbäume vor seinen Blicken verborgen, aber ab und zu führte eine Übung den Schwertkämpfer in Richtung der kleinen Treppe, die auf das Hinterdeck führte. Die angespannten Muskeln, die unerschütterliche Konzentration, der feine Schweiß, der ihn in der Morgensonne glänzen ließ, die tödliche Präzision – Sanji schluckte. Er wußte, er brauchte nur zu Zoro hingehen, ein Wort würde genügen... wenn da nur nicht diese verfluchte Scheu wäre, die ihn plötzlich hemmte! Und da hieß es immer Frauen seien kompliziert. Sanji beschlich das ungute Gefühl, daß er ihnen nicht in viel nachstand. Mit einem Seufzen riß er sich schließlich von Zoros Anblick los, schnippte den Rest seiner Zigarette ins Meer und machte sich auf den Weg ins Schiffsinnere, um der Navigatorin zu sagen, daß die Insel, von der sie beim Frühstück gesprochen hatten, in Sichtweite war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)