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Eine Liebe gegen jede Vernunft...

Bis das der Tod uns scheidet...
von

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Tag & Nacht 1

Der Wecker klingelte. ’Dieses verdammte Mistdingen!’, fluchte Noel und schaltete den Wecker an seinem Handy aus. Er hasste es, so früh geweckt zu werden, doch konnte er sich schon denken, wer ihm den Wecker auf elf Uhr Vormittags gestellt hatte. „Wenn ich dich erwische Aaron!“, murrte Noel und stand genervt auf. Er öffnete die Vorhänge, welche an den Fenstern und vor der Balkontür hingen. Durch die dunkelgrün verspiegelten Fensterscheiben, sah Noel einen Sonnendurchfluteten Tag. „Ich kann die Sonne nicht leiden!“, murmelte Noel und zog sich Jeans und Shirt an. Dann besah sich der Junge im Spiegel. Er hatte eine blasse Haut, grüne Augen und kurze, schneeweiße Haare. Trotz seiner Schlaksigkeit, war Noel doch recht muskulös; hatte durchtrainierte Oberarme, einen leichten Six Pack und einfach kein Gramm Fett zu viel am Körper. Deswegen hatte sich Noel schon einige Male über Aaron lustig gemacht, da dieser immer neidisch guckte, wenn er Noel mit freiem Oberkörper im Schwimmbad sah. Aus diesem Grund ärgerte Aaron Noel auch wiederum gerne, in dem er dessen Wecker auf die Mittagszeit stellte. Doch Noel wusste, dass dies nie ernst gemeint war; dazu mochten sich die beiden zu sehr. Was das Zusammensein der beiden anging, taten sich ihnen einige Probleme auf. Aaron war, wie jeder Mensch, meistens Tagsüber unterwegs, doch Noel war genau das Gegenteil: er war „Nachtaktiv“ und schlief den Tag über. Kurz gesagt, Noel war ein Vampir.

Aaron und Noels Arzt, waren die einzigen- lebenden- Personen, die von Noel und seinem Anderssein wussten.
 

Er gähnte. Seine Zähne, oder besser, Reißzähne, kamen zum Vorschein. Spitz, lang und Todbringend waren sie. Doch auch der Rest der Zähne war weiß, sehr sauber und gepflegt. Noel strich sich fahrig durch die Haare und schlurfte zur Küche. Dort machte er sich etwas Rührei, löste in einem Glas eine Art Brausetablette auf. Blutrot, färbte sich das Wasser in dem Glas, als von der Tablette nichts mehr übrig blieb. Noel trank das Glas in einem Zug leer. Er schüttelte sich. ‚Diese Dinger schmecken nach wie vor widerlich!‘, grummelte Noel und begann sein Rührei zu essen. Die Tabletten waren der einzige Weg, um den Blutdurst eines Vampirs, mehr oder weniger zu stillen. Anfangs hatten Noel und auch die anderen seiner Art, auf Blutkonserven aus dem Krankenhaus zurück gegriffen, doch dadurch, war es immer wieder zu Engpässen gekommen. So erfand man die Bluttabletten. Diese waren auch weitaus einfacher zu nehmen, als wenn man, sich jedes Mal verstecken musste, um eine der Konserven zu trinken.
 

Noel beendete sein Frühstück, räumte dann seine Wohnung auf und beschloss dann, Aaron von der Schule ab zu holen. ‚Auch wenn es ihm nicht gefallen wird, grinste Noel und griff nach seinem Autoschlüssel, ‚Aber das ist meine Genugtuung für den Wecker!‘ Noel fuhr zur Schule, wo Aaron sein letztes Jahr als Schüler verbrachte. Nachdem Noel seinen dunkelblauen Rinspeed Sa auf dem Parkplatz abgestellt hatte, lief er über das Außengelände zum Sportplatz. Dort hatte Aaron gerade Sport. Er und die anderen Jungen aus seiner Klasse spielten Fußball. Noel lief vor der kleinen Tribüne entlang, zu einem Sitzbereich, der sich unter einem Baum und somit im Schatten befand. Dort ließ sich Noel auf den äußersten Platz fallen und sah Aron und den anderen beim Spiel zu. Aron schien in Höchstform zu sein, denn in der Zeit, in der Noel zusah, schoss Aron drei Tore, welcher seiner Mannschaft zum Sieg verhalfen. Der Coach, ein untersetzter, kahlköpfiger und in die Jahre gekommener Mann, pfiff das Spiel ab. Erst jetzt, bemerkte Aaron Noel, wie er da unter dem Baum saß und ihn beobachtete. Grinsend und winkend verschwand Aron in der ‚Umkleide. Noel sah zur Umkleide, in welcher Aron verschwunden war. Wäre der Eingang nicht mitten in der Sonne gewesen, wäre Noel dorthin gegangen, um auf Aaron zu warten. Doch er verabscheute die Sonne und so blieb er einfach auf der Tribüne sitzen.
 

Zehn Minuten später, kam Aaron, in Sporthose und – Jacke, auf Noel zu. Er ließ sich neben den Vampir fallen. „Du sollst doch nicht herkommen!“, sagte Aaron und sah auf den Rasen, auf welchem er eben noch gespielt hatte. „Dann hättest du mir meinen Wecker nicht so früh stellen dürfen!“, sagte Noel und sah zu Aaron. Der Junge hatte hellbraune Haare, blaue Augen, war sehr schlank und sportlich- sehr gut durchtrainiert. Er wirkte für seine neunzehn sehr erwachsen. Dennoch waren seine Gesichtszüge eher weich, im Vergleich zu denen Noels, die eher fest und gestraff waren. „Bist du fertig, oder hast du noch Unterricht?“, fragte Noel und folgte Aarons Blick. „Ich hab noch Biologie und Geschichte.“, seufzte Aaron, stand auf und legte sich auf den Rasen. Noel beugte sich nach vorn, stützte sich mit den Armen auf den Knien ab und sah Aaron an. „Dann warte ich solange und fahr dich dann nach hause.“, sagte er und grinste. „Brauchst du nicht!“, sagte der Junge vor Noel, gähnte und streckte sich und verschränkte dann die Arme hinter dem Kopf, „Kann ich nicht mal bei dir übernachten?!“ „Nein!“, sagte Noel direkt und ohne weiter darauf einzugehen. Aaron verzog das Gesicht. ‚Immer das Gleiche! Egal, wie spät es ist, ich darf nie bei ihm bleiben.‘, dachte Aaron schmollend und sah zum Himmel. Vom Hauptgebäude wehte das Läuten der Klingel herüber. Er stand auf, klopfte sich die Sachen ab. „Ich geh dann mal...“, sagte Aaron geknickt, verschwand ohne Noel noch ein weiteres Mal anzusehen. Dieser schwieg, sah zu der Stelle, an welcher Aaron eben noch gelegen hatte. Er hob den Blick und sah zu den Hügel, an der anderen Seite des Spielfeldes, wo das Gras in sanften Wellen unter der Sonne und dem Wind schimmerte. Als Aaron den Hügel zum Hauptgebäude ging, sah über der Schulter zu dem Vampir, öffnete er den Mund, wollte ihm etwas zurufen, ging dann aber Kopfschüttelnd weiter. „Viel Spaß noch und bis gleich!“, rief Noel, ohne zu Aaron zu sehen. Dieser blieb einen Moment stehen und drehte sich zu Noel, der noch immer dort saß, wo er zuvor bereits gesessen hatte.
 

Aaron war gerade an den Gewächshäusern vorbei und auf Höhe der Umkleiden, als er Schritte hinter sich hörte. Stur und traurig blickte er nach vorn und auf den rot gepflasterten Boden vor sich. ‚Noel kann es nicht sein...dafür sind die Schritte zu leicht und schnell‘, dachte Aaron betrübt, hätte sich aber über den Anblick des weißhaarigen Jungen gefreut. Statt dessen sah er, als er aufsah, in die haselnuß braunen Augen von Riku, einem Mädchen aus der Nachbarklasse. „Wer war denn der junge Mann eben?“, fragte sie neugierig, nachdem Riku zu ihm aufgeschlossen hatte. „Ein Freund von mir.“, sagte Aaron genervt bei der Erwähnung von Aaron. „Cool!“, staunte Riku und sah über die Schulter zu Noel, der noch immer unter den Bäumen und auf der Tribüne saß. „Na ja... ganz so toll ist er auch nicht!“, murrte Aaron wieder und sah ebenfalls zu Noel, wenn auch etwas finsterer, „Er ist kalt, zeigt keinerlei Gefühle, ist noch dazu viel zu ruhig, denkt kompliziert, ist egoistisch und unnahbar!“ Riku sah jetzt wieder zu Aaron, der wütend wieder nach vorn sah und war recht verwundert. „Ja?!“, wieder sah Riku zu Noel, nun aber mit einer unschlüssigen Miene, „So sieht er gar nicht aus.“ ‚Wenn du wüsstest!‘, dachte Aaron und ging, ohne noch einmal umzudrehen, in das lärmende Schulgebäude. Riku schien über das eben gesagte nach zu denken. Ob sie zu einem Schluß kam, konnte Aaron nicht sagen, doch bevor sie in ihre Klasse ging, wandte sie sich noch einmal zu ihm um. „Hast er eigentlich eine Freundin?“, fragte Riku direkt und hob fragend die Augenbrauen. Aaron war überrascht und wusste nicht, was er sagen sollte. „Soweit ich weiß hat er keine.“, entgegnete er völlig perplex und sah Riku nun an. „Danke!“, lächelte diese dann und verschwand in ihrem Klassenzimmer. Aaron ging in das seine und ließ sich seufzend auf seinen Platz fallen.
 

Daisuke, der im Moment vor ihm saß, drehte sich zu ihm um. „Du klingst wie ein alter Mann!“, grinste er und stützte sich, mit den unter dem Kinn verschränkten Armen, auf Aarons Tisch. „Na und!“, seufzte er und packte seine Sachen aus. „Was wollte denn Riku von dir?!“, hakte Daisuke nach, grinste hämisch, „Die tut doch sonst immer so, als existiertest du nicht?“ „Darf sie mich nicht auch mal ansprechen?!“, entgegnete Aaron schnippisch. Doch Daisuke ließ nicht locker. „Was wollte sie denn nun?“, fragte er neugierig, überging den Unterton in Aarons Stimme, als er ihm gerade geantwortet hatte. Jetzt sah Aaron den Jungen an, gab schließlich nach. „Sie hat Noel gesehen und wollte wissen, wer und wie er ist und ob er eine Freundin hat.“, sagte er kleinlaut, verschluckte die letzten Worte förmlich. „Meinst du den weißhaarigen Typen, der eben hier war?! Also unten am Fußballfeld?“, Daisuke bekam große Augen, „Da will sie sich aber einen feinen Fisch angeln!“ Er lachte auf. „Und?“, bohrte der Junge weiter, „Kann Riku bei ihm landen? Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, das sie damit ganz schön angeben wird..“ Aaron sah betreten auf seinen Tisch. Wieso machte es Daisuke nichts aus? Es war allgemein bekannt, dass er auf Riku stand und jetzt sollte er es einfach hinnehmen?! Während Aron grübelte, stand Daisuke auf und ging los, das Gerücht, Riku würde etwas mit dem weißhaarigen Typ von der Uni gegenüber haben, in Umlauf zu bringen. Jetzt kam jemand und setzte sich auf Daisukes leeren Platz. „Stimmt das?“, fragte eine dunkle Jungenstimme. Aaron sah wieder auf und blickte in das ruhige Gesicht von Raven. „Was meinst du?“, fragte Aaron und senkte den Blick wieder auf sein Buch. „Na das mit Riku und Noel.“, sagte Raven leise und beugte sich zu Aaron auf dessen Tisch. Raven war der einzige, der wusste, dass Aaron und Noel zusammen waren. „Ich dachte DU wärst mit ihm zusammen!“, sagte Raven und nahm Aaron das Buch weg. Letzterer schnaubte. „Zusammen kann man das nicht gerade nennen...“, sagte der Junge verdrießlich und sah aus dem Fenster. „Hast du Noel denn nicht mal danach gefragt?“, erkundigte sich nun Raven nach einer kurzen Pause.
 

Aaron überlegte. „Nein...nicht direkt...wir verbringen zwar fast jeden Tag zusammen, sind aber immer irgendwo unterwegs oder sitzen in irgendwelchen Cafés oder sonstigen Läden rum...“, gab Aaron zu und fühlte sich noch mieser, „Ich hab noch nicht einmal seine Wohnung gesehen, geschweige denn, dass er mich...“ Aaron brach den Satz ab. Aus irgendeinem Grund, konnte und wollte er einfach nicht weiter reden. Ein dicker Klumpen hing ihm im Hals und raubte ihm die Stimme. Raven hörte Aaron geduldig zu und nickte dann. „Vielleicht solltest du ihm das einfach mal sagen, also dass es dich mehr interessieren würde, wenn er dir etwas von sich zeigen oder erzählen würde.“, schlug Raven vor und er und Aaron sahen sich an. Letzterer wollte gerade darauf etwas sagen, doch in genau diesem Moment, kam der Lehrer und der Unterricht begann. Während der Pauker, vorn an der Tafel seinen Unterricht abhielt, sah Aaron gedankenverloren aus dem Fenster. Die Tage wurden bereits wieder kürzer- die Nächte kälter. Bald würde es den ersten Frost geben.
 

Das Aaron bereits mehr als einmal als Tagträumer getadelt wurde, war ihm im Moment schier egal. In Gedanken quälten ihn die Fragen, die ihm bis dato zwar bewusst gewesen waren, er aber noch nie so durchdacht hatte wie jetzt. ‚Ich muss unbedingt mit Noel reden!‘, beschloss Aaron und erschrak, als es erneut läutete. Er sah auf die Uhr. Biologie sowie Geschichte, waren bereits vorbei. Aaron war so in seine Grübelei vertieft, dass er nichts vom Unterricht mitbekommen hatte. Die anderen Jungen und Mädchen aus seiner Klasse, machten sich eilends daran, ihre Bücher in den Taschen zu verstauen und aus dem Klassenzimmer zu eilen. Aaron jedoch saß einfach nur da und starrte, mit leeren Augen vor sich hin. Immer wieder ging er Ravens Worte durch und je öfter er sie vernahm, desto deutlicher wurde, wie blind Aaron bislang gewesen war. Allem Anschein nach, spielte Noel nur mit ihm und Aaron war auch noch so naiv, ihm zu vertrauen! Es stand fest. Aron musste mit Noel reden. Doch wie sollte er es anstellen? Einfach mit der Tür ins Haus fallen? Nein! Dann würde Noel sofort wieder blocken und gar nichts mehr sagen. „Verdammt!“, fluchte Aaron leise vor sich hin und raufte sich die Haare, „Warum ist das Leben nur so scheiße kompliziert?“ Es gab keine Antwort. Aaron war allein im Klassenzimmer zurück geblieben, während die Sonne langsam versank. Lediglich das Sirren der ausklingenden Hitze, sowie das zirpen der Grillen, war zu hören. Die Klänge, zusammen mit der Wärme im Zimmer, machten Aaron schläfrig.
 

Plötzlich vernahm er ein Geräusch, das nicht in die Stille passte: das summende Geräusch einer auf- und wieder zugehenden Tür. „Willst du die ganze Nacht da sitzen blieben, oder hat es einen bestimmten Grund, warum du da sitzt?!“, fragte eine ihm sehr vertraute Stimme. Aaron sah auf und blickte in das ruhige Gesicht von Noel. „Was- wie- wo?“, stammelte Aaron und wurde rot. Verlegen sah er weg. Noel grinste und setzte sich vor Aaron auf den Platz, auf welchem auch schon Daisuke und Raven gesessen hatten. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht Aarons, wenn dieser es ihm auch abgewandt hatte. "Was ist mit dir?!“, fragte Noel, noch immer ruhig und sah weiterhin zu Aaron. „Nichts.“, log dieser, sah Noel weiterhin nicht an, ‚Es ist eher das Gegenteil! Das, was ich nicht habe!‘ Beide schwiegen, während Aaron aus dem Fenster sah und Noel Aaron ansah. „Ist es wegen mir?“, fragte Noel plötzlich. Aaron drehte seinen Kopf und Hals derart ruckartig zu Noel, dass sämtliche Halswirbel knackten. Ungläubig, sah er dem Vampir in die Augen. „Was hast du gesagt?“, fragte der Junge, welcher unbeweglich auf seinem Platz saß. Noel seufzte. „Ich hab gefragt, ob ICH irgendwas mit deiner Laune zu tun habe.“, sagte er ruhig und wartete auf eine Antwort. Aaron war unschlüssig, wusste nicht, was er machen sollte. Er entschied sich, Noel wenigstens die halbe Wahrheit zu erzählen. Die Hände im Schoß liegend, sah Aaron auf seinen Tisch. „Ja...“, sagte er leise, „Du HAST Schuld!“, sagte Aaron und wartete auf den Donnerschlag, in Form von Noels Reaktion. Diese jedoch blieb aus. Stattdessen stand Noel einfach auf und stellte sich, den Rücken Aaron zu gewandt, ans Fenster aus welchem Aaron zuvor bereits gesehen hatte. „Und weiter?!“, sagte Noel plötzlich mit tiefer Stimme, ohne Aaron anzusehen. „Du erzählst nie etwas von dir... weder weiß ich, wo und wie du wohnst, wie du mit Nachnamen heißt, noch wie alt du bist!“, sprudelte es aus Aaron hervor. Ehe dieser sich bewusst wurde, was er da von sich gab, hatten die Worte seinen Mund verlassen und Aron schlug entgeistert die Hände auf den Mund. Vorsichtig sah er zu Noel. Noch immer hatte sich dieser abgewandt, sagte nichts. Doch Aaron erkannte die Anspannung in seinem Körper, in jeder einzelnen Faser. „Noel... hör zu, es- es tut mir leid! Ich- ich hätte... hätte das nicht sagen dürfen!“, stammelte Aaron unsicher, wollte das Noel sich umdrehte, ihn mit seinen kalten, aber dennoch wunderschönen, smaragdgrünen Augen ansah. Doch er tat es nicht, blieb stumm, den Körper auf äußerste gespannt. „Weißt du... wir sind doch zusammen... da wüsste ich nur gerne, woran ich bei dir bin...“, Aaron versuchte seiner Stimme einen festen Ton zu verleihen, doch gelang ihm dies nicht- das zittern blieb.
 

Jetzt endlich drehte Noel leicht den Kopf, zu dem Jungen hinter sich. Sein weißes Gesicht glänzte in der untergehenden Sonne, Noel seufzte. „Verdammt Aaron! Wie oft noch?!“, fragte der Vampir, drehte sich nun um und lehnte mit dem Po an der Fensterbank, „Wie oft haben wir das jetzt durchgekaut?! Ich bin ein Vampir!“ Er machte eine kurze Pause. „Ich ernähre mich von Blut, dem Lebenssaft, von Menschen!“, sagte er weiter, verschränkte die Arme vor der Brust. Aaron schluckte, wich dem Blick Noels aus. „Ich weiß es doch...“, sagte er, nun recht kleinlaut, „Aber wir hatten auch darüber gesprochen, dass es mir nichts ausmacht!“ Noel fuhr sich fahrig die Haare. Wieder seufzte er. „Sind wir denn zusammen?“, fragte Aaron und wollte nun endlich alles mit offenen Karten, von dem Vampirjungen wissen. Noel schloss die Augen, biss sich, angestrengt nachdenkend, auf die Unterlippe. „Also... von meiner Seite aus... ja! Wir sind zusammen!“, sagte Noel, ließ sich auf den Fußboden sacken. Aaron rutschte, wenn auch unschlüssig, von seinem Stuhl und direkt vor seinen Freund. Zögerlich und überaus vorsichtig, streckte er eine Hand nach Noel aus. ‚Bitte...‘, flehte Aaron innerlich, ‚Gib mir diese Bestätigung! Nur dieses eine Mal wenigstens!‘ Während Aaron sich langsam Noel näherte, machte dieser keine Anstalten, die Hand wegzuschieben oder aufzustehen. Nein! Diesmal würde der Vampir sitzen bleiben. Langsam näherte sich Arons Hand Noels Wange und Wange. Er erschrak, als er sie berührte, denn sie war einfach nur kalt- kälter als erwartet. Jetzt hob Aaron Noels Gesicht mit sanfter Gewalt an, sodass Noel ihn ansah. Dennoch sah Noel weg. „Bitte...“, flüsterte Aaron und legte nun auch die andere Hand ebenfalls an Noels Wange, „Bitte... sieh mich an!“
 

Der Vampir zögerte, musste sich regelrecht dazu zwingen, Aaron in diesem Moment anzusehen. Doch tat er es und erschrak, als er merkte, wie nah Aaron ihm gekommen war. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie von einander. „Aaron... wir...“, die kühlen, schlanken Finger Noels, legten sich um die Handgelenke des Jungen, „Wir... wir dürfen... das... nicht.“ Die letzten Worte waren nicht mehr, wie ein erstickendes Flüstern, Noel schloss die Augen. Im nächsten Moment, berührten sich die Lippen der beiden, für einen kurzen Augenblick. Noel zuckte zusammen, riß die Augen auf und stieß Aaron von sich. „Nicht!“, sagte er aufgebracht, legte die Finger an die Lippen, „Nicht.... fordere es nicht heraus...“ Aaron saß, starr vor Schreck über das, was er soeben getan hatte und darüber, wie Noel darauf reagiert hatte, auf dem Boden und sah den Vampir an. Jetzt bewegte er den Mund, wie ein Fisch, der auf dem Trockenen gestrandet war. „Es... es tut mir leid!“, stieß Aaron so plötzlich, wie laut hervor, dass Noel zusammenfuhr, „Ich... ich- konnte einfach nicht anders...“ Noel fuhr sich über die Lippen, er grinste. Dann sah er zu Aaron und breitete die Arme etwas aus. „Komm her!“, sagte er, mit einem leichten Befehlston in der Stimme und wartete auf den Jungen, der noch immer verschreckt zwischen den Tischen und Stühlen hockte. Jetzt kam Aaron zu ihm gekrabbelt und legte sich in die ausgebreiteten Arme. Kühl, aber weich war die Haut Noels unter Aarons zitterndem Körper. Noel jedoch grinste, legte Daumen und Zeigefinger an das Kinn von Aaron, drückte ihm den Kopf leicht in den Nacken und senkte nun seine Lippen auf die des Jungen in seinen Armen. Diesmal jedoch, war der Kuss intensiver und länger. Aaron schloss die Augen und spürte plötzlich ein angenehmes Kribbeln, welches sich, ausgehend von seinen Lippen, in seinen ganzen Körper, in jede einzelne Faser seiner Gliedmassen eindringend. Langsam löste Noel sich wieder von Aaron und sah diesen prüfend an. Der Junge war errötet, schnappte keuchend nach Luft.
 

Noel beugte sich wieder zu Aaron, legte ihm den Daumen an die Lippen und fuhr deren zarte Konturen nach. Nun war Noels Mund ganz nah an Aarons Ohr. „Ist es das, was du wolltest?!“, fragte er leise und legte die Stirn auf Aarons Schulter. Der Junge in seinen Armen, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles lag in einem dichten Nebel verborgen. Aaron schluckte ein paar Mal und sah dann zu dem Vampir. Noel hatte die Augen geschlossen. „Wie schön dein Blut doch durch deine Adern rauscht...“, grinste er und legte Aaron eine Hand seitlich an den Hals, die andere auf die Schulter. So drückte er den Hals Arons zu sich. „Es klingt so wunderbar verführerisch und wohlschmeckend...“, sagte Noel, weiterhin grinsend. Dann drückte er seine Lippen auf Aarons Hals, dessen Kehle und die Senke am Hals. „Noel!“, keuchte Aaron und versuchte ihn von sich zu schieben, „Noel! Lass das! Du machst mir Angst!“ Von Noel kam jedoch nur ein hämisches Lachen, welches schon einem leichten knurren gleichkam. Er sah auf. „Endlich mal eine vernünftige Reaktion!“, grinste er und wuschelte Aaron durch die Haare, „Na komm! Ich hatte nicht vor, hier zu versauern.“ Das Noel so ruckartig aufstand, kam für Aaron so plötzlich, dass er hinten überfiel. Doch ehe er zur Gänze auf dem Rücken lag, hatte Noel ihn bei der Hand gepackt und nach oben gezogen. Verlegen sah Aaron aus dem Fenster.
 

Die Sonne war bereits untergegangen und die ersten Sterne zeichneten sich am Himmel ab. „Na toll…“, murrte Aaron und schnappte sich seine Tasche, „Meine Eltern werden jetzt garantiert den Aufstand proben!“ Er eilte zur Tür. „Komm schon Noel! Jetzt MUSST du mich sogar heimfahren!“, er drehte sich zu ihm um, doch Noel hatte sich lediglich ans Fensterbrett gelehnt, „Was ist?! Hattest du nicht gerade noch selbst gesagt, dass du hier nicht versauern willst?“ Noel jedoch lächelte den Jungen nur an. ‚Wow!’, dachte, als er das Lächeln sah, ‚Wie kann man nur so sexy lächeln?’ „Was ist jetzt?“, fragte er ungeduldig, wollte keine Sekunde länger in Schule bleiben. „Wir können sofort gehen, aber nicht über die Treppe!“, sagte Noel vollkommen gelassen. „Wie denn dann?!“, fragte Aaron etwas ungehalten, „Willst du vielleicht aus Fenster springen und fliegen?!“ Wieder lächelte Noel. „Ersteres ja und zweiteres kann ich leider nicht!“, sagte er und stieß sich von der Fensterbank ab, „Und du wirst mitkommen!“ Jetzt prustete Aaron los. „Du bist ja richtig witzig!“, stieß er lachend hervor, „Aber du vergisst, wir sind hier im sechsten Stock!“ Erschrocken hielt er inne, denn Noel stand plötzlich vor ihm. „Sieh nicht immer alles so negativ!“, sagte Noel, als wenn er Aaron nicht gehört hätte. Mit einer fließenden Bewegung hob er Aaron schließlich auf den Rücken und ging zum Fenster. Aaron wurde bleich, als Noel auf die äußere Fensterbank trat und sich am Fensterrahmen festhielt. „Noel lass die Witze!“, panisch klammerte Aaron sich an Noels Hals. Jeder andere, ‚normale’ Mensch, hätte keine Luft mehr bekommen, sogar würgen müssen, doch Noel stand völlig ruhig da. Lässig sah er nach unten und schätzte den Abstand zwischen sich und dem Boden, sowie den Jahrhundert- Bäumen, die ihnen gegenüber standen. Jetzt sah er über die Schulter und Aaron direkt an. „Deine momentane Gesichtsfarbe gefällt mir!“, lachte Noel dunkel, „Du siehst mir jetzt fast ähnlich!“ Bei den letzten Worten, hatte der Vampir sich vom Fensterbrett abgestoßen. Einen Moment schwebten sie durch die Luft und Aaron glaubte zu fliegen. Doch dann stürzten sie beide auf die Bäume zu. Panisch schloss Aaron die Augen und versteckte das Gesicht an Noels Rücken. Kaum einen Augenblick später spürte er einen dumpfen Aufprall und Blätter hingen ihm ins Gesicht. Vorsichtig sah Aaron auf. Sie standen auf den hohen und dicken Ästen des Baumes, auf den sie gerade zugestürzt waren. „Wie- wie hast du das gemacht?!“, fragte Aaron und sah sich um. „Das ist einer der vielen Vorteile, wenn man ein Vampir ist!“, grinste Noel vergnügt und nahm schon wieder Anlauf. Diesmal sprang er waghalsig von einem Ast zum anderen, landete jedoch immer sicher auf den Füßen und kam kein einziges Mal ins Wanken. Als er dann den letzten Ast, der immer noch gute fünf Meter über dem Erdboden hing, erreichten, hatte Aaron die Augen fest geschlossen und klammerte sich an Noel. „Sind wir langsam mal unten?!“, fragte er kaum verständlich, als Noel sich abermals in Bewegung setzte. „Noch einen Moment!“, kam es von Noel zurück. Jetzt wagte Aaron einen vorsichtigen Blick über Noels Schulter und erschrak. Der Junge, der ihn trug, rannte wie ein Windhund über das riesige Schulgelände. Noel war derart schnell, dass alles nur verschwommen und schemenhaft an ihnen vorbei raste. So plötzlich wie Noel losgelaufen war, hielt er auch wieder an. Aaron blickte auf.
 

Sie standen vor Noels Wagen und Noel ließ Aaron von seinem Rücken gleiten. Er schloss auf, setzte sich ans Steuer und fuhr schließlich gekonnt los, nachdem Aaron sich neben ihn gesetzt hatte und seine Tasche auf die Rückbank befördert hatte. „Ich werde die nächsten Tage nicht kommen können-“, setzte Noel nach einer Weile an, doch Aaron fiel ihm ins Wort, „Was?! Warum denn nicht?“ Aufgebracht sah er zu Noel, der sich auf die Straße konzentrierte. „Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich es dir auch sagen!“, grinste der Junge und fuhr gekonnt durch die engen Gassen der Altstadt, „Ich werde Besuch bekommen… Doch dieser Besuch, oder besser die Besucher, kommen aus dem entlegensten Winkel der Arktis. Somit ist es dort für sie einfacher ihren Blutdurst nach menschlichem Blut zu stillen, als in den belebten Städt. Dort fällt es nicht auf… hier allerdings…“ Aaron sah Noel an. „Ach so…“, murmelte er, „Und solche Leute lässt du in deine Wohnung?!“, etwas gekränkt sah er nun aus dem Fenster. „Besser als wenn sie frei mordend durch die Straßen ziehen.“, sagte Noel und hielt an, „Wir sind da!“ Aaron, der kaum etwas von außerhalb des Wagens wahrgenommen hatte, sah auf. „Oh…“, betrübt sah Aaron zum Haus, „Leider…“ Letzteres war nur ein unverständliches Gemurmel. „Komm schon Aaron!“, sagte Noel, legte dem Jungen eine Hand auf den Arm, „Wir haben das doch jetzt geklärt!“ „Ja… aber du wirst dich dann wieder, wer weiß wie lange, nicht melden…“, sagte Aaron leise, sah auf seine Hände, „Es ist dann so… als wenn wieder alles wie vor dem Gespräch heute Mittag ist.“ „Ich werde mich melden!“, sagte Noel mit fester Stimme, hob Aarons Kinn an und zwang den Jungen somit dazu, ihn anzusehen, „Jeden Abend um halb zwölf rufe ich an! Versporchen!“
 

Aaron konnte seine folgende Reaktion einfach nicht erklären, denn sie geschah aus einer unbewussten Handlung heraus: Aaron fiel Noel einfach um den Hals, zog ihn fest an sich. „Wehe wenn nicht!“, nuschelte er, konnte den drohenden Unterton in der Stimme jedoch nicht verbergen. „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz!“, grinste Noel, bezweckte aber eine weitere Aktion damit. Sein Plan ging auf! Aaron drückte ihn von sich weg und sah ihn finster an. „Wehe wenn du nicht anrufst!“, grinste Aaron verschlagen, „Dann rede ich nie wieder mit dir!“ Jetzt grinste auch Noel, nahm das Gesicht des Jungen zwischen seine Hände. „Das wäre aber sehr schade!“, flüsterte er, kam Aaron immer näher, „Dann könnten…wir…das hier…ja gar nicht…machen!“ Mit diesen Worten zog Noel Aaron in einen intensiven und leidenschaftlichen Kuss.
 

Als die zwei sich wieder von einander lösten, hatte Aaron gerötete Wangen und sah den Vampir mit verträumten Augen an. Stumm bewegte Aaron den Mund, bekam aber keinen Ton über die Lippen. „Bis morgen Abend!“, sagte Noel, lächelte und schnallte Aaron ab. „Bis… morgen!“, sagte dieser mit schwacher Stimme und stieg tollpatschig aus. Noel schüttelte grinsend den Kopf. „Schlaf gut!“, sagte er, wartete bis Aaron die Tür schloss und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Verträumt sah Aaron die Straße entlang, ging aber dann doch zum Haus. „Bin wieder da!“, rief er, als er ins Haus trat. Als er zur Treppe ging, kamen seine Eltern aus dem Wohnzimmer gelaufen. Beide schienen wütend, aber auch erleichtert zu sein. „Wo, um alles in der Welt, bist du gewesen Aaron?!“, fragte sein Vater, schloss den Jungen aber erleichtert in die Arme. „Ich hab doch gesagt, dass ich mich mit Noel treffe!“, sagte Aaron zu seiner Verteidigung und umarmte seinen Vater ebenfalls. „Dann gib uns das nächste Mal, bitte eine Telefon- oder Handynummer, oder auch die Adresse von Noel, damit wir dich über ihn erreichen können!“, sagte nun seine Mutter, „Wir waren in Sorge, dir könnte etwas passiert sein! Denn normalerweise, bist du um diese Uhrzeit längst wieder da, selbst wenn du dich mit Noel triffst.“ „Verzeiht!“, sagte Aaron entschuldigend und sah seine Eltern an, „Es wird nicht wieder vorkommen!“ „Das will ich auch hoffen!“, scherzte sein Vater, hatte jedoch einen leichten drohenden und ernsten Ton in der Stimme, „Und jetzt ab ins Bett mit dir!“ Er gab seinem Sohn einen leichten Klaps auf die Schulter. Dieser nickte und wünschte seinen Eltern eine gute Nacht.
 

