Eine Liebe gegen jede Vernunft... von _Sungmin_ (Bis das der Tod uns scheidet...) ================================================================================ Kapitel 5: Tag & Nacht 5 ------------------------ So liebe Leute... jetzt habt ihr doch tatsächlich schon das fünfte Kapitel der Vampir- FF vor Augen *staun* Aber ich muss gestehen, dass mir dieser Teil, bis auf ein, zwei Ausnahmen, nicht sonderlich gefällt. An manchen Stellen ist es so langatmig oder einfach unsinnig u.u ich hoffe ihr lest es trotzdem und lasst mal so ein paar konspirative Kritiken los *lach* Vielleicht spornt das ja mal an Ansonsten viel Spaß beim lesen *euch mal knuddel* Night ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Aaron war wie versteinert, als er die Hand auf seiner Schulter spürte. Er blickte auf und sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Es kam ihm erschreckend bekannt vor und auch glaubte er, zu wissen, welche Art von Mensch er da vor sich hatte. „Ehm… also wir können auf die Dachterrasse!“, sagte Aaron kleinlaut und ging voran, „Da sind wir ungestört!“ „Ich folge dir unauffällig!“, sagte Pascal, auch wenn das unauffällig nicht ganz stimmte, da ihm fast alle- Jungen wie Mädchen- hinterher starrten. „Aaron, kommt du mit essen?“, fragte eine laute Jungenstimme über die Köpfe der anderen hinweg. „Nein!“, gab der Braunhaarige ihm- ebenfalls laut über die anderen- zur Antwort, „In der nächsten Pause!“ Dann war er auch schon verschwunden- Pascal mit ihm. „Also?!“, fragte Aaron und lehnte sich skeptisch an die Wand unter dem kleinen Dach, dass sie vor dem Regen schützte, „Was willst du von mir? Wer schickt dich und wer bist du?“ „Immer langsam mit den jungen Pferden!“, grinste Pascal und saß lässig auf der Rückenlehne der kleinen Bank neben Aaron, „Ich wurde von Noel hier her geschickt!“ „Ist ihm was passiert?!“, entfuhr es Aaron aufgebracht und er wurde sofort rot, „Entschuldige…“ „Schon ok!“, sagte der Vampir und deutete neben sich auf die Bank, „Setz dich! Es wird etwas länger dauern, bis ich das erklären und erzählen kann, weswegen ich hier bin!“ Widerwillig setzte sich Aaron neben den Schwarzhaarigen Mann. „Du bist Pascal richtig?!“, fragte er dann und sah wieder zu Boden. „Hat Noel schon von mir erzählt?!“, beantwortete Pascal die Frage mit einer Gegenfrage, „Interessant! Hat er gar nicht erwähnt.“ „Es war auch eher beiläufig.“, gestand Aaron verlegen, „Aber du hast die gleiche Aura und Ausstrahlung wie sie!“ „Wie wer?“ „Destiny!“ „Du kennst sie?!“ „Ja…“, sagte Aaron und sah zu Pascal auf, „Sie hat mich und einen Freund vor ein paar Tagen von der Schule heim gebracht!“ „Stimmt ja!“, grinste der Schwarzhaarige und sah in den Ragen hinaus, „Dann weißt du ja wirklich über uns bescheid!“ „Ich weiß, dass ihr Vampire seid- wenn du das meinst!“, nickte der Jüngere, „Mehr aber auch nicht… leider!“ „Jetzt mach nicht so ein Gesicht!“, sagte der Vampir und schlug dem anderen auf den Rücken. „Aber warum bist du denn jetzt hier?“, keuchte Aaron von dem Schlag und sah den Vampir neben sich abwartend an, „Du sagtest, dass Noel dich schickt!?“ „Ach ja… ehm…also“, jetzt kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf, „Die Sache ist die… weißt du, was ein Senti ist?“ Aufgrund der verwirrten Miene von Aaron, schloss Pascal, dass er es nicht wusste. „Also, ein Senti ist ein Untoter- in eurer Sprache auch Zombie genannt! Eigentlich hatten Noel, Destiny und die anderen die letzten Senti und die Aufzeichnungen zu deren Erschaffung, vor über einem Jahrtausend vernichtet. Doch immer wieder kommt es vor, dass sich doch wieder jemand findet, der sich die Senti unterwürfig machen kann.“ „Aber aus was werden diese Senti denn gemacht?“, fragte Aaron, unsicher, ob er die Antwort hören wollte. Pascal seufzte und schüttelte sich kurz. „Wenn man von einem Vampir gebissen wird, kann das zwei Effekte haben! Der erste wäre, dass mit dem Biss das Blut aus dem Opfer gesaugt wird und- wenn der Vampir es zulässt- sich der Mensch ebenfalls in einen Vampir, ein Geschöpf der Nacht, verwandelt!“, versuchte der junge Mann es verständlich zu erklären, „Allerdings wird die Transformation nur dann durchgeführt, wenn der Gebissene damit einverstanden ist und man ihn auch während der Wandlung unterstützen kann!“ „Das hat Destiny mit dir getan!“, stellte Aaron fest und wurde leicht rot, „Es… klingt unheimlich und schön zugleich! Für immer mit demjenigen zusammen… den man liebt!“ Pascal lächelte. Er wusste, wie sich Aaron momentan fühlte, denn vor dreihundert Jahren, als er Destiny begegnet war, war es ihm nicht anders ergangen. „Na ja.. bei mir war es etwas anders!“, sagte Pascal und fuhr unbewusst über die feinen Narben seitlich der Senke am Hals, „Zu meiner Zeit, also als ich noch ein Mensch war, war es noch normal, dass die Menschheit teilweise noch an Krankheiten wie Grippe oder einer läppischen Erkältung starben. Mitten im späten Herbst- oder fast schon Winter passierte es dann, dass ich an einer Lungenentzündung erkrankte… Jedenfalls kannte ich zu diesem Zeitpunkt Destiny und Noel schon, doch hatte Noel mir gesagt, dass man ihnen verboten hatte, eine derartige Beziehung zu einem Menschen aufzubauen, wie es Destiny zu mir getan hatte.“ Er hielt einen Moment inne, seufzte dann schwer. „Jedenfalls sollte es unser letzter Abend in trauter Zweisamkeit sein. Doch ich hatte den Tag über schwer in der Bäckerei gearbeitet und da zu der Zeit die Grippe einherging, musste ich mich angesteckt haben und lag daher am Abend fiebernd und mit Schüttelfrost im Bett.“, ein verträumtes Lächeln stahl sich auf Pascals Gesicht, „Aber da ich ja wusste, dass dies die letzte Nacht war, in der ich Destiny würde sehen könne, missachtete ich den Rat meiner Mutter und des Arztes und verließ das Bett. Wenig später- es kostete mich einiges an Kraft, dass ich noch aufrecht stehen und gehen konnte- erreichte ich den Treffpunkt und sah, dass Noel, Destiny und einige andere in lautlose Kämpfe mit jenen Untoten verstrickt waren, von denen ich dir erzählte.