In seinem Zimmer angekommen, realisierte Aaron zum ersten Mal, seit er Noel in der Schule getroffen hatte, das die Zeit wie im Flug vergangen war. Jetzt war es bereits halb zwölf. ‚Noch eine halbe Stunde und wir haben Geisterstunde…’, dachte Aaron und warf sich- noch komplett angezogen- auf sein Bett, ‚Schade, dass die Abmachung nur in der Zeit gilt, wie der Besuch da ist…’ Er seufzte sehnsüchtig und fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. „Bitte ruf doch jetzt schon an Noel…“, flehte Aaron leise und drehte sich auf den Bauch, sah zu seinem Telefon, das auf dem Nachttisch stand. „Warum soll ich anrufen, wenn ich dich auch richtig sehen kann?!“, fragte eine Stimme aus einer dunklen Ecke neben dem Fenster. Aaron schreckte hoch. „Noel?!“, fragte er leise und sah sich um, „Was… was machst du hier?“ Jetzt löste sich Noel von den Schatten und kam auf Aaron, der noch immer auf dem Bett saß, zu. Er blieb vor ihm stehen. „Na, wenn ich die nächsten Tage schon auf Entzug gesetzt werde, muss ich das doch vorher noch ausnutzen!“, grinste Noel scheinheilig, hatte die Hände in den Hosentaschen verborgen.

Tag & Nacht 2

“Wie- wie kommst du so…schnell hier her?”, fragte Aaron unsicher und sah zu seiner Zimmertür, “Du bist doch eben noch…” Noel grinste und vergewisserte sich, dass die Zimmertür geschlossen war. “Ich hab dir doch vorhin gezeigt, was ich so alles kann!”, feixte Noel zufrieden, stand nun wieder an Aarons Bett, “Außerdem habe ich nicht weit von hier geparkt und bin den Rest der Strecke wieder zurück gerannt.” “A~ha…”, war das einzige, was Aaron dazu sagen konnte, “Was genau verstehst du unter “zurück gerannt”?” Noel legte sich auf Aarons Bett und legte seinen Kopf auf dessen Schoß. “Ist doch egal!”, seufzte der Vampir zufrieden und schloss die Augen.

Vorsichtig hob Aaron die Hand und strich Noel über die Haare. “Sie sind ganz weich…”, lächelte der Junge verträumt und betrachtete die Züge Noels. Er grinste. “Ja klar!”, sagte er und gähnte, gewährte einen Blick auf seine spitzen Eckzähne, “Sind sie doch bei jedem, oder nicht?!” “Schon…nur dachte ich… na ja, weil…du weißt schon…”, stammelte der Junge unsicher und wurde rot. “Du meinst, weil ich ein Vampir bin?!”, meinte Noel schlicht und sah Aaron direkt in die Augen. Stumm nickte Aaron. “Stört es dich?!”, fragte Noel mit einer ernsten Miene an. Jetzt rümpfte Aaron die Nase. “Wenn es mich stören würde…na ja, wäre ich dann mit dir zusammen?”, stellte er die Gegenfrage und spielte mit einer kurzen Haarsträhne von Noels Haaren, “Wohl eher nicht, oder?!” Noel lächelte. “Auch wieder wahr!”, sagte er und grinste plötzlich, “Beugst du dich mal runter? Bitte!” Aaron stutzte, doch dann beugte er sich, wie gebeten zu Noel runter. “Was hast du denn?”, fragte er, als sich die Gesichter der zwei fast berührten. “Bleib so!”, flüsterte Noel und legte die Arme im Nacken des Jungen zusammen und zog ihn zu sich.

Aaron, der sich bislang noch mit den Armen abgestützt hatte, sackten diese weg und er landete genau auf Noel, der ihn sofort auffing und in einen eindringlichen und leidenschaftlichen Kuss zog.
 

Die Welt um Aaron versank, verlor jegliche Bedeutung. Aaron kam das Gefühl für Raum und Zeit abhanden. Er spürte nur noch sich und Noel, der ihn zärtlich in den Armen hielt. Jetzt verstärkte Aaron den Druck mit seiner Zunge und umspielte die Noels. Dieser jedoch drückte den Jungen plötzlich von sich weg und richtete sich schlagartig auf. Schwer atmend drehte er Aaron den Rücken zu. “Treib…treib es nicht- nicht zu weit!”, sagte er und legte sich eine Hand auf den Mund, “Fordere meine Selbstbeherrschung nicht zu sehr heraus!” Stumm sah Aaron Noel einen Moment an. Dann schürzte er die Lippen und sah weg. “Ich…es, ähm…”, innerlich seufzend stockte Aaron und legte sich nun selbst hin, “…vergiss es einfach!” Noel setzte sich im Schneidersitz neben den Jungen und musterte diesen. “Ihr Menschen seid schon eigenartige Wesen!”, grinste er und sah sich im Zimmer des Jungen um. Alles sah ganz normal aus. Aaron hatte einen großen Schreibtisch mit einem Laptop darauf. Im Zimmer selbst lagen Schulsachen, irgendwelche Sport- und Musikzeitschriften, seine Fußballsachen und andere Klamotten verstreut.
 

Jetzt schnaubte Aaron. “Ich kenne zwar nur dich, aber Vampire sind auch nicht unbedingt ‚normal’!”, sagte er trotzig und drehte sich auf die Seite- mit dem Rücken zu Noel, “Also überleg vorher, wen du als ‚eigenartige Wesen’ abstempelst!” “Jetzt hör aber auf Aaron!”, sagte Noel ruhig, wenn auch durchaus ernst gemeint, “Das kann man nicht vergleichen!” “Kann man sehr wohl!”, gab Aaron ihm als Antwort, drehte sich mit wütender Miene zu Noel, “Bis auf ein paar Unterschiede, sind wir beide das Gleiche!”

“Und was wäre das?”

“Wir sind beides Lebewesen mit einer Seele!”

Unwillkürlich stieß Noel einen Lacher aus. “Na das hat bisher noch niemand zu mir gesagt!”, grinste der Vampir und streckte sich genüsslich, “Aber ich werde darüber nachdenken!” Jetzt erhob er sich. Erschrocken richtete Aaron sich ebenfalls auf. “Gehst du schon wieder?”, fragte er bestürzt und seine Augen schweifen über Noels Körper, der nur schemenhaft durch den Stoff des Hemdes zu erkennen war. ‚Verdammt! Warum sieht der auch so gut aus?!’, fluchte Aaron innerlich, als seine Augen an den Arm- und Brustmuskel hängen blieben.

Noel seufzte. “Ja… Je später es wird, desto größer werden Versuchung und Verlangen nach deinem Blut!”, sagte Noel und ging zum Fenster, welches er schon als Einstieg verwendet hatte, “Daher werde ich nun nach und nach zu einer noch größeren Gefahr, als ich es ohnehin schon bin!” “Ja aber- ich meine nein! Du bist doch keine Gefahr!”, sagte Aaron aufgebracht und stand eilends auf- stand direkt vor Noel, “Ich will nicht, dass du gehst!”
 

Trotzig und widerwillig, wie ein kleines Kind, welches seinen Willen nicht bekam, verschränkte er die Arme vor der Brust und setzte eine Schmollmiene auf. Der Vampir musterte das weiche Gesicht des Jungen. Doch dann packte er ihn unter den Schultern, hob ihn von den Füßen und legte Aaron auf sein Bett. “Du überschätzt meine Selbstbeherrschung bei weitem!”, sagte er ruhig, beugte sich dann aber dennoch zu Aaron runter, “Morgen Abend um halb zwölf! Versprochen!” “Meinetwegen…”, residierte Aaron und sah Noel in die Augen. Beide grinsten plötzlich und küssten sich. Obgleich der Kuss auch nur kurz war, so war er doch voller intensiver Liebe und Gefühle.

Als Aaron glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, war Noel auch schon verschwunden. Lautlos wie er gekommen war, war er auch wieder durch das offene Fenster verschwunden. “Noel!?”, fragte Aaron leise und hoffte, dass er, ganz wie vorhin, einfach auftauchen und antworten würde. Doch im Zimmer blieb es still. Lediglich die Geräusche der Nacht drangen, gemischt mit dem sanften, leisen Säuseln des Windes herein. “Es wäre auch zu schön gewesen…”, sagte Aaron leise, entkleidete sich bis auf die Boxershorts und legte sich dann bequem hin, um einzuschlafen.
 

Am Morgen dann kam Aaron nur schwer aus den Federn. Obwohl er es gewohnt war, auch unter der Woche länger wach zu bleiben, so steckten ihm der nächtliche Besuch und das Beisammensein mit Noel doch ganz schön in den Knochen.

Gähnend und träge zwang er sich, ein halbes Omelette zu essen und sich dann auf den Weg zu Schule zu machen.

“Morgen Aaron!”, rief eine ihm bekannte Stimme. Aaron blieb stehen und drehte sich zu dieser um. Wie nicht anders zu erwarten, war es Raven, der da auf ihn zugerannt kam. “Morgen Rave!”, sagte Aaron müde und gähnte. “Du siehst ja nicht sehr ausgeschlafen aus.”, grinste Raven und schlug seinem Freund auf den Rücken, “Was hast du wieder getrieben, he?!” Aaron ging einfach weiter, sah dabei murrend zu Boden, “Wenn’s denn wenigstens so etwas gewesen wäre…”

“Wie jetzt?!”, Raven war sichtlich erstaunt, “Ich dachte du wärst durch die Clubs gezogen und hättest ein, oder zwei Hasen, oder auch…” Umsichtig sah Raven über die Schulter, ob auch niemand ihnen zuhörte. Dem war glücklicherweise nicht so. Alle waren damit beschäftigt, sich die anstehenden Hausaufgaben zu beschaffen, oder einfach nur ihre Freunde zu treffen, oder aber auch einfach noch die Zeit nutzte um richtig wach zu werden, damit man nicht im Unterricht einschlief. “Na ja…ich hätte noch darauf gewettet, dass du dir einen schnittigen Typen angelst.”, sagte Raven leise und musterte Aaron eingehend. Dieser sah missmutig zu Boden und schwieg. “Aber deiner Miene und Laune nach zu urteilen, war dem wohl nicht so.”, resignierend verschränkte Raven die Arme hinter dem Kopf.
 

Eine Weile liefen Aaron und er schweigend nebeneinander her. Langsam kam das Schulgelände in Sicht.

“Eigentlich waren Abend und Nacht ganz ok!”, gab Aaron schließlich zu, auch wenn er immer noch zu Boden sah, “Immerhin war ich bis halb zwei mit Noel zusammen…” “WAS?!”, rief Raven erstaunt, schlug aber blitzschnell die Hände vor den Mund, “Entschuldige!” Panisch warfen beide Jungen einen Blick über die Schulter, doch störte sich niemand an ihnen. “Also Noel- dein Noel- war bis heute früh bei dir?!”, fragte Raven leise, konnte seine Neugierde jedoch nicht verbergen, “Ist das dein Ernst?” Aaron grinste verlegen und sah seinen Freund mit strahlenden Augen an. “Ja. Erst haben wir geklärt, was…was wir für den jeweils anderen sind und wie wir zueinander stehen…”, Aaron wurde rot und sah wieder zu Boden, “Na ja…und dann…dann hat er… mich geküsst!”

Abrupt blieb Raven stehen und sah ihn mit großen Augen an. “Du willst mich jetzt verarschen!”, sagte er, doch konnte er ein zufriedenes Grinsen nicht verbergen, “Er- er hat allen ernstes…wow!” “Jetzt mach doch nicht so einen Wirbel!”, grinste Aaron, immer noch recht verlegen, “Mehr ist aber nicht passiert…”

“Aber das ist doch schon mal ein Fortschritt! Und was für einer!”

“So? So hab ich das noch gar nicht gesehen.”, gab Aaron zu und bekam allmählich wieder eine normale Gesichtsfarbe.

Jetzt kam Raven wieder etwas näher zu ihm und musterte Aaron nochmals eingehend. “Aber…da ist doch noch mehr!”, sagte er dann und grinste, “Irgendwas, dass du mir noch nicht erzählt hast!?” Aaron sah wieder zu Boden. “Ja…”, murmelte er kaum hörbar, doch sein Nebenmann schien ihn verstanden zu haben.

“Und was ist es- also, ich meine, wenn du es mir sagen möchtest!”

Aron sah auf und lächelte verschmitzt. “Noel bekommt Besuch…”, gab er dann leise zu. Raven musterte ihn- betrat das stickige Schulgebäude. “Ja…aber das ist doch völlig normal!”

Seufzend schüttelte Aaron den Kopf, während sie die Treppe hochstiegen. “Schon ok Raven! Vergiss es einfach!”, sagte er dann und musste wieder grinsen, “Es…wäre zu kompliziert um es glaubhaft zu erläutern.” Ungläubig schwieg Raven einen Moment, dann nickte er. “Also gut! Aber vergiss nicht, dass du mit mir über alles reden kannst!”, sagte er und setzte sich vor Aaron auf seinen Platz. “Danke! Ich werde noch drauf zurückkommen!”, gab Aron noch schnell als Antwort, ehe dann auch schon der Unterricht begann.
 

Was folgte, waren zehn schweißtreibende Stunden in stickigen, muffigen und viel zu warmen Klassenzimmern. In den Pausen waren die Flure sowie die Höfe komplett leer. Wer nicht hitzefrei bekam- und das waren, zum Leidwesen der Älteren und zur Freude der jeweiligen andern, nur die Unter- und Mittelstufenschüler- musste in den Brutkästen, in welche sich die Klassenzimmer des gesamten Gebäudes verwandelten, vor sich hin schmoren.

“Wie lange soll das noch so gehen?”, murrte Jonathan, der neben Aaron saß und erschöpft den Kopf auf die Bücher legte, “Wir schwitzen hier doch wie die Schweine!” Jetzt drehten auch Milo, Luca und Raven den Kopf zu Aaron und Jonathan. Alle drei grinsten. “Vielleicht sollten wir mal mit dem Schülerrat reden.”, schlug Milo vor und sah fragend zu Jonathan, “Wolltest du das nicht mal machen?” “Hab ich schon gemacht!”, kopfschüttelnd und seufzend hob Jonathan die Arme, “Aber die schalten auf stur…haben ja auch eine Klimaanlage in ihrem Büro.”

“Hey seht mal!”, sagte Luca und deutete aus dem Fenster. Die anderen sahen in die von ihm gezeigt Richtung. Staunend standen ihnen die Münder offen. “Wow!”, brachte Milo als erster heraus und sah seine Freunde an, “Die Braut ist ja der Hammer!” Luca, Raven und Jonathan stimmten grinsend und nickend zu.
 

Aaron musterte die ‚Braut’, wie Milo sie so trefflich beschrieben hatte. Sie schien von weitem, sie stand am Tor zum Schulgelände, kaum älter wie er oder einer die anderen. Wenn doch, sah man ihr das Alter nicht an! Lässig lehnte sie an einem nachtschwarzen Porsche und sah zur Schule. Gekleidet war sie in einen kurzen, Schottengemusterten Minirock und ein mintgrünes Top. Auf ihr Aussehen, sowie ihre Figur wären die meisten Topmodels heutzutage neidisch gewesen. Das was Aaron auf die Entfernung erkannt, sah sehr viel versprechend aus. Das Mädchen war sehr schlank und zierlich, hatte lange blonde Haare und ebenso lange und verführerische Beine, dazu eine, selbst von seinem Platz aus zu erkennende, helle Haut. Irgendwas jedoch, machte Aaron an diesem Mädchen stutzig, ließ sie unheimlich erscheinen. //Sieh nach vorn…//, hallte es plötzlich in seinem Kopf. Ruckartig drehte er den Kopf nach vorne und das auch keinen Moment zu früh.

Einige Stücke Kreide- geworfen vom Mathelehrer- flogen auf Milo, Luca, Raven, Jonathan und ihn zu. Da jedoch Aaron der einzige gewesen war, der das für ihn bestimmte Stückchen hatte kommen sehen, war auch er der einzige, der es rechtzeitig auffing. Alle anderen bekamen die Kreide gegen Hinterkopf oder Schläfe. “Au! Autsch! Verdammt! Wer, zum Teufel-”, mit diesen Worten drehten Milo und die anderen sich um und blickten in das finstere Gesicht ihres Paukers. “Red! Lighting! Beide an die Tafel!”, murrte der Mann wütend und ging wieder zu seinem Pult. Luca und Raven sahen sich an, standen dann synchron auf und gingen an die Tafel, wie es verlangt war.
 

Nach dem Unterricht- Mathe war das letzte Fach für heute- mussten Luca, Milo, Raven, Jonathan und Aaron noch bleiben und sich eine wahrliche Kanonade ihres Lehrers anhören.

Als die fünf eine halbe Stunde später über den Hof marschierten, waren sie vollkommen erledigt. “Man…musste der so einen Terz machen?!”, gähnte Luca und streckte sich. “Dann hätten wir eben besser aufpassen müssen!”, grinste Aaron müde und trat mit den anderen durch das Tor des Schulgeländes auf den Gehweg.

“AARON!”, eine helle und zugleich wunderschöne, melodische Stimme hallte über die Straße. Der angesprochene blieb stehen und wandte sich um. Das Mädchen, welches sie vorhin ‚begutachtet’ hatten, stand hinter ihnen und wartete. “Wow Aaron!”, flüsterte Luca und der Hohn schwang in seiner Stimme mit, “Warum hast du nicht gesagt, dass du die Schnecke kennst?!” Aaron jedoch schüttelte den Kopf. “Ich kenne sie nicht…”, murmelte er, “Woher sie mich kennt, ist mir schleierhaft!” Als wenn das Mädchen, und sie war tatsächlich nicht älter als neunzehn, ihn gehört hätte, kam sie einen Schritt auf die Jungen zu. “Man hat mir gesagt, dass ich dich nach Hause bringen soll!”, sagte sie mit ihrer melodischen, hellen und klaren Stimme.
 

Ich bin wie ER!
 

Sofort musterte Aaron das Mädchen mit anderen Augen. Woher kam die Stimme, die doch wie ihre klang?!

Zu den bisherigen Details am Erscheinungsbild des Mädchens, kam jetzt noch, dass ihre Haut unnatürlich hell wirkte; sie hatte straffe, kalte Gesichtszüge und eisblaue Augen. Schlagartig wurde Aaron bewusst, an wen sie ihn erinnerte und wem sie auf erschreckende Weise ähnlich sah. Doch warum um alles in der Welt, hörte er ihre Stimme in seinem Kopf; sagte diese dass sie wie ER sei.

“Kommst du jetzt?!”, fragte das Mädchen ungeduldig, “Ich hab schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!” Widerwillig machte Aaron einen Schritt nach vorne. Raven jedoch hielt ihn zurück. “Spinnst du?!”, raunte er seinem Freund ins Ohr und sah zu dem Mädchen, “Willst du dieser, in hochhackigen Schuhen steckenden Tussi vertrauen?” “Dann komm mit!”, zischte Aaron zurück. Milo, Luca und Jonathan grinsten. “Macht ihr das mal unter euch aus!”, grinste Jonathan, klopfte Aaron auf die Schulter, “Wir sehen und heute Abend im Netz!” Daraufhin wandten sich die drei um und gingen.

“Los jetzt!”, sagte die junge Frau und wandte sich zum Porsche, “Ich soll dir von Noel sagen, dass du mir vertrauen kannst!” Aaron und Raven sahen sich an. Die Tatsache, dass dieses Girly Noel kannte, machte die Sache ein klein wenig vertrauenswürdiger. Langsam folgten Raven und Aaron ihr, bis sie an dem Auto standen. “Wow!”, staunte Raven laut, “Das ist ein brandneuer 911-er Porsche Turbo!”

“Wisch dir die Sabber weg und steig ein!”, sagte das Mädchen kühl und stieg selbst ein. Raven grinste und kletterte hinter Aaron auf die Rückbank- setzte sich genau zwischen die beiden vorne.
 

Mit einem irren Tempo fuhr das Mädchen los. “Weiß dein Freund hinten, über uns Bescheid?”, fragte ihre Fahrerin nach einer Weile des stummen dahin fahrens- allerdings sah sie während der Frage stetig nach vorne auf die Straße. “Nein...also wenn- wenn du, ich...”, stammelte Aaron unsicher, doch war er sich sicher, dass das Mädchen ihn verstand. “Alles klar!”, sagte dieses einsilbig und sah durch den Rückspiegel zu Raven, “Hey du! Wie heißt du?”

Raven sah auf. “Wie wäre es, wenn du uns zu aller erst, mal deinen verraten würdest?!”, gab Raven gehässig zurück, “Oder sollen wir dich die kühle Schönh-”

“Destiny!”, sagte das Mädchen trocken, fiel Raven ins Wort, “Und jetzt hör auf, mich zu nerven!”

Dann drehte Aaron sich zu seinem Freund um. Beide sahen sich an und prusteten los.
 

Gut fünf Minuten lachten die zwei, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten. “Ent- entschuldige!”, japsten die zwei und hielten sich die Bäuche. Aaron sah Destiny an, wischte sich eine Lachträne aus den Augen. “Also Destiny...wie das- aus dem englischen übersetzte Wort- für Schicksal?”, fragte er neugierig, sah jetzt aber auch aus dem Fenster. Die Strecke, die Raven und er am Morgen noch mit dem Bus gefahren und zu Fuß gegangen waren, erschien kurz und flog jetzt nur so an ihnen vorbei.
 

“Genau so!”, gab Destiny kurz zurück und hielt an einer Ampel, “Und jetzt, würde ich gerne wissen, wo genau ich euch hinbringen soll und wie du da hinten heißt!” Noch während Destiny sprach, warf sie kurzen Blick durch den Rückspiegel auf Raven und gab dann auch schon wieder Gas, so dass beide Jungen sanft in die weichen, dunklen Polster gedrückt wurden.

“Ich heiße Raven!”, gab dieser von hinten als Antwort und grinste wieder, “Raven Lighting!”
 

Aaron sah Destiny an und während Raven seinen Namen nannte, veränderte sich etwas. Was es war und warum es Aaron beunruhigte, konnte er zu dem Zeitpunkt jedoch nicht sagen.

“Also?”, fragte Destiny wieder, “Wo soll es hingehen?!”

Aaron drehte sich zu Raven, welcher stumm auf der hinteren Sitzbank saß.

"Kommst du mit zu mir?", fragte er seinen Freund und grinste, "Wir müssten noch ein, zwei Bier da haben!" Jetzt grinste Raven zurück. "Klar!", sagte er behänd, "Ich bin dabei!"

Destiny nickte kaum merklich und gab dann wieder Gas.

Eine Viertelstunde später, hielt sie vor Aarons Haus.
 

"Danke für's Herbringen!", sagte Aaron und stieg aus. Dann ließ er Raven hinausklettern. "Schon ok!", sagte das Mädchen leicht gelangweilt, "Ich hatte sowieso gerade Zeit!" "Mmmh...trotzdem Danke!", wiederholte Aaron unsicher und wollte die Beifahrertür zu machen. Jedoch hielt ihn Destiny zurück. "Eines noch! Sag Noel, auch wenn ich heute vielleicht Zeit hatte, so bin ich kein Taxi!", sagte sie herablassend und grinste sarkastisch, "Wenn dann soll er seinen Kram selbst erledigen und sich um seinen Lover kümmern!" Jetzt wurde ihr Grinsen und auch ihr Gesicht kühl. "Einen schönen Tag noch!", sagte sie und zog die Tür zu, gab Gas und war in Null Komma nichts verschwunden.
 

"Wow!", staunte Raven wieder, "Was für ein Temperament!" "Meiner Meinung nach etwas zu temperamentvoll!", gab Aaron leise zu und ging mit Raven zum Haus. "Wenn du meinst...", sagte Raven nun recht nachdenklich, "Aber irgendwie ist sie auf eine sehr anziehungsvolle Art unheimlich und auch unnahbar..." "Und dass soll anziehungsvoll sein!?", fragte Aaron, schloss die Haustür auf und trat ein, "Ich glaube du hast sie nicht mehr alle Raven!"

Raven antwortete nicht, sondern machte sich nur seine Gedanken- wenn diese mit der Zeit zu handfesten Phantasien reiften.

Aaron verdrehte die Augen und boxte ihm nun in die Seite. "Deine Spielchen und dererlei Phantasien solltest du lieber mit einem anderen Mädchen ausprobieren!", grinste Aaron Raven jetzt an und warf seinen Rucksack auf die Couch, "Destiny ist ein ganz anderes Kaliber und spielt in einer ganz anderen Liga wie wir zwei!"

"Meinst du?!"

"Ja meine ich! Und die Tatsache, dass sie Noel kennt, macht es nicht einfacher!"

"Wie meinst du das denn nun wieder?", fragte Raven und musste grinsen, "Hast du etwa Angst um mich?!" Neckisch beugte er sich an seinen Gegenüber, "Du bist ja sooo süß Aaron!"

Beide mussten lachen. "Lass die Witze Raven!", grinste Aaron und schob den Jungen von sich weg, ging an den Kühlschrank, "Ich meine es ernst! Die Bekanntschaft mit Noel macht sie nur noch unheimlicher!" Jetzt wurde Ravens Grinsen breiter und er nahm die von Aaron hingehaltene Dose an, "Unheimlich ist mein zweiter Vorname!"

Aaron prustete los. "Ich dachte das wäre 'gefährlich'?!", feixte Aaron zurück, stellte die Dose weg und griff nach einem Couchkissen. Dieses warf er Raven in das grinsende Gesicht. Raven jedoch fing es lachend und warf es einfach, mit dem folgenden Satz zurück: "Na warte! Das bekommst du zurück!"
 

Daraufhin entbrannte eine wilde Kissenschlacht zwischen den beiden Jungen- welche einige Kissen nicht ganz heile und einige Federn lassend überstanden.
 

Nachdem Raven gegen dreiundzwanzig Uhr gegangen war, lag Aaron völlig erschöpft in seinem Bett. Aufgrund der anhaltenden Hitze verzichtete er auf den Schlafanzug, lag nunmehr nur in Boxershorts dar. 'Verflucht...warum muss das so warm sein?!', fluchte der Junge innerlich und wälzte sich unruhig hin und her. Jetzt fiel Aarons Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch. ‚Gleich ist es halb zwölf…’, dachte Aaron fast sehnsüchtig, ‚Hoffentlich hält Noel Wort und ruft auch wirklich an!’ Doch noch war es gut eine Viertelstunde, bis das er die Stimme des Vampirs hören konnte.

“Ich hasse dieses warme Wetter!”, fluchte Aaron nun laut, ging ins Bad und spritzte sich kühles Wasser ins Gesicht, ‚Kann es nicht wenigstens nachts kühler werden!?’ Müde taumelte der junge Mann jetzt wieder in sein Zimmer. ‚Ein Glück, dass meine Eltern – mal wieder – weg sind!’, Aaron gähnte, warf sich auf sein Bett.
 

Aarons Eltern besaßen mehrere Restaurants auf der ganzen Welt. Daher nutzten sie diese gerne als Vorwand, wenn sie mal wieder verreisten- und dass kam im Monat zwei oder drei Mal vor! So auch an diesem Abend. Es war also vollkommen ok, wenn Aaron noch des Nachts durch das dunkle und ruhige Haus wandelte. ‚So ruhig war es hier schon lange nicht mehr!’, dachte der junge Mann und horchte den Geräuschen der Nacht.

Nichts außer den gelegentlichen Autos, die auf der Straße vor dem Haus fuhren, dem Zirpen der Grillen und das Säuseln des schwül-warmen Windes in den Bäumen waren zu hören.
 

Beinahe wäre Aaron eingeschlafen, als ihn das Klingeln des Telefons aufschrecken ließ. Hastig befreite er sich aus dem dünnen Bettlaken und griff nach dem Telefon. “J-ja?”, stammelte er mit rasendem Herzschlag.

“Aaron?!”, fragte eine ruhige und sanfte Stimme, die Aaron einen wohligen Schauer über den Rücken jagte, am anderen Ende und wartete. “Noel!”, freudig setzte Aaron sich in den Schneidersitz, “Du rufst ja tatsächlich an!” “Natürlich!”, sagte Noel und man hörte das Schmunzeln in seiner Stimme, “Ich hatte doch gesagt, dass ich anrufe!” “Ja schon...”, sogar jetzt, da Aaron nur Noels betörende, für ihn tausendfach sinnliche Stimme hörte, wurde er rot, “Aber...es, na ja, du hättest es ja vergessen können...”

“Ich sagte doch, dass ich in der Zeit, in der ich dich nicht sehe, förmlich auf Entzug gesetzt werde!”, sagte Noel nach einer Weile, “Aber ich kann es auch lassen...” “Nein!!”, stieß Aaron beinahe panisch hervor, “Bloß nicht aufhören! Ich freu mich doch schon so auf morgen Abend, wenn du wieder anrufst!” Man hörte wie Noel grinste. “Na dann!”, sagte der Vampir, “Wie war dein Tag?” “Er war ganz ok.”, gestand der junge Mann und begann zu erzählen: von den Brutkästen alias Klassenzimmer, dem Pauker der ihnen das Wort zum Sonntag gehalten hatte und auch von Raven, Milo und den anderen, die immer neue Blödeleien austüftelten.

“Na das hört sich doch spaßig an!”, sagte Noel gelassen, nachdem Aaron geendet hatte.

“Sag mal Noel...”, Aaron war unschlüssig ob er von Destiny erzählen sollte. Doch hatte diese ihn doch gebeten, Noel etwas auszurichten. So beschloss Aron einfach von der Vampirin zu erzählen. “Noel?”, fragte Aaron vorsichtig, da der Vampir seit einer Weile nur noch zuhörte und nicht antwortete. “Ja?”, kam es erwartungsvoll von Noel zurück. Jetzt holte Aaron tief Luft. “Ist dir der Name Destiny geläufig?”, fragte er und lauschte. “Das ist er in der Tat, ja!”, gab Noel dem Jungen als Antwort, “Sehr gut sogar!”

Aaron musste schwer schlucken. “U-und woher kennst du sie?”, fragte er unsicher und schickte Stoßgebete zum Himmel, dass sie- auch wenn Noel beteuerte schwul zu sein- nicht dessen Freundin war.

Als Noel nicht antwortete, wurde Aaron zusehends nervöser. “Bist du noch da Noel?”, fragte er zaghaft und hörte den tiefen Seufzer. “Ja, ich bin noch da!”, sagte der Vampir, machte wieder eine Pause, “Wie soll ich sagen...du hast doch sicher gemerkt, dass Destiny ebenfalls ein Vampir ist?!” “J-ja!”, sagte Aaron verdutzt, “Das habe ich gemerkt!”

“Gut...”, sagte Noel und man hörte ein Schlucken, dann ein tiefes Gähnen, “Aaron...Destiny ist meine Schwester!”

Tag & Nacht 3

„Sie ist deine was?!“, stieß Aaron so laut in die Sprechmuschel, dass Noel erschrocken den Hörer vom Ohr nahm. „Meine Schwester! Ja!“, seufzte er und schüttelte den Kopf, „Warum überrascht dich das?“ Jetzt schwieg Aaron einen Moment. „Na ja...weißt du...also, ähm...“, stammelte er etwas verlegen, biss sich dann auf die Unterlippe. „Aaron jetzt sag doch, was du sagen willst!“, sagte Noel ruhig, musste ein erneutes Gähnen unterdrücken. Der Junge am anderen Ende holte tief Luft- atmete in sachten Zügen ein und aus.

Der Vampir konnte das heben und senken der Brust förmlich spüren. Er wollte die Hand ausstrecken und nach Aaron greifen, doch wenn er jetzt die Hand ausstreckte, war dort nichts als die kühle und stumme Dunkelheit und...die Leere.

„Na ja...also weißt du...Raven scheint ein Auge auf sie geworfen zu haben!“, kicherte der Sterbliche, „Ok, vielleicht auch zwei...“ „Haltet euch nach Möglichkeit von ihr fern!“, sagte Noel und gähnte doch wieder. „Ist- ist sie so gefährlich?“, fragte Aaron und seine Hände begannen zu schwitzen, „Sie...Destiny...ich meine, dass sie gefährlich ist, weiß ich ja...aber dass sie doch SO...“ „Haltet euch einfach von ihr fern!“, sagte Noel nochmals nachdrücklich und sah dann erschrocken auf, „Sie verfügt über besondere Fähigkeiten, aber-“

„Aber was?! Noel!“

„Sei still!“
 

Angestrengt lauschte Noel in die Dunkelheit seiner Wohnung. In solchen Momenten hasste er die Eigenschaften seiner Art, so perfekt mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Doch hier war sein ‚Reich‘ und er kannte alle Ecken und Winkel.