“ Wieder machte der junge Vampir eine Pause und sah den wieder zu Aaron, der seine Worte wie ein Schwamm aufsog. „Was ist dann passiert?“, fragte er neugierig und setzte sich seitlich, mit der Schulter an die Lehne, dass er Pascal besser sehen konnte, „Wie wurdest du zum Vampir?“ „Was dann passierte, weiß ich nicht genau…“, sagte Pascal und überlegte einen Moment, „Ich kam an dem Treffpunkt an und sie kämpften. Da ich mich kaum noch aufrecht halten konnte, lehnte ich mich an die nächst beste Wand und sackte ohnmächtig zu Boden… die Senti, die das frische und warme Blut rochen, sahen auf und während Noel und die andern versuchten, sie in Schach zu halten, löste sich unbemerkt von allen, einer aus der Gruppe und kam zu mir. Dann spürte ich plötzlich wie etwas ziehendes sich von meinem Hals aus ausbreitete und eine warme, zähe und dickflüssige Substanz an meinem Hals entlang rann.“ Entsetzt sah Aaron zu Pascal. „Dieses…dieser Senti hat dich gebissen!?“, fragte er atemlos und schüttelte dann den Kopf, „Verzeih! Ich wollte dich nicht unterbrechen!“ Pascal aber schüttelte den Kopf. „Schon ok!“, sagte er und holte tief Luft, erzählte dann den Rest seines Todes und seines neuen Lebens: „Nachdem der Senti mich gebissen hatte, hielten die anderen inne und sahen zu dem, der allem Anschein nach der Anführer war. Ich hörte Destiny schreien, doch konnte ich bald keinen klaren Gedanken mehr fassen und alles- selbst die Bilder, die ich mit eigenen Augen sah- schienen von weit weg zu kommen… ich sah, wie die Vampire die Senti nun mit allen Mitteln vernichteten und das der, der mich biss, die Flucht ergriff. Jemand beugte sich über mich und hob meinen Kopf an, fühlte den Puls. >Destiny! Er überlebt nicht mehr lange mit dieser Lungenentzündung und dem Blutverlust!< Ich wandte den Kopf leicht zur Seite und sah, wie sich eine dunkle, kleine Lache, langsam vergrößerte. Dann tauchte Destinys Gesicht über dem meinen auf. Sie war noch blasser, als sie es ohnehin schon war und Blutspritzer klebten ihr im Gesicht. >Pascal! Bitte! Du darfst nicht sterben!< Doch es war bereits zu spät. Durch meinen steigenden Blutverlust, wurde mein schon geschwächter Körper immer schwacher und matter, bis ich irgendwann kaum mehr die Augen offen halten . >PASCAL! BITTE! Bitte lass mich nicht allein!< Ich hörte die Frau, die ich liebte, kaum noch, doch dann hörte ich, dass Noel, ihr Bruder, der mich immer mit größtem Missmut bedacht hatte, etwas sagte, dass mein Leben veränderte!“ „Er sagte sie solle dich beißen?“, fragte Aaron atemlos und musste grinsen, als er das Nicken Pascals sah. „Ich wandelte danach fast zwei Wochen zwischen Leben und Tod!“, grinste der junge Mann, „Doch wie man sieht, ist deutlich zu erkennen, welche Seite gewonnen hat!“ Aaron nickte. „Doch warum- und ich will jetzt nicht unhöflich erscheinen- erzählst du mir das alles?“ „Ich möchte, dass du verstehst!“, sagte Pascal, „Verstehst, dass Noel dich wirklich liebt und dich nie wieder verlieren möchte!“ Aaron wurde rot. „Und was ist jetzt mit diesen Senti?“, fragte er dann und versuchte sich zu beruhigen, „Du sagtest, sie seien gefährlich?!“ „Was- öh, ja!“, entfuhr es dem Vampir überrascht, „Sogar sehr gefährlich! Da sie willenlos sind, handeln sie nach Instinkt und beißen und vergiften jeden, der sich ihnen in den Weg stellt!“ „Klingt nicht sehr einladend!“, grinste Aaron schwach, hörte aber aufmerksam zu. „Jedenfalls will Noel, dass du die nächsten Tage nach der Schule sofort nach Hause gehst, keinen Umweg machst und auch sonst ab der Abenddämmerung nicht mehr vor die Tür gehst!“ „Aber was wollen diese Dinger hier?“, fragte Aaron und sah wieder auf seine Hände, „Sind sie hier irgendwo in der Stadt?“ „Noch befinden sie sich gut vier oder fünf Tage von hier!“, sagte Pascal und überlegte, „Aber sie sind schnell! Und Entfernungen bedeuten ihnen nichts!“ „Und… ihr werdet sie jagen?“, fragte Aaron und sah fast verzweifelt zu dem Mann neben sich. ’Er sorgt sich mehr um uns und die anderen als um sich selbst!’, dachte Pascal überrascht, da er es sich nehmen lassen konnte, die Gedanken des Jüngeren zu lesen. Er seufzte schwer und für einen Moment grollte der Donner über sie hinweg. „Hör zu! Senti… bevorzugen entweder Vampire direkt oder diejenigen, die mit ihnen in Berührung waren!“, erklärte er und sah in den Vorhang aus Regentropfen, „Und da man besonders an dir, den Vampirgeruch wahrnimmt, werden sie dieser Spur folgen!“ Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich voll Misstrauen und Unglaube. „Aber…ich- ich hab nie… was ist mit meinen Eltern, meinen Freunden, mit denen ich zusammen war!?“, fragte Aaron entsetzt und wurde ein wenig panisch, „Dann… hei- heißt das ja, dass sie auch in Gefahr sind… oder?“ Pascal schüttelte beruhigend den Kopf. „Nein!“, sagte er mit fester Stimme, denn er meinte es auch so, „Nur der, der direkten Kontakt mit dem Vampir hatte, trägt dieses ‚Mal’ an sich!“ Aaron ließ die Schultern hängen. Nicht, dass er Noel nicht sehen konnte, jetzt musste er sich auch noch zu hause verbarrikadieren und um sein Leben fürchten. Sie schwiegen einen Moment und in diesen wenigen Augenblicken schien der Donner, der über ihre Köpfe grollte, näher denn je zu sein- auch das Prasseln des Regens schien sich verstärkt zu haben. „Wie-“, Pascal schreckte auf, als Aaron plötzlich wieder etwas sagte, „Wie lange wird es dauern, bis die Senti von euch vernichtet sind?“ Für einen kurzen Moment glaubt Pascal, so etwas wie Mitleid in Aarons Stimme zu hören, doch im nächsten Moment war er sich sicher, dass es nur Einbildung war. „Ich weiß es nicht!“, sagte er wahrheitsgemäß, „Es sind schon einige unserer Freunde hinter ihnen her- und bisweilen scheinen keine Menschen angegriffen worden zu sein- aber wir müssen erst herausfinden, gegen was sie alles resistent sind, bevor wir sie vernichten!“ Wieder Stille. „Du sagtest, es gibt zwei Arten von Vampirbiss?!“, fragte Aaron kleinlaut und mied den Blick zu seinem Nebenmann. „Ja! Einmal den, der dich zu einem von ihnen macht und dann der… der dich… in einen Senti verwandeln kann!“, berichtete Pascal und ein Schauder ging ihm durch Mark und Bein, „Wenn ein Vampir dem Wahnsinn verfällt, kann es vorkommen, dass er, wenn er seinen Blutdurst an einem Menschen stillt, er diesen vorläufig tötet!“ „Vorläufig tötet?“ „Ja! Er nimmt ihm einen erheblichen Teil seines Blutes, der normalerweise tödlich ist und lässt dann von seinem Opfer ab und zieht ungeachtet seiner Wege. Dann kann es aber vorkommen, dass das Opfer wieder zu sich kommt, doch durch das Gift was durch den Biss übertragen wurde“, jetzt musste der junge Mann innehalten, da ihm übel wurde, „Jedenfalls… wird der… ehm, als der, der gebissen wurde, wird selbst zu einem Wesen der Nacht, an die Dunkelheit gebunden, doch sind sie weder lebendig noch tot, denn richtig gestorben sind sie nicht…“ „Was passiert dann?“, fragte Aaron leise und schluckte hart. Pascal schüttelte den Kopf und ließ diesen dann lustlos hängen. „Sie werden zu Wesen, die keinen eigenen Willen haben, Marionetten sind und wahllos mordend durch die Gegenden streifen. Immer auf der Suche nach einem Vampir oder deren Sprösslingen, um sich an deren Blut zu laben und einfach weiter dem Irrsinn zu verfallen und sich irgendwann selbst tötend… Senti glauben, dass man, wenn sie das Blut eines Vampires- ob geboren oder erschaffen- trinken, selbst zu einem Wesen wie wir werden! Mit allem was dazu gehört; vom Blut trinken über die Empfindlichkeit gegenüber der Sonne bis zu den mentalen Fähigkeiten.“ „Was sind das für mentale Fähigkeiten?“, fragte Aaron skeptisch und hob eine Augenbraue, „Ich weiß von Noel lediglich, dass ihr ein sehr geringes Empfinden dem Schmerz gegenüber habt, dass ihr sehr gut und schnell rennen könnt und dann eben noch das hören, sehen und ehm… mehr eigentlich nicht!“ ’Na bravo Alter!’, schalte Pascal sich selbst die Dummheit, ’Noel hatte doch mal erwähnt, dass er ihm nichts von der mentalen Verbindung gesagt hatte!’ Wieder seufzte er. „Na wenn es jetzt eh schon raus ist!“, sagte er und zuckte grinsend mit den Schultern, „Du musst mit aber versprechen, es nicht Noel zu sagen! Also, dass ich dir das jetzt sage!“ Aaron nickte wie zur Bestätigung. „Versprochen!“ „Also gut: Neben den von dir genannten Fähigkeiten, besitzen wir noch etwas, was allgemein als Telepathie bekannt ist!“, sagte Pascal und grinste. „I- ihr könnt Gedanken lesen?!“, fragte der Jüngere beinahe entsetzt und setzte sich auf. „Ja… aber ich schwöre dir, dass wir es nur untereinander einsetzen, damit wir Dinge besprechen können, die nicht für anderer Leut’s Ohren bestimmt sind!“, verteidigte sich der Vampir und bereute seinen Entschluss sofort, „Bei dir oder irgendwelchen anderen Leuten machen wir es nicht, da es Zeitverschwendung wäre!“ „Und das soll ich jetzt glauben!?“, fragte Aaron und ein verschlagenes Grinsen trat in sein Gesicht, „Wie… ähm, weit könnt ihr getrennt sein und euch unterhalten?“ Pascal stockte. „Wie jetzt?! Gar keine Angst, dass ich deine Gedanken lese?“, fragte er provokant und grinste. „Nö!“, gab Aaron trotzig zur Antwort, „Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ihr und auch du, das schon getan habt!“ ’Pfiffiges Kerlchen!’, dachte der Schwarzhaarige und musste noch breiter grinsen, „Ok… Du hast mich erwischt! Ich habe deine Gedanken gelesen… aber ich werde nichts verraten!“ „Das will ich dir auch geraten haben!“, grinste Aaron, doch war die Drohung, die in seinen Worten mitschwang deutlich zu hören, „Also die Entfernung?“ Pascal hielt inne und überlegte. „Ich hab das noch nie wirklich ausprobiert!“, gab er zu und sah sich kurz auf dem Dach der Schule um, auf welchem sich große Pfützen gebildet hatten, „Also von hier aus, kann ich mich noch fast ohne Probleme mit Destiny verständigen!“ „Wo ist sie gerade?“ „In der Wohnung von Noel!“, sagte Pascal ohne weiter nach zu denken. „Ihr habt’s gut…“, murmelte Aaron traurig und stand auf, „Ich muss jetzt wieder zum Unterricht!“ „Was- hey! Aaron warte!“, Pascal sprang von der Bank, ’Ich Esel! Ich sollte wirklich erst denken, dann das Maul aufmachen!’ Doch ehe er wirklich etwas tun konnte, war Aaron durch die Tür wieder im Schulgebäude verschwunden. Ich hab’s vermasselt! Du Idiot! Noel hat dich gewarnt! Es ist mir nur so rausgerutscht! Wer kann denn ahnen, dass er SO darauf reagiert?! Durch das plötzliche Klingeln seines Handys in der Jackentasche zuckte Pascal zusammen. Als er ran ging, spürte er sofort, dass Destiny mehr als sauer war. „Was hast du jetzt wieder gemacht?!“, fragte sie sauer. „Hey, fahr mich nicht so an! Ich hab nur aus Zufall erwähnt, dass du bei Noel bist und… na ja, da ist Aaron abgehauen!“, sagte Pascal zu seiner Verteidigung, „Woher sollte ich denn wissen, dass er so empfindlich ist?“ „Noel hat dich gewarnt und dir gesagt, dass du aufpassen musst!“, sagte sie und seufzte, „Hast du ihm wenigstens den Teil mit den Senti erklären können?“ „Ja! Ich bin schließlich keine fünf mehr!“, sagte Pascal trotzig, „Und er hat es auch verstanden!“ „Sicher?“ „Destiny?!“, knurrte Pascal, „Für wie dämlich und unfähig hälst du mich?“ „Schon gut!“, sagte die junge Frau und legte einfach auf. Wir regeln das zu Hause! Pascal seufzte. „Na Bravo!“, murmelte er und sah wieder auf die Tür, durch die Aaron verschwunden war, „Das kann ja heiter werden, wenn Noel rausbekommt, was ich getan habe… und so wie ich ihn kenne, wird er es schon wissen!“ Er sah sich einen Moment um. ’Durch das Schulgebäude zurück zu gehen, macht wenig Sinn…’, dachte er dann und ging in den Regen und an den Gitterzaun, den man zur Sicherheit um die Dachterrasse gezogen hatte, ’Von hier aus über die Dächer zu laufen ist einfach! In null Komma nichts bin ich am Wagen!’ Gesagt, getan. Pascal kletterte in windeseile über den- für ihn- niedrigen Zaun und machte sich dann daran über die Dächer der Nebengebäude auf den Weg zum Haupteingang der Schule. „Ist alles ok bei dir?“, fragte Raven besorgt, nachdem Aaron sich nicht in der Pause hatte blicken lassen und jetzt alleine im Klassenzimmer saß. „Na ja… wie man’s nimmt…“, sagte Aaron leise und bedrückt, mied den Blick in Ravens Gesicht von welchem er wusste, dass es voller Kummer war, „Ich glaube ich geh nach Hause… ich fühl mich nicht gut!“ „Soll ich mitkommen?“, fragte der Freund und ging neben ihm in die Hocke, „Nicht, dass du noch umkippst!“ „Na meinetwegen!“, nuschelte Aaron, erhob sich und schlurfte aus dem Zimmer, Raven hinter ihm her. Auf dem Weg durch den Regen- Aaron hatte unbedingt zu Fuß gehen wollen- sprachen die beiden Jungen kaum miteinander; redeten nur, wenn es nicht anders ging. „Und du willst wirklich nicht darüber reden?“, fragte Raven nach weiteren stummen zehn Minuten, „Ich lache auch nicht- oder so! Nur bitte rede mit mir!“ „Mit mir ist alles ok!“, grinste Aaron zerknirscht, „Alleine, dass du jetzt mitgekommen bist, hebt meine Stimmung!“ „Na wenn du meinst…“, seufzte Raven und sah sich um, „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir beobachtet werden!“ Ruckartig sah der Braunhaarige auf und sah sich um. Durch den Regen war alles merkwürdig verschwommen und unscharf. Doch niemand, außer den üblichen vorbei hastenden Passanten, die vor dem Regen flüchteten, war zu sehen. ’Dank den Erzählungen von Pascal leide ich jetzt schon an Verfolgungswahn!’, dachte Aaron und schüttelte sich, „Komm weiter! Ich hab keine Lust hier noch weiter aufzuweichen!“ „Na hör mal!“, protestierte Raven lautstark, „Du wolltest doch laufen!“ „Jetzt hör auf zu mockeln und komm!“, rief Aaron, der schon vorgegangen war, „Oder das Mittagessen fällt aus!“ „Bloß nicht!“, rief Raven und rannte zu ihm, „Was gibt es denn?“ „Das wird nicht verraten“, grinste der andere und sie gingen- nun um einiges besser gelaunt- nach Hause. „Sag mal… würde was dagegen sprechen, wenn ich heute Nacht hier schlafe?!“, fragte Raven, als sie gerade im Wohnzimmer hockten, sich Lasagne und DVD’s ansahen. „Eigentlich nicht! Nö- wieso auch!?“, gab Aaron ihm zur Antwort und sah auf die Standuhr in der Ecke, „Wir haben gerade mal drei. Was wollen wir denn noch machen!?“ „Was hälst du davon, wenn wir ins Einkaufszentrum gehen und mal nach ein paar neuen Klamotten für uns gucken?“, schlug Ryan vor und stellte seinen Teller weg, „Wenn ich dich mir so ansehe… du solltest dir mal unbedingt was neues in den Schrank hängen!“ „Wieso?“, fragte der andere, „Die Sachen sind bequem und halten noch!“ „Schon…aber sie sind verwaschen und abgetragen!“, stellte Raven verhalten fest, „Deine Eltern geben dir doch genug Kohle im Monat- lass mal die Sau raus und kauf dir, was dir gefällt!“ Jetzt grinste Aaron breit. „Also gut!“, sagte er und stand auf, „Überredet! Lass uns die Läden leer fegen gehen!“ „Du weißt aber, dass ich nicht mal die Hälfte deines Geldes zur Verfügung habe?“, lachte der Junge mit den Mausgrauen Haaren und stand ebenfalls auf, „Ich werde also nicht so sehr viel kaufen können!“ „Wir machen das schon!“, grinste Aaron und griff nach den Jacken und Regenschirmen, „Jetzt komm!“ ’Er scheint endlich mal etwas abgelenkt!’, dachte Raven zufrieden und folgte seinem Freund nach draußen, ’Selbst wenn er Noel so abgöttisch liebt… er sollte nicht daran zerbrechen!’ Die nächsten vier Stunden waren pures Vergnügen. Zusammen grasten Raven und Aaron die Geschäfte im Einkaufszentrum ab. Mehr als einmal fanden die beiden etwas, dass ihnen gefiel und das anschließend auch kauften. Mit etlichen Tüten beladen setzten sie sich letzten Endes in eines der zahlreichen Cafes und bestellten sich zwei Milchkaffee. „Da kann ich gut und gerne die Hälfte meines Kleiderschrankes verwerfen!“, sagte Aaron und begutachtete seine Ausbeute, „Endlich mal wieder frischer Wind in Sachen Klamotten!“ „Du hättest das schon längst mal machen können!“, grinste Raven und nahm die Arme vom Tisch, da die Kellnerin ihnen das Bestellte brachte, „Aber was machen wir jetzt mit dem Abend? Wenn wir wieder bei dir sind, ist es zu früh zum schlafen und zu spät für größere Aktivitäten!“ „Wie wäre es dann… mit Chips und dem anderen Zeug und ein paar DVD’s?“, schlug der Braunhaarige vor und nippte an dem heißen Kaffee, „Oder aber ein paar Runden auf der Playstation!“ „Klingt beide sehr verlockend!“, überlegte der andere und legte einen Finger ans Kinn, „Wie wäre es mit beidem?“ „Auch eine sehr gute Idee!“, grinste Aaron und nickte dann, „Also erst ein bisschen Playsi und dann DVD’s!“ Raven nickte zustimmend. Die beiden Jungen tranken dann ihren Kaffee und unterhielten sich über die Schule, die Lehrer und die Mitschüler in der Klasse und während der Kurse. „Was ist eigentlich mit Riku?“, fragte Raven neugierig, „Wollte sie sich nicht an Noel ran machen?!“ „Schon!“, Aaron grinste seinen Freund breit an, „Aber seither war er ja nicht mehr bei uns! Daher konnte sie sich auch nicht an ihn ranmachen!“ Der Grauhhaarige nickte verstehend. „Und…ehm…wie sieht es zwischen euch aus?“, fragte er vorsichtig, wusste er ja nicht, wie weit er mit seinen Fragen gehen konnte, „Ich meine…ehm…ja also… du hast ihn seither doch auch nicht mehr gesehen!“ Aaron seufzte und sah auf seine Hände. „Ich liebe ihn und daran kann keiner etwas ändern!“, sagte er und wurde leicht rot, „Der Mann der vorhin bei mir war- du hast ihn sicherlich gesehen- meinte, Noel würde mich auch lieben… doch habe ich es noch nie von Noel selbst gehört!“ „Aber… was lässt dich denn so an Noel zweifeln?