„Aaron, ich muss Schluss machen!“, sagte Noel dann plötzlich, hatte die Augen auf die dunkle Ecke neben seinem Sofa geheftet, „Morgen Nacht zur gleichen Zeit! Und halte dich von Destiny fern! Das gilt auch für Raven!“

Aaron hatte noch etwas sagen wollen, doch hatte Noel bereits aufgelegt und schritt nun zu dem Sofa. „Wie viel hast du gehört?“, fragte der junge Mann barsch und streckte die Hand aus und bekam einen Haarschopf zu packen, zog ihn ins dämmrige Mondlicht. „I-ich hab kaum etwas gehört!“, kam es ängstlich von einer Frau, die offensichtlich eine Heidenangst vor ihm hatte, „Nur…nur das ihr von eurer Schwester gesprochen habt!“

//Behalte es für dich!//, gebot er ihr, ließ sie los, „Wie ist dein Name?!“ „A- Astara, Herr!“, sagte die Frau und senkte demütig den Kopf, „Bitte…bitte tut mir nichts!“

Noel sah auf die zitternde Frau und dachte nach.

Sie war zusammen mit den anderen sechs Vampiren gekommen, doch waren diese mehr als kaltherzig, unerschrocken, waghalsig und vor allem vorlaut. Außerdem hatte sie keinen Respekt vor den geborenen Vampiren.

Noel gähnte erneut. „Geh und leg dich wieder schlafen! Der Tag bricht bald an!“, sagte er barsch und wandte sich um, „Und ich warne dich und auch deine Gefolgsleute: Versucht keine Tricks! Es würde euch sehr schlecht bekommen!“ Astara nickte und verschwand dann im angrenzenden Zimmer, welches sie bezogen hatten.

'Ich würde jetzt echt gerne schlafen gehen…', dachte Noel wehmütig und sackte auf die Couch, 'Warum müssen die auch gerade jetzt kommen!?' Der Vampir sah aus dem Fenster der Balkontür, hin zum langsam heller werdenden Himmel.
 

Du klingst wie ein altersschwacher Mann Noel!

Was willst du?!
 

Das so plötzlich ein andere Vampir, einen mentalen Kontakt zu ihm aufbaute, erschreckte Noel.

Wie wäre es, wenn du mich beispielsweise einfach einmal rein lässt?!

Murrend stand Noel wieder auf und ließ den jungen Mann, der vor seiner Tür stand, rein. „Was willst du hier Pascal?!“, fragte er und ging dann einfach wieder zurück ins Wohnzimmer, ließ sich dort auf der Couch nieder.

„Begrüßt man so etwa seinen Schwager?“, fragte Pascal mit gespielter Entrüstung und kam ebenfalls ins Wohnzimmer. Noel sah den jungen Vampir eindringlich an. Er war groß, hatte lange schwarze Harre, die mit einem Lederband zusammen gebunden. Die Sachen die er trug, zeugten von seinem guten Geschmack, den immensen Bankkonten, die ihm offen standen und der Gesellschaft, der er mit vorliebe angehörte.

„Noch mal: Was willst du?!“, fragte Noel mit drohendem Unterton. Seine Eckzähne schoben sich bereits über die Unterlippe.

„Sachte Noel!“, abwehrend hob Pascal die Hände, „Destiny schickt mich! Ich soll dir ein paar Blutkonserven geben!“ Sofort hielt Noel inne. „Verzeih!“, sagte er und schlug eine Hand gegen die Schläfe, „Ich hab seit Tagen nichts mehr gegessen…“ „Deswegen schickt mich deine Schwester!“, grinste Pascal und warf Noel aus einer kleinen Kühltasche, die er mitgebracht hatte, eine Blutkonserve hin. Dieser fing sie und vergrub keinen Augenblick später seine Zähne in dem Gummi. Gierig saugte Noel Schluck um Schluck das Kraft- und Lebenspendende Elixier. „Du scheinst ja wirklich hungrig zu sein!“, grinste Pascal nach einer Weile des Schweigens, „Aber ich dachte mir schon, dass du Hunger hast! Aber hast du denn keine eigenen Konserven?!“ „Nein!“, kam es undeutlich von Noel, der noch immer die Konserve zwischen den Zähnen hatte, „Ich hab sie weggeschmissen, in der Hoffnung, dass die Pillen reichen!“ „Blödmann!“, sagte sein Gegenüber nur und reichte dem weißhaarigen eine weitere Konserve. Begierd nahm Noel sie entgegen und leerte auch diese in schnellen Zügen.

Dann sackte er nach hinten und schloss die Augen, ließ die Arme mit dem Beutel in der Hand sinken. „Danke…“, keuchte er und fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund, „Entrichte bitte auch Destiny meinen Dank!“ „Werde ich tun!“, nickte Pascal und brachte die restlichen Konserven in den Kühlschrank in der Küche. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, sah er gedankenversunken aus dem Fenster. „Sag mal…“, sagte Pascal, sah Noel aber nicht an, „Hast du nicht mal gesagt, du nimmst diese Blutpillen?!“
 

„Mein Körper hat einen Abwehrstoff gegen das künstliche Blut entwickelt!“, gab Noel ihm müde als Antwort, „Bislang haben sie den Hunger soweit unterdrückt, dass ich mein Ungeheuer beherrschen konnte…“

„Aber?!“

„Wenn du nicht aufgetaucht wärst, hätte es mit denen noch lustig werden können!“, murrte Noel, meinte seine Gäste aus der Arktis. Erst jetzt fiel ihm etwas an den Worten Pascals auf. Mit großen Augen sah er den anderen Vampir in seiner Wohnung an. „Woher wusste Destiny von meinem Zustand?!“, fragte er und hob skeptisch eine Augenbraue. Nun breitete sich ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesichte Pascals aus. „Destiny ist nicht blöd! Nachdem oder besser während sie heute deinen kleinen Freund nach Hause gebracht hat, hat sie sich in seinem Gedächtnis ein wenig umgesehen…“, gab er zu und zuckte mit den Schultern, „Warum sie es tat, weiß ich nicht. Doch so konnte sie so eins und eins deines Verhaltens zusammenzählen und…na ja…den Rest kennst du ja!“
 

„Es lebe die mentale Kommunikation!“, sagte Noel müde und sprach erst nach einem kurzen Moment weiter, „Passt du auf die da drin mal auf?! Ich würde gerne eine Runde schlafen!“ Mit ‚die‘ waren wieder die vampirischen Gäste im Nebenzimmer. „Klar!“, grinste Pascal und machte es sich in dem Sessel bequem, „Aber in deiner und meiner Position müsstest du mich nicht erst darum bitten.“ „Aber es weiß niemand von deiner Herkunft und ich will dir auch gar keine Befehle erteilen!“, gähnte Noel und streckte sich über die volle Länge der Couch, schloss müde die Augen, „Außerdem...als Destinys Ehemann bist du...fast gleichgestellt...“ Dann war der weißhaarige Vampir auch schon eingeschlafen. 'Ein seltsamer Vogel!', dachte Pascal schmunzelnd und schaltete den Fernseher an, lauschte jedoch immer wieder auf die Geräusche der Wohnung. Doch es war nichts zu hören.
 

So verstrichen die Stunden des Tages ereignislos...
 

Während Pascal sich eine sinnlose Fernsehsendung nach der anderen ansah und Noel sich friedlich, alle viere von sich gestreckt, auf dem Sofa lümmelte, geschahen keinerlei Dinge, die irgendwie spannend oder Interesse erweckend waren. So nickte auch Pascal immer wieder mal ein, jedoch immer auf die stillen und kaum wahrnehmbaren Geräusche lauschend.
 

Pascal, lass mich rein!
 

Sofort war der Mann aufgesprungen und zur Tür geeilt. „Bon jour mon amor!“, grinste er süffisant, küsste die Schläfe der Vampirin vor ihm, „Welch holden Anblick du meinem Auge doch gewährst!“ „Hör auf zu schleimen!“, grinste Destiny und küsste die Senke an Pascals Hals, „Gewöhn dir doch mal eine andere Sprechweise an!“ „Warum die Herkunft verleugnen?“, lachte Pascal und ließ seine Frau eintreten, „Außerdem...des Nachts, zu mancher Stund, gefällt es dir!“ „Genug der schmeichelnden Worte Geliebter!“, lächelte Destiny über die Schulter, „Hast du Noel die Konserven gegeben?“ „Habe ich!“, nickte Pascal, „Er hat sogar zwei getrunken.“ „So schlimm also?!“, sagte Destiny teilnahmslos und blieb im Wohnzimmer neben ihrem Bruder stehen, „So ein Idiot!“ „Du sagst es!“, gähnte Pascal und setzte sich wieder in den Sessel zurück, „Aber Liebe macht ja bekanntlich blind!“ „In seinem Fall unvorsichtig!“, sagte Destiny, hockte sich vor Noel und fühlte seinen Puls, „Zumindest scheint er für die nächsten Tage außer Gefahr!“
 

Das gilt aber nicht für dich, meine Schöne!

Lass dass! Wir wissen nicht, wie und über welche mentalen Fähigkeiten die anderen Vampire hier verfügen!

iSo lasse mir doch meinen Spaß Liebste!
 

„Du bist unverbesserlich!“, grinste die Vampirin, setzte sich provokant auf den Schoß Pascals, „Aber du kannst gerne haben, wonach es dich verlangt!“ Der Mann sah sie erstaunt an. „Jetzt?“, fragte Pascal und man erkannte bereits das Verlangen in seinen Augen, „Oder doch lieber zu hause in unserer Ehebett?!“ „Hälst du es denn noch so lange aus?“, höhnte Destiny und küsste bereits den Hals ihres Mannes, „Aber bedenke: Noel darf nicht wach werden!“ „Für mich ist das kein Problem!“, hauchte Pascal und seine Hang glitt bereits unter den Rock der jungen Frau, „Doch was ist mit dir?“ „Wart’s ab!“, grinste die Vampirin lieblich, wanderte mit ihren Küssen an dem Hals des jungen Mannes entlang. „Wir werden sehen!“, säuselte Pascal und kannte kein Halten mehr!
 

(der Teil kommt noch^^ aber nur auf anfrage, da dass dann eindeutig und die Kategorie 'Adult' fällt ^^")
 

„Ihr seid schlimm!“, murrte Noel schlaftrunken und setzte sich auf, „Könnt ihr es nicht woanders miteinander treiben?!“ „Dir auch einen schönen Abend Brüderchen!“, sagte Destiny und schmiegte sich erschöpft an Pascal, „Hat das Blut gemundet?“ „Ja…“, gähnte der weißhaarige und schlurfte in die Küche, „Aber irgendwie werde ich aus euch nicht schlau! Was wollt ihr hier?!“

Destiny erhob sich von Pascals Schoß, richtete ihre Kleidung und folgte ihrem Bruder in die Küche. „Wir wollten dich etwas über deinen neuen Stecher ausfragen.“, grinste das Mädchen und lehnte an die Küchenzeile, „Hast diesmal ja ’nen richtig guten Fang getan!“ „Hör auf, so über Aaron zu reden!“, murrte Noel und nahm sich eine Flasche Wasser, „Ich rede von Pascal ja auch nicht so!“ „Ich glaube, dass wäre ihm und mir egal!“, grinste Destiny verschlagen, verschränkte die Arme, „Aber bei allen deinen bisherigen „Opfern“, hast du dich nie zu so zurückgehalten!“

Noel, der die Flasche in wenigen schnellen Zügen geleert hatte, sah seine Schwester finster an. „Übertreib es nicht Destiny!“, knurrte er mit tiefer Stimme und machte einen Schritt auf sie zu, „Fordere dein Schicksal nicht heraus! Denn bei bei Aaron ist mir nichts heiliger, wie die Anerkennung seiner Person; dass er mir seine Liebe und Zuneigung schenkt und ohne weiteres akzeptiert, wie und vor allem, was ich bin!“
 

Weise Worte!
 

Pascal nickte anerkennend und kam ebenfalls in die Küche, setzte sich auf einen der Hocker. „Wie immer- so wie man es nicht anders von dir kennt!“

Doch schien Destiny wenig wert auf die Warnungen zu legen, denn das Grinsen war nicht aus ihrem Gesicht zu denken.

„Hast du denn schon mal ausprobiert, wie er mit seiner süßen Stimme stöhnt und keucht, wenn er unter dir liegt? Oder wie er sich anfühlt, wenn er unter deinen Stößen vergeht und man ihn so richtig-“, weiter kam die Blonde nicht, denn Noel wirbelte sie herum, packte sie an der Kehle und presste Destiny hart gegen die Wand- hob sie einige Zentimeter vom Boden.

Ein Schatten hatte sich über Noels Gesicht gelegt und die vampirischen Eckzähne schoben sich bedrohlich aus seinem Mund und über die Unterlippe. Obwohl er eigentlich noch immer recht geschwächt war, so waren Destiny und Pascal sichtlich überrascht und erstarrt über die ihnen dargebotene Kraft und Kaltblütigkeit.
 

Steh das gefälligst nicht so blöd rum! Hilf mir!
 

Die Stimme Destinys riss Pascal aus seiner Starre und in windeseile hatte er sich hinter Noel positioniert, ihn in den Schwitzkasten genommen und drückte ihm die Spitze eine silbernen Dolches, welchen Pascal immer am Fußgelenk mit sich zu tragen pflegte, direkt an die Stelle, wo sich Noels Herz befand. „Lass sie los Noel!“, knurrte der junge Vampir nun direkt am Ohr des anderen.

Als dieser den Dolch spürte, lockerte Noel augenblicklich seinen Griff um Destinys Hals.

Selbst wenn Vampire über einen längeren Zeitraum ohne Luft auskamen, ganz auf sie verzichten konnten und wollten sie nicht- machte dies doch noch einen geringen menschlichen Teil in ihnen aus.

Pfeifend holte Destiny Luft und sah ihrem Bruder in die Augen. „Noel- es…tut mir leid!“, sagte sie erstickt, „Das…es- dich so trifft, da- damit hatte ich nicht gerechnet!“
 

Nur langsam ließ Noel seine Hand sinken und zog sie schließlich ganz zurück. Seine Zähne schrumpften wieder auf normale Größe und der Schatten über seinem Gesicht verschwand. Wenige Moment später nahm auch Pascal den Dolch runter, steckte ihn in den Holster am Fußgelenk

„Man!“, murrte Destiny und rieb sich den Hals, „Dafür, dass du eigentlich so schwach sein sollst, hast du eine ganz schöne Kraft in den Armen!“ „Ich sagte doch bereits-“, Noel brach ab und sah zur Tür, „Was willst du?!“

Jetzt wandten auch Pascal und Destiny die Köpfe zur Küchentür. Dort stand, lasziv an den Rahmen gelehnt, ein Mann mit abstehenden roten Haaren. Seine dunklen Augen hatten sich müde nur halb geöffnet, doch sein Mund war zu einem hämischen Grinsen verzogen. „Es ist wirklich interessant, welch höfliche Umgangsformen hier so an der Tagesordnung sind und euch dabei zuzusehen!“, sagte der Mann, rührte sich aber dennoch keinen Millimeter von der Stelle, „Wir werden vom „sinnlosen morden“, wie ihr es so schön nennt, abgehalten…und er darf das Weibstück so einfach mir nichts, dir nichts abmurksen!“ „Noch bin ich ziemlich lebendig!“, sagte Destiny und musterte ihren Gegenüber abfällig, „Doch wer bist du, dass du es wagst auf so herablassende Art mit uns zu sprechen?“

„Man ruft mich unter dem Namen Ignatius!“, stellte sich der Mann vor und schenkte Destiny ein selbstgefälliges, dennoch schleimendes Lächeln, „Nun würde ich aber gerne die euren erfahren!“ Wieder ein Lächeln. Doch diesmal stellte Pascal sich vor Destiny und ein Knurren kam tief aus seinem Inneren.

Noel legte dem Vampir eine Hand auf die Schulter.
 

Beruhige dich!
 

Während er mental mit Pascal sprach, so sprach er gleichzeitig mit Ignatius. „Das sine meine Schwester und ihr Mann!“, sagte er grob, „Und mehr hat dich nicht zu interessieren!“ „Huhuu!“, spottete der Rothaarige, „Du bist genauso kalt, wie man dich so in aller Munde beschreibt…Noel…Bellami…von Chesterfield…“

„Was erlaubst du dir?!“, fauchte Destiny, „So hast du Noel gegenüber nicht aufzutreten! Ihr seid hier zu Gast und habt euch dementsprechend zu verhalten!“
 

Keiner der Männer zeigte eine Reaktion.

Wieder war es Noel, der als erster das Wort ergriff. „Lasst den Unsinn!“, sagte er trocken, „Sag mir was du möchtest!“

Sofort entspannte sich die Lage etwas und Destiny verzog sich angesäuert mit Pascal in Noels Schlafzimmer. „Ich wollte fragen, wie es mit unserer Verpflegung aussieht!“, sagte Ignatius und ließ sich breitbeinig auf einen der Hocker an der Küchentheke nieder, „Wir haben seit Tagen nichts mehr getrunken und sind am verhungern! Auch schwinden langsam unsere Kräfte!“ „Es kommt ganz darauf an, was ihr unter Nahrung versteht!“, sagte Noel und öffnete den Kühlschrank so, dass der andere ihn voll sehen konnte, „Ich kann sowohl mit normalem Essen, als auch Blut dienen!“

„Wir begnügen uns mit dem und würden dann gerne morgen, bei Einbruch der Nacht, weiterziehen!“, sagte der rothaarige Mann und grinste wieder, „Aber natürlich nur, wenn es keine Umstände macht!“
 

Noel reichte Ignatius die Konserven in einer Schüssel. „Ich werde sehen, was sich arrangieren lässt!“, sagte Noel schlicht, „Denn damit ihr euch ausruhen könnt, seid ihr schließlich hierher gebracht worden!“ Ignatius stand auf, nahm die Schüssel entgegen und machte wieder mal eine höchst überflüssige Verbeugung. „Ich danke dir!“, sagte er, doch der Spott war deutlich zu hören. Der weißhaarige Vampir machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon gut!“, sagte er tonlos, „Wenn noch etwas sein sollte, lass es mich wissen!“

„Gewiss!“, grinste Ignatius hämisch, „Doch wie das Weib bereits sagte…wir sind bloß deine Gäste und haben keinerlei Ansprüche zu stellen!“
 

Noel gab darauf keine Antwort und verschwand einfach im Bad, wo er direkt duschen ging.

Den kurzen Zeitraum, da Noel unter der Dusche stand und Destiny und Pascal sich in Noels Zimmer zurückgezogen hatten, nutzten Ignatius und sein Gefolge, dass Zimmer, in welchem sie untergebracht waren, zu verlassen und sich außerhalb des Raumes die Zeit zu vertreiben.

Leise unterhielten die Vampire sich, sahen fern oder sahen in der Küche und spielten Karten. Jeder vertrieb sich die Zeit auf seine Weise.
 

Als Noel aus dem Bad kam und sein Blick auf die Uhr im Wohnzimmer fiel, erschrak er. „Verflucht!“, stieß er leise hervor und hastete in sein Zimmer, um sich frische Sachen anzuziehen, 'Warum muss das auch gerade jetzt alles passieren?!'

Gemeint waren die Sache mit Destiny und Ignatius und die Tatsache, dass es bereits eine Viertelstunde nach Mitternacht war. 'Hoffentlich schläft der Kleine nicht schon!', bangte Noel und trat in sein Zimmer, „Alles okay bei euch?“

Destiny und Pascal lagen auf Noels Bett waren leicht am dösen, als sie durch seine Worte hoch schreckten. „Was?! Ja!“, sagte Pascal ertappt, „Wir würden uns nur gerne eine Weile ausruhen!“ „Tut was ihr nicht lassen könnt!“, sagte Noel, zog sich an und verließ dann das Zimmer wieder.

Mit dem Telefon in der Hand stieg er die Treppe zur Galerie hoch und sah sich um. Anscheinend war niemand sonst hier oben und so lehnte der Vampir sich mit dem Rücken gegen das Geländer und wählte die Nummer von Aron.
 

„Ja?!“, kam es nach kurzem Klingen müde und gedämpft vom anderen Ende der Telefonleitung. „Hab ich dich geweckt?!“, fragte Noel scheinheilig und beobachtete den Mond, der in dieser Nacht als vollkommene Scheibe am nächtlichen Himmel stand. „Noel!“, erklang die freudige Stimme von Aaron, nun aber wesentlich wacher, „Und ich dachte schon, ich müsste heute Abend leer ausgehen! Wie geht’s dir?!“

„Lassen wir das mal außen vor!“, grinste Noel und streckte sich, „Wie geht’s dir mein Kleiner!?“ „Ganz gut- auch wenn ich total erledigt bin, da ich heute drei Stunden Sport in der prallen Sonne hatten…“, gähnte Aaron, „Ansonsten habe ich mich heute nur gelangweilt und versucht, nicht an die bevorstehenden Prüfungen zu denken.“ „Sollen wir dann vielleicht lieber aufhören?“, fragte Noel ruhig, drehte sich wieder um und sofort fiel ihm Astara wieder in den Blick; beinahe verängstigt saß sie auf dem Sofa und hatte die Knie angezogen, „Dann kannst du nämlich wieder schlafen und hast morgen keine Probleme aus dem Bett zu kommen.“

„Nein!“, stieß Aaron entsetzt hervor und ließ Noel damit schmunzeln, „Jetzt habe ich schon einen ganzen Tag auf dich gewartet, da will ich auch mit dir reden!“ „Gut!“, grinste Noel zufrieden und ließ sich auf einen der Drehsessel neben seinem großen Bücherregal fallen, „Hast du mit Raven gesprochen!?“

Aaron schwieg einen Moment. „Ja…aber er schien mir nicht geglaubt zu haben…“, sagte er und gähnte, „Verübeln kann ich es ihm aber nicht! Destiny sieht wirklich gut aus!“

„Hast du etwa das Ufer gewechselt?!“, höhnte Noel und sah aus dem runden Fenster, das direkt neben ihm war, nach draußen. Aaron kicherte. „Nein~!“, grinste der Junge, „Wenn ich doch einen so heißen Feger wie dich habe- wozu soll ich dann bitte das Ufer wechseln?!“ „Ich meine ja nur!“, sagte Noel und rief sich das Bild von Destiny in den Sinn, „Aber vielleicht glaubt Raven dir ja, wenn du ihm das Hochzeitsfoto von Destiny zeigst!“

„Von Destiny?! Sie ist schon verheiratet?“, fragte Aaron ungläubig und musste lachen, „Ähm…wie alt ist sie denn dann überhaupt?!“ Noel musste grinsen, als er Aarons Begeisterung hörte. „Das Alter tut nichts zur Sache! Aber ja! Vor gut 310 Jahren hat Destiny Pascal geheiratet, nachdem sie ihn bereits zehn Jahre zuvor transformiert hatte.“, sagte Noel und erinnerte sich noch zu gut an den Aufstand, den ihr Vater gemacht hatte, als Destiny ihm von ihren Plänen erzählt hatte, „Bei nächster Gelegenheit, zeige ich dir ein Foto!“

Aaron kicherte, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Ähm, Noel?!“, fragte er vorsichtig, „Ist wirklich alles ok!?“ „Klar!“, sagte der Vampir leichthin, „Wieso fragst du?“ „Na ja…du wirkst so anders als die letzten Tage.“, sagte Aaron kleinlaut, „Du wirkst so aufgedreht und fröhlich…ich meine, nicht das es mich stört! Es…ist nur so ungewohnt und auch schrecklich unfair…!“ „Wieso unfair?“, Noel war neugierig, denn ihm selbst war es nicht aufgefallen, dass er aufgedreht wirkte.

„Na unfair eben, weil du gerade dann gute Laune zu hast, wenn wir uns nicht sehen können!“, sagte Aaron und wurde mit jedem Wort leiser.

Tag & Nacht 4

Noel öffnete den Mund, nur um ihn dann gleich wieder zu schließen. „Aaron...hör zu, dass hat nichts damit zu tun, dass wir uns nicht sehen können!“, versuchte er den Jungen zu beruhigen, „Es wäre nur jetzt eben etwas schwer zu erklären... daher bitte ich dich, mir einfach zu vertrauen!“ „Na meinetwegen!“, sagte Aaron leise, doch konnte er den verletzen Unterton nicht ganz verbergen, „Aber du wirst es mir erklären?“ „Das werde ich ganz bestimmt tun!“, sagte Noel mit Nachdruck in der Stimme, „Ich werde versuchen dir wirklich alle deine Zweifel zu nehmen und dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst!“ „Ok!“, stimmte der Junge am anderen Ende nun wieder freudiger zu, „Ich werde dich bei Gelegenheit an dein Versprechen erinnern!“ „Tu das!“, grinste Noel und spürte immer deutlicher, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als den kleinen, zierlichen Jungenkörper in den Arm zu nehmen.
 

Wir haben ein Problem!
 

Erschrocken sah Noel über das schmale Geländer nach unten in das geräumige Wohnzimmer. Dort stand Destiny bei Astara und unterhielt sich mit ihr.
 

Wieder seufzte Noel. „Aaron...du solltest schlafen, sonst bekomme ich noch Ärger mit deinen Eltern!“, versuchte der weißhaarige das Gespräch zu beenden, „Ich rufe dich morgen wieder pünktlich an!“ „Schade...!“, murrte Aaron und musste fast zeitgleich gähnen, „Schlaf gut Noel!“ „Gute Nacht mein Kleiner!“, säuselte Noel noch und legte dann, wenn auch schweren Herzens, auf.
 

„Was ist denn los?!“, fragte er seine Schwester, nachdem er neben ihr stand.
 

Nicht hier!
 

So zog die junge Frau ihren Bruder mit in sein Schlafzimmer und schloss die Tür. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie belauschte, seufzte sie schwer. „Alicia, Emmett, Riko und die anderen wurden aufgehalten!“, sagte Destiny ohne Umschweife, „Sie können frühestens übermorgen Abend die Eskorte übernehmen!“ „Können es nicht auch nur du, Pascal und ich machen?!“, fragte Noel, der die anderen eigentlich so schnell wie möglich wieder loswerden wollte. Seine Schwester schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte sie und sah zu Boden, „Es wäre zu riskant, wenn sie doch irgendetwas wie einen Hinterhalt oder dergleichen planen!“ „Verflucht!“, stieß Noel wütend hervor, „Dass das auch alles gerade jetzt passieren muss!“ „Stimmt denn sonst noch etwas nicht?!“, fragte Destiny erstaunt, konnte sich aber die Antwort bereits denken, „Du siehst besorgt aus!“ „Aaron!“, sagte ihr Bruder lediglich und sackte auf sein Bett, „Er mißtraut mir mehr denn je und meint ich würde nur mit ihm spielen!“ „Du hast also doch seine Gedanken bereits gelesen?!“, fragte Destiny hämisch, „Ich dachte das wolltest du nicht?!“ „Du hast mich dazu getrieben!“, murrte der Weißhaarige und gähnte, „Nachdem du seine Gedanken bereits gelesen hattest- wenn auch zu meinem Glück, muss ich zugeben- war auch ich neugierig... und na ja... ich hätte nicht gedacht, dass er doch solche Zweifel und Bedenken hat!“ „Das tut mir leid!“, entschuldigend sah die Blondine ihren Bruder an, „Aber manchmal ist es besser zu wissen, was der andere denkt!“ Noel schwieg und horchte nach draußen.

„Wahrscheinlich hast du Recht!“, gab er schließlich zu und ging zur Tür, „Aber ich werde mich anschließend, ganz meinem Kleinen widmen und ihm zeigen, dass ich es mehr als ernst mit ihm meine!“

Destiny lächelte. Da war er wieder- ihr alter, vor Selbstbewusstsein strotzender Bruder, der immer ganz Herr der Lage war. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer und stellte sich dann neben Pascal, der sich leise mit Noel unterhielt.
 

„Hört zu!“, sagte Noel laut in die Runde und die Vampire aus der Arktis sahen zu ihm, „Durch einen kleinen Zwischenfall, können die anderen, die uns bei eurer Eskorte unterstützen sollten, frühestens morgen Abend hier sein und euch aus der Stadt geleiten!“ „So war das aber nicht abgemacht!“, sagte ein Mann mit langen schwarzen Haaren, „Man hat uns versichert, dass wir zwei Nächte bleiben und dann diese stinkende Stadt verlassen können!“ „Es kam eben etwas dazwischen!“, sagte Noel und zuckte mit den Schultern, „Findet euch damit ab und verhaltet euch ruhig!“
 

„Das ist alles deine Schuld!“, polterte ein kahlköpfiger Mann und schlug Astara, die immer noch ängstlich auf dem Sofa gesessen hatte, hart ins Gesicht, „Nur weil du so lahm bist, stecken wir hier fest!“

Von der Wucht des Schlags überwältigt fiel das Mädchen von der Couch und landete vor den Füßen Noels.

„Dämliches, kleines Miststück!“, fauchten die beiden anderen Frauen und traten neben den Glatzkopf, „Du machst nur Probleme!“ „Bitte verzeiht!“, flehte Astara und richtete sich auf und hielt sich die Wange, „Ich habe das nicht gewollt!“
 

Jetzt stellte Noel sich über Astara. „Das reicht!“, sagte er und sah finster in die Runde, „Seit wann geht man auf seine Familienmitglieder los?!“ „Sie ist keine von uns!“, zischte ein der beiden Frauen- sie mussten Zwillinge sein, da sie sich bis auf das letzte Haar glichen, „Wir haben sie unterwegs gefunden und mitgenommen. Doch sie ist zu langsam und einfach unnütz!“

„Dann lasst sie hier!“, sagte Noel und eine seltsame Stille trat ein, während dieser alle Noel ansahen.

„Ihr... ihr wollt dieses unnütze Ding?!“, fragte Ignatius und sah von Astara zu Noel, „Hast du wieder irgendwas angestellt?“ „Nein Herr!“, das Mädchen zitterte am ganzen Körper, „Ich habe getan, was Ihr verlangtet! Ich war still und habe mit niemandem gesprochen!“
 

„Schluss jetzt!“, sagte Noel und trat auf Ignatius zu, „Lasst sie hier und seid froh über die Erleichterung, oder nehmt sie wieder mit!“ „Na meinetwegen...“, sagte der Rothaarige, „Sie gehört Euch!“
 

Jetzt packte Destiny Astara am Arm und zerrte sie aus dem Blickfeld der anderen. „Keinen Mucks!“, knurrte das Mädchen und Pascal folgte ihr, wenn er auch weiterhin die anderen im Blick behielt.
 

„Wo habt ihr das Mädchen gefunden?“, fragte Noel und setzte sich auf die Couch, „Sie ist noch nicht lange eine von uns?!“ „Wir fanden sie am Rande Grönlands!“, sagte der mit den schwarzen Haaren und lehnte an der Wand zur Küche, „Sie war halb tot, da haben wir sie mitgenommen!“ „Und die Transformation?!“, Noel hatte den leisen Verdacht, dass Astara gegen ihren Willen an die Nacht gefesselt worden war. „Das waren wir!“, sagte eine der Zwillinge und beide grinsten verschlagen, „Sie war lecker die kleine Hure!“ „Hütet eure Zungen!“, sagte Ignatius mürrisch, „Ihr habt nun nicht mehr das Recht, so über sie zu sprechen!“ „Verzeiht!“, sagte die Frauen wie aus einem Mund, verneigten sich kurz und gingen in das Zimmer, in welchem sie schliefen.
 

„Ich hoffe die Kleine hat keine Umstände gemacht, dass Ihr sie bei euch aufnehmt!“, sagte Ignatius unterwürfig, „Wenn... wenn sie irgendwas... getan hat.... würden wir uns freuen... zu wissen... das sie bestraft würde!“ „Da sie nichts getan hat, dass mir oder den anderen schaden könnte, werde ich sie auch nicht bestrafen!“, sagte Noel und lehnte sich zurück, „Und nun halte ich es für das Beste, wenn ihr wieder in euer Zimmer geht!“

„Sehr wohl!“, sagte Ignatius und machte eine Verbeugung, sah zu den anderen und nickte, „Verzeiht!“
 

Nachdem die anderen wieder verschwunden waren, ging Noel ins Badezimmer, wo Destiny und Pascal mit Astara waren. „Zieht sie aus!“, sagte der weißhaarige und setzte sich auf den Rand der Badewanne, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, „Na los!“

Destiny sah von ihrem Bruder über Pascal zu dem zitternden Mädchen, dass auf dem Boden saß. Dann griff sie wieder nach ihrem Arm, zog die zitternde Gestalt auf die Beine. „Du hast gehört, was er gesagt hat!“, sagte sie leise und begann Astara ein Kleidungsstück nach dem anderen auszuziehen. Je mehr Kleidungsstücke fielen, desto heftiger wurde das Zittern des Mädchens.
 

Muss das sein?!

Ja! Ich will sehen, ob die anderen irgendwas mit ihr gemacht haben- außer der Transformation!

Aber du siehst doch welche Angst sie hat!
 