“, fragte Raven und beugte sich vor, damit er nicht so laut sprechen musste. „Du hast ihn dir noch nicht richtig angesehen. Ich war bereits ein paar Mal mit ihm schwimmen- wenn auch nur abends- aber er hat einen Körper, für den jede Frau töten würde!“, sagte Aaron und wurde noch röter, „Ich meine… ich begehre ihn mit jeder Faser meines Körpers… doch wer garantiert mir, dass Noel nicht bloß mit mir spielt?!“ „Auch wenn ich Noel erst zwei Mal gesehen habe und dann auch nicht wirklich lange, so kann ich sagen, dass er dich wirklich liebt!“, lächelte Raven, „Denn die Blicke, mit denen er dich ansah, während ich dabei war, haben Bände gesprochen!“ „Meinst du?“, fragte Aaron und sah auf. „Klar!“, sagte Raven mit Nachdruck in der Stimme, „Der liebt dich abgöttisch! So etwas habe ich bislang bei noch keinem gesehen!“ Aaron lächelte hoffnungsvoll und trank dann seinen Milchkaffee aus. Raven tat es ihm gleich. Die beiden bezahlten und verließen dann das Einkaufszentrum. Beide Jungen machten sich einen bunten Abend mit Chips, Salzstangen und einigen Flaschen Bier. Dazu sahen sie sich mehr als zehn DVD’s an und als Aaron auf die Uhr sah, war es halb vier am Morgen. „Wir so- ollten schlafen gehen!“, sagte er grinsend und stand mit wackeligen Beinen auf, „Ess is schon schpät!“ „Tatsache Alter!“, lachte Raven und machte das Licht aus, „Schhoon verd-mmt spät!“ Die beiden torkelten die Treppe rauf und fielen dann in ihr jeweiliges bett- Raven bekam eine dicke Gästematratze neben dem Bett von Aaron. „Wann st- st- stehen wa denn morjen auf?“, fragte der Grauhaarige und kuschelte sich in die Decken und Kissen, „Hab jeinen Bock of Schu- ule!“ Aaron grinste in seine eigenen Kissen. „Kaine Ahnung!“, sagte der Braunhaarige zufrieden, „Wahrschaiinlich gaaaaa- ahnz spät!“ „kay!“, nuschelte Raven und drehte sich auf die andere Seite und schlief dann augenblicklich ein. Aaron jedoch sah noch eine ganze Weile aus dem Fenster, vor dem der große Baum seine knorrigen Äste hin und her bewegte. ‚Auch wenn es von Raven nett gemeint war… mir ist nicht entgangen, dass Noel sich nicht gemeldet hat!’, dachte er sehnsüchtig und schloss die Augen, ‚Sie alle- Pascal, Destiny und Raven- meinen es zwar gut mit mir… aber die Zweifel gegenüber Noel bleiben in meinem Herzen… bis er selbst mich vom Gegenteil überzeugt!’ Zweifelnd und auch hoffend schloss Aaron schließlich die Augen und schlief auch bald darauf ein. Während Aaron und Raven sich den Tag mit Shoppen, Bier und DVD’s vertrieben, kochte Noel vor Wut. „Er hat es doch nicht mit Absicht getan!“, versuchte Destiny ihren Bruder zu beruhigen und stellte sich zwischen Noel und Pascal, der sich die angeschlagene Lippe hielt, „Wer hätte denn gedacht, dass Aaron so schnell eins und eins, selbst mit einer für ihn unbekannten zusammen zählen kann!?“ „Ich hatte ihn gewarnt! Ich hatte euch beide gewarnt!“, knurrte der Weißhaarige wütend und schritt im Zimmer auf und ab, „Aber nein! Du musstest ihm ja von den mentalen Fähigkeiten und all dem anderen Kram erzählen!“ „Das andere wusste er doch schon!“, protestierte Pascal empört, „Immerhin bist du mit ihm aus dem Fenster und in den Baum gesprungen!“ „Danach hat keiner gefragt!“, fauchte nun auch Destiny und drehte sich um, sah dann wieder zu ihrem Bruder, „Was gedenkst du jetzt zu tun?“ Noel seufzte. „Da es ja nicht anders geht… vorerst den Kontakt zu ihm so gering wie möglich halten, damit man keinen Verdacht schöpft!“, resignierend warf Noel sich auf einen Sessel, „Das ist sehr förderlich, wenn er mir ohnehin schon SO sehr vertraut!“ „Noel es… es tut mir leid!“, sagte Destiny leise und sah zu Boden, „Wenn wir dir irgendwie helfen können… dann lass es uns wissen!“ Mit diesen Worten schubste sie Pascal die Treppe zur Galerie hoch um Noel mit seinen Gedanken alleine zu lassen. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass es ihn so sehr trifft!“, sagte Pascal leise und setzte sich in einen Drehsessel, „Es tut mir leid, Destiny!“ „Mach dir nichts draus…“, sagte die Vampirin abwesend, „Noel hat seine eigenen Methoden, mit so etwas klar zu kommen! Und ich bin mir sicher, er wendet sie jetzt gerade an!“ Noel saß unten in dem Sessel und hatte einen Arm über die geschlossenen Augen gelegt. Doch wiedererwartend, stand er nach wenigen Augenblicken wieder auf und griff nach dem Telefon- wählte die Nummer eines Anwesens in den schottischen Highlands. „Sie wünschen?!“, fragte eine herablassende männliche Stimme, „Mylord und Mylady sind zur Zeit sehr beschäftigt!“ „Geben sie mir meine Mutter!“, sagte Noel mit dem gleichen herablassenden Tonfall wie der Mann am anderen Ende. „Es ist lange her, dass du hier angerufen hast!“, sagte eine hohe, melodische und wohltuende Stimme, „Alles ok bei dir?“ „Bitte verzeiht, dass ich euch störe Mutter!“, sagte Noel schuldbewusst und trat auf den Balkon, besah sich die Stadt unter dem Regenschleier, „Bislang ging es mir recht gut. Doch durch die Verwaltung der familiären Geschäfte hier, war ich sehr in einen strengen Terminplan eingespannt und habe daher die regelmäßigen Anrufe bei euch vergessen.“ „Es freut deinen Vater und mich wirklich sehr, dass du dich dort um alles kümmerst! Damit nimmst du uns einen großen Teil der Arbeit auch schon ab!“, stimmte seine Mutter zu, „Doch du rufst nicht wegen eines Palavers über irgendwelche Geschäfte an! Was ist los bei dir?!“ „Seid ihr noch auf dem Gebiet der Traumdeutung tätig?“, fragte Noel ohne Umschweife und lehnte an das kalte Mauerwerk, wartete die Antwort seiner Mutter ab. „Natürlich! Doch seit wann schenkst gerade du der Deutung von Träumen eine solche Beachtung?“, hakte die Mutter des Weißhaarigen nach und er spürte förmlich ihren skeptischen Blick auf sich ruhen, „Hat es vielleicht mit diesem jungen Mann zu tun, der dir ins Herz zu blicken versucht?“ „Wo-“, setzte der junge Vampir an, doch gab seine Mutter ihm die Antwort, „Destiny! Aber sei ihr nicht böse! Sie meinte es gut!“ „Ja… ja!