„Hör auf mich voll zu labern und mach!“, sagte Noel gereizt und die anderen drei zuckten zusammen, „Ich habe Momentan echt keinen Bock auf irgendwelche Widerrede!“

„Ist ja schon gut!“, sagte Pascal und hielt Astara fest, „Lass deine Laune nicht an uns aus!“ „Schon gut, schon gut...“, sagte Noel und sah den beiden zu, „Ich will ihren Rücken sehen!“ Destiny nickte und nachdem die letzten Tücher, die man dem Mädchen angezogen hatte, weg waren, drehte sie Astara mit dem Rücken zu Noel.
 

„Dachte ich mir!“, sagte der weißhaarige und stand auf, „Woher kommst du?!“ „I- ich weiß es nicht Herr!“, sagte Astara mit gebrochener Stimme, „Ich... ich weiß nur noch... dass es dunkel und bitter kalt war!“ „Wer hat dich geschlagen!?“, fragte Pascal und betrachtete den geschundenen und vernarbten Rücken des Mädchens, „Und vor allem, mit was?“ Plötzlich erzitterte der Körper des Mädchens und Tränen rann über ihre Wangen. „Ich weiß es nicht!“, schluchzte sie und sah zu Boden. Noel sah seine Schwester an und diese nickte.

„Astara... sieh mich an!“, sagte Destiny und stellte sich genau vor das Mädchen, „Schließe deine Augen und versuche ruhig zu bleiben!“ Astara nickte und tat, was man ihr sagte.
 

Geh nach draußen ins Wohnzimmer und behalte die anderen im Auge!
 

Pascal nickte und mit einem letzten Blick auf seine Frau, verließ er das Badezimmer und tat, was Noel ihm aufgetragen hatte.
 

Destiny hatte derweil ihre Hände links und rechts an die Schläfen des zitternden Mädchens. „Ganz ruhig!“, sagte sie leise und wollte Astara beruhigen, was ihr aber nur mäßig gelang.
 

Ich fange jetzt an!
 

Noel nickte und schloss ebenfalls die Augen. Alles, was seine Schwester von nun an sehen würde, würde auch er sehen: das erste was sie sahen war eine endlose Ebene mit wenigen Bäumen oder anderen Wind sicheren Orten. Sie liefen wankend, taumelnd und stolpernd durch das kniehohe Gras und sahen sich um. Dann wurden Bewegungen sichtbar und plötzlich standen sie vor ihnen. Die Vampire die in diesem Moment in einem Zimmer in Noels Wohnung waren. Sie sahen wild und gefährlich aus.

„Seht euch das arme kleine Miststück an!“, grinste eine der Zwillingsfrauen, „Dürfen wir sie essen?“ „Nein!“, das war die Stimme des Kahlköpfigen, „Wir sollten sie transformieren- dann haben Viktor, Ignatius und ich was zum spielen!“ „Ich habe meine Zwillinge! „ sagte der, welcher auf den Namen Viktor hörte und sich als der Schwarzhaarige entpuppte, „Mit der kleinen Hure könnt ihr euch vergnügen!“

Dann sahen Noel und Destiny durch die Augen Astaras an sich herunter. Alles war voll Blut; die Kleidung, die Hände, Arme, einfach alles.

Dann wurde es schwarz um sie und nichts war zu sehen oder zu hören...
 

Als Astara mit Noel und Destiny das nächste Mal die Augen aufschlug, lag sie in einer Höhle und bis auf die beiden Zwillinge, waren alle weg.

„So du kleine Schlampe!“, grinste die eine, „Wollen doch mal sehen, wie viel Blut noch in dir ist!“ „Klebt ja überall... hast wohl keine besonders tolle Unterkunft gehabt...“, grinste die zweite, „Du wurdest ausgepeitscht! Scheinst ja nicht sehr gehorsam zu sein!“ „Bitte ... lasst mich gehen!“, wimmerte Astara und drehte den Kopf weg, „Ich... ich will nur noch sterben!“ „Oh...“, sagten beide Frauen wie aus einem Mund, „Wir kennen etwas schöneres als den Tod!“ Dann beugten sich die beiden runter und Astara schrie- schrie aus Leibeskräften. Doch wieder wurde alles schwarz.
 

Noel öffnete die Augen und legte Destiny eine Hand auf die Schulter. „Es reicht!“, sagte er, „Ich habe genug gesehen!“ Augenblicklich ließ die Blonde das Mädchen los, welches bewusstlos zu Boden glitt. "Ich hole ihr was zum Anziehen!“, sagte Noel und war bereits an der Tür, als er sich nochmals umdrehte, „Versuch ihr den Dreck und alles vom Körper zu waschen, so dass sie richtig sauber ist!“ „Ja.“, sagte Destiny und legte den Körper Astaras in die Wanne und wusch sie mit warmem Wasser ab.

Nach zehn Minuten kam Noel mit einem knielangen blau- grauen Kleid wieder. Er half seiner Schwester den zierlichen Mädchenkörper zu waschen, ihn dann abzutrocknen und Astara das Kleid anzuziehen.

„Noel ... wenn Aaron jemals in deine Wohnung kommen sollte, ist es wenig hilfreich, wenn sie hier ist!“, sagte Destiny und hob das Mädchen auf die Arme, „Ich sollte sie mit zu uns nehmen!“ „Die ersten Tage wird sie noch hier bleiben!“, sagte Noel und überlegte, „Dann sehen wir weiter! Aber wahrscheinlich hast du Recht!“ „Wo soll sie hin?!“, fragte Destiny, nachdem sie das Badezimmer verlassen hatte, „Wir können sie nicht zu den anderen bringen!“ „Bring sie ins andere Gästezimmer und sieh zu, dass du mehr über sie heraus bekommst!“ Die blonde Vampirin nickte und verschwand.
 

„Du siehst furchtbar aus!“, sagte Pascal, nachdem Noel sich wieder zu ihm ins Wohnzimmer setzte, „Hast du rausbekommen, was du wissen wolltest?“ „Ja und nein!“, seufzte der weißhaarige Mann und legte sich wieder auf die Couch, „Zumindest haben wir ihr weiteres Schicksal von dem der anderen getrennt!“ „Wie meinst du das?“, Pascal sah neugierig und argwöhnisch zu dem anderen, „Weißt du etwas, dass man uns nicht mitteilte?!“ „Nicht jetzt!“, sagte Noel erschöpft, „Ich erkläre es später! Diese Gedankenreisen sind Kräfte raubend“ Dann schloss er erneut die Augen und war bald darauf eingeschlafen- ebenso seine Schwester, die sich in sein Bett gelegt hatte.
 

Während Pascal wieder die Wache über die Arktis- Besucher übernahm, schliefen Noel, Destiny und auch Astara den Schlaf der Gerechten.
 

Der Tag brach an, doch wirklich hell wurde es nicht, denn schwere Regenwolken hingen am Himmel und tränkten ihn in trübes Grau. 'Das Wetter passt ja zu der Stimmung die hier herrscht!', dachte er und stand auf, trat an die Balkontür und sah nach draußen, 'Ich hasse es hier so rum zu sitzen…'

„Aaron…“

Der schwarzhaarige Vampir drehte sich erschrocken um, doch einzig Noel war noch im Zimmer und wie es den Anschein hatte, sprach er leise im Schlaf. 'Nein wie süß!', grinste Pascal innerlich und lehnte an das dunkle Glas der Fensterscheibe, 'Aber es muss schwer für ihn sein, sich dermaßen zurück zu nehmen und sich nicht einfach zu nehmen was er will…'

Und während draußen vor der Wohnung der graue- Regen verhangene Tag vorbei zog, regte sich in der geräumigen Wohnung nichts aus Noel, der sich ab und an auf dem Sofa hin und her drehte.

Irgendwann fielen dann auch Pascal kurz die Augen zu und er rutschte an seiner glatten Rückenlehne nach unten und landete auf dem Boden.
 

Unruhig warf Noel den Kopf hin und her. Immer wieder tauchten dieselben Bilder in seinen Träumen auf. Ein Senti- ein Untoter der gewaltsam an diese Welt gefesselt wurde- fiel über Aaron her. Er biss ihn, saugte ihm das ganze Blut aus … und Aaron selbst schrie- schrie immer wieder den Namen Noels.

Doch was tat er? Er stand einfach nur da wie angewurzelt da und sah dabei zu, wie ihm dieses niedere Wesen den einzigen Menschen nahm, den er mehr als sein Leben und seine ganze Existenz liebte. Jetzt versuchte er einen Schritt vorwärts zu machen, doch mit jedem Schritt entwichen der Senti und Aaron weiter seiner Reichweite. „Komm zurück!“, rief er, streckte die Hand aus und versuchte die seines Freundes zu greifen, „Bitte! Aaron ich brauche dich!“
 

„Noel!“, jemand schlug dem weißhaarigen ins Gesicht, „Hey wach auf!“

Erschrocken fuhr Noel hoch und sah sich mit hämmerndem Herzen um.

„Wo-“

„In deiner Wohnung!“, sagte Pascal und setzte sich neben den weißhaarigen auf die Kante des Sofas, „Alles ok?“ Schwer atmend sackte Noel wieder nach hinten und hielt sich die Stirn, sah zu Decke des Zimmers. „Ich… es… nur ein Traum!“, sagte er und schloss die Augen. Doch wenn es nur ein Traum gewesen war, warum ging er dem Vampir durch Mark und Bein, nistete sich in seinem Verstand ein.

„Hey! Du bist schweißgebadet!“, sagte Pascal und fuhr mit der Hand über den Arm des anderen, „Ist wirklich alles ok?“ „Nein…“, sagte Noel leise und stand auf, „Ich geh duschen!“ Schnell stand der weißhaarige auf und war im Bad verschwunden.
 

Dort lehnte Noel sich an die geschlossene Badezimmertür und schloss die Augen. 'Dieser Traum … war so… so echt!', dachte er und atmete ein paar Mal tief durch, 'Aber es ist und bleibt ein Traum! Also reiß dich zusammen Noel!' Er stieß sich von der kalten Wand ab und entkleidete sich, stieg dann unter die Dusche.

Während das warme Wasser über seinen kühlen Körper rann, hatte er sich nicht wirklich beruhig. Schloss er die Augen, sah er wieder Aaron und den Senti; hielt er sie offen, wollte er sie am liebsten schließen und komplett abschalten. 'Ich werde nachher mal Mutter anrufen und sie fragen, wie gewichtig ein solcher Traum sein kann!', dachte Noel, während er sich abwusch und dann wieder aus der Dusche kam.
 

„Noel!“, Pascal kam aufgeregt ins Bad gestolpert und blieb vor dem weißhaarigen wie angewurzelt stehen. Die weißliche Haut seines Schwagers glänzte vom warmen Wasser und die Haare klebten ihm an Hals und teilweise im Gesicht. Noch nie hatte Pascal Noel mit freiem Oberkörper oder gar- wie es jetzt der Fall war- ganz nackt gesehen. Augenblick schoss ihm die Röte ins Gesicht und er wandte den Blick ab. 'Na kein Wunder das ihm damals die Frauen so zu Füßen lagen!', dachte der Schwarzhaarige und versuchte sich zu beruhigen, 'Bei dem Körperbau wird ja jeder neidisch!' „Was willst du- außer spannen?!“, fragte Noel belustig und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. Jetzt sah Pascal wieder in das Gesicht Noels und erkannte den Mann, den er immer vor sich sah. „Also… ehm… Alicia hat angerufen!“, stammelte Pascal und seufzte, „Sie sind ungefähr zwanzig Kilometer von hier!“

„Und?“

„Sie... sind… na ja… wie soll ich sagen…“, der andere hielt einen Moment inne und sein Blick blieb an einer feinen, silbrigen Narbe knapp über dem Herzen Noel hängen, „Was ist da passiert?“ Er deutete auf die Narbe.

Noel fuhr mit der Hand darüber. „Man hat versucht mich mit einer vergifteten Klinge zu erstechen!“, sagte er tonlos, „Doch Alicia und Riko konnten noch rechtzeitig eingreifen!“ Es entstand eine Pause zwischen den beiden Männern.
 

„Was wolltest du jetzt genau von mir Pascal?!“, fragte Noel skeptisch, „Doch wohl nicht wirklich nur spannen- oder nach irgendwelchen alten Narben fragen!“

Der Angesprochene sah wieder zu Boden. „Ehm…also… wie schon gesagt, Alicia hat angerufen!“, sagte er kleinlaut. „Das sagtest du bereits!“, sagte Noel und verdrehte die Augen, „komm zu Punkt!“ Pascal schluckte hart. „Sie sind auf der Jagd nach Senti!“, stieß er dann lau hervor und sah wieder auf.
 

Noel sackte auf den Deckel der Toilette und sah verwirrt zu dem Mann vor sich auf. „Das soll jetzt ein Scherz sein, oder?!“, fragte er und hätte am liebsten über sich selbst gelacht. Wenn Alicia extra anrief um sie zu warnen, dann konnte es kein Scherz sein. „Sie sagte es seien drei oder vier!“, sagte Pascal niedergeschlagen, „Emmett meinte aber, dass sie keine anderen Menschen gebissen hätte, da sie sich eine ziemlich einsame Gegend ausgesucht hätten!“

„Aber wir haben die Senti und die Bücher in denen die Magie verzeichnet ist, wie man sie erweckt, im letzten Jahrtausend verbrannt!“, sagte Noel und hoffte, dass sich seine Freunde irrten, „Riko selbst war es, der den letzten von ihnen erledigte!“ „Ich weiß…“, sagte Pascal, „Aber irgendwie scheint ein Buch unsere Verbrennung überlebt und den Weg in Menschen Hände gefunden zu haben!“
 

Wieder Stille…
 

„Ich muss Aaron Bescheid sagen!“, sagte Noel schließlich und stand auf, verließ das Bad und ging sich anziehen, „In drei Stunden bin ich wieder hier!“

„Das geht nicht!“, sagte nun Destiny und lehnte am Türrahmen zu Noels Zimmer, „Das ist deine Wohnung! Auf dich hört dieses Arktispack- auf uns nicht!“ Sie musterte ihren Bruder eingehend. „Wenn du also noch eine Wohnung haben willst und nicht für immer in Schottland im Schloss leben willst… dann bleibst du hier!“, sagte Destiny bitter und ging zu Noel, „Lass einen von uns gehen!“ „Nein!“, sagte Noel direkt, „Wenn, dann will ich es ihm selbst sagen!“ „Aber das bringt nichts!“, sagte Destiny aufgebracht, „Wenn es die Senti wirklich wieder gibt, dann musst du dafür sorgen, dass diese Vampire hier von innen nichts mitbekommen!“
 

„Ich werde gehen!“, sagte Pascal und mischte sich in den kleinen Streit zwischen Noel und Destiny, „Ich gehe und ihr passt hier auf die anderen auf!“

„Aber-“

„Kein aber Destiny!“, er schüttelte den Kopf, „Ich weiß was ich tun muss und bin Aaron immer noch am ähnlichsten, damit er uns und unsere Beweggründe verstehen kann!“ Noel musterte Pascal einen Moment eindringlich. Dann seufzte er. „Na meinetwegen!“, gab er schließlich nach, „Aber ich warne dich! Sollte mir zu Ohren kommen, dass du irgendwelchen krummen Dinge machst- besonders mit Aaron, dann bring ich dich um!“ „Hey!“, sagte Destiny und stellte sich zwischen Noel und Pascal, „Er weiß was er tut! Hat er dir jemals einen Anlass zum Misstrauen gegeben?“ „Schon ok!“, sagte Pascal und verschwand, //Ich bleibe ganz sachlich!//
 

„Es tut mir leid!“, sagte Noel schließlich und setzte sich auf die Kante seines Bettes, „Aber ich will nicht, dass Aaron etwas passiert, oder er denkt ich würde nur nach Vorwänden suchen, damit wir uns nicht sehen können!“ Destiny setzte sich neben ihren Bruder und legte ihm einen Arm über die Schultern. „Pascal war selbst mal ein Mensch und wird wissen, wie genau er die Dinge erzählen und erklären kann!“, sagte sie und legte ihre Stirn gegen die Schläfe des weißhaarigen, „Du wirst sehen, Aaron wird es verstehen!“
 

Draußen zogen die Wolken immer dichter zusammen und der Regen verstärkte sich und ein Gewitter kam dazu. Während Destiny versuchte Noel aufzumuntern, fuhr Pascal durch die Straßen und kam schließlich vor der Schule von Aaron zum stehen. 'Hoffentlich hat er jetzt auch Unterricht!', dachte der Schwarzhaarige und betrat das Schulgelände und sah in die Gedanken von einigen Schülern und Lehrern, bis er plötzlich in den Gedanken von Aaron selbst war.

'Na dann wollen wir mal!', seufzte Pascal angesichts der Aufgabe, die ihm bevor stand. Als er das Schulgebäude betrat und sich umsah, konnte er kaum glauben was er sah. Selbst zu seiner Zeit, als er selbst noch ein junger Bursche gewesen war, hatte es in den Schulen so langweilig ausgesehen wie jetzt hier. Er fand das Sekretariat und trat ein. Eine junge Frau mit strohblonden Haaren saß hinter einem großen Schreibtisch und bearbeitete ein paar Formulare. Pascal wartete einen Moment, dann räusperte er sich und die Frau sah auf- errötete augenblicklich bis in die Haarspitzen. „W- was kann, ähm… für Sie tun?“, fragte sie unsicher und trat an die kleine Absperrung, an welcher Pascal wartete. „Ich würde gerne wissen, ich welcher Klasse Aaron Mercer zurzeit Unterricht hat!“, sagte er mit einem süffisanten Lächeln, „Wenn es einem zarten Geschöpf wie Ihnen keine Umstände macht, mir die eben zu sagen!“ „A- aber gew-iss doch!“, sagte die blonde Frau und ging zu ihrem Computer und suchte nach dem Namen, Er… ähm… also Aaron hat im dritten Stock, Raum 310 Unterricht!“ „Haben Sie vielen Dank!“, lächelte Pascal und ging wieder.
 

Schnell hatte er den angegeben Raum gefunden und lehnte sich davor an die Wand um zu warten. Immer wieder fing er die Gedankenfetzen von den Schülern und dem Lehrer auf- wenn auch mehr absichtlich als versehentlich.

Als es dann schellte und die Schüler und Schülerinnen aus den Räumen um ihn herum und vor ihm kamen, erkannte er sofort Aaron und was Noel so an ihm faszinierte. Pascal stieß sich ab und war in weniger als einem Augenblick bei ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aaron Mercer!?“, sagte er leise, aber bestimmend, „Ich würde gerne kurz mit dir reden!“

Tag & Nacht 5

So liebe Leute...

jetzt habt ihr doch tatsächlich schon das fünfte Kapitel der Vampir- FF vor Augen

*staun*
 

Aber ich muss gestehen, dass mir dieser Teil, bis auf ein, zwei Ausnahmen, nicht sonderlich gefällt. An manchen Stellen ist es so langatmig oder einfach unsinnig u.u

ich hoffe ihr lest es trotzdem und lasst mal so ein paar konspirative Kritiken los

*lach*

Vielleicht spornt das ja mal an
 

Ansonsten viel Spaß beim lesen

*euch mal knuddel*

Night
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Aaron war wie versteinert, als er die Hand auf seiner Schulter spürte. Er blickte auf und sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Es kam ihm erschreckend bekannt vor und auch glaubte er, zu wissen, welche Art von Mensch er da vor sich hatte. „Ehm… also wir können auf die Dachterrasse!“, sagte Aaron kleinlaut und ging voran, „Da sind wir ungestört!“ „Ich folge dir unauffällig!“, sagte Pascal, auch wenn das unauffällig nicht ganz stimmte, da ihm fast alle- Jungen wie Mädchen- hinterher starrten.

„Aaron, kommt du mit essen?“, fragte eine laute Jungenstimme über die Köpfe der anderen hinweg. „Nein!“, gab der Braunhaarige ihm- ebenfalls laut über die anderen- zur Antwort, „In der nächsten Pause!“ Dann war er auch schon verschwunden- Pascal mit ihm.
 

„Also?!“, fragte Aaron und lehnte sich skeptisch an die Wand unter dem kleinen Dach, dass sie vor dem Regen schützte, „Was willst du von mir? Wer schickt dich und wer bist du?“

„Immer langsam mit den jungen Pferden!“, grinste Pascal und saß lässig auf der Rückenlehne der kleinen Bank neben Aaron, „Ich wurde von Noel hier her geschickt!“

„Ist ihm was passiert?!“, entfuhr es Aaron aufgebracht und er wurde sofort rot, „Entschuldige…“ „Schon ok!“, sagte der Vampir und deutete neben sich auf die Bank, „Setz dich! Es wird etwas länger dauern, bis ich das erklären und erzählen kann, weswegen ich hier bin!“ Widerwillig setzte sich Aaron neben den Schwarzhaarigen Mann. „Du bist Pascal richtig?!“, fragte er dann und sah wieder zu Boden.

„Hat Noel schon von mir erzählt?!“, beantwortete Pascal die Frage mit einer Gegenfrage, „Interessant! Hat er gar nicht erwähnt.“ „Es war auch eher beiläufig.“, gestand Aaron verlegen, „Aber du hast die gleiche Aura und Ausstrahlung wie sie!“

„Wie wer?“

„Destiny!“

„Du kennst sie?!“

„Ja…“, sagte Aaron und sah zu Pascal auf, „Sie hat mich und einen Freund vor ein paar Tagen von der Schule heim gebracht!“ „Stimmt ja!“, grinste der Schwarzhaarige und sah in den Ragen hinaus, „Dann weißt du ja wirklich über uns bescheid!“ „Ich weiß, dass ihr Vampire seid- wenn du das meinst!“, nickte der Jüngere, „Mehr aber auch nicht… leider!“
 

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht!“, sagte der Vampir und schlug dem anderen auf den Rücken.

„Aber warum bist du denn jetzt hier?“, keuchte Aaron von dem Schlag und sah den Vampir neben sich abwartend an, „Du sagtest, dass Noel dich schickt!?“

„Ach ja… ehm…also“, jetzt kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf, „Die Sache ist die… weißt du, was ein Senti ist?“ Aufgrund der verwirrten Miene von Aaron, schloss Pascal, dass er es nicht wusste. „Also, ein Senti ist ein Untoter- in eurer Sprache auch Zombie genannt! Eigentlich hatten Noel, Destiny und die anderen die letzten Senti und die Aufzeichnungen zu deren Erschaffung, vor über einem Jahrtausend vernichtet. Doch immer wieder kommt es vor, dass sich doch wieder jemand findet, der sich die Senti unterwürfig machen kann.“ „Aber aus was werden diese Senti denn gemacht?“, fragte Aaron, unsicher, ob er die Antwort hören wollte.
 

Pascal seufzte und schüttelte sich kurz. „Wenn man von einem Vampir gebissen wird, kann das zwei Effekte haben! Der erste wäre, dass mit dem Biss das Blut aus dem Opfer gesaugt wird und- wenn der Vampir es zulässt- sich der Mensch ebenfalls in einen Vampir, ein Geschöpf der Nacht, verwandelt!“, versuchte der junge Mann es verständlich zu erklären, „Allerdings wird die Transformation nur dann durchgeführt, wenn der Gebissene damit einverstanden ist und man ihn auch während der Wandlung unterstützen kann!“ „Das hat Destiny mit dir getan!“, stellte Aaron fest und wurde leicht rot, „Es… klingt unheimlich und schön zugleich! Für immer mit demjenigen zusammen… den man liebt!“ Pascal lächelte. Er wusste, wie sich Aaron momentan fühlte, denn vor dreihundert Jahren, als er Destiny begegnet war, war es ihm nicht anders ergangen.

„Na ja.. bei mir war es etwas anders!“, sagte Pascal und fuhr unbewusst über die feinen Narben seitlich der Senke am Hals, „Zu meiner Zeit, also als ich noch ein Mensch war, war es noch normal, dass die Menschheit teilweise noch an Krankheiten wie Grippe oder einer läppischen Erkältung starben. Mitten im späten Herbst- oder fast schon Winter passierte es dann, dass ich an einer Lungenentzündung erkrankte… Jedenfalls kannte ich zu diesem Zeitpunkt Destiny und Noel schon, doch hatte Noel mir gesagt, dass man ihnen verboten hatte, eine derartige Beziehung zu einem Menschen aufzubauen, wie es Destiny zu mir getan hatte.“ Er hielt einen Moment inne, seufzte dann schwer. „Jedenfalls sollte es unser letzter Abend in trauter Zweisamkeit sein. Doch ich hatte den Tag über schwer in der Bäckerei gearbeitet und da zu der Zeit die Grippe einherging, musste ich mich angesteckt haben und lag daher am Abend fiebernd und mit Schüttelfrost im Bett.“, ein verträumtes Lächeln stahl sich auf Pascals Gesicht, „Aber da ich ja wusste, dass dies die letzte Nacht war, in der ich Destiny würde sehen könne, missachtete ich den Rat meiner Mutter und des Arztes und verließ das Bett. Wenig später- es kostete mich einiges an Kraft, dass ich noch aufrecht stehen und gehen konnte- erreichte ich den Treffpunkt und sah, dass Noel, Destiny und einige andere in lautlose Kämpfe mit jenen Untoten verstrickt waren, von denen ich dir erzählte.“
 

Wieder machte der junge Vampir eine Pause und sah den wieder zu Aaron, der seine Worte wie ein Schwamm aufsog. „Was ist dann passiert?“, fragte er neugierig und setzte sich seitlich, mit der Schulter an die Lehne, dass er Pascal besser sehen konnte, „Wie wurdest du zum Vampir?“

„Was dann passierte, weiß ich nicht genau…“, sagte Pascal und überlegte einen Moment, „Ich kam an dem Treffpunkt an und sie kämpften. Da ich mich kaum noch aufrecht halten konnte, lehnte ich mich an die nächst beste Wand und sackte ohnmächtig zu Boden… die Senti, die das frische und warme Blut rochen, sahen auf und während Noel und die andern versuchten, sie in Schach zu halten, löste sich unbemerkt von allen, einer aus der Gruppe und kam zu mir. Dann spürte ich plötzlich wie etwas ziehendes sich von meinem Hals aus ausbreitete und eine warme, zähe und dickflüssige Substanz an meinem Hals entlang rann.“
 

Entsetzt sah Aaron zu Pascal. „Dieses…dieser Senti hat dich gebissen!?“, fragte er atemlos und schüttelte dann den Kopf, „Verzeih! Ich wollte dich nicht unterbrechen!“ Pascal aber schüttelte den Kopf. „Schon ok!“, sagte er und holte tief Luft, erzählte dann den Rest seines Todes und seines neuen Lebens: „Nachdem der Senti mich gebissen hatte, hielten die anderen inne und sahen zu dem, der allem Anschein nach der Anführer war. Ich hörte Destiny schreien, doch konnte ich bald keinen klaren Gedanken mehr fassen und alles- selbst die Bilder, die ich mit eigenen Augen sah- schienen von weit weg zu kommen… ich sah, wie die Vampire die Senti nun mit allen Mitteln vernichteten und das der, der mich biss, die Flucht ergriff. Jemand beugte sich über mich und hob meinen Kopf an, fühlte den Puls. >Destiny! Er überlebt nicht mehr lange mit dieser Lungenentzündung und dem Blutverlust!< Ich wandte den Kopf leicht zur Seite und sah, wie sich eine dunkle, kleine Lache, langsam vergrößerte. Dann tauchte Destinys Gesicht über dem meinen auf. Sie war noch blasser, als sie es ohnehin schon war und Blutspritzer klebten ihr im Gesicht. >Pascal! Bitte! Du darfst nicht sterben!< Doch es war bereits zu spät. Durch meinen steigenden Blutverlust, wurde mein schon geschwächter Körper immer schwacher und matter, bis ich irgendwann kaum mehr die Augen offen halten . >PASCAL! BITTE! Bitte lass mich nicht allein!< Ich hörte die Frau, die ich liebte, kaum noch, doch dann hörte ich, dass Noel, ihr Bruder, der mich immer mit größtem Missmut bedacht hatte, etwas sagte, dass mein Leben veränderte!“

„Er sagte sie solle dich beißen?“, fragte Aaron atemlos und musste grinsen, als er das Nicken Pascals sah. „Ich wandelte danach fast zwei Wochen zwischen Leben und Tod!“, grinste der junge Mann, „Doch wie man sieht, ist deutlich zu erkennen, welche Seite gewonnen hat!“
 

Aaron nickte. „Doch warum- und ich will jetzt nicht unhöflich erscheinen- erzählst du mir das alles?“ „Ich möchte, dass du verstehst!“, sagte Pascal, „Verstehst, dass Noel dich wirklich liebt und dich nie wieder verlieren möchte!“ Aaron wurde rot.

„Und was ist jetzt mit diesen Senti?“, fragte er dann und versuchte sich zu beruhigen, „Du sagtest, sie seien gefährlich?!“ „Was- öh, ja!“, entfuhr es dem Vampir überrascht, „Sogar sehr gefährlich! Da sie willenlos sind, handeln sie nach Instinkt und beißen und vergiften jeden, der sich ihnen in den Weg stellt!“

„Klingt nicht sehr einladend!“, grinste Aaron schwach, hörte aber aufmerksam zu.

„Jedenfalls will Noel, dass du die nächsten Tage nach der Schule sofort nach Hause gehst, keinen Umweg machst und auch sonst ab der Abenddämmerung nicht mehr vor die Tür gehst!“
 

„Aber was wollen diese Dinger hier?“, fragte Aaron und sah wieder auf seine Hände, „Sind sie hier irgendwo in der Stadt?“ „Noch befinden sie sich gut vier oder fünf Tage von hier!“, sagte Pascal und überlegte, „Aber sie sind schnell! Und Entfernungen bedeuten ihnen nichts!“ „Und… ihr werdet sie jagen?“, fragte Aaron und sah fast verzweifelt zu dem Mann neben sich.
 

’Er sorgt sich mehr um uns und die anderen als um sich selbst!’, dachte Pascal überrascht, da er es sich nehmen lassen konnte, die Gedanken des Jüngeren zu lesen. Er seufzte schwer und für einen Moment grollte der Donner über sie hinweg. „Hör zu! Senti… bevorzugen entweder Vampire direkt oder diejenigen, die mit ihnen in Berührung waren!“, erklärte er und sah in den Vorhang aus Regentropfen, „Und da man besonders an dir, den Vampirgeruch wahrnimmt, werden sie dieser Spur folgen!“
 

Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich voll Misstrauen und Unglaube. „Aber…ich- ich hab nie… was ist mit meinen Eltern, meinen Freunden, mit denen ich zusammen war!?“, fragte Aaron entsetzt und wurde ein wenig panisch, „Dann… hei- heißt das ja, dass sie auch in Gefahr sind… oder?“ Pascal schüttelte beruhigend den Kopf. „Nein!“, sagte er mit fester Stimme, denn er meinte es auch so, „Nur der, der direkten Kontakt mit dem Vampir hatte, trägt dieses ‚Mal’ an sich!“
 

Aaron ließ die Schultern hängen. Nicht, dass er Noel nicht sehen konnte, jetzt musste er sich auch noch zu hause verbarrikadieren und um sein Leben fürchten. Sie schwiegen einen Moment und in diesen wenigen Augenblicken schien der Donner, der über ihre Köpfe grollte, näher denn je zu sein- auch das Prasseln des Regens schien sich verstärkt zu haben.
 

„Wie-“, Pascal schreckte auf, als Aaron plötzlich wieder etwas sagte, „Wie lange wird es dauern, bis die Senti von euch vernichtet sind?“ Für einen kurzen Moment glaubt Pascal, so etwas wie Mitleid in Aarons Stimme zu hören, doch im nächsten Moment war er sich sicher, dass es nur Einbildung war. „Ich weiß es nicht!“, sagte er wahrheitsgemäß, „Es sind schon einige unserer Freunde hinter ihnen her- und bisweilen scheinen keine Menschen angegriffen worden zu sein- aber wir müssen erst herausfinden, gegen was sie alles resistent sind, bevor wir sie vernichten!“ Wieder Stille.

„Du sagtest, es gibt zwei Arten von Vampirbiss?!“, fragte Aaron kleinlaut und mied den Blick zu seinem Nebenmann.

„Ja! Einmal den, der dich zu einem von ihnen macht und dann der… der dich… in einen Senti verwandeln kann!“, berichtete Pascal und ein Schauder ging ihm durch Mark und Bein, „Wenn ein Vampir dem Wahnsinn verfällt, kann es vorkommen, dass er, wenn er seinen Blutdurst an einem Menschen stillt, er diesen vorläufig tötet!“

„Vorläufig tötet?“

„Ja! Er nimmt ihm einen erheblichen Teil seines Blutes, der normalerweise tödlich ist und lässt dann von seinem Opfer ab und zieht ungeachtet seiner Wege. Dann kann es aber vorkommen, dass das Opfer wieder zu sich kommt, doch durch das Gift was durch den Biss übertragen wurde“, jetzt musste der junge Mann innehalten, da ihm übel wurde, „Jedenfalls… wird der… ehm, als der, der gebissen wurde, wird selbst zu einem Wesen der Nacht, an die Dunkelheit gebunden, doch sind sie weder lebendig noch tot, denn richtig gestorben sind sie nicht…“ „Was passiert dann?“, fragte Aaron leise und schluckte hart.
 

Pascal schüttelte den Kopf und ließ diesen dann lustlos hängen. „Sie werden zu Wesen, die keinen eigenen Willen haben, Marionetten sind und wahllos mordend durch die Gegenden streifen. Immer auf der Suche nach einem Vampir oder deren Sprösslingen, um sich an deren Blut zu laben und einfach weiter dem Irrsinn zu verfallen und sich irgendwann selbst tötend… Senti glauben, dass man, wenn sie das Blut eines Vampires- ob geboren oder erschaffen- trinken, selbst zu einem Wesen wie wir werden! Mit allem was dazu gehört; vom Blut trinken über die Empfindlichkeit gegenüber der Sonne bis zu den mentalen Fähigkeiten.“

„Was sind das für mentale Fähigkeiten?“, fragte Aaron skeptisch und hob eine Augenbraue, „Ich weiß von Noel lediglich, dass ihr ein sehr geringes Empfinden dem Schmerz gegenüber habt, dass ihr sehr gut und schnell rennen könnt und dann eben noch das hören, sehen und ehm… mehr eigentlich nicht!“
 

’Na bravo Alter!’, schalte Pascal sich selbst die Dummheit, ’Noel hatte doch mal erwähnt, dass er ihm nichts von der mentalen Verbindung gesagt hatte!’ Wieder seufzte er. „Na wenn es jetzt eh schon raus ist!“, sagte er und zuckte grinsend mit den Schultern, „Du musst mit aber versprechen, es nicht Noel zu sagen! Also, dass ich dir das jetzt sage!“ Aaron nickte wie zur Bestätigung.

„Versprochen!“

„Also gut: Neben den von dir genannten Fähigkeiten, besitzen wir noch etwas, was allgemein als Telepathie bekannt ist!“, sagte Pascal und grinste.

„I- ihr könnt Gedanken lesen?!“, fragte der Jüngere beinahe entsetzt und setzte sich auf. „Ja… aber ich schwöre dir, dass wir es nur untereinander einsetzen, damit wir Dinge besprechen können, die nicht für anderer Leut’s Ohren bestimmt sind!“, verteidigte sich der Vampir und bereute seinen Entschluss sofort, „Bei dir oder irgendwelchen anderen Leuten machen wir es nicht, da es Zeitverschwendung wäre!“

„Und das soll ich jetzt glauben!?“, fragte Aaron und ein verschlagenes Grinsen trat in sein Gesicht, „Wie… ähm, weit könnt ihr getrennt sein und euch unterhalten?“ Pascal stockte. „Wie jetzt?! Gar keine Angst, dass ich deine Gedanken lese?“, fragte er provokant und grinste. „Nö!“, gab Aaron trotzig zur Antwort, „Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ihr und auch du, das schon getan habt!“ ’Pfiffiges Kerlchen!’, dachte der Schwarzhaarige und musste noch breiter grinsen, „Ok… Du hast mich erwischt! Ich habe deine Gedanken gelesen… aber ich werde nichts verraten!“ „Das will ich dir auch geraten haben!“, grinste Aaron, doch war die Drohung, die in seinen Worten mitschwang deutlich zu hören, „Also die Entfernung?“
 

Pascal hielt inne und überlegte. „Ich hab das noch nie wirklich ausprobiert!“, gab er zu und sah sich kurz auf dem Dach der Schule um, auf welchem sich große Pfützen gebildet hatten, „Also von hier aus, kann ich mich noch fast ohne Probleme mit Destiny verständigen!“

„Wo ist sie gerade?“

„In der Wohnung von Noel!“, sagte Pascal ohne weiter nach zu denken.

„Ihr habt’s gut…“, murmelte Aaron traurig und stand auf, „Ich muss jetzt wieder zum Unterricht!“ „Was- hey! Aaron warte!“, Pascal sprang von der Bank, ’Ich Esel! Ich sollte wirklich erst denken, dann das Maul aufmachen!’
 

Doch ehe er wirklich etwas tun konnte, war Aaron durch die Tür wieder im Schulgebäude verschwunden.
 

Ich hab’s vermasselt!

Du Idiot! Noel hat dich gewarnt!

Es ist mir nur so rausgerutscht! Wer kann denn ahnen, dass er SO darauf reagiert?!
 

Durch das plötzliche Klingeln seines Handys in der Jackentasche zuckte Pascal zusammen. Als er ran ging, spürte er sofort, dass Destiny mehr als sauer war. „Was hast du jetzt wieder gemacht?!“, fragte sie sauer. „Hey, fahr mich nicht so an! Ich hab nur aus Zufall erwähnt, dass du bei Noel bist und… na ja, da ist Aaron abgehauen!“, sagte Pascal zu seiner Verteidigung, „Woher sollte ich denn wissen, dass er so empfindlich ist?“ „Noel hat dich gewarnt und dir gesagt, dass du aufpassen musst!“, sagte sie und seufzte, „Hast du ihm wenigstens den Teil mit den Senti erklären können?“ „Ja! Ich bin schließlich keine fünf mehr!“, sagte Pascal trotzig, „Und er hat es auch verstanden!“

„Sicher?“

„Destiny?!“, knurrte Pascal, „Für wie dämlich und unfähig hälst du mich?“

„Schon gut!“, sagte die junge Frau und legte einfach auf.
 

Wir regeln das zu Hause!
 

Pascal seufzte. „Na Bravo!“, murmelte er und sah wieder auf die Tür, durch die Aaron verschwunden war, „Das kann ja heiter werden, wenn Noel rausbekommt, was ich getan habe… und so wie ich ihn kenne, wird er es schon wissen!“

Er sah sich einen Moment um. ’Durch das Schulgebäude zurück zu gehen, macht wenig Sinn…’, dachte er dann und ging in den Regen und an den Gitterzaun, den man zur Sicherheit um die Dachterrasse gezogen hatte, ’Von hier aus über die Dächer zu laufen ist einfach! In null Komma nichts bin ich am Wagen!’
 

Gesagt, getan. Pascal kletterte in windeseile über den- für ihn- niedrigen Zaun und machte sich dann daran über die Dächer der Nebengebäude auf den Weg zum Haupteingang der Schule.
 

„Ist alles ok bei dir?“, fragte Raven besorgt, nachdem Aaron sich nicht in der Pause hatte blicken lassen und jetzt alleine im Klassenzimmer saß. „Na ja… wie man’s nimmt…“, sagte Aaron leise und bedrückt, mied den Blick in Ravens Gesicht von welchem er wusste, dass es voller Kummer war, „Ich glaube ich geh nach Hause… ich fühl mich nicht gut!“ „Soll ich mitkommen?“, fragte der Freund und ging neben ihm in die Hocke, „Nicht, dass du noch umkippst!“ „Na meinetwegen!“, nuschelte Aaron, erhob sich und schlurfte aus dem Zimmer, Raven hinter ihm her.
 

Auf dem Weg durch den Regen- Aaron hatte unbedingt zu Fuß gehen wollen- sprachen die beiden Jungen kaum miteinander; redeten nur, wenn es nicht anders ging.
 

„Und du willst wirklich nicht darüber reden?“, fragte Raven nach weiteren stummen zehn Minuten, „Ich lache auch nicht- oder so! Nur bitte rede mit mir!“ „Mit mir ist alles ok!“, grinste Aaron zerknirscht, „Alleine, dass du jetzt mitgekommen bist, hebt meine Stimmung!“ „Na wenn du meinst…“, seufzte Raven und sah sich um, „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir beobachtet werden!“

Ruckartig sah der Braunhaarige auf und sah sich um. Durch den Regen war alles merkwürdig verschwommen und unscharf. Doch niemand, außer den üblichen vorbei hastenden Passanten, die vor dem Regen flüchteten, war zu sehen. ’Dank den Erzählungen von Pascal leide ich jetzt schon an Verfolgungswahn!’, dachte Aaron und schüttelte sich, „Komm weiter! Ich hab keine Lust hier noch weiter aufzuweichen!“ „Na hör mal!“, protestierte Raven lautstark, „Du wolltest doch laufen!“ „Jetzt hör auf zu mockeln und komm!“, rief Aaron, der schon vorgegangen war, „Oder das Mittagessen fällt aus!“ „Bloß nicht!“, rief Raven und rannte zu ihm, „Was gibt es denn?“

„Das wird nicht verraten“, grinste der andere und sie gingen- nun um einiges besser gelaunt- nach Hause.
 

„Sag mal… würde was dagegen sprechen, wenn ich heute Nacht hier schlafe?!“, fragte Raven, als sie gerade im Wohnzimmer hockten, sich Lasagne und DVD’s ansahen. „Eigentlich nicht! Nö- wieso auch!?“, gab Aaron ihm zur Antwort und sah auf die Standuhr in der Ecke, „Wir haben gerade mal drei. Was wollen wir denn noch machen!?“ „Was hälst du davon, wenn wir ins Einkaufszentrum gehen und mal nach ein paar neuen Klamotten für uns gucken?“, schlug Ryan vor und stellte seinen Teller weg, „Wenn ich dich mir so ansehe… du solltest dir mal unbedingt was neues in den Schrank hängen!“ „Wieso?“, fragte der andere, „Die Sachen sind bequem und halten noch!“ „Schon…aber sie sind verwaschen und abgetragen!“, stellte Raven verhalten fest, „Deine Eltern geben dir doch genug Kohle im Monat- lass mal die Sau raus und kauf dir, was dir gefällt!“
 

Jetzt grinste Aaron breit. „Also gut!“, sagte er und stand auf, „Überredet! Lass uns die Läden leer fegen gehen!“ „Du weißt aber, dass ich nicht mal die Hälfte deines Geldes zur Verfügung habe?“, lachte der Junge mit den Mausgrauen Haaren und stand ebenfalls auf, „Ich werde also nicht so sehr viel kaufen können!“ „Wir machen das schon!“, grinste Aaron und griff nach den Jacken und Regenschirmen, „Jetzt komm!“
 

’Er scheint endlich mal etwas abgelenkt!’, dachte Raven zufrieden und folgte seinem Freund nach draußen, ’Selbst wenn er Noel so abgöttisch liebt… er sollte nicht daran zerbrechen!’
 

Die nächsten vier Stunden waren pures Vergnügen. Zusammen grasten Raven und Aaron die Geschäfte im Einkaufszentrum ab. Mehr als einmal fanden die beiden etwas, dass ihnen gefiel und das anschließend auch kauften.

Mit etlichen Tüten beladen setzten sie sich letzten Endes in eines der zahlreichen Cafes und bestellten sich zwei Milchkaffee. „Da kann ich gut und gerne die Hälfte meines Kleiderschrankes verwerfen!“, sagte Aaron und begutachtete seine Ausbeute, „Endlich mal wieder frischer Wind in Sachen Klamotten!“ „Du hättest das schon längst mal machen können!“, grinste Raven und nahm die Arme vom Tisch, da die Kellnerin ihnen das Bestellte brachte, „Aber was machen wir jetzt mit dem Abend? Wenn wir wieder bei dir sind, ist es zu früh zum schlafen und zu spät für größere Aktivitäten!“ „Wie wäre es dann… mit Chips und dem anderen Zeug und ein paar DVD’s?“, schlug der Braunhaarige vor und nippte an dem heißen Kaffee, „Oder aber ein paar Runden auf der Playstation!“ „Klingt beide sehr verlockend!“, überlegte der andere und legte einen Finger ans Kinn, „Wie wäre es mit beidem?“ „Auch eine sehr gute Idee!“, grinste Aaron und nickte dann, „Also erst ein bisschen Playsi und dann DVD’s!“

Raven nickte zustimmend.

Die beiden Jungen tranken dann ihren Kaffee und unterhielten sich über die Schule, die Lehrer und die Mitschüler in der Klasse und während der Kurse.

„Was ist eigentlich mit Riku?“, fragte Raven neugierig, „Wollte sie sich nicht an Noel ran machen?!“ „Schon!“, Aaron grinste seinen Freund breit an, „Aber seither war er ja nicht mehr bei uns! Daher konnte sie sich auch nicht an ihn ranmachen!“

Der Grauhhaarige nickte verstehend. „Und…ehm…wie sieht es zwischen euch aus?“, fragte er vorsichtig, wusste er ja nicht, wie weit er mit seinen Fragen gehen konnte, „Ich meine…ehm…ja also… du hast ihn seither doch auch nicht mehr gesehen!“
 

Aaron seufzte und sah auf seine Hände. „Ich liebe ihn und daran kann keiner etwas ändern!“, sagte er und wurde leicht rot, „Der Mann der vorhin bei mir war- du hast ihn sicherlich gesehen- meinte, Noel würde mich auch lieben… doch habe ich es noch nie von Noel selbst gehört!“ „Aber… was lässt dich denn so an Noel zweifeln?“, fragte Raven und beugte sich vor, damit er nicht so laut sprechen musste. „Du hast ihn dir noch nicht richtig angesehen. Ich war bereits ein paar Mal mit ihm schwimmen- wenn auch nur abends- aber er hat einen Körper, für den jede Frau töten würde!“, sagte Aaron und wurde noch röter, „Ich meine… ich begehre ihn mit jeder Faser meines Körpers… doch wer garantiert mir, dass Noel nicht bloß mit mir spielt?!“ „Auch wenn ich Noel erst zwei Mal gesehen habe und dann auch nicht wirklich lange, so kann ich sagen, dass er dich wirklich liebt!“, lächelte Raven, „Denn die Blicke, mit denen er dich ansah, während ich dabei war, haben Bände gesprochen!“ „Meinst du?“, fragte Aaron und sah auf. „Klar!“, sagte Raven mit Nachdruck in der Stimme, „Der liebt dich abgöttisch! So etwas habe ich bislang bei noch keinem gesehen!“

Aaron lächelte hoffnungsvoll und trank dann seinen Milchkaffee aus. Raven tat es ihm gleich. Die beiden bezahlten und verließen dann das Einkaufszentrum.
 

Beide Jungen machten sich einen bunten Abend mit Chips, Salzstangen und einigen Flaschen Bier. Dazu sahen sie sich mehr als zehn DVD’s an und als Aaron auf die Uhr sah, war es halb vier am Morgen. „Wir so- ollten schlafen gehen!“, sagte er grinsend und stand mit wackeligen Beinen auf, „Ess is schon schpät!“ „Tatsache Alter!“, lachte Raven und machte das Licht aus, „Schhoon verd-mmt spät!“

Die beiden torkelten die Treppe rauf und fielen dann in ihr jeweiliges bett- Raven bekam eine dicke Gästematratze neben dem Bett von Aaron. „Wann st- st- stehen wa denn morjen auf?“, fragte der Grauhaarige und kuschelte sich in die Decken und Kissen, „Hab jeinen Bock of Schu- ule!“ Aaron grinste in seine eigenen Kissen. „Kaine Ahnung!“, sagte der Braunhaarige zufrieden, „Wahrschaiinlich gaaaaa- ahnz spät!“ „kay!“, nuschelte Raven und drehte sich auf die andere Seite und schlief dann augenblicklich ein.
 

Aaron jedoch sah noch eine ganze Weile aus dem Fenster, vor dem der große Baum seine knorrigen Äste hin und her bewegte. ‚Auch wenn es von Raven nett gemeint war… mir ist nicht entgangen, dass Noel sich nicht gemeldet hat!’, dachte er sehnsüchtig und schloss die Augen, ‚Sie alle- Pascal, Destiny und Raven- meinen es zwar gut mit mir… aber die Zweifel gegenüber Noel bleiben in meinem Herzen… bis er selbst mich vom Gegenteil überzeugt!’ Zweifelnd und auch hoffend schloss Aaron schließlich die Augen und schlief auch bald darauf ein.
 

Während Aaron und Raven sich den Tag mit Shoppen, Bier und DVD’s vertrieben, kochte Noel vor Wut.

„Er hat es doch nicht mit Absicht getan!“, versuchte Destiny ihren Bruder zu beruhigen und stellte sich zwischen Noel und Pascal, der sich die angeschlagene Lippe hielt, „Wer hätte denn gedacht, dass Aaron so schnell eins und eins, selbst mit einer für ihn unbekannten zusammen zählen kann!?“ „Ich hatte ihn gewarnt! Ich hatte euch beide gewarnt!“, knurrte der Weißhaarige wütend und schritt im Zimmer auf und ab, „Aber nein! Du musstest ihm ja von den mentalen Fähigkeiten und all dem anderen Kram erzählen!“ „Das andere wusste er doch schon!“, protestierte Pascal empört, „Immerhin bist du mit ihm aus dem Fenster und in den Baum gesprungen!“ „Danach hat keiner gefragt!“, fauchte nun auch Destiny und drehte sich um, sah dann wieder zu ihrem Bruder, „Was gedenkst du jetzt zu tun?“

Noel seufzte. „Da es ja nicht anders geht… vorerst den Kontakt zu ihm so gering wie möglich halten, damit man keinen Verdacht schöpft!“, resignierend warf Noel sich auf einen Sessel, „Das ist sehr förderlich, wenn er mir ohnehin schon SO sehr vertraut!“ „Noel es… es tut mir leid!“, sagte Destiny leise und sah zu Boden, „Wenn wir dir irgendwie helfen können… dann lass es uns wissen!“ Mit diesen Worten schubste sie Pascal die Treppe zur Galerie hoch um Noel mit seinen Gedanken alleine zu lassen.
 

„Ich konnte doch nicht ahnen, dass es ihn so sehr trifft!“, sagte Pascal leise und setzte sich in einen Drehsessel, „Es tut mir leid, Destiny!“ „Mach dir nichts draus…“, sagte die Vampirin abwesend, „Noel hat seine eigenen Methoden, mit so etwas klar zu kommen! Und ich bin mir sicher, er wendet sie jetzt gerade an!“
 

Noel saß unten in dem Sessel und hatte einen Arm über die geschlossenen Augen gelegt. Doch wiedererwartend, stand er nach wenigen Augenblicken wieder auf und griff nach dem Telefon- wählte die Nummer eines Anwesens in den schottischen Highlands.
 

„Sie wünschen?!“, fragte eine herablassende männliche Stimme, „Mylord und Mylady sind zur Zeit sehr beschäftigt!“

„Geben sie mir meine Mutter!“, sagte Noel mit dem gleichen herablassenden Tonfall wie der Mann am anderen Ende.

„Es ist lange her, dass du hier angerufen hast!“, sagte eine hohe, melodische und wohltuende Stimme, „Alles ok bei dir?“

„Bitte verzeiht, dass ich euch störe Mutter!“, sagte Noel schuldbewusst und trat auf den Balkon, besah sich die Stadt unter dem Regenschleier, „Bislang ging es mir recht gut. Doch durch die Verwaltung der familiären Geschäfte hier, war ich sehr in einen strengen Terminplan eingespannt und habe daher die regelmäßigen Anrufe bei euch vergessen.“

„Es freut deinen Vater und mich wirklich sehr, dass du dich dort um alles kümmerst! Damit nimmst du uns einen großen Teil der Arbeit auch schon ab!“, stimmte seine Mutter zu, „Doch du rufst nicht wegen eines Palavers über irgendwelche Geschäfte an! Was ist los bei dir?!“
 

„Seid ihr noch auf dem Gebiet der Traumdeutung tätig?“, fragte Noel ohne Umschweife und lehnte an das kalte Mauerwerk, wartete die Antwort seiner Mutter ab.

„Natürlich! Doch seit wann schenkst gerade du der Deutung von Träumen eine solche Beachtung?“, hakte die Mutter des Weißhaarigen nach und er spürte förmlich ihren skeptischen Blick auf sich ruhen, „Hat es vielleicht mit diesem jungen Mann zu tun, der dir ins Herz zu blicken versucht?“
 

„Wo-“, setzte der junge Vampir an, doch gab seine Mutter ihm die Antwort, „Destiny! Aber sei ihr nicht böse! Sie meinte es gut!“

„Ja… ja!“, murrend verdrehte der Weißhaarige die Augen, „Aber ja… um genau diesen dreht sich der Traum!“

„Hast du eine Ahnung warum?“

„Er… der Traum war so echt… und da ich von euch weiß, dass es keine Zufälle gibt, habe ich Angst, dass sich der bloße Traum zu einem Wahrtraum entwickeln kann!“
 

„Erzählst du es mir genauer?“

„Deswegen der Anruf bei euch Mutter!“, sagte Noel und seufzte.

Schluckte hart.

Dann schloss er für einen Moment die Augen und begann seiner Mutter in aller Ausführlichkeit zu erzählen, was er in dem Traum gesehen und gefühlt hatte.
 

„Und ihr seid euch sicher, dass es Senti sind?“, fragte Noels Mutter und seufzte, „Ich hatte gehofft, dass man die Relikte zu ihrer Erschaffung schon vor Urzeiten vernichtet hätte!“

„Aber da wir uns nie sicher sein können, wer über welche Mittel und Wege zu deren Erschaffung verfügt… müssen wir immer wieder mit neuen rechnen!“. Seufzte Noel und fuhr sich durch die Haare. „Leider…“, stimmte ihm seine Mutter zu, „Aber was deinen Traum angeht… so kann ich es nicht genau sagen!“ „Zu was tendiert ihr mehr?“, fragte der Weißhaarige beunruhigt.
 

„Schenke diesem Traum nicht so viel Beachtung!“, sagte Vampirmutter mit sanfter Stimme, „Mir kommt er vor wie ein ganz normaler Traum, in dem die Ängste Ausdruck finden, die in dir schlummern!“ „Habt vielen Dank!“, sagte Noel und ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, „Ich melde mich so schnell wie möglich wieder bei euch!“ „Ich werde dich und auch deine treulose Schwester und ihren Mann, bei Gelegenheit daran erinnern!“, lachte Noel Mutter und beide legten gleichzeitig auf.

Noel schloss seufzend die Augen und sackte an der Mauer nach unten auf den Boden. ‚Es hat also keinerlei Bedeutung!’, dachte er zufrieden und grinste wie ein Honigkuchenpferd, ‚Ich machte mir also umsonst Sorgen um meinen Kleinen…’
 

„Mein Herr“, ertönte die leise Stimme des Mädchens neben Noel und ließ ihn zusammen fahren. „Was willst du?“, fragte Noel etwas barsch und änderte sofort seinen Tonfall, „Verzeih! Ist dir ein neuer Name eingefallen?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein mein Herr!“, sagte sie und ging in die Hocke, auf Augenhöhe mit Noel, „Deswegen wende ich mich an euch! Ich wollte euch bitten, den Namen für mich zu wählen!“

Der weißhaarige sah sie skeptisch an. „Na wenn du das möchtest!“, sagte er schließlich und lehnte den Kopf wieder freudig grinsend an die Wand.
 

„Ihr seht so glücklich aus…“, stellte das Mädchen unnötig fest und lächelte, „Ist etwas geschehen, das euch so zufrieden stellt?“ „Na ja… glücklich kann man das nicht gerade nennen…“, grinste Noel, „Einfach nur … frei und überaus zufrieden- eben nicht das gleiche wie glücklich!“ „Verstehe…“, sagte das Mädchen mit dem rostroten Haar und nickte, „Aber warum seid ihr zufrieden?“ „Schon ok!“, grinste Noel und zerwuschelte ihr die Haare und hielt dann inne, „Ich glaube, ich werde dich Midnight nennen!“

„Das soll fortan mein Name sein?! Midnight?“, fragte das Mädchen ungläubig und legte den Kopf schief, „Aber wenn Ihr es so wollt… werde ich mich fügen!“
 

Noel stand auf und war im Begriff wieder in die Wohnung zu gehen, blieb aber an der Balkontür stehen und sah Midnight ernst an. „Ich möchte, dass du die nächsten Tage vorerst in deinem Zimmer bleibst!“, sagte der Weißhaarige und seufzte, „Ich werde Destiny darum bitten müssen, dir das hier übliche, aber nur in Notfällen anzuwendende, jagen beizubringen!“ Dann war er verschwunden.

Midnight sah ihm einen Moment nach. Dann aber ging sie in ihr Zimmer und tat wie ihr geheißen.
 

Bringt ihr das Jagen bei!

WAS?!

Liebster Schwager… hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen?

Nein habe ich nicht und jetzt tut, was ich sage!

Immer mit der Ruhe Brüderchen! Wir machen ja schon- jetzt?!

Ja! Jetzt!
 

Der mentale Kontakt zu seiner Schwester und ihrem Mann brach ab- als Zeichen, dass sich die beiden mit dem Mädchen, das nun auf den Namen Midnight hörte, auf den Weg in die nächste Stadt machten, um sie in die Künste des lautlosen Jagen einzuweisen.
 

Seltsam ächzend setzte Noel sich wieder in einen Sessel und schloss die Augen. Wenn er nicht bald aus seiner Wohnung heraus kam, würde er noch wahnsinnig. ‚Ich hasse dieses eingesperrte…’, dachte der Vampir säuerlich und gähnte, ‚Und müde bin ich auch!’
 

„Dann…solltet Ihr vielleicht schlafen gehen!“, säuselte eine Stimme hinter Noel und ließ ihn aufschrecken, „Vielleicht… wenn Ihr es wollt, kann ich Euch in Eurem Bette ja ein wenig Gesellschaft leisten?!“

Noel setzte sich auf und betrachtete die junge Frau. „Ich glaube, damit wäre dein Mentor Viktor wenig zufrieden!“, sagte er kühl und wandte dann den Blick ab, „Außerdem gebe ich mich nur selten mit Frauen ab, wenn ich so viele Leute hier in der Wohnung habe!“

„Aber sie müssen es ja nicht mitbekommen!“, sagte die Rothaarige und beugte sich provokant über die Brust von Noel, stellte ihre üppige Oberweite mehr als bieder zur Schau, „Ich kenne spezielle Techniken, die einem zum Stillschweigen bringen!“ „Behalte deine ’Techniken’ mal lieber für dich!“, sagte Noel und schob das Mädchen von sich und stand auf, „Wie ich bereits sagte, halte ich nicht sehr viel von Frauen und deren nächtlicher Gesellschaft!“
 

Ohne die Frau eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ Noel das Zimmer. ‚Dämliches Flittchen!’, dachte der Weißhaarige wütend und trat gegen ein Bein seines Betts, ’Der einzige, den ich will, ist Aaron! Keine Frau und erst recht keine Vampirin mit einem solch biederen Aussehen!’

So ging es noch die nächste halbe Stunde und die Flüche Noels, auf die Vampire der Arktis, wurden immer verächtlicher und herablassender.
 

Dass draußen mittlerweile bereits wieder der Tag anbrach, bemerkte der Weißhaarige nicht. Erst als Destiny und Pascal mit einer doch recht erschöpften Midnight wieder kamen, wurde er sich der fortgeschrittenen Tageszeit bewusst.
 

„Wieso seit ihr so spät?“, fragte Noel erstaunt und führte sie in das Zimmer der Mädchens. „Die Kleine konnte gar nicht genug bekommen!“, seufzte Pascal und deckte den zierlichen, tiefschlafenden Mädchenkörper zu, „Aber wir konnten sie dann schließlich doch überzeugen, nächste Nacht, mit den Übungen weiter machen!“ „Interessant!“, murmelte Noel wieder und besah sich die Gesichtszüge des Mädchens, „Aber wenn sie euch eine gelehrige Schülerin ist, dann soll sie es meinetwegen auch noch so lange bleiben, bis ihr sie für einen guten und einen vor allem sich Selbstbeherrschenden Vampir haltet!“
 

„Na meinetwegen!“, seufzte Destiny und verdrehte die Augen, „Ich hatte gehofft, den anderen bei der Jagd nach den Senti zu helfen… aber wenn du es so haben willst!“ „Ach komm schon!“, sagte Pascal freudig und legte einen Arm um die Schulter seiner Frau, „Wir bekommen auch noch unseren Spaß!“ „Na wenn du das sagst!“, sagte die blonde Frau und ging zur Tür, „Aber wir sollten Midnight jetzt schlafen lassen und es ihr bis zu einem gewissen Grad nachmachen!“

Die beiden Männer nickten und verließen das kleine Zimmer. „Wir ziehen uns für eine Weile in das andere Gästezimmer zurück!“, gähnte die Vampirin und war bereits verschwunden.
 

Pascal zuckte nur mit den Schultern. „Nimm es ihr nicht übel… die Jahrhunderte machen sie ab und an etwas launisch!“, gluckste der Schwarzhaarige und ging zur Zimmertür, „Gönn dir auch mal ein klein wenig Schlaf! Es wird schon nichts passieren!“
 

Noel grinste zerknirscht zurück und nickte dann. „Ich werde deinen Ratschlag beherzigen!“, sagte er und streckte sich, „Wir sehen uns!“

„Nacht Alter!“

„Nacht Jungchen!“

Wieder grinsten beide Männer und verschwanden dann in ihrem jeweiligen Zimmer.
 

Müde und erschöpft, wie nach einer schweren Grippe, warf der Weißhaarige sich auf das große Bett, welches er in seinem Schlafzimmer sein Eigen nannte.

’Ein weiches, warme, bequemes und herrliches Bett!’, dachte Noel zufrieden, schloss die Augen und war kaum einen Augenblick später eingeschlafen.
 

Während Noel und die anderen Vampire sich nun für den Tag schlafen legte, damit sie in der Nacht wieder aktiv werden konnten, hob Aaron verschlafen den Kopf aus den Kissen.
 

„Morgen….“, kam es müde und würgend aus dem Bett neben seinem, „Hast du auch so einen Kater?“ Aaron sah sich blinzelnd in seinem Zimmer um. Draußen herrschte eine matte Trübheit und das Prasseln gegen die Fensterscheiben verriet, dass es immer noch in Strömen regnete. „Wie spät haben wir?“, fragte Aaron leise und hielt sich den schmerzenden Kopf, „Ich glaube… das Bier war schlecht!“ „Da wette ich mit dir drauf!“, stöhnte Raven und setzte sich auf, „Böh… nie wieder Alkohol, wenn man am nächsten Morgen früh aufstehen muss!“

„Wir können auch weiter pennen!“, sagte Aaron und stand auf, „Zur Schule geh ich heute lieber nicht!“ „Dann gute Nacht!“, sagte Raven und legte sich wieder hin, deckte sich zu und schlief ein.

Aaron grinste und ging ins Bad und zum Klo. Als er wieder ins Zimmer kam, stand Raven bereits an der Tür und wartete ungeduldig. „Na endlich!“, sagte er erstickt, „Ich mach mir gleich in die Hose!“ Schon war er im Badezimmer verschwunden.
 

‚Wie gut, dass wir hier mehrere Badezimmer haben!’, dachte Aaron grinsend und ließ die Jalousienen herunter. Dann legte er sich wieder hin und döste weg. Als Raven dann auch wieder kam, grinste er kurz und schlief dann wieder ein.
 

Während die Tage vergingen und das Wetter nach wie vor mehr als durchwachsen war, verhinderten immer wieder kleine Zwischenfälle, die Abreise von Ignatius und seiner Familie. Allmählich verloren alle die Nerven denn sie waren seit nun mehr als einer Woche auf engem Raum, quasi eingesperrt.
 

„Ich hab die Schnauze voll!“, murrte Viktor und warf Noel einen abfälligen Blick zu, „Seit einer Woche nichts als diese stinkende Wohnung, Regen und keinerlei Freiheiten!“ „Spar dir den Atem!“, fuhr Destiny den Mann an, „Es nützt nichts zu fluchen- solange wir nicht mehr Leute bekommen, können wir euch nicht aus der Stadt bringen!“
 

Das, was Destiny meinte war die Tatsache, dass Alicia vor zwei Tagen gekommen war und verkündet hatte, dass sich die Senti vermehrt hatten und nun nahe der Stadt waren. „Solange wir nicht sicher gehen können, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht, können wir es nicht riskieren, diese dreckigen Gestalten aus den Augen zu lassen! Zum Wohle aller!“, hatte das Mädchen gesagt und dabei abfällig die Vampire aus der Arktis gemustert, „Ich melde mich, sobald wir die Eskorte begleiten können!“
 

Pascal hatte Noel unter den Armen gepackt und unter Mühen in sein Zimmer gesperrt, somit verhindert, dass er mehr aus seiner Wohnung als ein paar Gläser zertrümmerte.
 