“, murrend verdrehte der Weißhaarige die Augen, „Aber ja… um genau diesen dreht sich der Traum!“ „Hast du eine Ahnung warum?“ „Er… der Traum war so echt… und da ich von euch weiß, dass es keine Zufälle gibt, habe ich Angst, dass sich der bloße Traum zu einem Wahrtraum entwickeln kann!“ „Erzählst du es mir genauer?“ „Deswegen der Anruf bei euch Mutter!“, sagte Noel und seufzte. Schluckte hart. Dann schloss er für einen Moment die Augen und begann seiner Mutter in aller Ausführlichkeit zu erzählen, was er in dem Traum gesehen und gefühlt hatte. „Und ihr seid euch sicher, dass es Senti sind?“, fragte Noels Mutter und seufzte, „Ich hatte gehofft, dass man die Relikte zu ihrer Erschaffung schon vor Urzeiten vernichtet hätte!“ „Aber da wir uns nie sicher sein können, wer über welche Mittel und Wege zu deren Erschaffung verfügt… müssen wir immer wieder mit neuen rechnen!“. Seufzte Noel und fuhr sich durch die Haare. „Leider…“, stimmte ihm seine Mutter zu, „Aber was deinen Traum angeht… so kann ich es nicht genau sagen!“ „Zu was tendiert ihr mehr?“, fragte der Weißhaarige beunruhigt. „Schenke diesem Traum nicht so viel Beachtung!“, sagte Vampirmutter mit sanfter Stimme, „Mir kommt er vor wie ein ganz normaler Traum, in dem die Ängste Ausdruck finden, die in dir schlummern!“ „Habt vielen Dank!“, sagte Noel und ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, „Ich melde mich so schnell wie möglich wieder bei euch!“ „Ich werde dich und auch deine treulose Schwester und ihren Mann, bei Gelegenheit daran erinnern!“, lachte Noel Mutter und beide legten gleichzeitig auf. Noel schloss seufzend die Augen und sackte an der Mauer nach unten auf den Boden. ‚Es hat also keinerlei Bedeutung!’, dachte er zufrieden und grinste wie ein Honigkuchenpferd, ‚Ich machte mir also umsonst Sorgen um meinen Kleinen…’ „Mein Herr“, ertönte die leise Stimme des Mädchens neben Noel und ließ ihn zusammen fahren. „Was willst du?“, fragte Noel etwas barsch und änderte sofort seinen Tonfall, „Verzeih! Ist dir ein neuer Name eingefallen?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein mein Herr!“, sagte sie und ging in die Hocke, auf Augenhöhe mit Noel, „Deswegen wende ich mich an euch! Ich wollte euch bitten, den Namen für mich zu wählen!“ Der weißhaarige sah sie skeptisch an. „Na wenn du das möchtest!“, sagte er schließlich und lehnte den Kopf wieder freudig grinsend an die Wand. „Ihr seht so glücklich aus…“, stellte das Mädchen unnötig fest und lächelte, „Ist etwas geschehen, das euch so zufrieden stellt?“ „Na ja… glücklich kann man das nicht gerade nennen…“, grinste Noel, „Einfach nur … frei und überaus zufrieden- eben nicht das gleiche wie glücklich!“ „Verstehe…“, sagte das Mädchen mit dem rostroten Haar und nickte, „Aber warum seid ihr zufrieden?“ „Schon ok!“, grinste Noel und zerwuschelte ihr die Haare und hielt dann inne, „Ich glaube, ich werde dich Midnight nennen!“ „Das soll fortan mein Name sein?! Midnight?“, fragte das Mädchen ungläubig und legte den Kopf schief, „Aber wenn Ihr es so wollt… werde ich mich fügen!“ Noel stand auf und war im Begriff wieder in die Wohnung zu gehen, blieb aber an der Balkontür stehen und sah Midnight ernst an. „Ich möchte, dass du die nächsten Tage vorerst in deinem Zimmer bleibst!“, sagte der Weißhaarige und seufzte, „Ich werde Destiny darum bitten müssen, dir das hier übliche, aber nur in Notfällen anzuwendende, jagen beizubringen!“ Dann war er verschwunden. Midnight sah ihm einen Moment nach. Dann aber ging sie in ihr Zimmer und tat wie ihr geheißen. Bringt ihr das Jagen bei! WAS?! Liebster Schwager… hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen? Nein habe ich nicht und jetzt tut, was ich sage! Immer mit der Ruhe Brüderchen! Wir machen ja schon- jetzt?! Ja! Jetzt! Der mentale Kontakt zu seiner Schwester und ihrem Mann brach ab- als Zeichen, dass sich die beiden mit dem Mädchen, das nun auf den Namen Midnight hörte, auf den Weg in die nächste Stadt machten, um sie in die Künste des lautlosen Jagen einzuweisen. Seltsam ächzend setzte Noel sich wieder in einen Sessel und schloss die Augen. Wenn er nicht bald aus seiner Wohnung heraus kam, würde er noch wahnsinnig. ‚Ich hasse dieses eingesperrte…’, dachte der Vampir säuerlich und gähnte, ‚Und müde bin ich auch!’ „Dann…solltet Ihr vielleicht schlafen gehen!“, säuselte eine Stimme hinter Noel und ließ ihn aufschrecken, „Vielleicht… wenn Ihr es wollt, kann ich Euch in Eurem Bette ja ein wenig Gesellschaft leisten?!“ Noel setzte sich auf und betrachtete die junge Frau. „Ich glaube, damit wäre dein Mentor Viktor wenig zufrieden!“, sagte er kühl und wandte dann den Blick ab, „Außerdem gebe ich mich nur selten mit Frauen ab, wenn ich so viele Leute hier in der Wohnung habe!“ „Aber sie müssen es ja nicht mitbekommen!“, sagte die Rothaarige und beugte sich provokant über die Brust von Noel, stellte ihre üppige Oberweite mehr als bieder zur Schau, „Ich kenne spezielle Techniken, die einem zum Stillschweigen bringen!“ „Behalte deine ’Techniken’ mal lieber für dich!“, sagte Noel und schob das Mädchen von sich und stand auf, „Wie ich bereits sagte, halte ich nicht sehr viel von Frauen und deren nächtlicher Gesellschaft!“ Ohne die Frau eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ Noel das Zimmer. ‚Dämliches Flittchen!’, dachte der Weißhaarige wütend und trat gegen ein Bein seines Betts, ’Der einzige, den ich will, ist Aaron! Keine Frau und erst recht keine Vampirin mit einem solch biederen Aussehen!’ So ging es noch die nächste halbe Stunde und die Flüche Noels, auf die Vampire der Arktis, wurden immer verächtlicher und herablassender. Dass draußen mittlerweile bereits wieder der Tag anbrach, bemerkte der Weißhaarige nicht. Erst als Destiny und Pascal mit einer doch recht erschöpften Midnight wieder kamen, wurde er sich der fortgeschrittenen Tageszeit bewusst. „Wieso seit ihr so spät?