„Sollte ich vielleicht mit ihm reden?“, fragte Destiny besorgt und lauschte an Noels Zimmertür, da sie keine mentale Verbindung zu ihm aufbauen konnte, „Es ist so still da drin…“

„Dann geh nachsehen!“, sagte Pascal und schlang die Arme um die Taille Destinys, „Er wird dich schon nicht beißen!“ „Ha ha… das ist jetzt gerade etwas unpassend!“, murrte die Vampirin und schmiegte sich an den Mann, „Er war so sauer… und gleichzeitig so aufgelöst… Aaron muss ihm verdammt viel bedeuten.“ „Das habe ich nie angezweifelt.“, sagte Pascal leise und wiegte seine Frau sacht in den Armen, „Wenn er von ihm gesprochen hat, hat er richtig gestrahlt und sah so glücklich aus.“ Jetzt schwieg er einen Moment. „Weißt du… ich kenne Noel jetzt erst seit gut dreihundert Jahren, aber er sah nie zufriedener aus… und das auch noch bei den Unterschieden und der Gefahr, die Aaron sich aussetzt!“, der schwarzhaarige Vampir lächelte, „Wenn du jetzt mit ihm sprichst, hilfst du ihm!“

„Na dann ab in die Höhle des Löwen!“, seufzte Destiny und machte sich aus Umarmung Pascals los, „Aber auf deine Verantwortung!“

„Nun geh schon!“, lachte der Vampir, gab seiner Frau einen leichten Klaps auf die Schulter und verschwand auf der Galerie.
 

Ohne weiter anzuklopfen, öffnete Destiny die Zimmertür und bekam einen Schwall kalter Luft ins Gesicht.

„Noel?“, fragte sie leise in den Raum hinein und sah den jungen Vampir auf dem Boden seitlich des Bettes sitzen.

Sie ging um das Bett herum und trat in den Windzug der Balkontür, setzte sich neben ihren Bruder. „Alles ok bei dir?“, fragte sie und musterte Noel verstohlen.
 

Er saß auf dem Boden, hatte die Knie dicht an den Körper gezogen und die Arme um diese geschlungen. Den Blick hatte er starr nach vorne gerichtet und sah mit glasigem Blick nach draußen in die Nacht.

„Hey… das mit der Eskorte ist doch kein Weltuntergang!“, versuchte die junge Frau ihren Nebenmann aufzumuntern, „Aaron wird es verstehen!“
 

„Wird er … aber innerlich wird er sich fragen, warum ich ihm einen solchen Scheiß erzähle, nur damit ich ihn nicht sehen müsse…“, murrte Noel und blinzelte, „Wäre ich kein Vampir, an die Nacht gebunden… dann wäre alles anders, unkomplizierter und einfach…“ „Das wird schon!“, sagte die Blondine, „Wenn Alicia und die anderen mit unseren lieben Freunden fertig sind, kommen sie so schnell es geht hier her und du bist die los!“
 

„Aber zu welchem Preis?!“, fragte der junge Vampir und ließ seine Beine los, streckte sie der Länge nach aus, „Zu welchem Preis Destiny…“

Darauf wusste die Vampirin keine Antwort. Schweigend und irgendwie verlegen sah sie zu Boden.
 

Schweigend rutschte Destiny weiter zu Noel und lehnte mit ihrem Kopf gegen seine Schulter, griff nach seiner Hand. „Wenn das hier vorbei ist… warum nimmst du dir dann nicht mit Aaron eine Auszeit?!“, fragte sie leise und sah ebenfalls nach draußen, wo man seit Tagen zum ersten Mal wieder den klaren Himmel und die Sterne sah.

„Wie meinst du dass?“, fragte der junge Mann und gähnte tief, „Ich kann ihn nicht einfach irgendwo mit hin nehmen!“ „Schon… aber wie wäre es, wenn du ihm dann mal zeigst, wie du lebst?“, sagte Destiny und schloss die Augen, „Zeig ihm, dass du es ernst meinst… Und der Anfang wäre, dass du ihm zeigst, was du machst, wo du wohnst und das alles! Allein das schafft schon unheimliches Vertrauen!“

„Ich werde deinen Vorschlag zu beherzigen wissen und versuchen ihn auch umzusetzen!“, seufzte der Weißhaarige Vampir und stand vorsichtig auf, „Danke für deine Hilfe Schwesterchen!“
 

In den darauf folgenden Tagen besserte sich das Wetter wieder etwas, aber gleichzeitig wurde es auch kälter.

Die letzte Hitze, die noch geblieben war, war nun endgültig verflogen. Die Laune der Vampire, die sich in der Wohnung von Noel befanden, besserte sich allerdings kaum. Viktor und seine Zwillinge ließen keinen Augenblick aus, sich über Noel, Destiny oder aber Pascal und Midnight das Maul zu zerreißen.
 

„Dieser Bengel hat doch keine Ahnung, wie wichtig die Freiheit uns ist!“, murrte eine der beiden Frauen und lehnte sich an den Oberkörper von Viktor. „Genau… er als kleines, verwöhntes Kind weiß nicht, wie sehr Vampire wie wir die Freiheit und die offene Welt genießen!“, sagte die andere und lehnte sich gegen den Mann, wie es schon ihre Schwester tat, „Hier in dieser stinkenden, engen Wohnung und immer nur dieses ekelige Konservenblut… das übersteht doch kein normaler Vampir!“

„Warum reicht ihr drei nicht als Geleitschutz aus?!“, fragte Ignatius gereizt und musterte Pascal finster, da dieser ihm gerade gegenüber saß, „Ihr seit doch wohl erfahren genug, um so etwas durchzuführen, oder etwa nicht?!“

„Wir haben Erfahrung genug, daran mangelt es uns nicht!“, sagte Pascal gleichgültig, „Aber es ist zu riskant! Schon alleine, weil Ihr auf dumme Ideen kommen könntet!“
 

„Du wagst es?!“, knurrte Ignatius und packte Pascal an der Kehle, hob ihn einige Zentimeter vom Boden, „Vergleiche uns nicht mit diesen gewöhnlichen, geschaffenen Vampiren, die unter dem Pantoffel ihrer Schöpfer stehen!“

Der schwarzhaarige Vampir klammerte sich an den Arm und das Handgelenk seines Peinigers, versuchte sich aus dessen Griff zu befreien. „Vielleicht sollte ich dir mal zeigen, was wir echten Vampire mit kleinen, schmierigen Blutsverrätern wie dir machen!“, knurrte der Rothaarige, „Oder aber du wirst den Tag bereuen, an dem du zu einem von uns wurdest!“ Er bleckte seine Zähne und ließ einen Laut ertönen, der tief aus seiner Brust zu kommen schien. „Vielleicht sollte ich dir ein für alle mal zeigen, wozu ich fähig bin?!“, überlegte er laut und kam der Kehle Pascals immer näher. Dann aber hielt er inne.
 

„Einen einzigen Tropfen und du bist die längste Zeit ein Vampir und vor allem ein Mann gewesen!“, sagte eine helle, aber nahezu bedrohliche Stimme hinter Ignatius, „Lass ihn los!“

„Was willst du kleine Göre von mir?!“, fragte der Vampir, wandte sich um und sah den Träger der Stimme an und erstarrte. Vor ihm stand Destiny und drückte ihm einen breiten silbernen Dolch in den Schritt. Ihre einstmals eisblauen Augen waren tiefschwarz und bedrohlicher wie kaum etwas anderes auf der Welt.

„Ich wiederhole mich ungern!“, sagte die junge Frau ruhig, „Deine Männlichkeit oder mein Mann!“
 

Langsam und bedächtig ließ Ignatius Pascal wieder runter und stellte ihn auf die Füße. „Da hast du ja nochmals Glück gehabt, dass dein kleines Frauchen dich gerettet hat!“, sagte er leise, so dass nur Pascal ihn hören konnte, „Wie gesagt, ich bin ein echter Vampir und stehe unter niemandes Befehl!“

Dann wandte er sich ab und verschwand in dem Zimmer, in dem er und sein Gefolge untergebracht waren.
 

Wütend und finster starrten Pascal und Destiny Ignatius hinterher. Dann packte die junge Frau den Dolch wieder weg und sah zu dem Schwarzhaarigen.

„Alles ok?!“, fragte sie und sah auf die Uhr, „Je eher diese Kerle weg sind, desto besser!“
 

Hast du Noel gesehen?

Nein, seit gestern Abend nicht mehr!

Mir schwant übles!
 

Wie sehr Destiny mit ihrem Verdacht Recht behalten sollte, bestätigte sich schnell und in Form eines Anrufes von Emmett.

Tag & Nacht 6

„Wieso hockt Noel in einem Baum und beobachtet irgend so einen Jungen?“, fragte Emmett mit dunkler und leiser Stimme, „Für unseren Sunnyboy ein recht untypisches Verhalten!“

„Sag mir bitte, dass das ein schlechter Scherz ist!“, sagte Destiny und ging in die Küche wo momentan niemand anzutreffen war, „Dieser Vollidiot!“
 

„Also ist an den Gerüchten, dass zwischen Noel und einem Menschen etwas läuft, was dran?!“, hakte Emmett nach und musste grinsen, ‚Sieh an, sieh an… der Eisklotz Noel hat was mit einem Kerl!’

„Lass den Scheiß! Sag mir lieber, wie weit ihr mit diesen Senti seid!“, murrte die Vampirin und verdrehte die Augen, „Die sind im Moment wichtiger als ein liebeskranker Noel!“

„Immer mit der Ruhe! Riku und Finn sind seit Tagen in der Stadt unterwegs und Yuki und ich sind außerhalb Patroullie gegangen und sie scheinen sich entweder verzogen zu haben oder wurden von irgendwelchen wütenden Bauern erwischt- was ich allerdings nicht hoffe, da Senti sich nicht von Bauern töten lassen!“, sagte der Vampir und wollte die junge Frau beruhigen, „Sie werden schon nicht hier auftauchen!“
 

„Ich weiß… aber mach Noel irgendwie klar, dass er zurückkommen muss!“, seufzte Destiny und sah ins Wohnzimmer, „Diese Vampire aus der Arktisregion haben vor ihm Respekt- Pascal und mich sehen sie aber als minderere Wesen an.“ „Deswegen war der alte Herr also so in Rage als wir ihm sagten, dass die immer noch in der Stadt seien!“, lachte der Mann und seufzte dann, „Aber ok! Ich werde es ihm sagen!“

„Danke!“, sagte Destiny und lächelte, „Meldet euch, wenn ihr die Eskorte übernehmen könnt!“ „Machen wir!“, sagte der andere und legte auf.
 

„Hat man dir nicht beigebracht, dass man andere Leute nicht ausspioniert?!“, fragte Emmett und setzte sich neben Noel auf den Ast und sah zu dem Haus unter ihnen, „Destiny macht sich Sorgen!“

„Und hat man dir nicht beigebracht, dass man sich nicht von hinten anschleicht?“, brummelte Noel und riss sich von dem Gespräch los, dem er bis eben gelauscht hatte, „Und was Destiny macht, kann dir doch egal sein!“ „Eisklotz!“, zischte Emmett abwertend und sah zu dem Haus und dem beleuchteten Fenster im Erdgeschoss, dass offensichtlich ein Wohnzimmer war, „Aber seit wann stehst du auf Jungen?“

„Wieder etwas, dass dich nichts angeht!“, sagte der Weißhaarige und lehnte sich an den Baumstamm, „Was willst du hier eigentlich?“
 

„Wie schon gesagt, Destiny macht sich Sorgen und will, dass du wieder nach Hause kommst!“, sagte Emmett und gähnte, „Wie lange sitzt du schon hier?“ „Keine Ahnung… ne Weile!“, sagte Noel und schloss die Augen, „Ich hab es in meiner Wohnung einfach nicht mehr ausgehalten… eingesperrt wie ein Tier und unfähig etwas zu tun!“

„Ist er dir denn so wichtig?“, fragte sein Nebenmann vorsichtig und machte sich auf eine weitere mürrische Antwort gefasst- doch sie blieb aus.
 

„Er ist alles was ich habe!“, sagte Noel resignierend, sah Emmett dann aber finster an, „Und wenn du irgendwelchen krummen Dinge planst und ihm etwas passieren sollte, hast du ein ernstes Problem!“

„Hey! Reg dich ab!“, verteidigte sich der Rothaarige Vampir, „Das mit Destiny war eine einmalige Sache und ich habe aus meinen Fehlern gelernt!“ Jetzt neigte er den Kopf zur linken Seite und präsentierte Noel eine Reihe feiner silbriger Narben.

„Was-“

„Dein Vater und auch der meine haben mir gezeigt, was es heißt, einen anderen Vampir gegen seinen Willen anzurühren oder gegen die Regeln zu verstoßen!“, sagte Emmett und zog den Kragen seine Umhangs höher, „Wie gesagt, ich habe aus meinen Fehlern gelernt!“
 

Noel sagte nichts, wandte seinen Blick einfach wieder auf die Fenster unter sich. ‚Er scheint immer noch zu telefonieren…’, dachte der Weißhaarige und seufzte, ‚Wie gerne würde ich jetzt da drin und bei ihm sein!’
 

„Noel!“, wisperte Emmett leise und packte den anderen am Arm, deutete auf das Ende der Straße, „Da unten ist etwas!“

Jetzt sah auch Noel hin und erschrak. Als sich die Umrisse schwankend bewegten, erkannte der Vampir, dass es sich um nichts anderes als einen Senti handeln konnte.
 

Ich dachte ihr hättet sie alle vernichtet!?

Hatten wir eigentlich auch… wie dieser überleben konnte, weiß ich nicht! Aber er sucht etwas!

Ja… DER SUCHT UNS!!!
 

Mit einem Mal waren alle Vorsicht und heimlichen Beobachtungen vergessen.
 

Kann man sich hier irgendwo verstecken?

Ein paar Straßen weiter kommen Hochhäuser mit ein paar Gassen dazwischen!
 

Emmett nickte und keinen Augenblick später waren die beiden Vampire auf dem Dach des nächsten Hauses und sah zu, dass der Senti sie auch sah, ihnen folgte und sie ihn somit aus dem Wohnviertel locken konnten.

„Folgt er uns?“, fragte Emmett und sah sich um, „Oder sollen wir lieber umkehren?“

„Nicht nötig!“, sagte Noel und lief schon weiter, „Sobald er Witterung hat, wird er uns folgen!“
 

Keine zehn Sekunden später kam eine wankende Gestalt an der Wand des Hauses empor geklettert und taumelte auf die beiden jungen Männer zu.

„Weiß einer von euch, wie schnell diese Mistviecher sind?“, fragte Noel und stand bereits am gegenüberliegenden Rand des Daches, „Die letzten denen ich begegnet bin, waren nicht sonderlich helle!“

„Wann hast du das letzte Mal gegen sie gekämpft?!“, fragte Emmett, der neben Noel stand, aber nach unten sah. „Irgendwann im letzten Jahrtausend- wieso?“, fragte der Weißhaarige und sah seinen ‚Mitstreiter’ fragend an. Dann aber folgte er dessen Blick an der Hauswand herunter und seufzte.

„Sie lernen!“, stellte er unnötig fest. „Und das verdammt schnell!“, sagte der Rothaarige und machte einen Satz nach hinten, wich so einem Angriff der Senti aus, „Wir müssen irgendwo hin, wo es mehr oder weniger hell ist!“

„Da wirst du hier, jetzt und um diese Uhrzeit nichts finden!“, sagte Noel und balancierte über Drahtseil, an welchem an Weihnachten die Beleuchtung hing, „Aber vielleicht kommen wir bis zum Stadion und können irgendwie die Beleuchtung einschalten!“

„Da habe ich nichts gegen!“, sagte Emmett und folgte Noel fast auf dem Fuße.
 

„Können wir niemanden um Hilfe bitten?!“, schnaufte der rothaarige Vampir und sah sich abermals um, „Destiny, Alicia oder meinetwegen auch einen der anderen?!“ „Destiny ist bei mir in der Wohnung und ihr sind die Hände gebunden!“, sagte Noel und blieb stehen.

„Ach verdammt- ja!“, sagte Emmett und schlug sich gegen die Stirn, „Hatte ja eben mit ihr telefoniert!“

Dann schwiegen die beiden wieder und versuchten sich bis zum Stadion im Herzen der Stadt durchzuschlagen. Doch immer wieder mussten die beiden Vampire innehalten, Umwege machen oder aber sich vollkommen zurückziehen, da sie immer wieder auf Menschen trafen und diese so wenig wie möglich gefährden wollten.
 

„So langsam wir es schwer… sie ziehen sich ringförmig zusammen und wir sitzen wir die Ratten in der Falle!“, sagte Emmett und blieb im Schatten eines Hauses sitzen, „Wann geht hier denn die Sonne auf?!“

„In gut drei Stunden!“, sagte Noel und hielt Wache, sah dann aber gen Himmel, „Allerdings bezweifle ich, dass die Sonne durch diese Wolkendecke kommt!“
 

„Verfluchter Mist!“, murrte der andere wütend, „So war das nicht geplant!“ „Hast du was gesagt?!“, fragte Noel misstrauisch und drehte sich zu Emmett.

„Nein nein!“, sagte dieser schnell und sah dann zum Ende des Schattens, in welchem sie saßen, „Was glaubst du, wo sie sind?“
 

„Ich weiß nicht… aber ich spüre ihre Anwesenheit deutlich!“, sagte Noel und schloss die Augen, „Und es sind viele!“

„Dann sollten wir vielleicht mal zu Potte und hier weg kommen!“, ächzend stand der rothaarige Vampir auf und streckte sich, „Weit kann es nicht mehr sein!“
 

Der Weißhaarige nickte und wandte sich dann ebenfalls zum gehen um. „Hast du eigentlich jemanden erreichen können, der das Licht einschaltet?“, fragte er dann und sah Emmett abwartend an.

„J- ja!“, sagte dieser und grinste schief, „Dale wird uns behilflich sein!“
 

Etwas unsicher und nun doch etwas misstrauisch lief Noel Emmett nach und warf immer wieder einen Blick über die Schulter.

Doch schon nach kurzer Zeit hörte er wieder das vertraute Heulen und Kratzgeräusch zwischen den Wänden der Häuser widerhallen. ‚Also folgen sie uns tatsächlich!’, dachte er und sah auf die Uhr, ‚ ‚Wenn wir nicht heute ein Wunder in Sachen Sonnenschein erleben, sehe ich mehr oder weniger schwarz, dass es nicht zu einem Kampf kommt!’
 

Doch je näher sie dem Stadion kamen, desto mulmiger wurde das Gefühl in Noel und als sie die Außenwand des Stadions erklommen, wurde es immer mehr bestätigt.

Immer deutlicher spürte Noel die Präsenz der Gefahr, in der sie sich befanden und mit jedem Atemzug festigte sich der Verdacht, dass Emmett ein falsches Spiel mit ihm trieb.
 

„Bist du sicher, dass Dale uns helfen wird?“, fragte Noel und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, „Denn langsam wird es brenzlig!“ „Ich bin mir ganz sicher!“, sagte Emmett und nickte wie zur Bestätigung, kletterte dann in einen Belüftungsschacht, der seiner Lage nach zu schließen, direkt über den Zuschauerrängen war, „Ich habe ihm vorhin in der Gasse Bescheid gegeben!“

Ehe der weißhaarige Vampir aber antworten konnte, war der Andere verschwunden. Noel folgte ihm in den Schacht und eine Zeitlang war nichts zu hören. Dann aber hörte man nur noch ein, „Autsch! Mist! Verdammter!“
 

„Alles ok?“, fragte Noel und sah über die Schulter, dann wieder nach vorne. „Ja… mehr oder weniger!“, murrte Emmett, „Ich hatte nur vergessen, wo der Ausstieg ist… na ja, jetzt weiß ich es ja!“ ‚Idiot!’, dachte Noel und schüttelte den Kopf, „Ich dachte du kannst in der Dunkelheit sehen- so wie wir alle!“ „Dachte ich ja auch!“, lachte der Rothaarige, „Aber in der Eile scheine ich es nicht gemerkt zu haben… Egal! Beeil dich!“ „Ich komme ja schon!“, sagte der Weißhaarige wenig optimistisch und ließ sich aus dem Loch nach unten fallen.

Dort angekommen atmete er einmal tief durch und schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf die Gedanken ihrer Verfolger und fand diese auch schnell. Doch alles, was er spüren und lesen konnte, war die reine Gier nach Blut und nach dem angeblichen Leben und der Stärke ihrer ‚Beute’.
 

„Noel komm endlich!“, rief Emmett von weiter unten auf den Zuschauerrängen, „Oder willst du lieber kämpfen?“

„Da hätte ich nichts gegen!“, sagte Noel und folgte dem Anderen nach unten, „Auf dem Rasen sind wir besser aufgehoben, da sie uns nicht in die Enge treiben können!“ „Denke ich auch!“, sagte Emmett und lief weiter runter. Doch kaum hatten die beiden Vampire die oberen Ränge hinter sich gelassen, hörte man ein Knirschen und schließlich das Krachen des Lüftungsschachtes, der auf die Sitze stürzte. Augenblicklich ertönte wildes Jaulen und das Scharren hunderter Krallen, die über den Zement kratzten.
 

„Wo kommen die alle her?“, fragte Noel und sah, wie sich auch aus den anderen Schächten hunderte Senti ergossen, „Ich dachte es wären nur vier und die hättet ihr vor der Stadt in Schach gehalten?!“ „So war es ja auch!“, schnaufte Emmett und blieb mitten auf der Grünfläche stehen, „Entweder haben die hier irgendwo ein Nest, oder aber jemand hat einen Weg gefunden, wie man sie vermehren kann, ohne dass sie jemanden beißen!“

„Aber wie zum Kuckuck konnten die sich unbemerkt in der Stadt bewegen?“, fragte der weißhaarige Mann und blieb mit dem Rücken zum Anderen stehen, „Und wieso haben sie sich so vermehrt, ohne dass ihr es gemerkt habt?!“
 

Doch anstelle einer Antwort kam nur das Hecheln und Knurren der Senti, von denen sie umzingelt waren. Emmett aber war verschwunden und nirgends zu sehen.
 

‚Dieser Mistsack!’, fluchte Noel innerlich, ‚Die Sau hat mir echt eine Fall gestellt… und ich tappe auch noch blindlings rein! Echt selten dämlich Noel!’
 

„In der Tat!“, flüsterte eine tiefe Stimme direkt am Ohr des Weißhaarigen, „Deine Sinne und Fähigkeiten haben nachgelassen… Früher hättest du meinen kleinen Hinterhalt viel eher erkannt! Ob das… vielleicht an diesem Bengel liegt?!“

„Lass ihn aus dem Spiel!“, knurrte Noel wütend, „Das geht ihn nichts an und ist auch nur etwas zwischen dir und mir!“ „Oh und so wird es auch bleiben!“, lachte der Rothaarige leise, „Du bist das Ziel meiner Rache… und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich diesen Augenblick gerade genieße!“ „Rache?!“, fragte Noel und versuchte ruhig zu bleiben, „Was habe ich dir getan, dass du mich so hasst?“
 

„Hassen ist gar kein Ausdruck!“, knurrte Emmett nun finster, „Du hast mir damals das liebste auf der Welt genommen und genau das werde ich dir jetzt auch antun!“ „Und wie stellst du dir das vor?!“, fragte der andere Vampir hämisch, musste grinsen, „Ich wüsste nicht, was genau du mir nehmen willst!“

„Oh glaube mir… ich weiß wie ich mich rächen kann!“, säuselte der Andere, „Ich werde dir das nehmen, was dir am liebsten ist… was dir alles bedeutet auf der Welt!“ Es entstand eine kurze Pause. „Und da ich nun weiß, wie ich das anstellen kann… kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen!“, sagte Emmett dann selbstzufrieden, „Und ich kenne ein paar Dinge, die einem das Herz bluten lassen… und das… im wahrsten Sinne des Wortes!“
 

„Untersteh dich!“, knurrte Noel abermals und seine vampirische Seite trat hervor, ließ die Zähne gefährlich länger werden, „Wenn du ihm etwas tust, kenne ich keine Gnade!“

„Oh da bitte ich sogar drum!“, sagte Emmett und legte einen Arm um Noels Schulter, das Kinn auf die andere, „Doch zuerst, werde ich dir den ersten Schlag verpassen, von dem du dich nicht so schnell erholen wirst!“
 

„Verräter!“, zischte Noel und drehte sich in weniger als einem Augenblick um. Doch alles, was er zu fassen bekam, war Luft. Dafür durchfuhren ihn nur wenige Sekunden später ein stechender Schmerz an der Halsbeuge und ein Gefühl, als wenn ihm der Kopf mit stumpfer Klinge vom Hals getrennt würde.
 

//Oh wie herrlich!//, spottete Emmett mittels Telepathie, während er am Hals von Noels saugte, ihm gleichzeitig aber eine unbekannte Substanz durch die Halsschlagader injizierte, //Wie lange habe ich mir diesen Augenblick ersehnt… dein Blut ist wahrhaftig so köstlich, wie deine wenigen Schüler es sagen!//

Doch Noel machte sich weniger Sorgen darum, wie sein Blut schmeckte, als ob der Tatsache, dass er von einer rasenden Meute Senti umgeben war, Emmett an seinem Hals hing und sein Blut trank und ihm irgendwas injizierte, dass seinen Körper nach und nach lähmte.
 

„Mieser Verräter!“, knurrte der Weißhaarige und stieß seinem Peiniger den Ellenbogen in die Seite, „N- nimm deine- Gr- iffel von mir!“

//Lass mir doch den Spaß! Denn du wirst noch mehr leiden… ich werde den Leben ganz langsam und Stück für Stück… auslöschen!//, grinste der Rothaarige, löste sich nach einem besonders großen ‚Schluck’ und zog auch die kleine Spritze aus dem Hals von Noel, „Und das hier… wird erst der Anfang sein… der Anfang eines langen Leidensweges!“ Jetzt wischte er sich über den mit Blut verschmierten Mund. „Jeder noch so winzige Schmerz… wird sich anfühlen wie tausend kleine Nadelstiche!“, sagte der Rothaarige und trat von seinem Opfer zurück, „Du wirst dir wünschen, mir nie begegnet zu sein!“
 

Vollkommen kraftlos, keuchend und mit der Ohnmacht kämpfend, sackte Noel, nun jeden Haltes beraubt, auf dem Rasen zusammen. Nur noch verschwommen nahm er wahr, wie Emmett den lauernden und gierigen Senti etwas zurief. Diese schienen seinen ersten Befehl zu verweigern, doch nach einer zweiten Aufforderung zogen sie, wenn auch widerwillig, ab.

Dann kam ein Rauschen. Wie durch eine dicke Wasserschicht, drang die Stimme seines ehemaligen Freundes zu ihm durch.

„Richte Destiny aus… dass ich sie mir zurückholen und von diesem Pseudovampirerlösen werde!“, grinste Emmett hämisch, „Viel Vergnügen noch!“ Er drehte sich um und ging langsam über den leeren Rasen zurück.
 

„W- warte!“, keuchte Noel und drehte sich auf den Rücken, „Ich… was- was h- ast du mir… da- gegeben?!“

„Das?!“, spöttisch verzog der Andere das Gesicht zu einem breiten Grinsen, „Eine Mischung aus Blut und einem tollen Gift, dass ein alter Freund von uns entwickelt hat! Es hat eine sehr tolle Nebenwirkung! Es lähmt das zentrale Nervensystem, die Lungenfunktion… verlangsamt den Herzschlag und schließlich… wirkt es sich auf das Bewusstsein und die Wundheilung aus!“ Jetzt wurde das Grinsen, welches Emmetts Gesicht zierte, noch breiter. „Also entweder… krepierst du hier auf der Stelle, oder aber du stirbst jämmerlich… alleine… abgestochen wie ein Schwein!“, sagte der rothaarige Vampir, „Viel Vergnügen! Ich wünsche dir angenehme Ruhe und süße Erinnerungen an deinen kleinen Stecher!“

Dann verschwand er und ließ den verwundeten Noel dort zurück, wo er zusammengesunken war.
 

Mit einem lauten Klirren zerbarst das Glas, als es auf dem Boden aufschlug.

„Alles ok?“, fragte Raven besorgt. „Ich hab nur ein Glas runter geschmissen.“, seufzte Aaron und glitt von der Couch auf den Boden, „Na ja… tollpatschig war ich ja schon immer!“ „Wohl wahr!“, lachte der junge Mann am anderen Ende, „Auch wenn du dich sonst immer darauf spezialisiert hast, Schulsachen oder so zu vergessen, oder aber gegen Türen, Schränke und Straßenschilder zu rennen!“ „Jeder entwickelt sich eben weiter!“, sagte Aaron und klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr, „Wenn auch manche Dinge bei mir regelrecht zum Stillstand gekommen sind…“

„Ach Aaron… du bist echt zu gutmütig für manche Menschen!“, sagte der Grauhaarige und seufzte, „Sorry, aber schieb den Kerl doch ab! Wenn er dir versprochen hatte, sich zu melden und es bis jetzt noch nicht getan hat, dann ist er es auch nicht wert, dass du auf ihn wartest!“ „Aber es sind doch gerade mal zwei Wochen!“, sagte Aaron und wollte selbst nicht daran glauben, dass Noel ihn wirklich nur hintergangen und ausgenutzt hatte, „Vielleicht hat er viel um die Ohren…“
 

„So viel, dass er sich nicht bei dir melden kann?!“, fragte nun Raven hämisch, „Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Er hat sich jemand anderes gesucht und dich einfach so abserviert! Sieh es doch endlich ein Aaron! Noel… war und ist ein Playboy, der sich nichts aus den Gefühlen anderer macht und nur an sich selbst denkt!“

„Sag das nicht…“, sagte der Braunhaarige leise und kämpfte mit seiner Verzweiflung und der Traurigkeit, „Noel ist nicht so! Er wird eben einfach seine Gründe haben!“
 

„Also gut…“, sagte Raven, nachdem er eine Weile nichts gesagt hatte, „Wir geben ihm noch eine Woche! Wenn er sich dann nicht bei dir meldet, kannst du ihn echt abschreiben! Eine Woche kann man verschmerzen; zwei… okay. Wer warten möchte, bitte! Aber nach drei Wochen sollte dann doch etwas mehr als nur eine lapidare Entschuldigung drin sein!“
 

„Okay! Ich warte noch eine Woche und dan- Autsch!“, Aaron verzog das Gesicht. Er hatte sich an einer Scherbe den Finger aufgeschnitten. Tiefrot rann ein kleines Rinnsal an Blut sofort seinen Finger entlang.

„Was hast du nun wieder gemacht?“, fragte der junge Mann am anderen Ende des Telefons belustigt, „Schon wieder was runter geschmissen?“ „Nein…“, nuschelte der Andere mit dem Finger im Mund, „If hab mir in dem Finfer gefitten!“ „Du Esel!“, lachte Raven auf, „Man packt Glasscherben ja auch nicht an der Schnittkante sondern weiter drauf an!“ „Ja ja…“, murrte der Braunhaarige und ging in die Küche, „Wieso genau hattest du jetzt eigentlich angerufen?! Doch wohl nicht nur, um mir meine Lage mit Noel und meine Dummheit vor Augen zu führen.“

„Was? Ach so ja! Ich wollte dich zu einer kleinen Feier einladen!“, sagte der Grauhaarige und gähnte, „Am Wochenende, bei Jeanne um zwanzig Uhr… oder lassen deine Alten dich immer noch nicht raus?“
 

„Doch… nur… ich muss gucken, ob ich kann!“, sagte Aaron und hätte sich am liebsten selbst ohrfeigen können, dass er seine Eltern als Ausrede benutzt hatte, dass er nach der Schule nicht weg konnte.

„Komm! Du warst jetzt seit zwei Wochen, jeden Tag nach der Schule und auch an den Wochenenden immer brav zu Hause!“, nörgelte Raven, „Da können sie dich doch wohl auch mal einen Abend ‚frei lassen’, oder etwa nicht?“
 

Aaron seufzte. „Ich werde sie fragen, wenn sie nachher kommen!“, versprach er, wenn es auch nicht ganz stimmte, „Ich melde mich dann nachher einfach nochmals!“ „Tu das!“, beschwor Raven ernst, „Und hör auf an Noel zu denken! Eine Woche noch- dann werden wir sehen!“
 

„Verstanden Cheffe!“, lachte Aaron, „Ich melde mich heute Abend noch mal und in einer Woche weiß ich, woran ich bin!“ „Guter Junge!“, bestätigte Raven und streckte sich, „Bis heute Abend dann!“ „Wir hören uns!“, grinste der Andere und legte dann einfach auf.
 

‚Puuh… das war… schwer…’, dachte der Braunhaarige und besah sich seinen Finger, ‚Irgendwie… habe ich ein komisches Gefühl!’

Doch dann zuckte der junge Mann mit den Schultern und räumt die Scherben weg und machte sich etwas zu Essen.
 

Als Aaron sich dann vor den Fernseher hockte und sich gelangweilt die Komödien ansah, dachte er an Noel und sein Versprechen, dass er sich jeden Abend gegen Mitternacht melden würde.

‚Versprechen bricht man nicht, mein Lieber!’, dachte er gefrustet, wütend und traurig, ‚Wenigstens auf die SMS hättest du ja mal antworten können!’
 

So verstrichen die Stunden und immer wieder fielen dem jungen Mann die Augen zu. Als er dann schließlich vollends einschlief, blieb er einfach auf der Couch liegen und schaltete einfach nur den Fernseher aus. ‚Ein Glück, dass ich hier alleine bin!’, dachte er und zog sich die Decke über.
 

Plötzlich klopfte es an der Haustür. Da Aaron tief und fest geschlafen hatte, schrak dieser auf und sah sich verstört im dunklen Wohnzimmer um. „Wer… ist da?“, fragte er leise und stand auf, „Hallo?!“

Wieder ein Klopfen- diesmal aber energischer und fester.
 

Aaron sah nach draußen. Es war stürmisch und es regnete. Doch da war noch etwas anderes… Ein Knacken! Als wenn draußen jemand durch die Büsche streifen würde.

Mit zitternden Knien kam der braunhaarige junge Mann an der Haustür an und sah durch die Fenster rechts und links nach draußen auf die Stufe vor der Tür, den Vorgarten und die Straße. ‚Niemand da…’, dachte er hoffnungsvoll. Doch just klopfte es wieder.
 

„Aaron mach die Tür!“, sagte eine dumpfe Frauenstimme und sofort sprang Aaron von der Tür weg und öffnete die Tür.

Herein kamen ein Mann und eine Frau- beide in langen schwarzen Mänteln.

„Destiny? Pascal?“, fragte er unsicher und schloss die Tür wieder, „W- was macht ihr hier? Ich dachte es wäre zu gefährlich, wenn ihr mir zu nahe kommt!“
 

„Das tut jetzt nichts zur Sache!“, sagte Destiny und schlug die Kapuze zurück, „Zieh dich aus!“
 

„W- was?!“, sofort schoss Aaron die Röte ins Gesicht, „Ja aber… ich… ehm…“ „NICHT DAS WAS DU DENKST!“, fauchte die junge Frau und setzte sich auf die Couch, „Diese Jugend… nur das eine im Kopf!“

„Vielleicht solltest du ihm auch sagen, was los ist!“, grinste Pascal und zog seinen Mantel aus, „Dann gibt es keine Missverständnisse!“ „Ja ja…“, murrte Destiny und seufzte, „Du ziehst die Sachen von Pascal an, er zieht sich andere an und wir fahren zu Noels Wohnung!“

„Wirklich?!“, fragte Aaron und sofort leuchteten seine Augen, „Ehm… wieso das jetzt auf einmal? Noel hat es immer vermieden, mich dorthin mit zu nehmen.“

„Um Noel geht es ja auch!“, sagte Destiny und sah zu Boden, „Wenn wir nichts tun, stirbt er!“

Tag & Nacht 7

So ihr Lieben^^

hier noch schnell ein neues Kapitel, bevor ich am Samstag in den Urlaub fahre.

Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass der nachfolgende Text in aller Eile Mittwoch und Donnerstag entstanden ist ^^"

Ihr mögt mir also bitte Rechtschreibfehler oder aber sonstige Fehler entschuldigen; ich werde sie nach dem Urlaub gerne beheben

*grins*
 

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen^^
 

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Kapitel 7: Tag & Nacht 7
 

Lebe ich noch… oder bin ich schon tot?

War alles nur ein böser Traum und ich bin alleine, wenn ich erwache?

Bitte nicht!

Ich will nicht…

Ich will nicht noch einmal alles verlieren! Nicht ihn! Dazu liebe ich ihn zu sehr!!
 

„Ist er immer noch nicht aufgewacht?“, fragte Pascal, nachdem Destiny wieder in der Küche erschienen war.

„Nein… nach wie vor kein wirkliches Lebenszeichen!“, seufzte die junge Vampirin, „Langsam wird es unheimlich! Sonst hätte er einen solchen Angriff locker weggesteckt…“ „Wer weiß, was Emmett ihm verabreicht hat!“, sagte der Vampir und setzte sich an den Küchentisch, „Und das wir Aaron gestern hergebracht hatten, war auch nicht sonderlich hilfreich…“ „Leider nein… aber ich hatte auch nicht wirklich erwartet, dass es etwas bringt!“, sagte Destiny und gähnte, „Jedenfalls… scheint Aaron die Sache endlich etwas ernster zu nehmen…“

Pascal hatte gerade antworten wollen, als plötzlich jemand im Türrahmen der Küche auftauchte.
 

„Also ich hätte ja nie gedacht, dass Emmett Noel einmal verraten würde…“, meldete sich nun ein kleiner Junge mit feuerrotem Haar zu Wort. „Wenn hätte ich ein solches Verhalten von Pascal… niemals aber von Emmett erwartet.“

„Hallo Felix!“, murrte der eben genannte und folgte dem Kleinen mit wütendem Blick, „Höflich und zuvorkommend wie immer!“

„Wenigstens weiß ich, wo in der Rangliste mein Platz ist!“, höhnte der Junge, „Auch wenn du der Partner von Destiny bist und so zusammen mit ihr auf einer Linie stehst, so bist du doch nur-“

„Es reicht Felix!“, sagte eine tiefe Stimme und ein Mann mit struppigen grauen Haaren erschien in der Küche, „Ich verbitte mir in einer solchen Situation derartige Machtkämpfe!“
 

„Verzeiht mir Trajan!“, sagte Pascal und machte eine leichte, demütige Verbeugung. Schnell hatte er seinen Platz geräumt und stellte sich neben Destiny.

„Ich bitte ebenfalls um Verzeihung!“, sagte Felix und sah zu Destiny, „Was ist eigentlich mit diesem Bengel, den Noel so bemuttert?“

„Dieser ‚Bengel’ heißt Aaron!“, sagte die Vampirin leicht genervt und stieß sich von der Theke hinter sich ab, „Und weder er, noch die Bindung zwischen Noel und ihm geht dich etwas an!“

„Entschuldige!“, nuschelte der kleine Junge und nahm sich eine der halb leeren Blutkonserven vom Tisch und trank sie aus.
 

„Aber ich finde er hat Recht!“, sagte Trajan und musterte Destiny mit einem kritischen Blick. „Wäre es nicht besser, Noel bekäme frisches menschliches Blut als nur das aus den Konserven?“

„Aaron ist für Noel keine Blutbank!“, platzte Pascal hervor. Schnell aber schlug er die Hände vor den Mund, denn in dieser illustren Runde hatte er noch weniger wie nichts zu sagen.

„Schon in Ordnung!“, lächelte Destiny ihn aufmunternd an, „Aber Pascal hat Recht! Noel ist nicht zu diesem Zwecke mit Aaron liiert!“
 

„Zu welchem dann?“, fragte der ältere Vampir unter hämischem Grinsen, „Welchen sinn hat es sonst, sich derart fest an einen Menschen zu binden?!“

„Ihr wagt zu viel, Trajan!“, knurrte die blonde Vampirin, „Ich mögt zwar älter sein, als wir alle hier zusammen, doch sind eure Gedanken und haltlosen Anschuldigungen mehr als nur beleidigend!“

„Ich wollte dir nicht zu nahe treten!“, entschuldigte sich der Alte, „Ich habe lediglich an den Ruf und das Ansehen deiner Familie gedacht!“ Er schwieg und wartete gespannt auf die Reaktion von Destiny. Zu seiner Enttäuschung jedoch, belächelte die junge Frau ihn nur milde.

„Falls ihr auf meinen Vater anspielt und die Tatsache, dass er für seine strenge Wacht über die Einhaltung des Geheimnisses um uns, bekannt ist, so muss ich euch leider enttäuschen!“, grinste Destiny süffisant, „Unser Vater weiß seit geraumer Zeit von der Bindung der beiden!“
 

„Dann will ich nichts gesagt haben, dass dich erzürnen könnte!“, gab der Mann mit den grauen Haaren zur Antwort und deutete so etwas wie eine Verbeugung an.
 

//Und das lässt du dir von diesem Arsch gefallen?!//

//Beruhige dich Pascal! Genau darauf legt Trajan es doch an! Also halte dich zurück!//
 

„Ich sehe mal nach Midnight und Noel!“, murrte der Mann an Destinys Seite und verschwand dann ohne ein weiteres Wort aus der Küche.
 

„Was für ein Sensibelchen!“, lachte Felix hämisch und sah die Vampirin dann neckisch an, „Früher hattest du eindeutig einen besseren Geschmack!“ „Halt den Rand Felix!“, fauchte Destiny wütend, „Seht lieber zu, dass die anderen von hier verschwinden!“

„Wir müssen aber erst warten, bis die anderen des Geleits hier ankommen!“, nuschelte der rothaarige Junge kleinlaut, „Was erst in gut zwei bis drei Stunden der Fall sein wird!“
 

„Macht doch was ihr wollt! Ich fahre zu Aaron!“, brummelte die junge Frau leise und kaum verständlich. Ohne ein Wort des Abschiedes, verließ sie die Wohnung und war verschwunden.
 

Ich… verliere die Kontrolle!

Alles entgleitet mir… Wieso?

War ich zu schwach? Genau… wie damals, als ich beinahe alles, sogar mein Leben verlor?

Nein!

Ich habe mich verändert!

Aber wann eigentlich? Wann bin ich so geworden, wie ich jetzt bin…?

Vielleicht als…
 

Während Destiny durch die Straßen fuhr, sank die Sonne bereits immer tiefer und die ersten Sterne zeichneten sich bereits am Himmel ab. Als sie dann aber an einer Ampel hielt, schien alles um sie herum stehen zu bleiben… als hätte jemand, oder etwas den Fluss der Zeit angehalten.

Und dann tauchte er auf. Mitten in der Menschenmenge, die über den Fußgängerüberweg drängelte. Vollkommen reglos und mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.

„Emmett!“, knurrte Destiny finster und fixierte den anderen Vampir, den niemand sonst zu bemerken schien.
 

„Sehnst du dich nicht manchmal auch… nach der alten Zeit, in der wir jagen und uns frei unter den Menschen bewegen konnten? Ohne für etwas büßen zu müssen?!“, fragte Emmett mit süffisanter Stimme, „Spürst du nicht auch dieses süße Verlangen nach dem, was uns vor Jahrhunderte so aneinander gebunden hat?“

„Nicht im Geringsten!“, gab Destiny klanglos zur Antwort, „Nicht nur die Menschen verändern sich! Wir tun es auch!“ Jetzt begann die Vampirin zu grinsen. „Du hast damals schon versucht, uns zu hintergehen. Doch dafür hast du deine eigene Familie umgebracht!“, sagte sie und grinste immer noch, „Wieso sollte ich da jemanden wie dir und einer Zeit hinterher trauern, die bereits zu meiner Vergangenheit gehören?!“

„Leider liegst du vollkommen falsch, Teuerste!“, höhnte Emmett wissend, „Ich HABE den Klan und euch hintergangen! Doch ich habe es so geschickt getan, dass es niemand bemerkt hat!“ Er seufzte theatralisch. „Leider stand ab dem Zeitpunkt meines ersten misslungenen Versuches unter ständiger Beobachtung, was mich zur Vorsicht und größter Geheimhaltung zwang.“, sagte er und kratzte sich am Kopf, „Deswegen kann sich auch dieses Mischblut, das sich dein ‚Ehemann’ schimpft, von Glück reden, dass er damals mehr oder weniger mit dem Leben davon kam, als ich ihn angreifen ließ!“
 

„Du… bewegst dich auf ziemlich dünnen Eis!“, sagte Destiny und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, „Dir ist klar, dass wenn du mir oder irgendjemandem sonst aus unserer Familie nochmals unter die Augen treten solltest, du auf der Stelle stirbst?!“

„Zu schade… dass du der gleichen Ansicht bist, wie dein verbohrter Bruder…!“, seufzte Emmett. Dann aber begann er plötzlich zu lächeln. „Eigentlich hatte ich dich fragen wollen, ob du dich mir nicht anschließen möchtest.“, sagte er und sah zu Boden, „Denn nur hier und an meiner Seite kann ich für deine Sicherheit und dein Überleben garantieren!“

„Wie kannst du es wagen, mich so etwas zu fragen?!“, fauchte Destiny erbost, „Ich würde meine Familie, Pascal oder sonst jemanden nie, niemals hintergehen! Da bist du bei mir an der falschen Adresse!“
 

„Ich hatte befürchtet, dass du das sagst.“, seufzte Emmett sichtlich niedergeschlagen, „Bist du dir auch wirklich sicher?“

„So sicher wie in meinem ganzen Leben noch nicht!“

„Schade… wirklich, wirklich schade!“, bedauerte der Vampir, „Dann hast du soeben deinen eigenen Untergang besiegelt! Aber… ich kenne Mittel und auch Wege… dich und auch Noel umzustimmen!“
 

„Hey! Hey Kleine!“

Plötzlich zuckte Destiny zusammen. Verwirrt und benommen sah sie sich um. Alles war wie es bis vor wenigen Augenblicken auch war. Sie stand an der Ampel und wartete; nur dass es mittlerweile bereits wieder ‚Gelb’ wurde.

Jetzt sah sie aus dem Fenster und sah den Mann, der sie wütend ansah. Schnell hatte Destiny das Fenster herunter gelassen.

„Wie großzügig!“, fuhr der Mann, der seltsam nach Tod und Verwesung roch, sie sofort an, „Wie lange gedenkst du noch, hier die Spur zu blockieren und träumend den Verkehr zu behindern?“
 

„Wa- oh! Bitte verzeihen Sie!“, sagte Destiny und realisierte, dass sie tatsächlich eine sehr lange Schlange an hupenden und fluchenden Autofahrern hinter sich hatte, „Ich- ich werde sofort weiter fahren!“ „Wie nett!“, murrte der Mann und ging zu seinem eigenen Wagen zurück.

Sofort nachdem die Ampel wieder auf ‚Grün’ gesprungen war, gab die junge Frau Gas und fuhr weiter.
 

Eigentlich hatte sie ja zu ihrer eigenen Wohnung fahren und duschen wollen, doch jetzt schlug sie den Weg zum Haus von Aaron ein.

‚Was meinte er damit, dass er Mittel und Wege hat, uns umzustimmen?’, überlegte sie und achtete kaum auf das, was außerhalb ihres Autos passierte. ‚Emmett besitzt mehr Macht als wir ihm je zugedacht haben… und das macht ihn umso gefährlicher!’
 

Gute zwei Stunden später hielt die Vampirin vor dem Haus, in dem der Freund von Noel wohnte. Unauffällig sah sie sich in der Straße um. Aber außer ein paar biederen Müttern, die ihren Kindern beim spielen zusahen, entdeckte sie niemanden, von dem unmittelbar Gefahr ausging.

‚Soweit scheint alles in Ordnung zu sein!’, dachte sie und stieg aus, ‚Kaum zu glauben, dass sich die Senti wieder so weit in die Städte vor wagen…’ Schnell hatte Destiny sich ihren schwarzen Umhang angezogen und merkte sogleich, wie sich aller Augen auf sie richteten und gespannt warteten, was sie tun würde.

Denn es mochten noch so viele Villen in dieser Siedlung stehen, Klatsch und Tratsch über die jeweiligen Nachbarn gab es überall.
 

‚Nicht schlecht… Wachpersonal, Kameras, Hunde… die haben hier ja anscheinend wirklich Angst, dass man sie ausraubt.’, dachte sie und ging den Weg zwischen den Farnen und Blumen entlang zum Haus von Aaron.

‚Ich beneide die Menschen…’, wehmütig besah sich die Vampirin die vielen Blumen und auch die Sonne, die fast verschwunden war, ‚Wenn ich jemals immun gegen die Sonne sein sollte, werde ich drei Wochen Urlaub in der Karibik machen!’

Dann aber beeilte Destiny sich und lief zur Haustür, da ihr die Blicke der anderen Straßenanwohner auf die Nerven gingen. Als sie aber auf die Klingel drücken wollte, machte sie eine Bewegung hinter sich aus.
 

Blitzschnell hatte sie sich umgedreht, die Person am Kragen gepackt und sich mitsamt ihr auf den Boden geworfen.

„Wow, wow, wow! Destiny! Ich bin’s!“, sagte Aaron und hob abwehrend die Hände. Sofort ließ die Vampirin von ihm ab und der Schatten, welcher sich über ihr Gesicht gelegt hatte, verschwand wieder. „Entschuldige!“, sagte sie etwas betreten und half Aaron wieder auf die Beine. „Hallo überhaupt mal!“

„Hallo!“, sagte Aaron und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. „Was machst du hier?“

„Ich wollte sehen wie es dir geht!“, sagte die junge Frau und beobachtete, wie er die Haustür aufsperrte. „Hatten wir dir nicht gesagt, dass du im Haus bleiben sollst?!“ „Ja… schon!“, sagte der Braunhaarige und zuckte mit den Achseln, „Aber hier im Haus fiel mir einfach die Decke… auf den Kopf… Scheiße! Was ist das denn?“
 

Völlig perplex standen Aaron und Destiny in der offenen Haustür und besahen sich ein total verwüstetes Haus.

„Ihr Menschen habt eine komische Ansicht von ‚Ordnung’!“, grinste die Vampirin neckisch und schob sich an Aaron vorbei ins Haus.

Sofort nahm sie den für Menschen unsichtbaren Geruch war, der hier durch die Räume zog. Die Nackenhaare stellten sich ihr auf, als sie erkannte, wer hier gewesen war.

‚Es wird das Beste sein, wenn ich ihm nicht noch mehr Angst mache!’, dachte Destiny und zog es vor, Aaron vorerst nichts davon zu sagen, dass sich ein anderer Vampir hier ausgetobt hatte.
 

„Himmel noch mal!“, fluchte Aaron und schloss die Haustür hinter sich und vor den neugierigen Blicken der Nachbarn. „Wenn ich den erwische, der hierfür verantwortlich ist! Ich seh nur schnell oben nach, wie es dort aussieht!“ Schon war der junge Mann nach oben gerast und sah sich dort um. Es sah nicht so schlimm aus wie unten, doch sein Zimmer hatte schon weit bessere Tage gesehen. ‚Na Bravo!’, murrte er in Gedanken. Er hob einen Bilderrahmen hoch und starrte diesen an. Das Foto welches sich in seinem Inneren befunden hatte, war verschwunden.
 

Fünf Minuten später kam Aaron wieder die Treppe runter und setzte sich seufzend auf die umgeworfene Couch. „Bis auf ein Foto fehlt nichts!“, sagte er auf den fragenden Blick von Destiny, „Und eingestiegen sind die wohl durch das offene Fenster oben auf dem Speicher!“

„Sonst noch etwas?“, fragte die Vampirin und stellte einen schweren Mahagoni- Schreibtisch wieder richtig hin. „Was ist mit dem Safe deiner Familie?“ „Der ist im Keller!“, sagte Aaron, „Aber da kein Alarm ausgelöst wurde, ist der noch unversehrt!“

„Das ist in der Tat seltsam!“, murmelte sie. „Wie lange warst du weg?“

„Höchstens zwei Stunden!“

„Und du bist dir ganz sicher, dass außer dem Foto nichts fehlt?!“, fragte Destiny beunruhigt.

„Ganz sicher!“, sagte Aaron sicher, „Wieso? Was ist so schlimm daran?“ „Was war auf dem Foto?“ „Hey Destiny… das waren nur Einbrecher!“, sagte der junge Mann und musste lachen.
 

„Ob es NUR Einbrecher waren… darauf würde ich nicht wetten!“, sagte die junge Frau, mehr zu sich selbst. „Es…kann kaum Zufall sein, dass erst mein Bruder angegriffen und dann bei dir eingebrochen wird, ohne das die Täter etwas mitnehme… außer dem Foto!“

„Wie meinst du das?“

„Ich glaube nicht an Zufälle! Also, was war auf diesem Foto zu sehen?“
 

„Noel und ich!“, sagte Aaron kleinlaut und doch recht rot um die Nase, „Er hat das gleiche!“

Dann aber kam ihm die Warnung Noels wieder in den Sinn, dass er sich eigentlich von Destiny hatte fernhalten sollen. „Kann es sein, dass du mir etwas verheimlichst?“, fragte er vorsichtig und musterte die Vampirin. Sie aber sah zu Boden.

„Ich bin auf dem Weg hier her, jemandem begegnet… Er meinte, er kenne ‚Mittel und Wege’ Noel und mich… auf seine Seite zu ziehen!“, erklärte Destiny schwerfällig. „Daher glaube ich, dass es dieser jemand war, der dein Haus durchsucht und dabei wohl gehofft hat, dich hier anzutreffen!“

„Und wer… soll dieser jemand sein?“, fragte Aaron unsicher. „Doch nicht etwa diese komischen Senti, von denen Pascal gesprochen hatte?“
 

„Nein…schlimmer“, nuschelte die junge Frau. „Und schlimmer könnte es kaum sein, dass er von dir weiß und offensichtlich auch wo er dich findet.“

„Na großartig!“, murrte Aaron und sah sich hilflos in dem großen Wohnzimmer um, „Das Leben eines Vampirs scheint doch nicht so problemlos zu sein, wie ich anfangs dachte…“
 

„Wer das behauptet, hat echt einen an der Meise!“, lachte Destiny und musste aber im gleichen Augenblick seufzen, „Unser Leben ist bei weitem schwerer als das eure!“

Gespannt wartete der braunhaarige Mann, mehr von dem Leben zu erfahren, zu dem Noel gehörte und von dem er so wenig wusste.
 

„Wir können während des Tages kaum an der Sonne leben, wir wachsen fern von unseren Familien auf und lernen das Gefühl… eine Familie zu haben, manchmal nie kennen!“, erzählte Destiny traurig, „Außerdem gibt es etwas, dass nur den geborenen Vampiren zu Teil wird! Denn nur diese können sich fortpflanzen! Geschaffenen, wie beispielsweise Pascal ist dies vorbehalten!“ „Oh ehm… das...tut mir Leid…“, sagte Aaron und suchte nach den richtigen Worten, die der Situation angemessen gewesen wären. Doch wie es in solchen Momenten üblich, fand man sie nicht.
 

„Jedenfalls wirst du vorläufig unter Hausarrest gestellt!“, sagte die Vampirin, wieder um einiges besser gelaunt, „Du kannst meinetwegen zur Schule gehen und irgendwie einkaufen. Aber dann gehst du nach Hause! Keine Besuche bei Freunden! Keine Partys! Nichts!“ „Ja aber… Geht’s noch?“, empört über die Verbote sah Aaron sie an, „Ich habe jetzt schon mehr Freunde, die mich für durchgeknallt und paranoid halten, als dass sie wirklich zu mir halten!“

„Es wird sich auch wieder bessern!“, sagte Destiny schulterzuckend, „Echte Freunde halten in jeder Situation zu einem! Also stell dich nicht so an!“
 

„Sieh an…“, höhnte Emmett. „Du kämpfst also wirklich um dein Leben! Sehr schön! Genau wie ich es mir erhofft hatte!“ Er besah sich den schlafend Noel. „Es wäre sonst auch recht langweilig!“, sagte er, „Wo ich doch noch so viele schöne Dinge mit dir und deinem süßen kleinen Freund vor habe!“

Vorsichtig horchte Emmett auf. Es war riskant, sich hier in der Wohnung seiner Feinde, der Höhle des Löwen, aufzuhalten.

„Oh Noel… wenn ihr euch damals doch nur für uns… und nicht diese nutzlosen Menschen entschieden hättet…“, seufzte der junge Mann, „dann hätte es nie so weit kommen müssen.“ Er schwieg für einen Moment. „Aber ich muss zugeben: so macht es deutlich mehr Spaß!“
 

Plötzlich klopfte es an der Zimmertür und Midnight kam mit einer Schale frischen Wassers und einem Lappen herein.

Argwöhnisch sah sie sich einen Moment um. Und auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, dass sie die Balkontür geöffnet hatte, so stellte sie die Schale auf den Nachttisch neben Noels Bett und verschloss die Tür nach draußen schnell wieder.

Dann machte sie sich daran dem fiebernden Noel mit dem kalten Lappen die Stirn zu kühlen.
 

Die Tage vergingen und der Zustand Noels besserte sich nur mäßig. Glücklicherweise waren die Gäste, die Vampire der Arktis, von Alice, Riko und den Zwillingsbrüdern Konstantin und Jared aus der Stadt geleitet worden. Nun konnte sich auch Aaron in der Wohnung etwas freier bewegen und sich nicht zwischen Destiny und Pascal verstecken, wenn er, wie so in den letzten Tagen, Noel besuchte.
 

„Für einen Menschen hält er ziemlich lange ohne Schlaf durch!“, sagte Riko, nachdem er aus Noels Zimmer kam. „Wie lange ist er jetzt schon hier? Zwei, vielleicht drei Tage?“ „Auf jeden Fall wird es langsam Zeit, dass wir etwas gegen Emmett und dieses Verschwinden von Leuten unternehmen!“, mischte sich Konstantin ein und streckte sich auf der Couch aus. „Ich habe keinen Bock mehr, einfach hier zu sitzen und zu warten!“

„Wie lange braucht dieses Gott verdammte Gegenmittel zur völligen Entgiftung?“, fragte Riko und setzte sich zu Alice, „Immerhin ist Noel jetzt seit über eine Woche fast völlig ausgeknockt!“
 

Jetzt kam auch Midnight aus dem Schlafzimmer Noels und blieb mit gesengtem Kopf vor der kleinen Gruppe stehen. „Das ehm… Fieber i-ist endlich gesunken!“, sagte sie kleinlaut. Der Anblick so vieler mächtiger Vampire in ihrer unmittelbaren Nähe machte sie schrecklich nervös und unsicher.

„Was ist mit diesem Menschen?“, fragte Konstantin bewusst abwertend, ohne Midnight auch nur einen Blick zuzuwerfen.

„Ehm… A- Aaron sitzt nach wie vor an seinem Bett und ehm… ja. Er sitzt dort und sieht Meister Noel bloß an.“, sagte die junge Frau schnell und verschwand dann in der Küche.

„Elende Nervensäge!“, murrte Alice, der es gar nicht gefallen hatte, dass Noel sich einen gerade erst verwandelten Vampir als Schützling gesucht hatte. „Wieso hat Noel sie eigentlich aufgenommen?“ „Keine Ahnung!“, gestand Destiny und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht in einem Zustand der geistigen Umnachtung?!“

„Ist doch egal!“, platzte Riko dazwischen. „Er hat sie aufgenommen, bildet sie aus und gut ist!“

„Aber-“
 

Plötzlich verstummten alle und sahen zur der Tür, die ins Schlafzimmer. Wenn auch für menschliche Ohren kaum hörbar, hatte sich in dem Zimmer etwas bewegt! Und dann ging auch schon lautlos die Zimmertür auf und ein äußerst blasser, zitternder und keuchender Noel kam wankend aus dem Zimmer. Ebenso leise, wie er die Tür geöffnet hatte, schloss er sie auch wieder. Doch er hatte sich überschätzt. Eine Hand af die Brust pressend, lehnte er sich sogleich an die Wand und sah in die Runde, als suche er jemand bestimmtes.
 

„Alter, du siehst scheiße aus!“, blaffte Konstantin seinen Freund mit einem breitem Grinsen an. „Vielleicht solltest du dich lieber wieder hinlegen oder aber wenigstens setzen!“

Es dauerte einen Moment, ehe der Angesprochene reagierte. Dann aber stieß er sich von der Wand ab und kam wankend zur Couch. Dort ließ er sich einfach auf einen freien Platz fallen und schloss für einen Moment die Augen; denn es drehte sich plötzlich alles unnatürlich schnell.
 

„Wie…wieso ist Aaron hier?“, fragte der Weißhaarige nach gut fünf Minuten in denen er nur tief ein- und ausgeatmet hatte. Destiny und Pascal sahen sich einen Moment zweifelnd an. „Weil er krank vor Sorge um dich war!“, sagte seine Schwester dann. „Erst versprichst du, dass du dich abends meldest und dann fast drei Wochen nichts!“ „Wir hielten es daher für besser, wenn er her kommt und sich mit eigenen Augen ein Bild davon machen kann, dass du es gerne eingehalten hättest, es aber einfach nicht konntest!“

„Ha…haben die anderen-“

„Verdacht geschöpft? Nein!“, sagte Alice nun mit leicht belegter Stimme. „Wir haben ihm immer irgendwelchen Sachen von uns gegeben, dass er als Mensch nicht auffiel und er blieb immer in deinem Zimmer, sodass die anderen ihm auch nicht allzu oft begegneten!“ „Gut…“, keuchte Noel und richtete sich leicht schmerzerfülltem Gesicht wieder auf.

„Wo willst du hin?“, fragte Jared neugierig.

„Duschen!“, presste der andere Vampir mühsam hervor. „Und dann gehe ich auf die Jagd!“
 

„Spinnst du?!“, platzte es lautstark aus Midnight hervor, die nun an der Tür zur Küche stand. Sofort aber wurde sie rot und sah verlegen zu Boden. „Bitte verzeiht!“, nuschelte sie verlegen. Dann aber sah die junge Frau wieder auf. „Ihr könnte jetzt noch nicht wieder eine solche Unternehmung machen!“ Noel aber lächelte nur milde. „Danke dass du dir solche Sorgen um mich machst!“, sagte er und ging in Richtung Badezimmer. „Aber diese Unternehmung muss so schnell wie möglich erledigt werden und duldet keinerlei Aufschub!“
 

„Du willst Emmett jagen, richtig?!“, fragte Destiny mit einem flehenden Unterton. „Noel das ist Irrsinn! Du bist nicht fit genug, um so etwas unbeschadet zu überstehen!“

Noel aber drehte sich zu ihr und lächelte bloß in die Runde. „Emmett wird dafür büßen, was er mir angetan hat und auch, dass er uns mehr als schändlich verraten hat!“, sagte er mit eiskalter Stimme. „Außerdem habe ich dann endlich Ruhe vor ihm und kann mich anderen Dingen widmen!“

Darauf wusste niemand so recht eine Antwort. Also ging Noel ins Bad und duschte.
 

Als Aaron die Augen aufschlug, roch es seltsam nach Shampoo und Wasser. „Du bist wach?!“, fragte eine Stimme und jemand beugte sich über ihn.

Mit einem Schlag dann war er hellwach und sah in Noels Gesicht. „Du- du bist ja wach!“, sagte er aufgebracht und setzte sich auf. „Wie geht es dir? Hast du Schmerzen? Brauchst du irgendetwas?“

Der Vampir aber lächelte seinen Freund bloß an. „Mir geht es gut!“, sagte er und setzte sich auf die Couch, auf welcher Aaron geschlafen hatte. „Wie kommt es eigentlich, dass du dich immer dem widersetzt, was ich dir sage?!“ „Weil ich mir Sorgen gemacht habe!“, nuschelte Aaron verlegen. Dann aber hatte er sich wieder gefasst und sah Noel direkt an. „Denn immerhin hast du, blöder Penner, dich ja nicht gemeldet!“
 

Verdutzt sah der Vampir seinen Freund einen Moment fassungslos an. Dann aber musste er lachen- was sich aber sogleich in einem leichten Schwindelanfall rächte. „Hey…du schwitzt ja!“, sagte Aaron und strich seinem Gegenüber über die Stirn. „Geht es dir wirklich gut?“ „Mir…geht es blendend!“, log Noel und lehnte sich nach hinten, damit das Schwindelgefühl nach ließ. „Du siehst aber noch recht krank aus- wenn man mal davon absieht, dass du eigentlich immer blass bist…“, sagte der junge Mann und streckte sich. „Wieso hast du dich überhaupt angezogen? Du gehörst ins Bett!“

„Ich…muss noch mal weg!“, sagte Noel und lächelte belegt. „Aber es wird nicht lange dauern! Versporchen!“, sagte er, „Und dieses Mal halte ich mein Versprechen auch!“ „Pah…wer soll dir noch glauben?!“, sagte Aaron schnippisch und drehte sich mit vor der Brust verschränkten Armen weg. „Wir haben ja wohl beide gesehen, wohin das führt, oder?!“ „Dieses Mal…“, sagte Noel mit ernster Stimme und drehte Aarons Gesicht wieder zu sich, „Halte ich, was ich verspreche!“

Dann, ohne ein weiteres Wort, drückte er seine Lippen auf die seines Freundes und küsste ihn, wie schon lange nicht mehr. Aaron seufzte wohlig und schlang die Arme um den Hals Noels.
 

„Wo gehst du hin?“, fragte er dann atemlos, nachdem sie sich wieder gelöst hatten und Aaron nun mit dem Kopf auf dem Schoß Noels lag. „Ich mag nicht mehr ewig auf dich warten!“

„Ich muss… nur noch etwas mit einem alten Freund klären!“, sagte der Vampir und kam still zu dem Schluss, dass die Wahrheit nichts für Aaron war. „Die anderen kommen mit und du wirst entweder hier mit Midnight, oder bei dir zu Hause warten!“ „Dann warte ich lieber hier!“, murmelte der Braunhaarige. „Zum einen sehe ich dich dann auf jeden Fall wieder und zum anderen ist es alleine unheimlich!“

„Okay!“, lächelte Noel und beugte sich zur Halsbeuge von Aaron und saugte an der weichen Haut.
 

Als er wieder von dem jungen Mann abließ, hatte dieser einen leuchtenden Knutschfleck. „So! Jetzt werden die anderen wirklich die Finger von dir lassen!“, grinste der Vampir zufrieden und ließ Aaron aufstehen.

„Wenn du dich doch beeilen wolltest, solltest du die anderen nicht mehr so lange warten lassen!“, lächelte der junge Mann etwas traurig. „Ich werde hier bleiben und werde warten!“ „Gut!“, sagte Noel und verließ mit einem letzten glücklichen Lächeln das Zimmer.
 