“, fragte Noel erstaunt und führte sie in das Zimmer der Mädchens. „Die Kleine konnte gar nicht genug bekommen!“, seufzte Pascal und deckte den zierlichen, tiefschlafenden Mädchenkörper zu, „Aber wir konnten sie dann schließlich doch überzeugen, nächste Nacht, mit den Übungen weiter machen!“ „Interessant!“, murmelte Noel wieder und besah sich die Gesichtszüge des Mädchens, „Aber wenn sie euch eine gelehrige Schülerin ist, dann soll sie es meinetwegen auch noch so lange bleiben, bis ihr sie für einen guten und einen vor allem sich Selbstbeherrschenden Vampir haltet!“ „Na meinetwegen!“, seufzte Destiny und verdrehte die Augen, „Ich hatte gehofft, den anderen bei der Jagd nach den Senti zu helfen… aber wenn du es so haben willst!“ „Ach komm schon!“, sagte Pascal freudig und legte einen Arm um die Schulter seiner Frau, „Wir bekommen auch noch unseren Spaß!“ „Na wenn du das sagst!“, sagte die blonde Frau und ging zur Tür, „Aber wir sollten Midnight jetzt schlafen lassen und es ihr bis zu einem gewissen Grad nachmachen!“ Die beiden Männer nickten und verließen das kleine Zimmer. „Wir ziehen uns für eine Weile in das andere Gästezimmer zurück!“, gähnte die Vampirin und war bereits verschwunden. Pascal zuckte nur mit den Schultern. „Nimm es ihr nicht übel… die Jahrhunderte machen sie ab und an etwas launisch!“, gluckste der Schwarzhaarige und ging zur Zimmertür, „Gönn dir auch mal ein klein wenig Schlaf! Es wird schon nichts passieren!“ Noel grinste zerknirscht zurück und nickte dann. „Ich werde deinen Ratschlag beherzigen!“, sagte er und streckte sich, „Wir sehen uns!“ „Nacht Alter!“ „Nacht Jungchen!“ Wieder grinsten beide Männer und verschwanden dann in ihrem jeweiligen Zimmer. Müde und erschöpft, wie nach einer schweren Grippe, warf der Weißhaarige sich auf das große Bett, welches er in seinem Schlafzimmer sein Eigen nannte. ’Ein weiches, warme, bequemes und herrliches Bett!’, dachte Noel zufrieden, schloss die Augen und war kaum einen Augenblick später eingeschlafen. Während Noel und die anderen Vampire sich nun für den Tag schlafen legte, damit sie in der Nacht wieder aktiv werden konnten, hob Aaron verschlafen den Kopf aus den Kissen. „Morgen….“, kam es müde und würgend aus dem Bett neben seinem, „Hast du auch so einen Kater?“ Aaron sah sich blinzelnd in seinem Zimmer um. Draußen herrschte eine matte Trübheit und das Prasseln gegen die Fensterscheiben verriet, dass es immer noch in Strömen regnete. „Wie spät haben wir?“, fragte Aaron leise und hielt sich den schmerzenden Kopf, „Ich glaube… das Bier war schlecht!“ „Da wette ich mit dir drauf!“, stöhnte Raven und setzte sich auf, „Böh… nie wieder Alkohol, wenn man am nächsten Morgen früh aufstehen muss!“ „Wir können auch weiter pennen!“, sagte Aaron und stand auf, „Zur Schule geh ich heute lieber nicht!“ „Dann gute Nacht!“, sagte Raven und legte sich wieder hin, deckte sich zu und schlief ein. Aaron grinste und ging ins Bad und zum Klo. Als er wieder ins Zimmer kam, stand Raven bereits an der Tür und wartete ungeduldig. „Na endlich!“, sagte er erstickt, „Ich mach mir gleich in die Hose!“ Schon war er im Badezimmer verschwunden. ‚Wie gut, dass wir hier mehrere Badezimmer haben!’, dachte Aaron grinsend und ließ die Jalousienen herunter. Dann legte er sich wieder hin und döste weg. Als Raven dann auch wieder kam, grinste er kurz und schlief dann wieder ein. Während die Tage vergingen und das Wetter nach wie vor mehr als durchwachsen war, verhinderten immer wieder kleine Zwischenfälle, die Abreise von Ignatius und seiner Familie. Allmählich verloren alle die Nerven denn sie waren seit nun mehr als einer Woche auf engem Raum, quasi eingesperrt. „Ich hab die Schnauze voll!“, murrte Viktor und warf Noel einen abfälligen Blick zu, „Seit einer Woche nichts als diese stinkende Wohnung, Regen und keinerlei Freiheiten!“ „Spar dir den Atem!“, fuhr Destiny den Mann an, „Es nützt nichts zu fluchen- solange wir nicht mehr Leute bekommen, können wir euch nicht aus der Stadt bringen!“ Das, was Destiny meinte war die Tatsache, dass Alicia vor zwei Tagen gekommen war und verkündet hatte, dass sich die Senti vermehrt hatten und nun nahe der Stadt waren. „Solange wir nicht sicher gehen können, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht, können wir es nicht riskieren, diese dreckigen Gestalten aus den Augen zu lassen! Zum Wohle aller!“, hatte das Mädchen gesagt und dabei abfällig die Vampire aus der Arktis gemustert, „Ich melde mich, sobald wir die Eskorte begleiten können!“ Pascal hatte Noel unter den Armen gepackt und unter Mühen in sein Zimmer gesperrt, somit verhindert, dass er mehr aus seiner Wohnung als ein paar Gläser zertrümmerte. „Sollte ich vielleicht mit ihm reden?“, fragte Destiny besorgt und lauschte an Noels Zimmertür, da sie keine mentale Verbindung zu ihm aufbauen konnte, „Es ist so still da drin…“ „Dann geh nachsehen!“, sagte Pascal und schlang die Arme um die Taille Destinys, „Er wird dich schon nicht beißen!“ „Ha ha… das ist jetzt gerade etwas unpassend!“, murrte die Vampirin und schmiegte sich an den Mann, „Er war so sauer… und gleichzeitig so aufgelöst… Aaron muss ihm verdammt viel bedeuten.“ „Das habe ich nie angezweifelt.“, sagte Pascal leise und wiegte seine Frau sacht in den Armen, „Wenn er von ihm gesprochen hat, hat er richtig gestrahlt und sah so glücklich aus.“ Jetzt schwieg er einen Moment. „Weißt du… ich kenne Noel jetzt erst seit gut dreihundert Jahren, aber er sah nie zufriedener aus… und das auch noch bei den Unterschieden und der Gefahr, die Aaron sich aussetzt!“, der schwarzhaarige Vampir lächelte, „Wenn du jetzt mit ihm sprichst, hilfst du ihm!“ „Na dann ab in die Höhle des Löwen!“, seufzte Destiny und machte sich aus Umarmung Pascals los, „Aber auf deine Verantwortung!“ „Nun geh schon!“, lachte der Vampir, gab seiner Frau einen leichten Klaps auf die Schulter und verschwand auf der Galerie. Ohne weiter anzuklopfen, öffnete Destiny die Zimmertür und bekam einen Schwall kalter Luft ins Gesicht. „Noel?