Später würden sich beide noch genau an diese Minuten erinnern, denn danach sollte sich das Leben der beiden so stark verändern, dass es die Beziehung der beiden auf eine harte Probe stellen würde.

Eine gute halbe Stunde später hatten sich die Vampire Destiny, Pascal, Alice, Riko, Konstantin, Jared und Noel auf den Weg gemacht und liefen in einem Eiltempo durch die Stadt, welche sich auf die Nacht vorbereitete.

Niemand sprach groß ein Wort und doch sagten ihre Gesten so viel. Jeder einzelne von ihnen sah sich immer wieder suchend um und folgte dem Instinkt, der sie zu der Stelle führen würde, an der Emmett sich auch schon in früheren Zeiten immer wieder versteckt hatte.
 

„Wie weit ist es noch?“, fragte Alice, als sie die letzten Häuser der Stadt hinter sich ließen. „Nicht mehr weit!“, antwortete ihr Destiny von vorne. „Emmett war schon immer jemand, der gerne in irgendwelchen dunkeln Löchern hauste! Daher wird er irgendwo in den alten Burgruinen auf der Hügelkette sein!“

„Dann hört auf zu tratschen und legt einen Zahn zu!“, meldete sich Konstantin mit ungeduldiger Stimme. „Ich kann es kaum erwarten, mal wieder richtig los zu legen!“
 

Dann schwiegen sie wieder alle und beeilten sich, die Hügelkette zu erreichen. Dort kam nur eine einzige der der Ruinen als Versteck für Emmett in Frage.

Ruß und dunkle Flecken, die verdächtig nach getrocknetem Blut aussahen, klebten an ihren Festungsmauern, die hie und da bereits eingestürzt waren.

Giftiger Efeu und wilder Mohn rankte sich an den zerfallenen Steinen und den leeren Fenstern empor.
 

„Hier?“, fragte Pascal und ein Schauer lief ihm über den Rücken. „Genau hier!“, antwortete eine leise Stimme und ein kleines Mädchen trat aus dem Schatten der Burgmauern. „Ich kann spüren, dass es tief unten mehr als nur eine lebendige Seele gibt!“ Alle sahen die kleine verwundert an.
 

„Das ist Lapos!“, sagte Alice und stellte sich neben das Mädchen. „Sie ist meine kleine Schwester und leider blind geboren worden!“ „Aber ich habe mich anderer Mittel bedient!“, sagte Lapos und schritt dann einfach wieder in die Schatten davon. „Kommt! Noch sind sie nicht wach!“
 

Lautlos wie sie angekommen waren, schlichen sie nun in den langen und dunklen Schatten durch die großen Höfe der Feste und kamen schließlich zu einer Treppe, die unter die Erde führte. „Schnell!“, zischte Lapos und schubste sie alle förmlich durch die Treppenöffnung. Doch keine Sekunde zu früh, denn ein Rudel Senti, bestehend aus gut zwanzig Zombieähnlichen Menschen,, die zu Wiedergängern geworden waren, und künstlich erschaffener Wesen streifte durch den Hof und störte sich kaum daran, dass das helle Vollmondlicht ihnen die Haut verbrannte.

„Wie viele Menschen hat Emmett bereits verwandelt?“, fragte Jared leise und sah sich in den mit Fackeln ausgehängten Gang um. „Ungefähr vierzig!“, sagte Lapos und nahm einige der Fackeln aus ihrem Halter. „Weitere dreißig hat er hier unten überall in die Kerker gesperrt und lässt sie nacheinander immer wieder gegen einander kämpfen. Wenn sie dann kurz vor dem Tod stehen, gibt entweder er ihnen den Todesstoß und verwandelte sie in diese Wesen oder aber, er lässt ein paar der Senti kommen!“
 

„Kaum zu glauben, dass noch niemand bemerkt hat, dass diese Burg nicht mehr unbewohnt ist!“, murrte Destiny und sah aus dem Augenwinkel zu Noel. Der kalte Schweiß rann ihm nur so förmlich von der Stirn und er hatte alle Mühe, sich nach ihrer kleinen Lauferei auf den Beinen zu halten.

„Alle, die sich bislang dieser Ruine genähert haben, sind hier unten verschwunden. Wie gesagt, einige leben noch, andere aber sterben noch vorher in den Kerkern und werden irgendwo hingebracht, wo selbst ich nicht ungesehen rein komme!“, erklärte das blinde Mädchen und führte sie durch die verwundenen Gänge von denen das Wasser in kleinen Rinnsalen gen Erde floss. Hier und dort hatten sich auch Baumwurzeln ihren Weg gebahnt und ließ sie die Köpfe einziehen.
 

„Seit wann bist du hier?“, fragte Pascal neugierig. „Seit ungefähr einer Woche!“, sagte Lapos und blieb stehen. „Aber einige Male war es recht knapp, dass man mich entdeckt hätte.“
 

Tiefer und tiefer führten die Gänge unter die Erde und je tiefer sie kamen, desto drückender wurden die Luft und auch das Gefühl, dass sie abermals in der Falle saßen.

„Irgendwas ist hier oberfaul!“, murrte Noel heiser. „Emmett ist kein Dummkopf und kann sich denken, dass wir früher oder später kommen! Wieso also sind hier nicht irgendwelche Wachen oder so?“

Jetzt fiel es auch den anderen auf, was er meinte. Außer der Gruppe draußen auf dem Hof war ihnen noch niemand begegnet und es war auch sonst niemand zu hören, geschweige denn in irgendeiner Form zu riechen. Nun wurden auch die Gänge immer breiter und ausladender und schließlich standen sie in einer Art riesiger Höhle.
 

„Ei ei ei! Wen haben wir hier?“, höhnte plötzlich eine laute Stimme von den Wänden. „Ein widerliches Mischblut, eine blinde kleine Maus und meinen besten Freund, der sich kaum mehr auf den Beinen halten kann!“ „Komm raus und zeig dich!“, rief Noel laut. „Elender Verräter! Lass deine albernen Spiele!“

„Wieso Spiele?“, fragte Emmett gekränkt und mit einem Mal war die Höhle hell erleuchtet. „Ich habe mich schon gefragt, wann ihr hier auftaucht! Wie geht es deinem kleinen Freund Noel?“
 

„Du…“, knurrte der Weißhaarige und ließ seine Zähne blitzen. „Aber aber!“, sagte der andere hämisch. „Wir wollen doch nicht, dass du dich überanstrengst!“ Dann auf einen Wink hin, füllte sich die Höhle an allen Ecken und Enden mit einer beachtlichen Zahl an Senti.

„Wie ich sehe, warst du nicht untätig!“, grinste Destiny herablassend. „Oh Emmett… du hattest wahrlich schon immer sehr sonderbare Vorlieben!“ „Allerdings kann ich von mir behaupten, dass ich etwas erreicht habe!“, lachte der andere Vampir und gab der lauernden Meute ein Zeichen.
 

Sofort fielen die Scharen der Senti über die kleine Gruppe der Vampire her. Doch diese waren durchaus in der Lage, sich gegen ihre Angreifer zu wehren!

Schon nach wenigen Minuten lagen die ersten zerfetzten Leiber auf dem Boden, während sich Destiny, Jared und Konstantin die Mischwesen, welche einst einmal Menschen gewesen waren, vornahmen, kämpften Noel, Pascal, Alice und Riko gegen die Senti.
 

„Welch eine herrliche Darbietung!“, lachte Emmett und setzte sich auf eine der dicken Baumwurzeln, die sich ihren Weg durch die Felsen suchten. Freudig sah er seinen ehemaligen Freunden dabei zu, wie sie sich den Senti und Wiedergängern entgegen warfen, ihnen die Hälse aufbissen und hie und da auch mal eine beachtliche Fleischwunde hinterließen.
 

Pascal und Jared hatten den meisten ‚Spaß’ an der ganzen Sache. Mit blutunterlaufenen Augen und gefletschten Zähnen, bahnten sie sich ihren Weg durch die Menge und brachten, ohne Rücksicht auf Verluste und Hintergedanken, dass sie auch Frauen und Kinder töteten, einfach alles und jeden um, der sich ihnen widersetzte.

„Bäh!“, Jared hatte gerade einem besonders dicken Wiedergänger die Kehle durchbissen und nun von dessen Blut gekostet. „Also ich hatte schon schlechtes Blut, aber das ist einfach widerlich! Schmeckt total wässrig und irgendwie nach modriger Erde!“ „Du sollst auch nicht essen, sondern kämpfen!“, rief Alice und erledigte zwei herannahende Senti auf einmal.
 

„Man…die nehmen ja überhaupt kein Ende!“, fluchte Konstantin, als er abermals über einen leblosen Körper stolperte. „Die müssen hier irgendwo- ach verdammt!“ Immer und immer wieder kamen neue Angreifer und im Gegensatz zu den langsam schwindenden Kräften Noels und der anderen, machte es bei ihnen keinen Unterschied ob sie einfach starben und ein anderer ihren Platz einnahm.

Lapos hatte sich derweil immer wieder in den Hintergrund gedrückt. Alice hatte sich immer wieder schützend vor sie gestellt und ihr schließlich gesagt, sie solle sich zurückziehen, da sie als Blinde nicht viel hatte ausrichten können. Auch Noel hatte seine liebe Mühe, sich gegen die Übermacht zu wehren. Denn wenn auch das Gift sich zum größten Teil neutralisiert hatte, so waren die Überreste immer äußerst wirksam und lähmten seine Reaktionen und die Wirkungskraft seiner Angriffsschläge. ‚Mist!’, fluchte der Vampir innerlich. ‚Wenn das so weiter geht, dann sehe ich schwarz! Und das im wahrsten Sinne des Wortes!’
 

Wieder und wieder bissen und kratzten Konstantin Kehlen auf, ließen Knochen bersten und brachten einen Angreifer nach dem anderen zum Fall. Doch jedes Mal, wenn einer der Senti fiel, kamen mindestens zwei neue an dessen Stelle.

Und plötzlich geschah es. In einem unachtsamen Moment gelang es zwei Senti Pascal und Noel auf die Rücken zu klettern. Sie ließen keinen Moment verstreichen, da hatten sie ihre messerscharfen Zähne in den Hälsen der Vampire versenkt.

Gellend schrie Pascal auf und sackte auf die Knie. Wild um sich schlagend, versuchte er den Senti von seinem Rücken zu zerren- ebenso Noel. Doch die beiden Wesen waren hartnäckig und krallten sich in die Arme der beiden um besseren Halt zu finden. Viel nützte es ihnen aber nicht, denn nach dem Schrei Pascals hatten sich Destiny und Alice von ihren Gegnern losgerissen und befreiten die Freunde von der störenden Last.

Doch nun hatten auch die anderen Senti und Wiedergänger ihre Chance gewittert. Gleich zu mehrt stürzten sie sich auf die beiden angeschlagenen Vampire und versuchten etwas von dem Blut ab zu bekommen, dass in winzigen Rinnsalen aus den Wunden der beiden troff.
 

„Lange halten wir das nicht mehr durch!“, sagte Jared, der sich schützend über Noel stellte und ihm so einen Moment zum Verschnaufen verschaffte.

Keuchend hatte der Weißhaarige sich auf dem Boden abgestützt. Er war am Ende seiner Kräfte und die Sinne schwanden ihm. „Hey!“, hallte die Stimme von Lapos in seine Ohren. „Du musst durchhalten!“ Obwohl sie genau neben ihm stand, hörte und sah er sie kaum noch. Seine Lungen und die Muskeln in Beinen und Arme fühlten sich bleischwer an und machten jede Bewegung zu einer Qual.
 

„Ah! Wie ich sehe scheint ihr endlich zu begreifen, in welcher Lage ihr euch befindet!“, ertönte plötzlich die Stimme von Emmett, der dem Geschehen bislang mit höchstem Vergnügen zugesehen hatte. Mittlerweile hatten sich alle um den am Boden liegenden Noel und den verletzten Pascal gescharrt und ihnen immer wieder die Angreifer vom Hals gehalten, damit sie sich einen Moment erholen konnten. Doch es war vergeben Liebesmüh.

Wenig später waren sie von den Senti und den menschlichen Widergängern umringt, die nun auf ein Zeichen zu warten schienen, dass sie den Vampiren den Todesstoß geben konnten.
 

„Und wie ich soeben erfahre, ist mein Gast bereits eingetroffen!“, grinste der Vampir auf der Empore. „Und ich bin mir sicher, dass ihr ihn alle gut kennt!“ Jetzt sahen alle wie gebannt auf den Mann, der da so hämisch zu ihnen heruntersah. „Aber für’s erste solltet ihr die beiden Schwächlinge in eurer Mitte nach Hause bringen und verarzten!“
 

„Das würde dir so passen!“, grinste Konstantin angriffslustig. „Wir weichen vor niemandem zurück! Schon gar nicht vor dir!“ „Nein!“, zischte Alice. „Auch wenn ich es ebenso ungern zugebe wie du, Noel ist am Ende! Und Pascal hat einige Verletzungen davon getragen, die wir uns besser erst ansehen!“

„Ja aber-“

„Kein Aber!“, schaltete sich nun wieder Emmett ein. „Ich werde euch nach draußen begleiten lassen und dann spielt ihr alle mal schön eine Runde besorgte Familie und kümmert euch um die Kranken, Schwachen und Verletzten!“ „Du bist widerlich!“, fauchte Destiny wütend. „Und ihr sehr amüsant!“, grinste ihr Gegenüber. „Aber wie ich ja bereits sagte, bin ich kein Unmensch und gebe euch eine zweite Chance!“ Er winkte ihnen verspottend zu. „Wir sehen uns in ein paar Tagen wieder, meine Freunde!“, sagte er noch und verschwand von der Empore.

„Ach ja!“, hallte seine Stimme nochmals von den Wänden wieder. „Solltet ihr versuchen mir zu folgen, so kann ich euch gleich davon abraten, denn meine kleinen Geschöpfe werden euch wenn vernichten! Also geht lieber wieder zurück!“
 

Sie warteten noch einen Moment, dann sahen sich die Vampire gegenseitig an. „Und was jetzt?“, fragte Lapos schluchzend, da Noel immer blasser wurde auch seine Atmung immer flacher wurde. „Wir müssen ihn hier raus bringen!“, seufzte Konstantin und hievte sich den weißhaarigen Mann auf den Rücken. „Kannst du Pascal tragen?“, fragte er dann seinen Zwilling. Dieser nickte und ließ sich von Alice und Riko Pascal auf den Rücken setzen.

Allerdings ließen sie dabei die Senti nicht einen Moment aus den Augen.
 

„Also ich bin ja immer noch dafür, dass wir bleiben!“, murret Konstantin und lief die Gänge zurück, die sie auf ihrem Hinweg passiert hatten. „Dich hat aber keiner gefragt!“, sagte Alice und hielt nach hinten Ausschau. Doch niemand folgte ihnen und als sie schließlich wieder an der frischen Luft angekommen waren, brach der Morgen bereits an.

„Wie lange waren wir da unten?“, fragte Riko und sah fragend zum Himmel. „Wir sollten uns beeilen!“, sagte Konstantin. „Ich traue Emmett nicht und ich habe nicht vor, noch hier zu sein, sollte er auf die glorreiche Idee kommen, sein Versprechen zu brechen!“ Destiny, Alice, Riko und die anderen nickten stumm und machten sich dann eilends auf den Rückweg in die Stadt, ehe die Sonne ihnen zu sehr zusetzte.
 

Doch als sie dann wieder in der Wohnung Noels ankamen, empfing sie ein Bild der Zerstörung. Im Wohnzimmer sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen- sämtliche Möbel hatte man umgeworfen, Glasvitrinen waren zersplitterte über den gesamten Boden verteilt. Und wo man auf dem Boden auch hinsah, etwas fiel einem immer wieder auf. Blut war überall verteilt worden und wenn es auch nur wenig war, reichte es aus, um die Ausmaße des Kampfes zu zeigen.

„Herr im Himmel!“, sagte Jared und ließ Pascal einfach von seinem Rücken gleiten. „Also ich würde an deiner Stelle den Innenarchitekten wechseln!“, sagte er an Noel gewandt, der sich wieder einigermaßen gefangen hatte und sich in den zertrümmerten Überresten in seiner Wohnung umsah.
 

Plötzlich jedoch hielt er inne und lief zu zwei Regalen, die umgestürzt auf dem Boden lagen. Schnell waren Riko und Konstantin bei ihm und halfen ihm. Zum Vorschein kam der geschundene Körper von Midnight. „Sie wurde übel zugerichtet!“, sagte Jared mit einem fachmännischen Blick. „Aber sie lebt und wird auch überleben.“

Doch Noel hörte ihm gar nicht zu. Suchend sah er sich in der Wohnung um. „Was ist?“, fragte Destiny und sah ihren Bruder leicht zweifelnd an. „Wir sind doch alle hier!“ Doch wie die Worte ihren Mund verließen, wusste sie, nach wem ihr Bruder suchte.

„Es sind alle hier! Zumindest alle, die eben auch bei uns waren“, sagte Noel und sprang auf. „Doch er ist nicht hier!“ Er lief in alle Zimmer, und rief immer wieder den Namen seines Geliebten. Doch es kam keine Antwort.
 

„Noel!“, rief dann irgendwann Alice und kam aus dem Gästezimmer, wo sie Midnight versorgten. „Das hier hatte sie in der Hand!“, sagte die junge Frau und reichte dem Vampir ein Foto.

Sofort als Noel sah, was darauf abgelichtet war: Er sah seinen Freund, auf das übelste zusammengeschlagen, mit etlichen Schnitten und Platzwunden im Gesicht, am Hals und an den Armen. Noch dazu hatte man ihn mit schweren Ketten, welche an den Handgelenken befestigt waren, an die Wand gefesselt. Vollkommen schlaff und allem Anschein nach auch ohnmächtig hing er in den Ketten, während sein Kopf auf die Brust gesackt war.
 

„Nein…“, japste Noel und sackte auf die Knie. Er konnte sich denken, wer dahinter steckte. Doch alleine der Anblick reichte, dass ihm die Knie weich wurden. „Nein! Nein! Nein! NEIN!“, fluchte er und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden. „Wieso er? Wieso müssen immer alle die leiden, die ich liebe?“

Tag & Nacht 8

So ihr Lieben^^

wieder ein neues, vollkommen schwachsinniges Kapitel von mir XD

als kleiner Hinweiß... die einzelnen Sätze die ab und an da immer stehen, sind gedachte Sätze von Aaron ^^
 

Viel Spaß beim lesen

LG wolkentaenzer
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Die Stunden verstrichen endlos langsam. Irgendwann verlor sich das Zeitgefühl vollends…
 

„Du bist wirklich zu bemitleiden!“, seufzte Emmett selbstgerecht und ließ sich auf einem Holzhocker nieder. Betrachtete die recht kümmerliche Gestalt die auf einem einfachen Heulager lag und unter dicken Verbänden verborgen war.

„Dennoch hoffe ich, dass man dir genügend Schmerzmittel gegeben hat, dass die Schmerzen wenigstens etwas erträglich sind.“
 

Der Vampir wartete einen Moment, ob Aaron, welcher da vor ihm lag, etwas sagen würde, doch blieb dieser stumm. Emmett jedoch wusste, wie und auf welche Weise er sich seine Antworten beschaffen konnte.
 

„Wie ich sehe, bist du über unsere Fähigkeiten ja schon Bestens aufgeklärt worden!“, stellte er grinsend fest. „Das trifft sich gut… auch wenn es sicher lustig gewesen wäre, dich ein bisschen zu verwirren!“, sagte er fast schon enttäuscht. „Aber gut! So weißt du wenigstens, dass ich deine Gedanken kenne! Also versuche erst gar nicht von hier zu entkommen- auch wenn das in deiner momentanen Lage eh recht schwierig wird!“

Aaron nickte nur, kaum merklich. Dieser Vampir machte ihm eine Heidenangst.

Erst hatte man ihn aus der Wohnung Noels entführt und hier her gebracht und ihn dann anschließend mehr als brutal zusammenschlagen lassen.
 

Was willst du von mir?
 

„Eigentlich gar nichts!“, sagte Emmett. „Du bist lediglich der Köder!“
 

Warum?
 

„Weil ich Noel und Destiny wieder bei mir haben will!“, blaffte er mit einem nahezu irren Blick. „Menschen wie du und dieser Bastard Pascal, haben sie mir weggenommen, mir verfremdet und vom Wege unserer alten Traditionen und Riten abgeführt! Und genau auf diesen Weg will ich sie wieder zurückführen! Zurück zum alten Leben unserer Rasse!“
 

Aber sie haben sich doch selbst dafür entschieden!
 

Der Vampir rümpfte abwertend die Nase und ein leises Knurren, einem fernen Donnergrollen gleich, war zu hören.

Innerlich zuckte Aaron zusammen, denn er kannte dieses Verhalten; wenn auch nur vage! Bei einem seiner ersten Treffen mit Noel waren ihm die Züge ebenfalls so entglitten, da er sich und seine Selbstkontrolle überschätzt hatte.

Doch Emmett erschien selbst in dieser Form noch weit gefährlicher wie Noel zu sein. Der Mann, der vor ihm saß, strahlte pure Boshaftigkeit, Macht und Wut aus- dazu kam, dass er mit eben diesen Eigenschaften umzugehen wusste!
 

„In den Jahren, wo wir noch frei durch die Länder streifen konnten, führten wir ein freies und beinahe zügelloses Leben! Erst als wir anfingen uns den Menschen zu nähern, verweichlichten viele… fanden Gefallen an einem ordentlichen Leben. Doch keiner von ihnen hat gemerkt, dass sie uns unseres Wissens und Freiheit beraubt haben um uns nach und nach auszurotten!“, erklärte Emmett zähneknirschend. „Ihr Menschen habt uns, die wir nicht waren wie ihr, und doch auf eine gewisse Art und Weise so sein wollten wie ihr, gejagt, getötet und somit schließlich an den Rand der Existenz befördert!“

Er machte eine Pause und holte tief Luft. „Ihr Menschen wusstet damals nicht einmal, dass wir existierten und doch haben wir so viele von euch als ‚Nahrungsquelle’ genutzt, euch nachgemacht… wir wollten nichts anderes wie… leben… doch die einstige Vielzahl gibt es nicht mehr…“
 

Wieso waren? Was passierte mit euch?
 

„Hör mir gefälligst zu!“, blaffte der Vampir wütend. „Ihr… ihr elenden Menschen habt uns gejagt, der Hexerei beschuldigt, für Krankheiten verantwortlich gemacht, und als das noch nicht genug war, habt ihr uns an die Inquisition förmlich zum Fraß vorgeworfen! Und das alles nur, damit bewiesen werden konnte, wie viel Macht ihr doch habt…!“, er sprang auf ungeachtet dessen, dass Emmett den Hocker und eine Schale Wasser umwarf.
 

Aber weder Pascal, noch ich können etwas für die Handlungen der Menschen die vor drei- oder gar vierhundert Jahren gelebt haben!
 

Jetzt trat wieder ein hämisches Grinsen auf Emmett’s Gesicht. Aaron aber konnte diesem Blick nicht standhalten. In seinem Kopf drehte sich alles und ein dumpf pochender Schmerz breitete sich langsam in seinem Körper aus.

Er drehte den Kopf zur Seite und blickte somit zur Wand, hoffte dass der Vampir diese Geste verstand.

Doch genau das Gegenteil war der Fall. Emmett, rasend vor Wut, hätte ihn beinahe bei den Schultern gepackt und auf die Füße gerissen. Doch schnell besann er sich eines Besseren und ließ noch vor dem zupacken von Aaron ab.
 

„Na schön… wie du willst!“, schwer atmend und mit sich selbst um innere Ruhe kämpfend. „Eigentlich war ich ja gekommen, um dich etwas zu fragen.“, sprach der Vampir dann plötzlich mehr zu sich selbst.
 

Was denn?!
 

Aaron hatte nur noch schlafen wollen. Er wollte nicht daran erinnert werden, was seine Vorfahren und andere den Vampiren angetan hatten, oder immer wieder aufs Neue an Noel erinnert werden.

„Okay… aber meckere anschließend nicht, dass ich dich verletzt habe!“, hämisch grinsend setzte Emmett sich auf den Rand des umgeworfenen Hockers.

„Hast du mal überlegt, welche Risiken eure Beziehung mit sich bringt?“, fragte er und stellte freudig fest, dass er, nach Aarons erschrockener Reaktion, genau die richtige Frage gestellt hatte.

Aaron drehte sich wieder zu Emmett. Musterte erst ihn und schien dann mit den Augen in dem halbdunklen Verließ nach einer Antwort zu suchen.

„Was ist?“, spöttisch abwartend sah der Vampir den liegenden Mann vor sich an. „Ich will deine Antwort hören!“
 

Die Risiken trage ich gern… und… und Noel sicher auch.
 

Emmett gluckste. Dann aber brach er in schallendes Gelächter aus. „Das- das meinst du doch nicht wirklich ernst, oder!?“, japste er und fiel hinten über und landete auf dem erdig, staubigen Boden. „Ihr glaubt, solange ihr zu eurer Liebe steht, geht alles gut?! Das ist Wunschdenken!“

Er setzte sich aufrecht hin und musterte die liegende Gestalt Aarons. „Man würde sich das Maul über euch zerreißen und er, also Noel, müsste das alles ertragen!“, erklärte er ruhig. „Unter Menschen ist es vielleicht nicht so verpönt, sich als Mann in einen Mann zu verlieben, aber als männlicher, noch dazu geborener Vampir einen menschlichen Mann zu lieben, dass ist eine Schande! Für Noel, wie für seine gesamte Familie!“, sagte Emmett und gähnte. „Weißt du eigentlich, von was für Menschen und hochrangigen Vampiren Noel umgeben ist?“
 

Natürlich… weiß ich das…
 

Der Mann schnaubte. „Natürlich!“, grinste er herablassend. „Aber das gleiche gilt auch für dich! Du wärst ein gefundenes Fressen für Schikanen und dergleichen! Oder was meinst du, wie würden deine Eltern und Freunde reagieren, wenn sie erfahren, dass du einen Mann, noch dazu einen Vampir liebst?“
 

Emmett! Ich werde trotzdem…
 

„Eines Tages werdet ihr euch zur Last fallen.“, sagte Emmett fast wehmütig. „Eine Beziehung zwischen Mensch und Vampir kann niemals gut Enden!“
 

Mag sein… trotzdem… liebe ich ihn!
 

Er seufzte. „Dir ist wohl wirklich nicht zu helfen.“, stellte der Vampir fest. „Bei Noel habe ich da noch etwas mehr Hoffnung…“

Emmett stand abermals auf und ging nun zu der schweren Eichentür, die den einzigen Ausgang darstellte. „Glaub mir… Ihr werdet euch über kurz oder lang zur Last fallen und euch gegenseitig nicht mehr wieder erkennen… ja, womöglich sogar ins Unglück stürzen.
 

Mit diesen Worten verließ Emmett den Kerker und ließ einen unsicheren, verzweifelten Aaron zurück.

„Sorgt dafür, dass er etwas zu Essen und zu Trinken bekommt!“, rief er den Wachen zu, während er den mit Fackeln ausgeleuchteten Gang in Richtung Ausgang schritt.
 

Nachdem Emmett ihn wieder allein gelassen hatte, dachte Aaron über dessen Worte nach. Hatte er vielleicht sogar Recht? War er Noel bloß immer eine Last am Bein, welcher dieser nur zu gerne losgeworden wäre?

Nein! Das konnte nicht sein! Noel liebte ihn und er liebte ihn! Doch wieso wusste Emmett so gut über sie Bescheid… und was wenn er doch Recht hatte? Nein! Das durfte nicht sein!

Müde von den Schmerzmitteln und dem vermeintlichen ‚Gespräch’ mit Emmett schloss Aaron schließlich die Augen.

Er wollte nichts mehr sehen, nichts mehr fühlen… einfach nur in der Dunkelheit liegen. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht und verloren sich in den Verbänden und seinen Haaren.
 

Kurz bevor er vollends eingeschlafen war, konnte er nur noch einen einzigen Satz klar denken und klammerte sich mit aller Kraft an ihn…
 

Ich liebe ihn trotzdem…



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2022-02-04T19:14:55+00:00 04.02.2022 20:14
Schade, das du nicht mehr weiter schreibst
LG reni
Von:  ReinaDoreen
2008-09-06T21:09:37+00:00 06.09.2008 23:09
Auch wenn es Aaron noch nicht wahrhaben will. Ich denke Emmetts Worte haben sich schon wie giftig Stachel in Aarons Gehirn festgesetzt.
Und irgendetwas wird ja geschehen wenn die Bezienung Noel - Aaron so gefährdet wird.
Reni
Von: abgemeldet
2008-09-06T17:36:31+00:00 06.09.2008 19:36
Ich bin längere Kapitel von dir gewohnt xD Ich bin etwas erstaunt, dass es diesmal nur so kurz gehalten war. Aber ich meker nicht mehr lange rum. xD Ich hab lange und sehr sehnsüchtig auf das nächste Kapitel gewartet und hab mich irre gefreut, als endlich angezeigt wurde, dass du ein neues hochgeladen hast!
Wie schon mehrmals betont, finde ich deinen Schreibstil sehr ansprechend. Auch kann ich mir gut in die Situation hineinversetzen, die du beschrieben hast.
Ich hoffe, du nächsten Kapitel kommen etwas zügiger. (Nimm das nicht persönlich, ich trödel ja selbst gern mal vor mich hin und man muss zum schreiben in der richtigen Stimmung sein, etc.)
Ja... ich hab jetzt auch ne neue FF ^-^ wenn du mal rein schauen willst.

*dir nen Schale Kekze hinstell*

Ich freu mich, wenn ich mehr von dir höre^^

Dein Forga.
Von: abgemeldet
2008-07-12T16:58:26+00:00 12.07.2008 18:58
woah ich liebe dein story !!! :]
Na gut man konnte jetzt schon erahnen, das Aaron gekidnapt wird, aber trotzdem echt super spannend. Beeil dich bitte mit weiterschrieben^^ ich kanns kaum erwarten :)
Von: abgemeldet
2008-07-07T22:26:42+00:00 08.07.2008 00:26
aah, so etwas in der art hatte ich mir schon gedacht,dass es passieren würde >o<
hilfe, das ist echt fies, an dieser stelle aufzuhören!ich hab gerade erst fertig gelesen und will schon wieder unbedingt wissen,wie es weitergehtXD
argl, es könnte so vieles passieren und die story sit so spannend, da ist es fast schon folter, auf das nächste kappi zu warten@@
naja, auf jedenfall wieder ein sehr schönes kapitel, der storyverlauf ist schön klar, die geschichte ist weiterhin super spannend und rechtschreib- und grammatikfehler sind mri so beim erstebn lesen nicht direkt aufgefallen- also faumen hoch :3
ich hoffe, du verlierst nicht die lust am schreiben udn bleibst dran, denn die story ist einfach klasse ^.-
lg
malphas
Von:  AoiShin
2008-06-03T18:22:54+00:00 03.06.2008 20:22
Huhu, das ist eine sautolle fanfic, ich hoffe das es bald weiter geht, ja, grins
ich mag noel und aaron sehr gerne, es sind tolle charas, aber die anderen mag ich auch, grins
die story errinert mich ein klein wenig (nur ganz klein aber sie tut es) an die Bis(s)- Reihe, ^^
so denne, bis zum nächsten kapi
lg knuff
ran
Von:  Severus_Snape
2008-04-05T09:57:12+00:00 05.04.2008 11:57
>___<
Oh gott oh gott,
spannend .....
mach blos weiter ...
wehe dem süßen passiert wat *droh*
Oh das ist so spannend ....

lg dia-chan
Von: abgemeldet
2008-03-14T18:13:12+00:00 14.03.2008 19:13
*___*
Es ist immer wieder schön, deine FF zu lesen! Sie ist wirklich im wahrsten Sinne des Wortes zum "anbeißen" XD
Mach bitte schnell weiter.
Deine Forga.
Von: abgemeldet
2008-02-29T15:39:44+00:00 29.02.2008 16:39
*schnief*
Wann gehts weiter @.@ Ich werde noch verrückt.
Von: abgemeldet
2007-12-29T17:06:35+00:00 29.12.2007 18:06
Wie konntest du mir das antun!? Einfach an einer so spannenden Stelle aufzuhören *schimpf*
Ja... deine ist FF im Gesamten ist für mich ein Meisterwerk, auch wenn ich dich bitten würde mit den Namen aufzupassen. Einmal war ich wirklich verwirrt da stand Ryu statt Raven. Aber naja.. ich bin ja auch nicht die Rechtschreibqueen XD
*deine FF zu Favo tu*
Joah^^ Ich mag Vampire, aber das hab ich schon erwähnt XDDD Ich liebe sie *mich korriegier* Ich freu mich wenns weiter geht und das hoffentlich schnell *aufgeregt schon rumhüpf im zimmer*
Deine Forga^^


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