“, fragte sie leise in den Raum hinein und sah den jungen Vampir auf dem Boden seitlich des Bettes sitzen. Sie ging um das Bett herum und trat in den Windzug der Balkontür, setzte sich neben ihren Bruder. „Alles ok bei dir?“, fragte sie und musterte Noel verstohlen. Er saß auf dem Boden, hatte die Knie dicht an den Körper gezogen und die Arme um diese geschlungen. Den Blick hatte er starr nach vorne gerichtet und sah mit glasigem Blick nach draußen in die Nacht. „Hey… das mit der Eskorte ist doch kein Weltuntergang!“, versuchte die junge Frau ihren Nebenmann aufzumuntern, „Aaron wird es verstehen!“ „Wird er … aber innerlich wird er sich fragen, warum ich ihm einen solchen Scheiß erzähle, nur damit ich ihn nicht sehen müsse…“, murrte Noel und blinzelte, „Wäre ich kein Vampir, an die Nacht gebunden… dann wäre alles anders, unkomplizierter und einfach…“ „Das wird schon!“, sagte die Blondine, „Wenn Alicia und die anderen mit unseren lieben Freunden fertig sind, kommen sie so schnell es geht hier her und du bist die los!“ „Aber zu welchem Preis?!“, fragte der junge Vampir und ließ seine Beine los, streckte sie der Länge nach aus, „Zu welchem Preis Destiny…“ Darauf wusste die Vampirin keine Antwort. Schweigend und irgendwie verlegen sah sie zu Boden. Schweigend rutschte Destiny weiter zu Noel und lehnte mit ihrem Kopf gegen seine Schulter, griff nach seiner Hand. „Wenn das hier vorbei ist… warum nimmst du dir dann nicht mit Aaron eine Auszeit?!“, fragte sie leise und sah ebenfalls nach draußen, wo man seit Tagen zum ersten Mal wieder den klaren Himmel und die Sterne sah. „Wie meinst du dass?“, fragte der junge Mann und gähnte tief, „Ich kann ihn nicht einfach irgendwo mit hin nehmen!“ „Schon… aber wie wäre es, wenn du ihm dann mal zeigst, wie du lebst?“, sagte Destiny und schloss die Augen, „Zeig ihm, dass du es ernst meinst… Und der Anfang wäre, dass du ihm zeigst, was du machst, wo du wohnst und das alles! Allein das schafft schon unheimliches Vertrauen!“ „Ich werde deinen Vorschlag zu beherzigen wissen und versuchen ihn auch umzusetzen!“, seufzte der Weißhaarige Vampir und stand vorsichtig auf, „Danke für deine Hilfe Schwesterchen!“ In den darauf folgenden Tagen besserte sich das Wetter wieder etwas, aber gleichzeitig wurde es auch kälter. Die letzte Hitze, die noch geblieben war, war nun endgültig verflogen. Die Laune der Vampire, die sich in der Wohnung von Noel befanden, besserte sich allerdings kaum. Viktor und seine Zwillinge ließen keinen Augenblick aus, sich über Noel, Destiny oder aber Pascal und Midnight das Maul zu zerreißen. „Dieser Bengel hat doch keine Ahnung, wie wichtig die Freiheit uns ist!“, murrte eine der beiden Frauen und lehnte sich an den Oberkörper von Viktor. „Genau… er als kleines, verwöhntes Kind weiß nicht, wie sehr Vampire wie wir die Freiheit und die offene Welt genießen!“, sagte die andere und lehnte sich gegen den Mann, wie es schon ihre Schwester tat, „Hier in dieser stinkenden, engen Wohnung und immer nur dieses ekelige Konservenblut… das übersteht doch kein normaler Vampir!“ „Warum reicht ihr drei nicht als Geleitschutz aus?!“, fragte Ignatius gereizt und musterte Pascal finster, da dieser ihm gerade gegenüber saß, „Ihr seit doch wohl erfahren genug, um so etwas durchzuführen, oder etwa nicht?!“ „Wir haben Erfahrung genug, daran mangelt es uns nicht!“, sagte Pascal gleichgültig, „Aber es ist zu riskant! Schon alleine, weil Ihr auf dumme Ideen kommen könntet!“ „Du wagst es?!“, knurrte Ignatius und packte Pascal an der Kehle, hob ihn einige Zentimeter vom Boden, „Vergleiche uns nicht mit diesen gewöhnlichen, geschaffenen Vampiren, die unter dem Pantoffel ihrer Schöpfer stehen!“ Der schwarzhaarige Vampir klammerte sich an den Arm und das Handgelenk seines Peinigers, versuchte sich aus dessen Griff zu befreien. „Vielleicht sollte ich dir mal zeigen, was wir echten Vampire mit kleinen, schmierigen Blutsverrätern wie dir machen!“, knurrte der Rothaarige, „Oder aber du wirst den Tag bereuen, an dem du zu einem von uns wurdest!“ Er bleckte seine Zähne und ließ einen Laut ertönen, der tief aus seiner Brust zu kommen schien. „Vielleicht sollte ich dir ein für alle mal zeigen, wozu ich fähig bin?!“, überlegte er laut und kam der Kehle Pascals immer näher. Dann aber hielt er inne. „Einen einzigen Tropfen und du bist die längste Zeit ein Vampir und vor allem ein Mann gewesen!“, sagte eine helle, aber nahezu bedrohliche Stimme hinter Ignatius, „Lass ihn los!“ „Was willst du kleine Göre von mir?!“, fragte der Vampir, wandte sich um und sah den Träger der Stimme an und erstarrte. Vor ihm stand Destiny und drückte ihm einen breiten silbernen Dolch in den Schritt. Ihre einstmals eisblauen Augen waren tiefschwarz und bedrohlicher wie kaum etwas anderes auf der Welt. „Ich wiederhole mich ungern!“, sagte die junge Frau ruhig, „Deine Männlichkeit oder mein Mann!“ Langsam und bedächtig ließ Ignatius Pascal wieder runter und stellte ihn auf die Füße. „Da hast du ja nochmals Glück gehabt, dass dein kleines Frauchen dich gerettet hat!“, sagte er leise, so dass nur Pascal ihn hören konnte, „Wie gesagt, ich bin ein echter Vampir und stehe unter niemandes Befehl!“ Dann wandte er sich ab und verschwand in dem Zimmer, in dem er und sein Gefolge untergebracht waren. Wütend und finster starrten Pascal und Destiny Ignatius hinterher. Dann packte die junge Frau den Dolch wieder weg und sah zu dem Schwarzhaarigen. „Alles ok?!“, fragte sie und sah auf die Uhr, „Je eher diese Kerle weg sind, desto besser!“ Hast du Noel gesehen? Nein, seit gestern Abend nicht mehr! Mir schwant übles! Wie sehr Destiny mit ihrem Verdacht Recht behalten sollte, bestätigte sich schnell und in Form eines Anrufes von Emmett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)